Menschen | Märkte | Meinungen startups€¦ · Oktober 2017 | Preis: 4,90 Euro | E 2014 südbaden...

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netzwerk Menschen | Märkte | Meinungen südbaden Oktober 2017 | Preis: 4,90 Euro | E 2014 Container, Labore, Co-Working – wo die Gründerszene der Regio entsteht startups Unter Wasser: Der Europa-Park wächst weiter Unterirdisch: Marktposse am Münsterplatz Unter Veganern: E-commerce ohne tierische Produkte

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Container, Labore, Co-Working – wo die Gründerszene der Regio entsteht

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Unter Wasser:Der Europa-Parkwächst weiter

Unterirdisch:Marktposse am Münsterplatz

Unter Veganern:E-commerce ohnetierische Produkte

Erfreulicherweise bestätigen beinahe alle Betrof-fenen, mit denen netzwerk südbaden bei der Behandlung des zentralen Themas in diesem Heft gesprochen hat, dass das Gründerklima und die Rahmenbedingungen für Startups in Süd-baden trotz der behindernden bürokratischen Hürden und gesetzlichen Auflagen gut sind. Und das liegt natürlich nicht nur an der gene-rell boomenden Wirtschaft, sondern daran, dass man den unternehmungslustigen Gründern bei den wichtigsten Problemen tatkräftig unter die Arme greift. Dies betrifft offensichtlich nicht pri-mär die direkte finanzielle Förderung, sondern das von vielen Gründern häufig unterschätzte notwendige Wissen darum, was man alles tun und beherrschen muss, wenn selbst die beste Geschäfts- oder Unternehmensidee wirklich funktionieren soll: Der einfallsreichste Tüftler oder Techniker, der innovativste Digitalgigant – sie müssen nicht unbedingt glänzende Betriebs-wirte oder Werbespezialisten sein. Und so ist früher nicht selten bei besten startup-Projekten das Unternehmen gescheitert, weil der Gründer nicht das notwendige Know-how zur Realisie-rung hatte. Das sieht mittlerweile deshalb anders aus, weil die Wirtschaft überhaupt, die Interes-sensvertreter in besonderem Maße, aber auch die städtischen und Landesinstitutionen die Not-wendigkeit einer Hilfestellung erkannt haben. So gibt es nicht nur in Freiburg wichtige fördernde Vereinigungen für Startups, sogar die Universi-tät spielt mit, sondern auch etwa in der Ortenau

arbeiten Institutionen, die ideenreiche Gründer unterstützen, wenn deren Pläne überzeugen kön-nen. Natürlich spielt dann für den Beginn des Unternehmens Geld eine große Rolle, aber auch in diesem Bereich gehen die tatkräftigen Jung-unternehmer zunehmend neue Wege – etwa mit dem Crowdfunding. Am wichtigsten aber – das haben beinahe alle in diesem Heft vorgestellten Startup-Beteiligten gesagt und wir selbst können das nur bestätigen –, sei das Netzwerk, seien die Kooperationen, mit denen man sich an das Wag-nis der Neugründung heranmacht, und das gilt auch für den augenblicklich besonders aktiven Bereich der Digitalisierung.

Neben diesen für die Zukunft unserer Wirt-schaft ungemein wichtigen Startup-Aktivitäten werden in diesem Heft wie stets auch bedeut-same andere Themen vorgestellt, so etwa die reiz-vollen Möglichkeiten der Gemeinde Waldkirch und das in Freiburg bedrängendste Problem der Wohnsituation.

Eine nachdenkliche und aufmunternde Lektüre wünscht Ihnen

herzlichstnetzwerk südbaden – der Herausgeber

Daniel Schnitzler

LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER!

Editorial

4 netzwerk südbaden

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INHALTSVERZEICHNIS

EDITORIAL 4

TITELGründerzeit 6Freiburg: vom Grünhof zur Lokhalle 10Software: Kristian Raue gründet weiter 18Wirtschaftsförderung: Wo die FWTM unterstützt 22Beratung: wie wichtig Netzwerke sind 24Forschung: Von der Gründung zum Investor 26Arbeitswelt: Der Chefscout von vitra im Gespräch 28Ernährung: Edeka hilft Lebensmittel-Startups 32

MÄRKTESC-Mitgliederversammlung mit Satzungsdebatte 34Bauen: Kreativität und Entschlossenheit gefragt 38

Mittagstisch: „Fluxus“, Freiburg 44Ortsporträt: Waldkirch 46Münstermarkt: Gängelung war keine 54Kriminalität: Wie ein Mord Freiburg verändert 56

Wasserpark: Grundsteinlegung im Europa-Park 58Kaum Freiwasser in Restaurants 62Einzelhandel: Schweizer auf Rückzug 66Marketing-Club Südbaden 68

Blues bei Birkenmeier 81Freiburger Mittelstandskongress 82

Meldungen 84Brandschutz als E-Learning 92Plaza Culinaria: 5-Sterne-Küchenparty 94Literatur: Regio-Business im Roman 95Flexible Büros in Binzen 96

VDU UNTERNEHMERINNENMiriam Brilla, boutique vegan 36

MADE IN SÜDBADENDer Clipsolo 78

KOLUMNENFrank Rechenbach, Blickpunkt Mittel-stand 60Oliver Kamenisch 65Benedikt Flügel 79Tobias Bobka 80Christa Porten-Wollersheim 88Klaus Wehrle 98

KULTURBasel: Alicia Keys kommt 72Offenburg: Zu Ehren von Peter Vogel 74Bestseller / Klassik-Startups / Schwarzwald 102

AM SCHREIBTISCHKirsten Moser, Colombi-Hotel 100

IMPRESSUM

Herausgeber: Daniel Schnitzler (V.i.S.d.P)Redaktionsleitung: Rudi Raschke

Redaktion: Katharina Müller

Autoren: Stephan Elsemann, Uli Homann, Daniela Frahm, Philipp Peters, Silke Raschke

Kolumnisten: Oliver Kamenisch, Klaus Wehrle, Tobias Bobka, Benedikt Flügel, Marco Forten-bacher, Christa Porten-Wollersheim

Schlussredaktion: Prof. Dr. Günter Schnitzler

Art Direction & Editorial Design: Ann-Kristin Maier Coverfoto: Alexander Dietrich

netzwerk südbaden GmbH

Bayernstraße 10, 79100 FreiburgTelefon (Redaktion): 07 61/61 24 62 - 76Telefax: 07 61/61 24 62 - [email protected]

Geschäftsführer: Daniel Schnitzler

Anzeigen & Abo:Philipp Anton (verantw.)Telefon: 07 61/61 24 62 - [email protected]

Druck: Hofmann Druck, Emmendingen

Registereintrag: Eintragung im HandelsregisterRegistergericht: Amtsgericht Freiburg i. Br.Registernummer: HRB 710747Umsatzsteuer-ID: DE 288417800

Betrieblicher Datenschutzbeauftragter nach § 4 f,§ 4 g BDSG:RA Prof. Clemens PustejovskyWallstraße 6, 79098 FreiburgTel. 07 61-21 68 68-0, Fax: 0 761-21 68 [email protected], www.np-recht.dewww.knowhow-recht.de

Es gilt die Preisliste vom 01.01.2017

Inhaltsverzeichnis

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Gründerzeit

Sind wir nicht alle ein bisschen Startup?

Warum es in der heutigen Wirtschaft gute Gründe gibt, sich bei den Ideen zeitgemäßer Gründer zu bedienen

Von Rudi Raschke

Sind wir eigentlich ein „Startup“? Nicht, dass wir bei netzwerk südba-

den ständig die wie-betrifft-uns-das-Frage stellen würden, aber selten hat bei uns ein Titel so sehr die Frage nach dem eigenen Selbstverständnis aufgeworfen. Kurze Dienstwege, Spaß am Tüfteln, vernetz-tes Teamwork in sich ständig neu erge-benden Hierachien, noch nicht zu lange am Markt, unübersehbar im Wachstum begriffen – und irgendwie auch gut im Brechen von Regeln: es gibt wohl nicht viele abo- und anzeigenfinanzierte, altmo-

dische Printmagazine, die in den vergan-genen 12 Monaten von durchschnittlich 60 auf 100 Seiten pro Monat angewach-sen sind. Gut, andererseits ist digital vieles bei uns im Kinderschuh-Modus. Aber die Wachstumsmöglichkeiten gehören ja bei Startups auch dazu.

Die vorliegende Ausgabe ist aber auch das Ergebnis eindrücklicher Beobachtungen über das ganze vergangene Jahr. Zu erleben war, wie die Startup-Kultur selbst traditions-reiche Unternehmen in Südbaden bereichert:

Bei Endress+Hauser in Maulburg trafen wir beispielsweise wunderschön ausgestat-tete Räumlichkeiten an, die in diesem Spirit gestaltet sind: Rückzugsecken für schnelle Meetings, ein recht fließender Übergang zwi-schen Werkstattplätzen und Orten zum Ver-netzen und Relaxen, ein kleines Auditorium mit Townhall-Charakter. Nur dass all diese Annehmlichkeiten nicht einem schicken Digital-Team zuteil werden – sondern den Azubis. Startup-Kultur zur Mitarbeiterbin-dung: auch das ist ein Weg, den traditions-reiche Industrie-Unternehmen heute gehen.

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Titel

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Freiburg

Grünhof: Von der Ex-Kneipe zur Lokhalle – wie aus Tradition Innovation wird Von Rudi Raschke

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Titel

Software

Groß denken, klein startenEin Besuch bei einem Unternehmer, der weiß, wie man Startups aufzieht – aktuell entwickelt der „Jedox“-Gründer Kristian Raue mit der Cedalo AG sein viertes Projekt Von Rudi Raschke

Bei Startups gibt es bei weitem nicht nur das Bild der gemeinschaftlich geteilten

Schreibtische im Coworkingspace samt angedockter Infrastruktur, wie sie den Frei-burger „Grünhof“ prägen. Es gibt auch Soft-waretüftler, die abseits der Szene hier Beacht-liches schaffen. An einem kommt man in der Region nicht vorbei: Kristian Raue.

Nach „Graphitti“ (1991) und „Intellicube“ (1997), initiiert damals noch im Hessi-schen, schaffte es „Jedox“, heute angesie-delt am Freiburger Hauptbahnhof, auf 130 Mitarbeiter, als er sich 2014 zum Verkauf entschloss. Inzwischen ist die Zahl sogar auf rund 200 gewachsen, Raue ist . Von seinem Wohnort in Kirchzarten aus entwickelt er mit seiner Frau Gabriele gerade „Cedalo“.

Wieder geht es um Software, diesmal für den Bereich automatisierter Prozesse im sogenannten IIoT, dem „Industrial Internet of Things“, das eng mit Themen rund um die „Industrie 4.0“ zu tun hat.

Wenn es um größere Gründungen in der Region geht, kann Raue viel sagen. Was der 55-Jährige über seine Startup-Erfahrungen sagt, eignet sich gut als Knowhow oder Rat-geber für viele junge Gründer. Zum Beispiel, wie er die Seed-Phasen, also die der Aussaat erlebt, wie die Wachstumsphase ausschauen sollte und wie mit externem Kapital gearbei-tet werden kann.

Raue hat gemeinsam mit seiner Frau mit Jedox ein Software-Unternehmen geschaf-fen, bei es um die Themen Business Intel-

ligence, Controlling, das Reporting von ahlen ging – beachtlich war daran die hohe Leistungsfähigkeit bei leichter Bedienung im Stil einer Excel-Tabelle. Ideal also für Mittelständler. Viele Jahre hintereinander gelang es ihm, die Umsätze um jeweils bis zu 50 Prozent pro Jahr zu steigern. Nach 12 Jahren entschied er sich für den Ausstieg, beim Verkauf verzichtete er auf jegliches Behalten von Anteilen oder Mandaten.

Und ging nach einer Ruhepause an das nächste Projekt. Bei „Cedalo“ stehen ähnli-che Vorteile im Handling im Vordergrund, auch die Idee, Daten und Software in der Cloud statt in eigenen Rechenzentren zu nutzen, findet ihre Fortsetzung. Nur dass es jetzt vermehrt um Prozessketten in Fer-

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Titel

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Lebensmittel

Mit Starthilfe ins Supermarkt-RegalDie Edeka will mit einem Portal Gründern aus dem Lebensmittel-Umfeld helfen. Kaufleute und Jung-Unternehmer aus Südbaden begrüßen diese Initiative. Von Philipp Peters

Am Anfang musste Jan Nelis Klinken putzen. Nelis ist einer von drei Grün-

dern hinter „no-limit“ – einem Superfood zum Trinken. Die süßliche Flüssigkeit soll die Brücke zwischen Smoothie und Energy-drink schließen. Dazu musste er den direk-ten Kontakt zum Supermarkt-Inhaber suchen. Aber wenn das nicht geklappt hätte? Wie bekommt man ein neues Getränk, einen veganen Brotaufstrich oder Chips aus Sellerie überhaupt in den Supermarkt?

Die großen Handelsketten lassen sich den Platz im Regal teuer bezahlen. Sie planen oft über Monate im Voraus, welche Pro-dukte wo stehen, wann sie im Angebot sind und wie und ob sie prominent bewor-ben werden. Diese Konditionen werden

Superfood fürs Glas: Auch im Bereich Ernährung grründen sich Startups

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Titel

Bauen

Werdet endlich kreativ!Nicht nur weil es in dieser Ausgabe um Startups geht: Der Freiburger Kampf um neuen Wohnraum wird leider recht fantasielos geführt. Vielleicht täten ein Hinterfragen und ein Blick über den Tellerrand der Stadt einmal gut. Von Rudi Raschke

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Märkte

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Neulich im Kinzigtal: Bei einem Podium des Büroausstatters Streit wird auf

recht spannende Weise die Zukunft der Arbeit erörtert. Raphael Gielgen, Chef-scout von vitra (siehe auch Interview in dieser Ausgabe) und Rudolf Kast, Legende des hiesigen Personalwesens und mit der „Personalmanufaktur“ nun als Coach aktiv, sind die Redner. Wie werden wir in Zukunft führen, wie sieht unsere Arbeitsumgebung aus? „Eine neue Welt entsteht“ lautet der Vortrag von Gielgen,

der sich an 150 Tagen im Jahr zwischen Silicon Valley und Tokio umschaut. Was er dort sieht, kommt eines Tages auch zu uns.

Zwischendurch, deshalb steht es hier am Beginn des Artikels, streift er auch das Thema Stadtplanung. Wie neue Quartiere zum Leben erweckt werden, wie die Qua-lität uralter Stadtideen für neue Belebung sorgt, wie sich neue Kieze bilden, die als lebenswert wahrgenommen werden.

Das alles ist nur ein Aspekt eines irren Ritts durch die digitale Zukunft, aber spätestens hier landet man in Gedanken bei der Stadt Freiburg und ihrer Zukunftsplanung, die vertrackter denn je ist: Auf der Suche nach dem fehlendem Wohnraum werden zwar regelmäßig schraffierte Stadtplanflecken in Pressekonferenzen an die Wand ge beamt – von einer konkreten, mitreißenden Visualisierung, wie hier Lebensqualität für möglichst viele geschaffen werden könnte, sind sie allerdings so weit entfernt wie eine

Sanierung in der No-Go-Zone: Die Wiehre sperrt sich gegen Nachverdichtung Foto: Alexander Dietrich

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Märkte

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Ortsporträt

Waldkirch – mit der Wirtschaft im DialogNicht nur das Unternehmen Sick bringt den Standort im Norden von Freiburg voran Von Daniela Frahm

Lebenswert: Ortsmitte in Waldkirch Foto: Alexander Dietrich

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Märkte

Wenn es um die Wirtschaft in Wald-kirch geht, dominiert ein Name:

die Sick AG. Und das nicht nur, weil das Firmengelände direkt hinter dem Orts-eingang liegt, wenn man von Freiburg aus nach Waldkirch rein fährt. Der Sensor-hersteller ist mit rund 2500 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber in der mit 21.000 Einwohnern zweitgrößten Stadt im Land-kreis Emmendingen. „Manche behaupten, wenn Sick etwas möchte, dann wird das sofort erledigt“, sagt Oberbürgermeis-ter Roman Götzmann, „das stimmt so nicht, aber natürlich bemühen wir uns um ein gutes Miteinander mit dem größten Gewerbesteuerzahler der Stadt.“

Und der investiert nicht nur in die Erweiterung seines Unternehmens, das weltweit 8000 Mitarbeiter beschäftigt, sondern auch in die Stadt. Kürzlich wurde

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In Freiburg-Zähringen entstehen 65 moderneEigentumswohnungen zur Kapitalanlage oder für den Selbstbezug!

„Alles nur ein Missverständnis“, titelte die Badische Zeitung jüngst und rela-

tivierte eine Betrachtung angeblich neuer Restriktionen für die Beschicker auf dem Freiburger Münstermarkt. Große Aufre-gung zu Beginn, der Vorwurf von Schi-kanen waberte über das Kopfsteinpflaster, am Ende war alles beim Alten.

Worum ging es? Um Kleintransporter, mit denen die bäuerlichen Standbetreiber ihre Waren anliefern. Angeblich erfuh-ren sie Ende August, dass sie ihre Autos nicht wie bisher in Sichtweite ihrer Stände abstellen dürften. Dass sie abladen und die Waren unbeaufsichtigt lassen müssten,

um irgendwo aufwändig einen Parkplatz suchen zu müssen. Die Kleinlaster fehlten ihnen dann auch bei schlechtem Wetter als Windschutz, und wenn sie Nachschub brauchten, müssten sie erst wieder zum weit entfernt parkenden Transporter lau-fen. Angeblich, damit die Fahrzeuge das idyllische Bild und die Atmosphäre des Münstermarktes nicht störten.

Ständig würden ihnen Steine in den Weg gelegt, klagten die Beschicker. Im Netz ging ein shit-storm los, wie ihn die zustän-dige Freiburger Wirtschaft Tourismus und Messe GmbH (FWTM) noch nicht erlebt hat. Realitätsfern sei das Parkverbot und

ginge zu Lasten der armen Beschicker. Ja, deren Existenz werde gefährdet: „Sie wol-len sich nur mit einem ‚schönen Markt‘ rühmen, merken aber nicht, dass sie ihn kaputt machen. Marktfrauen und - Män-ner, wehrt euch, die Bevölkerung steht hinter Euch“, wurde im Netz formuliert, und „in der Radel - Stadt will man nicht wahrhaben, dass Autos, Klein- und größere LKW zur Versorgung unverzichtbar sind.“

Dann war zwei Wochen später in der BZ zu lesen, nichts habe sich geändert. Nach wie vor würden die Regeln gelten, die der Gemeinderat 2010 beschlossen hat fürs Par-ken der Beschicker auf dem Münsterplatz.

Münstermarkt

Shitstorm um nichtsDie vermeintliche Gängelung der Freiburger Marktbeschicker war gar keine

Von Uli Homann

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Märkte

Erweiterung

Jetzt ‚macken‘ sie den Wasserpark

Grundstein gelegt: Die Inhaber Familie Mack ergänzt den Europapark mit einer riesigen Wasserwelt.

Von Uli Homann

So ausgedehnt wie 63 Fußballfelder: diese Größenordnung wird der erste Bauab-

schnitt des Wasserparks vor den Toren des Europaparks Rust haben. Ganzjährig soll er geöffnet sein, in einem riesigen Gebäude mit 25 Attraktionen, darunter allein 17 Rutschen, mit Deutschlands größtem Wel-lenbad und zunächst nur einem Außenpool. Poolfläche insgesamt: 4000 Quadratmeter. Daneben entsteht ein sechstes Hotel, wie der Wasserpark mit acht nordischen The-menbereichen   im skandinavischen Stil gehalten. Die Gesamtinvestition in Höhe von 150 Millionen Euro, sagt Parkinhaber Roland Mack, stellt derzeit das größte Pri-vatinvestment in Baden-Württemberg dar – auf 450 000 Quadratmetern.

„Wir m a c k e n das“: Baden-Württem-bergs Tourismus-Minister Guido Wolf führte das Wortspiel in Anlehnung an Angela Merkels „Wir schaffen das“ ein, und die Macks schaffen mit Unternehmen aus Baden zusammen: mit der Rendler Bau GmbH in Offenburg und der Wilhelm Füssler Bau GmbH in Karlsruhe - ein kla-res Bekenntnis zur Region. Wobei Roland Mack zugibt, in der derzeit erhitzten Bau-konjunktur sei es außerordentlich schwer geworden, überhaupt passende Bauunter-nehmen zu finden.

Zwanzig Jahre Vorlauf hatte die von stürmischem Regen umtoste Grundsteinle-gung für den Wasserpark Mitte September, irgendwie passten die Wassermassen von

oben zum Thema dieses Tages. Und bald ragen zwischen Europapark und Autobahn elf Kräne in die Höhe, zehn Ingenieurbüros sind involviert, 15 Designer kümmern sich um das Erscheinungsbild der Wasserwelt.

Dreißig Gutachten mussten geschrieben werden zu allen möglichen und unmög-lichen wasserrechtlichen und umweltbe-dingten Gesichtspunkten. Wildtierkor-ridore wird es geben, an die Fledermäuse wurde gedacht und 2000 neue Bäume werden gepflanzt. Bevor es richtig losgehen konnte, waren schon 22 Millionen Euro in die Vorbereitung und Infrastruktur des Projekts geflossen. Eines Projekts, das inter-kommunalen Charakter hat: 40 Prozent der benötigten Fläche liegen auf Gemar-

Familie Mack mit Gästen und Euro-Maus (vorne) beim feierlichen Event. Foto: Europa-Park GmbH & Co Mack KG

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Märkte

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Gastronomie

Schwache Geste für GästeWie der Teufel das Weihwasser – Restaurant-Besitzer scheuen den Ausschank von Gratis-Wasser

Von Stephan Elsemann

Wasser ist beliebt im Café in Freiburgs altem Wiehrebahnhof. Zwei Karaffen

mit Leitungswasser stehen auf dem Tresen für die Gäste bereit – gratis zur Selbstbe-dienung. Der Theker Bogdan Sobokar kommt kaum nach mit dem Auffüllen der zwei Karaffen, so schnell sind sie schon wieder leer. Manchmal ärgert er sich über Gäste, die sich hemmungslos am Gratiswas-ser bedienen und das Angebot ausnutzen. Denn er hat doch so einiges zu tun mit dem Wasser und den Gläsern, die immer wieder gespült und bereitgestellt werden müssen. Gäste sehen es häufig anders. Schließlich komme das Wasser aus der Leitung und koste nichts – so eine verbreitete Meinung – und anderswo gehe das doch auch.

Vor allem die Urlaubsländer am Mittel-meer werden gern als Beispiel erwähnt. Nur teilweise stimmt das. In Italien ist das Wasser aus der Karaffe Teil des „Coperto“, eines Betrages der für Besteck und Service

gesondert auf der Rechnung erscheint. In Frankreich hingegen wurde durch ein Dekret der Generaldirektion für Wettbe-werb, Verbrauch und Betrugsbekämpfung (DGCCRF) schon 1967 festgeschrieben, dass zum Essen eine Karaffe Wasser dazu gehört und dem Gast nicht berechnet wer-den darf. Wer sich aber an die Wasserkaraf-fen aus dem Urlaub erinnert, hat vielleicht auch noch die Chlorwolke in der Nase, die recht häufig über der Gratiskaraffe schwebt, denn in Orten mit Urlaubswert ist Trinkwasser häufig knapp und stark gechlort. Nicht so in Südbaden und in Freiburg, das Wasser in hier von allerbester Qualität und zudem reichlich vorhanden. Und reichlich Wasser zu trinken, gilt als gesundheitsförderlich. Seit Jahren wurde die Ansicht verbreitet, dass man mindes-tens zwei Liter am Tag zu trinken habe. Bei Tests wie von der Stiftung Warentest kam zudem heraus, dass Leitungwasser genau so gut ist wie das Mineralwasser aus der Fla-

sche. Gesünder sogar, denn Mineralwasser geriet in Misskredit wegen verschiede-ner Probleme mit den Kunststoffflaschen mit Verkeimung bei der Abfüllung und Geschmacksveränderung. Hinzu kommen Nachhaltigkeits- und Umweltgründe, die gegen Mineralwasser sprechen, denn es muss aufwändig abgefüllt und transportiert werden. Warum also tun sich die Gastwirte mit dem Leitungswasser so schwer? Das gesunde Wasser, das quasi fast gratis aus der Leitung kommt, wird dem Gast häufig in Kleinstgläsern und oft unter mißbilligen-dem Blick verabreicht, oder auch gar nicht – unter Verweis auf die Getränkekarte mit dem Flaschenwasser für klingende Euro. Wie der Teufel das Weihwasser, so fürch-tet der Gastwirt das Leitungswasser, so scheint es. Die Gründe liegen vor allem in der eisernen traditionellen Regel, nach der in Deutschland der Wirt sein Geld mit den Getränken verdient, nicht mit dem Essen. Und so sind in Deutschland, anders

Märkte

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Foto: Unsplash / Alexandru Tugui

Schon im Frühjahr hatte der Einzelhan-delsverband geschnauft: Immer weniger

Schweizer kommen zum Einkaufen nach Freiburg und in das südbadische Umland. Auf seiner Pressekonferenz hat der Verband diesen Trend bestätigt. Und er trägt noch eine andere Sorge mit sich: In den Geschäf-ten wird offenbar immer öfter geklaut.

Wie viele Ladendiebstähle jedes Jahr in Deutschland passieren, weiß kein Mensch. Ein Salzstreuer verschwindet schnell mal in der Jackentasche, ohne dass er danach in einer Statistik auftaucht. „Offizielle registriert werden jährlich nur knapp 400.000 Ladendiebstähle“, sagt Olaf Kather, Hauptgeschäftsführer des

Handelsverbandes Südbaden. Die Han-delsforscher vom EHI in Köln schät-zen hingegen, dass es 65-mal mehr sein könnten. 26 Millionen Diebstahldelikte gebe es jedes Jahr in Deutschland, so die Forscher. Das wären – die Sonntage nicht mitgezählt –  ungefähr 85.000 pro Tag. „Viele Händler fühlen sich ohnmächtig,

Einzelhandel

Haben die Schweizer genug von Südbaden?

Fast jeder zweite Händler zählt weniger Kunden aus dem Alpenstaat.

Von Philipp Peters

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Märkte

Ausstellung

Pädagoge und KlangkünstlerEine große Schau in Offenburg ehrt den Freiburger Peter Vogel posthum

Von Stephan Elsemann

Peter Vogel, der große Pionier interaktiver Kunst, ist im vergangenen Mai verstor-

ben. Am 22. Oktober wird wird ihm post-hum der Oberrheinische Kunstpreis 2017 verliehen und zu diesem Anlass eine große Retrospektive seines Lebrnswerks in der Städtischen Galerie Offenburg eröffnet. Mit seinen interaktiven Klang- und Lichtobjek-ten, seinen elektronischen Bewegungsobjek-ten, „Zwitschermaschinen“, Flügelobjekten, seinen „Schattenorchestern“, Klangtürmen und Klangwänden, seinen Klang- und Tanz-performances gilt Peter Vogel in der internati-onalen Kunstszene als einer der herausragen-

den Pioniere der elektronischen Klangkunst. Die Ausstellung in Offenburg umfasst sein gesamtes Schaffen. Peter Vogel konnte noch selbst an der Vorbereitung mitwirken. In der Offenburger Ausstellung werden auch die vielfältigen Bezüge seines Gesamtwerks zur Entwicklung der elektronischen und digita-len Klangkunst erschlossen.

Filigran sind Vogels Objekte. Zarte schlanke Gestalten, gebaut aus Drähten und Schaltkreisen, kleinen Lautsprechern und winzigen Glühbirnen und LEDs. Objekte von Peter Vogel verbergen nichts. Doch scheinbar nur. Kommt man Ihnen zu

nahe, so werden sie aktiv. Sie bewegen sich, machen Geräusche, geben Töne von sich, leuchten und blinken. Seine Kunst ist inter-aktiv. Anschauen allein hilft nicht weiter. Der Betrachter muss sich einschalten und sich mit den Objekten auseinander setzen. Spielerisch herausfinden, auf was und wie sie reagieren, auf Schall, Licht oder Bewegung. Es sind die Objekte eines Künstlers, der auch einmal als Physiker eine Gehirnsonde entwickelte. Der vor Zeiten eine Ballett-ausbildung machte und choreographierte. Der seit den 90er Jahren mit Techno-Musik arbeitete. Und schon in den 50er Jahren mit

Offene Elektronik: Die Objekte von Peter Vogel sind interaktiv Foto: Stephan Elsemann

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Kultur

ENDRESS+HAUSER STÄRKT SEIN ANGEBOTEndress+Hauser, einer der international führenden Anbieter von Messgeräten, Dienstleistungen und Lösungen für die industrielle Verfahrenstechnik, hat zum 1. Oktober 2017 die IMKO Micro-modultechnik GmbH übernommen, den Hersteller innovativer Systeme zur Feuchtmessung. Mit der IMKO Micromodultechnik erweitert das Unternehmen sein Angebot an Qualitätsmessungen im Bereich der Prozessmesstechnik. Die Systeme von IMKO mes-sen die Feuchte mit Hilfe der Time Domain Reflectometry, kurz TDR. „Dieses innovative Verfahren bietet große Vorzüge gegen-über anderen Technologien“, sagt Dr. Andreas Mayr, Geschäfts-führer der Endress+Hauser GmbH und Co. KG. „So hat die Leit-fähigkeit keinen Einfluss auf die Messung. Die IMKO-Systeme arbeiten präzise, zuverlässig und wirtschaftlich.“ Mit der Über-nahme folgt das Unternehmen seiner Strategie, seine Kunden künftig vom Labor bis in den Prozess zu unterstützen. Der Sitz von IMKO im baden-württembergischen Ettlingen bleibt erhalten und die derzeit 19 Mitarbeiter werden übernommen. Die Firmen-gruppe Endress+Hauser zählt weltweit 13.000 Beschäftigte und erwirtschaftete 2016 über 2,1 Millarden Euro Umsatz.

SICK BILDUNGSHAUS – ALLES UNTER EINEM DACHHell, lichtdurchflutet, mit viel Glas und hohen Fenstern und einer gewissen Leichtigkeit fügt sich das „Gisela Sick Bildungshaus“ in die Merklinstrasse 19 in Waldkirch. Seit dem Wochenende ist das Haus, das Schule und Wirtschaft verbindet, der Öffentlichkeit zugänglich – pünktlich zum Beginn des neuen Schuljahres, mit Schulmensa, ein Ausbildungszentrum der Sick AG für Azubis und der städtischen Musikschule.

Es sei ein Anliegen der Familie Sick, Bildung zu fördern und solches Engagement miteinander zu vernetzen. In Zusammenar-beit mit Schulen sollen Technologien den Schülern nähergebracht werden, eine Kooperation von Wirtschaft und Bildungsträgern, so Helmut Hirth, Architekt des Gebäudes bei der Eröffnungsfeier.

Sick ging offen mit den Kosten für das Gebäude um: Rund 15,5 Millionen Euro wurden für das dreigeschossige Gebäude für Aus- und Weiterbildung investiert.

Das bringe den vielfältigen eigenen Nutzen, diene aber auch der Musikausbildung gleichermaßen – alles unter einem Dach – für Schüler aus der Region.

Beispielsweise werde Weiterbildung gerade mit dem Schü-lerforschungszentrum gefördert, dort finden Kurse statt, an 52 Arbeitsplätzen können die jungen Menschen sich IT-Wissen aneignen, sich in Bereichen wie Mechatronik oder Elektrotechnik fit machen und Erfahrungen sammeln für Aufgaben im Bereich Ingenieurs- und Naturwissenschaften. Auch Studenten der Dua-len Hochschule vermitteln dort ihr Wissen weiter. Kindern und Jugendlichen werde so Technik, Technologien und Berufe in die-sen Bereicen nähergebracht. Gisela Sick, die Stiftungsgründerin und Ehefrau des Firmengründers betonte: „Es wird hier nicht nur gelernt, sondern auch gearbeitet, es ist keine rein theoretische Ver-mittlung, Wissen heißt hier auch tun und machen.“

Schon früh solle mit den praktischen Arbeiten begonnen wer-den, die Herausforderungen im Bildungsbereich, auch im Zuge der Digitalisierung, steigen.

Firmensitz und -Belegschaft von IMKO in Ettingen Foto: E+H „Gisela Sick Bildungshaus“ von in die Merklinstrasse 19 in Waldkirch. Foto: Müller

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Meldungen

HOBBYS: Nordic Walking, Montainbiken am Rosskopf, wenn es die Zeit noch zulässt LEIBSPEISE: Nierle mit Pfannkuchen, nach dem Rezept ihrer Großmutter MAG ÜBERHAUPT NICHT: Einiges, wie Kutteln und Tintenfische, aber auch Litschis LIEBLINGSFILME: Schnulzen! Zum Beispiel „Zwei an einem Tag“ LIEBLINGSPLATZ IN DER REGION: Auf dem Balkon ihres Zuhauses LIEBLINGSREISEZIEL: San Francisco – zu ihrer ehemaligen Gastfamilie BERUFSWUNSCH ALS KIND: Hotelchef!

LIEBLINGSMUSIK: Klassische Musik, vor allem von Mozart, aber auch Popmusik. Mag Ed Sheeran und hört zur Zeit gern „No Roots“ von Alice Merton LIEBLINGSLEKTÜRE: Historische Romane, wie zuletzt „In Nomine Diaboli“ von Monika Küble MOBIL MIT: Im Alltag notgedrungen mit dem Auto EIN TRAUM: Dass der Tag mehr Stunden hat! EIN VORBILD: Ihre Mutter EIN LEBENSMOTTO: Am Ende wird alles gut! Wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende (Oscar Wilde)

Foto: Stephan Elsemann

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Ob freie Fläche oder voll mit Papier und persönlichen Dingen – der Schreibtisch sagt etwas aus über den Menschen, der davor sitzt. Unser Autor und Fotograf Stephan Elsemann sieht sich die Arbeitsplätze von Menschen an, die in Südbaden etwas bewegen und zu sagen haben.

In dieser Rubrik ist uns vergangenen Monat ein Fehler in der Korrektur unterlaufen, den wir bedauern und auf diesem Weg berichtigen wollen: Lawrence Nodder, Chef des UWC Robert Bosch College in Freiburg, ist selbstverständlich in Südafrika geboren und aufgewachsen, nicht wie fälschlicherweise gemeldet in Freiburg geboren und in Südafrika aufgewachsen.

AM SCHREIBTISCH

Kirsten Moser, 49 Jahre, verheiratet, zwei Kinder, Rechtsanwältin und Geschäftsführerin des Freiburger Colombi- Hotels und des Hotels Stadt Freiburg.

Der Klassikmarkt setzt sich auf Business-Ebene im Grunde aus vier Akteuren zusam-men: Künstlern, vermittelnden Agenturen, Konzertveranstaltern und Tonträgerfirmen. Im Zusammenspiel dieser Kräfte werden neue Künstler aufgebaut, werden Konzerte veranstaltet, werden Künstler promotet, um Konzerttickets und Tonträger zu verkaufen. Neugründungen im privatwirtschaftlichen Veranstaltungssektor gibt es eher wenige. Zwar entsteht hier oder dort noch ein neues Klassik-Festival oder wird eine kleine, aber feine Konzertreihe mit speziellem Akzent begründet – aber fast niemand nimmt das wirtschaftliche Risiko auf sich, den großen

etablierten Konzertreihen mit festem Abon-nentenstamm Konkurrenz zu machen. Im öffentlichen Bereich gibt es dagegen etliche großartige Neugründungen, beispielsweise die Elbphilharmonie in Hamburg oder den Pierre Boulez-Saal in Berlin (beide 2017 eröffnet).

Start-ups entstehen hingegen verstärkt im Promotion- und Tonträger-Sektor, z.B. die 2015 gegründete, höchst erfolgrei-che Streaming-Plattform Idagio. Die mit Abstand meisten Start-ups jedoch gibt es wohl im Bereich der Konzertagenturen, also der Künstlervermittler. Hier hört man alle paar Monate, dass Agent XY die ihn bis-

lang beschäftigende Agentur verlassen und sich selbstständig gemacht hat – natürlich unter „Mitnahme“ etlicher oder aller von ihm betreuten Künstler, was zu Auseinan-dersetzungen mit dem alten Arbeitgeber um Provisionen usw. führt. Fast immer lässt sich feststellen, dass diese Start-ups erfolgreicher für den Künstler arbeiten: Der wirtschaftli-che Druck der Selbständigkeit erhöht den Umsatz- und Erfolgsdruck, die meist schmale Struktur macht wendiger und schneller. Der Mut zur Neugründung in Eigen-verantwortlichkeit zahlt sich häufig aus.

Dr. Leander Hotaki

Gründungen und Gründer gab es – Gott sei’s gedankt – bereits lange bevor sich Investoren und Spekulanten vom Zauber des „Startup“ in Ekstase versetzen ließen. Man nannte es schlichtweg anders.

Handwerk, zum Beispiel. Oder eben auch Handel. Johannes Gutenberg wäre da zu nennen, Jakob Fugger für den zweiten Fall. Gutenbergs Innovation bestimmt bis heute unseren Alltag, allen digitalen Neuerungen zum Trotz. Und wenn die Menschheit sich nicht völlig in Selfie-Rausch und Konsumen-ten-Attitüde verliert, wird sie auch in hun-dert Jahren noch zu Büchern greifen. Denn nach wie vor finden die besten Geschichten zwischen zwei Buchdeckeln Platz – und von dort aus ihren Weg in die Welt.

Eine ganze Reihe solcher Geschichten hat eine südbadische Journalistin just zusam-mengetragen. Ihren Fokus legt sie dabei unter anderem auf Menschen, die ganz in der Tradition ihrer Region als Ideen-schmiede auf zukunftsweisende Konzepte setzen – und diese zu ihrer Profession machen: Kosmetik aus dem Kuhstall, trüf-felsuchende Winzer oder gar die fabelhafte Welt der Akupunktur – angewandt auf hochwertigste Geigen!

Gabriele Hennicke sucht dabei keines-wegs die Sensation, sondern vielmehr die gute Geschichte. Und manchmal weisen ihre Geschichten in die Geschichte zurück. Eben dann, wenn ein innovatives Geschäfts-modell nicht im eigentlichen Sinne neu ist, sondern Altes, fast Vergessenes oder gar Ver-worfenes wieder zum Leben erweckt, indem

es den Wert dessen wieder hervorkehrt, der in der Machart nach „alter Art und Kunst“ verborgen liegt: exklusive, handgeschmie-dete Messer, die Kraft aus alten Obstsorten oder hochwertigste Kohle vom letzten Köh-ler im Münstertal.

Was zeigt uns das? Unter anderem, dass die Region Südbaden/Schwarzwald nicht nur einige „hidden champions“ im Sinne von Branchenführern hervorgebracht hat, sondern eben auch wirklich verborgene Größen, die – im Wortsinne – einfach Großartiges leisten. rv

Gabriele HennickeJenseits von Bollenhut und Kuckucksuhr Tüftler, Pioniere und Originale aus dem Schwarzwald, 128 S., € 14,90 (D), Freiburg 2017, ISBN 978-3-7930-5132-9

NEUGRÜNDUNGEN IM KLASSIKMARKT

STARTUPS 0.0

BESTSELLERLISTEBelletristik

1. Bannalec/Bretonisches Leuchten

Kiepenheuer & Witsch

2. Ferrante/Die Geschichte der

getrennten Wege, Suhrkamp

3. Lunde/Die Geschichte der Bienen

Goldmann

Sachbuch

1. Harari/Eine kurze Geschichte der

Menschheit, Bertelsmann

2. Marshall/Die Macht der Geographie,

dtv

3. Palmer/Wir können nicht allen helfen

Siedler

Biographien

1. Gandhi/Wut ist ein Geschenk

DuMont

2. Pfau/Leben ist anders

Herder

3. Wulf/Alexander von Humboldt und

die Erfindung der Natur, Bertelsmann

Regionales

1. Wer kennt Freiburg Stadtquiz 2016

FUGE

2. Magnet Kuckucksuhr mit Zapfen-

pendel, Dressler & Zimmerhackl

3. Abel/Freiburger Wunder. Brägele &

Meerblick, Oase

Taschenbücher Belletristik

1. Korn/Töchter einer neuen Zeit

Rowohlt

2. Moyes/Ein ganz neues Leben

Rowohlt

3. Strelecky/Das Cafe am Rande der

Welt, dtv

DVDs

1. Lion - Der lange Weg nach Hause

Universum Film

2. Harry Potter - The Complete Collection

WARNER HOME

3. Hidden Figures

TWENTIETH CENTURY FOX

Audio-CDs

1. Faust, Heras-Casado, FBO/Men-

delssohn-Violin Concerto, Helikon

Harmonia Mundi

2. Sampson-FBO/Bach-Cantatas for

soprano, Helikon Harmonia Mundi

3. Volodos plays Brahms, Sony Music

Hörbuch

1. Kling/Die Känguru-Chroniken

HOERBUCH HAMBURG

2. Kling/Die Känguru-Offenbarung

HOERBUCH HAMBURG

3. Kling/Das Känguru-Manifest

HOERBUCH HAMBURG

Zusammengestellt von der Buchhandlung Rombach, Freiburg. Alle Titel – auch online – erhältlich unter www.buchhandlung-rombach.de

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Gabriele Hennicke

Tüftler, Pioniere und Originale aus dem Schwarzwald

Jenseits von Bollenhut und Kuckucksuhr

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