MIKE NESS KREATOR BERND DROSIHN - ox-fanzine.de · 4 Die Rückkehr des GemüseMacs Gibt es...

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Das Magazin für Menschen, die kein Fleisch essen. www.kochenohneknochen.de EUR 3,50 02/2010 +Tofu selbst gemacht, neue Kochbücher, viele Rezepte A: EUR 3,70 CH: 6,00 CHF MIKE NESS Tattoos & Tofu KREATOR Full Metal Vegan BERND DROSIHN Tofu-Pionier aus der Eifel

Transcript of MIKE NESS KREATOR BERND DROSIHN - ox-fanzine.de · 4 Die Rückkehr des GemüseMacs Gibt es...

Das Magazin für Menschen, die kein Fleisch essen.

www.kochenohneknochen.deEUR 3,50

02/2010

+Tofu selbst gemacht, neue Kochbücher, viele Rezepte

A: E

UR

3,7

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CH

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MIKE NESS

Tattoos & Tofu

KREATOR

Full Metal Vegan

BERND DROSIHN

Tofu-Pionier aus der Eifel

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editorial

inhaltKraut und Rüben 4 Fett, Säuren! 8 Was sind eigentlich Fettsäuren?

Made in Brazil 10Speiseführer: Brasilien

Ent-täuschend 12Fleischersatzprodukte: Mock Duck

Geschmackssache 14Das KoK-Teststudio: Tofu

Neues aus Tofutown 16Bernd Drosihn über „Torfu“

Halbes Hähnchen, ganzer Geschmack 20Fleischersatzprodukte von Vantastic Foods

Full metal vegan 22KREATOR-Sänger Mille im Gespräch

Alles Käse? 27Beliebte Vorurteile: Milch

Böse Zungen behaupten, Tofu sei fürs Essen das, was das Polyester für die Textilin-dustrie ist: Man kann es nach allem aussehen und schme-cken lassen. Es stimmt schon, Tofu kann man braten oder roh in den Salat schneiden, vielfältig marinieren oder fül-len oder ihn einfach so zwischendurch essen. Zweifellos ein vielseitiges Lebensmittel. Aber ein ganzes Heft (fast) nur über Tofu? Na klar! Tofu steht wie kein anderes Lebensmittel sinnbildlich für fl eischfreie Ernährung – inklusive der Vorurteile vom Vegetarier als „Tofufresser“. Dabei zeigen die Asiaten, dass man gar nicht zwangsläufi g Vegetarier oder Veganer sein muss, um ihn gern zu essen. Die hiesigen Chinarestau-rants geben ein falsches Bild ab: In Asien existiert Tofu auf dem Speiseplan als Grundnahrungsmittel gleichberechtigt neben Schwein, Rind und Hund ... pardon, Huhn.Aber wo kommt er eigentlich her? Tofu ist so alt, dass schon niemand mehr weiß, wer ihn überhaupt wann erfunden hat. Angeblich ist er aus Zufall entstanden, als jemand Sojamilch mit verunreinigtem Salz würzen wollte, so dass die Milch geronnen ist. Sicher scheint aber, dass er aus China kommt und dort schon Jahrhunderte vorm Jahre null gegessen wurde. Dort galt er besonders buddhisti-schen Mönchen als das, was man heute als „Powerriegel“ kennt. Erst in den Siebzigern fand Tofu über Naturkostlä-

den seinen Weg nach Europa und Deutschland.Seitdem ist Tofu in Deutschland ein echter Dauerbren-ner, der von Jahr zu Jahr immer häufi ger gegessen wird. Das zumindest erzählt uns Bernd Drosihn, und der muss es wissen, denn er verkauft ihn in allen Formen und Far-ben. Weiterhin wird er uns hinten im Heft erzählen, dass Tofu fast alles enthält, was man für gesunde Ernährung braucht.Tobias Graf verkauft ebenfalls Tofu, aber auch noch viele andere Fleischersatzprodukte. Er berichtet von seiner Ent-deckernatur und erklärt uns, was er gegen den fehlenden Eigengeschmack seiner Produkte tut.Tofu wird im Prinzip wie Käse hergestellt, denn es ist geronnene, gepresste Milch – Sojamilch, die übrigens wegen bürokratischer Bedenken offi ziell so nicht heißen darf. Wie das funktioniert, und wie man Tofu recht unkom-pliziert zu Hause selbst machen kann, das erfahrt ihr am Ende des Magazins.Außerdem sprachen wir mit Musikern wie Mike Ness von SOCIAL DISTORTION und Mille von KREATOR, die auch gerne Tofu essen, und nicht zuletzt haben wir jede Menge Tipps für euch, wie man das farb- und geschmacklose Etwas in ein leckeres Gericht verwandeln kann. Viel Spaß beim Lesen.Christian Meiners (offi [email protected])

Tattoos und Tofu 28Mike Ness: Barbecue mit Sojasteaks

Essen ohne Knochen 31Der KoK-Restauranttest

The Art of Create 32Hannah Kaminsky: Fotografi e, Essen, Stricken Keine Schweine im Weltall 34Star Trek und Veganismus

Kochen mit Kindern 36... aber ohne Knochen

Rezepte 39Durch den Tag mit Tofu

Tofu selbst gemacht 42Eine Foto-Cook-Story

Rezensionen 44

Impressum/Abo/Vorschau 47

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Die Rückkehr des GemüseMacsGibt es jemanden, für den das eine gute Nachricht ist? Der Fast-Food-Gigant McDonald’s bietet wieder einen vegetarischen Burger an.Ein vegetarischer Burger, war da nicht mal was? Richtig, vor Jahren gab es bei McDonald’s den „GemüseMac“. Der wurde aber irgendwann von der Karte genommen: unren-tabel. Nun also die Neuauflage.McDonald’s versucht sich schon seit Längerem am Sauber-mann-Image. Seit dem Jahr 2003 behauptet der Konzern, sein Essen sei eigentlich gesund – das ist Kern der Kam-pagne mit dem Slogan „Ich liebe es“. Um diese Behaup-tung zu stützen, liegen seitdem in den Schnellrestaurants Tabellen mit den Nährwerten aller Speisen auf dem Tab-lett – einschließlich des Hinweises auf den empfohle-nen Tagesbedarf. Wohlgemerkt: Nicht die Produkte wer-den gesünder, aber wenigstens weiß der Verbraucher nun, wann er aufhören muss zu essen.Seit Anfang des Jahres gibt es in allen McDonald’s-Filialen den Veggieburger. Vor allem für Frauen sei er gedacht und wegen der großen Kundennachfrage ins Angebot aufge-nommen worden, heißt es seitens des Konzerns. Die Basis des Burgers bilden Kartoffeln, dazu kommen Karotten, Paprika, Mais, Zwiebeln und Lauch. Und tatsächlich: nicht mal im Kleingedruckten verbirgt sich Fleischiges oder Fischiges – dafür aber mehr Fett als in den meisten ande-ren Burgern der vergleichbaren Gewichtsklasse. So jeden-falls kann man das nachlesen auf der firmeneigenen Info-seite mcdonaldsmenu.info.Mit 1,10 Euro ist der Burger zwar günstig, bei 165 g aller-dings auch ziemlich klein. Wer es also mit seinem Ernäh-rungsgewissen vereinbaren kann, der weiß nun auch in fremden Städten zuverlässig, wo es vegetarische Kost gibt. Aber mal ehrlich: In Zeiten von Internethandys und hap-pycow.com kann auch Unwissenheit keine Ausrede mehr sein.Menschen, die vegan leben, haben hingegen auch weiter-hin keinen Grund, bei McDonald’s einzukehren: Der Veg-gieburger enthält Ei und Milch.Auf den Geschmackstest haben wir bisher verzichtet, dafür sind wir brennend interessiert an Erfahrungsberich-ten aller Art: [email protected]

kraut und rüben

aufgemacht und ausgelöffeltProvamel Bio Soya Yofu mit BalaststoffenDas ist es: Veganer Joghurt mit was drinDas ist drin bei Geschmacksrichtung Pflaume: Was-ser, geschälte Sojabohnen* (7,5%), rote Pflaumen* (4,75%), Pflaumensaft* (3,31%), roher Rohrzucker*, Tapiokasirup*, Inulin*, Stabilisator (Pektin), Maisstärke*, Leinsamen* (0,27%), Buchweizen* (0,25%), Limonensaft* aus Frucht-saftkonzentrat (0,19%), natürliches Aroma, Cornflakes* (0,18%), rote Beetesaft* aus Konzentrat, Meersalz, Säure-regulator (Citronensäure), Bifidobacterium, Joghurtkultu-ren (Str. thermophilus, L. bulgaricus), *= aus kontrolliert biologischem AnbauDas ist drin bei Geschmacksrichtung Cerealien: Was-ser, geschälte Sojabohnen* (7,7%), roher Rohrzucker*, Tapiokasirup*, Inulin*, Leinsamen* (0,74%), Buchwei-zen* (0,53%), Cornflakes* (0,53%), Stabilisator (Pektin), natürliches Aroma, Limonensaft* aus Fruchtsaftkonzent-rat, Meersalz, Säureregulator (Citronensäure), Bifidobac-terium, Joghurtkulturen (Str. thermophilus, L. bulgaricus), *= aus kontrolliert biologischem AnbauDas bekommt man für sein Geld: 4 x 125 g für 2,79 EuroSo schmeckt es: Provamel Soja Yofu ist laut Herstel-ler „der erste Sojajoghurt, der hochwertiges pflanzliches Eiweiß mit gesunden Balaststoffen kombiniert“. Es gibt ihn in den Geschmacksrichtungen Pflaume und Cerealien. Hat man sich erst mal an den Geschmack von veganem Joghurt an sich gewöhnt, ist der Yofu mit Ballaststoffen und probiotischen Bifidus-Kulturen ein wirklich leckerer Pau-sensnack, der nicht zu süß ist und durch den Zusatz von (glutenfreien) Getreideprodukten wie Cornflakes, Leinsa-men oder Buchweizen einen angenehmen „Biss“ hat. Die Sojabohnen für den Yofu sind ohne Einsatz von Gentech-nik erzeugt, fast alle Zutaten sind aus kontrolliert biolo-gischem Anbau und seit 2010 produziert Provamel seine Erzeugnisse CO2-neutral. Alternativ kann man natürlich auch einen ganz normalen Soja-Joghurt mit Müsli und Früchten pimpen.

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VerlosungDiesmal verlosen wir zusammen mit der Firma Feuerwear ein echt edles Schmuckstück: Dan heißt es und ist eine geräumige Damenhand-tasche. Man kann sie klassisch als Handtasche tragen, aber auch als praktische Umhängetasche. Den Schultergurt kann man abnehmen, zusätzliche Reißverschlussfächer innen und außen sowie ein Schlüs-selfi nder und ein Handyfach sorgen für Ordnung in Beruf, Alltag und Freizeit. Jedes Teil ist ein Unikat und kostet im Laden locker 149 Euro. Wir haben von Feuerwear eine Tasche ergattert, die wir euch schenken wollen. Dafür müsst ihr aber ein bisschen arbeiten und folgende Frage beantworten:

Woraus werden Feuerwear-Taschen hergestellt?

Die Antworten schickt ihr wie üblich per E-Mail an offi [email protected], Betreff: „Ich häng an der Tasche!“ Name und Anschrift nicht vergessen, das Los entscheidet, der Rechtsweg muss gar nicht erst beschritten werden. ➜ feuerwear.de

CSD? VSD!Was den Technofreaks ihre Loveparade ist und den Homosexuellen ihr Christopher-Street-Day, ist den Veganern ihr Veggie-Street-Day (VSD). Der fi ndet in diesem Jahr schon zum fünften Mal statt, erstmals aber in zwei Städ-ten: am 17. Juli in Stuttgart und am 14. August in Dortmund. Das Motto lautet: „Aus Freude am Leben“.Die Veranstalter wollen zeigen, wie groß die Bandbreite an tierleidfreien Produkten ist. An Informations- und Verkaufsständen gibt‘s alles vom Veggie-Burger über pfl anzliche und tierversuchsfreie Kosmetik, bis hin zum leder-freien Schuh. Dazu treten Unterhaltungs-künstler auf, die sich für ein veganes Leben entschieden haben.Mehr Infos gibt’s auf ➜ veggie-street-day.de

Bei KoK mitmachen? Aber gerne!Das Heft, das du in den Fingern hältst, ist kein anonymes Erzeug-nis von irgendeinem Großver-lag, der fl eischfreie Ernährung als Trend entdeckt und denkt, damit wäre Geld zu verdienen. Unsere

Autor(inn)en schreiben für Kochen ohne Knochen, weil sie sich aus Überzeugung vegetarisch oder vegan ernähren und sie immer wie-der auf spannende Themen stoßen, die damit zusammenhängen. Du hast eine Idee, du willst darüber schreiben? Melde dich unter [email protected] – wir freuen uns immer über neue Mitstrei-ter/innen!

Ecotopia 2010Das erinnert schon etwas an selige Hippiezeiten: Men-schen aus aller Herren Ländern versammeln sich auf einer Wiese, um zu meditieren, Musik und Reden zu hören oder Theater zu spielen. Dergleichen gibt es auch heute noch und heißt zum Beispiel „Ecotopia 2010“. Dies fi ndet vom 1. bis 21. August in Fläming statt, etwa 80 Kilometer südwest-lich von Berlin. Gedacht ist das Happening als Austausch über alles, was irgendwie mit dem Thema „Umwelt“ zusammen hängt.

Folgerichtig wohnen die Teilnehmer während Ecotopia so naturverbunden und nachhaltig wie möglich.Zu den Veranstaltern gehört übrigens Wam Kat, Mitbe-gründer des niederländischen Kochkollektivs Rampen-plan und Autor des Kochbuchs „24 Rezepte zur kulinari-schen Weltverbesserung“. Er führt mit Ecotopia 2010 eine zwanzigjährige Tradition fort.Über das Programm, die Anfahrt oder Teilnahmebedin-gungen informiert ihr euch am besten unter ➜ ecotopia2010.org

KOCHEN OHNE KNOCHEN | KRAUT UND RÜBEN

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Bernd, bist du Veganer, Vegetarier oder Gelegenheits-fleischsünder?Ich bin seit langem Vegetarier, und Veganer seit ein paar Jahren, aber ziemlich entkrampft. Ich bin kein Kampfmis-sionar und spreche gerne mit allen Leuten. Sünder sind wir doch alle.

Wann und wo hast dein „erstes Mahl“ erlebt, also das mit Tofu? Und wie war’s?Es war einmal in Amerika, Greenwich Village, NY in einem makrobiotischen Keller-Restaurant. Die beiden ersten Male fielen aber leider nicht zusammen, obwohl ich sehr heftig in die Tofu-Kellnerin verliebt war. Ich war einfach zu schüchtern.

Darüber und über dein ersten Gehversuch im Tofuma-chen schreibst in deinem Buch. Welche Motivation hat-test du, das alles mal aufzuschreiben?Eigentlich kam mein Anwaltsfreund auf die Idee, weil die darin beschriebenen Geschichten um „Torfu“ und die „Niagara-Fälle“ ja ein ganz wichtiges und herrliches Stück strunz-deutscher Rechtsgeschichte ist. Ein weiterer Grund ist, dass ich immer wieder gefragt werde, wie denn alles angefangen habe und wie man auf so eine Idee überhaupt kommen könne. Außerdem wollte ich möglichst viele Men-schen anstiften, vegetarische Firmen zu gründen. Mehr als schiefgehen kann es eben nicht. Bei mir ist so ziem-lich alles schiefgegangen, was nur schiefgehen kann, und trotzdem werde ich heute von einer der wichtigsten kom-menden Zeitungen des Universums – nämlich Kochen ohne Knochen – interviewt.

Danke für die Blumen! Tofu, das wird nach der Lektüre deines Buches deutlich, war früher mal ein rundum politisches Lebensmittel. Wer so etwas herstellte, ver-kaufte oder aß, der war so obskur und die etablierte Ordnung in Frage stellend wie die Musik der Punk-band, in der er spielte. Wie äußerte sich diese Ableh-nung der „Normalos“ gegenüber euch Tofumachern, von wegen Polizeirazzia und Behördenscherereien wegen, ich zitiere: „Torfu“?Die Achtziger waren auf der einen Seite sehr dumpf und bräsig, und andererseits explodierte bei uns Jugendli-chen förmlich die Alternativ-Kultur mit Hausbesetzungen, Punk-Musik, Spiritualität, Leben in WGs, Graffitis, politi-schen Demonstrationen gegen die Aufrüstung und gegen Atomkraft und so weiter. So viel Reibung kann man heute kaum noch haben. Ablehnung ist an mir eigentlich abge-prallt, denn ich war ein sehr unruhiger junger Mensch und immer ganz schnell schon woanders. Ich hatte einen eige-nen Kopf und meine Welt war das Machen.

Von der kleinen Hinterhof-Metzgerei, in der ihr euren ersten Tofu gemacht habt, zur erfolgreichen Firma Tofutown war es ein weiter Weg. Nun schreibst du, der „Sündenfall“ im Tofugeschäft habe Mitte der Neun-ziger stattgefunden, als Kommerzdenken gegenüber der Überzeugungstäterschaft die Oberhand gewann und Tofu als Geschäft über Öko-Hippie-Kreise hinaus interessant wurde. Eine klare Analyse – aber hat nicht auch deine Firma von dieser Entwicklung durch star-kes Wachstum profitiert?Nein, als Sündenfall würde ich das nicht sehen. Es ist auch absolut richtig, dass sich heute Lebensmittelindustrie

neues aus tofutownWenn es in Deutschland jemanden gibt, der sich mit Tofu auskennt, dann ist es Bernd Drosihn. In den Achtzigern

galt er noch als subversives Element, heute verbreitet er lieber friedliche „Tofuismen“. Als Geschäftsführer

der Tofutown.com GmbH, ansässig in der ländlichen Idylle der Eifel südwestlich von Köln, bringt er unter dem

Markennamen viana seit Jahren pflanzliche Lebensmittel unters Volk, als Autor berichtet er in „Tofu – Vom skurrilen

Kampf um ein unscheinbares Nahrungsmittel“ (Ventil Verlag) über seine Mühen mit deutschen Bürokraten.

Bernd Drosihn über Sojabohnen, „Torfu“ und die „Niagarafälle“

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Mike, du kommst gerade vom Essen. War es lecker?Oh ja! Wir haben auch bei dieser Tour die Cateringfirma Hell’s Kitchen angeheuert, und die kümmern sich wirklich gut um mich, kochen alles, was ich mir wünsche – auch wenn ich darauf bestehe, zum Abendessen ein amerika-nisches Frühstück mit Pancakes und French Toast ser-viert zu bekommen. Ich liebe das, das war schon in mei-ner Kindheit was ganz Besonderes. Es kommt einfach dar-auf an, dass beim Catering die Wünsche der Band respek-tiert werden.

Was ist dir da wichtig?Ich lege Wert auf Bio-Lebensmittel. Und nach dem Auf-tritt ein proteinreiches Fruchtgetränk, etwa aus Bananen, Reismilch, Schokolade und Mandelmus. Das ist besser als nachts noch was zu essen, denn ich vermeide Mahlzeiten nach 20 Uhr. Und wenn wir in den USA touren, schaue ich vorher auf happycow.com nach, wo das nächste vegetari-sche Restaurant ist. Und ich bin immer wieder überrascht, wo es überall welche gibt: Du spielst in irgendeinem Kaff und denkst dir, da findest du sowieso nichts, und dann ist da doch eines und du bekommst da das beste Essen der ganzen Woche serviert. Es gibt mittlerweile fast in jeder Stadt ein paar junge Leute, die in der Hinsicht was gere-gelt bekommen, und das finde ich ermutigend. Ein kras-ser Gegensatz dazu war New Orleans: Da konnte ich rein gar nichts finden. Als ich dort herumfragte, wo man vege-tarisch essen kann, waren die Reaktionen so, als hätte ich die Leute auf Japanisch angesprochen. Nach zwei Stunden habe ich aufgegeben, aber wenn alles andere vergebens ist, gibt es ja immer noch Pizza Margherita.

tattoos & tofuMike Ness: Barbecue mit Sojasteaks

Bei einem, der mit seiner Rock’n’Roll-Grease-

Frisur, großflächigen Tattoos und Texten über die

Zweifel im Leben eines Mannes zur Ikone der

Punkszene von Los Angeles wurde und zudem

eine Schwäche für Motorräder und getunete alte

Autos hat, geht man irgendwie davon aus, dass

auch seine Ernährungsgewohnheiten zu diesem

Bild passen: Barbecue, blutige Steaks und Bier

kommen einem da automatisch in den Sinn.

Doch Mike Ness, Frontmann der kalifornischen

Rockband SOCIAL DISTORTION, ist seit Jahren

überzeugter Vegetarier und auch schon für Peta

aktiv geworden.

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morgensLecker Tofu Frühstückseijeijeifür 4 Personen oder eine Person, wenn sie soviel isst, wie ich. (von Andreas Lehnertz)

• 1 Klotz Tofu• 2 große oder 4 kleine Zwiebeln• 1 Knoblauchzehe• 1 EL Kurkuma• 2 EL Öl• Salz (ca. 2 TL), Pfeffer, Kräuter• 1 Küchenmaschine oder 1 Handmixstab

Tofu, geschälte Zwiebeln, geschälte Knoblauchzehe, Kur-kuma und Öl in die Küchenmaschine. Alles klein schred-dern, dann in die Pfanne, dazu die Gewürze und alles erhit-zen bzw. leicht braten. Zum Schluss kommen die Kräuter drauf, fertig.

vormittagsTofusandwich(von Björn Esser, BLACK FRIDAY 29)

Wenn ich Lust und Zeit habe, mache ich schon abends ein reichhaltiges Sandwich für den nächsten Schultag von mir und meiner Tochter. Hierfür benötige ich pro Sandwich:

• 2 Scheiben Vollkorntoast, groß• Tomate• Schlangengurke• 1 Stück Tofu• Salatblätter• vegane Mayonnaise• Ketchup

1. Ich lege die Scheiben Toast in den Toaster und schneide in der Zeit die gewaschene Tomate und Gurke in Scheiben. Auch den Tofu schneide ich in Scheiben.2. Nachdem die Scheiben Toast getoastet sind, schmiere ich Mayonnaise auf eine Scheibe. Darüber lege ich die Tofuscheiben, die Gurkenscheiben und die Tomatenschei-ben. Dann darauf den Salat mit etwas Ketchup gut vertei-len und die anderen Scheiben obendrauf. Selbst am nächs-ten Morgen ist das Sandwich bei kühler Lagerung noch

lecker und gesund. Gibt Kraft und zwei davon machen wirklich satt.

mittagsCurry-Kokos-Suppe mit Tofu(von Hamburg-Punk-Djihad)

• 1 Zwiebel• 1 rote und 1 gelbe Paprika• mind. 1 1/2 EL Curry• ein daumengroßes Stück Ingwer• Gemüsebrühe• 3 große Kartoffeln• 1 große Möhre• 150 g rote Linsen• 1 Dose Kokosmilch• 1 Limette• Pfeffer (Salz ist genügend in der Brühe drin)• Tofu (am besten passt Sesam-Mandel-Tofu)

1. Zwiebel, Paprika, Kartoffeln und die Möhre zerstören (würfeln).2. Ingwer schälen und fein raspeln.3. Zuerst die Zwiebel und Paprika mit Curry und Ingwer anbraten, anschließend 1 Liter Gemüsebrühe dazu. Kar-toffeln und Möhre in darin kochen, bis sie gar sind.4. 10 Minuten bevor die Sachen weich sind die Linsen dazugeben, denn die brauchen nicht so lange.5. Irgendwann auch noch Tofu rein (muss ja nur warm werden), vorher natürlich in hand-/mundliche Stückchen schneiden.6. Zum Schluss die Dose Kokosmilch und den ausgepress-ten Saft von 1/2 bis 1 Limette dazukippen und mit Pfeffer abschmecken.

• Dazu ein bisschen Brot reichen. Ich liebe ja die Sesam-ringe, die es beim befreundeten türkischen oder kurdi-schen Laden gibt!• Eignet sich in großen Mengen auch für Volxküchen, Soli-partys, Haus- und Bauwagenplatz-Besetzungen usw. usf. • Wer’s schärfer mag, nimmt einfach mehr Ingwer und Pfeffer.• Ach ja, ein Bierchen gehört auch noch aufgehebelt!

kochen ohne knochenDurch den Tag mit Tofu

Als Kinder haben wir gemeckert, wenn wir das aufgewärmte Mittagessen

vom Vortag vorgesetzt bekamen. Wir gehen hier sogar noch weiter: Wir zeigen

nämlich, dass es möglich ist, den Speiseplan um eine einzige Zutat herum zu

arrangieren – ohne dass es langweilig wird! Heute gibt es den ganzen Tag Tofu:

morgens, mittags, abends und zwischendurch. Viel Spaß beim Nachkochen.

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Umweltfreundlich vegetarisch(Bettina Goldner)Rund ein Fünftel der klimaschädlichen Treibhausgase gehen in Deutschland auf das Konto der Ernährung – das entspricht ungefähr der Menge, die der gesamte Straßenverkehr verursacht. Wie die-ser überraschend hohe Anteil zustande kommt, erklärt uns Bettine Goldner, Wis-senschaftsjournalistin und seit über 20 Jahren Vegetarierin. Sie rechnet vor, dass viel mehr Energie in tierische Lebensmit-tel investiert werden muss als in pflanzli-che. Im Durchschnitt müssen zum Beispiel sieben Kalorien in Form von Getreide ver-füttert werden, um eine Kalorie Fleisch zu erzeugen.Doch dagegen lässt sich etwas tun: sich möglichst oft vegetarisch ernähren, bes-ser noch vegan. Das hat auch die belgi-sche Stadt Gent entdeckt, wo „Donder-dag Veggiedag“ ist. Allein durch einen Tag Fleischverzicht pro Woche spart man dort soviel CO2, als würden 18.000 Autos im Jahr weniger fahren.Viele Ideen für die Kochpraxis gibt’s dann im zweiten Teil des Buches: 75 vege-tarische und vegane Rezepte, die nach dem Kriterium der Klimafreundlichkeit zusammengestellt wurden. Es ist außer-dem direkt ersichtlich, wie viel CO2 das Gekochte im Vergleich zum entsprechen-den Stück Fleisch verursacht hat.Die Rezeptauswahl ist alltagstauglich und die Gerichte, die wir ausprobiert haben, waren durchweg lecker. Etwas unver-ständlich ist, warum in einigen Rezepten unnötigerweise Eier verwendet werden. Wir haben zum Beispiel die Mini-Tofu-burger mit Sojamehl statt Eiern gemacht und das hat wunderbar funktioniert.Alles in allem ein interessantes Koch-Lesebuch, das vegetarische/vegane Ernährung noch einmal aus einem ande-ren Blickwinkel als dem des Tierschutzes betrachtet.Uschi Herzer➜ Walter Hädecke Verlag, haedecke-ver-lag.de, 152 Seiten, 16,90 Euro

Grüne Mini-Tofuburger

• 250 g grüne Spalterbsen• 2 Lorbeerblätter• Salz• 250 g Räuchertofu• 75 g Vollkornmehl• 2 Eier• 1 Bund Schnittlauch• 1/2 TL Kümmelpulver• Salz• frisch gemahlener Pfeffer• Cayennepfeffer• 4 EL Raps- oder Olivenöl

1. Die Halberbsen mit den Lorbeerblät-tern rund 30 Minuten in reichlich Salz-wasser leicht sprudelnd kochen, bis sie weich sind. Die Lorbeerblätter entfernen und das Wasser abseihen (es ergibt einen Teller Suppe). Die Erbsen mit dem Hand-mixer pürieren.2. Den Tofu sehr klein würfeln. Den Schnittlauch fein hacken. Tofu und Schnittlauch mit Mehl und Eiern mischen und kräftig würzen. Das Erbsenpüree unterheben.3. Das Öl in einer großen Pfanne erhitzen. Die Erbsenmischung esslöffelweise in das Fett gleiten lassen. Die Mini-Burger von beiden Seiten langsam goldbraun braten.

Ergibt etwa 20 Stück.

➜ aus: „Umweltfreundlich vegetarisch“, Bettina Goldner

Vegan genießenVollwertige Rezepte aus nah und fern (Suzanne Barkawitz)Immer mehr Menschen sympathisieren aus den unterschiedlichsten Gründen mit veganer Ernährung, trauen sich aber noch nicht so recht oder wissen nicht genau, wie das funktioniert. Gut geeignet für den Einstieg in diesen Themenkomplex ist Palas Klassiker „Vegan genießen“, jetzt erhältlich in der überarbeiteten Neuauf-lage von 2009. Das Koch- und Lesebuch bietet zum Einstieg eine kleine Exkur-sion zum Thema Veganismus, und es wird mit dem allseits beliebten Vorurteil auf-geräumt, dass eine solche Ernährung mit Mangelerscheinungen einhergeht. Abge-rundet wird das Ganze mit einer ausführ-lichen Warenkunde zu Getreide, Hülsen-früchten, Sojaprodukten, Meeresgemüse und Co., da das Wissen um die verschie-denen Lebensmittel und deren optimale Kombination bei einer veganen Ernäh-rung ja nicht unwesentlich ist. Dass der Verzicht auf alle Produkte tierischen Ursprungs nichts mit genussfeindlicher Askese und Mangelernährung zu tun hat, beweist der anschließende Rezeptteil. 140 Rezepte aus aller Welt zeigen, dass vega-nes Essen Spaß machen kann – und wird für ausreichend Abwechslung auf dem Teller mit Obst und Gemüse, Hülsen-früchten, Getreide und Nüssen gesorgt, besteht kein Grund zur Sorge. Die Auto-rin hat bei der Rezeptzusammenstellung bewusst auf Ersatzmöglichkeiten für tie-rische Lebensmittel verzichtet, denn sie möchte uns das Tor zu ganz anderen Leckereien öffnen. Wie wäre es zum Bei-spiel mit gefüllten Tomaten-Buchwei-zen-Törtchen, Kokos-Koriander-Chutney oder Ingwer-Bananen-Eis? Leider wir-ken manche der Rezepte trotz „Relaunch“ des Buches etwas altbacken, erinnern sie doch stellenweise an die Vollwertkochbü-cher aus den Achtziger Jahren.Uschi Herzer➜ Pala Verlag, pala-verlag.de, 200 Seiten, 16 Euro

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impressum abo

vorschau

Kochen ohne KnochenDas Magazin für Menschen, die kein Fleisch essen

Ox-Verlag

Joachim Hiller

Postfach 110420

42664 Solingen

Fon 0212 - 38 31 828

Fax 0212 - 38 31 830

Pakete an: Kochen ohne Knochen,

Hochstraße 15, 42697 Solingen

Redaktion:

Christian Meiners

(offi [email protected])

Joachim Hiller

Uschi Herzer ([email protected])

Anzeigen, Verlag:

Joachim Hiller

([email protected])

www.kochenohneknochen.de

www.myspace.com/kochenohneknochen

http://twitter.com/kochenoknochen

V.i.S.d.P.: Joachim Hiller (Für den Inhalt von

namentlich gekennzeichneten Artikeln ist der/

die VerfasserIn verantwortlich. Sie geben nicht

unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.)

MitarbeiterInnen dieser Ausgabe:

Gunnar Baars, André Bohnensack, Simon

Brunner, Sebastian Diez, Björn Esser, Tobias Graf,

Hannah Kaminsky, Tine Ledermann, Andreas

Lehnertz, Glauce Lucas, Tiina Menzel, Mareike

und Mille Petrozza, Thomas Renz

Layout: André Bohnensack

Layoutentwicklung: Linda Köper

Lektorat: Ute Borchardt

Coverzeichnung: Rautie (www.rautie.de)

Knochi-Logo: Rautie (www.rautie.de)

Vertrieb: UMS Press

Abonnement: 3 Ausgaben 10 Euro inkl. P+V

Druck: WAZ Druck, Duisburg

Fotonachweise: Klaus Arras, Köln aus

„Chinesisch Vegetarisch“, Hädecke Verlag (S.

40), Julien Bourgeois (S. 28), Angela Francisca

Endress, Usingen aus „Umweltfreundlich

vegetarisch“; Hädecke Verlag (S. 41), Bettina

Fürst-Fastré (S. 47), Tobias Graf (S. 20/21),

Joachim Hiller (S. 11, S. 26, S. 36, ), Hannah

Kaminsky (S. 32/33), Christine Marie (S. 30),

Christian Meiners (S. 10, S. 42/43), Gabriel Soares

(S. 12), Stock.XCHNG (S. 8, S. 27)

Kochen ohne Knochen #3 (August 2010)

Tanja Busse über die Macht der Verbraucher und Ernährungsdiktatoren

P.I.Y. - Pfl anz it yourself! Erste Gehversuche als Gemüsegärtner

Fleischfrei beim Bund Kein Kadavergehorsam

Fliegen ohne Gefl ügel Die vegetarischen Bordmenüs der Fluggesellschaften

Kochen ohne Knochen im Abo

KoK erscheint alle drei Monate,

das nächste Heft kommt im August 2010.

Das Mini-Abo über drei Ausgaben gibt‘s für

10 Euro (Deutschland) und 13 Euro

(europäisches Ausland) – und als Aboprämie

verschenken wir die Original-„Kochen ohne

Knochen“-Stofftasche.

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Zu bestellen im Webshop des Ox-Verlags

unter www.ox-fanzine.de/kokabo

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Das Mini-Abo über drei Ausgaben gibt‘s für

10 Euro (Deutschland) und 13 Euro

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verschenken wir die Original-„Kochen ohne

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unter www.ox-fanzine.de/kokabo

das kok-shirt

Schwarzes Shirt mit rotem KoK-Logo-Aufdruck. In Bio-Qualität für 15 Euro (+5 Euro P&V), in den Grö-ßen M, L, XL und Girlie-M. Nur im KoK-Shop: www.ox-fanzine.de/kokabo

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