Moos des Jahres 2006 – Das Quellmoos (Fontinalis antipyretica) · 2012-10-15 · 106 NATURSCHUTZ...

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106 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 15 (4) 2006 Moos des Jahres 2006 – Das Quellmoos (Fontinalis antipyretica) Seit 2005 proklamiert die Bryologisch-liche- nologische Arbeitsgemeinschaft für Mittel- europa (BLAM) ein „Moos des Jahres“. Da- mit soll auf eine wenig beachtete Pflanzen- gruppe aufmerksam gemacht werden, die in Deutschland mit mehr als 1.000 Arten ver- treten ist. Für das Jahr 2006 wurde das Quellmoos (Fontinalis antipyretica) ausgewählt. Es ge- hört zu den pleurokarpen Laubmoosen. Die Moose werden in zwei Gruppen eingeteilt, die Laub- und die Lebermoose; bei den Laubmoosen gibt es Gipfelfrüchtige (Akro- karpe) und Seitenfrüchtige (Pleurokarpe). Die Art wächst unter Wasser, verträgt aber auch vorübergehende Trockenperioden und kann dabei kräftige bis zu 40 cm lange flu- tende Büschel bilden, die nur mit der Basis an der Unterlage angewachsen sind. Die grünen bis schwärzlich-grünen Sprosse sind unregelmäßig verzweigt; die Blätter stehen auffällig in drei Reihen und sind kielartig ge- faltet, so dass die Sprosse häufig dreikantig erscheinen. Die Vermehrung des Quellmoo- ses scheint fast ausschließlich vegetativ zu erfolgen. Die Bildung von Sporophyten wur- de bisher nur bei trockengefallenen Vor- kommen beobachtet. Das Quellmoos wächst größtenteils an Stei- nen, Mauern, Holz und Baumwurzeln und ist sowohl in fließenden als auch in stehen- den Gewässern mit sauberem bis mäßig verschmutztem Wasser anzutreffen. In ste- henden Gewässern kommt das Quellmoos meistens am Gewässergrund sowie manch- mal auch schwebend in größeren Beständen vor. Dabei handelt es sich oft um einge- schwemmte Pflanzen, die vom ursprüng- lichen Substrat losgerissen wurden und in frei schwebenden Matten weiterwachsen können. Der wissenschaftliche Name des Quell- mooses stammt von Linné. Fontinalis (la- teinisch: fons = Quelle) weist auf das Vor- kommen in Quellbächen hin und antipyre- tica bedeutet einerseits feuerabweisend, andererseits wird es auch als fieberabwei- send gedeutet (WIKIPEDIA 2006). Der Name bezieht sich auf Beobachtungen von Linné aus dem 18. Jahrhundert in Schweden, wonach die Bevölkerung dort das Quell- moos in den Häusern um die offenen Feu- erstellen aufhängte. Was sich zunächst nach Aberglaube anhört (Feuer mit einer Wasserpflanze vertreiben), hatte wohl ei- nen Sinn, wenn das Moos mit Wasser be- sprengt wurde und dadurch den Funken- flug und das Übergreifen des Feuers auf das Haus abhielt (NABU 10/2006). Als Aquarienpflanze spielt Fontinalis antipy- retica keine große Rolle. Nach Meinungsäu- ßerungen von Aquarianern im Internet sind andere Moosarten für die Haltung in Aquarien geeigneter. Mit der Wahl von F. antipyretica zum Moos des Jahres 2006 soll auf eine besondere Eignung von Moosen als Indikatoren der Gewässergüte hingewiesen werden. Anders als Blütenpflanzen nehmen Moose Wasser und die darin gelösten Nährstoffe über die ganze Oberfläche auf. Damit sind sie den Umwelteinflüssen schutzlos ausgesetzt. Die einzelnen Moosarten haben jedoch eine unterschiedliche Schadstofftoleranz, so dass sie z. B. in Gewässern als Zeigerart der Was- serqualität eingesetzt werden können. Als einziges Moos ist das Quellmoos schon vor gut einhundert Jahren als Zeigerpflanze für saubere Gewässer in das Gewässergütesys- tem aufgenommen worden. Sein Vorkom- men, glaubte man, zeige eine gute bis sehr gute Wasserqualität an, was aber – so allge- mein gehalten – nicht stimmt. Für Brandenburg wurde F. antipyretica in der älteren Fachliteratur noch in Fließgewässern als häufig vorkommend angegeben. Auf- grund der zunehmenden Wasserverschmut- zung, insbesondere aus Industrie und Haus- halten, wurde die Art aber in den vergange- nen Jahrzehnten immer seltener und ist heu- te aus vielen Brandenburger Gewässern völ- lig verschwunden. Nur in weniger belasteten Gewässern konnte sie sich halten. Eine weitere Ursache für diese Entwicklung dürfte auch in der zunehmenden Eutrophie- rung der Gewässer liegen. Zum einen wird durch die Eutrophierung das Algenwachstum gefördert, wodurch sich die Lichtverhältnisse unter Wasser verschlechtern. Speziell im Ufer- bereich wird das Quellmoos durch die Kon- kurrenz von Fadenalgen verdrängt und kann sich – wenn überhaupt – nur noch an lichtar- men Standorten halten. Zum anderen ist eine Eutrophierung oft mit verstärkter Fracht von Trübstoffen verbunden, die sich auf den Blät- tern absetzen und die Pflanze zum Absterben bringen können. Im Zuge des Monitorings für die Wasserrah- menrichtlinie (WRRL) wurde seit 2002 im Rahmen einer Transektmethode in 79 von 250 Seen in Brandenburg F. antipyretica in ei- ner Wassertiefe überwiegend im Bereich 2 bis 7 m nachgewiesen (Päzolt 9/2006, mdl.). Die alle 3 Jahre vorgesehene Wiederholung der Untersuchung wird Aufschlüsse über Zu- bzw. Abnahme der Bestände sowie mögliche Ver- schiebungen im Vorkommen hinsichtlich der Gewässertiefe liefern. Inzwischen wird die Art in einigen Regio- nen verstärkt auch an Sekundärstandorten beobachtet. So sind u. a. aus dem Westha- velland einige aktuelle Vorkommen in mä- ßig bis stark eutrophen Tongruben bekannt (Brauner 9/2006, mdl.). In Berlin ist das Quellmoos zum letzten Mal 1970 in der Havel an der Pfaueninsel nachgewiesen worden, danach galt es als verschollen. Heute ist nur noch ein Vor- kommen in einer Kiesgrube im Grunewald bekannt. Nach der Roten Liste der Moose von Brandenburg (KLAWITTER et al. 2002) gilt F. antipyretica als gefährdet (Gefähr- dungskategorie 3), zur Zeit der Erstellung waren jedoch die Ergebnisse des Monito- rings für die WRRL noch nicht bekannt. In der Roten Liste der Moose werden 3 Va- rietäten aufgeführt, die jedoch früher und auch aktuell kaum unterschieden werden. Als häufigste Varietät gilt F. antipyretica ssp. antipyretica var. antipyretica. In Brandenburg kommt mit F. hypnoides ein weiterer Vertreter der Gattung vor. Diese Art lebt ebenfalls in Gewässern, ist aber eine in Deutschland insgesamt äußerst seltene Art. Ein aktueller Überblick über das Vorkommen vom Quellmoos in Brandenburg – speziell auch in Fließgewässern – wäre wünschens- wert, ebenso Angaben darüber, ob die Art Sporogone ausbildet. Informationen hierzu sind erwünscht; bitte senden an: Dr. A. Schaepe, Landesumweltamt Bran- denburg, Ref. Ö1, Seeburger Chaussee 2, 14476 Groß Glienicke od. E-Mail: (Anne- [email protected]) Dr. Annemarie Schaepe Fotos: O. Brauner, A. Schaepe Literatur: KLAWITTER, J.; RÄTZEL, S. & SCHAEPE, A. 2002: Gesamt- artenliste und Rote Liste der Moose des Landes Bran- denburg. Natursch. Landschaftspfl. Bbg. (13) 4 (Bei- lage). 103 S. NABU (Naturschutzbund Deutschland)10/2006: www. nabu.DE, Oktober 2006 WIKIPEDIA 2006: www.wikipedia.org, Oktober 2006

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106 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 15 (4) 2006

Moos des Jahres 2006 – Das Quellmoos (Fontinalis antipyretica)Seit 2005 proklamiert die Bryologisch-liche-nologische Arbeitsgemeinschaft für Mittel-europa (BLAM) ein „Moos des Jahres“. Da-mit soll auf eine wenig beachtete Pflanzen-gruppe aufmerksam gemacht werden, die inDeutschland mit mehr als 1.000 Arten ver-treten ist.Für das Jahr 2006 wurde das Quellmoos(Fontinalis antipyretica) ausgewählt. Es ge-hört zu den pleurokarpen Laubmoosen. DieMoose werden in zwei Gruppen eingeteilt,die Laub- und die Lebermoose; bei denLaubmoosen gibt es Gipfelfrüchtige (Akro-karpe) und Seitenfrüchtige (Pleurokarpe).Die Art wächst unter Wasser, verträgt aberauch vorübergehende Trockenperioden undkann dabei kräftige bis zu 40 cm lange flu-tende Büschel bilden, die nur mit der Basisan der Unterlage angewachsen sind. Diegrünen bis schwärzlich-grünen Sprosse sindunregelmäßig verzweigt; die Blätter stehenauffällig in drei Reihen und sind kielartig ge-faltet, so dass die Sprosse häufig dreikantigerscheinen. Die Vermehrung des Quellmoo-ses scheint fast ausschließlich vegetativ zuerfolgen. Die Bildung von Sporophyten wur-de bisher nur bei trockengefallenen Vor-kommen beobachtet.Das Quellmoos wächst größtenteils an Stei-nen, Mauern, Holz und Baumwurzeln undist sowohl in fließenden als auch in stehen-den Gewässern mit sauberem bis mäßigverschmutztem Wasser anzutreffen. In ste-henden Gewässern kommt das Quellmoosmeistens am Gewässergrund sowie manch-mal auch schwebend in größeren Beständenvor. Dabei handelt es sich oft um einge-schwemmte Pflanzen, die vom ursprüng-lichen Substrat losgerissen wurden und infrei schwebenden Matten weiterwachsenkönnen.Der wissenschaftliche Name des Quell-mooses stammt von Linné. Fontinalis (la-teinisch: fons = Quelle) weist auf das Vor-kommen in Quellbächen hin und antipyre-tica bedeutet einerseits feuerabweisend,andererseits wird es auch als fieberabwei-send gedeutet (WIKIPEDIA 2006). Der Namebezieht sich auf Beobachtungen von Linnéaus dem 18. Jahrhundert in Schweden,wonach die Bevölkerung dort das Quell-moos in den Häusern um die offenen Feu-erstellen aufhängte. Was sich zunächstnach Aberglaube anhört (Feuer mit einerWasserpflanze vertreiben), hatte wohl ei-nen Sinn, wenn das Moos mit Wasser be-sprengt wurde und dadurch den Funken-flug und das Übergreifen des Feuers aufdas Haus abhielt (NABU 10/2006).Als Aquarienpflanze spielt Fontinalis antipy-retica keine große Rolle. Nach Meinungsäu-ßerungen von Aquarianern im Internetsind andere Moosarten für die Haltung inAquarien geeigneter. Mit der Wahl von F. antipyretica zum Moosdes Jahres 2006 soll auf eine besondereEignung von Moosen als Indikatoren der

Gewässergüte hingewiesen werden. Andersals Blütenpflanzen nehmen Moose Wasserund die darin gelösten Nährstoffe über dieganze Oberfläche auf. Damit sind sie denUmwelteinflüssen schutzlos ausgesetzt. Dieeinzelnen Moosarten haben jedoch eineunterschiedliche Schadstofftoleranz, so dasssie z. B. in Gewässern als Zeigerart der Was-serqualität eingesetzt werden können. Alseinziges Moos ist das Quellmoos schon vorgut einhundert Jahren als Zeigerpflanze fürsaubere Gewässer in das Gewässergütesys-tem aufgenommen worden. Sein Vorkom-men, glaubte man, zeige eine gute bis sehrgute Wasserqualität an, was aber – so allge-mein gehalten – nicht stimmt.Für Brandenburg wurde F. antipyretica in derälteren Fachliteratur noch in Fließgewässernals häufig vorkommend angegeben. Auf-grund der zunehmenden Wasserverschmut-zung, insbesondere aus Industrie und Haus-halten, wurde die Art aber in den vergange-nen Jahrzehnten immer seltener und ist heu-te aus vielen Brandenburger Gewässern völ-lig verschwunden. Nur in weniger belastetenGewässern konnte sie sich halten. Eine weitere Ursache für diese Entwicklungdürfte auch in der zunehmenden Eutrophie-rung der Gewässer liegen. Zum einen wirddurch die Eutrophierung das Algenwachstumgefördert, wodurch sich die Lichtverhältnisseunter Wasser verschlechtern. Speziell im Ufer-bereich wird das Quellmoos durch die Kon-kurrenz von Fadenalgen verdrängt und kannsich – wenn überhaupt – nur noch an lichtar-men Standorten halten. Zum anderen ist eineEutrophierung oft mit verstärkter Fracht vonTrübstoffen verbunden, die sich auf den Blät-tern absetzen und die Pflanze zum Absterbenbringen können. Im Zuge des Monitorings für die Wasserrah-menrichtlinie (WRRL) wurde seit 2002 imRahmen einer Transektmethode in 79 von250 Seen in Brandenburg F. antipyretica in ei-ner Wassertiefe überwiegend im Bereich 2 bis7 m nachgewiesen (Päzolt 9/2006, mdl.). Diealle 3 Jahre vorgesehene Wiederholung derUntersuchung wird Aufschlüsse über Zu- bzw.Abnahme der Bestände sowie mögliche Ver-

schiebungen im Vorkommen hinsichtlich derGewässertiefe liefern. Inzwischen wird die Art in einigen Regio-nen verstärkt auch an Sekundärstandortenbeobachtet. So sind u. a. aus dem Westha-velland einige aktuelle Vorkommen in mä-ßig bis stark eutrophen Tongruben bekannt(Brauner 9/2006, mdl.).In Berlin ist das Quellmoos zum letztenMal 1970 in der Havel an der Pfaueninselnachgewiesen worden, danach galt es alsverschollen. Heute ist nur noch ein Vor-kommen in einer Kiesgrube im Grunewaldbekannt. Nach der Roten Liste der Moosevon Brandenburg (KLAWITTER et al. 2002)gilt F. antipyretica als gefährdet (Gefähr-dungskategorie 3), zur Zeit der Erstellungwaren jedoch die Ergebnisse des Monito-rings für die WRRL noch nicht bekannt. In der Roten Liste der Moose werden 3 Va-rietäten aufgeführt, die jedoch früher undauch aktuell kaum unterschieden werden.Als häufigste Varietät gilt F. antipyretica ssp.antipyretica var. antipyretica. In Brandenburg kommt mit F. hypnoides einweiterer Vertreter der Gattung vor. Diese Artlebt ebenfalls in Gewässern, ist aber eine inDeutschland insgesamt äußerst seltene Art.Ein aktueller Überblick über das Vorkommenvom Quellmoos in Brandenburg – speziellauch in Fließgewässern – wäre wünschens-wert, ebenso Angaben darüber, ob die ArtSporogone ausbildet.Informationen hierzu sind erwünscht; bittesenden an:Dr. A. Schaepe, Landesumweltamt Bran-denburg, Ref. Ö1, Seeburger Chaussee 2,14476 Groß Glienicke od. E-Mail: ([email protected])Dr. Annemarie Schaepe

Fotos: O. Brauner, A. Schaepe

Literatur:KLAWITTER, J.; RÄTZEL, S. & SCHAEPE, A. 2002: Gesamt-artenliste und Rote Liste der Moose des Landes Bran-denburg. Natursch. Landschaftspfl. Bbg. (13) 4 (Bei-lage). 103 S.NABU (Naturschutzbund Deutschland)10/2006: www.nabu.DE, Oktober 2006WIKIPEDIA 2006: www.wikipedia.org, Oktober 2006

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NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 15 (4) 2006 107

Naturschutz und Landschaftspflege in BrandenburgBeiträge zu Ökologie, Natur- und Gewässerschutz

15. Jahrgang Heft 4, 2006

Inhaltsverzeichis

HOLGER RÖßLING, BEATE GALL, BETTINA LAACK, BEATE JESSEL

Beiträge zum Landschaftswassermanagement an der Havel zwischen Ketzin und Brandenburg – Teil 2Wasserstandsmanagement zur Umsetzung von Naturschutzzielen 108

JÜRGEN SCHAFFRATH

Zur Erhaltung und Entwicklung des Gehölzbestandes im Mittleren Odertal unter dem Einfluss von Beweidung 116

RALPH PLATEN

Integrierende Ökologische Dauerbeobachtung in Brandenburg (IÖDP)-Arthropoden-untersuchung (Arachnida: Araneae, Coleoptera: Carabidae) in Hasenholz und Vierraden 124

KLEINE BEITRÄGE

Moos des Jahres 2006 – Das Quellmoos (Fontinalis antipyretica) 106

70 Jahre Naturschutzgebiet Groß Machnower Weinberg 134

Projekt „Ökologische Charakterisierung der Zählstrecken/-gebiete desWasservogelmonitorings“ der Länder Bayern und Brandenburg, 2004/2005 137

RECHTS- UND VERWALTUNGSVORSCHRIFTEN 139

KLEINE MITTEILUNGEN 139

TAGUNGEN 141

IM LANDESUMWELTAMT NEU ERSCHIENEN 142

NACHRUF 142

NATUR DES JAHRES 2007 143

ImpressumHerausgeber: Landesumweltamt Branden-

burg (LUA)

Schriftleitung: LUA, Abt. Ökologie, Natur-schutz, Wasser (ÖNW)Dr. Matthias HilleBarbara Kehl

Beirat: Lothar BlackertDr. Martin FladeDr. Lothar KalbeDr. Bärbel LitzbarskiDr. Annemarie SchaepeDr. Thomas SchoknechtDr. Frank Zimmermann

Anschrift: LUA, Schriftleitung NundLBbgSeeburger Chaussee 214476 PotsdamOT Groß GlienickeTel. 033 201/442 238E-Mail: barbara.kehl@

lua.brandenburg.de

ISSN: 0942-9328

Es werden nur Originalbeiträge veröffentlicht. Auto-ren werden gebeten, die Manuskriptrichtlinien, die beider Schriftleitung zu erhalten sind, zu berücksichtigen. Zwei Jahre nach Erscheinen der gedruckten Beiträgewerden sie ins Internet gestellt.Alle Artikel und Abbildungen der Zeitschrift unterlie-gen dem Urheberrecht. Die Vervielfältigung der Karten erfolgt mit Geneh-migung des Landesvermessungsamtes Brandenburg(GB-G 1/99).Namentlich gezeichnete Beiträge geben nicht unbe-dingt die Meinung der Redaktion wieder.

Redaktionsschluss: 7.12.2006

Layout/ Brandenburgische Universi-Druck/ tätsdruckerei und Verlags-Versand: gesellschaft Potsdam mbH

Karl-Liebknecht-Str. 24/2514476 GolmTel. 0331/56 89-0Fax 0331/56 89-16

Bezugsbedingungen:Bezugspreis im Abonnement: 4 Hefte – 12,00 Europro Jahrgang, Einzelheft 5,00 Euro.Die Einzelpreise der Hefte mit Roten Listen sowie derthematischen Hefte werden gesondert festgelegt.Bestellungen sind an das Landesumweltamt zu richten.Diese Zeitschrift ist auf chlorfrei gebleichtem Papiergedruckt.

Titelbild: Winterstimmung Foto: M. Hille

Rücktitel: Bach-Mäander des Blabbergrabens beiSchwenow Foto: W. Klaeber

Beilage zu Heft 4, 2006*

MICHAEL RISTOW, ANDREAS HERRMANN, HUBERT ILLIG, HANS-CHRISTIAN KLÄGE, GUNTHER KLEMM,VOLKER KUMMER, BERND MACHATZI, STEFAN RÄTZEL, RALF SCHWARZ, FRANK ZIMMERMANN

Unter Mitarbeit von KNUT ARENDT, WOLFGANG FISCHER, DIETRICH HANSPACH, ARMIN HERRMANN, HELMUT JENTSCH

(Oenothera u. a.), WOLFGANG PETRICK, BIRGIT SEITZ (Crataegus et Rosa), GERRIT STOHR (Ru-bus), INGO UHLEMANN (Taraxacum)

Liste und Rote Liste der etablierten Gefäßpflanzen Brandenburgs

* Die Rote Liste Pflanzen wird separat an die Abonnenten versandt.

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108 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 15 (4) 2006; 108–115

Zusammenfassung

Die Niederungen der großen Flüsse in Bran-denburg sind durch den Menschen in denletzten Jahrhunderten grundlegend umge-staltet worden. Auch an der Havel führtenMaßnahmen der Hydromelioration in derzweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zur Ent-wässerung der flachgründigen Moore. ImRahmen eines vom Bundesamt für Natur-schutz geförderten E+E-Vorhabens wurdenStrategien für ein Wassermanagement ander Havel zwischen Ketzin und Brandenburgentwickelt. In zwei aufeinanderfolgendenBeiträgen werden die Ergebnisse dieser Unter-suchungen zugänglich gemacht. Teil 1 derDarstellungen beschäftigte sich mit den Ober-flächenvernässungen und ihren Ursachen inden Niederungsbereichen an der Havel. InTeil 2 werden die Ergebnisse von Wasser-standsuntersuchungen in den Jahren 2001bis 2005 dokumentiert. Anhand der Ergeb-nisse werden Folgerungen für das Wasser-management im Gebiet abgeleitet und dieUmsetzung von Naturschutzzielen in derHavelniederung diskutiert. Entgegen der ur-sprünglichen Erwartung konnte nachgewie-sen werden, dass der Einfluss der Havel aufden jahreszeitlichen Verlauf der Wasserstän-de in der Niederung nur noch sehr gering ist.In der Niederung ist nur das Wasser verfüg-bar, was in der Niederung selbst und im un-mittelbaren Einzugsgebiet der Niederungentsteht. Für das Management der Wasser-ressourcen in der Niederung tragen folglichdie Flächennutzer und die Wasser- und Bo-denverbände die Hauptverantwortung.

1 Einleitung

Im E+E-Vorhaben „Kulturlandschaft MittlereHavel“ des Bundesamtes für Naturschutzwurden Möglichkeiten eines naturschutz-

orientierten Wassermanagements an der Mitt-leren Havel zwischen Ketzin und Brandenburguntersucht. Räumliche und funktionale Bezugs-einheiten für das Gebiets-Wassermanagementsind die Stauhaltung Brandenburg der Havelund die über Schöpfwerke gesteuerten melio-rierten Niederungsbereiche.Die Diskussion über ein Wassermanagementist erforderlich, weil die Havel und die an-grenzenden Niederungsflächen trotz der gra-vierenden Veränderungen der hydrologi-schen Verhältnisse (VMW 1905, SCHARNOW

1966, BARSCH 1969, UHLEMANN 1994, JESSEL

et al. 2006) weiterhin eine herausragendeBedeutung für den landesweiten und grenz-überschreitenden Biotopverbund haben. Zahl-reiche europäische Schutzgebiete mit gewäs-serabhängigen Lebensräumen nach der FFH-und der Vogelschutzrichtlinie befinden sich indiesem Abschnitt des Havelverlaufs. Zudemsind langfristig tragfähige Nutzungsperspek-tiven für den Erhalt der Kulturlandschaft insolchen Niederungen erforderlich.In den hydrologischen Jahren von 2001 bis2005 wurden 14-tägig Graben- und Grund-wasserstandsmessungen in verschiedenen Teil-gebieten der Niederung durchgeführt. Diewichtigsten Ergebnisse dieser Erhebungenwerden hier vorgestellt, um– die Wasserstandsdynamik der Havel und

der Niederungsbereiche zu kennzeichnen,– verschiedene Möglichkeiten des Wasser-

managements vorzustellen und– die Folgen für bestimmte Nutzungs- und

Schutzziele zu verdeutlichen.

2 Bedeutung des Gebietesfür den Naturschutz

Der Havellauf mit seinen Inseln und die nichteingedeichten Niederungsflächen der rezen-ten Flussaue sind Bestandteile der gemelde-ten („Mittlere Havel Ergänzung“) bzw. be-reits von der EU-Kommission bestätigten(„Mittlere Havel“, „Ketziner Havelinsel“)Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung(Natura-2000-Gebiete). In diesen Gebietensollen vor allem Lebensräume naturnaherFlussabschnitte (3260), natürlicher eutropheSeen (3150), Auen-Wälder (91E0) sowieverschiedene niederungstypische Wiesen-und Staudenflächen erhalten und entwickeltwerden. Die Schutzgebietsverordnungen derLandschafts- und Naturschutzgebiete be-nennen als Schutzzweck den Erhalt der Le-bensraumvielfalt und schließen vor allemFeuchtwiesen und Feuchtgrünländer ein, diedie Niederungslandschaft an der MittlerenHavel über viele Jahrhunderte geprägt ha-ben (LUA 2002, MUNR 1998, MLUR 2002).Große Flächen nördlich und südlich der Ha-vel, die sich überwiegend in den deichge-schützten und meliorierten Gebieten befin-den, liegen zudem im europäischen Vogel-schutzgebiet „Mittlere Havelniederung“.Dieses Gebiet hat globale Bedeutung alsRastgebiet der Saatgans sowie Europa- bzw.EU-weite Bedeutung als Brutgebiet weitererArten (Zwergrohrdommel [Ixobrychus minu-tus], Schwarzmilan [Milvus migrans], Fisch-adler [Pandion haliaetus] u. a.) (RUDOLPH

IN DER NIEDERUNG AN DER HAVEL ZWISCHEN KETZIN UND BRANDENBURG WURDEN IN DEN JAHREN

2001 BIS 2005 WASSERSTANDSUNTERSUCHUNGEN DURCHGEFÜHRT. DARAUS LASSEN SICH

WICHTIGE HINWEISE FÜR DIE ERREICHUNG NATURSCHUTZFACHLICHER ZIELVORSTELLUNG ABLEITEN.

HOLGER RÖßLING, BEATE GALL, BETTINA LAACK, BEATE JESSEL

Beiträge zum Landschaftswassermanagement an der Havel zwischen Ket-zin und Brandenburg1 – Teil 2 Wasserstandsmanagement zur Umsetzung von NaturschutzzielenSchlagwörter: Havel, Landwirtschaft, Wassermanagement, Wehrsteuerung, Schöpfwerke, Naturschutz

1 Die dargestellten Untersuchungen waren Teil derWissenschaftlichen Begleitung zum E+E-Vorha-ben „Entwicklung und modellhafte Umsetzungeiner regionalen Konzeption zur Bewältigung vonEingriffsfolgen am Beispiel der KulturlandschaftMittlere Havel“, die am Lehrstuhl für Land-schaftsplanung der Universität Potsdam durchge-führt und vom Bundesamt für Naturschutz mitMitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Na-turschutz und Reaktorsicherheit gefördert wurde.

Abb. 1

Blick über dieHavel nach Saa-ringen (23.4.03)

Foto: D. Hub

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HOLGER RÖßLING et al.: BEITRÄGE ZUM LANDSCHAFTSWASSERMANAGEMENT AN DER HAVEL ZWISCHEN KETZIN UND BRANDENBURG – TEIL 2 109

2005). Südöstlich der Stadt Brandenburgschließt sich das europäische Vogelschutzge-biet „Rietzer See“ an, dessen Wasserständeüber den Emsterkanal mit der StauhaltungBrandenburg in Verbindung stehen (DÜRR etal. 2005). Aus der Abb. 2 gehen Lage undGröße der im Gebiet der Mittleren Havel lie-genden Schutzgebiete hervor.

3 Rahmenbedingungen fürdie Steuerung der Wasser-stände

Die hydrologischen Verhältnisse an der Ha-vel zwischen Ketzin und Brandenburg wur-den durch Stauhaltung, Deichbau und Hydro-melioration der Niederung nachhaltig verän-dert. Die Polder sind durch Deiche vor Über-flutungen geschützt und werden durchSchöpfwerke entwässert. Durch Moorsa-ckung und Volumenverluste der Böden lie-gen die Geländeoberflächen heute bis zu ei-nem Meter unter dem Niveau des Havel-wasserstandes. Die Havel hat in diesen Ge-bieten ihre Funktion als natürliches Vorflutweitgehend verloren. Die Flächenentwässe-rung zur Havel wird durch Entwässerungs-gräben und Schöpfwerke sichergestellt.

HavelDie Abflussmengen und das Abflussverhal-ten der Havel haben sich durch verschiedeneAktivitäten in den Einzugsgebieten vonSpree (v. a. Betrieb und Aufgabe Braunkoh-lenbergbau) und Havel in den letzten Jahr-zehnten deutlich gewandelt. Lagen die ma-ximalen und minimalen Wasserstände amPegel Ketzin zwischen 1935 und 1944 ca.35 cm über und 30 cm unter dem Mittel-wasser, so wurde zwischen 1995 und 2000nur noch eine Abweichung von 10 bis 15 cmüber und von ca. 5 cm unter dem Mittelwas-ser beobachtet (vgl. Abb. 3). Die Verände-rungen der Wasserstandsschwankungen amPegel Ketzin resultieren aus der Absenkungder Pegelhöchststände und Anhebung derNiedrigwasserstände am Oberpegel Bran-denburg, dargestellt in Abb. 4.Bis in die 1960er Jahre waren hohe Wasser-stände in den Winter- und Frühjahrsmona-ten (Dezember bis April) und eine ab Maieinsetzende Niedrigwasserführung (starkeVerdunstung durch Havelseen und Niede-rungswiesen) kennzeichnend. Während es inden Wintermonaten nun nicht mehr zu re-gelmäßigen Hochwässern kommt, wird inden Sommermonaten durch die Wehrsteue-rung in Brandenburg ein Absinken der Ha-velwasserstände und damit das Auftretenvon Niedrigwassersituationen verhindert.Für die nächsten Jahre werden geringere Zu-flussmengen aus dem Einzugsgebiet derSpree erwartet, da Sümpfungswässer ausdem Braunkohlenbergbau nicht mehr in dieSpree abgeschlagen werden und gleichzeitigWasser für die Flutung der Tagebaurestlö-cher benötigt wird (BFG 2002).Die Wasserstände am Oberpegel Branden-burg werden nach Stauzielen gesteuert, dievon einem Staubeirat festgelegt werden. Sieliegen derzeit zwischen dem mittleren Niedrig-

wasser- und dem Mittelwasserstand (Abb. 5).Im Winterhalbjahr beträgt das Stauziel der-zeit 29,28 m ü. NN, im Sommerhalbjahr29,18 m ü. NN. Der Havelwasserspiegel wirdam Oberpegel Brandenburg durchschnittlichzwischen 29,23 und 29,34 m ü. NN gehal-ten (WSA 2005). Nur bei extremen Witte-rungsbedingungen kann er kurzfristig tieferabsinken bzw. auf mittleres Hochwasser-standsniveau ansteigen (August 2002). Fluss-aufwärts am Pegel Ketzin schwankte derWasserspiegel zwischen 2001 und 2005durchschnittlich zwischen 29,26 und 29,45 mü. NN. Im Winter können nach Auskunft desWasser- und Schifffahrtsamts Brandenburg(WSA) Höhen von 29,55 m ü. NN am PegelKetzin kurzzeitig überschritten werden. DasGefälle auf der Strecke zwischen Spandauund Brandenburg beträgt bei Mittelwasser-stand 0,3 cm/km (Zahlenreihe 1993 bis 2002)(WSA 2003). Bei Niedrigwasserständen kann

es zeitweise, wie im August 2003 geschehen,zur Umkehr der Fließrichtung kommen.Unter den aktuellen Bedingungen der Stau-haltung ufert die Havel im Winterhalbjahrauch innerhalb der Deiche nur noch seltenaus. Deshalb sind selbst Hochwasserereig-nisse mit einer geringen Jährlichkeit (zweioder fünf Jahre) bei dieser Steuerung derWasserstände im Bereich der Mittleren Ha-vel kaum mehr zu erwarten.

NiederungBei den Niederungsflächen lassen sich hin-sichtlich der Einflüsse auf die Wasserstands-dynamik und deren Steuerung folgendeGrundtypen unterscheiden:– nicht deichgeschützte Gebiete unmittel-

bar an der Havel– deichgeschützte Polder mit Entwässe-

rungseinrichtungen in unterschiedlichenEntfernungen zur Havel

Abb. 3

Veränderungen der Wasserstandsschwankungen am Pegel Ketzin seit 1935 (Datengrundlage:WSA Brandenburg)

Abb. 2

Das Gebiet der Mittleren Havel; braune Linien: Grenzen der Landschaftsschutzgebiete (LSG);grün eingefärbt: Naturschutzgebiete (NSG) ; grün schraffiert: Gebiete von gemeinschaftlicherBedeutung nach der FFH-Richtlinie; hellgelb: Europäisches Vogelschutzgebiet

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110 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 15 (4) 2006

Die flussseitig der Deiche liegenden Flächenkönnen potenziell von Ausuferungen derHavel beeinflusst werden. Das gilt auch fürsolche Bereiche, in denen keine Deiche zumSchutz landwirtschaftlicher Flächen errichtetwurden (z. B. großes Feuchtgebiet „Branden-burger Kleingärten“ westlich des Neujahrs-grabens). Die Wasserstände dieser Flächenwerden nicht durch Entwässerungsanlagenreguliert.Die Wasserstände in den deichgeschütztenPoldern werden aktuell über 13 Schöpfwer-ke, 2 Bedarfsschöpfwerke und mehrere Be-wässerungsanlagen (Brunnen) gesteuert. DerBetrieb der Schöpfwerke erfolgt durch denWasser- und Bodenverband „Großer Havel-ländischer Hauptkanal-Havelkanal-Havel-seen“ nach den von den Unteren Wasserbe-hörden erteilten wasserrechtlichen Erlaubnis-sen. Sie geben einen höchst zulässigen (Ein-schaltpegel) und tiefst zulässigen Wasser-stand (Ausschaltpegel) im Mahlbusen (Auf-weitung vor dem Schöpfwerk) vor. Grund-sätzlich werden zwei Entwässerungsstrate-gien verfolgt. In Gebieten, in denen die Flä-chenentwässerung vorrangig dem Hoch-wasserschutz dient, werden ganzjährig glei-che Ein- und Ausschaltpegel gehalten. InGebieten mit Interessen der landwirtschaft-lichen Flächennutzer werden die Wasser-stände im Frühjahr (März-April) um 20 bis35 cm und im Herbst (September-Novem-ber) um 10 bis 25 cm abgesenkt. Außerdemliegen die Einschaltpegel, also die toleriertenhöchsten Wasserstände, im Sommer meistca. 10 cm tiefer als im Winter.Für die Kosten des Schöpfwerksbetriebs er-hält der Wasser- und Bodenverband anteili-ge Zuweisungen vom Land Brandenburg,die sich nach dem jeweiligen öffentlichenInteresse an der Flächenentwässerung rich-ten. Dieser Anteil variiert für die einzelnenSchöpfwerke entsprechend der Bedeutungfür den Hochwasserschutz und für andereöffentlichen Belange. Die verbleibenden Rest-kosten werden nach dem Solidarprinzip vonallen Mitgliedern des Verbandes, also denGemeinden getragen. Die Gemeinden erhe-ben dann Beiträge von allen grundsteuer-pflichtigen Flächeneigentümern. Eine direkteUmlage der Kosten auf die begünstigtenLandnutzer erfolgt derzeit nicht (Zeitham-mer 3.2.2005, mdl. Mitt.).

4 Aktuelle Wasserstands-dynamik in den Teilgebietender Niederung

Nicht deichgeschützte GebieteAuf den havelnahen Flächen ist bei Ausufe-rung der Havel eine Überflutung prinzipiellmöglich. Auf dem Festland werden dieHöchstwasserstände im Winterhalbjahr (v. a.von Januar bis März) erreicht. Während dieWasserstände bis Mai nur sehr langsam ab-sinken, fallen sie zwischen Juni und EndeSeptember deutlich schneller. Die Tiefststän-de wurden 2002 im Juli, in den anderen Jah-ren des Untersuchungszeitraums zwischenAugust und Anfang Oktober erreicht (vgl.

Abb. 5

Langjährige Stauziele für den Winter- und Sommereinstau am Oberpegel Brandenburg undWasserstandsganglinie (Mittelwert) (geringfügig verändert nach WSA 2005)

Abb. 6

Wasserstandsdynamik in potenziell von Hochwasser beeinflussten Bereichen in Havelnäheohne Wasserstandsregulierung

Abb. 4

Veränderung der mittleren Wasserstände am Oberpegel Brandenburg (Datengrundlage: WSABrandenburg)

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HOLGER RÖßLING et al.: BEITRÄGE ZUM LANDSCHAFTSWASSERMANAGEMENT AN DER HAVEL ZWISCHEN KETZIN UND BRANDENBURG – TEIL 2 111

Abb. 6). Die Wasserstandsamplituden in denhydrologischen Jahren wichen deutlich von-einander ab. Lag beispielsweise im Jahr2001/02 die Differenz zwischen Höchst-und Tiefststand nur bei 25 cm, so betrug sie(infolge des heißen und trockenen Sommers2003) 2002/03 über 100 cm, auch 2003/04noch etwa 80 cm und 2004/05 etwa 50 cm.Die Wasserstände dieses Gebietstyps errei-chen im Winterhalbjahr das Höhenniveaudes Havelwasserspiegels (Abb. 7). Währendder Havelwasserstand nur gering schwankte,sanken die Grundwasserstände vor allem inden Sommerhalbjahren 2003 und 2004deutlich unter das Niveau des Havelwasser-standes ab (Abb. 7, Extremwerte unterhalbdes Median). Diese Befunde stützen zwardie These, dass in unmittelbarer Havelnäheeine direkte Interaktion zwischen Fluss- undGrundwasser besteht, aber eben nicht vonganzjährig korrespondierenden Wasserstän-den gesprochen werden kann. Vielmehrwerden die Wasserstandshöhen auf demFestland im Sommerhalbjahr durch Verduns-tung und Niederschlag bestimmt. Im Win-terhalbjahr kann zudem oberflächlich anste-hendes Stauwasser die Wasserstände maß-geblich beeinflussen. Auch auf den unmittel-bar an der Havel gelegenen und von ihr po-tenziell beeinflussten Flächen ist eine ausge-prägte Wechselfeuchte der Standortbedin-gungen zu beobachten. Zeitlich hoch aufge-löste Wasserstandsdaten zeigen aber auch,dass in den Sommermonaten kurzzeitigeAnstiege der Wasserstände als Folge vonNiederschlagsereignissen möglich sind.Festzustellen bleibt, dass die Steuerung amWehr Brandenburg vor allem den Havelwas-serstand direkt beeinflusst. UnmittelbareAuswirkungen der Wehrsteuerung auf dieWasserstände auf den havelnahen Fest-landsflächen sind nicht nachzuweisen.

Deichgeschützte BereicheDie höchsten Wasserstände treten in denMonaten Januar und Februar und die Nie-drigwasserstände in den Monaten Juli undAugust auf. Im Unterschied zu den nichtschöpfwerksregulierten Flächen sinken dieWasserstände im Frühjahr generell zeitiger(Februar/März) und auch um größere Beträ-ge (15 bis 25 cm) (Abb. 8) ab. Hier wird derEinfluss der Schöpfwerke deutlich.In den deichgeschützten und schöpfwerks-regulierten Gebieten der Niederung liegendie Wasserstände bis auf wenige kurze Zeit-räume im Winterhalbjahr unter dem Niveaudes Havelwasserstandes (Abb. 9). Zudemverlaufen die Ganglinien im Jahresvergleichuneinheitlich. Die Verläufe der Wasserstands-ganglinien machen zudem deutlich, dassvon den Wasserständen in den Gräben nichtauf die Grundwasserstände im jeweiligenEinzugs-/Vorteilsgebiet geschlossen werdenkann.Mit der bisherigen Praxis einer Steuerung derEntwässerung über Ein- und Ausschaltpegelwird eine Gebietsentwässerung erreicht. Esist jedoch nicht möglich, die Grundwasser-stände gezielt zu regulieren. Gleiches trifftfür eine gezielte Beeinflussung von Oberflä-

Abb. 7

Boxplot zur Darstellung der Höhenlage in m über NHN (Median, 50. und 95. Perzentil) fürden Götzer Bereich (potenziell hochwasserbeeinflusst) und den Havelpegel Deetz (Flusspe-gel 405). Die schwarzen Balken geben den Median an, die Kästen die 50%- und die Liniendie 95%-Perzentile

Abb. 8

Ganglinienverläufe von Grund- und Grabenwasserpegeln im Einflussbereich des Schöpf-werks Phöben

Abb. 9

Boxplot zur Darstellung der Höhenlage in m über NHN (Median, 50. und 95. Perzentil) fürWasserstände in deichgeschützten Bereichen im Vergleich zur Havel (Flusspegel 405, Deetzund Flusspegel 401 Ketzin). In die Darstellung wurden neben Pegel 106 (Polder Deetz) und115 (Polder Götz-Gollwitz) auch nördlich der Havel gelegene Pegel (Pegel 125, Polder Za-chow; Pegel 126 Polder Paretz) aufgenommen.

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112 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 15 (4) 2006

chenvernässungen durch Graben- bzw.Grundwasserstandsabsenkungen zu. DieÜberstauhöhe von flächenhaften Vernäs-sungen kann nur dann über die Senkung derEinschaltpegel reduziert werden, wenn diesemaßgeblich durch Graben- oder Grundwas-serüberschwemmungen verursacht wordensind. Da in den Poldergebieten flächenhafteVernässungen nicht durch Grundwasser undnur teilweise durch Grabenüberschwemmun-gen verursacht werden und diese häufig inFolge von nicht versickerbarem Nieder-schlagswasser entstehen (vgl. RÖßLING et al.2006), würden Absenkungen des Graben-wasserstandes in bestimmten Bereichennicht zur Verringerung von Oberflächenver-nässungen, sondern lediglich zur Reduzie-rung der Wasserreserven für das Sommer-halbjahr führen. Trotz ganzjähriger Regulie-rung der Oberflächenwasserstände ist dasAuftreten von Wechselfeuchte nicht zu ver-meiden. Überstauungen im Winterhalbjahrbzw. Austrocknung der Böden im Sommer-halbjahr sind vor allem Folgen veränderterBodeneigenschaften, die durch gezielteWasserstandsregulierung nicht vollständigzu beherrschen sind.

5 Zwischenergebnis

5.1 Stauhaltung Brandenburg

Die Wasserstände der Havel in der Stauhal-tung Brandenburg werden anhand der vor-gegebenen Stauziele gesteuert. Mit dieserSteuerung werden größere Schwankungenam Oberpegel Brandenburg und wehrnaheAusuferungen der Havel verhindert. Über-stauungen havelnaher Festlandsflächen tre-ten nur noch im mittleren oder oberen Teilder Stauhaltung auf.Auf die oberflächennahe Wasserstandsdyna-mik angrenzender Niederungsbereiche hatdie Wehrsteuerung bei den gegenwärtigenStauzielen keinen nachweisbaren Einfluss.Eine Erhöhung bzw. zeitliche Verlängerungder Stauziele in der Stauhaltung Branden-burg bleibt weitgehend auf den Havelwas-serkörper und auf die angrenzenden nichteingedeichten Flächen (Deich vorgelagerteFläche, Havelinseln) beschränkt. Nur Aus-uferungen der Havel könnten in Abhängig-keit von der Einstauhöhe, den Rückstau-effekten und der Höhe der Geländeoberflä-che in den nicht vor Hochwasser geschütz-ten, tiefer gelegenen Niederungsbereichenzu lang anhaltenden Überstauungen führen.

5.2 Über Schöpfwerke gesteuerte Gebiete

Weil die natürliche Vorflut in den meliorier-ten Teilgebieten in der Regel nicht mehr be-steht, erfolgt die Entwässerung nahezu aus-schließlich mit Hilfe der Schöpfwerke. Vor al-lem die Ergebnisse aus dem Jahr 2003 zei-gen, dass mit den für mindestens 2 Monatefestgelegten Pegeln nicht flexibel auf Witte-rungsereignisse reagiert werden kann. Mitden derzeitigen Entwässerungsstrategiengelingt es z. B. nicht, Wasserressourcen ausden Wintermonaten im Gebiet zurückzuhal-

ten. Bei geringen Frühjahrsniederschlägenund Sommertrockenheit sinken dann auch imNiederungsgebiet an der Havel die Grund-wasserstände stark ab.Dabei liegen der derzeit praktizierten Was-serstandsregulierung keine zielorientiertenWasserstände für bestimmte Schutzziele oderNutzungsarten bzw. für Zeiträume zu Grun-de. Die von den Landnutzern beantragtenPegelstände beruhen auf Erfahrungswissenund sollen das Befahren und die Bewirt-schaftung der Flächen zu den agronomischsinnvollen Zeiträumen gewährleisten.

6 Strategien für das Wasser-management im KontextunterschiedlicherNutzungs- undSchutzinteressen

Die Ergebnisse der Wasserstandmessungenzeigen deutlich, dass die Dynamik der Was-serstände in der Stauhaltung und der Niede-rung durch unterschiedliche Faktoren beein-flusst wird. Während die Stauhaltung weit-gehend aus dem Zufluss über die Havel ge-speist wird, steht in der Niederung im We-sentlichen das Wasserdargebot aus dem un-mittelbaren Eigen-Einzugsgebiet zur Verfü-gung.Die Strategien des Wassermanagementswerden deshalb auch für die Stauhaltungund die Niederungsflächen getrennt be-trachtet.

6.1 Stauhaltung Brandenburg

Neben der Bedeutung als Bundeswasserstra-ße spielt für den Havelabschnitt zwischenKetzin und Brandenburg die fischereirechtli-che Nutzung eine wichtige Rolle. Die land-wirtschaftliche Nutzung auf den nicht einge-deichten, überflutungsgefährdeten havelna-hen Festlandsflächen und Inseln wurden bisauf einige Ausnahmen aufgegeben. Die na-

turschutzfachliche Bedeutung besteht vor al-lem in einem zusammenhängenden Gewäs-serverlauf, der trotz des Ausbaus als Wasser-straße eine Vielzahl von unverbauten natur-nahen Abschnitten aufweist.Trotzdem ist die natürliche Wasserstandsdy-namik weitgehend verloren gegangen. Re-gelmäßige Überschwemmung der Deichvor-länder, deren Mirkorelief dann durch Seiten-erosion- und Sedimentation ständigen Ver-änderungen ausgesetzt wäre, sind aufgrundder geringen Stauamplitude nicht mehr zubeobachten. Eine Annäherung der Wasser-standsverläufe an eine natürliche Flusswas-serstands- und Überschwemmungsdynamikkönnte nur über eine grundlegende Ände-rung der gegenwärtigen Einstauziele amWehr Brandenburg erreicht werden. Das istaber vor allem wegen der fehlenden Wasser-mengen und ihrer Klassifizierung als Bundes-wasserstraße nicht zu erwarten.Eine zeitweilige Überschwemmung der Deich-vorländer und Inselbereiche hätte große Be-deutung für die Reaktivierung ehemaligerLaichplätze verschiedener Fischarten. Zwarwird ein Teil der Vordeichländer/Halbinselnbeweidet bzw. gemäht (Halbinsel gegenüberden Deetzer Tonstichen, Breite Hatnow, Vor-land des Polders Schmergow-Phöben), je-doch fehlt jegliche Überflutung für eine nen-nenswerte Fischreproduktion. Sämtliche In-selbereiche im Flusslauf der Mittleren Havelhaben durch Nutzungsaufgabe und fehlen-de Überschwemmung ihre Bedeutung fürden Erhalt und die Sicherung des Fischbe-standes verloren.Die Sicherung und Entwicklung von Feucht-wiesen (u. a. Schutzzweck des LSG) hängenmaßgeblich von einem ausgeglichenen, ober-flächennahen Grundwasserflurabstand undsomit auch vom Grad der Bodendegradie-rung ab. Eine ausgeprägte Wechselfeuchtig-keit, die durch tiefe Grundwasserstände imSommerhalbjahr und den Überstau der Flä-chen im Winter gekennzeichnet ist, stehtdem Erhalt bzw. der Wiederherstellung von

Abb. 10

Oberflächenvernässungen beeinflussen die landwirtschaftliche Nutzung (17.12.2003).

Foto: B. Gall

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HOLGER RÖßLING et al.: BEITRÄGE ZUM LANDSCHAFTSWASSERMANAGEMENT AN DER HAVEL ZWISCHEN KETZIN UND BRANDENBURG – TEIL 2 113

Feuchtwiesen entgegen (HELLBERG et al. 2003).Solche wechselfeuchten Bedingungen sindnicht nur in der eingedeichten Niederung ander Mittleren Havel, sondern auch auf dennicht eingedeichten, überflutungsgefährde-ten havelnahen Festlandsflächen weiträumiganzutreffen. Da die z. T. extreme Wechsel-feuchtigkeit auf Grund der vielfach irreversi-bel veränderten Standorteigenschaften (ge-ringe Wasserleitfähigkeit degradierter Torfe)auch in Zukunft fortbestehen wird, werdensich Feuchtwiesen in typischer Artenzusam-mensetzung auf den meisten Flächen nichtwieder etablieren können.Feuchte Hochstaudenfluren (Code 6430)benötigen ständig feuchte oder sehr frischeBodenverhältnisse. Die Hochstaudenfluren imBereich der Inseln (Begehung im Juni 2006)weisen häufig einen hohen Anteil von Ru-deralarten (Große Brennnessel [Urtica dioi-ca], Acker-Kratzdistel [Cirsium arvense]) so-wie stark ausgetrocknete Oberböden aufund verbuschen zunehmend. Dauerfeuchte,artenreiche Staudenfluren ohne deutlicheRuderalisierung und Gehölzaufwuchs neh-men nur einen kleinen Flächenanteil ein.

6.2 Schöpfwerksregulierte Niederungen

Die schöpfwerksregulierten Niederungen se-hen sich wegen der gestörten hydrologi-schen Verbindung zur Havel in den Sommer-monaten häufig mit einem erheblichen Was-serdefizit konfrontiert, das aus dem eigenenEinzugsgebiet nicht kompensiert werdenkann. Soll dieses Wasserdefizit in den Som-mermonaten verringert werden, müsstenWasserressourcen aus dem Winterhalbjahrin den Gebieten zurückgehalten werden.Dafür sind eine Zielbestimmung und einInteressenausgleich zwischen Hochwasser-schutz, Landwirtschaft, Naturschutz und Bo-denschutz erforderlich. Dabei sind folgendeAnsätze denkbar:Abschalten der Schöpfwerke: Beim Abschal-ten der Schöpfwerke würde die Entwässe-rung in die Havel beendet. Die in den Niede-rungsgebieten anfallenden Wassermengenwürden im Wesentlichen durch Verdunstungaus dem Gebiet verschwinden.Beibehaltung der Flächenentwässerung beiErhöhung und Verlängerung des Winterein-staus: Die Flächenentwässerung bleibt ganz-jährig erhalten, allerdings wird der Winter-einstau erhöht und verlängert. Die Wasser-reserven verbleiben länger in der Niederung(RÖßLING et al. 2006, 53). Eine solche verän-derte Steuerung wirkt sich auf das gesamteEinzugsgebiet des Schöpfwerks aus.Beibehaltung der Flächenentwässerung beiFlexibilisierung der Absenkungstermine:Denkbar ist auch eine Anpassung derSchöpfwerkssteuerung an die anfallendeWassermenge in den Entwässerungsgräben.Eine solche Flexibilisierung der Schöpfwerks-steuerung würde jedoch Investitionen vonSeiten der Wasser- und Bodenverbände er-fordern.Verringerung der Reichweite des Schöpf-werkseinflusses: Sollen die Wasserständenur auf Teilflächen der bisherigen Einzugsge-

biete der Schöpfwerke verändert werden, somüssten die großen Polderflächen so unter-teilt werden, dass eine entkoppelte Regulie-rung möglich wird. Eine kleinflächig diffe-renzierte Steuerung ist durch die derzeitigenSchöpfwerke nicht möglich. Sie müsste überfeste oder regulierbare Bauwerke vorgenom-men werden.Für die jeweiligen Schutz- und Nutzungs-interessen ergeben sich bei Umsetzung dieserStrategien unterschiedliche Auswirkungen.

Landwirtschaftliche NutzungLandwirtschaftliche Nutzungen in der Niede-rung benötigen eine verlässliche Flächenent-wässerung, die die Befahrbarkeit oder Stand-festigkeit der Flächen für die Weidetiere ge-währleistet. Ein Abschalten der Schöpfwerkewürde auf den tiefsten Flächen bis in denFrühsommer, wenn nicht sogar ganzjährig,zu Überstauungen führen. Die Aufgabe odereine allenfalls sporadische landwirtschaftli-che Nutzung wären die Folge. Es ist zu er-warten, dass mit solchen Flächen meist keinePrämienrechte aktiviert werden können, weildie erforderliche Mindestnutzung nicht ge-währleistet werden kann.Bei der Anhebung und Verlängerung deswinterlichen Einstaus in das Frühjahr hineinerhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass eszu Grabenüberflutungen kommt (RÖßLING etal. 2006, 53). Die dadurch zusätzlich entste-henden Überstauungen können jedoch durchdie kontinuierliche Flächenentwässerung auchbei einem winterlichen Einstau abgeführtwerden. Die verbleibenden Oberflächenver-nässungen in den abflusslosen Senken neh-men ohnehin erst durch das Einsetzen derVerdunstung ab. Gleichwohl ist eine Verlän-gerung der Dauer der Vernässungen zu er-warten, was sich v. a. auf den Weideauftriebin den Frühjahrsmonaten auswirken würde.Die Überstauungen führen darüber hinauszum Absterben der Grasnarbe bzw. zur Ent-wicklung von Vegetationsbeständen mit ver-minderter Futterqualität (Etablierung vonFlutrasen- Seggen- und Röhrichtarten). Eswäre zu erwarten, dass größere Flächen da-von betroffen wären. In einigen Bereichen(Feuchtgebiet Brandenburger Kleingärten,Deetzer Rinne) ist v. a. in feuchten Jahren mitder vorhandenen Technik eine Mahdnut-zung nicht möglich.Die Entwässerungswirkung der Schöpfwerkewird neben der Schöpfwerksleistung vor al-lem durch die Größe der Vorteilsgebiete be-stimmt. Es erscheint hier auch aus landwirt-schaftlicher Sicht sinnvoll, eine Analyse undOptimierung der Nutzungsziele und der da-für erforderlichen Entwässerungsstrategienin den Vorteilsgebieten vorzunehmen.

FeuchtwiesenEin Großteil des Feuchtgrünlands in der mitt-leren Havelniederung wird mosaikartig do-miniert von Arten der Röhrichte und Riede(z. B. Rohr-Glanzgras [Phalaris arundinacea],Schlank-Segge [Carex acuta], Wasserschwa-den [Glyceria maxima]), Flutrasenarten[Knick-Fuchsschwanz – Alopecurus genicu-latus]), Weißes Straußgras [Agrostis stoloni-

fera]). Häufig erinnern die Bestände in ihrerZusammensetzung an Brachestadien, ob-wohl sie noch der Nutzung unterliegen. Ver-ringerte Nutzungsintensitäten und v. a. derEinfluss von Oberflächenvernässung spie-geln sich deutlich wider. Großflächige arten-reiche Feuchtwiesen sind für die Niederungan der Mittleren Havel sowohl im Bereichder Deichvorländer als auch in den Polder-gebieten selbst in ihrer flächenhaften Aus-dehnung heute nur noch von untergeordne-ter Bedeutung. Artenreiche Kohldistelwie-sen, die bis 1965 in den tiefsten Bereichender eingedeichten Havelniederung weit ver-breitet waren, zusammen mit den Glattha-ferwiesen als bestes Viehfutter galten undzweimal im Jahr gemäht wurden (BARSCH

1969), haben sich großflächig nach der Kom-plexmelioration u. a. zum artenarmen Feucht-grünland entwickelt. Auf einer Vielzahl vonFlächen hat sich der Anteil von Ruderalartenwie Gewöhnliche Quecke (Elytriga repens),Große Brennnessel, Acker-Kratzdistel infolgevon Bodenveränderungen stark erhöht.Dauerhafte Vernässung und Nutzungsauf-lassung der an der Mittleren Havel kleinteilignoch vorhandenen Feuchtwiesenkomplexewürde zu deren Verlust und zur Ausbreitungvon Arten der Röhrichte und Riede, wieoben bereits beschrieben, führen. Für denErhalt und die Entwicklung von Feuchtwie-sen sind ausgeglichene, oberflächennaheGrundwasserstände und eine regelmäßige,zweischürige Mahd oder Teilbeweidung er-forderlich, die so nicht mehr möglich wäre.Artenreiche Feuchtwiesen sind nicht nurwegen des Vorkommens seltener und ge-fährdeter Pflanzen- und Tierarten schützens-wert, sondern weil die für deren Erhalt erfor-derlichen Standorteigenschaften selten ge-worden sind. Diese Standorte zu sichern, er-fordert ein teilflächenbezogenes Wasser-standsmanagement, welches ein tieferes Ab-sinken von Grundwasserständen verhindert,aber gleichzeitig eine Nutzung zulässt. EinWasserstandsmanagement, welches daraufausgerichtet ist, Wechselfeuchtigkeit zumin-dest zu reduzieren braucht eher räumlichund zeitlich kleinteiligere Regulierungsmög-lichkeiten als Schöpfwerke für mehrere tau-send Hektar große Vorteilsgebieten, die mitstarr festgelegten Ein- und Ausschaltpegelnbetrieben werden. Auf Flächen mit stark veränderten Bodenei-genschaften ist eine gezielte Steuerung ober-flächennaher Grundwasserstände, so z. B.die Anhebung der Wasserstände in verdun-stungsintensiven Zeiträumen, die Verhinde-rung von Oberflächenvernässung bzw. diekurzeitige Wasserstandsabsenkung in Be-wirtschaftungszeiträumen nur sehr schwermöglich. Für diese Flächen, die häufig einenhohen Anteil von Flutrasen- und Ruderalar-ten aufweisen, kommt eine Entwicklung hinzum historischen Kulturlandschaftselement„artenreiche Kohldistelwiese“ kaum mehr inFrage. Vielmehr kann auf ihnen durch Erhö-hung der Wasserstände der Anteil Feuchtig-keit und Nässe liebender Pflanzenarten be-einflusst werden. Feuchtgrünländer in derNiederung an der Mittleren Havel werden

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wie schon heute und auch zukünftig haupt-sächlich mosaikartig aus Arten der Röhrich-te, Riede und Flutrasen und weniger aus Ar-ten der Feuchtwiesen aufgebaut sein. LUT-HARDT (1993) stellte bereits vor mehr als ei-nem Jahrzehnt fest, dass es nicht mehr umdie Etablierung ehemalig existierender Pflan-zengesellschaften gehen kann, sondern umdie Förderung stabiler, artenreicher Verge-sellschaftungen, die sich mit dem Standort„mitentwickeln“.

Erhalt der Standortbedingungen für wiesen-brütende VogelartenVegetationsstruktur und Bodenfeuchtezu-stand sind zwei wichtige Parameter, die überdie Ansiedlung und Nutzung der Flächen alsNahrungs-, Brut- oder Rastgebiet entschei-den. Die Ansprüche von Vogelarten derFeuchtwiesen sind sehr unterschiedlich. Da-bei sind Arten wie beispielsweise Kiebitz (Va-nellus vanellus), Uferschnepfe (Limosa limo-sa), Großer Brachvogel (Numenius aquata),Rotschenkel (Tringa totanus) oder Kampfläu-fer (Philomachus pugnax) auf kurze, schütte-re Vegetation und großflächige Nassstellenund Schlammbänke angewiesen. Hohe Was-serstände sind bis in die Sommermonate hin-ein anzustreben und sollten nur langsam undnicht tiefer als 20 bis 30 cm absinken.Bei (Wieder-)vernässung durch Schöpfwerks-abschaltung leiden degradierte Niedermoor-flächen unter hohen Nährstoffbelastungen.Im Ergebnis dessen bilden sich nach der Ver-nässung keine Kleinseggenwiesen heraus,sondern eine üppige Vegetation aus Groß-seggen, Binsen, Rohrglanzgras oder Röh-richt. Durch späte Mahdtermine (Wiesen-brüterschutz) ist eine effektive Abschöpfungvon Nährstoffen nicht möglich und Großseg-gen werden dadurch gefördert. Zumal bei

günstigen Wasserständen für Wiesenbrütereine Befahrung mit „normaler“ Technik aufden degradierten Moorböden nicht möglichist. Die Folge ist, dass wiedervernässte Flä-chen häufig aus der Nutzung genommenwerden, was nachteilig für kurze, schüttereVegetation benötigende Wiesenbrüter ist.Die somit entstehenden Nassbrachen sind jenach Ausprägung für Vogelarten, die auf deranderen Seite höhere Deckung bevorzugenund auf vertikale Strukturen (z. B. Singwar-ten) angewiesen sind, von Vorteil (z. B. Be-kassine [Gallinago gallinago], Rohrschwirl[Locustella luscinioide]) oder Schilfrohrsän-ger [Acrocephalus schoenobaenus]).Ein längerer Wintereinstau bzw. ein flexible-res Reagieren auf Witterungseinflüsse wirktsich vor allem positiv auf Zug- und Rastvö-gel aus, allerdings ist für eine extensive Flä-chennutzung Sorge zu tragen. Auf Flächenmit ausgeprägter Oberflächenvernässungversammeln sich jährlich eine große Anzahlvon Saat- und Blässgänsen. Dass die MittlereHavelniederung vor allem für Gänse undzahlreiche Entenvögel von Bedeutung ist,belegt Rudolph (2005). Er bestätigt zudem,dass im Europäischen Vogelschutzgebiet„Mittlere Havel“ starke Bestandsrückgängebei Uferschneppe und Brachvogel zu ver-zeichnen sind, wobei das Vorkommen letzt-genannter Art erloschen ist.

Niedermoor- und BodenschutzIm LSG „Brandenburgische Osthavelniede-rung“ soll durch Sicherung und Förderung dernatürlichen Vielfalt und Bodeneigenschaftendie Funktionsfähigkeit der Niederungsbödenerhalten oder wiederhergestellt werden. Ent-scheidend dafür ist insbesondere bei Nieder-moorböden die Höhe des Wasserstands.Bei Beibehaltung der derzeitigen Wasser-

standsregulierung und der Fortsetzung derkontinuierlichen Flächenentwässerung kön-nen keine Verbesserungen des Zustands derNiedermoorböden und damit der natürlichenBodenfunktionen in der Niederung an derMittleren Havel erreicht werden (RÖßLING etal. 2006, 49). In einzelnen Teilgebieten wur-den im Spätsommer und Herbst Flurabstän-de zwischen 60 und 90 cm festgestellt.Mooroberböden trocknen somit im Sommer-halbjahr regelmäßig aus. Sinken Wasserstän-de tiefer als 40 cm unter Geländeoberkante,können Degradationsprozesse nicht aufge-halten werden, sondern laufen, wenn auchverlangsamt, weiter. Bei Grundwasserflurab-ständen von mehr als 70 cm wird der oxida-tive Torfabbau beschleunigt (SUCCOW & JOOS-TEN 2001, LANDGRAF 1999). AusgeprägteWechselfeuchtigkeit verstärkt generell De-gradierungsprozesse.Verbesserungen des Zustands der Nieder-moore hängen von der Höhe der Wasser-standsanhebung ab. Eine Moorregeneration(also ein wieder einsetzendes Moorwachs-tum) ist nur möglich, wenn die Wasserstän-de im Sommer nicht tiefer als 10 (max. 20)cm unter Geländeoberfläche absinken (HEN-NINGS 1996). Bei diesen Wasserständen wer-den sämtliche negativ wirkenden Bodenent-wicklungsprozesse unterbunden, es entstehtmittel- bis langfristig neues Torfsubstrat mitsehr guten Wasserleit- und -speichereigen-schaften. Voraussetzung für Torfakkumula-tion in den Poldergebieten ist die Einstellungdes Schöpfwerksbetriebes und langfristig dieVerbindung des Grundwasserkörpers mitdem Oberflächenwasserkörper (vgl. Teil 1).In den tiefsten Polderflächen würden sichzunächst Flachwasserseen herausbilden undlangfristig erneute Torfakkumulation ein-setzten.

Abb. 11

Grünländer der Havelnie-derung sind durch mosaik-artige Strukturen gekenn-zeichnet (20.7.2005).

Foto: B. Gall

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HOLGER RÖßLING et al.: BEITRÄGE ZUM LANDSCHAFTSWASSERMANAGEMENT AN DER HAVEL ZWISCHEN KETZIN UND BRANDENBURG – TEIL 2 115

Für die Erhaltung des gegenwärtigen Ent-wicklungszustandes von Moorkörpern (Torf-wachstum und Torfmineralisierung stehenim Gleichgewicht) sind sommerliche Grund-wasserflurabstände zwischen 20 und 40 cmeinzustellen. Dies ist mit der derzeitigen,großflächigen Entwässerung nicht möglich.Voraussetzung für ein Wassermanagement,welches auf die Einstellung bestimmter Ziel-grundwasserstände ausgerichtet ist, ist eineEntkopplung vom Hauptschöpfwerk sowiedie Einrichtung von kleinflächigen Steue-rungsmöglichkeiten.Die vorgestellten Strategien für das Wasser-management haben unterschiedliche Auswir-kungen auf Nutzungs- und Schutzinteres-sen. Generelle Trends sind zusammengefasstin Tab. 1 dargestellt.

7 Schlussfolgerungen

Die Ergebnisse der Wasserstandsbeobachtun-gen an der Mittleren Havel in den Jahren2001 bis 2005 zeigen, dass sich die hydrologi-schen Verhältnisse in der Niederung gravie-rend verändert haben. Der unmittelbare Ha-velverlauf und die mehr oder weniger meliora-tiv umgestalteten Niederungsbereiche weisenhydrologisch nur noch geringe Verbindungenauf. Die einstmals überwiegend sicker- undgrundwasserbestimmten Niederungsflächensind inzwischen vielfach stauwasserbestimmt.Nur dort, wo die Böden überwiegend ausdurchlässigen mineralischen Substraten beste-hen, geht der Stauwassereinfluss zurück.Entscheidend für alle Diskussionen über einzukünftiges Wassermanagement ist aber dieFeststellung, dass die meliorierten Niede-rungsflächen im Regelfall keine natürlicheVorflut mehr zur Havel haben. Nutzungs-und Schutzinteressen müssen diesem Um-stand Rechnung tragen.Regelmäßige landwirtschaftliche Flächennut-zungen, für die Flächenprämien gezahlt wer-den, können in den tief liegenden Niede-rungsbereichen folglich nur bei einer Flä-chenentwässerung betrieben werden. Wirddie Flächenentwässerung nach den derzeiti-gen Vorgaben und in den bestehenden räum-lichen Bezugseinheiten (große zusammen-hängende Vorteilsgebiete) fortgeführt, wirdkeine teilraumbezogene Verwirklichung na-turschutzbezogener Ziele möglich sein. Dasliegt auch daran, dass für die verschiedenenNaturschutzziele unterschiedliche, z. T. er-heblich voneinander abweichende Grund-wasserflurabstände (vgl. LUA 1997: 28) er-reicht werden müssen. Das macht deutlich,dass nicht alle Ziele gleichzeitig auf einer Flä-che oder mit einem Regime des Wasserma-nagements zu realisieren sind.

Entlang der Mittleren Havel sind keine Flä-chen (außer den rezenten Verlandungszo-nen von Kleingewässern) bekannt, bei de-nen die aktuellen Gebietswasserstände zumMoorerhalt beitragen. Unter den Bedingun-gen der gegenwärtigen Wasserstandsregu-lierung über Schöpfwerke, der Wasserdefizi-te im Sommer sowie der erschwerten Rege-nerierbarkeit und Wiedervernässbarkeit auf-grund veränderter Substrat- und Bodenei-genschaften ist der Erhalt verbliebener Moor-flächen langfristig nicht möglich.Bei Beibehaltung der Flächenentwässerung,die zur Offenhaltung der Landschaft durchlandwirtschaftliche Nutzung in großen Teilender Niederung unabdingbar ist, können Zieledes Natur- und Niedermoorschutzes nurdurch eine teilgebietsbezogene Steuerungder Wasserstände erreicht werden. Dafürsind teilräumlich konkretisierte Ziele des Na-tur- und Niedermoorschutzes erforderlich,die in der erforderlichen Schärfe jedoch der-zeit nicht vorliegen.

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Anschriften der Verfasser:Dr. Holger RößlingLandesumweltamt BrandenburgEU-LIFE-Projekt „Binnensalzstellen Branden-burgs“Seeburger Chaussee 214476 Potsdam OT Groß GlienickeE-Mail: [email protected]

Dipl.-Ing. (FH) Beate GallBlumenstraße 1414469 PotsdamE-Mail: [email protected]

Dipl.-Ing. Bettina Laack Universität RostockInstitut für Management ländlicher Räume18051 RostockE-Mail: [email protected]

Prof. Dr. Beate JesselTechnische Universität MünchenLehrstuhl für Strategie und Management derLandschaftsentwicklung (Allianz-Stiftungs-professur)Am Hochanger 1385354 FreisingE-Mail: [email protected]

Tabelle 1: Auswirkungen der Strategien des Wassermanagements auf verschiedene Nutzungs- und Schutzinteressen

Landwirtschaft Feuchtwiesenschutz Vogelschutz Niedermoorschutz

Erhöhung und Verlängerung Wintereinstau + - + - + + -Flexible Steuerung + - + + - + -Verkleinerung Gebiete + - + - + - + -Abschalten der Schöpfwerke - - - - + - + +

Legende: ++ sehr positiv, + - positiv, +- geringe positive bzw. negative Auswirkungen, - negativ , -- sehr negativ

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116 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 15 (4) 2006; 116–123

ZUM LANGFRISTIGEN ERHALT DES GEHÖLZBESTANDES IN DER ODER-AUE IST ÖRTLICH EINE

REDUZIERUNG DER WEIDEBESATZSTÄRKE UND GRUNDSÄTZLICH DIE EINFÜHRUNG VON PFLICHTEN ZUR

GEHÖLZREGENERATION VOR ALLEM FÜR DEN WEICHHOLZAUEBEREICH ERFORDERLICH.

JÜRGEN SCHAFFRATH

Zur Erhaltung und Entwicklung des Gehölzbestandes im MittlerenOdertal unter dem Einfluss von BeweidungSchlagwörter: Flussaue, Weidewirtschaft, Gehölze, Naturverjüngung, halboffene Weidelandschaft, Hutewald

Zusammenfassung

Das Deichvorland des Mittleren Odertalesunterliegt gegenwärtig fast vollständig derBeweidung mit Schafen und Rindern. Für dienatürliche Regeneration der abschnittsweisenoch zahlreich vorhandenen Einzelgehölze,Gehölzgruppen, Säume und kleinen Hute-wälder bestehen bei den aktuellen Bewirt-schaftungsverhältnissen vor allem im Bereichder Weichholzaue keine ausreichenden Mög-lichkeiten. Aufwuchs aus Samen erfolgte inden zurückliegenden 15 Jahren bei Baum-und Strauch-Weiden (Salix spp.) nur verein-zelt und kleinflächig, vor allem entlang desOderufers. Auf den Weideflächen verjüng-ten sie sich fast ausschließlich vegetativ, ins-besondere entlang von Altarmen und Hoch-flutrinnen. Bei der Schwarz-Pappel (Populusnigra) fehlt Naturverjüngung fast vollstän-dig. Mit einer Verschlechterung des Zustan-des einer Reihe betroffener Fauna-Flora-Ha-bitat(FFH)-Gebiete muss bei Fortführung derbisherigen Wirtschaftsweise gerechnet wer-den. Erforderlich sind örtlich die Reduzie-rung des Tierbesatzes und grundsätzlich An-forderungen zur Gewährleistung einer na-turnahen Gehölzverjüngung für die Nutzungstrukturreicher Weidelandschaften in derOder-Aue. Dazu wird die Einführung vonhalboffenen Extensivweidesystemen auf derGrundlage von Management-Plänen emp-fohlen.

1 Einleitung

Das Mittlere Odertal, hier in dem etwa 105 kmlange Abschnitt zwischen dem Eintritt desStromes nach Deutschland und dem Laufder Alten Oder bei Güstebieser Loose be-trachtet, ist im Überflutungsbereich vieler-orts von einem umfangreichen Bestand anEinzelbäumen und -sträuchern, Gebüschenund Baumgruppen, Säumen und kleinenWaldflächen geprägt. Diese landschaftlichund ökologisch sehr bedeutsamen Struktur-elemente unterliegen nur ausnahmsweiseforstlicher Nutzung, jedoch fast überall einermehr oder weniger intensiven Beweidungmit Schafen bzw. Rindern. Die auetypischenBaum- und Strauch-Arten sind mitunter sozahlreich und überwiegend in einem vitalenZustand, dass ein Eindruck von Harmonieund erheblicher Naturnähe entsteht. Bei nä-

herem Hinsehen wird jedoch offensichtlich,dass sich die Gehölzbestände im Bereich derWeichholzaue zu erheblichen Anteilen in ei-nem fortgeschrittenen Alter befinden undNaturverjüngung sehr spärlich ist. Besondersalarmierend ist die Situation bei der Schwarz-Pappel (Abb. 1). Stellenweise sind auch imBereich der Hartholzaue Störungen des Ver-jüngungsprozesses erkennbar (Abb. 2). Inkleineren Abschnitten, vor allem in mit Rin-dern beweideten, findet darüber hinausÜbernutzung mit z. T. direkter Gehölzver-nichtung statt. Wird die Beweidung so weitergeführt wie inden letzten 15 Jahren, wird es in absehbarerZeit in nicht wenigen Teilbereichen zu einemdeutlichen Gehölzverlust kommen. Besondersbetroffen werden davon die Arten derWeichholzaue sein. Dazu trägt auch der Bi-ber bei, der inzwischen durchgehend zu ei-nem ernstzunehmenden und sorgfältig zubeobachtenden Einflussfaktor insbesondereauf den Bestand an Schwarz-Pappeln gewor-den ist (s. auch JÄGER 2004, JOACHIM 2004,KÄTZEL et al. 2005). Die Bedingungen, diezur Entwicklung eines großen Teils der Ge-hölze in der Oderaue unmittelbar nach dem2. Weltkrieg führten, sind heute nicht mehrvorhanden. Der aktuelle Bestand muss invielen Bereichen als vergängliches Ergebniseiner historischen Sondersituation verstan-

den werden (s. JOACHIM 2000). Deshalb sindzielgerichtete Erhaltungsmaßnahmen erfor-derlich. Für die Fortführung der im Grundetraditionellen Weidenutzung auf den natur-nahen, gehölz- und gewässerreichen Über-flutungsflächen sind jedoch weder in den Be-stimmungen zur Land- und Forstwirtschaftnoch zum Naturschutz befriedigende Instru-mente für die Sicherung der erforderlichenNaturverjüngung gegeben. Die gelegentlich aufgetauchte Forderung,Wald- bzw. Gehölzflächen grundsätzlich ausder Beweidung auszuschließen, muss dabeials unangemessen, unerwünscht und z. T.auch als untauglich herausgestellt werden.Sie entspricht nicht der traditionellen Flä-chennutzung, ist bei der Vielzahl dieserStrukturen den Bewirtschaftern nicht zumut-bar, kann nur teilweise zu dem gewünschtenErgebnis führen und ist für bestimmte wich-tige Belange des Naturschutzes, der Erhal-tung der Arten und Lebensräume halboffe-ner Weidelandschaft, auf Dauer nicht zu-träglich. Eremit (Osmoderma eremita) undHeldbock (Cerambyx cerdo) sind in Rest-Po-pulationen noch vorhanden. Es besteht Hoff-nung, diese Käfer-Arten in der alten Weide-landschaft durch angemessene Nutzung zuerhalten und somit einen Beitrag zur Umset-zung der FFH-Richtlinie zu leisten. Die Chan-cen müssen aber rechtzeitig, bevor zu große

Abb. 1

Fläche im NSG „Oderaue Genschmar“, auf der dringend die Regeneration für die Schwarz-Pappel erforderlich ist. Foto: J. Schaffrath

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JÜRGEN SCHAFFRATH: ZUR ERHALTUNG UND ENTWICKLUNG DES GEHÖLZBESTANDES IM MITTLEREN ODERTAL UNTER DEM EINFLUSS VON BEWEIDUNG 117

Lücken in den Altholzbeständen bzw. Popu-lationen entstanden sind, genutzt werden.Dazu ist örtlich vor allem im Bereich derWeichholzaue sehr dringendes Handeln erfor-derlich. Unter anderem sind die Anforderun-gen an die Landwirtschaft zur Absicherungder erforderlichen Naturverjüngung der Ge-hölze für die Gewährleistung der Habitatkon-tinuität unter den spezifischen Verhältnissendes Mittleren Odertales zu formulieren.

2 DurchgeführteUntersuchungen

Die Frage nach Möglichkeiten zur Gehölzre-generation auf den Weideflächen des Deich-vorlandes war Gegenstand von Ausein-andersetzungen zwischen Landwirtschafts-und Naturschutzbehörden in den Unter-schutzstellungsverfahren für die Natur-schutzgebiete (NSG) „Oder-Neiße“ und„Mittlere Oder“ im Südabschnitt des Be-trachtungsgebietes. Nähere Untersuchun-gen waren bis dahin nicht durchgeführtworden. Der Verfasser prüfte deshalb imZeitraum von April 2002 bis Mai 2005 inFreizeittätigkeit auf insgesamt 60 Tagesex-kursionen streifzugartig nahezu alle Bereichedes Mittleren Odertales auf Vorkommenvon Gehölz-Naturverjüngung, sowohl in derWeichholz- als auch der Hartholzaue. Zu-nächst wurde vor allem nach generativerVerjüngung gesucht, ab Februar 2004 aufden letzten 26 Exkursionen jedoch systema-tisch auch nach vegetativer. Ergänzend wur-den im Jahr 2005 Erhebungen zum Samen-flug von Weiden und Schwarz-Pappelndurchgeführt, auch unter Einbeziehung ein-zelner Bäume außerhalb der Oder-Aue. Wei-tere Erfahrungen des Autors aus über 15Jahren Naturschutzarbeit in der Oder-Auemit Schwerpunkt zum Gehölzbestand flos-sen in die Betrachtungen ein.

3 Ergebnisse und Diskussion

3.1 Weichholzaue3.1.1 Generative Verjüngung

Gehölzansiedlung aus Samen, insbesonderevon Weiden, erfolgte vor allem im Sommer2003 am Ufer des Oder-Stromes auf flachenvegetationsfreien oder -armen, z. T. leicht mitSchlamm bedeckten Sandbänken (Abb. 3).(Auf die häufigeren Ansiedlungen auf denBuhnen bzw. in stellenweise am Flussufervorhandenen Steinpackungen soll nicht wei-ter eingegangen werden, weil sie ohnehinbei der Unterhaltung der Oder-Wasserstraßewieder entfernt werden.) Vorausgegangenwar im Januar 2003 ein starkes Eishochwas-ser, das in erheblichem Umfang Sandablage-rungen in den Buhnenfeldern direkt ober-halb bzw. im Bereich der Mittelwasserliniehinterlassen hatte. Infolge des extrem tro-cken-heißen Sommers 2003 mit sehr niedri-gen Wasserständen waren auch unterhalbder Mittelwasserlinie auf trockengefallenenUferpartien und in den Buhnenfeldern z. T.

großflächig Weiden-Ansiedlungen festzu-stellen. Durch die nachfolgend wieder höhe-ren Wasserstände, Biber, Rehwild, Weide-vieh und Eisschur wurde zwar der größte Teildes Jungwuchses vernichtet bzw. stark ge-schädigt, eine beachtliche Anzahl hat sichaber bis zu den letzten Kontrollen im Juni2006 entlang der Uferlinie der Oder gehal-ten. Es bleibt abzuwarten, was im Verlaufder nächsten Jahre unter dem weiteren Ein-fluss der genannten Faktoren und zusätzlichder Unterhaltungsmaßnahmen der Wasser-und Schifffahrtsverwaltung verbleibt. Solchestreifenartigen Weidenansiedlungen am Fluss-ufer und z. T. an Nebengewässern wurdenauch in weiter zurückliegender Zeit gele-gentlich festgestellt (Abb. 4).Abseits der Gewässerufer war generativeGehölzansiedlung nur im Bereich ehemaligerBau- bzw. Bodenentnahmestellen, ausnahms-weise auch auf Wegen, zu beobachten. Mas-

senhafter Aufwuchs von Baum- und Strauch-Weiden und einzelnen Schwarz-Pappeln er-folgte z. B. nach der Verlegung einer Erdgas-leitung nördlich von Lebus, nach der Rekons-truktion der Autobahnbrücke südlich vonFrankfurt (O.), nach der Reparatur derDeichbruchstelle südlich von Aurith, nachder Deichrückverlegung nördlich von Lebusund an Sandentnahmestellen nördlich vonBleyen. Diese Arbeiten führten einerseits zugroßflächigen Bodenfreilegungen, zum an-deren ist anzunehmen, dass Weidetiere undWild für eine gewisse Zeit von den Auf-wuchsorten ferngehalten wurden. Anschlie-ßend sind zwar durch die bereits oben ge-nannten Faktoren und örtlich durch som-merliche Trockenheit z. T. große Schädenentstanden, überall verblieben aber flächen-hafte Ansiedlungen dicht stehender Gehölzemit zumeist mehreren hundert Exemplaren.Unter ihnen dominierten Baum-Weiden, nur

Abb. 2

Auflichtung und Störung der natürlichen Verjüngung eines Hartholz-Auwaldes im NSG„Oder-Neiße“ unter langjähriger Schafbeweidung Foto: J. Schaffrath

Abb. 3

Massenhafter vorjähriger Weiden-Aufwuchs in einem Buhnenfeld der Oder nördlich vonAurith (NSG „Mittlere Oder“, 11.7.2004) Foto: J. Schaffrath

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118 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 15 (4) 2006

vereinzelt waren Strauch-Weiden (Salix tri-andra, S. viminalis, S. purpurea) und Schwarz-Pappeln vertreten. Das festgestellte und auch von anderen Au-toren geschilderte massenhafte Aufwachsenvon Sämlingen an Baustellen mit großflächi-gen und tiefgreifenden Bodenverwundun-gen (z. B. DISTER 1980, JOACHIM 2000, BUN-ZEL-DRÜKE et al. 2003) macht wesentlicheVoraussetzungen für die generative Gehölz-ansiedlung auf den Weideflächen im Weich-holzauebereich deutlich. Vegetationsfreie oder-arme und ausreichend feuchte Böden wäh-rend des Samenfluges und in den ersten Wo-chen der unmittelbar darauf folgenden Keim-lingsentwicklung sowie möglichst ungehin-derter Lichteinfall sind als grundlegende Er-fordernisse bekannt. Der Zeitraum des Sa-menfluges ist nach den Beobachtungen ausdem Jahr 2005 für die Weiden-Arten unterBeachtung artspezifischer Differenzen undjahrweiser Verschiebungen grob mit Mai/Junizu umschreiben, aber bei der Silber-Weide istnoch die erste Juli-Hälfte wichtig. Die Man-del-Weide wurde z. T. noch im August blü-hend angetroffen. Für die Schwarz-Pappel er-gab sich der Zeitraum von der dritten Mai- bisEnde der zweiten Juni-Dekade.Die Position einer Fläche zum mittleren Was-serstand des Flusses ist für eine Ansiedlungzwar nicht entscheidend, hat aber großenEinfluss auf die Wahrscheinlichkeit und aufdie Überdauerungsmöglichkeiten. Die erfor-derlichen Bodenverhältnisse können vor al-lem durch sehr starke Hochwässer im Win-ter, Frühjahr oder Frühsommer mit umfang-reichen Sedimentanschwemmungen entste-hen. Entsprechende Hochwässer zu Mittedes Sommers, wie im Jahr 1997, oder im frü-hen Herbst erfüllen diese Voraussetzungendagegen weit weniger, weil bis zum Samen-flug im nächsten Jahr die für eine Gehölzkei-mung geeigneten Sedimentflächen wiedergrößtenteils von krautigen Pflanzen über-wachsen sind (s. auch JOACHIM 2000, 2002,2004). Die noch unter Umständen für meh-

rere Jahre verbleibenden Reste von vegeta-tionsfreien Rohböden liegen entweder sehrhoch über dem Fluss oder sind grobkörnig,so dass sie leicht austrocknen und die Keim-bedingungen nicht erfüllen. Auch die nor-malen Frühjahrshochwässer vermögen nicht,größere Flächen für einen ausreichend lan-gen Zeitraum von krautiger Vegetation frei-zuhalten.Nach den Erfahrungen des Autors und zahl-reichen Beschreibungen in der Literatur (u. a.DISTER 1980, 1999, 2004, VAN SPLUNDER et al.1995, BAUMGÄRTL & ZEHM 1999, JÄGER 2004)erfolgt die Samenkeimung vor allem imSpülsaum- bzw. Uferbereich der Gewässerbei sinkendem Wasserstand auf den freiwerdenden, mehr oder weniger sandigenoder schlammigen, aber feuchten Bodenflä-chen. Weit oberhalb des Mittelwasserberei-ches gelegene Flächen, z. B. einen Meteroder höher, werden generativ von Weich-holzauearten dann besiedelt werden, wennin dieser Höhenlage bei zurückgehendemWasserstand zum Zeitpunkt des Samenflu-ges vegetationsfreier oder sehr -armer Bo-den in größerer Ausdehnung freigegebenwird. Das ist jedoch nur ausnahmsweise derFall, insbesondere nicht bei nur schwachenund kurzzeitig andauernden Hochwässern.Zudem muss für eine ausreichend lange ZeitKeimfeuchte gewährleistet bleiben, sei esdurch nur langsam sinkendes Flusswasseroder durch feuchte Witterung. Die Möglich-keit einer natürlichen generativen Ansied-lung der Weichholzarten auf hohen Standor-ten ist somit von vornherein sehr gering undim Wesentlichen auf Jahre mit sehr starkenWinter- oder Frühjahrshochwässern undweit in die Vegetationszeit hineinreichendenhohen Wasserständen beschränkt. Ein erheblicher Anteil der im Mittleren Oder-tal im Deichvorland vorhandenen Weidenund Schwarz-Pappeln befindet sich aber aufdiesem hohen Geländeniveau. Die Ansied-lung unterliegt hier somit einer stark ausge-prägten, weitgehend natürlichen Episoden-

haftigkeit (dem „Zufall“, s. PATZ 2001, JOA-CHIM 2000, 2002, 2004). Wahrscheinlicherals eine Neuansiedlung von Weichholzaue-arten auf diesen hohen Standorten ist beinur mäßiger Weidenutzung eine natürlicheSukzession zu Hartholzbeständen, bei derdie lichtbedürftigen Weichholzauearten schnellverdrängt werden (s. NEUMANN 1981, DISTER

1999, 2004). Tiefer gelegene Flächen kön-nen im Extremfall durch die Sedimentfrachteines einzigen starken Hochwassers, wie z. B.im Jahr 1997, bei dem stellenweise Aufhö-hungen bis zu einem Meter auftraten, in denHartholzbereich wechseln.Die Sämlinge der Weiden-Arten und auchder Schwarz-Pappel zeigen zunächst einrecht verhaltenes Wachstum. Nach den Er-fahrungen aus dem Jahr 2003 wurden in derersten Vegetationsperiode zumeist nur etwa20 bis 40 cm Höhe erreicht, maximal etwa50 bis 60 cm. Im zweiten Jahr ergaben sichbei Weiden in Einzelfällen Höchstwerte bisetwa 1,8 ... 1,9 m, zumeist lagen sie jedochnoch deutlich unter 1 m. Infolge der anfäng-lich geringen Wachstumsgeschwindigkeitkönnen die Sämlinge je nach Aufwuchsort instarkem Maße dem Konkurrenzdruck derkrautigen Vegetation ausgesetzt sein (s. HOF-MANN 1999, 2001, BAUMGÄRTL & GRÜNEKLEE

2002, DISTER 2004). Andererseits scheintnach den getätigten Beobachtungen einegewisse Vergesellschaftung mit dem hoch-wachsenden Rohr-Glanzgras (Phalaris arun-dinacea) Schutz vor Verbiss durch Rehe undBiber zu bieten. Sehr schädlich wirkt sich an-haltende Trockenheit aus. Im Dürresommer2003 sind an der ehemaligen Deichbruch-stelle südlich von Aurith in einem vermutlich5-jährigen Massenbestand von Baum-Wei-den mit Wuchshöhen bis über 2,5 m mehrals 50 % abgestorben, die übrigen wurdenzumeist stark geschädigt.Auch ohne Weidevieh wird ein generativerGehölzaufwuchs in der Regel nur dort statt-finden, wo sich auf größeren Flächen eineVielzahl von Sämlingen etabliert hat. Wieunter den insgesamt genannten Einflüssenkleinere Ansiedlungen bald vergehen kön-nen, wurde von PATZ (2001) an der Elbe, vonJOACHIM (2004) auf der Oderinsel Küstrin-Kietz sowie vom Autoren stellenweise anden Aufwüchsen vom Jahr 2003 beobach-tet. Genauere Erfahrungen zu der Frage,welche Besatzstärken bzw. -dichten an Wei-detieren unter Umständen noch einen ge-wissen Gehölzaufwuchs zulassen würden,liegen für das Mittlere Odertal nicht vor. An-gaben zu anderen Flusssystemen, z. B. inHolland (PURPS et al. 2002), können nur sehrbedingt herangezogen werden.

3.1.2 Vegetative Verjüngung

Bei den 26 Kontrollgängen in den Jahren2004 und 2005 sind 344 offensichtlich ve-getativ verjüngte Baum-Weiden und 180Strauch-Weiden überwiegend älterer, aberauch jüngster Entwicklungsstadien festge-stellt worden. Die Anzahl tatsächlich vor-handener vegetativ verjüngter Strauch-Wei-den dürfte dabei weit höher liegen; ihre

Abb. 4

Generative Ansiedlung von Silber-Weiden (Salix alba) am Oder-Ufer im NSG „Eichwald undBuschmühle“, 26.11.1995 Foto: J. Schaffrath

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JÜRGEN SCHAFFRATH: ZUR ERHALTUNG UND ENTWICKLUNG DES GEHÖLZBESTANDES IM MITTLEREN ODERTAL UNTER DEM EINFLUSS VON BEWEIDUNG 119

Feststellung ist gegenüber den Baum-Wei-den stark erschwert. Sowohl bei Baum- alsauch bei Strauch-Weiden erfolgte die Ver-jüngung hauptsächlich durch Absenker bzw.Ableger aus Stämmen, Ästen oder Zweigenälterer, auseinandergefallener, aber wenigs-tens noch teilweise mit den Wurzeln im Bo-den verankerter Gehölzteile, im Folgendenals „Legstämme“ oder „Legäste“ bezeich-net (Abb. 5, 6). Seltener und nur bei Baum-Weiden wurde eine Absenkerbildung an ge-brochenen, aber nur teilweise zu Boden ge-fallenen und an den Bruchstellen noch mitden Bäumen verbundenen Ästen festge-stellt, im Folgenden als „Bruchäste“ be-zeichnet. Die am Boden liegenden sperrigen Kronen-teile bewirken offenbar einen Verbissschutzfür einzelne aufrecht stehende Äste oderneu gebildete Sprosse, auch noch unter mä-ßiger Schafbeweidung. Die wenigstens nochteilweise und für eine gewisse Zeit vorhan-dene Verbindung zum alten Wurzelsystemverbessert gegenüber Sämlingen entschei-dend die Überlebenschancen. Sie bietetSchutz vor Vertrocknung, ermöglicht schnel-les Wachstum und schützt somit indirekt vorWild, Weidevieh und der Konkurrenz derübrigen Vegetation. Die Höhe neu gebilde-ter Sprosse einer Legast-Verjüngung einerBaum-Weide betrug z. B. im ersten Jahr biszu etwa 1,9 m. Die größten waren unbe-schädigt dem Fraßbereich der Rehe undSchafe entwachsen. Bei zwei Legast-Verjün-gungen von Salix triandra waren einjährigeRuten bis etwa 1,6 m hoch. Die Wuchsleis-tungen liegen somit deutlich über denen beigenerativer Verjüngung. Die Wurzelbildungerfolgte vor allem dort, wo Stamm- oderAstpartien teilweise von Boden umgebenwaren, durch die Last eingedrückt oderdurch Hochwasser eingeschwemmt, unddort, wo herabgestürzte und dabei gebro-chene Kronenteile die Bodenoberfläche ver-letzt hatten. In tief gelegenen, wassernahenBereichen war diese Verjüngungsform auf-fällig häufig, in hoch gelegenen, trocknerenBereichen dagegen kaum zu beobachten.Die vitalsten neuen Sprosse befanden sich inPositionen mit hohem Lichteinfall, zumeistim Traufbereich der alten Gehölze. Standort-verhältnisse mit abweisender Wirkunggegenüber dem Weidevieh bzw. Wild, wiesteile Gewässerufer, Randzonen von Weide-komplexen (bei Schafen) und Wegnähe,wirkten sich begünstigend aus.Schwarz-Pappeln sind zur Legstamm-Ver-jüngung ebenfalls in der Lage, jedoch sinddavon trotz stellenweise zahlreichen Vorkom-mens dieser Gehölzart nur 5 Fälle festgestelltworden; in einem weiteren Fall ergab sich ei-ne Bruchstamm-Verjüngung. Bruchast-Verjüngung wurde nicht gefunden.Als Ursachen für die geringe Anzahl vegeta-tiv verjüngter Schwarz-Pappeln müssen Art-eigenschaften und Standortverhältnisse an-genommen werden. Bekanntlich besiedeltdie Schwarz-Pappel im Allgemeinen etwashöher gelegene, trockenere Bereiche, in de-nen auch deutlich weniger vegetativ ver-jüngte Weiden festgestellt wurden.

Die vegetative Verjüngung der Gehölzartender Weichholzaue erfolgt somit auf denWeideflächen in erster Linie über Stämmeoder Kronenteile alternder Gehölze, diedurch Umsinken oder Bruch Kontakt zumBoden bekommen, aber ihre Wurzelverbin-dung noch für einige Zeit behalten. Verjün-gung über abgeworfene Zweige (sogenann-te Absprünge) oder abgebrochene Ästewurde bei den Untersuchungen in keinemFall festgestellt und nur in vier Fällen anWeidenzweigen bzw. -ästen, die vom Biberabgetrennt und im Ufersand teilweise etwaseingeschwemmt worden waren. Ansied-lungsmöglichkeiten über angeschwemmteoder angewehte Gehölzteile dürften sich,ähnlich wie bei Samen, nur auf feuchten, ve-getationsfreien oder -armen Bodenflächenergeben, also vor allem am Flussufer.

Die oben näher beschriebenen Formen derPolykormonbildung nimmt JÄGER (2004) alsmaßgeblichen Prozess der Regeneration vonBaum-Weidenbeständen unter dem Einflussvon hohem Verbiss durch Biber und Rehwildim Bereich der Mittleren Elbe an. Für dasMittlere Odertal kann das nach den Unter-suchungen nur bekräftigt werden, wobeihier durch das fast überall vorhandene Wei-devieh der Verbissdruck noch erheblich grö-ßer sein dürfte und dennoch wenigstenszeitweilig und stellenweise eine gewisse Re-generation erfolgt. Die aktuelle Regenera-tionsrate muss insgesamt aber als deutlichdefizitär eingeschätzt werden. Ganz be-sonders trifft das für die Schwarz-Pappel zu.Diese kann zwar auch Wurzelausläufer bil-den (JOACHIM 2000, 2004; JÄGER 2004), unterden gegenwärtigen Bedingungen spielt die-

Abb. 6

Im Schutz toter Kronenteile eines „Leg-Stammes“ aufwachsende Weidensprosse (NSG„Mittlere Oder“,13.5.2005) Foto: J. Schaffrath

Abb. 5

Alte „Leg-Stamm-Verjüngung“ einer Weide im NSG „Oderaue Genschmar“

Foto: J. Schaffrath

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se Verjüngungsform jedoch im MittlerenOdertal keine nennenswerte Rolle. Bei denUntersuchungen wurden davon nur zehnFälle registriert, stets an vom Hochwasserfrei gespülten Wurzeln. Der Verbiss war z. T.sehr stark; nirgends war das Überleben gesi-chert. Auch Stockausschlägen als weitererMöglichkeit vegetativer Verjüngung kommtim Betrachtungsgebiet keine große Bedeu-tung zu. An vom Biber gefällten Schwarz-Pappeln wurde kein neuer Aufwuchs festge-stellt. Bei Baum- und Strauch-Weiden ge-lang das unter Beweidung vereinzelt an be-sonders begünstigten Orten. In Teilberei-chen mit eingestellter Weidenutzung wurdedagegen bei Baum- und Strauch-Weiden ei-ne beachtlich zahlreiche Verjüngung überStockausschlag an Biberschnitten festge-stellt. Auch vegetative Aufwüchse scheinenörtlich durch hochwüchsige krautige Pflan-zen, wie Schilf (Phragmites australis) undRohr-Glanzgras, vor Verbiss geschützt zuwerden.

3.2 Hartholzaue

Die Regeneration der unbewehrten Gehölzeauf den Weideflächen der Hartholzaue er-folgt im Mittleren Odertal gegenwärtig fastausschließlich innerhalb von Sträuchern, diemit Dornen oder Stacheln versehen sind.Junge Einzelbäume oder kleine Gruppen derbestimmenden Baumarten Flatter-Ulme undStiel-Eiche wurden bei den durchgeführtenUntersuchungen in Sträuchern oder Gebü-schen von Schlehe (Prunus spinosa), Rosen(Rosa spp.), Weißdorn (Crataegus spp.) undPurgier-Kreuzdorn (Rhamnus cathartica) rechthäufig festgestellt (Abb. 7). Offensichtlich istauf diese Weise unter den Beweidungsver-hältnissen der zurückliegenden Jahrzehnteund auch in allerjüngster Zeit in vielen Berei-chen eine erheblich zahlreiche Verjüngungder genannten Baumarten erfolgt. Wie beiden Gehölzen der Weichholzaue ist erkenn-bar, dass der Verjüngungsprozess verstärktetwa zu Ende des zweiten Weltkrieges ein-setzte, aber im Gegensatz zur Weichholzauein vielen Bereichen bis in die Gegenwart an-hält. Die Hartholzaue muss deshalb als deut-lich weniger empfindlich bezüglich der Ver-jüngungsmöglichkeiten unter dem Einflussvon Weidevieh und Wild herausgestellt wer-den; der Verjüngungsprozess unterscheidetsich grundlegend von dem der Weichholzaue. Auch die Verjüngung der unbewehrtenStraucharten der Hartholzaue erfolgte fastausschließlich in Dornensträuchern; BlutroterHartriegel (Cornus sanguinea) und Europäi-sches Pfaffenhütchen (Euonymus europaea)waren zumeist in älteren Schlehen- oderWeißdorn-Gebüschen zu finden. SchwarzerHolunder (Sambucus nigra) wurde, nach-dem er durch das extreme Sommerhoch-wasser des Jahres 1997 fast überall vernich-tet worden war, wieder recht zahlreich vorallem in Rosen-Sträuchern festgestellt. Alsweitere Baumart ist ganz vereinzelt auch Na-turverjüngung der Rot-Esche (Fraxinus penn-sylvanica) in Dornensträuchern herange-wachsen, die Gemeine Esche (F. excelsior)

dagegen niemals. Sie reagiert empfindlicherauf Sommerhochwasser als die eingebürger-te amerikanische Art und kann auf den zu-meist recht tief in der Oder-Aue gelegenenHartholzstandorten nicht überdauern. Daherkommt sie hier nur sehr selten und nur aufden allerhöchsten Standorten vor. Andere schützende Strukturen als die Dor-nensträucher haben bei der Gehölzverjün-gung im Hartholzauebereich in der jüngerenVergangenheit anscheinend kaum eine Rollegespielt. Nur sehr selten wurden junge Ul-men festgestellt, die aus Haufen von Treib-gut oder aus „Verhauen“ von umgestürztenBäumen hervorgewachsen waren. Ausbil-dung eines „Fußsacks“ infolge regelmäßi-gen Verbisses und eines für die Weidetierenicht mehr erreichbaren Haupttriebes (BUN-ZEL-DRÜKE 1997) wurde nur ausnahmsweisebei Flatter-Ulme unter Schafbeweidung be-obachtet. Ein Aufwachsen unbewehrter Ge-hölzarten in der freien Weidelandschaft istansonsten nirgends festgestellt worden.Die Regeneration unbewehrter Bäume undSträucher im Schutz von Dornensträuchernist seit langem bekannt und wurde z. B. vonBURRICHTER et al. (1980) aus der Huteland-schaft „Borkener Paradies“ im Emstal be-schrieben. Im Zusammenhang mit Bewei-dungsmaßnahmen für Belange des Natur-schutzes ist diese Vegetationsabfolge inten-siver betrachtet und (wieder) stärker ins Be-wusstsein gerückt worden (z. B. POTT & HÜP-

PE 1991, 1994, HÜPPE 1997). Die Dornen-sträucher haben die Schlüsselfunktion im Re-generationsprozess der maßgeblichen Baum-arten und auch der unbewehrten Strauchar-ten auf den Weideflächen im Bereich derHartholzaue inne. Auf Grund ihrer Standort-anforderungen, u. a. wegen der begrenztenÜberflutungstoleranz, können sie jedoch nurauf den mittleren und höher gelegenen Be-reichen der Hartholzaue größere Flächeneinnehmen. In der Weichholzaue fehlen sie,von der niedrigwüchsigen Kratzbeere (Ru-bus caesius) mit vergleichsweise geringerSchutzfunktion abgesehen, völlig. Ihre Vita-lität bleibt in der Oder-Aue oft hinter der be-kannten hohen Vitalität dieser Arten an denRandhängen und auf den Hochflächenaußerhalb der Aue zurück. In Bezug auf dasGefahrenpotenzial zur Verbuschung derWeidelandschaft ist deshalb eine andere Be-wertung zu treffen. Unter den gegenwärti-gen Verhältnissen sind die Dornensträucherin der Hartholzaue insbesondere in den mitRindern beweideten Abschnitten nicht alsGefahr zu sehen und zurückzudrängen, son-dern als unabdingbare Voraussetzung fürden langfristigen Erhalt der unbewehrtenGehölze, vor allem der Flatter-Ulmen undStiel-Eichen, zu schützen und nötigenfalls zuentwickeln.Wenn der Weidedruck nicht zu groß ist kön-nen sich bewehrte Sträucher aus Samen aufoffenen Weideflächen entwickeln. Vereinzelt

Abb. 7

In offener Weidelandschaft im Schutz eines Rosen-Strauches aufgewachsene Stiel-Eiche (NSG„Oderaue Genschmar“, 8.9.2002) Foto: J. Schaffrath

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wurden bei den durchgeführten Kontrollenjunge Rosen und Weißdorne auf mit Scha-fen beweideten Flächen beobachtet. NähereKenntnisse zur maximal zulässigen Besatz-stärke liegen für die Verhältnisse in derOder-Aue nicht vor. Die getätigten Beo-bachtungen sowie Informationen aus Bewei-dungsprojekten in verschiedenen TeilenDeutschlands (z. B. REISINGER & SCHMIDTMANN

2001, BUNZEL-DRÜKE et al. 2003, PUTFARKEN

et al. 2004) lassen einen Wert zwischen et-wa 0,5 und 1,0 GVE (Großvieheinheit)/habei Saison-Beweidung vermuten. Sehr ex-tensive Beweidung mit etwa 0,3 GVE/ha be-günstigt die spontane Gehölzentwicklung(PURPS et al. 2002). Bei hoher Besatzstärkeund nur wenigen, vollständig im Fraßbereichder Rinder gelegenen jungen Dornensträu-chern wurde jedoch nach den Erfahrungenin der Oder-Aue ein so starker Weidedruckausgeübt, dass ein Überleben nicht zu er-warten ist, zumindest aber die gewünschteSchutzfunktion für den Aufwuchs unbe-wehrter Gehölze auf lange Sicht nicht erfülltwerden kann.

4 Schlussfolgerungen

Zur Erhaltung des Gehölzflächenanteils und-artenbestandes, aber auch zur genauerenFeststellung der Entwicklungsmöglichkeitenfür die Weidewirtschaft im Mittleren Oder-tal, ist zu klären, wie die Gehölzregenerationvor allem im Weichholzauebereich organi-siert werden soll. Wiederholt wurde deutlichgemacht (z. B. ROLOFF & JOACHIM 2001,2004), dass ein konservierender Schutz desWeichholzbestandes durch Ausschluss derBeweidung dafür nicht ausreicht. Weidenund Schwarz-Pappeln sind Pioniergehölze,die offene, möglichst vegetationsfreie Flä-chen zur Ansiedlung benötigen. Bei Aus-kopplung von Zusammenbruchsstadien vonWeidenbeständen kann jedoch, vor allem inden feuchteren Bereichen, mit einer erheb-lichen vegetativen Regeneration gerechnetwerden. Diese Möglichkeit ist vor allem fürWeideflächen mit geringem Gehölzbestandund dringendem Regenerationserforderniszu empfehlen. Zur Erhöhung des Verjün-gungserfolges bzw. zur Beschleunigung desProzesses könnten bei Bruchästen Steckhöl-zer im Schutz des äußeren Kronenbereichesin den Boden gebracht werden; bei Leg-stämmen dürfte sich ein Anhäufeln vonBoden an den Auflagestellen vorteilhaft aus-wirken. Wird etwas großräumiger ausgekop-pelt, ergeben sich an lichten Stellen Möglich-keiten für das Ausbringen von in Baumschu-len angezogenen Jungpflanzen oder vonSetzstangen (MLUR 2003, JOACHIM 2004).Sollen oder können alternde Weichholzbe-stände nicht ausgekoppelt werden, ist dieBesatzstärke so weit zu reduzieren, dass zu-mindest vegetative Regeneration möglichwird. Hierzu sind lokalspezifische Erfahrun-gen zu sammeln. In gehölzreichen Abschnit-ten ist nach den getätigten Beobachtungenbei Saisonbeweidung mit Merino-Landscha-fen an begünstigten Stellen noch bei Besatz-

stärken von etwa 0,6 ... 0,7 GVE/ha mit ve-getativer Regeneration von Baum- undStrauch-Weiden zu rechnen. Schwierigerdürfte es bei Beweidung mit Rindern, in ge-hölzarmen sowie in relativ trockenen Ab-schnitten werden. Ziegen mit ihrer bekann-ten Schadwirkung gegenüber Gehölzen sindin Weichholzaueflächen mit kurzfristigenRegenerationserfordernissen nicht zu dul-den. Alleinige vegetative Regeneration kannaber mit Blick auf die Erhaltung und Verbes-serung des genetischen Potenzials sowie dieArtenzusammensetzung der Weichholzbe-stände auf lange Sicht nicht akzeptiert wer-den. Wiederholt wurde auf eine allmählicheVerarmung des Genpools hingewiesen (HOF-MANN et al. 2005, KÄTZEL et al. 2005). Beiden Weiden-Arten ist ein erheblicher Anteilan vegetativer Verjüngung jedoch als natür-lich anzunehmen.Für die generative Gehölzansiedlung imWeichholzauebereich sind folgende metho-dische Ansätze denkbar:Variante 1: Im abgestimmten Zielgebiet wer-den bei zu erwartenden Ansiedlungsmög-lichkeiten geeignete Teilbereiche zunächstfür etwa 3 bis 4 Monate (Mitte Mai bis Au-gust/September) ausgekoppelt bis geklärtist, ob und wo genau sich Sämlinge etablierthaben. Bei Erfolg wird diese Fläche für min-destens 5 Jahre bei Schafbeweidung und et-wa 15 bis 20 Jahre bei Rinderbeweidungvon der Nutzung ausgeschlossen. Erforder-lich sind langjährige Beobachtungen zu An-siedlungsmöglichkeiten in Abhängigkeit vomWasserstandsgang und Sedimenttransport.Genauere Erfahrungen zur Sedimentablage-rung auf den Weideflächen liegen bislangkaum vor.Variante 2: Wie Variante 1, aber die Verjün-gung wird durch Bodenfreilegung unter-stützt (MLUR 2003).Variante 3: Der Tierbesatz wird in abge-stimmten Teilbereichen auf ein so geringesNiveau abgesenkt, dass Gehölzaufwuchs

unter ständiger Beweidung möglich ist. Dasbelässt jedoch nur sehr geringe, näher zu er-gründende Nutzungsmöglichkeiten.Variante 4: Abgestimmte größere Teilberei-che, vor allem auf den umfangreich vorhan-denen bundes- und landeseigenen Flächen,werden für die notwendige, vorher nicht be-stimmbare Zeit aus der Nutzung genommenbis sich eine ausreichende Verjüngung ein-gestellt hat. Variante 5: Es werden Samen der Natur ent-nommen, Jungpflanzen in Baumschulen her-angezogen und mit den notwendigenSchutz- und Pflegemaßnahmen in den Wei-degebieten ausgebracht. Im Bereich der Hartholzaue ist der Aufwandfür die erforderliche Gehölzregeneration imVergleich zur Weichholzaue deutlich gerin-ger anzusetzen. In Abschnitten mit zahlreichvorhandenen vitalen Dornensträuchern wer-den bei moderaten Besatzstärken, vermut-lich bis etwa 0,8 ... 1,0 GVE/ha, kaum be-sondere Maßnahmen erforderlich sein (Abb.8). Bei höheren Besatzstärken und vor allembei kaum vorhandenen Dornensträuchernsind jedoch spezielle Schutzmaßnahmen er-forderlich. Am besten dort, wo bereits Jung-wuchs erkennbar ist, sollten kleinere Teilflä-chen so lange aus der Nutzung genommenwerden, bis die Sträucher ausreichend großsind und dem Fraß der Weidetiere widerste-hen. Sehr große gehölzfreie Flächen, die imRegenerationsprozess Schwierigkeiten berei-ten könnten, sollten nicht erst entstehen. Esist bekannt, dass sich Verbuschung vorwie-gend im Umfeld vorhandener Gebüschebzw. Gehölze entwickelt. Daher muss immerein ausreichender Gehölzbestand im Gebietverbleiben. Eine rechtzeitige Reduzierungdes Weidetierbesatzes und eine bezüglichdes Gehölzabganges und des Neuaufwuch-ses ausbalanzierte Flächennutzung ist be-sonders erstrebenswert.Hart- und Weichholzaueflächen sind in derNatur oft kleinräumig miteinander verzahnt.

Abb. 8

Dornenstrauchreiche Rinderweide im NSG „Oderaue Genschmar“ mit guten Voraussetzun-gen für die Verjüngung von Stiel-Eiche und Flatter-Ulme Foto: J. Schaffrath

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plötzlich eintretende, aber nicht schnellwiederkehrende Chancen vertan werden,weil keine ausreichenden Vorbereitungengetroffen wurden. Die Maßnahmen in denManagement-Plänen sollten möglichst pra-xisreif sein; die Ausführenden, vorzugsweisedie Tierhalter selbst, sind umfassend zu in-formieren und zu motivieren.Zwischenzeitlich sollten alle sonstigen Mög-lichkeiten zur abgestimmten Gehölzansied-lung bzw. zur Verbesserung der Aufwuchs-chancen insbesondere in den problemati-schen Wirtschaftsbereichen genutzt wer-den. Dazu zählen u. a. unvermeidbare Ein-griffe in die Bodenoberfläche. Die Terminevon Eingriffen sollten, wenn möglich, sofestgelegt werden, dass mit dem Abschlussder Arbeiten generative Ansiedlungen derWeichholzarten erfolgen können. Wichtigist auch eine scharfe Rehwildbejagung. DerVerbiss und Ausfälle durch „Fegen“ geradean den Arten der Weichholzaue dürfennicht unterschätzt werden. In besondersproblematischen Bereichen wird man sichauch mit dem Bestand an Bibern ausein-andersetzen müssen.

Die Weidenutzung erfolgt aber gegenwärtigfast ausschließlich in großen Herden undentsprechend großen Koppeln ohne Rück-sichtnahme auf Unterschiede der Teilflächenim Verjüngungsverhalten der Gehölze bzw.in der Verträglichkeit an Tierbesatz. Will manzukünftig die in vielen Bereichen der Weich-holzaue dringend erforderliche Gehölzrege-neration unter Beweidung erreichen und dieBesatzstärke entsprechend absenken, mussauf gleichzeitig einbezogenen Hartholzaue-flächen bei bereits vorhandenem dichteremDornenstrauchbestand mit allmählichem Zu-wachsen gerechnet werden. Hier ist nöti-genfalls die Nutzung entsprechend zu diffe-renzieren. Grundsätzlich sind Anforderungen an dieLandwirtschaft zur Gewährleistung einerausreichenden, möglichst natürlichen Ver-jüngung der Gehölze auf den Weideflächenerforderlich. Besonders wichtig und dringlichist dies für die Schwarz-Pappel, aber auchfür die generative Verjüngung der Weiden.Diese Anforderungen sind in den Rechts-grundlagen zur Landwirtschaft und zum Na-turschutz zu verankern und möglichst mitspeziellen Förderprogrammen zu unterset-zen. Als wesentlicher Bestandteil dieser An-forderungen wird eine Absenkung der maxi-mal zulässigen Weidebesatzstärke auf Wertedeutlich unter den heute zumeist für Exten-sivweiden und in entsprechenden Förder-programmen angegebenen 1,4 GVE/ha inden naturnahen Weidelandschaften derFlussaue erforderlich sein. Die verträglichenBesatzstärken sind unter den jeweils gege-benen Verhältnissen näher zu ergründen. ImWeichholzauebereich sind jedoch zusätzlicheAnforderungen erforderlich. Sie werden inder Regel erst in einem Management-Plan(VOWINKEL & LUICK 2002) genauer zu bestim-men sein, in denen auch alle sonstigen flä-chenbezogenen Anforderungen, einschließ-lich der aus EU-Vogelschutzrichtlinie (VSRL),Schifffahrt und Hochwasserschutz sowie dieder Kommunen zu beachten sind. Die Ma-nagement-Pläne sind als wesentliche Grund-lagen zur Umsetzung gehölzerhaltenderMaßnahmen dringend erforderlich. Sie soll-ten auf die Wirtschaftsbereiche der landwirt-schaftlichen Unternehmen zugeschnittenund umgesetzt werden. Wirtschaftsflächenmit besonderen Problemen um den Gehöl-zerhalt sind dabei vordringlich zu behandeln. Als naturschutzfachliche Zielsetzungen soll-ten, wo immer möglich, für gehölzreicheAueabschnitte halboffene Weidelandschaf-ten in den Management-Plänen festge-schrieben werden. Auflösung der parzellen-scharfen Trennung zwischen unterschied-lichen Biotoptypen, Entwicklung fließenderÜbergänge zwischen Gehölzstrukturen undOffenlandschaft sowie Förderung dynami-scher Flächenentwicklungen in zeitlicher undräumlicher Hinsicht sind wesentliche Teiledes konzeptionellen Ansatzes (SANDKÜHLER

2004). Sie entsprechen am meisten der Nut-zungsgeschichte der Überflutungsflächen,hinterlassen eine naturnahe und ästhetischeKulturlandschaft und erfüllen zahlreiche Auf-gaben des Biotop- und Artenschutzes ein-

schließlich der aus FFH- und VSRL-Richtlinie(Abb. 9). Nicht unnatürliche Fixierung derGehölzvegetation auf vorgegebener Fläche(am kartierten Ort), sondern Erhaltung undVerbesserung des Gesamtzustandes des Wirt-schaftsbereiches in der Frage des Gehölzbe-standes unter Belassung größtmöglicher Fle-xibilität zur Bewirtschaftung und Vermeidungunnötiger Restriktionen sollen in den Ma-nagement-Plänen festgeschrieben werden. Erforderlich für die langfristige Absicherungsolcher extensiven Weidesysteme sind ent-sprechende Agrarförderprogramme. DerenEckpunkte wurden in der „Lüneburger Erklä-rung zu Weidelandschaften und Wildnisge-bieten“ formuliert (s. RIECKEN et al. 2004).Weitere Voraussetzung ist eine ausreichendeFlächenverfügbarkeit. Unnötige Forderun-gen zum Ausschluss von Flächen aus der Be-weidung, z. B. bewaldeter Abschnitte ohnekurzfristige Regenerationsmöglichkeiten, be-hindern u. a. die notwendige Flexibilität beider Flächenbereitstellung zur Gehölzansied-lung. Auf Grund der Seltenheit von Möglich-keiten für die generative Gehölzansiedlungin der Weichholzaue ist zu befürchten, dass

Abb. 9

Hute-Eiche in der Oder-Aue nördlich von Lebus, potenzieller Lebensraum von Eremit undHeldbock Foto: J. Schaffrath

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JÜRGEN SCHAFFRATH: ZUR ERHALTUNG UND ENTWICKLUNG DES GEHÖLZBESTANDES IM MITTLEREN ODERTAL UNTER DEM EINFLUSS VON BEWEIDUNG 123

2004), werden bei dem zu fordernden Enga-gement für einen natürlichen Aufwuchs inder Regel nicht notwendig sein. Auch Maß-nahmen zum Erhalt der Schwarz-Pappel, wieaktuell im Nationalpark „Unteres Odertal“(KÄTZEL & TREICHEL 2005), sollten zukünftigverstärkt auf die Zusammenhänge mit derHauptnutzung der Aue, der Weidewirtschaft,orientiert sein. In den Naturschutz- undFFH-Gebieten sind Gehölzpflanzungen grö-ßeren Ausmaßes generell nicht zu favorisie-ren. Dagegen könnten Maßnahmen kom-plexer Auenrenaturierung, wie Deichrück-verlegung, Wiederherstellung von Retentions-räumen, Wiederanbindung von Altarmen,Vertiefung alter Flutrinnen und Schaffungvon Kleingewässern, erheblich zur Regene-ration des Gehölzbestandes beitragen. Über-all dort, wo bei derartigen Maßnahmen Bo-denfreilegungen zum richtigen Zeitpunkt er-folgen, kann mit dem spontanen Aufwach-sen der Auengehölze gerechnet werden.Größte Herausforderung wird es allerdingssein, die insgesamt aufgezeigten Erhaltungs-und Entwicklungsmaßnahmen in die Praxisder Landwirtschaft zu integrieren. Die Er-fahrungen dazu sollten zunächst in Einzel-projekten gesammelt werden. Wo möglichsollten die Randhänge des Odertales stär-ker in die konzeptionellen Betrachtungeneinbezogen und Pflege- und Entwicklungs-erfordernisse auf diesen Flächen intensivermit den Maßnahmen in der Aue verknüpftwerden.

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Anschrift des Verfassers:Jürgen SchaffrathLandesumweltamt BrandenburgRegionalstelle Ost Frankfurt (Oder)Postfach 113915201 Frankfurt (Oder)

5 Entwicklungsperspektiven

Auf den insgesamt etwa 2450 ha landwirt-schaftlich genutzter Fläche im MittlerenOdertal im Überflutungsbereich des Stromessind in vielen Bereichen gute Ausgangsbe-dingungen für die Etablierung halboffenerBeweidungssysteme gegeben. Je 6 Schafhal-ter und Halter von Mutterkühen verfügenüber jeweils mehr als 50 bis etwa 200 haFläche. Folgende Abschnitte der Aue er-scheinen aufgrund der Geländegegebenhei-ten und der aktuellen Nutzung als besondersgeeignet (von Süd nach Nord): Ratzdorf bisEisenhüttenstadt, auch Neißetal nördlichGuben (Schafe), Eisenhüttenstadt bis Wiese-nau (Schafe), nördlich von Lebus (Rinder),nördlich Reitwein (Schafe), Bleyen (Rinder),Genschmar (Rinder), Gieshof (Schafe), Güs-tebieser Loose (Rinder). Es sind weit über-wiegend naturnahe gehölzreiche Flächen,allesamt in FFH-Gebieten und zusätzlich ineinem SPA-Gebiet (Special Protection Area =Europäisches Vogelschutzgebiet) gelegen.Abschnittsweise sind bereits gegenwärtigwesentliche Merkmale großflächiger halbof-fener Weidesysteme vorhanden. Das betrifftinsbesondere den Bereich nördlich und süd-lich von Aurith im NSG „Mittlere Oder“ so-wie das NSG „Oderaue Genschmar“. Diebewusste Entwicklung solcher halboffenenWeidelandschaften bzw. auch des Hutewal-des hat jedoch im Mittleren Odertal geradeerst begonnen und bereitet selbst in Natur-schutzbehörden noch Verständnisprobleme.Bis zu ihrer festen Etablierung und damit Ge-währleistung einer angemessenen, in Teilenauch dem aufgezeigten Problem um die Na-turverjüngung der Gehölze Rechnung tra-genden Wirtschaftsweise ist viel Entwick-lungsarbeit erforderlich. Wird dieser Weg ziel-gerichtet weiter verfolgt, können abschnitts-weise ohne aufwändige Pflanzungen auchHutewälder neu heranwachsen (s. VERA 2002)und langfristig u. a. zur Stabilisierung undAusbreitung der Populationen von Eremitund Heldbock im Odertal beitragen. Bereitsvorhandene Waldflächen werden in der Re-gel in die Beweidung integriert werden kön-nen. Es handelt sich fast überall um kleine,spontan aufgewachsene und über lange Zeitbeweidete Wälder, die mit Einzelbäumen,Baumgruppen, Gebüschen und Auengewäs-sern eng verzahnt sind. Aus Gründen desgesetzlichen Biotopschutzes unzulässige er-hebliche oder nachhaltige Beeinträchtigun-gen sind bei angemessenen Besatzstärkenkaum zu erwarten. Die wenigen größerengeschlossenen und forstlich begründetenAuwälder – allesamt Hartholzflächen –unterliegen dagegen bereits aktuell nicht derBeweidung und sollten davon auch zukünf-tig freigehalten werden. Für die natürliche Regeneration des Gehölz-bestandes im Mittleren Odertal unter Bewei-dung sind bei Berücksichtigung der gegebe-nen Hinweise insgesamt noch recht guteVoraussetzungen vorhanden. GroßflächigeGehölzpflanzungen, wie sie im Biosphären-reservat „Flusslandschaft Elbe-Brandenburg“durchgeführt worden sind (PURPS et al.

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124 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 15 (4) 2006; 124–133

Zusammenfassung

Im Rahmen des vom LandesumweltamtBrandenburg iniziierten Projektes „Integrie-rende Ökologische Dauerbeobachtung inBrandenburg (IÖDB)“ wurden von AnfangJuni bis Ende Oktober 2002 Arthropoden-untersuchungen in Agrarökosystemen inden Gebieten Hasenholz und Vierradendurchgeführt. Pro Standort (je Gebiet einAckerstandort, ein Ackerrain und eine Heckebzw. ein Waldsaum) wurden 6 Bodenfalleneingesetzt. Die Ackerstandorte unterschei-den sich im Boden und in der Anbaufrucht(Hasenholz: Zuckerrüben auf lehmigemSand, Vierraden: Winterroggen auf Sand).Webspinnen und Laufkäfer wurden bis zurArt bestimmt und die Ergebnisse mit multi-variater Statistik ausgewertet. An den Acker-standorten waren jeweils nur eine Spinnen-bzw. Laufkäferart hoch dominant. Ein statis-tischer Vergleich ausgewählter ökologischerKenngrößen (Schwerpunktvorkommen indefinierten Pflanzenformationen) zwischenden Standortgruppen Acker, Hecke/Wald-saum und Ackerrain ergab, dass sich Artenmit Schwerpunktvorkommen in Äckern nichtsignifikant zwischen den beiden Untersu-chungsgebieten unterschieden. Die Analyseder Daten mit Hilfe einer Detrended Corres-pondence Analysis (DECORANA) ergab,dass bei den Laufkäfern die Standorte inVierraden eine relativ hohe faunistischeÄhnlichkeit besaßen, während die Hasen-holz-Standorte eine große Unähnlichkeit be-saßen. Bei den Spinnen waren die Acker-randstandorte maximal unähnlich. Dagegenzeigten die Ackerstandorte selbst sowie diebewaldeten Standorte beider Untersu-chungsgebiete eine höhere faunistischeÄhnlichkeit.Die charakteristische Ackerfauna bestehtbei den Spinnen vor allem aus Pionierarten,meist aus der Familie der Baldachin-/Zwerg-spinnen, die auch in anderen Kulturbioto-pen, wie Grünland und jungen Brachen,häufig sind. Bei den Laufkäfern sind esmeist eurytope, potenziell flugfähige Arten,die die Kulturflächen schnell besiedeln kön-nen, oder sie sind in ihrem Entwicklungszy-

klus an die Bearbeitung des Ackers ange-passt. Sie sind entweder spezifische Schäd-lingsprädatoren, ernähren sich mixotrophoder von Grassamen, seltener von den Kul-turpflanzen selbst.

1 Einleitung undFragestellung

Im Rahmen des Projektes „IntegrierendeÖkologische Dauerbeobachtung in Branden-burg (IÖDB) (UAG IÖDPB 1997) wurden imJahre 2002 zwei unterschiedliche Agraröko-systeme auf die epigäisch aktive Wirbello-senfauna (Arach.: Araneae, Col.: Carabidae)untersucht.Die Fragestellungen lauteten im Einzelnen:– Welcher Arten- und Individuenbestand

an Spinnen und Laufkäfern kann anden Standorten der beiden Gebiete Ha-senholz und Vierraden beobachtet wer-den?

– Gibt es Unterschiede in der Kompositionder Spinnen- und Laufkäferzönosen anden drei Standortpaaren „Feldflur“ (Hack-frucht, Halmfrucht), „Ackerrain“ und„Hecke/Waldsaum“?

– Gibt es statistisch signifikante Unterschie-de in den Individuensummen von Artenmit Schwerpunktvorkommen in definier-ten Pflanzenformationen zwischen Hack-und Halmfrucht, den beiden Ackerrainenund dem Standortpaar Hecke/Wald-saum?

– Welche charakteristischen Arten kenn-zeichnen den Hackfrucht- bzw. Halm-fruchtacker, die Ackerraine und die He-cke/den Waldsaum?

2 Die Untersuchungsgebiete

2.1 Hasenholz (HH)

Der Ort Hasenholz befindet sich etwa 5 kmnordwestlich von Waldsieversdorf (Branden-burg Landkreis Märkisch-Oderland). Das Untersuchungsgebiet (UG) befindet sichim Naturpark (NP) „Märkische Schweiz“ am

Ostrand der Barnim-Platte als Teil desweichseleiszeitlich geprägten Naturraumes„Ostbrandenburgische Platten“ (SCHULTZE,1955).Lehmunterlagerte sandige Fahlerden und Kol-luvisole treten als Leitbodenform mit demSubstratflächentyp „Tieflehm mit Sand“(s/L-s) auf. Die geologische Formation istGeschiebemergel. Dieser variiert zwischenmittel bis stark lehmigem Sand.Daten zu Klima und Vegetation liegen nichtvor.Untersucht wurde eine mit Robinien, Weiß-dorn und Rosengehölzen bestandene Hecke(HH1), ein Zuckerrüben-Acker (HH2) und einAckerrain (HH3). Die Flächen wurden mitHilfe von GPS eingemessen. Abweichung:ca. 30 m 14° 01' E , 52° 34' N.Der untersuchte Schlag wird konventionellbewirtschaftet.Im Jahre 2002 wurden Zuckerrüben ange-baut, dessen Saatgut im April 2002 gedrilltwurde. Die Ernte erfolgte Ende Oktober 2002.2001 waren die Vorfrüchte Erbsen und imJahre 2000 Winterweizen. Der Boden wurde im Herbst 2001 gepflügtund am 2.4.2002 sowie am 7.4.2002 vor derAussaat zur Saatbettbereitung des Bodensmit einer Kreiselegge bearbeitet.In der Anbauperiode 2002 wurden keine In-sektizide appliziert.Am 25.4.2002 wurden gegen Unkraut 0,5 lBetanal-Progress, dazu 0,5 l Öl, 1,5 l Goltixund 0,6 l Rebell ausgebracht.Die zweite Spritzung erfolgte am 1.5.2002mit 1 l Goltix, zusätzlich 0,8 l Betanal-Progressund 2 kg/ha MicroBor als Spurenelementzur Stärkung der Rübe.1 l entsprechen einer Anwendung von 1 kg/haPräparat in 200 l Wasser gelöst.Am 11.04.2002 erfolgte eine Düngung mitN-P-K-Dünger im Verhältnis 12:12:12. Eswurden 400 kg/ha Ware gestreut, was einerMenge von 48 kg Rein-N entspricht.Am 18.05.2002 wurde Kalk-Ammon-Salpe-ter mit einem Anteil von 27 % N-Anteil (HY-GRO AGRI DÜLMEN GmbH 1993), (108 kgRein-N/ha) gestreut, was insgesamt einerMenge Rein-Stickstoff von 156 kg/ha ent-spricht.

„ALLEIN, WAS NÜTZT DER GERINGE RAUMWIDERSTAND, DEN DER PFLANZENBESTAND DEN TIEREN BIETET, WENN DIE ZAHLREICHEN EINGRIFFE IN DIE BODENSTRUKTUR, DIE FÜR DIE HACKFRUCHTFELDER TYPISCH SIND,

SCHON EIN SO VERNICHTENDES BLUTBAD GERADE UNTER DEN NÜTZLICHEN

RÄUBERISCHEN GLIEDERFÜßERN ANGERICHTET HABEN.....“ BERNDT HEYDEMANN, 1953

RALPH PLATEN

Integrierende Ökologische Dauerbeobachtung in Brandenburg (IÖDB)-Arthropodenuntersuchung (Arachnida: Araneae, Coleoptera: Carabidae)in Hasenholz und VierradenSchlagwörter: Agrarökosysteme, Araneae, Brandenburg, Carabidae, IÖDB, Laufkäfer, Multivariate Statistik,

Spinnen

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RALPH PLATEN: INTEGRIERENDE ÖKOLOGISCHE DAUERBEOBACHTUNG IN BRANDENBURG (IÖDB)-ARTHROPODENUNTERSUCHUNG... 125

2.2 Vierraden (VR)

Die Ortschaft Vierraden befindet sich ca. 1 kmnordöstlich der Stadt Schwedt/Oder an derBundesstraße 2 in Richtung Sczecin.Das UG gehört zur Randow-Niederung, diesich zum Rückland der MecklenburgischenSeenplatte und unmittelbar zu den Sandter-rassen des Unteren Odertales anschließt(ZALF 1996).Die Randow-Niederung ist eine mehrere Kilo-meter breite fluvioglaziale Schmelzwasser-rinne, die zwischen Schwedt und Löcknitz(Uckermärkische Heide) verläuft und die in dieUckermärkische Lehmplatte eingesenkt ist.Die Böden sind überwiegend flach- bzw. an-moorig und alluvial überprägt.Im UG wurden ausnahmslos grundwasser-beeinflusste Böden mit ausgeprägten Ver-gleyungsmerkmalen gefunden. Neben über-wiegenden Sandanteilen, zeigte das Substratauch Anteile von Kies.Der pH steigt von 4,9 an der Bodenoberflä-che auf 6,5 in 85 cm Tiefe.Die mittlere Jahrestemperatur im Gebiet be-trägt 8,2° C, der mittlere Jahresniederschlagliegt bei 480-540 mm.Untersucht wurde ein Waldsaum (VR1), einWinterroggenfeld (VR2) und ein Ackerrainam Rande eines Entwässerungsgrabens (VR3)14° 16' E , 53° 06' N .Das untersuchte Feld wird konventionell be-wirtschaftet.Der Winterroggen wurde Anfang Oktoberdes Jahres 2001 eingesät. Die Ernte erfolgteMitte August 2002.Die Vorfrucht im Jahre 2001 war ebenfallsWinterroggen, im Jahre 2000 wurde Tabakangebaut.Der Boden wurde nach der Ernte 2002 ge-scheibt, nachdem das Stroh geräumt war. ImHerbst 2002 wurde gegüllt.In der Anbauperiode 2002 gab es keine An-wendung von Insektiziden.Der Einsatz von Herbiziden erfolgte auf 10 hader 16 ha großen Anbaufläche, ausgenom-men davon ein 20 m breiter Streifen zum was-serführenden Graben hin (Standort VR3).Im Oktober 2001 wurden 1,5 l/ha Phenicarngegen Gräser und zweikeimblättrige Wild-kräuter ausgebracht.Anfang Mai 2002 erfolgte eine Spritzungvon Terpal-C 1,5 l/ha zum Einkürzen des Ge-treides, Mitte Mai 2002 0,5 l/ha Anistor und0,3 l/ha Folicur gegen pilzliche Erreger.Alle Herbizide waren in 200 l Wasser gelöstund einmalig in der Anbausaison ausge-bracht worden.

3 Material und Methoden

3.1 Bodenfallen

Der Fang der epigäisch aktiven Spinnen undLaufkäfer erfolgte mit Bodenfallen nach BAR-BER (1931). Handelsübliche Kunststoffbechermit einem oberen Durchmesser von 7,5 cmwurden mit der Bodenoberfläche abschlie-ßend eingegraben und zu einem Drittel mit4%iger Formollösung gefüllt. Der Lösung

war ein Detergenz zur Verringerung derOberflächenspannung beigegeben.Pro Standort wurden 6 Bodenfallen einge-setzt, die in einem Abstand von ca. 2 m ineiner Reihe angeordnet waren.Die Einzelfallen der Standorte in Hasenholzwurden aufgrund der vorliegenden linearenStrukturen der Hecke und des Ackerrains von1 (Nord) bis 6 (Süd) durchnummeriert. InVierraden wurden die Becher, wie sonst üb-lich, mit 1 (Ost) bis 6 (West) bezeichnet.Die Leerung der Fallen erfolgte in einem 14-tägigen Rhythmus. Sie waren vom 1.6.2002bis zum 6.11.2002 fängig. Zwischen dem16.8.2002 und dem 23.9.2002 wurden dieBecher der Reihe VR2 (Feldflur) in Vierradenaufgrund von Mahd und Pflügen entfernt. InHasenholz fiel die letzte Leerung auf Grundder Ernte aus.Der Falleninhalt wurde im Labor ausgelesen,die Spinnen und Laufkäfer bis zur Art be-stimmt und deren Individuenzahlen separatfür jede Falle notiert.Die Tiergruppen wurden nach folgender Li-teratur bestimmt:Spinnen: HEIMER & NENTWIG 1991, LOCKET &MILLIDGE 1951/53, LOCKET et al. 1974, RO-BERTS 1985, 1987 und WIEHLE 1956, 1960Laufkäfer: FREUDE et al. 1976, LOHSE & LUCHT

1987, LUCHT & KLAUSNITZER 1998Angaben zur Ökologie wurden den Check-listen des Landes Brandenburg entnommen:Spinnen: PLATEN et al. 1999Laufkäfer: SCHEFFLER et al. 1999

3.2 Statistische Methoden

Zur Berechnung und Darstellung der faunisti-schen Ähnlichkeiten der Spinnen- und Lauf-käferzönosen an den Agrarstandorten wurdemit allen Arten und deren Individuenzahlen ei-ne „Detrended Correspondence Analysis (DE-CORANA)“ durchgeführt (BRAAK & SMILAUER

1998).Die Beantwortung der Frage, ob Unterschie-de in der ökologischen Präferenz der Artenzwischen den Standortpaaren Feldflur, Acker-rain, und Hecke/Waldsaum bestehen, wur-de mit Hilfe des Kruskal-Wallis- (H-)Testsbeantwortet (KÖHLER et al. 1996).

Dazu wurden zunächst die Individuensum-men der Spinnenarten mit den Schwerpunkt-vorkommen Nasswiesen, mesophile Laubwäl-der, bodensaure Mischwälder, Sandtrockenra-sen, ausdauernde Ruderalfluren und Äckersowie bei den Laufkäferarten die Pflanzenfor-mationen Frischwiesen und -weiden, meso-phile Laubwälder, bodensaure Mischwälder,Sandtrockenrasen, ausdauernde Ruderalflu-ren, und Äcker für jede Einzelfalle einesStandortes summiert und anschließend einemH-Test unterzogen. Als Grenze für das Signifi-kanzniveau wurde eine Irrtumswahrschein-lichkeit von p<0,05 festgelegt.

4 Ergebnisse

4.1 Der Arten- und Individuenbestand4.1.1 Hasenholz

Das Spektrum der Spinnen setzte sich insge-samt aus 99 Arten mit 4.634 Individuen, dasder Laufkäfer aus 84 Arten mit 6.531 Indivi-duen zusammen (Tab. 1).

4.1.2 Vierraden

Im Untersuchungsgebiet Vierraden wurdeninsgesamt 115 Spinnenarten mit 2.935 Indi-viduen und 87 Laufkäferarten mit 3.226 In-dividuen nachgewiesen (Tab. 2).

4.2 Aktivitätsdominanz

Der prozentuale Anteil der Individuen einerArt am Gesamtindividuenbestand eines Stand-ortes wird bei nicht flächenbezogenen Fang-methoden (wie bei den hier verwendetenBodenfallen) als Aktivitätsdominanz, in Fol-ge kurz als Dominanz bezeichnet (HEYDE-MANN 1957). Zu ihrer Berechnung wurdendie Individuensummen des Gesamtfangesaller 6 Fallen je Standort zusammengefasst.Es wurden die Dominanzklassen von ENGEL-MANN (1978) verwendet.Bei Standorten, die im „ökologischen Gleich-gewicht“ sind, befinden sich 1/3 der Arten(Hauptarten) mit 85 % der Individuen inden drei oberen Dominanzkategorien (eudo-

Tabelle 1: Verteilung der Arten- und Individuenzahlen der Spinnen und Laufkäfer auf die Fallenstandorte im UG „Hasenholz“

Taxon Zuckerrüben (HH2) Hecke (HH1) Ackerrain (HH3)

SpinnenArten 34 66 63Individuen 2.770 524 1.340LaufkäferArten 58 53 59Individuen 2.111 3.620 800

Tabelle 2: Verteilung der Arten- und Individuenzahlen der Spinnen und Laufkäfer auf die Fallenstandorteim UG „Vierraden“

Taxon Winterroggen (VR2) Waldsaum (VR1) Ackerrain (VR3)

SpinnenArten 45 75 67Individuen 1.777 715 443LaufkäferArten 53 52 59Individuen 1.371 1.055 800

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126 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 15 (4) 2006

minant bis subdominant). Gestörte Standor-te, z. B. Äcker (vgl. Abb. 1 und 2), zeigen da-von abweichende Werte, die eine Verschie-bung zu den höheren Dominanzkategorienaufweisen. In den Abbildungen 1 und 2 sinddie Dominanzverhältnisse von Arten einesStandortes grafisch dargestellt, die ≥ 1 %Dominanz aufweisen.Nach ENGELMANN (1978) sind die Dominanz-kategorien wie folgt definiert:Eudominant 32,00 - 100,00 %Dominant 10,00 - 31,99 %Subdominant 3,20 - 9,99 %Rezedent 1,00 - 3,19 %Subrezedent 0,32 - 0,99 %Sporadisch < 0,32 %Die Dominanzverhältnisse der Spinnen amStandort „Hecke“ in Hasenholz (HH1) sindrelativ ausgeglichen (Abb. 1). Keine der Ar-ten erreicht eine Dominanz von über 40 %;22 Arten stellen über 85 % aller Individuenund sind somit Hauptarten.Im Zuckerrübenfeld (HH2) zeigt sich dage-gen sowohl bei den Spinnen als auch bei denLaufkäfern eine extrem schiefe Dominanz-verteilung (Abb. 1, 2). Oedothorax apicatus,eine typische Spinnenart der Äcker (BLICK etal. 2000) stellt über 90 % der Individuen.Sechs Laufkäferarten stellen 86 % aller Indi-viduen. Dabei ist Pterostichus melanarius mit1.563 Individuen die weitaus häufigste Artan allen Standorten und erreicht an HH2 ei-ne Dominanz von 43 %.Eine ausgeglichene Dominanzverteilung zeigtder Ackerrain in Vierraden (VR3) bei denSpinnen (Abb. 1). Die Anzahl der Hauptar-ten (27) beträgt etwa dreimal so viel wie beidem Ackerrain in Hasenholz (nicht abgebil-det). Der Anteil an Ackerarten fällt jedoch imGegensatz zum entsprechenden Standort inVierraden nur gering aus .Die Dominanzstaffelung der Laufkäfer amStandort VR3 bleibt ähnlich ausgeglichenwie man sie bei den Spinnen findet, nur dasshier bereits 16 Arten über 85 % der Indivi-duen ausmachen. Die Artenzusammenset-zung ist ähnlich der in Hasenholz (nicht ab-gebildet). Unter den ersten zwei Rangplät-zen befindet sich eine beiden Standorten ge-meinsame Art: Pseudoophonus rufipes. DerAckerrain in Hasenholz hat eine Hauptartweniger als der in Vierraden, der auch eineausgeglichenere Dominanzstaffelung auf-weist (Abb. 2).

4.3 Gibt es statistisch signifikante Unter-schiede zwischen den Individuenzah-len von Spinnen- und Laufkäferartenmit Schwerpunktvorkommen in aus-gewählten Pflanzenformationen anden Standorten in Hasenholz undVierraden?

In Kap. 1 wurde die Frage gestellt, ob Spin-nen und Laufkäfer Unterschiede bezüglichihrer ökologischen Präferenz zwischen dendrei Standortgruppen der UG abbilden kön-nen. Zur Beantwortung der Frage wurdendie Daten wie in Kap. 3.2 beschrieben auf-bereitet, wobei nur die Arten analysiert wur-den, die in einer schwerpunktmäßig bevor-

zugten Pflanzenformation mit mindestens20 Individuen auftraten.Das Ergebnis der Analyse zeigt, dass bei denSpinnen lediglich die Arten aus den Pflanzen-formationen der Nasswiesen und der ausdau-ernden Ruderalfluren am AckerrainstandortVR3 auf dem 5%-Niveau signifikant geringersind als am entsprechenden Standort in Ha-senholz (Tab. 3). Alle anderen Ergebnisse sindbezüglich der Unterschiede nicht signifikant.Leere Felder bedeuten, dass auf Grund zugeringer Individuenzahlen keine Tests durch-geführt wurden.Die Ergebnisse werden so interpretiert, dassmit Hilfe von Spinnenarten in den meistenFällen keine statistisch signifikanten ökologi-schen Unterschiede zwischen den Standort-paaren aufgezeigt werden können. Dies er-staunt umso mehr, da sich Böden und An-

baufrüchte in beiden UG erheblich vonein-ander unterscheiden.Ein anderes Bild zeigt sich bei den Laufkä-fern (Tab. 4). Hier sind die Arten der Frisch-wiesen im Winterroggenfeld mit signifikantgeringeren Individuenzahlen vertreten als imZuckerrübenfeld (p<0,01). Das gleiche giltfür die Ackerraine. Dies ist vor allem durchdie weitaus geringere Häufigkeit von Pteros-tichus melanarius auf dem Acker in Vierra-den zurück zu führen. Weiterhin sind signifi-kante Unterschiede für die beiden Pflanzen-formationen „mesophile Laubwälder“ und„bodensaure Mischwälder“ sowie für „aus-dauernde Ruderalfluren“ zu erkennen. DieUnterschiede in den Waldformationen amStandortpaar Hecke/Waldsaum entsprechenwahrscheinlich Feuchtigkeitsunterschieden(die Standorte in Vierraden sind oberflä-

Abb. 1

Dominanzverhältnisse der Spinnen an den untersuchten Standorten in Hasenholz und Vier-raden

Tabelle 3: Signifikanzniveaus für die Spinnenindividuen ausgewählter Pflanzenformationen an den drei Standortpaaren der beiden UG

Standorte

Pflanzenformationen HH1 VR1 HH2 VR2 HH3 VR3

Nasswiesen -mesophile Laubwälder n.s.bodensaure Mischw. n.s.Sandtrockenrasen n.s.ausd. Ruderalfluren -Äcker n.s.

Kruskal-Wallis-Test, zweiseitig. - = signifikant niedriger bei p < 0,05, n.s. = nicht signifikant, HH=Hasenholz, VR=Vierraden, 1 = Hecke/Waldsaum, 2 = Zuckerrübe/Winterroggen, 3 = Ackerrain

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RALPH PLATEN: INTEGRIERENDE ÖKOLOGISCHE DAUERBEOBACHTUNG IN BRANDENBURG (IÖDB)-ARTHROPODENUNTERSUCHUNG... 127

chennah trockener). Am Standortpaar Ackersind signifikante Unterschiede in den Indivi-duenzahlen der Ruderalarten vorhanden, dieUnterschieden in der Bodenart entsprechen(Hasenholz: lehmiger Sand, Vierraden:Sand).Wie auch bei den Spinnen (Tab. 3) lassen dieAckerarten unter den Laufkäfern keine signi-fikanten Unterschiede in den Individuenzah-len zwischen Zuckerrübe und Winterroggenerkennen (Tab. 4).Das bedeutet, dass sich Laufkäfer als pedo-biologische Indikatoren eignen (vgl. auchMÜLLER-MOTZFELD 1987), obwohl dies gera-de die Arten, die in dieser Untersuchung als

typische Ackerarten ausgewiesen sind, nichterkennen lassen.

4.4 Räumliche Verteilung und faunisti-sche Ähnlichkeit der Standorte inHasenholz und Vierraden

4.4.1 Spinnen

Auch die Spinnenarten und deren Indivi-duenzahl der untersuchten Standorte in Ha-senholz und Vierraden wurden zur Analyseder räumlichen Verteilung und faunistischenÄhnlichkeit einer Detrended Corresponden-ce Analysis (DECORANA) unterzogen (BRAAK

& SMILAUER 1998).

Als grafische Darstellung der Analyseergeb-nisse dient ein Ordinationsdiagramm, ausdem die entsprechenden Informationen ent-nommen werden können (Abb. 3). Darge-stellt ist die 1. (horizontal) und 2. (vertikal)DECORANA-Achse. Die Skalierung ist in ei-nem Vielfachen der Standardabweichungvom Mittelwert aller in die Berechnung ein-gegangenen Werte angegeben. Dieser Mittel-wert über alle Daten (grand total) liegt imUrsprung des Koordinatensystems.Bei den Analyseergebnissen für die Spinnensind die Ackerrain-Standorte HH3 und VR3in der Abb. 3 entlang der 2. DECORANA-Achse maximal voneinander entfernt darge-stellt, was einer sehr geringen faunistischenÄhnlichkeit entspricht. Das gleiche gilt ent-lang der 1. Achse für die beiden Vierraden-Standorte Hecke (VR1) und Acker (VR2).Dagegen sind die beiden bewaldeten Stand-orte VR1 und HH1 sowie die Äcker VR2 undHH2 einander faunistisch relativ ähnlich(Abb. 3).Die Ergebnisse verdeutlichen nochmals, dassin den untersuchten Gebieten weder Anbau-frucht, Böden, nahezu gleich eine unter-schiedliche Bewirtschaftungsweise deutlicheUnterschiede in der Zusammensetzung derSpinnenzönose erkennen lassen.Die Individuenzahlen wurden nach der For-mel c = ln a +1 transformiert, wobei c dietransformierte und a die untransformierteIndividuenzahl bedeuten. Abkürzungen derStandorte: Hasenholz: Kap. 2.1, Vierraden:Kap.2.2. Schlüssel für die Artenkürzel:

4.4.2 Laufkäfer

Bei den Laufkäfern (Abb. 4) zeigt das Ordi-nationsdiagramm die Vierraden-Standorte inder rechten Hälfte des Bildes relativ nahebeieinander dargestellt, was einer großenfaunistischen Ähnlichkeit einspricht. Die Ha-senholz-Standorte sind zwar alle in der lin-ken Hälfte des Diagramms dargestellt, je-doch sind sie einander faunistisch sehr un-ähnlich. Zu bemerken ist dabei, dass dieStandorte beider Untersuchungsgebiete ähn-lich weit auseinander liegen.Die Unterschiede in der Zusammensetzungder Laufkäferzönosen zwischen Hasenholzund Vierraden sind wahrscheinlich nicht aufunterschiedliche Belichtung, sondern vor al-lem auf die unterschiedliche Bodenfeuchte(Hasenholz oberflächlich feuchter) der bei-den Gebiete zurückzuführen.Innerhalb des UG Vierraden unterscheidensich die Laufkäferzönosen erheblich. Diejeni-ge des Ackerrains zeigt durch die Nähe desEntwässerungsgrabens einen Anteil von28,8 % hygrophiler Arten. Der trockene, san-dige Waldsaum dagegen einen Anteil von37,3 % xerophiler Offenlandarten mit Schwer-punktvorkommen in ausdauernden Ruderal-fluren bzw. Sandtrockenrasen.Die Individuenzahlen wurden nach der For-mel c = ln a + 1 transformiert, wobei c dietransformierte und a die untransformierteIndividuenzahl bedeuten. Abkürzungen derStandorte: Hasenholz: Kap. 2.1, Vierraden:Kap.2.2. Schlüssel für die Artenkürzel:

Abb. 2

Dominanzverhältnisse der Laufkäfer an den untersuchten Standorten in Hasenholz und Vier-raden

Tabelle 4: Signifikanzniveaus für die Mediane der Laufkäferindividuen ausgewählter Pflanzenformationen an den sechs Standorten

Standorte

Pflanzenformationen HH1 VR1 HH2 VR2 HH3 VR3

Frischwiesen -- --mesophile Laubwälderbodensaure Mischwälder ++Sandtrockenrasen n.s.ausd. Ruderalfluren - --Äcker n.s.

Kruskal-Wallis/Nemenyi-Nuy-Test, zweiseitig. ++ = signifikant höher bei p < 0,01, -- = signifikant niedriger bei p < 0,01, - = signifikant niedriger bei p < 0,05, n.s. = nicht signifikant. HH = Hasenholz, VR = Vierraden, 1 = Hecke/Waldsaum, 2 = Zuckerrübe/Winterroggen, 3 = Ackerrain

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128 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 15 (4) 2006

4.5 Arten mit Schwerpunktvorkommenin Äckern

Innerhalb der Brandenburger Spinnen- undLaufkäferfauna gibt es nur sehr wenige bzw.wenige Arten mit Schwerpunktvorkommenin Äckern.Bei den Spinnen sind es lediglich 13 von 641Arten (2%). Deutlich mehr sind es bei denLaufkäfern: 40 von 340 Arten (11,8 %).Bemerkenswert ist, dass als Ergebnis ausUntersuchungen von nur zwei Gebieten na-hezu alle Spinnenarten (12 = 92, 3%) nach-gewiesen wurden, die schwerpunktmäßig inÄckern vorkommen. Bei den Laufkäfern sindes mit 31 Arten noch 77,5 %.In Hasenholz sind die entsprechenden Zah-len 11 Spinnenarten=84,6 %, in Vierradenebenfalls 11 Spinnenarten, bei den Laufkä-fern in Hasenholz 25 Arten=62,5 % und fürVierraden 20 Arten=50,0 %.

5 Diskussion

5.1 Spinnenzönosen der Äcker

LUCZAK (1979) hat die Spinnenfauna derÄcker in drei Gruppen eingeteilt.Gruppe I umfasst Arten, welche in Kultur-biotopen stets häufiger sind als in naturna-hen. Bei PLATEN (1996) werden 6 der 8 Artenaus dieser Gruppe genannt, die alle auch inHasenholz und Vierraden gefunden wurden:Erigone atra, E. dentipalpis, Meioneta rures-tris, Oedothorax apicatus, Pachygnatha de-geeri und Pardosa agrestis. Trochosa ruricolaschließt er nicht mit ein, da sie in offenen nas-sen und trockenen Flächen häufiger ist alsauf Äckern (PLATEN et al. 1991). RATSCHKER &ROTH (1997) sowie RATSCHKER (2001) bezeich-nen sie als Leitart für Brachen, wobei sie alsLeitarten diejenigen bezeichnen, die mit ei-ner Dominanz von ≥ 1 % und einer Nischen-breite von <0,3 auftreten. Die Nischenbreitewird nach MÜHLENBERG (1993) wie folgt be-rechnet:

Nb=(Y2a/N2

ab)-1/r-1,wobei Nb die Nischenbreite, Ya die Summealler Individuen aus allen Ressourcenklassen(hier Standorte), Nab die Individuenzahl ei-ner Art a in der Ressourcenklasse b und r dieAnzahl der Ressourcenklassen bedeutet.In Hasenholz war Trochosa ruricola imAckerrain sehr viel häufiger als im Ackerselbst, in Vierraden war es umgekehrt.BLICK et al. (2000) bezeichnen Oedothoraxapicatus als die Ackerspinne per se.In Gruppe II fasst LUCZAK (1979) alle Artenzusammen, welche bei PLATEN (1996) in mehrals 50 % seiner 9 untersuchten Ackerstand-orte vorkamen: Araeoncus humilis, Bathy-phantes gracilis, Dicymbium nigrum brevise-tosum, Oedothorax fuscus, Pardosa palustrisund Pardosa pullata. Mit Ausnahme der letz-ten Art wurden alle anderen in den hieruntersuchten Gebieten nachgewiesen, wo-bei sie teilweise auch in den Ackerstandortenselbst fehlten. Die Arten dieser Gruppe sindzwar in naturnahen Standorten häufiger, tre-ten jedoch auch in Ackerstandorten domi-

Abb. 3

Ordinationsdiagrammfür die Spinnen auf derBasis einer DetrendedCorrespondence Ana-lysis (DECORANA).

Abb. 4

Ordinationsdiagrammfür die Laufkäfer auf derBasis einer DetrendedCorrespondence Ana-lysis (DECORANA).

Abb. 5

Carabus auratus (LINNÉ, 1761) – Goldlaufkäfer Familie: Carabidae – Laufkäfer

Seine bevorzugten Lebensräume sind die Feldfluren und zwar schwerere Böden, fehlt jedochin Brandenburg auch auf sandigen Äckern nicht. Er ist flugunfähig und verbreitet sich daherausschließlich laufend. Häufig kann man ihn an Ackerrainen und auf Feldwegen sehen, sodass anzunehmen ist, dass er diese Korridore als Ausbreitungswege benutzt. Der Käfer istzwar in seiner Nahrungswahl nicht spezialisiert, vernichtet jedoch durch seine große Fraßak-tivität auch einen erheblichen Anteil von „Schadinsekten“. Er ist vom Frühjahr bis zumFrühsommer aktiv. Foto: R. Platen

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HH1 die häufigste Art (vgl. Kap. 4.2, Abb. 1).Nur ein Expemlar wurde im angrenzendenRübenacker gefangen.

5.3 Spinnenzönosen der Ackerraine

Die Ackerraine sind, wie auch in der vorlie-genden Untersuchung nachgewiesen wer-den konnte, viel stärker als die Hecken vonder angrenzenden Ackerfauna beeinflusst.Dies ist u.a. auf die geringen abiotischen undstrukturellen Unterschiede von Acker und Feld-rain zurückzuführen (PLATEN 1996). NachTISCHLER (1984) werden die biologischen Be-ziehungen zwischen Acker und Feldrain en-ger, sobald letzterer keinen Heckencharakterbesitzt.Daher ist auch der Anteil der Ackerarten inden Feldrainen sehr groß:Araeoncus humilis, Bathyphantes gracilis,Centromerita bicolor, Dicymbium nigrumbrevisetosum, Diplostyla concolor, Erigoneatra, E. dentipalpis, Meioneta rurestris, Oe-dothorax apicatus, Oe. fuscus, Pachygnathaclercki, P. degeeri, Pardosa amentata, P. pa-lustris, P. pullata, Pelecopsis parallela, Tenui-phantes tenuis und Trochosa ruricola.Einige wenige Arten der Hecken treten auchin Ackerrainen auf:Clubiona comta, Diplocephalus latifrons undD. picinus.Weiterhin ist auch ein erheblicher Anteil anArten in Ackerrainen vertreten, die schwer-punktmäßig in Wiesen und Weiden leben:Alopecosa pulverulenta, Bathyphantes par-vulus, Diplocephalus cristatus, Pardosa prati-vaga, Pirata piraticus, Stemonyphantes linea-tus und Troxochrus scabriculus.Auch diese Arten wurden alle an den Stand-orten dieser Untersuchung nachgewiesen.Die „typische“ Spinnenfauna der Äcker um-fasst somit nahezu die gesamte Zönose, die

in der Mehrzahl aus denjenigen Arten be-steht, die ihren Verbreitungsschwerpunkt je-doch in anthropogen geringer beeinflusstenHabitatenhaben. Die Artendiversität ist ab-hängig von der Anbaufrucht und von Artund Rotationszeit der Anbaufrüchte. Solche,die wie die Zuckerrübe, eine intensive Bear-beitung erfordern, können durchaus einehohe Anzahl an Spinnen- und Laufkäferar-ten besitzen. Meist ist es jedoch nur eineArt, die eine hohe Dominanz besitzt (vgl.Abb. 1, Kap. 4.2).Eine Unkrautbedeckung von 15-20 % imAcker führt zu einer Erhöhung der Arten-und Individuenzahl bei Spinnen und Laufkä-fern (AL HUSSEIN 1997).Wenn jedoch der Raumwiderstand (nach HEY-DEMANN 1957) durch zu hohen Unkrautbe-satz größer ist als in den Äckern mit geringe-rem Unkrautbesatz, so sinken die Arten- undIndividuenzahlen wieder.Die Artenzahlen der Spinnen und Laufkäferliegen in den untersuchten Gebieten im mitt-leren bis oberen, die Individuenzahlen, vorallem in Hasenholz im oberen Bereich.

5.4 Herkunft der Ackerarten und Besied-lungsstrategien der Spinnen

PLATEN (1996), der 64 Arbeiten über Spinnenauf Äckern aus Europa auswertete, von derSchweiz im Süden und Finnland im Norden,von Belgien im Westen und Polen im Osten,konnte zeigen, dass die Spinnenfauna be-züglich der dominanten Arten dieses geo-grafischen Bereiches, relativ uniform ist. Diemeisten der in Kapitel 5.1 bis 5.3 als zurAckerzönose gehörig aufgeführten Arten,sind ebenso in den Untersuchungen vonAgrarökosystemen in der Literatur genannt,die ackertypischen Arten traten teilweiseauch dominant auf. Die Agrarökosysteme

nant auf. Es sind meist eurytope Freiflächen-arten und viele unter ihnen, wie auch solcheaus Gruppe I, sind überwiegend Zwergspin-nen, die sich in jedem Entwicklungsstadiumdurch Fadenflug ausbreiten.In Gruppe III schließlich fasst PLATEN (1996)solche Arten zusammen, die in 25-50 % sei-ner untersuchten Ackerstandorte vorkamen.Sie können auf Feldern regelmäßig, mit Aus-nahme der Wolfspinnen jedoch nur in gerin-ger Anzahl beobachtet werden. Sie sind inangrenzenden, naturnahen Habitaten weit-aus häufiger. Zu ihnen zählen:Centromerita bicolor, Mangora acalypha,Microlinyphia pusilla, Pardosa amentata,Porrhomma microphthalmum, Tenuiphantestenuis, Tetragnatha pinicola, Trochosa terri-cola, Xysticus cristatus und Xysticus kochi.Weiterhin führt er Differenzialarten für nasse(Diplostyla concolor, Pardosa prativaga undPirata piraticus) Standorte (Lehmäcker) undtrockene (Sandäcker) auf (Arctosa perita, Pe-lecopsis parallela und Xerolycosa miniata).Alle außer eine Art (Pelecopsis parallela) tra-ten mindestens in einem der UG Hasenholzund Vierraden auf, die meisten der Differen-zialarten an beiden Standorten, diejenigenfür nasse Standorte häufiger in Hasenholz,diejenigen für trockene Standorte häufigerin Vierraden. Arctosa perita, eine typischeArt offener Sandflächen, wurde ausschließ-lich in Vierraden nachgewiesen.

5.2 Spinnenzönosen der Hecken

Hecken sind bewaldete, nach TISCHLER (1958,1980) aufgrund ihrer schmalen, linearenStruktur „doppelte Waldränder“. Sie werdenauch allgemein als Ökotone bezeichnet undsind nach ROTTER & KNEITZ (1977) Waldrefu-gien in der Agrarlandschaft. Ihre Spinnenzö-nosen unterscheiden sich je nach Ausbildungder Hecke (Bewaldungsgrad) stark von denangrenzenden Äckern.Der Individuenaustausch zwischen Ackerund Hecke ist gering, nach Untersuchungenvon BLICK (1988) scheinen Hecken bei derWiederbesiedlung der Äcker im Frühjahr nureine äußerst geringe Rolle zu spielen.Dennoch dringen Ackerarten in Hecken ein,so dass in ihr auch folgende Arten vorkom-men:Bathyphantes gracilis, Dicymbium nigrumbrevisetosum, Diplostyla concolor, Erigoneatra, E. dentipalpis, Meioneta rurestris, Oe-dothorax apicatus, Pachygnatha degeeri,Pardosa palustris, Pardosa pullata und Tro-chosa ruricola.Daneben sind jedoch Arten vorhanden, dieausschließlich oder überwiegend Hecken be-siedeln:Ceratinella brevis, Clubiona comta, Coelotesterrestris, Diplocephalus latifrons, D. picinus,Maso sundevalli, Micrargus herbigradus, Mi-croneta viaria, Ozyptila praticola, Pachygna-tha listeri, Paidiscura pallens, Robertus livi-dus, Tenuiphantes tenebricola und T. zim-mermann.Neun der 14 für Hecken typische Arten wur-den auch in einem der UG gefunden. Ozyp-tila praticola war in Hasenholz am Standort

Abb. 6

Xysticus kochi Thorell, 1872 – Familie: Thomisidae – Krabbenspinnen

Auf sandigen Äckern und anderen, offenen Trockenhabitaten sucht man Xysticus kochi nichtvergebens. Im Gegensatz zu vielen anderen Arten der Krabbenspinnen, welche auf Sträu-chern, an Rinde und auf Bäumen leben, jagt diese Art am Boden nach Insekten. Ihren Na-men verdanken die Krabbenspinnen der Eigenschaft, wie die Krabben selbst, seitwärts undauch geschickt rückwärts laufen zu können. Bei Bedrohung und beim Beutefang ziehen siedie drei hinteren Beinpaare eng an den Körper, während das erste, längste, „wie zu einerUmarmung“ weit gespreizt wird. Foto: R. Platen

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130 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 15 (4) 2006

unterscheiden sich somit grundsätzlich vonnaturnahen Biotopen, deren Zusammenset-zung ihrer Zönosen sich bereits in kleinräu-migem Maßstab, z. B. Kesselmoore oder Wäl-der gleichen Typs innerhalb Brandenburgs,stark unterscheiden kann (Platen, unpubl.).Für Arthropoden insgesamt stammt die an-erkannte These, dass zumindest ein Teil derAckerfauna aus Pionierstandorten oder ge-störten, naturnahen Biotopen, wie dem Lito-ral, stammen (HEYDEMANN 1953, TISCHLER

1965, RAATIKAINEN & HUHTA 1968). Sie sinddurch Überschwemmungen, also stetiger Stö-rung ihres Habitats, an die Bodenbearbeitungund Ernte auf dem Acker, präadaptiert.Allerdings sind die bei LUCZAK (1979) als Bei-spiel aufgeführten Arten keine eigentlichenAckerarten, sondern meist hygrophile Frei-flächenarten im Überschwemmungsbereich,die bei PLATEN (1996) als Differenzialarten fürfeuchte Standorte geführt werden.Eine weitere Gruppe stellen Arten dar, dieaus den Wäldern in die Äcker einwandern(TISCHLER 1965, BONESS 1958). Diese Artenkommen jedoch nur in geringer Häufigkeitund fast nie im Zentrum der Äcker vor, sodass HEUBLEIN (1983) hier von einem Randef-fekt spricht.Wie ist jedoch die Uniformität derjenigen Ar-ten zu erklären, die als typische Ackerartengelten und aus welchen naturnahen Habita-ten besiedeln sie die Äcker? Die Ackerfaunabesteht zu über 40 % aus Zwerg- und Bal-dachinspinnen (PLATEN 1996). Neun von 13Arten (69,2 %), die in Brandenburg als typi-sche Ackerarten geführt werden, gehörendieser Familie an. Arten der Baldachin- undZwergspinnen werden als extreme r-Strate-gen (LUCZAK 1979), aktive Fadenflieger (DUF-FEY 1956) und als eurytop (HÄNGGI et al. 1995)beschrieben. Somit können sie sich schnellüberall hin ausbreiten, Pionier- und stark ge-störte Habitate besiedeln und sich dortgegenüber stenotopen Arten erfolgreichdurchsetzen, solange keine sekundäre Suk-zession Struktur und Mikroklima verändern.Dies genau trifft jedoch auf Ackerflächen zu.Immer wiederkehrende Bodenbearbeitungund Ernte verhindern die Einstellung einesgleichmäßigen Mikroklimas, was bedeutet,dass sich Arten mit präziseren Struktur- undMikroklimaansprüchen nur kurzfristig eta-blieren und welche im Acker wohl auch nureine geringe Reproduktionsrate besitzen.PLATEN (1996) stellte die Hypothese auf, dassallein aufgrund der ungeheueren Indivi-duenzahl der Ackerarten diese nicht aus um-liegenden Biotopen jedes Jahr neu rekrutiertwerden können, sondern dass ihr Lebenszy-klus im Acker selbst ablaufen muss. DieseHypothese wird durch die Tatsache der gro-ßen Ausbreitungsfähigkeit der Ackerartendurch das Fadenfloß relativiert, so dass esauch durchaus möglich ist, dass die Ackerflä-chen auf diesem Wege jedes Jahr neu besie-delt werden. Neuere Untersuchungen vonRATSCHKER & ROTH (1997, 2000) haben ge-zeigt, dass der Reproduktionserfolg (als Maßwurde das Verhältnis von juvenilen zu adul-ten Spinnen genommen) in Äckern mitRandstrukturen, also z.B. Feldern mit Acker-

rainen, größer ist als in ausgeräumten Kul-turwüsten.

Fazit– Die Bewertung von Agrarökosystemen

durch Spinnen und Laufkäfer führt zuunterschiedlichen Aussagen.

– Spinnen lassen Agrarökosysteme sehr ein-heitlich und wenig artenreich erscheinen.

– Laufkäfer sind in Agrarbiotopen arten-reicher und differenzieren die Äcker überunterschiedliche Bodenansprüche erheb-lich besser.

– Ackerraine sind für beide Tiergruppenrelevante Strukturen als Rückzugsgebie-te und Quellen der Wiederbesiedlungder Äcker.

– Die Spinnenfauna Hecken weicht erheb-lich von der des Ackers ab, es gibt kaumDurchmischungen (hier wirkt die geringeLichtintensität für die tagaktiven Spin-nen als „ökologische Falle“).

– Viele der nachtaktiven Laufkäfer sind so-wohl im Acker als auch in der Hecke ak-tiv, die tagaktiven Arten überwiegendauf dem Acker.

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Anschrift des Verfassers:Dr. Ralph PlatenInstitut für Landnutzungssysteme und LandschaftsökologieLeibniz-Zentrum für Agrarlandschafts-forschung (ZALF)Eberswalder Straße 8415374 MünchebergE-Mail: [email protected]

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RALPH PLATEN: INTEGRIERENDE ÖKOLOGISCHE DAUERBEOBACHTUNG IN BRANDENBURG (IÖDB)-ARTHROPODENUNTERSUCHUNG... 131

AnhangAraneae: Arten Kürzel HH1 HH2 HH3 VR1 VR2 VR3 ÖT SP

Segestriidae – FischernetzspinnenSegestria senoculata (LINNAEUAS, 1758) Seg seno 4 arb, R 8Dysderidae – SechsaugenspinnenHarpactea rubicunda (C. L. KOCH, 1838) Har rubi 1 (x)(w) 14Mimetidae – SpinnenfresserEro furctata (VILLERS, 1789) Ero furc 2 (x)(w) 9Theridiidae – KugelspinnenAchaearanea riparia (BLACKWALL, 1834) Ach ripa 2 (x) 14Crustulina guttata (WIDER, 1834) Cru gutt 1 2 1 (x)(w) 12Enoplognatha latimana (HIPPA & OKSALA, 1982) Eno lati 1 1 x 12Enoplognatha mordax (THORELL, 1875) Eno mord 1 (x) 12Enoplognatha ovata (CLERCK, 1757) Eno ovat 2 3 (x)(w) 9Enoplognatha thoracica (HAHN, 1833) Eno thor 3 2 5 1 (x)(w) 12Euryopis flavomaculata (C. L. KOCH, 1836) Eur flav 19 6 16 4 (x)(w) 9cLasaeola tristis (HAHN, 1833) Las tris 1 arb 8Neottiura bimaculata (LINNÉ, 1767) Neo bima 1 4 1 (x)(w) 9cRobertus arundineti (O. P. CAMBRIDGE, 1871) Rob arun 2 2 h (w) 2Robertus lividus (BLACKWALL, 1836) Rob livi 1 1 1 (x) w 8Linyphiidae – Zwerg- und BaldachinspinnenAbacoproeces saltuum (L. KOCH, 1872) Aba salt 5 1 (x) (w) 9cAraeoncus humilis (BLACKWALL, 1841) Ara humi 1 3 30 2 (x) 15Bathyphantes gracilis (BLACKWALL, 1841) Bat grac 2 12 9 8 3 eu 15Bathyphantes parvulus (WESTRING, 1851) Bat parv 16 86 2 1 46 eu 14Centromerita bicolor (BLACKWALL, 1833) Cen bico 3 (x)(w) 14Centromerita concinna (THORELL, 1875) Cen conc 2 (x)(w) 8Centromerus incilium (L. KOCH, 1881) Cen inci 1 8 1 (x) w 8Centromerus pabulator (O. PICKARD-CAMBRIDGE, 1875) Cen pabu 1 1 (x)(w) 8Centromerus prudens (O. PICKARD-CAMBRIDGE, 1873) Cen prud 1 (x) w 8Centromerus sylvaticus (BLACKWALL, 1841) Cen sylv 1 1 2 8 (h) w, arb 7Ceratinella brevis (WIDER, 1834) Cer brev 4 2 (h) w 7Dicymbium nigrum brevisetosum (LOCKET, 1962) Dic nigr 1 eu 14Dicymbium tibiale (BLACKWALL, 1836) Dic tibi 1 1 (h)(w) 7Diplocephalus latifrons (O. P.-CAMBRIDGE, 1863) Dip lati 1 3 (h) w 7Diplocephalus picinus (BLACKWALL, 1841) Dip pici 2 (x) w 8Diplostyla concolor (WIDER, 1834) Dip conc 32 2 127 36 3 42 (h)(w) 7Erigone atra (BLACKWALL, 1833) Eri atra 20 82 87 4 453 16 eu 15Erigone dentipalpis (WIDER, 1834) Eri dent 8 16 24 189 3 eu 15Erigone longipalps (SUNDEVALL, 1830) Eri long 2 3 6 35 1 (x), ha 15Gongylidiellum latebricola (O. P.-CAMBRIDGE, 1871) Gon late 2 1 (x)(w) 8Lepthyphantes decolor (WESTRING, 1861) Lep deco 1 3 4 1 (x)(w) 8Lepthyphantes flavipes (BLACKWALL, 1854) Lep flav 1 6 2 (x) w, arb 8Lepthyphantes mengei (KULCZYNSKI, 1887) Lep meng 3 8 3 (h)(w) 2Lepthyphantes pallidus (O. P.-CAMBRIDGE, 1871) Lep pall 4 1 6 (h)(w) 7Lepthyphantes tenuis (BLACKWALL, 1852) Lep tenu 25 10 33 20 3 4 (x) 14Linyphia triangularis (CLERCK, 1757) Lin tria 1 1 (x)(w) 8Maso sundevalli (WESTRING, 1851) Mas sund 1 1 2 (x) w 8Mecynargus foveatus (DAHL, 1912) Mec fove 17 x 12Meioneta affinis (KULCZYNSKI, 1898) Mei affi 3 1 2 1 8 (x) 12Meioneta rurestris (C. L. KOCH, 1836) Mei rure 11 22 10 18 9 2 (x) 15Micrargus herbigradus (BLACKWALL, 1854) Mic herb 1 2 (x) w 8Microlinyphia pusilla (SUNDEVALL, 1830) Mic pusi 1 1 eu 14Microneta viaria (BLACKWALL, 1841) Mic viar 1 (h) w 7Neriene peltata (WIDER, 1834) Ner pelt 1 2 (x) w 8Oedothorax apicatus (BLACKWALL, 1850) Oed apic 61 2558 132 5 827 14 (x) 15Oedothorax fuscus (BLACKWALL, 1834) Oed fusc 2 21 eu 4Oedothorax retusus (WESTRING, 1851) Oed retu 2 1 eu 4Ostearius melanopygius (O. P.-CAMBRIDGE, 1879) Ost mela 1 1 (x) 15Pelecopsis radicicola (L. KOCH, 1872) Pel radi 3 (x)(w) 12Pocadicnemis juncea (LOCKET & MILLIDGE, 1953) Poc junc 1 h 2Pocadicnemis pumila (BLACKWALL, 1841) Poc pumi 3 10 16 eu 14Porrhomma microphthalmum (O. P.-CAMBRIDGE, 1871) Por micr 8 (x) 15Porrhomma pallidum (JACKSON, 1913) Por pall 1 (x) w 8Saaristoa abnormis (BLACKWALL, 1841) Saa abno 1 (h) w 7Savignia frontata (BLACKWALL, 1844) Sav fron 13 h 4Silometopus elegans (O. P.-CAMBRIDGE, 1872) Sil eleg 1 h 2Silometopus reussi ((THORELL, 1871) Sil reus 2 1 (x) 14Stemonyphantes lineatus (LINNAEUS, 1758) Ste line 3 2 2 (x) 14Tapinocyba insecta (L. KOCH, 1869) Tap inse 3 1 (x) w 8Tiso vagans (Blackwall, 1834) Tis vaga 1 (h) 4Troxochrus scabriculus (WESTRING, 1851) Tro sca 14 10 2 x 12Walckenaeria acuminata (BLACKWALL, 1833) Wal acum 1 3 1 (x) (w) 8Walckenaeria antica (WIDER, 1834) Wal anti 1 (x) 14Walckenaeria atrotibialis (O. P.-CAMBRIDGE, 1878) Wal atro 3 7 19 6 (w) 6Walckenaeria cucullata (C. L. KOCH, 1836) Wal cucu 2 (x) w 8Walckenaeria dysderoides (WIDER, 1834) Wal dysd 1 8 (x) w 8Walckenaeria furcillata (MENGE, 1869) Wal furc 1 x 10Walckenaeria monoceros (WIDER, 1834) Wal mono 1 (x) w 8Tetragnathidae – StreckerspinnenMetellina segmentata (CLERCK, 1757) Met segm 1 1 (h)(w) 7Pachygnatha clercki (SUNDEVAL, 1823) Pac cler 1 1 1 3 h 4Pachygnatha degeeri (SUNDEVAL, 1830) Pec dege 2 1 42 13 9 eu 15Pachygnatha listeri (SUNDEVALL, 1830) Pac list 1 h w 6Araneidae – RadnetzspinnenAraneus diadematus (CLERCK, 1757) Ara diad 1 (x)(w) 8Larinioides patagiatus (CLERCK, 1757) Lar pata 1 (x)(w) 9cMangora acalypha (WALCKENAER, 1802) Man acal 1 2 1 eu 15Lycosidae – WolfspinnenAlopecosa barbipes (SUNDEVALL, 1833) Alo barb 1 1 x 12Alopecosa cuneata (CLERCK, 1757) Alo cune 2 7 11 x 12Alopecosa pulverulenta (CLERCK, 1757) Alo pulv 1 2 1 24 eu 5Alopecosa trabalis (CLERCK, 1757) Alo trab 1 1 2 (x)(w) 12Arctosa perita (LATREILLE, 1799) Arc peri 1 x 11

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132 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 15 (4) 2006

Araneae: Arten Kürzel HH1 HH2 HH3 VR1 VR2 VR3 ÖT SPPardosa agrestis (WESTRING, 1861) Par agre 10 14 2 10 4 (x) 15Pardosa amentata (CLERCK, 1757) Par amen 1 1 eu 4Pardosa lugubris (WALCKENAER, 1802) Par lugu 12 (h)(w) 7Pardosa lugubris s.l. (WALCKENAER, 1802) Par lugu 2 (h)(w) 7Pardosa palustris (LINNAEUS, 1758) Par palu 11 1 9 1 eu 4Pardosa prativaga (L. KOCH, 1870) Par prat 1 4 458 8 60 23 eu 4Pardosa saltans (TÖPFER-HOFMANN & v. HELVERSEN, 2000) Par salt 1 16 69 1 10 (h)(w) 9bPirata hygrophilus (THORELL, 1872) Pir hygr 1 h (w) 6Pirata piraticus (CLERCK, 1757) Pir pira 1 h 2Trochosa ruricola (DE GEER, 1778) Tro ruri 3 7 126 21 6 eu 14Trochosa terricola (THORELL, 1856) Tro terr 23 1 23 215 2 49 (x)(w) 8Xerolycosa miniata (C. L. KOCH, 1834) Xer mini 3 5 2 5 9 x 12Xerolycosa nemoralis (WESTRING, 1861) Xer nemo 1 (x) w 8Pisauridae – JagdspinnenPisaura mirabilis (CLERCK, 1757) Pis mira 3 1 7 eu 14Agelenidae – TrichterspinnenAgelena gracilens (C. L. KOCH, 1841) Age grac 2 (x) 12Agelena labyrinthica (CLERCK, 1757) Age laby 2 eu 5Tegenaria domestica (CLERCK, 1757) Teg dome 1 trog, syn 16Hahniidae – BodenspinnenHahnia nava (BLACKWALL, 1841) Hah nava 2 x 12Dictynidae – KräuselspinnenCicurina cicur (FABRICIUS, 1793) Cic cicu 1 (x)(w) 8Liocranidae – FeldspinnenAgroeca brunnea (BLACKWALL, 1833) Agr brun 3 6 10 1 15 (w) 8Agroeca cuprea (MENGE, 1873) Agr cupr 1 x, th 12Agroeca proxima (O. P.-CAMBRIDGE, 1871) Agr prox 2 2 15 1 5 (x) 10Phrurolithus minimus (C. L. KOCH, 1839) Phr mini 7 1 x 13Scotina celans (BLACKWALL, 1841) Sco cela 12 3 10 x 10Clubionidae – SackspinnenClubiona neglecta (O. P.-CAMBRIDGE, 1862) Clu negl 2 x 12Clubiona reclusa (O. P.-CAMBRIDGE, 1863) Clu recl 1 1 1 4 eu 14Clubiona terrestris (WESTRING, 1851) Clu terr 2 3 6 (x)(w) 8Gnaphosidae – PlattbauchspinnenDrassodes pubescens (THORELL, 1856) Dra pube 2 3 2 x 14Drassyllus lutetianus (L. KOCH, 1866) Dra lute 1 1 10 4 4 (h) 4Drassyllus pusillus (C. L. Koch, 1833) Dra pusi 6 3 2 2 (x) 14Gnaphosa bicolor (HAHN, 1833) Gna bico 1 (x) w 8Haplodrassus cognatus (WESTRING, 1861) Hap cogn 2 arb, R 8Haplodrassus signifer (C. L. KOCH, 1839) Hap sign 2 1 x 14Haplodrassus silvestris (BLACKWALL, 1833) Hap silv 13 11 (x) w 8Haplodrassus soerenseni (STRAND, 1900) Hap soer 1 (x) w 8Micaria fulgens (WALCKENAER, 1802) Mic fulg 10 1 (x)(w) 12Micaria pulicaria (SUNDEVALL, 1832) Mic puli 1 1 eu 14Zelotes clivicola (L. KOCH, 1870) Zel cliv 1 18 (x) w 8Zelotes electus (C. L. KOCH, 1839) Zel ele 1 x 12Zelotes latreillei (SIMON, 1878) Zel latr 10 1 7 1 (x) 10Zelotes petrensis (C. L. KOCH, 1839) Tel petr 7 2 x 12Zelotes subterraneus (C. L. KOCH, 1833) Zel subt 32 4 51 4 (x)(w) 8Zoridae – WanderspinnenZora nemoralis (BLACKWALL, 1861) Zor nemo 3 2 (x)(w) 9cZora spinimana (SUNDEVALL, 1833) Zor spin 9 13 25 12 eu 14Philodromidae – LaufspinnenPhilodromus cespitum (WALCKENAER, 1802) Phi cesp 1 1 arb, R 8Philodromus collinus (C. L. KOCH, 1835) Phi coll 1 arb, R 8Thanatus sabulosus (MENGE, 1875) Tha sabu 2 (x)(w) 8Thanatus striatus (C. L. KOCH, 1845) Tha stri 1 eu 2Thomisidae – KrabbenspinnenOzyptila praticola (C. L. KOCH, 1837) Ozy prat 105 1 2 (x) w 8Xysticus cristatus (CLERCK, 1757) Xys cris 1 (x) 14Xysticus kochi (THORELL, 1872) Xys koch 2 3 4 2 30 2 x 12Xysticus striatipes (L. KOCH, 1870) Xys stri 1 x, th 14Salticidae – SpringspinnenBallus chalybeius (WALCKENAER, 1802) Bal chal 1 arb 9cBianor aurocinctus (OHLERT, 1865) Bia auro 1 eu 14Euophrys frontalis (WALCKENAER, 1802) Euo fron 14 4 3 (x)(w) 8Evarcha falcata (CLERCK, 1757) Eva falc 1 x 12Phlegra fasciata (HAHN, 1826) Phl fasc 1 1 x 12Sitticus pubescens (FABRICIUS, 1775) Sit pube 4 syn, th 16Summe Arten 66 34 63 75 45 67Summe Individuen 524 2770 1340 715 1777 443

Carabidae: Arten HH1 HH2 HH3 VR1 VR2 VR3 ÖT SPAgonum afrum (DUFTSCHMID, 1812) Ago afru 4 h (w) 3Agonum viduum (PANZER, 1797) Ago vidu 1 h 3Amara aenea (DE GEER, 1774) Ama aene 1 1 (x) 12Amara aulica (PANZER, 1797) Ama auli 1 1 1 1 (x) 14Amara bifrons (GYLLENHAL, 1810) Ama bifr 7 10 4 3 2 x 14Amara brunnea (GYLLENHALL, 1810) Ama brun 28 (x) w 8Amara communis (PANZER, 1797) Ama comm 6 15 172 11 10 (h) 5Amara consularis (DUFTSCHMID, 1812) Ama cons 1 (x) 15Amara convexior (STEPHENS, 1828) Ama conv 1 1 1 (x) 12Amara curta (DEJEAN, 1828) Ama curt 8 x 12Amara equestris (DUFTSCHMID, 1812) Ama eque 5 2 1 x 12Amara eurynota (PANZER, 1797) Ama eury 1 1 x 14Amara familiaris (DUFTSCHMID, 1812) Ama fami 3 5 14 16 50 18 (x)(w) 15Amara fulva (O. F. MÜLLER, 1776) Ama fulv 4 (x) 15Amara ingenua (DUFTSCHMID, 1812) Ama inge 2 x 14Amara littorea (C.G. Thomson, 1857) Ama litt 10 11 10 (x) 15Amara lucida (DUFTSCHMID, 1812) Ama luci 1 x 14Amara lunicollis (SCHIÖDTHE, 1837) Ama luni 1 56 2 3 (x)(w) 5Amara ovata (FABRICIUS, 1792) Ama ovat 23 1 1 4 2 2 (h)(w) 14Amara plebeja (GYLLENHAL, 1810) Ama pleb 1 25 34 34 eu 15Amara similata (GYLLENHAL, 1810) Ama simi 2 2 2 2 eu 15

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RALPH PLATEN: INTEGRIERENDE ÖKOLOGISCHE DAUERBEOBACHTUNG IN BRANDENBURG (IÖDB)-ARTHROPODENUNTERSUCHUNG... 133

Carabidae: Arten HH1 HH2 HH3 VR1 VR2 VR3 ÖT SPAmara spreta (DEJEAN, 1831) Ama spre 2 (x) 15Amara tibialis (PAYKULL, 1798) Ama tibi 1 x 12Amara tricuspidata (DEJEAN, 1831) Ama tric 16 (x) 15Anchomenus dorsalis (PONTOPPIDIAN, 1763) Anc dors 21 90 10 12 14 114 (x) 15Anisodactylus binotatus (FABRICIUS, 1787) Ani bino 3 (h)(w) 4Asaphidion flavipes (LINNÉ, 1761) Asa flav 3 eu 15Asaphidion pallipes (DUFTSCHMID, 1812) Asa pall 1 (x) 14Badister bullatus (SCHRANK, 1798) Bad bull 3 1 (x)(w) 8Bembidion femoratum (STURM, 1812) Bem femo 1 18 eu 15Bembidion lampros (HERBST, 1784) Bem lamp 1 43 9 8 1 1 (x)(w) 15Bembidion properans (STEPHENS, 1828) Bem prop 2 1 4 8 (x) 15Bembidion quadrimaculatum (LINNÉ, 1761) Bem quad 13 1 (x) 15Bembidion tetracolum (SAY, 1823) Bem tetr 2 3 5 eu 15Bradycellus caucasicus (CHAUDOIR, 1846) Bra cauc 1 x 14Bradycellus csikii (LACZO, 1912) Bra csik 1 (x) 14Bradycellus harpalinus (AUDINET-SERVILLE, 1821) Brad harp 1 eu 12Broscus cephalotes (LINNAEUS, 1758) Bro ceph 101 (x) 15Calathus ambiguus (PAYKULL, 1790) Cal ambi 9 24 2 11 3 x 12Calathus cinctus (MOTSCHULSKY, 1850) Cal cinc 44 170 14 44 6 x 12Calathus erratus (C. R. SAHLBERG, 1827) Cal erra 7 27 7 2 1 x 12Calathus fuscipes (GOEZE, 1777) Cal fusc 501 330 42 3 77 5 (x)(w) 14Calathus melanocephalus (LINNAEUS, 1758) Cal mela 41 80 27 8 5 13 (x) 14Calathus micropterus (DUFTSCHMID, 1812) Cal micr 17 2 6 3 1 (x) w 8Calathus rotundicollis (DEJEAN, 1828) Cal rotu 6 1 1 9 (h) w 7Calosoma auropunctatum (HERBST, 1784) Cal auro 7 1 (x) 15Carabus auratus (LINNÉ, 1761) Car aura 21 16 24 1 (x) 15Carabus convexus (FABRICIUS, 1775) Car conv 2 1 (h) w 7Carabus granulatus (LINNAEUS, 1758) Car gran 1 34 6 h (w) 6Carabus hortensis (LINNAEUS, 1758) Car hort 14 (h) w 7Carabus nemoralis (O. F. MÜLLER, 1764) Car nemo 3 8 2 2 (h)(w) 7Clivina fossor (LINNAEUS, 1758) Cli foss 1 2 1 4 eu 15Cychrus caraboides (LINNAEUS, 1758) Cyc cara 1 2 2 10 (h) w 7Dicheirotrichus rufithorax (C: R. SAHLBERG, 1827) Dic rufi 1 (x) 14Dromius agilis (FABRICIUS, 1787) Dro agil 1 w, arb 8Dyschirius globosus (HERBST, 1784) Dys glob 1 6 h (w) 6Harpalus affinis (SCHRANK, 1781) Har affi 14 40 9 1 9 5 (x) 15Harpalus autumnalis (DUFTSCHMID, 1812) Har autu 1 1 x 12Harpalus distinguendus (DUFTSCHMID, 1812) Har dist 6 1 (x) 15Harpalus latus (LINNAEUS, 1758) Har latu 6 9 1 1 3 2 (h)(w) 5Harpalus luteicornis (DUFTSCHMID, 1812) Har lute 3 1 4 1 (x) 14Harpalus picipennis (DUFTSCHMID, 1812) Har pici 2 x 12Harpalus pumilus (STURM, 1818) Har pumi 1 1 1 1 1 x 12Harpalus rubripes (DUFTSCHMID, 1812) Har rubr 1 x 14Harpalus rufipalpis (STURM, 1818) Har rufi 1 3 x 12Harpalus signaticornis (DUFTSCHMID, 1812) Har sign 1 1 x 15Harpalus smaragdinus (DUFTSCHMID, 1812) Har smar 1 21 1 1 7 1 x 12Harpalus solitaris (DEJEAN, 1829) Har soli 2 x 12Harpalus tardus (PANZER, 1797) Har tard 29 4 98 3 9 7 (x) 14Harpalus xanthopus winkleri (SCHAUBERGER, 1923) Har xant 1 1 (h) w 7Leistus ferrugineus (LINNAEUS, 1758) Lei ferr 7 4 193 5 2 (x)(w) 8Leistus rufomarginatus (DUFTSCHMID, 1812) Lei rufo 1 3 (h) w 7Leistus terminatus (HELLWIG, 1793) Lei term 2 h (w) 2Licinus depressus (PAYKULL, 1790) Lic depr 2 (x)(w) 14Loricera pilicornis (FABRICIUS, 1775) Lor pili 3 3 6 9 32 4 (h)(w) 15Masoreus wetterhallii (GYLLENHAL, 1813) Mas wett 2 1 x 12Microlestes minutulus (GOEZE, 1777) Mic minu 4 18 1 1 1 13 (x) 14Miscodera arctica (PAYKULL, 1798) Mis arct 1 (x) w 8Nebria brevicollis (FABRICIUS, 1792) Neb brev 123 2 24 9 14 (h)(w) 7Notiophilus aeshtuans (MOTSCHULSKY, 1864) Not aqua 2 1 x 12Notiophilus aquaticus (LINNAEUS, 1758) Not aest 1 x 10Notiophilus biguttatus (Fabricius, 1779) Not bigu 2 3 w 7Notiophilus palustris (DUFSCHMID, 1812) Not palu 4 7 4 (h)(w) 6Oodes helopioides (FABRICIUS, 1792) Ood helo 1 h 3Ophonus nitidulus (STEPHENS, 1826) Oph niti 1 h w 6Ophonus rufibarbis (FABRICIUS, 1792) Oph rufi 10 11 1 (x)(w) 14Oxypselaphus obscurus (HERBST, 1784) Oxy obsc 2 h (w) 6Panagaeus bipustulatus (FABRICIUS, 1775) Pan bipu 5 1 1 8 (x)(w) 14Philorhizus sigma (P. ROSSI, 1790) Phi sigm 2 (h)(w) 7Poecilus cupreus (LINNAEUS, 1758) Poe cupr 21 35 26 36 135 48 (h) 15Poecilus lepidus (LESKE, 1785) Poe lepi 1 2 2 2 24 x 15Poecilus punctulatus (SCHALLER, 1783) Poe punc 5 45 2 (x) 15Poecilus versicolor (STURM, 1824) Poe vers 55 26 38 220 184 140 (h) 15Pseudoophonus calceatus (DUFTSCHMID, 1812) Pse calc 6 x 15Pseudoophonus griseus (PANZER, 1797) Pse gris 2 5 1 1 4 9 x 12Pseudoophonus rufipes (DE GEER, 1774) Pse rufi 187 624 176 136 303 180 (x) 15Pterostichus anthracinus (ILLIGER, 1798) Pte anth 1 h (w) 6Pterostichus diligens (STURM, 1824) Pte dili 2 h 2Pterostichus gracilis (DEJEAN, 1828) Pte grac 2 1 h 3Pterostichus melanarius (ILLIGER, 1798) Pte mela 815 1563 319 14 153 18 eu 5Pterostichus niger (SCHALLER, 1783) Pte nige 14 4 18 8 6 (h)(w) 7Pterostichus nigrita (PAYKULL, 1790) Pte nigr 5 2 h (w) 6Pterostichus oblongopunctatus (FABRICIUS, 1787) Pte oblo 9 1 6 2 2 (h) w 7Pterostichus strenuus (PANZER, 1797) Pte stren 3 8 1 3 (h) w 7Pterostichus vernalis (PANZER, 1796) Pte vern 3 2 h (w) 4Stenolophus mixtus (HERBST, 1784) Ste mixt 1 1 h 3Syntomus foveatus (GEOFFROY, 1785) Syn fove 1 1 41 x 12Syntomus truncatellus (LINNÉ, 1761) Syn trunc 13 (x) 14Synuchus vivalis (ILLIGER, 1798) Syn viva 5 6 3 2 1 (h)(w) 14Trechus obtusus (ERICHSON, 1837) Tre obtu 17 4 20 3 (h)(w) 14Trechus quadristriatus (SCHRANK, 1781) Tre quad 22 336 22 7 10 (x) 15Zabrus tenebrioides (GOEZE, 1777) Zab tene 5 5 11 11 5 (x) 15Summe Arten 59 53 63 51 53 59Summe Individuen 2112 3620 1019 1054 1371 800

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134 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 15 (4) 2006

Vor 70 Jahren gab es auf dem heutigen Ge-biet von Brandenburg gerade einmal 10 Na-turschutzgebiete (NSG) und ein Landschafts-schutzgebiet. Heute sind es über 470 NSGmit einer Fläche von weit über 200.000 ha,das sind ca. 8 % der gesamten Landesflä-che. Das NSG Groß Machnower Weinberg -als eines von diesen ersten Naturschutzge-bieten - kann stellvertretend für den Anfangeiner Entwicklung im Naturschutz angese-hen werden für ein noch relativ jungesRechtsinstrument zur Flächensicherung alsNaturschutzgebiet. In den folgenden 70 Jah-ren hat sich dieses Instrument zum – zumin-destens Anzahl und Flächengröße betref-fend – erfolgreichsten des Naturschutzesentwickelt.Das NSG Groß Machnower Weinberg warseinerzeit das erste auf dem Territorium desheutigen Landes Brandenburg, welches nachErlass des neuen Reichsnaturschutzgesetzesvon 1935 verabschiedet wurde. Gleichzeitigbegannen weitere systematische Unter-schutzstellungen, die bis zur Verabschiedungdes ersten Naturschutzgesetzes der DDRvon 1954 mit insgesamt 33 NSG führten.Aufgrund dieses Gesetzes und der gezieltenEntwicklung eines naturwissenschaftlich be-gründeten Systems von Naturschutzgebie-ten durch die in Potsdam ansässige Zweig-stelle des 1953 gegründeten Institutes fürLandschaftspflege und Naturschutz erfolgtedann ein wesentlicher Zuwachs an Natur-schutzgebieten. Bis zur Verabschiedung desLandeskulturgesetzes der DDR im Jahr 1970kamen noch über 70 neue NSG hinzu. Diesesystematische Entwicklung führte dann biszur politischen Wende 1989 dazu, dass es zudieser Zeit auf dem Territorium des heutigenLandes Brandenburg 184 NSG mit 21.800 ha(0,75 % der Landesfläche) gab. Mit der Wende 1989 gab es mit dem Auf-wind des Naturschutzes in der Öffentlichkeit

erstmals einen sprunghaften Anstieg auf329 NSG mit einem Anteil an der Landesflä-che von 3,5 %, der allerdings nur teilweiseauf systematischer wissenschaftlicher Grund-lage erfolgte. Erst mit den Vorgaben derFauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäi-schen Gemeinschaft (FFH-RL) wurde eineerneute systematische Erweiterung des Na-turschutzgebietssystems möglich. Zur Schaf-fung eines kohärenten Netzes von europäi-schen Schutzgebieten zur Sicherung einesgünstigen Erhaltungszustandes für Artenund Lebensräume der FFH-Richtlinie wurdenin Brandenburg insgesamt 620 FFH-Gebietean die EU gemeldet, von denen der über-wiegende Teil als Naturschutzgebiet gesi-chert ist bzw. noch gesichert wird.Der Groß Machnower Weinberg galt schonzur Zeit der Unterschutzstellung als eines derbedeutendsten naturkundlichen Kleinode inder Berlin nahen Umgebung, das von et-lichen Berliner Heimatforschern entdecktwurde und Ziel zahlreicher Exkursionen war. Allein die markante geomorphologische Bil-dung in der flachen Niederung der BarutherUrstromtalebene, die durch ihre Höhe von76 m und die weitgehend waldfreie Kuppeeinen imposanten Rundblick über die vonGrünland und Äckern geprägte Landschaftzuließ, war ein Anziehungspunkt. Die fürdiese Gegend einzigartige Naturausstattungmit kontinental geprägten Trockenrasen undschütterem Eichenwald boten zahlreichenBlütenpflanzen und Insekten Lebensraum,die es anderenorts nicht oder nur selten gab.Bereits 1922 hatte der Insektenforscher Dr.H. Hedicke, damals Professor am Naturkun-demuseum in Berlin, die Bedeutung des Ge-bietes für zahlreiche Insekten, insbesonderefür die Hymenopterenfauna erkannt. Er wares auch, der sich später maßgeblich für dieUnterschutzstellung einsetzte.Weit vor diesen Untersuchungen und seiner

Veröffentlichung über die Hymenopterendes Groß Machnower Weinbergs (HEDICKE

1922) war das Gebiet Botanikern als Stand-ort seltener Steppenpflanzen bekannt (vgl.z. B. Flora Marchica [DIETRICH 1841] mit demHinweis auf das Vorkommen von Stipa pen-nata).Zur damaligen Zeit war der Groß Machno-wer Weinberg, wie eine Zeichnung in derVeröffentlichung P. Schulze (1922) im Telto-wer Kreiskalender deutlich zeigt, auf großenFlächen waldfrei. Auch Abbildung 1 ausKRAUSCH (1959) weist im Südwesten nochmarkante Freiflächen auf. Offensichtlich führ-ten aber bereits nachlassende Beweidungmit Schafen bzw. Nutzungsauflassung zuVeränderungen der Artenzusammenset-zung, so dass sich schon in früheren Veröf-fentlichungen die ersten Hinweise auf erfor-derliche Schutz- und Pflegemaßnahmen vorallem für die offenen Standorte u. a. bei HE-DICKE (1922), SCHULZE (1922) und HUECK

(1929) finden. Das Gebiet war bis heute fast durchweg Zielvon Exkursionen und Forschungen namhaf-ter Wissenschaftler und Heimatforscher, sounter anderen mit Untersuchungen zur Zika-den- und Heuschreckenfauna von SCHIMENZ,(1968), zur Heteropteren-Fauna von GÖLL-NER-SCHEIDING (1970) sowie FISCHER (2000)und zu Flora, Vegetation und zum Gebiets-zustand von KRAUSCH (1959), FISCHER (1984)und WALTHER (1984). Damit gehört der GroßMachnower Weinberg zu einem der am be-sten untersuchten Schutzgebiete in Bran-denburg. Aus diesem Grunde lassen sich dieEntwicklungen, wenn auch überwiegend ne-gativ für die wertgebenden Arten der konti-nentalen Trockenrasen, gut nachvollziehen.Durch fast alle Veröffentlichungen ziehensich Schlussfolgerungen mit Hinweisen zuPflege- und Schutzmaßnahmen vor allemfür die Trockenrasen, allerdings ohne nen-

KLEINE BEITRÄGE

MATTHIAS HILLE, THOMAS SCHOKNECHT

70 Jahre Naturschutzgebiet Groß Machnower WeinbergSchlagwörter: Naturschutzgebiet Groß Machnower Weinberg

Abb. 1

Ansicht des Groß Machnower Weinbergs aus KRAUSCH (1959)

Abb. 2

Ansicht des Groß Machnower Weinbergs 13.9. 2006 Foto: M. Hille

Page 30: Moos des Jahres 2006 – Das Quellmoos (Fontinalis antipyretica) · 2012-10-15 · 106 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 15 (4) 2006 Moos des Jahres 2006 – Das Quellmoos

NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 15 (4) 2006 135

nenswerte positive Wirkungen. Nahezu alleSchutzbemühungen von Gebietsvergröße-rungen über Behandlungsrichtlinien bis hinzu praktischen Pflegeeingriffen vermochtenes nicht, die ursprüngliche Artenvielfalt undden Zustand der offenen Lebensraumtypender kontinentalen Trockenrasen, die der An-lass für die Unterschutzstellung vor 70 Jah-ren waren, zu erhalten. Die 1951 erfolgte Er-weiterung der Naturschutzgebietsfläche be-zog nunmehr auch weitere bewaldete Flä-chen mit lichtem thermophilen, kontinentalgeprägten Schwalbenwurz-Eichenwald (Cy-nancho-Quercetum) ein.Heute präsentiert sich das Gebiet überwie-gend bewaldet mit nur noch kleineren Frei-flächen (Abb. 2). Die alten Weinbergsterras-sen sind unter dem Waldschirm noch gut er-halten. Der Weinberg als isolierte Moränen-kuppe ist im Süden und Westen umgebenvon landwirtschaftlichen Nutzflächen. ImSüdosten grenzt ein großer Stallkomplex und

im Norden die Verbindungsstraße Mitten-walde - Groß Machnow an. Als Waldinsel inder Agrarlandschaft ist das NSG dauerhaftrandlichen Nährstoffeinträgen ausgesetzt.Der nördliche Hang des Groß MachnowerWeinberges (überwiegend außerhalb desNSG gelegen) ist mit stattlichen Kiefern(BHD 50 cm), vereinzelten Stieleichen, jun-gen Birken und Ebereschen sowie mit dich-tem Unterwuchs von Später Traubenkirschebestockt (Abb. 3). Im Gebiet fanden Versu-che zur Bekämpfung der Späten Traubenkir-sche statt. Die etwa 50 cm hohen Stümpfewurden nach dem Abschneiden mit schwar-zen Foliensäcken verhüllt. Nahezu alle so be-handelten Stöcke schlugen zumindest an derBasis wieder aus. Einige der Säcke wurdenauch von durch wachsenden Trieben zerstört(Abb. 4). Diese Methode ist also nicht be-sonders erfolgversprechend.Die Plateaulage des Weinbergs trägt lichte-ren Kiefernwald, die Traubenkirsche domi-

niert hier nicht mehr im Unterwuchs. Dafürbildet Landreitgras (Calamagrostis epigeios)ausgedehnte Herden. Daneben finden sichfreie Stellen mit wenige Quadratmeter gro-ßen Flechtenrasen. Im Übrigen wird hier dieKrautschicht von Schlängelschmiele (Des-champsia flexuosa) und Schafschwingel (Fes-tuca ovina) gebildet. Hinweise auf die ehe-mals viel offeneren Bereiche geben die vonKiefernstangenholz bedrängten breitkroni-gen Stieleichen. Die Silbergrasflur auf dem Südhang desWeinberges unterliegt natürlich auch derSukzession durch Gehölze. Sie wird aber seitJahren entkusselt. Nur einige einzelne auf-geästete Kiefern wurden auf der Fläche be-lassen (Abb. 5). Am Hangfuß weisen SpäteTraubenkirsche, Brombeeren Holunder undHerden des Landreitgrases auf Störung undEutrophierung hin (Abb. 6).Wertvolle Trockenrasengesellschaften wie derKüchenschellen-Steppenlieschgras-Trocken-

Abb. 3

Dichte Gebüsche der Späten Traubenkirsche Foto: Th. Schoknecht

Abb. 4

Schwarze Foliensäcke zur Verhinderung des Stockausschlages anSpäter Traubenkirsche Foto: Th. Schoknecht

Abb. 5

Flechtenreiche Silbergrasflur Foto: Th. Schoknecht

Abb. 6

Ruderalisierungserscheinungen in der Silbergrasflur Foto: M. Hille

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136 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 15 (4) 2006

rasen (Pulsatillo-Phleetum) oder die Licht-nelken-Schafschwingelfluren (Sileno-Festuce-tum) finden sich kleinflächig vor allem imOberhangbereich.In Tabelle 1 sind die wertvollen Arten derTrockenrasen und Säume von KRAUSCH (1959)aus dem Handbuch der NSG (FISCHER et al.1982) und der Biotopkartierung von SCHWARZ

(2005) zusammengestellt. Von den 25 nochin den 1970er Jahren beobachteten wertge-benden Arten sind heute 8, also ein knappesDrittel, verschollen.Fotos und Zeichnungen aus der ersten Hälf-te des vorigen Jahrhunderts zeigen bedeu-tend größere Offenflächen als heute. Dazu

kommen nur locker mit Gehölzen bestande-ne Hutungsflächen am Westhang und aufder Hochfläche. Verbuschung und Bewal-dung, Eutrophierung und zeitweise militäri-sche Übungen sind wohl die Hauptursachenfür den Artenschwund.An den heutigen Freiflächenbereich schlie-ßen sich westlich ehemalige Weinbergterras-sen mit schönem alten, lichten Eichenbe-stand an, der schon zur Zeit der NSG-Aus-weisung bestand. Mit seinen üppigen Kro-nen zeigt er noch heute deutlich den Einflussder früheren Beweidung. In der Bodenvege-tation finden sich große Bestände derSchwalbenwurz (Cynanchum vincetoxicum).

In dieser Größe und Ausprägung gehört derSchwalbenwurz-Eichenwald des Groß Mach-nower Weinberges zu den am besten erhal-tenen Beständen dieser Pflanzengesellschaftin Brandenburg (Abb. 7).Hier sollte auch der Schwerpunkt künftigerSchutzbemühungen liegen. Eine Wiederher-stellung der Freiflächen auf das Maß der30er Jahre ist sicher illusorisch. So hat dasKapitel „Gesellschaftliche Aufgabenstel-lung“ aus dem Handbuch der Naturschutz-gebiete mit ihrer Forderung nach dem „Er-halt naturnaher Restbestockungen des wär-meliebenden Eichentrockengehölzes (Cyn-ancho-Quercetum) und verschiedener Aus-bildungsformen von Trockenrasen an wald-freien Stellen in Südexposition als artenrei-che Florenstandorte und Insektenbiotope“noch heute seine Gültigkeit.

LiteraturDIETRICH, A. 1841: Flora Marchica oder Beschreibungder in der Mark Brandenburg wildwachsenden Pflan-zen. Verl. L. Oehmigke. Berlin. 820 S.FISCHER, J. 2000: Veränderungen der Artenzusammen-setzung der Heteropterenfauna (Heteroptera-Insecta)des Naturschutzgebietes „Groß Machnower Wein-berg“. Diplomarb. Humboldt-Univ. zu Berlin. FISCHER, W. 1984: Probleme des Naturschutzgebietes„Groß Machnower Weinberg“. Heimatkalender fürden Kreis Zossen: 84-86FISCHER, W.; GROßER; K. H. & MANSIK, K.-H. 1982: DieNaturschutzgebiete der Bezirke Potsdam, Frankfurt(Oder) und Cottbus sowie der Hauptstadt der DDR,Berlin. Urania-Verl. Leipzig, Jena, Berlin. 292 S. GÖLLNER-SCHEIDING, U. 1970: Beiträge zur Heteropte-ren-Fauna Brandenburgs: 1. Die Heteropteren-Faunades Groß Machnower Weinbergs und seiner näherenUmgebung. Arch. Natursch. Landschaftsforsch. Bd. 10(1): 41-70HEDICKE, H. 1922: Die Hymenopterenfauna des GroßMachnower Weinberges bei Mittenwalde. Dt. Ent.Ztschr.: 249-287HUECK, K. 1929: Botanische Ausflüge durch die MarkBrandenburg, Berlin. Verl. H. Bermühler: 196 ffKRAUSCH, H. D. 1959: Das Naturschutzgebiet GroßMachnower Weinberg. Heimatkal. Krs. Zossen 1959:141-144SCHIEMENZ, H. 1968: Zur Zikaden- und Heuschrecken-fauna der Naturschutzgebiete „Groß MachnowerWeinberg“, „Große und Kleine Jahnberge“, „Geeso-wer Hügel“, „Oderberge“, „Priesterschlucht“, „Woll-berg und Oderbruchrand“. Brand. Naturschutzgebie-te. Folge 5-10SCHULZE, P. 1922: Ein bemerkenswertes Naturdenkmalunserer Mark: Der Groß Machnower Weinberg, eineZufluchtsstätte für Sonnensiedler unter Tieren undPflanzen. Teltower Kreiskalender 19. 55-57SCHWARZ, R 2005.: Flächendeckende terrestrische Bio-topkartierung im FFH-Gebiet FFH 631 Großmachno-wer Weinberg. unveröff. Mskr.WALTHER, J. R. 1984: Der Groß Machnower Weinberg -Ein besonders wertvolles Naturschutzgebiet in der MarkBrandenburg. Berl. Naturschutzblätter 28 (2) 40-45

Anschrift der Verfasser:Dr. Matthias HilleDr. Thomas SchoknechtLandesumweltamt BrandenburgSeeburger Chaussee 214476 Potsdam, OT Groß GlienickeE-Mail: [email protected]: [email protected]

Tabelle 1: Wertvolle Arten der Trockenrasen und Säume nach KRAUSCH (1959), FISCHER et al. (1982) und SCHWARZ (2005)

KRAUSCH 1959 FISCHER SCHWARZ 2005 Verschollenet al. 1982

Anthericum liliago x X XAnthericum ramosum x X 1Arabis glabra x X XCampanula persicifolia x X 2Centaurea stoebe x X XChondrilla juncea x X XDianthus carthusianorum x X XErysimum crepidifolium X 1Geranium sanguineum x X XGypsophila fastigiata x X 1Koeleria glauca x X XPeucedanum oreoselinum x X XPhleum phleoides x X XPolygonatum odoratum x X XPotentilla arenaria x X XPulsatilla pratensis x X 1Salvia pratensis x X XScabiosa canescens X 3Silene nutans x X 1Silene otites x X XStachys recta x X 1Stipa joannis x X 1Thesium ebracteatum x X 1Thesium linophyllon x 1Trifolium alpestre X 3Veronica prostrata X XVeronica spicata x X XVincetoxicum hirundinaria x X XLegende: 1- verschollen, 2 - nicht beobachtet, 3 - neu beobachtet

Abb. 7

Schwalbenwurz-Eichenwald Foto: M. Hille

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NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 15 (4) 2006 137

Als Bestandteil des Forschungs- und Entwick-lungsvorhabens „Monitoring von Vogelartenin Deutschland“ übernahm der Fördervereindas o. a. Projekt. Gefördert wird das Gesamt-vorhaben vom Bundesamt für Naturschutzmit Mitteln des Bundesministeriums für Um-welt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Zielder Bearbeitung war die Darstellung der öko-logischen Bedingungen der Zählstrecken/-ge-biete der beiden Länder Bayern und Branden-burg und der für die Verteilung durchziehen-der und rastender Wasservögel ausschlagge-benden ökologischen Faktoren. Bewusst wur-den diese zwei geografisch unterschiedlichenLänder ausgewählt, um differente ökologi-sche Bedingungen zu berücksichtigen:– das Land Brandenburg – ein typisches,

durch Niederungen geprägtes Gebietmit zahlreichen kleineren und mittelgro-ßen Flachseen unterschiedlicher Trophie,wenigen meso- und oligotrophen, ge-schichteten Seen, langsam fließendenFlüssen und Strömen, zahlreichen Über-flutungsgewässern und als BesonderheitTagebaurestgewässern mit niedrigenpH-Werten

– und das Land Bayern als ein in der alpinenund voralpinen Region liegendes Gebiet

mit etlichen großen und teilweise tiefenSeen, oft oligo- und mesotroph, sowieschnell fließenden Gewässern 1. und 2.Ordnung, aber auch einigen größerenTeichgebieten.

Eine ökologische Charakterisierung der Zähl-strecken/-gebiete fehlte in beiden Ländern,wie wohl auch in den anderen Bundeslän-dern, obwohl vor allem bei den Fischerei-und Wasserwirtschaftsbehörden teilweiseumfangreiche Datenpools über morphologi-sche, trophische und Belastungsparametervorliegen. Vor allem diese sollten im Rahmendes Projektes gesichtet werden und mit denvorhandenen Daten des Wasservogelmoni-torings verglichen werden. Folgende Institu-tionen stellten dazu ihr umfangreiches Ma-terial dankenswert unbürokratisch zur Verfü-gung: das Landesamt für Wasserwirtschaftdes Freistaates Bayern; die VogelschutzwarteGarmisch-Partenkirchen, die ArbeitsgruppeOrnithologie „Bodensee“, das Landesum-weltamt Brandenburg, das Institut für Binnen-fischerei Potsdam, das Institut für Gewässer-ökologie Seddiner See. Für lediglich 21 Ge-wässer in Bayern und 7 in Brandenburgkonnten keine brauchbaren Unterlagen er-langt werden. Insgesamt wurden 152 Zähl-

strecken/-gebiete in Brandenburg und 82 inBayern erfasst und genauer charakterisiert(Tabellen), wobei jeweils ein Stammdaten-blatt angelegt wurde, in dem folgende An-gaben zusammengefasst sind:– geografisch/morphologische Parameter

(Größe, Breite, Tiefe, Fließgeschwindig-keit, Ufergestaltung)

– Angaben zum Monitoring– ökologische Ausstattung (Trophie, Sapro-

bie, Chemismus, Vegetation, Nahrungs-angebot)

– Schutzstatus– Angaben zur Dominanz von Wasservö-

geln – Zuordnung zu einer Gewässer-Hauptka-

tegorie.Die im Bericht vorgenommene Kategorisie-rung der Zählstrecken/-gebiete wird auf derGrundlage verschiedener Publikationen (u. a.BAUER & SCHAACK 1970; EBER 1968; HAREN-GERD et al. 1990; ISAKOV 1966; KALBE 1981,1997; RICKEN et al. 1994; STICKROTH et al.2003) und auf Vorschlag des Auftraggebersergänzt. Dabei beschreiben die Kategorienvornehmlich die Entstehung der Gewässerbzw. deren Genese; ökologische Differenzie-rungen der einzelnen Kategorien dienen ei-

LOTHAR KALBE, MATTHIAS KÖRNER

Projekt „Ökologische Charakterisierung der Zählstrecken/-gebiete desWasservogelmonitorings“ der Länder Bayern und Brandenburg, 2004/2005Schlagwort: Wasservogelmonitoring

Tabelle 1: ZählgebietskategorienKategorie Definition Ökologische Differenzierung

(Klassifizierungsparameter)FließgewässerStrom Breite > 100 m Kanalisierungsgrad, Tiefe, Belastung, Uferbeschaffenheit, Röhricht, StrombettFluss Breite 5 - 100 m Kanalisierungsgrad, Saprobie/Belastung, Unterwasserpflanzen, Benthosbeschaffenheit,

Sandbänke, Röhricht, FließgeschwindigkeitBach Breite 1 - 5 m Fließgeschwindigkeit, Saprobie/Belastung, Uferbeschaffenheit (natürlich, künstlich),

Gebirgslage/Niederung Staustufe Anstau in Fließstrecke Fließgeschwindigkeit/Wasseraustausch, Tiefe, Fläche, Trophie, pflanzliche BesiedlungStehende GewässerSee oder Weiher alle stehenden Gewässer natürlichen Ursprungs Größe, Tiefe, Steilscharigkeit, Schichtung, Ufergestaltung, Röhrichtzone, Trophie,

(auch Bergsenkungsgebiete u. Sedimentbeschaffenheit, Sichttiefe, Planktonentwicklung, Chemismus, Makrozoobenthos, unbekannte Genese) Fischbesiedlung

Altwasser vom Fließgewässer abgetrennte, Größe, Tiefe, pflanzliche Besiedlung, Trophie, Sichttiefe, Nahrungsangebotteils temporär durchflossene Altarme

Abgrabungsgewässer Baggerseen (Kalk, Sand, Kies, Ton) Größe, Tiefe, Uferbeschaffenheit, Schar, pflanzliche Besiedlung, Nahrungsangebot,Trophie, touristische Erschließung

Tagebaurestgewässer durch Flutung oder GrundWasseranstieg Größe, Tiefe, Chemismus (pH-Wert), Uferbeschaffenheit, pflanzliche Besiedlung, entstandene Gewässer des Braunkohlenbergbaus Fischbesiedlung

Talsperre, Stausee durch Staumauer begrenzte Stillgewässer, Stauregime, Fließbewegung/Wasseraustausch, Stauwurzelgestaltung,Rückhaltebecken, Speicherseen sonst wie See und Weiher(künstlich entstanden)

Teiche künstlich (anthropogen) entstandene Bewirtschaftungsregime (permanente od. temporäre Wasserhaltung), pflanzliche Besied-Flachgewässer (Fischteiche, Rieselparzellen, lung, Sedimentbeschaffenheit, Ufer, Flachwasserbereiche (Schlammbänke)Abwasserteiche/Klärteiche)

Park- und meist kleinflächige, künstliche Flachgewässer Uferbeschaffenheit, Störungsgrad, Belastung (Trophie), NahrungsangebotStadtgewässer im SiedlungsbereichKanal künstliche Wasserstraße (oft stehendes Wasser) Breite, Uferbeschaffenheit, Fließgeschwindigkeit/Wasserdurchsatz, Nahrungsangebot

oder Wasserüberleiter (meist künstliche Ufer, temporär fließend)

Binnenland- künstliche Becken, meist in Verbindung zu Ufergestaltung, Tiefe, Belastung, StörungenHafengewässer Seen oder Fließgewässerntemporäre Gewässer temporär unter Wasser stehende Flächen in Überflutungszeitraum, Tiefe, Ufer, Schlammflächen, pflanzliche Besiedlung, Belastung

Niederungen und Deichvorländern (z. B. durch Hochwasser, Flutung)

KLEINE BEITRÄGE

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138 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 15 (4) 2006

ner vorgeschlagenen Klassifizierung, die fürdie einzelnen Gebiete zur Charakterisierungangewandt wurden (Tab. 1).Für beide Länder wurde anhand der Gewäs-serkategorien die Repräsentanz der Zählstre-cken/-gebiete geprüft. Dabei ergibt sich eindeutliches Übergewicht für stehende Ge-wässer (Seen, Talsperren, Weiher, Teiche)gegenüber den Fließgewässern (Tab. 2).Das Vorkommen der Wasservögel in denZählstrecken/-gebieten wurde anhand dervorhandenen Zähldaten, teilweise über ei-nen Zeitraum von > 40 Jahren, für die jewei-ligen Zählsaisons zwischen September undApril (Achtmalzählung bzw. Sechsmalzäh-lung) ausgewertet und mit den ökologischenDaten bewertet. Im Einzelnen wurden fol-gende ökologische Faktoren ausgewählt undgeprüft: Größe/Fläche stehender Gewässer;Breite der Fließgewässer; Tiefe der Gewäs-ser; Fließgeschwindigkeit; Windexposition;Uferbeschaffenheit; Trophie/Nahrungsange-bot; Saprobie/Nahrungsangebot; Makro-phyten; Sichttiefe; Störung; Ausprägung vonRöhrichten und Verlandungszonen; Tempe-ratur; Chlorophyll-a; TOC (total organic car-bon); Nährstoffgehalt (Gesamtphosphor,Gesamtstickstoff); pH-Wert; Sauerstoffge-halt; Salzgehalt; Kalkgehalt; Eisengehalt.Wie zu erwarten, waren etliche spezifische Be-

schaffenheitsparameter für das Auftreten derWasservögel ohne Belang, vor allem auch imHinblick auf die bei den Zählungen herrschen-de „Wintersaison“, in der der Stoffwechseleingeschränkt ist. Das Vorkommen der meis-ten Arten korreliert dagegen direkt mit derGröße/Breite, Tiefe der Gewässer, Uferbe-schaffenheit, pflanzlichen Besiedlung, Nah-rungsangebot und Sichttiefe. Speziell für dasNahrungsangebot mussten folgende indirektwirkenden Faktoren Trophie, Saprobie, Nähr-stoffbelastung, TOC, Sauerstoffgehalt als Al-ternativparameter genutzt werden, weil in fastallen Fällen keine spezifischen Angaben z. B.zu Fischfauna, Makrozoobenthos, Sediment-fauna und Submersvegetation nutzbar/vor-handen waren. Auch niedrige pH-Werte wir-ken wohl nur indirekt durch die Negativbeein-flussung des Nahrungsangebotes bzw. als Be-siedlungsschranke für Fische.Anhand der vorliegenden Zeitreihen desWasservogelmonitorings und der selten vor-liegenden Angaben zu ökologischen Verän-derungen in den Zählstrecken/-gebietenkonnten vor allem Abhängigkeiten zwischenAbundanz einzelner Wasservogelarten undNahrungsangebot dargestellt werden, z. B.Vorkommen von Tauchenten in Abhängig-keit der Besiedlung mit Dreissena an Potsda-mer Gewässern und Vorkommen von Grün-

del- und Tauchenten in Abhängigkeit vonder Sedimentfauna (Abb.). Dagegen zeigtesich, dass die in den letzten Jahrzehnten ein-setzenden Verbesserungen der Wasserbe-schaffenheit z. B. in den zu Brandenburg ge-hörenden Elbabschnitten kaum einen positi-ven Einfluss auf das Vorkommen ausgewähl-ter Arten bzw. Artengruppen hatte. Vermut-lich wurde mit der Entlastung der Gewässerzunächst das Nahrungsangebot verringert,was vor allem Kleintiere fressende Wasser-vögel benachteiligte. Offensichtlich entschei-det gerade bei vielen Durchzüglern das Nah-rungsangebot deren Vorkommen.Interessant ist die Häufung von Seetaucher-Nachweisen an den neu entstandenen sau-ren Restseen des Braunkohlebergbaus in derLausitz, obwohl hier die wesentliche Nah-rungskomponente „Fische“ fehlt. Allein Grö-ße und Tiefe solcher Gewässer ziehen ver-mutlich die Seetaucher an.Im Ergebnis der Auswertungen wurde deut-lich, dass für die meisten Zählstrecken/-ge-biete keine ausreichenden Unterlagen zumNahrungsangebot vorhanden sind. Das soll-te Anlass für den Aufbau eines speziellenlimnoornithologischen Monitorings in denLändern sein. Entsprechende Vorschläge zurAusstattung eines solchen Monitorings wer-den unterbreitet.

LiteraturBAUER, W. & SCHAACK, K.-H 1970: Hessische Gewässerals Durchzugs- und Winterrastareale für Schwimmvö-gel. Luscinia 41: 63-75EBER, G. 1968: Die wichtigsten Wasservogelgebiete inNordrhein-Westfalen. Anthus 5: 41-108HARENGERD, M.; KÖTSCH, G. & KÜSTERS, K. 1990: Doku-mentation der Schwimmvogelzählung in der Bundes-republik Deutschland 1966-1986. Schr.-R. DDA Nr.11ISAKOV, J. A. 1966: Conservation of Waterfowl Bree-ding in the USSR. Proc. Meeting Internat. Cooperationin Wildfowl Research. IWRB-Publik. SlimbridgeKALBE, L. 1981: Ökologie der Wasservögel. Einführungin die Limnoornithologie. 2. Aufl. Ziemsenverl. Luther-stadt WittenbergKALBE, L. 1997: Limnische Ökologie. Teubner-Verl.Stuttgart - LeipzigSTICKROTH, H.; SCHMIDT, G.; ACHTZIGER, R.; NIEMANN, U.;RICHERT, E. & HELLMEIER, H. 2003: Konzept für ein natur-schutzorientiertes Tierartenmonitoring am Beispiel derVogelfauna. Angew. Landschaftsökol. 50

Anschrift der Verfassser:Dr. Lothar KalbeAm Weinberg 2614552 Michendorf, OT Stücken

Matthias KörnerDaniel-Schönemann-Straße 2a14548 Schwielowsee

Interessenten an dem vollständigen Berichtwenden sich an den Förderverein für Was-servogelökologie und Feuchtgebietsschutze. V., Buckow, Dorfstraße 34, 14715 Buckowb. Nennhausen, Tel.: 033 878/60-257, Fax:033 878/60-600

Tabelle 2: Gewässerkategorien in Brandenburg und Anteil der Zählgebiete

Gewässerkategorie Gesamtzahl Gesamt- Zählgebiete Zählgebiete Anteil %>10 ha/ fläche km2/ Zahl Fläche km2/ (Anzahl)Anzahl Fließstrecke Δ Fließstrecke

I. Ordnung km km

Stehende Gewässer 1.074 •• 706Seen 1.039 600 86 376 • 8,3Teiche (Gebiete) 12 100 9 47 • 75,0Talsperren 3 12 1 7,8 33,0Bergbaurestgewässer 20 89 12 56 60,0Kleingewässer 1.900 125 1 8,7 0,0Überflutungsgewässer 25 26 11 322 • 44,0

Fließgewässer 25 2.155Ströme 2 200 19 198 ca. 100Flüsse 23 1.955 11 186 ca. 25Bäche > 300 3.710 2 10 < 10Gräben > 800 26.500 0 0 0

• = einschließlich größerer Verlandungsflächen und Feuchtwiesen (entspricht nicht Gesamtfläche), •• = ohne Kleingewässer und Überflutungsflächen, Δ = Etliche Zählgebiete umfassen mehrere Gewässer, größere Strömeund Flüsse sind in Teilgebiete gesplittet (z. B. Oder 17 Zählgebiete)