MORPHOGENETISCHE STADTGEOGRAPHIE: … · 2. Romanik (von ca. 1000 bis 1250) ... Gegründet in der...

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87 MORPHOGENETISCHE STADTGEOGRAPHIE: ARCHITEKTURSTILE IN PRAG Katja Bessel INHALTSVERZEICHNIS 1. Entstehung 2. Romanik (von ca. 1000 – 1250) 2.1 Romanik in Prag 3. Gotik (12. – 15. Jh.) 3.1 Gotik in Prag 4. Renaissance (15. Jh. – Ende 16. Jh.) 4.1 Renaissance in Prag 5. Barock (1600 – 1770) 5.1 Barock in Prag 6. Klassizismus (18. Jh. – Anfang 19. Jh.) 6.1 Klassizismus in Prag 7. Prag im 19. Jh. 8. Prag im 20. Jh. 9. Fazit Literaturverzeichnis und WWW-Quellen

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MORPHOGENETISCHE STADTGEOGRAPHIE:

ARCHITEKTURSTILE IN PRAG

Katja Bessel

INHALTSVERZEICHNIS

1. Entstehung

2. Romanik (von ca. 1000 – 1250)

2.1 Romanik in Prag

3. Gotik (12. – 15. Jh.)

3.1 Gotik in Prag

4. Renaissance (15. Jh. – Ende 16. Jh.)

4.1 Renaissance in Prag

5. Barock (1600 – 1770)

5.1 Barock in Prag

6. Klassizismus (18. Jh. – Anfang 19. Jh.)

6.1 Klassizismus in Prag

7. Prag im 19. Jh.

8. Prag im 20. Jh.

9. Fazit

Literaturverzeichnis und WWW-Quellen

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1. Entstehung

Ein Gründungsmythos besagt, dass die seherisch begabte Fürstin LIBUSSA (Libuše) die Stadt Prag gegründet hat. Einer Eingebung von einer großen Stadt, die reich an Einfluss und Ruhm sein wird, folgend, suchte sie mit ihrem Gefolge einen kleine Siedlung an der Moldau und fand diesen Grün-dungsort an der Stelle, an der ein Mann gerade die Schwelle (práh) seines Hauses zimmerte. Tatsächlich besteht die Vermutung, dass das Gebiet des heutigen Prags schon seit der Altsteinzeit be-siedelt ist. Viele kleine Siedlungen entstanden in der Nähe der Moldaufurt, die die einzige Möglichkeit darstellte, den Fluss zu überqueren. Später kreuzten sich dort Bernstein- und Salzstraße und lieferten die Bedingungen dafür, dass das Gebiet eine Kaufmannssiedlung wurde. (EISENSCHMID 2002: 21)

2. Romanik (von ca. 1000 bis 1250)

Als romanisch wird der Kunststil bezeichnet, der sich nach dem Zerfall des Karolingerreichs durch den Tod KARLS des Großen entwickelt hat. Das Abendland war in politischer, geographischer, religiö-ser und kultureller Hinsicht zersplittert, wofür die ständigen Einfälle fremder Völker als Grund zu sehen sind. Nachdem diese Störung und Zerstörung nachgelassen hat, begann eine Periode des Wie-deraufbaus und die Formen romanischer Kunst verdichteten sich. Besonders die christliche Idee, die im ausgehenden 10. Jahrhundert alle Lebensbereiche durchdrang, lenkte die Architektur und so war der Sakralbau vorherrschend.

Die romanische Baukunst vereinigte im Kirchenbau die Grundform der Basilika mit dem Grundriss des Kreuzes durch das zwischen Chor und Langhaus eingefügte Quer-schiff. Auf Weite und Geräumigkeit der Innenräume wurde weniger Wert gelegt. Als Baumaterial wurden insbesondere relativ kleine, behauene Steine verwendet, die ein stabiles Mauerwerk ermöglichten. Neues Interesse galt den Beda-chungen der Kirchen, die sich allmählich von Holz zu Stein änderten. Bei den Steingewölben lassen sich drei verschie-dene Typen unterscheiden: Das Tonnengewölbe in der Form eines Halbzylinders, das Gratgewölbe und die Kup-pel.

Als das Hauptmerkmal dieser Bauweise sind Wucht und Kraft zu nennen, wobei sich im 11. Jh. die Architektur an die der Antike anlehnt und Elemente wie Säule, Pfeiler, Rundbogen und auch Kreuzgewölbe aufgreift. (DEBI-CKI/FAVRE/GRÜNEWALD/PIMENTEL 1996: 67-75)

2.1 Romanik in Prag

In der Mitte des 9. Jh. entstand die Prager Burg Hradschin, durch die die Zeit der Přemysliden einge-läutet wurde, ein Prager Fürstengeschlecht dank dem Prag den Landesregierungssitz inne hatte und der Stadt somit weiterer Aufschwung geboten wurde. (HOENIG 1921: 76) Weitere Bauwerke, die der Bau des Herrschaftssitzes nach sich zog, waren das Königspalais und eine Rundkapelle als Vorgängerbau des St.-Veits-Domes. Mittels des Přemyslidenfürsten BOŘIVOJ wurde das Christentum nach Böhmen gebracht und in Prag der Bau der Kirche des hl. Klemens und der Marienkirche veranlasst. Im Jahr 973 wurde das Prager Bistum gegründet, woraufhin die St.-Georg-Kirche, bis heute das besterhaltenste Denkmal der Romanik in Prag, sowie das St.-Georg-Kloster entstanden. Einige Jahre später wurde auf der gegenüberliegenden Seite der Moldau auf dem südlich gelegenen Felsen eine zweite Burganlage, namens Vyšehrad, errichtet. Dort gründete man in der zweiten Hälfte des 11. Jh. das Domkapitel und begann mit der Erbauung der Kirche St. Peter und Paul, der St.-Laurentius-Kirche und der Rundkapel-le St. Martin. Das Stadtbild veränderte sich jedoch ebenfalls unterhalb der Burgen: An dem rechten Moldauufer entstand ein Marktplatz, um den sich ein Straßennetz entwickelte. Am Rande der Straßen wurden rei-

Abb. 1: Grundriss einer romanischen Kirche

Quelle: DEBICKI/FAVRE/GRÜNEWALD/PIMENTEL 1996

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che Bürgerhäuser errichtet, die neben ihrer geschmackvollen Form zusätzlich noch eine Verteidi-gungsaufgabe innehatten. Bei den Häusern handelte es sich um „Bauwerke aus nicht verputzten Qua-dern mit einer Höhe von bis zu zwei Stockwerken und mit Außentreppen“ (SEDLÁKOVÁ 1997: 27). Das Erdgeschoss war meist unbewohnt und die Fenster waren sehr klein und kurz unter der Decke einge-baut, während der Hauseingang direkt in den Garten führte. Außerdem verfügten die Häuser über hochstrebende Gewölbe auf Stützpfeilern mit Kapitellen. Den Schutzcharakter verloren die Häuser erst, als die Altstadt im 13. Jh.von einer Verteidigungsmauer umgeben wurde. Lange Zeit wusste man nicht von diesen Häusern, da sie von anderen Bauten verdeckt wurden, aber gegenwärtig lassen sich noch 70 solcher Werke in Prag finden. Erstaunlich in der Stadt war der Unterschied zwischen den prunkvollen Bürgerhäusern mit monumen-talen Charakter, welche weitestgehend das Stadtbild bestimmten und den relativ bescheidenen Bauten der Kirchen, die nicht wie heute den Stadtcharakter dominierten, trotz der Anzahl der Kirchen: Auf dem rechten Moldauufer existierten 23 Kirchen und auf dem linken Ufer wenigstens acht. 1172 wurde die erste Steinbrücke über der Moldau errichtet, die Judithbrücke, die eine schnellere und bequemere Überquerungsmöglichkeit des Flusses darstellte und Verwaltungs- und Handlungsteil der Stadt verband. (SEDLÁKOVÁ 1997: 10–28)

St.-Georgs-Basilika Gegründet vor 920, Standort Hradschin – Prager Burg

Ursprünglich ist dieses Bauwerk voraussichtlich als dreischiffige Basilika mit einem Dreiapsidenchor angefertigt worden. Allerdings fand im 11. Jh. ein Umbau statt, bei dem der Nordturm ergänzt, die Höhe sowie Länge verändert und über den Seitenschiffen Emporen errichtet wurden. Erst später, nach 1142, wurden die noch heute gültigen Veränderungen vorgenommen: Das Mittel-schiff, abgeschlossen durch eine Balkendecke, endet mit einem erhöhten Chor mit Apsis, worunter eine dreischiffige Krypta zu finden ist, und die Seiten-schiffe erhielten Gewölbe, während der Südturm noch hinzugefügt wurde. Die Eingangsfassade wurde vermutlich nach einem Konzept von F. Caratti im Jahr 1671 zusätzlich erbaut.

Rundkapelle St. Martin Gegründet in der zweiten Hälfte des 11. Jh., Standort Vyšehrad Diese Kapelle ist nicht nur die älteste erhalten geblieben Rundkapelle Prags, sondern auch das älteste erhalten gebliebene Bauwerk von Vyšehrad. Ihr Grundriss ist zentral und weist eine halb runde Apsis vor, die mit Lisenen ver-ziert ist. Erbaut wurde sie aus niedrigen Quadern. (SEDLÁKOVÁ 1997: 28)

Haus der Herren von Kunstadt und Podiebrad Erbaut im letzten Drittel des 12. Jh., Standort Altstadt Dieses Haus gehört zu den besterhaltensten romanischen Steinhäusern. Das längliche Bauwerk bestand aus zwei Stockwerken, die durch eine Außentreppe verbunden waren und gehörte vermutlich zu einem Gebäudekomplex mit Hof,

Garten und Türmen. „Im Erdgeschoss des Mittelteils befindet sich ein längs ausgerichteter Gewölbe-saal mit Portal, dessen Gewölbe von Rundpfeilern abgestützt wird. An beiden Seiten schließen sich kleinere Säle mit Kaminen an“ (SEDLÁKOVÁ 1997: 30). Im Jahr 1846 erhielt die palastähnliche Kon-struktion zusätzlich einen klassizistischen Aufbau. (SEDLÁKOVÁ 1997: 30)

Abb. 2: St.-Georgs-Basilika

Quelle: SEDLÁKOVÁ 1997

Abb. 3: Rundkapelle St. Martin

Quelle: SEDLÁKOVÁ 1997

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3. Gotik (12. – 15. Jahrhundert)

Die Hochgotik war vor allem durch die Wandlung in Europa begleitet. Es wurden neue Städte gegrün-det und ausgebaut, höhere Kathedralen spiegelten das Selbstbewusstsein und die wachsende Wirt-schaftskraft wider. Auf immer intensiver genutzten Handelswegen verbreiteten sich neue philosophi-sche, scholastische und theologische Strömungen und vermittelten ein neues Weltbild. Politisch gesehen wurde Europa von Gegensätzen beherrscht. Frankreich und England liegen im 14. Jh. im Krieg und teilen so den Kontinent in zwei Lager, während dieser noch zusätzlich von der Pest,

sowie Hungersnöten heimgesucht wird. Die Kirche war gespalten und das feudale Staatsystem bedurfte Erneuerungen. Erst mit dem ausgehenden Mittelalter, nach Ende des Krieges und der Bildung von Nationalstaaten, beruhigte sich die Lage wieder. In dieser ganzen Zeit der Zersplitterung war die gotische Kunst, durch weite Verbreitung, ein einendes Moment in Europa. Hauptmerkmal sind hochstrebende, lichtdurchflutete Innenräume. In die Bauweise wurde der Spitzbogen miteinbezogen und die Kreuzrippengewölbe werden von gebündelten Halbsäulen getragen. Diese Stützpfeiler trennen die Kirchenschiffe aber nicht mehr von-einander. Durch die Minderung des Gewichts auf den Außenmau-ern, konnten diese großzügig durchbrochen werden und erhalten große Fenster durch die Licht in den Innenraum dringen kann. Es wurde mehr auf eine einheitliche Gestaltung und eine Vergrößerung in der Höhe des Innenraumes, sowie auf dekorative Elemente ge-achtet, als noch in der Romanik. In den Innenräumen findet die horizontale, im Gesamtbauwerk findet die vertikale Linie mehr

Betonung. Ermöglicht wurden die immer höher aufragenden Bauten insbesondere durch die Erfindung des Strebebogens. In der Spätgotik vollzog sich kein architektonischer Wandel hinsichtlich der Struktur der Gebäude, sondern das Neue zeigte sich in der Überschwänglichkeit des ornamentalen Schmuckes. Die Außen-mauern sind mit kleinen spitzen, oft durchbrochenen Giebeln bedeckt und im Inneren sind die Ge-wölbe mit einem Netz von Rippen und Bögen überzogen. (DEBICKI/FAVRE/GRÜNEWALD/ PIMENTEL 1996: 83-93)

3.1 Gotik in Prag

Durch die Errichtung einer Festungsmauer, die 1.700 m lang und mit dreizehn Türmen und Toren versetzt war, erfuhr das Leben und die Bauweise innerhalb der Stadt eine Änderung. Das bis dahin leerstehende Erdgeschoss wurde ebenfalls genutzt und die Häuser erhielten zur Strasse geöffnete Räume. Kleine Schutzbauwerke wurden zu Bürgerhäusern umgestaltet und den kirchlichen Bauwer-ken wurde mehr Raum zugestellt. Anfang des 13. Jh. wurde ein Stück der freien Flächen innerhalb der Mauern durch die Errichtung eines geplanten Stadtteils genutzt. Es entstand die Havelstadt, mit einem rechteckig verlaufenden Stra-ßennetz. Grundlegende Veränderungen und die Bauweise der Gotik erfuhr Prag vor allem unter der Herrschaft KARLS IV., der Prag zu seinem Führungssitz berief und ihm so eine Blütezeit bescherte. Er beauftragte MATTHIAS VON ARRAS und PETER PARLER, zwei der bedeutendsten französischen Architekten, ließ auf der Burganlage Umbauten vornehmen und begann dort mit der Errichtung einer Kathedrale, die zu einem „unerschöpflichen Thema der Prager Architekturgeschichte“ (SEDLÁKOVÁ 1997: 13) wurde und deren Bau erst 1929 vollständig abgeschlossen wurde. Ebenfalls die, die Judithbrücke ersetzende, Karlsbrücke und der Bau des Altstädter Brückenturms standen vor allem unter PARLERS Einfluss. Weiterhin erhielt Prag eine Universität und eins der „großzügigsten urbanistischen Projekte der mit-telalterlichen Welt“ (SEDLÁKOVÁ 1997: 13) wurde realisiert: Die Gründung der Prager Neustadt, in deren Grenzen sich Prag bis in die Mitte des 19. Jh. befunden hat.

Abb. 4: Querschnitt einer goti-schen Kirche

Quelle: SEDLÁKOVÁ 1997

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Nicht nur bei dem Bau neuer Kirchen und Klöster, sondern auch bei der Erbauung neuer Bürgerhäuser setzte sich der Baustil der Gotik durch. Die Bauweise der Kirchen veränderte sich von den schlichten, bescheidenen und kleindimensionierten Werken zu größeren, stolzen mit hohen Schiffen ausgestatte-ten Kirchen, deren hohe Dächer und Türme das Bild der Stadt prägten und Prag den Namen ‚Stadt der hundert Türme’ verlieh. Durch die Hussitenkriege gab es nicht nur eine Stagnation in der baulichen Entwicklung Prags, es wurden auch viele Bauwerke geplündert und zerstört, wie zum Beispiel die Burganlage Vyšehrad. Erst im 15. Jh. erlangte Prag wieder einen Höhepunkt. Die Teynkirche wurde fertiggestellt, das Altstädter Rathaus wurde vergrößert, die Errichtung des Kleinseitner Brückenturms begann und in der Stadt ka-men neue, eindrucksvolle Bürgerhäuser auf. Der Architekt MATTHIAS REJSEK nahm mit dem Bau des Pulverturms und der Umgestaltung der Bürgerhäuser großen Einfluss auf das Stadtbild, waren leicht geschwungene Netzgewölbe in Passagen und Arkaden sein Hauptmerkmal. Ende des Jahrhunderts fand ein weiterer Umbau der Prager Burg statt, für den BENEDIKT RIED ver-antwortlich war. Der Nordflügel wurde erschaffen, die Schutzmauer mit drei neuen Türmen versehen und – die bedeutendste Neuerung – der Vladislav-Saal wurde erbaut. (SEDLÁKOVÁ 1997: 16-33)

St.-Veits-Dom Erbaut 1344-1929, Standort Hradschin, 3. Innenhof der Prager Burg

Architekten: PETER PARLER, MATTHIAS VON ARRAS, „Die dreischiffige, gotische Kathedrale mit einem einschiffigen Quer-haus, einer Doppelturmfassade sowie einem Glockenturmwestlich des Südquerhauses endet im Osten in einem langgestreckten Chor mit Trifo-riumsgalerie und Kapellenkranz“ (SEDLÁKOVÁ 1997: 37). Da der West-teil erst in den Jahren 1867-1926 fertiggestellt werden konnte, ist nur der Ostteil gotisch. (SEDLÁKOVÁ 1997: 37)

Altstädter Rathaus Erbaut ab 1338, Standort Altstadt

Ursprünglich war das Welflin-Haus der erste Rathausbau, wurde aber im 14. Jh. umgebaut, indem man dem Gebäude einen mächtigen Turm hinzufügte und an der westlichen Seite weiter anbaute. Gotisch sind an dem Bauwerk vor allem noch das Portal, die Erkerkapelle und Gewölbe im westlichen Teil des Rathauses, während das Fenster der Renaissance und das Gitter dem Barock zuzuordnen ist. (SEDLÁKOVÁ 1997: 38)

Karlsbrücke Erbaut 1357 – Beginn des 15. Jh., Verbindung der Altstadt mit der Klein-seite

Da die Judithbrücke durch eine Überschwemmung zerstört wurde, bekam PETER PARLER den Auf-

trag eine neue anzufertigen. Die Brücke ist aus Sandstein-quadern erbaut, ist 520 m lang, 10 m breit und wird von 16 Pfeilern gestützt. Auf der Brücke stehen 30 Skulpturen, die meisten stammen jedoch aus dem 18. Jh. An beiden Enden wird die Brücke von Türmen eingerahmt, dem Altstädter Brückenturm und an der Kleinseite von zwei Türmen, die ein Tor verbinden. (SEDLÁKOVÁ 1997: S.43)

Abb. 5: St.-Veits-Dom

Quelle: DEBICKI/FAVRE/ GRÜ-NEWALD/PIMENTEL 1996

Abb. 7: Karlsbrücke

Aufnahme: Jörgen Schladot, 16.11.02

Abb. 6: Altstädter Rat-haus

Quelle:http://www.prag.city sam. de/primpresions2.php? pag eurl= altstaedter-rathaus. htm

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Pulverturm Errichtet 1475, Standort Altstadt, Architekt MATTHIAS REJSEK Vorbild für den Neuen Turm war der Altstädter Brückenturm von PETER PAR-LER. Allerdings wurde der Bau des Turms nach Umzug des Königs nicht fertig-gestellt, sondern musste mit einem provisorischen Dach ausgestattet seit Ende des 17. Jh. als Pulvermagazin dienen. Erst im 19. Jh. wurde der Turm im neogo-tischen Stil restauriert und mit dem Netzgewölbe in der Durchfahrt, sowie dem Fassadenschmuck versehen. (SEDLÁKOVÁ 1997: S. 44)

4. Renaissance (15. Jh. – Ende 16. Jh.)

Die Renaissance stellt den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit dar und somit einen beachtlichen kulturellen Wechsel. Die feudale und kirchliche Ordnung musste einer städtischen weichen, in der das Bürgertum an Bedeutung zunahm. Das Lebensgefühl änderte sich und war eher dem Diesseits, als dem Jenseits zugewandt. Die Lebensauffassung formte sich zu einem Bewusstsein der Men-schen um und verstand sich als direkt an die der Antike angeknüpft. Das machte sich auch in der Architektur bemerkbar, der antike Tempelbauten als Vorbilder dienten.

Die Architekten kamen zu der Überzeugung, dass die wissenschaftlichen Regeln eng mit der Kunst verknüpft sind und durch intensive Studien gelang es Filippo Brunelleschis, einem Architekten aus Italien, dem Ursprung der Renaissance, eine Kuppel zu konstruieren, die der des antiken Pantheons in Rom nachkommt. Neuerungen der Architektur ergeben sich aus Kenntnissen der Gesetze, die das Universum beherr-schen. (DEBICKI/FAVRE/GRÜNEWALD/PIMENTEL 1996: 112-117)

4.1 Renaissance in Prag

Prag ist eine der ersten Städte außerhalb Italiens, in der die Renaissance sich durchsetzte, denn bereits zwischen 1538 und 1555 entstand der Arkadengarten Belvedere mit einem SOMMERLUST-SCHLÖSSCHEN am Königsgarten der Burg, den FERDINAND VON HABSBURG für seine Gemahlin erbauen ließ. (EISENSCHMID 2002: 43) Weiterhin war er mit dem Ausbau der Prager Burg beschäftigt und ließ den Tiergarten mit dem JAGDSCHLÖSSCHEN STERN oberhalb des Stadtteils Břevnov erbauen. Der Renaissancestil fand nicht so sehr bei den Grundrissen der Gotik und veränderte deswegen das Stadtbild nicht nachhaltig. Es entstanden in dieser Epoche lediglich drei Kirchen, ansonsten wurden Wohnhäuser und Palais mit Arkadenhöfen, die von reich geformten Giebeln, imposanten Portalen und Sgraffitoverzierungen geprägt waren. (SEDLÁKOVÁ 1997: 16-17, 47)

Königliches Sommerschloss Belvedere Erbaut 1538-1552 und 1557-1563, Standort Hradschin, Königs-garten Dieses Bauwerk stellt den ersten Sommersitz mit dafür ange-legtem Ziergarten dar. „Die Säle im Erdgeschoss sind von zierli-chen Arkaden gesäumt, die mit zarten Flachreliefs geschmückt sind. Das zweite Stockwerk wurde erst im Jahr 1563 erbaut und schließt mit einer einzigartigen, hölzernen Dachkonstruktion in der Form eines umgekehrten Schiffskiels mit einem Stützenab-stand von 10 m ab“ (SEDLÁKOVÁ 1997: 48).

Abb. 8: Pulverturm

Quelle: SEDLÁKOVÁ

1997

Abb.9: Schloss Belvedere

Quelle: SEDLÁKOVÁ 1997

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Lustschlösschen Stern Erbaut 1555-1557, Standort Tiergarten Stern Der Grundriss dieses Bauwerks ist der eines sechseckigen Sterns. Früher besaß das Schlösschen eine gewölbte Kuppel mit Gadenfenstern, die später jedoch gegen ein niedriges Zeltdach ausgetauscht wurden. Im Erdgeschoss besteht ein Ge-wölbe mit 334 Deckenfeldern, die in Stuckdekorationen Szenen aus der griechischen Mythologie darstellen, während sich im O-bergeschoss ein geräumiger Saal mit einem Deckenfresko aus dem 17. Jh. befindet. (SEDLÁKOVÁ 1997: 49)

Palais Granovský Erbaut um 1560, Standort Altstadt Vermutlich handelt es sich bei diesem zweistöckigen Bauwerk um das besterhaltenste Bürgerhaus aus der Renaissance. Der Wohnbau besitzt im Hofflügel eine nach vorn geöffnete Bogenhalle mit Sgraffitomale-reien, die Bilder aus der antiken Mythologie zeigen. (SEDLÁKOVÁ 1997: 51)

5. Barock (1600 – 1770)

Der Barock umfasst alle Kunstformen, so auch Musik, Theater sowie Literatur und bezeichnet alles was ‚bizarr’, ‚eigenwillig’ oder ‚einzigartig’ ist. Es entstanden regional unterschiedliche Richtungen des Barock, doch allen ist das Ziel der Verführung der Sinne und die Gefühlswelt anzusprechen gleich. Ursprung des Barock ist die Gegenreformation und der Wille der katholischen Kirche mit der Kunst alle Schichten anzusprechen und sich allgemein wieder Respekt zu verschaffen. In der Aus-richtung auf den göttlichen Kosmos betonte der Barockstil die Unterordnung der einzelnen Glieder der Bauten unter das Ganze. „Im Gegensatz zur Klarheit und Rationalität der Renaissance ist sie von ei-ner enormen Dynamik, die in gebogenen und schrägen Linien, in spektakulären Drehungen und Ver-schränkungen, in theatralischen Bildspielen und all dem schwelgt, was Überraschung und Verwunde-rung auslösen kann. Diesem Auftrag entspricht das Konzept des absoluten Kunstwerks, in dem sich die verschiedenen Teilkünste zu einem einheitlichen Ganzen verbinden“ (DEBICKI/FAVRE/GRÜNEWALD/ PIMENTEL 1996: 150). Architektur, Malerei und Bildhauerei stehen in enger Beziehung. Barock drückt sich auch in einem festlichen Moment aus, das den Palastbau auf die Festräume zent-riert und mit einer repräsentativen Fassade schmückt. Vorherrschend sind ovale, ellipsoide Formen mit konvex-konkaven Schwingungen und wellenartig über Eck stehenden Pfeilern. Es entsteht eine Span-nung durch die geschwungenen Formen und die starke Bewegtheit. Die Innenräume wurden malerisch gestaltet und waren überreich geschmückt. (DEBICKI/FAVRE/GRÜNEWALD/PIMENTEL 1996: 148-159)

5.1 Barock in Prag

Ein monumentales Bauwerk des Barock in Prag war der Palast des Albrecht von Waldstein. Zu Zeiten des Dreißigjährigen Kriegs kaufte er auf der Kleinseite über 20 Häuser, drei Gärten und ein Ziegel-werk, ließ alles abreißen und statt des Stadtviertels den gewaltigen Palais Waldstein errichten. Insbe-sondere im Zug der Gegenreformation kam es zu einem massiven Bautreiben und der Errichtung zahl-reicher Kirchen, Klöster und Kollegbauten der Orden, die die Position des Katholizismus verdeutli-chen sollten. Dabei wurden, nach Vorbild Waldsteins, viele kleinere Häuser, Paläste und Gärten auf der Kleinseite und in der Altstadt abgerissen um Ausbaumöglichkeiten für Sakralbauten, vor allem für die des Jesuitenordens, zu schaffen. Somit bestimmten monumentale Blöcke, mächtige Kuppeln und geformte Turmspitzen das Stadtbild und ersetzten das Bild der schlanken, zum Himmel empor ge-streckten gotischen Linien. Gerade hinsichtlich der Architektur der Renaissance war die des Barock vor allem eine kirchliche.

Abb. 10: Schloss Stern

Quelle: SEDLÁKOVÁ 1997

Abb. 11: Palais Granovský

Quelle: SEDLÁKOVÁ 1997

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Mitte des 17. Jh. siedelten sich neue adlige Einwohner an, deren Stellung in der Gesellschaft durch den Krieg gewonnen hatte. Durch sie wurden in der Stadt, aber auch außerhalb Prags neue Paläste, Vorstadtvillen und Schlösser erbaut, die jedoch in die eigentliche Struktur der Stadt nicht eingriffen. Die bedeutendsten Architekten, die zwar die europäischen Elemente des Barock in Prag umsetzten, aber es doch schafften, sie dem Charakter der Stadt anzupassen und gotische, wie romanische Struktu-ren beizubehalten, waren GIOVANNI SANTINI, die LURAGOS und die DIENTZENHOFERS. (SEDLÁKOVÁ 1997: 18-21, 59)

Clementinum Erbaut 1653-1770, Standort Altstadt Für die Errichtung dieses drittgrößten Gebäudekomplexes des historischen Prags mussten zahlreiche Häuser, Gärten und sogar Kirchen abgerissen werden. Insgesamt gehören fünf Innenhöfe und einige Säle zu dem Kom-plex, von denen die meisten barocke Merkmale aufweisen und mit Stukka-turen und Fresken geschmückt sind. Nach der Auflösung des Jesuitenor-dens, wurde die Universitätsbibliothek der Öffentlichkeit zugänglich ge-macht. (SEDLÁKOVÁ 1997: 64)

St.-Niklas-Kirche Erbaut 1704-1711, 1737-1752, 1755, Standort Kleinseite An diesem Bauwerk arbeiteten CHRISTOPH DIENTZENHOFER, KILIAN IGNAZ DIENTZENHOFER , sowie ANSELMO LURAGO. C. DIENTZENHOFER schuf die baro-cke, konvex-konkave Westfassade und einen Teil des Schiffes, während K. I. DIENTZENHOFER das Werk 1755 vollendete und außerdem die Krönungskuppel sowie den Glockenturm errichtete. Der Innenraum der Kirche ist mit Fresken und Skulpturen geschmückt. (SEDLÁKOVÁ 1997: 71)

Palais Morzin Erbaut 1713-1714, Standort Kleinseite Dieses Gebäude gilt als eins der bedeutendsten des Prager Barock. Wieder vereinen sich Architektur und Bildhauerei: Über dem Portal befinden sich die Allegorien von Tag und Nacht, während die Skulpturen, die die Attika abschließen, Symbole für die vier (damals bekannten) Erdteile darstellen. Der Balkon wird von zwei Mohrengestalten gestützt, die als das Wappenmotiv der Familie Morzin galten. (EISENSCHMID 2002: 160 und SEDLÁKOVÁ 1997: 75)

6. Klassizismus (18. Jh. – Anfang 19. Jh.)

Die Entstehung des Klassizismus liegt in der Rückkehr zur künstlerischen Schlichtheit und Reinheit sowie der Besinnung auf Klarheit und Einfachheit der

Formen. Grund dafür war das plötzliche, europäische Interesse an der Antike, das durch antike Funde bei Ausgrabungen gefördert wurde und viele Gelehrte beeinflusste. Die Architektur beruhte vor allem auf dem Ordnungsprinzip und richtete sich bei der Größe nach rö-mischen und bei der Eleganz und Anmut nach griechischen Vorbildern: Die Wände sind sehr schlicht, teilweise fehlt jegliches Dekor, während das neuentdeckte Element der Säule die Pilaster ersetzt. (DE-BICKI/FAVRE/GRÜNEWALD/PIMENTEL 1996: 189-193)

Abb. 12: Clementinum

Quelle: SEDLÁKOVÁ 1997 Abb. 13:

St.Niklas-Kirche

Quelle: SEDLÁKOVÁ 1997

Abb. 14: Palais Morzin

Quelle: SEDLÁKOVÁ 1997

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6.1 Klassizismus in Prag

Durch den Siebenjährigen österreichisch-preußischen Krieg erfuhr Prag eine große Zerstörungswelle. 1757 wurde jedoch trotzdem begonnen, die Prager Burg umzugestalten und an den gotischen und ba-rocken Gebäuden eine klassizistische Fassade zu gestalten. Im Zuge der Säkularisierung mussten in Prag über 60 Kirchen und Klöster geschlossen werden, dar-unter das Clementinum, die St.-Niklas-Kirche, das Georgskloster und die St.-Johannkirche. Das Bür-gertum gewann an Macht und seine Bedürfnisse begannen sich in der Stadt durchzusetzen. Die erste geplante Vorstadt Karlín, ein rein bürgerliches Wohnviertel, wurde am östlichen Stadtrand gegründet und Bautypen wie Krankenhäuser, Theater oder Amtsgebäude entstanden. Auf eine kaiserliche Reform hin wurden die vier Städte innerhalb Prags, die Altstadt, die Neustadt, die Kleinseite und der Hradschin zusammengefasst und zu einer Stadt ernannt. (SEDLÁKOVÁ 1997: 20-21, 87)

Tyl-Theater – Ständetheater Erbaut 1781-1783, Standort Altstadt Als eines der ersten vom Klassizismus beeinflussten Gebäude, wurde das The-ater auf dem Grundriss des Scholauch-Theaters errichtet. „Die Außenfassaden sind alle symmetrisch aufgebaut und wurden mit Mittelrisaliten versehen, die durch Dreiecksgiebel abgeschlossen wurden. Der Risalit der Hauptfassade wird von vier korinhtischen Säulen begrenzt“ (SEDLÁKOVÁ 1997: 88).

Bürgerbad Erbaut 1840, Standort Kleinseite Der kleine Pavillon stellt das erste öffentliche Bad an der Moldau dar. Während die Seitenflügel, in denen sich die Um-kleidekabinen befanden, eher bescheiden gehalten sind, ist der Mittelteil mit einem Portikus mit dorischen Säulen und Drei-ecksgiebeln versehen. (SEDLÁKOVÁ 1997: 91)

7. Prag im 19. Jh.

Ansteigende Einwohnerzahlen und die Industrieentwicklung führten in Prag zu der Eröffnung eines Hafens in Karlín, einer

zweiten Brücke über die Moldau und in der Mitte des Jahrhunderts zu der Anbindung Prags an das Eisenbahnnetz. Versorgungsprobleme bestanden allerdings weiter hinsichtlich der Verkehrsprobleme, schlechten Hygieneumständen und Wohnungsnot. Daraus resultierten überall in der Stadt neue Zweckbauten und Wohnungsviertel, deren Stil sich meist nach dem Standort richtete. Neue Bauwerke entstanden ebenfalls durch die Intention des Stadtbürgertums seine gestiegene Be-deutung in der Architektur zu verdeutlichen. Man versuchte, Reize und Ideen vergangener Stile in neuen Bauten zum Ausdruck zu bringen, aber die Neorenaissance war die einzige Richtung, die sich durchsetzen konnte. Weiterhin entstanden funktionalistische Gebäude, wie Schulen, Ämter und Geld-institute. Am Ende des Jahrhunderts wirkte vor allem die Jubiläumsausstellung des böhmischen Königreiches auf das Stadtbild Prags. Ein neues Ausstellungsgelände, am Rande des königlichen Baumgartens, wies kleinere Pavillons im Sezessionsstil auf, der Stil, der die Neorenaissance wieder verdrängte. Im Mit-telpunkt stand allerdings der Industriepalast, der die Erfolge der tschechischen Gesellschaft darstellte. (SEDLÁKOVÁ 1997: 21-23, 93)

Abb. 15: Tyl-Theater

Quelle: SEDLÁKOVÁ 1997

Abb. 16: Bürgerbad

Quelle: SEDLÁKOVÁ 1997

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Nationaltheater Erbaut 1868-1883, Standort Neustadt Das Theater ist ein besonders charakteristisches Beispiel für die Neore-naissance. Eine Balustrade mit den Statuen der Musen rahmt die hohe Säulenloggia ein, die sich unter dem eindrucksvollen Portikus der Ein-gangsfassade befindet. Innerhalb des Baus hat die ‚Generation des Theaters’ reichliche Ausschmückungen erschaffen. (SEDLÁKOVÁ 1997: 96)

Palais Schebka Erbaut 1869-1871, Standort Neustadt Dieses Gebäude gehört zu den Prager Wohnhäusern, die im Stil der Neo-renaissance erbaut wurden. Der massige Eingangsportikus führt zu ei-nem geräumigen Innenhof und einem prachtvollen Säulenvestibül. Im Inneren befinden sich in den Gewölben Deckenmalereien. (SEDLÁKOVÁ 1997: 96)

Kirche der hl. Ludmilla Erbaut 1893, Standort Vinohrady Speziell bei der Errichtung der Kirchen im 19. Jh.

versuchte man, den Stil der Gotik wiederzuerwecken. Bei dieser Backsteinbasilika ist die Neogotik durch die Doppelturmfassade und das Querhaus umgesetzt. Im Tympanon über dem Hauptportal ist ein Relief zu erkennen, während sich im Inne-ren Malereien befinden. (SEDLÁKOVÁ 1997: 102)

8. Prag im 20. Jh.

Zu Beginn des 20. Jh. herrschte insbesondere der Sezessionsstil, in dem eine „optimale Symbiose von Architektur und den angewandten Künsten verwirklicht wurde“ (SEDLÁKOVÁ 1997: 22). Weiterhin wurde das Jahrhundert von zwei Tendenzen beeinflusst: Einerseits fanden moderne Ströme Ausdruck in der Architektur, so entstand der Kubismus, der ein knappes Jahrzehnt andauerte und meist bei pri-vaten Wohnhäusern eine kantige und stachelige Bauweise zeigte. Andererseits kam es später, in der Mitte des Jahrhunderts zu einer historisierenden Architektur, dem sogenannten ‚sozialistischem Rea-lismus’. Insbesondere die Situation, dass Prag nach dem ersten Weltkrieg wieder die Funktion einer Hauptstadt innehatte, förderte eine immense Bauwelle. Es entstanden neue, öffentliche Gebäude, bei denen sich ein funktionaler Stil durchsetzte, der sich durch klare Konturen, unverzierte Flächen, Betonkonstrukti-onen mit Stahlelementen und großen Fenstern auszeichnete. Durch eine immer höher steigende Woh-nungsnachfrage entstanden die ersten Gartenviertel, Sozialwohnungen und Musterwohnungen für die mittleren Bevölkerungsschichten. (SEDLÁKOVÁ 1997: 24-25, 105)

Hotel Central Erbaut 1899-1901, Standort Neustadt Das Gebäude ist durch die symmetrisch aufgebaute Fassade, deren mittlere Achse durch den Erker hervorgehoben wird, ein typisches Beispiel für den Sezessionsstil. Verstärkt wird das Bild durch das Glasgesims und den de-korativen Giebel. (SEDLÁKOVÁ 1997: 107)

Kovařovic-Villa Erbaut 1912-1913, Standort Vyŝehrad Eine Villa, die als eines der radikalsten kubistischen Bauwerke gilt, da alle Fassaden des Hauses durchbrochen sind und Facetten aufweisen. Während

sich an der Eingangsfassade ein weithervorragendes Gesims befindet, wird die Fassade in Richtung

Abb. 17: Nationaltheater

Quelle: SEDLÁKOVÁ 1997

Abb. 18: Palais Schebka

Quelle: SEDLÁKOVÁ 1997

Abb. 19: Kirche der hl. Ludmilla

Quelle: SEDLÁKOVÁ 1997

Abb. 20: Hotel Central

Quelle: SEDLÁKOVÁ 1997

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des Gartens von einem gebrochenen Erker mit einer Terrasse beherrscht. Ebenfalls als kubistische Elemente gelten die massiv gerahmten Fenster im Dachgeschoss sowie der Grundriss des Gartens. (SEDLÁKOVÁ 1997: 113)

9. Fazit

Auffallend und besonders an der Architekturgeschichte Prags ist, dass sich Neuerungen der Stile selten gegen das schon Bestehende ausgewirkt haben, sondern eher darauf aufgebaut haben und so die Bauwerke berei-chert wurden. So entstand ein vielfältiges und gleichzeitig einzigartiges Stadtbild, das einem romanischen Grundriss, der gotischen Parzellierung

und der Straßenfassaden der Renaissance und des Barock zu Grunde liegt. Als Höhepunkte der Architektur gelten die Gotik, der Barock und der Beginn des 20. Jh. Die Ge-schichte über die Architektur Europas, die Prag erzählt, wird von der UNESCO erhalten, denn der gesamte historische Kern der Stadt steht als Weltkulturerbe unter Denkmalschutz.

Literaturverzeichnis

DEBICKI, FAVRE, GRÜNEWALD, PIMENTEL (1996): Geschichte der Kunst. Stuttgart.

EISENSCHMID (2002): Prag, Baedeker. Ostfildern.

HOENIG (1921): Deutscher Städtebau in Böhmen. Berlin.

KOCH (2000): Baustilkunde. Bertelsmann Lexikon Verlag: Gütersloh.

PAVLÍK/UHER (1998): Barockarchitektur in Prag. Amsterdam.

SEDLÁKOVÁ (1997): Prag. Stuttgart.

Abb. 21: Kovařovic-Villa

Quelle: SEDLÁKOVÁ 1997

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