Michael Spitzbart, Thorsten Havener · Bo g o ta au fsein e H au ttä to wi e r en lassen .G lück...

16
Leseprobe aus: Michael Spitzbart, Thorsten Havener Denken Sie nicht an einen blauen Elefanten! Mehr Informationen zum Buch finden Sie auf rowohlt.de. Copyright©2010 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg

Transcript of Michael Spitzbart, Thorsten Havener · Bo g o ta au fsein e H au ttä to wi e r en lassen .G lück...

Page 1: Michael Spitzbart, Thorsten Havener · Bo g o ta au fsein e H au ttä to wi e r en lassen .G lück lich er weise en t-schl o ss er sich irge n d w ann , nicht d en dunk len Pf ad

Leseprobe aus:

Michael Spitzbart, Thorsten Havener

Denken Sie nicht an einen blauenElefanten!

Mehr Informationen zum Buch finden Sie auf rowohlt.de.

Copyright©2010 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg

Page 2: Michael Spitzbart, Thorsten Havener · Bo g o ta au fsein e H au ttä to wi e r en lassen .G lück lich er weise en t-schl o ss er sich irge n d w ann , nicht d en dunk len Pf ad

In halt

Ein leitung 9

Kapitel 1

UNSERE GEDANKEN SIND NICHT FREI 15

Body and Mind – zwei in eins 17

Nichts als heiße Luft 25

Körper macht Geist 28

Kann man wollen, was man will? 39

Das Märchen von der Freiheit 48

Gedan ken sicht bar machen 58

Neues aus der Gedankenwelt 64

Halbvoll ist mehr als halbleer 65

Was sagen bloß die anderen? 66

Spieltheo rie oder Ge fan ge nen di lem ma? 67

Ich weiß, was du willst 69

Der Stoff, aus dem die Gedanken sind 69

Mit allen fünf Sinnen 77

Stiefkind: über das Riechen 78

Senat: über das Hören 81

Star: über das Sehen 83

Gourmet: über das Schmecken 89

Sen si belchen: über das Tas ten 92

Nach denk li ches über Ge dan ken 97

Von der Qual zu überlegen und selbstgemachtenHindernissen 102

Erkennen auf drei Ebenen 110

Page 5 12-FEB-10ROWOHLT TB - 62609 - Havener u. a., Denken/blauen Elefanten

Page 3: Michael Spitzbart, Thorsten Havener · Bo g o ta au fsein e H au ttä to wi e r en lassen .G lück lich er weise en t-schl o ss er sich irge n d w ann , nicht d en dunk len Pf ad

Das Gehirn – alte Mythen und neue Fakten 118

Ein egois ti scher Nim mer satt 119

Das fle xi ble Organ 120

Drei-Pfund-Univer sum 120

Ein klei ner, fei ner Unter schied 122

… und sie vermehren sich doch 123

Dünger fürs Gehirn 126

Viel Denken bringt nicht viel 128

Die Anato mie ei ner Kopf ge burt 128

Was ist das, ein Gedanke? 130

Großrechner Gehirn: Zentrum für Gut und Böse 131

Auch Gehirne freuen und fürchten sich 133

Ich fühle, also bin ich 135

An der Quelle der Emotionen 135

Kapitel 2

UNSERE GEDANKEN SIND FREI 137

Weg mit den Überzeugungen 138

An lei tung zum Über-sich-Hinauswach sen 143

Atmen: Luft zum Reflektie ren 145

Entspannen: die Kraft der Ruhe 146

Visua li sie ren: Bilder, die blei ben 150

Ankern: ent scheiden und konditionie ren 162

Reframen: Perspektiv wech sel gefor dert 166

Denken macht stark 176

Kapitel 3

MINDPOWER: DIE WELT AUS DEN ANGELN HEBEN 180

Vom Placebo zum Nocebo und wieder zurück 180

Das letzte Blatt – eine Geschichte von O. Henry 185

Vom rich ti gen Den ken 193

Page 6 12-FEB-10ROWOHLT TB - 62609 - Havener u. a., Denken/blauen Elefanten

Page 4: Michael Spitzbart, Thorsten Havener · Bo g o ta au fsein e H au ttä to wi e r en lassen .G lück lich er weise en t-schl o ss er sich irge n d w ann , nicht d en dunk len Pf ad

Mas terplan für Ziele 209

Die zwei Gesichter der Susan Boyle 217

Übertriff dich selbst 224

Kapitel 4

MNE MOTECH NIK: UPDATES FÜRS GE HIRN 229

Haveners kleine Denkschule 229

Schlagende Verbindungen: Link Method of Memory 231

Das Loci-System: alles am rechten Platz 237

Königsdisziplin: Peg System of Memory 239

Dem Mindset Beine machen 245

Opti mal lernen 248

Der Nacht falter 249

Dank 255

Page 7 12-FEB-10ROWOHLT TB - 62609 - Havener u. a., Denken/blauen Elefanten

Page 5: Michael Spitzbart, Thorsten Havener · Bo g o ta au fsein e H au ttä to wi e r en lassen .G lück lich er weise en t-schl o ss er sich irge n d w ann , nicht d en dunk len Pf ad

Page 8 12-FEB-10

Page 6: Michael Spitzbart, Thorsten Havener · Bo g o ta au fsein e H au ttä to wi e r en lassen .G lück lich er weise en t-schl o ss er sich irge n d w ann , nicht d en dunk len Pf ad

Einleitung 9

Ein lei tung

Der größte Vorteil meines Berufs besteht darin, ständig inter-essante Men schen ken nenzulernen. Eine der außergewöhn-lichsten Begegnungen in letzter Zeit war für mich ein Treffenmit dem Forensiker Dr. Mark Benecke. Er ist ein ausgewiesenerExperte auf seinem Gebiet. Wir hatten uns sofort viel zu erzäh-len, denn er macht bei Leichen genau das, was ich bei Lebendenversuche: Er ergründet ihre Geheimnisse. Ich fühle mich beiden Lebenden allerdings viel wohler …

Grund unserer Begegnung war eine Fernsehsendung, zu derwir gemeinsam eingeladen waren und wo wir uns und unsereArbeit präsentieren konnten. Nach dem Auftritt saßen wir nochin der Gar derobe zusam men und unterhielten uns. Plötz lichholte Mark ein paar Geldstücke aus seiner Tasche. Er warf dasKleingeld achtlos auf den Tisch und bat mich, eine der Münzengenau im Auge zu behalten. Er bewegte mystisch seine Handdarüber und plötzlich begann sich das Geldstück auf dem Tischzu bewegen! Er konzentrierte sich wei ter auf diese Münze –ganz langsam begann sie sich aufzustellen. Als sie auf demRand stehen blieb, beendete er seine Vorführung. «Was hältstdu davon?», wollte er wissen. «Du bist echt ein Freak – hast dudir etwa einen Magneten in den Finger implantieren lassen?» –«Ja, genau!», antwortete er vollkommen gelassen.

Dieser Mann hatte sich tatsächlich einen Magneten einpflan-zen lassen, um den Eindruck zu erwecken, er könnte Gegen-stände durch Gedan ken kraft in Bewe gung brin gen! Eigentlichhätte mich das gar nicht so sehr überraschen dürfen: Er hattesich auch die Ori gi nal unterschriften von Die ter Hal lervor denund Helge Schneider sowie die Gul lydeckelaufschrift der StadtBo gota auf seine Haut tä towie ren lassen. Glücklicherweise ent-schloss er sich irgendwann, nicht den dunklen Pfad der Magiezu betreten und den Leuten nicht zu erzählen, dass er wirklich

Page 9 12-FEB-10ROWOHLT TB - 62609 - Havener u. a., Denken/blauen Elefanten

Page 7: Michael Spitzbart, Thorsten Havener · Bo g o ta au fsein e H au ttä to wi e r en lassen .G lück lich er weise en t-schl o ss er sich irge n d w ann , nicht d en dunk len Pf ad

10 Denken Sie nicht an einen blauen Elefanten

Mate rie durch Gedanken kraft bewe gen könne, wie viele an-dere es tun. Er gibt offen zu, dass bei seinen Darbietungen et-was anderes, etwas Erklär ba res dahintersteckt. So ehrlich sindbei weitem nicht alle! Ist ein Mensch nämlich bereit, sich einenMagne ten einope rie ren zu lassen, um einen solchen Ef fekt zuerzielen, dann können Sie davon ausgehen, dass er wahrschein-lich ohne jede Moral zu noch viel krasseren Methoden greift,um seine Umwelt von der angeblichen Kraft seiner Gedankenzu überzeugen und daraus Profit zu schlagen.

Auf der einen Seite gibt es also etliche Scharlatane in derZunft, auf der anderen aber auch viele seriöse Leute. Denn esist un bestrit ten und wissen schaft lich bewiesen, dass un sereGedanken maß geblichen Einfluss auf unser Leben, unsere Zu-frieden heit und un sere Gesund heit haben, und diese Tat sachelässt sich nutzen. Die Grenzen zwischen den Größen sind al-lerdings sehr schwer zu ziehen. Gerade die Gedankenwelt istwissen schaft lich ein wenig erforsch tes Feld. Viele Erkennt-nisse be ruhen ausschließlich auf Erfah rungswerten. Ich habehier probiert, ein Gleichgewicht zwi schen empirisch belegtenFak ten und mei nen persön lichen Erfah run gen herzustellen,um mich dem Phänomen zu nähern. Jedes Mal, wenn es sichum eine Hypothese oder nicht wissenschaftlich fundierte An-nahme handelt, weise ich deshalb auch explizit darauf hin undversuche, Ih nen Hintergrundwissen zu vermit teln, damit Siedie notwendige Basis bekom men, die Thesen zu bewerten. Andiesen Stellen kommt immer der Mediziner Dr. Michael Spitz-bart zu Wort. Sie erkennen seine Ausführungen an den grauenKästchen i . Er führt Sie in seine Denkwelt ein. Widersprüchesind denkbar – sogar erwünscht.

Wohin wird die Reise also in diesem Buch gehen? Gedankensind mein Metier und deshalb auch erneut das Thema an dieserStelle. Zunächst möchte ich Ihnen zeigen, wie unfrei wir unterUmständen denken und schließlich handeln, ohne uns dessenbewusst zu sein. In späteren Kapiteln stelle ich Ihnen dann ei-

Page 10 12-FEB-10ROWOHLT TB - 62609 - Havener u. a., Denken/blauen Elefanten

Page 8: Michael Spitzbart, Thorsten Havener · Bo g o ta au fsein e H au ttä to wi e r en lassen .G lück lich er weise en t-schl o ss er sich irge n d w ann , nicht d en dunk len Pf ad

Einleitung 11

nige Methoden vor, durch die Sie dem Ideal des freien Denkensund Handelns sehr viel näher kommen können, als Sie glauben.Das Spannende und Schöne ist, dass Sie die meisten Metho-den und Tricks, die ich Ihnen präsentieren möchte, direkt nachdem Lesen an wenden kön nen. Durch regel mäßiges Trai ningwer den Sie die zugrunde lie genden Prinzipien im mer schnel lerund besser beherrschen.

Sie werden viele der Methoden kennenlernen, mit denen ichauf Tourneen, bei Vorträgen und in großen Talkshows Men-schen verblüfft und mein Publikum begeistert habe. Ich zeigeIhnen Wege, wie Sie innerhalb kürzester Zeit geistig fit undkonzentriert sein werden und andere durch Ihre mentalen Fä-hig kei ten in Erstau nen verset zen kön nen.

Je mehr Sie sich mit den hier beschriebenen Techniken be-schäftigen, desto eher werden Sie über Ihre neuen Fähigkeitenselbst staunen können. Glauben Sie mir: Alle diese Strategienfunktionieren, ohne dass Sie auch nur über einen Hauch vonübersinn licher Fä hig keit verfügen. Ich möchte keine Pauschal-urteile fällen, aber für mich sind die Berichte von okkulten Phä-nomenen und übersinn lichen Erleb nissen oft nicht glaub wür-dig. Das heißt nicht, dass das bei Ihnen persönlich nicht anderssein kann und Sie solche Erfahrungen nicht bereits gemachthaben kön nen.

Vieles Seltsame um uns herum können wir nur beschreiben,nicht aber erklären. Das ist mir klar. So hatte auch der Satz: «Ichglaube nur, was ich sehe!», für mich endgültig seine Gültigkeitverloren, nach dem ich David Copper field zum ersten Mal liveerlebte. Würde ich nur glauben, was ich sähe, dann könnteCop perfield wirklich fliegen, und die Erde wäre eine Scheibe.Bitte verstehen Sie mich richtig: Ich finde es einerseits sehrwertvoll und wichtig, sowohl Skepsis walten zu lassen als auchseinen Verstand zu gebrauchen. Ich halte es andererseits für ge-nauso wichtig zu berücksichtigen, dass es immer viele Wahr-heiten gibt und nicht nur die eine. Unser Intellekt kann meis-

Page 11 12-FEB-10ROWOHLT TB - 62609 - Havener u. a., Denken/blauen Elefanten

Page 9: Michael Spitzbart, Thorsten Havener · Bo g o ta au fsein e H au ttä to wi e r en lassen .G lück lich er weise en t-schl o ss er sich irge n d w ann , nicht d en dunk len Pf ad

12 Denken Sie nicht an einen blauen Elefanten

tens nur eine Sicht einnehmen, unsere persönliche. Bitten Siezum Beispiel einen Menschen, der vorrangig durch seine Ratiogesteuert ist, Ihnen das Phänomen «Glück» zu erklären. Soll-ten da wirklich nur chemische Prozesse im Spiel sein? Kaum zuglauben. Wir alle kön nen inten siv Glück selig keit emp finden,müssen es deshalb aber lange nicht erklären können. Bitten Siedoch nächstes Mal jemanden, für den alles greifbar und beleg-bar sein muss, die Wirkung von Bachs Goldberg-Variationenzu beschreiben. Falls Sie bei der Musik nicht vor Begeisterungaus flippen wie ich, ersetzen Sie sie einfach durch Ihr Lieblings-musikstück. Die Krux, die gleich deutlich wird: Wir haben beisolchen Phä nomenen, die von persön licher Begeis te rung ab-hängig sind, keine Möglichkeit, unsere Gefühle über Spracheaus zudrü cken, definitiv nicht. Wir bewegen uns hier im Reichder unergründlichen Emotionen – und die lassen sich oft nuräußerst schwer beschreiben, das heißt dem Gegenüber nicht100-pro zentig verständ lich machen. Das ist mensch lich.

Ich werde Ihnen hier Strategien präsentieren, die mein Le-ben sehr stark verändert haben. Sie haben mir geholfen, zu-nächst mich selbst und später auch meine Mitmenschen besserkennenzulernen. Möglicherweise werden auch Sie sich und IhrDenken dadurch verändern. Das Schöne daran: In unserer Ge-dankenwelt gibt es keine Grenzen. Sie ist Ursprung und Zen-trum allen Seins. Unsere Fähigkeit, zufrieden und glücklich zusein, hängt somit ent scheidend von der Beschaffen heit un se rerGedanken ab. Eine Wunderwelt steht uns zur Verfügung. Wirmüssen sie nur ergründen. Vieles von dem, was ich Ihnen indiesem Buch erklären will, ist nicht neu. Von irgendeiner derMethoden haben Sie bestimmt schon mal gehört. Trotzdemhabe ich den Eindruck, dass sich im richtigen Moment fast nie-mand an die relevante Technik erinnert, deshalb muss mansie sich im mer wie der vergegen wärti gen. Ich möchte Ih nenhier natürlich nicht vorschreiben, was Sie denken sollen. Daswäre vermessen. Ich beschreibe Ihnen lediglich eine gezielte

Page 12 12-FEB-10ROWOHLT TB - 62609 - Havener u. a., Denken/blauen Elefanten

Page 10: Michael Spitzbart, Thorsten Havener · Bo g o ta au fsein e H au ttä to wi e r en lassen .G lück lich er weise en t-schl o ss er sich irge n d w ann , nicht d en dunk len Pf ad

Auswahl von Methoden, die Ihnen zeigen sollen, wie Sie den-ken können, um Ihren persönlichen Zielen näher zu kommen.Meine Absicht ist es, Sie ein Stück weit dahin zu begleiten, dassSie so denken und leben können, wie Sie es möchten, dass Sieso wenig wie möglich beeinflusst werden und Sie sich so füh-len, wie Sie sich fühlen wol len. Auf diesem spannenden Wegwünsche ich Ihnen viel Vergnügen.

Page 13 12-FEB-10ROWOHLT TB - 62609 - Havener u. a., Denken/blauen Elefanten

Page 11: Michael Spitzbart, Thorsten Havener · Bo g o ta au fsein e H au ttä to wi e r en lassen .G lück lich er weise en t-schl o ss er sich irge n d w ann , nicht d en dunk len Pf ad

Page 14 12-FEB-10

Page 12: Michael Spitzbart, Thorsten Havener · Bo g o ta au fsein e H au ttä to wi e r en lassen .G lück lich er weise en t-schl o ss er sich irge n d w ann , nicht d en dunk len Pf ad

Unsere Gedanken sind nicht frei 15

Kapitel 1

UNSERE GEDANKEN SIND NICHT FREI

D enken Sie nicht an einen blauen Elefanten!» – als der Ro-wohlt Verlag mir den Titel für das neue Buch vorschlug, war

ich sofort begeistert. Mit dieser Aufforderung auf dem Covererfahren Sie als Leser schon beim Anblick des Buchumschlags,worum es in weiten Teilen des Inhalts gehen wird: um unsereUnfähigkeit, in gewissen Momenten frei zu denken – oder ha-ben Sie beim Lesen des Titels etwa nicht an einen blauen Ele-fanten gedacht? Ich gebe zu, das Beispiel ist nicht neu – aber esfunk tioniert im mer wie der. Mein Büh nenpro gramm ist vol lerMomente, in denen ich die Tatsache nutze, dass unsere Gedan-ken Gefangene mit dem Urteil «lebenslänglich» sind. Dadurchkann ich das Verhalten vieler Menschen sehr gut einschät-zen und den Eindruck erzeugen, ich könnte in die Zukunftschauen. Bei einem Experiment bringe ich beispielsweise einenZuschauer dazu, aus drei Umschlägen genau den auszuwählen,den ich für ihn vorgesehen habe – der Angesprochene aber hatdabei das Gefühl, völlig frei zu handeln.

Machen wir doch hier zunächst etwas Ähnliches: Jedes Mal,wenn Sie von nun an die Wörtchen «Klopf, klopf, klopf» lesen,klopfen Sie mit Ihrem rechten Zeigefinger auf den Tisch. Tes-ten wir es: «Klopf, klopf, klopf.» Sie sollten jetzt dreimal mit Ih-rem rech ten Zei ge finger auf den Tisch geklopft haben. Richtig?Nun denken Sie bitte an das Wort «Feuer». Dabei können Siesich entweder die Buchstaben so vorstellen, wie sie gerade vorIhnen stehen, oder – besser – Sie denken an ein schönes wär-

Page 15 12-FEB-10ROWOHLT TB - 62609 - Havener u. a., Denken/blauen Elefanten

Page 13: Michael Spitzbart, Thorsten Havener · Bo g o ta au fsein e H au ttä to wi e r en lassen .G lück lich er weise en t-schl o ss er sich irge n d w ann , nicht d en dunk len Pf ad

16 Unsere Gedanken sind nicht frei

mendes Kaminfeuer oder ein vernich tendes Busch feu er. Füh-len Sie die Hitze und denken Sie intensiv an «Feuer». Jedes Mal,wenn Sie von nun an mit Ihrem rechten Zeigefinger auf denTisch klopfen, werden Sie so intensiv wie möglich an «Feuer»denken.• «Klopf, klopf, klopf» – «Feuer».• «Klopf, klopf, klopf» – «Feuer».

Auch während Sie die nächsten Sätze lesen, denken Sie bitte beiden Wörtern «Klopf, klopf, klopf» immer an «Feuer». Jedes Malalso, wenn ich in diesem Text «Klopf, klopf, klopf» sage, tippenSie mit Ihrem rechten Zeigefinger auf den Tisch und denken an«Feuer». «Klopf, klopf, klopf!» Es kann sein, dass ich mitten ineinem Satz die Wörtchen «Klopf, klopf, klopf» einfüge. Auchdann verbinden Sie diese Sequenz mit «Feuer».

Ab jetzt versuchen Sie bitte, nicht mehr an «Feuer» zu den-ken, sobald Sie mit Ihrem Finger den Tisch berühren. Sie wer-den sehen: Das ist unmöglich. Von nun an brauche ich Ihnenzum Wörtchen «Klopf» nichts mehr zu suggerieren. Sie habensich selbst darauf konditioniert und verbinden das Klopfenauf dem Tisch auch gegen Ihren Willen mit dem Gedanken anFeuer. «Klopf, klopf, klopf!» Ab jetzt brauchen Sie nicht ein-mal mehr auf den Tisch zu klopfen: Es reicht aus, wenn Sie dieWörter «Klopf, klopf, klopf» lesen – Sie denken automatischan … Sehen Sie!

Im obigen Abschnitt habe ich in Ihren Gedanken die Wör-ter «Klopf, klopf, klopf» mit einer Bewegung kombiniert undzusätzlich mit dem Wort «Feuer» verankert. Nach einer ganzkurzen Phase der Konditionie rung ver binden Sie jetzt sowohldiese Wörter als auch die Bewegung unweigerlich mit «Feuer»– und es wird Ihnen unmöglich sein, das nicht zu tun. Genauso hat Iwan Petrowitsch Pawlow seine Hunde konditioniert.Kurz vor jeder Fütterung hat er ein Glöckchen klingeln lassen.Innerhalb kürzester Zeit wussten die Tiere, dass der Klang des

Page 16 12-FEB-10ROWOHLT TB - 62609 - Havener u. a., Denken/blauen Elefanten

Page 14: Michael Spitzbart, Thorsten Havener · Bo g o ta au fsein e H au ttä to wi e r en lassen .G lück lich er weise en t-schl o ss er sich irge n d w ann , nicht d en dunk len Pf ad

Body and Mind – zwei in eins 17

Glöckchens mit Futter in Verbindung steht, und haben bereitsangefangen zu sabbern, sobald es geläutet wurde. Das ist dasbekannteste Bei spiel für eine klassi sche Konditionie rung. Undgenauso funktionieren jetzt bei Ihnen die Wörter «Klopf, klopf,klopf». Na,woran haben Sie jetzt gedacht? Seien Sie daher froh,dass ich Sie mit diesem Anker nicht dazu gebracht habe zu sab-bern – aber das habe ich ja in meinem ersten Buch bereits getan.Wie Sie solche Verbindungen für sich nutzen können, werdeich Ih nen an spä te rer Stelle aus führlich beschrei ben. «Klopf,klopf, klopf!»

Body and Mind – zwei in eins

Zum Einstieg in dieses Thema möchte ich Sie zu folgendem Ex-periment ermuntern – am besten, Sie legen sofort los, währendSie diese Zeilen lesen:

FUSS-KREISEN-EX PE RIMENT

• Entspannen Sie sich und setzen Sie sich bequem vorIhr Buch.

• Bewegen Sie nun Ihren rechten Fuß kreisförmig imUhrzeigersinn.

• Während Sie Ihren Fuß weiter bewegen, malen Sie mit Ihrerrechten Hand eine 6 in die Luft.

• In welcher Richtung kreist Ihr Fuß jetzt?

Sie haben so eben Ih rem Gehirn si mul tan zwei ge gen sätz licheSignale gesendet und es somit überlastet … Dieser Test zeigtalso sehr deutlich, dass sich unsere Gedanken sofort auf un-se ren Körper auswirken kön nen. Eine Konzentra tion auf einezweite Richtung hat zur Folge, dass unser Fuß plötzlich inder anderen und nicht mehr in der ersten Richtung kreist. Die

Page 17 12-FEB-10ROWOHLT TB - 62609 - Havener u. a., Denken/blauen Elefanten

Page 15: Michael Spitzbart, Thorsten Havener · Bo g o ta au fsein e H au ttä to wi e r en lassen .G lück lich er weise en t-schl o ss er sich irge n d w ann , nicht d en dunk len Pf ad

18 Unsere Gedanken sind nicht frei

Energie folgt der Auf merksam keit. Die Grenzen zwi schen un-se ren Gedan ken und un se rem Körper verschwinden: Al les isteins. «Klopf, klopf, klopf!»

Diese Tatsache können Sie zum Beispiel nutzen, um Kon-trolle über Ihren Puls auszuüben. In meinem ersten TV-Spe-cial präsentierte ich eine Nummer, bei der ich meinen Puls ex-trem senkte. Für den Zuschauer hatte es sogar den Anschein,als hätte mein Puls tatsächlich komplett ausgesetzt. Auf diesesFlatliner-Ex periment werde ich sehr oft an gespro chen. Es hatoffen sicht lich ei nen großen Eindruck hinterlassen. Soweit ichweiß, war ich der Erste, der dieses Phänomen im deutschenFernsehen zeigte. Zunächst musste ich für diesen Effekt ler-nen, meine Puls fre quenz wil lentlich erheblich zu sen ken. Un-ter normalen Umständen ist das recht einfach, wie Sie gleichsehen werden. Wenn al ler dings Dut zende Kameraleute, einRegisseur und ein Produzent am Set ihrer Arbeit nachgehenund dar über hinaus Me dizinstu denten an wesend sind, um dieSache genau unter die Lupe zu nehmen, dann ist die Situationeine ganz andere. Genauso, wie es sehr einfach sein kann, bei«Wer wird Millionär?» Herrn Jauch von zu Hause aus die rich-tigen Antworten zu geben, wenn Sie bequem auf der Couch sit-zen, im Studio aber würden Sie unter Umständen keinen kla-ren Gedan ken fassen kön nen.

Um mich auf das Flat liner-Ex periment vorzube rei ten, mach-te ich zuerst folgende Übung: Ich legte mein Pulsmessgerät anund setzte mich bequem auf einen Stuhl. Dann entspannte ichmich und konzentrierte mich auf nichts Spezielles, ich saß ein-fach nur da, ließ meine Gedanken kommen und gehen – hieltkeinen Gedanken fest – und schaute, welche Pulsfrequenz anmeinem Handgelenk angezeigt wurde. Als Nächstes schloss ichdie Augen und stellte mir eine friedliche Szene am Meer vor.Das sanfte Blau der Bucht, der Geruch salziger Luft und das Ge-räusch gleichmäßiger Brandung. Ich atmete entspannt ein undaus. Einige Minuten nach dieser kurzen Visua li sie rung öff nete

Page 18 12-FEB-10ROWOHLT TB - 62609 - Havener u. a., Denken/blauen Elefanten

Page 16: Michael Spitzbart, Thorsten Havener · Bo g o ta au fsein e H au ttä to wi e r en lassen .G lück lich er weise en t-schl o ss er sich irge n d w ann , nicht d en dunk len Pf ad

Body and Mind – zwei in eins 19

ich die Augen und blickte erneut auf den Pulsmesser: Mein Pulswar erheblich ruhiger als vor dieser Übung. Diese Technik desVisua li sie rens wird in Kapitel 2 unter «Vi sua li sie ren: Bilder,die bleiben» noch detailliert erklärt werden. Sie können dieseÜbung aber auch schon jetzt ausprobieren. «Klopf, klopf, klopf.»Keine Sorge, das war jetzt das letzte Mal, dass ich Sie habe an«Feuer» denken lassen … Damit die Nummer ein wenig effekt-voller wird, schlage ich folgende Vorgehensweise vor:

DAS HERZ SCHLAG-EXPE RIMENT

• Suchen Sie sich zunächst mindestens zwei Mitwirkende.• Leiten Sie das Spiel mit folgenden Worten ein: «Jeder weiß,

dass un ser Herzschlag von un serem Kör per automatischgesteuert wird. Er unter liegt un serem Unter bewusst sein,genau wie unsere Atmung, unsere Verdauung und sogarunsere Zellteilung. Dennoch kann man den Puls allein durchden eigenen Willen, durch die Kraft der Gedanken steuern –nach oben und nach unten.»

• Bitten Sie einen Ihrer Mitspie ler, auf einem Stuhl Platz zunehmen! Wenn Sie möchten, dann können Sie vorab auchdas Experiment mit dem Biss in die Zitrone zeigen, das ichin meinem ersten Buch beschrieben habe, um auf diesesEx peri ment einzustim men. Sie kön nen es hier auf Seite 202

auch noch einmal nachlesen. Sagen Sie: «Sicherlich habenSie schon davon gehört, dass sich Gedanken auf unserenKörper auswirken können. Sie werden jetzt gleich – sobald ichmit dem Satz beginne – Ihren Puls spürbar erhöhen!»

• Geben Sie einem zweiten Mit spie ler Ihre Uhr, damit er denPuls der Person auf dem Stuhl messen kann. Falls sich IhreTestperson damit nicht auskennt, erklä ren Sie Ihr Folgendes:

• Legen Sie zum Pulsmessen das rechte Handgelenk IhresGegenübers in die geöffnete linke Hand, sodass Sie die Hand-in nen sei te der anderen Person sehen kön nen.

Page 19 12-FEB-10ROWOHLT TB - 62609 - Havener u. a., Denken/blauen Elefanten