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SANUM-Post 74/2006 11 Das Pankreas Mittler zwischen Stoffwechsel und Sinneskräften von HP Dr. Anita Kracke Wer die Lehre Christi begreift, hat dasselbe Gefühl wie ein Vogel, der bis dahin nicht wusste, dass er Flügel besitzt und nun plötzlich begreift, dass er fliegen, frei sein kann und nichts mehr zu fürchten braucht. Leo Tolstoi EINLEITUNG Die Erkrankungen des Pankreas sind trotz intensiver Erforschungen diagnostisch schwer zu erfassen. Auch hinsichtlich der wahren Ur- sachen und Umstände, die zu Dys- funktionen führen, sind noch viele ungelöste Fragen zu beantworten. Für die Erkrankungen des Pankreas gilt: je uncharakteristischer die Beschwerden und je dürftiger die objektiven Befunde beim Vorliegen einer abdominalen Erkrankung, umso größer ist die Wahrschein- lichkeit auf das Vorliegen einer chronischen Pankreatitis. Weil die Symptomlage so unspezifisch ist, könnte man schon allein aus diesem Grunde vermuten, dass die Bauchspeicheldrüse ein Organ mit umfassenden Aufgaben und einer großen Bedeutung für den gesamten Körper ist. Die Schmerzen einer Pankreatitis sind sehr vielfältig und können den Therapeuten in die Irre führen, wenn man bedenkt, dass die Schmerzen über den ganzen Oberbauch durchbohrend bis in den Rücken ziehen und hinter dem Brustbein nach links in den Bereich der Milz und Nieren oder aufwärts zum Herzen, in die linke Schulter und den Arm ausstrahlen. Sie können damit eine Angina pectoris vor- täuschen. Es lassen sich in diesem Zusammenhang tatsächlich Durch- blutungsstörungen des Herzens über das EKG feststellen und ein Vernichtungsschmerz, der typisch für eine Angina pectoris oder einen Herzinfarkt ist. Das Organ Pankreas ist Teil des rhythmischen Systems unseres Körpers und nimmt wichtige Funk- tionen im Bereich des Ichs ein. Die tiefgreifende Störung der rhyth- mischen Organisation des Men- schen bei einem Herzinfarkt und der akuten Pankreaskrise mit Oedem oder Nekrose bzw. der chronischen Pankreatitis mit den Symptomen eines Herzinfarktes oder einer Angina pectoris zeigt den engen Zusammenhang zwischen diesen beiden Organen der Mitte, der Harmonie. EMBRYOLOGIE Die Bauchspeicheldrüse entwickelt sich embryonal aus dem gleichen Epithel, aus dem auch der Dünndarm entsteht. Es bildet sich der sog. hepatopankreatische Ring, aus dem sich einerseits die Leber und andererseits mit einer dorsalen und ventralen Anlage das Pankreas aus dem Dünndarmepithel abfaltet. Durch Wanderung der ventralen Knospe um das Duodenum herum kommt es zu einer Verschmelzung Abbildung 1: Lage und Versorgung des Pankreas: Aorta mit Truncus coeliacus [Tripus Halleri], Gefäßversorgung des Pankreas. Der Magen ist entfernt; A. gastroepiploica dextra abgeschnitten. (Aus: Lehrbuch der gesamten Anatomie des Menschen, Hrg. T.H. Schlieber und W. Schmidt, 3. Auflage, Berlin 1983) Thema der SANUM-Therapie-Tagung 2005

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SANUM-Post 74/2006 11

Das Pankreas

Mittler zwischen Stoffwechsel und Sinneskräften

von HP Dr. Anita Kracke

Wer die Lehre Christi begreift, hatdasselbe Gefühl wie ein Vogel, derbis dahin nicht wusste, dass erFlügel besitzt und nun plötzlichbegreift, dass er fliegen, frei seinkann und nichts mehr zu fürchtenbraucht.

Leo Tolstoi

EINLEITUNG

Die Erkrankungen des Pankreassind trotz intensiver Erforschungendiagnostisch schwer zu erfassen.Auch hinsichtlich der wahren Ur-sachen und Umstände, die zu Dys-funktionen führen, sind noch vieleungelöste Fragen zu beantworten.

Für die Erkrankungen des Pankreasgilt: je uncharakteristischer dieBeschwerden und je dürftiger dieobjektiven Befunde beim Vorliegeneiner abdominalen Erkrankung,umso größer ist die Wahrschein-lichkeit auf das Vorliegen einerchronischen Pankreatitis. Weil dieSymptomlage so unspezifisch ist,könnte man schon allein ausdiesem Grunde vermuten, dass dieBauchspeicheldrüse ein Organ mitumfassenden Aufgaben und einergroßen Bedeutung für dengesamten Körper ist.

Die Schmerzen einer Pankreatitissind sehr vielfältig und können denTherapeuten in die Irre führen, wennman bedenkt, dass die Schmerzenüber den ganzen Oberbauchdurchbohrend bis in den Rückenziehen und hinter dem Brustbein

nach links in den Bereich der Milzund Nieren oder aufwärts zumHerzen, in die linke Schulter undden Arm ausstrahlen. Sie könnendamit eine Angina pectoris vor-täuschen. Es lassen sich in diesemZusammenhang tatsächlich Durch-blutungsstörungen des Herzensüber das EKG feststellen und einVernichtungsschmerz, der typischfür eine Angina pectoris oder einenHerzinfarkt ist.

Das Organ Pankreas ist Teil desrhythmischen Systems unseresKörpers und nimmt wichtige Funk-tionen im Bereich des Ichs ein. Dietiefgreifende Störung der rhyth-mischen Organisation des Men-schen bei einem Herzinfarkt und derakuten Pankreaskrise mit Oedemoder Nekrose bzw. der chronischen

Pankreatitis mit den Symptomeneines Herzinfarktes oder einerAngina pectoris zeigt den engenZusammenhang zwischen diesenbeiden Organen der Mitte, derHarmonie.

EMBRYOLOGIE

Die Bauchspeicheldrüse entwickeltsich embryonal aus dem gleichenEpithel, aus dem auch derDünndarm entsteht. Es bildet sichder sog. hepatopankreatische Ring,aus dem sich einerseits die Leberund andererseits mit einer dorsalenund ventralen Anlage das Pankreasaus dem Dünndarmepithel abfaltet.Durch Wanderung der ventralenKnospe um das Duodenum herumkommt es zu einer Verschmelzung

Abbildung 1: Lage und Versorgung des Pankreas: Aorta mit Truncuscoeliacus [Tripus Halleri], Gefäßversorgung des Pankreas. Der Magen istentfernt; A. gastroepiploica dextra abgeschnitten. (Aus: Lehrbuch dergesamten Anatomie des Menschen, Hrg. T.H. Schlieber und W. Schmidt,3. Auflage, Berlin 1983)

Thema der

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der beiden Anlagen und schließlichauch zur Verschmelzung der Aus-führungsgänge des nun kompaktals ein Organ erscheinendenPankreas. Die unterschiedlichenAnlagen bilden die später auchmakroskopisch in Erscheinungtretenden Anteile des Pankreas; ausder dorsalen Anlage entwickeln sichCorpus und Cauda, und aus derventralen Anlage entsteht derPankreaskopf. Entsprechend set-zen sich auch die unterschiedlichenAnteile des Ausführungsganges ausAnteilen der ventralen und dorsalenAnlage zusammen. Aus den Gang-anlagen entstehen im 2. bis 3. Em-bryonalmonat zahlreiche verästelteEpithelsprossen, die bereits diespätere Läppchenstruktur erkennenlassen. Die Zellen dieser Epithel-sprossen weichen auseinander undbilden dadurch die feinen Kanäl-chen für den Abfluss des später zubildenden Pankreassekretes. AmEnde eines solchen Kanalsystemsbefinden sich kugelige Knospen,das sind die teilungsfähigenDrüseneinheiten des exokrinenPankreas.

Die Langerhansschen Inseln, die inihrer Gesamtheit auch als Insel-organ bezeichnet werden, sind

Laufe des Tages zwischen ein undzwei Litern Pankreassaft, der in dasDuodenum abfließt, um den saurenChymus aus dem Magen zu neu-tralisieren. Der Bauchspeichel istdaher besonders reich an Natrium-bicarbonat und enthält außerdemdie meist inaktiven Vorstufen derVerdauungsenzyme, die der Spal-tung der Fette, Kohlenhydrate undEiweiße im Duodenum dienen.Zunächst entspricht die Zusam-mensetzung des Pankreassekretesganz und gar dem des Blutplasmasim Hinblick auf die Elektrolytkonzen-tration. Erst allmählich wird der An-teil an Na+-Ionen und HCO3

--Ionengrößer bei gleichzeitigem Absinkender Konzentration der Cl--Ionen.Der Austausch der Cl--Ionen gegendie HCO3

--Ionen erfolgt in denZellen der luminalen Membran derkleinen Pankreasgänge (ductuli)durch einen Anionenaustauscher.Das ist ein aktiver sekretorischerProzess hinsichtlich der HCO3

--Ionen bei gleichzeitiger Aufnahmevon Cl--Ionen in die Zelle. Dieser Vor-gang erfordert Energie. Außerdemwerden immer wieder Cl--Ionen indas Lumen der ductuli pancreaticiüber bestimmte eröffnete Cl--Ionen-kanäle geschleust, damit eine fort-laufende Sekretion von HCO3

--

Abbildung 2: Erläuterungen zur Entwicklung von Leber und Pankreas. a 30 Tage; b 35 Tage alter Embryo. Dieventrale Pankreasknospe liegt neben dem Leberdivertikel und wandert anschließend um das Duodenum herumnach dorsal auf die dorsale Pankreaslage zu; c 40 Tage; d 45 Tage alter Embryo. Die ventrale Pankreasanlage liegtnun dicht neben der dorsalen. Der dorsale Pankreasgang mündet auf der Papilla min. in das Duodenum ein, derventrale auf der Papilla maj. In d ist die Verschmelzung der Pankreasgänge dargestellt. (Nach Langmann, 1970).(Aus: Lehrbuch der gesamten Anatomie des Menschen, Hrg. T.H. Schlieber und W. Schmidt, 3. Auflage, Berlin1983)

kleine Epithelkomplexe, die aus denembryonalen Ausführungsgängenund Acini hervorgehen. Sie verlierendie Verbindung zu ihren Ursprungs-geweben, werden von Binde-gewebe umhüllt und stark kapillari-siert. Damit hat eine Trennungzwischen dem exokrinen und endo-krinen Anteil der Bauchspeichel-drüse stattgefunden.

Es gibt Fälle, in denen sich dasPankreas auch nachgeburtlich ringsum den Dünndarm schließt bzw.sich versprengte Pankreasanlagenam Dünndarm befinden mit geson-derten Abflussgängen. Solche Bil-dungen können sogar den Dünn-darm stenosieren.

Das ausgebildete Pankreas, daszwischen den Lamellen des Meso-duodenums liegt, hat eine Größevon 13-15 cm und wiegt 70-90 g.Die Ausführungsgänge mündenschließlich gemeinsam mit demDuctus choledocus auf der Papillamajor des Duodenums.

DAS EXKRETORISCHEPANKREAS

Die gesunde Bauchspeicheldrüsedes Erwachsenen produziert im

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Ionen in das Lumen im Austauschgegen die Cl--Ionen möglich ist. (BeiMukoviszidose sind diese Kanäledefekt, wodurch die schwerenStörungen in der Sekretion desPankreas auftreten.) Die Sekretionder HCO3

--Ionen wird ermöglichtdurch das Enzym Carboanhydrase.Für jedes sezernierte HCO3

--Ionverlässt ein H+-Ion die Zelle zurBlutseite hin.

Die Pankreassaftsekretion wirdgesteuert durch den Nervus vagusund durch die Hormone Chole-cystokinin und Sekretin. Es gibt einesog. Rückkopplungsschleife, durchwelche die Inkretion von Chole-cystokinin gestoppt wird. Dasgeschieht über die im Dünndarm-lumen befindliche Menge anTrypsin. Sekretin erhöht dieSekretion von HCO3

- der ductulipancreatici. Das Ganze wird nochpotenziert durch Cholecystokininund Acetylcholin, weil sie diezytosolische Konzentration vonCa2+-Ionen erhöhen. Die Hormonebeeinflussen auch die Genexpres-sion der Pankreasenzyme.

Die Pankreasenzyme sind für dieVerdauung unentbehrlich. Siehaben alle ein pH-Optimum von 7-8. Ist die HCO3

--Sekretion zugering, dann bleibt der Chymussauer und die Verdauungsarbeitwird nur ungenügend ausgeführt.Es kommt zur Maldigestion.

Die Proteinspaltung geschieht überProteasen, die als Vorstufen imPankreas gebildet werden. Erstwenn diese Enzymvorstufen in denDarm gelangen, werden sie durchEnteropeptidase aktiviert. Zunächstentsteht aus seiner Vorstufe dasTrypsin und dieses aktiviert seiner-seits wieder das Chymotrypsinogenzu Chymotrypsin und die übrigenProteasen-Vorstufen, u.a. auch zuPankreas-Elastase. Wenn dieseAktivierung bereits innerhalb des

Pankreas geschieht, kommt es zurSelbstverdauung des Organs; dasnennt man dann akute Pankreas-nekrose.

Die Kohlenhydrate werden mittelsalpha-Amylase gespalten. Aller-dings geschieht hier zunächst nureine Zerlegung von Glykogen undStärke, die weitere Spaltung be-wirken die entsprechenden Enzymeder Dünndarmschleimhautdrüsen.

Die Fettverdauung läuft über diePankreaslipase. Auch sie wird alsaktives Enzym wie die alpha-Amylase vom Pankreas sezerniert.Zu ihrer Wirksamkeit braucht sieallerdings noch weitere Co-Lipasen,die mit Hilfe von Trypsin aus Pro-Co-Lipasen entstehen. Zur Fettver-dauung bedarf es ebenfalls nochder Gallensäuren als Co-Faktoren.

Daneben gibt es weitere Enzymewie Phospholipase, Elastase,DNase, RNase usw. Die Vielfalt unddie Bedeutung der Enzyme ist nichtzu übersehen.

Erkrankungen des exkretori-schen Pankreas

Die Erkrankungen des exkretori-schen Teiles der Bauchspeichel-drüse lassen sich gliedern in

1. congenitale Erkrankungen2. Pankreatitiden3. Pankreaszysten4. Pankreas-Carcinom.

Zu 1. Bei den congenitalen Er-krankungen kann es durch dieAnlage eines Pancreas anulare zuhochgradigen Duodenalstenosenkommen, die differentialdiagnos-tisch von akuter Pankreatitis abzu-grenzen sind. Häufig ist ein opera-tiver Eingriff nötig. VersprengtesPankreasgewebe kann in allenAbschnitten des Magens undDünndarms sowie in Meckel-Divertikeln auftreten. Es kann zu

Komplikationen kommen in Formvon Entzündungen, Einengungendes Darmlumens und Schleimhaut-ulzera mit Perforation und Blutung.

Zu den congenitalen Pankreas-Erkrankungen gehört auch diezystische Pankreasfibrose beiMukoviszidose. Bei dieser Erkran-kung sondern alle exkretorischenDrüsen des Verdauungs- undBronchialtraktes ein extrem zähesSekret ab. Auch die Haut istbetroffen. (Sie gehört ebenfalls wiedas Pankreas zu den Organen derWärme- und Ich-Organisation.) Eskommt zu starken Salzverlusten, dagenetisch bedingt der Chlorid-haushalt gestört ist (Schweißtest).Die Maldigestionsprobleme lassensich langfristig über die Einnahmevon Enzymen und orthomolekularenStoffen balancieren. Das Schicksalder Kranken entscheidet sichmeistens mit der chronisch obstruk-tiven Lungenerkrankung. Es gibtauch Erkrankungsfälle, die sich erstim mittleren Alter manifestieren.

Die Therapie der zystischenPankreasfibrose ist sehr schwie-rig. Immer sollte an die beidenRegulatoren MUCOKEHL undNIGERSAN als D5 Tropfen gedachtwerden, wobei der Schwerpunktauf dem MUCOKEHL liegen muß.Man kann sie abwechselnd auf demBauch um den Nabel einreibenlassen oder das Kombinations-präparat SANKOMBI D5 benutzen.Über die Anwendung bei Asthma-tikern wissen wir, wie wichtig fürsolche Patienten der Einsatz vonMukolytika ist. Man empfiehlt Teesmit Spitzwegerich, Leinsamen,Malve und zusätzlich Tees, die derbakteriellen Besiedlung entgegen-wirken (Thymian, Salbei, Lavendel,Ringelblume, Ackerschachtelhalm).Mit der „heißen Rolle“ lassen sichFlüssigkeitsmengen und Wärmeüber die Haut des Rückenszuführen, welche ebenfalls zu einer

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Schleimverflüssigung im Körperspeziell in der Lunge führen. Durchden Verlust der Chlorid-Ionen gibtder Körper auch vermehrt Na+-Ionen ab, die u.a. bei der Synthesebasischer Substanzen (z. B. NaHCO3)fehlen. Es ist daher für diesePatienten mit Sicherheit von großerBedeutung, dass mineralienreicheNahrung - auch in Form vonGemüsesäften - zugeführt wird. Aufjeden Fall sollte eine Nahrungverzehrt werden, die viel komplexeKohlenhydrate beinhaltet, um denEnergiehaushalt optimal zu gewähr-leisten. Auch im Hinblick auf denhohen Eiweißgehalt der besonderszähen Sekrete sollte man ebenfallsdie Ernährung mit mehr komplexenKohlehydraten überdenken. ZurImmunmodulation sind die SANU-KEHLE Staph D6 und Pseu D6 vongroßer Bedeutung. Sie können imtäglichen Wechsel in die Ellenbeugeeingerieben werden. Man beginntmit 1 bis 2 Tropfen täglich und kanndie Dosis je nach Alter desPatienten eventuell steigern bis zu4-8 Tropfen.

Zu 2. Die Pankreatitiden habenprimär ihren Sitz im interstitiellenGewebe des Organs. Im akutenStadium wird hier ein Exsudatgebildet, das serös, serofibrinösoder sogar eitrig sein kann. Dasklinische Bild wird allerdings starkdavon geprägt, ob das Drüsen-parenchym mit in das Krankheits-geschehen einbezogen ist. Beson-ders problematisch ist der tryptisch-autodigestive Prozess, der dieseErkrankung begleiten kann. Vermut-lich sind es sezernierte Verdauungs-oder lysosomale Enzyme nebengiftigen Komponenten, welche dieSymptomatik unterhalten. Nekro-sen, Abszesse und sogar der Befalldes Peritoneums sind möglich. Imeingeschmolzenen Gewebe wirdKallikrein frei, eine Protease, diegefäßaktive Polypeptide, Kinine, ausVorstufen abspaltet. Diese Kinine

lösen die starken Schmerzen beiPankreatitiden aus und führen imgesamten Körper zu einer Vaso-dilatation mit Blutungen undschließlich auch möglicherweise zueinem Volumenmangelschock. Aufdie in diesem Zusammenhang auf-tretenden Schädigungen am Herz-muskel mit der entsprechendenSymptomatik wurde weiter obenschon hingewiesen. Aber auch dieübrigen lebenswichtigen Organewie Lunge (Ateminsuffizienz), Leber(Anstieg der Transaminasen, Gallen-stau) und Gehirn (Encephalopathie)werden beeinträchtigt. Zumindestals Ursachen für das Schock-geschehen werden einerseits dievöllige Atonie des Darmes undandererseits das Pankreasödemangesehen.

Die häufigste Ursache für einePankreatitis ist ein mechanischerVerschluss der gemeinsamen Aus-führungsgänge von Gallenblase undPankreas durch Gallensteine oderähnliche Konkremente. Außerdemkann die Bauchspeicheldrüse sichentzünden im Zuge einer Virus-infektion (Mumps, Hepatitis u.a.)oder einer Infektion mit anderenKeimen (z.B. Typhus), die allgemeinden gesamten Darm oder nurTeilabschnitte ergreifen. Traumen(auch Operationen) können eben-falls Entzündungen auslösen. Stau-ungen im Bereich des Abflussesdes Bauchspeichels infolge vonVernarbungen nach früheren Ent-zündungen, aufgrund von Speichel-steinen und auch durch die Bildungeines zähen Speichels durch eine zuhohe Eiweißkonzentration desSekretes, können immer wiederrezidivierende Entzündungen aus-lösen. Sie spielen eine bedeutendeRolle bei der Entstehung derchronischen kalzifizierenden Pank-reatitis infolge chronischen Alkohol-abusus. Andere Auslöser sind ineiner Hyperkalzämie, Hungerdystro-

phie, chronischer Niereninsuffizienz,dauerhafter Anwendung vonSteroidhormonen u.a. zu suchen.Es gibt noch viele andere Störungenaus dem Bereich des Stoff-wechsels, die eine akute oderchronische Pankreatitis hervorrufenkönnen. Regional können 1/5 derEntzündungsschübe einer Pankrea-titis auf den Genuss von Alkoholzurückgeführt werden, der wegenseiner zelltoxischen Wirkung abso-lut zu meiden ist und der für dasstark eiweißhaltige Sekret verant-wortlich ist.

Das herausragende Symptom beiden Pankreasentzündungen istimmer wieder der starke Schmerz,der als „vernichtend“ empfundenwird.

Therapie der Pankreatitiden

Begleitend oder besonders nach-sorgend zur schulmedizinischenTherapie nach einem akuten Anfallsollte der Therapeut auf eine leichteKost achten, die sowohl die Leberals auch das Pankreas und denDarm auf Dauer schont. TierischeEiweiße und Fette sollten möglichstgenauso wie säuernde Genuss-mittel (Kaffee, schwarzer Tee) undAlkohol strikt gemieden werden.Gemüsebrühe und -säfte versorgenden Körper mit den nötigenMineralien, Vitaminen und Pflanzen-hilfsstoffen, gleichzeitig unterstützensie die regenerierenden Kräfte desKranken. Eine gedünstete reizarmeGemüsekost ist angezeigt, der manallmählich gutes Pflanzenöl (Raps-oder später Leinöl) in geringenMengen zusetzen kann. DieÖlmenge kann gesteigert werdenvon 1 Teelöffel auf 3-4 am Tag,wobei dem Leinöl später immermehr der Vorrang einzuräumen ist.

Von den Isopathika sind FORTA-KEHL D5 und NOTAKEHL D5

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Tropfen im täglichen Wechselbevorzugt einzusetzen, um die ent-zündlichen Vorgänge und die Darm-flora zu regulieren. In der akutenPhase kann man beim Erwach-senen die Einreibung und/oderEinnahme von täglich 3x 5 Tropfenempfehlen, in besonders schwerenFällen sogar 5x 5 Tropfen. Das setztaber eine gute Ausleitungsfähigkeitvoraus, die man durch basischeBäder (1 Esslöffel ALKALA N in eineBadewanne) verbessern kann. DieVerweildauer im Bad beträgt ca. 1/2

Stunde. Wenn Ganzkörper-Bädernicht vertragen werden, könnenFuß- und Armbäder gemachtwerden. Bei Verdacht auf eineVirusinfektion ist QUENTAKEHL dasMittel der Wahl, das ebenfalls als D5Tropfen zur Verfügung steht und alsEinreibung und orale Gabe ein-gesetzt wird wie oben bei FORTA-KEHL und NOTAKEHL angegeben.

Bei der chronischen Pankreatitis istgleichfalls die konsequente Um-stellung der Ernährung auf einemöglichst vegane Kost mit denoben genannten Ölen zu bevor-zugen. Als Hauptmittel sind EX-MYKEHL Supp. D3 1-2 x tgl. rektaleinzuführen. Auch hier muss mandie Patienten entsäuern überalkalische Bäder und eine Messer-spitze ALKALA N oral in möglichstsehr warmem Wasser morgensnüchtern und abends vor demSchlafengehen einnehmen lassen.Zwei SANUVIS Tabletten und eineCITROKEHL Tablette solltenmorgens bzw. abends gelutschtwerden. Wegen des Alkoholge-haltes ist auf die Gabe der Tropfendieser Mittel zu verzichten. BeiLaktoseunverträglichkeit müssendie Tropfen (1 Esslöffel SANUVISbzw. 5-10 Tr. CITROKEHL) inwarmem Wasser stark gerührtwerden, damit der Alkohol verfliegt.5-10 Tropfen ZINKOKEHL D3 sollte

der Patient abends aus dengleichen Gründen in warmemWasser einnehmen und vorherkräftig rühren. Zur Kräftigung desPankreas lässt man in der Mittags-zeit 5-8 Tropfen PINIKEHL D5einreiben oder oral nehmen ebensowie 1-2 Kapseln MAPURIT.

Gerade bei chronischer Pankreatitissind Umschläge mit warmenKartoffeln – über den gesamtenOberbauch gelegt – sehr wohl-tuend. Man kann auch eine Öl-mischung herstellen für eine Auf-lage. Dazu erwärmt man 1 EsslöffelSesamöl vorsichtig im Wasserbadund fügt dann 5-10 Tropfenätherisches Lavendelöl hinzu, tränktdamit ein Leinentuch (10x15cm)und legt es warm auf den ent-sprechenden Hautbereich auf demOberbauch. Das Öltuch wird miteinem Stück Molton, Watte (odereventuell auch Plastik) abgedeckt,dann folgen Wärmflasche undentsprechende Wickeltücher. Sehrgute Wirkung erzielt man ebenfallsmit einem Kataplasma aus gekoch-tem Leinsamen auf dem Ober-bauch.

Als Tee empfiehlt sich z.B. eineMischung aus gleichen Teilen vonGänsefingerkraut (zur Entkramp-fung), Ringelblumenblüten (zur„Wundheilung“), Schafgarbenblüten(zur Entgiftung, Entzündungshem-mung und Abheilung) und Beifuß-kraut (sanfte Anregung des Säfte-flusses im Magen-Darm-Trakt undin den Anhangsdrüsen). Von derTeemischung lässt man 1 Teelöffelmit 1 Liter kochendem Wasserüberbrühen und 10 Minutenzugedeckt ziehen. Danach wirdabgesiebt und über den Vormittagverteilt getrunken. Der Tee sollteimmer vor den Mahlzeiten getrun-ken werden mit einer Mindestpausevon 5 Minuten zum Essensbeginn.Bei Bedarf kann am Nachmittag bis

17.30 Uhr die gleiche Menge noch-mals getrunken werden, ansonstenist es sinnvoll, um die Zeit einenNieren-Blasentee zu trinken, um dieNierenfunktion zu verbessern. Dazuempfiehlt sich eine Mischung ausgleichen Teilen Brennnesselkraut,Solidagokraut und Birkenblättern.Die Dosis der Drogenmischungkann in dem Fall erhöht werden auf2 Teelöffel pro Liter Wasser. Dieübrige Zubereitung ist gleich.

Die Rinde des Harongabaumes(Harungana madagascariensis)fördert den Fluss des Gallen- undPankreassaftes, ist allerdings nurgeeignet bei leichter Pankreas-insuffizienz.

Zu 3. Bei den Pankreaszystenkann man unterscheiden zwischenechten, epithelausgekleideten,Zysten und Pseudozysten. In denechten Zysten befindet sich meisteine klare Flüssigkeit. Diese Zystenentstehen oft im Zuge einer Pank-reatitis oder zystischen Fibrose. Oftsind sie vergesellschaftet mit einerzystischen Entartung der Niere. DiePseudozysten können auch blut-ähnliche Flüssigkeit enthalten undhaben als Ursachen häufig einTrauma.

Therapie der Pankreaszysten

Das Hauptmittel bei der Behand-lung von Pankreaszysten ist nebender Beachtung der Ernährung unddes Körpermilieus NIGERSAN. Mankann einmal wöchentlich eineInjektion von NIGERSAN D5, D6oder D7 gleichzeitig mit einerAmpulle CITROKEHL geben und anden injektionsfreien Tagen die D5Tropfen einnehmen oder auf demOberbauch einreiben lassen; beimErwachsenen beginnt man mit 2x5und steigert bis zu 2x10 Tropfentäglich. Immer ist es sinnvoll, dieMitte mit PINIKEHL D5, 1x tgl. 5-8

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Tropfen, und 1-2 Kapseln MAPURITzu stützen. Die Entgiftungsfunktionder Leber sollte mit SILVAYSANgefördert werden, und Tees oderlymphbefördernde Ausleitungsmittelsind angezeigt. Wenn die ersteFlasche NIGERSAN D5 Tropfenaufgebraucht ist, sollte man über-legen, ob es nicht sinnvoll ist,morgens 10 Tropfen SANKOMBI D5zu verordnen und abends eineKapsel NIGERSAN D4 zu verab-reichen. Abends sollte zu demNIGERSAN immer 1 TabletteCITROKEHL gelutscht werden.

Bei Pseudozysten sind MUCOKEHLund NIGERSAN als Therapeutika oft gleichwertig einzusetzen, manverordnet dann morgens MUCO-KEHL D5 Tropfen als Einreibung aufdem Oberbauch und oral (zusam-men 10 Tropfen) und die gleicheDosierung und Anwendung vonNIGERSAN D5 Tropfen abends.Dazu nimmt der Patient morgensSANUVIS und abends CITROKEHL2 bzw. 1 Tablette.

Zu 4. Pankreas-Carcinom

Diese Diagnose wird meist erst sehrspät, oft zu spät, gestellt. Ausnaturheilkundlicher Sicht stehen inder Therapie entgiftende, entsäu-ernde, entschlackende Maßnahmenim Vordergrund. Herde und Stör-felder müssen gesucht und besei-tigt werden. Der Patient bedarf einerumfangreichen Substitution mit Mi-neralien, Spurenelementen, sekun-dären Pflanzenwirkstoffen überpflanzliche Frischpresssäfte ganz imSinne von Dr. Max Gerson. Pflanz-liche Öle, besonders Leinsamenöl,spenden nach den Erkenntnissenvon Dr. Johanna Budwig Elektro-nen, um den Zellstoffwechsel wiederzu aktivieren. Von den SANUM-Mitteln ist an EXMYKEHL, NOTA-KEHL, NIGERSAN und MUCO-KEHL zu denken, die, je nach derFähigkeit des Patienten auszuleiten,

auch als D3-Zäpfchen täglich wech-selnd gegeben werden können.Dazu gehören auch die Immun-modulatoren LATENSIN, RECAR-CIN, UTILIN, UTILIN „H“ und UTILIN„S“ (siehe hierzu auch „Die „GroßeSANUM-Stoffwechselkur“ bei derTherapie chronischer Erkrankungenund speziell des Krebses“ von Dr.Alfred Baum, erschienen in derSANUM-Post 64/2003 ab Seite 9).

DAS INKRETORISCHEPANKREAS

Neben den exkretorischen, die derAufspaltung unserer Nahrungs-bestandteile dienen, erfüllt dasPankreas wichtige innersekretori-sche Aufgaben.

Im Mittelpunkt unseres Energie-stoffwechsels steht die Glukose. DieGlukosekonzentration im Blut-plasma (Blutzuckerspiegel) istabhängig vom jeweiligen Verbrauchund der ergänzenden Bereitstellungvon Glukose. Der Zuckerabbaukann im Körper aerob oder anaerobgeschehen, der Vorgang wirdallgemein Glykolyse genannt.

Unter Glykogenese versteht mandie Glykogenbildung aus Glukose.Das geschieht meistens in Leberund Muskulatur und dient derSpeicherung von Zucker bzw. derschnellen Verfügbarkeit von Glu-kose. Das Gegenteil ist die Glyko-genolyse, mit deren Hilfe Glykogenabgebaut wird zu Glukose. DieGlukoneogenese ist ein Vorgang,bei dem aus Nicht-ZuckerstoffenGlukose gebildet wird. Das kannaus Aminosäuren z.B. Glutamin,aus Laktat, welches bei der anae-roben Glykolyse entsteht, und ausGlycerin geschehen.

Das entscheidende Organ für dengesamten Kohlenhydratstoffwech-sel sind die Langerhans-Inseln im

Pankreas. Man unterscheidet dreiverschiedene Zelltypen im Pank-reas, die A-, B- und D-Zellen. 25%der Inselzellen sind A-(oder alpha-)Zellen, welche Glucagon produzie-ren; 60% sind B-(oder beta-)Zellenund bilden Insulin und weitere 10%sind D-Zellen, die Somatostatinherstellen. Diese Hormone beein-flussen sich gegenseitig in derBildung und Sekretion, wobei derMechanismus nicht eindeutig ge-klärt ist. Die Inselzellen des Pankreas-kopfes bilden zusätzlich pankreati-sches Polypeptid, dessen physiolo-gische Funktion allerdings unklar ist.

Die Funktionen der Pankreas-hormone kann man folgender-maßen definieren:

1. Speicherung der aufgenom-menen Energie in Form vonGlykogen und Fett mit Hilfe vonInsulin,

2. Mobilisierung von Energie-reserven in Hungerzeiten, bei derArbeit oder in Stresssituationendurch Glucagon (und Adrenalin),

3. Stabilisierung des Blutzucker-spiegels,

4. Förderung des Wachstums.

Anhand dieser Aufzählung lässt sichleicht erklären, wie tief die Hormonedes Pankreas in unseren Stoff-wechsel und besonders den Ener-giehaushalt eingreifen. Die größteBedeutung für den Stoffwechsel hatnach dieser Auflistung das Insulin.

Insulin

Das Insulin ist ein Peptid. Daher istbei seinem Fehlen eine direkte oraleZufuhr unmöglich, weil es durch dieVerdauung denaturiert und zerlegtwird. Generell kann man sagen,dass das Insulin aus zwei Peptid-ketten zusammengesetzt ist, welchedurch zwei Disulfidbrücken mit-einander verbunden sind. Die

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Abbildung 3: Primäre Struktur von Schweineinsulin (in manchen anderen Büchern erscheinen die S-S-Brückenlediglich als Verknüpfungsachse Cys-Cys). (Aus: Klinische Pathophysiologie, Hrg. Walter Siegenthaler, 6. Auflage1987, G. Thieme Verlag)

Halbwertzeit des Insulins beträgt ca.5-8 Minuten. Es wird vorwiegend inder Leber und Niere abgebaut. DieAusschüttung des Insulins aus denB-Zellen wird gesteuert durch denAnstieg der Blutzuckerkonzen-tration. Dabei steigt dann auch überdie kapilläre Blutversorgung derGlukosespiegel in den B-Zellen.

Dadurch wird letztendlich über einSchließen der Kalium-Kanäle undein Öffnen der Calcium-Kanäle,über die Calcium einströmen kann,eine Depolarisation der B-Zellenbewirkt. Durch den vermehrtenEinstrom von Ca2+ in die B-Zellekommt es zur Exozytose von Insulinbei gleichzeitigem Öffnen der K+-Kanäle, wodurch die Inkretion vonInsulin als Rückkopplungsreaktionwieder abgeschaltet wird. Einebesondere Anregung zur Aus-schüttung von Insulin erfahren dieB-Zellen während der Verdauung

über cholinerge Vagusfasern, überGastrin und Sekretin. BestimmteAminosäuren wie Arginin undLeucin fördern ebenfalls die Insulin-ausschüttung wie auch freie Fett-säuren, Hypophysenhormone undeinige Steroidhormone. Es sind alsoviele Faktoren und hormonähnlicheoder Hormonsubstanzen, die indieses Regelwerk eingreifen.

Gehemmt wird die Insulinaus-schüttung durch Adrenalin undNoradrenalin, die ihrerseits dafürsorgen, dass der Blutzuckerspiegelsteigt. Auch das Somatostatin SIHgleicht zwischen den A- und B-Zellen aus. In Situationen starkerDauerbelastung oder z.B. beimFasten und Hungern wird überSensoren im ZNS der erniedrigteBlutzuckerspiegel registriert, und eskommt auf diesem Wege zurStimulation des Sympathikus unddamit zur Hemmung der Insulin-

produktion. Andererseits istbekannt, dass auch in Hungerzeitenimmer eine Basisausschüttung anInsulin stattfindet, die ca. 10 –20 BEentspricht.

Insulin senkt den Blutzuckerspiegel,indem es solche Enzyme anregt,welche die Glykolyse und dieGlykogenogenese besonders in derLeber bewirken. Auf diese Weise werden 2/3 der bei der Verdauungnach einer Mahlzeit anflutendenGlukose als Glykogen gespeichert.In den Phasen zwischen denMahlzeiten können diese Reservendann durch den Gegenspieler desInsulins Glucagon wieder mobilisiertwerden, dessen Blutkonzentrationimmer wesentlich geringer ist als diedes Insulins. Das gilt besonders imHinblick auf das ZNS, welches inseiner Funktion stark abhängig istvon einer guten Energieversorgung.Das Insulin reguliert jedoch nicht nur

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den Zuckerspiegel im Blut, esfördert in großem Umfang dieSpeicherung von Aminosäuren alsProtein vor allem in der Skelett-muskulatur. Es wirkt anabol,aufbauend. Außerdem greift esauch in den Fettstoffwechsel ein,indem es die Lipolyse hemmt, alsohier ebenfalls aufbauend, odermindestens erhaltend, wirkt.

Schwankungen in der Inkretion vonInsulin machen sich besonders imZuckerstoffwechsel bemerkbar. Beizuviel Insulin kommt es zu einerUnterzuckerung, Hypoglykämie, diein einem hypoglykämischen Schockenden kann aufgrund der Unter-versorgung des ZNS. Wenn ande-rerseits zuviel Kohlenhydrate zuge-führt werden (Mast), wird die Glyko-genspeicherfähigkeit des Körpersüberfordert. Die Reserven werden inFette umgewandelt und als Triglyce-ride gespeichert. Außerdem wissenwir spätestens durch die Forschun-gen Prof. Wendts aus dem letztenJahrhundert, dass solche Zucker mitEiweißen Verbindungen eingehen,über die im Körper beide Grund-bausteine gespeichert werdenkönnen, z.B. als Kollagen (s. auchSP 63 ab Seite 7).

Erkrankungen des inkretori-schen Pankreas

Die bekannteste Störung desZuckerstoffwechsels ist der Dia-betes mellitus, die Zuckerharnruhr.In diesem Falle ist die Glukosekon-zentration im Blut erhöht, Hyper-glykämie, und überschüssige Glu-kose wird über die Niere aus-geschieden.

In diesem Zusammenhang war eswiederum Prof. Wendt, der daraufverwies, dass es drei Formen derHyperglykämie gibt.

a. Aktivitätshyperglykämie beim Ge-sunden: bei erhöhter Aktivität des

Menschen ist auch ein erhöhterBedarf an Glukose vorhanden, derdurch einen erhöhten Blutzucker-spiegel befriedigt werden soll;

b. kompensierte Aktivitätshypergly-kämie des Insulinmangel-Diabetes(jugendlicher Diabetes): durch denMangel an Insulin hat die Muskel-zelle nicht die Möglichkeit, Glykogenaus Glukose aufzubauen, umEnergie zu speichern. Im Bedarfsfallkann also auch nicht auf eineGlykogenreserve zurückgegriffenwerden. Der Mensch ist alsoenergiearm und kraftlos. Der Körperwirft daher Glukose aus denGlukosespeichern ins Blut, um denBedarf im zirkulierenden Blut zudecken: der Blutzuckerspiegelsteigt an. Andererseits wird durchden Insulinmangel die mit derNahrung aufgenommene Glukosenicht entsprechend zum Speicher-zucker Glykogen umgebaut, wasebenfalls zu einer Hyperglykämieführt. In der Zelle selbst kannGlukose ohne Beisein von Insulin zuGlykogen umgebaut werden,allerdings ist das ein sehr langsamverlaufender Prozess, und die dortgeschaffenen Reserven reichennicht weit bei körperlicher Arbeit.

c. Stauungshyperglykämie: nachdem Verständnis Prof. Wendtskommt es durch die verdicktenBasalmembranen der Gefäßwändespeziell im Kapillarbereich zu einemGlukosemangel in der Zelle. Beieiner gesunden Basalmembran derKapillarepithelien haben wir auchgesunde Diffusionsdrucke im Blut-gefäß. Ist jedoch die Basalmembranverdickt, z.B. durch eine Eiweißmastund eine entsprechende Speiche-rung von Zucker-Eiweißstoffen,dann wächst die Diffusionszeit mitdem Quadrat der Entfernung. Beieinem Diabetiker ist beispielsweisedie Basalmembran 3x so dick wiebei einem gesunden Menschen. Die

Diffusionszeit ist dann 3x3=9xlänger als beim Gesunden. Die Zelledes Stauungshyperglykämikersbekommt also nur den 9. Teildessen, was bei einer gesundenBasalmembran ankommen würde.Über die Exprimierung von Peptidensignalisiert die verhungerndeKörperzelle ihre Mangelsituation,und glykosidische Zentren sendenihre Signale an die Glukosespeicher,aus denen solange Glukosefreigesetzt wird, bis die gleichenZentren über Rückkopplung Einhaltgebieten. Soweit die Erklärungennach dem Verständnis Prof.Wendts.

Klassifizierung des Diabetesmellitus

Schulmedizinisch wird grob unter-schieden zwischen einem Diabetesmellitus (DM) Typ I mit einemabsoluten Mangel an Insulin unddem Typ II mit verringerter Wirksam-keit des Insulins –„Insulinresistenz“ -bei meist erhöhtem Insulinspiegel imBlut. Man geht davon aus, dass dieNeigung, an einem Diabetes zuerkranken, erblich sei.

1. Juveniler Diabetes mellitus(Typ I)

Nach schulmedizinischer Ansichtkommt es bei vorliegender gene-tischer Disposition nach einervorausgegangenen Virusinfektionmit Erregern von Kinderkrankheiten(z.B. Masern-, Mumps-, Röteln-,Cocksacki-Viren) zu einer Schädi-gung (oder gar Vernichtung) derBeta-Zellen des Pankreas. Daskann eine Autoimmunerkrankungauslösen, die schließlich zu einerfortschreitenden Zerstörung derinsulinproduzierenden Zellen führt.Besonders gefährlich sind in diesemZusammenhang die Mumps-Viren,weil sie eine besondere Affinität zu den Speicheldrüsengeweben

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haben. Sie dringen angeblich in dieInselzellen ein und zerstören oderschädigen sie derart, dass sie nichtmehr als körpereigene Substanzenerkannt werden und eine allergischeReaktion ausgelöst wird. Für einensolchen Autoimmunprozess sprichtdie Tatsache, dass bei frisch ent-deckten Diabetikern eine starkeInsulinausschüttung anzutreffen ist –bis zur Erschöpfung des Insel-organs – und eine krankhafteEinlagerung von Lymphe. Beidiesen Patienten lassen sich früh-zeitig Inselzell-Antikörper feststellen,deren Spiegel nach Jahren all-mählich wieder absinkt, dannnämlich, wenn die Autoimmun-prozesse abgelaufen sind.

Die Paramyxoviren

Das Mumps-Virus gehört zu denParamyxoviren. Die Paramyxovirensind eine große Gruppe von Er-regern, die bei Menschen undTieren schwere Erkrankungen aus-lösen können. Zu dieser Gruppegehören unter anderem auch dieParainfluenza-Erreger (1,3) desMenschen und der Rinder(Bronchopneumonie); die Mumps-viren des Menschen und dieParainfluenza Viren 2,4, die beimGeflügel Geflügelpest (Newcastledisease) und bei Hunden Zwinger-husten hervorrufen; die Masern-viren; die Erreger der Hundestaupe,Rinderpest, Pest der kleinen Wie-derkäuer und Seehundstaupe

sowie schließlich das Respirato-rische Syncytialvirus des Menschenund des Rindes.

Wir wissen inzwischen, dass solcheVirusarten, besonders auch dasMasernvirus, über Jahre im Orga-nismus ausharren als persistierendeInfektionen. Man nennt sie dann„slow viruses“, die eine besondereAffinität zum Gehirn, speziell denGehirnhäuten und den hormon-produzierenden Zellen und Organenhaben. Sicher liegt darin auch dieErklärung dafür, dass häufigViruserkrankungen durch Mumps-oder Masernviren eine Meningitisoder Orchitis und Ovariitis nach sichziehen. Bei erwachsenen Männernerkranken immerhin 20-30 % derBetroffenen an einer Orchitis.

Wir wissen heute durch intensivewissenschaftliche Untersuchungen,dass viele Viren dieser Gruppeüberhaupt nicht wirtsspezifischsind. Gerade auch im Zusammen-hang mit SARS (schweres akutesrespiratorisches Syndrom) konnteermittelt werden, dass ursprünglichtierpathogene Viren sich inzwischenan den Menschen angepasst haben(Prof. Hans Wilhelm Doerr von derUniklinik in Frankfurt). Auch durchUntersuchungen an Reptilien, die anViruserkrankungen mit Lungen-symptomatik und zentralnervösenStörungen litten bzw. starben,konnten Paramyxoviren gefunden

werden, die nicht streng wirtsspe-zifisch waren.

Nach neuesten Auswertungenklinischer Studien und Berichtenaus Asien wird klar, dass geradeaviäre Influenzaviren bei Großkatzenund Hauskatzen tödlich verlaufendeErkrankungen hervorrufen können,ohne dass eine Wirtspezifitätbesteht (Dr. Dr. med. vet. ThomasVahlenkamp in „Deutsches Tier-ärzteblatt“, Jan. 2005). Außerdemwird in dem zitierten Artikel diegroße Bedeutung des Schweinesfür die Übertragung aviärer Viren aufden Menschen herausgestellt.Schweine können sowohl mithumanen als auch mit aviärenInfluenzaviren infiziert werden. ImÜbrigen ist die Übertragung solcheraviärer Viren auf die (Groß- undHaus-) Katzen und deren Erkran-kung mit teilweise tödlichemAusgang auch deshalb besonderszu beachten, weil die Katzen an sichals nicht empfänglich für dieInfektion mit Influenza A-Virengelten. Es wäre also durchausdenkbar, dass sich aus solchenaviären Influenzaviren für denMenschen äußerst pathogeneFormen entwickeln könnten.

Im Zusammenhang mit den Auto-immunerkrankungen des Menschenkönnte das bedeuten, dass solchenicht wirtsspezifischen Viren als„slow viruses“ immunologischeReaktionen hervorrufen, die beson-ders schädigend auf hormon-bildende Organe und Zellen wirkenwie Pankreas, Keimdrüsen, Schild-drüse und Gehirn bzw. Hirnhäute.Gerade im Bereich des Hirns undseiner Häute werden viele Boten-stoffe abgegeben, die hormon-ähnliche Wirkung im gesamtenKörper haben. Es liegt also derSchluss nahe, dass Viren einebesondere Affinität zu solchenhormonbildenden Gewebe haben,

Paramyxoviren

• Parainfluenza-Erreger (1,3) Mensch und Rind (Bronchopneumonie);

• Mumpsviren des Menschen, Parainfluenza Viren 2,4Geflügelpest (Newcastle disease)Zwingerhusten der Hunde;

• Masernviren;• Erreger der Hundestaupe, Rinderpest, Pest der kleinen

Wiederkäuer und der Seehundstaupe;• Respiratorisches Syncytialvirus des Menschen und des Rindes.

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die dann mit Autoimmun-Reak-tionen antworten. Es wird ausdiesem Grunde auch der Zusam-menhang mit Impfungen diskutiert,weil in dem Falle ebenfalls Fremd-eiweiße und modifizierte Viren inden Körper eingeschleust werden,die zum Teil für das Immunsystemdes Impflings nicht erkennbar sindbzw. sich mit Körperzellen oder -eiweißen verbinden und dann zuAutoimmunreaktionen führen. DieserVerdacht wird erhärtet durchForschungsergebnisse der McGillsUniversität in Montreal.

Symptomatik juveniler Diabetes

Erste Anzeichen der jugendlichenDiabetes-Erkrankung sind Müdig-keit, Durst, Harnflut, nächtlichesWasserlassen, Heißhunger aufSüßigkeiten und zerebrale Durch-blutungsstörungen. Die Kinder sindnormal- oder untergewichtig, habenlabile Blutzuckerwerte und neigenzu Übersäuerung. Um derHyperglykämie bzw. den Blut-zuckerschwankungen des kind-lichen Diabetes zu begegnen, gibtman Insulin. Der Körper sprichtvorzüglich an auf diese Gaben; siesind erforderlich, damit der Jugend-liche nicht in ein azidotisches Komafällt. Allerdings sind die Gaben desInsulins, auch wenn es sehrgereinigt ist, nicht unproblematisch.Es kommt über eine Reizung undAutoimmunreaktion an den Gefäß-epithelien zu einer Ablagerung undVerdickung der Kapillarwände imgesamten Körper. Die darausresultierenden Erkrankungen imBereich der Nieren und des Augessind hinlänglich bekannt. Außerdemführt die Substitution von Insulin zurHemmung der körpereigenen Pro-duktion in den noch vorhandenengesunden Inselzellen mit an-schließendem Niedergang dieserZellinseln.

2. Altersdiabetes (Typ II)

Diese Form entspricht der Stau-ungshyperglykämie Prof. Wendts.Sie betraf meist Patienten, die älterals 40 Jahre waren. In er-schreckendem Ausmaß kann jetztallerdings festgestellt werden, dassimmer mehr jüngere Menschen andieser Erkrankung leiden. BeiBetrachtung der Ernährungs-gewohnheiten unserer Bevölkerungnimmt diese Entwicklung allerdingsnicht wunder. Dementsprechend istdas besondere Augenmerk in derTherapie auf eine Umstellung derErnährung zu richten: im Verzichtauf Eiweiße und Fette tierischer abervorübergehend auch pflanzlicherHerkunft besonders dann, wenn diepflanzlichen Fette gesättigt sind. DieSchulmedizin sucht die Erklärungfür einen erhöhten Zucker- undInsulinspiegel im Blut der Betroffe-nen u.a. in einer „Insulinresistenz“der betroffenen Rezeptoren an denKörperzellen. Das mag teilweisezutreffen, dennoch lässt sichbeweisen, dass Patienten, die ihreErnährung rigoros umstellen aufeine rein pflanzliche Kost mit viellangkettigen Kohlehydraten undBallaststoffen bei gleichzeitig sehrgeringen Mengen tierischen Ei-weißes – nach einer Weile dervölligen Karenz – den Blutzucker-spiegel ausgezeichnet mit ihremkörpereigenen Insulin regulierenkönnen.

Um die sog. „Insulinresistenz“ auchauf anderem Wege wirksam zubeeinflussen, ist es wichtig, dieMechanismen zu kennen, über diedas Insulin an die Zellen anbindenkann und die Glukose in die Zellegelangt. Diese Überlegung führtzum Glukosetoleranzfaktor (GTF).Dieser Faktor ist eine Substanz, dieden Hormonen sehr ähnelt und denZuckerstoffwechsel reguliert, indemsie die Anbindung des Insulins anden Zellrezeptor und damit die

Einschleusung des Zuckers in dasZellinnere ermöglicht. Dieserhormonähnliche Stoff enthält außerB-Vitaminen und Aminosäuren dasSpurenelement Chrom. Es ist einorganischer Chromkomplex, dersich auch zur Nahrungsergänzungz.B. als Polynicotinsäure-Chromzuführen lässt. (Die Forschungenüber den GTF gehen auf Dr. WalterMertz vom National Institute ofHealth in Bethesda, Maryland,zurück. Er fand heraus, dass derGTF ein Niacin-Chrom Komplex ist.)

Chrom gehört zu den sog.Adaptogenen, das sind Stoffe, dieauf das gesunde Funktionieren desKörpers nur geringen Einfluß haben,sie beeinflussen aber im Wesent-lichen diejenigen Reaktionengünstig, die aus dem Gleichgewichtgeraten sind. Aus diesem Grundkann ein Adaptogen dazu bei-tragen, degenerative Krankheiten zuverhindern und den Alterungs-prozess zu verlangsamen.

Organisch gebunden ist Chromungiftig im Gegensatz zum anor-ganischen Chrom, das zu schwerenVergiftungen führen kann, z.B. beiGerbern, die mit solchen chrom-haltigen anorganischen Substanzenarbeiten.

In der Natur kommt Chromvermehrt in folgenden auch demMenschen zugänglichen Quellenvor: Bierhefe, Leber (Depot für alleVitamine, Mineralien) und Niere vonSäugern, Getreide, bes. Kleie undKeimbestandteile (außer in Mais undRoggen), Rüben u.a. Wurzel-gemüse. Geringe Mengen findensich auch in Fischen, bes. in Haut,Knochen, Knorpeln (also in allem,was wir wegwerfen), Apfelschalen,Bier, Pilzen, Wein und Pfeffer. Einbiologisch angebauter Apfel mitSchale hat 36(!) MikrogrammChrom, eine einzige Pflaume enthält5 Mikrogramm Chrom.

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Generell enthalten Nukleinsäurensehr hohe Chromkonzentrationen,es ist wichtig für den Stoffwechsel,die Struktur und den Zusammenhaltder DNS-Stränge. Chrom ist daseinzige Spurenelement, das mitzunehmendem Alter geringer wirdim Körper. Heute wissen wir, dassChrom zur Entgiftung von Cadmiumund Blei verbraucht wird, weshalbgerade Raucher u.a. schon ausdiesem Grunde besonders gefähr-det sind, einen Diabetes zuentwickeln.

Es wird ferner vermutet, dassDiabetiker besonders zu Nieren-leiden neigen, die durch eineKadmiumvergiftung hervorgerufenwerden. An Mäusen wurdenentsprechende Versuche durchge-führt, die bestätigten, dassdiabetische, übergewichtige Mäusebesonders anfällig waren gegen-über einer Kadmiumbelastung imVergleich zu normalen Mäusen. Siereagierten dosisabhängig viel ehermit einer Insulinresistenz undGlukosereaktion, ferner zeigten sieProteinurie und Kalzurie.

Chromarme Nahrung brachte beiVersuchstieren eine starke Beein-trächtigung der Fähigkeit, Glukosezu metabolisieren. Gleichzeitigvergrößerte sich das Pankreaserheblich bei chromarmer Nahrung.Es gibt Untersuchungen anWüstenratten, die unter Laborfütte-rung einen Diabetes entwickelten.Wenn man sie zurück in ihreWüstenheimat verbrachte, fraßensie begierig von einem Salzstrauchund schleppten auch großeMengen der Pflanzen in ihren Bauzur Bevorratung. Die Tiere wurdensehr schnell wieder gesund undhatten keinen Diabetes mehr. Beider Untersuchung der Pflanzestellte sich heraus, dass sie einenbesonders hohen Chromgehaltaufweist.

Holländische Fischer haben gezeigt,dass Fischöle stark reduzierend aufdie Insulinresistenz wirken (E.Blaurock–Busch „Orthomolekular-therapie in der Praxis“ 1. Auflage1995 Natura-Med Verlag).

Natürlich kann der Auslöser für eineDiabetes II-Erkrankung eine akuteoder chronische Bauchspeichel-drüsenentzündung sein. Es kommenOperationen, Störungen im Hor-monhaushalt und im Fettstoff-wechsel als Ursachen in Betracht.Eine besondere Rolle spielt aber mitSicherheit der Stress. Dauerstressführt reflektorisch bei einer Dauer-erregung des sympathischenNervensystems zu einer Bremsungder Insulinproduktion. Es ist alsounbedingt darauf zu achten, dassstarke körperliche, seelische undgeistige Belastungen schnell undzügig bearbeitet werden, damitdann das normale Gleichgewicht imKörper wieder hergestellt wird. DerPatient sollte Entspannungstech-niken erlernen und regelmäßiganwenden. In Stress-Situationenverbraucht der Mensch sovielSauerstoff, Energie, Mineralien undVitamine wie ein Hochleistungs-sportler, mit dem Unterschied, dassder Sportler trainiert ist undaußerdem großzügige Substitutionerfährt. Im Stress entstehen generellsehr viel Freie Radikale, die beiDauerstress nicht entsprechendabgebaut werden können, weil diePhasen der Erholung fehlen. ImGefolge bricht das Immunsystemzusammen. Die Menschen sinddann besonders anfällig für „slowviruses“ und Bakterien, die als CWDim Körper permanent existieren.

Im Hinblick auf den Zuckerhaushaltund die Wachstumsvorgänge imKörper verdienen andere inner-sekretorische Drüsen wie Schild-drüse und Nebennieren ebensoeine vermehrte Beachtung wie die

übergeordnete Regulation durch dieHypophyse. Eine Hyperthyreoseverursacht eine starke Glukose-ausschüttung bzw. Aufnahme vonGlukose aus der Nahrung und ziehtentsprechend eine starke Insulin-produktion nach sich zur Regu-lation. Das führt den Patientenschnell in eine diabetische Prädis-position wegen der Erschöpfungs-tendenz der Inselzellen. DieGlukokortikoide der Nebennieren-rinde greifen aktiv in den Zucker-stoffwechsel ein. Sie ermöglichendie Glukoneogenese aus Eiweißen,wenn die Glykogenreserven derLeber nicht reichen, um für denEnergiestoffwechsel genügend Glu-kose zur Verfügung zu stellen. DieKortikoide lassen dementsprechendden Blutzucker ansteigen, gleich-zeitig wirken sie entzündungs-hemmend im Körper.

Es gibt übrigens Hinweise darauf,dass ein Diabetes in jedem Falle voneiner leichten Entzündung begleitetwird. Möglicherweise hat sie ihreUrsache in den Autoimmun-Pro-zessen, die in der Bauchspeichel-drüse (bei Typ I) und an den Gefäß-Epithelien (bei Typ II) ablaufen undden Körper zur Ausschüttung vonKortikoiden anregen. Der Stress,dem wir alle ausgesetzt sind, tutdas Übrige dazu, um auch in dieserBeziehung die Gegenregulation desInsulins anzufachen.

Therapie der Zuckerharnruhr

Eine Therapie muss also all diesenPunkten gerecht werden, wenn siezu einer Linderung oder bessernoch Heilung führen soll.

1. Am Anfang einer Behandlungmuss die Umstellung der Ernährungstehen, wobei in dem Zusammen-hang mit der SANUM-Therapie dasbesondere Gewicht auf Beratungund Begleitung des Typ II Dia-

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betikers gelegt werden soll. Es istnicht besonders sinnvoll, einenMenschen, dessen Bindegewebeund Gefäßepithelien bereits starkeEiweißeinlagerungen aufweisen,noch mit zusätzlichem Eiweiß undFett aus dem Tierreich zu ernähren.Vielmehr ist es ratsam, auf denVerzehr komplexer Kohlenhydratehinzuweisen. Dazu gehören gutekaltgepresste Pflanzenöle wieLeinöl, Rapsöl, Walnussöl auf dasgesunde Gemüsegericht desPatienten, weil gerade beim Dia-betiker der Fettstoffwechsel oftgestört ist. Wenn das Obst nicht zusüß ist, sollte der Typ II Diabetikersich daran bedienen, da vor-wiegend Fruktose anfällt, die lang-sam, aber ohne Insulin verstoff-wechselt werden kann. Samen undKerne stellen ebenfalls einegesunde Ernährungsgrundlage dar,zumal sie auch noch hohe Anteilean Spurenelementen (u.a. Chrom)aufweisen. Wurzelgemüse wieTopinambur und Löwenzahn sindreich an Inulin, welches für denDiabetiker als Kohlenhydrat leichtverfügbar ist.

2. Nach der Ernährungsumstellungwird im zweiten Schritt die Regu-lation des Körpermilieus, besondersdes Säure-Basen-Haushaltes ange-strebt. Die Therapie sollte mit einerEntsäuerung über basische Bäderunter Zusatz von ALKALA Nbeginnen; die Dosierung beträgteinen Teelöffel für ein Fußbad odereinen Esslöffel für ein Vollbad. DieVerweildauer ist mindestens 20Minuten. Wegen der Gefahr dernephrotischen Veränderungen beiDiabetikern ist es immer sinnvoll,vornehmlich die Haut für denEntsäuerungsprozess heranzu-ziehen, um die Niere nicht unnötigmit der Ausscheidung von Salzenoder Protonen zu belasten. DiePotenzakkorde der organischenSäuren, Milch- und Zitronensäure, in

SANUVIS und CITROKEHL helfenbei der Regulation des Säure-Basen-Haushaltes und regen denZitronensäurezyklus an. Manverordnet morgens SANUVIS, beimErwachsenen 2 Tabletten odereinen Tee- bis einen Esslöffel derTropfen in warmem Wasser. BeiKindern ist die Dosis entsprechendzu reduzieren. Vom CITROKEHLlässt man abends 1 Tablette oder10 Tropfen nehmen.

3. Weil man immer mit der Beteili-gung viraler Strukturen am Zu-standekommen eines Diabetesrechnen muss, sollte der Diabetikerin jedem Falle mit QUENTAKEHLbehandelt werden. Manchmal istauch NOTAKEHL einzusetzen. Esempfiehlt sich, mit den D5 Tropfenzu beginnen. Beim Erwachsenengibt man 2x tgl. 5-10 Tropfen teilseingerieben um den Nabel und teilseingenommen. Wegen der ernäh-rungsbedingten Störung des Darm-milieus kann es notwendig sein, zuBeginn mit FORTAKEHL D5 undPEFRAKEHL D5 Tropfen zubehandeln, man verordnet dannmorgens FORTAKEHL 2-10 Tropfeneingerieben und eingenommen undabends die gleiche Dosierung vonPEFRAKEHL. Man kann dieseTherapie über einen längerenZeitraum durchführen und dannüberwechseln auf die Gabe vonSANKOMBI D5 Tropfen. Hier ver-ordnet man beim Erwachsenen 2x5-10 Tropfen täglich eingeriebenund/oder oral.

In jedem Falle ist die „Mitte“ zustützen mit PINIKEHL als D5Tropfen, davon gibt man z.B.mittags bis zu 8 Tropfen. Zusätzlichsind MAPURIT 1-2 Kapseln mittagsund LIPISCOR bis zu 12 Kapselntäglich zu empfehlen. MAPURITenthält Magnesium und Vit. E undbegünstigt damit das Stoffwechsel-geschehen, während LIPISCOR die

nötigen Omega-3-Fettsäuren in denKörper bringt, um der für denDiabetiker typischen Hyper-cholesterinämie und Triglycerinämiezu begegnen. Außerdem verhindertdas LIPISCOR die entzündlichenVorgänge an den Epithelien undGeweben, weil es die Arachidon-säure verdrängt.

4. Bis zu 10 Tropfen ZINKOKEHLD3 sollten abends eingenommenwerden.

Zusätzlich ist an eine Substitutionvon Chrom, z.B. durch Bierhefe undandere oben genannte Nahrungs-mittel, von Mangan und besondersVitaminen der B-Gruppe zu denken.

5. Es gibt viele pflanzliche Mitteloder in Pflanzen enthaltene Wirk-stoffe, die begünstigend auf dieBauchspeicheldrüse wirken. Injedem Falle sollte der Patient bereitsmorgens nüchtern schwache, leichtbitterstoffhaltige Tees trinken. Eine„Pankreas-Mischung“ wäre z.B.

Gänsefingerkraut (Anserinae herba) 50,0

Odermennig (Agrimoniae herba) 50,0

Ringelblume (Calendulae flos) 50,0

Schafgarbenblüten (Millefolii flos) 50,0

MDS: einen Teelöffel der Mischungmit 1 Liter kochendem Wasserüberbrühen, zugedeckt 10 Minutenziehen lassen und absieben.Tassenweise über den Vormittagtrinken. Wenn es vertragen wird,kann die Drogenmenge pro LiterWasser auf das Doppelte gesteigertwerden. Man kann diese Tee-mischung noch erweitern um Zu-sätze aus Tausendgülden-Kraut,Sanikel und Erdrauch, diese Pflan-zendrogen könnten mit zusätzlich je20,0 Anteilen dabei sein.

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Für den Nachmittag könnte maneinen weiteren Liter Kräutertee mitFrauenmantelkraut, Birkenblätternund Brennnesselkraut zu gleichenTeilen empfehlen. Grundsätzlichsollte der gute Löwenzahn nichtvergessen werden; als Teedroge,Löwenzahnsirup, Löwenzahnsaft,Urtinktur oder als TARAXAN D3-In-jektionslösung. Er ist hervorragendgeeignet, sowohl die Funktion vonLeber, Galle und Pankreas als auchdie Arbeit der Niere zu unterstützen.Natürlich lassen sich die frischenPflanzenteile hervorragend alsTräger von Zuckern, Vitaminen,Mineralien und anderen Wirkstoffenin Salaten oder einfach so frischgepflückt verzehren.

Die Wurzel des Löwenzahns undder Wegwarte enthalten viel Inulinwie auch Topinambur, Alant, Arti-schocke, Schwarzwurzel, Kletteund Sonnenblumen. Dieser Zuckerkann ohne die Mithilfe des Insulinsverstoffwechselt werden, und allegenannten Pflanzenwurzeln und -teileschmecken durch den besagtenZucker süßlich. Inulin darf aucherhitzt werden, ohne dass es zurVernetzung und Verklumpung derPolysaccharide kommt.

Wer viel Obst isst, braucht wenigInsulin in seinem Körper. Das giltbesonders für Heidelbeeren: Blätterund Beeren zeigen eine guteWirkung bei DM. Bei den frischenBeeren hat der Patient den bestenErfolg, in der Zeit des Verzehrs kanner Urlaub vom Insulin machen. DieWirkung beruht u.a. auf starkenGerbstoffen (Proanthozyanidinen).Man kann sagen, dass generell alleroten Farbstoffe eine besondersgute Wirkung zeigen, speziell auchauf das Blutgefäßsystem.

Bohnenschalentee ist stark blut-zuckersenkend, bedingt durch diedarin enthaltenen Aminosäuren,besonders das Lysin. Wenn die

Schalen getrocknet sind, ist auchdas Gift (Phasin) abgebaut.

Bittermelone (Momordica), einKürbisgewächs (Balsambirne), istessbar und wird in Asien alsGemüse verzehrt. UnvorbereiteteDiabetiker, die mit dem Genuss derBalsambirne nicht vertraut sind,können plötzlich ohnmächtigwerden beim Verspeisen diesesGemüses durch Hypoglykämie. DieBittermelone moduliert die T- und B-Zellen und unterdrückt die Makro-phagen. Gleichzeitig bewirkt sieeine Regeneration der Beta-Zellen,die das Insulin produzieren. (Mansollte also auch an bittere Gurkendenken bei Diabetes!)

Guarmehl wird aus den Samen derBüschelbohne (Guarbohne Cyanop-sis tetragonoloba) gewonnen. Diedarin enthaltenen gummiähnlichenStoffe haben einen hohen Quell-effekt, und das verzögert dieMagenpassage der Nahrung. Aufdiesem Wege wird das Restinsulinbesser verwertet. (Nicht zu ver-wechseln mit Guarkernmehl!)

Geißklee (Galega officinalis) ist einSchmetterlingsblütler. Seine Samenenthalten das Alkaloid Galegin,welches ähnlich wirkt wie die syn-thetischen Biguanide. Die Glukose-verwertung wird verbessert beigleichzeitiger Hemmung der Glu-kose-Neubildung durch die Leber.Es ist besonders gut geeignet beiDiabetes Typ II; bei Typ I ist es nurwirksam, wenn noch Basal-Insulinim Körper gebildet wird.

Der Ginseng (Panax ginseng)enthält ebenfalls zuckersenkendeWirkstoffe.

Das Mus der Kaktusfeige und dieZwiebel wirken neben vielenanderen Pflanzen diabetogen. DieRinde des Zimtbaumes (Cinna-monum aromaticum) ist gerade inden Mittelpunkt des Interessesgerückt.

Es gibt ca. 800 Pflanzen, deneneine diabetogene Wirkung nach-gesagt wird. Unter den Homöo-pathika ist besonders auch anSyzygium jambolanum zu denken.

ANTHROPOSOPHISCHE ÜBER-LEGUNGEN

Betrachtet man das Pankreaseinmal aus einer ganz anderenSichtweise, nämlich zunächst nurbezüglich seiner anatomischenLage zu den übrigen Körper-organen, so befindet sich der Kopfmit dem vorwiegend exkretorischenTeil – also dem Stoffwechselteil –direkt in der Flexur des Duodenuman der Leber, dem Stoffwechsel-und Entgiftungsorgan überhaupt,während der Schwanz mit seinemmehr inkretorischen Teil, „Sinnes-pol“, zur Milz und Nebenniere bzw.Niere nach links herüberzieht.Sowohl die Niere als auch die Milzwerden beide aus geisteswissen-schaftlicher Sicht mehr den Sinnes-organen zugerechnet, und so istdas Pankreas ein „mittleres“ ver-mittelndes Organ, weil es mitseinem „Sinnespol“ zu diesenbeiden anderen „Sinnesorganen“Verbindung aufnimmt und mit demmehr exkretorischen Kopfteil indirekter Verbindung zum Stoff-wechselorgan Leber steht. Dieübergeordnete Funktion der Ich-Organisation des Menschen findetim Organ Pankreas als Zentrum desrhythmischen als auch des Stoff-wechsel-Systems einen starkenAusdruck. Bei Erkrankungen diesesOrgans sind daher beide Systemeschwer gestört.

Bei genauerer Untersuchung derInselorgane, der Langerhans’schenInseln, kann man feststellen, dassdie B-Zellen meist zentral liegen unddie A-Zellen darum herum gruppiertsind, wobei sie teilweise sogar einen

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Ring bilden. Man könnte darin eineSignatur sehen. Es sind die Zentral-kräfte (Verdichtung, Inkarnation,Glykogenbildung), die durch die B-Zellen wirken, und die Universal-kräfte (Auflösung, Befreiung, Ex-karnation, Überführung Glykogen inZucker und schließlich Wärme),welche durch die A-Zellen zumAusdruck kommen. Das Verhältnisder beiden verschiedenen ZellartenA zu B ist beim Menschen etwa wie1:3.

Von Untersuchungen an Tierenwissen wir, dass ein ständiger Um-,Auf- und Abbau der A- und B-Zellenstattfindet. Bei Fischen sindübrigens das exokrine und endo-krine Pankreas noch getrennt. DerZuckerhaushalt der Tiere undMenschen befindet sich in einemarttypischen Gleichgewicht.Meerestiere (Fische, Haie),Schlangen und Winterschläferhaben bezüglich des Zucker-haushaltes eine Balance, die starkdifferiert von dem Verhalten bei nichtWinterschlaf haltenden Warm-blütern und Vögeln. So kann manz.B. beim Igel im Winterschlaf einVerhältnis der A- zu den B-Zellenmessen von 1:6,2. In dieser Zeit istder Blutzuckerspiegel dadurchherabgefahren auf 50 mg/100 ml.Während der aktiven Sommerzeithat der Igel ein Zahlenverhältnis A-zu B-Zellen von 1:3,3 undentsprechend einen Blutzucker-spiegel von 125 mg/100 ml. Bei denVögeln ist der Anteil an A-Zellen imVergleich zu den B-Zellen viel höher.Man kann daher sogar mit sehrhohen Insulingaben nur ganz vor-übergehend einen Einfluss auf denBlutzuckerspiegel erreichen. ImKörper dieser Tiere spielt also dasInsulin zum Energiespeichern kaumeine Rolle, was auch die rascheErmüdbarkeit und den schnellenTod der Tiere erklären könnte,besonders z.B. im Winter beiFuttermangel.

Natürlich hängt die Bereitstellungvon Energie sehr eng mit demWärmehaushalt zusammen. Auchhier kann uns der Vergleich gerademit den winterschlafenden Tierenmöglicherweise zum Verständnisweiterhelfen. Von ihnen wissen wir,dass sie sich zur Zeit des Winter-schlafes in einem Stadium befinden,indem sich das Bewusstsein unddie Wärme-Organisation aus demKörper entfernt haben. Wie beimKaltblüter regelt ein außerhalb desKörpers befindliches Zentrum(Kosmos) den Wärmehaushalt unddamit das Schlafen und Erwachen.Ab einer gewissen Außentempe-ratur beginnen die Tiere durch denEinfluss der Wärme zu erwachen.Und hier geschieht etwas Merk-würdiges: das Erwachen beginntam Sinnespol, an den Sinnes-organen, dann erfolgt die Beweg-lichkeit des Kopfes, danach werdendie vorderen Extremitäten beweg-lich und zuletzt erwachen dieHinterbeine. Es ist also durchausmöglich, daß die Tiere sich bereitsmit den vorderen Extremitätenkriechend bewegen, während dernoch schlafende Hinterleib wiegelähmt nachgezogen wird. DieErwärmung tritt z.B. beim Igelinnerhalb ganz kurzer Zeit - etwa 2Stunden - ein und bewirkt einenTemperaturanstieg um 20 Grad.Demnach ist es also grundsätzlichmöglich, dass der Wärmeorganis-mus den Körper verlassen undwieder in ihn zurückkehren kann.Dieser Wärmeorganismus wird aberentscheidend durch das rhyth-mische System des Pankreasgeprägt. Denn über das Pankreaswird die stoffliche Grundlage derErwärmung, der Kohlenhydratstoff-wechsel, geregelt.

Der Wärme-Organismus entwickeltsich sowohl phylogenetisch alsauch ontogenetisch erst allmählich.Der Kaltblüter ist ganz auf dieRegulation von außen angewiesen,

und erst über die wechselwarmenTiere geht die Entwicklung zu denWarmblütern. Unter den nacktgeborenen Warmblütern gibt es inder Säuglingsphase ebenfalls z.B.bei Mäusen und Ratten eine Zeitvon etwa 10-14 Tagen, in der dieseTiere sich wie Kaltblüter verhalten,und erst danach erlangen sie dieFähigkeit, die eigene Körpertempe-ratur zu regeln. Der menschlicheSäugling ist ebenfalls in der erstenZeit seines Lebens auf eine warmeUmhüllung angewiesen, um eineMonothermie zu halten, und erst im2. Lebensmonat beginnt eineTemperaturregulation, die zwischenWachen und Schlafen eine Differenzvon 1 Grad aufweist. Mit demHeranreifen der Ich- Organisation imMenschen geht auch die Regulationder Wärmeorganisation einher.

Man kann bei vielen Menschen eineStörung der Wärmeorganisationfeststellen. Wenn man die Patientenbefragt, dann erfährt man, dass sieseelisch aber auch körperlich voneiner großen Kälte erfüllt sind. Ofthat diese „Unterkühlung“ zunächstihren Ausgang genommen in einermangelhaften Bekleidung der unte-ren Extremitäten, die dann häufig zuchronischen Erkrankungen desUnterleibes mit den Organen desUrogenitaltraktes, dem Blinddarmund sogar der Leber führte. Dasunterkühlte Organ wirkt dauerhaftstörend auf den gesamten Organis-mus ein.

Aus der chinesischen Medizin istbekannt, dass der Meridian Milz-Pankreas einen stärkenden Einflussauf den Nieren-Blasen-Meridian hatund andersherum eine Energie-losigkeit in den Organen diesesMeridians auch die Milz, dasPankreas ebenso wie die Leberschwächt.

In jedem Falle geht aus dem vorherGesagten hervor, dass eine Störung

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im rhythmischen Geschehen vonStoffwechsel und Wärmehaushalteine nachhaltige Schwächung derregulierenden Organe der Mitte, Milzund Pankreas, bewirkt. Durch dieEmanzipation des Menschen auf-grund der Loslösung von tages-und jahreszeitlichen Rhythmen isteine starke Abkopplung von denkosmischen und natürlichen Rhyth-men eingetreten. Der moderneMensch kann durch die Errungen-schaften der Technik die Nacht zumTage machen und in den Wohn-räumen den Winter weitestgehendden sommerlichen Temperaturenangleichen. Wenn man dieseMöglichkeiten mit den natürlichenVorgängen gerade auch bei denWinterschläfern vergleicht, könnteu.a. auch das Fehlen der „Schlaf-und Winterphasen“ in unseremLeben dazu führen, dass sich dieRegenerationskräfte unserer rhyth-mischen Organe frühzeitig er-schöpfen.

Den meisten Menschen fehlt diekörperliche rhythmische Betätigungdurch die Arbeit, die regelmäßigeBewegung oder den Sport. Es istbekannt, dass gerade eine„eintönige“ gleichförmige Arbeit denKörperrhythmus sehr betont undMenschen, die gemeinsam an einerrhythmischen Arbeit beteiligt sind, ineinen „Gemeinschaftsrhythmus“bringt, sodass der Einzelne ein Teildes Ganzen wird (Dreschen vielerKnechte auf der Tenne mit demFlegel, Musizieren in einer Gruppe).Dieses Zusammenwachsen bringt

den Beteiligten eine große Ent-spannung, weil durch dieRhythmisierung die Belastung alsausgleichend empfunden wird. Dasist aber nicht nur fühlbar, sondernauch messbar, z.B. an Puls undBlutdruck. Für die Therapie desrhythmischen Organs Pankreasbedeutet das, der Patient sollte sichkörperlich betätigen und durch dieBewegung in Einklang kommen,wobei gleichzeitig der gesamteZuckerhaushalt positiv beeinflusstwird. Bewegung, Spazierengehen,Spielen, Sport halten die Chrom-verluste im Körper gering, sorgenfür den anabolen Aufbau derMuskeln und wirken einerHyperglykämie entgegen. Es istbekannt, dass besonders vielZucker als Glykogen in dieMuskulatur eingelagert wird, wennunmittelbar nach dem Sportgegessen wird, weil die Akzeptanzder Muskelzelle für Glykogen gleichnach der Leistung besonders hochist. Atem- und Entspannungs-übungen sind geeignet, dieSauerstoffzufuhr im Körper zuoptimieren und die Menschen auseiner sympathikotonen Lage in dieErholungsphase zu überführen. Eingeregelter Tagesablauf, in demallgemein entgiftende Maßnahmenwie Ölschlürfen, basische Bäder,Kneipp´sche Güsse und Bürsten-massagen ihren festen Platz haben,mit bewusster Ernährung undausreichender Nachtruhe ist diebeste Voraussetzung für eineHarmonisierung der Mitte. DieseBemühungen erfordern vom Patien-

ten ein gewisses Maß an Disziplinund Energie, die ihm aber invielfältiger Weise wieder geschenktwird. Es setzt in der Regel einProzess der Bewusstwerdung ein,in welcher der Patient immer mehrüber die Pflege des Körpers die„Süße“ und Erfüllung des Lebens,nach der wir alle suchen, wiedererlangen kann. �

Literatur:Blaurock-Busch, Eleonore: Mineralstoffe und

Spurenelemente und deren Bedeutung inder Haar-Mineralien-Analyse, Eigenverlag,keine Jahresangabe

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