Mittlerer Schulabschluss Schuljahr 2018/2019 Deutsch

Deu1-MSA-2019 Seite 1 von 30

Freie und Hansestadt Hamburg Behörde für Schule und Berufsbildung _____/____________ Klasse / Name

Mittlerer Schulabschluss Schuljahr 2018/2019

Deutsch

Haupttermin

Mittwoch, 8. Mai 2019, 09:00 Uhr

Unterlagen für die Prüflinge

Arbeitshinweise1

Überprüfe die Seitenzahlen und stelle so fest, ob du alle Unterlagen erhalten hast.

Trage bitte rechts oben auf diesem Blatt und auf deinen Arbeitspapieren deine Klasse (oder den Kurs) und deinen Namen ein.

Schreibe deinen Namen und deine Klasse auch auf deine Entwurfsblätter (= Kladde) und auf deine Reinschrift.

Die Arbeitszeit beträgt 155 Minuten.

Erlaubte Hilfsmittel: ein Rechtschreibwörterbuch

1 Hinweise zu den Erleichterungen für neu zugewanderte Schülerinnen, Schüler und

Prüflinge bei Sprachschwierigkeiten in der deutschen Sprache finden sich auf S. 2.

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Erleichterungen für neu Zugewanderte

Entsprechend der „Richtlinie über die Gewährung von Erleichterungen für neu zugewanderte Schülerinnen, Schüler und Prüflinge bei Sprachschwierigkeiten in der deutschen Sprache“ (MBlSchul Nr. 08, 7. Oktober 2016, S. 60) werden für die betroffenen Prüflinge die folgenden Erleichterungen gewährt:

Die Bearbeitungszeit wird um 45 Minuten auf 200 Minuten erhöht.

Ein nicht-elektronisches Wörterbuch Deutsch – Herkunftssprache / Herkunftssprache – Deutsch wird für die gesamte Prüfung bereitgestellt.

Freie und Hansestadt Hamburg Schuljahr 2018/2019 Behörde für Schule und Berufsbildung Haupttermin Mittlerer Schulabschluss Deutsch Name: _______________________________________ Klasse: _________


Text 1

Wasserfarben

von Thomas Brussig

Der folgende Text ist ein Auszug aus einem Roman. Der Ich-Erzähler hat bei der Familie seiner Freundin Silke zu Abend gegessen.

Silkes Eltern mögen ihn nicht und lassen ihn das auch spüren…

Silke und ich wollten noch weggehen. Wohin, wussten wir noch nicht, und es hätte keinen Sinn gehabt, diese Frage in Gegenwart der Eltern zu klären. Diese Atmosphäre war zu unerträglich, als dass wir länger als unbedingt nötig geblieben wären. Natürlich stöhnte Silkes Mutter noch über den Abwasch, aber das tat sie nur, damit 5 sich Silke irgendwie schuldig fühlt. Die Tour1 war nicht neu, wahrlich nicht. Aber diesen ganzen Zirkus durchschaute Silke nicht einmal. Sie fühlte sich stattdessen tatsächlich immer irgendwie schuldig.

Als ich Silke in den Mantel half, kam aus der Küche in diesem Eine-Mutter-ruft-ihrer-aus-dem-Haus-gehenden-Tochter-hinterher-10 Tonfall: „Silke, lässt du die Schlüssel hier, du weißt doch, Papa hat Bereitschaftsdienst2 und seine Schlüssel verlegt.“ Ehe Silke etwas sagte, kam ihre Mutter in den Flur. Sie band sich gerade ihre Schürze um und mühte sich mit der Schleife ab, die sie sich auf dem Rücken binden wollte. Sie lächelte Silke an, ging auf sie zu und bat: 15 „Komm, hilf mir mal!“ Ich ließ die Klinke wieder los. Die Mutter hatte Silke den Rücken zugewandt, und Silke band eine Schleife. Währenddessen sprach Silkes Mutter weiter, und zwar in einem Tonfall, der so anständig klang, dass jede Widerrede taktlos wirken musste. „Papa kann deinen Schlüssel nehmen. Wir bleiben auf, bis 20 du wiederkommst.“ Das war schon wieder so ein Manöver3. Es war jetzt viertel vor neun, und Silkes Mutter wusste genauso gut wie ich, dass Silke spätestens ab halb elf nur ans Nachhausegehen denkt – um ihren Eltern den Schlaf zu gönnen. Sie wollte nicht so recht antworten und fragte: „Kannst du nicht Papa deinen Schlüssel 25 geben?“

Die Mutter hatte sich wieder zu uns umgedreht und sah Silke ins Gesicht. Sie war fast einen Kopf kleiner als Silke.

1 hier: abfällig für eine Strategie/Vorgehensweise 2 Arbeitszeit, bei der man zuhause jederzeit erreichbar sein muss, um eventuell zu einem Einsatzort aufzubrechen 3 eigentlich: eine militärische Übung; hier: eine Taktik/Methode



„Ich muss doch nachher nochmal mit dem Hund raus, und wenn just4 in diesen zwanzig Minuten Papa angerufen wird, muss er doch 30 das Haus abschließen können, wenn er geht. – Sieh mal, wir bleiben doch auf, bis du wiederkommst, da brauchst du doch keinen Schlüssel.“

Man konnte wirklich glauben, es drehte sich allen Ernstes einzig um den Schlüssel, denn sie sagte das alles sehr schön gespielt 35 freundlich und bittend und kein bisschen ungeduldig. Ich setzte in demselben Tonfall, an Silke gewandt, fort: „Und wenn es doch etwas später werden sollte, kannst du auch bei mir schlafen.“

Ich muss verrückt gewesen sein. Echt. Ich bin der verrückteste Mensch, den ich kenne. Fragen Sie mich nicht, was das sollte. Es 40 war nur so eine bekloppte Provokation. Dieses scheinheilige5 Getue6 von Silkes Mutter war mir nämlich wirklich über. Ich kann Ihnen sagen, ich hatte die Nase voll von diesem Getue. lm Ernst. Natürlich ging meine Bemerkung nach hinten los und so. Wissen Sie, Silke ist nämlich gegen Provokationen. Sie war ziemlich betroffen darüber, 45 dass ich mich in diesem Stil mit ihrer Mutter anlegte.

Naja, und ihre Mutter machte auf Fassungslosigkeit. Sie trug ganz schön dick auf. Sie gab sich allergrößte Mühe, fassungslos zu sein. Sie machte einen auf hektische Fassungslosigkeit und kriegte es auch ganz gut hin. Sie war sicherlich viel zu angespannt, um etwa 50 sprachlos zu sein. Genaugenommen war sie sogar froh, sich endlich echauffieren7 zu können. Natürlich hatte auch Silkes Vater seinen Auftritt. Der Ernährer der Familie greift ordnend ein und so. Er kam aus irgend so ’nem Nebenzimmer getrottet, kratzte sich am Hinterkopf und verbreitete Wirkung. Er war ein vierschrötiger8 Kerl, 55 schwer wie ein Gewichtheber und mindestens einsneunzig groß. Einsneunzig. Kurzum, er brauchte nicht lange, um Wirkung zu verbreiten.

Er sagte zu Silke, sie solle heut Abend besser ganz zu Hause bleiben, und zu mir sagte er, er hätte es ganz gerne, wenn ich jetzt 60 ginge.

4 gerade/plötzlich 5 heuchlerisch/unaufrichtig 6 übertriebenes Verhalten 7 künstlich aufregen 8 von breiter, kräftiger Statur sein/ungelenk wirken



Natürlich hatte ich keine Chance mehr. Ich hatte voll verspielt. Trotzdem sagte ich noch zu Silke, sie soll jetzt einfach mitkommen, damit diese Bevormundung jetzt endlich mal aufhört, und wenn sie sich das alles gefallen lässt, dann hört das nie auf und so. Ich 65 wusste natürlich, dass ich keine Chance mehr hatte, und war ziemlich verzweifelt. Ich hätte mich noch stundenlang über die Verlogenheit der Eltern auslassen können, aber als ich sagte, sie anflehte, sie soll doch bitte, bitte mitkommen, schüttelte sie nur den Kopf, mit einem ganz, ganz traurigen Gesicht. Das war so 70 niederschmetternd, dass ich nicht weitersprach. Wissen Sie, dieses traurige Gesicht, das kam daher, weil sie über mich traurig war. Das war ja das Schlimme. Sie war mir nicht böse, sie war traurig darüber, dass ich so einen hirnverbrannten Streit provoziert hatte. Manchmal bin ich ein selten dämliches Rindvieh9. 75

Ich ging dann auch gleich. Ich war mit einem Mal viel zu niedergeschlagen, als dass ich noch irgendwie bleiben konnte. Vor lauter Niedergeschlagenheit konnte ich mich nicht mal verabschieden. Ich drehte mich nur um und nahm die Türklinke in die Hand. Bevor ich sie runterdrückte, rammte ich meinen Kopf an 80 die Tür und stöhnte. Das war nicht mal Theater oder so.

Silkes Eltern sagten die ganze Zeit kein Wort mehr. Sie standen zwar noch rum, aber sie sagten nichts und griffen auch sonstwie nicht ein. Selbst als ich auf Silke einredete, von wegen Bevormundung und so, taten sie nichts. Weiß der Kuckuck warum, 85 aber sie ließen mich wenigstens da in Ruhe. Ich bin nahe dran, ihnen das hoch anzurechnen. […]

Ich muss dazu sagen, dass ich das mit Silke nicht nach ein, zwei Wochen abhaken konnte. Genau genommen ging mir das alles sehr nah, und zwar stets und ständig. Es gab aber einen einfachen Grund, 90 weshalb ich nichts tat. Es wäre wahrscheinlich furchtbar deprimierend gewesen, wenn ich sie noch mal getroffen hätte. Wissen Sie, sie ist so ein Typ, den man nicht ein einziges Mal enttäuschen darf. Ich meine nicht, dass sie kleinlich10 ist – das sicher nicht –, aber man darf sie auf keinen Fall enttäuschen. Sie kommt einfach nicht mehr weg 95 davon. Man ist dann immer nur der, der sie mal enttäuscht hat. Dagegen ist man vollkommen machtlos. […]

9 hier redensartlich: Dummkopf 10 engstirnig



Ich stelle mir manchmal vor, dass ich sie anrufe oder rumkomme und sie sich riesig freut und sagt, dass sie nicht verstanden hat, warum ich untergetaucht bin. Dieser Gedanke macht mich krank. lm 100 Ernst. Aber ich werde mich trotzdem nicht bei ihr melden. Es geht einfach nicht. Ich bringe es nicht fertig. Das zeugt wahrscheinlich nicht gerade von menschlicher Größe.



Bereich I: Aufgaben zur Lesekompetenz

Aufgabe 1 (7 Punkte)

Überprüfe, ob die folgenden Aussagen zum Text richtig oder falsch sind. Zitiere jeweils eine Textstelle, aus der das hervorgeht.

a) Der Ich-Erzähler hat zunächst die Absicht, mit seiner Freundin Silke aus dem Haus ihrer Eltern zu gehen.

Aussage ist richtig

falsch Textbeleg:

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b) Der Ich-Erzähler glaubt, dass Silke öfter Schuldgefühle gegenüber ihrer Mutter hat.

Aussage ist richtig

falsch Textbeleg:

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c) Silke will früh wieder zu Hause sein, damit sie genug Schlaf bekommt.

Aussage ist richtig

falsch Textbeleg:

__________________________________________________________

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d) Der Ich-Erzähler bietet Silke an, bei ihm zu übernachten.

Aussage ist richtig

falsch Textbeleg:

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e) Kurz bevor der Ich-Erzähler geht, macht Silke einen traurigen Eindruck auf ihn.

Aussage ist richtig

falsch Textbeleg:

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f) Der Ich-Erzähler verlässt schließlich ohne einen Gruß und ohne Silke das Haus ihrer Eltern.

Aussage ist richtig

falsch Textbeleg:

__________________________________________________________

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g) Als sich der Ich-Erzähler nach einiger Zeit wieder bei Silke meldet, freut sie sich sehr und macht ihm keine Vorwürfe.

Aussage ist richtig

falsch Textbeleg:

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___ / 7 P.




Schreibe die folgenden Überschriften in der mit dem Text übereinstimmenden Reihenfolge in die Tabelle. Eine der Überschriften passt nicht.

Der Abgang Die Provokation und ihre Folgen Bei Silke Die Versöhnung Kontaktabbruch Der fehlende Haustürschlüssel Ein letzter Versuch

Überschrift Zeilenangaben

1.

1-8

2.

9-33

3.

34-61

4.

62-75

5.

76-87

6.

88-Schluss

___ / 3 P.




Der Ich-Erzähler beschreibt Silkes Eltern. Wie wirken die Eltern in der jeweiligen Situation auf den Ich-Erzähler? Nenne zu jeder Textstelle eine passende Eigenschaft.

Textstelle Die Mutter / der Vater wirkt auf den Ich-Erzähler…

Beispiel:

„Natürlich stöhnte Silkes Mutter noch über den Abwasch, aber das tat sie nur, damit sich Silke irgendwie schuldig fühlt.“ (Z. 4ff.)

vorwurfsvoll

„Als ich Silke in den Mantel half, kam aus der Küche in diesem Eine-Mutter-ruft-ihrer-aus-dem-Haus-gehenden-Tochter-hinterher-Tonfall: ‚Silke, lässt du die Schlüssel hier, du weißt doch, Papa hat Bereitschaftsdienst und seine Schlüssel verlegt.‘“ (Z. 9ff.)

„Das war schon wieder so ein Manöver. Es war jetzt viertel vor neun, und Silkes Mutter wusste genauso gut wie ich, dass Silke spätestens ab halb elf nur ans Nachhausegehen denkt […].“ (Z. 21ff.)

„[Der Vater] sagte zu Silke, sie solle heut Abend besser ganz zu Hause bleiben, und zu mir sagte er, er hätte es ganz gerne, wenn ich jetzt ginge.“ (Z. 59ff.)

„Silkes Eltern sagten die ganze Zeit kein Wort mehr. Sie standen zwar noch rum, aber sie sagten nichts und griffen auch sonstwie nicht ein.“ (Z. 82ff.)

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Der Ich-Erzähler berichtet:

„Man konnte wirklich glauben, es drehte sich allen Ernstes einzig um den Schlüssel, denn sie [die Mutter] sagte das alles sehr schön gespielt freundlich und bittend und kein bisschen ungeduldig.“ (Z. 34ff.)

Erläutere im Textzusammenhang, wie der Ich-Erzähler das Verhalten der Mutter beurteilt.

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___ / 3 Punkte




Der Ich-Erzähler setzt den Kontakt zu Silke nicht fort. Dazu heißt es im Text: „Es gab einen einfachen Grund, weshalb ich nichts tat.“ (Z. 90f.) a) Nenne diesen Grund in eigenen Worten und belege ihn mit einem passenden

Zitat. Grund:___________________________________________________________

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Textbeleg:

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__________________________________________________________(Z.___)

b) Im Text werden weitere Gründe dafür genannt, warum der Ich-Erzähler die

Beziehung zu Silke kritisch sieht. Nenne zwei davon. ________________________________________________________________

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___ / 4 P.



Aufgabe 6 (4 Punkte) In dem Textauszug aus dem Roman „Wasserfarben“ (Text 1) sagt der Ich-Erzähler über sich selbst:

„Manchmal bin ich ein selten dämliches Rindvieh.“ (Z. 75)

Wähle unter den angeführten Deutungsmöglichkeiten eine aus, die besonders gut zutrifft, und eine, die nicht gut zutrifft. Begründe jeweils deine Wahl in eigenen Sätzen.

Deutungs-möglichkeit 1

Der Ich-Erzähler beschimpft sich als „dämliches Rindvieh“, weil er seinen Kopf gegen die Tür schlägt und ihm dieses Verhalten gegenüber den Eltern von Silke unangenehm ist.


Der Ich-Erzähler erkennt, dass er im Umgang mit Silkes Eltern nicht geschickt vorgegangen ist und die Situation dadurch verschlimmert hat.


Der Ich-Erzähler ärgert sich über sein Verhalten, da er dadurch die Beziehung zu Silke unnötig aufs Spiel gesetzt hat.


Silkes Eltern haben den Ich-Erzähler schon öfter als „dämliches Rindvieh“ beschimpft. Nun glaubt er selbst daran.

Deutungsmöglichkeit ___ trifft besonders gut zu.

Begründung:______________________________________________________

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Deutungsmöglichkeit ___ trifft nicht gut zu.

Begründung:______________________________________________________

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Stelle dir vor, du solltest dem Romanausschnitt einen Titel geben. Wähle aus den folgenden drei Titeln denjenigen aus, den du besonders passend findest. Kreuze ihn an.

Liebesende Beschützer Elternliebe

Begründe deine Titel-Auswahl ausführlich:

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* Aufgabe 8 (10 Punkte)

Hinweis: Diese Aufgabe muss nicht bearbeitet werden. Sie ermöglicht es jedoch, zusätzliche Punkte zu erhalten. Das Erreichen der Note E 1 erfordert, dass auch diese Aufgabe richtig gelöst wird.

Die sprachliche Gestaltung (Textaufbau, Ausdruck, Grammatik, Rechtschreibung, Zeichensetzung) fließt in die Bewertung mit ein.

Text 2: Die Tochter

Abends warteten sie auf Monika. Sie arbeitete in der Stadt, die Bahnverbindungen sind schlecht. Sie, er und seine Frau, saßen am Tisch und warteten auf Monika. Seit sie in der Stadt arbeitete, aßen sie erst um halb acht. Früher hatten sie eine Stunde eher gegessen. Jetzt warteten sie täglich eine Stunde am gedeckten Tisch, an ihren 5 Plätzen, der Vater oben, die Mutter auf dem Stuhl nahe der Küchentür, sie warteten vor dem leeren Platz Monikas. Einige Zeit später dann auch vor dem dampfenden Kaffee, vor der Butter, der Marmelade.

Sie war größer gewachsen als sie, sie war auch blonder und hatte 10 die Haut, die feine Haut der Tante Maria. „Sie war immer ein liebes Kind“, sagte die Mutter, während sie warteten.

In ihrem Zimmer hatte sie einen Plattenspieler1, und sie brachte oft Platten2 mit aus der Stadt, und sie wusste, wer darauf sang. Sie hatte einen Spiegel und verschiedene Fläschchen und Döschen, 15 einen Hocker aus marokkanischem Leder, eine Schachtel Zigaretten. […]

Bald wird sie sich in der Stadt ein Zimmer nehmen, das wussten sie, und dass sie dann wieder um halb sieben essen würden, dass der Vater nach der Arbeit wieder seine Zeitung lesen würde, dass es 20 dann kein Zimmer mehr mit Plattenspieler gäbe, keine Stunde des Wartens mehr. […]

1 Schallplatten: Vorläufer der CD. Schallplattenspieler: Abspielgerät für Schallplatten 2 Kurzform für Schallplatten



Aufgabe: Vergleiche den Textauszug aus dem Roman „Wasserfarben“ von Thomas Brussig mit der Kurzgeschichte „Die Tochter“ von Peter Bichsel. Berücksichtige dabei Gemeinsamkeiten und Unterschiede.

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Bereich II: Aufgaben zum Sprachgebrauch/Sprachwissen


Überprüfe, ob die folgenden Aussagen zur sprachlichen Gestaltung des Romanauszugs „Wasserfarben“ (Text 1) richtig oder falsch sind. Kreuze die richtige Aussage an. Es darf jeweils nur eine Aussage angekreuzt werden.

a) Das verwendete Tempus � wechselt. � ist Präsens. � ist durchgehend Präteritum.

b) Aussagen von Figuren werden � immer direkt wiedergegeben. � immer indirekt wiedergegeben. � direkt und indirekt wiedergegeben sowie vom Erzähler zusammengefasst.

c) Bei der Gestaltung der Sätze fallen auf: � die vielen Fragen und Ausrufe. � die häufige Verwendung von Anglizismen. � die vielen umgangssprachlichen Ausdrücke.

d) Der Ausdruck „menschliche Größe“ (vgl. Z. 103) bedeutet, � dass jemand dick ist. � dass jemand gewachsen ist. � dass jemand einen vorbildlichen Charakter hat.

___ / 4 P.

Aufgabe 10 (3 Punkte) Ersetze die in den folgenden Sätzen fett gedruckten Wörter jeweils durch ein Wort oder einen Ausdruck mit ähnlicher Bedeutung. Du kannst die Sätze auch umformulieren. Dabei muss der Sinn aber erhalten bleiben.

a) „Währenddessen sprach Silkes Mutter weiter, und zwar in einem Tonfall, der so anständig klang, dass jede Widerrede taktlos wirken müsste.“ (Z. 18ff.)

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b) „Das war nicht mal Theater oder so.“ (Z. 81)

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c) „Ich muss dazu sagen, dass ich das mit Silke nicht nach ein, zwei Wochen abhaken konnte.“ (Z. 88f.)

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In Zeile 7 von Text 1 heißt es:

Aber diesen ganzen Zirkus durchschaute Silke nicht einmal.

a) Das Wort „Zirkus“ wird in diesem Zusammenhang nicht in seiner eigentlichen, alltäglichen Bedeutung verwendet. Nenne den stilistischen Fachbegriff dafür.

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___ / 1 P.

b) Erkläre aus dem Textzusammenhang heraus in eigenen Worten, was mit „Zirkus“ ausgedrückt werden soll.

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___ / 2 P.




a) „Die Mutter hatte Silke den Rücken zugewandt, und Silke band eine Schleife.“ (Z. 16f.)

Bestimme das Tempus des Prädikats in dem fett gedruckten Satz. Erkläre, warum diese grammatische Form hier verwendet wird.

Tempus: _________________________________________________________

Erklärung: _______________________________________________________

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b) „Er sagte zu Silke, sie solle heut Abend besser ganz zu Hause bleiben […].“ (Z. 59f.)

Bestimme den Modus des unterstrichenen Verbs in diesem Satz. Erkläre, warum diese grammatische Form hier verwendet wird.

Modus: _________________________________________________________

Erklärung: _______________________________________________________

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c) „Es wäre wahrscheinlich furchtbar deprimierend gewesen, wenn ich sie noch mal getroffen hätte.“ (Z. 91f.)

Bestimme den Modus des unterstrichenen Verbs in diesem Satz. Erkläre, warum diese grammatische Form hier verwendet wird.

Modus: _________________________________________________________

Erklärung: _______________________________________________________

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___ / 6 P.




a) Ergänze in den folgenden Sätzen alle fehlenden Kommas.

Kommaregel Nr.:

Wortwitz Ausdruckskraft und Leichtigkeit zeichnen die Sprache des Romans „Wasserfarben“ aus.

Die komische Geschichte die mal laut und mal leise erzählt wird ist aus der Perspektive eines Abiturienten geschrieben.

Es ist ein Buch über das Erwachsenwerden der Held stellt sich die großen Sinnfragen des Lebens.

b) Ordne den obigen Sätzen die richtigen Kommaregeln zu:

1. Infinitivgruppen werden durch Komma abgetrennt, wenn sie mit „um“ eingeleitet werden.

2. Eingeschobene Nebensätze werden von Kommas eingeschlossen.

3. Das Komma steht bei Aufzählungen zwischen gleichrangigen Wörtern, wenn sie nicht durch Wörter wie „und“ oder „oder“ verbunden sind.

4. Das Komma steht zwischen selbstständigen Teilsätzen, wenn sie nicht durch Wörter wie „und“ oder „oder“ verbunden sind.

___ / 5 P.


Begründe mit einer Rechtschreibstrategie die Schreibung der folgenden Wörter.

Wort Rechtschreibstrategie

Jugend

<d>

sinnsuchend

<nn>

___ / 2 P.




Ein Leser hat einen Text über Thomas Brussig geschrieben und ihn im Internet veröffentlicht. Beim Schreiben sind ihm einige Fehler unterlaufen.

Korrigiere seinen Text, indem du Falsches durchstreichst und die Verbesserung deutlich auf die Linie darunter schreibst sowie fehlende Kommas im Text ergänzt. Achte bei der Überarbeitung auf Rechtschreibung, Zeichensetzung und Grammatik.

Thomas Brussig ist ein Deutscher Schriftsteller und Drebuchautor. Er verbrachte

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seine Kindheit im Osteil Berlins. Nach zehnjährigen Schulbesuch absolvierte er

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eine Berufsausbildung mit Abitur zum Baufacharbeiter die er 1984 abschloss. Bis

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1990 arbeitete er in verschidenen Jobs. Dann begann er ein Studium der

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Soziologie und wechselte 1993 an eine Filmhochschule an der er im Jahr

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2000 seinen Abschluß machte.

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Brussig schrieb seinen ersten Roman „Wasserfarben“ 1991. Seinen durchbruch

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hatten er jedoch erst mit den Romanen „Helden wie wir“ und „Am kürzeren Ende

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der Sonnenallee“. In seinem Romanen geht es auf unterschiedlichtste Art

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und Weise um das Geschehn in der dahmaligen DDR. Seine Bücher wurden

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bisher in 28 Sprachen übersezt. Er erhiehlt einige Auszeichnungen und Preise.

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___ / 8 P.



Bereich III: Aufgaben zur Schreibkompetenz

Hinweis: Die sprachliche Gestaltung (Textaufbau, Ausdruck, Grammatik, Rechtschreibung, Zeichensetzung) fließt in diesem Bereich zu 50 % in die Bewertung ein.


Bearbeite eine der folgenden Aufgaben.

a) Einige Wochen nach der letzten Begegnung mit dem Ich-Erzähler entdeckt Silke beim Schuhebinden den Schlüsselbund ihres Vaters unter dem Tischchen im Flur. Auf einmal kehren alle Erinnerungen an die letzte Begegnung mit ihrem Freund in ihrem Elternhaus zurück. Verfasse einen inneren Monolog aus Silkes Sicht, in dem du

rückblickend den Streit zwischen dem Ich-Erzähler und deinen Eltern beurteilst,

deutlich machst, warum du dich gegenüber deinen Eltern nicht durchgesetzt hast,

darüber nachdenkst, ob und inwieweit das Verhalten des Ich-Erzählers dich enttäuscht hat,

begründest, ob und wie sehr du dir eine Versöhnung wünscht.

Achte darauf, dass der innere Monolog dem Romanauszug nicht widerspricht.

Schreibe in der Ich-Perspektive.

oder:



b) Ob Partner, Freunde oder Clique – nicht immer finden Eltern den Umgang für ihre Kinder passend. Du wirst als Vertreter deiner Altersgruppe gebeten, einen Gastbeitrag für eine Elternzeitschrift zu schreiben. Verfasse einen Artikel zu der Frage:

Wie sollten sich Eltern gegenüber Freunden ihrer Kinder verhalten?

Du sollst deine eigene Antwort auf diese Frage finden. Beziehe dabei auch Beispiele oder konkrete Erlebnisse ein.

Folgende Begriffe sollen dir als Anregung dienen; gehe in deinem Text auf mindestens vier der folgenden Aspekte genauer ein.

Vertrauen Angst Neugier

Sorge Freude Distanz

Ehrlichkeit Eifersucht Respekt

Bloßstellung Geheimnisse Interesse

Ich wähle Aufgabe _______:

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Inhalt: _____ / 10 P.

Sprachliche Gestaltung: _____ / 10 P.

Gesamt: _____ / 20 P.



Quellen und Literaturangaben:

Text 1: Brussig, Thomas: Wasserfarben. Berlin 1991. S 57ff., S. 75f. Leicht bearbeitet

Text 2: Bichsel, Peter: Die Tochter. In: Eigentlich möchte Frau Blum den Milchmann kennenlernen. 21 Geschichten. Olten 1964. 11. Auflage Berlin 2018. S. 65-68. Gekürzt.

Aufgabe 15 Wikipedia. Über: https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Brussig. Letzter Zugriff 06.02.2019. Gekürzt und bearbeitet



Bewertung (Bei Punktzahlen mit halben Werten ist im Zweifelsfall die bessere Note zu geben, z. B. 72,5 Punkte = E 2.)

Punkte 90–81 80–71 70–61 60–50 49–39 38–25 24–0

E-/G-Noten

E 1 E 2 E 3 E 4 G 1

G 2 G 3 G 4,5,6

MSA 1 2 3 4 5 6

90–83:

E 1

80–79:

E 2 +

70–69:

E 3 +

60–59:

E 4 +

G 1

49–48:

G 2 +

38–36:

G 3 +

24–17

G 4

78–73:

E 2

68–63:

E 3

58–52:

E 4

G 1

47–41:

G 2

35–28:

G 3

16–9

G 5

82–81:

E 1 –

72–71:

E 2 –

62–61:

E 3 –

51–50:

E 4 –

G 1 –

40–39:

G 2 –

27–25:

G 3 –

8–0

G 6



Bewertungsbogen

Schülername: _______________________________ Klasse: _______

Auf- gabe

Aufgabenformat erreichbare Punktzahl

erreichte Punktzahl

Lesekompetenz

1 Aussagen zum Text prüfen/Textbelege finden 7

2 Zuordnung von Überschriften zu Textabschnitten 3

3 Eigenschaften der Eltern aus Textbelegen entnehmen

4

4 Textstelle erläutern 3

5 Gründe nennen 4

6 Deutungsmöglichkeiten auswählen/begründen 4

7 Alternativen Titel auswählen/Auswahl begründen 4

29 Punkte

E1-Aufgabe: Lese- und Schreibkompetenz

*8 Textvergleich 10 Punkte

Sprachgebrauch/Sprachwissen

9 sprachliche Gestaltungsmerkmale erkennen 4

10 Wörter durch bedeutungsähnliche Ausdrücke ersetzen

3

11 Stilmittel und Wirkung benennen 3

12 Tempus/Modus bestimmen/Gebrauch erklären 6

13 fehlende Kommas setzen/angewendete Regeln ankreuzen

5

14 Rechtschreibstrategien benennen 2

15 Text überarbeiten 8

31 Punkte

Schreibkompetenz

16a/b Textproduktion 20 Punkte

Gesamtpunktzahl: 80 (E2) 90 (E1)

Datum: ___________________ Note: ________________________

Unterschrift Erstkorrektor/in: __________________________________

Unterschrift Zweitkorrektor/in: __________________________________

Mittlerer Schulabschluss Schuljahr 2018/2019 Deutsch

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