Mit der Karussellbahn durchs Coburger Land 2015. 2. 13. · MIBA-Miniaturbahnen 4/2005 67...

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D ie als „Steinachtalbahn“ bekannte Nebenbahnstrecke führte von Ebersdorf bei Coburg über Weidhausen und Hof-Steinach nach Neustadt. Die- sen Namen erhielt die Strecke, da sie ab Leutendorf dem Lauf der aus Thürin- gen kommenden Steinach folgte. Zu- sammen mit der Hauptbahn Coburg– Sonneberg bildete sie eine Art Ringstrecke; im Hinblick auf die durch- gehenden Zugverbindungen Coburg– Hof-Steinach–Neustadt b. Cob.–Coburg wurde sie deshalb oft auch „Karussell- bahn“ genannt. Der Bahnhof Hof- Steinach war als Betriebsmittelpunkt der größte Unterwegsbahnhof und be- saß eine Lokstation als Außenstelle des Bahnbetriebswerkes Coburg. Die Strecke wurde in zwei Teilstücken eröffnet; das erste von Ebersdorf nach Weidhausen am 1. August 1901, das zweite von Weidhausen nach Neustadt folgte erst am 1. November 1920. Die lange Zeit zwischen der Eröffnung des 66 MIBA-Miniaturbahnen 4/2005 H0-Anlage nach dem Vorbild der Steinachtalbahn Mit der Karussellbahn durchs Coburger Land Oben: Das Empfangsgebäude des Bf Mödlitz entstand im kompletten Selbstbau. Links: Im Bf Mödlitz finden regelmäßig Zug- kreuzungen statt. Die V 80 muss mit ihrem Ng den Schienenbus abwarten. Bei der neuen Modulanlage der Eisenbahnfreunde Steinachtal- bahn-Coburg stand die Darstellung von Gebäuden und Gleis- anlagen der einzelnen Bahnhöfe neben einer möglichst getreuen Gestaltung der landschaftlichen Gegebenheiten im Vordergrund. Rolf Knipper stellt diese sehenswerte Anlage vor.

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  • Die als „Steinachtalbahn“ bekannteNebenbahnstrecke führte vonEbersdorf bei Coburg über Weidhausenund Hof-Steinach nach Neustadt. Die-sen Namen erhielt die Strecke, da sie abLeutendorf dem Lauf der aus Thürin-gen kommenden Steinach folgte. Zu-sammen mit der Hauptbahn Coburg–Sonneberg bildete sie eine ArtRingstrecke; im Hinblick auf die durch-gehenden Zugverbindungen Coburg–Hof-Steinach–Neustadt b. Cob.–Coburgwurde sie deshalb oft auch „Karussell-bahn“ genannt. Der Bahnhof Hof-Steinach war als Betriebsmittelpunktder größte Unterwegsbahnhof und be-saß eine Lokstation als Außenstelle desBahnbetriebswerkes Coburg.

    Die Strecke wurde in zwei Teilstückeneröffnet; das erste von Ebersdorf nachWeidhausen am 1. August 1901, daszweite von Weidhausen nach Neustadtfolgte erst am 1. November 1920. Dielange Zeit zwischen der Eröffnung des

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    H0-Anlage nach dem Vorbild der Steinachtalbahn

    Mit der Karussellbahndurchs Coburger Land

    Oben: Das Empfangsgebäude des Bf Mödlitzentstand im kompletten Selbstbau.Links: Im Bf Mödlitz finden regelmäßig Zug-kreuzungen statt. Die V 80 muss mit ihremNg den Schienenbus abwarten.

    Bei der neuen Modulanlage der Eisenbahnfreunde Steinachtal-bahn-Coburg stand die Darstellung von Gebäuden und Gleis-anlagen der einzelnen Bahnhöfe neben einer möglichst getreuenGestaltung der landschaftlichen Gegebenheiten im Vordergrund.Rolf Knipper stellt diese sehenswerte Anlage vor.

  • ersten und des zweiten Streckenab-schnittes spiegelte sich auch in der Ge-staltung der Bahnhofsgebäude wider:So wurden die Bahnhöfe auf dem Ab-schnitt bis Weidhausen in rotem Zie-gelstein errichtet, die späteren Gebäu-de dagegen in markanter Fachwerk-bauweise.

    Nach Ende des Zweiten Weltkriegeswar es mit der „Karusselbahn“ vorbei,denn die Bahnlinie wurde zwischenFürth am Berg und Neustadt b. Cob.durch die Zonen- und spätere DDR-Grenze unterbrochen, sodass das kur-ze Streckenstück mit dem BahnhofHeubisch-Mupperg in der „Ostzone“lag. Fortan verkehrten die Züge im DB-Bereich nur noch bis Fürth am Berg,das kurze Teilstück von Neustadt b.Cob. bis Neustadt-Süd verblieb alsAnschlussgleis.

    Zum 1. Juni 1975 stellte die Deutsche

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    MODELLBAHN-ANLAGE

    Ein VT 98 nähert sich von rechts dem Bf Mödlitz. Die Ortschaft ist mittels wenigerHäuser lediglich angedeutet.

    Unten: Eine V 80 brummt mit einem Nahverkehrszug durch den Wald bei Mödlitz und wird inKürze auch die Station erreicht haben. Aber Vorsicht: Nur Andreaskreuze sichern den Bahn-übergang für den Feldweg mitten im Wald.Unten: Der Bahnübergang von der anderen Seite mit einem Personenzug in Richtung Hof-Steinach. Die Landschaftsgestaltung der Anlage richtete sich weitestgehend auf die tatsäch-lichen Gegebenheiten der Strecke.

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    Von Mödlitz nach Fürth am Berg …

    Bundesbahn den Personenverkehrnach Fürth am Berg ein. Fortan rolltenur noch der Güterzug bis Hof-Steinachund darüber hinaus im Auslaufbetriebbis Wörlsdorf-Hassenberg. Nach Fürtham Berg gelangten aber bis 1986 nochsporadisch einzelne Güterwagen, bei-spielsweise mit Landmaschinen als La-dung. Der Auslaufbetrieb bis Wörls-dorf-Hassenberg endete im Mai 1989;der offizielle Einstellungstermin warbereits der 31. Dezember 1988. DerGüterverkehr auf dem verbliebenen17,8 km langen Teilstück bis Hof-Steinach endete am 31. Mai 1992. DerRückbau der Bahnstrecke erfolgte inmehreren Teilen, so Anfang 1988 zwi-schen Wörlsdorf und Fürth und imHerbst 1990 von Hof-Steinach bis

    1 Abstellbahnhof (offen ohne Gestaltung)2 Bf Mödlitz3 Bf Hofsteinach4 Bf Fürth am Berg5 Zonengrenze

    Die Anlage besteht aus 13 ausgestaltetenSegmenten (je 200 x 80 cm), von denen der-zeit zehn fertig gestellt sind. Dazu kommendrei weitere Module mit dem Abstellbahn-hof. Die Streckenlänge beträgt ca. 20 Meter;bei dem hier gezeigten Aufbau misst dieAnlage 11 m in der Länge und 4 m in der Breite.

    Die V 80 hat mit dem Personen-zug den Bf Hof-Steinach verlas-sen und passiert den Ortsaus-gang.Links: Der von einer 93 gezo-gene Personenzug an der zwi-schen Mödlitz und Hof-Steinachgelegenen Brücke über einenkleinen Bach.Unten: Ebenfalls in der Nähevon Hof-Steinach befindet sichdieser reichlich zugewachseneBrückendurchlass.

    Zeichnung: Rolf Knipper

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    Wörlsdorf. Im Herbst 1992 wurde derBahnhof Hof-Steinach zurückgebaut,das Streckenstück von Weidhausen bisHof-Steinach folgte ein Jahr später.

    Nachdem sich die Pläne für eine ge-plante Reaktivierung der Strecke zer-schlagen hatte, folgte der Abbau desletzten Abschnittes von Ebersdorf nachWeidhausen im Jahr 2000. Wer mehrüber die wechselvolle Geschichte derBahnlinie wissen will, findet sie aus-führlich in den Büchern „Die Stei-nachtalbahn“ und „Eisenbahn im Co-burger Land“ geschildert, die über denVerein erhältlich sind.

    Das Modell – erste Version

    Das Interesse der EisenbahnfreundeSteinachtalbahn-Coburg gilt seit Jahrender mittlerweile aus der Landschaftverschwundenen Bahnstrecke – diesspiegelt sich auch im Vereinsnamen wi-der. Zwischen 1989 und 1992 entstan-den Anlagensegmente mit einer Längevon insgesamt 13 Metern nach Vorbil-dern der Steinachtalbahn; diese Anlagewurde in MIBA 10/1992 ausführlichvorgestellt.

    Die im Wechselstrom-System betrie-bene Anlage wurde in den nächstenJahren auf zahlreichen Ausstellungenpräsentiert. Der häufige Transport undwechselnde Lagerstätten hinterließenjedoch im Laufe der Zeit deutliche Spu-

    Ein VT 98 ist unter-wegs in RichtungHof-Steinach. BeimVorbild lagen aufdem größten Teil derStrecke Gleise mitStahlschwellen, dieim Modell von Tilligstammen.

    Rechts: Die OrtschaftHof-Steinach wurdemit wenigen Häu-sern angedeutet,hinter derenDächern die Bahn-strecke in einemgroßen Bogen ver-läuft.

    Das respektable Empfangsgebäude von Hof-Steinach entstand ebenfalls im Selbstbau.Dies ist übrigens derzeit der größte Bahnhofder Modulanlage.

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    ren. Zudem nahm die Anlage durch dieeher ungünstig angeordneten Segmen-te sehr viel Platz in Anspruch.

    Das Modell – zweite Version

    So entschloss man sich im Herbst 2000zum Neubau der Anlage. Dabei wurdeauch gleich das Stromsystem gewech-selt, gefahren wird jetzt mit Gleich-strom. Dies ermöglichte zudem denEinsatz wesentlich feinerer Schienen-profile mit den Nachbildungen der beimVorbild verwendeten Stahlschwellen(eine Ausnahme machte der BahnhofFürth am Berg, in dem Holzschwellenzu finden waren). Vorrangig kam da-bei das Elite-Gleis von Tillig zum Ein-satz. Ziel war es, die Anlage relativPlatz sparend zunächst in U-Form zubauen; spätere Erweiterungen mit zu-sätzlichen Segmenten sollten immermöglich bleiben.

    Auch beim Gebäudemodellbau wur-den bei der neuen Anlage Fortschrittegemacht. Empfangsgebäude und Gü-terschuppen entstanden jetzt vollstän-dig im Eigenbau und geben ihreVorbilder exakt wieder. Auch die Gleis-anlagen wurden originalgetreu nach-empfunden. Einschränkungen gab eslediglich bei den Gleislängen, hier ging

    es nicht ohne Kürzungen ab. Die Ge-staltung der freien Strecke erfolgtemöglichst großzügig; typische Vorbild-situationen wie Einschnitte, Brückenund Bahnübergänge sowie der Verlaufvon Bächen sind auch auf der Anlagewiederzufinden – dies gilt auch für dieDDR-Grenze in Fürth am Berg.

    KontaktadresseEisenbahnfreunde Steinachtalbahn-CoburgPostfach 3008, 96419 Coburgwww.eisenbahnfreunde-coburg.de

    Zwischen Hofsteinach undFürth am Berg ist derBahnübergang zur kleinenOrtschaft Hassenberg zufinden.

    Auch das Empfangsgebäu-de von Fürth am Berg istbestens gelungen. Bemer-kenswert ist die räumlicheGroßzügigkeit der Gleisan-lagen im Modell.

    Gefahren wird digital mit der Lok-maus 2 von Roco. Zum Einsatz kom-men dabei Lokomotiven und Zuggarni-turen der Epoche III und frühen EpocheIV mit den Baureihen 64, 86, V 80, V100 und der VT 98, die seinerzeit aufder Steinachtalbahn unterwegswaren. rk/EFSC

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    Intermodellbau Dortmund

    Endstation in Fürth am Berg – diesen Status erhielt der Bahnhofdurch den „Eisernen Vorhang“. Auch wenn die Darstellung der DDR-Grenze mit Wachtturm und Todesstreifen auf manche Betrachter derAnlage mitunter beklemmend wirkt – so war es nun einmal für vieleJahrzehnte. Das Streckenende in Fürth am Berg befand sich direkt anden Sperranlagen. Beim Rangieren kamen die Loks wie hier die BR 64oft unmittelbar vor dem Grenzzaun zu stehen.

    Die „Karussellbahn“ der Eisenbahnfreunde Steinachtalbahn-Coburgwird eine von 29 Modellbahnanlagen sein, die auf der Intermodell-bau in Dortmund vom 13.4. bis 17.4.2005 ausgestellt werden. Ver-treten sind alle Baugrößen und Spurweiten – selbst die bislang ehertheoretische Nenngröße Zm. Allein 15 Anlagen werden zum erstenMal zu sehen sein. Darunter sind beispielsweise die Epoche-II-Anla-ge nach bayerischem Vorbild der britischen „Deutsche ReichsbahnGruppe“ und die neue H0-Anlage der „Dutch Model Art Society“;Horst Meier wird seine US-Anlage präsentieren, ebenfalls in der Bau-größe H0. „Großspurig“ wird es hingegen mit der Anlage „Kalk-riese“ in der Baugröße 1. Ein Wiedersehen gibt es mit dem „Elber-feld-Projekt“ von Rolf Knipper, auf dem nach langer Zeit wiederBetrieb gemacht werden kann. Die MIBA ist natürlich auch dabei,sie ist in Halle 6 am Stand 6092 zu finden.

    Drei Anlagen, die in Dortmund zu sehen sein werden: Oben linksdie neue US-Anlage von Horst Meier, rechts ein Ausschnitt ausdem Bahnhof Elberfeld von Rolf Knipper; unten der BahnhofSchleching (Deutsche Reichsbahn Gruppe). Fotos: H. Meier, rk