Mittelwald «Obere Belpau» Wiederbelebung einer traditio ... · sprüngliche Dynamik mit der...

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24 WALD UND HOLZ 3/14 WALD UND HOLZ Foto: Chr. Zahnd Mittelwald «Obere Belpau» Wiederbelebung einer traditio- nellen Bewirtschaftungsform Mit der traditionellen Mittelwaldbewirtschaftung lassen sich nicht nur vielfältige ökologische Mehrwerte in Wäldern generieren und Holz nachhaltig nutzen. Auch aus ökonomischer Sicht kann für einen Forstbetrieb die Umstellung auf einen Mittelwald sinnvoll sein. Einerseits zur zusätzlichen Mobilisierung von Energieholz, andererseits aufgrund der Beiträge für die Förde- rung der biologischen Vielfalt. Kanton Bern dazu verpflichtet, diese Wäl- der entsprechend zu bewirtschaften. Die rund 25 ha des neu entstehenden Mittel- waldes liegen in der Oberen Belpau, links- ufrig der Aare. Es handelt sich hierbei um ehemalige Auenwälder, in denen die ur- sprüngliche Dynamik mit der Korrektur des Flusslaufes zwischen 1824 und 1859 verloren ging. Das Fehlen von periodischen Über- schwemmungen und das Absinken des Grundwasserspiegels führten zu einer allmählichen Austrocknung des Standor- tes. Vor allem auf den skelettreichen Böden kann sich deshalb die Fichte na- türlich verjüngen. Heute wird zwar das Waldbild von Mischbeständen im mittle- ren Baumholz dominiert, in denen die Fichte volumen- und stammzahlmässig am stärksten vertreten ist. Daneben tre- ten aber Eiche, Buche, Waldföhre sowie verschiedene Weidenarten als Mischbaum- arten auf und je nach Kleinstandort kommen auf den reicheren Böden auch Ahorn, Esche, Ulme, Kirsche und Grau- erle vor. Die Obere Belpau liegt innerhalb ver- schiedener Inventare und Schutzgebiete (Auengebiet von nationaler Bedeutung, Amphibienlaichgebiet, BLN-Objekt, Na- Von Marlén Gubsch und Rolf Lüscher. Heute grösstenteils in Vergessenheit ge- raten, wird in der Schweiz gemäss LFI3 nur noch rund 1% der Waldfläche im Mit- telwaldbetrieb bewirtschaftet. Diese kul- turhistorisch bedeutende Bewirtschaf- tungsform war vor allem im Mittelalter weit verbreitet, als eine vielfältige und kleinbäuerliche Waldnutzung auf engs- tem Raum im Vordergrund stand. 2011 hat die Burgergemeinde Belp da- mit begonnen, einen Teil ihrer Wälder wieder in traditionellen Mittelwald umzu- wandeln (Foto 1). Sie hat sich in einem 50-jährigen Dienstbarkeitsvertrag mit dem Foto 1: Waldbestand in der Oberen Belpau im zweiten Sommer nach dem Ersteingriff. Es fällt mehr Licht auf den Wald- boden, sodass schnell junge Bäume und andere Pflanzen nachwachsen. Das gewohnte Waldbild ändert sich deutlich.

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Mittelwald «Obere Belpau»

Wiederbelebung einer traditio-nellen BewirtschaftungsformMit der traditionellen Mittelwaldbewirtschaftung lassen sich nicht nur vielfältige ökologische Mehrwerte in Wäldern generieren und Holz nachhaltig nutzen. Auch aus ökonomischer Sicht kann für einen Forstbetrieb die Umstellung auf einen Mittelwald sinnvoll sein. Einerseits zur zusätzlichen Mobilisierung von Energieholz, andererseits aufgrund der Beiträge für die Förde-rung der biologischen Vielfalt.

Kanton Bern dazu verpflichtet, diese Wäl-der entsprechend zu bewirtschaften. Die rund 25 ha des neu entstehenden Mittel-waldes liegen in der Oberen Belpau, links-ufrig der Aare. Es handelt sich hierbei um ehemalige Auenwälder, in denen die ur-sprüngliche Dynamik mit der Korrektur des Flusslaufes zwischen 1824 und 1859 verloren ging.

Das Fehlen von periodischen Über-schwemmungen und das Absinken des Grundwasserspiegels führten zu einer allmählichen Austrocknung des Standor-tes. Vor allem auf den skelettreichen Böden kann sich deshalb die Fichte na-

türlich verjüngen. Heute wird zwar das Waldbild von Mischbeständen im mittle-ren Baumholz dominiert, in denen die Fichte volumen- und stammzahlmässig am stärksten vertreten ist. Daneben tre-ten aber Eiche, Buche, Waldföhre sowie verschiedene Weidenarten als Mischbaum-arten auf und je nach Kleinstandort kommen auf den reicheren Böden auch Ahorn, Esche, Ulme, Kirsche und Grau-erle vor.

Die Obere Belpau liegt innerhalb ver-schiedener Inventare und Schutzgebiete (Auengebiet von nationaler Bedeutung, Amphibienlaichgebiet, BLN-Objekt, Na-

Von Marlén Gubsch und Rolf Lüscher.Heute grösstenteils in Vergessenheit ge-raten, wird in der Schweiz gemäss LFI3 nur noch rund 1% der Waldfläche im Mit-telwaldbetrieb bewirtschaftet. Diese kul-turhistorisch bedeutende Bewirtschaf-tungsform war vor allem im Mittelalter weit verbreitet, als eine vielfältige und kleinbäuerliche Waldnutzung auf engs-tem Raum im Vordergrund stand.

2011 hat die Burgergemeinde Belp da-mit begonnen, einen Teil ihrer Wälder wie der in traditionellen Mittelwald umzu-wandeln (Foto 1). Sie hat sich in einem 50-jährigen Dienstbarkeitsvertrag mit dem

Foto 1: Waldbestand in der Oberen Belpau im zweiten Sommer nach dem Ersteingriff. Es fällt mehr Licht auf den Wald-boden, sodass schnell junge Bäume und andere P�anzen nachwachsen. Das gewohnte Waldbild ändert sich deutlich.

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turschutzgebiet, Objekt gemäss Wald-naturschutzinventar) und ist von grosser Bedeutung für den Naturschutz.

Grosse ökologische WerteStellte die Mittelwaldbewirtschaftung noch vor rund 200–300 Jahren für den Waldbesitzer eine durchaus ökonomi-sche Alternative dar, scheint dies gegen-wärtig aufgrund des hohen Arbeitsauf-wandes weniger zutreffend. Dagegen steht die traditionelle Mittelwaldbewirt-schaftung heute aufgrund von ökologi-schen Aspekten stärker im Blickfeld der Förderpolitik von Bund und Kanton, da sie massgeblich zur Stärkung und Erhal-tung der Biodiversität beiträgt. Damit ge-winnt sie auch für den Waldbesitzer an Attraktivität.

Mittelwälder zeichnen sich im Allge-meinen durch einen lichten Waldbestand mit breitkronigen Bäumen (meist Eichen) in der Oberschicht und einer periodisch auf den Stock gesetzten Unterschicht aus. Aufgrund des besonderen Mikrokli-mas, insbesondere in den Jahren nach der Nutzung der Unterschicht, werden seltene wärme- und lichtliebende Tier- und Pflanzenarten begünstigt und geför-dert. Mittelwälder sind aber vor allem auch durch eine reich strukturierte verti-kale und horizontale Raumnutzung cha-rakterisiert und durch das Nebeneinander verschiedener Alters- und Totholzstadien. Sie stellen so vielfältige Lebensräume und Nischen für eine Vielzahl ganz unter-schiedlicher, geschützter und gefährdeter Arten dar.

Im Kanton Bern werden Mindererlöse und Mehraufwände für die vertraglich verein barten Massnahmen mit CHF 4000.– bis 8000.– pro Hektare und Eingriff ent-schädigt. Hinzu kommt eine jährliche Ertragsausfallentschädigung, welche ins-besondere von der Bonität (Ertragsklasse) und den Holzernteverfahren abhängig ist.

Vielfältige Baumarten- und AltersverteilungHeinrich Cotta – forstlicher Praktiker und Lehrmeister sowie einer der ersten Ver-fechter von Mischbeständen – vertrat be-reits 1856 die Meinung, dass ein Mittel-wald nicht nur über eine Hauptbaumart verfügen sollte: «Übrigens ist es niemals vorteilhaft, nur eine Holzgattung als Oberbaum zu wählen, denn eben in der Verschiedenartigkeit derselben liegt nicht nur wegen der Benutzung ein grosser Vorteil der Mittelwaldwirtschaft, sondern auch weil man nur dann am vollkom-mensten für jeden Standort im Schlage

die geeignete Holzart erwählen kann, ein Verfahren, wodurch man allein den höchs-ten Ertrag des Waldes sichert.»

Der Baumartenvielfalt und der Alters-verteilung kommt in der Oberen Belpau ebenfalls eine zentrale Rolle zu. Sie sol-len mit dem Mittelwaldbetrieb gezielt verbessert werden. Die Stieleiche, als ty-pische Baumart des Mittelwaldes, ist heute nur zu einem geringen Anteil in der Oberschicht vorhanden. Sie soll zwar aktiv gefördert werden, ihr Anteil aber mittel- und langfristig bei rund 30% bleiben. Daneben werden mit gezielten Massnahmen auch andere besondere und auentypische Baumarten wie bei-spielsweise Schwarzpappel, Berg- und Flatterulme, Sommerlinde und Spitz-ahorn gefördert. Angestrebt wird ein Laubholzanteil von insgesamt 70% bis 90% mit einer vielfältigen Baumarten-verteilung.

Um die strukturelle Vielfalt zu erhö-hen, werden bei jedem Eingriff in einem Turnus von 20 bis 25 Jahren ein Teil der Kernwüchse entfernt und etwa ebenso viele neue Kernwüchse aus der Unter-schicht im Bestand belassen. Somit wird die Oberschicht langfristig ungleichaltrig aufgebaut sein, wobei die Altersstruktur einem Vielfachen des Unterholzumtrie-bes entspricht. Angestrebt wird eine plenterwaldähnliche Alters- und Stamm-zahlverteilung (Foto 2).

Foto 2: Waldbestand direkt nach dem ersten Eingriff und vor der Schlagräumung im Win-ter 2012. Bereits im Folgejahr entwickelte sich eine üppige Naturverjüngung aus Stock-ausschlägen und Kernwüchsen. In der Oberschicht wird von Anfang an ein ungleichaltri-ger Bestandesaufbau angestrebt.

Abbildung 1: Die Überführung der Be-stände erfolgt auf zehn Teil�ächen mit einer Grösse von 1,6 bis 3,0 ha in aufeinander-folgenden Jahren. Die räumliche Abfolge der Überführungs�ächen ist entgegen der Hauptwindrichtung, um Sturmschäden vorzubeugen. Die späteren Mittelwald-Durchforstungen sollen auf denselben Teil-�ächen erfolgen.

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Interview mit dem Revierförster Arnold BilandArnold Biland (Foto 3) ist seit 1980 Förster vom Revier Belpberg. Ausserdem leitet er den Forstbetrieb Belp, der einer der grössten Holzschnitzellieferanten im Gürbetal ist und zwei Forstwarte sowie ein bis zwei Lernende beschäftigt.

Rolf Lüscher: In deinem Revier ist das erste Mittelwaldprojekt im Kanton Bern entstanden. Wie ist deine persönliche Beziehung zur Mittelwaldbewirtschaftung?Arnold Biland: Die Form der Mittelwaldbewirtschaftung war während und nach meiner Lehrzeit bereits ein aktuelles Thema. Damals wurden aber die Mittelwälder in Hochwälder überführt, genau das Gegenteil von dem, was wir heute machen!

Wie kam es zur Idee, ein Mittelwaldprojekt zu realisieren?Das heutige Revier «Belpberg» umfasst viel Auenwald. Der Anteil der standortsfremden Fichten wurde immer als zu hoch beurteilt. Man suchte nach einer anderen Bewirtschaf-tungsform, und so wuchs die Idee einer Art Auenwald-Plenterung. Die Umsetzung kam aber nie zustande.

Was geschah danach?Vor über zehn Jahren wurde an einer Begehung mit dem Burgerrat und dem damaligen Naturschutzinspektorat die Idee einer Mittelwaldbewirtschaftung aufgegriffen. Die Be-geisterung war vorhanden und der Burgerrat übernahm die Anzeichnung der sogenann-ten Heister, der Bäume, welche im Bestand bleiben. Die Umsetzung wurde aber nicht weiterverfolgt, weil damals keine Beiträge in Aussicht gestellt waren. Mit den neuen NFA-Förderbeiträgen «Biodiversität im Wald» bestand dann die Möglichkeit, solche Projekte mit Beiträgen zu unterstützen.

Ein solches Projekt realisiert sich nicht von heute auf morgen. Wie war anfänglich die Ein-stellung der Forstbehörde zur Idee, einen Mittelwald einzurichten?Drei Burgerräte konnten sich an die Anzeichnungsübung von damals erinnern. Um ein konkretes Bild eines Mittelwaldes zu erhalten, besichtigte der Burgerrat auf den Anhöhen des Juras in der Region Basel einen bestehenden Mittelwald. Am Anfang konnte sich der Burgerrat einen Abschluss eines vom Kanton geforderten langfristigen Vertrages nicht vorstellen. Erst nach der Ausarbeitung einer Machbarkeitsstudie und deren Präsentation vor Ort wurde der Abschluss eines Vertrages über 50 Jahre ein Thema. Bis der Vertrag aber unterzeichnet werden konnte, dauerte es nahezu vier Jahre. Innerhalb des Burgerrates löste es viele Diskussionen aus. Immer wieder fanden Begehungen statt. Der Burgergemeinde wurde das Projekt zweimal an der jährlich stattfindenden Begehung vorgestellt.

Haben die Beiträge von Bund und Kanton eine wesentliche Rolle dabei gespielt, dass die Burgergemeinde Belp dem Projekt zustimmte?Schlussendlich war, nebst überzeugenden Argumenten, der finanzielle Beitrag ausschlaggebend dafür, dass es zur Vertragsunterzeich-nung kam.

Wie beurteilst du die wirtschaftliche Bedeutung für deinen Forstbetrieb?In der Umwandlungsphase ist das Projekt sehr interessant, da recht viel Holz anfällt und für die Umwandlung Beiträge ausgerichtet werden. Der hohe Anteil an Energieholz ist überhaupt kein Problem, da der Betrieb mehrere Anlagen mit Hackschnitzel beliefert. Aber trotzdem, der Arbeitsaufwand ist gross. Es hat sehr viele Sträucher, die auf den Stock gesetzt werden müssen. Dies ist eine sehr zeitin-tensive Arbeit. Bereits in der zweiten Phase wäre dies ohne Beiträge nicht möglich.

Die Holzschläge sind in ihrer Fläche gross und der Eingriff recht stark. Wie waren die Reaktionen der Waldbesucher?Von der Bevölkerung sind im ersten Jahr keine Reaktionen eingegangen.

Die ersten zwei Etappen sind nun ausgeführt. Welche Veränderungen kannst du nach den Holzschlägen feststellen?Sehr erfreulich ist, wie sich die Naturverjüngung einstellt. Das Samenjahr der Eiche kann gut festgestellt werden. Die erste Fläche ist von starkem Wildverbiss betroffen. Wir hoffen aber, dass der Wildeinfluss in Zukunft wieder abnimmt, da die nächsten Eingriffsflächen grösser sein werden. Ein weiteres Problem wird dort sein, wo die Eiche fehlt. Sie ist eine wichtige Baumart im Mittelwald und soll ge-fördert werden. Dazu werden auch Ersatzpflanzungen vorgenommen. Je nach Bodenbeschaffenheit werden auch weitere seltene Baumarten wie z. B. Schwarzpappel, Sommerlinde, Kirschbaum eingebracht.

Was sind die Schwierigkeiten bei der Umwandlung?In dem heute bestehenden geschlossenen und dichten Hochwald sind verhältnismässig starke Eingriffe notwendig. Bäume werden in der Umwandlungsphase einzeln oder gruppenweise freigestellt. Bei Sommergewittern mit Böen sind diese für Windfall anfällig. Was zurzeit fehlt, ist die Mittelschicht, die nächste Generation mit den Heistern. Hier ist die nötige Sorgfalt bei der Holzerei sehr wichtig. Die Bäume der nächsten Generation werden nicht mehr so hoch werden. Sie bilden eine grosse Krone mit einem verhältnismässig kurzen Stamm.

Welche Ratschläge gibst du Kollegen mit, die ein ähnliches Projekt realisieren möchten?Ein interessanter, vielfältiger Ausgangsbestand sollte vorhanden sein. Einen reinen Buchenwald könnte ich mir nicht vorstellen. Weiter muss der Betriebsleiter von der Sache überzeugt sein und mit Herzblut ans Werk gehen. Es braucht Zeit und Überzeugungskunst. Im Nachhinein würde ich die Fläche eher grösser festlegen. Es ist wichtig, dass wir in Zukunft der Bevölkerung aufzeigen, wie die öffentli-chen Gelder für die Förderung von Biodiversität im Wald eingesetzt werden. Das Waldbild, welches der Mittelwald bietet, ist für den Waldbesucher attraktiv. Ein artenreicher und lichtdurchfluteter Wald, der zum Spazieren einlädt und den Waldbesucher erfreut.

Foto 3: Arnold Biland erläutert die öko-logische Bedeutung des Mittelwaldes an einer von drei Informationsstelen.

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Durch die räumliche Gliederung bei der Einschlagsplanung (siehe Abb. 1) kommt es zusätzlich zu einer mosaikarti-gen Horizontalstruktur. Es entsteht eine flächige Verteilung unterschiedlicher Ver-jüngungs- und Sukzessionsstadien. Mit der räumlichen und zeitlichen Versetzung der Eingriffe besteht zudem die Möglich-keit, auf negative Stabilitätsveränderun-gen im verbleibenden Bestand zu reagie-ren und die Eingriffe in den folgenden Teilflächen entsprechend anzupassen.

Vernetzung fördernDas Gesamtkonzept in der Oberen Belp au stützt sich auf konkrete strukturelle Ziel-vorgaben ab, damit man den Biodiversi-tätsaspekten im Mittelwald ganzheitlich und bestmöglich gerecht werden kann. Neben den bereits genannten Kenngrös-sen zu Baumarten- und Altersverteilung wurden auch die Alt- und Totholzmengen definiert. Pro Hektare sollen mittelfristig mindestens zehn Althölzer mit einem Brusthöhendurchmesser von mehr als 50 cm sowie fünf Stämme liegendes und

stehendes Totholz mit einem Durchmes-ser von mehr als 20 cm vorkommen. Zur Förderung von Amphibien und Reptilien werden zudem pro Eingriff mindestens drei Asthaufen pro Hektare im Bestand aufgeschichtet.

Marlén GubschDipl. Forstwirtin, Dr. sc. ETH; Pan Bern AG.

Rolf LüscherDipl. Förster, Stv. Abteilungsleiter; Waldabteilung 5 Bern-Gantrisch.

LiteraturAlbrecht, L., Müller, J. , 2008: Ökologische Leistungen aktiver Mittelwälder. Schatztruhen für seltene Tier- und Pflanzenarten, aber auch Anschauungsobjekt für Waldbaukonzepte. LWF aktuell 62. S. 36–38.

Coch, T. Müller Bauernfeind, M. 2002: Wiederaufnahme des Mittelwaldbetriebes im Opfinger Mooswald – ein Pilotprojekt zum Tra-ditionsbezug multifunktional verstandener Forstwirtschaft. Naturschutz und Landschafts - pla nung 34, 6: S. 165–170.

Cotta, H. 1856: Anweisung zum Waldbau. 8. Auflage. Ornoldische Buchhandlung. Leipzig.

KAWA, LANAT (Hrsg.) 2012: Biodiversität im Wald. Entschädigungen für Naturschutzleistun-gen im Wald im Kanton Bern. Bern: S. 127.

Schulte, M. Rohe, W., Freist, H. 2004: 15 Jahre Naturschutzvertrag im genossen-schaftsforstlichen Mittelwald. AFZ-Der Wald 24. S. 1339–1342.

Zahnd, Ch., Gubsch, M., Biland, A. 2010: Waldnutzung ‹Obere Belpau› – Grundlagen für eine Mittelwaldbewirtschaftung. Schlussbericht (unveröffentlichter Projektbericht).

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