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Michael Schumacher polarisiert bei den Journalisten Seite 26 Kriegsreporter Adrenalinkick oder Wahnsinn? Interview Miriam Meckel über Burnouts in Medien- berufen Michelle Hunziker Im Fokus der Paparazzi Unternehmensmagazin September 2012 D MO

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Michael Schumacher polarisiert bei den Journalisten Seite 26

KriegsreporterAdrenalinkickoderWahnsinn?

InterviewMiriamMeckelüber BurnoutsinMedien-berufen

Michelle Hunziker

ImFokus derPaparazzi

UnternehmensmagazinSeptember 2012

D MO

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Unternehmensmagazin

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Inhalt4Cover

Wie arbeiten Paparazzi? DOMOblickt hinter die Kulissen desschmutzigen Fotogeschäftes

8CoverInterviewmit Boris Nizon,dem bekanntesten Paparazzoder amerikanischenWestküste

10CoverMichelle Hunziker erklärtexklusiv, warum sie sich vonFotografen nicht stressen lässt

12AdrenalinBesuch bei Gilles Peress, demAltmeister der Kriegsfotografie

16BlickpunktRingierDie besten Pressefotos desQuartals – aus allen Ländern

18 Stress imBerufMiriamMeckel über die Gefahrvon Burnouts in Medienberufen

22TwitterAuf was Journalisten beimRecherchieren achten müssen

24 InhousePointiert und kontrovers: Dasdeutsche Politmagazin Cicero

26Ringier trifft StarsEine lange Hassliebe: MichaelSchumacher und Roger Benoit

28Michael RingierDer Verleger sinniert über dieDemokratie als Lernprozess

29TalkFragen ans Management

30Unter unsDienstjubiläen / Kolumne

ImpressumHerausgeber:Ringier AG, CorporateCommunications. Leitung: Edi Estermann,CCO, Dufourstrasse 23, 8008 Zürich,Telefon +41 44 259 63 49. Chefredaktor:Andi Kämmerling, Telefon +41 44 259 68 64,Fax +41 44 259 86 35, [email protected]:Hannes Britschgi, Stephanie Ringel, Ulli Glantz(visuelle Umsetzung), Helmut-Maria Glogger,Peter Hossli. Übersetzer: Xavier Pellegrini/Textes.ch (Genève), Claudia Bodmer (Zürich),Imre Hadzsi/Word by Word (Budapest), RaduOvidiu Preda (Bukarest), Lin Chao (Yuan PeiTranslation, Peking). GrafischesKonzept:Stéphane Carpentier. Layout/Produktion:Nadine Zuberbühler, Adligenswil (Schweiz),Jinrong Zheng (China). Bildbearbeitung:Ringier Redaktions Services Zürich. Druck:Ringier Print Ostrava und SNP LeefungPrinters. Nachdruck (auch auszugsweise) nurmit Einverständnis der Redaktion. Auflage:12 400 Exemplare. DOMO erscheint inDeutsch, Englisch, Französisch, Rumänisch,Ungarisch und Chinesisch.

Coverfoto: Dukas/Fameflynet

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Es sind traumhafte Fotos, für diejeder Paparazzo alles gegeben

hätte, weil er vorMonatenMillionendaran verdient hätte. Prinz Williamund Herzogin Catherine spazierenentspannt und glücklich über denweissenSandstrandaufder Seychel-len-Insel North Island. Nach ihrerTrauung imApril 2011 flogen der bri-tischeThronfolgerundseineFrauaufHochzeitsreise. Die britische Presseberichtete ausführlich über alle De-

tails, zum Beispiel dass sogar dieFrühstücksmarmeladeeigens einge-flogenwurde. Nur Bilder gabs keine.Bis vor Kurzem. Es ist unklar, wiegenaudie Fotos entstanden. Folgen-de Geschichte kursiert unter Adels-spezialisten: Ein Fotograf hatte esgeschafft, sich an den für die beidenleergeräumtenStrand zu schleichen.Die Küstenwache erwischt ihn laut«Bunte», konfisziert seine Bilder,aber offensichtlich werden sie nicht

vernichtet. Ein Mittelsmann bietetdie Bilder schliesslich der australi-schenZeitschrift «Woman’sDay» an.Sie druckt dasBikinibild imSommer2012 auf den Titel. Die Fotos gingensofort umdieWelt.Das ist ein Coup!Doch es kommt noch dicker! Am 14.September 2012 publiziert das fran-zösische Klatschblatt «Closer» fünfSeiten Paparazzi-Bilder, die das Paarwährend seines Urlaubs in Süd- a

Paparazzi

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Die Nachfrage nach Prominentenfotos aus der ganzenWelt wächst täglich.Gewiefte Paparazzi beschaffen den Bildstoff für Voyeure und kennen dabeikaum Skrupel. DOMO gibt Einsichten in einen Beruf, der zu unrecht verhasst ist.

Die Kriegermit der KameraText: Stephanie Ringel. Fotos: Javier Mateo /Dukas Eaglepress, AKM Images / GSI Media, AdvantageMedia Services, imago/EntertainmentPictures, Dukas / Goff

Erwischt im Traumurlaub.Nach ihrer Hochzeit imApril 2011 flogen PrinzWilliam und HerzoginCatherine von Englandauf das Seychellen-Archipel North Island indie Flitterwochen. Ein Jahrspäter tauchen intimeStrandbilder der Eheleuteauf. Der Paparazzo dieserFotos verkauft seine Bilderüber einenMittelsmannin Boston, USA. Der Preisfür die Erstabdrucksrechtein einem australischenMagazin ist unbekannt.

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Er verfolgte Marlon Brando auf Schritt und Tritt. Als dieser ihm eines Tages ausWutdarüber den Kiefer brach und sieben Zähne ausschlug, näherte sich Ron Galella demSchauspieler nur nochmit Footballhelm. Hier 1974 imWaldorf Astoria, New York.

Darryn Lyons ist zurzeit der schrägste Vogel der Paparazzi-Szene. Der Australier liebt bunte Hahnenkammfrisuren.Er enthüllte die Liebe zwischen Brad Pitt und Angelina Jolie.

Ein Beruf kommt in Verruf. Lady Dianaverunglückte am 31. August 1997 imPariser Alma-Tunnel tödlich. Der Fahrersei gerast, weil Paparazzi denWagenverfolgt hatten. Sicher ist, dass Promifo-tografen, wie der Paparazzo Serge Arnallinks im Bild, als erste vor Ort sind undHilfe leisten. Und dann die sterbendeDiana imWrack fotografieren.

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a frankreich zeigt. Kate sonnt sichoben ohne, zieht ihr Höschen runterund lässt sich von William den Poeincrèmen.Seitdem ist die Entrüstung gross. Vorallem im englischen Königshaus.Dabei wurden solche Bilder schonimmer gemacht. Früher haben dieMagazine sie in ihren Fotoredaktio-nen auf dem Tisch gehabt, und dieChefredakteure entschieden sich inder Regel dagegen. Um Würde undPrivatsphäre der Betroffenen zuwahren. Nicht so Laurence Pieu von«Closer». Sie sagt: «Wir haben welt-weite Exklusivität». Bislang hat siedie Fotos nach Irland,Griechenland,Italien und in die USA weiterver-kauft. DieBlattmacher hoffen, damitdie Auflagemassiv zu steigern.Paparazzo-Fotografievisiertberühm-te Personen an und dokumentiertderen Leben rund umdie Uhr, damites inKlatschzeitschriftennacherzähltwerden kann. Die Paparazzi wissen:je bekannter ein Star, desto grösserdie Chance auf ein verkauftes Bildund ein hohesHonorar.Geprägt hat denBegriffdes «Paparaz-zo» Federico Fellini schon in den

Links: Endlichwieder glücklich.Katie Holmessucht ganz be-wusst die Öffent-lichkeit nach ihrerTrennung vonSchauspieler TomCruise. Sie spaziertlächelndmit ihrerTochter Suri alsglückliche Mutterdurch New York.Und will sagen:seht her, wie gutes mir jetzt geht!Rechts:Höschen-blitzer im Gefecht.Wo Paris Hiltonauch auftaucht,die Paparazzisind schon da.In diesem Falllässt sie sich vonmuskelbepacktenBodyguards mitetwas zu lockersitzender Jeansvor dem Blitzlicht-gewitter retten.Stürzt dabei abervom Stöckelschuh.

•1960er Jahren mit dem Film «Dassüsse Leben». Der Regisseur stellteMarcello Mastroianni, der einen er-schöpften Journalisten auf der Jagdnach Geschichten spielte, einen Fo-tografenmit demNamen Paparazzozur Seite. Das Vorbild für Fellinis fo-tografischen Blutsauger war TazioSecchiaroli, Promischreck vonRom.In den USA prägte Ron Galella diePaparazzi-Szene inden60erund70erJahren. Besessen von JacquelineKennedy verfolgte er die Präsiden-tengattin auf Schritt und Tritt. Esbrachte ihm zwei Gerichtsverhand-lungen ein. Mit Richard BurtonsBodyguards prügelte er sich, undMarlonBrandobrach ihmdenUnter-kiefer. Seit demnäherte er sichBran-do nur noch mit einem vergittertenBaseballhelm – seinem späterenMarkenzeichen. Heute gelten seineBilder vonMick Jagger, Frank Sinat-ra oder Greta Garbo als Ikonen derSchwarz-Weiss-Fotografie.Mit derHollywoodindustrie entstandnebender ganz traditionellenRoyal-Fotografieder Promi-Markt für Foto-grafen. Zur jüngeren Generationzählen Hans Paul, Albrecht Gerlach

oder Daniel Angeli. Sie haben sichBilder erkämpft, die fast jeder kennt:das erste Fotoder schwangeren JuliaRoberts,Madonnamit BabyLourdesauf dem Arm oder Herzogin Fergie,die sich die Füsse küssen lässt.

11Millionen für einBabyfotoWenn das Bild dann nicht nur einenPromi beim Küssen zeigt, sonderneine Geschichte erzählt und damitetwas auslöst, dannhat der Paparaz-zo sehr gute Arbeit gemacht. BorisNizon, Inhaber der internationalenAgentur FameFlynet, sagt es so: «Wirhaben aufgedeckt, dass Kristen Ste-wardRobert Pattinsonbetrogenhat.Das war nicht nur eine tolle Fotoge-schichte, sondern sie hat inhaltlichviel ausgelöst. Die ganze Twilight-Saga war auf dieser Freundschaftaufgebaut!»Je exklusiver dasBild, destowertvol-ler und desto teurer ist es. 2009 kos-tete das erste Fotoder inNizza gebo-renen Zwillinge von Angelina Jolielaut «Nice Matin» elf MillionenDollar. Obwohl der Zeitschriften-markt durch Fusionen und Pleitenschrumpft, wächst das Geschäft a

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st mir wichtiger als Geld»

Die zärtlicheSzene löste einErdbeben derEmpörung aus.Hier schmustKristen Stewartfremd. Der Mannist nicht ihr FreundRobert Pattinson,sondern derRegisseur RupertSanders. Seitdemist unklar, wie esmit der Twilight-Saga weitergeht,in der Stewart undPattinson alsSchauspieler-Paarvor der Filmkame-ra standen.Aufgedeckt habendie GeschichteFotografen vonBoris Nizon.

Wir arbeitenwiebei professionel-ler Personen-überwachung.Meine Fotogra-fen parken ihreAutos so weitweg vom Hauswie möglich. Ineiner Position, inder wir sehen,wenn der Promisein Anwesenverlässt und wirdiskret hinter-herfahren kön-nen. Von innenverdeckenSamt-vorhänge imhin-teren Teil desWagens die ab-gedunkeltenScheiben. Dieschieben wirleicht zur Seiteund fotografie-ren durchs Glas.Nie durchs offe-neFenster, denndann bemerkenuns die Promissofort. So kundschaften wir jedeVeränderung in täglichen Gewohn-heiten aus. Wir kennen ihre Autos,ihre Autonummern, die Hausange-stellten. Wir wissen, wo sie Ferien-häuser haben undwo sie einkaufen.Aus all den Puzzleteilen wird eineFährte, und die hat uns zum Seiten-sprung geführt.Sie führen eine Liste mit Top-Promis.Wer steht da zumBeispiel drauf?PattinsonundStewart, BradPitt undAngelina Jolie, Jennifer Anniston –auch wenn sie total langweilig ist.Michelle Hunziker interessiert unsimmer,weil sie eine tolle Bikinifigurhat. Bikinibilder verkaufen sich ambesten. Ichhabe alleine vier Fotogra-fen permanent in Miami und zweivollangestellt in St. BarthundBarba-dos. Vor allem Frauen fragen sichgerne: Ist die Frau schwanger odernur dick? Sie lästern über Cellulitisund bewundern Sixpacks.Ihre Agentur bedient den Voyeuris-musder Leser ...... ja natürlich, das ist ja, was der Le-ser will! Das Angebot richtet sich

nachderNachfrage.NiemandmachtPaparazzo-Geschichten als Hobby.Klatschzeitungenhabenweltweit injedem Land die grösste Auflage.Schlimmfinde ichnurdie Promis, dieam Anfang ihrer Karriere die Papa-razzi benutzen und später auf siespucken.Indem sie plötzlich ihr Privatlebenschützenwollen?Junge Mädchen, die Filmstar wer-den möchten, fragen uns: Hey,könnt ihr nicht eine kleine Ge-schichte machen: Ich küssemeinenFreund und ihr fotografiert das?Dank des Fotos werden die Mäd-chen bekannt. Irgendwann sind siedann dank der Umstände und neu-er Fotos berühmt. Im Mittelpunktstehen ist Teil des Berufsmodells.Wer dann beginnt darüber zu jam-mern, dass er kein Privatlebenmehr hat, muss wirklich dämlichsein! Wenn du nicht berühmt seinwillst, dann meide Ruhm undReichsein.Wieweit darf man in die Privatsphäreder Promis eindringen?

Die Grenze ist das Gesetz. Und dasGesetz ist in jedemLand anders.Das Gesetz hat Lady Diana nicht ge-schützt. Sie starb auf der Flucht vorPaparazzi?Lady Diana war weltweit die ammeisten fotografierte Frau und im-mer sehr professionell. Andiesem31.August 1997warendieFotografenda,wie an jedem anderen Tag. Es gabkeinenGrund für denFahrer,mit 150StundenkilometerndurchdenAlma-Tunnel in Paris zu rasen.DieFotogra-fen fahren immer nur hinterher. ImPrinzip sindwir für solche Personenimmerdie bestenBodyguards, dennwir bieten auch Schutz – Schutz vorStalkern, Gewalttätigen oder Kid-nappern.Vielleicht wollte sie einfach ihreRuhe?Sie hätte auch imHotel Ritz schlafenoder für den Heimweg eine Polizei-eskorte anfordern können. DasVerhalten ihres Fahrers war nichtvorhersehbar und auch nicht nach-vollziehbar. Es gibt viele professio-nelle Prominente, wie Jack Nichol-son oder Robert de Niro, die seitvielen Jahren intelligent mit ihremRuhm umgehen. Was nicht an diePresse soll, bleibt geheim. Ansons-ten kommunizieren sie ihre Ge-schichten klar.Wenn Sie nur glauben würden, wasStars kommunizieren, hätten Sie niediePattinson-Stewart-Geschichte auf-gedeckt. Erklärt das den schlechtenRufderBranche?Leidergibtes in jedemBerufprofessi-onelleundunprofessionelleLeute.Fürmich ist mein Ruf als Mann und Ge-schäftsmanninderBranchewichtigeralsGeld.Überdie letzten20JahrehabeichfürmichundmeineAgentur indenUSA einen weltweit guten Ruf aufge-baut. Wir recherchieren Geschichtenjournalistisch und haben bei denPromisdenRufvonGentleman-Papa-razzi.MeineMitarbeiter oder ich sindnie verhaftet worden, weil wir zumBeispiel berühmten Leuten ins Autofahren,umBildervonweinendenStarszuprovozieren.Die Fotografen der Agentur «X17» inLos Angeles gelten als solche Drauf-gänger, die dann gerne noch behaup-ten ihre Promibilder seien Millionenwert.a

Paparazzi

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Boris Nizon ist Inhaber derFotoagentur «FameFlynet».Er verrät, wie er arbeitet undwarum die Zunft der Paparazzieine grosse Zukunft hat.

BorisNizon

«Mein Ruf ist

Interview: Stephanie Ringel. Fotos: FameFlynet

Herr Nizon, was ist der Unterschiedzwischen einem Fotografen und ei-nemPaparazzo?BorisNizon:Ein Paparazzo ist ein Jä-ger, der aus dem Hintergrund dasLeben der Stars dokumentiert – undzwar in Geschichten!UndwasfürGeschichtenverkaufenSie?Wir haben aufgedeckt, dass KristenSteward ihrenFreundRobert Pattin-sonbetrogenhat. So eineGeschichtebekommtmannicht, indemmandenbeiden hinterher fährt und an derStossstange klebt.Wenn Ihre Fotografen nicht an derStossstange kleben, wie recherchie-ren sie dann?Wir sind einemGerücht nachgegan-gen. Es versprachnicht nur eine tolleFotostrecke, sondern auch eine guteGeschichte, denn die Twilight-Sagaist auf dieser Freundschaft aufge-baut. Also habe ich zunächst meinezwei bestenFotografen auf sie ange-setzt. AmEndewaren fünf nötig, umdie Affäre von Kristen Stewart mitdem Regisseur von «Snow White»professionell zu dokumentieren.Das klingt nach Geheimdienstme-thoden.

amit denProminenten.Der Internet-markt sei die Zukunft, erklärt Nizonim Interview (siehe Seite 8–10). DiePaparazzi liefern den Stoff. Agentu-renverkaufen ihn anMedienkonzer-ne wie Time Warner in den USA,Rupert Murdoch in England, Axel-Springer in Deutschland, Ringier-Verlag inder Schweiz oder an tausen-de Blogsweltweit.«X17» steht in Hollywood für diehärtesten Paparazzi. Agenturgrün-der ist der Franzose FrançoisNavarre. Der frühere «Le Monde»-Journalist hatMexikaner, Brasilianerund Armenier angeheuert. DieseJungs verfolgen Britney Spears 24Stunden am Tag. Sie fotografiertensie beimT-Shirt-Kauf und als sichdiePopsängerin den Kopf kahl schor.Weltweit gilt als Marktführer fürProminentenfotografie «SplashNews». Das Netzwerk wird seit kur-zem von Boris Nizon attakiert. Erfusionierte seine Firma «Fame» mit«Flynet» und will Promiüberwa-chung rundumdieUhr, rundumdieWelt sicherstellen.DarrynLyons, seitseinem Aufenthalt im Big-Brother-Container unddank seiner Irokesen-frisur selbst ein Star, geht nichtmehrandie Front. Dafür kann sich auf derWebsite des Australiers jeder Foto-graf registrieren und Bilder hochla-den: nach dem Prinzip Leserfoto –nur professionell.

Zimmermädchenals InformantIhnen allen garantieren Informan-tensystemeexklusive Informationen.Agenturen schmierenParty-Gänger,Portiers, Zimmermädchen, Flugha-fenmitarbeiter und Angestellte inFitnessstudios. SokönnenPaparazziabschussbereit vorOrt sein,wennderPromi auftaucht. «DiePaparazzi sindüberall! Neulich sass sogar einer ineinerMülltonneundversuchtemichzu fotografieren!», klagte Schauspie-ler Zac Efron. Dabei ist jedes Foto einKarriere-Katalysator fürdie Stars.Abdem Tag, an dem sich kein Fotografmehr nach Tom Cruise umdreht,sinkt sein Stern. Mindestens seinePopularität. Dasmusste er schmerz-lich nach der Trennung von seinerFrau Katie Holmes erfahren. Sienutzte die Fotografen für sich undzeigte sich mit Tochter Suri an derHand kalkuliert der Öffentlichkeit.Das Ergebnis: weltweite Anerken-nung für dieMutter und ihremutigeFlucht ausdenFängender Scientolo-gy-Religionsgemeinschaft.Doch die Grenzen sind fliessend.Holmes hat die Paparazzi für ihrenZweck benutzt. Hugh Grant empfin-det die Fotografen jedoch als so

nervig, dass er sie gernemalmit einerKonservendose Bohnen bewirft.Wo das öffentliche Interesse endetund die Privatsphäre anfängt, be-stimmen die Gesetze in den jeweili-gen Ländern. Meist beginnt der An-stand erst vor der Leiche. DarrynLyonswar 1997 unter den Paparazzi,die Prinzessin Diana und ihrenFreundDodiAl-Fayedverfolgtenundden tödlichen Unfall im PariserAlma-Tunnel provozierten. Lyonsbrachte als Einziger ein Foto dersterbendenDiana auf denMarkt. «AlsichdieFotos anbot, lebteDiananoch,und es wurde viel Geld geboten. Alsdann klar war, dass sie tot ist, habeich die Fotos sofort zurückgezogenund nicht verkauft», sagte er gegen-über der österreichischenZeitschrift«Seitenblicke».

Anlegen,abschiessen,abhauenKriegsberichterstattung und Promi-fotografie sind verwandt. Das zeigtsich nicht nur in der Terminologie,wonach der Fotograf an die «Promi-front» zieht, die Kamera «anlegt»und «abdrückt». Er «schiesst» Leuteab und «flüchtet» mit der Bilder-«Beute». Ein guter Kriegsfotograf seiauch ein guter Celebrity-Fotograf,sagt Boris Nizon. «Man muss reak-tionsschnell sein und vom Bodenaus fotografieren können. Oftmalsso, dass es niemand sieht. Im Kriegwürde es einen sonst den Kopf kos-ten. Bei der Promijagd das exklusiveBild, da Bodyguards gerne mal dieKamera samt Speicherchip zertrüm-mern – obwohl das rechtswidrigist.»Der interessierteBlickdes Publikumsbegehrt Nähe: ob beim ArabischenFrühling oder einer Scheidungs-schlacht. Kriegsreportagen zeigenferneKonfliktgebiete derWelt, derenGewalt uns sonst verschlossen blei-benwürde. Promifotografenmachenalltägliche Lebensumstände öffent-lich. IndemSinnedokumentieren siedas Leben unserer Zeit und einerGesellschaft, in der die Cellulitedel-len amOberschenkel von KateMossnunmal Gesprächsthema sind.Zeigen und Verbergen – darum gehtes. Um das Kokettieren mit der Ka-mera, bei demsichdieAbsichtendesFotografen und des Fotografiertenüberlagern. Lady Gaga besingt dasWechselspiel im Hit «Paparazzo»:«Weare the crowd,we’re comingout/got my flash on, it’s true I need thatpicture of you.» Was würde es demPopstar nutzen, wenn sie in einemKleid ausFleischlappen ausgeht undalle schauenhin, aber keiner schiesstsie ab?

Kaum einer kenntsich in derPaparazzi-Szeneso aus wie der49-jährigeSchweizer BorisNizon. DiesesWissen will er nunnutzen, ummitseiner Agentur«FameFlynet»Erfolg zu haben.Dieser Agentur-verbund ist aufvier Kontinentenin zwölf Ländernvertreten.

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ein Teil meines Berufes»

Wenn sie im Bikiniauftaucht, ist derSommer auch füruns nicht mehrfern: MichelleHunziker hatnichts gegen diePool-Paparazzi.meistens gelassen.

Wennman im Showbusinessarbeitet und sich für diesenWegentschieden hat, dann gehören dieFotografen dazu. Ich verdiene gut,und der Job hat viele positiveSeiten. Undwenn ich diesen Jobhabenwill, muss ich das ganzePaket kaufen. Natürlich gibt esMomente, in denen ich auchmal fürmich seinmöchte. Dann fahre ichnicht nachMiami oder an einenitalienischen Strand, sondern nachIndien oder auf eine einsame Insel.Abermitmeiner Tochter Aurorageht das nicht gut, sie will wie alleTeenager lieber shoppen, ins Kinooder Hamburger essen.Wie lebt dennAuroramit denständigen Fotografen?Für sie ist es sicherhärter als fürmich. Siehatdie Situation jetztakzeptiert, aber früherhatte sieschonMühemitdenPaparazzi.Wirmachenoft einSpiel daraus, fangenplötzlichanzu rennenoderunszuverstecken.Dasmacht es auch fürAuroradannetwas lustigerundleichter.Mandarf abernichtvergessen:Aurora istmitdiesem

Problem jagross geworden, siekenntdasLebengarnichtanders.Nervig sinddiePaparazzinur,wennAuroraalleinunterwegs ist odermitFreundinnen. Sie ist halt ein

Teenagerundhat jetztangefangenzu rauchen.Undplötzlichwar sie inallenZeitungenmitZigarette zu sehen,daswar richtig gemein. Sohab ichaucherfahren,dass sie schon raucht,das fandsienatürlichgarnicht toll (lacht).

UndIhrFreundTomasoTrussardi?Wiegehterdamitum?WennLeute,dienochniesorichtig imRampenlichtstanden,plötzlichdauerndfotografiertwerden, istdasfürsieschonungewohnt.Tomasohatesmittlerweilegeschafft,nichtvordenPaparazziwegzurennen,aberamAnfangwareshartfür ihn.

Kurz nachdemSie Tomasokennenge-lernt hatten, gab es diese berühmteFoto,woSiemit ihm in einemRestau-rant Zärtlichkeiten austauschen. Siewurdendabei vondraussen fotogra-fiert.Waren Sie überrascht, als diesesBild in denZeitungen auftauchte?Nein, überraschtwar ich nicht.Wenn ich in Italien in einRestaurant gehe, sind immerFotografen da. Immerhinwar esmir vorher gelungen, unsereBeziehung dreiMonate versteckt zuhalten. Zuerstmal wollte ich jaselber wissen, ob unsere Liebe eineZukunft hat. Darummusstenwiraufpassen und haben uns in derersten Zeit immer nur bei ihmoderbeimir zuhause getroffen.Undvor IhremHaus lauernkeinePaparazzi?

Doch. Die Redaktionen in Italienschicken ein oder zweimal in derWoche Fotografen vor mein Haus.Die Armenwarten dann denganzen Tag und sogar nachts dort,ob etwas passiert, und sielangweilen sich dabei fürchterlich.Ab und zu bringe ich ihnen dannschonmal Kaffee oder Pizza runterund plaudere etwasmit ihnen(lacht).DasklingtnachMitleid?Manchmal bemitleide ich sie schonetwas. Der Beruf ist echt hart, vorallem imWinter, wenn sie frieren.Auf der anderen Seite lohnt sichsauch: Für ein gutes Foto, auf demich einenMann küsse, zahlen dieZeitungen zwischen 30 000 und50 000 Euro. Für so viel Geldwarten die Paparazzi gern.

Paparazzi

10 | DOMO – September 2012

Sie ist eine der meistfotografierten Frauen Europas.Trotzdem pflegt TV-Moderatorin Michelle Hunzikerein erstaunlich lockeres Verhältnis zu den Paparazzi.«Die Fotografen gehören einfach zumeinem Job.»

MichelleHunziker

«Paparazzi sind ei

FrauHunziker, auf Sie ist Verlass!MichelleHunziker:Warum?MitteMai habe ich gesagt, dassmeinSommer erst beginnt,wennunsdieerstenPaparazzi-Bilder von Ihnen imBikini insHausflattern. Drei Stundenspäterwars soweit.(Lacht) Ja, ich verbrachte da geradeeineWochemit Aurora inMiami.Am ersten Tag, wir waren nochweiss wieMilch, habenwir uns anden privatenHotelpool gesetzt.Wirdachten, da kommt sicher keinPaparazzo rein. Aber natürlich sindwir erwischtworden. Naja.Im InternetfindetmanTausendevonBildernvon Ihnenund IhrerTochterimBikini. StörtSiedasnicht?In italienischenMedienwirdAurorasGesichtseit jeherverpixelt.Erosundichschriebendamalsnach ihrerGeburteinenBriefandieRedaktio-nen.UnserWunsch,dassunsereTochterunkenntlichgemachtwerdensoll,wirdbisheuterespektiert. Jetzt

Interview: Yvonne Zurbrügg, Andi KämmerlingFotos: People Picture/Stefan Schnoor, GlobalPicture/face to face, Splash Photo

MichelleHunzikerknutscht mitihrer neuenFlammeTomasoTrussardiin einemRestaurant.Heimlich?Nein, die bei-den wissengenau, dassdraussen vordem Fensterein Paparaz-zo lauert.

Erwischt! Aurorazieht genüsslichan einer Zigarette.Die 15-Jährige ahntnicht, dass sie voneinem Paparazzodabei abgelichtetwird. So erfährtdie Mama aus denZeitungen, was ihrTöchterchen in derFreizeit so treibt.Pech gehabt!

alsTeenager istesbesonderswichtig,dassAurora in ihrerHeimatnichterkanntwirdundsieeinganznormalesLebenführenkann.Wennichnichtdabeibin,hatniemandeineAhnung,wersie ist.DieMedieneuropaweitzukontrollieren,wärehingegenschlichtunmöglich.HabenSie sich schoneinmal für dieDauerbeschattungbedankt?Au ja, undwie! Einmal, dawarAurora noch sehr klein, hatmir einPaparazzo beim SchreckmeinesLebens geholfen. Ichwar imHaus,arbeitete konzentriert. Auroraspielte. Plötzlichwar sieweg. Ichbin die Treppe runter gerannt, habenach ihr gerufen. Ich geriet richtigin Panik. Da kam ein Paparazzo undsagtemir: «Eros ist ein Paar Schrittemit ihr spazieren gegangen.»Sie sindeinedermeist fotografiertenFrauen inEuropa. InwelchenMomenten werden IhnendiePaparazzi lästig?

aZudenX-17-Leuten sage ichnichts.Und ich rede auch nicht über Geld.IchhabeFamePictures 1993 gegrün-det, aufgebaut und hatte in denletzten Jahren allein 300 000 DollarFixkosten pro Monat: für Löhne,Flugspesen, Hotelkosten, und ichbezahlemeinenFotografen sogar dasAuto und die Kameraausrüstung.Wenn Sie schon kein Bildhonorarverraten – gibts ein Foto, auf das Siestolz sind?Letztes Jahr haben Victoria und Da-vidBeckhamzu ihrem12.Hochzeits-tag Urlaub in Los Angeles am Strandgemacht. Normal trägt sie immerStöckelschuheund lacht nie,weil dasFalten im Gesicht macht. Doch imSommer 2011 lief sie hochschwanger,im rotenKleid, lächelndundverliebtmit ihrem Mann barfuss durch denSand. Ich habe für drei Tage meineJacht vor der Küste geankert und si-mulierte reiche Leute, die Wasser-sport treiben. Auf dem Wakeboardhabe ich die Bodyguards abgelenkt,damitmeinbester Fotograf dieBeck-hamsArm inArmbeimSpaziergang,die Kinder im Wasser, David beimBoogie-Boarden aufnehmenkonnte.Den Speicherchip habe ich dann,versteckt im Tauchanzug, mit demBeiboot an den Strand gebracht unddort einem Angestellten von mirübergeben.Sind Facebook, Twitter und Leserre-porterKonkurrenten für Sie?Nein. Trotzdemhaben kleine Agen-turen keine Überlebenschancemehr. Daher habe ich mit FameFly-net einen Agenturverbund gegrün-det, der auf vier Kontinenten und in12 Ländern vertreten ist. Ein Netz-werk kann vielmehr Informationenspeichern. Wenn ein Star in NewYork ins Flugzeug steigt, sind wirdabei und wenn er in Paris wiederaussteigt, übernimmt der nächsteFotograf. Das Ziel ist: Wir sind im-mer da. Ein riesiger neuer Markt istder Internetmarkt. Er ist noch nichtwichtiger als der Zeitschriften-markt, aber er wird immer wichti-ger. Alleine in denUSAübernehmenschon etwa 1000Blogs unsere Fotos.Die Preise sinken, dafür verkaufenwir vielmehr Bilder. Es gab noch nieso viele Menschen auf der ganzenWelt, die sich im Internet Fotos vonStars angeschaut haben.

Boris Nizon, 49, wohnt mit seiner Fami-lie seit fast 20 Jahren in Kalifornien. DerSchweizer war früher einer der erfolg-reichsten Paparazzi der USA. 2012 fusio-nierte er seine Firma «Fame Pictures» mit«Flynet» zur internationalen Fotoagentur«FameFlynet».

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DOMO – September 2012 | 13

•Irak im Jahr 2005:Peress dokumen-tiert eindrücklichdie Brutalitätvon Spezial-kommandos dereinheimischenPolizei. Gefangenewurden gefoltertund hingerichtet,die US-Truppenschauten weg.

W arumzieht einFotograf in denKrieg? Was bringen seine Bil-

der? Wie ruhig schläft einer, der soviel Elend sieht? Fragen, die denMagnum-Fotografen Gilles Peressseit Jahren beschäftigen. Zumaldiese Fragen ihn selbst angehen.Peress, heute 66, gehört zu denwichtigsten Kriegsfotografen allerZeiten. Er hat während der irani-schenRevolution fotografiert, später

in Bosnien und während des Geno-zids in Ruanda,war in Irak, in Nord-irland, in Afghanistan. Er sah Elend,Tod, Hunger.Der Franzose lebt in New York undgehört der renommierten Fotoagen-tur Magnum an.Warum er seit bald40 Jahren in Konfliktregionen zieht,erklärte er mir in seinem Garten inBrooklyn. Dazu zog er an einer Ziga-rette, trank Kaffee. «Das Paradies

liegt hier in Brooklyn», sagte Peress,die weiche Stimme belegt mit fran-zösischem Akzent. «Da aber dasChaos inmeinemKopf grösser ist alsdas äussere Chaos, schätze ich dasParadies viel zu wenig.» Deshalbzieht es den Meisterfotografen im-mer wieder an extreme Orte. Dort-hin, wo Kriege toben, MenschenanderenMenschenUnmenschlichesantun. «Ich bin friedlicher, wenn a

macht süchtig»

12 | DOMO – September 2012

Kriegsreporter

Der 66-jährigeGilles Peress zählt zu den bedeutendsten Kriegsfotografender Welt. Seine emotionalen Bildberichte aus zahlreichen Krisengebieten wieBosnien oder vom Völkermord in Ruanda erhielten internationale Anerkennungund wurden in den renommiertesten Museen rund um den Globus ausgestellt.DOMO-Autor Peter Hossli besuchte denMeisterfotografen in New York.Text: Peter Hossli. Fotos: Gilles Peress (2), Chien-Chi Chang, Rene Burri, Abbas (alle Magnum Photos), Pascal Mora/Pixsil

«Adrenalinma

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DOMO – September 2012 | 15

Im Juli 2012 fotografierteMora in Syrien zweiMütter, die bei denheftigen Kämpfen imBürgerkrieg ihre Kinder verloren haben.

«Ich gehekeineunnötigenRisiken ein»

HerrMora, Sie sind ein junger Fotojournalist.WarumgehenSie inKriegsgebiete?PascalMora:Mich interessiertdiearabischeRevolution.Deshalbging ichnachLibyenundSyrien.AnfänglichwaresFotografenundJournalisten kaummöglich, unabhängig aus Syrien zuberichten.DerKrieg fandfastunterAusschlussderÖffentlichkeit statt.Umsowichtiger ist dort dieBerichterstattungvorOrt.Wiebereiten Sie sich auf solche Einsätze vor?IchhabeeinenKursderdeutschenBundeswehrbesucht. Journa-listen lernendabei,wiesiesichunterBeschussoderbeiKontrollenverhalten sollen. Der Ernstfall aber ist anders. Deshalb sollteJournalistenstetswissen,umwasesgeht,wiediepolitischeSitu-ation imLand ist,werdie kämpfendenParteien sind.Was tun Sie, damit IhnenbeimEinsatz nichts passiert?Ich gehe keine unnötigen Risiken ein, setzemein Leben nicht fürein Bild aufs Spiel. Gegen Schüsse und Splitter trage ich eineSchutzweste.Zudemsichere ichmirFluchtwege.Bevor ich indasKriegsgebiet reise, arbeite ich einen Notfallplanmit Freunden inderSchweizaus. Sollte ichmicheinpaarTagenichtmelden, setztsich eineRettungskette inGang.Sie profitierendavon,wenn andereMenschen leiden.Wie gehenSie damit um?Die gesamte Medienwelt profitiert vom Leid anderer. Es ist dasGeschäft mit Nachrichten. Persönlich sehe ich mich nicht alsProfiteur. Meine Kosten sind hoch, die Einnahmen gering. IchdeckemeineSpesen.Allerdingsgehe ichnichtwegendesGeldes.Wir JournalistensindAugenzeuge.Es istunsereAufgabe,überdaszuberichten,woniemandhinschaut.Sie begegnenbei derArbeit TodundElend.Wie verar-beiten Sie das nach Ihrer Rückkehr?Es ist nichtmeinZiel, ToteundElendzu fotografieren.Mich inter-essierendasalltäglicheLeben ineinemKriegsgebietundabsurdeSituationen. Hier fallen Bomben, ein paar Kilometer entferntkaufendieLeute ihreUnterwäsche.DieerstenpaarTagenachderRückkehr indieSchweizsindmeistkomisch.Plötzlich fallenkeineBombenmehr–unddasWetter istdaswichtigsteThemaamRadio.WaskönnenBilder ausKonfliktregionendennbewirken?AP-Fotograf Nick Ut hat 1972 in Vietnam ein nacktes Mädchenfotografiert,dasnacheinemNapalm-Angriffflüchtet.DasBildhatin den USA ein Umdenken ausgelöst, was den Vietnamkrieg be-trifft.

warum sie fotografieren. In denersten Kriegstagen würden die un-vorsichtigenAdrenalin-Junkies, dieJungen und Unerfahrenen zuerststerben. «Kriegsfotografie ist einernsthaftes Unterfangen», sagt Pe-ress, «es darf dabei nie um dich ge-hen, sondern nur um Dinge, diewichtiger sind als du.»Der Frage, was in ihm vorgeht,wennerGräuel sieht,weicht er aus.Sie ist ihm zu per-sönlich. Nie ver-drängt er aber, wel-chen Situationen ersich aussetzt. «Zu-weilen untergräbtdie Arbeit meineEhrfurcht vor derMenschheit.»Meist fotografiert er schwarzweiss,zuweilen unterliegt seinen Bilderneine urtümliche Schönheit. DarfElend ästhetisiert, Grauen in schö-ner Form dargestellt werden? EinKonflikt, der vieleKriegsfotografenzermürbt. «ImVergleich zu anderensind meine Fotos weniger schön»,betontGilles Peress. «Sie sinddiffu-ser, legendasChaos einer Situationoffen.» Zumindest trifft er oft exaktdie Schnittstelle zwischenOrdnung

und Tumult, zwischen Ruhe undAufruhr. «Erkennt jemand in denFotos eine Spur Schönheit, liegt dasam Paradox zwischen Leben undTod, am Paradox der Geschichte,und nicht anmir.»«The Silence» nannte er das BuchüberRuanda–dieStille.EinTitel,derdieStillenachdemMacheten-Massa-ker zwischen den Hutus und denTutsis ausdrückt, dazu das Schwei-

gen der Weltöf-fentlichkeit sowiedie tiefe Stille, diesich während derVerarbeitung derBilder in ihm aus-breitete. «Als ichdurch Ruandareiste, war nichts

mehrzuhören,alleMenschenwarentot, alleTiere, alles.»Hat er das Gefühl, seine Fotoswür-den etwas bewirken? Peress ist zugescheit, um diese Frage einfachmit Ja oder Nein zu beantworten.«Es ist dieAnhäufungvieler kleinerMomente, die uns verändert», sagtPeress. «Bei allem, was man an-strebt,mussmanakzeptieren, dassmanes vielleicht bis ans Lebensen-de nicht erreichen kann.»

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4

«In den erstenTagen sterbendie Jungen undUnerfahrenen»

Der 29-jährigePascalMora ist einerder jungenFotografen, die es immerwieder in Kriegsgebiete zieht. ImInterviewmitDOMOerklärt derSchweizer,warumer sich das antutundwie er das Elend verarbeitet.

Kriegsreporter

14 | DOMO – September 2012

a das äussere Chaos grösser ist alsdas innere», sagte er. «Dann zähltnur noch das wirklichWichtige.»Chaos hat der 1946 in Frankreichgeborene Fotograf oft genug gese-hen. Nach dem Pariser Frühlingdokumentierte er einen Streik ineiner Kohlengrube, danach religiöseZwietracht in Nordirland. Ende derSiebzigerjahre erlebte er hautnah dieiranische Revolution. Späterwich erin Sarajevo Scharfschützen aus.Aufwühlend fotografierte er dieMassengräber von Srebrenica undVukovar, erschütternd denGenozidin Ruanda. Am 11. September 2001hielt er an der Südspitze von Man-hattan fest, wie der Krieg in seineStadt gekommen war. Bald darauffotografierte er ihn in Afghanistanund Irak - als «eine Fortsetzung derGeschichte».Einen klaren Unterschied zwischenKrieg und Frieden gebe es ohnehinnicht. «Krieg ist nie total Krieg, genauwie Friede nie total Friede ist», er-klärt Peress. DieAussageunterlegt ermit einerAnekdote. Er besuchte 1982während der Belagerung von Beirutim Spital einen von israelischemPhosphor verbrannten Libanesen.DurchsFenster hörte er rhythmische

«Bapbapbapbap»-Töne. «Ich schau-te raus und sahdort zwei Leute beimTennisspielen.»Peress selbst bezeichnet sich nichtals Kriegsfotograf. Während andereFotografen mit vorgefertigten Hel-denepen in ihrenKöpfen inKonflikt-zonen ziehen, fokussiere er sich aufzivile Opfer. «Am Anfang des 20.Jahrhunderts waren 90 Prozent derKriegsopfer Soldaten, 10 Prozent Zi-vilisten. Heute ist das Verhältnisumgekehrt», sagt er.Peress wuchs in Paris auf, studiertePhilosophie und Politikwissen-schaft. Einfache Erklärungen oderschnelle Schlüssemag er nicht. «Ichmuss begreifen», sagt er auf die Fra-ge, warum er mit der Kamera inKriegszonen zieht.Weder vertraut erdenWorten der Medien noch denender Regierungen. «Ich muss hinge-hen und alles selber sehen.»Vor allem,wenn sich zwischen demoffiziell Gesagten und den grauen-haften Gegebenheiten ein grosserGraben auftut. Nichtmehr hinhörenkonnte er 1994, als Juristen der Unosich mit Paragrafen in den Händenstritten, ob dieMassaker in Ruandanun «Akte eines Genozids» oder«echte Genozide» seien. Die läh-

mende Tatenlosigkeit der Diploma-tie trieb ihn nach Bosnien undKroatien.Was er durchdie Linse sieht,wird oftzum Beweisstück. Seine beklem-mendenBilder derMassengräber aufdem Balkan dienten als visuelleArgumente, um die Etablierung desInternationalen Strafgerichtshofesin DenHaag voranzutreiben.EinHaudegen ist Peress nicht.Wennnötig, trägt er eine kugelsichereWeste. Er reist tagsüber, weil Fahr-ten bei Nacht gefährlicher seien. Erzieht den gepanzerten Wagen her-kömmlichenAutos vor. Genau prüfter, wem er vertrauen kann, wo dieFront liegt. Hat er jede erdenklicheGefahr ausgeschlossen, lässt er sichgehen. «Dann bin ich in denHändenGottes, betrete eine andere spiritu-elle und mentale Sphäre.» Fotogra-fieren könne er nur völlig befreit.Dabei fliesse Adrenalin, gesteht er.«Ich weiss, dass Adrenalin süchtigmacht, wie jedes Suchtmittel ist esmit höchsterVorsicht zubehandeln.»Es dämpfe die Urteilsfähigkeit undverändere den Lebensstil. Kriegsfo-tografen, die sich hauptsächlich da-von treibenundberauschen liessen,verlören den Fokus und vergässen,

1: Im Jahr 1994fotografiert PeressOpfer des Kriegeszwischen ethni-schen Gruppenin Ruanda. DiegrossformatigenSchwarzweissbil-der vomGenozidin Ruanda wurdenspäter internatio-nal ausgezeichnet.2: Ein ganzesLeben für die Fo-tografie: Im Altervon 26 Jahrenstiess Peress zurrenommiertenFotoagenturMagnum.3:Kaum einKrisengebiet aufderWelt, das GillesPeress nicht mitseiner Kamerabereist hat.4:Auch heute,mit 66 Jahren,tritt Peress nichtkürzer. Immerwieder verlässter sein Paradiesin Brooklyn, umdorthin zu reisen,wo Kriege toben.

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Andieser Stelle stellt DOMOregelmässig die besten Fotos vor, die imvergangenenQuartal in Ringier-Titeln publiziertwurden.

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PhiliPPeKRAueR Fotograf

CATheRineWACKeR Bildredaktion

GábOR FuSzeK Fotograf

GAbORheGeDuS Bildchef

áRPáDKuRuCz Fotograf

GAbOR FejeR Bildredaktion

ViKTORVeReS Fotograf

GAbORheGeDuS Bildchef

ViKTORVeReS Fotograf

GAbORheGeDuS Bildchef

GAbRile PATRuT Fotograf

CARMenbuCuR Bildredaktion

MiKlóS SzAbó Fotograf

ATTilAneMeTh Bildredaktion

1Seit 2005 zeigt die Westschweizer Zeit-schrift «L’Hebdo» jährlich in einer Spezial-

ausgabe die 100 bedeutendsten Persönlich-keiten der Region. In jeder dieser Ausgabenbekommt ein Fotograf oder ein Illustrator dieAufgabe, jeweils zehn aussergewöhnliche Por-traits von jedem dieser Menschen zu realisie-ren. In diesem Jahr meisterte der FotografPhilippe Krauer diese Herausforderung mitspeziellen Techniken der Fotomontage, ver-schiedenen Ebenen sowie mit raffiniert einge-setzten Lichtquellen. Das von der DOMO-Juryausgezeichnete Foto zeigt den wohl bekann-testen Schweizer Umweltschützer Franz We-ber mit seiner Tochter Vera hinter einer Bild-MontagedesMatterhorns.DemUmweltschutzdienen auch die von ihm gegründete StiftungFondation Franz Weber und der Verein Helve-tia Nostra. Vera Weber ist seit 1999 auch fürdie Stiftung ihres Vaters tätig.

4Tamás Csejtei ist nicht nur ein begnadeterGitarrist, der in ganz Ungarn bekannt ist.

Nein, der Musiker ist gleichzeitig auch vernarrtin Tiere. Als der Gründer der ungarischen Band«Back II Back» imWald zwei Rehkitze fand, dievon ihrer Mutter verlassen worden waren,nahm er die Tierwaisen sofort bei sich zu Hau-se auf und gab ihnen die Namen Camille undGooseberry. Zuerst durfte nur er sich den bei-den nähern, später gewöhnten sich die Tiereauch an Csejteis Freundin und seinen Jagd-hund. So fand der ungarische «Blikk»-FotografGábor Fuszek, der ein Portrait des bekanntenMusikers machen sollte, auch die beiden vier-beinigen Logiergäste im Haus des Gitarristenvor. «Das war ein sehr intimer Moment, diescheuen Rehkitze und Tamás Csejtei zusam-men zu sehen», sagt Fuszek, «es musste mirgelingen, die emotionale Harmonie zwischenTier und Mensch in einem Bild einzufangen.Das klingt schwierig, aber am Ende war esrecht einfach.»

6Der schon mehrfach an dieser Stelle aus-gezeichnete Fotograf Árpád Kurucz hatte

den Auftrag, für die Wochenendausgabe derungarischen Zeitung «Népszabadság» eine Re-portage übermittellose Familien in den ungari-schen Grenzgebieten zu bebildern. Thema:Was würden die Kinder und ihre Eltern gern inden Sommermonaten machen. Das hier aus-gezeichnete Foto entstand im kleinen Dörf-chen Bükkösd, ca. 200 Kilometer südwestlichvon Budapest, direkt an der Grenze zu Kroati-en. «Ich würde gern in ein Schwimmbad ge-hen», sagte der 13-jährige Kornél. «Aber unserDorf hat kein Geld dafür.» Darum verbringtKornél seine Sommerferien zuhause mit sei-nen zwei Brüdern, schaut fern oder hängt ein-fach auf der Strasse herum und langweilt sich.«Ich liebe es, Bilder von Menschen zu ma-chen», sagt Árpád Kurucz, «ich versuche dabeiimmer, ihre natürliche Persönlichkeit auf denFotos sichtbar zu machen.» Personen zu foto-grafieren sei sein Hobby, dem er auch in seinerFreizeit oft nachgeht, fügt Árpád Kurucz an.«Undwenn ich das dann noch im Rahmenmei-ner Arbeit für Ringier machen kann, ist das na-türlich noch viel besser.»

7Amselben Abend, als der ungarische Foto-graf Viktor Veres das spektakuläre Foto

des Flugzeugs vor dem Gewittersturm (sieheFoto 2)machte, gelang ihmmit diesemBild einweiterer Meisterschuss. Auch dieses wurdeumgehend im ungarischen «Blikk» publiziert.«Ich war während des Unwetters lange unter-wegs und hatte verschiedene gute Stellen ge-sucht, um das gewaltige Gewitter über Buda-pest abzulichten. Schliesslich fand ich einenOrt im 8. Bezirk», erinnert sich Veres, «ich ent-deckte plötzlich etwas oberhalb vomBergMá-tra einen gigantischenWolkenturm, der genauso aussah wie ein typischer Atompilz.» Dieschichtförmige Kappe darüber war wegen derAbkühlung und Kondensation feuchter Luftdirekt über dem Wolkengebilde entstanden.«Und die Lichtverhältnisse gaben demGanzennoch etwas Bedrohliches. So etwas sieht manselten, und ich hatte das Glück. Fantastisch!»In seinen Fotos versucht Viktor Veres immerwieder, Unwetter und Flugzeuge auf einemBild zusammen zu kombinieren, was natürlichnicht immer gelingt. «Dafür muss dann wirk-lich alles stimmen und auch eine Portion Glückdabei sein», schmunzelt Veres. Mit seinenstimmungsvollen Werken kommt er bei Foto-wettbewerben wie dem früheren Ringier Pho-to Award oder dem jetzigen Foto des Quartalsimmer wieder in die vorderen Ränge und ge-wann auch schon nationale Ausschreibungen.Wie viel Geduld und Arbeit hinter seinen Fotosstecken, sieht man allerdings nicht immer aufden ersten Blick.

2Die Spezialität des ungarischen Fotogra-fen Viktor Veres sind Bilder von Stürmen

und aus der Fliegerei. Oft geht er auch in seinerFreizeit auf die «Jagd» nach faszinierendenMotiven, umdie besten Fotos dann der ungari-schen Zeitung «Blikk» anzubieten. So auch beidem Gewitter über dem Flughafen Budapest.«Ich stellte die Belichtungszeit sehr hoch ein,etwa 90 Sekunden», sagt Veres, «dann drück-te ich ab, als ein Flugzeug zur Landung ansetz-te. Darum erscheinen die Lichter des Flug-zeugs als langer Schweif. Und ich hatte Glück,weil genau in demMoment imHintergrund einpaar schöne Blitze über den Himmel zuckten.»Auch wenn das Bild im ersten Moment furcht-erregend aussähe, habe zu keiner Zeit einewirkliche Gefahr bestanden, betont Veres. Al-les, was es brauchte, war viel Geduld. Aber:«ZumGlückwar ich da inmeiner Freizeit unter-wegs, so hatte ich genug Zeit, um auf den rich-tigenMoment zu warten.»

3Der plötzliche Tod der berühmten rumäni-schen Pianistin Mihaela Ursuleasa scho-

ckierte im August die Musikwelt. Sie verstarbim Alter von nur 34 Jahren an einer Hirnblu-tung und hinterliess ihre sechsjährige TochterStefania. An der Beerdigung im BukaresterAthenäum, zu der Tausendeprominenter Trau-ergäste erschienen waren, nahm die kleineStefania auf ihre ganz persönliche Art Ab-schied: Sie tanzte zu einem Klavierstück ihrerMama neben dem mit Blumen geschmücktenSarg. «Für die Anwesenden war das ein äus-serst berührender Anblick, wenn man be-denkt, dass Stefania die emotionale Tragweite

5Am 29. Juli gewann der ungarische Fech-ter Áron Szilágyi Olympisches Gold und

damit die erste Medaille für Ungarn. Der Foto-graf Miklós Szabó, der die Olympischen Spielein London für die ungarische Zeitung «NemzetiSport» verfolgte, sass nur ein paar Meter ne-ben dem Fechtsteg, um diesen spannendenKampf seines Landsmannes für die Öffentlich-keit zu dokumentieren. «Dieses spektakuläreBild wurde nicht etwa im Photoshop bearbei-tet, sondern mit einer ganz bestimmten Foto-Technologie aufgenommen, die Multiexpositi-on heisst», betont Szabó, «diese ermöglicht esdem Fotografen, neun Bilder gleichzeitig aufeinem einzigen Foto zu machen.» Szabó er-kannte sofort, dass die Umstände und dieLichtverhältnisse für ein solches Foto perfektsind. «Für mich war dieser Tag einfach per-fekt», blickt Szabó zurück, «ich hatte diesestolle Bild im Kasten, Áron holte die Goldme-daille für meine Heimat Ungarn, und am Endeertönte dann auch noch die ungarische Natio-nalhymne bei der Siegerehrung. Mehr gehteinfach nicht», strahlt der Fotograf.

dieses Momentes in ihrer kindlich unschuldi-gen Naivität noch gar nicht ganz erfassenkonnte», erzählt der Fotograf Gabriel Patrut,der die Zeremonie für Ringiers rumänische Zei-tung «Libertatea» festhielt. «Die Kleine wirddas Ganze wohl erst in ein paar Jahren realisie-ren.» Stefania habe sich tanzend von ihrerMut-ter verabschiedet. Patrut: «Mir war klar, dassich mit diesem Foto zwar einen traurigen Mo-ment festgehalten habe, aber dass dieses Bildwird Stefania sicher auch noch nach vielen Jah-ren der Trauerarbeit immer wieder trösten.»

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Andieser Stelle stellt DOMOregelmässig die besten Fotos vor, die imvergangenenQuartal in Ringier-Titeln publiziertwurden.

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BLICKPUNKT RINGIER2

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BLICKPUNKT RINGIER

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VomMatterhorn über das kleine ungarische Dörfchen Bükkösd bis hin insrumänische Atheneum: Die Bild-Motive der Gewinner in dieser DOMO-Ausgabe könnten nicht unterschiedlicher sein. Sieben Fotos wurden ausge-zeichnet: fünf aus Ungarn sowie je eines aus Rumänien und der Schweiz.

Ringier-Fotos des Quartals

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mehr verrücktmachen»

Es war aus demRuder gelaufen:MiriamMeckelhatte ihre innereRuhe verlorenund wusste nichtmehr, was sieglücklich macht.

interview

18 | DOMO – September 2012

F lexibelundverfügbar sein–dieserAnspruch unserer Arbeitswelt

treibt immer mehr Menschen in dietotaleÜberforderung. DasPhänomenist als Burnout bekannt geworden,unddochgehtesnichtnurumausge-brannt sein. Miriam Meckel, 45,spricht lieber von «Erschöpfungsde-pression», wenn sie von ihrer Krank-heit erzählt. Sie war also erschöpftund depressiv, als sie an einemMitt-wochmorgen im Sommer 2008 zu-sammenklappt. Ihr Weg zurück insgesunde Leben dauert über ein Jahr.Sie hat ihn in ihremBuch «Burnout –Brief anmein Leben» beschrieben.Seit ihremZusammenbruch trägt siein ihrer Hosentasche einen Stofffet-zen mit sich herum. Ein Stück Ge-schirrtuch aus der Küche ihrer Le-benspartnerinAnneWill. Es sagt ihr:Sieh zu, dass du nur so viel mit dirträgst, wie in dein Leben passt.

Frau Meckel, haben Sie Ihr Stück Ge-schirrtuchdabei?MiriamMeckel: Ja klar, das ist meinTalisman. Es tut mir gut, den Stoffanzufassen und mich zurückzube-sinnen.An die Zeit, als sie zusammengebro-chen sind?Ja. Unmittelbar nachmeinemUrlaubin Sardinienbin ich zu einer interna-tionalenKonferenz in dieUSAgeflo-gen, wo ich einen Vortrag halten

sollte. AmTagnachmeinerRückkehrmoderierte ichmorgensdieMedien-tage Berlin-Brandenburg. Im An-schluss daran traf ichmeinen Verle-ger zu einem Gespräch über einKooperationsprojekt, und zwischen-durch fuhr ich noch schnell zu mei-ner Nichte, um ihr ein Geburtstags-geschenk vorbeizubringen. Abendstraf ich Freunde zum Abendessen,undamnächstenMorgengingnichtsmehr. IchwarunfähigmeinenKofferzupacken. Ummichdavon abzulen-ken, dass ich diese Routineaufgabenicht bewältigen konnte, habe ichmeine Mails gecheckt. Ich sah 50neue Nachrichten im Posteingang.Damusste ichhemmungslosweinen.In der «Stress-Studie 2010» hat dasSchweizer Staatssekretariat für Wirt-schaft ermittelt, dass Stress haupt-sächlich durchKommunikationsmittelwie Telefon und Internet hervorgeru-fen wird. Mehr als jeder dritte Schwei-zer klagt über Stress am Arbeitsplatz.ErschrecktSiedas?Kommunikationstechnologien sindnur die Verlängerung des Problems.Wir setzten keine klaren Grenzenmehr. Als ich anfing zu arbeiten, gabes für die Urlaubszeit Stellvertreter-regelungen.Der Stellvertreter öffne-te die Post und erledigte anfallendeAufgaben. Es kann doch nicht sein,dass die Menschen wegfahren undam Strand zwei StundenMails bear-

Sie kennt Fluch und Segen der digitalen Welt wie keine andere: MiriamMeckel, Professorin für Kommunikation. Als sie zusammenbricht, diagnosti-zieren die Ärzte ein Burnout. Heute lebt sie bewusst anders und mahnt:«Das Internet verändert uns. Wir brauchen dringend eine neue Arbeitskultur.»

MiriamMeckel

«Ich lassemich nichtme

beiten. Ich erhole mich dieses Jahrzum Beispiel drei Wochen lang aufeiner Insel ohne Internet und Tele-fon. Ich bin dannmalweg.Das ist Radikalentzug. Früher un-denkbar, denn Sie waren einen sehrschnellenArbeitsrhythmus gewohnt.15 Jahre langhabe ichsogearbeitet, inden Medien, der Wissenschaft undauch inderPolitikalsRegierungsspre-cherin und Staatssekretärin. Jobs, indenen ich sieben Tage in der Wochefast24Stundenerreichbar seinmuss-te. Dann begann ichmeine Arbeit imInstitut in St. Gallen. Ich habe hartgearbeitet, geredet, geschrieben, re-präsentiertundmirselbstnieGrenzengesetzt. Es ist für viele Burnout-Kranke typisch, dass Körper undPsychesagen: «Ichkannnichtmehr».Meistens passiert das nicht währendder Arbeit, sondern in der Freizeit.Ausgelöst durch eineKleinigkeit.Waswar es bei Ihnen?50 neue Mails. Kommunikations-Überflutung.KompletteÜberlastungdurch elektronischePost undReisen.Ich war nur noch online und unter-wegs. Meine Wurzeln und meineinnere Ruhe hatte ich verloren. Ichkonnte nicht mal mehr sagen, wasmich glücklichmacht.FreundehabenSie nie gewarnt?Doch. Ichdachte immer:Die nehmendas falsch wahr! Ich mache meineArbeit doch gerne! a

Interview: Stephanie RingelFotos: Fotofinder, Heinrich Voelkel/Ostkreuz (2), imago/teutopress, SCHROEWIG/Eva Oertwig

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rungen, vor allem für Medienunter-nehmen. Sie müssen diese neueArbeitswelt ausloten und gestalten.Undwie?Wir stehen am Übergang zu einerneuenZivilisationsstufe, in der allesvernetzt unddigital ist. Das hatAus-wirkungen auf die Arbeitswelt. Mit-arbeiter erhaltenmehr Eigenverant-wortung, und der Arbeitgeberverliert Kontrolle. In dem Sinn, dasser nicht immernachvollziehenkann,werwaswannundwie arbeitet. Ent-scheidend ist dochdasErgebnis. DerArbeitsplatz der Zukunft muss vielflexibler und individueller werden.Es wäre dringend nötig, darüber in-tensiver nachzudenken, gerade auchinMedienunternehmen.Sie propagieren das, obwohl Sie ander Verschmelzung von Berufs- undPrivatleben ausgebrannt sind?Beimir kamviel zusammen. Ichhabezum Beispiel nach dem Tod meinerMutter nicht getrauert, weil ich mirkeine Zeit dafür gelassen habe. Alsich krank war, habe ich alle ver-drängten Gefühle durchlebt.Sie waren fünfWochen in einer KlinikimAllgäu.WashabenSiedortgelernt?Über Tage habe ich nur geschlafen,gerade amAnfang.Diese Zeit erinne-re ich dumpf, wie imNebel. In grup-

pentherapeutischen Übungen habeich zum Beispiel gelernt, Entschei-dungsprozesse nicht nur mit mir al-leine auszumachen, sondern durchpermanente Reflexion mit anderen.Ichmusste das «Nein-Sagen» lernenund auch Gefühle zuzulassen.Weil Gefühle im Berufsalltag schnellals Schwäche ausgelegtwerden?Bei einerGruppensitzung ging esmirmal richtig schlecht und ich spürte,wie mir die Tränen kamen. Das wareine ganz schlimme Situation, weilich nicht weinen wollte und es dochnicht verhindern konnte. Bei mir istein Damm gebrochen, als ich ge-merkt habe: das macht gar nichts.Niemand nimmtmir das übel.Wie ist der Weg aus dem geschütztenRaumKlinik zurück in denAlltag?Ziemlich schwer. Ich hatte mich aufmeine Wohnung gefreut, meine Bü-cher, meine Musik. Als ich ankam,habe ich mich aufs Sofa gesetzt undwusste gar nicht, was ich tun sollte.Irgendwann hat das Telefon geklin-gelt. Ich dachte: Ohnein, bitte nicht!Heute sindSie auf FacebookundTwit-ter ziemlich aktiv.Neue Medien muss ich anschauen,das ist mein Job. Ich wende dafüraber nicht mehr als 15 Minuten proTag auf. Ich twitteremorgens,wenn

ich etwas Interessantes gelesenhabe.Das wird automatisch auf FacebookundmeineHomepageweitergeleitet.UndSie bloggen auf IhrerWebsite.Schon, aber ich habe mein Lebenradikal verändert, mich aus vielenZusatztätigkeiten zurückgezogen,den Blackberry gegen ein i-Phoneeingetauscht. DasGerät ist immer auflautlos gestellt,weswegenmanmichtelefonisch nicht erreicht. Ich maileoder simse. Ich lasse mich einfachnicht mehr verrückt machen. Diemeisten Menschen in meinem Um-feld könnendamit umgehen,weil ichoffen zugegeben habe: Ich bin ge-scheitert. An meinen eigenen An-sprüchen. Meine Wohnung in St.Gallen ist derOrt,wo ichRuhefinde.Wasgibt IhnenKraft?Ich schreibe vielmehr als früher,weilmir das Freude macht. Und ich lesesehr viel, auch solcheTexte, die nichtunmittelbar zumeinemBeruf gehö-ren, da entstehen die spannendenIdeen. Im Gegensatz zu früher sitzeich heute manchmal bis vier Uhrnachmittags im Schlafanzug amSchreibtisch zu Hause. Mit einemgutenTeeundklassischerMusik.Dasgeht natürlich nicht immer, abermanchmal. Danngeht esmir gut. Dasistmeine neue Lebensqualität.

«Wir stehenamÜbergangzu einer neuenZivilisationsstufe»,sagt Meckel. Diedigitalen MedienproduzierenStress. Dahermüssen Arbeits-und Privatlebendringend neuorganisiert wer-den. Sonst bleibtdas Risiko hochauszubrennen.So wie sie es selbsterlebt hat.

interview

20 | DOMO – September 2012

a Und Sie hatten wahrscheinlichprima Strategien, die schleichendeÜberarbeitung zu überspielen. Erfolgkannein starkerKick sein.Richtig. Es ist ja interessant, dass ichzwei Jahre vorher ein Buch geschrie-benhattemitdemTitel «DasGlückderUnerreichbarkeit».Es ist einPlädoyerfür Abstinenzphasen, in denen manoffline geht, um auszuruhen. AlsWissenschaftlerinhabe ichdasgross-artig aufarbeiten, abernicht aufmeinLeben anwendenkönnen.Sind Stress und Überforderung Fol-gender digitalenWelt?Im Wesentlichen organisieren wirunser Lebenübers Smartphone. Dasist die Fernbedienung für unser Le-ben. Also bin ich immer erreichbar.Aber die Geräte haben nur die Macht,diewir ihnen geben.EsgibtMenschen,diedenBlackberryinderBademanteltasche indieSaunaschmuggeln,umMails zubearbeiten.Weil sie wissen, dass es von ihnenerwartet wird, aber Angst haben, esimAngesicht des Partners zu tun.Immeronline sein ist inKommunikati-onsberufenAlltag.Es gibt keine ZahlenüberBurnout beiJournalisten.Da siemitNeuigkeiten

arbeiten, hängen sie zwangsläufig inder Pipeline der permanenten Infor-mationsversorgung. Sie berichten inlangen Titelgeschichten über dasPhänomen, kehren aber nicht vor dereigenen Haustür. Ich habe mal miteinem Chefredaktor gesprochen. Ersagtemir, er fände es super, dass ichdasBuchgeschriebenhätte. Er selbstkönnte Überlastung nie zugeben.Warum?Weil es angeblich unmöglich ist,Scheitern einzugestehen und einrespektierter Vorgesetzter zu blei-ben. Ichhabedanngesagt:Weisst du,ich glaube, das ist dasMissverständ-nis. Ich weiss von vielen Burnout-Fällen in der Journalisten-Szene.Einige sind eine Zeit lang in eineKlinik gegangen, umsichbehandelnzu lassen.Undeinige davon sind ausden genannten Gründen nichtmehrin ihren Beruf zurückgekehrt.Sie haben ihre Krankheit aktiv als po-sitive Schwäche nach aussen darge-stellt, als Wachsen durch Scheitern.Warumvermarkten Sie Ihr Schicksal?Mir war bewusst, dass einige es sosehenwürden.ZuerstwardasSchrei-ben für mich eineMöglichkeit, michmitmeinerSituationauseinanderzu-

setzen. Irgendwann habe ich dieTexte meiner Schwester, meinemVater undmeiner Partnerin zum Le-sen gegeben. Ich dachte, schriftlichkann ichbesser erklären,was ist. DieReaktionen waren sehr offen, nachdemMotto: Jetzt habenwir dich erstrichtig verstanden. Es gibt sicherviele Menschen in einer ähnlichenSituation. Die Veröffentlichung warfürmich einBefreiungsschlag.Sie beraten Medienunternehmen.Sollten diese ihre Unternehmenskul-tur verändern?Wichtig ist es, genau hinzuschauen,was sich ändert. Die Newsroomkon-zepte führen beispielsweise dazu,dass die Online-Taktung auf andereMedien, gedruckte Zeitungen oderMagazine überschwappt. Das führtzueinererheblichenBeschleunigung.Oft wird erwartet, dass Journalistenalles können: gut schreiben, gut re-cherchieren, bloggen, fotografieren,kommentieren und auch noch VJsein. Es gibt sicher Journalisten, dieallesmachen,vor allemonline.Dochwenn man fundiert über Jugendar-beitslosigkeit in Südeuropa oder denBefriedungsprozess in Afghanistan

berichten will, braucht dasZeitundFachleute.Auch imJournalismus der Zukunftbleiben die Kernkompe-tenzen Recherche undgutes Erzählen. Es wirdnötigerwerden, einzelneAutoren zu Marken auf-zubauen.Was heisst das im Ar-beitsalltag?Jeder Journalistmuss für sich her-ausfinden, wie erdigitaleMedien fürseine Bedürfnissenutzen und wie erklare Zeiten von Er-

reichbarkeit und Uner-reichbarkeit definierenkann. Das ist wichtig,damit Kreativität ent-steht und der Geist zurRuhe kommt. Bei mirgehört Bücherschreibenzum Job. Das mache ichoftmorgens zuHause vonsechs bis zehn Uhr. Dannhabe ich schon mal vierStunden in Ruhe gearbei-tet, bevor der Alltag imInstitut losgeht.Wie soll man Beruf undPrivatleben trennen,wenn sich die ArbeitnachHause verlagert?Daswird eine der span-nenden Herausforde-

So hat allesangefangen: mitder Liebe zumLesen und zumKommunizieren– beides ist bisheute geblieben.MiriamMeckel hatin Münster Pub-lizistik studiert.Nach 15 Jahren inder Politik als Re-gierungsspreche-rin und Staatsse-kretärin leitet sieheute das Institutfür Medien an derUni St. Gallen. Mitihrer Lebenspart-nerin AnneWill,einer deutschenFernsehmoderato-rin, führt sie eineDistanzbeziehungzwischen St. Gal-len und Berlin.

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DOMO – September 2012 | 23

Twitter fürAnfängerTwitter ist einKurznach-richtendienst imWeb.UmdasAngebot zunutzen, isteineeinmaligekostenloseAnmeldungnotwendig -unterhttp://twitter.com.JederkannNachrichten, sogenannte«Tweets», von140ZeichenLängeüberTwitterveröffentlichen.WerNachrichten lesenwill,muss sie –ebenfallskostenlos –abonnieren,dadurchwirdmanzumsogenannten«Follower».DafürmussmanzunächstdengewünschtenUseraufrufenunddenkleinengrauen«Follow»-Buttonanklicken,der sichamAnfangdesTweetsbefindet.Mit einemTweetist esalsomöglich, aufeinenSchlag fünf, 500oder50000Menschenzuerreichen. JederFollowerkannseinerseits aufTweetsantworten, entwederöffentlichoder ineinerprivatenNachricht, dienurderAbsender lesenkann.VorallemMobiltelefonehabensichalsbeliebteTwitter-Geräteentpuppt.

twitter

22 | DOMO – September 2012

Zwitschern imNetzDieWelt ist im Twitter-Fieber: Über 500Millionen Usernutzen die Online-Plattform heute – Tendenz steigend.Was ist Twitter? Und wie nutzt man es als Journalist?

�Medienschaffenderecherchierenauf Twitter Newsaus aller Welt, siestehen interaktivmit ihren Lesernin Verbindung undnutzen den Dienstoft auch für ihreeigenemobileEchtzeit-Bericht-erstattung.

D emi Moore hat es auf der Berli-nale getan, Rihanna aus ihrem

Schlafzimmer, BarackObamawäh-rend seines Wahlkampfs und LilyAllenundPerezHilton tun es schonseitMonaten, umsich aufmoderns-temWege zubeschimpfen: sie twit-tern! Auf 140 Zeichen promotenPromis ihre Songs, BotschaftenundAuftritte, verbreiten dreckige Ge-rüchte oder zetern sich gegenseitigan. Der Reiz liegt für Stars undFans gleichermassen in der einge-schränkten Anzahl an Buchstaben.Ersteremüssen sichnicht besondersviel Zeit nehmen, um ihreNachrich-ten zu tippen, letzterewerdennichtdurch ellenlange Botschaften ge-langweilt und haben mit Glück dieMöglichkeit, direktmit ihren Idolenin Kontakt zu treten.Der amerikanischeWebentwicklerJack Dorsey entwickelte Twitterund stellte die Plattform im März2006 online. Zuerst mit mageremErfolg: Drei Jahre später tummelten

sich erst 15Millionen Zwitscherer imNetz. Doch dann kam rasch derBoom:Heute nutzen über 500Milli-onen User das Netzwerk, sie schrei-ben dabei jeden Tag 340 MillionenTweets und mehr als 1,6 MilliardenSuchanfragen. Vor allem für Politi-ker, Sportler und Prominente istTwitter längst zur Kommunikati-onsplattform Nummer 1 aufgestie-gen.

MedienundTwitterNatürlichnutzen auchMedienschaf-fende den Mikrobloggingdienst fürihre Recherche. Sie wissen: KeineAgentur der Welt verbreitet Neuig-keiten so schnell wie ein Tweet. Soverriet zumBeispiel LadyGaga kürz-lich ihren 28 Millionen Followern,wie ihr neues Album heisst. Aller-dings werden auf Twitter ebensoflott Gerüchte, Peinlichkeiten undUnwahrheiten in die Welt gesetzt.Und sogar vermeintlicheTodesnach-richten: Auf Twitter wurde schon

behauptet, Johnny Depp, Fidel Cas-tro, BarackObama,MileyCyrus oderder Papst seien gestorben. Vorsichtist also immer geboten.Laut der Studie „Twitter und Journa-lismus“ der Landesanstalt fürMedi-enNordrheinWestfalenwirdTwittervon97Prozent der befragtenRedak-tionen regelmässig als Informations-quelle genutzt, 92 Prozent der Jour-nalisten besässen einen eigenenAccount. 64Prozent derRedaktorenbehaupten ausserdem, Twitter seibesser als andere Recherchewegegeeignet, schnell Informationenunddirekte Ansprechpartner von über-raschenden Ereignissen sowie überProminente undKünstler zu finden.Die Studie warnt allerdings aus-drücklich, dass eine sorgfältigePrüfungvonTwitter-Newswichtigersei als die Aktualität.

Vorsicht vor «Shitstorms»Ein weiterer wichtiger Grund fürMedienunternehmen, das Gesche-hen auf Twitter gewissenhaft zuverfolgen, sind die Shitstorms. Sonenntmaneine öffentlicheKritik anFirmen oder Produkten, die oft mitunsachlichen Beiträgen vermischtwird.Nurwerdiese Shitstorms recht-zeitig entdeckt, kann gezielt gegeneinen Image-Schaden vorgehen.

Text: Andi Kämmerling. Foto: ImagesBazaar by Getty

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DOMO – September 2012 | 25

Andieser StellewirdDOMOregelmässig über Titel undTeams aus derRingier-Welt berichten

Hinten v. l.: Timo Steppat, Praktikant. Tanja Raeck, Bildredaktorin. Daniel Schreiber, Ressortleiter Salon. Antje Berghäuser, Leitung Bildredaktion. Christoph Seils,Chefredaktor Online. Christoph Schwennicke, Chefredaktor. Timo Stein, Redaktor. Alexander Marguier, Stv. Chefredaktor.Vornev. l.: Daniel Martienssen,Praktikant Online. Petra Sorge, Redaktorin. Hartmut Palmer, Chefkorrespondent. Til Knipper, Ressortleiter Kapital. Judith Hart, Ressortleiterin Weltbühne.Es fehlen:Kerstin Schröer, Artdirectorin. Utz Zimmermann, Produktion. Konstantin Magnis, Reporter. Ulrike Gutewort, Chefsekretärin. Georg Löwisch, Textchef.

24 | DOMO – September 2012

inhouse

Ringier ist international für seine Boulevardtitelbekannt. Doch keine Regel ohne Ausnahme: InDeutschland produziert ein kreatives Team dieZeitschrift Cicero, ein Magazin für politischeKultur, das jedenMonat auch optisch verblüfft.

CiceroMagazin fürpolitischeKulturMonatlichAuflage:82905Exemplare Team:Redaktion: 11.Verlaggesamt:20DieZeitschriftCicerostehtals anspruchsvolles

undmeinungsbildendesAutorenmagazin fürdenerstklassigenJournalismuseiner schrei-bendenElite.PrägendePersönlichkeitenderZeitgeschichteundrenommierte JournalistenbeziehenhiermonatlichStellungzu relevantenThemenausPolitik,WirtschaftundKultur.

InderBewertungvonTitelseitendeutscherMagazine,diedasFachmagazinNewBusinessmonatlichdurchführt, schneidetCicero immerwiedermitvorderstenPlatzierungenab.www.cicero.de

Pointiert undkontrovers

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26 | DOMO – September 2012

Ringiers Formel-1-Experte Roger Benoit kenntMichael Schumacherseit 21 Jahren. Er erlebte den Aufstieg vom schüchternen Jungen zum

gefeierten Superstar. Und nach dem Comeback auch seinen Abstieg.

«Schumacherwarimmer ein Solist»

B arcelona, ein nebliger Morgen imFebruar. Über dem Circuit de Cata-

lunya geht ein leichterNieselregennieder.Freies Training.Motorendröhnenohren-betäubend, Kerosinduft schwebt in derLuft. Ein älterer Herr schlurft mit demNotizblockdurchdieBoxengasse, barfussinMokassins, eine erloschene Zigarre imMundwinkel. EinWort hier, ein Schulter-klopfen dort. Roger Benoit ist längst eineInstitution in der Formel 1, gehört seit42 Jahren zu den Rennstrecken wie dieReifenstapel, die Boxenluder und dieschwarzweiss karierte Zielflagge. SahStars wie Lauda, Prost oder Senna kom-men – und gehen. Auch Schumacher…Zum ersten Mal nahm Benoit den Deut-schen 1991 imbelgischenSpawahr. Schu-macher war 21 Jahre alt und wohnte mitseinem Manager Willi Weber in der Ju-gendherberge. «Damals war er ein sehrschüchterner, bescheidener Junge,wirk-temanchmal fast etwashilflos.Wir sahenaber sofort, das ist ein Verrückter», erin-nert sich Benoit und kaut dabei grinsendauf seinem Zigarrenstummel. «Auf derStrecke war er unglaublich schnell undgar nichtmehr schüchtern.»

Benoits «Schummel-Schumi»Wasdanachkam, ist bekannt. Podestplät-ze, Siege und nur drei Jahre nach seinemDebüt der erste Weltmeistertitel. Den ernur errang,weil erDamonHill im letztenRennen von der Strecke gedrängt hatte.«Schumacher polarisierte von Anfangan», sagt Benoit. «Das lag vor allemdaran,dass er sich auf der Strecke mit seinenunsportlichen Tricks keine Freundeschuf.» Angeblich übersehene SchwarzeFlaggen, die regelwidrige Holzplatte imUnterboden seinesBoliden, die verboteneZusammensetzung seines Benzins –Grundgenug für Benoit, den Spitznamen«Schummel-Schumi» zu erfinden und

mehrmals in grossen Lettern abzudru-cken, den später auch die deutsche Bild-Zeitungübernahm. «Dashat Schumachergar nicht gefallen», schmunzelt Benoit,«er kam zu mir und drohte: ‹Das wirdlange dauern, bis ich dir das verzeihe!›»Doch auchmit den anderenMedienschaf-fenden bekundete derWeltmeisterMitteder 90er Jahre Mühe und schottet sichimmermehr ab. «Erwar einfach der klei-ne Junge, der plötzlich Millionär gewor-denwar und sich zusammenmit seinemManager wie ein Superstar aufführte»,erklärt Benoit.

Fussball undGrillfesteDer leicht angefrosteteKontakt zwischenSchumacher und Benoit begann wiederetwas aufzutauen, als der zweifacheWeltmeister 1996 einHaus amGenferseebezog. Benoit nutzte das «Heimspiel» inder Schweiz – er erfuhr, dass Schumacherin seiner Freizeit beim Landklub FC Au-bonne Fussball spielte und besuchte dieAuftritte des Superstars öfter als Zaun-gast. «Ich erlebte Schumacher von einerganz anderen, privaten Seite. Wir plau-derten an Grillfesten und unser Verhält-nis besserte sichmerklich.»Dennoch blieb der Journalist ein kriti-scher, unbestechlicher Beobachter aufden internationalenRennstrecken.Nochheute sagt Benoit: «Natürlich war Schu-macher ein fantastischer Fahrer. Abermanmuss auch sehen: Inder Phase, in derer bei Ferrari fünfmal hintereinanderWeltmeisterwurde, hatte er einfachkeinegleichwertigenGegner. Schumacherwarein Solist. Er hat gewonnen, aber er hatgegen niemanden gewonnen. Und kaumkam mit Fernando Alonso ein starkerKonkurrent, wars auch schon vorbei mitden vielen Erfolgen.»In diesen Zeiten der «Schumi-Mania» zogsich der Star nochmehr vomMedienrum-

mel zurück. Irgendwo auch verständlich,denn viele Medien mochten ihn einfachnicht und liessen keine Gelegenheit aus,ihnzubrüskieren.Dasändertesichauch inderZeitnachseinemRücktritt imJahr2006nicht, auchwennderDeutschedamalseineZeit lang aus den täglichen Schlagzeilenverschwand.EinenBeweis seinerhilflosenArroganz lieferteSchumacher2008ab,alser Benoit im Fahrerlager in Monza begeg-nete. «Ich sass mit einem Kollegen vomKurieraufeinerBank,dakamSchumachervorbei. Wir grüssten ihn freundlich undfragten.wiees ihmgehe. SeinekurzeAnt-wort: ‹Ich gebekeine Interviews!›». Benoitdachte, ihntritt einPferd. «Ichwollte jagarkein Interview haben.» Kein Wunder wardas Verhältnis der beiden danach wiederstarkgetrübt.Fastdrei Jahre langwechsel-ten sie kein Wort. Bis 2011, beim GP vonJapan. «Ich sass in einer ruhigen Ecke desFahrerlagers und rauchte eine Zigarre. DaschlenderteplötzlichSchumachervorbei,ging dreiMeter weiter, blieb plötzlich ste-hen. Drehte sich um und kam zu mir zu-rück, klopfte mir auf die Schulter undsagte: ‹Lass uns alles vergessen, was war.Beginnenwirwieder vonvorn!›.»

Weniger arrogant als früherSo richtig warm wurde die Beziehungzwischen Benoit und Schumacher aberniemehr. Vielleicht auchgut so, dennwasschreibtmanüber einenFreund, der dengrossen Erfolgen der Vergangenheit im-mer und immer wieder vergeblich nach-jagt, aber nie wieder an diese anknüpfenkann? «Inden letzten Jahren ist Schuma-cher sicher weniger arrogant als früher,vielleicht ist das einfach nur Frust, viel-leicht aber auch ein StückAltersweisheit»,schmunzelt Benoit und schaut in seinenKalender. In einer Stunde steht ein Inter-view mit Sebastian Vettel an. Auch fürReporter gilt: The Showmust go on ...

Text: Andi KämmerlingFoto: MurdoMacLeod

ringier trifft stars

DOMO – September 2012 | 27

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talkSchicken Sie Ihre Fragen an: [email protected]

DOMO – September 2012 | 29

Zeichnung: Igor Kravarik

Wirkönnennachvollziehen,dassdiewirtschaftlicheLageSpar-massnahmenerfordert.DennochverunsichertunsdieSituationsehr.Könnenwirdavonausgehen,dassdie jetzigeSparrundevorläufigdie letzte ist?Annabella Bassler, CFO: Die Euro-Krise, Konjunktursorgen undTurbulenzen im Finanzmarktsind in aller Munde, und auchwir propagieren diese Schlagzei-len. Die strukturellen Verschie-bungen hin zu den digitalenPlattformen verschärfen diesefür einMedienunternehmenherausfordernde Situation noch.Daher ist es nicht zu verleug-nen, dass bei der Gefahr voneinbrechenden Umsätzen aufKostenseite dagegen gesteu-ert werdenmuss. Die aus derStrategie abgeleitete, neueOrganisationsstruktur kann hierdirekter steuern – auf Umsatz-und Kostenseite. Wichtig istes, dass wir bei der Diskussionlatenter Kostenprogramme nichtvergessen, auch auf Umsatzseitenoch innovativer zu werden.Ein Versprechen, dass es keineinnovativen Umsatzmodelle undkeine Kostensenkungen gäbe,wäre wenig zukunftsweisend.

«Auf der Umsatz-seite auch nochinnovativer sein»Annabella BasslerCFO Ringier AG

DiemomentanenRestrukturie-rungsmassnahmenbetreffenvorallemdieMitarbeiter.Wirfragenunsaber:Wirdeigentlichauch imoberenRingier-Kadergespart?Undwenn ja,wie?MarcWalder, CEO:DieMassnah-men betreffen sogar explizitauch die oberste Konzernstufe,den sogenannten Overhead. DerGroup Executive Board, wie dieRingier-Konzernleitung jetztheisst, hat dem Verwaltungsratder Ringier AG einMassnahmen-paket unterbreitet, das einen –nachhaltigen – Kostenabbau vonrund 9,5 Millionen beinhaltet.Vereinfacht kannman also,um auf Ihre Frage zurückzu-kommen, ohneWeiteres sagen:Oben wirdmassiv gespart!

Ichhabegehört, dassSpeicher-medienwieCD-ROMS,DVDsoderUSB-Sticks trotzderBeteu-erungenderHerstellernureinebegrenztzeHaltbarkeitderDatengarantieren.Stimmtdas?Undwennja,wiekannmanwichtigeDatensicherauf langeZeithinsichern?JasonOwens, IT-Experte:Selbstwenn die Hardwaremitspielt,bleibt die Frage, ob die Soft-wareprodukte von 2020mitheutigen Datenformaten etwasanzufangen wissen. Aus diesemGrund lautet die Empfehlung,mehrgleisig zu fahren. Darumempfehle ich die «1-2-3-Regel»:1. Von einer wichtigen Dateisollten drei Kopien existieren:Eine primäre Datei und zweiSicherheitskopien. 2. Nutzen Siezwei verschiedene Datenträger-Typen. Eine gute Kombinationist eine externe Festplatte undeine zusätzliche Sicherung aufeinem optischen Speichermedi-um (USB-Stick, CD oder DVD).Verwenden Sie nur einmalbeschreibbare Speichermedien,also CD-R und DVD-R, keinemehrfach beschreibbarenMedi-en wie CD-RW. 3. Mindestenseine Kopie auf einem Ringier-Server speichern.

Mitarbeiter fragen ...

Michael ringier

Demokratie ist kein Zustand, sondern ein Lernprozess. An dieseWeisheitmussich als Beobachter der politischen Geschehnisse in Osteuropa in letzter Zeitimmer häufiger denken. Die gesellschaftspolitischen Anpassungen an diewestlichorientierteWelt unddiepolitischenLeistungen,welchedieMenschenim Osten Europas in den letzten zwanzig Jahren erbracht haben, verdienen

Respekt und Bewunderung. Mit wachsender Sorge allerdings beobachte ich – und ich hoffe,das tun auchunsere Journalisten vorOrt – die unverblümtenVersuche, das Radder Zeitwie-der zurückzudrehen. Länder wie Rumänien, Serbien oder Ungarn sind zwar immer nochDemokratien. Aber viele ihrer Politiker sind leider nachwie vor keineDemokraten. Das ErbedesSozialismus lastetnochzuschwer.Unterordnung,Anpassung,Denunziantentum,KorruptionundmoralischeFeigheitwarenoftdieKomponenten, ausdeneneinekommunistischeKarriere gestricktwar.Unddie brauchtees, umdie eigenewirtschaftlicheLageverbessern zukönnen.Auchheutenoch suchenallzuvieleMenschen in diesen Ländern denWeg in die Politik, um sich zu bereichern. Der DienstameigenenLandmutiert zumGriff in fremdeKassen.Um dieses Ziel zu erreichen, greift man auch gerne zum politischen Schlagring. Nationalis-mus, Antisemitismus oder Rassismus gehören zum Repertoire dieser politischen Kaste. Da-mit kannmanvielleicht kurzfristigWählerstimmenund somitMacht gewinnen. Aber einesschaffen Nationalisten und Rassisten nie. Sie haben keine Lösungen anzubieten, um diewirtschaftlichen Probleme zu beheben. Denn die Aushebelung des Rechtsstaates, die Diffa-mierungvonMinderheiten,derGriffindieNationalbankkasseoderdiskriminierendeSonder-steuernschaffenkeinUmfeld,dasausländischesGeldanzieht.Unddasbrauchteszwingend,umdenökonomischenAlltagderMenschenzuverbessern.Und sobleibt dochdieHoffnung,dassdieumihrewirtschaftlicheZukunftbetrogenenWählerdieNationalistenundRassistenbaldwiederdorthin schicken,wosiehingehören: indieAbfallkistederGeschichte.

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laif Agentur für Photos & Reportagen / www.laif.de

aktuell, emotional, innovativ, international, zeitlos

UNTER UNS

30 | DOMO – September 2012

FerienendeKennenSiedas? Sie kommenbestensgelaunt ausdenFerien zurückundaufdemSchreibtisch stapelt sichdiePost. Sieben sperrigePakete,zweiHaufenBriefe,Drucksachen, Zettel («BitteHerrnHugdringendzurückrufen») undalteZeitungen («Ichwusstenicht,obdudienoch lesenwillst»).UmGottesWillen, nein, dannzuerstmal dieE-Mailsabarbeiten. Post zur Seiteschieben, Computereinschalten... -Wiewarnochmal dieses verdammtePasswort?HattedochirgendwasmitmeinerLieblingsspeise zu tun, abermit zweiUnterstrichenundeineZifferdazwischen. ZweiZigarettenpausen später fälltsmirwieder ein.Wiebitte? 382unbeantworteteE-Mails?WarumhatmirmeineFraubloss verboten, indenFeriendenBlackberry einzuschal-ten? Ichwill gerademit demerstenMail beginnen, daploppt ein Fensterchenauf.«Software-Update», heisst esda.WährendmeinerAbwe-senheit harrten sageundschreibe 14 (!) ProgrammeaufihreAktualisierung.Warumumalles inderWelt gingdasnicht automatisch? Ja, ja, ichklick ja schonaufOK.«SchliessenSie IhreProgrammeundstartenSiedenComputer nachdemUpdateneu», stehtda, undnochbevor ich reagierenkann, verschwindetmeinGoogle-Mail im schwarzenSchlunddes iMacs.Nagut,dannnutze ichdieZeit halt,umdiePost zuerledigen.WoistmeineSchere?Hat sichwohl einKollegeunter denNagel gerissen.Mittagspause,ich verschiebediePost aufdenNachmittag.Um14UhristmeinSchreibtischendlichleer, dasUpdate läuft immernoch. Firefox, dann folgt nochiTunes, LaunchpadundderAdobeMediaPlayer.Was solldas?DenScheiss brauch ichdochehnie.Um15Uhr kannichendlich anmeineMailsgehen. 18UhrFeierabend.Und imGrundebin ich schonwieder ferienreif ...

ANDIKÄMMERLING

A ls Walter Hunkeler vor 30Jahren bei Ringier anfing,

war er ziemlich nervös. «Ich wardamals 24, kam von einer Bankund begann meine Karriere imAusbildungspool für Informatik-entwickler», erklärt Walter Hun-keler, «damals hatte RingierQuereinsteigern die Möglichkeitgeboten, sich intern zum Infor-matiker umschulen zu lassen.» Inder allerersten ZeitwarHunkelerunsicher,was der Berufswechselfür ihnbringenwürde.Aber schonam ersten Tag, als die Neulingeim Haus herumgeführt wurden,beeindruckte ihn die Grösse desBetriebes.Dass der JünglingdiesemBetriebgeschlagene 30 Jahre treubleibensollte, hatte er damals natürlichnicht gedacht: «Darüber habe ichmir gar keineGedankengemacht.Mit den immer neuen Herausfor-derungen,welcheunserBerufmitsich bringt, und dank den gutenKollegen innerhalbder Informatikwächst man in eine so lange Zu-sammenarbeit irgendwieherein.»Und die guten Beziehungen zuden einzelnen Fachabteilungenhätten sicher auch dazu beigetra-gen, den Arbeitgeber nicht zuwechseln. Ausserdem: langweilig

Der IT-FachmannWalterHunkelerarbeitet seit 30Jahren für Ringier.Langweilig wurdees dem heute54-Jährigen nie.

«AmAnfangwarich sehr nervös»

10JAHRE DABEI:MartiUrs,Ringier AGToblerKatharina,Ringier AGWinterbergTobias,Ringier AGKochDominic,Ringier AGDeillonRobert,Ringier RomandieHabelRobert,Ringier RomandieSchoettelEléonore,Ringier AGPfister-NatzGabriela,Ringier AGKäserBeatrice,Ringier AGBalmerBleuler Liselotte,Ringier AGEvansAled,Ringier AGMurányiMarcell,Ringier UngarnMolnárEmese,Ringier UngarnSzabóBeáta,Ringier UngarnFarkasSándor,Ringier UngarnAdinaMarilenaBulimac,Ringier RumänienRalucaNicoletaHagiu,Ringier RumänienGabrielaBocean,RingierRumänienPaulAcon,Ringier Rumänien

20JAHRE DABEI:SchwarzDorothea,Ringier AGGomesLuis,Ringier PrintSignorelloAngela,Ringier Print

25JAHRE DABEI:RüeggerSilvia,Ringier AGReichenbachKurt,Ringier AGMladenovicGradimir,Ringier PrintPortmannJosef,Ringier PrintSieberStephan,Ringier Print

30JAHRE DABEI:MahlerWerner,Ringier AGWalterHunkeler (siehe rechts)TamoReto,Ringier AGKaufmannWerner,Ringier Print

35JAHREDABEI:SchärHeinz,Ringier AG

PENSIONIERUNG:BrunnerPeter,Ringier AGHoferRoland,Ringier AGKüngTheodor,Ringier PrintPflugFranz,Ringier PrintHuberRené,Ringier PrintGnosAnnemarie,Ringier PrintZurmühleEliane,Ringier Print

TRAUERUMPENSIONÄRE:WiprächtigerRichard,18.8.2012HeebJosef, 19.8.2012

kolumne

Der 24-jährigeWalterHunkeler:In diesemAlter trat er seine Stellebei der Ringier-Informatik an.

Der Systemfachmannmit40Jahren (links) und jetzt bei seinemJubiläum.

wurde es dem Jubilar in den dreiJahrzehnten auchnicht. «IndieserZeit gab es für mich etlicheschwierige, arbeitsintensive Mo-mente», sagtHunkeler, «vor allemjene,woganzeApplikationen aufneue Systemeumgestelltwurden.Aber meine Aufgaben haben mirstets auch Genugtuung ver-schafft.» Ammeisten sei er stolzauf die zahlreichen positivenRückmeldungen aus denFachab-teilungen auf seine geleistetenArbeiten. «Es sind viele kleineDinge, diesemachen fürmich aberden grössten beruflichen Erfolgaus.Undauchwenndie Zeiten fürMitarbeiter härter geworden sind:Ringier hat mir in den letzten30 Jahren immer einen interes-santen, spannenden und heraus-fordernden Job geboten.» A.K.

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