Methoden in der Lehr-Lernorganisation - univie.ac.at · 2019. 10. 16. · 2 Methoden in der...

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Geschichte Online (GO) PDF-Version der Lerneinheit: METHODEN IN DER LEHR-/LERNORGANISATION INHALT Hierarchische Lernorganisationen S. 3 Vorlesung S. 4, Lehrervortrag S. 5, Referate S. 6, Lehrer-Schüler-Gespräch S. 7, Podiumsdiskussion S. 8, Einzelarbeit S. 9. Teamorientierte Lernorganisationen S. 10 Partnerarbeit S. 11, Gruppenarbeit S. 12, Aktivierende Methoden S. 14, Moderation S. 17, Übungen & Praktika S. 18, Arbeitsgemeinschaften, Guided Reading S. 19, Lehrausgang/Exkursion S. 20. Prozessorientierte Lernorganisationen S. 21 Rollenspiel S. 23, Historische Szenen S. 25, Projektunterricht S. 26, Offenes Lernen S. 28, Schulpartnerschaft S. 30, Forschendes Lernen S. 31. Formen des eLearning S. 33 Rein virtuelle Lehre S. 34, Open Distance Learning S. 35, Blended Learning S. 36, CBT - Computer Based Training S. 38, WBT - Web Based Training S. 39, Selbstgesteuertes Lernen S. 40, Online Discussion/Forum S. 42, Chat S. 44, MUD S. 45, Wiki-Web S. 46, eTutoring/Tutorielle Begleitung S. 47, Simulationen S. 48, Didaktischer Einsatz von Audio S. 49, Didaktischer Einsatz von Video S. 50, Virtuelle Sprechstunde S. 51, Selbsttest / Quiz S. 52, Online Prüfungen S. 53, Virtuelle Gruppenarbeit S. 54. Literatur S. 55.

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Geschichte Online (GO) PDF-Version der Lerneinheit:

METHODEN IN DER LEHR-/LERNORGANISATION

INHALT

Hierarchische Lernorganisationen S. 3 Vorlesung S. 4, Lehrervortrag S. 5, Referate S. 6, Lehrer-Schüler-Gespräch S. 7, Podiumsdiskussion S. 8, Einzelarbeit S. 9.

Teamorientierte Lernorganisationen S. 10 Partnerarbeit S. 11, Gruppenarbeit S. 12, Aktivierende Methoden S. 14, Moderation S. 17, Übungen & Praktika S. 18, Arbeitsgemeinschaften, Guided Reading S. 19, Lehrausgang/Exkursion S. 20.

Prozessorientierte Lernorganisationen S. 21 Rollenspiel S. 23, Historische Szenen S. 25, Projektunterricht S. 26, Offenes Lernen S. 28, Schulpartnerschaft S. 30, Forschendes Lernen S. 31.

Formen des eLearning S. 33 Rein virtuelle Lehre S. 34, Open Distance Learning S. 35, Blended Learning S. 36, CBT - Computer Based Training S. 38, WBT - Web Based Training S. 39, Selbstgesteuertes Lernen S. 40, Online Discussion/Forum S. 42, Chat S. 44, MUD S. 45, Wiki-Web S. 46, eTutoring/Tutorielle Begleitung S. 47, Simulationen S. 48, Didaktischer Einsatz von Audio S. 49, Didaktischer Einsatz von Video S. 50, Virtuelle Sprechstunde S. 51, Selbsttest / Quiz S. 52, Online Prüfungen S. 53, Virtuelle Gruppenarbeit S. 54. Literatur S. 55.

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Methoden in der Lehr-/Lernorganisation

.

In dieser Lerneinheit finden Sie Grundinformation über die wichtigsten Kommunikationsformen im Unterricht sowie die dazugehörigen Methoden der Lehr- Lernorganisation. Methoden sind spezifische Formen der Lernorganisation, die zur Entwicklung eines Themas, zur Vermittlung von Lehr- oder Lerninhalten, zur Aneignung von Kompetenzen oder zur Einübung von Fertigkeiten dienen. Sie helfen, die die Kommunikationsbedingungen des Lernprozess zu gestalten und ermöglichen damit sowohl Lehrenden wie Lernenden einen Kompetenzzuwachs (Wissen, Fertigkeiten, Qualifikationen). Die drei grundlegenden Kommunikationsmodelle sind die hierarchische, die teamorientierte und die prozessorientierte Lernorganisation; alle drei sind auch in Konzepten des eLearning wieder zu finden, dem hier auch besondere Beachtung geschenkt werden soll.

>> eLearning, >> Hierarchische Lernformen, >> Methodenwahl, >> Planungsbaukasten, >> Prozessorientierte Lernformen, >> Teamorientierte Lernformen.

Wie ist die Kommunikation zwischen Lehrenden und Lernenden strukturiert? Welches Lernpotential haben die einzelnen Methoden für das historische Lernen? Welche methodischen Fertigkeiten können mit der jeweiligen Lernstruktur entwickelt werden? Welche auf die Entwicklung von sozialer Kompetenz gerichteten Lernziele werden durch diese Lernorganisation explizit gefördert? Welche Anforderungen muss eine Lehrperson erfüllen, um den Lernprozess in der jeweiligen Methode steuern zu können? Sind Formen der Rückkoppelung vorgesehen? Was sind die zentralen Abwehrmechanismen im jeweiligen Modell, mit denen Einsichten in den historischen Wandel behindert oder irritiert werden können?

Autorinnen Diese Lerneinheit wurde erstellt von Bettina Geiger und Michaela Rieder.

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Hierarchische Lernorganisation Hierarchische Lernorganisationen sind direktive Formen der Informationsweitergabe. Die Lehrperson gibt Denk- bzw. Arbeitsschritte vor, die die einzelnen Lernenden für sich nachvollziehen sollen. Diese haben keine Möglichkeit den Unterricht aktiv mitzugestalten und interagieren auch nicht miteinander. Auf den folgenden Seiten erhalten Sie Informationen zu Vor- und Nachteilen hierarchischer Lernformen. Folgende Formen der hierarchischen Lernorganisation werden vorgestellt:

• Vorlesung

• Lehrervortrag

• Referate

• Lehrer-Schüler-Gespräch

• Podiumsdiskussion

• Einzelarbeit

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Vorlesung Eine Vorlesung ist eine über ein oder mehrere Semester gehende Reihe von Vorträgen, die in einem thematischen Zusammenhang stehen. Außerhalb von Hochschulen und Universitäten werden Begriffe wie "Vortragsreihe" oder "Sendereihe" für ähnliche Veranstaltungen verwendet.

• Die vortragende Person steht räumlich und optisch im Mittelpunkt und wird in der Regel mit

dem dargestellten Wissensbereich identifiziert.

• Eine Bereicherung von Vorlesungen kann durch Skripten, Aufgabensammlungen, Bilder,

Filme, netzbasierten Content (eLecturing) sowie durch Diskussionen etc. erreicht werden.

• Den Abschluss einer Vorlesung bildet in der Regel eine mündliche und/oder schriftliche

Lehrveranstaltungsprüfung.

Kommunikationsstruktur

• Eine direkte Kommunikation zwischen Zuhörenden und Vortragenden findet nicht statt. Die

vortragende Person hat die Aufgabe das zu vermittelnde Wissen auszuwählen, zu

strukturieren und zu präsentieren. Die Zuhörenden können durch Applaus, Zwischenfragen

oder Zwischenrufe die Vorlesung beeinflussen.

• Der Einsatz von Vorlesungen dient der Vermittlung von Orientierungs- und Überblickswissen.

• Nicht geeignet sind sie für die Aneignung von praktischen, methodischen oder sozialen

Fertigkeiten und Kompetenzen. (Eine Ausnahme bildet hier die Beeinflussung der

kommunikativen Kompetenzen durch das Vorbild der vortragenden Person.)

Varianten der Vorlesung

• Bei einem Lichtbildervortrag können die Bilder entweder den Vortrag strukturieren, indem

die Abbildungen jeweils kommentiert werden, oder die Bilder werden zur Illustration oder

Motivation verwendet.

• Bei der darstellenden Vorlesung wird Wissen, das als gesichert gilt, vermittelt. Die

allgemeine Lehrmeinung wird ohne Wertungen dargestellt.

• Die systematische Vorlesung liefert einen Überblick über ein breites Wissensgebiet, in dem

eine allgemein übliche und anerkannte Gliederung des Fachgebietes wird vorgetragen.

• Die dialektische Vorlesung dient der Reflexion, der Kritik und der Weiterentwicklung von

Wissen. Es werden verschiedene alternative Positionen zu einem Thema im jeweiligen

Selbstverständnis dargestellt.

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Lehrervortrag Beim "Lehrervortrag" referiert eine Lehrperson historisches Wissen. Die Lernenden haben die Aufgabe den Gedankengängen der vortragenden Person zu folgen und das dargebotene Wissen rezeptiv aufzunehmen.

• Die Gestaltung des Vortrags kann mit Hilfe von Erzählungen, Analysen, Berichten,

Illustrationen etc. und Elementen wie Fokussierung, Kontrastierung, subjektiven Erlebnissen,

visuellen oder audiovisuellen Medien erfolgen und die Aufmerksamkeit der Lernenden

steigern.

• Wesentlich ist, dass auf die Unterschiede zwischen ideologisierenden und an

wissenschaftlichen Grundsätzen orientierten Geschichtsdarstellungen in dieser Form des

Unterrichts deutlich hingewiesen werden sollte.

Kommunikationsstruktur und Unterrichtseinsatz von „Lehrervorträgen“ Kommunikationsstruktur

• Eine direkte Kommunikation zwischen der Lehrperson und den Zuhörenden bzw. zwischen

den Zuhörenden untereinander ist nicht beabsichtigt.

• Die/der LehrerIn hat die Aufgabe den Vortrag inhaltlich vorzubereiten und zu präsentieren,

von den Lernenden wird hingegen erwartet, dass sie zuhören und - nach Aufforderung -

Fragen stellen.

Unterrichtseinsatz

• Das grundsätzliche Ziel des "Lehrervortrags" ist die systematische Vermittlung von

historischer Information, vor allem von Grundlagenwissen, historischen Zusammenhängen

und Überblicken. Kurz und prägnant können auch Einführungen in historische Themen

gegeben, Anekdoten über berühmte Persönlichkeiten erzählt oder historische Ereignisse in

ihrer Dramatik geschildert werden.

• Der Lehrervortrag kann weder für die kritische Analyse historischer Quellen, die Entwicklung

aktiver historischer Kompetenzen als Mittel politischer Bildung eingesetzt werden, da sich die

Schülerinnen mit der/dem LehrerIn und/oder den dargebotenen Inhalten identifizieren und

somit keine eigenständige Argumentation entwickeln.

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Referate Bei einem Referat übernimmt ein Schüler oder eine Schülerin die Aufgabe der Wissensvermittlung. Alle anderen hören ausschließlich zu. Referate erfordern eine sorgfältige Vorbereitung durch die eigenständige Beschäftigung mit einem historischen Inhalt.

• Das Thema sollte eine Fragestellung sein (kein Sachverhalt oder Orientierungswissen).

• Das Referat sollte Antworten auf die Fragestellungen, die Literaturlage, die Entfaltung des

Themas etc. enthalten.

Kommunikationsstruktur und Unterrichtseinsatz von Referaten Kommunikationsstruktur

• Die Kommunikationsstruktur kennzeichnet, dass eine Person spricht und alle anderen

zuhören.

• Die Vorbereitung erfordert eigenständiges historisches Arbeiten und Überlegungen, wie die

Aufmerksamkeit des Auditoriums geweckt werden könnte.

• Die Lehrperson berät, kontrolliert und begleitet den Reflexionsprozess. Hilfreiches Eingreifen

erfolgt, wenn ReferentInnen Unrichtiges sagen, das Auditorium apathisch ist etc.

Unterrichtseinsatz von Referaten

• Der Einsatz von Referaten empfiehlt sich bei Einstiegen, kurzen Wissensvermittlungen in

Impulsphasen des Unterrichts oder als Ausgangspunkt für anschließende Diskussionen.

• An das Referat sollte eine Diskussion über die Fragestellung und eine Reflexionsphase über

inhaltliche und formale Aspekte angeschlossen werden.

• Die Fragestellung für ein Referatsthema kann sich aus dem Unterrichtsgeschehen ergeben.

Das vorhandene Problembewusstsein wirkt sich positiv auf die Aufmerksamkeit der

Lernenden aus. Allerdings bleibt dann weniger Zeit für die Vorbereitung. Eine "rechtzeitige",

also relativ frühe Vergabe des Themas ermöglicht hingegen, dass ein Thema "reifen" kann.

• Der tatsächliche Grad der Eigenständigkeit in der Vorbereitung zu Hause ist schwer

feststellbar, da familiäre Hilfestellungen nicht kontrolliert werden können und fertige Referate

im Internet verfügbar sind.

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Lehrer-Schüler-Gespräch Im "Lehrer-Schüler-Gespräch" stellt die Lehrperson eine Reihe von Fragen an die Lernenden. Diese Kenntnis-, Denk- oder Problemfragen entsprechen einem Gedankengang der Lehrperson und können sich auf Tatsachen, Schlussfolgerungen, Zusammenhänge und Beweise sowie Bewertungen, Urteile und Auseinandersetzungen beziehen. Form und Ziel dieser >> hierarchischen Lernorganisation können variieren.

• Bei resultatsorientierten Gesprächen wird auf sicheres Merkwissen hingearbeitet. Die

Antworten ergeben die Summe des zu vermittelnden Wissens.

• Übungsorientierte Gespräche dienen dazu, Techniken (z.B. Fragetechniken) vorzuführen, die

das Lernverhalten durch die mehrmalige Wiederholung des Vorgehens beeinflussen sollen.

Kommunikationsstruktur und Unterrichtseinsatz von Lehrer – Schüler - Gesprächen Kommunikationsstruktur

• Die Kommunikation findet zwischen der Lehrperson und einzelnen Lernenden statt. Fragen

werden in diesem nicht symmetrischen Gespräch entweder direkt an eine bestimmte Person

gerichtet oder allgemein gestellt.

• Es kann demotivierend wirken, wenn viele SchülerInnen antworten wollen, aber durch das

Aufrufen weniger Lernender in ihrer Artikulationsmöglichkeit behindert werden.

Unterrichtseinsatz

• Der Einsatz dieser Methode reicht von der Wiederholung von Bekanntem, Entwicklung neuer

Kenntnisse, Initiierung neuer Denkprozesse, Eröffnung neuer Problemfelder über die

Überprüfung des Verständnisses von Gelerntem bis hin zur Verfestigung von Methoden.

• Ein wesentliches Problem ergibt sich, wenn die Lehrperson auf einen punktuellen Sachverhalt

hinarbeitet, obwohl die Fragestellung mehrere Antwortmöglichkeiten zulässt.

• Da die SchülerInnen dem Gedankengang der Lehrperson folgen, bleibt es offen, ob sie ein

Gesamtbild des zu vermittelnden Inhaltes erhalten.

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Podiumsdiskussion Eine Podiumsdiskussion ist eine geleitete Diskussion zwischen wenigen diskutierenden Personen. Das Publikum kann die Diskussion auch visuell verfolgen, da DiskutantInnen und ModeratorIn auf einem Podium sitzen. Kommunikationsstruktur

• Alle Anwesenden können sich in unterschiedlichem Ausmaß in die Diskussion einbringen.

Das Publikum hört zu (keine Kommunikation untereinander), kann aber im Verlauf der

Diskussion Fragen stellen.

Unterrichtseinsatz

• Podiumsdiskussionen eignen sich für Themen und Fragestellungen mit unterschiedlichen

Sichtweisen, Standpunkten und repräsentativen Positionen (z.B. politisch, gesellschaftlich

strittige Themen und Fragen).

• Der Einsatz im Unterricht kann durch Podiumsdiskussionen mit Experten erfolgen. Wichtige

kommunikative Fähigkeiten können trainiert werden, wenn SchülerInnen die aktiven Rollen

der Podiumsdiskussion übernehmen.

Verlauf von Podiumsdiskussionen und Gesprächsleitung Verlauf von Podiumsdiskussionen

• ModeratorIn: kurze Einführung in das Thema.

• ModeratorIn: Skizzierung der Probleme und Kontroversen, Erläuterung der Regeln.

• Diskutierende: erstes Statement.

• Leitung des Gespräches durch die Moderation.

• Publikum: Fragen, Aufzeigen von Widersprüchen.

• Alle Diskutierenden: kurze Abschlussrunde.

• ModeratorIn: kurzes, pointiertes Resümee der Diskussion.

Anforderungen an die Gesprächsleitung

• Auswahl der Diskutierenden, die in etwa gleichwertig sein sollten (Sachkenntnis,

Redegewandtheit etc.). Mehr als vier Diskutierende sind meist kontraproduktiv für ein

Gespräch.

• Genaue Kenntnis des Themas und der Positionen der Diskutierenden.

• Präzise, nicht zu enge Formulierung des Themas.

• Fairness und Neutralität allen Diskutierenden gegenüber.

• Provokante Einwürfe und Fragen gewährleisten das Festhalten am Thema und einen guten

Redefluss.

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Einzelarbeit Bei der Einzelarbeit, die zu den >> hierarchischen Lernorganisationen zählt, beschäftigen sich einzelne Lernende alleine und selbständig mit Aufgaben oder Problemstellungen. Die Lehr- und Lernmaterialien werden von der Lehrperson vorbereitet und zur Verfügung gestellt. Es handelt sich hierbei um keine Form des Selbstunterrichts. Kommunikationsstruktur

• Die Lernenden haben keinen Kontakt untereinander, da sie die vorbereiteten

Aufgabenstellungen eigenständig bearbeiten.

• Kommunikation zwischen Lehrperson und Lernenden erfolgt nur, wenn von Seiten der

Lernenden Hilfe benötigt wird.

Unterrichtseinsatz von Einzelarbeit

• Einzelarbeit kann in vielfältiger Weise im Unterricht eingesetzt werden. Eigenständiges Lesen,

Exzerpieren, Nachschlagen, Kartenstudium, Schreiben und Bearbeiten von sonstigen

Arbeitsaufgaben können unter anderem auch einen Teil des Offenen Lernens darstellen. Die

Aufgaben sollten zunächst besprochen und anstehende Fragen geklärt werden.

• Die Auswertung der Arbeitsergebnisse kann auch auf sehr unterschiedliche Art und Weise

erfolgen, von der Bewertung durch die Lehrperson, das Vergleichen mit anderen Lernenden,

über das Referieren vor der Lerngruppe bis hin zur Selbstkontrolle.

• Es kommt zur Förderung von Fähigkeiten wie der Konzentrationsfähigkeit und des

eigenständigen Herangehens an und des Lösens von Problemen.

• Bei dieser Arbeitsform ist es möglich auf die individuellen Lernbedürfnisse mit Hilfe >> innerer

Differenzierung einzugehen.

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Teamorientierte Lernorganisation In teamorientierten Lernorganisationen eignen sich SchülerInnen Informationen selbst an und sind in die Gestaltung des Lehr- und Lernprozesses eingebunden. Durch Analyse, Diskussion, Argumentation, Sammeln und Zusammenfassen von Informationen etc. werden Einsichten in historische Prozesse ermöglicht und die Anwendung historisch - kritischer Methoden geübt. Teamorientierte Lernorganisationen sind Grundelemente für die prozessorientierte Didaktik und sollen das Theorie-Praxis-Verhältnis in sinnvolle Relationen stellen. Folgende Formen der teamorientierten Lernorganisation werden vorgestellt:

• Partnerarbeit

• Gruppenarbeit

• Aktivierende Methode

• Moderation

• Übungen & Praktika

• Arbeitsgemeinschaften

• Lehrausgang/Exkursion

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Partnerarbeit Bei der Partnerarbeit arbeiten je zwei Lernende für einen begrenzten Zeitraum zusammen, um Aufgabenstellungen eigenständig miteinander zu bearbeiten. Der Meinungsaustausch erfolgt frei und nicht öffentlich.

• Die Aufgaben können arbeitgleich gestaltet sein, d.h. die gesamte Lerngruppe bearbeitet die

selben Aufgaben.

• Bei arbeitsteiligen Aufgaben stehen verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl. Die

SchülerInnen können sich eventuell die Aufgaben selbst auszusuchen.

Kommunikationsstruktur

• Statusmäßig sind die Partner einander gleichgestellt, der Redeanteil ist gleichmäßig verteilt

und die Kommunikation wird von außen nicht beeinträchtigt.

• Die Lehrperson bereitet die Arbeitsmaterialien vor. Während der Phase der intensiven Arbeit

zieht sich die Lehrperson zurück, beobachtet, steht zur Seite, wenn Hilfe ausdrücklich verlangt

wird und moderiert dann die Auswertung der Ergebnisse.

Unterrichtseinsatz der Partnerarbeit

• Partnerarbeit stärkt neben der kognitiven Leistungsfähigkeit auch soziale Kompetenzen wie

die Interaktions- und Kooperationsfähigkeit. Schüchterne SchülerInnen haben die Möglichkeit,

im kleinen Kreis kommunikativ zu agieren und können dadurch Sicherheit gewinnen.

• Sie kann die Funktion eines Helferdienstes übernehmen, wenn große Unterschiede in

Leistungsstärke, Vorkenntnissen oder Fähigkeiten bestehen.

• Die Partnerarbeit eignet sich auch hervorragend für die >> innere Differenzierung.

• Diese Methode ist relativ unkompliziert, universal und spontan einsetzbar.

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Gruppenarbeit Eine Gruppe von Lernenden bearbeitet eigenständig ein Thema oder eine Fragestellung. Dabei werden viele Gesichtspunkte, Anregungen, Kompetenzen und viel Wissen zusammengetragen.

• Arbeitsgleiche Gruppenarbeit: Alle Gruppen bearbeiten die selben Aufgabenstellungen.

Diese sollten offen formuliert sein und differierende Antworten ermöglichen, um Langeweile

bzw. Unaufmerksamkeit vorzubeugen und eventuell zu einer Diskussion anregen.

• Arbeitsteilige Gruppenarbeit: Zu einem Überthema werden verschiedene

Aufgabenstellungen bearbeitet und die Produkte der einzelnen Gruppen werden zueinander in

Beziehung gesetzt.

• Expertengruppen: In verschiedenen Stammgruppen werden unterschiedliche

Themenstellungen erarbeitet und anschließend in gemischten Gruppen gegenseitig gelehrt.

Das erworbene Wissen wird in der Folge miteinander ausgetauscht, sodass alle den

gesamten Stoff beherrschen.

Kommunikationsstruktur und Unterrichtseinsatz von Gruppenarbeit Kommunikationsstruktur

• Die Kommunikationsstruktur wechselt zwischen der Arbeit im Plenum und in der Gruppe

(Arbeitsgespräch durch Lernende gestaltet).

• Die Lehrperson ist für Vorbereitung, Koordination und Moderation des Gesamtprozesses

verantwortlich.

• Planung und Durchführung der Arbeit erfolgt eigenständig und selbstverantwortlich durch die

SchülerInnen.

Unterrichtseinsatz

• Gruppenarbeit eignet sich zum Üben von Quellenanalyse, Quellenkritik, kritischen Umgang

mit historischer Information, zur Anwendung historisch-kritischer Methoden und ermöglicht die

Einsicht in historische Prozesse.

• Es sollte ausreichend Zeit für den Arbeitsprozess, die Präsentation und die Diskussion

eingeplant werden.

• Kooperative, kommunikatives und soziale Kompetenzen werden gestärkt und innere

Differenzierung kann durchgeführt werden.

Phasen der Gruppenarbeit

• Vorbereitungsphase: Gliederung des Hauptthemas nach Interessenschwerpunkten der

SchülerInnen, Vorbereitung von Impulsen und Materialien.

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• Organisationsphase: Gruppenbildung auf Grund von Leistung, Interesse, freundschaftlichen

Beziehungen, individuellen Kompetenzen oder Zufall. Austeilen von Materialien und

Aufgabenstellungen, Vereinbarungen über den Arbeitsprozess.

• Gruppenarbeit: intensive, kooperative und selbstverantwortliche Arbeitsphase (meist 15 bis

45 Minuten). Auflösen von Konflikten im Dienste des zu bearbeitenden Themas.

• Präsentation: >> Moderation durch die Lehrperson. Optische Aufbereitung der Ergebnisse

mit Hilfe von >> Präsentationsmedien.

• Diskussion: über Ergebnisse, Arbeitsprozess und Präsentation, Thematisieren von

inhaltlichen Streitfragen und mulitperspektivischen Ansätzen, Feedbackmöglichkeit.

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Aktivierende Methoden Aktivierende Methoden können nicht nur in teamorientierten Lernorganisationen, sondern in verschiedensten Lernorganisationen eingesetzt werden. Sie sollen, wenn möglich, alle am Lernprozess Beteiligten einbeziehen und dienen der Auflockerung, der Aktivierung der Kreativität, der Ideenfindung und können auch beim Lernen behilflich sein. Der methodischen Fantasie sind bei aktivierenden Methoden keine Grenzen gesetzt. Die unten beschriebenen Möglichkeiten Blitzlicht, Brainstorming, Fantasiereise, Mind Map, Stummer Dialog und Unterrichtsgespräch stellen nur eine Auswahl dar. Unterrichtsgespräch Alle Arten von Unterrichtsgesprächen sind mit einer Lernabsicht verbunden. Diese kann, muss aber nicht bekannt sein. Alle Lernenden sollen die Möglichkeit haben, sich in das Gespräch mit ihrenStandpunkten, Sichtweisen und Informationen einzubringen. und Verantwortung für der Erfolg der gemeinsamen Arbeit empfinden.

• Je nach Ziel und Ausgangspunkt können Gespräche unterschiedlich gestaltet sein:

kontrovers, problemlösend, narrativ, erkundend, informierend, beurteilend, reflektierend,

diskutierend etc.

• Neben dem Kompetenzzuwachs auf inhaltlicher und historischer Ebene ermöglichen

Unterrichtsgespräche den SchülerInnen das Aneignen sozialer Kompetenzen wie das aktive

Zuhören, das gerade in dieser Methode gut geübt werden kann.

• Die Persönlichkeit der Lehrperson hat großen Einfluß auf die Aktivität der SchülerInnen. Sie

soll auch dafür sorgen, dass alle Meinungen ihre Berechtigung haben und respektiert werden.

• Die Gesprächsleitung liegt zumeist bei der Lehrperson. Langfristig ist es aber auch sinnvoll,

dass SchülerInnen die Gesprächsleitung übernehmen, wenn sie sehr gut darauf vorbereitet

sind. Es wird mit Hilfe von Impulsen und Provokationen dafür gesorgt, dass das Gespräch in

Gang kommt, lebendig bleibt und nicht vom Thema abschweift.

• Die Kenntnis und die Einhaltung bestimmter Regeln soll dafür sorgen, dass die

Artikulationsmöglichkeit aller gesichert wird, Meinungen respektiert werden und die

Spontaneität nicht zu sehr eingeschränkt wird (z.B. deutlich sprechen, bei der Sache bleiben,

Kritik tolerieren etc.). Es ist sinnvoll, wenn die Regeln von der Lerngruppe gemeinsam erstellt

werden.

Stummer Dialog Ein stummer Dialog zeichnet sich dadurch aus, dass nicht geredet werden darf und der Dialog schriftlich geführt wird.

• Diese Methode eignet sich dazu Vorwissen, Vorerfahrungen und Assoziationen für den

Unterricht nutzbar zu machen.

• Besonders schüchterne SchülerInnen können ihre Meinung einbringen, ohne vor der ganzen

Klasse reden zu müssen.

• Es sollte unabhängig von der Größe der Gruppe, darauf geachtet werden, dass alle die

Möglichkeit haben, dem Dialog zu folgen und sich einzubringen.

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• >> Präsentationsmedien wie >> Pinwände, >> Tafeln, >> Flip Charts etc. eignen sich gut

für die Durchführung dieser Methode.

• Karten (Pinwand) erleichtern das spätere Ordnen der Beiträge und können für weiterführende

Unterrichtseinheiten als Grundlage dienen.

• Es sollten alle Beteiligten Zugang zu dem Medium haben und über ein Schreibutensil

verfügen.

Blitzlicht Zu einem vorgegebenen Thema haben alle Beteiligten die Aufgabe ein kurzes Statement abzugeben.

• Nachfragen, Kritik oder Kommentare sind ausnahmslos verboten.

• Eingesetzt werden kann das Blitzlicht um Ideen, Assoziationen, Meinungen, Feedbacks,

Gefühle, Erwartungen etc. auszudrücken.

Das Blitzlicht kann in verschiedenen Varianten durchgeführt werden.

• Die Reihenfolge ist definiert, z.B. durch die Sitzordnung. In dieser Situation kann es

passieren, dass Lernende krampfhaft über das eigene Statement nachdenken und den

anderen nicht zuhören.

• Die Reihenfolge ist zufällig gestaltet. Ein Ball, ein Wollknäuel etc. kann hierfür als Hilfsmittel

dienen. In diesem Fall sind alle Beteiligten darauf angewiesen zuzuhören, weil die Lernenden

selbst die Reihenfolge der Wortmeldungen bestimmen.

Brainstorming Zu einem bestimmten Thema, einem Problem oder einer Aufgabe werden alle Einfälle ("Geistesblitze") möglichst kurz und prägnant formuliert und zusammengetragen.

• Die Spontaneität dabei ist ein sehr wichtiger Faktor.

• Brainstorming kann in verschiedenen Sozialformen durchgeführt werden. In kleineren

Gruppen können sich die einzelnen besser einbringen als in Großgruppen.

• Rückfragen, Kommentare oder Kritik sind ausnahmslos verboten!

• Verschiedene >> Präsentationsmedien wie >> Flipchart, >> Tafel oder >> Pinwand können

verwendet werden. Bei letzterer besteht die Möglichkeit Kärtchen zu verwenden, die das

spätere Ordnen der Ergebnisse erleichtern.

• Ein Brainstorming sollte nicht länger als 10 - 15 Minuten dauern, wobei aber die Situation

beobachtet werden sollte und Flexibilität überaus wichtig ist.

Mind Map

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Andere Begriffe sind "gedankliche Landkarte", "Ideenbaum" oder "Explosionszeichnung". Die optische Gestaltung kann sehr unterschiedlich ausfallen.

• Kreativitätstechnik: Entwicklung neuer Ideen, Findung von Problemlösungen.

• Arbeitstechnik: Strukturierung von Informationen.

Mind Maps sind "gehirngerecht", da Struktur, Vernetzung, Multidimensionalität und Assoziationen den Vorgängen im menschlichen Gehirn entsprechen.

• Grafische Gestaltung: Thema im Zentrum, Unterkapitel auf Linien davon ausgehend,

verschiedenste Verästelungen für weitere Begriffe, Impulsworte etc.

• Verwendung von farbigen Stiften (z.B. eine Farbe pro Ebene): erhöht die Übersichtlichkeit.

• Einsatz von visuellen Elementen (Zeichnungen, Bilder, Symbole).

• Nur Stichworte verwenden, da Erläuterungen unübersichtlich machen!

• A4 Papier querformatig verwenden, wenn möglich größere Papierformate.

Fantasiereise Fantasiereisen sind gelenkte Tagträume, die zur Entspannung, zur Lernförderung und zur Persönlichkeitsentwicklung eingesetzt werden können und einen Zugang zum kreativen Denken schaffen.

• Vorerfahrungen sind vor dem Einsatz im Unterricht empfehlenswert.

• Für den Anfang eignen sich Fantasiereisen, die der Entspannung dienen.

• Informationen über Zielsetzung und Art der Durchführung helfen SchülerInnen sich

zurechtzufinden.

• Die Auswertung der Fantasiereise kann durch Gespräche, Malen etc. erfolgen und sollte sich

auf das Erlebte, Gefühlte, Gedachte beziehen.

Fantasiereisen bergen zwei Gefahren:

• Tendenz zur Manipulation (gezielte Stimmungsmache, unreflektierte Übertragungen). Abhilfe

schafft eine offene Aussprache.

• Peinliche Situation, wenn die Gruppe oder einzelne TeilnehmerInnen sie als nicht passend

empfindet, worauf nur mit Flexibilität reagiert werden kann.

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Moderation Die Moderation ist wesentlich für alle Gruppenprozesse, da sie zielorienterte und strukturierte Arbeit ermöglicht. Standpunkte, Meinungen, Wissen und Kompetenzen vieler werden zusammengetragen und nutzbar gemacht. Kommunikationsstruktur

• Alle am Unterricht beteiligten sind an der symmetrischen Kommunikation und am

Lernprozess beteiligt.

• Die Moderation trägt die Verantwortung für den Arbeitsprozess und koordiniert diesen.

ModeratorInnen sollen auch unterstützend wirken, die Eigenaktivität und Selbständigkeit der

SchülerInnen stärken und für ein angenehmes Arbeitsklima sorgen.

• Das Anforderungsprofil an ModeratorInnen enthält Kompetenzen wie Konfliktmanagement,

Konsensfindung, Visualisierung der Inhalte, neutrale, nicht bewertende Gesprächsführung,

Moderationstechniken, Fähigkeit zum vernetzten Denken, Flexibilität, Problemsensibilität und

Originalität.

Unterrichtseinsatz der Moderation

• Die Moderation wird überall dort eingesetzt, wo Gruppenprozesse ablaufen, das heißt sowohl

in teamorientierten als auch in prozessorientierten Lernorganisationen.

• Mit Hilfe von Visualisierungen kann der inhaltliche Verlauf immer verfolgt, Meinungen, Ideen

und Vorschläge zusammengetragen, Diskussionen dokumentiert werden etc.

Hilfsmittel für die Moderation sind Methoden wie >> Brainstorming, >> Blitzlicht, >> Mind Map etc.

• Bei der Arbeit mit Karten wird auf jede einzelne jeweils eine Aussage notiert. Die Ergebnisse

können dann sehr leicht auf einer >> Pinwand oder einem >> Flipchart bearbeitet und

strukturiert werden.

• Für Einschätzungen, Feedbacks etc. eignen sich Klebepunkte. Diese werden entsprechend

der eigenen Meinung z.B. auf bestimmte Bereiche eines Plakates platziert.

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Übungen & Praktika Übungen und Praktika dienen zur Erprobung, Anwendung und Erweiterung von erlernten Kenntnissen und Fähigkeiten.

• Übungen werden an der jeweiligen Ausbildungsstätte abgehalten. Gelernte Theorie wird mit

der Praxis in Einklang gebracht.

• Praktika müssen auch im Zuge von Ausbildungen abgelegt werden und finden in der Praxis,

also außerhalb der Bildungsstätte statt. Sie ermöglichen einen Einblick in einen Teil des

zukünftigen Arbeitsfeldes sowie den Arbeitsalltag.

Kommunikationsstruktur

• Die Kommunikationsstruktur in Übungen und Praktika hängt von den eingesetzten

Methoden und der jeweiligen Situation ab.

• Die Lehrperson moderiert und koordiniert den Lernprozess. Bei Praktika kann es auch

zusätzliche BetreuerInnen aus dem Berufsfeld geben.

• Die Lernenden arbeiten kooperativ und eigenständig an vorgegebenen oder selbst gewählten

Aufgabenstellungen und wenden ihre erlernten Kenntnisse an.

Unterrichtseinsatz von Übungen und Praktika

• Übungen sind besonders dazu geeignet, aktive historische Kompetenzen anzuwenden, zu

erweitern und zu verbessern.

• In Praktika werden historische und didaktische Kompetenzen im Ernstfall, also in realen

Situationen, die dem Berufsalltag entsprechen, erprobt.

• Die Durchführung kann in unterschiedlicher Weise erfolgen: Seminare, Projekte, Seminare

mit Praxiseinheiten und Reflexionen, Betreuung durch die Lehrperson oder/und

PraxisbetreuerInnen, ein oder mehrere Monate verpflichtende Berufspraxis etc. Letztere Form

hat auch oft die zusätzliche Funktion des "Türöffners" zum Beruf, da sich PraktikantInnen

bewähren können und bei zufrieden stellender Leistung die Möglichkeit besteht, dass sie

einen Arbeitsplatz angeboten bekommen.

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Arbeitsgemeinschaften, Guided Reading Arbeitsgemeinschaften dienen dazu ein, meist interdiziplinäres, Thema in einer Gruppe zu bearbeiten. Lernende liefern regelmäßig schriftliche und/oder mündliche Beiträge ab. Guided Reading dient der Lektüre, der Analyse und der Interpretation thematisch ausgewählter Texte.

• Die Lernenden werden von der Lehrperson in der Entwicklung effektiver Strategien der Be-

bzw. Verarbeitung von Texten unterstützt.

• Die Lehrperson muss die Entwicklung der einzelnen Lernenden im Auge behalten und diese

nach ihren jeweiligen Bedürfnissen fördern.

• Mit Hilfe von Aufgaben und Fragestellungen zu den Texten nähern sich die SchülerInnen der

eigenständigen Analyse und Interpretation.

• Das langfristige Ziel ist, dass die SchülerInnen selbst problemlösend und zielgerichtet lesen

und diese neuen Kompetenzen auf andere Situationen übertragen können.

Kommunikationsstruktur und Unterrichtseinsatz von Arbeitsgemeinschaften und Guided Reading Kommunikationsstruktur

• Die Kommunikationsstruktur ist von den jeweils angewandten Methoden und Sozialformen

geprägt.

• Die Lehrperson hat die Aufgabe, den Lernprozess zu koordinieren und zu moderieren. Es

werden bestimmte Fragen oder Aufgaben in Bezug auf die zu lesenden Texte gestellt.

• Die Lernenden bearbeiten teils eigenständig, teils kooperativ Teilgebiete des Themas und

beantworten die Fragen und Aufgaben zu einzelnen Texten.

Unterrichtseinsatz

• Erfolgreiche Strategien des Lesens werden schrittweise anhand ausgewählter Texte und

Themen erlernt, um sie langfristig auf andere Gebiete zu übertragen.

• Innere Differenzierung und soziales Lernen sind wesentliche Lernfaktoren dieser

Unterrichtsform.

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Lehrausgang/Exkursion Die persönliche Konfrontation mit historischen Objekten am ursprünglichen Ort ermöglichen tiefe und ganzheitliche Eindrücke und erleichtern damit den Zugang zu historischen Phänomenen und Themen. Der Begriff Lehrausgang wird eher dem Schulbereich zugeordnet (meist maximal ein Tag). Der Begriff Exkursion (lat. Lehr- und Studienfahrt) wird vor allem im Universitätsbereich gebraucht (mehrere Tage). Kommunikationsstruktur

• Die Lehrperson beschäftigt sich in der Regel nicht mit Wissensvermittlung sondern mit

Planung und Organisation.

• Die Sozialkontakte zwischen den SchülerInnen sind sehr intensiv. Sie arbeiten meist

selbständig und eigenverantwortlich.

Unterrichtseinsatz

• Die Themen, die sich an den historischen Objekten orientieren, können mit verschiedensten

Methoden erarbeitet werden.

• Soziales Lernen, Differenzierung und Eigenständigkeit sind wichtige Lernfelder.

Organisation eines Lehrausganges oder einer Exkursion Der Arbeitsaufwand für die Lehrperson ist sehr hoch.

• Vorbereitung: Zielbestimmung, organisatorische Aufgaben (Einholen der Zustimmung der

Direktion; Information von LehrerInnen, Eltern, SchülerInnen; Vorexkursion, Vorbereitung der

Arbeitsmaterialien etc.). Die Vorbereitung in Unterricht oder Seminar kann reicht von der

Information über Organisatorisches über das Durchnehmen des Themas bis zur inhaltlichen

Vorbereitung durch Lernende.

• Arbeit vor Ort: Führung durch die Lehrperson, die örtlichen Experten, die SchülerInnen,

Teamteaching von ExpertIn und LehrerIn oder Expertenbefragung durch die Schüler. es

können auch Beobachtungs- und Untersuchungsaufgaben in verschiedenen Sozialformen

eigenständig gelöst oder eigenen Fragestellungen nachgegangen werden. Eine Kombination

mehrerer Formen ist empfehlenswert.

• Nachbereitung: in mündlicher oder schriftlicher Form, durch die Abgabe von Arbeitsblättern

oder einer Arbeit, durch Präsentation der Ergebnisse der Aufgaben, das Vergleichen

derselben, durch eine Diskussion etc.

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Prozessorientierte Lernorganisation Prozessorientierte Lernorganisationen ermöglichen den Lernenden sich selbständig historisches Wissen anzueignen und dieses in konkreten Situationen als soziale Kompetenz einzusetzen bzw. anzuwenden. Grundlage für didaktische Überlegungen sind die konkreten Lernenden mit ihrem historischen Wissen, Erfahrungen, Interessen und Kompetenzen sowie die jeweils konkrete Umwelt. Folgende Formen der prozessorientierten Lernorganisation werden vorgestellt:

• Rollenspiel

• Historische Szenen

• Projektunterricht

• Offenes Lernen

• Schulpartnerschaft

• Forschendes Lernen

Merkmale prozessorientierter Lernorganisationen

• Die Kommunikationsstruktur hängt von den verwendeten Methoden bzw. Sozialformen ab.

SchülerInnen und Lehrperson tragen gleichermaßen Verantwortung für das Gelingen des

Lernprozesses, der von der Lehrperson koordiniert und moderiert wird. Die Lernenden

arbeiten meist in Selbstorganisation, -planung und -kontrolle. Konflikte werden nach

Möglichkeit themenbezogen aufgelöst.

• Die Anforderungen an die Lehrperson beinhalten fachliche Kompetenz, methodische

Sicherheit und Flexibilität, soziale, kommunikative und organisationsanalytische

Kompetenzen, Selbstreflexions-, Konfliktlösungs-, Planungs- und Organisations- und

Beratungskompetenz.

• Formen der Rückkoppelung zur Selbstreferenz des Lernsystems sind äußerst wichtig.

Relexion und Selbstreflexion sind konstituierende Merkmale des Arbeitsprozesses.

Historisches und soziales Lernen sowie Gefahren prozessorientierter Lernorganisationen

• Historisches Lernen erfolgt durch die Verarbeitung von Informationen zu anwendbarem

Wissen sowie die Vertiefung und Neuerschließung historischen Wissens. Grundkenntnisse in

historischer Methodik werden erworben und das Geschichtsbewusstsein durch die

persönliche Betroffenheit erweitert.

• Das verdeckte Sozialisationsziel ist die Entwicklung von Teamfähigkeit, Selbstbewusstsein,

Selbstbestimmung etc. Soziales, kritisches, kommunikatives, organisationsbezogenes und

selbstreflexives Denken sollen gestärkt werden.

• Abwehrformen gegen prozessorientierte Lernorganisationen beziehen sich meist auf die

Komplexität des Lernprozesses. So kann es zur Entkoppelung von kognitivem und

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emotionalem Lernprozess kommen (Moderation, Reflexion und Rückkoppelung werden

vernachlässigt etc.).

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Rollenspiel Ein Rollenspiel ist eine interaktive Kommunikation zwischen SchülerInnen, die zugeteilte oder gewählte Rollen darstellen und spontan auf Äußerungen der Mitspielenden reagieren. Die Geschichte wird in den Horizont des eigenen Lebens hereingeholt.

• Quellenmäßige Absicherung: Nichts steht im Widerspruch zu historischen Tatsachen und

die Auslegung der Geschichte ist glaubhaft.

• Die Rollen können entweder vorgegeben sein oder von der Lerngruppe selbst geplant und

erarbeitet werden.

• Die Aufwärmphase vor Spielbeginn dient der Aktivierung der darstellerischen Kreativität (z.B.

Pantomime).

• Entlassungsphase: Die SpielerInnen werden behutsam aus den Rollen herausgeführt.

Distanz ist wichtig für die anschließende Reflexion.

• Reflexionsphase: Reflexion des Inhalts, der Spieler, Finden weiterer Lösungsmöglichkeiten

etc. Auch verzerrte historische Proportionen können korrigiert werden.

Kommunikationsstruktur von Rollenspielen

• Die Kommunikationsstruktur variiert nach den für die Vor- und Nachbereitung verwendeten

Methoden. Während des Spiels erfolgt eine interaktive und symmetrische Kommunikation

zwischen einigen Schülern.

• Die Lehrperson sollte selbst schon Erfahrungen mit Rollenspielen gemacht haben, den

Lernprozess koordinieren, moderieren, alle Spielenden und ihre Darstellung ernst nehmen

und respektieren.

• Die Auswahl der Spielenden erfolgt nach Beteiligungsbereitschaft, Interesse, aber auch in

Hinblick auf die Chance zu persönlichen Weiterentwicklung.

Nicht spielende SchülerInnen beobachten die Vorgänge systematisch und verwenden dafür

eventuell Leitfragen oder einen Kontrollbogen.

• Das Rollenspiel birgt die Gefahr des Ausgeliefertseins der Spielenden, da Vertrauen, Angst,

Rivalität etc. das Spiel wesentlich beeinflussen. Gruppenregeln können hier Abhilfe schaffen.

Unterrichtseinsatz von Rollenspielen

• Der Einsatz ist bei aktuellen sowie historischen gesellschaftlichen, politischen und sozialen

Problemen empfehlenswert. Schwierigkeiten bei der Entscheidungsfindung in

Konfliktsituationen, Wichtigkeit machpolitischer Verhältnisse und gesellschaftlicher Normen

etc. können nachvollzogen werden. Auch die Einübung von Techniken (z.B. Interviewtechnik)

ist möglich.

• SchülerInnen vergrößern ihr Wissen und entwickeln Selbst- und

Fremdbeobachtungsfähigkeit, Flexibilität, Artikulationsfähigkeit, kommunikative Kompetenzen,

Konfliktfähigkeit, Selbstvertrauen, Empathie, Offenheit, Kooperations- und

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Problemlösefähigkeiten weiter. Kreativität, Fantasie und Improvisationsfähigkeit werden

gefördert.

• Gefahren entstehen durch die Identifikation mit Rollen, die sich verfestigen und als natürlich

angesehen werden (z.B. positive Bewertung von Machtrollen). Weiters kann es zu einem

vereinfachten, verzerrten Geschichtsbild, dem Unterschätzen von gesellschaftlicher Relevanz,

unhistorischen Vergegenwärtigungen oder suggestiven Psychologisierungen kommen.

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Historische Szenen SchülerInnen können sich in die Geschichte hineinversetzen und sie dabei erleben und erfahren. Komplexe Themen werden mit der eigenen Persönlichkeit verbunden und bleiben damit nichts Abstraktes oder Äußerliches mehr.

• Mögliche Inhalte sind der Umgang mit Konflikten, das Nachempfinden von Situationen

anderer Menschen oder das Nachstellen historischer Situationen. Durch den offenen Ausgang

des Spiels und den Vergleich mit der historischen Realität kann ein tieferes Verständnis für

Entscheidungen oder gesellschaftliche Kräfteverhältnisse erzielt werden.

• Im Vorfeld der szenischen Darstellung sollte das jeweilige Thema intensiv bearbeitet werden.

• Die Vorlagen für historische Szenen können an authentische Texte gebunden sein oder

Situationen bzw. Schicksale darstellen. Sowohl die Erarbeitung der textlichen Grundlage

durch die Lerngruppe als auch Stegreifspiele sind mögliche Varianten.

Kommunikationsstruktur von historischen Szenen

• Einige Lernende kommunizieren interaktiv miteinander. Die Kommunikationsstruktur der

Vor- und Nachbereitung hängt von der jeweils benutzten Methode ab.

• Die Lehrperson soll den gesamten Lernprozess koordinieren und moderieren und für ein

gutes Arbeitsklima sorgen.

• Die Auswahl der Spielenden erfolgt mit großer Sorgfalt, da überzeugende Darstellungen

wesentlich für die Vermittlung von Inhalten sind. Interesse und Beteiligungsbereitschaft und

das Ermöglichen von Weiterentwicklung sind weitere wesentliche Auswahlkriterien.

• Nicht spielende SchülerInnen sollen (z.B. mit Leitfragen, Kontrollbogen etc.) die Vorgänge

systematisch beobachten.

• Die spielerische Darstellung birgt die Gefahr des Ausgeliefertseins der Spielenden. Vertrauen,

Angst, Rivalität etc. beeinflussen das Spiel wesentlich. Gruppenregeln können hier Abhilfe

schaffen.

Unterrichtseinsatz historischer Szenen

• Mit dem Einsatz von historischen Szenen können soziale Situationen und Ereignisse,

Erlebnis- oder Situationsbeschreibungen, Fachinhalte, generelle Themen wie Kindheit,

Jugend, Alter, Sexualität, Drogen, Flucht, Gewalt etc. erarbeitet werden. Ein tieferes

Verständnis über die Entwicklung von Rollenmustern, Lebensumständen etc. kann erreicht

werden. SpielerInnen und BeobachterInnen werden mit Situations- und Rollenverhalten

konfrontiert, das über das bei ihnen bekannte Haltungs- und Rollenrepertoire hinausgeht. Im

Einzelfall können allgemeine Verhältnisse sichtbar gemacht werden.

• Die SchülerInnen erweitern Wahrnehmungen, aktivieren körperliche oder auch sprachliche

Verhaltensmuster, diskutieren, reflektieren, erfahren viel über sich, ihre Mitmenschen und

soziale Prozesse, die Kooperation wird gefördert etc.

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Projektunterricht Zielsetzung und Arbeitsauftrag werden von der Lerngruppe gemeinsam entwickelt. Detaillierte Planung, Durchführung und Präsentation erfolgen eigenständig.

• Das meist fächerübergreifende Thema sollte möglichst von der Lerngruppe bestimmt werden

und enge Bezüge zur Lebenserfahrung der SchülerInnen haben.

• Die Ergebnisse des Projekts können auch in Form eines "Produktes" zusammengeführt

werden (Ausstellung, Videofilm, Website etc.).

• Die Dokumentation (Ergebnisse, Arbeitsprozess, Erfahrungen) kann die Grundlage für

Präsentation, Reflexion und Evaluation sein.

• Das mögliche zeitliche Ausmaß eines Projektes reicht von zwei bis drei Tagen über zwei bis

sechs Wochen bis hin zu Halbjahres- oder Jahresplänen.

• Es gibt verschiedene Phasenmodelle, die einander allerdings sehr ähneln (Themenfindung,

Projektplan, Durchführung, zwischendurch Reflexionsphasen, Präsentation, Reflexion).

Kommunikationsstruktur von Projektunterricht

• Im Verlauf von Projekten können sehr viele Methoden zum Einsatz kommen. Deshalb laufen

meist sehr unterschiedliche Kommunikationsstrukturen gleichzeitig und nebeneinander ab.

• Die Aufgaben der Lehrperson bestehen aus Vermittlung arbeitsmethodischer Kompetenzen,

Bewusstmachung gruppendynamischer Prozesse, Koordination und Moderation der

Lernprozesse. Möglichst wenige Eingriffe in die Lernprozesse gewährleisten die Entwicklung

neuer unkonventioneller und eigenständiger Lösungen.

• SchülerInnen sollen aktiv und eigenständig arbeiten und bestimmte Vorhaben realisieren.

• Auch die Projektmethode muss erlernt werden und sollte nur schrittweise eingeführt

werden. Die Ausgrenzung von Außenseitern oder verdeckt geführte soziale Konflikte sind

Gründe, um eine Gruppe noch nicht in die Selbstverantwortung zu entlassen.

Unterrichtseinsatz von Projektarbeit

• Beim Projektunterricht wird geschichtliches Denken auf aktuelle Aufgaben und reale

Bedürfnisse angewendet. Was die SchülerInnen gelernt haben, wird im konkreten Ernstfall

eingesetzt.

• Es handelt sich hier nicht um die Lösung einer Aufgabe mit einem Lösungsweg sondern um

die Bearbeitung einer umfassenden Thematik, aus der sich viele Aufgaben ergeben. Die

komplexe Sachlage ist meist problemhaltig und die Bearbeitung wird als wichtig angesehen.

• Innere Differenzierung und soziales Lernen sind wesentliche Elemente des

Projektunterrichts. Die SchülerInnen erweitern ihre Fähigkeiten bezüglich Selbständigkeit,

Verantwortlichkeit, Erkennen und Lösen von Problemen, Planungsfähigkeit, Analyse,

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Teamfähigkeit, Kommunikation, praktische Fähigkeiten. Konfliktfähigkeit,

Kooperationsbereitschaft etc.

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Offenes Lernen Offenes Lernen ermöglicht die Selbsttätigkeit von SchülerInnen, die in wechselnden Sozialformen aus einer Vielzahl von Möglichkeiten unterschiedliche Arbeitsvorhaben auswählen und gleichzeitig durchführen. Je mehr Entscheidungen über Lerninhalt, Lernmaterial, Lernweg, Sozialform, Zeitrahmen und Lernort mit bzw. von den SchülerInnen getroffen werden, desto offener ist ein Unterricht.

• Klarheit über die Vorgangsweise, Vorstrukturierungen, gemeinsame Besprechungsphasen,

Reflexionen. Langfristig verringern sich Disziplinprobleme.

• Lernanregende Ausstattung der Räume (Werkstattcharakter).

• Offenes Lernen benötigt längere Zeiträume als 45 Minuten.

• Vielfältige Lernmethoden und Materialien in verschiedenen Schwierigkeitsgraden (innere

Differenzierung).

• Lernatmosphäre: Vertrauen, klare Regeln, die immer veränderbar bleiben sollten.

Formen offenen Lernens Der Projektunterricht wird in der Literatur auch zum Offenen Lernen gezählt.

• Freie Arbeit: Nach einer allgemeinen Besprechung entscheiden die Lernenden über

Lerninhalt, Sozialform, Auswertung etc. völlig frei und selbständig. Nach der Arbeitsphase

folgt die Präsentation der erarbeiteten Inhalte und eine Reflexion.

• Arbeit mit Plänen: Pläne können eine eine Stunde, eine ganze Woche bis zu einem ganzen

Jahr betreffen. Der Plan enthält Pflicht-, Zusatz- und Wahlaufgaben, wovon erstere auf jeden

Fall bearbeitet werden müssen. Wie offen die Arbeit mit Plänen gestaltet ist, hängt von der

Gestaltung der Pläne und damit von der Lehrperson ab.

• Stationenlernen: Das (mehrfach vorhandene) Unterrichtsmaterial wird auf verschiedene

Stationen aufgeteilt. Die Wahl der Reihenfolge und der Sozialform bleibt auch hier den

SchülerInnen überlassen.

Kommunikationsstruktur und Unterrichtseinsatz offenen Lernens Kommunikationsstruktur

• Die Lehrperson koordiniert und moderiert den gesamten Lernprozess. Im Vorfeld werden

Materialien vorbereitet, die sich am Wissensstand und an den Kompetenzen der SchülerInnen

orientieren.

• Neben dem Wissenszuwachs fördern offene Lernformen SchülerInnen in der Entwicklung

zahlreicher Kompetenzen wie Kritikfähigkeit, Selbstkontrolle, Präsentation von

Arbeitsergebnissen etc.

Unterrichtseinsatz

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• Einsetzbar ist offenes Lernen in allen Schulstufen und bei jedem Thema. Die Abwechslung

mit anderen Methoden ist wichtig, da lernschwächere SchülerInnen öfter Schwierigkeiten mit

offenen Lernphasen haben.

• Dem sozialen Lernen und der inneren Differenzierung kommt besonders große Bedeutung

zu. Die SchülerInnen treffen die Entscheidungen über den Unterrichtsverlauf, das

Arbeitstempo etc. eigenständig und differenzieren sich damit quasi selbst.

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Schulpartnerschaften Bei einer Schulpartnerschaft pflegen zwei Schulen aus verschiedenen Ländern intensive Kontakte. Gemeinsame Aktivitäten werden geplant und Projekte zu einem vereinbarten Thema auch simultan an beiden Schulen durchgeführt. Durch Austauschprogramme entstehen längerfristige Beziehungen zwischen SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern. Kommunikationsstruktur

• Die Kommunikationsstruktur hängt von den eingesetzten Methoden ab. Kommunikation

erfolgt schulübergreifend zwischen den SchülerInnen, den LehrerInnen und den Eltern.

• Die Organisation und Koordination der Lernprozesse obliegt den Lehrpersonen an den

beiden Partnerschulen.

• Eltern werden auch mit organisatorischen Aufgaben betraut bzw. nehmen zumindest für die

Zeit des Austauschprogramms SchülerInnen bei sich auf.

• SchülerInnen leisten inhaltliche Arbeit über das jeweils andere Land und die vereinbarten

Themen.

Unterrichtseinsatz von Schulpartnerschaften

• Schulpartnerschaften können auf vielfältigste Weise realisiert werden.

• Die inhaltliche Erarbeitung von gemeinsamen Themen und von Hintergrundinformation über

das Umfeld der Partnerschule kann in Projekten erfolgen. Auch Schwerpunkte in

verschiedenen Fächern sind eine mögliche Variante. Die Themen sind normalerweise

fächerübergreifend formuliert.

• Das Erlernen der Fremdsprache ist kein Hauptzeck der Schulpartnerschaft, vielmehr stehen

Offenheit, Verständnis für andere Kulturen, Lernen im multikulturellen Umfeld etc. im

Mittelpunkt.

• Im Zuge von Schulpartnerschaften ist sowohl innere Differenzierung realisierbar, als auch

soziale Kompetenzen erlernbar.

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Forschendes Lernen SchülerInnen sind mit Suchen und Finden von Informationen, Problemlösungen etc aktiv am Prozess historischer Forschung beteiligt. Bei dem Einsatz von Oral History ergeben sich Anknüpfungspunkte an die Erfahrungswelt der SchülerInnen.

• Objektivierbare Ergebnisse erhält man durch eine relativ große Anzahl an Interviews.

Quellenkritik ist sehr wichtig, da z.B. Meinungsänderungen die Rekonstruktion des

Vergangenen beeinflussen.

• Interviewtechniken sollten erlernt und beherrscht werden. Strukturierte Fragebögen können

im Gegensatz zu offenen Interviews von mehreren verwendet werden und sind auch relativ

vergleichbar.

• Der Ablauf eines Oral History Projektes beinhaltet Themenfindung, Informieren über das

Thema, Entwicklung von Fragestellungen, Auswahl der Interviewpartner, Interviews,

eventuelle Transkription der Interviews, Auswertung und Präsentation der Ergebnisse.

Kommunikationsstruktur des forschenden Lernens

• Die Kommunikationsstruktur in der Vor- und Nachbereitungsphase hängt von den

verwendeten Methoden ab. Während des Interviews stellen SchülerInnen Fragen und hören

aktiv zu.

• Fragetechniken wie z.B Interventionen, Stichworterfassung, parasprachliches

Bestätigungsverhalten und paraphrasierende Zusammenfassung des bisher Gesagten sollten

unbedingt im Vorfeld eingeübt werden.

• Die Lehrperson hat die Aufgabe den Gesamtprozess zu koordinieren und zu moderieren, die

Aneinung von Interviewtechniken zu unterstützen und wenn notwendig Hilfestellungen

anzubieten.

• SchülerInnen sollen aktiv und eigenständig arbeiten, eventuell Interviewpartner finden und

die Interviews selbständig durchführen, die Ergebnisse kritisch auswerten und präsentieren.

Sie sammeln Erfahrung mit alltäglicher historischer Überlieferung und steigern ihre

Kommunikationsfähigkeit.

Unterrichtseinsatz von forschendem Lernen

• Oral History kann eingesetzt werden zur Rekonstruktion des Alltagslebens (Arbeit,

Wohnverhältnisse, Ernährung, Beziehung zwischen Partnern, Erziehung, Lebensweise von

Kindern, Feiern, kulturelle und religiöse Aktivitäten etc.). Multiperspektivität sowie

Verformungs- und Selektionsmechanismen im Prozess der historischen Überlieferung werden

fassbar.

• Bei Erzählungen über besondere Erlebnisse ist die Erinnerung meist schon verfestigt ist und

lässt weniger Interpretationsmöglichkeiten zu.

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• Bei der historischen Lebenslaufforschung stehen Wende- und Höhepunkte in

Lebensgeschichten im Mittelpunkt des Interesses. Diese stimmen meist nicht mit historisch

politischen Zäsuren überein.

• Die Beschäftgung mit Erfahrungsmustern bezieht sich auf öffentliche Diskussionen

bestimmter Themen und Einstellungswandel in Bezug auf Normen und Werte.

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Formen des eLearning eLearning bezeichnet Lernprozesse, die elektronisch angeleitet, gelenkt oder unterstützt werden. Zu Beginn seines Auftretens stützte sich der Begriff stärker auf das elektronisch unterstützte Lernen, während es seit den 1990er Jahren hauptsächlich für das Internet-angebundene bzw. webunterstützte Lernen verwendet wird. eLearning ist also ein Begriff mit vielen Facetten, der in verschiedenen Kontexten sehr unterschiedlich verwendet wird. Hier wird der Begriff eLearning als Überbegriff für alle Formen des Lernens, die in irgendeiner Weise elektronisch unterstützt sind, verwendet. Bezogen auf die Lernorganisation unterscheiden wir:

• Konzepte des eLearning (z.B. Blended Learning, WBT etc.), diese Lernobjekte sind mit einem

(K) gekennzeichnet, und

• Methoden des eLearning (z.B. virtuelle Gruppenarbeit, Chat, virtuelle Sprechstunden etc.),

diese Lernobjekte sind mit einem (M) gekennzeichnet.

Folgende Konzepte des eLearning werden vorgestellt: Virtuelle Lehre, Open Distance Learning, Blended Learning, CBT - Computer Based Training, WBT - Web Based Training Folgende Methoden des eLearning werden vorgestellt: Selbstgesteuertes Lernen, Online Discussion - Forum, Chat, MUD, Wiki-Web, eTutoring Weiters erhalten Sie Informationen zu folgenden Bereichen des eLearning: Simulationen, Didaktischer Einsatz von Audio, Didaktischer Einsatz von Video, Virtuelle Sprechstunde, Selbsttest / Quiz, Online-Prüfungen, Virtuelle Gruppenarbeit Rolle der Lehrenden und Lernenden Je nach Konzept des eLearning, das zum Einsatz kommt, unterscheiden sich auch die Rollen der Lehrenden. Lehrende sind gefragt in der exakten Planung von Arbeitsabläufen, in der didaktischen Aufbereitung des Content, im Management von Lernprozessen sowie in der Beratung der Lernenden. Lernende müssen zunehmend selbstorganisiert lernen (selbstgesteuertes Lernen). Dazu zählen Fähigkeiten wie: Lernziele eigenständig setzen, den Lernprozess planen und vorbereiten, die eigenen Lernhandlungen organisieren und ausführen, die Motivation und Konzentration aufrecht erhalten, Lernhandlungen kontrollieren und korrigieren sowie die eigenen Lernleistungen bewerten. Weitere Schlüsselqualifikation der Lernenden sind bei Prozessen des eLearning die Fähigkeit zum Wissensmanagement, Medienkompetenz, Problemlösefähigkeit und beim Einsatz von virtuellen Gruppen (virtuelle Gruppenarbeit) sowie zunehmend auch Teamfähigkeit.

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Rein Virtuelle Lehre Mit virtuellem Lehren und Lernen wird hier reines webbasiertes Lernen bezeichnet, was bedeutet, dass keine Präsenzphasen statt finden. Der Lerninhalt wird internetgestützt präsentiert (in Form von Texten oder mit Hilfe anderer medialer Mittel aufbereitet), die Studierenden kommunizieren miteinander und mit den Lehrenden online und bearbeiten Lernaufgaben zur Leistungsüberprüfung für den Lehrenden. Zusätzlich steht ihnen meistens tutorielle Unterstützung ( >> eTutoring) zur Verfügung. Vor- und Nachteile

• Vorteile:

o Die Lernenden können ihren Lernprozess völlig flexibel gestalten.

• Nachteile:

o Viele Inhalte eignen sich nicht zur rein virtuellen Präsentation.

o Soziale Aspekte des Lernens kommen zu kurz.

o Aufgrund der fehlenden sozialen Präsenz kann es zu einem geringeren

Verantwortungsgefühl der Lernenden und /oder der Lehrenden kommen.

Rolle der Lehrenden und Lernenden Der/Die Lehrende stellt die Lernmaterialien zur Verfügung, bietet den Lernenden Unterstützung an und moderiert Kommunikationsprozesse. Die Lernenden können unabhängig von Zeit und Ort auf ihre Lernunterlagen zugreifen und ihren Lernprozess selbst steuern. Sie können Arbeitsgruppen und Lerngemeinschaften bilden, in denen sie Aufgabenstellungen bearbeiten und Lerninhalte diskutieren.

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Open Distance Learning Bei Open Distance Learning handelt es sich um das Prinzip des offenen Lernens, das in Fernkursen angewendet wird. Wesentliche Merkmale des offenen Lernens bzw. des offenen Unterrichts sind Eigenverantwortung der Lernenden, tätigkeitsintensive und selbstgesteuerte Beschäftigung mit einem vorgegebenen Lernmaterial sowie Differenzierung und nicht zuletzt die Selbstkontrolle. Open Distance Learning kann als Vorläufer des eLearning bezeichnet werden und hat große Ähnlichkeiten mit reiner virtueller Lehre. Vor- und Nachteile

• Vorteile:

o Die Lernenden können ihren Lernprozess völlig flexibel gestalten

o Der/die Lehrende kann den Kurs unabhängig von den Interessen und Bedürfnissen

einer Lerngruppe vorbereiten und, weitgehend auch, durchführen.

• Nachteile:

o Open Distance Learning eignet sich eher für kanonisierte Wissensbestände,

kommunikative Lernprozesse sind nur eingeschränkt zu steuern.

o Soziale Aspekte des Lernens kommen zu kurz.

o Aufgrund der fehlenden sozialen Präsenz kann es zu einem geringeren

Verantwortungsgefühl der Lernenden und /oder der Lehrenden kommen.

Rolle der Lehrenden und Lernenden Der/Die Lehrende stellt die Lernmaterialien zur Verfügung, bietet den Lernenden Unterstützung an und moderiert Kommunikationsprozesse. Die Lernenden können unabhängig von Zeit und Ort auf ihre Lernunterlagen zugreifen und ihren Lernprozess selbst steuern. Sie können Arbeitsgruppen und Lerngemeinschaften bilden, in denen sie Aufgabenstellungen bearbeiten und Lerninhalte diskutieren.

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Blended Learning Das Konzept des Blended Learning bezeichnet eine Lernorganisation, welche eine didaktisch sinnvolle Verknüpfung von Präsenz- und Onlinephasen anstrebt. Das englische Wort "blended" steht für "vermischt, ineinander übergehend". Im deutschsprachigen Raum wird häufig auch der Begriff "hybrides Lernen" verwendet, der eine entsprechende Bedeutung hat. Im angloamerikanischen Raum wird Blended Learning auch mit den Begriffen Distributed Learning, Integrated Learning, Flexible Learning und Hybrid Teaching bezeichnet. Blended Learning hat seinen Ursprung in der Weiterbildung von Unternehmen. Im deutschsprachigen Bildungsraum hat es sich erst vor wenigen Jahren etabliert, es bezeichnet nun aber einen der vorherrschenden Trends für eLearning. Dieser Trend gründet auf Erfahrungen, die zeigten, dass ausschließliches virtuelles Lernen (ohne Präsenzveranstaltungen) nicht effizient ist. Vor- und Nachteile Vor- und Nachteile entsprechen dem Grad der optimalen Kombination von Präsenz- und Online-Phasen. Ist der Wechsel bezogen auf die Adressatengruppe, die Lernziele und die Themen sorgfältig überlegt, sollte diese Form der Lehr-/Lernorganisation eine hohe Effizienz im Lernertrag und Zufriedenheit im Lernprozess ermöglichen. Rolle der Lehrenden und Lernenden Lehrende werden bei Blended Learning nicht durch den Einsatz elektronischer Medien ersetzt, sie übernehmen jedoch teilweise andere Rollen als in der reinen Präsenzlehre. Im Vordergrund steht nun nicht mehr die Wissensvermittlung sondern die Begleitung der Lernenden während des gesamten Lernprozesses. Beispiel: Vorschläge für Unterrichtsplanung

Blended-Learning: Vorschläge für die Unterrichtsplanung

Bei Blended-Learning steht das Design des Unterrichts für eine längere Arbeitsphase, z.B. für das gesamte Semester, im Vordergrund. Zu überlegen ist, welche Lehr- / Lernorganisation für die Vermittlung welcher Ziele am geeignetsten erscheint. Für Online-Phasen eignen sich zum Beispiel:

• Zur Verfügung stellen von Materialien jeder Form (Text, Bilder, Grafiken, Audio-,

Videodateien)

• Kommunikation, welche die Anwesenheit der Lernenden nicht zwingend voraussetzt (z.B.

Einsatz eines Expertenchats, siehe Chat)

• Selbsttests

• Abgabe der Arbeitsaufgaben der Lernenden

• Einholen von >> Feedback

Für Präsenzphasen eignen sich zum Beispiel:

• Gruppenarbeit (besonders die Phase der Gruppenbildung)

• Kommunikation, welche die Anwesenheit der Lernenden voraussetzt

• Präsentation bzw. Bearbeitung und Besprechung komplexer Inhalte

• Vertiefende Diskussionen

• Problembesprechungen, Erörterungen

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Blended Learning Szenario 1 Der Unterricht zu Semesterbeginn startet mit einer Präsenzphase, in der die Lernenden einführende Informationen sowie den Zugang zu einer Lernplattform erhalten und sich zu Kleingruppen formieren. In einer weiteren Phase arbeiten die Gruppen an Lernaufgaben. Als Hilfsmittel benützen sie dazu Wissensinhalte, die sie auf der Lernplattform finden sowie weitere Quellen aus Literatur und Internet. Die Kommunikation der Studierenden findet über die Lernplattform (über eMail, in Diskussionsforen oder über Chat) statt. Die Lernaufgabe wird nach Abschluss auf die Lernplattform gestellt, wo sie vom Lehrenden eingesehen und beurteilt werden kann. Nach dieser virtuellen Phase folgt erneut eine Präsenzphase, in der die Ergebnisse der Kleingruppen diskutiert werden. Anschließend werden mögliche Probleme der virtuellen Zusammenarbeit besprochen und danach erhalten die Studierenden weiteren Input für eine selbstgesteuerte Lernphase. Dieses Szenario setzt sich bis Semesterende so fort. Idealerweise werden die Studierenden während des gesamten Prozesses von einem >> eTutor begleitet. Ist dies nicht der Fall, übernimmt häufig der Lehrende diese Funktion. Blended Learning Szenario 2 Ein Blended-Learning-Szenario kann auch mit einer Online-Phase beginnen. Die Studierenden erhalten per eMail die Zugangsinformationen zur Lernplattform und orientieren sich zunächst auf der Lernplattform über die bevorstehende Lehrveranstaltung. Sie finden dort Informationen zu Rahmenbedingungen des Unterrichts und möglicherweise eine erste Arbeitsaufgabe. Sinnvollerweise ist diese so gestellt, dass sie mögliche Hemmungen aufgrund des Umgangs mit neuer Technik der Studierenden verringern bzw. beseitigen hilft. An diese erste virtuelle Phase schließen einige Face-to-face-Veranstaltungen an, in denen sich die Studierenden kennen lernen und erste Erfahrungen mit der Lernplattform austauschen. Diese Präsenzphasen sind höchst interaktiv und bauen auf den Vorkenntnissen der Studierenden auf, um ihr Wissen zu vertiefen. Begleitend dazu nutzen die Lernenden moderierte Diskussionsforen um über erhaltene Informationen und erarbeitetes Wissen zu diskutieren. Hier können Fragen und Problemstellungen besprochen werden, um den Transfer des Gelernten sicher zu stellen.

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CBT - Computer Based Training Bei CBTs handelt es sich um Lernsysteme, die dem Lernenden computerunterstützt und multimedial Lerninhalte vermitteln. Zusätzlich enthalten sie meist einfache Formen von Interaktion wie zum Beispiel Instruktionen (Anleitungen/Fragen) oder vordefiniertes Feedback. CBTs sind ein klassisches Beispiel für das Selbststudium, da der/die Lehrende durch Texte, Aufgaben und Videosequenzen auf dem PC ersetzt wird. CBTs enthalten meist zwei Formen von Modulen:

• Lehrmodule, in denen der Lehrstoff präsentiert wird.

• Testmodule, in denen die BenutzerInnen ihren Lernerfolg überprüfen können.

Vor- und Nachteile von CBTs

• Vorteile:

o Datenträger wie zum Beispiel CD-Rom oder DVDs erlauben einen umfassenden

Einsatz von multimedialen Elementen.

o Ein entstehender Wissensbestand kann aufgrund von bereitstehenden Datenbanken

sofort gedeckt werden. An die Stelle des Lernens auf Vorrat tritt das sogenannte

"Learning on demand" (Lernen nach Bedarf, Lernen auf Abruf).

o Die Lernenden können ihr Lerntempo selbst regulieren.

o Der Lernfortschritt kann in Form von Selbsttests von den Lernenden jederzeit

überprüft werden.

• Nachteile:

o Die Aktualisierung der Lehrinhalte ist schwierig.

o Nicht für jede Problemsituation steht ein passendes Lösungsmodul zur Verfügung.

o CBTs sind ungeeignet für Lernprozesse, deren Vermittlung nicht Faktenwissen

sondern das Erreichen bestimmter Fertigkeiten (= "Können") ist, da Möglichkeiten, wie

man einem Problem vorbeugen hätte können, meist unberücksichtigt bleiben.

o Hoher Entwicklungsaufwand und dementsprechend hohe Entwicklungskosten.

o Elemente sozialen Lernens fehlen.

o Unzureichende Motivierung und Durchhaltevermögen.

o Begrenzte Adaptivität an individuelle LernerInnenbedürfnisse.

o Wenig geeignet bei multivariablen, nicht exakt zu definierenden Lehr- und

Lerninhalten.

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WBT - Web Bases Training WBTs kann man als Weiterentwicklung von CBTs bezeichnen. Sie werden nicht wie CBTs auf Datenträgern sondern über das Internet bzw. Intranet (firmen- bzw. institutionsinternes Netzwerk) vertrieben. Der/die Lernende bearbeitet in einer web- bzw. netzbasierten Wissensumgebung interaktive Lerninhalte und kann bei Bedarf mit dem Bildungsanbieter per eMail Kontakt aufnehmen. WBTs unterscheiden sich von CBTs in folgender Hinsicht:

• Im Gegensatz zu CBTs, die oft eigenständige Anwendungen sind, ist für den Gebrauch von

WBTs ein Anschluss an das Internet und zumeist auch ein Webbrowser (Internet Explorer,

Netscape Navigator, Mozilla, Opera etc.) notwendig.

• Teilnehmende können synchron oder asynchron mit anderen Teilnehmenden in Verbindung

treten.

• Studierende erhalten Betreuung/Begleitung des Lernprozesses durch eine/n Tutor/in ( >>

eTutoring).

Vor- und Nachteile

• Vorteile der WBTs im Vergleich zu CBTs:

o Die Aktualisierung der Lehrinhalte kann leicht und schnell erfolgen.

o Die Interaktion und Kommunikation mit anderen Lernenden wird unterstützt.

o Die Lernenden haben die Möglichkeit, über das Internet in Kleingruppen zu

kommunizieren und zu arbeiten.

• Nachteile der WBTs:

o Ein Anschluss an das Internet ist notwendig (zusätzliche Kosten für die Internet-

Verbindung bzw. technischen Nachteile bei langsamer Verbindung).

o Der Lernerfolg hängt u. a. von der Fähigkeit des Lernenden ab, mit dem Medium

selbstständig umgehen zu können.

o Eine komplexe Darstellung von Inhalten - wie es bei WBTs häufig der Fall ist (z. B.

Einsatz von multimedialen Elementen) - kann die Lernenden eventuell überfordern.

o Nicht alle Lernbereiche sind für WBTs geeignet.

o Lernende müssen zumeist erst die Fähigkeiten selbstgesteuerten Lernens entwickeln,

um den gewünschten Lernerfolg zu erzielen.

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Selbstgesteuertes Lernen Als selbstgesteuertes Lernen werden jene Lernprozesse bezeichnet, welche die Lernenden selbständig planen und gestalten. Bis zu einem gewissen Grad finden selbstgesteuerte Lernprozesse immer statt. Man kann sie daher als Voraussetzung für Lernen sehen. Bei einigen Formen des eLearning treten die Prozesse des selbstgesteuerten Lernens jedoch in den Vordergrund. Rolle der Lehrenden und Lernenden Bei selbstgesteuerten Lernprozessen nehmen die Lehrenden keinen starken aktiven Part ein. Ihre Rolle beschränkt sich hauptsächlich auf die Bereitstellung von Materialien, auf inhaltliche Klärung sowie auf Moderationsaspekte. Beispiel: Selbstgesteuerte Lernen Selbstgesteuertes Lernen: Vorschläge für die Unterrichtsplanung Der Aspekt des selbstgesteuerten Lernens muss bei der Gestaltung von Lehr- und Lernumgebungen berücksichtigt werden. Besonderes Augenmerk ist auf die Entwicklung von Rückkopplung und Reflexion des Lernprozesses zu legen: Wie kann man selbstgesteuertes Lernen fördern?

• Lerninhalte und Lernaufgaben so wählen, dass Lernende diese in selbstgesteuerter Form

bewältigen können (Aufgaben sollten Lernende weder über- noch unterfordern, hohen

Aufforderungscharakter besitzen, konkret & unmissverständlich sein, zeitlich aktuell geschaltet

werden).

• Herstellen von Transparenz über den didaktischen Nutzen.

• Alle Informationen, die für die Aufgabenstellung erforderlich sind, zur Verfügung stellen.

• Austausch mit anderen Lernenden und eTutor/innen.

• eTutor/innen stellen geeignete Informationen und Materialien zu Lernhilfen und Lernstrategien

zu Verfügung.

• Raum für FAQs zu Strategien des selbstgesteuerten Lernens zur Verfügung stellen.

• Hinweise und Tipps zur Selbstmotivation der Lernenden (z.B. Selbstbelohnung für erzielte

Arbeit, erreichbare Feinziele setzen, sich Lernerfolge bewusst machen, attraktive

Arbeitsplatzgestaltung).

• Individuelle Lernberatung durch eTutor, um auf spezifische Lernprobleme einzelner eingehen

zu können.

• Aktivität der Lernenden positiv honorieren.

• Regelmäßiges Feedback.

• Wöchentlich einen Statusbericht darüber abgeben, wie man mit dem Lernen zurecht kommt.

• Individuelle Verhaltensweisen der Lernenden im Umgang mit der Lerninhalten und Aufgaben

akzeptieren.

• Die Lernenden (durch eTutor/innen) anregen, ihre Lernhandlungen zu reflektieren (Wie ging

es mir mit der Aufgabenstellung? Womit traten Probleme auf? etc.).

• Möglichkeit des kommunikativen Austauschs der Lernenden über Lerninhalte und

Lernaufgaben hat für das selbstgesteuerte Lernen eine wichtige Bedeutung.

Metakommunikation kann die Steigerung der Lernmotivation begünstigen (z.B. durch das

Erkennen neuer Handlungs- und Lernmöglichkeiten).

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Tipp: Ein Arbeitskontrakt kann den Lernenden beim selbstgesteuerten Lernen Hilfestellung und Orientierung bieten. Er kann mit einzelnen Lernenden oder mit Lerngruppen abgeschlossen werden. Dazu wird eine individuelle Lernplanung über Lernziele, Inhalte, Zeitrahmen etc. vorgenommen und schriftlich festgehalten.

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Online Discussion - Forum Online Diskussionen sind häufig die einfachste Form asynchroner Kommunikation, die bei eLearning zum Einsatz kommt. Es handelt sich dabei um zeitversetzte Diskussionen zwischen Lehrenden, Lernenden und eTutor/innen. Dazu benötigt man technische Tools in Form von Diskussionsforen. Die Foren-Software ist sehr unterschiedlich gestaltet und reicht von einfachen Frage-Antwort-Systemen bis zu komplexeren, bei denen verschiedene Rollen und Funktionen vergeben werden können. Der Moderation kommt bei Online Diskussionen eine große Bedeutung zu. Aufgaben der Moderation können sein:

• Organisation der Kommunikation: auf Übersichtlichkeit achten, Diskussion zusammenfügen,

Beiträge verweben und den Zusammenhang darstellen zusammenfassen, Klärung von

Konflikten etc.,

• Gezielte Initiierung der Kommunikation zwischen den TeilnehmerInnen (besonders in der

Anfangsphase): herausfordernde Fragen stellen, Ressourcen anbieten, Ideen beisteuern...,

• Strukturierung von Schritten und Vorgehensweisen,

• Förderung einer stabilen Gruppenstruktur und Schaffung einer positiven Arbeitsatmosphäre:

Bewertungen wie richtig oder falsch vermeiden,

• Zusammenfassung der Diskussionen, Ermutigung zur partizipatorischen Teilnahme der

Lernenden, Förderung der Verantwortlichkeit

Vor- und Nachteile

• Vorteile:

o die Lernenden können unabhängig von Zeit und Ort miteinander kommunizieren,

o die Beiträge sind für alle übersichtlich dokumentiert und können jederzeit nachgelesen

werden (für einen nachhaltigen Lernerfolg),

o alle Lernenden erhalten die gleichen Informationen.

• Nachteile:

o erschwerte Kommunikation, da die Möglichkeiten der nonverbalen Kommunikation

fehlen,

o Verschriftlichung der Beiträge führt zu Hemmungen beim Posten von Nachrichten,

o Höherer Aufwand der Koordination und Moderation als bei Face-to-face-

Kommunikation.

Beispiel: Online Discussion

Online Discussion: Vorschläge für die Unterrichtsplanung

Mögliche Inhalte von Diskussionsforen:

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• "Belangloses": Besonders wenn sich die Lernenden nicht häufig sehen, empfiehlt es sich,

Ihnen einen Bereich zu bieten, indem Sie über Privates und Alltägliches kommunizieren

können. Das fördert das Gruppengefühl und ersetzt persönliche Gespräche vor/während/nach

Präsenzphasen.

• Organisatorisches: Hier könnten die Lernenden Informationen finden, wann die nächste

Prüfung stattfindet, wer für den nächsten Chat eingeladen wird, welche Regeln für die Online-

Kommunikation vereinbart wurden etc.

• Inhaltliches: In diesem Bereich diskutieren die Lernenden über Inhalte, Problemstellungen etc.

und reflektieren Gelerntes.

Tipps für die Arbeit mit Diskussionsforen:

• Um die Übersichtlichkeit der Diskussionen zu gewährleisten, ist es notwendig, dass man sich

die Struktur des Diskussionsforums genau überlegt, bevor die Diskussionen gestartet werden.

• Vereinbaren Sie sogenannte Verhaltensregeln für die Nutzung der Foren mit den Lernenden.

• Es empfiehlt sich, wenn der erste Beitrag in einem Forum vom Lehrenden bzw. Moderator

verfasst wird.

• Informieren Sie die Lernenden per eMail, wenn Sie ein neues Forum eröffnen und teilen Sie

Ihnen mit, wozu dieses genutzt werden soll.

• Formulieren Sie Ihre Erwartungen (z. B. wie intensiv sich die Lernenden in die Diskussion

einbringen sollen) in einer Art "Benutzeranweisung".

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Chat Chat ist eine Form der synchronen Kommunikation, bei dem sich zwei oder mehr Personen nahezu zeitgleich auf Textbasis miteinander austauschen können. Dazu gibt es eine Vielzahl von Chat-Programmen, die sich in technischer Hinsicht teilweise stark voneinander unterscheiden. Einige Programme unterstützen nur die einfache schriftliche Kommunikation, andere Programme bieten technische Hilfsmittel, die es ermöglichen, das Wort nur an bestimmte Personen zu erteilen, andere wiederum lassen zusätzlich eine grafische Veranschaulichung des Textes durch ein sogenanntes Whiteboard (Tafel) zu. Vor- und Nachteile: Aufgrund der fehlenden nonverbalen Kommunikation, der Verschriftlichung des Gesagten sowie der mangelnden sozialen Präsenz der Teilnehmenden kann es bei dieser synchronen Kommunikationsform zu erheblichen Kommunikationsproblemen kommen. Der intensiven Vorbereitung sowie der Moderation eines Chats kommen daher wesentliche Bedeutung zu. Weiters empfiehlt es sich, den Einsatz des Chat genau zu überlegen. Die Erfahrung zeigt, dass Lernende, die sich regelmäßig in Präsenzeinheiten treffen, nur wenig Bedürfnis nach synchroner Online-Kommunikation haben und diese stattdessen als anstrengend, zeitaufwendig und wenig zielführend empfinden. Beispiel: Chat

Chat: Vorschläge für die Unterrichtsplanung

Wozu eignet sich ein Chat?

• zur Durchführung von ExpertInnen-Gesprächen,

• zur Community-Bildung und Intensivierung der Kommunikation der Lernenden untereinander

(besonders wenn der Unterricht/die Lehrveranstaltung einen hohen virtuellen Anteil hat),

• zum Einholen von Feedback,

• für Umfragen unter den Lernenden.

Tipps:

• Bereiten Sie als ModeratorIn Formulierungen vor. Es empfiehlt sich den Chat im Vorhinein

geistig durchzugehen und jene Sätze (z.B. Diskussionsstimuli), die bestimmt benötigt werden,

vor zu formulieren. Diese können dann während des Chat einfach durch copy & paste

(kopieren & einfügen) eingesetzt werden.

• Vereinbaren Sie mit den Teilnehmenden eine "Chatiquette" - das heißt Regeln zur

Kommunikation, über den Gebrauch von Emoticons (Smilies) und Akronymen (Abkürzungen).

• Aktivieren Sie stumme TeilnehmerInnen durch aktivierende Fragen.

• Befristen Sie die Begrüßungsperiode bzw. die Zeit des "freien Sprechens" für die

Teilnehmenden.

• Geben Sie die Ziele bekannt und achten Sie auf die Einhaltung der vereinbarten Regeln.

• Überlegen Sie sich eine zeitliche Struktur für den Chat.

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MUD Die englische Abkürzung MUD steht für Multi User Dungeon, was so viel bedeutet wie "Verlies für mehrere BenutzerInnen". MUDs kann man als textorientierte virtuelle Erlebniswelten bezeichnen. Da man im Gegensatz zu vielen anderen Computerspielen nicht nur gegen den Rechner spielt sondern vor allem mit oder gegen andere Personen, eröffnen sich für die Spielenden vielfältige kommunikative und erlebnismäßige Möglichkeiten. Die Spiele basieren ursprünglich auf Text, in den letzten Jahren haben sich MUDs grafisch sehr entwickelt und werden heute fast nur mehr grafik-unterstützt angeboten. In der Welt der Netzwerkspiele haben sich mittlerweile viele Abkürzungen für einzelne MUD-Typen gebildet, die sich unterschiedlich stark ähneln. Es gibt zum Beispiel MOOs, MUSHs, MUGs und diverse andere Untergruppen. Die Besonderheit der MOOs besteht darin, dass die Teilnehmenden nicht nur ihre Identität selbst neu erfinden sondern auch den Raum erzeugen können, innerhalb dessen sie sich bewegen. Einsatz im Unterricht Über den Einsatz von MUDs im Unterricht ist im deutschsprachigen Raum noch wenig bekannt. Vor allem im anglo-amerikanischen Bereich gab und gibt es jedoch schon vielfältige Projekte zur Untersuchung pädagogischer Funktionen, die hierzulande meist an Finanzierungsmöglichkeiten scheitern. Beispiel: MUD

MUDs: Beispiele

Moose Crossing ist ein spezielles MOO, in dem sich Kinder verschiedener Kulturen und Nationen über das Internet treffen sollen, um gemeinsam eine eigene virtuelle Welt zu kreieren. MOOSE steht für "MOO Scripting Environment", der Begriff Crossing ist im wörtlichen Sinne zu verstehen und bezeichnet eine Straßenkreuzung, die den Ausgangspunkt darstellt. Die Straßen führen in die nächste Stadt oder in den Wald und sollen die Schüler/innen animieren, "reale Umgebungen" zu bauen. Ziel dieses Spiels ist es, eine neue Lernkultur zu entwickeln, deren Besonderheit in der Kombination von Konstruktion und Gemeinschaft liegen soll. Weitere Ziele sind das Entwickeln kreativer Schreibkenntnisse und Programmierung zur gleichen Zeit. Starbright World Experiences ist ein weiterer virtueller Spielplatz, dessen Zielgruppe schwerkranke Kinder sind. Ziele sind die Förderung der Bildung und die Vernetzung der kranken Kinder. Dieses MUD ist technisch hoch entwickelt (z.B. Videoconferencing, siehe Didaktischer Einsatz von Video), konzipiert von Steven Spielberg und wird von namhaften Firmen unterstützt.

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Wiki-Web Der Name leitet sich vom hawaiianischen Wort für schnell (wiki-wiki) ab. Bei Wiki-Web handelt es sich um ein offenes Autorentool für Websites. Seine besondere Eigenschaft ist, dass seine Seiten von allen BenutzerInnen bearbeitet werden können. Dabei hat jede/r Benutzer/in die Freiheit, vorhandene Seiten zu korrigieren, zu ändern oder sogar zu löschen. Die Zusammenarbeit der Benutzer/innen wird durch kulturelle Konventionen geregelt. Um einen Missbrauch zu verhindern, kann man für ausreichend Schutzmechanismen sorgen. Sollte es dennoch zu einem Missbrauch gekommen sein, können unerwünschte Änderungen rückgängig gemacht werden. Bei Bedarf können Passwörter oder individuelle BenutzerInnenberechtigungen vergeben werden. Damit wird der Inhalt einer begrenzten TeilnehmerInnengruppe zugänglich gemacht. Einsatz im Unterricht Der Einsatz von Wiki-Web im Unterricht fördert soziale Fähigkeiten, Verantwortungsgefühl und trägt zur Festigung des Gelernten bei. Nach Abschluss eines Unterrichtsthemas können die Lernenden beispielsweise beauftragt werden, ihr erworbenes Wissen in einem Artikel zusammen zu fassen. Andere Lernende können diesen Artikel mit Ihrem Wissen und Ihren Erfahrungen erweitern und so entsteht nach und nach eine von SchülerInnen gestaltete "Wissensdatenbank". Auch anfallende Referate können anstatt (nur) vorgelesen zu werden, im Wiki-Web veröffentlicht werden. Tipps: Wesentlich im Wiki-Web ist die Qualitätskontrolle der Artikel. Diese Funktion kann der Lehrende erfüllen. Um die Nutzung des Wiki-Webs zu fördern und den Lehrenden von seinem zusätzlichen Arbeitsaufwand im eLearning zu entlasten, empfiehlt es sich, diese Aufgabe an die Lernenden abzugeben. Das kann beispielsweise in Kooperation mit einer anderen Klasse oder einer anderen Schule erfolgen, die am gleichen Thema arbeiten.

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eTutoring/Tutorielle Begleitung eTutoring bezeichnet die Unterstützung und Begleitung des Lernprozesses von eLernenden durch sogenannte eTutorInnen. Andere Bezeichnungen für eTutorInnen sind zum Beispiel eCoach, Online-Facilitator oder eTrainerInnen. Das Aufgabenfeld von eTutoren ist sehr komplex und variiert je nach Bedarf. Aufgabenbereiche von eTutorInnen können sein (nach Rautenstrauch, 2001):

• Verwaltung der Lernenden und der Lernumgebung: Anmeldung der Lernenden, Bereitstellung

von Lernmaterialien sowie Planung, Organisation & Durchführung von Veranstaltungen.

• Betreuung der Lernenden bei technischen Fragen.

• Begleitung und Unterstützung einzelner eLernender oder von eGruppen bei der

Auseinandersetzung mit Lerninhalten (z.B. das Beantworten inhaltlicher Fragen, Anbieten von

Feedback bei der Bearbeitung).

• Hilfestellung bei der Organisation des selbstgesteuerten Lernens (z.B. Lerntechniken,

Zeitmanagement).

• Unterstützung von Selbstlernprozessen und /oder der Kooperation der Lernenden in kleinen

Arbeitsgruppen.

Aufgrund dieses umfangreichen Aufgabenfeldes ist auch eine umfangreiche Ausbildung der eTutorInnen notwendig. Zu ihrem Kenntnisfeld zählen:

• Theoriewissen über eLearning.

• Kenntnisse über selbstgesteuertes Lernen.

• Medienkompetenzen.

• Kommunikationskompetenzen im Internet.

• Kenntnisse über kooperatives virtuelles Lernen.

• Kenntnisse über Moderationsprozesse.

• Kenntnisse über die didaktische Gestaltung der Lehr- und Lernsituation im eLearning.

• Persönlichkeitsmanagement (Organisationsfähigkeiten, Zeit- und Stressmanagement etc.).

Häufig haben Lehrenden keine Unterstützung durch eTutorInnen. In diesem Fall übernehmen sie selbst die genannten Funktionen.

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Simulationen Simulationen versuchen ein Abbild bestimmter Situationen oder Handlungsabläufe zu entwerfen, um Lernenden durch freies oder gezieltes Experimentieren Wissen zu vermitteln. Es handelt sich dabei um eine spezielle Form interaktiver Programme, die sich besonders zur Analyse von Prozessen des Entdeckens eignen. Simulationen werden auch als Programmtyp mit höchster Interaktivität bezeichnet. Die kognitiven Anforderungen sind ebenso hoch. Lernziele sind zum Beispiel Abbildungen herstellen, Systeme modellieren, Hypothesen erstellen oder überprüfen. Wenn die Benutzeroberfläche gut gestaltet ist, sind sie geeignet, um Inhalte zu lehren, die sich dynamisch verändern. Besonders bekannt sind Simulationen als Modelle, die andere Maschinen simulieren, wie zum Beispiel Flugzeuge, Kontrollanlagen für Kraftwerke oder andere Computeranlagen. Solche Systeme werden häufig in der Industrie und im militärischen Sektor eingesetzt. Es gibt jedoch auch zahlreiche Modelle in biologischen, ökonomischen, ökologischen und politisch-sozialen Bereichen. Vor- und Nachteile

• Vorteile:

o Simulationsspiele fördern handlungsorientiertes und aktivierendes Lernen.

o Experimentelle Kontrollierbarkeit.

o Kontrollierbarkeit von Art und Abfolge der Lernszenarien.

o Anpassung des Unterrichtsverlaufs an die Leistung der Lernenden.

• Nachteile:

o Fehlende soziale Interaktion.

o Möglichkeit zum Feedback.

o (Zu) große Verzerrungen der Realität durch notwendige Vereinfachungen

o Hoher Arbeits- und Zeitaufwand.

Rolle der Lehrenden und Lernenden Die Lernenden fällen Entscheidungen nach ihren eigenen Beurteilungen. Der/die Lehrende übernimmt dabei die Rolle eines/-r Moderators/-in und eines/-r RatgeberIn.

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Didaktischer Einsatz von Audio Man kann zwischen den Audioelementen Sprache, Soundeffekte und Musik unterscheiden. Die Sprache lässt sich für die Übermittlung konkreter Informationen, das Ersetzen eines schriftlichen Textes oder zur gezielten Lenkung der Aufmerksamkeit einsetzen. Soundeffekte und Musik können einen bestimmten Schauplatz symbolisieren, einen zeitlichen Abschnitt festlegen oder auch die Geschwindigkeit einer Präsentation bestimmen. Ton und Musik tragen aber auch zur Identifikation bei (zum Beispiel lassen sich durch wiederkehrende Melodien bestimmte Charaktere identifizieren) oder stellen einen Übergang von einer Lernsequenz zur nächsten dar. Vor- und Nachteile

• Vorteile:

o Bei Aufbereitung von Lernmaterial mit unterschiedlichen Medien werden

unterschiedliche Lernstile angesprochen.

o Die Aufzeichnung von Vorträgen, Vorlesungen etc. eignet sich gut zur Archivierung

des Materials.

o Audioeffekte können aufgrund ihrer symbolischen Kraft zur besseren Merkfähigkeit

bei den Lernenden führen.

• Nachteile:

o Auditive Darbietung erfordert die volle Konzentration und Vorstellungskraft der

Zuhörenden, wenn Wissen transportiert wird.

o Die Aufbereitung von Audio-Files in didaktisch hochwertiges Lehr- und Lernmaterial

ist aufwändig.

o Tonmedien allein erreichen häufig nur selten die Attraktivität eines bewegten Bildes.

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Didaktischer Einsatz von Video Kürzere oder längere Videosequenzen werden als Teil multimedialer Lernumgebungen eingesetzt. Wenn Video von den Lernenden nicht in "Konsumhaltung" rezipiert sondern als Lernchance gesehen wird, können Lehr-/Lernprozesse auf vielfältige Weise optimiert werden. Vor- und Nachteile

• Vorteile:

o Die negativen Auswirkungen von fehlender nonverbaler Kommunikation im Web

können minimiert werden.

o Höhere Informationsdichte: Film ist der Sprache als Darstellungsmedium überlegen,

da er viele detaillierte Informationen übermitteln kann.

o Raumzeitliche Abläufe, dreidimensionale Verhältnisse oder komplexe Bewegungs-

oder Interaktionsabläufe können besser vermittelt werden.

o Durch den Videoeinsatz kann es zu verbesserten Behaltens- und

Verstehensleistungen durch die Darstellung verschiedener Symbolsysteme kommen.

• Nachteile:

o kostenintensiv,

o hoher technischer Aufwand,

o hoher zeitlicher Aufwand zur didaktisch hochwertigen Aufbereitung des Lehr-

/Lernmaterials.

Beispiel: Videoeinsatz - Empfehlungen für die Unterrichtsplanung

• Um einen optimalen Lernerfolg zu erzielen, sollte das Video in das Gesamtkonzept des

Lernprozesses funktional integriert werden.

• Komplizierte Teile sollten mit Schrifteinblendungen besser erklärt und strukturiert werden.

• Auf die Darbietungszeit sollte geachtet werden. Zu kurze Darbietungszeiten können zu

Schwierigkeiten bei der kognitiven Verarbeitung führen; zu lange Darbietungszeiten kann die

Lernenden überfordern oder langweilen. Es empfiehlt sich, den Lernenden ein hohes Maß an

Kontrolle über die Videosequenz(en) zu ermöglichen, indem für sie die Funktionen Stopp,

Pause, Wiederholen und Vor- und Rückspulen vorhanden sind.

• Ein Video sollte eine nicht zu hohe Informationsdichte beinhalten, da die Folge Überforderung

sein kann. Es kommt zu einer selektiven Wahrnehmung und zu einem Abschweifen zu

Belanglosem.

• Auch Video-Aufzeichnungen können durch zusätzliche Aufbereitung zu didaktisch

hochwertigem Material entwickelt werden. Die Unterteilung in einzelne Sequenzen, Untertitel,

Ton etc. können dazu beitragen.

Beispiel: Videoconferencing:

Videokonferenzsysteme schaffen virtuelle Hörsäle, in dem sie räumlich verteilte Lernende und Lehrende miteinander kommunizieren lassen. Videokonferenzen werden im eLearning an Schulen und Hochschulen aufgrund der aufwändigen technischen Realisierung und hohen Kosten selten eingesetzt. Stärker zum Einsatz kommt diese Methode in internationalen Firmen, die dadurch Reisekosten ihrer MitarbeiterInnen einsparen können.

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Virtuelle Sprechstunde Der/die Lehrende bzw. eTutorIn ist für die Lernenden online zu einem bestimmten Zeitpunkt erreichbar. Die Erreichbarkeit kann in Form eines Diskussionsforums, in Form einer eMail oder im (eventuell videounterstützten) Chat geschehen. Der/die Lehrende wird so über den Unterricht und die Lernenden besser informiert, während letztgenannte eine fixe Anlaufstelle für Probleme und Anregungen haben. Vorschläge für die Unterrichtsplanung

• Erwarten Sie viele Teilnehmende, können Sie Termine wie bei herkömmlichen Sprechstunden

verteilen.

• Steht eine Prüfung kurz bevor, können Sie den Lernenden einen zusätzlichen Termin zur

Verfügung stellen.

• Berücksichtigen Sie, dass das Inanspruchnehmen von virtuellen Sprechstunden zu Beginn

meist nur zögerlich angenommen wird, da viele Teilnehmende noch nicht wissen, was eine

online Sprechstunde ist.

• Sprechen Sie in diesem Fall wiederholt eine Einladung aus oder schicken Sie eine eMail an

die Studierenden.

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Selbsttest / Quiz Ein Quiz ist eine Form der Selbstüberprüfung durch die Lernenden mit Hilfe von unterschiedlichen Fragetypen. Neben der Überprüfung des Gelernten kann ein Quiz auch Feedback an die Lehrenden über den Wissensstand der Lernenden geben. Rolle der Lehrenden und Lernenden Bei der Selbstüberprüfung erhält der/die Lehrende einen Überblick über den Wissenszuwachs seiner/ihrer Lernenden. Selbsttests können nicht in die Notenberechnung mit einbezogen werden. Die Lehrenden haben nach Auswertung dieser Ergebnisse jedoch die Chance, den Lernerfolg der Lernenden durch Optimierungsmaßnahmen zu erhöhen. Wie schon erwähnt dienen Quizzes jedoch vor allem der Selbstkontrolle der Studierenden. Diese können aufgrund ihrer Ergebnisse an ihrem eigenen Lernerfolg arbeiten.

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Online Prüfungen Online-Prüfungen sind Prüfungen, bei denen sich die Lernenden vor PCs versammeln, dort ihre Prüfung ablegen und sie schließlich über das Internet abgeben. Das weit verbreitete Bild von Studierenden, die zu einer beliebigen Zeit an einem beliebigen Ort ihre Prüfung absolvieren können, trifft hier nicht zu. Beispiel In der Praxis sehen solche Prüfungen folgendermaßen aus: Ein Prüfungstermin wird festgelegt. Die Lernenden erscheinen zu diesem vereinbarten Termin an einem gemeinsamen Ort (zumeist an der Bildungseinrichtung) und erhalten zu Beginn der Prüfungssituation die Zugangsdaten. Dann absolvieren sie ihre Tests – wobei sie meist die Fragen in beliebiger Reihenfolge absolvieren können – und geben den Test anschließend über das Internet ab, indem sie ihn an eine (vom Lehrenden vorher) definierte Adresse absenden. Ist dies geschehen, kann meist kein Zugriff mehr auf die Arbeit erfolgen. Einsatz im Unterricht Da Online-Prüfungen nicht die gewünschte Flexibilität erbringen, einen hohen technischen und organisatorischen Aufwand darstellen und vom Funktionieren der Technik bzw. der Internet-Verbindung abhängig sind, kamen diese bislang kaum zum Einsatz. Neue technische Lösungen werden daher überlegt und entwickelt.

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Virtuelle Gruppenarbeit Analog zum Teamwork in Präsenzeinheiten werden im eLearning virtuelle Gruppen gebildet, die gemeinsam online an Lernaufgaben arbeiten. Der technischen Lernumgebung kommt dabei eine große Bedeutung zu. Diese muss so gestaltet sein, dass sie Gruppenarbeitsprozesse unterstützt. Dazu eignen sich beispielsweise das Führen eines Kalenders, eine gemeinsame Informations- und Dateiverwaltung sowie technische Lösungen, die ein gemeinsames und gleichzeitiges Arbeiten an Dateien ermöglichen. Diese Prozesse sollten in einem für die Gruppe geschützten Bereich geschehen können. Eine bekannte technische Lösung für virtuelles Zusammenarbeiten ist BSCW (Basic Support for Cooperative Work). Rolle der Lehrenden und Lernenden Der Koordination und Moderation von virtuellen Gruppen kommt beim eLearning eine große Bedeutung zu. Die Aufgaben der Koordination und Moderation kann der Lehrende, ein(e) eTutorIn oder auch Mitglieder der Gruppe erfüllen. Die Vergabe dieser Rolle hängt vom Koordinations- und Moderationsaufwand wie auch von den Vorerfahrungen der Lernenden ab. Ist es möglich, ein(e) TutorIn einzusetzen, sollte diese Chance genützt werden, um eine Überlastung von Lehrenden oder Lernenden zu vermeiden. Vor- und Nachteile

• Vorteile:

o Die Beteiligung jedes Gruppenmitgliedes ist während der gesamten Arbeitsphase

transparent.

o Durch den Austausch der Gruppenmitglieder in den Online-Phasen bleibt in

Präsenzeinheiten mehr Zeit zum Diskutieren der Ergebnisse.

o Für den Wissensaustausch besteht erhöhte Zeit- und Ortsunabhängigkeit.

• Nachteile:

o Es besteht ein Mangel an wahrgenommener sozialer Präsenz anderer

Gruppenmitglieder, was zu einer geringeren Verbindlichkeit der Teilnehmenden und

zum Beispiel zum Phänomen des Trittbrettfahrens führen kann.

o Die Koordination der Gruppe ist eher schwer.

o Das Herstellen einer gemeinsamen Wissensbasis ist aufwändiger als in

Präsenzgruppen.

Beispiel: Virtuelle Gruppenarbeit

Virtuelle Gruppenarbeit: Vorschläge für die Unterrichtsplanung

• Stellen Sie Aufgaben, die eine koordinierte Zusammenarbeit erforderlich machen. Formulieren

Sie die Aufgaben so, dass jedes Gruppenmitglied einen spezifischen Beitrag leisten kann.

• Bestimmen Sie eine(n) Gruppenverantwortliche(n) oder lassen Sie diesen von der Gruppe

bestimmen. Dieser arbeitet weniger inhaltlich, koordiniert statt dessen die Gruppe und achtet

auf ein zielgerichtetes Forschreiten des Arbeitsprozesses.

• Geben Sie den Kleingruppen ausreichend Zeit. Die virtuelle Zusammenarbeit dauert auf

Grund der erschwerten Bedingungen etwas länger als die Kooperation in Präsenzeinheiten.

Page 55: Methoden in der Lehr-Lernorganisation - univie.ac.at · 2019. 10. 16. · 2 Methoden in der Lehr-/Lernorganisation . In dieser Lerneinheit finden Sie Grundinformation über die wichtigsten

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