Military Fitness - DHfPG · Anforderungen und Umsetzung für Kraft, Koordination und Ausdauer nicht...

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Anforderungen und Umsetzung für Kraft, Koordination und Ausdauer nicht nur bei der Bundeswehr. Text & Fotos: Daniel Kaptain Ganze Seite: Vom dienstli- chen Allgemeinen Militä- rische Lauf-/Ausdauer- training (AMiLa) bis über Militärisches Konditions- training (MilKo) wurde in der Truppe schon viel ausprobiert. Teile davon fließen in dieses Military Fitness-/Konditions-Kon- zept mit ein. D er Sport innerhalb des Militärs dient in erster Linie der Pflicht zur Gesunderhaltung und zur Stärkung der Wehrkraft. Generationen von Soldaten sind morgens zum Frühsport angetreten und weitere werden es sicherlich noch machen müssen. Wichtig ist dabei, dass die Sportausbildung zielgerichtet, kon- sequent und durchdacht durchgeführt wird. Sport- und Fachausbilder sollen und müssen durchgehend die Truppe anleiten. Erkenntnisse aus der Trainingswissenschaft und vor allem die Erfahrungen und Effekte aus dem Trai- ningsalltag haben gezeigt, dass es für verschiedene Zielsetzungen sinnvoll und produktiv ist, die Kompo- nenten Kraft, Koordination und Ausdauer innerhalb einer Trainingseinheit zu absolvieren. Ein solches Trai- ning soll zur Steigerung der Kondition und körperli- chen Fitness dienen und den realen Anforderungen des militärischen Alltags entsprechen. Daher ist es re- levant, eben diese Anforderungen und Einwirkungen solcher Tätigkeiten durch funktionelle Übungen und Belastungskomponenten zu trainieren. Diese wären: - Tragen von Lasten (z. B. Ausrüstung etc.), - Ziehen von Gegenständen (z. B. Bergung von Ver - wundeten aus dem Gefahrenbereich), - Überwinden von Hindernissen (z. B. im urbanen Gefechtsfeld), - Laufen/Sprinten mit schnellen Richtungswechseln (bei gleichzeitigem Mitführen von Ausrüstungslasten). Alle diese Tätigkeiten erfordern eine möglichst hohe Ausprägung der motorischen Fähigkeiten Kraft, Ko- ordination und Schnelligkeit unter anhaltenden Be- dingungen. Eine solide Ausdauer stellt die Grundlage dieser Konditionskomponenten dar. Diese militärspezifische Kondition kann beispielswei- se durch einen folgenden Trainingsablauf bzw. -aufbau ausgeprägt werden: - 1. Warm Up: Moderater Dauerlauf; dann: Kniebeuge, Liegestütze, Strecksprünge, Ausfallschritte, Crunches etc. (jeweils zehn bis 20 Wiederholungen). - 2. Hauptteil (Kraft): Z. B.: Gewichtschlittenziehen; Tragen von ca. 40-kg- Lasten; Kniebeugen mit Seesack; Kettlebell-Übungen; Sprungkraftübungen (jeweils 60 – 90 Sekunden mit 30 – 45 Sekunden Pausenintervallen); Klimmzug- Varianten etc. - 3. Ausdauer (intensitätsorientiert): Z. B. Sprintintervalle (50 – 100 m) an Hanglage (ca. 10 – 15° Steigung); drei bis acht Durchgänge mit Zwei-Minuten-Pausenintervallen. - 4. Ausdauer (moderat): Drei bis acht Kilometer Geländelauf (aerob = ohne Sauerstoffschuld; Kurzatmigkeit vermeiden). Anmerkung: Punkt 3 und 4 wechseln von Einheit zu Einheit; zum Ende einer jeden Trainingseinheit erfolgt ein Cool-Down mit sehr moderaten Laufintensitäten, um die Regeneration zu beschleunigen. Die Inhalte und Reihenfolgen der Übungen (Punkt 2) sowie die Laufstrecken und Intensitäten (Punkte 3 und 4) sollten möglichst häufig variiert werden. So- mit wird eine vorzeitige Stagnation vermieden und den realen Alltagsanforderungen entsprochen - in der Natur gibt es keine Vorhersehbarkeiten. Zu beachten ist, dass die Trainingseinheiten nicht zu einer vollen Erschöpfung führen dürfen und die individuelle Leistungsfähigkeit im Mittelpunkt steht. Diese gilt es sukzessive durch Zunahme der Belas- tungskomponenten (Belastungszeit, Trainingsgewicht, Anzahl der Durchgänge) auszuprägen. Dieses Programm soll als Orientierung dienen, ein ärztlicher Checkup sollte im Vorfeld absichern, dass die notwendige volle physische Belastbarkeit gege- ben ist. Darüber hinaus müssen Truppenführer und verantwortliche Vorgesetzte sicherstellen, dass der Sport regelmäßig gemeinschaftlich oder in kleinen Gruppen durchgeführt wird und nicht dem Dienstall- tag zum Opfer fällt. Military Fitness K-75 Bw-Sport Ganze Seite: Mit wenigen Mitteln lassen sich Sportgeräte improvisieren und für das Training nutzen. Wichtig ist, dass das Training einem Gesamtplan folgt und zielorientiert ist.

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Anforderungen und Umsetzung für Kraft, Koordination und Ausdauer nicht nur bei der Bundeswehr.

Text & Fotos: Daniel Kaptain

Ganze Seite: Vom dienstli-chen Allgemeinen Militä-rische Lauf-/Ausdauer-training (AMiLa) bis über Militärisches Konditions-training (MilKo) wurde in der Truppe schon viel ausprobiert. Teile davon fließen in dieses Military Fitness-/Konditions-Kon-zept mit ein.

Der Sport innerhalb des Militärs dient in erster Linie der Pflicht zur Gesunderhaltung und zur

Stärkung der Wehrkraft. Generationen von Soldaten sind morgens zum Frühsport angetreten und weitere werden es sicherlich noch machen müssen. Wichtig ist dabei, dass die Sportausbildung zielgerichtet, kon-sequent und durchdacht durchgeführt wird. Sport- und Fachausbilder sollen und müssen durchgehend die Truppe anleiten.Erkenntnisse aus der Trainingswissenschaft und vor allem die Erfahrungen und Effekte aus dem Trai-ningsalltag haben gezeigt, dass es für verschiedene Zielsetzungen sinnvoll und produktiv ist, die Kompo-nenten Kraft, Koordination und Ausdauer innerhalb einer Trainingseinheit zu absolvieren. Ein solches Trai-ning soll zur Steigerung der Kondition und körperli-chen Fitness dienen und den realen Anforderungen des militärischen Alltags entsprechen. Daher ist es re-levant, eben diese Anforderungen und Einwirkungen solcher Tätigkeiten durch funktionelle Übungen und Belastungskomponenten zu trainieren. Diese wären:- Tragen von Lasten (z. B. Ausrüstung etc.),- Ziehen von Gegenständen (z. B. Bergung von Ver-wundeten aus dem Gefahrenbereich),- Überwinden von Hindernissen (z. B. im urbanen Gefechtsfeld),- Laufen/Sprinten mit schnellen Richtungswechseln (bei gleichzeitigem Mitführen von Ausrüstungslasten). Alle diese Tätigkeiten erfordern eine möglichst hohe Ausprägung der motorischen Fähigkeiten Kraft, Ko-ordination und Schnelligkeit unter anhaltenden Be-dingungen. Eine solide Ausdauer stellt die Grundlage dieser Konditionskomponenten dar.Diese militärspezifische Kondition kann beispielswei-se durch einen folgenden Trainingsablauf bzw. -aufbau ausgeprägt werden:- 1. Warm Up: Moderater Dauerlauf; dann: Kniebeuge, Liegestütze, Strecksprünge, Ausfallschritte, Crunches etc. (jeweils zehn bis 20 Wiederholungen).- 2. Hauptteil (Kraft):Z. B.: Gewichtschlittenziehen; Tragen von ca. 40-kg-Lasten; Kniebeugen mit Seesack; Kettlebell-Übungen; Sprungkraftübungen (jeweils 60 – 90 Sekunden mit 30 – 45 Sekunden Pausenintervallen); Klimmzug-Varianten etc. - 3. Ausdauer (intensitätsorientiert):Z. B. Sprintintervalle (50 – 100 m) an Hanglage (ca. 10 – 15° Steigung); drei bis acht Durchgänge mit Zwei-Minuten-Pausenintervallen.- 4. Ausdauer (moderat):Drei bis acht Kilometer Geländelauf (aerob = ohne Sauerstoffschuld; Kurzatmigkeit vermeiden).Anmerkung: Punkt 3 und 4 wechseln von Einheit zu Einheit; zum Ende einer jeden Trainingseinheit erfolgt ein Cool-Down mit sehr moderaten Laufintensitäten, um die Regeneration zu beschleunigen.Die Inhalte und Reihenfolgen der Übungen (Punkt 2) sowie die Laufstrecken und Intensitäten (Punkte 3 und 4) sollten möglichst häufig variiert werden. So-mit wird eine vorzeitige Stagnation vermieden und den realen Alltagsanforderungen entsprochen - in der Natur gibt es keine Vorhersehbarkeiten. Zu beachten ist, dass die Trainingseinheiten nicht zu einer vollen Erschöpfung führen dürfen und die individuelle Leistungsfähigkeit im Mittelpunkt steht. Diese gilt es sukzessive durch Zunahme der Belas-tungskomponenten (Belastungszeit, Trainingsgewicht, Anzahl der Durchgänge) auszuprägen.Dieses Programm soll als Orientierung dienen, ein ärztlicher Checkup sollte im Vorfeld absichern, dass die notwendige volle physische Belastbarkeit gege-ben ist. Darüber hinaus müssen Truppenführer und verantwortliche Vorgesetzte sicherstellen, dass der Sport regelmäßig gemeinschaftlich oder in kleinen Gruppen durchgeführt wird und nicht dem Dienstall-tag zum Opfer fällt.

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