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MITTEILUNGEN aus dem Stadt- und Stiſtsarchiv Aschenbur g ISSN 0174-5328 Bd. 2, Heft 6 -- -��-·-� Haupteingang Schönborner Hof (Zeichnung: Rainer Erzgraber, Aschaffenburg) 1 1 März 1989 - ; -. -� ,t II; . ' 'I ----$�,:. ·,� r@<,;,

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MITTEILUNGEN aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg

ISSN 0174-5328 Bd. 2, Heft 6

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Haupteingang Schönborner Hof

(Zeichnung: Rainer Erzgraber, Aschaffenburg)

11

März 1989

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Inhalt

Martin Goes, Zur Geschichte der Erbsengasse. sowie eine kritische Bemerkung zur Welzbachgasse . . . . . . . . . . . . 209

Hans-Bernd Spies, Der schwedische Orientalist Jacob Jonas Björnstähl in Aschaffenburg . . . . . . . . . . . . . . 211

Hans-Bernd Spies, Eine Bemerkung Novalis' über Dalberg . . . . 219 Martin Goes, ,,Schutzpatron auf dem Katheder - Lujo Brentano" 222 .Garsten Pollnick, Die Eingemeindung Sehweinheims oder das Ende der

Selbständigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225 Renate Welsch, Hanns Seidel - ein Leben für Bayern . . . . . . 235 Renate Welsch und Helmut Reiserth, Das Jahr 1988 im Presse-

spiegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Mitarbeiterverzeichnis

Dr. med. Martin Goes, Backoffenstr. 3, 8750 Aschaffenburg Garsten Pollnick, Westendstr. 1, 8751 Haibach Helmut Reiserth, Dalbergstr. 66, 8750 Aschaffenburg Dr. phil. Hans-Bernd Spies, M. A., Roßmarkt 33a, 8750 Aschaffenburg Renate Welsch, Schränksweg 2, 8752 Kleinostheim

Vorschau auf kommende Hefte:

·· 243

Aschaffenburg 175 Jahre bayerisch (mehrere Aufsätze); Werner Krämer, Aschaffenburgs erste Gewerbeausstellung fand im Jahre 1849 statt; Garsten Pollnick, 150 Jahre evangeli­sche Kirche in Aschaffenburg; Brigitte Schad, Neue Erkenntnisse zur Datierung der Por­

traits von Christian und Emilie Brentano im Städtischen Schloßmuseum; Hans-Bernd Spies, .,Die Königin Viktoria von England wird am 16. Juli dahier eintreffen". Eine Falsch­

meldung der Aschaffenburger Zeitung im Jahre 1845.

Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg im Auftrag der Stadt Aschaffenburg - Stadt- und Stiftsarchiv -herausgegeben von Hans-Bernd Spies

Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg Wermbachstr. 15, D-8750 Aschaffenburg

Druck: Verlagsdruckerei Schmidt GmbH, 8530 Neustadt an der Aisch Lithos: Thomaier und Ullrich, 8750 Aschaffenburg

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Zur Geschichte der Erbsengasse sowie eine kritische Bemerkung

zur Welzbachgasse

von Martin Goes

Am 8. April 1663 erklärte Johannes Berninger, daß er an diesem Tag seine „in der Erbeßgaßen gelegene" Scheune für 335 Gulden an Veit Berninger ver­kauft habe1 . In dieser Urkunde Berningers wurde die Erbs�ngasse zum erstenmal erwähnt. Nachdem Melchior Friedrich Freiherr (1701: Graf) von Schönborn (1644-1717)2 in den Jahren 1676 bis 1699 Grundstücke zur Erwei­terung seines Aschaffenburger Anwesens erworben hatte, wurde in der

Anweisung zum Rechnungswesen beim Amt Krombach3 in § 18 „ein Garten­platzlein hinter einer Scheuer in der Erbesgasse" erwähnt; außerdem weiter unten in dieser Auflistung: ,,Seine Gemahlin hat 1699 eine Behausung an der

Erbesgasse zum Storchsnest genannt [ ... ] erkauft."

Diese Belege passen nicht zu dem Hinweis Martin Balduin Kittels

(1798-1885)4, die Erbsengasse sei „durch die Niederlegung der Welzbach­gasse" entstanden, ,, indem der Graf den Bauern und Häckern am Ende des 17. Jhrh. ihre Häuser in der neuangelegten Erbsengasse wieder aufbaute oder

sie bar entschädigte"5.

Rund 100 Jahre vor Kittels Geburt wird in dem zitierten Schriftstücks aber nicht

von der Welzbachgasse, sondern mehrfach von der Haargasse berichtet, nämlich hinsichtlich des Ankaufs einer „Scheuer in der Haargasse von

Thomas Wenzel", einer „Scheuer daselbst von Johann Wilhelm Bußleben", einer „Behausung samt Umgriff in der Haargasse von Kristoph Zettel", des

„Haargäßlein[s] von der Stadt Aschaffenburg ( .. . ] mit dem Beding, daß das

1 Verkaufsurkunde Johannes Berningers, Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, Stadtarchiv, Urkunde 197. Hier und bei allen Aktenzitaten diplomatische Wiedergabe der Vorlage.

2 Vgl. Garsten Pol/nick, Der Schönborner Hof - Aschaffenburgs erster Barockbau, in: Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg 1 (1983-1986), S. 3-10, dies S. 3-6; Ernst Heinrich

Kneschke, Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexikon, Bd. 8, Leipzig 21930, S. 288-292, bes.

288 f. 3 Abschrift in: Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, Stadtarchiv, Akte 884. 4 Zu diesem vgl. Anton Kittel, Die Aschaffenburger Kittel - ein Geschichtsversuch, o. 0. 1944

(Masch.), S. 12-22. s Martin Balduin Kittel, Sonst und jetzt, Manuskript um 1875, S. 7; vgl. auch ders., Die Bau-Orna­

mente aller Jahrhunderte an monumentalen Gebäuden der Königlich Bayerischen Stadt Aschaffen­

burg, Lief. 17 (Programm der Königlich Bayerischen Gewerbschule zu Aschaffenburg zum Schlusse

des Schuljahres 1867 in 1868), Aschaffenburg o. J. (1868), S. 5: .. standen an den Ufern des Welz­

baches zwischen der Sandgasse und der Erbsengasse die Wohnungen von Häckern; die Gasse

hieß die Welzb achgasse und erstreckte sich vom Anfange der Erbsengasse bis an den Löher­

graben".

s Wie Anm. 3.

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durchlaufende Wasser seinen Lauf behalten soll", und einer „Scheuer in der Haargasse von Magdalena Jossin".

Das durchlaufende Wasser war ein Nebenarm des Ohmbachs, der in der Ohmbachgasse bei der Zehntscheuer abzweigte und über den Schönborner Hof und durch den Löhergraben zum Main floß; denn nach der Errichtung des Sandtors hatte man den Welzbach in den äußeren Stadtgraben umgeleitet?.

Die späte Namensgebung der Erbsengasse sollte die Herleitung erleichtern, es fehlen aber Belege für einen Erbsenacker oder wie in Sehweinheim für einen Erbsenrain, ebenso für eine Erbsenscheuer, einen Erbsenhof oder für Erbse bei einem Eigennamen. Man dachte an eine Scheuer zur SpeichE3rung des Erbsenzehnten, wie seit 1933 im Aschaffenburger Adreßbuch ange­gebena. Hans Morsheuser (1866-1946)9 stellte die Ableitung vom Erbsen­sonntag wohl unausgesprochen wegen der Nähe der Sandkirche, damals einer Kapelle, zur Diskussion 1°: ,,Der Erbsensonntag war der weiße Sonntag, an dem in der Pfarrei St. Quintin zu Mainz unter die Armen die Erbsensuppe verteilt wurde. Vielleicht steht damit auch der Name der hiesigen Erbsengasse in Verbindung", und bringt noch den anderen Vorschlag: ,,falls nicht das mhd. erbeizen = vom Pferdesteigen Ursache der Benennung ist. Dann würde sie soviel wie Einkehr-, Einstell-, Herbergsgasse bedeuten". Das Haus Erbsen­gasse 1, heute „Erbsenschwind", gehörte im früheren Plan bis zum Jahr 1879 unter der Nummer C 92 zur Sandgasse und ist erst ab 1790 als Wirtschaft des Senders und Bierbrauers Lorenz Pfeifer nachgewiesen11 .

Auch in Hanau, Frankfurt am Main und in Kelsterbach kennt man keinen direkten Bezug. Es bleibt nur die Tatsache, daß in ganz Deutschland Straßen-, Flur- und Gewann-Namen mit der Bezeichnung Erbse vorkommen. Die Erbse hatte ja als eiweißhaltiges Nahrung- und Futtermittel früher eine größere Bedeutung als heute, und so dürfte die von Johann Schober 1905 zitierte Ansicht eines nicht genannten Kenners der alten Straßennamen noch am ehe­sten zutreffen12: ,,Die Oekonomie stand offenbar in älterer Zeit in engerem Zusammenhang mit der Stadt; darauf weist die ,Erbsengasse' hin."

1 Vgl. Willi Köhl, Aschaffenburg. Urgeschichte, Geschichte, Wirtschaft, Aschaffenburg 1935, S. 51. e Vgl. Einwohnerbuch der Stadt Aschaffenburg 1933, Aschaffenburg o. J. (1933), S. 213; so auch

noch im neuesten Adreßbuch: Adreßbuch Aschaffenburg 1966/67, Aschaffenburg o. J. (1966), Teil 3, S. 37. Einen Flurnamen Erbsenborn gibt es im Stadtteil Strietwald nördlich der Bundesautobahn 3

(Frankfurt-Nürnberg); dieses Flurstück Nr. 8421-8440 verläuft von Südosten nach Nordwesten.

9 Zu diesem vgl. Willibald Fischer, Hans Morsheuser, in: Aschaffenburger Jahrbuch für Geschichte,

Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes 1 (1952), S. 271-274. 10 Hans Morsheuser, Erbsensonntag, in: Aschaffenburger Geschichtsblätter 9 (1920), S. 24. 11 Vorarbeiten von Alois Grimm zum zweiten Band des Aschaffenburger Häuserbuchs. 12 Johann Schober, Die Aschaffenburger Straßennamen. Als Beitrag zur Stadtgeschichte erklärt,

Aschaffenburg o. J. (1906), S. 38 f.

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Der schwedische Orientalist Jacob Jenas Björnstähl in Aschaffenburg (1774)

von Hans-Bernd Spies

Aus den Berichten von Skandinaviern über ihre Reisen durch Aschaffenburg und sein Umland1 ragt der des schwedischen Orientalisten Jacob Jonas Björn­stähl deutlich hervor, denn dieser hielt sich im Frühjahr 1774 einige Wochen in Hanau auf2, von wo aus er mehrere Tagesausflüge in die Umgebung machte3,

so daß er zahlreiche interessante Informationen sammeln und weitergeben

konnte.

Jacob Jonas Björnstähl (1731-1779)4 hatte seit 1754 an der Universität Upp­sala studiert und 1761 den Magistergrad erlangt. 1763 erhielt er dort eine

Dozentur für schwedische Philologie, die er 1765 gegen eine in arabischer Philologie tauschte; in diesem Fach schrieb und verteidigte er anschließend eine Dissertation, die ihn auch im Ausland bekannt machte. Als Begleiter

zweier Landsmänner trat Björnstähl 1767 eine Auslandsreise an; er blieb drei Jahre in Paris und ging dann über die Schweiz und Toulon nach Rom, wo er seine Ernennung zum Professor (Adjunkt) für orientalische und griechische Literatur an der Universität Uppsala erfuhr (1771 ). 1773 begab sich Björnstähl von Italien auf eine Studienreise durch Deutschland und die Niederlande; 1775 ging er nach Großbritannien. In Oxford erreichte ihn der Auftrag, an einer wissenschaftlichen Expedition in den Orient teilzunehmen, sowie seine Ernen­nung zum außerordentlichen Professor an der Universität Uppsala. Daraufhin

1 Hinsichtlich der bisher ausgewerteten Berichte von Skandinaviern über Reisen durch Aschaffenburg und den Spessart vgl. Hans-Bernd Spies, Bericht des Schweden Per Ulrik Kernell über seine Reise von Kitzingen nach Frankfurt im Jahre 1823, in: Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg 1 (1983-1986), S. 211-214; ders., Ein junger Norweger 1669 auf dem Weg durch den Spessart nach Italien: Hans Hansen Lilienskiold, in: ebd., Bd. 2, Heft 3 (März 1988), S. 90-93; unten Anm. 12.

2 Björnstähl traf am Abend des 16. April 1774 von Frankfurt kommend mit dem Postboot in Hanau ein und verließ die Stadt endgültig wieder am 26. Mai in Richtung Frankfurt, ebenfalls zu Schiff; vgl. Jakob Jonas Björnstl1hl, Briefe auf seinen ausländischen Reisen an den Königlichen Bibliothekar C. C. Gjörwell in Stockholm. Aus dem Schwedischen übersetzt von Christian Heinrich Groskurd,Bd. 5, Leipzig/Rostock 1782, S. 232 f. u. 267.

a Am 4. Mai über Steinheim und Seligenstadt nach Babenhausen; am 6. Mai nach Langenselbold; am 18. Mai über Schloß Ronneburg und Herrnhaag nach Büdingen, Rückfahrt nach Hanau überMarienborn und Marköbel; vgl. BjörnsMhl, Briefe (wie Anm. 2), Bd. 5, S. 249-252, 252 f. bzw. 256-261; in der deutschen Ausgabe Fahrt nach Babenhausen fälschlich auf den 5. Mai datiert, obenTermin korrigiert nach Jacob Jonas Björnstl1hl, Resa til Frankrike, Italien, Sweitz, Tyskland, Holland,Ängland, Turkiet och Grekeland, hrsg. von Carl Christotter Gjörwell, Bd. 4, Stockholm 1782, S. 162.

4 Zu seiner Biografie vgl. Nils Bohman, Jacob Jenas Björnstähl, in: Svenska män och kvinnor. Biogra­fisk uppslagsbok, Bd. 1, Stockholm 1942, S. 353-354.

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verließ er im März 1776 Großbritannien und traf zwei Monate später in der Türkei ein. Während seiner dortigen Studien starb Björnstähl, der kurz zuvor (1779) zum ordentlichen Professor für orientalische und griechische Sprache an der Universität Lund berufen worden war, in der damals zum Osmanischen Reich gehörenden nordgriechischen Stadt Saloniki.

Jacob Jonas Björnstähl; Rundmedaillon von Johan Tobias Serge! (1740-1814), Besitzer: Stiftsbiblio­teket Linköping, Foto: Statens Kunstmuseer - Svenska Porträttarkivet Stockholm.

Auf seiner großen Deutschlandreise kam Jacob Jenas Björnstähl am 16. April

1774 mit seiner Begleitung nach Hanau5. Schon am nächsten Tag empfahl

s Vgl. Anm. 3. - Zum Charakter dieses Teils der Reisebeschreibung vgl. Christian Heinrich Groskurd,

Vorbericht des Uebersetzers, in: Björnstähl, Briefe (wie Anm. 2), Bd. 5, S. 3-20, hier S. 4-6: ,,Daß

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ihnen der hanau-münzenbergische Regierungskanzler Hombergk zu VachG, Aschaffenburg zu besuchen7:

„Am 17. April waren wir zu Besuch bei Herrn Hofkanzler Hombergk zu

Vach ( ... ]. Er ist ein Herr von edelster Gesinnung und redlichem Herzen. Er empfahl uns, das Schloß Aschaffenburg, das wegen seiner schönen

Lage und Bauart die Aufmerksamkeit aller Kenner auf sich zog, zu besichtigen. König Gustaf AdolfB hatte an diesem Schloß besonderen Gefallen gefunden: Er wohnte darin mehrere Wochen9 und sagte, daß es

dieser fünfte Band an Materie viel reichhaltiger, als einer der vorhergehenden ist, lehrt der Augen­schein. Dieser Vorzug rührt daher, weil Herr Legationsprediger Blomberg nicht das ganze vom Ver­fasser geführte Journal, !!Ondern nur einen Auszug der wichtigsten darin aufgezeichneten Nach­richten zur Herausgabe bereitet, und sich dabey bloß an die Sachen hält, mithin alle diejenigen Umschweife und Weitläuftigkeiten, welche die Gestalt eines Briefes und die Höflichkeit gegen vor­kommende Personen mit sich bringen, nebst solchen wortreichen Betrachtungen, als der Ver­storbne in seinen Briefen einzuflechten pflegte, vermeidet. Es hat der selige Björnstähl sein Tage­buch nicht in schwedischer, sondern französischer Sprache geführt, und Herr Blomberg ists, der die daraus mitgetheilten Auszüge allererst ins Schwedische setzt. Dies zu wissen, kann beym Lesen derselben seinen Nutzen haben. Es ist solches zum Beyspiel die Ursache davon, daß nicht nur der Epitomator, wenn ihm nicht völlig gleichbedeutende Ausdrücke in seiner Sprache aufstoßen, (wel­ches nicht selten der Fall zu seyn scheint,) die vorgefundnen französischen stehen läßt; sondern auch der deutsche Uebersetzer da, wo er nicht ganz gewiß ist, ob er den rechten Sinn genau ausge­drückt habe, die französischen, nicht aber schwedische, Wörter neben die deutschen setzt." Hin­sichtlich des genannten Legationspredigers Carl Petter Blomberg (17 48-1820) vgl. B[ertil] Boethius,

Carl Petter Blomberg, in: Svenskt Biografiskt Lexikon, Bd. 5, Stockholm 1925, S. 23-26. a Wilhelm Friedrich (1780: von) Hombergk zu Vach (1713-1784) wurde 1761 als Regierungsvize­

kanzler nach Hanau berufen und dort 1772 zum Regierungskanzler ernannt, was er bis 1783, als er aus Alters- und Gesundheitsgründen dies Amt niederlegte, blieb; vgl. [Johann August von} E{isen­

har]t, Wilhelm Friedrich Hombergk zu Vach, in: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 13, Leipzig 1881, S. 43; Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadligen Häuser, Jahrgang 5, Gotha 1911, S. 4471.

7 Björnstähl, Resa (wie Anm. 3), Bd. 4, S. 152: .,0. 17 Apr. aflade besök hos Herr Hof-Cantzlern Hom­

berg zu Vach [ ... ]. Det är en Herre af de ädlaste tänkesätt och et det redeligaste hjerta. Han recom­menderade oss at fara och bese Slottet Aschaffenburg, som för des vackra belägenhet och bygnad dragit til sig alle kännares upmärksamhet. Konung Gustaf Adolph hade synnerligt tycke för detta Slott: han bodde där i flera veckor, och sade: at det hade endast et tel, nämligen at det ej kunde flyttas til Sverige. Det tilhörer Churfursten i Mayntz, som vanligen kommer hit en gäng ärligen." Die Übersetzungen der im Text zitierten Abschnitte aus Björnstähls Reisebericht wurden nach der schwedischen Ausgabe neu angefertigt; die Hervorhebungen entsprechen der Vorlage. Zeitgenös­sische deutsche Übersetzung vorstehender Passage: Björnstähl, Briefe (wie Anm. 2), Bd. 5, s. 233 f.

e Gustaf II. Adolf (1594-1632), 1611-1632 König von Schweden; vgl. u. a. Michael Roberts, Gustavus Adolphus. A History of Sweden 1611-1632, Bd. 1-2, London/New York/Toronto 1953-1958; Ulrich

Bracher, Gustav Adolf von Schweden. Eine historische Biographie, Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz 1971; Günter Barudio, Gustav Adolf - der Große. Eine politische Biographie, Frankfurt 1982; Liv­

rustkammaren (Hrsg.), Gustav II Adolf - 350 är efter Lützen, Stockholm 1982. 9 Die Überlieferung, Gustaf II. Adolf habe sich mehrere Wochen in Aschaffenburg aufgehalten und im

Schloß gewohnt, ist eine maßlose Übertreibung des historischen Sachverhaltes: Der Schweden­könig kam am 23. November 1631 nach Aschaffenburg, das am Vortag von der schwedischen Vorhut eingenommen worden war, und zog am 24. November nach Seligenstadt, wo er noch am

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nur einen Fehler hätte, nämlich daß es nicht nach Schweden versetzt werden könne. Es gehört dem Kurfürsten von Mainz10

, der gewöhnlich einmal jährlich hierhin kommt."

Den vorgeschlagenen Ausflug nach Aschaffenburg machte Björnstähl mit seiner Begleitung am 1. Mai11. Diese Tagestour führte über Oettingen nach Aschaffenburg, von dort nach Seligenstadt, Wasserlos12 und wieder zurück nach Hanau. Über den Aschaffenburg-Aufenthalt schrieb Björnstähl in sein Tagebuch 13:

,,Wir setzten unseren Weg weiter fort zum Schloß und zur Stadt Aschaf­

fenburg, 5-6 Meilen von Hanau 14. Hier hatte sich der schwedische_ Held gleichen Tag eintraf; bei seinem zweiten und zugleich letzten Besuch in Aschaffenburg blieb Gustaf 11. Adolf ebenfalls nur eine Nacht, denn er kam am 16. März 1632 auf der Aschaffenburg gegenüber­liegenden Mainseite an, inspizierte dort seine Truppen und zog am nächsten Tag weiter in RichtungLohr; vgl. Generalstaben, Sveriges krig 1611-1632, Bd. 5: Frän Breitenfeld till Lech, Stockholm1938, S. 88; Erik Zeeh u. Nils Be/frage (Hrsg.), Dagbok förd i det svenska fältkansliet 25 maj 1630-6november 1632 (Journal de Gustave Adolphe) (Historiska handlingar, Tl. 30, Nr. 3), Stockholm1940, s. 33 u. 38.

10 Erzbischof und Kurfürst von Mainz (seit 1763) war damals noch (er starb am 11. Juni 1774) der 1707 geborene Emmerich Joseph Frhr. von Breidbach-Bürresheim; vgl. Anton Philipp Brück, Emmerich Joseph Frhr. v. Breidbach-Bürresheim, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 4, Berlin 1959, s. 482-483.

11 Vgl. Björnstähl, Resa (wie Anm. 3), Bd. 4, S. 159-162; ders., Briefe (wie Anm. 2), Bd. 5, S. 245-249.12 Vgl. dazu Hans-Bernd Spies, Ein Schwede zu Besuch beim Schloßherrn von Wasserlos im Jahre

1774: Jacob Jonas Björnstähl, in: Unser Kahlgrund. Heimatjahrbuch für den ehemaligen LandkreisAlzenau 33 (1988), S. 63-66.

,a Björnstäh/, Resa (wie Anm. 3), Bd. 4, S. 159 f.: ,,Vi fortsalte vär väg vidare til Sloltet och Staden Aschaffenburg, 5 a 6 mil ifrän Hanau. Här hade Svenske Hjelten Gustaf Adolph uppehällit sig nägon tid. Staden är ej stor; men ligger väl til. Sloltet är tämligen vackert, bygt i fyrkant, omgifvet av en Löp­-graf; och har man ifrän delta Slolt en ganska täck och vidsträckt utsigt: sä at det ej var underligt, at Kon. Gustaf Adolph tyckte sä mycket om at uppehälla sig här; och man säger, at det var delta Slolt, om hvilket Konungen y1trade sig, at det blolt hade et fel, nämligen at ej kunna fly1tas til Sverige; ehuru andre mena, at Konungen fält denna utlätelse om Sloltet i München. Förenämnde Slolt var nyss upbygdt, dä Kon. Gustaf Adolph var här: ty det bygdes 1626 af Churf. Johannes Svicardus von Cronberg: det är gjordt af huggen röd Qvader-sten. Vi sägo Källrarne, hvilka äro sä store, at man beqvämligen skulle där kunna anställa en Carrossel, och Sloltsmurarne äro ganska tjocke. Vi gingo sedan up och besägo rumen, som bebos af Churfursten i Mayntz, dä han plär komma hit Sommar­-tiden. Hogre up i Sloltet är den sä kallade Chur-Furstarnes Sa/, i hvilken ses alle Mayntziske Chur­furstarnes Portraiter ifrän är 13**, dä Staden Aschaffenburg kom under Mayntz, intil närvarande tid. Den nu regenande Churfurstens är det sidsta; och är nu endast rum för et Portrait til öfrigt. 1 pla­fonden af denna Sal äro prägtiga bas-reliefs af förgyldt bly; men äro öfverstrukne med gips: det skedde i 30-ära-kriget för at dölja blyet för de Svenske. - lfrän Sloltet gingo vi at bese Jesuiternes Kyrka, och Bibliotheket, som tilförne tilhört denna Orden, men nu tilfallit det Gymnasium Illustre, och den lägre Skolan, som här blifvit inrältade. Sä har man öfveralt härstädes employerat Jesuiternes egendomar. - lfrä.n denne ort passerade vi Mayn-strömen öfver den stora Sten-bron vid Aschaffen­burg, och ankommo til Staden Seligenstadt". Zeitgenössische deutsche Übersetzung: Björnstäh/, Briefe (wie Anm. 2), Bd. 5, S. 245 ff. - Zu Björnstähls Tagebuch vgl. Groskurd (wie Anm. 5).

14 Eine geografische Meile entspricht 7,4204385 km, die verschiedenen Post- und Landmeilen wichen davon mehr oder weniger ab; vgl. Fritz Verdenhalven, Alte Maße, Münzen und Gewichte aus dem deutschen Sprachgebiet, Neustadt an der Aisch 1968, S. 36 u. 40. - Da Björnstähl die Entfernung

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Gustaf Adolf einige Zeit aufgehalten1s. Die Stadt ist nicht groß, aber rei­zend gelegen. Das Schloß ist recht schön, im Viereck angelegt, von einem Laufgraben umgeben; und man hat von diesem Schloß eine ganz hübsche und weite Aussicht: Daher ist es nicht verwunderlich, daß es König Gustaf Adolf gefiel, sich hier aufzuhalten; und man erzählt, daß es dieses Schloß war, über das sich der König äußerte, es hätte nur einen Fehler, nämlich daß es nicht nach Schweden versetzt werden könne16; andere meinen jedoch, der König habe diese Äußerung über das Schloß in München getan17. Das vorgenannte Schloß war neu erbaut, als König Gustaf Adolf hier war, denn es wurde 1626 von Kurfürst Johann Schwei­

kard von Kronberg errichtet18; es ist aus gehauenen roten Quader­steinen erbaut. Wir sahen die Keller, die so groß sind, daß man dort

sicher vor Fahrtantritt in Hanau erfahren hatte, beruht diese Angabe kaum auf einer viel zu hoch gegriffenen Schätzung des Orientalisten in schwedischen Meilen; eine solche entsprach seit 1649 10,689 km; vgl. Sam Owen Jansson, Mil (Sverige), in: Kulturhistorisk leksikon for nordisk middel­alder fra vikingetid til reformationstid, Bd. 11, K0benhavn 21981, Sp. 627.

15 Dazu vgl. Anm. 9. 1s Ein aus der Zeit Gustaf Adolfs stammender Beleg für diese bereits Jahrzehnte vor Björnstähl nach­

weisbare Überlieferung ist nicht bekannt; zur Überlieferung vor Björnstähl vgl. Johann Hübner, Voll­ständige Geographie, Tl. 3: Von Böhmen, Oesterreich, Bayern, Francken, Schwaben, Ober-Rhein, Nieder-Rhein, Westphalen, Nieder-Sachsen und Ober-Sachsen, Hamburg 1731, S. 432: ,,Es ist eines von den schönsten Schlößern im Römischen Reiche, auf welchem viel Chur-Fürsten Belieben getragen haben zu residiren. Der König in Schweden, Gustavus Adolphus, ließ seine Generals rathen, was dieses Schloß vor einen Haupt-Mange) hätte? und sagte zuletzt, es fehlte nichts daran, als zwey grosse Waltzen, darauf man es über die Ost-See nach Schweden schieben könte." Diese Bemerkung der Erstauflage dieses mehrfach aufgelegten Werkes von Johann Hübner d. J. (gest. 1758 - zu diesem vgl. Johann Christoph Adelung, Fortsetzung und Ergänzungen zu Christian Gott­lieb Jöchers allgemeinem Gelehrten-Lexico, worin die Schriftsteller aller Stände nach ihren vor­nehmsten Lebensumständen und Schriften beschrieben werden, Bd. 2, Leipzig 1787, Sp. 2178 -erschien, wenngleich in teilweise veränderter Rechtschreibung, auch in späteren Ausgaben, z. B. Hamburg 51745, S. 455, und Hamburg 81756, S. 494.

17 Hinsichtlich der von Björnstähl überlieferten Behauptung, Gustaf II. Adolf hätte die Residenz in Mün­chen ebenfalls gerne mit nach Schweden genommen, vgl. Georg von Sutner, München während des dreyßigjährigen Krieges. Eine Rede an dem höchsterfreulichen Geburtsfeste Sr. Churfürstl. Durchlaucht etc. etc. Carl Theodor in einer öffentlichen Versammlung auf dem Churfl. Bibliotheks­saale abgegeben, München 1796, S. 29. Laut Auskunft des Stadtarchivs München an das Stadt­und Stiftsarchiv Aschaffenburg vom 22. Oktober 1986 handelt es sich bei der Veröffentlichung Sut­ners um den ältesten dort bekannten Beleg für diese Angelegenheit; über Sutner hinaus läßt „sich dieser Überlieferungsstrang nicht zurückverfolgen".

18 Die Jahresangabe 1626 ist falsch, denn Schloß Johannisburg wurde 1605-1618 (eingeweiht am 17. Februar 1614) unter Johann Schweikard von Kronberg (1553-1626), 1604-1626 Kurfürst undErzbischof von Mainz, von dem Baumeister Georg Ridinger (1568-1617) errichtet; vgl. dazu zusam­menfassend mit weiteren Literaturangaben Hans-Bernd Spies, Schloß Johannisburg in Aschaffen­burg und Schloß Skokloster am Mälarsee in Schweden (Beihefte zum Aschaffenburger Jahrbuch,Heft 3), Aschaffenburg 1986, S. 10 ff.; zu Ridinger vgl. ders., Ergänzendes zur Biografie desAschaffenburger Schloßbaumeisters Georg Ridinger, in: Mitteilungen aus dem Stadt- und Stifts­archiv Aschaffenburg, Bd. 2, Heft 3 (März 1988), S. 81-89; ders., Georg Ridinger und seine Familie,in: ebd., Bd. 2, Heft 4 (September 1988), S. 121-132.

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bequem ein Karussell19 veranstalten könnte; und die Schloßmauern sind sehr dick. Anschließend gingen wir nach · oben und besichtigten die Räumlichkeiten, die vom Kurfürsten von Mainz bewohnt werden20, wenn er zur Sommerszeit hierher zu kommen pflegt. Weiter oben im Schloß befindet sich der sogenannte Kurfürstensaa/21, in dem Porträts aller Mainzer Kurfürsten von 13**22 an, als die Stadt Aschaffenburg zu Mainz

kam23, bis zur heutigen Zeit zu sehen sind. Das des jetzt regierenden Kurfürsten ist das letzte; und es ist nur noch für ein Porträt Platz übrig. An der Decke dieses Saales sind prächtige Basreliefe aus vergoldetem Blei24; sie sind mit Gips überzogen: Das geschah im Dreißigjährigen

19 Zur damaligen Bedeutung des Wortes vgl. Johann Heinrich Zedler, Grosses vollständiges Univer­

sal-Lexikon, Bd. 5, Graz 1961 ( = Reprint der Ausgabe Halle/Leipzig 1733), Sp. 1148: ,,Carrousel, ein öffentliches Ritter-Spiel, welches zu Wagen selten, zu Pferde aber gemeiniglich angestellet wird.

Man kleidet sich dabey nach Art der alten Ritter, und !heilet sich in verschiedene Nationen. Der Auszug geschiehet sehr prächtig, und wird öffters mit Triumph-Wagen und andern kostbaren Machinen und sinnreichen Erfindungen gezieret. In solchem Aufzug begiebt man sich nach einem

freyen Platz, als ausgezierten Reit-Häusern, Renn-Bahnen, Schloß-Höfen, u. d. g. allwo man füg­lich das Ring-rennen, Lantzen-brechen und andere Ritterliche Uebungen anstellen mag."

20 Die kurfürstlichen Wohnräume befanden sich im ersten Stock, Björnstähl erwähnte also nicht das

die Kapelle sowie die Wirtschafts- und Verwaltungsräume enthaltende Erdgeschoß; vgl. Otto

Schu/ze-Kolbitz, Das Schloß zu Aschaffenburg (Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Heft 65),

Straßburg 1905, S. 100 f.; Götz Czymmek, Das Aschaffenburger Schloß und Georg Ridinger. Ein

Beitrag zur kurmainzischen Baukunst unter Kurfürst Johann Schweickhardt von Cronberg, Köln 1978, S. 9 f. - Zum damaligen Kurfürsten vgl. Anm. 10.

21 Die Lokalisierung des Kurfürstensaales durch Björnstähl ist falsch, denn dieser fünfachsige Raum

befand sich wie die kurfürstliche Wohnung im ersten Stock, und zwar im Mainflügel; vgl. Erich Bach­

mann, Schloß Aschaffenburg und Pompejanum. Amtlicher Führer, München 21965, S. 13. 22 Es ist nicht klar, welches Jahr Björnstähl damit gemeint haben könnte - eventuell 1356, das Jahr, in

dem die sogenannte Goldene Bulle, die Recht und Zeremoniell der deutschen Königswahl regelte,

verkündet wurde; vgl. Herbert Grundmann, Wahlkönigtum, Territorialpolitik und Ostbewegung im

13. und 14. Jahrhundert. 1198-1378 (Gebhardt - Handbuch der deutschen Geschichte. Neunte,

neu bearbeitete Auflage, hrsg. v. Herbert Grundmann, Bd. 5), München 41979, S. 227-231. Unterdieser Voraussetzung müßte die Anzahl der Porträts, wenn wirklich von jedem Mainzer Kurfürsten

seit dieser Zeit eins vorhanden war, 33 betragen haben; vgl. Wilhelm Diepenbach u. Gar/ Stenz, Die

Mainzer Kurfürsten, Mainz 1935, S. 25-99.23 Aschaffenburg gelangte nicht erst im 14. Jahrhundert, sondern spätestens 982 an das Erzstift

Mainz; Beleg dafür ist ein vor dem 31. Oktober 982 zu datierender Eintrag im ältesten Aschaffen­burger Evangeliar; Druck mit ausführlicher Einleitung: Matthias Thiel, Urkundenbuch des Stifts St.

Peter und Alexander zu Aschaffenburg, Bd. 1: 861-1325 (Veröffentlichungen des Geschichts- und

Kunstvereins Aschaffenburg, Bd. 26), Aschaffenburg 1986, S. 65-69.

24 Bei der Beschreibung der Decke verwechselte Björnstähl die des Kurfürstensaales mit der des über diesem im zweiten Stock liegenden Kaisersaales; die Deckenreliefe des letzteren waren natürlich

nicht aus Blei, sondern aus Stuck; vgl. Schulze-Kolbitz (wie Anm. 20), S. 101-106. Vgl. auch die

Beschreibung bei Wilhelm Engel u. Max Hermann von Freeden, Eine Gelehrtenreise durch Main­franken 1660 (Mainfränkische Hefte, Heft 15), Würzburg 1952, S. 12 bzw. 47.

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Krieg25, um das Blei vor den Schweden zu verstecken. - Wir verließen das Schloß, um die Kirche der Jesuiten26 und die Bibliothek, die früher diesem Orden gehörte, aber nun dem Gymnasium lllustre27 zugefallen ist, und die niedere Schule, die hier eingerichtet wurde, zu besichtigen2a. So hat man hier überall das Eigentum der Jesuiten verwendet. - Von dort überquerten wir den Main über die Steinbrücke3o bei Aschaffenburg und kamen in der Stadt Seligenstadt an".

Jacob Jonas Björnstähl ist der früheste bisher bekannte Reisende, der über eine sich auf das Aschaffenburger Schloß beziehende angebliche Äußerung des Schwedenkönigs Gustaf II. Adolf berichtet. Aus seiner Notiz geht zugleich hervor, daß diese Geschichte den Gästen nicht erst in Aschaffenburg, sondern bereits in Hanau erzählt wurde. Allerdings hatte die Bemerkung des Königs schon Jahrzehnte vor Björnstähls Besuch Eingang in ein erfolgreiches Geo­grafiebuch gefunden31. Die Behauptung, Gustaf Adolf hätte in ähnlichem Sinne über die Münchener Residenz gesprochen, ist bei Björnstähl sogar erst­mals belegt32.

2s Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) kam Aschaffenburg am 22. November 1631 in

schwedische Hand, die schwedische Besatzung wurde am 3. Oktober 1634 durch eine spanische

abgelöst; vgl. Anton Philipp Brück, Aus der Schwedenzeit Aschaffenburgs 1631-1634, in: Aschaf­

fenburger Jahrbuch für Geschichte, Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes 4 (1957),

s. 719-736.26 Mit dem Bau der Jesuitenkirche war 1619 begonnen worden, 1621 wurde sie geweiht; vgl. Franz

Spiringer, Das Aschaffenburger Gymnasium unter der Leitung des Jesuitenordens 1620-1773 (Zur

Geschichte des Aschaffenburger höheren Unterrichtswesens, Tl. 1. Programm des Kgl. humanisti­schen Gymnasiums Aschaffenburg für das Schuljahr 1900/1901 ), Aschaffenburg 1901, S. 12 u. 15;

Herbert Ger/, Die Jesuitenniederlassung in Aschaffenburg, in: Aschaffenburger Jahrbuch für Geschichte, Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes 4 (1957), S. 661-684, dies S. 664.

21 Vgl. Johann Heinrich Zedler, Grosses vollständiges Universal-Lexikon, Bd. 11, Graz 1982 (= Re­

print der Ausgabe Halle/Leipzig 1735), Sp. 1513: ,,Gymnasia illustria pflegen diejenigen Schulen

genennet zu werden, welche, so zu sagen, das Mittel zwischen denen ordentlichen Schulen und

denen Vniversitäten sind. Man bereitet daselbst die jungen Leute zur Academie zu, ließt ihnen Col­

legia Philosophica". 2a Die Schule der Jesuiten hatte 1620 mit einer Klasse ihren Unterricht aufgenommen, nach ihrem

Ausbau auf mehrere Klassen erhielt sie 1625 Rang und Titel eines Kollegs; bei der niederen Schule

handelte es sich um die Unterstufe dieser Schule. Nachdem die gleichzeitig mit der Jesuitenkirche

erbaute Schule abgerissen worden war, wurde 1726-1731 ein neues Kolleggebäude errichtet; vgl. Spiringer (wie Anm. 26), S. 12 f., 15 f. u. 37 ff.; Ger/ (wie Anm. 26), S. 664 u. 677 f.

29 Der Jesuitenorden war 1773 von päpstlicher Seite aus aufgehoben worden, Besitz und Schule

gingen an den Landesherrn über; vgl. Spiringer (wie Anm. 26), S. 42-45; Ger/ (wie Anm 26), S. 682;

zur Geschichte der Jesuiten vgl. Burkhart Schneider, Jesuiten, in: Lexikon für Theologie und Kirche,

hrsg. v. Josef Höfer u. Karl Rahner, Bd. 5, Freiburg 21960, Sp. 912-920, zur Aufhebung Sp. 917 f.

30 Zur Geschichte der bereits im Mittelalter vorhandenen Mainbrücke vgl. Alois Grimm, Die alte Main­brücke zu Aschaffenburg, in: Spessart. Monatsschrift des Spessartbundes. Zeitschrift für Wandern,

Heimatgeschichte und Naturwissen 1972, Juli- bis Oktoberheft, S. 6-8, 7-8, 6-12 bzw. 6-9. a1 Vgl. Anm. 16.

32 Vgl. Anm. 17.

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Schloß Johannisburg verfehlte seine Wirkung auf Björnstähl nicht; vor allem beeindruckte ihn, wenn man seine Bemerkungen über die geräumigen Keller und die starken Mauern betrachtet, die wuchtige Masse des Baukörpers. In seiner Innenbeschreibung überging der schwedische Gelehrte das Erdge­schoß und erwähnte nach den Kellern sogleich kurz die kurfürstlichen Räume

im ersten Stock. Den dortigen Kurfürstensaal mit seinen Porträts zog er in der Erinnerung mit dem darüber gelegenen Kaisersaal und dessen Deckenreliefe versehentlich zu einem Raum zusammen und beschrieb diesen als Kur­fürstensaal im zweiten Stock. Hinsichtlich des von ihm angegebenen Materials (Blei) der Reliefe fiel Björnstähl offensichtlich auf eine bewußt falsche Angabe herein. Auch dürfte der Kurfürstensaal für die erforderlichen 33 Porträts.wenn wirklich alle Mainzer Kurfürsten seit 1356 abgebildet33, zu klein gewesen sein, so daß man annehmen muß, daß die Anzahl der Gemälde geringer war; mithin

kann die Reihe der Kurfürstenporträts in diesem Saal nicht vollständig gewesen sein.

Nach dem Schloß besichtigte Björnstähl mit seinen Begleitern in Aschaffen­burg noch die Kirche, die schulischen Einrichtungen und die Bibliothek des im

Jahr zuvor aufgehobenen Jesuitenordens, bevor die Reise über die Main­brücke weiter nach Seligenstadt ging.

Wenn man bedenkt, daß Björnstähl an einem Tag von Hanau aus nachein­ander Aschaffenburg, Seligenstadt und Wasserlos besuchte und noch am Abend nach Hanau zurückkehrte, dann ist es nicht verwunderlich, daß sich seine Eindrücke etwas verwischten und er auch einige-historische Fakten -z. 8. das Todesjahr des Kurfürsten Johann Schweikard (1626) als Baujahr desSchlosses - unrichtig wiedergab. Obgleich seine Beschreibung des Inneren

des Schlosses Johannisburg nur knapp und nicht fehlerfrei ist, stellt sie docheine der wenigen Schilderungen vor dem im letzten Viertel des 18. Jahrhun­

derts beginnenden Innenumbau dar34.

33 Vgl. Anm. 22. 34 Zum Umbau: Schulze-Kolbitz (wie Anm. 20), S. 96 ff.; Beschreibungen des Schießinneren durch

Besucher: ebd., S. 142, u. Engel/Freeden (wie Anm. 24), S. 12 f. bzw. 47 ff.

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Eine Bemerkung Novalis' über Dalberg

von Hans-Bernd Spies

Es ist immer wieder interessant, eine Persönlichkeit durch Aussagen von Zeit­genossen unter einem bestimmten Gesichtspunkt skizziert zu sehen. Über den letzten Kurfürsten und Erzbischof von Mainz, Carl Theodor Frhr. von Dal­berg1, sind solche Äußerungen, die je nach dem Gesichtspunkt des Betrach­ters positiv oder negativ ausfielen, in größerer Zahl überliefert2. Ganz all­gemein läßt sich sagen, daß Dalbergs politisches Wirken von vielen Zeit­genossen skeptisch bis negativ bewertet wurde; anders hingegen sieht es mit dem Urteil über Dalberg als musisch-begabte und mit zahlreichen Künstlern seiner Zeit befreundete Persönlichkeit aus3.

Ein Beispiel dafür ist eine Dalberg betreffende Bemerkung Friedrich Frhr. von Hardenbergs, der sich als Dichter Novalis nannte4, in einem Brief aus Jena an

1 Carl Theodor Anton Maria Frhr. von Dalberg (1744-1817), 1772 (ernannt 1771 )-1802 kurmainzischer Statthalter in Erfurt, ab 1787 Koadjutor von Mainz und Worms, ab 1788 auch von Konstanz, 1800-1817 Bischof von Konstanz, 1802-1803 Kurfürst und Erzbischof von Mainz, 1803-1817 Erz­bischof von Regensburg, 1803-1806 Kurfürst und Reichserzkanzler, 1806-1813 Fürstprimas des Rheinbundes, 1810-1813 Großherzog von Frankfurt; zu diesem vgl. u. a. Karl Freiherr von Beaulieu­Marconnay, Karl von Dalberg und seine Zeit. Zur Biographie und Charakteristik des Fürsten Primas, Bd. 1-2, Weimar 1879; Antje Freyh, Karl Theodor von Dalberg. Ein Beitrag zum Verhältnis von politi­scher Theorie und Regierungspraxis in der Endphase des Aufgeklärten Absolutismus (Europäische Hochschulschriften, Reihe 3, Bd. 95), Frankfurt/Bern/Las Vegas 1978; Klaus Rob, Karl Theodor von Dalberg (1744-1817). Eine politische Biographie für die Jahre 1744-1806 (Europäische Hochschul­schriften, Reihe 1, Bd. 231 ), Frankfurt/Bern/New York/Nancy 1984.

2 Vgl. als Beispiele die Äußerungen aus dem Weimarer Kreis bei Rob (wie Anm. 1 ), S. 108-112 u. 115-119; zum Dalberg-Bild in der historischen Literatur ebd., S. 19-34; vgl. auch Günter Christ,

Geistliche Fürsten des ausgehenden 18. Jahrhunderts im lichte der Wiener Diplomatie, in: Aschaf­fenburger Jahrbuch für Geschichte, Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes 8 (1984),S. 289-31 o, dies S. 300-31 0.

3 Zu Dalbergs Beziehungen zu den Künstlern seiner Zeit vgl. Beaulieu-Marconnay (wie Anm. 1 ), Bd. 1, S. 39-62 u. 168-200; Rob (wie Anm. 1), S. 107-127.

4 Georg Friedrich Philipp Frhr. von Hardenberg (1772-1801 ), bedeutendster Vertreter der Jenaer Früh­romantik, studierte 1790-1794 in Jena, Leipzig und Wittenberg Rechtswissenschaften, wurde 1794 Aktuar beim Kreisamt in Tennstedt und 1796 Akzessist an den Salinen in Weißenfels; 1797-1799 studierte er an der Bergakademie in Freiberg, wurde 1799 Assessor in Weißenfels und Ende 1800 zum dortigen Amtshauptmann ernannt, konnte diese Stelle aufgrund seiner tödlichen Krankheit nicht mehr übernehmen; zu diesem vgl. u. a. Hans-Joachim Mäh/, Georg Friedrich Philipp Frhr. von Har­denberg (Novalis), in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 7, Berlin 1966, S. 652-658; Gerhard Schulz,

Novalis In Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Reinbek 1969.

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Carl Theodor Frhr. von Dalberg - Stich nach einem Gemälde von Friedrich Tischbein (1750-1812).

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den Dichter und damaligen Geschichtsprofessor Friedrich Schiller5, bei dem er historische Vorlesungen gehört hatte. In seinem Brief vom 22. September 1791 bedauerte Novalis6 zunächst, daß er diesmal nicht nach Erfurt kommen könne, und fuhr dann fort:

„Wie gern hätt' ich Sie nicht gesehn, wie gern an Ihrer Seite so glühend und froh [ ... ] die gelungensten Augenblicke der Kunst in der Vorstellung genossen und verschlungen; wie freute ich mich nicht zugleich auf die persönliche Bekanntschaft mit dem guten, seelenvollen Dalberg, der leider nur noch fast einzig unter den Fürsten Deutschlands steht, und den ich schon deswegen hochschätzen würde, wenn er sich nur für meinen lieben Schiller recht warm und innig interessirte: aber nun ist dis alles vereitelt, und ich muß mich resigniren; welches ich auch desto leichter kann, da mir wenigstens die Hoffnung nicht benommen ist doch Sie noch während dieser Ferien einmal zu sehn."

Dalberg, der Schiller am 4. Dezember 1789 persönlich kennengelernt hatte, unterstützte den Dichter in lebenslanger Freundschaft sowohl ideell als auch

finanziell7 und setzte damit auf andere Art und Weise die Hilfe fort, die Schiller durch Dalbergs Bruder Wolfgang Heribert8, den Intendanten des National­

theaters in Mannheim, erfahren hatte. Letzterer hatte 1782 in Mannheim Schil­

lers Drama „Die Räuber" uraufgeführt und ihn 1783/84 dort als Theaterdichter beschäftigt.

Ob es später zu einer persönlichen Begegnung zwischen Dalberg und Novalis

kam, ist nicht bekannt.

5 Johann Christoph Friedrich (1802: von) Schiller besuchte 1773-1780 die Karlsschule auf Schloß Soli­tude bzw. Stuttgart (1775 dorthin verlegt), wo er zunächst Rechtswissenschaften und ab 1775 Medizin studierte; anschließend war er Regimentsmedikus. 1782 Flucht, 1783-1784 Theaterdichter in Mannheim, 1788 zum Professor für Geschichte in Jena ernannt, wo er ab 1789 fünf Semester Vor­lesungen hielt, 1799 Übersiedlung nach Weimar; zu diesem Dichter der Deutschen Klassik vgl. u. a. Reinhard Buchwald, Schiller. Leben und Werk, Wiesbaden 1959.

6 Druck des Briefs: Novalis, Das dichterische Werk, Tagebücher und Briefe, hrsg. v. Richard Samuel (Novalis, Werke, Tagebücher und Briefe Friedrich von Hardenbergs, hrsg. v. Hans-Joachim Mäh! u. Richard Samuel, Bd. 1), München 1978, S. 505-507, Zitat S. 505 f. Zur Beziehung zwischen Novalis und Schiller vgl. Buchwald (wie Anm. 5), S. 569-572, u. Schulz (wie Anm. 4), S. 28 f.

7 Zur Freundschaft zwischen Dalberg und Schiller vgl. Beaulieu-Marconnay (wie Anm. 1 ), Bd. 1, S. 171-190, u. Buchwald (wie Anm. 5), S. 670 f. u. 791 f.

8 Wolfgang Heribert Tobias Otto Maria Johann Nepomuk Frhr. von Dalberg (1750-1806) hatte Rechts­wissenschaften studiert und wurde 1776 pfälzischer Oberappellationsgerichtspräsident; 1778 grün­dete er in kurfürstlichem Auftrag das Nationaltheater in Mannheim, das er bis 1803 leitete; zu diesemvgl. Hans Knudsen, Wolfgang Heribert Tobias Otto Maria Johann Nepomuk Frhr. von Dalberg, in:Neue Deutsche Biographie, Bd. 3, Berlin 1957, S. 490-491; zu diesem und Schiller vgl. Buchwald

(wie Anm. 5), S. 297-300, 338-341, 347 ff., 365-370 u. 372-378.

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,,Schutzpatron auf dem Katheder _- Lujo Brentano"

von Martin Goes

Diese Überschrift wählte Gerhard Beier im 5. Teil des ersten Bandes seines Buches „Schwarze Kunst und Klassenkampf, Geschichte der Industriege­werkschaft Druck und Papier und ihrer Vorläufer seit dem Beginn der modernen Arbeiterbewegung"1

.

Lujo Brentano (1844-1931 ), in Aschaffenburg geboren und im Familiengrab beigesetzt, hatte sich 1871 mit seiner Aufsatzsammlung „Zur Geschichte der englischen Gewerkvereine", dem ersten Band seiner „Arbeitergilden der Gegenwart", bekannt gemacht und am 6. Juni in Berlin habilitiert2. Schon zum Wintersemester 1872/73 wurde er, der „Kathedersozialist", nach Breslau berufen, allein „sein Sozialismus war nicht mehr als eine sozialwissenschaft­liche Theorie des Tarifvertragswesens"3.

Beim ersten Kampf der Buchdrucker um einen einheitlichen Reichstarif hatten die Leipziger Druckereibesitzer, die „Prinzipale", am 1. Februar 1873 mit der Aussperrung begonnen, nachdem fünf Tage vorher 350 „Gehilfen" - so nannten sich damals die Setzer - gekündigt hatten. Und seit dem 7. März ergab sich in Breslau dieselbe Lage.

Da wurde Brenatano vom Besitzer der „Schlesischen Zeitung" gebeten, sich in Leipzig beim Präsidenten des Deutschen Buchdruckerverbandes um eine möglichst schnelle Beilegung zu bemühen. Es ging auch darum, daß andere Druckereibesitzer den Verband sprengen oder die Anerkennung hintertreiben wollten, was Brentano bekämpfte.

Als beide Parteien miteinander verhandelten, machten die Prinzipale einen Vorbehalt. Deshalb wollten am 28. März die Breslauer Setzer die Bedin-

1 Gerhard Beier, Schwarze Kunst und Klassenkampf, Bd. 1: Vom Geheimbund zum königlich-preußi­schen Gewerkverein (1830-1890) (Schwarze Kunst und Klassenkampf. Geschichte der Industriege­werkschaft Druck und Papier und ihrer Vorläufer seit dem Beginn der modernen Arbeiterbewegung, Bd. 1 ), Frankfurt am Main 1966, S. 497.

2 Vgl. Lujo Brentano, Mein Leben im Kampf um die soziale Entwicklung Deutschlands, Jena 1931 , S. 63-67; zu Lujo Brentano vgl. außer seinen vorgenannten Memoiren Friedrich Zahn, Lujo (Ludwig

Josef) Brentano, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 2, Berlin 1955, S. 596-597; Brigitte Schad, LujoBrentanos Weg vom katholischen Elternhaus zum „Kathedersozialisten". Nachgezeichnet anhand

gedruckter und ungedruckter Quellen im Aschaffenburger Nachlaß, in: dies. (Hrsg.), Die Aschaffen­burger Brentanos. Beiträge zur Geschichte der Familie aus unbekanntem Nachlaß-Material (Veröf­

fentlichungen des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg, Bd. 25), Aschaffenburg 1984,S. 126-141; Martin Goes, Die Familie des Lujo Brentano, in: Mitteilungen aus dem Stadt- und Stifts­

archiv Aschaffenburg, Bd. 2, Heft 3 (März 1988) S. 111-120.3 Beier (wie Anm. 1), Bd. 1, S. 441.

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gungen nicht annehmen, obwohl Brentano ihnen dazu riet, wenn sie ebenfalls

einen Vorbehalt einbringen würden. So erreichte er ihre Zustimmung. Um den Konflikt rascher zu beenden, wurde auf der Versammlung noch ein zweiter Antrag gestellt, nämlich im Breslauer Alleingang zu verhandeln. Aber sie hätten damit, wie ihnen Brentano sagte, den Verband gesprengt. Allerdings setze er sich umgehend bei ihrem Präsidenten eindringlich und mit Erfolg

dafür ein, ,,jedenfal ls mit Rücksicht auf die besonderen Breslauer Ver­

hältnisse den Breslauer Setzern zu gestatten, mit ihren Principalen über die Wiederaufnahme der Arbeit in Unterhandlung zu treten". Nach drei weiteren Tagen fand man in Breslau mit dieser Taktik den Arbeitsfrieden ohne Schaden

für den Verband4.

Die „Breslauer Zeitung" und die „Breslauer Morgenzeitung" hatten vereinbart, gegen Brentano zu schreiben und ihn „der f r ivo len Einmischung(!!) in den

Setzerstreik und der Ver längerung(!!) desselben" zu beschuldigen5 , was

durch den ganzen Blätterwald ging und den preußischen Kultusminister Adal­

bert Falk (1827-1900)6 veranlaßte, Brentanos Stellungnahme einzuholen. Der

erwiderte, er hätte sich nur nach den Ausführungen seines Buches verhalten, und „es würde die Autorität des Universitätslehrers erschüttern, wenn er selbst entgegen seiner Lehre handelte"7• Viele konnten damals nicht verstehen, daß sich ein Universitätsprofessor für die Arbeiter im Arbeitskampf einsetzte. Aber der Minister war so einsichtig anzuerkennen, daß Brentano nicht anders habe

handeln können.

Die Mitglieder des Deutschen Buchdruckerverbandes in Breslau8 erlaubten sich am 25. April, Lujo Brentano „die ergebene Bitte vorzutragen, eine Depu­

tation Breslauer Buchdruckergehilfen Sonntag, den 27. d. M., Vormittags 11 Uhr[ ... ] gütigst empfangen zu wollen". Dabei überreichten sie ihm folgende

in Rot und Gold gebundene, hier als Faksimile wiedergegebene Dankadres­

se9:

4 Zum Druckerstreik vgl. Brentano, Leben (wie Anm. 2), S. 88 f., u. ders., [Zuschrift]. in: Concordia.

Zeitschrift für die Arbeiterfrage 1873, Nr. 16 (17. April), S. 126-127, Zitat ebd., S. 127.

s Brentano, [Zuschrift] (wie Anm. 4), S. 127. 6 Zu diesem vgl. Stephan Skalweit, Paul Ludwig Adalbert Falk, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 5,

Berlin 1961,S. 6-7. 7 Brentano, Leben (wie Anm. 2), S. 89. 8 Der Deutsche Buchdruckerverband war am 20. Mai 1860 gegründet worden. 9 Zitat aus dem Schreiben des Ortsvereins der Breslauer Buchdrucker (Breslau, 25. April 1873) an

Brentano. Dieses Schreiben und die gedruckte Dankadresse im Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffen­

burg, Familienarchiv Brentano.

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ff ocHWOHLGEBORNER ffERR-,

ffocHGEEHRTER ffERR rROFESSOR!

Je mehr in unseren 'l'agen clen wohl berechtigten Bestrebungen cles Arbeiterstandes von allen

Seiten feindlich entgegengetreten wird, theils !\US Unverstllnclniss für clie wahre Lßge der arbeitenden Klasse,

theils !\US Her,losigkeit oder dem schmutzigsten Eigennutz, um so hüher ist es anzuschlagen, wenn Männer

der Wissenschaft es nicht vcrschmllhcn, öffentlich Zeugniss zu gel,en filr die durch unsere socialen Ver­

hältnisse herbeigefllhrte Nothwencligkeit, Organisßtionen zu schaffen, welche es dem Arbeiter cnnöglichen,

die Bessergestaltung seiner geiotigen und materiellen Verhllltni•se ins Auge zu fassen.

Sie , hochgeehrter Herr Professor, haben - und dessen werden sich die ßreslauer lluchclrucker

stets dankbar erinnern - in dem zu unser Aller grösstem Bedau rn 1msgebrochenen Streite mit unseren

Principalen ein offeneg, mllnnliches Wort zu unsern· Gunsten geredet.

Dass Sie, hochgeehrter Herr, so und nicht anders redeten , war das Product Ihrer Forschungen,

Ihrer Wissenschaft auf volkswirthschaftlichem Gebiete. Dadurch erhltlt lh,r Wort um so g1·össere Bedeutung

und nm so unbegreiflicher, und doch wieder um so leichter begreitticb ist es, wenn von gewisser Seite

dieses Ihr freimüthiges Auftreten zum GegenstanJe der gehllssigsten Anfeindungen gemacht wird, ja, dass

man sich unterfing, Ihre werthe Pe"'on in einem der hiesi;:-en Illlltter mit der lltngercn Dauer der von

unserer Seite nicht hervorgerufenen Arbeits- Einstellung in Verbindung zu bringen.

Die Unterzeichneten glauben, indem sie ein demrtiges Gebuhren auf das Lebhafteste bedauern,

dem gegenüber nur ihre Pflicht zu thun, wenn sie 1rnsdrUcklich constatiren, dass gemde Sie, hochgeehrter

Herr Professor, es waren , welcher durch seine, nur rlus Interesse beider streitenden Parteien im Auge

habenden füithschläge d1\s beschlennigte Ende der ZerwUrfnisse zwischen den hiesigen Buehdruckerei-Hesitzern

und den Gehilfen herbeifllhrte.

Genehmigen Sie daher, hochgeehrter Herr Professor, die Versicherung unserer grGssten Da11kuarkeit

und Hochachtung, mit der wir zeiclmen als

Bre•lau, 18. April 1873.

Die Mitglieder des Deutschen Buchdrucker-Verbandes zu Breslau.

Als Brentano neun Jahre später Breslau verließ, dankten sie ihm ebenso ehr­

furchtsvoll und herzlich; auch gratulierten sie ihm noch zu seinem 80. und 85. Geburtstag. Er selbst schrieb am Ende seines Lebens10 : ,,Ich bin stolz auf

diese Treue!"

10 Brentano, Leben (wie Anm. 2), S. 89; ebd. Gratulation zum 80. Geburtstag erwähnt, Gratulation

zum 85. Geburtstag im Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, Familienarchiv Brentano.

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Die Eingemeindung Sehweinheims

oder das Ende der Selbständigkeit

von Carsten Pollnick

Sehweinheim, ursprünglich „hagen", später „hayn", ,,heyn" oder latinisiert „indago", wird seit dem 13. Jahrhundert in einigen Urkunden erwähnt, der heutige Name jedoch erst im 15. oder 16. Jahrhundert1. Meist �ind es Belege über hinterlassene Besitzungen oder Grundstücksverkäufe, die von dem ehe­mals nur aus einzelnen Mühlen oder Höfen bestehenden Ort berichten2. Eine genaue Beschreibung der Gemarkungsgrenzen wird im „Schweinheimer Weisthumb" von 1624 gegeben3.

Für das Jahr 1660 läßt sich in Sehweinheim eine Kapelle nachweisen, vermut­lich dem hl. Wendelin geweiht; sie stand dort, wo sich die heutige Pfarrkirche befindet4. Nachdem 1756 der Chor abgebrochen und an seiner Stelle ein Querhaus mit neuem Chor erbaut (bereits 1751 war eine Kaplanei gestiftet worden), die Langhausfenster vergrößert und ein Seitenportal eingesetzt worden waren, erhielt der St. Alban geweihte Bau ein völlig neues Aussehens. Die Erhebung zur Pfarrkirche erfolgte 1821, abgebrochen wurde sie 1894, um einem Neubau Platz zu machen; ein Jahr darauf fand die Konsekration statts.

Der Friedhof ist ebenso alt wie die Kapelle. Nach ihrer Vergrößerung wurde er auf den Haidberg verlegt, wo er sich noch gegenwärtig befindet; dort soll einst das Stammschloß der Herren von Hagen gewesen sein. Ein Torbogen dieses Schlößchens bildete bis 1833 das Portal des Friedhofes, trug das Wappen des Mainzer Erzbischofs Daniel Brendel vom Homburg mit der Jahreszahl 1579; bis in die jüngste Vergangenheit wurde der Gottesacker immer wieder erwei­

tert?.

Ein geregelter Schulunterricht war früher in Sehweinheim unbekannt; begü­terte und bildungsbeflissene Bürger schickten ihre Kinder in die Aschaffen-

1 Vgl. Johann Georg Sehweinfest, Das Pfarrdorf Sehweinheim und seine Filialen Haibach, Grünmors­bach und Gailbach, Aschaffenburg 1912, S. 8 f.; Michael Göbel, Sehweinheim - Ein Heimatbuch,

Aschaffenburg 1930, S. 28 f. 2 Vgl. Sehweinfest (wie Anm. 1 ), S. 20-23; vgl. auch Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, Reperto-

rium des Stiftsarchivs (Register). 3 Druck: Sehweinfest (wie Anm. 1 ), S. 26-30. 4 Vgl. ebd., S. 39. 5 Vgl. Adolf Feulner/Bernhard Hermann Röttger, Bezirksamt Aschaffenburg (Die Kunstdenkmäler von

Bayern, Bd. 3: Regierungsbezirk Unterfranken, Heft 24), München 1927, S. 133. e Vgl. ebd. 7 Vgl. Sehweinfest (wie Anm. 1 ), S. 79-82.

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burger Pfarrschule zu Unserer Lieben Frau. Erste Nachrichten über eine Filial­schule, über einen eigenen Schulmeister, lassen sich für das 17. Jahrhundert belegen, aber erst im 18. Jahrhundert wird von einem Schulzimmer im ersten Stock des alten Rathauses berichtet8

. Weitere Räume kamen während und nach der Dalberg-Zeit hinzu. Von einem einigermaßen organisierten Schul­betrieb kann ab 1838 gesprochen werden, als die Gemeinde ein zweistök­kiges Gebäude erwarb, das 1878 erweitert wurde; der erste Schulbau stammt aus dem Jahre 19049.

Der wirtschaftliche Stellenwert Sehweinheims erhöhte sich erst gegen Ende des 19., vor allem aber zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Vorher prägte die Feldwirtschaft den Ort, waren seine Bewohner meist Bauern oder Arbeiter mit landwirtschaftlichem Nebenerwerb. Noch um die Jahrhundertwende galt Sehweinheim mit seinen „2500 Köpfen auf 1616 ha" als das größte Dorf im Spessart10. Eine umfangreiche Siedlungsfläche begünstigte den kontinuier­lichen Zuwachs der Bevölkerung. Im Jahre 1926 hatte Sehweinheim schon 3652 Einwohner, dazu eine Poststation mit Posthilfsstelle und öffentlicher Fernsprechzelle, Industriebetriebe wie eine Brauerei (Schwindbräu), eine Cel­luloidfabrik (Petri), eine Hadernsortieranstalt; neben etlichen Gewerbeunter­nehmen waren auch schon zwei praktizierende Ärzte ansässig. Zur Gemar­kung gehörten ferner die Almhütte, die Aumühle sowie die Eiterhöfe; Unter­schweinheim wird zu diesem Zeitpunkt noch gesondert aufgeführt11. Zehn Jahre später war die Einwohnerzahl bereits auf 4702 angestiegen; einige Industrien waren verschwunden, Unterschweinheim integriert12.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 hatte Aschaf­fenburg in seiner Entwicklung ein Ausmaß erreicht, das möglichst rasch nach einer zweckgebundenen Lösung verlangte. Nicht nur Wohnungen, sondern auch verkehrstechnisch günstig gelegene Plätze für Industriebetriebe wurden benötigt, zumal die städtebauliche Ausdehnung am Main naturbedingt begrenzt war. Was lag also näher, als mit einer Eingemeindung von Schwein­heim die gesamte bauliche Gestaltung planmäßiger und geschlossener zu beschleunigen, denn neben dem wertvollen Siedlungsland stellte auch der Waldbesitz der Gemeinde eine nicht unbedeutende Kapitalanlage dar; eine Mitgift also, die durch ihren ausgeglichenen Haushalt der Stadt Aschaffenburg

s Vgl. ebd., S. 73.

e Vgl. ebd., S. 78. 10 Hellmuth Wo/ff, Der Spessart. Sein Wirtschaftsleben, Aschaffenburg 1905, S. 17. 11 Adreßbuch 1926 für die Bezirksämter Aschaffenburg-Land, Alzenau und Obernburg mit einem Fir­

menverzeichnis der Stadt Aschaffenburg, Aschaffenburg 1926, S. 77. 12 Adreßbuch 1936 für die Bezirksämter Aschaffenburg-Land, Alzenau und Obernburg, Aschaffenburg

1936, s. 101.

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nur Vorteile bringen konnte, die Zukunftsperspektiven in vieler Hinsicht optimi­stisch erscheinen ließen.

Am 17. August 1937 wandte sich die Stadt Aschaffenburg in einem Schreiben erstmals an den Schweinheimer Bürgermeister Karl Anton Schebler und

zeigte darin an, daß sie „wegen der Eingliederung der Gemeinde Schwein­

heim in den Stadtkreis Aschaffenburg in Verhandlungen eintreten" möchte13.

Nach den gesetzlichen Bestimmungen, § 15, Abs. 3a der Deutschen Ge­meindeordnung, hatte der Bürgermeister alle Gemeinderäte zu einer derart

wichtigen Beratung einzuladen; Schebler setzte deshalb für den 3. Dezember 1937 eine geschlossene Sitzung an, zu der alle neun Gemeinderäte geladen

wurden und auch erschienen. Nach einer detaillierten Darlegung und Auf­schlüsselung der momentanen wirtschaftlichen Situation Sehweinheims, die zwar optimistisch als „durchaus günstig" bezeichnet werden konnte, jedoch „Schwierigkeiten hat, um die derzeitigen Steuern und Umlagen, besonders

Rückstände, beizutreiben, da die Verdienstmöglichkeiten doch sehr gering sind" 14, debattierten die Gemeinderäte aber auch über die zusätzlichen Bela­stungen, die den Bürgern letztlich durch die Eingemeindung erwachsen

würden: Steuererhöhungen, Feuerschutzabgabe, Grund- und Gewerbesteuer, Kanal-, Gehsteig- und Müllabfuhrgebühren, Kanal- und Straßenbaukosten,

Grundwertabgabe sowie Beerdigungs- und Grabgebühren. Die kleineren

Landwirte und Arbeiter (Nebenerwerbsbauern) müßten ferner durch den Schlachthofzwang mit einer Schlachtgebührenerhöhung rechnen, was wie­derum eine wesentliche Einschränkung der Zucht- und Schlachtschweinehal­

tung zur Folge hätte1 s.

Als außergewöhnliche Belastungen wurden die weiten Wege angeführt, „wenn die gesamte Verwaltung der Gemeinde aufgelöst wird und die Bürger

zur Erledigung ihrer Angelegenheiten in die Stadt müssen". Wichtigstes Anliegen der Gemeinde war jedoch, ,,der Gemeinde ihr Eigenleben zu erhalten"16. Dementsprechend fiel dann die grundlegende Stellungnahme

Scheblers zur Eingemeindung aus, die einer Ablehnung zum gegenwärtigen

Zeitpunkt gleichkam1 1:

,,In Bezug auf die Lage der Gemeinde zur Stadt ist vielleicht die Einglie­derung [ ... ] in absehbarer Zeit gegeben. Doch rechtfertigen die tiefen

Eingriffe in die Selbstverwaltung der Gemeinde nicht die derzeitige von

13 Stadt- Stiftsarchiv Aschaffenburg, Beglaubigter Auszug aus dem Beratungsbuch der Gemeinde

Sehweinheim vom 3. Dezember 1937, BI. 185. 14 Ebd.,BI. 190. 15 Ebd. 16 Ebd.

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der Stadt Aschaffenburg angenommene Notwendigkeit zur Eingemein­dung, da eine gewissen Reife des bestehenden Zustandes für die Ände­rung nicht besteht".

Rund ein Jahr nach den ersten Sondierungen konkretisierte sich der Schritt zur Eingemeindung; nach erneuten Verhandlungen mit der Stadt am 16. Sep­tember 1938 hatte Bürgermeister Schebler die Gemeinderäte für den 7. Oktober zu weiteren Beratungen zusammengerufen, deren Ergebnis ineinem Forderungskatalog für den Fall der Eingemeindung endete: Einfrierender gültigen Steuersätze für die kommenden zehn Jahre, Beibehaltung desVorkaufrechtes für Brennholz, Stroh und Obst sowie der beiden Lesetage proWoche für den gleichen Zeitraum, Übernahme der Beamten, Angestellten undStammarbeiter der Gemeindeverwaltung in den Dienst der Stadt Aschaffen­burg; Nachschläge für die bereits von der Gemeinde erhobenen und bezahltenKanal-, Straßen- und Gehsteigkosten dürften keinesfalls erfolgen. Ferner darfeine Fremdenverkehrsabgabe auch weiterhin nicht entrichtet werden, jedochvordringlich auszuführende „größere öffentliche Arbeiten in kürzester Zeit sindin Angriff zu nehmen bzw. fertigzustellen"1a.

Zur Ergänzung der laufenden Verhandlungen äußerte sich das Bayerische Bezirksamt Aschaffenburg in einem Schreiben vom 28. November, wonach besonders die Klärung bislang noch strittiger Fragen, wie der Zeitpunkt der Einführung des Steuerabgabenrechtes der Stadt Aschaffenburg oder die Anzahl der Ratsherren und Beigeordnetenstellen, die nach der Eingemein­dung von Schweinheimer Ortsbürgern besetzt werden können, schnell zu er­ledigen sei19.

In der Sitzung des Stadtparlamentes am 14. Januar 1939 besprachen Ober­bürgermeister Wilhelm Wohlgemuth und die anwesenden Ratsherren die bevorstehende Eingliederung Sehweinheims, die nach authentischer Mittei­lung der zuständigen Regierungsstellen für den 1. April dieses Jahres fest­gelegt worden ist20. Ein umfassender Rahmenvertrag war bereits erarbeitet worden, gegliedert in 15 Punkte „nach Maßgabe des § 14, Absatz 3 der Deut­schen Gemeindeordnung"; nachstehend einige Auszüge21 :

11 Ebd., BI. 191. 1e Wie Anm. 13 vom 7. Oktober 1938, BI. 31. 19 Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, Schreiben des Bayerischen Bezirksamtes Aschaffenburg

vom 28. November 1938 an den Bürgermeister der Gemeinde Sehweinheim. 20 Ebd., Sitzungsprotokoll des Stadtrates vom 14. Januar 1939; vgl. Beobachter am Main 1939, Nr. 56

(7. März), S. 5. 21 Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, Eingemeindungsvertrag zwischen der Stadt Aschaffenburg

und der Gemeinde Sehweinheim vom 13. und 14. Januar 1939, Abschrift.

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,, 1. Die Stadt Aschaffenburg verpflichtet sich, Nacherhebungen für Kanal­baugebühren, Straßen- und Gehsteigkosten, die nach den bisher für Sehweinheim geltenden Bestimmungen erhoben wurden, nicht vorzuneh­men.

2. Die Stadt Aschaffenburg erklärt sich bereit, im Gebiet der GemeindeSehweinheim auf die Dauer von 5 Jahren für nichtgewerbliche Haus­schlachtungen auf Einführung eines Schlachthauszwanges zu verzichten,soweit diese Regelung nicht gesetzlichen Vorschriften zuwiderläuft. [ ...]

4. Beim Ankauf von Brennholz, Streu und Obst zum Zwecke des Eigenver­brauches gewährt die Stadt Aschaffenburg den Einwohnern Sehwein­heims, soweit es sich um Erträge aus ehemaligem SchweinheimerEigentum handelt, das Vorrecht. Die bisherigen Holztage werden dieSchweinheimer Einwohner nach den bisherigen Bestimmungen beibe­halten. [ ... ]

7. Hinsichtlich der Übernahme der Gemeindebeamten Sehweinheims, ein­schließlich des Bürgermeisters, gilt das Gesetz vom 30. 6. 33. Angestellteund Stammarbeiter werden unter Anerkennung ihrer erworbenen Rechtein die Stadtverwaltung übernommen.

8. Die Stadt Aschaffenburg verpflichtet sich, das Gebiet der GemeindeSehweinheim mit Bullen, Ebern und Ziegenböcken in der erforderlichenZahl zu versehen und ihre Haltung einem Landwirt in Sehweinheim zuübertragen. [ ... ]

12. Die Stadt Aschaffenburg wird eine Erweiterung der KnabenschuleSehweinheims vornehmen, soweit das Bedürfnis der SchweinheimerBevölkerung nicht durch die Errichtung des in der Schweinheimer Straßegeplanten Volksschulneubaues befriedigt wird. [ .. . ]

15. Beim Ausbau von Sammelschutzräumen wird der Ortsteil Sehweinheimim selben . Umfange wie die Altstadt Aschaffenburg Berücksichtigungfinden."

Die Sanktionierung des Reichsstatthalters Franz Ritter von Epp erfolgte mit einer Verfügung vom 22. Februar, die Veröffentlichung des Vertrages im Bayerischen Regierungsanzeiger am 6. März22, in der Aschaffenburger Presse einen Tag später23.

So, wie es die Kommunalpolitiker und Parteifunktionäre gerne gesehen und erlebt hätten, nämlich „frohen und bereiten Herzens" Städter zu werden, rea­gierten die wenigsten "Schwoijer". Schließlich mußten sie eine Jahrhunderte

22 Bayerischer Regierungsanzeiger 1939, Ausgabe 64/65 (6. März). 23 Beobachter am Main 1939, Nr. 56 (7. März), S. 5.

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-Der Erlaß des Reichsstatthalters

über· die Eingemeindung Sehweinheims

nach Aschaffenburg Der Herr Reidustatthalter in Bayern hat mit Erlaß vom 22. 2. 1939 Zeichen: We 3,-14.2 auf Grund des§ 15 DGO.- Verfügt;

1, Mit Wlrkung vom 1. April 1939 an wird die Gemeinde S chw e l n h elm, Landkreis Aschaffenburg, In dle Stadt Aschaffenburg elngeglledert.

2, Vom 1, April 1939 an gllt die Hauptsatzung der Stadt Aschaffenburg auch für das elngegllederte Gebiet.

In· •t-•rllc:her HU1slc:ht gilt für das elngegllederte Gebiet folgende Uebergangsregelung:

a) Die llürgersteuer Ist Im Rechnungslahr 1939 mtt dem Hebesat:a: des Rechnungslahres 1938 eln.:a:uheben.

b) Der Hebesatz der Grundsteuer für Grundstücke ieder Art darf auf dle Dauer von drei· Jahren nicht htiher sein als 100 v. H.

c) für dle Dauer von drei Jahren darf eine Fremdenverkehn-Abgabe nldlt· eingeführt werden. Im übrigen bleibt In dem eingegliederten Gebiet das bisher geltende Ortsrecht· bls aum Enatz durch ein neues Ortsrecht In Kra�; das neue Ortsrecht Ist bis Hingstens 1. Oktober 1939 zu erlauen.

3. Soweit die Wohnung oder der Aufenthalt In der Gemeinde für Rechte und Nichten maßgebend Ist, wird die Dauer der Wohnung oder d­Aufenthalt, ln dem elngegltederten Gebiet auf die Dauer der Wohnung oder des Aufenthalts In der Stadt Aschaffenburg angerechnet.

41. Vom _1. April 1939 an wird für die Dauer der derzeitigen Amtszelt dieZahl der Ratsherren der Stadt Aschaffenburg um zwtü erhöht. Aufdiese Stellen sowie auf dle freie Ratsherrnstelle sind Bür9er aus dem el"9egllederten �•biet au berufen.

5. Der zwischen dem Oberbürgermeister der Stadt Aschafhnburg und demBürge_rm•lster der Gemeinde Sehweinhelm abgeschlossene llngemeln­dungsvertrag vom 13./14. Januar 1939 wird bestätigt.

Die durch diese Gemelndegrenzände,,,ng bedingte Ä"derung des Ge­ble-., des Landkreises· Aschaffenburg wird hlemlt verfügt.

Bekanntmachung im Beobachter am Main vom 7. März 1939 (vgl. Anm. 23).

währende Selbständigkeit, verbunden mit traditionellen Rechten und Bürger­

würden, aufgeben. Zu den Problemen, zu den Unzufriedenheiten über den

Anschluß an Groß-Aschaffenburg äußerten sich identitätsbewußte Schwein­heimer noch während der Verhandlungen, in der Faschingszeit oder in end-

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losen Tagesgesprächen auf den Straßen und in den Gaststätten; ihre Stim­

mung wurde aber auch in Beiträgen der Lokalpresse wiedergeg�ben24.

Auch Sehweinheims letzter Bürgermeister, Karl Anton Schebler, der seit dem 20. April 1934 die Amtsgeschäfte geführt hatte, nahm in einer Zeitungsaus­

gabe zu der bisherigen kommunalpolitischen Entwicklung der „vorbildlichgeführten Gemeinde" Stellung25. Aber auch Aschaffenburgs Oberbürgermei­ster Wilhelm Wohlgemuth äußerte sich über die „Vernunftehe mit Sehwein­

heim", wobei er allerdings neben den städtischen Notwendigkeiten fast nur

Vorteile der Gemeinde Sehweinheim hervorhob26. Sonderbeilagen in beidenlokalen Presseorganen stellten den neuen Stadtteil vor; als Fazit blieb schließ­

lich für Sehweinheim die Gewißheit: Aschaffenburg sichert die Zukunft.

Gerade während der ersten Jahre im Dritten Reich hatte sich einiges in Sehweinheim geändert, ob in der Volkswohlfahrt oder in der Volksbildung, ob

in der Ortssanierung oder in der Wirtschafts- und Finanzpolitik, eine positive

Entwicklung, ein Aufwärtstrend war überall sichtbar. Die anfängliche Schul­denlast (1934) von 443 400 RM konnte auf rund 333 000 RM gedrückt

werden, auch die Bevölkerung stieg kontinuierlich bis auf 5281 Einwohner im

Jahre 1938.

Besonders stolz waren die Schweinheimer auf die Pflege der Reinlichkeit und Gesundheit, denn bereits 1935 war die „Schulzahnpflege" eingeführt worden.

Neben der kommunalen Bautätigkeit (Siedlungs- und Straßenbau) entstanden auch viele private Neubauten, wie die Statistik beweist:

1933: 23 Wohnhausneubauten, sechs Hallen, vier Stockaufbauten; 1934: 28 Wohnhausneubauten;

1937: 51 Wohnhausneubauten;

1938: 26 Wohnhausneubauten.

Entsprechend stieg der Stromverbrauch erheblich: von 225 7 44 kWh 1933 auf

389 839 kWh 1 93827.

Trotz der immer sichtbarer werdenden Verstädterung der Gemeinde blieb die Landwirtschaft ein erheblicher Wirtschaftsfaktor. So stand Sehweinheim bei der Vatertierhaltung noch immer an der Spitze des Landkreises. Durch die

Eingemeindung war die Sorge um diesen Spitzenplatz verständlich, zumal

auch ein Rückgang der Hausschlachtungen befürchtet werden mußte. Für die

2• Vgl. Aschaffenburger Zeitung 1939, Nr. 77 (31. März), S. 21. 2s Ebd., S. 15 f. 2s Ebd., S. 14.

21 Wie Anm. 25.

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Stadt Aschaffenburg war die neue Situation in diesem Bereich schon deshalb

sehr günstig, wurde sie doch um fünf landwirtschaftliche Betriebe (Erbhöfe) reicher2a.

Auch im Gewerbe hatte sich in den letzten Jahren der Fortschritt deutlich durchgesetzt. Neben dem „Celluloid-Werk" waren Baugeschäfte, Zimmerei­und Installationsbetriebe, eine Bauspenglerei sowie eine Kunstschmiede- und Bauschlosserei ansässig geworden, nun alles zum Nutzen und Wohle der Stadt Aschaffenburg.

Nicht zu vergessen ist das „gastliche Sehweinheim" mit seiner traditionellen Gemütlichkeit29;

„Sehweinheims Gastlichkeit haben wir überall kennengelernt [ . .. ]. Die

Aschaffenburger wissen die Schweinheimer Gastlichkeit zu schätzen, wenn jetzt einmal Aschaffenburger und Schweinheimer gemeinsam ihre Bürgersteuer nach dem Schloß bezahlen, dann werden sie sicher noch viel mehr zusammensitzen in dem gastlichen Sehweinheim."

Zu den „frohen Stuben", wie der Berichterstatter in seinem Beitrag die nun „eingemeindeten" Gastwirtschaften nennt, gehörten unter anderem „Daniel in der Löwengrube" auf der Schweinheimer Höhe als mittäglicher Treffpunkt alter Herren zum Apfelwein-Schoppen, die „Ratsstube" der Brauerei Schwind,

die „Gemütlichkeit" und die „Almhütte".

Am 31. März 1939 war Sehweinheims Gemeinderat zum letztenmal versam­melt. Im Anschluß daran nahm Oberbürgermeister Wilhelm Wohlgemuth wäh­rend einer offiziellen Feierstunde seine erste Amtshandlung als Oberhaupt

des neuen Stadtteils vor: Er überreichte dem bisherigen Amtsinhaber Karl Anton Schebler seine Bestallungsurkunde als Stadtamtmann. Danach wurde

von der bisherigen Schweinheimer Polizeibehörde die „ausführende Gewalt" an die städtische Polizei übergeben, die sofort „Dienst tat" und die Polizei­stunde gebot. Vierzig Jahre später, am 31. März 1979, erinnerten sich die frü­

heren Schweinheimer Gemeinderäte und seinerzeitigen Stadträte Adam

Büttner und Rudi Schneider an die letzten Stunden Schweinheimer Eigenstän­digkeit30;

„Und nun, wie ging die Eingemeindung am 1. 4. 1939 vor sich und was brachten alles die Schwoihier?

2e Die fünf landwirtschaftlichen Betriebe waren als Erbhöfe im Besitz der Familien Bahmer, Hock, Kerz,

Motzel und Seitz. 29 Wie Anm. 24, S. 20. 30 Aschaffenburger Volksblatt 1979, Nr. 76 (31. März), S. 11.

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Festgestellt werden konnte, daß am 31. 3. 1939 im Schweinheimer Rat­

haus die letzte Gemeinderatssitzung stattfand. Als sich die letzte Stunde des Monats März näherte, krachten Böllerschüsse und ein Fackelzug

begann sich zu entwickeln. Genau um 24 Uhr hatte sich dann die dama­

lige Parteispitze, die Stadtverwaltung und der damalige Oberbürgermei­ster in der Ratsstube in Sehweinheim eingefunden. Oberbürgermeister

Wohlgemuth begrüßte die damaligen Gemeinderäte, überreichte dem letzten Bürgermeister von Sehweinheim, Anton Schebler, die Ernen­

nungsurkunde zum Stadtamtmann und vollzog dann die eigentliche Ein­gemeindung. Um 24 Uhr läuteten die Glocken, in allen Lokalen wurde gefeiert, die Sperrstunde war selbstverständlich aufgehoben, und

Aschaffenburg war mit der Eingemeindung Sehweinheims zur drittgröß­

ten Stadt des damaligen Gaues Mainfrankens geworden".

Am Sonntag, dem 23. April 1939, wurde mit einem Jestlichen Tag" die Einge­

meindung Sehweinheims begangen; die Stadt ließ sich diese Festivitäten einiges kosten: ,,Auslagen für die Morgenfeier an Orchester mit Sängerin 300

RM, Kinderbewirtung in der Turnhalle 600 RM, Abendunterhaltung mit Bier­ausschank 660 RM [ ... ];insgesamt 1850 RM"31.

Am nächsten Tag berichteten die Zeitungen ausführlich über dieses „histori­sche Ereignis": Schon um sieben Uhr morgens weckten Böllerschüsse die

Bevölkerung, schneidige Märsche, dem Zeitgeist entsprechend, und frohe Lieder klangen in den Straßen und Gassen. Besonders die Jugend, organisiert und uniformiert, war aufgerufen worden, Oberbürgermeister Wilhelm Wohlge­

muth als neues Ortsoberhaupt gebührend zu empfangen. Um 9.30 Uhr wurde er am Ortseingang von zahlreichen geladenen Gästen mit einem Ehrentrunk

begrüßt - Schweinheimer Apfelwein in einem 11glänzenden Pokal". Haupt­

sächlich Uniformen beherrschten jedoch das Ortsbild an jenem Tage, wobei

Karl Anton Schebler zum letztenmal im Mittelpunkt stand, als er die Amtszei­chen der Gemeinde endgültig abgeben mußte; das Dienstsiegel schließlich im

festlich geschmückten Rathaus mit den Worten:

,,Die Gemeinde ist nun am 1. 4. aus dem Verband des Landkreises aus­geschieden und gilt nun als Teil der Stadt Aschaffenburg. Mit diesem

Termin sind auch die Rechte und Pflichten des Bürgermeisters von Sehweinheim erloschen"32.

31 Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, Kostenvoranschlag für die Eingemeindungsfeier Aschaffen­

burg-Sehweinheim am 23. April 1939. 32 Wie Anm. 24, Nr. 95 (24. April), S. 3.

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Nach der Feierstunde im Rathaus fand am Kriegerdenkmal eine Kranznieder­legung statt, bei der Sehweinheims Sängerbund den „Psalm der Arbeit" vor­trug. Anschließend begaben sich Abordnungen und geladene Gäste in die Turnhalle, um an einer „Morgenfeier" für und mit Schweinheimer Bürgern teil­zunehmen. Nochmals sprach der Ex-Bürgermeister zu den Anwesenden:

„Wir sind seit dem 1. 4. 1939 Städter geworden und wenn wir uns schon als solche fühlen, so sind wir damit noch niemand untreu geworden [ ... ]. Mit diesem Gelöbnis übergeb ich Ihnen, Herr Oberbürgermeister, die Gemeinde Sehweinheim in den Schutz der Stadt Aschaffenb1,1rg"33.

Bereits einen Tag vor der offiziellen Übernahme Sehweinheims durch die Stadt hatte Gauleiter Dr. Otto Hellmuth den Aschaffenburger Oberbürgermei­ster Wilhelm Wohlgemuth in einem persönlich gehaltenem Brief beglück­wünscht; unter anderem schrieb Mainfrankens Gauleiter:

,,Durch die Eingemeindung Sehweinheims wird die Bedeutung Aschaf­fenburgs, der drittgrößten Stadt des Gaues Mainfranken, in außerordent­lichem Maße gesteigert. Mit reger Anteilnahme habe ich stets den raschen Aufstieg dieser rührigen Industriestadt verfolgt. Ich bin davon überzeugt, daß durch die künftige enge Zusammenarbeit der Stadt mit der Gemeinde Sehweinheim das größere Aschaffenburg befähigt ist, noch mehr als bisher seine besonderen Aufgaben in unserem Gau zu erfüllen"34.

So optimistisch von offizieller Seite die Eingemeindung auch zur Schau getragen wurde, so skeptisch, ja zum Teil sogar ablehnend betrachteten die Einwohner diesen politischen Kraftakt. Die Schweinheimer konnten den Ver­lust ihrer Eigenständigkeit - entgegen den Prognosen der neuen Obrigkeit -nicht so leicht verwinden35.

33 Ebd., S. 4. 34 Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, Brief des Gauleiters Dr. Otto Hellmuth vom 30. März 1939 an

den Oberbürgermeister der Stadt Aschaffenburg, Wilhelm Wohlgemuth. 35 Zur Eingemeindung Sehweinheims vgl. demnächst Hans Brunner, Schweinheimer Bilderbogen.

Fotodokumentation (Aschaffenburger Studien II, Dokumentationen, Bd. 4), Aschaffenburg 1989, hier besonders: Sehweinheim wird Stadt.

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Hanns Seidel - ein Leben für Bayern

von Renate Welsch

Dem Archiv für Christlich-Soziale Politik (ACSP) der Hanns-Seidel-Stiftung1

wurde im Jahre 1987 durch die Witwe des Politikers, llse Seidel, der Nachlaß Hanns Seidels übergeben. Die Manuskripte, Reden, Aufsätze, amtliche und private Korrespondenz, Wirtschaftsberichte, Protokolle, Parteiunterlagen, Presseausschnitte, Fotos und andere Dokumente stellen, wissenschaftlich ausgewertet, wichtige Quellen zur Geschichte der CSU und des Freistaates Bayern für die Wiederaufbauzeit nach 1945 dar. Die Fülle an Materialien machte es möglich, im Jubiläumsjahr der Hanns-Seidel-Stiftung2 eine Ausstel­lung über Leben und Wirken dieses für Bayern so bedeutenden und ver­dienten Politikers zusammenzustellen3.

Diese Ausstellung, die sich auf die wichtigsten Stationen der politischen Lauf­bahn Hanns Seidels beschränkt, konnte von der Hanns-Seidel-Stiftung dan­

kenswerterweise übernommen werden4. Das Stadt- und Stiftsarchiv Aschaf­

fenburg nahm die Eingemeindung Sehweinheims vor 50 Jahrens - am 1. April 1939 - zum Anlaß, den wohl größten Sohn dieses Stadtteiles in seinem Hei­matraum entsprechend zu würdigen, nicht zuletzt, weil die „Fundamente seines weltanschaulichen Strebens und Tuns" in Aschaffenburg gelegt wurden6• Vom 8. bis 28. April wird im Schönborner Hof die komplette Ausstel­

lung „Hanns Seidel - ein Leben für Bayern" zu sehen sein, ergänzt durch lokale und persönliche Streiflichter.

1 Das Archiv, München, Lazarettstraße 19, hat die Aufgabe, geschichtlich wertvolle Dokumente der CSU verschiedener Organisationsebenen - von der Landesleitung bis zu Basisgruppen - zu sam­meln, zu archivieren und der Geschichtsforschung zugänglich zu machen. Dazu gehört auch die Übernahme von Nachlässen verdienstvoller Politiker und Funktionsträger der CSU.

2 Die Hanns-Seidel-Stiftung wurde im Jahre 1967 gegründet. Ihr Auftrag ist u. a. demokratische und staatsbürgerliche Bildung, orientiert an der christlichen Weltanschauung und ihrer humansozialen Ethik. Sie vermittelt durch Seminare, Tagungen, Ausstellungen etc. poltisches und soziales Wissen, übernimmt Begabtenförderung und führt wissenschaftliche Untersuchungen durch. Im Ausland und in Ländern der Dritten Welt werden entsprechende Projekte gefördert und betreut. - Bildungszen­tren bestehen in Wildbad Kreuth und auf Schloß Banz/Staffelstein.

3 Konzeption Dr. Roman Fischer, heute Stadtarchiv Frankfurt, Ergänzung und Erweiterung durch Dr. Friedrich Hopfenmüller und Dr. Claus Brügmann, ACSP.

4 Das Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg dankt besonders Herrn Dr. Hopfenmüller für seine Be­mühungen. Die Ausstellung wurde zuletzt im Bildungszentrum Schloß Banz gezeigt.

s Vgl. dazu den Beitrag von Garsten Pol/nick, Die Eingemeindung Sehweinheims oder das Ende der Selbständigkeit, oben S. 225-234.

s Aschaffenburg trauert um Dr. Seidel, in: Aschaffenburger Volksblatt 1961, Nr. 179 (7. August), [S. 3].

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Der Lebensweg

Am 12. Oktober 1901 wird als zweites von sechs Kindern der Familie Seidel, wohnhaft in Sehweinheim, Althohlstraße 57, ein Sohn Franz Wendelin geboren, der später Hanns genannt wird, so der Eintrag auf der Meldekarte bei der Stadt Aschaffenburg, die 1927 ausgestellt und mit „Hanns Seidel" unter­schrieben wird.

Als der kleine Franz (Hans) sieben Jahre alt war, starb sein Vater, erst 33 Jahre alt, an einer Rippenfellentzündung. Vater Johann Seidel war von Beruf Kaufmann.

Daß der Knabe zum Studieren taugte, zeigte sich schon in der zweiten Klasse der Volksschule, die er in Sehweinheim besuchte. Der Pfarrer Johann Georg Sehweinfest?, der seinen Vater oft am Krankenbett besuchte, erzählte der Familie:

.,,Heut' hat der Hans sein Meisterstück in der Schul' gemacht. Den Buben laßt studieren' - ,wenn's die Mutter kann', sagte der Vater, der wußte, daß er nicht mehr aufkommen würde. Die Mutter hielt das Ver­mächtnis hoch, und der Bub durfte studieren"a.

Mit neun Jahren kam Hans, der seinen Namen erst sehr viel später mit dem zweiten „n" versah und offiziell immer noch mit „Franz" benannt wurde, in ein Internat, St. Ludwig bei Gerolzhofen9, drei Jahre später (1914) auf das König­lich Humanistische Gymnasium in Aschaffenburg, Pfaffengasse. Zu Hause hatte er ein eigenes Zimmer - etwas ganz Besonderes, weil er ja studieren mußte - und vom ersten Zeugnis gibt es eine nette Geschichte:

„Am Tag, als er sein erstes Zeugnis bekommen sollte, hüpfte er am Morgen unentwegt vom Bett auf den Stuhl und zurück: ,Heut' gibt's Zeug­nis, und lauter Einser'. Aber zuerst gab es einen Plumps, einen lauten Schmerzensschrei und eine klaffende Wunde am Knie, die genäht werden mußte. Lauter Einser waren's auch nicht, was da im Zeugnis stand"10.

Ansonsten verlief die Kinderzeit von Hanns Seidel so wie die der anderen „Schwoijer Kinner" auch: Er kletterte auf Bäume, unternahm Streifzüge durch sein Dorf, spielte mit seinen Freunden und wußte spannende Geschichten zu erzählen vom dunklen Spessart und wilden Räubern. Er war auch ein eifriger

7 Zu Pfarrer Johann Georg Sehweinfest vgl. demnächst Hans Brunner, Schweinheimer Bilderbogen,

Fotodokumentation (Aschaffenburger Studien II, Dokumentationen, Bd. 4), Aschaffenburg 1989.

s Mit Ministerpräsident Dr. Hanns Seidel Ascheberger am Staatsruder, in: Aschaffenburger Volksblatt

1957, Nr. 238 (17. Oktober), [S. 3].

e Missionsseminarien der Benediktinerkongregation von St. Ottilien, St. Ludwig am Main bei Gerolz­hofen, heute Mädchenheim. Frdl. Mitt. von P. Dr. Basilius Doppelfeld OSB, Abtei Münsterschwar­

zach. 10 Wie Anm. 8.

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Sänger, besonders am Sonntag in der Kirche, vor allem aber war er ein Bücherwurm.

Nach dem Abitur (1921) begann er das Studium der Germanistik und dann der Rechtswissenschaft in Freiburg, Jena und Würzburg (bis 1925), wo er auch 1928 das Juristische Staatsexamen ablegte. Ein Jahr darauf wurde er hier zum Doktor juris (Thema seiner Dissertation: ,,Die Bedeutung der Ausschlie­ßung des Richters in der freiwilligen Gerichtsbarkeit") promoviert und ließ sich noch 1929 als Rechtsanwalt in Aschaffenburg nieder (seit 20. April, erster Zuzug nach Aschaffenburg laut Meldekarte 1927). Seine Kanzlei hatte er in der Herstallstraße 29, später in der Weißenburger Straße 12 und 38.

Hart hatte Hanns Seidel an der ersten Sprosse zum Erfolg arbeiten müssen. Er war finanziell wahrlich nicht auf Rosen gebettet und mußte in den Seme­sterferien als Bergmann auf der Zeche „Emscher Lippe" arbeiten. So stand der zukünftige Politiker schon in jungen Jahren auf dem harten Boden, der Menschen prägt und den Charakter formt. Größe bewies der junge Anwalt gleich zu Anfang seiner beruflichen Karriere in Aschaffenburg, als er sich schon 1933 offen gegen die Nationalsozialisten stellte (noch 1932 war er aktiv in der Bayerischen Volkspartei) und kurz nach der Machtergreifung - im Juni 1933 - von der Gestapo festgenommen wurde. Unter anderem hatte der junge Rechtsanwalt die Verteidigung von Juden übernommen, was ihm mehr­mals Hetzartikel im „Stürmer" einbrachte11

• Hanns Seidel war den National­sozialisten ein solcher Dorn im Auge, daß es angebracht war, nach der Frei­lassung aus Gestapo-Gewahrsam Ende 1933 für einige Zeit zu emigrieren; er fand bei den Eltern seiner Frau llse in Memel Aufnahme.

Frau Seidel, eine geborene Tenter, stammte aus Walsum, gefunden hat sich das Paar jedoch in Aschaffenburg. Vater Tenter war ab 1920 Direktor bei den Zellstoffwerken und wohnte mit seiner Familie zuletzt in der Ziegelbergstraße 17 (1927). Hanns Seidel wurde in das Haus Tenter gerufen, um Nachhilfeun­terricht zu erteilen. Doch erst Jahre später „funkte" es zwischen den beiden, und man verlobte sich zu einer Zeit, als llse mit ihren Eltern nach Memel zog. Geheiratet wurde am 20. August 1929 in Königsberg, der Hausstand wurde in Aschaffenburg gegründet (Jahnstraße - jetzt Sehwindstraße - 11 ). Der Ehe entsprossen zwei Söhne, Hans Joachim Georg (1931) und Christian Friedrich (1935), beide in Aschaffenburg geboren.

Während der NS-Zeit war Hanns Seidel nach seiner Rückkehr weiter als Wirt­schaftsjurist tätig, bis er 1940 zum Kriegsdienst eingezogen wurde. Sein Bruder Josef wußte über die Widerstandshaltung Hanns Seidels zu berichten:

11 Vgl. dazu Tat. 1 der Ausstellung mit dem Thema „Hanns Seidel und der Nationalsozialismus", hier auch der Entnazifizierungsbogen.

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,,Es war wenige Tage vor Ausbruch des Krieges, als ich Hanns klarzu­machen versuchte, daß er nun endlich seine ablehnende Haltung gegen­über den Nazis revidieren müsse [ ... ]. Aber mein Bruder wollte davon nichts wissen. Er war fest davon überzeugt, daß Hitler Deutschland ins Verderben führen und der Krieg verloren gehen würde"12.

Nach Kriegsende wurde Hanns Seidel bereits am 12. Oktober 1945 zum Landrat des Kreises Aschaffenburg berufen. Das Amt hatte er bis 1947 inne. Er gehörte auch zu den Männern der ersten Stunde, die die CSU in Unter­franken ins Leben riefen. ,,Er verschrieb sich sofort der überall in Deutschland entstehenden Idee, die beiden christlichen Konfessionen in der politischen Arbeit zusammenzuführen und eine große Bewegung zu schaffen"13. 1946 wurde er Mitglied der Verfassungsgebenden Landesversammlung und Land­tagsabgeordneter (Stimmkreis Obernburg, später Obernburg-Miltenberg).

Als Hanns Seidel am 20. September 1947 als erster nichtsozialdemokrati­scher Wirtschaftsminister der Nachkriegszeit ins Kabinett Dr. Hans Ehard ein­trat, erwarteten ihn zahllose Probleme, die in einem daniederliegenden Land zu lösen waren: Eingliederung der Heimatvertriebenen, Übergang vom Agrar­zum Industriestaat, Hebung der Wirtschaftskraft, Wiederaufbau und Wieder­belebung des kulturellen Lebens. Hanns Seidel wurde einer der Schöpfer des „neuen Bayern", der konsequent den Neubeginn steuerte, der als „Mann von Maß und Mitte" immer mit Bescheidenheit, jedoch beharrlich, seine Ziele ver­folgte. Als Wirtschaftsminister führte er einen harten Kampf gegen eine „allzu bürokratische Wirtschaftsverwaltung, zeigte in Verhandlungen mit der Militär­regierung Schlagfertigkeit und Wendigkeit"14. Diese „Wendigkeit" bewies er 1948 auch in Aschaffenburg, als er dem Kommandeur der amerikanischen Militärregierung, Major Charles Emerick, die Neugründung des Maintal-Sän­gerbundes (gegründet 1858) abrang. Ihm zur Seite stand bei diesen Bemü­hungen um die Erneuerung des Musiklebens im Landkreis Bürgermeister Karl Fuß aus Laufach15_

Als 1954 die CSU während der Viererkoalition Wilhelm Hoegners16 auf die Oppositionsbank mußte, wurde Hanns Seidel als Konsequenz seiner erfolgrei­chen Wirtschaftspolitik zum Sprecher und kurz darauf zum Parteivorsitzenden der Christlich-Sozialen Union gewählt. Nun bewies sich von neuem sein aus-

12 Mit der Mutter von Dr. Hanns Seidel freut sich seine Vaterstadt: Künftiger Regierungschef aus Sehweinheim, in: Main-Echo 1957, Nr. 239 (16. Oktober), S. 7.

13 Franz-Josef Strauß, In memoriam Hanns Seidel, in: Augsburger Allgemeine 1961 (9. August). 14 Ein Mann von Maß und Mitte, in: Main-Echo 1961, Nr. 179 (7. August). 1s Die Familie Seidel wurde 1944 nach Laufach evakuiert. Freundliche Mitteilung von Franz Wüst,

Sehweinheim. 1s Die Viererkoalition: SPD, BP, FDP, GB/BHE (Gesamtdeutscher Block/Bund der Heimatvertriebenen

und Entrechteten).

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gleichendes Wesen, das ihm bei Parteifreund und politischem Gegner glei­chermaßen Achtung verschaffte. Nicht in destruktiver Kritik, sondern in der Durchsetzung der bayerischen Belange sah er die oberste Aufgabe der Oppo­sition in Bayern. Die Landesversammlung der Partei wählte ihn am 21. Januar 1955 zum Landesvorsitzenden. In diesen Jahren widmete er sich dem organi­satorischen Ausbau und der Verjüngung der Partei.

Die große Stunde des Hanns Seidel aus Sehweinheim kommt mit seiner Wahl zum Bayerischen Ministerpräsidenten am 16. Oktober 1957 nach dem Zusam­menbruch der Viererkoalition. Die lokale Presse reagiert mit verständlichem Stolz auf einen „Ascheberger am Staatsruder"17 und einen künftigen ;,Regie­rungschef aus Schweinheim"18. Die Mutter Christine Heßler, verw. Seidel, geb. Nagel, bescheiden wie ihr Sohn, ist „froh darüber, daß der Bub es zu einem so hohen Amt gebracht hat", stolz aber, so sagte sie, sei sie nicht19.

Schon im Jahre 1949 war die Familie Seidel aus Aschaffenburg nach Mün­chen-Grünwald gezogen. Jetzt wurde Frau llse Seidel, die in dem neuen Haus im Münchner Stadtteil Gern, Tizianstraße, bisher als „erste Dame" der Seidel­Familie für häusliche Geborgenheit gesorgt hatte, zur „First Lady" des Landes Bayern. Die Presse schrieb damals über ein Interview mit der Gattin des neuen Ministerpräsidenten:

,,Sie sei eben, sagt sie, im Grunde eine häusliche Frau mit geringer Nei­gung, öffentlich hervorzutreten, und habe darum eine gewisse Scheu davor, sozusagen zur ,Landesmutter' erhoben zu werden. Die Pflichten als Frau eines in der Öffentlichkeit wirkenden Mannes freilich sind ihr seit langem vertraut. Sieben Ministerjahre durch schon fielen sie ihr zu - und sie erfüllte sie - eine Dame von unaufdringlicher, untadeliger Eleganz und einem bei aller Distanz rasch aufgeschlossenen Wesen, eine sehr mütterliche Frau"20_

Nur kurze Zeit sollte Hanns Seidel sein Amt als Landesvater ausüben können: Am 21. Januar 1960 trat er als Ministerpräsident aus gesundheitlichen Gründen zurück. Schon in seiner Zeit als Wirtschaftsminister litt er an einem Magen-Galle-Leber-Leiden, das eine Operation und strenge Diät erforderlich machte. Von den Folgen eines Autounfalles, den er am 22. Juli 1958 auf einer Fahrt nach Lohr zum 26. Bundessängerfest erlitt21, erholte sich Hanns Seidel 17 Wie Anm. 8. 1a Wie Anm. 12. 19 Vgl. ebd.; am 29. März 1961 starb die Mutter nach kurzer Krankheit, nur wenige Monate vor ihrem

Sohn. 20 Die neue „Erste Dame" des Landes Bayern, in: Münchner Merkur 1957 (28. Oktober). 21 Hanns Seidel war der Schirmherr des Festes vom 4. bis 7. Juli 1958 in Lohr. Am Samstag, 6. Juli,

verunglückte sein Wagen auf der Autobahn München-Nürnberg in der Nähe der Gemeinde Buch/

Landkreis Eichstätt; vgl. dazu: 20 000 waren beim Sängerbundfest, in: Main-Echo 1958, Nr. 152

(7. Juli), S. 3.

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nie mehr. Im September 1959 kam er mit einer Rückenwirbelerkrankung als Folge des Unfalles in klinische Behandlung, und bis zu seinem frühen Tod 1961 konnte er aus der Obhut der Ärzte nicht mehr entlassen werden22. Am 20. Februar 1961 tritt Hanns Seidel auch vom Parteivorsitz zurück „weil erauch selbst angesichts der bevorstehenden Bundestagswahlen einen gesundenund voll einsatzbereiten Politiker an der Parteispitze wünschte"23, und machtdamit den Weg frei für den späteren bayerischen Ministerpräsidenten FranzJosef Strauß, seinerzeit Bundesverteidigungsminister, der am 18. März 1961zum CSU-Parteivorsitzenden gewählt wird.

Am 5. August 1961 stirbt Ministerpräsident a. D. Dr. Hanns Seidel in einem Münchner Krankenhaus. Bundesweit und auch im Ausland berichtete die Presse bis Ende August über Tod und Staatsbegräbnis am 9. August auf dem Münchner Westfriedhof. Nachrufe und Traueranzeigen gaben Zeugnis vom hohen Ansehen des „klugen, weitsichtigen und grundsatztreuen Staats­mannes[ ... ], der klar die geistigen Grundlagen dieser großen Volkspartei her­ausgearbeitet hat"24. Auch bei seinen politischen Gegnern, die niemals seine persönlichen Feinde waren, löste der Tod Hanns Seidels Trauer und Bestür­zung aus. In einer Trauersitzung des bayerischen Kabinetts im Ministersaal der Staatskanzlei in München gedachte der amtierende Ministerpräsident Dr. Hans Ehard in Anwesenheit der politischen Prominenz und der beiden Söhne Dr. Joachim und Dr. Christian Seidel des Verstorbenen.

Die Aschaffenburger Presse schrieb über die Beisetzung:

„Unter außergewöhnlich großer Anteilnahme der Bevölkerung wurde gestern mittag auf dem Westfriedhof die sterbliche Hülle von Dr. Hanns Seidel beigesetzt. Das Grab zwischen jungen Birkenbäumen versank unter einem Hügel von Blumen und Kränzen. Obwohl eine große Anzahl von namhaften Persönlichkeiten nach München gekommen war, um dem nach langer Krankheit gestorbenen bayerischen Ministerpräsi­denten a. D. beim Staatsbegräbnis die letzte Ehre zu erweisen und um von einem treuen Freund Abschied zu nehmen, sprach am offenen Grab nur der Priester einen kurzen, aber ergreifenden Nachruf. Bereits am Vormittag hatt� sich eine große Trauergemeinde, darunter eine Delega­tion aus Dr. Seidels Heimatstadt Aschaffenburg, zum feierlichen Requiem in der Theatinerkirche eingefunden. Während der Münchner Weihbischof Kapitular-Vikar Dr. Neuhäusler im schwarzgoldenen Meß­gewand und in weißer Trauermitra das Requiem zelebrierte, versam-

22 Ab Frühjahr 1960 befand sich Hanns Seidel ununterbrochen im Krankenhaus, schon 1959 hielt er sich mehrmals in Kliniken auf und war zur Kur in Bad Kissingen.

23 Ministerpräsident a. D. Dr. Hanns Seidel gestorben, in: Münchner Merkur 1961 (7. August). 24 Nachruf der Christlich-Sozialen Union am Untermain mit dem Stimmkreis Obernburg-Miltenberg, in:

Main-Echo 1961, Nr. 180 (8. August) S. 9.

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melte sich auf dem Odeonsplatz eine große Menschenmenge, um ihre Anteilnahme am Tode des geachteten Politikers zu beweisen. Es war auch ergreifend zu sehen, wie sich am Grab, hinter dem Karree der mili­tärischen Ehrenzüge und der stattlichen Zahl offizieller Gäste eine nach Hunderten zählende Menge aus allen Schichten der Bevölkerung scharte, um mit dem Priester das Gebet für den Verstorbenen zu spre­chen"25.

Dr. Hanns Seidel wurden zu Lebzeiten und auch posthum Ehrungen zuteil, die seine großen Verdienste durch offzielle Zeichen würdigten. So wurde er 1957 mit dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband ausge­zeichnet, 1959 erhielt er als Zeichen der Ehrensenatorwürde der Julius-Maxi­milian-Universität Würzburg die goldene Ehrennadel am Band. Im Juli 1960 wurde ihm eine der höchsten kirchlichen Auszeichnungen zuteil: Papst Johannes XXIII. verlieh ihm das Großkreuz des Gregorius-Ordens.

1965 nahm die Witwe llse Seidel in Anerkennung der Verdienste Hanns Sei­dels um das Zustandekommen der Bayerischen Verfassung (sie trat am 8. Dezember 1946 in Kraft) und deren Verwirklichung die goldene Verfas­sungsmedaille aus der Hand des Landtagspräsidenten Rudolf Hanauer entge­gen.

Neben seinem politischen Werk hinterließ Hanns Seidel auch ein schriftliches;

es erschienen Aufsätze und Monographien, so unter anderem „Vom Mythosder öffentlichen Meinung", Paul Pattloch Verlag Aschaffenburg, als nachge­

lassenes Werk, das er noch kurz vor seinem Tode vollendete, erschienen imSeptember 1961. - ,,Zeitprobleme", gesammelte Aufsätze und Vorträge von

Hanns Seidel, im gleichen Verlag 1960.

In Aschaffenburg wurde im Stadtteil Leider eine Straße nach Hanns Seidelbenannt, das Schulzentrum in Hösbach, eingeweiht am 6. Juli 1976, erhielt

seinen Namen:

„Mit der durch Beschluß im Kreistag herbeigeführten Benennung des Schulzentrums des Landkreises in Hösbach in ,Dr. Hanns Seidel-Schul­zentrum' ehrte der Landkreis Aschaffenburg eine der herausragendsten Persönlichkeiten der neueren Zeit aus unserem Heimatgebiet [ ... ]. Der Name, den das Schulzentrum erhalte, solle die Verbundenheit mit den Menschen unserer Heimat wecken und auch den Stolz darauf, daß aus unserem Heimatgebiet große Persönlichkeiten hervorgegangen seien und daß wir die Konkurrenz mit anderen Regionen nicht zu scheuen

brauchten"26.

2s Ein Hügel von Kränzen unter grünen Birken, in: Main-Echo 1961, Nr. 182 (10. August), S. 8; vgl.

auch: Letztes Geleit für Hanns Seidel, in: Aschaffenburger Volksblatt 1961, Nr. 182 (1 o. August),

s. (1].26 Franz Staudt, Ehrung für einen großen Sohn unserer Heimat, in: Region Untermain aktuell 1971,

Nr. 19 (19. Juli).

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Das Jahr 1988 im Pressespiegel

von Renate Welsch und Helmut Reiserth

2. 1. Vor 75 Jahren, am 2. Januar 1913, wurde auf Geheiß „Se. Majestät des Königs" durch das Königreich Bayern in Aschaffenburg ein Kul­turbauamt eingerichtet, das heutige Wasserwirtschaftsamt. Die Anfänge dieser Behörde reichen bis in das Jahr 1872 zurück, als hier für den bayerischen Untermain ein „Straßen- und Flußbauamt" instal­liert wurde. 1987 wickelte das Wasserwirtschaftsamt mit nahezu 70 Mitarbeitern jährlich Baumaßnahmen in einer Größenordnung von 20 bis 30 Millionen DM ab. Die „Wächter der Wasserqualität" sind für die Wasserversorgung, die Sicherung der Gewässergüte, die Abwasser­beseitigung und die Unterhaltung der Flüsse zuständig.

12. 1. Bei der letzten Allgemeinen Viehzählung (die Tierbestände werden imZwei-Jahres-Turnus erfaßt) wurden am 3. Dezember 1987 im Stadt­gebiet noch 40 Pferde, 436 Rinder, 1016 Schafe und 96 Schweine ermittelt. Als Kleinvieh tummelten sich 924 Hühner, 13 Gänse, 29 Enten und zwei Truthühner. Die 67 landwirtschaftlichen Betriebe (Stand 1984), größtenteils in Damm, Sehweinheim, Obernau und Gailbach, bewirtschafteten eine Fläche von rund 3360 Hektar.

16. 1. Vom 16. Januar bis 15. Februar fand im Schönborner Hof eine Aus­stellung des Zeitungsmuseums Meersburg, ausgerichtet von Stadt­und Stiftsarchiv sowie Main-Echo, statt. Im Hauptteil wurden die ersten Jahrhunderte der periodischen Presse, die „frühen Zeitungen und ihre Macher", vorgestellt, die lokale Pressegeschichte stellten Archiv und Main-Echo zusammen.

18. 1. Am 16. Januar wurde dem 100 000sten Fahrgast des Pendelinusoder Duddeschleppers, wie der kostenlose Pendelbus zwischen Volksfestplatz und Rathaus genannt wird, eine „blumige" Überra­schung zuteil. Oberbürgermeister Dr. Willi Reiland freute sich über die immer größere Beliebtheit, die das Park-and-Ride-System zur Entla­stung der Innenstadt findet.

21. 1. Julius F. Johnson, Kommandeur der in Aschaffenburg stationierten3. US-Brigade der 3. Infanterie Division, gab sein Kommando anBurnet R. Quick ab. Johnson avancierte zum Brigade-General imStab des Weißen Hauses und wird die Amtseinführung des neuenUS-Präsidenten im Januar 1989 vorbereiten. Die Fahnenübergabeerfolgte am 20. Januar mit militärischem Gepränge.

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4. 2. Die „größte Baugrube" inmitten der Stadt wurde für den Bau der Stadthalle vor dem Schloß ausgehoben. 12 Meter tief im Erdreich wird auf einem Katastrophen-Schutzraum eine Tiefgarage für 480 Fahr­zeuge entstehen, darauf der eigentliche „kulturelle Mittelpunkt" der Stadt. Rund 54,7 Millionen DM sind bisher dafür veranschlagt. Der Bauplan sieht die Eröffnung für Herbst 1991 vor.

5. 2. Ob bürgerlicher oder königlicher Baum, die Fällung der Alexandra­Buche im Park Schönbusch war für die Aschaffenburger ein schmerz­hafter Verlust. Alle Rettungsversuche scheiterten. Auch nach dem „Sterben" des Baumes bleiben Zeitpunkt und Anlaß seiner Pflanzung - 1826 anläßlich der Geburt der Tochter König Ludwigs· 1. in Aschaf­fenburg (Alexandra) oder 1846, als dem Hofgärtner Siebold eineTochter Hermine geboren wurde - im dunkeln.

9. 2. Eine Dauer-Ausstellung zur Stadtgeschichte, zusammengestellt vom Stadt- und Stiftsarchiv, wird künftig - Zug um Zug, angefangen von den ersten Zeugnissen - allen Besuchern, vor allem den Reservi­sten, in der Dienststelle des Verteidigungskreiskommandos 642 in der Goldbacher Straße Einblick in die Geschichte der Stadt gewähren. Alle sechs Monate soll ein weiterer Schritt bis hin zur Gegenwart dokumentiert werden. Die Städtische Musikschule unter der Leitung von Burkard Flecken­stein konnte ein erfolgreiches Abschneiden beim Regionalentscheid des Wettbewerbs „Jugend musiziert" verbuchen. Preise wurden ver­geben in verschiedenen Kategorien und Leistungsstufen: Solo-Kla­vier, Violoncello, Blockflöten-Quartett.

11. 2. Aschaffenburg von A bis Z dokumentiert die neue, überarbeitete Bro­schüre „Unsere Stadt Aschaffenburg", 3. Auflage. Aktuelle Informa­tionen aller wesentlichen Bereiche des Stadtlebens - Verwaltung, Wirtschaft, Kultur, Geschichte - findet der Bürger auf insgesamt 156 Seiten.

24. 2. Mit dem Fotoband „Menschen in Aschaffenburg 1865-1930" erschiender erste Band der „Aschaffenburger Studien, II. Dokumentationen", herausgegeben von der Stadt Aschaffenburg durch das Stadt- und Stiftsarchiv. Mehr als 150 Aufnahmen und informative Texte zeichnen eine Stadtgeschichte in Bildern, die mit zwei weiteren Bänden fort­gesetzt werden soll.

27. 2. Am 31. Dezember des Jahres 1987 wurden in der Stadt 59 564 Ein­wohner - die höchste Zahl bisher - gezählt. Innerhalb von zwölf Monaten war ein Zuwachs von 451 Personen zu verzeichnen gewesen als Fortsetzung einer seit 1985 anhaltenden Wachstumsten-

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denz (Damm 116, Nilkheim 63, Sehweinheim 46, Obernau 40, Gail­bach 18, Obernauer Kolonie 8). Einwohnerverluste betrafen Leider (-15), Strietwald (-19) und die Österreicher Kolonie (-19).

29. 2. Das Kulturamt der Stadt veranstaltete zusammen mit dem Evangeli­schen Jugendzentrum vom 26. bis zum 28. Februar mit Erfolg die 3. Aschaffenburger Filmtage. Junge Filmemacher aus der Bundesre­publik zeigten dabei Streifen wie „Morgens zwischen fünf und sieben"und „Hallo Julia Halleluja" in Super 8. Insgesamt standen zehn Filmeauf dem Programm, ohne dabei gegeneinander im Wettbewerb anzu­treten.

1. 3. Am 27. Februar verstarb der aus Böhmen (geb. am 26. August 191 0 in Graslitz) stammende Maler Fritz Schiffner; seit 1954 lebte und arbeitete der Künstler in Stockstadt. Sein Werk war geprägt durch die Wechselhaftigkeit seines Lebens und dessen Begleitumstände: gegenständlich und abstrakt, impressionistisch und symbolistisch. Die Werke seiner letzten Lebensjahre spiegelten die Bedrohung durch Umwelteinflüsse und -zerstörung wider.

3. 3. Für rund 1,8 Millionen DM wurde in der Fasanerie ein neuer Forst­betriebshof errichtet. Um einen Mannschafts- und Holzhof gruppieren sich die Sozialräume sowie eine Holzwerkstatt (für Arbeiten während der Winterzeit). Davor liegt der Maschinenhof - Werkstatt, Wartungs­halle, Garage, Waschplatz für forstliche Spezialfahrzeuge. Baustil und Anordnung der Gebäude entsprechen zusammen mit dem gegenüberliegenden Gaststättenhaus in etwa dem Bild des ehema­ligen Gutshofes an dieser Stelle.

7. 3. Aus der Oberbürgermeisterwahl ging das bisher amtierende Stadt­oberhaupt, Dr. Willi Reiland, als strahlender Sieger hervor. Er verwies den Kandidaten der CSU, Dr. Werner Bokr, mit nur 22, 10% auf einen enttäuschenden Platz. Mit 72,38% lag das Wahlergebnis für Dr. Rei­land noch deutlich über dem von 1982 (65,18%).

8. 3. Zum zweitenmal konnte das Aschaffenburger Finanzamt (zuständig für Stadt und Landkreis) die Milliarden-Schallmauer durchbrechen. Mit 1,091 Mrd. DM lag das Steueraufkommen 1987 um 101 Millionen DM über dem von 1986. Einnahme-Ausfälle gab es aufgrund der Zunahme der schadstofffreien Kraftfahrzeuge lediglich bei der Kfz­Steuer, die jedoch durch beachtliche Zunahmen bei Lohn- und Ein­kommenssteuer, Umsatz- und Körperschaftssteuer mehr als wett­gemacht wurden.

10. 3. ,,Fremdenverkehr im Aufwind" - Aschaffenburg hatte 1987 imGegensatz zu den Spessartgemeinden 1,7% mehr Übernachtungen

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zu verbuchen. Der Verkehrsverein Aschaffenburg mit derzeit 238 Mit­gliedern (Vorsitzender Theo Kahl) forderte in seiner Mitgliederver­sammlung mehr Touristik-Werbung, zugeschnitten auf die Belange

der Stadt.

16. 3. Am 15. März konnte der Ehrenbürger Kurt Frenzel in bemerkens­

werter Frische seinen 80. Geburtstag begehen. Zahlreiche Gratu­lanten überbrachten dem verdienten Kommunalpolitiker Glückwün­sche. „Evakuierung" von 700 Anwohnern der Luitpold-, Friedrich- und Weißenburger Straße. Grund hierfür war eine amerikanische 5-Zent­ner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg, die am 15. März um 11.30

Uhr bei Kabelarbeiten an der Kreuzung entdeckt worden war. Gegen 18 Uhr war die Bombe durch ein Spezialisten-Team entschärft.

18. 3. Am kommenden Wochenende (19./20. März) wird der CCC (CarnevalClub Concordia) als ältester Karnevals-Verein in Aschaffenburg sein

50jähriges Bestehen feiern. Aus einer Stammtischrunde heraus, die sich regelmäßig im „Neuen Hopfengarten" traf und sich von der Wirtin

Else Schneider und deren Schilderungen der Määnzer Fasenacht begeistern ließ, gründete sich am 12. März 1938 der Verein. Den ersten Rathaussturm, inzwischen schon Tradition geworden, erlebten die Aschaffenburger Ratsh�rren 1951. Seit 1978 wird eine Club-Zeit­

schrift „Eulenspiegel" herausgegeben; die Aktivitäten der Club-Mit­glieder erstrecken sich über das ganze Jahr.

2. 4. Sozusagen als Ostergeschenk an die Bürger wurde die berühmte „Beweinung Christi" von Matthias Grünewald ans Tageslicht geholt und ist künftig jedem Betrachter zugänglich. Bisher war die Predella,

der Sockel eines Altaraufsatzes, entstanden um 1525, an der gleichen Stelle hinter einer Safetüre, die jetzt von einer Panzerglasscheibe

abgelöst wurde, verborgen gewesen.

11. 4. Am Weißen Sonntag feierten in Aschaffenburg insgesamt 363 Kinder

- 163 Jungen und 200 Mädchen - ihre erste heilige Kommunion. Inden Pfarreien Maria Geburt (Sehweinheim) und St. Michael (Damm)

begingen dabei die meisten Kinder (49 und 46) ihren großen Tag.

19. 4. Hans-Joachim Maile, Bauleiter des Stadthallenneubaues, konnte am

18. April den Oberbürgermeister einladen, den Startschuß zumzweiten Bauabschnitt zu geben. Mit dem obligatorischen Bieranstich

wurden die Aushubarbeiten termingerecht abgeschlossen und mit

den Rohbauarbeiten für die Tiefgarage begonnen.

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Das zähe Ringen der Bürgerinitiative zeitigte Erfolg: Mit 24 zu 18Stimmen entschied der Stadtrat nun doch für eine „möglichst original-

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getreue Rekonstruktion" der Löwenapotheke. Die Mehrheit des Ple­nums folgte dabei einer Empfehlung der Bürgerversammlung vom 15. März und stürzte damit gleichzeitig den Beschluß des Kommunal­parlamentes vom Juli 1987. Der Pfungstädter Architekt Christian

Lauffs (5. Preis im Architektenwettbewerb) wird seine Fachwerk­Lösung entsprechend umsetzen.

25. 4. Positive Bilanz bei der Aschaffenburger Feuerwehr: Mitgliederzahlkonstant, keine Nachwuchssorgen, 24 722 geleistete Dienststunden. In der Hauptversammlung erklärte der verdiente Kommandant Kurt

Drutzel, nicht mehr kandidieren zu wollen. Als Dienststellenleiter wird er im Juni in den Ruhestand treten. Sein Abschiedsgeschenk an Wehr und Bürger: eine Festschrift „ 125 Jahre Freiwillige Feuerwehr Aschaf­

fenburg 1862-1987".

27. 4. Aschaffenburg erhält eine Fachschule für Altenpflege, eingerichtetvon der Hans-Weinberger-Akadamie in der Frohsinnstraße 15. Zunächst sollen 25 Schülerinnen und Schüler unter Kursleiter Ewald Grieser in 18 Monaten Theorie und Praxis im Umgang mit den Alten lernen und mit einer Abschlußprüfung als staatlich anerkannte Alten­

pfleger entlassen werden.

28. 4. Eine neue Attraktion für die Stadt ist der „größte Maibaum in Bayern",der vom Kgl. Bayer. Stammtisch erstmals im Herzen der Stadt - zwi­schen Stadttheater und Rathaus - aufgestellt werden wird. Er über­ragt mit 35 m Höhe den Münchner „Kollegen" um drei Meter. Zunft­bilder vom Untermain und das Wappen des Kgl. Bayer. Stammtisches

zieren den „88 Jahre alten" Stamm.

29. 4. Fast so alt wie der Stadtteil Nilkheim ist die Schule, die am 26. April1938 bezogen wurde. Charakteristisch für das Gebäude ist das Uhr­

türmchen. 1951 wurde die Schule erweitert, damals wurden 230 Kinder in fünf Klassen unterrichtet. Heute sind es nur noch 154 Jungen und Mädchen in der Nilkheimer Grundschule. 1970 wurden die 7. und 8. Jahrgangstufe in die Schweinheimer Pestalozzischule verlegt. 1988 müssen die Schüler der 7. bis 9. Klassen aus Nilkheim den weiten Weg bis Obernau in Kauf nehmen. Die Klassen 5 und 6

wurden 1973 nach Leider, in die Erthal-Schule, verlegt.

11. 5. Das Lokal-Radio feiert sein einjähriges Bestehen. Seit dem 15. Mai1987 können die Hörer auf der Frequenz 91,6 kHz das Programm der Welle Untermain empfangen; daneben strahlen noch Radio Prima­

vera und ARA Musik, Werbung und lokale Informationen auf dieser

Frequenz aus.

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16. 5. Zum siebtenmal war die Eissporthalle Schauplatz der Aschaffen­burger Mineralienbörse. Gekauft und getauscht wurden bei über 70 Händlern und Sammlern Mineralien und „Exotisches" aus aller Herren Länder. Auch bearbeitete Rohstoffe wie Ketten, Uhren, Vasen, Ringe, Figuren etc. gab es zu bestaunen und vor allem „mitzu­nehmen", ebenso Fachbücher, Lupen, Mikroskope etc.

19. 5. Erst seit 25 Jahren gibt es in der Stadt einen „ Verein LebenshilfeAschaffenburg und Umgebung"; zuvor hatten geistig behinderte Men­schen noch nicht einmal die Möglichkeit, eine Sonderschule, wie die

Comenius-Schule, zu besuchen. Zu den Einrichtungen des Vereins gehören eine schulvorbereitende Einrichtung für 3-6jährige Jungen

und Mädchen, eine Frühförderstelle für Kleinstkinder, eine Tagesför­derungsgruppe, die Tagesstätte und der familienentlastende Dienst. Seit 1986 ist Dr. Artur Vorberg in der Nachfolge von Dr. Alfred Schmelz Vorsitzender des Aschaffenburger Vereins.

20. 5. 20 Jahre Aschaffenburger Schloßkonzerte sind die stolze Bilanz derMusikszene seit den Gründertagen 1968 durch Prof. Josef Zilch, damals Leiter des Musischen Gymnasiums (Kronberg-Gymnasium). Zunächst musizierten im Treppenhaus des Schlosses Johannisburg einheimische Künstler, zu denen sich im laufe der Jahre immer mehr Musiker aus der näheren Umgebung gesellten. Bläser kamen aus Frankfurt, und seit etwa zehn Jahren hat sich ein Stamm gebildet, der zum festen Bestandteil des Collegium Musicum zählt. Auch große

Solisten wie Otto Büchner, Karl Richter etc. waren bereits Gäste in Aschaffenburg.

21. 5. Zur „sportlichsten Schule Bayerns" wurde für das Jahr 1987 die

Maria-Ward-Schule gekürt: 658 Schülerinnen - 64,8% aller Gymna­siasten - erwarben hier das Sportabzeichen. Schulleiterin Schwester

M. Renata Rohleder konnte einen Scheck für den Fachbereich Sportentgegennehmen.

26. 5. Vom 27. Mai bis 2. Juli wird im Schönborner Hof eine Ausstellung

„Kriegs- und Inflationsnotgeld im Raum Aschaffenburg", ausgerichtet vom Stadt- und Stiftsarchiv und vom Geschichts- und Kunstverein

Aschaffenburg e. V., zusammengestellt von Hanns Heike Munckel,

Amorbach, zu sehen sein. 65 Jahre nach dem Höhepunkt der Inflation

zeigt das Archiv aus eigenen Beständen und der reichen Sammlung

Munckels alle Arten von Notgeld - Scheine, Münzen, Kuriositäten -

bis hin zu den höchsten Werten (Aschaffenburg: 1 Billion Mark).

13. 6. Am 12. Juni feierten Eltern und Kinder das 50jährige Jubiläum desStrietwälder Kindergartens. Einst durch Dämmer Siedler als „Verein

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für Kranken- und Seelsorgehilfe St. Konrad" initiiert und als NS-Kin­dergarten eingeweiht, entwickelte sich diese Stätte bis heute zu einer

modernen Einrichtung der vorschulischen Erziehung. Bis zur Auf­lösung des Konvents der Schwestern vom Allerheiligsten Erlöser, Würzburg, wirkte dieser, wie überall in den Spessartgemeinden, segensreich in der Strietwald-Siedlung. Heute betreuen vier Erziehe­rinnen insgesamt vier Gruppen mit 120 Kindern. Auch der Neubau 1980 bis 1982 kann den Andrang des Nachwuchses nicht mehr

fassen.

15. 6. Die Wandgemälde im Ballsaal des ehemaligen Offizierskasinos(heute Domizil der Amerikaner, Jägerkaserne, Kochstraße), in einer Spezialtechnik vom Aschaffenburger Maler Adalbert Hock auf Putz gemalt, werden in die Denkmalliste aufgenommen. Diese reizvollen Szenen aus dem höfischen Leben des 18. Jahrhunderts entstanden

1898.

24. 6. Der Lions Club Aschaffenburg-Alzenau erwarb durch eine großzügigeSpende die Totenmaske des Dichters Giemens Brentano, der in Aschaffenburg verstarb und auf dem Altstadtfriedhof begraben liegt. Sie ging als Dauerleihgabe an das Schloßmuseum. Für 8000 DM ging

das Exponat in das Eigentum der Liens-Fördergemeinschaft

(gegründet 1983) über.

5. 7. Am 3. Juli lud die griechisch-orthodoxe Gemeinde in Aschaffenburg, ihre Mitglieder ein, das 25jährige Jubiläum der Kirchengemeinde zu

feiern. Der Gottesdienst wurde von Erzpriester Antonios Maroussis in der Katharinenkapelle, Löherstraße, zelebriert, die am 4. Mai 1980

von der Stadt an die griechische Gemeinde übergeben worden war. Die griechisch-orthodoxe Kirche ist die drittgrößte Glaubensgemein­

schaft in Deutschland.

6. 7. Am Sonntag, dem 10. Juli, werden die umgebauten Räume (Kosten rund 200 000 DM) des Kindergartens in der Gutwerkstraße in Sehweinheim nac.h halbjähriger Bauzeit eingeweiht werden. Künftig

wird er den Namen der Ordensgründerin der Armen Schulschwestern - Theresia Gerhardinger - , die den Kindergarten leiten, tragen undTheresia-Kindergarten heißen. Bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts

wirken die Armen Schulschwestern segensreich in Sehweinheim.

11. 7. Eine „kleine Oase für behinderte Bürger" konnte OberbürgermeisterDr. Willi Reiland mit dem Duft- und Tastgarten im Schöntal über­geben. 2000 verschiedene Pflanzen - von Petersilie über Katzen­

minze bis hin zu Lavendel - blühen und verströmen ihren Duft im „Klostergärtchen". Schilder mit Druck- und Blindenschrift informieren

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über die deutschen und botanischen Namen der Pflanzen. - 180 000 DM investierte die Stadt in diese Anlage, die vom Garten- und Fried­hofsamt unter Leitung von Klaus Thürsam verwirklicht wurde.

14. 7. Das Stadt- und Stiftsarchiv widmete dem Österreicher Denkmal, dasder gleichnamigen Kolonie seinen Namen gab, genau 120 Jahre nach dessen Errichtung eine Ausstellung im Schönborner Hof. Werner Krämer, Aschaffenburg, hatte sich die Mühe gemacht, in Wort und Bild darzustellen, was zur Errichtung (Grundsteinlegung war genau ein Jahr zuvor) führte: die Ehrung der gefallenen Österreicher im Deutschen Krieg 1866 bei den Kämpfen um Aschaffenburg (14. Juli 1866) zwischen Österreich und Preußen.

15. 7. Am 29. Juni erblickte kurz vor Mitternacht der 60 000ste Aschaffen­burger Bürger - Andreas Herdt - das Licht der Welt. Sollte der Knabe einmal das Metzgerhandwerk erlernen, würde er eine Fami­lientradition fortsetzen, die schon in der vierten Generation im glei­chen Haus in der Sandgasse besteht. - Seit 1985 hält in Aschaffen­burg der Einwohnerzuwachs konstant an (1985: 250; 1986: 334; 1987: 451; 1. Halbjahr 1988: 436). Allein in den ersten sechs Monaten 1988 wurden 381 Babies geboren. Das Frauenhaus in Aschaffenburg wird zum 20. Juli seine Pforten öffnen, um hilfesuchenden Frauen Zuflucht zu gewähren. Geleitet wird diese neue Einrichtung (genehmigt durch Stadtratsbeschluß vom 2. Februar 1987) von der Arbeiterwohlfahrt unter der Leitung derFrauenhaus-Fachbeiratsvorsitzenden Elisabeth Blasy. BesonderesAnliegen ist die Anonymität des t,auses, das gründlich renoviertwurde, um den Schutz der oftmals mißhandelten und bedrohtenFrauen zu gewährleisten. Sefra, das Selbsthilfe- und Beratungszen­trum für Frauen in Aschaffenburg, übernimmt die Nachbetreuung derFrauen auch nach Verlassen des Hauses.

1. 8. Das „neue" Dalbergfest am 31. Juli fand bei idealem Wetter regen Zuspruch. Das Geschehen spielte sich zum erstenmal auch auf dem Platz zwischen Rathaus und Stadttheater ab. Während in „Asche­bergs Kneipenstraße" die Wirte, Bäcker und Metzger Speis und Trank anboten, war auf dem Parkplatz die Aschaffenburger Heylands­Brauerei Veranstalter. Umweltbewußtsein wurde groß geschrieben; es wurden Porzellan-Geschirr und Gläser gegen Pfand ausgegeben.

3. 8. Bayerns dienstältester BRK-Mann, Leiter der Rettungsstelle Aschaf­fenburg seit 14 Jahren, Wilhelm Schwarzer, tritt am 1. September in den Ruhestand. Der Mann der ersten Stunde leistete Pionierarbeit beim Aufbau des Rettungssystems in Bayern. Die Aschaffenburger

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Leitstelle wurde als erste von insgesamt 16 in Betrieb genommen. Nachfolger wird Erich lmhof.

4. 8. Der heute 75jährige ehemalige Leiter des Städtischen Liegenschafts­amtes und verdienstvolle Kirchenpfleger der Muttergottespfarrei (1958-1980), Ernst Schuck, wurde mit der selten vergebenen St-Bru­no-Medaille der Diözese Würzburg ausgezeichnet. ?u seinem beson­deren Engagement gehörten die gelungene Durchführung der Innen­und Außenrenovierung der Kirche (Ausmalung der Kirchendecke durch Prof. Hermann Kaspar, München), der Neubau der Sakristei, die Wiederherstellung der Gruft, der Umbau des Pfarrhauses, die Erstellung eines Inventares. An dem 1975 in der Veröffentlichungs­reihe des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg erschienenen Festbuch zur 200. Wiederkehr der Weihe der Muttergottespfarrkirche hatte Ernst Schuck maßgeblichen Anteil.

6. 8. Immer mehr Aussiedler kommen auch nach Aschaffenburg, und der Wohnraum im Übergangsheim, konzipiert für 230 Menschen, wird immer knapper, denn mittlerweile ist das Haus mit 300 Aussiedlern hoffnungslos überbelegt, und täglich treffen neue ein. Im ersten Halb­jahr 1988 kamen bereits 50 Prozent mehr Spätaussiedler, hauptsäch­lich aus Polen, Rumänien und der Sowjetunion, in die Stadt als im ganzen Jahr 1987.

17. 8. Hormonskandal für Aschaffenburg kein Thema: Dr. Sigrid Brunnervom Staatlichen Veterinäramt in Aschaffenburg gibt in Sachen ver­seuchte Kälber für den hiesigen Raum Entwarnung. Verunsicherten Verbrauchern rät sie jedoch, auf jeden Fall den Metzger zu fragen, woher das Kalbfleisch kommt.

19. 8. Das dritte Aschaffenburger Stadtfest wird diesmal ganz unter demZeichen des Umweltschutzes stehen. Der Veranstalter, der Verkehrs­verein der Stadt unter der Regie von Norbert Kolb, stellte am 18. August das erste „Exemplar einer Stadtfest-Ausrüstung" - einenBaumwollgürtel mit dreiteiligem Besteck im Lederetui, einen Blech­teller und einen Stadtfestkrug (Motiv: Kapuzinerkirche) - vor. Dieumweltfreundliche Ausrüstung für den Stadtfestbesucher - diegesamte Innenstadt wird wieder in einen großen Festplatz verwandeltwerden - kann von einem Graveur sogar mit dem eigenen Namenund der Aufschrift „Stadtfest 1988" versehen werden.

23. 8. Silbernes Priesterjubiläum feiert am 25. August Pfarrer Georg Müller,seit über sieben Jahren Seelsorger von St. Michael in Damm. Georg Müller, geb. 1941 in St. Annaberg/Diözese Oppeln, verbrachte die erste Hälfte seiner Kaplanzeit noch in seiner oberschlesischen

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Heimat, 1968 übersiedelte er in die Bundesrepublik. Über die Sta­tionen Sulzfeld im Grabfeld, Mömbris und Kahl kam er nach Damm, wo er 7000 Pfarrkinder betreut. Pfarrer Müller ist darüber hinaus Präses der Aschaffenburger Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung und Beauftragter für die Vertriebenen-Seelsorge.

24. 8. Am 13. August starb kurz vor seinem 81. Geburtstag der langjährigeStiftsmesner Ludwig Schielein. Noch bis 1987 hatte er seinen Dienst in der Sandkirche verrichtet. Der ehemalige Schneider aus Bundorf, dem zum 80. Geburtstag die St-Bruno-Medaille für besondere Ver­dienste verliehen wurde, war über dreißig Jahre (seit 1955) Küster der Stiftskirche.

26. 8. Die Ulmer Restauratoren Barbara Reuthal und Gerd Kupczyk müssenganz besondere Techniken anwenden, um die Bemalung der Wände des Tanzsälchens im Park Schönbusch zu sichern und zu ergänzen. Auftraggeber ist das Landbauamt, das auch die Rote Brücke restau­rieren läßt. Die Bogenkonstruktion muß vor allem gegen eindrin­gendes Regenwasser isoliert werden.

30. 8. Jahrgangsgemeinschaften haben in Aschaffenburg Tradition. Siepflegen die Zusammengehörigkeit, fördern aus der Gruppe heraus das persönliche Engagement für besondere Leistungen und feiern vor allem ihre runden Geburtstage. So der Jahrgang 1908 aus Aschaffen­burg-Stadt, Damm und Leider mit einem Festprogramm vom Gottes­dienst in der Schloßkapelle, Totenehrung auf dem Altstadtfriedhof bis zum gemütlichen Zusammensein im Hofgut Fasanerie.

2. 9. Am 1. September verstarb nach schwerem Leiden der Aschaffen­burger Maler Walter Roos, erst 58jährig. Der Weg des Künstlers, geb. 1929 im Stadtteil Damm, verlief über die Stationen: Grafikstudium, künstlerisches Gestalten und Malen in Darmstadt, Atelier-Gemein­schaft mit Siegfried Rischar, Werbegrafiker, Maler mit post-expressio­nistischer Handschrift. Zu seinen Werken gehört u. a. ein Zyklus „Frankfurter Impressionen", der erst kurz vor seinem Tod in Frankfurt vorgestellt wurde. Für 1989 war eine Retroperspektive seines künstle-

. rischen Schaffens in der Jesuitenkirche in Aschaffenburg geplant.

21. 9. Trotz aller Einwände und Anträge der Anlieger und Bürger wird esendgültig zur Fällung der Pappeln in der Ludwigsallee kommen (von noch 91 Bäumen sind nur noch 22 gesund, 41 krank, 17 schwer erkrankt, elf nicht mehr zu retten). Zunächst soll mit der Fällung auf dem Abschnitt Schießhausbrücke und Vischerstraße begonnen werden und dort anstelle der Pappeln dann Säuleneichen gepflanzt werden.

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22. 9. Das kommende Wochenende wird unter dem Zeichen des 15. Hei­matkreistreffens der Graslitzer stehen, deren Patenstadt Aschaffen­burg bereits seit 30 Jahren ist. 1946 kamen rund 2000 Flüchtlinge aus Graslitz und Umgebung in den Raum Aschaffenburg, 1958 gründeten sie hier ihren Heimatverband mit 1500 Mitgliedern, die im ganzen Bundesgebiet leben. Mit der Übernahme der Patenschaft durch die Stadt wurde Aschaffenburg zum kulturellen Mittelpu'nkt für diese Ver­triebenen. Im Schönborner Hof pflegen die Graslitzer mit einem kleinen Museum die Verbundenheit zur alten Heimat.

26. 9. Nach einjähriger Bauzeit konnte am Namenstag des Patrons derDämmer Pfarrei, St. Michael, der neue Kindergarten gleichen Namens eingeweiht werden. Architekt Heinrich Kaupp präsentierte das gelungene Bauwerk samt seiner „phantasievollen" Einrichtung, die auch von den Kindern mitbestimmt wurde. Zahlreiche Helferinnen und Helfer hatten rund 1500 Stunden freiwilliger Arbeit bei Neubau und Renovierung geleistet.

27. 9. Die erste Aschaffenburger Bierwoche konnte die Erwartungen nichterfüllen. Das Interesse der Aschaffenburger an dieser „Biermesse" am Mainufer war äußerst gering, trotz guter Vorbereitung, musikali­schen Programms und vor allem trotz des guten Gerstensaftes.

1 0. 1 0. Am 8. Oktober feierte „in alter Frische" die Turn- und Sportgemein­schaft (TuS) Damm 1863 ihren 125. Geburtstag. Aus der Taufe gehoben wurde der Verein in einer Zeit, in der Sport noch lange nicht jedermanns Sache war, im Gasthaus „Zur Krone". Heute zählt der Dämmer Sportverein 1240 aktive und passive Mitglieder. Am 8. Oktober weihte Dekan Edgar Röhrig in der Pfarrkirche Maria Geburt in Sehweinheim eine neue Orgel, die 400 000 DM kostete. Das erste Konzert am Tag darauf gab Regionalkantor Peter Schaefer.

14. 1 0. Im Rahmen einer Feierstunde wurden an diesem Tag Umbau undErweiterungsbauten der Staatlichen Berufsschule 1 von Oberbürger­meister Dr. Willi Reiland (Kosten 20 Millionen) übergeben. Damit war nach fünf Jahren Bauzeit der erste Bauabschnitt der Berufsschul­erweiterung abgeschlossen. Beauftragte Firma war das Architekten­büro Schlegel, Darmstadt, das auch vor 20 Jahren den ursprünglichen Berufsschulbau geplant hatte. Rundherum schmuck präsentiert sich nunmehr der Kindergarten St. Martin in der Hefner-Alteneck-Straße. Nach Plänen des Städtischen Gartenamtes wurden die Außenanlagen kind- und spielgerecht gestaltet mit großem Spielrasen, Sandspielfläche, Wasser-Matsch­fläche usw. Der Kindergarten besteht seit 1965, zunächst geführt vom

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Clemensheim, 1983 wurde die Leitung von St. Gertraud übernom­

men.

16. 10. Zehn Jahre Schulpartnerschaft zwischen dem Dalberg-Gymnasium

und dem Lycee Claude Debussy in St.-Germain-en-Laye (Partner­

stadt von Aschaffenburg) waren Anlaß zu einer Feierstunde. Insge­

samt 1500 Schülerinnen und Schüler haben bereits seit 1977 vom Schüleraustausch Gebrauch gemacht, der sich positiv auf den Unter­richt in der Fremdsprache Französisch ausgewirkt hat.

17. 10. Der SPD-Unterbezirk Aschaffenburg gab im Martinushaus einenGeburtstagsempfang: 125 Jahre Sozialdemokratie am Untermain. Unterbezirksvorsitzender Hilmar Schmitt hatte zahlreiche Gäste aus

Politik und öffentlichem Leben geladen, denen er u. a. Fortschritt und

Aufbau der SPD erläuterte. - In den Kreisverbänden Stadt und Land­

kreis Aschaffenburg sind 2414 Mitglieder in 46 Ortsvereinen. organi­siert. 1863 wurde unter Führung Ferdinand Lasalles der Allgemeine

Deutsche Arbeiterverein gegründet, die Bezeichnung SPD gab sich die Partei 1890.

18. 10. Als neue Mitglieder des Stadtrates wurden am 17. Oktober in eineröffentlichen Plenumsitzung Ellinor Rigel und Werner Lode vereidigt.

Frau Rigel rückte für den ausgeschiedenen CSU-Stadtrat Horst Sandt nach, Hans Lode für den Grünen Johannes Büttner, der sein Mandat

niedergelegt hat.

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Deutsch-amerikanisches Doppel beim Aufdrehen des Haupt-Gas­

hahns am 17. Oktober an der Reglerstation in der Rhönstraße. Ober­

bürgermeister Dr. Willi Reiland und Standortkommandant Burnet R.

Quick geben damit grünes Licht für die umweltfreundliche Erdgashei­

zung in allen Kasernen und Wohngebäuden der US-Gemeinde. Oberst Burnet R. Quick zeigte sich zufrieden über diesen „Beitrag, die

Luft über Aschaffenburg zu säubern". Hierfür war eine Investition von rund 10,8 Millionen DM nötig gewesen.

Aschaffenburg plant eine dritte Partnerschaft - nach St. Germain-en­

Laye und Perth - mit der zweitgrößten Stadt in Ungarn: Miskolc

(200 000 Einwohner, Schwerindustrie, Hüttenbetriebe, Metallverar­

beitung). Einzelheiten dieser Städtepartnerschaft wurden zwischen Oberbürgermeister Dr. Willi Reiland, Oberbürgermeister Laszl6

Kovacs und der Direktorin des Ovasi-Gymnasiums in Miskolc bereits

bei einem Besuch in Aschaffenburg besprochen. Austausch-Möglich­keiten gibt es zwischen beiden Städten auf kulturellem, schulischem und sportlichem Gebiet.

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22. 1 o. Am 21. Oktober wurde mit einem symbolischen Knopfdruck durchOberbürgermeister Dr. Willi Reiland die fertiggestellte Tiefgarage an

der Alexandrastraße mit 300 Stellplätzen für Pkws in Betrieb genommen. Notrufknöpfe an den 31 Frauenparkplätzen geben den

weiblichen Benutzerinnen der Tiefgarage zusätzliche Sicherheit.

Zugleich wurde Richtfest für die 110 Wohneinhei�en über der Tief­garage gefeiert, die bis Mai 1989 bezugsfertig sein sollen.

24. 1 O. Am Sonntag, 23. Oktober, war Aschaffenburg ein „Mekka für Auto­fans": Geburtstagsparty des nun ein Jahr alten Automuseums Rosso

Bianco (im Gebäude der ehemaligen Fabrik Däfler). Museums­besitzer Hermann Kaus prämierte an diesem Tag auch drei von insge­samt 150 Wagen, die sich einem „Schönheitswettbewerb" gestellt

hatten: einen Grant Six 1917 (ältestes teilnehmendes Auto), ein Olds­

mobile 1927 (der längste unter den Karossen), einen Cadillac 1941 (der Schönste unter den Noblen). Alle 150 Teilnehmer fuhren am

Nachmittag in einem Autokorso durch die Stadt. - Im Museum selbst

wurde am gleichen Tag das größte Leinwandgemälde Deutschlands

enthüllt.

60 Jahre Schwesternstation Herz-Jesu konnten am Sonntag (23.

Oktober) mit einem Dankgottesdienst, zelebriert von Pfarrer Oskar

Kinzinger in der Herz-Jesu-Kirche, gefeiert werden. Die Schwestern

vom Allerheiligsten Erlöser (Mutterhaus in Würzburg) sind aus dem

Gemeindeleben der Pfarrei nicht mehr wegzudenken: Schwester Her­

mylla wirkt in der Krankenbetreuung, die Oberin Schwester Gerhilde leitet den Kindergarten, Schwester Hirena führt den Haushalt.

5. 11. Der seit zehn Jahren eingemeindete Stadtteil Obernau ist um eine

Attraktion reicher. Am 4. November wurde der neugestaltete Platz Maintal-, Flur- und Hauptstraße durch Oberbürgermeister Dr. Willi

Reiland übergeben. Mittelpunkt ist ein Brunnen, der zwar nicht die

„Sieben Geißlein" zeigt, jedoch eine muntere Schar von Ziegen, Bock und Zicklein. Entworfen und ausgeführt wurde der gelungene Säulen­

brunnen von Gerhard Gröters und Andreas Münz aus Obernau. Der angebliche alte Obernauer Vers, der auf dem Brunnenrand ange­bracht ist, wird jedoch auch in anderen Orten und Gegenden bei fröh­

lichen Anlässen zum besten gegeben.

Ab 7. November wird die Spitzhacke in der Ohmbachsgasse/Roß­

markt in Aktion treten. Ihr werden die beiden Eckhäuser zum Opfer fallen, die als Teil der Innenstadtsanierung (Abschnitte Sa und b) ver­schwinden müssen. Auf der dann insgesamt 1, 7 ha großen Fläche

sollen Wohn- und Geschäftshäuser samt Tiefgarage entstehen.

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8. 11. Als großer Gewinner ging Aschaffenburg aus der Volkszählung vom25. Mai 1987 hervor: Es konnten 1301 Einwohner mehr festgestelltwerden, als bisher registriert. Aschaffenburg ist damit auf 60 964

Bürger angewachsen, während andere Städte, wie z.B. Würzburg,zum Teil erheblich geschrumpft sind. Für den Zuwachs sorgten u. a.

Spätaussiedler, 2300 Personen sind mit einem Nebenwohnsitz in derStadt gemeldet. - Im ganzen Regierungsbezirk Unterfranken lebeninsgesamt 1 202 711 Einwohner. Der Landkreis Aschaffenburg kannmit 151 242 Einwohnern seit der Volkszählung 1970 einen Zuwachsvon 8,3% vorweisen.

In neuem Glanz erstrahlt die für 950 000 DM sanierte Turnhalle derAschaffenburger Kolpingschule (230 Schülerinnen und Schüler), die

aus den dreißiger Jahren stammt. Neu entstanden ist ein Vorbau mitUmkleide- und Duschräumen sowie einem behindertengerechten

WC. In der Turnhalle selbst wurden die Fenster erneuert, Wände,Decken und Parkett neu bearbeitet.

9. 11. Der Mittwoch stand ganz im Zeichen des Gedenkens an die Reichs­kristallnacht, in der genau vor 50 Jahren - vom 9. auf den 10. November 1938 - in Deutschland die Synagogen brannten, jüdi­

sche Geschäfte zerstört wurden, Menschen litten und starben: um 17

Uhr Enthüllung eines Gedenksteines für die in der Pogromnacht ent­weihten Thorarollen auf dem jüdischen Teil des Altstadtfriedhofes, wodie heiligen Schriften begraben wurden. Der Stein wurde gearbeitetvon Erwin Rager, dem Leiter der Städtischen Meisterschule für Stein-metzen. Danach eine offizielle Gedenkfeier auf dem Wolfsthalplatzund schließlich die Eröffnung einer Ausstellung zu den Ereignissen in

Aschaffenburg im Haus zum Storchennest, Schönborner Hof, ausge­richtet vom Stadt- und Stiftsarchiv, zusammengestellt von PeterKörner.

17. 11. Aschaffenburg hat mit 4,32% den höchsten Auto-Zuwachs in Unter­

franken zu verzeichnen, und ein Ende des Kraftfahrzeug-Booms ist

noch nicht absehbar. Vom 1. Juli 1978 bis Mitte 1988 wuchs in Unter­

franken die Zahl der zugelassenen Pkws um 3, 14 % auf heute insge­samt 580 000 Fahrzeuge.

19. 11. Der neue ärztliche Leiter der Krankenpflegeschule, Dr. RodolfoSchmidt, will den Ausbildungsstandard der Lehranstalt, die sich bereits einen guten Ruf erworben hat, weiter anheben. So sollen die Schüler künftig eine Grundausbildung für den Notfalldienst erhalten

und auch in die ganzheitliche Betreuung eingewiesen werden. Aber

nicht nur rein medizinischer Lehrstoff soll vermittelt werden; die künf­tigen Krankenschwestern und -pfleger sollen_vor allem auch den Men-

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sehen sehen und verstehen lernen und dementsprechend mit den Patienten umgehen.

28. 11. Am ersten Adventssonntag wurde die neue Wohnanlage für Behin­derte an der Lindestraße in Sehweinheim gesegnet. Sie bietet 27 Bewohnern im Lebenshilfe-Heim die Möglichkeit des behindertenge­rechten Wohnens. Für 2,7 Millionen DM entstanden drei Häuser, in denen Gruppen mit acht Behinderten je nach Alter und Selbständig­keit wohnen und betreut werden können. In einer Trainingswohnung können sie sich auf ein späteres selbständiges Leben vorbereiten.

29. 11. Künftig können Aschaffenburgs Fernseher auch ohne Kabelanschlußdie Programme zweier privater Fernsehanbieter - SAT 1 (Kanal 44) und Tele 5 (Kanal 21) über Antenne empfangen. Vom Godelsberg aus strahlt ein 200 Watt starker Sender, von der Post für 1 Million DM installiert, allerdings nur bis zur Stadt und ins westliche Maintal. 1991 wird die Post auf dem Stengerts einen neuen Sendeturm bauen, der die Empfangsqualität der Hörfunk- und Fernsehsender verbessern

soll.

3. 12. Das Stadt- und Stiftsarchiv stellt den zweiten Band der Fotodokumen­tation „Menschen in Aschaffenburg 1930-1945" vor (vgl. 24. Februar). Die Kapitelfolge (rund 170 Abbildungen) portraitiert die Stadt und ihre Bürger während der Zeit des Dritten Reiches, im zweiten Weltkrieg bis hin zum bitteren Ende 1945.

5. 12. Die Aschaffenburger Kolpingfamilien feierten den 175. Geburtstagdes Sozialreformers Adolph Kolping (1813-1865), der 1847 den ersten Gesellenverein gründete. Der Aschaffenburger Verein ent­stand 1853 mit dem gleichen Zweck, nämlich wandernden Hand­werkern in den unruhigen, schlechten Zeiten nach 1848 Heimat, Gemeinschaft· und christliche Erziehung und Zusammenhalt zu bieten. Heute sind über 300 000 Mitglieder in Kolpingfamilien in 27 Ländern im Sinne des christlichen Miteinanders und sozialen Enga­gements verbunden. Die Schweinheimer Kolpingsfamilie feierte ihr 41 jähriges Bestehen im Kreise ihrer altverdienten Mitglieder.

6. 12. Theaterrekord in Aschaffenburg - 1 00mal in drei Jahren hob sich derVorhang des Zimmertheaters in der Grünewaldstraße für ein und das­selbe Boulevard-Stück: ,,Jetzt nicht, Liebling!" von Ray Conney und John Chapman. Die Junge Bühne unter der Regie von Peter Rauch unterhielt mit diesem spritzig-leichten Amüsierstück das Publikum -insgesamt 9000 Besucher - in jeder Vorstellung aufs beste.

19. 12. Am 17. Dezember war die Jesuitenkirche erfüllt von nicht alltäglichenweihnachtlichen Klängen. Der Aschaffenburger Musizierkreis für alte

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Musik stimmte die Gäste ein, die zur Eröffnung der Ausstellung „Krippen in Aschaffenburg und Franken", veranstaltet vom Stadt- und Stiftsarchiv, betreut von Dr. Brigitte Schad, gekommen waren. Bis 15. Januar 1989 können sich groß und klein an einer Krippenschauerfreuen, die viel zu bieten hat: Krippen aus Privatbesitz, Aschaffen­burger Kirchenkrippen, Figuren aus dem Schloßmuseum und demLehrer Museum, Leihgaben des Vereins Bamberger Krippenfreundee. V. Bereits am ersten Tag konnte ein Besucherrekord verzeichnetwerden: mehr als 1000 Besucher.

20. 12. Als Auftakt zur Krippenausstellung veranstalteten die Verantwort­lichen für die Krippenausstellung - Stadt Aschaffenburg, Stadt- und Stiftsarchiv - einen Theaternachmittag unter dem Motto „Ein Kind geborn zu Bethlehem". Im Mittelpunkt stand dabei ein Festvortrag der Volkskundlerin Prof. Dr. Elisabeth Roth, Hösbach/Bamberg, die in die Bedeutung der Krippentradition einführte und den Wert dieser Dar­stellungen religiösen Empfindens besonders in der heutigen Zeit her­vorhob. Der Aschaffenburger Musizierkreis umrahmte diese advent­liche Feier mit weihnachtlichen Stücken auf Gemshörnern. Festlicher Abschluß war dann die Aufführung des Orffschen Krippenspieles durch die Seligenstädter Sängerknaben unter Leitung von Christoph Dombrowski.

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Eine Mehrheitsentscheidung des Stadtrates am 19. Dezember brachte den Bürgern eine Weihnachtsbescherung besonderer Art: Ab 1989 werden Wasser, Abwasserbeseitigung und Müllabfuhr erheblich teurer. Beim Wasser beträgt die Erhöhung jeweils 25%, die Mülltonne wird, je nach Größe, nur noch gegen eine 30,4 bis 67,8% höhere Gebühr geleert. Durch diese drastischen Gebührenanhebungen sollen die steigenden Kosten ausgeglichen, aber auch die Bürger zum sparsameren Umgang mit Wasser und Müll angehalten werden. Die Stadt erwartet Mehreinnahmen von 1,25 Millionen Mark.

Ab 28. Mai 1989 wird ein neues Fahrplan-Konzept für die Stadtbusse Änderungen bringen. Dazu gehört auch das Fahren im Zeittakt: Zu Hauptverkehrszeiten werden viele Haltestellen alle zehn oder 20 Minuten bedient, in ruhigeren Zeiten alle 30 oder 60 Minuten. Der Betriebsleiter der Städtischen Verkehrsbetriebe, Horst Gehrke, will erreichen, daß von jeder Aschaffenburger Wohnung aus eine Stadt­bus-Haltestelle in fünf Minuten zu Fuß zu erreichen ist. Neue Linien­führungen werden 35 statt 13 Fahrtenpaare bringen, das Umsteigen soll durch besseres Abstimmen der Ankunfts- und Abfahrtszeiten am Hauptbahnhof erleichtert werden.

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23. 12. Die einzige volle Grund- und Hauptschule in der Innenstadt, die Bren­tano-Schule, wird nach einem Beschluß des Kultur- und Schulsenats vom 21. Dezember um einen dreigeschossigen Anbau vergrößert werden; bis 1992 soll der Trakt fertiggestellt sein. Grund für die Erwei­terung sind steigende Schülerzahlen, die nach dem Pillenknick eigentlich nicht zu erwarten gewesen waren. Die PWA stellte ihr Zukunftsprojekt, für das die Genehmigungsver­fahren noch laufen, vor. Ab 1990 wollen die Papierwerke Waldhof­Aschaffenburg hier doppelt soviel Industriepapiere herstellen. Eine Recyclinganlage riesigen Ausmaßes, Kostenpunkt rund 250 Millionen DM, soll den PWA-Standort Aschaffenburg auf Dauer sichern. Jähr­lich werden 250 000 t Altpapier auf dieser neuen Papiermaschine zu 230 000-250 000 t Wellpappenrohpapier verarbeitet werden können. Der Umwelt zuliebe soll ein neues Kraftwerk den Energiebedarf decken und gleichzeitig Strom ins öffentliche Netz einspeisen. Die Abwässer sollen vermindert und zudem durch eine neue, zweistufige Kläranlage sauberer werden.

24. 12. Am Tag vor Heiligabend wurden zwei Amtsleiter verabschiedet. Inden Ruhestand traten Dr. Gerhard Bub, Leiter des städtischen Veteri­näramtes seit 1979, und Werner Distler, Leiter des Ordnungsamtes seit 1972, im Rathaus tätig seit 1938. Nachfolger im Ordnungsamt (jetzt: Umwelt- und Ordnungsamt) wurde der bisherige Leiter des Stadthallen- und Fremdenverkehrsamtes, Eckhard Raupach, die Lei­tung des Schlachthofes übernahm Dr. Rüdiger Dix, Tierarzt aus Sail­auf. Chef des neugebildeten Straßenverkehrsamtes wird Ludwig Hel­merich, bisher im Ordnungsamt bereits mit diesem Aufgabenbereich

betraut.

27. 12. An Heiligabend ereignete sich eine schreckliche Bluttat in der Corne­lienstraße. Ein Rentnerehepaar wurde von einem dreißigjährigen Kranführer, mit dem es Bekanntschaft hatte, nach einem heftigen Streit erstochen. Anschließend versuchte der angetrunkene Täter, die

Wohnung i11 Brand zu stecken, und flüchtete, konnte jedoch noch in der gleichen Nacht gefaßt werden.

28. 12. Kurz vor Inkrafttreten der Gesundheitsreform hatten auch die Aschaf­fenburger Augen-, Ohren- und Zahnarztpraxen einem Ansturm „wie beim Winterschlußverkauf" standzuhalten. Ebenso hatten die Dental­labors, die Seh- und Hörhilfe-Fachgeschäfte und die Optiker Hoch­konjunktur. Die Aschaffenburger AOK verzeichnete durch den soge­

nannten Blüm-Bauch nach einer vorläufigen Schätzung gegenüber 1987 eine Ausgabenerhöhung von 4,5 Millionen DM oder 20% für

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Zahnersatz, Hörgeräte, Brillen und Kuren. Selbst Apotheken konnten Hamsterkäufe verzeichnen.

29. 12. Die Bilanz der Sanitätskolonne und des 1. Sanitätszuges (Katastro­phenschutz) Aschaffenburg weist für 1988 24 400 Stunden Einsatz von rund 85 ehrenamtlichen Mitgliedern auf. Ein großer Teil wurde für Krankentransport und Unfallrettungsdienst aufgewandt. Einsatzbe­reiche waren weiterhin Wach- und Betreuungsdienste; zahlreiche Stunden gingen auf das Konto Aus- und Weiterbildung, die beim Roten Kreuz groß geschrieben werden.

30. 12. Am letzten Tag des Jahres 1988 wird in der katholischen Kirche St.

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Kilian in Nilkheim eine überlebensgroße Bronze-Statue des Kirchen­patrons St. Kilian während des Jahresschlußgottesdienstes geweiht werden. Geschaffen wurde die Figur des Frankenapostels und -mär­tyrers, der 1989 mit dem Kiliansjahr vor allem in Würzburg gefeiert werden wird, von Hermann Kröckel, selbst Pfarrkind von St. Kilian in Nilkheim. Ein erster Höhepunkt des Jubiläumsjahres wird am 15. Februar 1989 die Überführung des Reliquienschreines mit denHäuptern der drei Frankenapostel Kilian, Totnan und Kolonat - imDom zu Würzburg aufgewahrt - nach Aschaffenburg sein. An deralten Nilkheimer Kapelle wird der Schrein feierlich in Empfanggenommen werden. Die Kapelle an der Großostheimer Straße gilt alsältester Ort der Kiliansverehrung in ganz Franken. Die Reliquienwerden in der Nilkheimer Kirche, in der Stiftsbasilika und zwei wei­teren Aschaffenburger Kirchen für die Gläubigen zu sehen sein.

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Öffnungszeiten kultureller Einrichtungen in Aschaffenburg

Archiv

Stadt- und Stiftsarchiv Schönborner Hof - Wermbachstr. 15

Mo-Mi 8.00-12.00 Uhr und 14.00-16.00 Uhr Do 8.00-12.00 Uhr und 14.00-18.00 Uhr Fr 8.00-12.00 Uhr 1. Sonnabend im Monat 10.00-15.00 Uhr

Bibl iotheken

Hof- und Stiftsbibliothek

Schloß Johannisburg - Schloßplatz 4

Mo-Mi 10.00-12.30 Uhr und 14.00-17.00 Uhr Do 10.00-12.30 Uhr und 14.00-18.00 Uhr Fr 10.00-15.00 Uhr

Landeskundliche Bibliothek für Spessart und Untermain des Stadt- undStiftsarchivs

Schönborner Hof - Wermbachstr. 15

Mo-Mi 8.00-12.00 Uhr und 14.00-16.00 Uhr Do 8.00-12.00 Uhr und 14.00-18.00 Uhr Fr 8.00-12.00 Uhr 1. Sonnabend im Monat 10.00-15.00 Uhr

Stadtbibliothek

Herstallstr. 17

Mo 11.00-18.00 Uhr Di 11.00-12.30 Uhr Mi 11 .00-18.00 Uhr Do 11.00-19.00 Uhr Fr 11.00-16.00 Uhr

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Museen

Gedenk- und Informationsraum der Graslitzer Schönborner Hof - Wermbachstr. 15

Sonn- und feiertags 10.00-12.00 Uhr

Naturwissenschaftliches Museum der Stadt Aschaffenburg Schönborner Hof - Wermbachstr. 15

So-Di

Do-Sa

9.00-12.00 Uhr und 13.00-16.00 Uhr

9.00-12.00 Uhr und 13.00-16.00 Uhr

Schloßmuseum der Stadt Aschaffenburg

Schloß Johannisburg - Schloßplatz 4

April-September: Di-So 9.00-12.00 Uhr und 13.00-17.00 Uhr

Oktober-März: Di-So 10.00-12.00 Uhr und 13.00-16.00 Uhr

Staatsgemäldesammlung (und fürstliche Wohnräume)

Schloß Johannisburg - Schloßplatz 4

April-September: Di-So 9.00-12.00 Uhr und 13.00-17.00 Uhr

Oktober-März: Di-So 10.00-12.00 Uhr und 13.00-16.00 Uhr

Städtische Dauerausstellung zur Geschichte der Aschaffenburger Juden

Treibgasse 20

Mi 10.00-12.00 Uhr Do 16.00-18.00 Uhr

1. Sonntag im Monat 10.00-12.00 Uhr

Stiftsmuseum der Stadt Aschaffenburg

Stiftsgasse 1 a

Wegen Umbaus z. Zt. geschlossen. Bis zur Wiedereröffnung zeigt das Schloß­

museum in einer Sonderausstellung „Stift im Schloß" eine Auswahl aus den

Beständen des Stiftsmuseums.