Mein Kaffee kommt per Segelschiff! -...

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15 INFO3 APRIL 2018 ANTHROPOSOPHIE IM DIALOG Beim Kaffeetrinken die Anbauer direkt unterstützen und dabei noch an einer kleinen Revolution des Containerschiffsverkehrs mitwirken – ein neues Fairtrade-Projekt will zeigen, dass das geht. Mein Kaffee kommt per Segelschiff!

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15INFO3 APRIL 2018 ANTHROPOSOPHIE IM DIALOG

Beim Kaffeetrinken die Anbauer direkt unterstützen und dabei noch an einer kleinen Revolution des Containerschiffsverkehrs mitwirken – ein neues Fairtrade-Projekt will zeigen, dass das geht.

Mein Kaffee kommt per Segelschiff!

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ZEITGESCHEHEN

Von Jens Heisterkamp | Fotos: Teikei

Unsere Bauern – das sind immer die ersten wenn es um die Bereitstellung und immer die letzten, wenn es um das Geschäft mit den Lebensmitteln geht. Solidarische Landwirtschaft (SoLawi) ist daher ein zunehmend beliebter Ansatz der Direktvermarktung landwirtschaftlicher Erzeug-

nisse. Dabei bildet sich eine Gemeinschaft von Konsumenten um einen Bauern-hof und verpflichtet sich zur Zahlung eines monatlichen Grundbetrages. Im Ge-genzug liefert der Hof den Mitgliedern regelmäßig Produkte, meist in Form einer Lebensmittelkiste. Die Vorteile liegen auf der Hand: Das Modell der Mitglied-schaft bietet dem Hof nicht nur wirtschaftliche Planungssicherheit, sondern oft auch höheren Gewinn, da der mitverdienende Zwischenhandel auf dem Weg zu den Kunden entfällt. Ein nicht unwesentlicher Seiteneffekt ist sozialer und päda-gogischer Natur: denn die Mitglieder, oft Familien mit Kindern, entdecken oder

ZEITGESCHEHEN Soziale Landwirtschaft interkontinental

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Die Reifung des Herzens

Zur medizinisch-pädagogischen Menschenkunde der Pubertät für Ärzte, Lehrer, Therapeuten

Wie erwacht die Seele an der Welt und im Herzen?

Wie findet die befreite Seele sich selbst? Wir suchen in der Verschmel-zung von Wissenschaft und Kunst die schöpferische Menschenkunde, in der wir unser eigenes Streben nach dem Mensch-Werden begreifen und dadurch das Vertrauen der Jugend-lichen gewinnen. Erfahrene Experten zeigen Wege aus Krisen und Krank-heitsstörungen.

Besuchen Sie unsere Website www.kolisko-akademie.de für nähere Informationen.

Anmeldung: Eugen-Kolisko-Akademie e.V.Haberschlaiheide 1, 70794 [email protected] 0711/77 44 63

Datum: 04. – 09. Juni 2018

Veranstaltungsort: Filderklinik, Filderstadt

Veranstalter: Eugen-Kolisko-Akademie e.V.

vertiefen durch den Kontakt zum Hof ihr Interesse an den elementaren Pro-zessen des Säens und Reifens, erfah-ren die Auswirkungen der Natur auf die Ernte und gewinnen nicht zuletzt Ein-blicke in die komplexe soziale Situation der Landwirtschaft.

JAPAN ALS VORBILD

Das SoLaWi-Prinzip funktioniert regio-nal – die Kunden kennen die Erzeuger aus eigenem Kontakt. Aber die Vielfalt an Versorgungsmitteln ist bei einer So-Lawi an die lokalen klimatischen Ver-hältnisse gebunden und deshalb auf bestimmte Erzeugnisse limitiert. Kar-toffeln, Brot, Gemüse – was aber ist bei-spielsweise mit Kaffee?

Hier versucht nun eine Initiative, das SoLaWi-Prinzip buchstäblich über Kontinente hinweg zu erweitern. Ziel

ist der Brückenschlag von Bio- und Demeter-Kaffeeanbauern aus Mexiko zu VerbraucherInnen in Deutschland. Der Name des Pro-jekts lautet „Teikei“. Das kommt aus dem Japanischen und steht für „Zusammenarbeit“. In Japan hat unter dem Namen Teikei das Prinzip der Solidarischen Landwirtschaft schon enorme Aus-maße erreicht, deshalb das Vorbild. Einer der Initiatoren des Kaf-feeprojekts ist Hermann Pohlmann, ehemaliger Alanus-Studie-render, Sozialkünstler und Unternehmer, der bereits Erfahrung mit Solidarischer Landwirtschaft in Brasilien gesammelt hat. Sei-ne Idee: Kaffeeliebhaber in Deutschland und der Schweiz finan-zieren gemeinschaftsgetragen die Kaffeeproduktion. „Dazu fin-den sich Menschen zusammen, die gemeinsam Ernteanteile bei

Solidarische Landwirtschaft von Mexiko nach Europa

Soziale Landwirtschaft interkontinental

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ZEITGESCHEHEN

uns erwerben und untereinander aufteilen. So entstehen die Verbrauchergemein-schaften. Mit den Beiträgen der Verbrauchergemeinschaften können unsere Kaf-feebauer-Familien in den Bergen von Coatepec, der alten Kaffeehauptstadt Mexi-kos, dann wirtschaften“, so Pohlmann.

Dies geschieht in einer biodynamischen Agroforst- und Permakulturwirtschaft, mit Respekt für die Natur, für die Biodiversität der Anbauregion und insbesonde-re auch mit Respekt für die Kaffeebauern. „Diese erhalten einen Preis, welcher die europäischen Fair-Trade-Standards weit übersteigt“, versichert Pohlmann. Doch damit nicht genug: Die komplette Warenkette ist nachhaltig, einschließlich des Kaffee-Transports. „Das passiert nicht wie üblich im Flugzeug oder im Contai-ner, sondern mit dem Segelschiff Avontuur, das den Atlantik ausschließlich mit Windkraft überquert und somit CO2-neutral ist. Auch sonstige Verschmutzungen der Ozeane, wie zum Beispiel durch Schweröl, sind so ausgeschlossen“, freut sich Hermann Pohlmann. Drei bis vier Wochen braucht ein Segler bei direktem Kurs für die Überfahrt.

Gemanagt wird der Transport durch die Reederei Timbercoast, die das Ziel hat, eine nachhaltige Alternative zum Containerhandel aufzubauen. Der Sprung in die Praxis ist mit „teikei coffee“ schon gelungen: Erste Probelieferungen des Kaf-fees sind zunächst auf dem herkömmlichen Handelsweg nach Deutschland ge-langt. Eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne hat erste Geldmittel zusam-mengebracht. Als nächstes müssen nun gefestigte Verbrauchergemeinschaften aufgebaut werden, welche die erste Lieferung von gesegeltem Kaffee realisieren. Dabei kann im Prinzip jeder mitmachen, der beim Kaffetrinken Genuss, ein gutes Gewissen und einen Hauch Abenteuer miteinander verbinden möchte. ///

So kann man dabei sein:

Ein Bauer braucht für seinen Le-bensunterhalt die Verpflichtung von 600 Familien zur Abnahme des Kaffees. Gleichzeitig wirkt das Projekt am Ausbau des CO2-freien Container-Schiffs-verkehrs mit. Auf der unten ge-nannten Website kann man Probierpakete ordern und Mit-glied werden:

https://teikeicoffee.org/ teil-werden/

Video zu Teikei:https://www.youtu-be.com/watch?v=w-Lmxf6GO90&feature =youtu.be

Fairer Kaffee und ein Hauch von Abenteuer: Mit-Initiator Hermann Pohlmann