MÜLLREVOLUTION IN MÜNCHEN LÖSUNGEN STATT PROTEST … · des Konstantinbogens in Rom erbaut,...

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ERSTICKEN WIR IM MÜLL? ABFALL UND WIEDERVERWERTUNG LÖSUNGEN STATT PROTEST DO-IT-YOURSELF- URBANISMUS EROBERT DIE STÄDTE MÜLLREVOLUTION IN MÜNCHEN STADTRAT HERBERT DANNER FORDERT MEHR WERTSTOFFE FÜR DIE KOMMUNEN greta stadtrundbrief der Münchner grünen oktober 2016

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1ABFALL UND WIEDERVERWERTUNG

ERSTICKENWIR IM MÜLL? ABFALL UND WIEDERVERWERTUNG

LÖSUNGEN STATT PROTESTDO-IT-YOURSELF- URBANISMUS EROBERT DIE STÄDTE

MÜLLREVOLUTION IN MÜNCHENSTADTRAT HERBERT DANNER FORDERT MEHR WERTSTOFFE FÜR DIE KOMMUNEN

gretastadtrundbrief der Münchner grünen oktober 2016

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2 GRETA 10.2016

INHALTOKTOBER 2016

Ersticken wir im Müll? Oder steckt der Typ hier quasi den Kopf in den Sand – nach dem Motto: Ich will lieber nix davon wissen. Nein, nein, ich glaub, der schaut mal genau hin: Was ist da drin, was wird daraus, was machen wir hier eigentlich? So wie wir in diesem Heft.

Gebt den Kommunen mehr Wertstoffe! Stadtrat Herbert Danner spricht über die große Müllrevolution in München Von Sandra Henoch

3 Editorial

4 Mein Münchenbild

6 Einladung zur Stadtversammlung

7 Hier schreibt der Vorstand

22 Pro & Contra Sollen wir das Dosenpfand beibehalten?

23 5 Fragen an … Isabel Klose und Michael Klärner

24 Bericht aus dem Stadtrat

28 Grüne Jugend

30 Aus den Ortsverbänden

32 Meldungen

33 Personalia

34 Grüner Terminkalender

Kreislaufwirtschaft – schöne Utopie?Ein ganzheitlicher Ansatz für eine nachhaltige WirtschaftVon Helena Geißler

Die Vermüllung der ErdeWie lässt sich Abfall vermeiden – und ist das überhaupt die passende Frage?Von Julia Röthinger

Ein Leben ohne Müll – mehr als nur Lifestyle?Politik und Mode können Hand in Hand viel erreichen Von Julia Post

Der neue Do-it- yourself-UrbanismusVon wegen Politikverdrossen – die Generation Y sucht Lösungen statt Protest Von Mona Fuchs

Plastikmüll im OzeanGefahr für Mensch und TierVon Tatjana Siegel und Lena Fiedler

An Guad‘nErst kommt das Fressen, dann kommt die Moral? – Konzepte gegen LebensmittelverschwendungVon Sophie Harper

NachgefragtBeppo BremWas passiert mit unserem Elektroschrott?

Ludwig HartmannWohin mit unserem Atommüll?

Claudia StammWie sollen wir mit Mikroplastik umgehen?

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Flaschen im GartenFlaschensammler unterstützen die Parkverwaltung im Englischen GartenVon Philipp Catterfeld und Alban Knecht

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3ABFALL UND WIEDERVERWERTUNG

Müll: Altglas, Elektroschrott, Atommüll, Bioabfall, Sondermüll, Altpapier. Restmüll. Abfall ist ein ganz schön weites Feld. Seit Jahrzehnten trennen wir wie die Weltmeister – aber wissen doch: Am besten ist, es fällt gar nicht erst Müll an. Natürlich gibt es perverse Auswüchse, wie die geschälten und

dann in Plastik eingeschweißten Bananen, deren Bild immer wieder durch die sozialen Medien im Internet geistert. Aber auch in einem normalen Alltag einigermaßen umwelt-bewusster Menschen fällt eine Menge Müll an. Aus manchen kann man eigentlich noch was machen, manches könnte man reparieren, manches wiederverwerten.

Aber viel Müll bräuchte es einfach nicht. Mein Vater, mittlerweile über 70, geht seit ich denken kann samstags morgens zum Bäcker – und zwar ganz selbstverständlich mit der Baumwolltasche. Wieder eine Papiertüte weniger verbraucht. Wer – wie wir Grüne beim Corso Leopold vor wenigen Wochen – den Blick auf Alltagsmüll lenkt, wird überrascht sein, wie einfach dieser Abfall zu vermeiden wäre, schlicht dadurch, dass man darauf achtet. Wir freuen uns über dieses Müll-Heft, weil es zeigt, wie Politik ganz alltäglich funktioniert und wie Umweltschutz im Kleinen anfängt.

Dieses Heft ist erstmal das letzte, an dem Claude Unterleitner mitgewirkt hat. Wir nehmen jetzt für ein Jahr Abschied von ihm, da er ab Oktober in Elternzeit ist und sich ganz seinem Sohn Julian widmen wird. Lieber Claude: Alles, alles Gute Dir und Deiner Familie! Claude kann ruhigen Gewissens gehen, denn mit Anna Schmidhuber hat er eine wunderbare Elternzeitvertretung. Anna ist seit September Mitarbeiterin des Stadtbüros und hat schon bei diesem Heft kräftig mitgeholfen. Sie kümmert sich jetzt um organisa-torische und technische Aufgaben für GRETA, außerdem unterstützt sie in Layout und Textredaktion. Herzlich willkommen im Team, Anna!

Nach dem Kreisrundbrief der Grünen München-Land, der redaktionell und im Lay-out an GRETA orientiert ist, hat übrigens auch der Landesverband einen großen Teil des Konzepts für das Mitgliedermagazin der Grünen Bayern übernommen. Mehrere Kreis-verbände aus Bayern, Baden-Württemberg und Hessen haben sich schon gemeldet und Interesse an unserem Konzept bekundet. Nicht ohne Stolz wünschen Euch deshalb viel Spaß mit GRETA und freuen uns über Lob und Kritik an [email protected]

Für die Redaktion Andreas Gregor, Sandra Henoch, Gudrun Lux, Anna Schmidhuber, Thorsten Siefarth, Claude Unterleitner

Übrigens: Wir freuen uns, wenn Ihr Euch einbringt und Teil von GRETA seid. Wer Ideen und Angebote für Themen und Texte hat, rennt bei uns offene Türen ein. Die Schwer-punktthemen der kommenden Hefte sind im Dezember „Familie“ (Redaktionsschluss Anfang November) und im Februar „Ernährung“ (Redaktionsschluss Anfang Januar).

EDITORIAL

Alles Müll, oder was?

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GRETA 10.2016GRETA 10.20164

MEIN MÜNCHENBILD

ZUM FRIEDEN MAHNENDVon Gerrit Siegers

Mit Machen!

Was ist Dein Münchenbild? Schick es uns mit kurzer Beschrei-

bung an greta@ gruene-muenchen.de

Danke!

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ABFALL UND WIEDERVERWERTUNGABFALL UND WIEDERVERWERTUNG 5

Das Siegestor, 1843 bis 1850 nach Vorbild des Konstantinbogens in Rom erbaut, mar-kiert die Grenze zwischen den Stadtvierteln Maxvorstadt und Schwabing. Ursprünglich dem bayerischen Heere gewidmet und als Symbol des Sieges geweiht, bekam das Siegestor nach dem 2. Weltkrieg eine neue symbolische Bedeutung als Friedensmahn-mal. Auf der Südseite des Triumphbogens wurde eine zusätzliche Inschrift ergänzt: „Dem Sieg geweiht, vom Krieg zerstört, zum Frieden mahnend“.

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6 GRETA 10.2016

EINLADUNG

StadtversammlungMONTAG, 7. NOVEMBER 2016, 19 UHR ECHARDINGER EINKEHR, BAD-KREUTER-STRASSE 8

— Schwerpunktthema: Verkehr— Wahl von Delegierten für die Landesdelegiertenkonferenz zur

Aufstellung der Bayerischen Landesliste für den Bundestag am 9. Dezember in Augsburg

— Bericht der Rechnungsprüfung Die genaue Tagesordnung findet Ihr rechtzeitig auf unserer Internetseite. Euer Stadtvorstand

AUFSTELLUNGSVERSAMMLUNGEN ZUR BUNDESTAGSWAHL

Wahlkreis 217: München-Nord

Stadtbezirke 3, 4, 10, 11, 12, 24 Ortsverbände: Schwabing, NordDienstag, 4. Oktober, 19 UhrStadtbüro der Münchner Grünen, Sendlinger Straße 47

Wahlkreis 220: München-West/Mitte

Stadtbezirke: 2, 8, 9, 21, 22, 23, 25Ortsverbände: Zentral, Westend, Neuhausen, Pasing, AllachMontag, 24. Oktober, 19 UhrBackstage, Reitknechtstraße 6

Wahlkreis 218: München-Ost

Stadtbezirke: 1, 5, 13, 14, 15, 16Ortsverbände: Zentral, Haidhausen, Bogenhausen, Berg am Laim, Ram-ersdorfDienstag, 11. Oktober, 19.30 UhrEchardinger Einkehr, Bad-Kreuther-Straße 8

Wahlkreis 219: München-Süd

Stadtbezirke: 6, 7, 17, 18, 19, 20Ortsverbände: Sendling, Giesing, STOFF, HadernMittwoch, 19. Oktober, 19 UhrKulturzentrum Giesinger Bahnhof, Giesinger Bahnhofplatz 1

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7ABFALL UND WIEDERVERWERTUNG

Liebe Grüne Freundinnen und Freunde!was für ein Sommer: In Mecklenburg-Vorpommern wird die CDU rechts überholt und nur noch drittstärkste Kraft. In München steht ein Zaun ums Oktoberfest. Von Nord nach Süd ist deut-lich spürbar: Die politische Landschaft hat sich verändert. Sie braucht einen neuen Kompass, eine klare Richtung. Sie braucht Haltung. Sie braucht uns Grüne!

Am 5. September erinnerten wir in einer Bürger*in-nen-Sprechstunde am symbolträchtigen Münchner Haupt-bahnhof an die Ankunft der Tausende Geflüchteten vor einem Jahr. Eine Bürgerin bat darum, „dass wenigstens wir Grüne uns nicht nur um die 20 Prozent sondern um die 80 Prozent anderen kümmern mögen.“ Sie meinte jene Mehrheit der Menschen in München, die sich in bewundernswerter Weise haupt- oder ehrenamtlich um die Neuankömmlinge kümmern: bei der Erst-versorgung, bei der Betreuung in den Unterkünften, in Sprach-kursen und ganz allgemein beim Bestreben darum, Integration positiv zu gestalten und gelingen zu lassen.

Zum einen ist es uns wichtig, dass wir Grüne uns – trotz all der Erkenntnisse und Herausforderungen, mit denen wir seit dem Herbst 2015 leben – als Lobby derer verstehen, die Veränderungen in unserer Gesellschaft annehmen, ihre Chan-cen und die Bereicherung erkennen und den Wandel gestalten wollen statt sich wie die Populist*innen und Radikalisierer*innen mit aller Macht dagegen zu stemmen und unsere Gesellschaft spalten zu wollen. Zum anderen ist es wichtig, dass wir mit unseren politischen Positionen Flagge zeigen, raus gehen auf die Plätze und Straßen und im Gespräch – auch im Streit – mit den Bürger*innen überzeugen.

Dazu boten und bieten sich jede Menge Gelegenheiten: Beim „Green Dinner“ am Pasinger Marienplatz kamen wir mit vielen Interessierten ins Gespräch über attraktive Stadtgestaltung und gute Ernährung. Am Corso Leopold war das Quiz zu plastikfrei-em Leben sehr beliebt – wir kamen so mit vielen Menschen ins Gespräch, wie man einfach und effizient Müll vermeiden und die Umwelt schützen kann. Unzählige Kinder angelten bei uns Holz-fische, eine tolle Alternative zu den wenig originellen Luftballons, auf die wir neuerdings ganz verzichten. Toll, dass die GRETA diesmal ein ganzes Heft dem Thema Müllvermeidung widmet!

Natürlich waren wir am Tag der Wiesn-Eröffnung auf der Großdemo gegen TTIP präsent. Besonderer Dank gilt der Grünen Jugend, die massiv für die Demo getrommelt hat und mit vielen Demonstrant*innen vor Ort war.

Nach dem jüngsten Kasperletheater im Rathaus um

Tram-Westtangente und die immer noch ungelöste Frage, wie denn die Münchner Luft einen Reinhalteplan erhält, ist auch in der Verkehrspolitik genügend zu tun. Und die Aufstellungs-versammlungen für den Bundestag lassen unmissverständlich erkennen: Der nächste Wahlkampf steht vor der Tür!

Ihr seht: Langeweile ist nicht, schon gar nicht für uns Grüne! Macht mit, mischt Euch ein, bezieht Position! Ob im Gespräch mit Freund*innen, Kolleg*innen oder Bürger*innen: sucht den Dialog, auch wenn wir alle schon erfahren haben dürften, dass manche Argumentation keine ist. Weicht abweichenden Meinungen nicht aus, lasst Reibung zu – Politik lebt von der Auseinandersetzung und vom Ringen um Positionen.

Im Oktober stellen wir in den vier Münchner Wahlkreisen unsere Direktkandidat*innen für die Bundestagswahl auf. Bitte kommt zu den Aufstellungsversammlungen und bestimmt mit. Unser Dank gilt schon jetzt jenen, die sich darum bewerben, für uns als Direktkandidat*innen an den Start zu gehen.

Ende September haben wir auf einer Stadtversammlung eine neue Vorsitzende und ggf. eine neue Beisitzerin im Stadtvorstand gewählt. Zu der Zeit war diese GRETA schon im Druck, dieser Text wird letztmalig vom „alten“ Vorstandsteam unterzeichnet. Wenn ihr ihn lest, haben wir also schon ein etwas verändertes neues Team, aber das wisst Ihr bestimmt schon. Wenn nicht, schaut doch mal bei www.gruene-muenchen.de vorbei!

Auf einen grünen Herbst!

Euer StadtvorstandHeidi, Beppo, Wolfgang, Katrin, Gudrun und Alexander

Der Vorstand der Münchner Grünen

Wolfgang Leitner, Gudrun Lux, Alexander König, Katrin Habenschaden, Heidi Schil-ler, Hermann „Beppo“ Brem (v.l.)

HIER SCHREIBT DER VORSTAND

Die Bundestagswahl wirft ihre Schatten vorausVon Beppo Brem

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8 GRETA 10.2016

ERSTICKENWIR IM MÜL L? ABFALL UND WIEDERVERWERTUNG

SCHWERPUNKTSCHWERPUNKT

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9ABFALL UND WIEDERVERWERTUNG

Manchmal möchte man verzweifeln: Die Bio-Gur-ke in Plastik eingepackt, im Restmüll liegt die Ba-nanenschale von gestern, die Müllcontainer der Supermärkte sind abends randvoll mit Lebensmit-teln. Wir produzieren täglich eine riesige Menge Müll, die irgendwo hin-muss. Wie können wir damit umgehen?

Vermeiden ist die wohl einfachste Antwort auf die Müllflut. Wo kein Müll entsteht, muss er auch nicht entsorgt werden. Um-

denken heißt also die Maxime, die auch Julia Post und Julia Röthinger fordern. Zero Waste kann ein Lifestyle sein, der allen zu Gute kommt. Und wenn schon nicht vermieden werden kann, dann doch wenigstens wiederverwertet. Für Helena Geißler ist Müll nicht nur Abfall, er kann auch Rohstoff sein. Er muss nur als solcher erkannt und genutzt werden. Wenn Vermeidung und Rückführung nicht klappen, müssen die Wertstoffe vom Abfall getrennt werden. Für Herbert Danner ist klar: Die Wertstoffe gehören in kommunale Hand, nicht in intransparen-te Kanäle oder ins Ausland. Denn sonst kann niemand mit Sicherheit nachvoll-ziehen, ob der Joghurtbecher nicht doch im Ozean landet und dort zur Gefahr für Mensch und Tiere wird, wie Lena Fiedler und Tatjana Siegel schreiben. Unser Schwerpunkt dieses Mal ist wirklich nicht leicht verdaulich, dafür umso dringen-der. Natürlich konnten wir das Thema nicht erschöpfend behandeln – aber wir haben viele spannende Aspekte, Beispiele und Ansätze zum Thema Müll für Euch zusammengestellt.

SCHWERPUNKTABFALL UND WIEDERVERWERTUNG

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Er ist hochwertig und es ist Nassmüll. Der senkt die Effizienz in der Verbrennungsanlage und wird er nicht getrennt, ist das doppelt schädlich.Warum ist Müll so problematisch?Weil es sich die Leute gerne einfach machen wollen. Eigentlich wäre Müll kein großes Problem, aber man müsste früher ansetzen. Bei der Gesetzgebung natürlich und bei der Herstellung. Wir brauchen haltbarere Produkte und ein umfas-

Herbert, wir sprechen ständig von Müll. Was ist Müll überhauptUnter Müll versteht sicher jeder etwas anderes. Müll ist aber eigentlich nur das, was übrig bleibt, wenn sämtliche Wertstoffe herausgenommen werden, also alles, was nicht mehr wieder-verwertbar ist. Wenn man konsequent trennt, ist das eigentlich nur ein kleiner Teil von allen Abfällen, die im Haushalt, in der Industrie und im Gewerbe entstehen. Der höchste Anteil sind Wertstoffe. Mitunter der wichtigste Wertstoff ist der Bioabfall.

Von Sandra Henoch

Stadtrat Herbert Danner spricht über die große Müllrevolution in München und über Kunststoff, dessen Spuren sich verlieren.

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GEBT DEN KOMMUNEN MEHR WERTSTOFFE!

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senderes Wertstoffsystem. Warum landen nur Bier, Saft und Wasserflaschen im Mehrwegsystem, Weinflaschen aber nicht? Zudem hat die Tendenz zu Kunststoffbehältern und Dosen zuge-nommen. Gibt es Müll, den du als besonders problematisch ansiehst?Das sind vor allem chemische Abfälle. Wir haben in allen mög-lichen Produkten Chemikalien und Weichmacher, die höchst problematisch sind. Moderne Müllverbrennungsanlagen können gut damit umgehen. Aber auf Deponien, wie beispielsweise Bauschuttdeponien mit Polystyrol-Abfällen, schlummert eine Zeitbombe. In den nächsten Jahren und Jahrzehnten kommt bundesweit eine Lawine von Millionen Tonnen Polystyrol-Abfäl-len dazu, die durch ein höchst problematisches Flammschutz-mittel eine Gefahr für die Umwelt darstellen.Wie konnte es passieren, dass sich dieses Flammschutzmittel durchgesetzt hat?Weil über Jahrzehnte hinweg für die Herstellung von Dämm-stoffplatten nur ein einziges Mittel verwendet wurde. Das Hexabromcyclododecan ist toxisch, persistent, baut sich also nicht in der Umwelt ab, und es ist bioakkumulativ, reichert sich also an. Da bekommen wir mit der Entsorgung von den ersten gedämmten Gebäuden ein echtes Problem. Seit Beginn der sechziger Jahre werden flächendeckend Häuser gedämmt und die Industrie hat den Dämmstoff gepusht, in dem das Mittel enthalten ist. Gäbe es deiner Meinung nach eine Alternative?Es gäbe jede Menge Alternativen, aber das ist der günstigste. Wie wir es eben in vielen Bereichen haben, ist das Billigste erste Wahl. Leider.Du bist seit vielen Jahren bei den Grünen aktiv. Was hat sich in dieser Zeit verändert?Die Abfallwirtschaft ist Ende der achtziger Jahre total aus dem Ruder gelaufen. Es wurde intensiv diskutiert, wo eine dritte Müllverbrennungsanlage in München errichtet werden kann. Die Grünen hatten klare Konzepte, wie Abfallwirtschaft aussehen kann und haben auf Landesebene ein besseres Müllkonzept vorgelegt. Über einen Bürgerentscheid wollten wir zu einer fort-schrittlichen Abfallpolitik kommen. Die Staatsregierung hat dann einen Entwurf vorgelegt, der dem unseren recht nahe kam. Dann kam es gar nicht zum Entscheid, sondern die Regierung hat ihren Entwurf durch den Landtag gebracht. Damit war der Wind aus den Segeln. In München ist ziemlich gleichzeitig der grüne Stadt-rat Georg Welsch zum Kommunalreferenten gewählt worden. Er hat die Abfallpolitik mit Unterstützung der grünen Rathausfrakti-on total verändert, beispielsweise mit dem Drei-Tonnen-System. Vermeidung, Trennung und Wiederaufbereitung wurden die großen Themen zuerst in München, dann landes- und bun-desweit. Dadurch ist die Gesetzgebung vollkommen verändert worden. München hat dabei eine tragende Rolle unter den Kommunen gespielt. Wir haben zwar eine verbesserungswürdi-ge Abfallwirtschaft, stehen aber auf einer guten Grundlage. Die dritte Verbrennungsanlage wurde überflüssig, die zweite wurde abgeschaltet und die verbleibende wird nur ausgelastet, weil wir aus dem Umland mit Müll beliefert werden. Das ist ein Paradig-menwechsel. Wie sieht die aktuelle Situation in München aus und woran müssen wir noch arbeiten?

München hat sich das Ziel gesetzt, die erste Großstadt zu sein, die einen Recyclinganteil von 65 Prozent erreicht. im Moment sind es gut 50 Prozent. Im Städtevergleich stehen wir damit gut da.Das größte Problem heute ist das Thema Kunststoffe. Egal, wo du einkauft, im Discounter oder im Kaufhaus, sogar im Biomarkt, du nimmst immer jede Menge Kunststoffe mit. Selbst, wenn man sich sehr bewusst ernährt, kommt man ohne Kunststoff kaum weg. Die städtischen Märkte wie der Viktualienmarkt und die Wochenmärkte bieten die Chance, weitgehend ohne Ver-packungen einzukaufen. Und die plastikfreie Zone Haidhausen sowie der verpackungsfreie Supermarkt in der Schellingstraße sind Nischen. Ich hoffe, sie weiten sich aus.Verpackungen könnten sicherlich durch Projekte wie den ange-sprochenen verpackungsfreien Supermarkt oder „Coffee to go again“ eingedämmt werden. Wo lauern hier die Fallstricke? Die Hygiene ist natürlich ein großes Thema. Gewerbetreibende haben eine große Verantwortung, und wenn irgendwo Missstän-de auftauchen, kann ein Gewerbe schnell den Boden verlieren. Der Gesetzgeber muss hier für rechtliche Sicherheit für die Gewerbetreibenden sorgen. Es wurde viel über Müll an der Isar berichtet. Ist sie ein beson-ders belasteter Ort in München? Ich radle ab und zu an der Isar entlang. In diesem Jahr konnte ich zumindest an den Ufern kein großes Problem feststellen. Das liegt sicherlich auch daran, dass sich die Stadtverwaltung sehr bemüht, täglich aufzuräumen und durch persönliche Präsenz und Öffentlichkeitsarbeit die Leute anzuregen, ihre Isar sauber zu halten. Wie es nach den Wochenendpartys aussieht, bekomme ich vor allem aus den Medien mit. Zum Teil ist es sicherlich nicht hinnehmbar, wie die Erholungssuchenden und Feiernden die Isa-rufer  vermüllen. Wir müssen durch Kampagnen und durch Leu-te, die dort vor Ort sind, immer wieder darauf hinweisen, dass die Isar unser schönster und wertvollster Freiraum ist. Da ist in den vergangenen zwei bis drei Jahren einiges passiert. Es gab einen runden Tisch und Bürgerinnen und Bürger haben gemeinsam mit der Politik ein Programm auf den Weg gebracht. Nach Ende des Sommers wird evaluiert, was gut läuft und wo man nachbessern muss. Hier helfen alle zusammen und ich bin zuversichtlich, dass wir das Problem in den Griff bekommen. Nach dem Sommer soll auch ein neues Wertstoffgesetz kom-men. Wie sieht das aus?Es gibt einen Entwurf auf Bundesebene. Es würde dafür sorgen, dass Firmen wie DSD (Grüner Punkt) mehr Zuständigkeiten für

Egal, wo du einkauft, du nimmst immer jede Menge Plastik mit.

SCHWERPUNKTABFALL UND WIEDERVERWERTUNG

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die Wertstoffwirtschaft bekommen. Wir Grüne, aber auch das Amt für Abfallwirtschaft, sind davon überzeugt, dass die Kom-munen mit Wertstoffen viel besser umgehen können. Deshalb wollen wir, dass die komplette Wertstoffwirtschaft in kommu-nale Hände kommt. Der derzeitige Entwurf fordert genau das Gegenteil. Kritik kommt von vielen Seiten, von Kommunen, dem Deutscher Städtetag, verschiedenen Fraktionen. Auch die Mehr-heit der Länder wehrt sich gegen den Entwurf der Bundesum-weltministerin. Deshalb sind wir zuversichtlich, dass wir den Ent-wurf kippen können. Wir sehen an den Wertstoffen, die bereits kommunal verarbeitet oder entsorgt werden, wie beispielsweise Papier und Bioabfall, dass es gut funktioniert. Sind die unterschiedlichen Zuständigkeiten auch dafür verant-wortlich, dass wir unterschiedliche Sammelsysteme haben? Wir haben in München eine Mischung aus Bring- und Holsys-temen. Der gelben Sack wurde in München abgelehnt, weil die gelben Säcke in anderen Kommunen einen hohen Anteil Rest-müll enthalten. Der Anteil an Fremdstoffen ist höher als bei dem Bringsystem mit den Wertstoffinseln. Dabei bleibt München erst einmal. Sollten andere Wertstoffe ebenfalls in die kommunale Zuständigkeit kommen, würde der Stadtrat über das System und eventuell über eine Wertstofftonne diskutieren. Und dann müss-te man sich ansehen, ob man Glas, Alu und andere Kunststoffe unterschiedlich trennt.Ein weiteres Bringsystem ist die Altkleidersammlung, die seit einigen Jahren ein schlechtes Image hat. Ist das zu Recht so?Wir haben uns sehr intensiv mit den beteiligten Organisationen auseinandergesetzt. Es gab mehrere kontroverse Treffen. Die Sammlung an den Häusern oder im öffentlichen Raum hat dazu geführt, dass das System in Verruf geriet. Dann hat es die Stadt München in die eigenen Hand genommen und orange Container an die Wertstoffinseln gestellt. Nun stellt sich die Frage: Was passiert mit der Kleidung? Und damit sind wir nicht zufrieden. Egal, ob bei der Stadt oder einer der Organisationen, der Großteil bleibt nicht in München. Über 90 Prozent gehen ins Ausland, etwa nach Polen, in die Niederlande, nach Belgien oder in die Tschechische Republik. Wir wollen, dass deutlich mehr Altkleider in der Region bleiben und Bedürftigen zu Gute kommen. Der Alt-kleidermarkt ist sehr umkämpft, und hier kann gut Geld verdient werden. Wohin führen die Wege der Kleider von diesen Ländern aus?Die Kanäle sind dann nicht mehr transparent. Wir wollen deshalb die Ausschreibungskriterien anders fassen. Wir fordern eine deutlich höhere regionale Quote, mehr Wiederverwertung und mehr Transparenz. Es funktioniert leider einfach nicht, dass Verbände und Organisationen mit dem Amt für Abfallwirtschaft kooperieren. Da geht es um viel Geld, auch für die Organisatio-nen. Wir haben es bisher nicht geschafft, dass eine für den Ver-braucher sinnvolle Kooperation zu Stande kommt. Hier besteht wie bei den Kunststoffen eine große Aufgabe.Es ist ja nicht damit getan, Altkleider und Kunststoffe zu tren-nen, sie sollen auch wiederverwertet werden. Wie viel Kunst-stoff wird überhaupt recycelt?Die Recyclingquote liegt bei nur etwa 20 Prozent, und das ist äu-ßerst bescheiden. In den Restmüll sollten Kunststoffe ebenfalls nicht gelangen. Die Betreiber der Müllverbrennungsanlage sind gar nicht begeistert, wenn sich Kunststoffe im Müll befinden,

denn sie erzeugen bei der Verbrennung extrem heiße Temperatu-ren, die nicht gewünscht sind.Was passiert mit den 80 Prozent, die nicht recycelt werden?Der Großteil läuft über DSD, und hier bekommen wir keine rich-tigen Auskünfte. Das ist noch ein Argument für die Wertstoff-sammlung in kommunaler Hand. DSD liefert uns keine Daten und Fakten und ist auch nicht dazu verpflichtet. Das Amt für Abfallwirtschaft scheitert regelmäßig daran.Das heißt, die Menschen trennen zu Hause und wissen gar nicht, was mit dem Müll passiert?Niemand weiß es. Das ist ein Skandal. Der Kunde zahlt den Grü-nen Punkt an der Kasse mit, zu Beginn waren es sechs Pfennig. Da kommen natürlich riesige Summe zusammen. Das heißt, dass es die DSD gar nicht nötig hat, einen Erlös aus den Verpackun-gen zu ziehen, sie haben ja an der Kasse schon verdient.

Niemand weiß, was mit dem Plastikmüll passiert. Das ist ein Skandal.

Herbert DannerHerbert Danner ist grüner Stadtrat sowie Solar- energieberater, Baubiologe und Umweltberater. Er sitzt im Bauausschuss, ist Korreferent des Baureferats und engagiert sich im Stadtplanungs- und Kommunalausschuss. Er ist Mitglied in der Freihamkommission, in der Beratergruppe Stadtge-staltung und Ökologie sowie im Riembeirat.

Zahlen, Daten, FaktenPro Jahr fallen in München an— 300.000 Tonnen Restmüll— 40.000 Tonnen Biomüll — 90.000 Tonnen Papier. — 400.000 Tonnen BauschuttTonnenleerungen pro Tag: 56.000

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13ABFALL UND WIEDERVERWERTUNG

Richtig gelesen! – Die Antwort scheint klar: Selbstverständlich haben wir ein Müllproblem und selbstverständlich ist die Müll-

vermeidung mit eine der dringlichsten Herausforderungen, vor die wir uns ge-stellt sehen. Schon vor drei Jahren haben Wissenschaftler*innen im renommierten Magazin Nature nachdrücklich vor einer ‚Vermüllung‘ der Erde gewarnt und ein rasches Handeln eingefordert. Gut 3,5 Millionen Tonnen Müll produziert die Weltbevölkerung täglich, Tendenz stei-gend. Allein in Deutschland fielen 2013 pro Einwohner*in rund 617 Kilogramm Müll an – ein Wert, der deutlich über dem EU-Durchschnitt liegt.

Es besteht also Handlungsbedarf. Dass jede*r schon im Alltag einen wich-tigen Beitrag dazu leisten kann, dies ver-deutlicht das Projekt „Coffee to go again“, das von unserem grünen Mitglied Julia Post sehr erfolgreich ins Leben gerufen wurde. Hätte jede*r einen Thermobecher in der Tasche, so ließen sich jährlich 2,8 Milliarden Einwegbecher einsparen, und dies allein im Bundesgebiet. – Nun fällt Müll aber nicht nur im privaten Bereich an, sondern auch von Firmen, auf der Arbeit oder unterwegs. Müllvermeidung muss also auch auf ‚höherer‘ Ebene zum Ziel erklärt werden. Dass sich das auf kommunaler Ebene tatsächlich umsetzen lässt, zeigt das Beispiel San Francicso. Zero Waste wurde hier zum Programm, bis 2020 möchte die Stadt gänzlich müll-frei sei. Wesentlich sind hier die Prinzipien der Müllvermeidung, Wiederverwertung und Kompostierung. Schon 2007 hat San Francisco Plastiktüten aus den Super-märkten verbannt, bis Mitte nächsten Jahres sollen auch Einwegbecher und

Take-Away-Boxen aus Styropor verboten werden. Derzeit können 80 Prozent des Mülls wieder recycelt oder kompostiert werden; dabei wird der Kompost in einer Fabrik aufbereitet und als Dünger an lokale Farmer verkauft. Um die Prozent-zahl noch weiter zu steigern, investiert die Stadt in umfangreiche Aufklärungsakti-onen, die die Bürger*innen zum Thema Zero Waste sensibilisieren und sie über nachhaltige Strategien der Müllvermei-dung informieren sollen.

Einen zusätzlichen Perspektivenwech-sel regt das von dem deutschen Chemiker Michael Braungart und dem US-amerika-nischen Architekten William McDonough entwickelte Cradle to Cradle-Konzept an („Von der Wiege zur Wiege“, C2C). Dieses geht davon aus, dass auch Abfälle ‚nutzbar‘ sind und so im Rahmen eines Wiederverwertungskreislaufs Müll gar nicht anfällt. Damit steht C2C im Ge-gensatz zum ressourcenverbrauchenden Cradle to Grave-Modell („Von der Wiege

zur Bahre“), in dem Wertstoffe nur einmal Verwendung finden. Grundvoraussetzung für das Cradle to Cradle-Prinzip ist jedoch, Produkte von Anbeginn so zu entwickeln, dass sich die einzelnen Bestandteile nach der Nutzung wieder trennen und als Sekundärrohstoffe neu einsetzen lassen. Verbrauchsgüter, die sich aus biologi-schen „Nährstoffen“ zusammensetzen, werden wieder in die Biosphäre einge-speist, Gebrauchsgüter aus technischen „Nährstoffen“ finden ihre Rückführung in den technischen Kreislauf. „Abfall“ wird so zu einem neuen Wertstoff, der in einen der beiden Kreisläufe einfließt und wiederverwertet wird.

Müllvermeidung beginnt also auch mit einem Umdenken, das den Blick auf den Anfang der Produktionskette legt und hier auf Qualität, Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung achtet – und so „Müll“ als eine Quelle von (Sekundär-)Rohstoffen wahrnimmt und eben nicht nur als „Abfall“.

SCHWERPUNKTABFALL UND WIEDERVERWERTUNG

WIE LÄSST SICH ABFALL VERMEIDEN – UND IST DAS ÜBERHAUPT DIE PASSENDE FRAGE?

Die Vermüllung der Erde

Von Julia Röthinger

Julia RöthingerSprecherin OV Neuhausen/Nymphenburgist Doktorandin im Fachbereich Germanistik.

3,5 Millionen Tonnen Müll. Jeden Tag.

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Zero Waste. Null Müll. Wir kennen die Berichte von Menschen, die in einem Jahr nur die Menge Müll produzieren, die in ein Marmela-

den-Glas passt. Besonders das Thema Plastikvermeidung ist – auch medial – derzeit in aller Munde. In der ganzen Republik eröffnen sogenannte „unver-packt“-Läden, in denen verpackungs-frei mit Mehrweg-Gefäßen eingekauft werden kann. Doch Zero Waste umfasst noch weitere Themen und dahinter steht eine ziemlich aktive Community, auch in München.

Zero Waste: Eine PhilosophieBei Zero Waste wird der Begriff „Müll“ vielfältig gedeutet und ist zu einer Le-bensweise, einer Einstellung – oder über-spitzt gesagt zum Lifestyle – geworden: Null Ressourcenverschwendung. Auch im Sinne von Zeit und Geld. Dazu zählen Ak-tivitäten im Bereich der Share Economy: „Reparieren statt wegwerfen“ lautet das Motto von Repair-Cafés, urban gardening vermeidet ebenfalls Verpackungsmüll, foodsharing rettet Lebensmittel vor der Tonne und in unzähligen Blogs gibt es Anregungen zum Thema „do it yourself“. Von Waschpulver über Deo bis zum selbst gehäkelten Einkaufsnetz wird dort allerlei angepriesen. Sinnvoller Nebeneffekt: Den Wert vieler Alltagsdinge wieder schätzen zu lernen, selbst etwas mit den eigenen Händen zu schaffen.

Kritische BetrachtungVorweg: Es ist eine tolle Leistung, die da viele Menschen in ihrem Privatleben tag-

täglich vollbringen. Oder sie bringen sich mit viel Einsatz für diese Lebensweise auch in ehrenamtlichen Gruppen ein. Un-verkennbar ist das Ganze für einige aber auch ein Hype, ein Lifestyle geworden. Ich sage nur Instagram und verweise auf diverse Facebook-Gruppen. Vielleicht ist es auch eine neue Art von Statussymbol? Das Statussymbol „Zeit“?

Aber: Von jetzt auf gleich strikt alles Plastik aus dem Haushalt zu verbannen, um neue Produkte aus Holz, Edelstahl oder Glas anzuschaffen? Im Sinne einer sinnvollen Ressourcennutzung empfin-de ich es als kontraproduktiv, bereits vorhandene und funktionsfähige Gegen-stände zu entsorgen, um sie durch neue zu ersetzen. Auch ist es ökologisch nicht sinnvoll, wenn jede*r anfängt, sein/ihr eigenes Brot zu backen. Und: Plastik hat auch Vorteile, wie beispielsweise das re-duzierte Gewicht, das Energiekosten beim Transport senkt.

Voneinander lernenIch bin beeindruckt, was in dieser Com-munity geleistet wird. Ich bin erstaunt bis erschreckt, welche Sisyphos-Arbeit vollbracht wird: Noch genießbare Lebens-mittel vor der Tonne retten, unverpacktes, regionales Einkaufen, eine lange Lebens-dauer von Konsumgütern – all das sollte durch politische Rahmenbedingungen geregelt werden und keine Frage von ehrenamtlichem Engagement oder einem Trend sein.

Ich bin beeindruckt, für wie viele Zero Waste als Lebenseinstellung die oberste Maxime in ihrem Leben geworden ist. Jede*r Einzelne*r der Münchner Commu-nity ist stark im Handeln und verleiht der

Zero-Waste-Bewegung Glaubwürdigkeit. Gerade für junge Menschen ist es attrak-tiv, sich dort einzubringen. Die unzähligen Stunden an Aufklärungsarbeit und öf-fentlichkeitswirksamen Veranstaltungen müssen aber auch auf politische und tat-sächliche Veränderung hinwirken. Und da kommen wir Grüne ins Spiel! Ist es nicht so, dass alle Parteien von Nachwuchs-sorgen geplagt werden? Die Lösung lautet Kräfte bündeln: Aktives Handeln statt stundenlange Sitzungen. Eigenes Engagement direkt erfahrbar machen und Erfolge zeitnah erleben. In Kombina-tion mit der Veränderung von politischen Rahmenbedingungen unschlagbar und übrigens ganz im Sinne von Zero Waste: Ressourcen sinnvoll nutzen, das Rad nicht immer wieder neu erfinden!

POLITIK UND MODEBEWEGUNG KÖNNEN HAND IN HAND VIEL ERREICHEN

Ein Leben ohne Müll – mehr als nur Lifestyle?

Von Julia Post

Julia PostOV Giesing/Harlachingist Hotelfachfrau und studiert Governance auf Master. Sie initiierte das Projekt „Coffee To Go Again“.

Besser leben ohne Verpackung: Landesvorsit-zender Eike Hallitzky erkundet die Möglichkei-ten des plastikfreien Einkaufs im Münchner „OHNE Laden“.

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15ABFALL UND WIEDERVERWERTUNG

Wir Menschen produzieren Ab-fall und Verschmutzung – so weit, so bekannt. Aber warum eigentlich? Warum schaffen

wir es nicht, Dinge, die wir benutzen, die wir konsumieren, und die Abfälle, die da-bei entstehen, wiederzuverwenden oder in natürliche Prozesse zurückzuführen, sodass wir keinen Schaden anrichten? So wie es in der Natur geschieht. Das ist die Grundidee der Kreislaufwirtschaft.

Dieses zugegebenermaßen nicht ganz neue Konzept erlangt anlässlich des jähr-lich steigenden Ressourcenverbrauchs und der damit einhergehenden Zerstö-rung unserer Umwelt immer größere Relevanz. Die Idee ist relativ simpel: Es gibt zwei Arten von Stoffen – biologische, die sicher in natürliche Kreisläufe zurück-

geführt werden können, und technische, die in Produkten so verwendet werden sollen, dass sie weiter- und wiederver-wendet werden können und nicht in die Natur entsorgt werden müssen. Dadurch

entstehen zwei Kreisläufe: ein natürlicher und ein technischer. Hierbei wird Müll zur Ressource und somit durch Weiterver-wendung aller Materialien letztendlich „abgeschafft“. Dieses System ist ein Gegenmodell zum linearen Wirtschaften, also zum Modell des Produzieren-Konsu-mieren-Wegwerfen.

Leider sind wir trotz Mülltrennung, Pfandflaschen und Wertstoffhöfen immer noch weit davon entfernt: In Deutschland wurden zum Beispiel im Jahr 2014 von rund 1.411 Tausend Tonnen bei Privat-haushalten eingesammelten Kunst-stoffverpackungen circa 54 Prozent zur Energiegewinnung verbrannt (und damit nicht recycelt). Im Schnitt wird weltweit nur ein Prozent der in Produkten verwen-deten Seltenen Erden weiterverwertet.

Gründe hierfür sind unter anderem mangelnde, technische Möglichkeiten – so ist beispielsweise die Rückgewinnung von Seltenen Erden aus Elektronikge-räten heute noch sehr aufwendig und teuer. Dazu kommen aber auch fehlende politische Anreize und ein mangelndes gesellschaftliches Bewusstsein.

Natürlich ist es wichtig, die Wieder-verwertung technisch weiterzuentwi-ckeln. Gleichzeitig müssen Produkte aber so entwickelt werden, dass sie möglichst lange benutzt werden können und dass die Weiterverwendung der technischen Bestandteile und die Entsorgung der natürlichen Bestandteile gleich mitge-dacht werden. Unternehmen sollten bei der Produktion vermehrt auf biologisch abbaubare Stoffe setzen. Bürger*innen müssen in ihrer Kaufentscheidung stärker auf Recycling-Aspekte achten. Und vor allem muss die Politik die entsprechenden Anreize setzen.

Eine Maßnahme wäre beispielsweise ein Pfand für Elektrogeräte in Verbindung mit einer vollständigen Rücknahmepflicht für Hersteller – dies würde Anreize bieten für ein auf Recycling ausgerichtetes Pro-duktdesign und für die Wiederverwen-dung noch funktionierender Teile.

Weitere Bestandteile des Konzepts Kreislaufwirtschaft ist die Umstellung auf Erneuerbare Energien, neue Konsum-muster (Stichwort Sharing und Service Economy) sowie die engere Verbindung verschiedener Wirtschaftssektoren.

Von der Umstellung auf eine Kreis-laufwirtschaft werden starke positive wirtschaftliche Effekte erwartet. Zwar gibt es auch deshalb in Deutschland und Europa Bestrebungen in diese Richtung, z.B. das „Circular Economy Package“ der Europäischen Kommission oder das Deut-sche Ressourceneffizienzprogramm. Die Maßnahmen sind aber nicht weitreichend genug und die Ziele nicht anspruchsvoll genug.

Bis unser Wirtschaftssystem nach den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft funktioniert, ist es noch ein weiter Weg. Die Umstellung sollten vor allem wir Grünen noch stärker vorantreiben, da die Kreislaufwirtschaft einen ganzheitlichen Ansatz für nachhaltige Gestaltung unse-rer Wirtschaftsprozesse bietet.

EIN GANZHEITLICHER ANSATZ FÜR EINE NACHHALTIGE WIRTSCHAFT

Kreislaufwirtschaft – schöne Utopie?

Von Helena Geißler

Helena GeißlerVorstandsmitglied OV STOFFist Volkswirtin und arbeitet in Forschungsprojekten im Bereich Erneuerbare Energien und intelligente Stromnetze.

SCHWERPUNKTABFALL UND WIEDERVERWERTUNG

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16 GRETA 10.2016

Im Jahr 1982 demonstrierten 500.000 Menschen gegen den NATO-Doppelbeschluss und für ato-mare Abrüstung. 1983 nahmen über

eine Million Menschen an den Ostermär-schen der Friedensbewegung teil. Damals – in den Anfangsjahren der Grünen – protestierten Menschenmassen auf den Straßen, leisteten engagiert Widerstand und läuteten dadurch Veränderungen ein. Florierte diese Form des zivilgesellschaft-lichen Engagements damals geradezu, scheint sie heute in Zeiten konstatierter Politikverdrossenheit zu einem dünnen Rinnsal verkommen zu sein. Nur noch in seltenen Ausnahmefällen, wie Fukushima 2011, oder aktuell TTIP & CETA gelingt es, Massen zu mobilisieren.

Der sogenannten Generation Y, also den Menschen die nach 1980 geboren wurden, scheint politisches Engagement nicht in die Wiege gelegt worden zu sein: Ein Kreuzchen alle vier, fünf Jahre – wenn überhaupt – und mit zwei Mausklicks eine Onlinepetition zu unterzeichnen, ist scheinbar das höchste der Gefühle. Ist das so?

Mitnichten! Diese Generation hat sich völlig neue Wege des Engagements erschlossen: Statt sich in theoretischem Protest zu verlieren, werden Lösun-gen gesucht, direkt angegangen und Realitäten geschaffen. An allen Ecken und Enden wird getauscht und geteilt, gewerkelt und repariert, gepflanzt und gebaut und dabei kräftig Müll vermieden. Die Initiativen, welche solche Projekte umsetzen, scheinen allerorts wie Pilze aus dem Boden zu schießen. Rein zufällig? Nein, wir sprechen hier von einer neuen Bewegung, einer völlig neuen Form von (politischem) Engagement, das vielmehr

dem Alltagshandeln entspringt denn der proklamatischen Schrift.

Die Soziologin Dr. Christa Müller hat für diese Strömung einen Namen: der neue DIY-Urbanismus. Sie sagt: „Diese Akteure wollen eingreifen und die Welt, in der sie leben, konkret gestalten. Ihr Handeln ist schon deshalb politisch, weil sie aktuelle Herausforderungen unserer Zeit aufgreifen und höchst pragmatisch mitten in der Stadt bearbeiten: den Kli-mawandel, die Virtualisierung des Alltags, den Mangel an Grün- und Freiflächen, die schleichende Privatisierung des öffentli-chen Raums, u.v.m.“

Und weiter: „Durch ihren Do-it-your-self-Charakter sind Gärten und Werk-stätten auch Lernräume und Orte der gegenseitigen Befähigung. Die alten Un-terscheidungen überzeugen nicht mehr: Natur und Kultur gehören zusammen, ein urbaner Lebensstil kann Naturerfahrung einschließen, die Produktion von Lebens-mitteln muss nicht die Ausbeutung von Menschen und Tieren bedingen. Alles könnte auch anders organisiert werden. Das ist der Ausgangspunkt. Transforma-tion also.“

„Do it yourself“ ist natürlich jeder/je-dem ein Begriff – doch warum „Urbanis-mus“? Da über 50% der Weltbevölkerung in Städten lebt und 75% der weltweiten CO2-Emissionen aus fossilen Brennstof-fen in eben diesen verursacht werden, ist die Verantwortung der Städte enorm. Es ist also die logische Konsequenz, dass sich diese Bewegung in den Städten formiert.

So bringt uns diese Bewegung unse-rem gemeinsamen Ziel, einem globalen nachhaltigen Wandel, ein Stück näher. Dieser fußt auf drei Säulen:

— Einer sozialen Politik, die unsere (Um-)Welt schützt

— Einer gemeinwohlorientieren Wirtschaft

— und auf dem Engagement der/des Einzelnen

Letzteres hat durch den DIY-Urbanismus eine notwendige und zeitgemäße „Frisch-zellenkur“ erfahren.

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Mona FuchsOrtsverband Westend/LaimGeschäftsführerin Netzwerk Klimaherbst e.V.www.klimaherbst.de

VON WEGEN POLITIKVERDROSSEN – DIE GENERATION Y SUCHT LÖSUNGEN STATT PROTEST

Der neue Do-it-yourself-Urbanismus

Von Mona Fuchs

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17ABFALL UND WIEDERVERWERTUNG

Christa, Du erforschst sogenannte „Subsistenz-Kulturen“. Was bedeutet das genau?Subsistenz kommt vom lateinischen „subsistere“, aus sich selbst heraus beste-hen. Subsistenz ist die Grundlage jeder Gesellschaft und erfasst in der Hochmo-derne die Bereiche, die nicht der Warenlo-gik unterliegen, in denen es darum geht, Kinder großzuziehen, den Haushalt zu organisieren oder sich gesellschaftlich zu engagieren. Wir beobachten derzeit eine neue Subsistenzbewegung, deren Prot-agonist*innen vor allem im öffentlichen Raum wirken. Sie bauen urbane Gemein-schaftsgärten, offene Werkstätten oder Repair Cafés auf, tauschen ihr Wissen und befähigen sich in Kulturtechniken

wie Gemüseanbau oder Handwerk. Sie versorgen gestrandete Menschen an den Hotspots der Flüchtlingswanderungen, sie stellen Baupläne für nachhaltige Tech-nik online, sie suchen nach einem neuen Naturverhältnis, das auch nicht-mensch-lichen Wesen ihren Platz in dieser Welt zugesteht.Nun sind ja Upcycling, Urban-Gardening und das Reparieren von Dingen an sich nichts Neues: Nach Kriegen beispiels-weise war so etwas unabdingbar. Durch die Zunahme von materiellem Wohlstand sind diese Praxen in Vergessen geraten und erfahren nun eine neue Renaissance. Warum?Subsistenz wird heute nicht aus mate-rieller Notwendigkeit verrichtet. Viel-mehr ermöglicht das Selbermachen ein Weltverhältnis, das den hochindividuali-sierten Akteuren neue Möglichkeitsräu-me eröffnet. Ich baue mir mein eigenes Lastenfahrrad nicht deshalb, weil ich mir ein neu gekauftes nicht leisten kann, son-dern weil ich wissen will, wie ich das aus gebrauchten Materialen herstellen kann. Und weil ich Dinge in der Welt sehen will, die nicht durch die Ausbeutung von Natur und Menschen auf anderen Kontinenten entstehen, sondern auf einer kooperati-ven Grundlage.Hauptakteur des neuen DIY-Urbanismus ist ja die sogenannte Generation Y, der oftmals Politikverdrossenheit und „Kon-

sumgeilheit“ nachgesagt wird. Wie passt das zusammen?Natürlich gibt es in jeder Generation unterschiedliche Ausprägungen. Bei der Generation Y ist prägnant, dass sie gut ausgebildet und ökologisch sensibilisiert ist, kosmopolitan denkt und die Trennung von analog und digital überwunden hat. Diese Leute sind häufig Gründer*innen der DIY-Projekte. Sie bauen sehr be-wusst offene Orte auf, die auch aufgrund ihrer räumlichen Besonderheiten und ihres informellen Charakters Resonanz erzeugen bei Menschen jeden Alters und aller sozialer Schichten. Die einen finden Anschluss über die Pflanzen, die ande-ren über die temporären Bauten und die Möglichkeit zum Mitarbeiten, und wieder andere über die lebendige Atmosphäre in den Projekten.Kann ich durch “Garteln und Reparieren” das System verändern – also einen nach-haltigen Wandel herbeiführen?DIY ist Ausdruck einer neuen politischen Praxis in den Städten. Politik manifes-tiert sich hier im Selbermachen selbst. Man wartet nicht mehr auf die großen Lösungen „von oben“, sondern übernimmt selbst die Regie, um konkrete Probleme vor Ort zu lösen. Ausgeschlossen ist dabei aber nicht eine Kooperation mit den sonst zuständigen Behörden, falls dies vonnö-ten sein sollte. Man ist offen nach allen Seiten.

SCHWERPUNKTABFALL UND WIEDERVERWERTUNG

Dr. Christa Müller

Die Soziologin leitet die gemeinnützige Forschungsgesellschaft anstiftung und forscht zu nachhaltigen Lebensstilen und neuen Wohlstandsmodellen. 2016 erschien (gemeinsam mit Baier/Hansing/Werner): Die Welt reparieren. Open Source und Selberma-chen als postkapitalistische Praxis (transcript Verlag). www.anstiftung.de

Die „Wanderbaumallee“ des Vereins Green City (www.greencity.de) ist ein schönes Beispiel für gemeinschaftliches urbanes Engagement.

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18 GRETA 10.2016

Diesen Sommer stand das Toll-wood Festival unter dem Motto „Dein blaues Wunder“. Schwer zu übersehen war der große

Wal, gebaut aus 4000 PET-Flaschen, der gleich im Eingangsbereich thronte. Richtig stark zum Nachdenken angeregt haben allerdings erst die Kunstwerke von Skeleton Sea. Drei große Fische waren das, auf den ersten Blick hübsch anzuse-hen – erst auf den zweiten Blick erkennt man, woraus die Fische bestehen: Treib-gut, Strandabfälle, kurz gesagt Müll aus dem Meer.

Erst einmal im Meer gelandet, sieht Müll nicht nur unschön aus, er gefährdet und tötet auch dessen Bewohner. Auf-grund der vom Menschen verursachten Müllberge an Land und in Gewässern und Meeren sind immer mehr Lebewesen in ihrem Lebensraum stark eingeschränkt und teilweise oft lebensbedrohlich ge-fährdet. Vor allem durch den stetig wach-senden Plastikmüll, welcher zunehmend in den Weltmeeren landet, nehmen wir viel Leid der Tiere in Kauf. Berichte über Mägen voller Plastik bei untersuchten Tierkadavern häufen sich, genauso Bilder von Vögeln oder anderen Meeresbewoh-nern die sich in Gegenständen verfangen, welche unbekümmert in den Weltmeeren entsorgt wurden.

Doch mittlerweile stellt Plastik in den Meeren nicht mehr nur in den für das menschliche Auge sichtbaren Teilen

eine Gefahr dar. Mit der Zeit werden die verschiedenen Plastikteile durch das UV-Licht der Sonne zersetzt, bis es nur noch in Pulverform besteht. So kommt es immer häufiger in den Nahrungskreislauf verschiedener Tiere, da diese den Müll mit Plankton verwechseln. Auch passiert es, dass Plankton selbst kleinste Plastikteil-chen in sich anreichert. Natürlich besteht so ebenfalls die Möglichkeit, dass wir Menschen durch den Fang und Verzehr dieser Tiere selbst den Plastikmüll in uns aufnehmen. Dass dies auf Dauer nicht ohne gesundheitliche Folgen bleiben kann, scheint einleuchtend – endgültige Forschungsergebnisse liegen momentan leider noch nicht vor. Fakt ist allerdings, dass Plastik Giftstoffe wie Weichmacher und Flammschutzmittel enthält, die den Meeresbewohnern schaden und damit potenziell auch uns.

Bis sich Plastik vollständig zersetzt, kann es 350 bis 400 Jahre dauern. Damit machen wir dieses Thema zu einem Problem unserer Kinder, Kindeskinder und Generationen von deren Nachkom-men. Sie alle werden die Gleichgültigkeit und Dummheit der Menschen von heute ausbaden müssen. Wenn wir nicht nach und nach ganze Tierarten durch unseren Müll ausrotten wollen, dann bleiben uns eigentlich nur zwei Dinge, die wir tun können: In erster Linie natürlich dafür sorgen, dass kein weiterer Müll mehr in unsere Gewässer gelangt. Hierfür sind

Aufklärungsarbeit und Kampagnen eine gute Möglichkeit. Das Tollwood leistet gute Arbeit in diese Richtung. Fraglich ist nur, ob die relevante Zielgruppe sich denn überhaupt dorthin verirrt, und falls ja, auch an den Skulpturen stehen bleibt und die Botschaft empfängt. Der schwierigere Teil ist aber, den Müll, der sich bereits in unseren Gewässern befindet, dort wieder hinauszubefördern. Einige wenige Lö-sungsansätze gibt es bereits, auch wenn sie noch nicht alle erprobt wurden.

Um nach all dem Müll nun doch noch etwas Hoffnung zu lassen, möchten wir dazu abschließend den 21-jährigen Nor-weger Boyan Slat erwähnen. Er hat die Vision, mithilfe von riesigen schwimmen-den Filtern die Ozeane zu säubern. Ob das funktionieren kann, wird sich zeigen. Beeindruckend ist aber in jedem Fall der Wille dazu und sein Tatendrang.

Von Tatjana Siegel und Lena Fiedler

Lena Fiedler OV SendlingSprecherin AK TierschutzStudentin der technischen BWL an der TU München

GEFAHR FÜR MENSCH UND TIER

Plastikmüll im Ozean

Tatjana Siegel OV PasingSprecherin AK TierschutzStudentin der technischen BWL an der TU München

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19ABFALL UND WIEDERVERWERTUNG

In München eröffnete vor kurzem der erste verpackungsfreie Supermarkt seine Pforten. Zudem wächst der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln konti-

nuierlich, wie es eine Studie der Universi-tät Göttingen bestätigt. Der ökologische Wandel in den Köpfen der Menschen nimmt seinen Lauf – und das ist auch gut so. Dennoch: Viele produzierte Lebens-mittel gelangen aufgrund ihrer Optik nicht einmal ins Sortiment. Laut eines UN-Be-richts werden circa 1,3 Milliarden Tonnen aller weltweit produzierten Lebensmittel weggeworfen, davon jährlich 11 Millionen

allein in Deutschland. Hinzu kommt, dass wir seit dem 8. August dieses Jahres mehr verbrauchen, als unser Planet in einem Jahr regenerieren kann, während Schätzungen der WFP ergeben, dass 795 Millionen Menschen nicht genug zu essen haben.

Welche Schritte können wir als Grüne in der drittgrößten Stadt eines der reichsten Länder der Erde gehen, um zu helfen diesen unappetitlichen Teufelskreis aus Ausbeutung des Planeten und dem Leid der Menschen zu durchbrechen? Ein wichtiger Schritt wäre es, sich während

der Wahlkampfzeit noch präsenter gegen das Verbot des „con-tainerns“ zu stellen. Darunter versteht man die Mitnahme wegge-worfener Lebensmittel aus Abfallcontainern. Während in Ländern wie der Schweiz und Österreich Weggewor-fenes juristisch keine*n Eigentümer*in hat, gibt es in Deutschland bis zum Abholen des Abfalls eine*n, womit immer noch eine Möglichkeit zu einer Anklage besteht.

Frankreich ging bereits einen promi-nenten und drastischen Schritt, um Lebensmit-telverschwendung zu verringern und „cont-ainern“ quasi überflüssig machen: Seit einiger Zeit sind Supermärkte ab einer Verkaufsfläche von

400 Quadratmetern dazu verpflichtet, nicht verkaufte Lebensmittel zu spenden. Sollten die Lebensmittel ungenießbar sein, werden diese kompostiert oder zu Tierfutter verarbeitet.

Ein solches Gesetz ist auch in Deutschland mehr als nötig um aktive po-litische Veränderungen zu wagen und ein Umdenken in der Bevölkerung zu fördern, auf einer Weise, die sowohl der Umwelt, als auch Bedürftigen hierzulande zugute käme. Deshalb ist es jetzt wichtiger denn je, dass wir Grüne uns weiterhin sowohl in den Parlamenten als auch auf kommuna-ler Ebene für gesetzliche Änderungen und den ökologischen Sinneswandel lautstark einsetzen.

Erfreulicherweise gibt es immer mehr Orte, die sich dafür einsetzten den eben genannten Sinneswandel zu beflügeln. Ein Paradebeispiel dafür ist das Restau-rant SILO in England: das erste Restau-rant der Insel, in dem von den Servietten bis zu den Tellern aus Wachs alles recy-celt ist und das Speisen und Wein (ja, den gibt’s in England, dank des Klimawandels) nur von lokalen ökologischen Anbieter*in-nen bezieht. Alles was übrig bleibt, wird in einem speziellen Tank kompostiert und als Kompost an beispielsweise lokale Farmen verteilt. Und das Essen schmeckt sogar hervorragend.

An Guad‘nERST KOMMT DAS FRESSEN, DANN KOMMT DIE MORAL? KONZEPTE GEGEN DIE VERSCHWENDUNG VON LEBENSMITTELNVon Sophie Harper

Sophie HarperSprecherin Grüne Jugend OberbayernBeisitzerin OV Neuhausen/NymphenburgStudentin

Das Münchner Unternehmen Etepetete (etepetete-bio.de) vertreibt ausschließlich Biogemüse, das aufgrund seiner äußeren Erscheinung gar nicht erst in den Handel gelangt wäre

SCHWERPUNKTABFALL UND WIEDERVERWERTUNG

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20 GRETA 10.2016

Um zehn Uhr vormittags sind die Aufräumarbeiten fast immer schon abgeschlossen. Nur nach besonders langen Partynächten

ist die große Wiese zwischen Schwa-binger Bach und Monopteros noch nicht völlig in Ordnung. Die ersten, die dabei helfen, den Müll wegzuräumen, sind die Flaschensammler. In den heißen Monaten durchkämmen sie den Englischen Garten schon ab vier Uhr morgens.

Laut Thomas Köster, Verwaltungs-vorstand des Englischen Gartens, hat sich die Müllmenge zwischen 2000 und 2014 fast verdoppelt. Die fünf Millionen Besucher im Jahr lassen über 40 Tonnen Müll im Park zurück. Richtig zu schaffen macht ihm und seinem Team die To-Go-Kultur: Seit etwa zehn Jahren besteht ein Großteil des Parkmülls aus Kaffeebechern und Pizzakartons. Die neuen Pfandverord-nungen von 2003 und 2006 haben zwar dazu geführt, dass es fast keine Dosen mehr im Müll gibt, dafür sind die Plas-tikflaschen mehr geworden. Flaschen-sammler schätzen die Plastikflaschen für ihr geringes Gewicht und das hohe Pfand von 15 oder 25 Cent. Eine normale Bier-flasche wiegt etwa siebenmal so viel wie eine Plastikflasche, bringt aber nur acht Cent am Automaten.

Aus der Perspektive von Flaschen-sammlern mag es so scheinen, dass der Müll immer schwieriger zugänglich wird, weil es kaum noch die alten Abfall-eimer gibt, die nach oben hin komplett

offen sind, sodass man einfach hinein-sehen und hineingreifen kann. Will die Verwaltung mit solchen Maßnahmen den Sammlern das Flaschensammeln erschweren? Thomas Köster holt bei der Beantwortung dieser Frage weit aus: Bis zur Aids-Epidemie in den achtziger Jahren wurde der Müll noch mit den Händen aus den Mülleimer genommen. Aufgrund der Infektionsgefahr durch gebrauchte Heroinspritzen führte man Plastiksäcke ein, die natürlich wasserdurchlässig sein mussten. Dass die meisten Müllbehälter im Englischen Garten geschlossen wer-den können, liegt aber an den Eichhörn-chen und Krähen, die dort nach Essbarem suchen. To-Go-Becher und Pizzakartons ließen die Mülleimer in den letzten Jahren wachsen. Auch die relativ neuen „Big-Bel-ly“-Mülleimer, die mit Solarenergie den Müll komprimieren, wurden für diesen voluminösen Müll angeschafft.

Es ist also nicht beabsichtigt, dass die Flaschensammler nicht mehr oder nur äußerst beschwerlich in den Müllbehäl-tern nach Flaschen suchen können. Die allermeisten Flaschen werden ohnehin auf oder neben die Müllbehälter gestellt oder einfach in den Wiesen liegen gelas-sen. Dass Pfandflaschen daneben und nicht in die Mülltonne gehören, wissen mittlerweile fast alle. Pfandflaschenringe um die Mülleimer herum, wie sie Bam-berg oder Köln eingeführt haben, benötigt man im Englischen Garten nicht. Köster lobt die lässige Haltung der Besucher

ausdrücklich, die diese manchmal etwas ausufernde Praxis der Mülltrennung so ohne weiteres akzeptieren.

Pro Jahr gibt die Verwaltung des Englischen Garten 120.000 Euro für die Entsorgung des Mülls aus, mehr Geld als für die Rasenpflege. “Ohne die Flaschen-sammler müssten wir 40 Prozent mehr Müll entsorgen,“ schätzt Thomas Köster. Rein rechnerisch wären das Müllkosten von fast 50.000 Euro. „Die Flaschen-sammler helfen uns also, unsere Kosten extrem zu reduzieren. Und was wir hier sparen, dass stecken wir in die Pflege des Englischen Gartens.“ Dementsprechend ist Köster nicht nur für eine Erhöhung des Pfands auf normale Glasflaschen. Seiner Meinung nach sollte Pfand auch auf Cof-fee-To-Go-Becher und Pizzaverpackun-gen erhoben werden. Denn das würde den Englischen Garten um zehn Uhr am Vormittag noch schöner machen.

Flaschen im GartenFLASCHENSAMMLER UNTERSTÜTZEN DIE PARKVERWALTUNG IM ENGLISCHEN GARTENVon Philipp Catterfeld und Alban Knecht

Philipp Catterfeld und Alban Knecht Soziologenhaben mit Studierenden zu den Flaschensammlern in München geforscht und dazu das Buch „Flaschensammeln. Überleben in der Stadt“ herausgegeben (2015 im UVK Verlag Konstanz erschienen) Philipp ist Mitglied im OV Zentral.

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21ABFALL UND WIEDERVERWERTUNG

Ludwig Hartmann, MdL Fraktionsvorsitzender:Wohin mit unserem Atommüll?

Beppo Brem, Stadtvorsitzender:Was passiert mit unserem Elektroschrott?

Claudia Stamm, Landtagsabgeordnete:Wie sollen wir mit Mikroplastik umgehen?

NACHGEFRAGT

Es war und ist verantwortungslos, AKWs zu betreiben, ohne zu wis-sen, wie der Atommüll entsorgt werden kann. Das Atommüllpro-

blem ist nicht einfacher geworden. Früher hatten die Atomkonzerne selbst Interesse daran, in der Entsorgungsfrage voran zu kommen. Heute wollen sie den gesamten Atommüll zusammen mit ein paar Milliar-den dem Staat vor die Füße werfen. Es ist gut, dass es nun eine neue, wissenschaft-lich fundierte und transparente Suche nach einem Endlager gibt. Gorleben war von Anfang an nur eine politisch motivier-te Festlegung. Die CSU-Staatsregierung hat im Sommer gleich alle bayerischen Regionen für ungeeignet erklärt. Diese St.-Florians-Politik unterstützen wir bayerische Grüne nicht. Der Suchprozess muss solide durchgeführt werden. Am Ende dieses Prozesses wird es eine nicht einfache Entscheidung geben. Aber wir Grüne stellen uns dieser Aufgabe und werden daran mitwirken. Bis in einigen Jahrzehnten das deutsche Endlager betriebsbereit sein wird, gibt es aber noch ein anderes Problem. Die bestehenden Zwischenlager an den Atomstandor-ten werden nicht, wie versprochen und genehmigt, 2046 geräumt sein. Es gibt anhaltend hohe Zweifel an der Sicherheit dieser Lagerung. Dazu kommen neue Waffentechnologien und die terroristi-sche Bedrohung. Wir fordern ein neues Konzept für die Zwischenlagerung der abgebrannten Brennelemente.

Trotz gesetzlichen Ausfuhrverbots für defekten Elektroschrott und trotz Versprechen von Wert-stoff-Entsorger-Firmen, dass

Elektroschrott fachgerecht entsorgt wird, findet genau solcher Schrott in Massen den Weg auf Müllhalden in Afrika. Dort wird er auf der Suche nach verwertbaren Rohstoffen wie Kupfer unter abenteuerli-chen Umständen auseinandergenommen. Die Kabel werden offen verfeuert, Men-schen atmen dabei hochgiftige Dämpfe ein, Blei und andere giftige Schwermetal-le sickern in Böden und verpesten Flüsse. Die Anfrage unserer Rathaus-Fraktion beim Kommunalreferat ergab, dass nur der Elektronikschrott, der beim Amt für Abfallwirtschaft landet, genau kontrolliert wird. Was privat entsorgt wird, entzieht sich städtischer Transparenz und Kontrol-le. Wir Münchner Grüne fordern deshalb: Diese illegale, geschäftsmäßig organisier-te Verschiffung von Elektroschrott nach Afrika muss ein Ende haben! Die richtige Lösung ist, ein geregeltes Recycling in Afrika aufzubauen und so vor Ort Arbeits-plätze zu schaffen und Umweltschutz voranzutreiben.

Es ist Zeit zu handeln und nicht weiter auf Freiwilligkeit zu setzen. Vor einem Jahr hat die bayerische Staatsregierung ein „Bündnis

gegen Mikroplastik“ angekündigt. Wis-senschaftler hatten nämlich in heimi-schen Gewässern Mikroplastik gefunden – also Kunststoffpartikel, die kleiner als fünf Millimeter sind. Viele Hersteller von Kosmetika und Reinigungsmitteln setzen sie als billige Schleifmittel, sogenannte „Microbeads“ ein. Hersteller von Natur-kosmetik beweisen, dass es auch anders geht. Und die Staatsregierung? Sie setzt auf freiwilligen Verzicht der Industrie. Anders als in den nicht gerade unterneh-mensfeindlichen USA, wo Microbeads ab nächstem Jahr verboten sind. Im Juli 2016 bescheinigte Greenpeace den 30 größten Herstellern von Kosmetik- und Körperpflegeartikeln: „Die freiwillige Selbstverpflichtung funktioniert nicht“. Doch weder von der Staatsregierung noch vom Bündnis gegen Mikroplastik gibt es eine Reaktion. Wenn die Industrie nicht verpflichtet wird, müssen das die Kommunen mit einer aufwendigen Nach-rüstung von Kläranlagen bezahlen. Oder am Ende die Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Gesundheit. Denn dass Mikroplastik massiv schädlich ist, haben diverse Stu-dien gezeigt: Über Mikroplastik reichern sich Giftstoffe in der Nahrungskette und letztlich im Menschen an. Mikroplastik enthält zudem Substanzen, die krebserre-gend sind oder hormonell wirken.

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22 GRETA 10.2016

DEBATTE

Sollen wir das Dosenpfand beibehalten?

Um es vorweg zu betonen: Ich bin ein Fan von Mehrweg. Aber: Jürgen Trittin hat als Umweltminister aus guten Gründen das „Dosenpfand“ (korrekt heißt es „Einweg-pfand“) eingeführt. Und das Umweltbun-desamt hat 2010 in einer Evaluation auch Erfolge des Pfandsystems bestätigt: Die Vermüllung der Landschaft ist stark zu-rückgegangen, es konnten durch kunden-orientierte Rücknahmesysteme (in jedem Geschäft können die auch die woanders gekauften Pfandflaschen abgegeben wer-den) wertvolle und sortenreine Sekun-därrohstoffe für das Recycling gewonnen werden und in einigen Segmenten wie zum Beispiel beim Bier ist der Mehrweg-anteil in den letzten Jahren sogar wieder angestiegen. Trotzdem ist das derzeitige Pfandsystem verbesserungsbedürftig, was die nach Trittin folgenden Umwelt-minister trotz der Hinweise aus dem Um-

Mehrwegpfand nie an – und die Lebens-mittelgroßkonzerne nehmen die Unklar-heit gerne hin, denn Mehrweg macht Mehrarbeit. Das Einwegpfand hat also vor allem zu einem geführt: Der Verdrän-gung der Mehrwegflasche. Der ungleich höhere Energie- und Ressourcenver-brauch durch Einwegverpackungen wird im Preis nicht abgebildet. Im Gegenteil suggeriert das Dosenpfand Nachhal-tigkeit wo keine Nachhaltigkeit ist. Wir müssen die Einführung des Dosenpfands als Fehler betrachten und finanzielle An-reize für tatsächlich nachhaltige Verwer-tungsketten schaffen. Schlussendlich ist es den meisten Verbraucher*innen egal, ob sie ihre Spezi aus der Dose oder aus der Mehrwegflasche trinken. Aber für die Umwelt ist es nicht egal. Und dem Staat sollte es somit auch nicht egal sein.

weltbundesamt nicht angegangen sind: Wichtige Segmente sind vom Pfandsys-tem ausgenommen (etwa Weinflaschen), Gebinde ab drei Liter sind pfandfrei und eine klare Kennzeichnung der Verpackun-gen fehlt. Auch kann es nicht sein, dass das Pfandsystem auf den Inhalt der Ver-packung ausgerichtet ist und nicht auf die Verpackung selbst und deren ökologische Verträglichkeit. Einhergehen muss eine verbraucherorientierte Kennzeichnung mit einer aktiven Mehrwegkampagne und einer Kennzeichnung über die Verträg-lichkeit des Recycling von Einwegverpa-ckungen. Und last but not least: Um den Mehrweg zu steigern, empfehle ich auf alle Einwegverpackungen eine Lenkungs-abgabe von 20 Cent, die zweckgebunden in die Weiterentwicklung einer ökologi-schen Abfallwirtschaft investiert wird.

Vor über einem Jahrzehnt haben wir Grüne das Einwegpfand eingeführt und Jürgen Trittin sich seinen Spitznamen als DJ Dosenpfand verdient. Die Zahl der verkauften Dosen sank schlagartig von sieben Milliarden auf nur noch 100 Millionen. Dennoch ist die Bilanz des Dosenpfands eher durchwachsen und nur auf den ersten Blick ein Erfolg. Der Trend zeigt ganz klar: Seit 2005 steigt der Verkauf von Dosen jährlich stetig an. Im Vergleich zum Jahr 2003 hat sich die Zahl somit um das Zwanzigfache erhöht. Die Dosen aus den Regalen zu drängen war schlicht ein frommer Wunsch, der ferner denn je scheint. Wenn man über den Dosenrand hinwegsieht, ist der Verkauf von Mehrwegflaschen nämlich seit 2003 um 30% gesunken. Pfand schien Pfand zu sein. Bei den Verbraucher*innen kam der Unterschied zwischen Einweg- und

Joachim LorenzMitglied BA 17

PRO

Cemre SaglamBeisitzer GJM

CON

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23ABFALL UND WIEDERVERWERTUNG

Wie bist Du zu den Grünen gekommen?Im Jahr 2011 habe ich für mich erkannt, dass es nicht ausreicht, alle paar Jahre wählen zu gehen, um etwas in der Gesellschaft bewegen zu können. Über die politische Arbeit bei den Grünen gibt es jedoch die Möglichkeit, mit Bürger*innen vor Ort ins Gespräch zu kommen. Mein Ziel ist es, ihnen Lösungsansätze aus Wissenschaft und Technik näherzubringen, die heute schon umsetzbar sind, auch wenn sie in der öffentlichen Meinung (noch) als unmöglich abgestempelt werden.

Was ist Dir ein politisches Herzensanliegen?Die Transformation hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft. Neben der Erreichung einer ökologischen Nachhaltigkeit durch eine umfassende Transformation im Strom-, Wärme- und Mobilitätssektor ist hier ebenso eine soziale und ökonomische Nachhaltigkeit notwendig. Hierzu muss in den nächsten Jahren ein grundlegender Diskurs über eine zukunftsfähige Wirtschafts-form ohne Wirtschaftswachstum geführt werden; die Ideen der Postwachstumsökonomie, der Gemeinwohnökonomie und das Konzept eines bedingungslosen Grundeinkommens können hierbei als Grundlage dienen.

Wer ist für Dich ein Vorbild?Da gibt es viele Vorbilder: Nico Paech für die Fähigkeit über die Grenzen der bekannten Wirtschaftssysteme zu denken, Hans-Josef Fell und Hermann Scheer für Ihre politische Leistung zur zukunftsfähigen Gesetzgebung und Volker Pispers für seine systemische Analysefähigkeit unseres gesellschaftlichen, politi-schen und wirtschaftlichen Lebens.

Was gefällt Dir an München, was nicht?München ist eine weltoffene und bunte Stadt mit einer hohen Dynamik und vielen Möglichkeiten, was ich sehr schätze. Es besteht jedoch leider die Gefahr, dass durch unsoziale, hohe Mietpreise, welche durch internationale Immobilienspekulati-onen noch verschärft werden, das soziale Gefüge in München langfristig geschädigt wird.

Worüber hast du zuletzt gelacht?Über die Geschichten des Kängurus von Mark-Uwe Kling.

Wie bist Du zu den Grünen gekommen?Eigentlich haben mich meine Kinder zu den Grünen gebracht. Durch meine Erfahrungen als Frau und Mutter bin ich ernüchtert über die Benachteiligung im Beruf und die Ungerechtigkeiten im Bildungs- und Sozialsystem. Deshalb habe ich nach der Geburt meines dritten Kindes kurzerhand den Entschluss gefasst: Em-pören reicht nicht! Grünenaffin war ich schon immer, denn hier finde ich die klarsten Positionen zur Geschlechtergerechtigkeit. So bin ich Mitglied geworden.

Was ist Dir ein politisches Herzensanliegen?Für mich geht es um die Frage, wie wollen wir zusammen leben? Ich möchte mich dafür einsetzen, dass Erziehungs- und Pflege-arbeit genauso viel wert sind wie bezahlte Arbeit. Dass Frauen nicht schlechter entlohnt werden als Männer. Dass Fürsorge für andere in jeder Lebensphase zur Normalität wird, das heißt, dass es zum Beispiel ermöglicht werden muss, in Teilzeit zu lernen, zu studieren, eine Ausbildung zu machen und zu arbeiten. Dass niemand nach einer Familienzeit als „ungelernt“ eingestuft wird. Für ein Rentensystem, dass die meisten Frauen nicht mit Armut im Alter bestraft.

Wer ist für Dich ein Vorbild?Meine Mutter. Wahnsinn, wie sie es als Meteorologin in einem sehr männlich dominierten Wissenschaftsbetrieb geschafft hat, sich durchzusetzen. Und mein Vater, der sie immer unterstützt hat.

Was gefällt Dir an München, was nicht?München ist eine wunderbare Stadt: Offen, herzlich, tolerant. Im Sommer locken die Isar und die vielen Seen, im Winter geht’s zum Eislaufen und Eisstockschießen auf dem Nymphenburger Kanal und Rodeln im Olympiapark. Und dazwischen: Mein Moo-sacher Krautgarten. Als Familie fällt es uns jedoch nicht immer leicht, diese Stadt wirklich zu genießen, da Wohnen und Leben in München einfach sehr teuer sind!

Worüber hast du zuletzt gelacht?Wenn mein Sohn sich über mich amüsiert und mir einen youtu-be-Kanal kreiert mit dem Arbeitstitel: „Mama in Rage“.

ISABEL KLOSESprecherin OV Nord

MICHAEL KLÄRNERSprecher OV Pasing/Aubing

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24 GRETA 10.2016

BERICHT AUS DEM STADTRAT

Wärme ohne Kohle

Wie kann der Umstieg auf eine nachhalti-ge Wärmeversorgung in Ballungsräumen schnellstmöglich gelingen? Rund um die-se Frage drehte sich Ende Juli ein Fachge-spräch des Grünen Stadtverbandes, der Stadtratsfraktion und der Landtagsfrakti-on. Zu Beginn der Veranstaltung spannte Hauptredner Dr. Felix Matthes den Bogen von den Auswirkungen des Klimawandels über die langfristigen Klimaziele hin zu notwendigen Umstrukturierungen im Wärmebereich. Das Fazit seines span-nenden Vortrags: Energieeffizienz first! Gleichzeitig sollen Wärmenetze verstärkt eine „Sammlerfunktion“ übernehmen.

Anschließend fanden parallel drei Workshops statt.

1. Wärmeversorgung im Quartier, mit Manfred Reuß (Zentrum für angewandte Energieforschung Bayern), und Herbert Danner, Stadtrat

Weil Biomasse nur begrenzt verfügbar ist, muss eine CO2-freie Wärmeversor-gung auf Solar- und Geothermie auf-gebaut werden. Die Vision der Stadt-werke München, die Tiefen-Geothermie verstärkt auszubauen, erscheint allen Anwesenden als sinnvoll. Aber auch die oberflächennahe Geothermie in Form von Grundwasser-Wärmepumpen hat in München Potenzial. Das Grundwasser wird über zentrale Brunnen gefördert und zu den Wärmepumpen in den Wohnhäu-sern geleitet. Es können ohne Probleme mehrere Wohnhäuser angeschlossen werden. Aber auch Solarthermie in Form von Nahwärmeversorgungen mit und ohne Langzeitspeicher ist eine wichtige Option.

2. Einsparung, Effizienz und Erneu-erbare, mit Dr. Erwin Knapek, Bundes-verband Geothermie e.V., und Sabine Nallinger, Stadträtin

In diesem Workshop wurden haupt-sächlich die Möglichkeiten erörtert, wie Privathaushalte und Unternehmen durch verschiedene Maßnahmen zu einer

CO2-freien, effizienten und sparsamen Energienutzung gelangen. Die Möglich-keiten der Tiefen-Geothermie für die Fernwärme und der oberflächennahen Geothermie in Kombination mit Solar-energie für die Versorgung von Quartieren ohne Fernwärme spielen auch hier eine wichtige Rolle.

3. Bürgerbeteiligung und Genossen-schaften, mit Andres Dathe, Beng eG, Gerhard Schönleber, Wagnis eG, und Martin Stümpfig, MdL

Der Boom bei den Energiegenossen-schaften ist momentan eingebrochen. Im dritten Workshop wurde deshalb nach neuen Betätigungsfeldern für Genossen-schaften gesucht. Diese können im effizi-enten Wohnungsbau oder im Betrieb von Blockheizkraftwerken zur Wärme- und Stromversorgung in Wohnhäusern liegen. Eine große Hürde sind aber oftmals starre städtische Verwaltungsstrukturen und die Monopolstellung mancher Wärmenetz-betreiber, die eine eigenständige Wär-meerzeugung in ihrem Netzgebiet nicht zulassen.

Zum Abschluss diskutierte ein prominent besetztes Podium über die spezielle Situation in München. Mit dabei waren Dr. Felix Matthes und Manfred Reuß, sowie Stephan Schwarz von den Stadtwerken München, Sabine Krieger als Münchner Stadträtin und Ludwig Hartmann als Fraktionsvorsitzender der Grünen im Landtag. Moderiert wurde die Veranstaltung von Matthias Altmann von Green City e.V.

In der Debatte ging es zum einen um die Öffnung des Münchner Wärmenetzes für private Wärmeerzeuger. Solche kom-munalen Wärmeplattformen könnten den Umbau der Wärmeversorgung maßgeb-lich beschleunigen. Allerdings müssten die Förderanreize der Staatsregierung neu ausgerichtet werden. Statt Ölheizungen zu fördern, müsste künftig der Anschluss an ein effizientes Wärmenetz gefördert werden.

Die Podiumsdiskussion wurde gegen Ende der Veranstaltung von den Unruhen

überschattet, die durch den Münchner Amoklauf ausgelöst wurden. Wir danken allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für ihr ruhiges und besonnenes Verhal-ten während dieser unübersichtlichen Situation.

Luftreinhalteplan – München muss endlich handeln!

Bei einem Pressegespräch zum Thema Luftreinhaltung haben Florian Roth, Paul Bickelbacher und Dominik Krause ein Bündel von Vorschlägen präsentiert, mit denen die ständige Verletzung der Stick-oxid-Grenzwerte endlich abgestellt wer-den könnte – darunter auch ein Antrag, eine Studie für eine Citymaut in Auftrag zu geben. Anwesend war auch Rechtsan-walt Prof. Dr. Remo Klinger, der als Pro-zessbevollmächtigter der Deutschen Um-welthilfe bereits zweimal mit Erfolg gegen die Stadt München und die Regierung von Oberbayern wegen der fortgesetzten Missachtung des Rechts auf saubere Luft geklagt hat. Prof. Dr. Klinger schilder-te eindrücklich die Auswirkungen der Stickoxid-Belastung: Statistisch sind in München ca. 500 Todesfälle jährlich auf die Stickoxide zurückzuführen. Gemessen an dieser Zahl ist die fast schon demon-strative Untätigkeit der großen Parteien (Klinger: „Micky-Maus-Maßnahmen“) ein echter Skandal. Die Grünen – rosa liste haben in der Vergangenheit immer wieder effizientere Maßnahmen für den Luftreinhalteplan gefordert, sind aber mit diesen Forderungen immer wieder an der autofixierten Politik der Staatsregierung und des damaligen Rathaus-Partners SPD gescheitert. Die Schonung des Autover-kehrs ist auch die Grundlage, auf der die gegenwärtige schwarzrote Stadtrats-mehrheit ihre Politik formuliert. Bei den Verhandlungen zur Fortschreibung des letzten Luftreinhalteplans ist die Stadt sogar hinter die Vorschläge der auch nicht

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25ABFALL UND WIEDERVERWERTUNG

als besonders autokritisch bekannten Regierung von Oberbayern zurückgefal-len und hat sich aktiv dafür eingesetzt, dass Vorschläge wie die Begutachtung „verkehrsbeschränkender Maßnah-men“ oder die „autofreie Altstadt“ aus dem Auftrag für ein Gutachten entfernt wurden. Auch der Beschluss, gegen das jüngste Gerichtsurteil den Rechtsweg zu beschreiten, demonstriert, dass die Stadt nicht beabsichtigt, ernsthaft gegen die Schadstoffbelastung vorzugehen.

Florian Roth: „Wir Grüne wollen weniger Autos in der Stadt und mehr andere Mobilitätsarten – nicht nur wegen der Luftreinhaltung, sondern auch weil weniger Autoverkehr noch weitere Vortei-le bietet: einen Beitrag zum Klimaschutz und zum Lärmschutz, die Vermeidung von Staus und von Unfällen und last not least mehr Lebensqualität durch Rück-gewinnung von bisher dem Autoverkehr vorbehaltenem Straßenraum.“ Das Grüne Antragspaket enthält eine Reihe von Maßnahmen, zu deren Verwirklichung zum Teil die Mitwirkung von Bund und Freistaat notwendig ist. Neben einigen kleineren Bausteinen wie der verbesser-ten Kontrolle des LKW-Transitverbots oder der Erhöhung der Parkgebühren sind die Einführung einer Citymaut inner-halb des Mittleren Rings, die Befreiung der Altstadt vom Autoverkehr und die Einführung einer ganzjährig gültigen „Mo-bilCard365“ die größeren Brocken in dem grünen Antragspaket. Blaue PlaketteMit einem Appell an die Verkehrsminister-konferenz soll der Stadtrat einen Versuch zur Rettung der Blauen Plakette machen, die trotz eines einstimmigen Beschlus-

ses der Umweltministerkonferenz von Bund und Ländern am Widerstand des Bundesverkehrsministeriums zu scheitern droht. Die Blaue Plakette wäre eine klare und gerechte Regelung, denn mit ihrer Hilfe könnte man die größten Verursacher

von NO2 zumindest aus stark von der Verschmutzung betroffenen Gebieten der Stadt heraushalten. CitymautDie Steuerungswirkung der Citymaut ist erwiesen: In London reduzierte sie die Fahrleistung um 14 % (die der maut-pflichtigen Fahrzeuge gar um 27 %), die NOx-Emissionen sanken entsprechend um 13,4 %. In Stockholm waren es 19 % weniger Fahrzeuge und 13 % weniger NO2, in Mailand 18 % weniger NOx – obwohl in diesen Städten, anders als der Grüne Vorschlag es vorsieht, nicht nach Schadstoffausstoß gestaffelt wurde. Die Citymaut könnte innerhalb der heutigen Umweltzone – also das Gebiet innerhalb

des Mittleren Rings – erhoben werden. Dabei sollte sich eine einfache Ein- und Ausfahrt an den MVV-Tarifen orientie-ren, so dass sich jede(r) die Zufahrt in die Innenstadt leisten kann, wenn er ein Auto braucht. Differenziert nach Diesel- oder Otto-Motoren ist zum Beispiel 4 beziehungsweise 6 Euro ein denkbarer Tarif. Möglich ist auch eine Wertkarte, die entsprechend den getätigten Ein-fahrten verbraucht wird. Elektromobile und Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb werden von der Maut befreit. Anwohner, Wirtschaftsbetriebe, Ambulanzen, Behin-dertenfahrzeuge und umweltfreundliche Fahrzeuge erhalten Vergünstigungen bis hin zur Befreiung.

Erfahrungen aus London und Stock-holm zeigen, dass die Citymaut keinerlei negativen Effekt auf die Geschäfte des Einzelhandels hatte – eher im Gegenteil.

Ein weiterer Einwand betrifft den Datenschutz: Wie kann gewährleistet werden, dass die Bewegungsdaten von vielen tausend Menschen nicht miss-braucht werden? Bedenken dieser Art sind natürlich ernst zu nehmen. Mittels einer RFID-Technik, die eine Erkennung des Nummernschildes nur dann auslöst, wenn ein Chip, der mit Zahlung der Maut erworben wird, kein Signal sendet, wird die informationelle Selbstbestimmung gewahrt. Beispielsweise in einer Plakette verarbeitet, könnte der Chip als „Pre-paid“-System ganz einfach an Tankstellen verkauft werden.

Die durch die Maut eingenomme-nen Gelder sollen ausschließlich für die Verbesserung des ÖPNV, des Rad- und Fußverkehrs verwendet werden – zum Beispiel für das 365 Euro-Ticket, das

Die blaue Plakette wäre eine klare und gerechte Regelung.

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einen starken Anreiz zum Umsteigen vom Auto auf den ÖPNV bietet. Im Vorder-grund steht aber natürlich nicht die Erzielung von Einnahmen, sondern die Vermeidung von NO2-Emissionen durch eine lenkende Reduzierung des Verkehrs. (Mehr dazu: http://gruene-fraktion-muen-chen.de/mit-city-maut-fur-bessere-luft-in-munchen/).

Autofreie AltstadtGerade da am Rande der Altstadt, am Stachus, eine der beiden Messstationen liegt, an der die NO2-Grenzwerte deutlich überschritten werden, könnte eine weit-gehend vom Autoverkehr befreie Altstadt ein Baustein zur schnellstmöglichen Ein-haltung der rechtlich vorgeschriebenen Grenzwerte darstellen. Dies ist mehr als eine symbolische Handlung, denn, so das

Umweltschutzreferat, „Überschreitungen des NO2-Grenzwertes werden aber auch an Straßen festgestellt, die unmittelbar von Kfz-Fahrten in die / in der Altstadt beeinflusst werden“, – zum Beispiel an der Frauenstraße, der Briennerstraße oder der Blumenstraße. Der Grüne Antrag sieht vor, den Kfz-Verkehr grundsätzlich aus der Altstadt auszuschließen. Ausnahmen gäbe es für den Anwohner- und Lieferver-kehr sowie für Mobilitätseingeschränkte. Auch Zwischenstufen wie die Einrichtung größerer Zonen nur mit Anwohnerparken oder das Ausweisen einzelner Straßen in der Altstadt als autofrei sind denkbar. Auch andere europäische Großstädte wie Paris, Oslo und Madrid betrachten die Befreiung ihrer Innenstadt als zukunfts-weisendes Mobilitätsprojekt. Diesem Trend entspricht auch in Deutschland ein verändertes Bewusstsein der Bevölke-rung. Gerade die jüngere Generation fährt weniger Auto und besitzt seltener einen eigenen Wagen – das zeigen auch Studi-en des Münchner Planungsreferats. MobilCard365Für einen Euro am Tag sollen alle Münch-nerinnen und Münchner ab 9 Uhr die Öffentlichen Verkehrsmittel in München (Ringe 1-4) nutzen können. Die Isarcard 9 Uhr kostet im Jahresabo derzeit 546 EUR. Mit dem Preis von 365 EUR wird dieses Ticket deutlich attraktiver. Im Vergleich zu

einer Streifenkarte lohnt sich das Ticket schon bei nur drei Fahrten pro Woche (zwei Streifen, d.h. 2,60 EUR pro Fahrt mal drei entspricht 7,80 EUR) und ist damit ein Angebot auch an Gelegenheits-fahrer. Es gäbe somit keinen Anreiz mehr, aus finanziellen Gründen das Auto zu nutzen – die neue Isarcard 9 Uhr würde im Jahr weniger kosten als ein Kleinwa-gen im Monat.

Die Stadt Wien hat kürzlich mit großem Erfolg ein Ticket für 365 EUR pro Jahr eingeführt – ein attraktives Angebot, das sich großer Nachfrage erfreut.

Angesichts der bereits bestehenden hohen Auslastung und damit derzeit mangelnden Kapazitäten von S-, U- und Trambahn in den Spitzenzeiten ist in München derzeit ein Ticket für 365,- EUR erst ab 9 Uhr möglich. Mittelfristig ist der ÖPNV offensiv auszubauen, sodass die MobilCard365 ganztägig angeboten werden kann.

Die jüngere Generation fährt weniger Auto

IMPRESSUMHerausgegeben von der Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen – rosa liste gruene-fraktion-muenchen.de

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Petra Kelly Stiftung, Reichenbachstraße 3a, 80469 München, Tel: 089/ 24 2 67 30 [email protected], www.petrakellystiftung.de

Veranstaltungen Oktober und November 2016

Umweltschädliche Subventionen in Deutschland

— Montag, 10.10.16, 18.30 Uhr— München, Orange-Bar,

Zirkus-Krone-Str.10— Eintritt frei!

Laut Umweltbundesamt (UBA) leistet sich Deutschland Jahr für Jahr über 50 Milliarden Euro an umwelt-schädlichen Subventionen – das entspricht etwa ei-nem Sechstel des deutschen Bundeshaushalts. Damit werden beispielsweise Dienstwagen privilegiert, und Diesel-Kraftstoff bleibt günstiger als Benzin. Nicht nur der wirtschaftliche Wettbewerb wird dadurch verzerrt, sondern auch der Staatshaushalt belastet und der Erfolg von Energiewende und Klimaschutz unnötig erschwert.

Mit: Lea KöderKo-Autorin von „Umweltschädliche Subventionen in Deutschland. Aktualisierte Ausgabe 2014“ Björn Klusmann Geschäftsführer Forum Ökologisch-Soziale Markt-wirtschaft (FÖS)

Teil des Problems – Teil der LösungDie palästinensisch-arabische Minderheit in Israel

— Donnerstag, 13.10.16, 19.30 Uhr— München, Herzog-Wilhelm-Str. 24 — 8,- Euro/ erm. 7,- Euro

Das Zusammenleben von jüdischen und arabischen Israelis in Israel selbst könnte zum Rollenmodell des Zusammenlebens von Israelis und Palästinensern werden. Vortrag in Englisch mit zusammenfassenden deut-schen Übersetzungen.

Mit:Dr. Mohammad DarawsheGilt als einer der führenden Experten für jü-disch-arabische Beziehungen in Israel. Moderation: Dr. Reiner Bernstein Historiker

Ungarn 60 Jahre nach dem Aufstand. Wo bleibt der Auf-stand heute?Vortrag und Podiumsdiskussion

— Donnerstag, 27.10.16, 19.30 Uhr— München, EineWeltHaus,

Schwanthalerstraße 80, Saal— Eintritt frei!

Am 23. Oktober jährt sich der Ungarn-Aufstand zum 60. Mal: wir nehmen dieses Datum zum Anlass, uns mit drei ungarischen ExpertInnen aus unterschiedli-chen Bereichen mit der aktuellen politischen Situation und der Zivilgesellschaft in Ungarn auseinanderzu-setzen. Warum formiert sich heute kein bzw. kaum politischer Widerstand gegen die Entdemokratisie-rung des Landes?Die Veranstaltungssprache ist Deutsch

Mit: Melani BarlaiWissenschaftliche Mitarbeiterin an der Andrássy Universität BudapestZsolt BogárJournalist, hat sich insbesondere kritisch mit der Mediengesetzgebung der Orbán-Regierung ausei-nandergesetzt.Dr. Jenö KaltenbachEmeritierter Professor für Verwaltungsrecht, Mit-begründer des Runden Tisches für Minderheiten, ehem. Fraktionsvorsitzender der grünen Partei „Di-alog für Ungarn“ (PM) im Stadtrat von Budapest.

Kritischer Wandel in TibetAuswirkungen des Globalen Klimawan-dels und Mensch-Umwelt-Beziehungen in der Himalayaregion

— Freitag, 04.11.2016, 19.00 Uhr— München, Orange-Bar,

Zirkus-Krone-Str.10— Eintritt: 5,- Euro

Dr. Eva Huintjes wird in ihrem Vortrag eine klimati-sche Einordnung Tibets skizzieren, dabei auf dieAuswirkungen des Klimawandels auf Temperatur und Niederschlag eingehen und im speziellen diespezifischen Auswirkungen im Bereich der Kryosphä-re ansprechen.Andreas Printz wird sich in seinem Beitrag mit den anthropogen verursachten Veränderungen auf Öko-logie und Gesellschaft befassen.

Mit: Dr. Eva HuintjesKlimatologinAndreas PrintzLandschaftsökologe und Sprecher der Regional-gruppe Freising der Tibet Initiative Deutschland e.V.

Wege aus Gewalt und KriegDie Lage in Nordafrika und im Nahen Osten

— Mittwoch, 30.11.2016, 19.00 Uhr— München, Evangelische Stadtakade-

mie, Herzog-Wilhelm-Str. 24— Eintritt 8,00 €/ erm. 7,00 €

Nordafrika kommt nicht zur Ruhe. Die Erwartungen, die mit den Umwälzungen der letzten Jahre verbun-den waren, wurden nicht erfüllt. Wie dramatisch ist die Situation derzeit? Welche Perspektiven gibt es?

Mit: Andreas ZumachJournalist, internationaler Korrespondent der taz, Genf

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28 GRETA 10.2016

EIN ALPEN-PARADOXON?VON ANNE STEUERNAGEL

Können wir Probleme lösen, deren Teil wir sind? Das war wohl die wirklich unerwar-tete Frage für mich nach unserem Hüt-tenwochenende in den Dientener Bergen. Klar ist, dass Klimawandel und Massen-tourismus nicht zu unterschätzende Ge-fahren für die Alpen darstellen. Ein immer mehr, immer höher, immer weiter beim Bau von Liftanlagen, Hotelanlagen oder bei der Erschließung von Skigebieten war lange die Devise in der Tourismusregion Alpenraum. Wir haben auf unserem Wo-chenende diskutiert, ob das noch immer so ist oder ob sich zunehmend doch ein

naturfreundlicher Tourismus durchsetzen kann – und waren nebenbei noch ein bisschen wandern.Nach einer Anreise teilweise mit dem Auto und mit Bus und Bahn, haben wir am Freitagabend unsere Selbstversorger-hütte in der Nähe von Dienten in Beschlag genommen. Am nächsten Morgen stand dann gleich eine Wanderung auf dem Programm. Unterwegs haben wir nicht nur einen tollen Ausblick genossen, sondern auch allerhand gelernt – eine fachkundige Pilzsammlerin aus unserer Gruppe, die erklärt hat, welche Pilze am Weg essbar sind und eine kurze Ausfüh-

rung über die Schäden des Orkan Kyrill 2007 in den Bergwäldern waren nur zwei Beispiele für die vielen Möglichkeiten (voneinander) etwas zu lernen auf dieser Wanderung.

Der Sonntag war dann der Tag für hitzige Debatten mit Seminaren zur Alpenkonvention und zum (Massen-)Tourismus in den Alpen. Während wir uns bei der Beschäftigung mit der Alpenkon-vention noch relativ einig waren, dass sie viele leere Worthülsen enthält und der Alpenschutz weiter gedacht und genauer ausgeführt werden muss, merkten wir beim zweiten Seminar ziemlich schnell, dass auch wir Teil des Problems sind: Wir sind ein Teil der jährlich über 100 Millio-nen Tourist*innen in den Alpen. Zentrale Frage war deshalb nicht nur, wie mit der schieren Anzahl an Tourist*innen umge-gangen werden kann. Sondern auch, wie nachhaltiger Tourismus gefördert und die Anzahl der Tourist*innen reduziert wer-den kann, ohne Menschen den Zugang zum Alpenraum zu verwehren. So war die Befürchtung einerseits, dass eine bessere Bus- und Bahnanbindung noch mehr Tourist*innen in die Berge lockt, während das anderseits zu einer Verringerung des Autoverkehrs führen würde.

Für uns alle war klar, dass Bildung

über das Verhalten am Berg und die Fragilität der Umwelt auf jeden Fall zum Alpenerlebnis dazugehören. Schon in der Schule sollte ein stärkeres Bewusstsein für den Umgang mit der Natur geschaffen werden. Denn nur, wenn sich Einzel-personen rücksichtsvoll verhalten, nicht ihren Müll am Berg liegen lassen, abseits der Wege die Natur zertrampeln oder Fünf-Sterne-Luxus am Berg erwarten, wird es möglich sein, Naturschutz und Tourismus unter einen Hut zu bekommen. Ein wenig Mut macht in der Hinsicht nur das Aufkommen eines neuen Naturbe-wusstseins in einzelnen Teilen der Gesell-schaft – das ist jedoch noch lange nicht die Norm! Deshalb muss es einen Stopp für touristische Erschließungsvorhaben geben, die im Angesicht des Klimawan-dels einen Anachronismus darstellen und einen unreflektierten, für die Alpen schädlichen Tourismus befeuern. Die Al-penregion ist hinreichend mit Seilbahnen ausgestattet, so dass es auch für Men-schen mit körperlichen Einschränkungen möglich ist, sich die Alpen „von oben“ anzuschauen. Und was die restlichen Berge angeht, so sollten sie vielleicht wirklich der Natur oder zumindest denen vorbehalten bleiben, die bereit sind, sie aus eigener Anstrengung zu bezwingen.

Bildung gehört zum Alpenerlebnis dazu

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29ABFALL UND WIEDERVERWERTUNG

Pokémon Go hat das älteste Vorurteil der Gegner*innen von Computerspielen zerstört: Spieler*innen sind eben keine „Kellerkinder“, sondern bevölkern – am gebückten Blick auf das am externen Akku hängende Smartphone gut erkenn-bar – Münchens Straßen und Plätze. Owned them!

München ruhig und beschaulich, bloß nicht zu laut, immer so wie halt schon immer; doch plötzlich: Menschen! Drau-ßen!!!11elf

An den Pokéstops hängen sie rum, chillen und trinken in guter Münchner Manier Gustl oder Tegernseer. Die „nörd-lichste Stadt Italiens“ hat plötzlich das, was den Titel immer so unglaubwürdig gemacht hat: Straßenleben!Aber unsere Isar-City wäre nicht sie selbst ohne ein seltsames Phänomen: „Anwoh-ner“, ein Begriff der nicht etwa Nachbarn oder Menschen, die irgendwo wohnen, sondern eine Geisteshaltung bezeich-net. Wenn’s nach denen geht, ist es in München still wie in der Kirche und Spaß gesetzlich verboten.

Und ihre Lobbyarbeit ist erfolgreich: Also hat die FTB – die Fraktion von FDP, HUT und Piraten – eine Anfrage im Stadt-rat gestellt, ob die Stadt Möglichkeiten »durch Pokémon Go verursachte Unruhe zu verhindern« habe. Denn am Bordeaux-platz (Tipp!) sind einige Pokéstops – die das seltsame Fraktions-Sammelsurium FTB als „virtuelle Pokémons“ bezeichnet – und dementsprechend tummeln sich die Spieler*innen. Skandal!

In Düsseldorf hat man, als sich eine ruhigere Brücke zum beliebten Treffpunkt für Pokétrainer entwickelt hat, die Brücke einfach zeitweise für den Verkehr gesperrt und den Menschen ihren Spaß gelassen.

In München will man lieber die Men-schen sperren.

Und schuld ist wie immer „dieses Internet“. Früher – als alles bekanntlich besser war – hingen Computerspieler*in-nen nur in ihren Jugendzimmern, Bier in der Gastronomie war bezahlbar und die öffentliche Ruhe wurde nur durch Dackel und ihre Besitzer*innen bevölkert. Muss man wissen. Aber München verändert sich, und für gewöhnlich ist irgendjemand dagegen. Isso.

Meine Frage an die Stadt und den Oberbürgermeister lautet daher: Hat die Stadt Möglichkeiten, das Internet zu verbieten?

Von diesem Wochenende nehmen wir auf jeden Fall viel neues Wissen und die Einsicht mit, dass bei vorhandener Motivation, etwas zu ändern, und bei Bereitschaft, mit gutem Beispiel für einen

nachhaltigeren Tourismus voranzugehen, ein besserer Schutz der Alpen möglich ist. Zu dieser gemeinsamen Aufgabe braucht es aber nicht nur verantwortungsvolle Tourist*innen, sondern auch eine öffent-

liche Hand, die Naturschutz durchsetzt und den Bau neuer Skianlagen und Spaß-anlagen in den Alpen verhindert.

IMPRESSUM

Herausgegeben von der Grünen Jugend München gjm.de

#HELGAS HATEVON HELGA

In München will man lieber die Menschen sperren

Who dafuq is Helga?Eines schönen Sommertages stand bei uns im Büro eine Giraffe, die direkt den Tiefen des Tierbilderinter-nets entsprungen ist, und stellte sich vor als: Helga. Von nun an kommen-tiert sie in unregelmäßigen Abstän-den das aktuelle Geschehen.

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30 GRETA 10.2016

AUS DEN ORTSVERBÄNDENAUS DEN ORTSVERBÄNDEN

OV Pasing/Aubing

Grün diniert: ein gelungener Abend in Pasing Die Pasinger Grünen setzten an einem lauen Sommerabend ihr Vorhaben, den Marienplatz mit dem ersten Green Dinner zu beleben, mit großem Erfolg um. Grün, regional und ökologisch–diesen Grund-satz hatten die Menschen sichtbar auf ihre Teller gedeckt und man konnte nur staunen, wie vielfältig und auf welchem kulinarischen Niveau die mitgebrach-ten Gerichte zubereitet waren. Auf dem Platz bot sich der Anblick einer bunten, lebendigen Piazza-Gesellschaft, zu der sich im Laufe des Abends noch die beiden Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Bayerischen Landtag, Margarete Bause und Ludwig Hartmann sowie Doris Wag-ner, Bundestagsabgeordnete der Grünen, gesellten. Auch Katrin Habenschaden und Paul Bickelbacher (Grüne Stadtrats-fraktion) sowie Mitglieder der örtlichen Bezirksausschüsse feierten mit. Fazit der Premiere von „Green Dinner“ in Pasing:

Der Abend war wie im Flug vergangen. Man komme im Sommer 2017 mit Ver-gnügen wieder!

Michael Klärner

OV Sendling

Fluchtursachen bekämpfen statt FlüchtlingeAm 21. Juli waren Claudia Roth und Claudia Stamm zu Gast im OV Sendling und widmeten sich dem Thema „Fluchtursa-chen bekämpfen statt Flüchtlinge“. Claudia Roth sprach eine knappe Woche nach dem Putsch-versuch in der Türkei und den Säuberungen zuerst über die Entwicklungen dort und schlug dann den Bogen zum Thema Fluchtursachen. Sie er-läuterte den Paradigmen-

wechsel weg vom Schutz für, hin zum Schutz vor Flüchtlingen, den möglichen Folgen sowie den Forderungen von uns Grünen an Angela Merkel und die EU. Es gilt, das Problem an den Wurzeln zu packen, begonnen bei der Rüstungspolitik über die Freihandelsabkommen bis hin zu einem weltweiten Klimaschutz.

Während Claudia Roth uns die globale Wirkungs- und Handlungsweise aufzeig-te, widmete sich Claudia Stamm der bay-erischen Sicht. Beide zusammen zeigten, wie vielschichtig das Fluchtthema ist und an wie vielen Stellen sowohl die Bundes-politik als auch die Landespolitik ein-schreiten kann beziehungsweise. muss.

Dagmar Irlinger

OV Neuhausen/Nymphenburg

Diskussion über den Brexit und seine FolgenDer Brexit und seine Folgen waren die Themen des OVs im August. Am Anfang gab David Lamouroux einen kurzen Überblick über die Entwicklungen, die zum Referendum führten und über den unsäglichen Wahlkampf im Vorfeld. Im Anschluss entwickelte sich eine span-nende Diskussion über die Frage, was das Ziel der EU in den Austrittsverhandlungen

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31ABFALL UND WIEDERVERWERTUNG

sein sollte. Hier waren sich die anwesen-den Mitglieder einig, dass Großbritannien nicht bestraft werden soll, weil die EU nicht über Abschreckung zusammen gehalten werden darf. Anschließend diskutierten wir die allgemeinen Fragen, wie wir Europa wieder besser motivieren können, ohne nur auf Wirtschaftswachs-tum zu verweisen und ebenfalls für die Menschen eine Antwort haben, die ihr Land auch im Urlaub nicht verlassen und für die Freizügigkeit keine Rolle spielt. Dabei war für uns auch die Frage wichtig, wie die EU und europäische Politik medial begleitet werden, und dass hier großer Verbesserungsbedarf besteht.

David Lamouroux

OV Au-Haidhausen

Wie sieht die Zukunft des Gasteig aus?Durch den Neubau eines Konzertsaals im Werksviertel und die hohen Sanierungs-kosten stellt sich die Frage, ob ein Erhalt des Gasteig sinnvoll ist. Wir sind uns einig, dass er ein markanter Bestandteil unseres Stadtviertels ist. Die Nutzung der Volkshochschule, der Stadtbücherei sowie weiterer Angebote ist für viele Haidhauser selbstverständlich. Wir setzen uns für ihren Verbleib in Haidhausen ein.

Uns ist klar, dass eine Generalsa-nierung mit möglichen Kosten von bis zu 500 Millionen Euro angesichts der angespannten Haushaltslage im Münch-ner Stadtrat nur schwer durchzusetzen ist. Deswegen setzen wir uns für eine Mindestsanierung ein, damit der Betrieb für die nächsten Jahrzehnte gesichert ist. Ob die Münchner Philharmoniker den großen Konzertsaal weiter nutzen wollen, bleibt, auch angesichts aktuell fehlender Alternativen, abzuwarten. Die Haidhauser Bürger und diverse Musikfachgeschäfte würden sich sicher freuen, wenn das Or-chester im Stadtviertel ansässig bleibt.

Jörg Spengler

OV Sendling

Stadtteilspaziergang mit Überraschungsgast20 Bürger*innen sind unserer Einladung zum politischen Stadtteilspaziergang mit dem Fraktionsvorsitzenden Ludwig Hartmann gefolgt. Am Mittwoch, 17. August um 19.00 Uhr trafen wir uns an der Poccistraße mit Ludwig und seinem Überraschungsgast, Schleswig-Hol-steins Umweltminister Robert Habeck. Die Forderung nach einem Regionalhalt Poccistraße und mehr Raum für Radler im Bereich der Lindwurmstraße wurde

ebenso thematisiert wie Stadtplanung und die Notwendigkeit von bezahlbarem Wohnraum. Auch der Ensembleschutz, um den alten Charakter des Stadtviertels zu erhalten, wurde diskutiert. Zum Thema Verkehr konnten die Stadtteilpolitiker ebenfalls auf die Unterstützung des Grünen Landtagspolitikers setzen. „Mein Resümee nach dem heutigen Spaziergang ist, dass Probleme wie Verkehr, bezahlba-rer Wohnraum und Ruhezonen in Form von Grünflächen sich wie der sprichwört-liche „rote Faden“ durch alle der von mir bis jetzt besuchten Stadtviertel zieht“,

Dagmar Irlinger

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32 GRETA 10.2016

MELDUNGENMELDUNGEN

Stadtverband

Neuwahl von Mitgliedern des StadtvorstandsIn der Stadtversammlung am 26. Sep-tember wurde nach dem Rücktritt der bisherigen Stadtvorsitzenden Heidi Schil-ler eine neue Stadtvorsitzende gewählt. Wenn damit die Position einer Beisitzerin frei geworden sein sollte, wurde auch diese neu besetzt. Da die Stadtversamm-lung erst nach Druckfreigabe dieses Heftes stattfand, können wir erst in der Dezember-Ausgabe der GRETA darüber berichten. Aktuelle Informationen gibt‘s natürlich online.

Anna Schmidhuber

Rückblick

Wir bleiben weltoffen: Willkommen, Mensch!Ein Jahr nachdem zehntausende Flücht-linge in München ankamen und Bilder vom Hauptbahnhof um die Welt kamen, haben wir Münchner Grüne genau dort ein Zeichen gesetzt. Bei einer Bürger*in-nensprechstunde stellten wir uns Anfang September der Diskussion über Flücht-lings- und Integrationspolitik. Das Motto „Willkommen, Mensch!“ stand dabei als Ausdruck eines gesellschaftlichen Klimas der Weltoffenheit und Toleranz in München, für das auch wir Grüne jahrzehntelang gekämpft haben. Wir sind sicher: Worauf es jetzt ankommt, und das lässt sich nicht in einem Jahr lösen, ist echte Integration auf Augenhöhe. Die

Neubürger*innen annehmen und ihnen Chancen eröffnen, darauf kommt es in den nächsten Jahren vor allem an.

Beppo Brem

Rückblick

Straße als Lebensraum zurückerobernDie Stadt gehört den Menschen, nicht den Autos. Wir Grüne in München setzen uns schon seit vielen Jahren dafür ein, mehr Raum für Leben statt für Blech zu schaffen. Deshalb freuen wir uns natür-lich besonders über den großen Erfolg der autofreien Sendlinger Straße, den wir am Nachmittag des 11. August dort feierten. Mit der autofreien Sendlinger Straße haben wir einen Schritt auf dem Weg zu einer menschenfreundlicheren Stadt getan. Nun heißt es dranbleiben: Die Sendlinger Straße muss dauerhaft Fußgängerzone bleiben und andere Teile der Innenstadt sollen möglichst bald folgen, beispielsweise der komplette Odeonsplatz oder der Max-Josephs-Platz. Eine lebenswerte Stadt muss genug Platz für alle bieten und darf die Straßen nicht nur den Autos überlassen. Wir informier-ten Passant*innen an einem Infostand und auf dem Grünen Sofa über alternative Verkehrskonzepte und eroberten mit Ki-cker, Glücksrad, Kinderspielen und Eistee alle gemeinsam die Straße zurück.

Sandra Henoch

Lesetipp

Sicherheitspolitische Sommertour Katharina Schulze, Mdl, war in der Som-merpause vier Tage lang in Unterfranken, der Oberpfalz und Oberbayern unter-wegs. Dort besuchte sie im Rahmen ihrer „Sicherheitspolitischen Sommertour“ unter anderem Polizeipräsidien, Gewerk-schaften und die Fachhochschule für gehobenen Polizeidienst in Fürstenfeld-bruck, um sich über sicherheitspolitische Fragestellungen auszutauschen. Oft ging es dabei natürlich auch um die „Polizei am Limit“. Und sie war bei einer Nachtschicht mit dabei – mit Beamt*innen der Polizei-inspektion Neuhausen. Mehr Infos hier: gruenlink.de/17w9.

Katharina Schulze

Lesetipp

Besser nachhaltig: Wärme ohne KohleWie kann der schnellstmögliche Umstieg auf eine nachhaltige Wärmeversorgung in Ballungsräumen funktionieren? Rund um diese Frage drehte sich ein Fachgespräch des Grünen Stadtverbandes gemeinsam mit der Stadtrats- und der Landtagsfrak-tion. Auf unserer Internetseite ist nun die gesamte Dokumentation des Kongresses online: gruenlink.de/18ry.

Gudrun Lux

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33ABFALL UND WIEDERVERWERTUNG

Oswald UtzOV Neuhausen/Nymphenburgwurde erneut zum Behindertenbeauf-tragten Münchens gewählt. Er erhielt

die Mehrheit auf der Versammlung des Behindertenbeirats und wird dem Stadtrat zum vierten Mal zur Bestellung vorgeschlagen.

Anna SchmidhuberKV München-Land gehört seit Sep-tember zum

Stadtbüro-Team. Sie wird sich vor allem um technische Fragen und Probleme kümmern.

Thomas DörtgözOV STOFFzieht nach Hamburg. Deshalb legt er seine

Vorstandsposten im OV STOFF sowie im AK Digitales nieder.

Werner WeindorfOV Au/Haidhausenwurde erneut zum Sprecher der Lan-

desarbeitsgemeinschaft Energie gewählt.

Sandra SpöttlOV Neuhausen/Nymphenburg hat aufgrund eines Umzugs ihr Mandat im Bezirksausschuss

niedergelegt. Für sie rückt Doris Werth-müller (parteilos) nach. .

PERSONALIA

Landtagsfraktion

Freiheit schützen, Terror bekämpfenEine offene, solidarische Gesellschaft ist der beste Schutz vor Terror und Gewalt. Wenn alle ihren Platz in der Gesellschaft finden und keiner allein gelassen wird, dann gelingt es besser, Terrorist*innen und Gewalttäter*innen die Stirn zu bie-ten. Vertrauen schafft Sicherheit. Deshalb treten wir Grüne für starken Zusammen-halt, für eine Politik der guten Nachbar-schaft ein. Und für einen Rechtsstaat mit Vernunft und Augenmaß, so die innen-politische Sprecherin der Landtagsfrak-tion Katharina Schulze. Die Position der Landtagsfraktion nach den Gewalttaten von Würzburg, Ansbach und bei uns in München: http://gruenlink.de/17wa.

Katharina Schulze

Bundestagswahl

Wir stellen unsere Kandidat*innen auf Wir Grüne stellen im Oktober in den vier Münchner Wahlkreisen Direktkandidaten und Direktkandidatinnen für die Bundes-tagswahl 2017 auf. In der Terminliste am Ende dieses Heftes findet Ihr die Daten und Orte der einzelnen Aufstellungsver-sammlungen. Im Dezember wird dann die grüne Landesliste für den Bundestag in Augsburg von Delegierten aller grünen Kreisverbände Bayerns aufgestellt. Un-sere Delegierten für diese Versammlung wählen wir auf der Stadtversammlung am 7. November ab 19 Uhr in der Echardinger Einkehr.

Gudrun Lux

33

WIDERSPRUCH

Widerspruch zum Artikel „Fahren im Schlaf“ in GRETA August 2016„Autonomes Fahren“ ist keine Lösung für die Verkehrsprobleme einer Stadt ist, son-dern schafft eine Vielzahl von Problemen. Um es möglich zu machen, sind riesige Datenmengen erforderlich. Das Auto muss wissen, wo es hinfahren soll und es muss Fußgänger erkennen können. Damit ist jeder Mensch, der in Sichtweite eines solchen Autos kommt, potenziell überwachbar und man kann Bewegungs-profile erzeugen. Was technisch möglich ist, wird meist gemacht. Zu groß ist das Interesse etwa von Versicherungskon-zernen, Polizei und Geheimdiensten, für die Daten Gold wert sind. Im Artikel wird Google zitiert. Warum wird Google wohl autonom fahrende Autos wollen?

Was passiert, wenn ein Staat wie die Türkei unter Erdoğan über diese Technik verfügt? Seit einigen Monaten gibt es dort Massenverhaftungen und Akademiker dürfen das Land nicht mehr verlassen. Es wäre für diesen Diktator sehr einfach, eine Weisung zu erlassen, die autonom fahrenden Autos von einer zentralen Stelle aus so zu programmieren, dass alle Regimekritiker und kritischen Journalisten mit diesen Fahrzeugen durch Gesichtserkennungssoftware erkannt und ins nächste Gefängnis gefahren werden.

Die im Artikel beschriebene Vision wäre für mich eine Horrorvision, eine Kombination aus George Orwells „1984“, Aldous Huxleys „Brave New World“ und Dave Eggers „Circle“. Um Autos in der Stadt zu reduzieren gibt es einfachere und datenschutzverträglichere Maßnah-men: Ausbau des ÖPNV, Förderung des Fahrradverkehrs. Das „Elektroauto“ in der Stadt heißt vor allem Straßenbahn und (Elektro-)Bus.

Werner Weindorf

GRETA ist ein Debattenmagazin – des-halb findet Widerspruch hier seinen Platz. Wer einem Text widersprechen will, mel-de sich bei [email protected].

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34 GRETA 10.2016

4 | Dienstag | 19 UhrStadtverband

AUFSTELLUNGSVERSAMMLUNG WAHLKREIS MÜNCHEN-NORD

Stadtbüro, Sendlinger Str. 47

4 | Dienstag | 19.30 UhrOV BaL/Trudering/Messestadt-Riem

Treffen des OV Trudering

Vergabe OV-Votum für LDK-Delegierte*n

Riemini, Heinrich-Böll-Straße 75 ersatzw. König Ludwig, W.-Brandt-Platz 5

5 | Dienstag | 19.30 UhrOV Au/Haidhausen

Treffen des OV Au/Haidhausen

Klingelwirt, Balanstr. 16

5 | Mittwoch | 19 UhrDieter Janecek MdB, Doris Wagner MdB

Papa kann auch stillen – Ist eine 50/50-Arbeitsteilung machbar?

Lesung und Diskussion

Grünes Büro am Nordbad, Winzererstr. 27

5 | Mittwoch | 19.30 UhrOV Neuhausen/Nymphenburg

Treffen zum Thema Verkehr

Metzgerwirt, Nördl. Auffahrtsallee 69

8 | Samstag | 13.30 UhrOV Pasing

Radltour Aubing und Freiham

Treffpunkt: S-Bahnhof Neuaubing (Süd)

11 | Dienstag | 19.30 UhrStadtverband

AUFSTELLUNGSVERSAMMLUNG WAHLKREIS MÜNCHEN-OST

Echardinger Einkehr, Bad-Kreuther-Str. 8

13 | Donnerstag | 19 UhrOV Schwabing

Plastik vermeiden vor Ort

Gast: Julia Post, Coffee To Go Again

Café Loony, Augustenstraße 112

15 | Samstag | 11 UhrStadtverband

PARK(ing) Day 2016

Weißenburger Str. und Tegernseer Platz

18 | Dienstag | 19 UhrOV Bogenhausen

Treffen des OV Bogenhausen

Rothof, Denningerstr. 120

20 | Donnerstag | 19 UhrStadtverband

OV-Vorständetreffen

Stadtbüro, Sendlinger Str. 47

19 | Mittwoch | 19 UhrStadtverband

AUFSTELLUNGSVERSAMMLUNG WAHLKREIS MÜNCHEN-SÜD

Giesinger Bahnhof, Giesinger Bf-platz 1

20 | Donnerstag | 19 UhrOV Pasing/Aubing

Treffen des OV Pasing/Aubing

Jagdschloß, Alte Allee 21

20 | Donnerstag | 19.30 UhrOV Westend/Laim

VW, Deutsche Bank, Heckler & Koch – Müssen auch Unternehmen bestraft werden?

mit Strafrechtsanwalt Florian Kraus

Bergmannshof, Landsbergerstr. 73

20 | Donnerstag | 19.30 UhrOV Giesing/Harlaching

Treffen des OV Giesing

Stadtteilladen, Tegernseer Landstr. 113

20 | Donnerstag | 20 UhrOV Allach/Untermenzing

Treffen des OV Allach

bei Fam. Aurnhammer, Manzostr. 92a

22 | Samstag | 12 Uhr

Demo gegen das Integrationsgesetz

DGB-Haus, Schwanthalerstr. 64

24 | Montag | 19 UhrStadtverband

AUFSTELLUNGSVERSAMMLUNG WK MÜNCHEN-WEST/MITTE

Backstage, Reitknechtstraße 6

26 | Mittwoch | 19 UhrOV Zentral

Herbstfest

Jennifer Parks, Holzstr. 14

26 | Mittwoch | 19.00 UhrOV Ramersdorf/Perlach

Treffen mit Vorstandswahlen

Gaststätte Hufnagel, Ottobrunner Str. 135

29 | Samstag | 12 UhrStadtverband

Urwahlforum

Kolpinghaus, Adolf-Kolping-Straße 1

30 | Sonntag | 11 UhrOV Zentral

Frühschoppen mit Robert Habeck

Ort folgt

GRÜNER TERMINKALENDER

Oktober

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35ABFALL UND WIEDERVERWERTUNG GRETA 10.2016

IMPRESSUM

GRÜNE KONTAKTE

GRETA – grün, engagiert, tatkräftig, alternativ – ist die Mitgliederzeitung der Münchner Grünen und erscheint sechs Mal im Jahr.Herausgeber: Bündnis 90/Die Grünen, KV München Der Vorstand Sendlinger Straße 47, 80331 München Tel.: 089/2014488, Fax: 089/2021814 [email protected] www.gruene-muenchen.deV.i.S.d.P.: Gudrun LuxRedaktion: Gudrun Lux (Chefredaktion), Andreas Gregor (Bild), Sandra Henoch, Anna Schmidhuber, Thorsten Siefarth, Claude Unterleitner [email protected]: Wolfgang Leitner [email protected]: Andreas Gregor Druck: Uhl-Media Kemptener Straße 36 87730 Bad GrönenbachKlimaneutral gedruckt

Unser Stadtbüroteam Sandra Henoch, Anna Schmidhuber und Petra Tuttas erreichst Du unter [email protected] sowie persönlich im Stadtbüro, Send-linger Straße 47, oder telefonisch unter 089/201 44 88 zu den Bürozeiten montags bis freitags von 15 bis 18 Uhr, mittwochs (außer in den Ferien) von 10 bis 13 und 15 bis 19 Uhr.Alle Kontaktdaten der Ortsverbände und Arbeitskreise der Münchner Grünen, der Stadtrats- und Bezirkstagsfraktion, unse-rer Abgeordneten sowie der Grünen auf anderen Ebenen kannst Du im Stadtbüro erfragen und findest Du unter www.gruene-muenchen.de/kontakt.

2 | Mittwoch | 19.30 UhrOV Neuhausen/Nymphenburg

Treffen des OV Neuhausen

Metzgerwirt, Nördl. Auffahrtsallee 69

7 | Montag | 19 UhrStadtverband

Stadtversammlung (Einladung S. 6)

Echardinger Einkehr, Bad-Kreuther-Str. 8

8 | Dienstag | 19.30 UhrOV Au/Haidhausen

Treffen des OV Au/Haidhausen

Klingelwirt, Balanstr. 16

10 | Donnerstag | 19 UhrOV Schwabing

Freihandel: CETA, TTIP & Co.

Referent: Christian Hierneis

Café Loony, Augustenstraße 112

10 | Donnerstag | 19.30 UhrOV BaL/Trudering/Messestadt-Riem

Treffen des OV Trudering

Obermaier, Truderinger Str. 306

14 | Montag | 19.30 UhrOV Trudering

Elektromobilität in Politik & Praxis

Gäste: Ludwig Hartmann und ein Taxifahrer, der E-Taxi fährt

Kulturzentrum, Wasserburger Landstr. 32

15 | Dienstag | 18.30 UhrKatharina Schulze MdL, GJM

Gewalt an Frauen im Netz – was tun?

mit K. Schulze und Totti Schöningh

Grünes Büro am Nordbad, Winzererstr. 27

17 | Donnerstag | 19.30 UhrOV Giesing/Harlaching

Treffen des OV Giesing

Stadtteilladen, Tegernseer Landstr. 113

17 | Donnerstag | 20 UhrOV Allach/Untermenzing

Treffen des OV Allach

bei Rafael Nunez Kraft, Allacher Str. 281

19 | Samstag | 11 UhrBezirksverband Oberbayern

Auftakt Mitgliederförderprogramm

Infos und Anmeldung: gruenlink.de/18zk

Giesinger Bahnhof, Giesinger Bf-platz 1

23 | Mittwoch | 19 UhrOV Zentral

Treffen des OV Zentral

Stadtbüro, Sendlinger Str. 47

25 | Freitag | 17 UhrKatharina Schulze MdL, GJM

Wo fängt Gewalt an Frauen an? Eine Aktion gegen „Catcalling“

Sendlinger Tor Platz

26 | Samstag | 10 Uhr

Tag der Offenen Tür im Landtag

Bayerischer Landtag, Saal 1

28 | Montag | 19.30 UhrOV Pasing/Aubing

Weihnachtliche OV-Sitzung

Nino‘s Ristorante, Nimmerfallstr. 48

30 | Mittwoch | 19 UhrOV Bogenhausen

Treffen des OV Bogenhausen

Schlösselgarten, Cosimastr. 41

November

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