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Grundriss Allgemeine Geographie 2166 Stadtgeographie Bearbeitet von Heinz Heineberg Unv. ND der 3. Aufl. 2006 2011. Taschenbuch. 480 S. Paperback ISBN 978 3 8252 2166 9 Format (B x L): 15 x 21,5 cm Weitere Fachgebiete > Geologie, Geographie, Klima, Umwelt > Anthropogeographie > Regionalgeographie Zu Inhaltsverzeichnis schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, eBooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte.

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Grundriss Allgemeine Geographie 2166

Stadtgeographie

Bearbeitet vonHeinz Heineberg

Unv. ND der 3. Aufl. 2006 2011. Taschenbuch. 480 S. PaperbackISBN 978 3 8252 2166 9

Format (B x L): 15 x 21,5 cm

Weitere Fachgebiete > Geologie, Geographie, Klima, Umwelt > Anthropogeographie >Regionalgeographie

Zu Inhaltsverzeichnis

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UTB 2166

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Heinz Heineberg

Stadtgeographie

211 Abbildungen, 8 Tabellen

3., aktualisierte und erweiterte Auflage

Ferdinand Schöningh

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Der Autor:Prof. em. Dr. Heinz Heineberg war zunächst am Geographischen Institut der Ruhr-Universität Bochum, sodann von 1976 bis 2003 als Lehrstuhlinhaber und Leiter des Arbeitsgebietes „Stadt- und Regional-entwicklung/Wirtschafts- und Verkehrsgeographie“ am Institut für Geographie der Westfälischen Wil-helms-Universität, Münster, in Forschung und Lehre tätig. Seit 1996 ist er als Vorsitzender der Geogra-phischen Kommission für Westfalen im Landschaftsverband Westfalen-Lippe in der Regionalforschung Westfalens engagiert. Neben der Stadtgeographie oder Geographischen Stadtforschung und Westfalen als seinen Hauptforschungsschwerpunkten sind auch seine langjährigen regionalen Spezialgebiete Mitteleu-ropa (vor allem Berlin), Großbritannien und Mexiko zu nennen.

Umschlagabbildung:Foto: Lutz Kleinhans/Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.3.98

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InhaltVorwort 10

1 Stadtgeographie und interdisziplinäre Stadtforschung 13

1.1 Stadtgeographie/Geographische Stadtforschung 131.2 Stadtforschung/Kommunalwissenschaften 141.3 Forschungsrichtungen der Allgemeinen Stadtgeographie 14

1.3.1 Morphogenetische Stadtgeographie 16; 1.3.2 Funktionale Stadtgeographie 16;1.3.3 Zentralitätsforschung 17; 1.3.4 Städtesystemforschung 18; 1.3.5 Kulturgene-tische Stadtgeographie 18; 1.3.6 Sozialgeographische Stadtforschung 19;1.3.7 Quantitative (und theoretische) Stadtgeographie 20; 1.3.8 Verhaltens- undhandlungsorientierte Stadtgeographie 21; 1.3.9 Angewandte Stadtgeographie 21

1.4 Räumliche Bezugssysteme und Raum-Zeit-Bezüge 22

2 Stadtbegriffe und Dimensionen der Verstädterung/Urbanisierung 25

2.1 Der mehrdimensionale Stadtbegriff 252.1.1 Der umgangssprachliche Stadtbegriff 25; 2.1.2 Der statistisch-administrativeStadtbegriff 26; 2.1.3 Der historisch-juristische Stadtbegriff 26; 2.1.4 Der sozio-logische Stadtbegriff 26; 2.1.5 Andere nicht-geographische Stadtbegriffe 27;2.1.6 Der geographische Stadtbegriff 27

2.2 Stadtgrößenklassen 292.3 Verstädterung/Urbanisierung 30

2.3.1 Demographische Verstädterung 31; 2.3.2 Verstädterung als Städtever-dichtung 38; 2.3.3 Physiognomische Verstädterung 41; 2.3.4 „Counterurbani-zation“ 48; 2.3.5 Soziale Verstädterung 50; 2.3.6 Funktionale Verstädterung 52

3 Städtische Agglomerations- oder Verdichtungsräume 55

3.1 Analyse von Agglomerationsräumen 553.1.1 (Städtische) Agglomeration 55; 3.1.2 Phasenmodell von Agglomerations-räumen nach W. Gaebe 56

3.2 Verdichtungsraumkategorien in Deutschland 623.2.1 Ballungsgebiete 59; 3.2.2 Stadtregionen 59; 3.2.3 Verdichtungsräume 58;3.2.4 Siedlungsstrukturelle Gebietstypen 64

3.3 Städtische Agglomerationen und Metropolregionen in der europäischenund nationalen Raumordnung 69

4 Stadttypen, Städtesysteme und zentralörtliche Systeme 73

4.1 Stadttypen 734.1.1 Lagetypen von Städten 74; 4.1.2 Regionale Stadttypen 74; 4.1.3 FunktionaleStadttypen 74; 4.1.4 Historische oder historisch-genetische Stadttypen 74;4.1.5 Kulturraumspezifische Stadttypen 75

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4.2 Analyse von Städtesystemen (Städtesystemforschung) 754.2.1 Bedeutung der Städtesystemforschung 75; 4.2.2 Städtesystem und System-beziehungen zwischen Städten 75; 4.2.3 Stadtgrößen-Rangfolgen 76;4.2.4 Grundformen der Struktur von Städtesystemen 79; 4.2.5 Struktur des Städte-systems der Bundesrepublik Deutschland vor und nach der Vereinigung 80;4.2.6 Städtenetze als raumordnungspolitischer Handlungsansatz 82

4.3 Analyse zentralörtlicher Systeme (Zentralitätsforschung) 864.3.1 Klassische Theorie der Zentralen Orte 86; 4.3.2 Kritik am Modell der ZentralenOrte 90; 4.3.3 Zentralörtlicher Bereich 91; 4.3.4 Zentralörtliche Gliederung (zentral-örtliches System) 91; 4.3.5 Empirische Erfassung zentralörtlicher Systeme 93;4.3.6 Jüngerer Diskurs zur Fortentwicklung des Zentrale-Orte-Konzepts (ZOK) in derRaumordnung 98

5 Allgemeine Theorien und Modelle der Stadtstruktur und-entwicklung 101

5.1 Theorien zu Städtesystemen (Standortstrukturtheorien) 1025.2 Wachstums- und Entwicklungstheorien in Bezug auf städtische

Siedlungen 1035.2.1 Exportbasis-Theorien 103; 5.2.2 Polarisationstheorien 105; 5.2.3 Zentrum-Peripherie-Modelle 105

5.3 Sozialökologische Theorien und Modelle: Die drei klassischen Modelleder sog. Chicagoer Schule 1095.3.1 Chicagoer Schule der Sozialökologie 109; 5.3.2 Ringmodell der Stadtent-wicklung 110; 5.3.3 Sektorenmodell 113; 5.3.4 Mehrkerne-Modell 114;5.3.5 Kritik an den klassischen Stadtentwicklungsmodellen bzw. -theorien 115

5.4 Bodenrentenmodelle 1175.5 Modelle der Stadt- und Verkehrsentwicklung 1205.6 Modelle der Stadtentwicklung und Wanderungsmobilität 1215.7 Strukturmodelle, Konzepte und Leitbilder des Städtebaus 122

5.7.1 Historische Idealstadtmodelle und Leitbilder der Stadtstruktur 123;5.7.2 Reformvorstellungen im Städtebau 123; 5.7.3 Modelle kompakter Stadt-anlagen 126; 5.7.4 Modell der Nachbarschaftseinheit 126; 5.7.5 Stern- und Band-stadtkonzepte 127; 5.7.6 Charta von Athen: Funktionalismus im Städtebau alsLeitbild 128; 5.7.7 Leitbild „Gegliederte und aufgelockerte Stadt“ 130;5.7.8 „Orientierung am historischen Erbe“ als Leitbild des frühen Wiederaufbausund der Stadterhaltung 130; 5.7.9 Leitbild „Autogerechte Stadt“ 130;5.7.10 Leitbild „Urbanität durch Dichte“ 131; 5.7.11 Leitbild „Erhaltende Stadt-erneuerung/behutsamer Stadtumbau“ 134; 5.7.12 Leitbild „ÖkologischerStädtebau“ 134; 5.7.13 Das Leitbild „Nachhaltige Stadtentwicklung“ 135

6 Stadtgliederungen - Ansätze und Methoden 143

6.1 Morphogenetische Stadtgliederungen 1436.1.1 Grundrißgestaltung 144; 6.1.2 Aufrissgestaltung 145; 6.1.3 Historische Raum-strukturen und Sichtbeziehungen 146; 6.1.4 Erhaltungszustand oder Gestaltqualitäteines (historischen) Gebäudes 147; 6.1.5 Grundtypen neueren Wohnungsbaus 148

6.2 Stadtgliederungen nach der Flächen- und Gebäudenutzung 1486.2.1 Flächen- und Gebäudenutzung 148; 6.2.2 Charakterisierung der baulichenNutzung mittels Maßzahlen der Bauleitplanung 149

INHALT

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6.3 Sozialräumliche Stadtgliederungen 1506.3.1 Sozialräumliche Gliederung 150; 6.3.2 Merkmalsauswahl zur sozialräumlichenStadtgliederung 151; 6.3.3 Räumlich-statistische Bezugseinheiten zur sozialräumlichenStadtgliederung 152; 6.3.4 Sozialraumanalyse 155; 6.3.5 Faktorialökologie 156

6.4 Funktions- und aktionsräumliche Stadtgliederungen 1606.4.1 Funktionsräumliche Stadtgliederung 160; 6.4.2 Aktionsräumliche Stadt-gliederung 160

6.5 Wahrnehmungsräume städtischer Strukturen 1636.5.1 Perzeptionsforschung 163; 6.5.2 Wahrnehmungsraum 163; 6.5.3 KognitiveKarten oder Mental Maps 163

7 Innerstädtische Zentren- zwischen City und "Grüner Wiese" 167

7.1 Innerstädtisches Zentrensystem 1687.2 Zentrum oder zentraler Standortraum 1687.3 Die City: Entwicklung und Merkmale 168

7.3.1 Ableitung des Citybegriffs 168; 7.3.2 Citybildung 169; 7.3.3 Citydefinition 170;7.3.4 Citygliederungen u. -abgrenzungen 170; 7.3.5 Citygebundenheit vonFunktionen 173

7.4 Funktionale Zentrenausstattung: Merkmale und Typisierung 1757.4.1 Tertiärer und quartärer Sektor 175; 7.4.2 Funktionale Betriebstypen derEinzelhandels- und Dienstleistungsausstattung 176

7.5 Standortbedingungen und -tendenzen des tertiären (u. quartären)Sektors 1827.5.1 Die Standortwahl privatwirtschaftlicher Einrichtungen 182; 7.5.2 Standort-dezentralisierung (oder Standortdekonzentration) zentraler Funktionen 187;7.5.3 Vergleich mit der Standortentwicklung des Einzelhandels in Ostdeutschland imRahmen des postsozialistischen Transformationsprozesses 194

8 Städte in Mitteleuropa vor der Industrialisierung 199

8.1 Historisch-geographische Analysen im Rahmen der Stadtgeographie 1998.2 Stadtentstehungsphasen und historische Stadttypen im Überblick 2008.3 Römische Städte 2018.4 Mittelalterliche Stadtentwicklung und Stadttypen 203

8.4.1 Frühmittelalterliche Keimzellen 203; 8.4.2 Mutterstädte 203; 8.4.3 Gründungs-städte älteren Typs 205; 8.4.4 Territoriale Klein- und Zwergstädte 206;8.4.5 Minderstadt 208

8.5 Frühneuzeitliche Stadtentwicklung und Stadttypen 2088.5.1 Bergstädte 209; 8.5.2 Exulantenstädte (Flüchtlingsstädte) 209; 8.5.3 Fürsten-städte 210; 8.5.4 Stadterweiterungen des 16.-18. Jh.s 214; 8.5.5 Regionale Städte-typen nach dem Baucharakter 214; 8.5.6 Schleifungen von Stadtbefestigungen 215

9 Stadtentwicklungsprozesse im Industriezeitalter 217

9.1 Industrielle Revolution und Städtewachstum in Großbritannien 2179.2 Gründerzeitliche Stadtentwicklung in Mitteleuropa 218

9.2.1 Die Gründerzeit und Jugendstilepoche und ihre Architektur 218;

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9.2.2 Mietskasernenbau und Planung 220; 9.2.3 Villensiedlungen 224;9.2.4 Werkskolonien 224

9.3 Reformbewegungen im Städtebau bis zum 2. Weltkrieg 2269.3.1 Frühe Reformbewegungen in Großbritannien 226; 9.3.2 Gartenstadtbewe-gung in Deutschland 226; 9.3.3 Genossenschaftlicher Wohnungsbau inDeutschland 227; 9.3.4 Charta von Athen 228

10 Stadtentwicklung in Deutschland im West-Ost-Vergleich 229

10.1 Wiederaufbauphase bis ca.1960 22910.2 Wandlungen im Städtebau seit ca.1960 bis zur politischen Vereinigung 232

10.2.1 Ehemalige Deutsche Demokratische Republik 232; 10.2.2 FrühereBundesrepublik Deutschland 235

10.3 Ausgewählte Aspekte der Stadtentwicklung und -politikseit der Vereinigung 24110.3.1 Städtische Strukturen u. Städtebauförderung in Ostdeutschland - Problemeund Auswirkungen des Transformationsprozesses 241; 10.3.2 StädtebaulicheGroßvorhaben und Projekte in der jüngeren Stadtpolitik 248; 10.3.3 Stadtmarketing alsneues kommunales Instrument oder als Chance zur ganzheitlichen Stadtentwick-lung 251; 10.3.4 Hauptstadtplanung in Berlin als städtebauliche Herausforderung 254

11 Städte in ausgewählten Kulturräumen- Entwicklung, Strukturen, Stadtmodelle 257

11.1 Das Kulturerdteilkonzept 25711.2 Die US-amerikanische Stadt 258

11.2.1 Grundriss- und Aufrissgestaltung 258; 11.2.2 Funktionsverluste der CBDs 261;11.2.3 Entwicklung von Ghettos u. Slums 262; 11.2.4 Die neuen Enklaven desgehobenen Lebensstils 263; 11.2.5 Modelle der Stadtentwicklung in den USA 263

11.3 Die lateinamerikanische Stadt 27211.3.1 Kolonialzeitliche Stadtentwicklung 272; 11.3.2 (Groß-)Stadtentwicklung inLateinamerika bis ca. Mitte der 1990er Jahre anhand von Stadtmodellen 274;11.3.3 Jüngere Entwicklungsprozesse der lateinamerikanischen Stadt, insbesondereder Metropolen und Megastädte, seit den 1990er Jahren; 11.3.4 Probleme und Folgendes Wachstums der großen lateinamerikanischen Metropolen 286

11.4 Die islamisch-orientalische Stadt 28811.4.1 Das Idealschema der islamisch-orientalischen Stadt nach K. DETTMANN 288;11.4.2 Die orientalische Stadt unter westlich-modernem Einfluß 290; 11.4.3 Modell derStadt des islamischen Orients nach E. EHLERS 292; 11.4.4 Charakteristika der orientalischen Stadt nach E. WIRTH 2001 292; 11.4.5 Bewachte Wohnkomplexe fürWohlhabende als neue Stadtfragmente 294

11.5 Die Städte Indiens 29511.5.1 Gegensätze in Verstädterung, Stadtstrukturen und Städtesystem 295;11.5.2 Epochen der Stadtentwicklung in Indien 298; 11.5.3 Strukturen sowie jüngereUmgestaltungen und Probleme indischer Städte 304

11.6 Die japanische Stadt 30711.6.1 Merkmale und Probleme der Verstädterung und städtischen Verdichtung 307;11.6.2 Traditionelle Stadtstrukturen in Japan 311; 11.6.3 Veränderungen der traditionel-len Stadtstukturen in Japan seit 1868 312

INHALT

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11.7 Die chinesische Stadt 31811.7.1 Traditionelle Merkmale der chinesischen Stadt 318; 11.7.2 Einflüsse ausländi-scher Mächte seit Mitte des 19. Jh.s 320; 11.7.3 Die sozialistische Transformation derchinesischen Stadt von 1949 bis in die 1980er Jahre 320; 11.7.4 Stadtentwicklung seitBeginn der Reform- und Öffnungspolitik 321; 11.7.5 Modell einer chinesischen Groß-stadt 323; 11.7.6 Chinesische Großstädte im Rahmen der Globalisierung 323

11.8 Die südafrikanische Stadt 32511.8.1 Phasen der Stadtentwicklung in Südafrika vor der „Apartheid-Stadt“ 325;11.8.2 Die Apartheid-Stadt 326; 11.8.3 Die Post-Apartheid-Stadt 327

12 Metropolen im Globalisierungsprozessund postmoderne Stadtentwicklung 337

12.1 „Metropolen“ im Globalisierungsprozess 33812.1.1 „Konjunktur der Metropolen“ 338; 12.1.2 Metropolen als Global Cities anhandausgewählter Begriffe und Umschreibungen 341

12.2 Der internationale Diskurs der Welstadt- bzw. Global City-Forschung -Entwicklung und Ansätze 34212.2.1 Der funktionale Charakter von Weltstädten 342; 12.2.2 Weltstadthypothesennach J. FRIEDMANN 342; 12.2.3 Der Global City-Ansatz nach S. SASSEN 343;12.2.4 Analyse des „Weltstadt-Netzwerkes“ 344; 12.2.5 Interne Gliederung einerGlobal City-Region nach SIR P. HALL 348; 12.2.6 Das Phänomen derGlobalizing Cities 350; 12.2.7 Theorie der „fragmentierenden Entwicklung“ nachF. SCHOLZ 352

12.3 Metropolen und Global Cities im Rahmen postmoderner Stadt-entwicklung 35712.3.1 „Theorie postmoderner Urbanisierung“ nach E. W. SOJA 357; 12.3.2 Moderneversus postmoderne Stadtentwicklung 359; 12.3.3 Die fragmentierte Stadtlandschaftals Resultat aus Globalisierung und anderen Einflussfaktoren 362

12.4 Ausblick 364

Literatur 366

Sachregister 407

Raum für eigene Notizen 471

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Vorwort

Vorwort zur 1. Auflage 2000 (Auszüge)

Die Stadtgeographie ist eines der bedeutendstenTeilgebiete der interdisziplinären Stadtforschung.Dieses Lehrbuch führt in wichtige Themenfelderder Stadtgeographie ein und stellt diese auf un-terschiedlichen räumlichen Maßstabsebenen dar:von der globalen Verstädterung über städtischeAgglomerationen oder Verdichtungsräume, Städ-tesysteme und Zentrale Orte auf den nationalenund regionalen Ebenen bis hin zu innerstädtischenGliederungen und Funktionen. Behandelt werdendabei nicht nur Gegenwartsstrukturen, sondernauch die Dynamik der Stadtentwicklung - von hi-storischen Epochen der Stadtbildung bis zu jün-geren Prozessen und zur Verwirklichung unter-schiedlicher Leitbilder der Stadtplanung, von de-nen heute der nachhaltigen Stadtentwicklung einebesondere Bedeutung zukommt. Einen weiterenSchwerpunkt machen die Verstädterung undStadtentwicklung in ausgewählten großen Kultur-räumen der Erde (Kulturerdteilen) aus: USA, La-teinamerika und islamischer Orient.

Nach einer allgemeinen Einführung in die Auf-gaben, Stellung und Entwicklung der Stadtgeo-graphie im Rahmen der interdisziplinären Stadt-forschung (Kap. 1) berücksichtigen die übrigennach Themenfeldern bezeichneten 10 Hauptka-pitel wichtige Begriffsdefinitionen, theoretische An-sätze und Modelle, Beschreibungen von Sach-verhalten und vor allem auch zahlreiche karto-graphische und graphische Darstellungen mitFallbeispielen. Zahlreiche „Kästen“ mit alternati-ven Begriffsdefinitionen, theoretischen Ansätzen,Forschungskonzeptionen etc. ergänzen den Lehr-buchtext.

Wie es das Ziel der bisherigen - von Prof. Dr.Paul Busch begründeten - Lehrbuchreihe „Grund-riß Allgemeine Geographie“ des Verlages Ferdi-nand Schöningh war, so sollen auch dieses unddie folgenden neuen Lehrbücher als Ausgabender Mittleren UTB-Reihe trotz erheblich vergrö-ßerter Umfänge ihren Einführungscharakter bei-behalten. Die Bände wenden sich an Studieren-de und Lehrende der Geographie an Universitä-ten und Hochschulen sowie an Geographielehrerund Leistungs- und Grundkurse an Gymnasien.

Die Forschungspraxis und Lehrerfahrungenzeigen, daß neben einführenden Überblicken überdie jeweilige Forschungsdisziplin in der Regelauch inhaltliche Vertiefungen - z. B. zwecks Vor-bereitung spezieller Seminararbeiten - erforder-lich sind. Letzteres ist mit einer einführenden undzwangsläufig umfangmäßig begrenzten Lehr-buchdarstellung häufig nur ansatzweise zu leisten.Hinzu kommt die allgemeine Schwierigkeit der ra-schen Literaturrecherche in einem immer umfang-reicher werdenden Schrifttum der Stadtgeogra-phie und interdisziplinären Stadtforschung, daszudem oftmals nur schwer auffindbar ist. Um letz-teres zu erleichtern und inhaltliche Vertiefungenund Ergänzungen des Lehrbuchs zu ermöglichen,wurden am Ende eines jeden Kapitels zahlreiche(häufig alternative), jeweils thematisch gruppier-te bibliographische Kurzhinweise in einem „Ka-sten“ zusammengestellt. Die genauen, alphabe-tisch angeordneten bibliographischen Angabenfinden sich im Literaturverzeichnis (...). DieLiteraturkästen ermöglichten es auch, innerhalbder jeweiligen Kapitel auf zahlreiche Quellen- oderLiteraturhinweise zu verzichten: das Lesen und„Lernen“ des laufenden Textes wird daher nichtmit zahlreichen bibliographischen Hinweisen „be-lastet“; die Literaturbelege im Text beziehen sichi. allg. lediglich auf wörtliche Zitate oder genaue-re sachliche Anlehnungen.

Das anschließende Sachregister am Ende desBandes (...) ist bewußt recht umfangreich und dif-ferenziert konzipiert, um dem Leser ein raschesAuffinden von Begriffen (bzw. deren in fetter Schriftherausgestellte Hauptnennungen) in Text, Abbil-dungen, Abbildungserläuterungen und Tabellen zuermöglichen.

Die Erstellung eines Lehrbuches wäre nichtmöglich gewesen ohne die langjährige eigene wis-senschaftliche Beschäftigung mit der Stadtgeo-graphie, - zunächst ein Jahrzehnt am Lehrstuhlmeines leider zu früh verstorbenen akademischenLehrers Prof. Dr. Peter Schöller am Geographi-schen Institut der Ruhr-Universität Bochum, da-nach seit nunmehr rd. fünfundzwanzig Jahren alsLeiter des Arbeitsgebietes „Stadt- und Regio-

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nalentwicklung“ am Institut für Geographie derWestfälischen Wilhelms-Universität in Münster.Aufgrund der vielfältigen Anregungen durch ge-meinsame Forschungsarbeiten und fachliche Dis-kussionen mit Kolleginnen und Kollegen, mit stu-dentischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern so-wie nicht zuletzt auch mit Studentinnen und Stu-denten in Seminaren ist es für mich schier un-möglich, allen denen persönlich zu danken, de-ren Anregungen und Mitarbeit sich in einem der-art langen Zeitraum in irgendeiner Form in die-sem Lehrbuch niedergeschlagen haben.

In der entscheidenden Phase der Lehrbuch-Neubearbeitung seit Mitte 1999 war meine Se-kretärin Frau Claudia Bollmann, die sich mit sehrgroßer Sorgfalt an zahlreichen redaktionellen Ar-beiten beteiligt hat, eine herausragende Hilfe. Zudanken habe ich vor allem auch der Kartogra-phin im Institut für Geographie in Münster, FrauDipl.-Ing. Claudia Schroer, unserem früheren Kar-tographen, Herrn Rudolph Fahnert, den studenti-schen MitarbeiterInnen an meinem Lehrstuhl,Frau Katrin Blumberg und Herrn Martin Uhlendorf,sowie Frau Yvonne Hoffmann von der Fachhoch-schule Karlsruhe für ihre große Fachkompetenzund ihr Engagement bei der Erstellung der zahl-reichen graphischen und kartographischen Dar-stellungen; die ganz überwiegende Zahl der Ab-bildungen wurde mit dem Software-ProgrammMacromedia FreeHand (Version 8) angefertigt.Sehr hilfreich in der Frühphase der Lehrbuchbe-arbeitung waren zudem Frau Dipl.-Geogr. Marti-na Mäscher und Frau Dipl.-Geogr. Sylvia Monzelsowie meine Sekretärinnen Frau Claudia Lutterund Frau Monika Schriewer. Bei der abschließen-den Buchredaktion unterstützten mich auch FrauClaudia Schroer, Frau Claudia Lutter und FrauLena Müller. Ihnen allen gilt mein herzlicher Dank.

Die digitale Texterstellung und das Layout desBuches wurden ganz überwiegend durch denVerfasser selbst am heimischen PC geschaffen,und zwar mittels der DTP-Software AdobePageMaker 6.5 (...).

Mein besonderer Dank gilt dem Verlag Ferdi-nand Schöningh GmbH, Paderborn, mit seinerRedaktion Wissenschaft - vor allem Frau Susan-ne Lange und Herrn Michael Werner - für die ge-währte Freizügigkeit und die sehr kooperative Un-terstützung bei der Bandvorbereitung.

Ich freue mich, wenn dieses neue Stadtgeo-graphie-Lehrbuch in der Fachwelt und insbeson-dere bei den Studierenden, für die es in ersterLinie geschrieben ist, eine freundliche Aufnahmefindet. Für Verbesserungsvorschläge bin ich je-derzeit aufgeschlossen und besonders dankbar(...).

Ich widme dieses Buch in großer Dankbarkeitmeiner lieben Frau Barbara.

Münster, im August 2000

Vorwort zur 2. Auflage 2001

Die freundliche Aufnahme dieses neuen Stadtgeo-graphie-Bandes, dessen erste Auflage damit baldvergriffen war, hat zu der Vorbereitung einer zwei-ten aktualisierten Auflage im Sommer 2001 ge-führt. In der vorliegenden Neubearbeitung bliebdie Konzeption des Lehrbuches unverändert. Al-lerdings ermöglichte die Neuauflage nicht nur dieAufnahme und z. T. auch inhaltliche Berücksich-tigung jüngster (ausgewählter) Fachliteratur, son-dern auch die Möglichkeit, eine Reihe kleinerer'Druckfehlerteufel' zu beseitigen. Gleichzeitig wur-den einige Abbildungen korrigiert und kartogra-phisch verbessert.

Ich bedanke mich sehr herzlich für alle wohl-gemeinten Reaktionen durch Studierende undLehrende auf die Neubearbeitung des Stadtgeo-graphie-Lehrbuches, insbesondere aber auch fürKorrekturvorschläge für die vorliegende zweiteAuflage. Für weitere nützliche Hinweise bin ichauch in Zukunft sehr dankbar.

Diese Neuauflage wäre nicht zustande gekom-men ohne erneute Mithilfen bei der technischenBuchbearbeitung. Mein besonderer Dank gilt wie-derum Mitarbeiterinnen vom Institut für Geogra-phie in Münster, Frau Claudia Schroer für die sehrtatkräftige kartographische und redaktionelle Un-terstützung sowie meiner Sekretärin, Frau LenaMüller, für Hilfen bei der Textbearbeitung. FrauCarolin Baentsch unterstützte mich beim Korrek-turlesen. Dem Ferdinand Schöningh Verlag, vorallem Herrn Diethard Sawicki, danke ich wieder-um für die sehr gute Zusammenarbeit.

Münster, im Juli 2001

VORWORT

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jedoch inhaltlich mit einer Reihe weitererTeilgebiete der Geographie, die sich z. T.aus der klassischen Stadtgeographie her-ausgelöst haben und sich als eigene Teil-disziplinen heute ebenfalls an der Untersu-chung von Städten oder städtisch be-einflussten Räumen und urbanen Prozessenbeteiligen (Abb. 1.1). Dazu zählen••••• die Bevölkerungsgeographie (z. B. Analy-se gruppenspezifischer Mobilität in Wohn-gebieten),

Die Stadtgeographie ist eine der traditions-reichsten und wichtigsten Teildisziplinen derAnthropogeographie. Ihr Ziel ist die raum-bezogene Erforschung städtischer Struk-turen, Funktionen, Prozesse und Probleme.Mit ihren Aufgaben überschneidet sie sich

Abb. 1.1 Die Stadtgeographie im Rahmen der interdisziplinären Stadtforschung

1.1 Stadtgeographie/GeographischeStadtforschung

1 Stadtgeographieund interdisziplinäre Stadtforschung

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1 STADTGEOGRAPHIE UND INTERDISZIPLINÄRE STADTFORSCHUNG14

••••• die Geographie des Freizeitverhaltens unddes Tourismus (u. a. innerstädtisches Frei-zeitverhalten, spezielle funktionale Ausstat-tung von Fremdenverkehrsorten, Städte alstouristische Ziele),••••• die Geographie des tertiären Wirtschafts-sektors (z. B. Standortfragen des Einzelhan-dels oder von Bürodienstleistungen),••••• die Verkehrsgeographie (z. B. Untersu-chung des innerstädtischen Fußgängerver-kehrs),••••• die Angewandte Geographie (u. a. vorbe-reitende Untersuchungen zur Stadterneu-erung) oder etwa auch••••• die Stadtökologie (z. B. Analyse innerstäd-tischer Grünflächen und Freiraumsysteme).

Unter Berücksichtigung der vielfältigenÜberschneidungen der Allgemeinen Stadt-geographie mit stadtbezogenen Forschun-gen in anderen Teildisziplinen der Geogra-phie, der engen inhaltlichen Beziehungen mitder Historischen Stadtgeographie und derRegionalen Stadtgeographie (vgl. 3.1), deskomplexen Methodenverbunds (Abb. 1.1)sowie nicht zuletzt aufgrund der Interdiszipli-narität der sozialwissenschaftlichen Stadt-forschung ist es sinnvoll, die übergreifendeund zugleich integrierende BezeichnungGeographische Stadtforschung zu benutzen(Abbn. 1.1 und 1.3).

Stadtforschung wird heute nicht nur in denSozialwissenschaften, sondern auch in derPlanungspraxis und Kommunalpolitik immermehr als interdisziplinäres Wissenschafts-bzw. Arbeitsgebiet angesehen, das zugleichraum- und anwendungsbezogen, d. h. auchplanungs- und politikorientiert ist bzw. seinsollte. Die Stadtgeographie ist „in jüngererZeit mehr und mehr zum integrierenden Be-

standteil einer interdisziplinären Stadt-forschung geworden“ (B. HOFMEISTER 19997,S. 8). Daran beteiligen sich auch mehrereandere Wissenschaftsdisziplinen, daruntervor allem die Politik- und Verwaltungswis-senschaften, Rechtswissenschaften (ins-bes. Bau- und Planungsrecht), Stadt- undSozialgeschichte, Stadtökonomie, Stadt-planung und Architektur, Stadtsoziologie,Verkehrswissenschaft oder die Volkskunde.Mit diesen und weiteren Wissenschaften,die sich auch als Kommunalwissenschaf-ten zusammenfassen lassen, steht die Stadt-geographie bzw. die Geographische Stadt-forschung heute in mehr oder weniger en-ger Beziehung, d. h. sie nutzt deren wissen-schaftliche Erkenntnisse, gibt aber auchselbst den anderen genannten Disziplinenvielseitige Anregungen zur raumbezogenenStadtforschung.

Die Allgemeine Stadtgeographie ist heutedurch eine Reihe von Hauptforschungs-richtungen geprägt, die sich in der Wissen-schaftsentwicklung seit Ende des 19. Jh.sherausgebildet haben (Abb. 1.1). Über dieAnzahl und Benennungen einzelner For-schungszweige bestehen unterschiedlicheAuffassungen; vgl. z. B. die Gliederungenstadtgeographischer Forschungsansätzenach J. R. SHORT 1984 in Kasten 1.1, T. HALL

1998 in Kasten 1.2 oder H. FASSMANN 2004,K. ZEHNER 2001. Die einzelnen Forschungs-felder der Stadtgeographie sind nicht nurdurch vielfältige Beziehungen untereinander,sondern auch durch erhebliche inhaltlicheÜberlappungen gekennzeichnet: In stadt-geographischen Untersuchungen stellt dieKombination unterschiedlicher Forschungs-ansätze heute eher die Regel als die Aus-

1.2 Stadtforschung/Kommunal-wissenschaften

1.3 Forschungsrichtungen derAllgemeinen Stadtgeographie

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SHORT unterscheidet in seinem Stadtgeographie-Lehrbuch vier verschiedene Forschungsansätze(diese stellen allerdings mehr theoretische Ansätze zur Erklärung innerstädtischer Differenzierungdar):1. Ökologischer AnsatzBasierend auf der Chicagoer Schule der Sozialökologie (z. B. BURGESS-Modell, s. Kap. 5.3.2 indiesem Band) haben sich die entsprechenden Untersuchungen immer mehr darauf konzentriert, diekleinräumige soziale Differenzierung zu erfassen.2. Neoklassischer AnsatzErklärung unterschiedlicher innerstädtischer Nutzungen durch Profitmaximierung seitens der Be-triebe und Nutzungsmaximierung durch die Haushalte (soziale Gruppen). Dazu zählt auch dieAnalyse von Preis- o. Kostenmechanismen (Verhältnis zwischen Standorten, Bodenrenten undTransportkosten). Dieser Ansatz beschreibt Prozesse, in denen Haushalte und Wirtschaftsbetrie-be um den Raum konkurrieren (Landnutzungstheorie, Nutzung mathematischer Modelle, s. Kap. 5.4)3. WahrnehmungsansatzUntersuchung der Wahrnehmung der Stadt und individueller Entscheidungsprozesse in städtischenRäumen (s. Kap. 6.5).4. Strukturalistischer AnsatzIndividuelle Entscheidungen werden im Rahmen der Auswirkungen einer Umwelt gesehen, diedurch großmaßstäbliche soziale und ökonomische Prozesse strukturiert ist (z. B. Funktionen desWohnungsmarktes).

FORSCHUNGSRICHTUNGEN DER ALLGEMEINEN STADTGEOGRAPHIE

nahme dar. Letzteres gilt z. B. für inhaltlichumfassende Stadtmonographien, komplexereGesamtdarstellungen einzelner Verdich-tungsräume oder auch für Untersuchungenregionaler oder nationaler Städtesysteme(Regionale Stadtgeographie), die häufigmehrere Betrachtungsweisen vereinen. Hin-

Kasten 1.1 Forschungsansätze der Stadtgeographie nach J. R. SHORT 1984

Kasten 1.2 Forschungsansätze der Stadtgeographie nach T. HALL 1998HALL gliedert in frühe und moderne Ansätze sowie in die Stadttheorie der 1990er Jahre:Frühe Ansätze· „Site and situation“: v. a. Berücksichtigung physischer Verhältnisse als bestimmende Faktoren fürdie Lage und Entwicklung von Siedlungen bzw. Städten;· Stadtmorphologie: Wachstumsphasen städtischer Siedlungen, in jüngerer Zeit auch Analyse derAuswirkungen von Architekten, Planern und urban managers auf die StadtgestaltungModerne Ansätze· Positivistische Ansätze: unter Einfluss des Positivismus des 19. Jh.s entwickelten sich sog.ökologische Ansätze, z. B. die Chicagoer Schule der Sozialökologie mit der Ableitung vonStadtentwicklungsmodellen, s. Kap. 5.3, und sog. neoklassische Ansätze, z. B. Annahme desVerhaltens in Bezug auf Nutzungsmaximierungen;· Wahrnehmungs- und humanistische Ansätze (vgl. auch Kap. 6.5); letzterer ist von der philoso-phischen Richtung des Humanismus beeinflusst und versucht, die komplexen subjektiven Mensch-Umwelt-Beziehungen zu verstehen;· Strukturalistische Ansätze (s. Kasten 1.1);· Stadtsoziologie (die Beziehungen zwischen der Stadtsoziologie und der Stadtgeographie sindtraditionell sehr eng).Stadttheorie der 1990er Jahre: eine geschlossene Theorie der Stadtentwicklung existiert nicht,vielmehr eine Reihe von Teiltheorien (s. auch Kap. 5 in diesem Band)

zu kommt, dass sämtliche der in Abb. 1.1 auf-geführten Forschungsrichtungen auch ei-nen historisch-genetischen Ansatz oderRaum-Zeit-Bezüge beinhalten können (Hi-storische Stadtgeographie, s. auch D. DEN-ECKE 1984); dies trifft am häufigsten für dieStadtmorphologie zu.

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1 STADTGEOGRAPHIE UND INTERDISZIPLINÄRE STADTFORSCHUNG16

1.3.1 Die morphogenetische Stadtgeo-graphie (auch Stadtmorphologie oder Stadt-gestaltforschung genannt) hat die Analyseder Grundriss- und Aufrissgestaltung derStädte sowie die Genese der Formelementezum Forschungsgegenstand (morphoge-netisch = gestaltbildend). B. HOFMEISTER

(19997, S. 9) bezeichnet diese Arbeitsrichtungals die erste disziplingeschichtliche Phase.

Diesem Ansatz lässt sich zunächst die frü-he Forschungsfrage nach der Lage von Städ-ten und verbunden damit nach ihrer Genesezuordnen (vgl. A. HETTNER 1895, F. RATZEL

1903).Von besonderem Einfluss auf dieEntfaltung einer morphologischen Richtunginnerhalb der Stadtgeographie, die in den1920er Jahren einen ersten Höhepunkt erfah-ren hat, waren die Arbeiten von O. SCHLÜTER

„Über den Grundriß der Städte“ (1899) so-wie von W. GEISLER über „Die deutsche Stadt.Ein Beitrag zur Morphologie der Kul-turlandschaft“ (1924) und von R. MARTINY

über die „Grundrißgestaltung der deutschenSiedlungen“ (1928).

Leider kam dieser traditionellen For-schungsrichtung in Deutschland in der Fol-gezeit - bis zur Gegenwart - nur eine einge-schränkte Bedeutung zu, wenngleich ab den1950er Jahren eine Reihe beachtlicher mor-phogenetischer stadtgeographischer Arbei-ten erschienen ist (vgl. Kasten 1.5 sowie alsjüngere Forschungsberichte B. HOFMEISTER

2004, H. HEINEBERG 2006).Die Stadtgeographie hat sich in den ver-

gangenen drei Jahrzehnten u. a. an derGrundlagenforschung zur Stadterneuerung,Stadterhaltung sowie der Stadtimagepflegebeteiligt (s. auch 1.3.9), wobei insbesondereUntersuchungsaspekte und Methoden dermorphogenetischen Arbeitsrichtung, aller-dings meist kombiniert mit Ansätzen undMethoden aus der sozialgeographischenStadtforschung, zum Tragen gekommensind.

Im englischsprachigen Raum ist der vondem von dem britischen Stadtgeographen J.W. R.WHITEHAND (Birmingham) 1994 gegrün-dete internationale und interdisziplinäre Ar-beitskreis zur Stadtmorphologie, das Inter-national Seminar on Urban Form (ISUF),mit jährlichen Tagungen und der Zeitschrift„Urban Morphology“ herausragend. WHITE-HAND hat in seinen eigenen stadtmorpho-logischen Arbeiten insbesondere die Akteu-re der Stadtgestaltung wie Developers, Ar-chitekten, aber auch Bodenpreise etc. zur Er-klärung der Stadtgestaltung berücksichtigt(z. B. J. W. R. WHITEHAND 1984b, 2003).

Die internationale Bedeutung der Stadt-morphologie wird durch Hand- und Lehrbü-cher aus dem Ausland bestätigt (E. LICH-TENBERGER 2002, E. RAITH 2000/Österreich,R. ALLAIN 2004/Frankreich, J. W. R. WHITE-HAND 1992/Großbritannien, H. CAPEL 2002,2005/Spanien).

1.3.2 Die funktionale Stadtgeographie be-sitzt ebenfalls eine längere Tradition. Bereitsin den 1920er und 1930er Jahren wurden sog.funktionale Raumeinheiten innerhalb derStädte (z. B. City, Wohnviertel, Industrie- undGewerbegebiete) und deren raumzeitlicheVeränderungen untersucht.

Vor allem war es zunächst „die skandina-vische Stadtgeographie mit einer Reihe be-deutender und heute schon klassisch zu nen-nender Untersuchungen“ (...) „Als erste wirk-lich bahnbrechende Arbeit kann (...) STEN DE

GEERs Untersuchung über Groß-Stockholm(1923) mit ihrer Gliederung in zahlreiche funk-tionale Stadtviertel und Quartiere gelten“ (P.SCHÖLLER 1953, S. 166). Die Funktions-kartierung und Ausgliederung von funktio-nalen Stadtvierteln hat sich auch in frühenamerikanischen Forschungsarbeiten als be-sonders erfolgreich erwiesen (vgl. beispiels-weise P. E. JAMES 1933 mit funktionalen Stadt-kartierungen von Rio de Janeiro und São

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17FORSCHUNGSRICHTUNGEN DER ALLGEMEINEN STADTGEOGRAPHIE

Paulo).Seit ca. 1960, in verstärktem Maße aller-

dings seit Ende der 1960er Jahre, ist inner-halb der funktionalen Stadtgeographie eineSchwerpunktsetzung hinsichtlich der Ana-lyse innerstädtischer Geschäftszentren und-straßen (einschließlich ganzer Citygebieteund innerstädtischer Zentrensysteme) er-folgt (vgl. Kap. 7). Bei der Untersuchung vonStandorträumen, -strukturen und -verän-derungen des tertiären Sektors innerhalbvon Städten standen u. a. zunächst••••• Fragen zur Methodik der Abgrenzung undDarstellung der inneren Differenzierungvon Innenstädten sowie speziell vonverschiedenrangigen Geschäfts-, Neben-zentren etc. im Vordergrund (z. B. Index-berechnungen bzgl. der Flächennutzung ein-zelner Geschäftsstraßen und neue Formender Nutzungsdarstellung). Zudem wurden••••• einzelne Hauptgeschäftsstraßen, dabei vorallem deren Einzelhandelsfunktionen, ana-lysiert.

Neuere Untersuchungen innerhalb derfunktionalen Stadtgeographie haben sich z.B. den folgenden Problemstellungen undAspekten gewidmet:••••• der historischen Dimension der gesamtenCityentwicklung und der komplexen funk-tionalen Cityausstattung,••••• speziellen Dienstleistungs- und Büronut-zungen sowie deren Standortdynamik, -per-sistenz und -dekonzentration,••••• der Planung, Standortentwicklung und-problematik, Ausstattung, Typisierung undInanspruchnahme neuer Einkaufszentrenoder großflächiger Einzelhandelseinrich-tungen an häufig peripheren Standorten.

Grundsätzlich gilt, dass ein wachsenderAnteil von Beiträgen der funktionalen Stadt-geographie, darunter nicht zuletzt auch zahl-reiche, meist unveröffentlichte geographi-sche Diplomarbeiten, Gutachten etc., wesent-liche Bedeutung als Grundlagenunter-

suchungen für Fragen der Kommunal- oderStadtplanung besitzt. Letzeres gilt z. B. fürjüngere Arbeiten, die schwerpunktmäßig aufdie innerstädtische Zentrenplanung oderetwa auf die Analyse der Anlage und Aus-weitung städtischer Fußgängerzonen aus-gerichtet sind.

1.3.3 Zentralitätsforschung (vgl. Kap. 4.3).Bereits in dem klassischen Beitrag von H.BOBEK über „Grundfragen der Stadtgeo-graphie“ (1927) finden sich Ausführungenüber die Reichweiten von Funktionen. Al-lerdings gelang es erst W. CHRISTALLER mitseinem Werk über „Die zentralen Orte in Süd-deutschland“, einschließlich der theoreti-schen Ableitung seiner bahnbrechendenTheorie der Zentralen Orte (1933), die funk-tionalen Stadt-Land-Beziehungen, d. h. vorallem die zentralörtlichen Verflechtungen(oder Zentralität), in den Vordergrund stadt-geographischer Analyse zu stellen.

Die CHRISTALLERsche Theorie fand zuerstin den USA, und zwar zunächst durch E. L.ULLMAN (1940) in einem Aufsatz in einersoziologischen Fachzeitschrift und nach derenglischen Übersetzung des Werkes durchC. W. BASKIN 1957, große Beachtung.

Inzwischen hat sich die Zentralitätsfor-schung - auch im interdisziplinären Kontext- zu einer wichtigen Teildisziplin heraus-gebildet, wobei der Schwerpunkt der For-schung wohl immer noch auf die Stadtgeo-graphie entfällt.

Eine grundlegende Bedeutung erlangtedie empirische Zentralitätsforschung inden 1960er Jahren durch die umfassendenBestandsaufnahmen der hierarchisch gestuf-ten Zentralen Orte und ihrer Verflech-tungsbereiche in der gesamten Bundesrepu-blik Deutschland sowie speziell in Nordrhein-Westfalen durch die Gemeinschaftsarbeitdes Zentralausschusses für deutsche Lan-deskunde und einer größeren Zahl geo-

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1 STADTGEOGRAPHIE UND INTERDISZIPLINÄRE STADTFORSCHUNG18

graphischer Hochschulinstitute unter Lei-tung des damaligen Instituts für Landes-kunde in Bad Godesberg (vgl. G. KLUCZKA

1970a, 1970b). Die Zentralitätsforschungwurde in der Folgezeit methodisch weiterausgebaut.

Nicht nur in Deutschland, sondern welt-weit wurde bis heute eine Flut von (interdis-ziplinären) Arbeiten der Zentralitätsfor-schung veröffentlicht. Die Theorie der Zen-tralen Orte hat aber nicht nur in der Stadt-forschung, sondern auch in der Raumord-nung und Raumplanung - dabei nicht nur inder Landesentwicklungsplanung, sondernauch in der Regional- und Kommunal-planung - eine Schlüsselstellung eingenom-men. Von der Geographie sind dazu wesent-liche anwendungsbezogene Grundlagenar-beiten geleistet worden (s. 4.3.6).

1.3.4 Städtesystemforschung (vgl. Kap. 4.2).Die moderne Städtesystemforschung als Teileiner allgemeineren Siedlungssystem-forschung hat ihre Wurzeln in der Zentra-litätsforschung. Man kann ein zentralört-liches System als einen Spezialfall eines all-gemeineren, arbeitsteilig organisierten Städ-tesystems auffassen (H. H. BLOTEVOGEL

1983). Ausgehend von dem klassischenAufsatz von B. J. L. BERRY über „Cities assystems within systems of cities“ (1964)kommt der Analyse von Städtesystemen imRahmen der Stadtgeographie sowie auch derinterdisziplinären Stadtforschung eine wach-sende Bedeutung zu. Nicht nur Bestands-aufnahmen regionaler Städtesysteme, d. h.vor allem der Beziehungen zwischen denStädten, sind von besonderer Relevanz, son-dern vor allem auch die Entstehung regio-naler oder nationaler Städtesysteme, dieprozessualen Veränderungen und zukünfti-ge Entwicklung sowie die Bedeutung vonStädtesystemen für Belange der Raumord-nung; dabei kommt in jüngerer Zeit dem Aus-

bau städtischer Vernetzung (Städtenetze) einbesonderes Gewicht zu (s. 4.2.6).

1.3.5 Kulturgenetische Stadtgeographie.Die kulturgenetische Betrachtungsweise in-nerhalb der Stadtgeographie reicht mit ihrenersten wegweisenden Arbeiten in die Zwi-schenkriegszeit zurück; vgl. beispielsweiseH. J. FLEURE, 1920, über europäische Stadt-typen sowie vor allem den von S. PASSARGE

herausgegebenen Sammelband „Stadtland-schaften der Erde“, 1930.

Die kulturgenetische Stadtgeographie hatsich allerdings - wie die Zentralitätsfor-schung (vgl. 1.3.3) - erst seit den 1950er Jah-ren zu einer der bedeutendsten Arbeitsrich-tungen entwickelt. Untersucht werden kul-turraumspezifische Unterschiede u. a. der Ur-banisierungsprozesse (Verstädterung) oderetwa der inneren Gliederung der Städte. Demkulturgenetischen Konzept liegt nach B.HOFMEISTER (1980) „die Auffassung zu-grunde, daß die von der einzelnen Kulturher gegebenen Voraussetzungen und Aus-gangspositionen für die allgemein ähnlichverlaufenden Urbanisierungsprozesse ein-schließlich der inneren Differenzierung derStädte in jedem Kulturraum andere sind (...)“(S. 5). Von Bedeutung sind insbesonderezahlreiche Arbeiten, die die Entwicklung vonModellvorstellungen sog. kulturgeneti-scher oder kulturraumspezifischer Stadt-typen zum Ziel hatten. Dieser Forschungsan-satz basiert zum Teil auf den Erkenntnissender klassischen Sozialökologie der Chica-goer Schule (sozialökologische Theorien undModelle), die grundlegende Stadtstruktur-oder Stadtentwicklungsmodelle hervorge-bracht hat (s. 5.3). Die von der deutschenkulturgenetischen Stadtgeographie erarbei-teten zahlreichen Modellvorstellungen fürdie Stadtstrukturen einzelner Kulturerdteilesowie die Einordnung der Stadtgenese und-gliederung in größere Zusammenhänge der

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19FORSCHUNGSRICHTUNGEN DER ALLGEMEINEN STADTGEOGRAPHIE

Kulturraumentwicklung ermöglichen auchvielfältige interkulturelle Vergleiche der diffe-renzierten Stadtentwicklungs- und Verstädte-rungsprozesse (vgl. Kap. 11).

1.3.6 Sozialgeographische Stadtforschung.Die sozialgeographische Ausrichtung derAnthropogeographie im deutschsprachigenRaum wurde wesentlich durch H. BOBEK mitseinem wegweisenden Aufsatz über „Stel-lung und Bedeutung der Sozialgeographie“(1948) sowie vor allem durch die sog. Mün-chener Schule (u. a. K. RUPPERT/F. SCHAFFER

1969) beeinflusst; sie hat zu der Entwicklungeiner sozialgeographischen Stadtforschunggeführt. H. BOBEK (1948) knüpfte an die vonihm bereits Ende der 1920er Jahre entschei-dend mitgeprägte funktionale Betrach-tungsweise an (vgl. auch funktionale Stadt-geographie, s. 1.3.2) und fügte die sozialgeo-graphische hinzu: „Mit der funktionellenBetrachtungsweise, die wohl zuerst in derSiedlungsgeographie angewandt wurde undheute vor allem in der Wirtschaftsgeographiefruchtbar wird, ist der Ansatzpunkt zum ent-scheidenden Schritt gewonnen: Denn jedeFunktion bedarf eines Trägers“ (ebd., S.120). Bei den Trägern handelt es sich „ummenschliche Gruppen (...), die sich im Raumbetätigen“ (ebd.).

Die Berücksichtigung menschlicher odersozialer Gruppen und Gesellschaften in städ-tischen Räumen unter prozessualem Aspekterfolgte in der Geographischen Stadtfor-schung in stärkerem Maße erst ab Ende der1960er Jahre, d. h., nachdem sich die sog.Münchener Schule der deutschen Sozial-geographie etabliert hatte. Zwar wurdenschon in den 1950er Jahren einige erste Ar-beiten zur sozialgeographischen Stadtfor-schung veröffentlicht, jedoch setzten dieArbeiten F. SCHAFFERS (1968a, b) über Mobili-tätsprozesse und sozialgeographische Ent-wicklungen in Großwohnsiedlungen am Bei-

spiel der Stadt Ulm (zur innerstädtischenMobilität und deren Beziehungen zur räum-lichen Verteilung, zum Bedürfnis- und Le-benszyklus bzw. zur städtischen Lebensformbestimmter sozialer Gruppen) sowie v. a. auchder Beitrag von K. RUPPERT/F. SCHAFFER „ZurKonzeption der Sozialgeographie“ (1969)wichtige Akzente.

Den Arbeiten K. RUPPERTs und F. SCHAF-FERs muss eine große Innovationswirkungin der deutschen Anthropogeographie, ins-besondere auch in der Stadtgeographie, zu-geschrieben werden. Die aus sozialgeogra-phischer Perspektive betriebene Stadtfor-schung beschäftigte sich fortan nicht nur,wie es zunächst der Fall war, mit der Daseins-grundfunktion „Wohnen und in Gemein-schaften leben“, sondern auch mit allen üb-rigen Grundfunktionen innerhalb von städ-tisch geprägten Räumen, d. h. mit dem „Ar-beiten“ (z. B. Berufspendelverkehr), „Sich-versorgen“ (z. B. schichtenspezifisches Ein-kaufsverhalten), „Sichbilden“ (z. B. sozial-gruppenspezifische Beteiligung an bestimm-ten Schularten) sowie „Sicherholen“ (z. B.Freizeitverhalten im Wohnumfeld), bezogenauf die Aktivitäten von sozialen Gruppen,Schichten oder anderen Merkmalsgruppenin städtischen Siedlungen.

Von erheblicher Bedeutung sind heuteauch die differenzierten Planungsbezüge dersozialgeographischen Stadtforschung (An-gewandte Stadtgeographie, s. 1.3.9): z. B.sozialstrukturelle Untersuchungen als Ent-scheidungshilfen für die förmliche Festle-gung von Sanierungsgebieten, Analyse derEntwicklung sozialräumlicher Strukturen alseine der Grundlagen für die Planung städti-scher Versorgungseinrichtungen, sozial-räumliche Gliederungen als Vorarbeit zurkleinräumigen Bevölkerungsprognose oderfür andere Anwendungen in der Städtesta-tistik, Stadtentwicklungsplanung etc.

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1 STADTGEOGRAPHIE UND INTERDISZIPLINÄRE STADTFORSCHUNG20

Die deutsche Sozialgeographie oder so-zialgeographisch orientierte Stadtgeogra-phie darf nicht verwechselt werden mit dersog. Social geography bzw. Urban socialgeography im englischsprachigen Raum, diezum Teil marxistisch orientiert ist und sichzumeist aktuellen sozialen Problemen inStädten, wie z. B. Armut, Ghettobildung oderRassenkonflikte in Großstädten, widmet. Ar-mut in Städten ist seit rd. einem Jahrzehntauch ein Forschungsfeld der deutschenSozialgeographie, wenngleich die Zahl grö-ßerer Studien dazu noch gering ist; vgl. alsjüngste umfassende Untersuchung zu die-ser Thematik B. KLAGGE 2005, die einen de-taillierten Überblick über die interdisziplinä-re Armutsforschung gibt und anhand fünfwestdeutscher Großstädte auf Stadtteil-ebene räumliche Muster der Armut, auch indynamischer Perspektive, empirisch analy-siert.

Einen anderen neuen Schwerpunkt bildetdie Untersuchung städtischer Lebensstile- ein Phänomen, das die klassische sozialeSchichtung überlagert bzw. erheblich modi-fiziert. In Deutschland wird die Lebensstil-forschung „vor allem in der Soziologie zurErfassung der Segmentierung der Gesell-schaft herangezogen“ (A. KLEE 2001, S. 12),sie hat aber auch - wie etwa A. KLEE überden Raumbezug von Lebensstilen am Bei-spiel der Stadt Nürnberg verdeutlicht - Ein-gang in die jüngere sozialgeographischeStadtforschung gefunden (vgl. Kasten 1.3).

Ein weiteres, mit der Lebensstilforschungin Zusammenhang stehendes jüngeres The-ma der sozialgeographischen sowie v. a. auchder soziologischen Stadtforschung ist diesog. Gentrification, die bislang wohl amstärksten von der nordamerikanischen Stadt-forschung untersucht wurde, allerdings injüngerer Zeit auch in Deutschland starkeBeachtung gefunden hat (u. a. I. HELBRECHT

1996a, C. KRAJEWSKI 2004, 2006; Kasten 1.4).

1.3.7 Quantitative (und theoretische)Stadtgeographie. Die Benennung dieserForschungsrichtung - insbesondere im Ver-gleich mit den bisher genannten Phasen - iststrittig. Damit kann jedoch besonders her-ausgestellt werden, dass die jüngere Geo-graphische Stadtforschung, vor allem beein-flusst durch die Geographie im angelsäch-sischen Raum, in verstärktem Maße quanti-

„Lebensstile werden (...) allgemein definiert als„raum-zeitlich strukturierte Muster der Lebens-führung“ und beziehen sich im Gegensatz zumSchichtbegriff nicht auf begrenzte Dimensio-nen des Einkommens oder Berufes, sondernumfassen das gesamte expressive (Konsum-stile, Freizeitverhalten), interaktive (Medien-nutzung, Geselligkeit), evaluative (Werte undEinstellungen) und kognitive (Selbstidentifikation,Zugehörigkeit, Wahrnehmung) Verhalten“ (I.HELBRECHT/J. POHL 1995, S. 227 nach H.-P. MÜL-LER/M. WEIHRICH 1991, S. 122f.).Nach A. KLEE (2001, S. 54) bezeichnen Lebens-stile ein Konstrukt, „welches sowohl die struk-turellen Elemente des sozialen Lebens, z. B.Alter, Bildung oder Einkommen, wie auch diekulturellen Dispositionen im Sinne von Werten,Einstellungen und daraus resultierenden Ver-haltensweisen umfasst".

Kasten 1.3 Definitionen „Lebensstile“

Nach C. KRAJEWSKI (2004, S. 103) ist Gentrifi-cation ein komplexes Phänomen. Es umfasstdie„· Bauliche Aufwertung (Gebäudesanierungenund Neubauten, Wohnumfeld- u. Infrastruktur-verbesserungen),· Soziale Aufwertung (Zuzug statushöhererBevölkerung: v. a. Besserverdienende, höherGebildete, z. B. Yuppies, Studierende),· Funktionale Aufwertung (Ansiedlung neuerGeschäfte u. Dienstleistungen, qualitative u.quantitative Angebotserweiterung),· Symbolische Aufwertung ('positive' Kommu-nikation über die Gebiete, Medienpräsenz,Schaffung von Landmarks, hohe Akzeptanzbei Bewohnern und Besuchern)" (ebd., S. 103)

Kasten 1.4 Definition „Gentrification“

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21FORSCHUNGSRICHTUNGEN DER ALLGEMEINEN STADTGEOGRAPHIE

tativ und theoretisch orientiert ist. Die An-wendung geostatistischer Methoden, dieEDV-Realisierung und die Überprüfung be-stehender Teiltheorien und Modelle zurStadtentwicklung (Stadtentwicklungsmo-delle) sowie deren Weiterentwicklung sindheute zur Selbstverständlichkeit gewordenund kommen in den meisten Forschungs-zweigen der Stadtgeographie zur Anwen-dung. Dies betrifft beispielsweise die Benut-zung multivariater statistischer Verfahren wieFaktoren- und Clusteranalysen zur sozial-räumlichen Gliederung von Städten (s. 6.3)oder etwa die Anwendung GeographischerInformationssysteme (GIS) bei der Analyseunterschiedlichster Aspekte der stadträum-lichen Gliederung sowie der Stadtentwick-lung und -planung.

1.3.8 Verhaltens- und handlungsorientierteStadtgeographie. Die Stadtgeographie istseit Anfang der 1970er Jahre auch stärkerverhaltenswissenschaftlich ausgerichtet.Die verhaltensorientierte (behavioristi-sche) Stadtgeographie beschäftigt sich ins-besondere mit der Wahrnehmung und Be-wertung städtischer Strukturen und Stand-orte (z. B. Geschäfte, Gebäude, Straßen-räume, Stadtviertel, Ferienorte) sowie mit denZusammenhängen zwischen Raumwahr-nehmung/-bewertung (auch Raumerleben,lokale Identifikation mit einem Stadtvierteletc.) und raumrelevantem Verhalten von In-dividuen oder speziellen Gruppen (bei-spielsweise Einkaufs-, Wohn- und Frei-zeitverhalten, Wohnstandortpräferenzen,Wahl eines Ferienortes). Zentrale For-schungsthemen des verhaltenswissen-schaftlichen Ansatzes der Stadtgeographiesind somit die Raumwahrnehmung, die Ana-lyse von lokalen Images etc. (vgl. 6.5) sowiederen Beziehungen zur Standortwahl und zuanderen raumbezogenen Aktivitäten desMenschen. Schwierigkeiten bei der Opera-

tionalisierung dieses Ansatzes liegen in derErklärung der differenzierten subjektivenRaumwahrnehmungen/-bewertungen undder Folgen für das individuelle raumbezo-gene Verhalten.

Aufbauend auf der verhaltenswissen-schaftlich orientierten Stadtgeographie lässtsich diese im Sinne von B. WERLEN konzep-tionell durch einen handlungstheoretischenAnsatz erweitern (vgl. B. WERLEN 1995b,Abb. 3: Handlungstheoretische Konzeption,oder 2000, Abb. 26: Handlungszentrierte Per-spektive). „Im Vergleich zu „Verhalten“ wird„Handeln“ als menschliche Tätigkeit im Sin-ne eines intentionalen Aktes begriffen, beidessen Konstitution sowohl sozial-kulturel-le, subjektive wie auch physisch-materielleKomponenten bedeutsam sind“. (...) „DieFolgen einer Handlung können beabsichtigtoder unbeabsichtigt sein und sich im Rah-men zeitgenössischer Lebensbedingungenauf lokaler, regionaler oder globaler Ebeneäußern“ (B. WERLEN 1995b, S. 520).

Auf der Basis von WERLENs handlungs-theoretischem Ansatz und unter Berücksich-tigung der Aktionsraumforschung entwi-ckelten J. SCHEINER und Mitarbeiter (1999)ein Analyseschema aktionsräumlichenHandelns (vgl. Abb. 1.2 mit Erläuterungen).Nach diesem handlungstheoretischen Kon-zept ist „menschliches Handeln (...) nicht inerster Linie Reaktion, wie dies die Münche-ner Sozialgeographie postuliert hat (RUP-PERT/SCHAFFER 1969, S. 211), sondern Akti-on“. Die Autoren schlussfolgern: „Die Lo-gik des Handelns muß Bestandteil aktions-räumlicher Forschung werden“ (ebd., S. 63).

1.3.9 Angewandte Stadtgeographie. Seit ca.1970 hat sich schließlich auch die Ange-wandte Stadtgeographie als eine stärker pla-nungs- oder praxisbezogene Arbeitsrichtungentwickelt; so gehören etwa vorbereitendeUntersuchungen zur Stadterneuerung eben-

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1 STADTGEOGRAPHIE UND INTERDISZIPLINÄRE STADTFORSCHUNG22

Abb. 1.2 Analyseschemaaktionsräumlichen Handelns

Im Rahmen einer handlungstheoretischenAktionsraumforschung, wie sie J. SCHEINERund Mitarbeiter (1999) verstehen, wird das Indi-viduum (Subjekt) als Akteur in den Mittelpunktgestellt, wobei dessen „Intentionen, d. h. seinenMotiven und Absichten, eine prominente Stellungeingeräumt werden muß“ (...) „Dem gegenüberstehen Strukturen der sozialen und der physi-schen Umwelt. Sie besitzen den Charakter vonRestriktionen, aber auch von Möglichkeiten fürdas Handeln, stellen also Bedingungen und Mitteldar“ (ebd., S. 58-59). Daraus - aus der „subjekti-ven“ und „objektiven“ Seite - ergeben sich rele-vante Alternativen, die quasi den „Handlungs-spielraum“ darstellen. „Innerhalb dieses durch dasSubjekt selbst und seine soziale und raumzeitlicheSituiertheit definierten Spielraums vollzieht sichdie „Logik der Selektion“: das Handeln, das sichals mit Fortbewegung verbundene Aktivität akti-onsräumlich niederschlägt (...) “( S. 59). „Das Han-deln produziert Folgen, die in intendierte und nicht-intendierte unterschieden werden müssen“ (...)„Das Handeln wird erst durch Bedeutungszuwei-sung, also durch Deutung zum „Handeln“. Dabeisind die Selbstdeutungen des Handelnden vonFremddeutungen zu unterscheiden“ ( S. 60).

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so zum Aufgabenfeld der Stadtgeographiewie beispielsweise Analysen zur Verkehrs-beruhigung in Wohngebieten.

F. SCHAFFER (1986) hat anhand unterschied-licher stadtgeographischer Untersuchungenam Beispiel von Augsburg nicht nur die gro-ße inhaltliche Bandbreite praxisorientierterArbeiten und Projekte dokumentiert, son-dern zugleich auch zwei Schemata zur Dis-kussion gestellt, die die Konzeption der An-gewandten Stadtgeographie beinhalten (vgl.dort Abbn. 20 u. 21). Nach SCHAFFER ist die-se Richtung der Stadtgeographie ein „praxis-begleitender Forschungsprozeß, aus demauch ein neuer Beitrag zu Methodologie undTheorie des Faches erwartet wird. Hauptzielbleibt jedoch die Entwicklung von Gestal-tungskonzepten für eine meist erst zu schaf-fende räumliche Realität“ (1986, S. 183).

1.4 Räumliche Bezugssystemeund Raum-Zeit-Bezüge

In Anlehnung an E. LICHTENBERGER (19983,Abb. 1.3) lassen sich bei stadtgeographi-schen Betrachtungen oder Untersuchungenzwischenstädtische und innerstädtischeräumliche Bezugssysteme (Maßstabs-ebenen oder -dimensionen) unterscheiden.Die innerstädtische Ebene kann nach E.LICHTENBERGER in Mikro- (Einzelstandort),Meso- (Stadtviertel) und Makroebenen(Gesamtstadt, Stadtregion) untergliedertwerden. In den Abbn. 1.1 und 1.3 diesesLehrbuchs wurde in ähnlicher Weise auchdas innerstädtische Bezugssystem ingesamtstädtische bzw. gemeindliche Ebene,

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23

Abb. 1.3 Räumliche Bezugsebenen und ausgewählte Untersuchungsschwerpunkteder Stadtgeographie/Geographischen Stadtforschung

RÄUMLICHE BEZUGSSYSTEME UND RAUM-ZEIT-BEZÜGE

· Forschungsrichtungen und Entwicklung der Stadtgeographie/Geogr. Stadtforschung:H. BECKER 1996, D. DENECKE 1989, D. DENECKE/G. SHAW 1988, H. FASSMANN 2004, J. GERTEL 1993, H.HEINEBERG 1988b,1989,1992, R. HENKEL 1998, B. HOFMEISTER 1989, 19997, S. 7-18, E. LICHTENBERGER

19983, F. MEYER 2005, F. SCHAFFER 1986, W. SCHENK 2000, P. SCHÖLLER 1969, K. WOLF 1992, K. ZEHNER

2001 (Fortsetzung nächste Seite)

Meso- und Mikroebenen innerhalb der Stadtdifferenziert. Untergliedert wurde auch daszwischenstädtische System, und zwar in dieglobalen bzw. internationalen, die nationa-len bzw. interregionalen und die intraregio-nalen Ebenen (z. B. Stadtregion). Jeder die-ser räumlichen Bezugsebenen lassen sich,wie Abb. 1.3 beispielhaft zeigt, charakteri-stische Untersuchungsschwerpunkte derStadtgeographie oder der GeographischenStadtforschung zuordnen.

Stadtgeographische Untersuchungen be-rücksichtigen neben dem Raum auch die Zeitin Gestalt von Prozessanalysen, Längs- undQuerschnittstudien, Analysen zyklischeroder rhythmischer Phänomene für unter-schiedlich lange Zeiträume etc.; letztere be-schränken sich nicht auf den klassischenAnsatz der morphogenetischen (s. 1.3.1) oderauf die kulturgenetische Stadtgeographie (s.1.3.5), sondern betreffen auch die übrigenForschungsrichtungen, insbesondere imRahmen einer Historischen Stadtgeographie.

Kasten 1.5 Literaturauswahl zur Ergänzung und Vertiefung des Kapitels 1

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1 STADTGEOGRAPHIE UND INTERDISZIPLINÄRE STADTFORSCHUNG24

· Interdisziplinäre Stadtforschung/Nachbarwissenschaften:J. J. HESSE 1989 (Kommunalwiss.); E. SPIEGEL 1995 (Stadtforschung); TH. HENGARTNER 1999 (Volks-kunde); F. ECKART 2000, J. FRIEDRICHS 1995, H. HÄUSSERMANN 1998b, H. HÄUSSERMANN/W. SIEBEL 2004, B. HAMM 1992, 1994, U. HERLYN 1989a, b, H. KORTE 1986, B. SCHÄFERS 1988 (Stadtsoziol.); H. F. GORKI/H.PAPE 1987 (Stadtkartographie); T. BREUER u. a. 1997, R. KRÖNERT 1991 (Fernerkundung); K. ADAM

1988, J. BREUSTE 1995b, J. FRIEDRICHS/K. HOLLAENDER 1999, M. MEURER 1997, E.-H. RITTER 1995,G. SCHULTE 1995, H. SUKOPP/R. WITTIG 19982, W. TAUBMANN 1999a, H. ZEPP/J. FLACKE 2002 (Stadtökol.)· Morphogenetische Stadtgeographie/Stadtgestaltforschung:B. HOFMEISTER 2004, H. HEINEBERG 2006 (Forschungsber.); R. ALLAIN 2004, H. CAPEL 2002, 2005, E.LICHTENBERGER 2002, E. RAITH 2000 (Lehr-/Handbücher); K.-J. KRAUSE 1995, J. LAFRENZ 1989, 1999a,b(Stadtgestalt); M. P. CONZEN 2004, M. R. G. CONZEN 1960, 1978 (klass. Beitr. z. Morphologie englischerStädte); H. FRIEDMANN 1968 (Physiognomie v. Alt-Mannheim); K. W. OHNESORGE 1974 (ResidenzstadtWolfenbüttel); W. KRINGS 1984 (Gestalt belgischer Innenstädte); J. W. R. WHITEHAND 2003 (SuburbaneGebäudeformen); BBR 2002c, BVBW 2005, C.-C. WIEGANDT 2003 (Baukultur)· Funktionale Stadtgeographie:H. HEINEBERG/N. DE LANGE 1983, H. HEINEBERG 1987a (Cityentwicklung); H. HEINEBERG/F. STELTEMEIER

1986 (Bürostandortdekonzentration); N. DE LANGE 1989 (Standortpersistenz und -dynamik v. Büro-betrieben); H. ACKER 1995 (Bürostandortentwicklung in Berlin); H. HEINEBERG/A. MAYR 1986, 1988,1996 (Einkaufszentren/großflächiger Einzelhandel); R. POPIEN 1995 (Ortszentrenplanung)· Zentralitätsforschung:H. H. BLOTEVOGEL 1995, J. DEITERS 1976, 1982 (Einführungen); G. HEINRITZ 1979 (einziges Lehrbuch);H. H. BLOTEVOGEL 1983,1986 (quantit. Zentralitätsbestimmung); H. H. BLOTEVOGEL 1996a, b,c, J. DEITERS

1996a, b, H. GEBHARDT 1996a, b, J. GÜSSEFELDT 1997 (Aufgaben d. Zentralitätforsch. in Raumord-nung u. -planung); H. H. BLOTEVOGEL, H. H. 2002b, c (Fortentwicklung d. Zentrale-Orte-Konzepts)· Städtesystemforschung:B. ADAM 1997, BMBAU 1993c, R. DANIELZYK/A. PRIEBS 1996, A. PRIEBS 1996a, 1996b (Städtenetze)· Kulturgenetische Stadtgeographie/Stadtstrukturen im interkulturellen Vergleich:HOLZNER, L. 1981 (kulturgenetische Forsch.-richtung); B. HOFMEISTER 1982c, 19997, S. 189-219· Sozialgeographische Stadtforschung/Stadtsoziologie:J. MAIER/R. PAESLER u. a. 1977 (Sozialgeogr.); P. L. KNOX/S. PINCH 2004 (Urban Social Geogr.); H.HÄUSSERMANN/W. SIEBEL 2004 (Stadtsoziologie); J. S. DANGSCHAT 1996a, A. FARWICK 2001, H. HÄUSSERMANN

1998a, B. HAHN 2003, A. KAPPHAN 2002, B. KLAGGE 1998, 2001, 2005 (Armut i. Städten); G. GLEBE 2002,W. TAUBMANN 1997 (Segregation); K. J. BECKMANN u. a. 2006, J. DANGSCHAT/J. BLASIUS 1994, A. ESCHER/S. PETERMANN 2004, I. HELBRECHT 1997, I. HELBRECHT/J. POHL 1995, E. KATSCHNIG-FASCH 1998, A. KLEE

2001, H.-P. MÜLLER/M. WEIHRICH 1991, H.-P. MÜLLER 1995, N. SCHNEIDER/A. SPELLERBERG 1999 (Lebens-stile); J. BLASIUS/J. S. DANGSCHAT 1990, I. HELBRECHT 1996b, K. FRIEDRICH 2000, J. FRIEDRICHS/R. KECSKES

1996, 2002, J. GLATTER/W. KILLISCH 2004, H. HILL/K. WIEST 2004, C. KRAJEWSKI 2003, 2004, 2006(Gentrification); M. HESSE/B. TROSTORFF 2006 (Wohnmilieus); A. HARTH u. a. 2000 (soz. Ungleichheit)· Quantitative (und theoretische) Stadtgeographie:G. BAHRENBERG/E. GIESE/J. NIPPER 1985, 1992, E. BUCHHOFER 1994, A. KILCHENMANN/H.-G. SCHWARZ-VON

RAUMER 1999, N. DE LANGE 2000a, b, 2002, 2003, P. REUBER/C. PFAFFENBACH 2005 (Geogr. Informations-systeme/GIS, quantit.-analyt. Methoden)· Verhaltens- u. handlungsorientierte Stadtgeographie:H. SCHRETTENBRUNNER 1974 (Verhaltenwiss. Geogr.); G. HARD 1981, H. KLÜTER 1994, K. SACHS 1993,1995, G. WOOD 1985 (Raum-/Problemwahrnehmung, Ortsbindung v. Ausländern); P. REUBER 1993,H. GEBHARDT u. a. 1992, 1995 (Ortsbindung/räumliche Identifikation); B.-A. STEGMANN 1997 (Image/-marketing); B. WERLEN 1997, S. 37-38 (Kritik an d. „Perzeptionsgeographie“); B. WERLEN 1995b,19973, 2000 (Handlungstheoret. Ansatz d. Sozialgeogr.); P. MEUSBURGER 1999 (kritischer Beitr. z.handlungszentrierten Sozialgeogr. B. WERLENS); F. SCHOLZ 1994b (Handlungsmuster u. -motive v.Marktbeschickern u. -besuchern); S. MONZEL 1995 (Handlungstheoret. Sozialgeogr. u. Wohnumfeld-gestaltung); J. SCHEINER u. a. 1999, 2000, 2001 (Handlungstheoret. Aktionsraumforschung)· Angewandte Stadtgeographie:F. SCHAFFER 1986 (Konzeption Angew. Stadtgeographie); F. SCHAFFER/K. THIEME 1989 (Stadtsanierung)

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terten Industriestaaten - die Übergänge zwi-schen städtischen und ländlichen Siedlun-gen fließend (sog. Stadt-Land-Kontinuum).Es lassen sich im allgemeinen Sprachge-brauch sowie interdisziplinär - je nachBetrachtungsperspektive - die unterschied-lichsten Stadtbegriffe ausmachen (in An-lehnung an R. STEWIG 1983):

2.1.1 Der umgangssprachliche Stadtbegriffist sehr diffus. „Wir gehen/fahren in dieStadt“ (gemeint ist oftmals die Innenstadt

Die Stadt lässt sich weder im Rahmen derStadtgeographie noch interdisziplinär underst recht nicht international oder global ein-deutig definieren. Dem Stadtbegriff können,je nach Kulturraum der Erde und Entwick-lungsstand, verschiedene Bestimmungs-kriterien zugrunde gelegt werden. Heutesind zudem - insbesondere in hochverstäd-

2 Stadtbegriffe und Dimensionender Verstädterung/Urbanisierung

Abb. 2.1 Drei Zukunftsszenarien der Siedlungsstruktur und Interaktionsmuster

2.1 Der mehrdimensionaleStadtbegriff

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2 STADTBEGRIFFE UND DIMENSIONEN DER VERSTÄDTERUNG/URBANISIERUNG26

oder das Stadtzentrum), „er ist bei der Stadt(d. h. in der Stadtverwaltung) beschäftigt“,„sich stadtfein machen“ (für höhere An-sprüche in der Stadt) sind Beispiele für Re-densarten, die sich auf die schillernde Qua-lität des umgangssprachlichen Stadtbegriffsbeziehen.

2.1.2 Der statistisch-administrative Stadt-begriff wird in den einzelnen Staaten derErde sehr unterschiedlich nach Einwoh-nerschwellenwerten festgelegt. Am ge-bräuchlichsten sind Mindesteinwohner-werte zwischen 2.000 und 5.000 Einw., sobeispielsweise für die BundesrepublikDeutschland 2.000, die USA 2.500 und Öster-reich 5.000 Einw.; allerdings gibt es auch er-heblich davon abweichende Schwellenwer-te, wie z. B. für Dänemark und Island mitlediglich 200 oder Japan mit größer odergleich 50.000 Einwohner. Zur internationa-len Vergleichbarkeit der Stadtentwicklungbzw. Verstädterung hat P. SCHÖLLER (1983)die Mindestgrößenschwelle von 20.000 Ein-wohnern vorgeschlagen. Allerdings ist zubeachten, dass für weltweit vergleichendeStatistiken, wie sie vor allem von den Ver-einten Nationen (UN) veröffentlicht werden,meist immer noch die o. g. nationalen Defi-nitionen für Städte bzw. urban areas zugrun-de gelegt werden.

Von Bedeutung ist weiterhin, dass die je-weiligen statistisch-administrativen Stadt-begriffe, die für die Industriestaaten im Zeit-alter fortgeschrittener Industrialisierung

und Verstädterung, d. h. häufig bereits im19. Jh., definiert wurden, nicht auf vergan-gene historische Zeitschnitte übertragbarsind. Dies lässt sich aufgrund der stadtge-schichtlichen Untersuchungen von F. OL-BRICHT (1936) anhand des zeitlich variablenGroßstadtbegriffs aufzeigen (Tab. 2.1).

2.1.3 Der historisch-juristische Stadtbe-griff. Die Entstehung der mittelalterlichendeutschen und europäischen Stadt kam inder Verleihung des Stadttitels (Gemeinde mitStadttitel) zum Ausdruck. D. h., die Stadt er-hielt damit (vom Landesherren) einenRechtstitel verliehen, mit dem sich auch wirt-schaftlich bedeutsame Privilegien, wie z. B.das Abhalten eines Marktes oder die Stape-lung von Waren, verbanden. Durch die Auf-hebung der Rechtsunterschiede zwischenStädten und Nichtstädten aufgrund der deut-schen Gemeindeordnung von 1935 ist das„Stadtrecht“ in Deutschland zu einem in-haltsleeren Titel geworden (H. F. GORKI

1974). Insbesondere stimmt der statistisch-administrative Stadtbegriff nicht immer mitdem historisch-juristischen überein. Soexistier(t)en beispielsweise in den neuendeutschen Bundesländern noch zahlreicheGemeinden mit weniger als 2.000 Einwoh-nern, die noch Städte entsprechend demhistorisch-juristischen Stadtbegriff sind, weilsie in der Vergangenheit einmal Stadtrechteerhalten haben. Wichtiger in funktionalerHinsicht ist gegenwärtig dagegen inDeutschland die Unterscheidung zwischensog. kreisfreien und kreisangehörigenStädten, da im letzteren Fall bestimmte Ver-waltungsfunktionen vom jeweiligen Kreisübernommen werden.

2.1.4 Der soziologische Stadtbegriff. Diesoziologische Betrachtung ist grundsätzlichauf die Menschen in der Stadt gerichtet. Esist eine facettenreiche Sichtweise, so dass

um 1600 Städte ab 15.000 Einw.1790 Städte ab 20.000 Einw.1840 Städte ab 40.000 Einw.1930 Städte ab 100.000 Einw.

Tab. 2.1 Großstadtdefinitionen in derNeuzeit nach F. OLBRICHT 1936(zitiert nach E. PFEIL 19722, S. 5)

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es keinen einheitlichen soziologischenStadtbegriff gibt. Die Stadt oder die Gemein-de wird als sozialer Lebensraum (mit einemsozialen Interaktionsnetz, mit lokaler Orts-bezogenheit etc.) und aus Sozialräumenzusammengesetzt gesehen. Der Siedlungs-soziologe B. HAMM bezweifelt sogar, dasses in der verstädterten Gesellschaft über-haupt möglich ist, wissenschaftlich brauch-bare Definitionen für „Stadt“ und „Land“ zufinden: „Die Stadt wird zur universellen Le-bensform, alle sozialen Phänomene sindzugleich auch Stadtphänomene“ (B. HAMM

1982, S. 21).

2.1.5 Andere nicht-geographische Stadt-begriffe. Zu nennen sind z. B. volkswirt-schaftliche, archäologisch-prähistorische,verkehrswissenschaftliche, kommunalwis-senschaftliche, architekturwissenschaftlich-kunstgeschichtliche, volkskundliche oderauch komplexere historische Stadtbegriffe(vgl. P. JOHANEK/F.-J. POST 2004) mit jeweilsunterschiedlichen Definitionen.

2.1.6 Der geographische Stadtbegriff istkomplexer als die o. g. und hat sich zudemim Laufe der Zeit verändert; dabei wurdenältere Auffassungen nicht aufgegeben, son-dern relativiert und durch neue ergänzt. Alsquantitative und qualitative Bestimmungs-kriterien für den geographischen Stadtbe-griff gibt es eine Vielzahl von Merkmalenmit unterschiedlichen Kombinationsmög-lichkeiten (vgl. Kasten 2.1).

Probleme der Abgrenzung zwischen sog.städtischen und ländlichen Siedlungen er-geben sich vor allem aufgrund der zahlrei-chen qualitativen Merkmale, die je nachRaum und Zeit variabel sind und für die meistkeine „harten“ allgemeingültigen Schwellen-werte gelten (zu ländlichen Siedlungen s.C. LIENAU 19952, G. HENKEL 19993).

Inwieweit der Stadtbegriff hinsichtlich derEinzelkriterien zu modifizieren ist, zeigt sicham Beispiel der Bezeichnung Weltstadt oder„Global City“, für die u. a. die folgendenMerkmale gelten (vgl. auch Kasten 2.2 so-wie im Einzelnen Kap. 12):• Steuerungs-/Kontrollzentrum innerhalbder Organisation der Weltwirtschaft (inter-nationalisierte Wirtschaftsaktivitäten),• strategisches Zentrum des Unternehmens-sektors (Hauptquartiere/Zentralen von na-

DER MEHRDIMENSIONALE STADTBEGRIFF

Kasten 2.1 Merkmale des geo- graphischen Stadtbegriffs

· größere Siedlung (z. B. nach der Einwoh-nerzahl),

· Geschlossenheit der Siedlung (kompakterSiedlungskörper),

· hohe Bebauungsdichte,· überwiegende Mehrstöckigkeit der Gebäu-

de (zumindest im Stadtkern),· deutliche funktionale innere Gliederung

(z. B. mit City oder Hauptgeschäftszentrum,Wohnvierteln, Naherholungsgebieten),

· besondere Bevölkerungs- und Sozialstruk-tur (z. B. überdurchschnittlich hoher Anteilan Einpersonenhaushalten),

· differenzierte innere sozialräumliche Glie-derung,

· Bevölkerungswachstum v. a. durch Wande-rungsgewinn (in Entwicklungsländern al-lerdings auch durch z. T. sogar dominantenatürliche Bevölkerungsentwicklung),

· hohe Wohn- und Arbeitsstätten-/Arbeits-platzdichte,

· Dominanz sekundär- und tertiärwirtschaft-licher Tätigkeiten bei gleichzeitig großer Ar-beitsteilung,

· Einpendlerüberschuss (positiver Pendler-saldo),

· Vorherrschen städtischer Lebens-, Kultur-und Wirtschaftsformen (z. B. spezielle kul-turelle Bedarfsdeckung der Bewohner),

· Mindestmaß an Zentralität, z. B. mindestensmittelzentrale (Teil-)Funktionen,

· relativ hohe Verkehrswertigkeit (Bündelungwichtiger Verkehrswege, hohe Verkehrs-dichte),

· weitgehend künstliche Umweltgestaltungmit z. T. hoher Umweltbelastung.

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2 STADTBEGRIFFE UND DIMENSIONEN DER VERSTÄDTERUNG/URBANISIERUNG28

Tab. 2.2 Städtetypen nach Einwohnerzahl Tab. 2.3 Stadtgrößengliederung nachL. Jakobson/V. Prakash 1974

tionalen, internationalen, transnationalenUnternehmen),• rasches Wachstum und herausragende Be-deutung des unternehmensorientiertenDienstleistungssektors (Hauptfinanzzen-trum, Zentrum des internationalen Finanz-sektors, weltweit wichtigste Börsen, Banken,Versicherungen, Immobilienunternehmen,Unternehmensberatungen etc.),• Hauptanziehungspunkt für ausländischeDirektinvestitionen und Unternehmen,• politisches Machtzentrum,

• Publikations-, Kommunikations- und Kul-turzentrum (Verlage, Telekommunikations-zentrum, Rundfunk- und Fernsehanstalten,Theater, Museen etc.) von Weltrang,• sehr günstige Verkehrslage mit großemAnteil am nationalen Verkehr und mit bedeu-tendem internationalen Verkehr (z. B. inter-nationaler Flughafen, großer Hafen),• weltweiter Bekanntheitsgrad,• große Einwohnerzahl (meist Mio.-stadt).

„Exakte Definitionen und Abgrenzungensind angesichts der schillernden Bedeutungdes Begriffs „Weltstadt“ weder möglich

Town 10.000-100.000 Einw.City 100.000-1 Mio. Einw.Metropolis 1-10 Mio.Einw.Megalopolis > 10 Mio.Einw.

Kasten 2.2 Zur Bedeutung Londons als 'Weltstadt'

Die britische Hauptstadt ist „neben Paris die einzige europäische Stadt mit Weltgeltung, vonkontinuierlicher wirtschaftlicher und kultureller Bedeutung“ (W. GAEBE 1989a, S. 103). Diese Stel-lung erlangte London bereits relativ früh: u. a. als Mittelpunkt des ehemaligen British Empire und(bereits in der ersten Hälfte des 19. Jh.s) als Weltfinanzzentrum. Im Zentrum Londons, vor allemin der City of London, konzentrierten sich im Laufe des 19. Jh.s nicht nur mehr und mehr „bedeu-tende Bank-, Finanz- und Versicherungseinrichtungen, sondern auch eine Vielzahl anderer hoch-rangiger Institutionen, die wichtige Kontakt-, Informations- oder Managementfunktionen für dieEntwicklung der kolonialen Peripherien bzw. Ökonomien ausübten“ (H. HEINEBERG 19972, S. 101).Auch heute ist London noch das Weltfinanzzentrum: So ist es mit 30 % des globalen Devisenhan-dels mit einem täglichen Umsatz von fast 500 Milliarden Dollar der größte Devisenmarkt der Erde(FAZ 3.11.97).Die City of London profitiert von London als Metropole: „Fast sämtliche britische Banken, die 560Auslandsbanken, viele Industriekonzerne, die Aufsichtsbehörden, die Versicherungen, der Ver-sicherungsmarkt, Lloyds of London, die Wirtschaftsprüfer, Anwälte, Steuerberater, der Gold-markt, die Rohstoff-Börse, De Beers als weltgrößtes Diamanten-Kartell, die Aktienbörse, dieTerminbörsen, der Euro-Markt, Devisenmarkt, wissenschaftliche Institute und die Regierung - siealle sitzen in London. Mehr als 700.000 Mitarbeiter sind im Londoner Finanzgeschäft tätig“ (ebd.).Zu den herausragenden Agglomerationsvorteilen der Weltstadt London zählen zudem u. a. derSitz internationaler Behörden, die Zentren der bildenden und darstellenden Kunst oder etwa auchdie Stellung Londons im Flugverkehr mit dem größten internationalen Flughafen Heathrow (zuBedeutung und Funktionen Londons als Weltstadt vgl. auch J. V. BEAVERSTOCK u. a. 20032,W. GAEBE 1988, 1989a, b, H. HEINEBERG 1996b, M. HOYLER 2004, A. D. KING 1991).

Landstadt 2.000 - 5.000 Einw.Kleinstadt > 5.000 - 20.000 Einw.MittelstadtGroßstadt > 100.000Einw.

> 20.000 - 100.000 Einw.

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noch sinnvoll“ (W. TAUBMANN 1996a, S. 4).Wichtig ist, dass „eine bestimmte Bevölke-rungsgröße eine notwendige, aber keine hin-reichende Voraussetzung für eine Weltstadt(ist), wie zahlreiche Millionenstädte in derDritten Welt beweisen“ (ebd.).

Stadtgrößenklassen werden i. Allg. nachEinwohnerschwellenwerten definiert. So un-terscheidet die amtliche deutsche Statitistikbestimmte statistische Stadttypen (Land-stadt, Kleinstadt, Mittelstadt, Großstadt, s.Tab. 2.2.).

Eine andere, vor allem das jüngere Groß-stadtwachstum weiter differenzierende Stadt-größengliederung ist von L. JAKOBSON/V.PRAKASH (1974) vorgeschlagen worden (Tab.2.3). Diese zeitgemäß erscheinende Ska-lierung, die Bezug nimmt auf die jüngerenProzesse der Metropolisierung und Mega-polisierung (s. unten), hat sich jedoch nichtdurchgesetzt (vgl. D. BRONGER 1989).

Insbesondere in Bezug auf die sog. Me-tropolen bestehen in der Literatur unter-schiedliche, häufig undefinierte Bezeich-nungen: neben Metropole auch Metropolis,Metropolitan Area, Metropolitan Region,Agglomeration oder einfach Millionenstadt(ebd., S. 3). „Die Metropole war bei den Grie-chen ursprünglich die „Mutterstadt“; spä-ter wurde die Hauptstadt eines Landes alsMetropole bezeichnet. Gegenwärtig wird derBegriff häufig für die führende(n) städti-sche(n) Agglomeration(en) eines Landesverwendet, in der/denen sich die wichtig-sten politischen, sozialen, wirtschaftlichenund kulturellen Einrichtungen konzentrieren.Metropolisierung meint demnach die zuneh-mende Konzentration der genannten Ein-richtungen auf ein oder wenige städtische(s)

Zentrum/Zentren eines Landes“ (W. TAUB-MANN 1996a, S. 5). Es handelt sich nach D.BRONGER (1989, S. 4) um „ein welthistorischganz junges, in seiner Dynamik bislang nichtgekanntes und vorhersehbares Phänomen“.

D. BRONGER (1989, 2004) hat sich um einefür Industrie- und Entwicklungsländerbrauchbare Definition von Metropole be-müht: eine Mindestgröße von 1 Mio. Einw.auf einem Gesamtraum mit einer Mindest-einwohnerdichte von 2.000 Einw./km2 undeiner monozentrischen Struktur (s. auch un-ter 2.3.1). Sowohl die Einwohnerschwellen-werte als auch die Einschränkung auf sog.monozentrische Strukturen sind allerdingsdurchaus strittig, zumal die Metropolen ne-ben dem Stadtzentrum häufig auch über eineAnzahl von mehr oder weniger großenNebenzentren oder neuen Einkaufszentrenverfügen, nicht nur in Industriestaaten, son-dern auch in Entwicklungländern.

In jüngerer Zeit hat sich die BezeichnungMegastadt (engl. Megacity) für die größtestädtische Siedlungskategorie durchgesetzt.Ähnlich wie für die Begriffe Stadt oder Me-tropole bestehen auch für Megastadt Pro-bleme der Größenbewertung, vor allem auchin zeitlicher Perspektive. Für die Gegenwartgrenzt D. BRONGER (1996a, 2004) Megastädtemit einer Einwohnerzahl von mindestens 5Mio., einer Mindesteinwohnerdichte von2.000 Einw./km2 und mit einer mono-zentrischen Struktur ab; nach der Definitionder UNITED NATIONS werden 8 Mio. Einw. vor-ausgesetzt (vgl. UN 1993), nach G. MERTINS

(2003) sogar mindestens 10 Mio. Einwoh-ner.

Auch für die sog. Megapolisierung gilt,dass sie als weltumspannender Prozess einPhänomen des 20. Jh.s ist. Wie bei derMetropolisierung bestehen charakteristischeUnterschiede zwischen den Industrie- undEntwicklungsländern (s. auch 2.3.1). So istnach D. BRONGER (1996a, S. 77) bislang noch

STADTGRÖSSENKLASSEN

2.2 Stadtgrößenklassen

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2 STADTBEGRIFFE UND DIMENSIONEN DER VERSTÄDTERUNG/URBANISIERUNG30

keine einzige Megastadt aus der „DrittenWelt“ in den Rang einer Weltstadt (s. 2.1.6)aufgestiegen. D. h., gegenüber der von derEinwohnerzahl gegebenen Vormachtstel-lung, auch demographische Primacy ge-nannt, bezieht sich nach der Auffassung vonD. BRONGER die jeweilige Überkonzentrationan politisch-administrativen, wirtschaftli-chen, sozialen und kulturell-wissenschaftli-chen Funktionen, die sog. funktionalePrimacy, in den Megastädten der „DrittenWelt“ auf die nationale Maßstabsebene(ebd.) (vgl. 2.3.6); zu einer differenzierterenBewertung der Weltstadt und Globalisie-rung s. im Einzelnen Kap. 12.

Verstädterung ist ein sehr komplexer Begriff,der zudem in unterschiedlichster Weise defi-niert wird. Häufig werden Verstädterung undUrbanisierung synonym gebraucht, oftmalsauch unterschiedlich gekennzeichnet (vgl.Kasten 2.3). Verschiedene Inhalte haben desöfteren auch verwandte Bezeichnungen wieUrbanität, Urbanismus, Überurbanisierungetc. Die terminologische Verwirrung bezüg-lich des Verstädterungsbegriffes (und ver-wandter Bezeichnungen) lässt sich dadurchbeheben, dass wir im folgenden Verstädte-rung synonym mit Urbanisierung oder Ur-

Kasten 2.3 Unterschiedliche Auffassungen zur Terminologie Verstädterung/Urbanisierung

2.3 Verstädterung/Urbanisierung

Nach R. PAESLER, einem der Vertreter der Münchener Schule der Sozialgeographie, bezeichnetUrbanisierung den „Prozeß der Diffusion der Urbanität“, wobei der Urbanisierungsprozessnicht unbedingt - wie die Verstädterung - mit der räumlichen oder bevölkerungsmäßigen Vergrö-ßerung von Städten verbunden sein muss; vielmehr wird Urbanisierung allgemeiner als „so-zialgeographischer Prozeß“ verstanden, wobei durch die von den Städten und urbanen Siedlun-gen diffundierenden Einflüsse andere Siedlungen an Urbanität gewinnen (1976, S. 22). K. RUPPERT/F. SCHAFFER definierten Urbanität im sozialgeographischen Sinne als einen „integrierten Ausdruckder Gesamtheit aller Faktoren, die städtische Verhaltens-, Wesens- und Wirtschaftsweisen, alsostädtisches Wesen, ausmachen“ (1973, S. 13). Nach einer ausführlichen Analyse der häufigunterschiedlichen Inhalte der semantisch gleichen Termini Urbanisation, Urbanisierung undVerstädterung schlug W. HELLER (1973) vor, Urbanisierung und Verstädterung synonym zu benut-zen.

B. HOFMEISTER vertritt dagegen die Auffassung, dass es zu einem weitgehenden Konsens gekom-men sei, „die leichter quantifizierbaren Faktoren wie Stadtbevölkerung, Anzahl und Flächen-wachstum der Städte (als) Verstädterung, die eher qualitativen Faktoren städtischer Lebensformund deren Ausbreitung als Urbanisierung zu bezeichnen“ (19997, S. 43). Etwas präziser wirddiese häufiger im deutschen Sprachraum übliche Differenzierung zwischen Verstädterung undUrbanisierung von J. BÄHR herausgestellt (19973a, S. 75): „Verstädterung meint (...) die Vermeh-rung, Vergrößerung und Ausdehnung von Städten nach Zahl, Fläche oder Einwohnern, sowohlabsolut als auch im Verhältnis zur ländlichen Bevölkerung bzw. zu den nicht-städtischen Siedlun-gen, während Urbanisierung auch die Ausbreitung städtischer Lebens-, Wirtschafts- und Verhal-tensweisen einschließt bzw. sich (in eingeschränkter Begriffsbildung) nur darauf bezieht“.G. MERTINS (1994) verwendet in seinem Bericht über Verstädterungsprobleme in der Dritten Weltden Begriff Verstädterung, den er synonym mit Urbanisierung sieht.

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bevölkerung eines Gebietes, Landes oderStaates), und Verstädterung als demographi-scher Prozess, der sog. Verstädterungsrate(= Zuwachsrate der städtischen Bevölkerungbzw. des Verstädterungsgrads). Der Verstäd-terungsgrad in der Bundesrepublik Deutsch-land, gemessen an dem in Gemeinden mitmehr als 2.000 Einw. lebenden Bevölkerungs-anteil, betrug vor der Wiedervereinigung rd.88 %; 1939 machte er in Deutschland erst 68

sehr unterschiedlichen statistischen Schwel-lenwerte zur Abgrenzung von Städten oderurban areas (vgl. 2.1.2) sowie nicht zuletztauch durch die sehr verschiedenen Länder-größen als räumliche Bezugseinheiten er-schwert.

Abb. 2.2 verdeutlicht, dass die Spannweiteder nationalen Unterschiede des Verstäd-terungsgrades ganz erheblich ist: „Das eineExtrem bilden Staaten wie Großbritannien,die Niederlande, Belgien, Deutschland, Dä-nemark, Schweden, Australien, Neuseeland,aber auch Venezuela, Argentinien, Uruguay,Chile und Israel, in denen mehr als 80 % derBewohner in städtischen Siedlungen leben,das andere Extrem sind einzelne afrikanischeund asiatische Staaten (...)“ (J. BÄHR 1993, S.468), z. B. Burundi mit 10 % oder Bhutan mit

Untersuchungsgegenstand der Bevölke-rungsgeographie (vgl. J. Bähr 20044)..

Da Verstädterung sowohl einen Zustandals auch einen Prozess bedeuten kann, lässtsich genauer unterscheiden zwischen Ver-städterung als demographischer Zustand,Verstädterungsgrad oder -quote genannt (=Anteil der Stadtbevölkerung an der Gesamt-

Quelle: United Nations: World Population Prospects 2004, http://esa.un.org/unpp (aufgerufen 14.3.2005)

banisation verwenden und die folgenden Di-mensionen der Verstädterung oder Ansät-ze der Urbanisierungsforschung begrifflichvoneinander unterscheiden:

2.3.1 Demographische Verstädterung be-deutet die (steigenden) Anteile der in Städ-ten lebenden Bevölkerung eines Gebietes,Landes oder Staates. Dieser statistisch-de-mographische Ansatz stellt eine der frühenund ertragreichen Forschungsrichtungendar, die sich ursprünglich in der Demogra-phie entwickelt hat. Nicht zuletzt deshalb istdie demographische Verstädterung auch ein

% aus.Da in einigen Staaten - wie in Großbritan-

nien oder im ehemaligen Preußen - schonseit Beginn des 19. Jh.s zuverlässige flächen-deckende Gemeindedaten existieren, lassensich einzelne Verstädterungsphasen heraus-arbeiten.

Für den Verstädterungsgrad und die Ver-städterungsrate stehen uns für aktuelle welt-weite Vergleiche die statistischen Veröffent-lichungen der Vereinten Nationen (UN) zurVerfügung, die allerdings häufig auf Schät-zungen beruhen (vgl. Tab. 2.4). Die interna-tionale Vergleichbarkeit wird durch die z. T.

VERSTÄDTERUNG/URBANISIERUNG

Tab. 2.4 Stadtbevölkerung und Verstädterung der Erde 1970, 1990, 2000 und 2025

Stadtbevölkerung Verstädterungsgradin Mio. in %

1970 1990 2000 2025 1970 1990 2000 2025

Global 1331 2280 2864 4610 36 43 47 58 Entwicklungsländer 678 1454 1980 3606 25 35 41 54 Industrieländer 652 825 882 1002 65 72 74 80

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2 STADTBEGRIFFE UND DIMENSIONEN DER VERSTÄDTERUNG/URBANISIERUNG32

Abb. 2.2 Verstädterungsgrad in den Staaten der Erde um 2000

Abb. 2.3 Jährliche Wachstumsrate der städtischen Bevölkerung in den Staatender Erde 2000-2005

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nur 9 % im Jahre 2003 (nach UNFPA 2005).Es ergibt sich, dass die allgemein zwischenden Industrie- und Entwicklungsländern be-stehenden Gegensätze im Verstädterungs-grad (Tab. 2.4) durch erhebliche Unterschie-de innerhalb der sog. Dritten Welt überla-gert werden.

Abb. 2.3 zeigt die - gegenüber den Indus-triestaaten mit ihren hohen Verstädte-rungsquoten - besondere Dynamik der Ver-städterung in zahlreichen Entwicklungslän-dern. Im Verhältnis zu einem ohnehin schonhohen durchschnittlichen jährlichen Wachs-tum (2000-2005) der städtischen Bevölke-rung von 4,5 % in den am wenigsten entwi-ckelten Ländern der Erde wird diese derzeitvon zahlreichen Staaten (vor allem in Afrikaund Teilen Asiens) deutlich überschritten.Durchschnittliche jährliche Wachstumsratender demographischen Verstädterung von 6% entsprechen - bei in Zukunft konstantenWerten - einer Verdopplungszeit der städti-schen Bevölkerung innerhalb von wenigerals 12 Jahren! In den stärker entwickeltenLändern nimmt dagegen die Verstädterung

mit einem durchschnittlichen jährlichenWachstum von lediglich 0,5 % nur noch ge-ringfügig zu (vgl. auch Länderdaten inUNFPA 2005).

Nach UN-Angaben lebten 1990 43 % derWeltbevölkerung, d. h. absolut 2,282 Mrd.Menschen, in Städten; Mitte 2004 waren esbereits gut 3 Mrd. oder 48 % (Tab. 2.4). NachUN-Schätzungen wird dieser Anteil bis zumJahre 2025 weltweit auf 61 % angestiegensein. Dabei sind bislang und auch für dieZukunft erhebliche Unterschiede zwischenden Industrie- und Entwicklungsländerninsgesamt festzustellen. So war der Ver-städterungsgrad der Industrieländer (MoreDeveloped Countries) 2004 mit durch-schnittlich 76 % wesentlich höher als in denEntwicklungsländern (Less DevelopedCountries) mit lediglich 41 %, und auch fürdas Jahr 2025 werden noch beträchlicheAbweichungen in der demographischen Ver-städterung erwartet (rd. 81 bzw. 54 %) (DSW2004, UN 2001). Allerdings wird die Ab-solutzahl der städtischen Bevölkerung in dersog. Dritten Welt in den kommenden Jahr-

„(1) Allgemein hohe Bevölkerungszuwachsraten (...) als Folge verbesserter medizini-scher Versorgung (Absinken der Sterblichkeitsrate!), sich ändernder Heiratssitten (Zunahmeder Eheschließungen!), teilweise gehobener Ernährung (quantitative und qualitative Verbesse-rung der Nahrungsmittel!) u. a. m.(2) Allgemein hohe Abwanderung in die Städte infolge- vielfältiger 'push-factors' (z. B. Wandel in der Agrar- und Sozialstruktur infolge Boden- undAgrarreformen, agrare Überbevölkerung, Naturkatastrophen, Auflösung der Primärgruppen, un-zureichende Ernährung, Arbeitslosigkeit, Verschuldung u. a. m.);- vielfältiger 'pull-factors' (z. B. Erwartungsdeckung durch die „moderne Stadt-Fassade“, durchdie zum größten Teil extern initiierte Industrie; Vorstellung von besseren Lebens- und Arbeits-möglichkeiten; soziale Anonymität; soziale Aufstiegschancen; bessere Bildung u. a. m.);- gezielter Ansiedlungs- und Wohnungsbaupolitik der Regierung meist in den Hauptstädten mitdem Ziel der Hebung der Wohn- und Lebensverhältnisse, der besseren Kontrolle mobiler, innen-politisch gefährlicher Bevölkerungsgruppen oder Vermehrung von Arbeitskräften für die z. T. dieNiedrig-Lohntarife ausnützende extern initiierte Industrie;- spät- oder postkolonialer Staatenbildung in Verbindung mit Kriegswirren oder Stammesrivalitäten“(ebd., S. 350-351).

Kasten 2.4 Ursachen und Hintergründe der demographischen Verstädterungin unterentwickelten Ländern nach F. Scholz 1979

VERSTÄDTERUNG/URBANISIERUNG

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2 STADTBEGRIFFE UND DIMENSIONEN DER VERSTÄDTERUNG/URBANISIERUNG34

zehnten weiter dramatisch ansteigen (bis2025 auf rd. 4 Mrd. Stadtbewohner in derDritten Welt).

Der in den Entwicklungsländern gegen-über den Industrieländern auch in den kom-menden Jahren noch relativ geringe Ver-städterungsgrad resultiert u. a. daraus, dassin der Dritten Welt auch die ländliche Bevöl-kerung - anders als in den Industrieländern -immer noch kräftig wächst. Diese Landbe-völkerung bildet zugleich aber wiederum einPotenzial für die weitere Verstädterung (Teu-felskreis!). Afrika ist neben den durch-schnittlich hohen Wachstumsraten der städ-tischen Bevölkerung (z. B. 2000-2005 3,76 %)zugleich durch hohe jährliche Zuwachsratender ländlicher Bevölkerung (2000-2005durchschnittlich 1,43 %; im Vergleich dazuWelt insgesamt 0,43 %, Entwicklungsländergesamt 0,53 %) gekennzeichnet, so dass indiesem Kontinent ein doppelter Bevölke-rungsdruck besteht (nach UN 2001, Tab. A.7)!

Von besonderem Interesse ist auch derhistorische Vergleich der demographi-schen Verstädterung und Stadtentwicklungzwischen Industrie- und Entwicklungslän-dern. Diesbezüglich lassen sich u. a. folgen-de Unterschiede feststellen (in Anlehnungan W. TAUBMANN 1985, H. SCHRAND 1992b, J.BÄHR 1993):• Die bedeutende demographische Verstäd-terung in den Entwicklungsländern verläuftnicht einfach zeitlich versetzt zu der frühe-ren Verstädterung in den Industrieländern.Ihre jährlichen Zuwachsraten in den Ent-wicklungsländern (s. oben) sind heute mehrals doppelt so hoch wie diejenigen in denmeisten europäischen Ländern in der Zeitihres raschesten Wachstums in der zweitenHälfte des 19. Jh.s. (vgl. 3.1.2).• Das Städtewachstum der Industrienationenim 19. Jh. war in erster Linie eine Folge derZuwanderungen (Land-Industrie- bzw. Land-Stadt-Wanderungen), meist ausgelöst durch

Strukturwandlungen in der Landwirtschaft(Agrarische Revolution) und die Ansied-lungen von Industrie in alten und neuen städ-tischen Zentren (Industrielle Revolution).• Demgegenüber spielten die Geburtenüber-schüsse in den Industriestädten des 19. Jh.seine wesentlich geringere Rolle; die Sterbe-raten waren noch relativ hoch. So war dieSterberate in den englischen Städten zu Be-ginn dieses Jahrhunderts noch um ein Drit-tel höher als auf dem Lande. Charakteristischwar die geringe Lebenserwartung; sie lag z.B. in Liverpool und Manchester im Jahre 1841bei nur 26 Jahren.• Auf den Städten der Entwicklungsländerliegt heute ein doppelter Druck: hohe Zu-wanderungen (meist 40-50 % des Zuwach-ses) und hohes natürliches Bevölkerungs-wachstum. In den Entwicklungsländern wer-den natürliche Wachstumsraten erreicht, wiesie Europa und Nordamerika nie kannten,und die nationalen Durchschnittswerte wer-den in den Städten noch übertroffen. Letz-teres resultiert daraus, dass die Sterblich-keit in den Städten i. Allg. niedriger ist alsauf dem Lande und die Geburtenraten - be-dingt durch die jugendliche Altersstruktur -den Landesdurchschnitt übersteigen. „Aberauch das Wanderungspotential ist - nament-lich in Afrika und Asien - bei weitem nochnicht erschöpft. Das zeigt sich schon daran,daß - trotz rascher Verstädterung - die länd-liche Bevölkerung ebenfalls noch wächst“(J. BÄHR 1993, S. 472 ).• Die Problematik liegt nun - im Gegensatzzur Situation der Industrieländer im 19. Jh. -u. a. darin, dass die Städte den vom LandeAbgewanderten i. Allg. keine oder nur sehrbeschränkte wirtschaftliche Alternativenbieten können, da den hohen städtischenWachstumsraten meist keine entsprechen-de Zunahme der Arbeitsplätze, insbesondereim industriellen Sektor, entspricht.• In den Entwicklungsländern konzentriert

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sich heute das Städtewachstum und damitdie demographische Verstädterung sehr vielstärker auf Groß- und Millionenstädte odersog. Megastädte (s. unten und 2.2), als diesin den Industrieländern bei etwa gleich gro-ßem Verstädterungsgrad der Fall war. Cha-rakteristisch für die Verstädterung in Ent-wicklungsländern ist daher heute die Metro-polisierung (z. B. die Entwicklung von Mil-lionenstädten, s. Abbn. 2.4-2.6) und darüberhinaus die Megapolisierung (z. B. Stadtent-wicklung über 5 Mio., Abb. 2.7 ).

Betrachten wir im folgenden zunächst dasPhänomen der Entwicklung von Millio-nenstädten, d. h. der Metropolisierung bzw.Megapolisierung, mit einigen Vergleichenzwischen Industrie- und Entwicklungs-ländern (im folgenden in Anlehnung anD. BRONGER 1989, 1996a, 1997d, 2004, J. BÄHR

1993 und UN 1993, 1996, 2001):• Noch um die Wende vom 19. zum 20. Jh.war die Zahl der Metropolen bzw. Millionen-städte mit nur 20 weltweit gering. Abb. 2.4zeigt, dass sich die Anzahl der in Millionen-städten lebenden Bevölkerung von 44 Mio.im Jahre 1900 auf 990 Mio. in 2000 drama-tisch entwickelt hat, wobei das Hauptwachs-tum innerhalb der letzten rund 50 Jahre statt-fand. Abb. 2.5 verdeutlicht, dass das Wachs-tum der Anzahl der Millionenstädte in denvergangenen Jahren in den sog. Entwick-lungsländern besonders stark war. Hier gabes nach D. BRONGER (2004) im Jahre 2000 223Millionenstädte gegenüber nur 117 in densog. Industrieländern; lt. Statistik der UN PO-PULATION DIVISION von 2001 ergeben sich fürdas Jahr 2000 in Bezug auf sog. urbanagglomerations über 1 Mio. Einw. abwei-chende Werte zugunsten einer noch größe-ren Anzahl für Entwicklungsländer (lessdeveloped regions) im Verhältnis zu Indu-strieländern (more developed regions), d. h.113 städtische Agglomerationen über 1 Mio.Einw. in Industrie- und 274 in Entwicklungs-

ländern. In der Zukunft wird deren Anzahlin Entwicklungsländern noch dramatischeransteigen, z. B. nach Schätzung der UN wer-den 2015 in den weniger entwickelten Re-gionen der Erde 426 große städtische Ag-glomerationen mit mehr als 1 Mio. Einw. be-stehen - gegenüber nur 128 in mehr ent-wickelten Regionen.• Gravierend war bzw. ist im Rahmen desMetropolisierungsprozesses die Vergröße-rung der Anzahl der Großmetropolen oderMegastädte (mega-cities) über 5 Mio. odergar 8 bzw. 10 Mio. Einw. (s. auch 2.2). NachD. BRONGER (2004) ist die Zahl der Mega-städte weltweit von lediglich sechs im Jahre1950 auf insgesamt 45 im Jahre 2000 gestie-gen; dabei entfällt heute, wie Abb. 2.6 zeigt,

VERSTÄDTERUNG/URBANISIERUNG

Abb. 2.4 Metropolitane Bevölkerungder Erde 1900 – 1950 – 2000

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Abb. 2.5 Anzahl der Millionenstädte(Metropolen) in Industrie- undEntwicklungsländern1900 – 1950 – 2000