Motorradtour entlang von Jagst und Tauber

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Motorradmagazin für Reise, Freizeit & Touristik 3, 50 3/2010 Deutschland 12. Jahrgang Österreich 4,00 BeNeLux 4,15 Italien 4,75 Spanien 4,75 Schweiz SFR 7,00 Slowenien 4,75 / SIT 1.138,29 mit Tourenkarte, GPS-Daten, Tipps & Infos. D e r H a r z R u n d u m d e n B l o c k s b e r g J a g s t & T a u b e r F l ü s s e m i t V e r g a n g e n h e i t B M W - T r e f f e n G a r m i s c h E s w a r S o m m e r B a y e r i s c h e r W a l d A u f g e h t s B u a m TOP-Reiseberichte Service B M W R 1 2 0 0 G S A d v e n t u r e K a w a s a k i V e r s y s M Y 2 0 1 0 A u g e n a u f b e i m M o p e d k a u f G P S - T i p p s z u r S e l b s t m o n t a g e die schönsten Motorradtouren K urvenkonig K urvenkonig Kurvenkönige Kärnten, Tirol Vorarlberg, Osttirol Salzburger Land Südtirol, Brenner Oberbayern

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Bericht einer Motorradreise entlang von Tauber und Jagst

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Page 1: Motorradtour entlang von Jagst und Tauber

Motorradmagazin für Reise, Freizeit & Touristik

3,50

3/2010

Deutschland

12. Jahrgang

Österreich 4,00 BeNeLux 4,15 Italien 4,75 Spanien 4,75 Schweiz SFR 7,00 Slowenien 4,75 / SIT 1.138,29

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Der HarzRund um den Blocksberg

Jagst&TauberFlüsse mit Vergangenheit

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ZWISCHEN JAGST Zwei Flüsse mit Vergangenheit und M

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UND TAUBERd Motorradgeschichte

Sich dahin windende Flussläufe, grüne Täler,Auenlandschaften, Weinberge und weiteHochebenen prägen das Gebiet zwischen Jagstund Tauber. Landstraßen, die sich durch Tälerschlängeln und über Hügel dahin ziehen, verbinden nicht nur eine immense Anzahl anhistorischen Sehenswürdigkeiten, sie sind auchechte Highlights für Motorradfahrer.

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Jagst und Tauber, zwei Flüsse, diein unmittelbarer Nähe entsprin-gen, dann aber in sagenhaften

Windungen nach Westen und Nordenauseinanderdriften. Dazwischen tref-fen Schwaben und Franken aufeinan-der, eine Jahrhunderte lange Begeg-nung und Vermischung zweier idylli-scher Landstriche. Nun, wollen wirdiese in Augenschein nehmen. Begin-nen wir im Westen an der Jagst oderauch „Jogscht“, in Jagsthausen, demStammsitz des Götz von Berlichingen,jenes tapferen „Ritters mit der eisernenHand“, dessen Heldentaten durchJohann Wolfgang von Goethes Schau-spiel weltberühmt wurden. Die Göt-zenburg bildet zusammen mit weiterenSchlössern und Herrenhäusern einreizvolles Ambiente am Ufer der Jagst.Ein markantes Zeichen dafür, was unsauf unserer Tour erwartet.Wir folgendem Flusslauf entgegen seinerFließrichtung. Die Jagst wird von dich-

ten Baumreihen eingefasst und so wiesie in zahlreichen Windungen ihrenWeg findet, so schwingen auch wir aufder kleinen Landstraße dahin. Wein-berge begleiten unsere Fahrt. In schö-nen regelmäßigen Reihen zieren dieRebstöcke die sonnenexponierten Süd-hänge, die sich bis Dörzbach an derJagst entlang ausdehnen - immerhinwir sind im Weinbaugebiet Württem-berg. Und immer wieder Klosterkir-chen, Burgen wie jene von Krautheim,deren mächtiger Turm zwischen denBäumen herausspitzt, und Dörfer, diesich ihr altes Stadtbild bewahrt haben.Mühlen säumen den Fluss und alte, bisheute befahrbare Brücken queren ihn.In Hohebach passieren wir eine präch-tige Steinbrücke, die „HohebacherJagstbrücke“ und in dem kleinen, idyl-lischen Nest Unterregenbach über-rascht uns eine alte überdachte Holz-brücke. Zunächst vermuten wir, sie seiFußgängern vorbehalten, doch siehe

da! Autos fahren hin und her, also tunwir es ihnen gleich und holpern überdie Holzplanken.

Abwechslung muss sein. Wir sind jamittendrin im Hohenloher Land, demursprünglichen Territorium der Adels-familie Hohenlohe, das sich vomNeckar bis zur Frankenhöhe im Ostenausdehnt. So wollen wir dieses „Landder Burgen und Schlösser“ auchabseits der Jagst erkunden. HerrlicheKurven bringen uns hinauf zur Hohen-loher Ebene, deren Hochfläche ledig-lich von einigen Flussläufen zerschnit-ten wird. Es ist eine der dünn besiedel-ten Regionen Deutschlands und einwahrer Genuss durch diese Weite zuschweifen. Nur hier und da finden sichkleine Ansiedlungen. Von besonderemReiz ist Schloss Bartenstein, ebenfallsim Besitz derer von Hohenlohe throntes auf einem Bergsporn überdem Tal der Ette.

Reisereportage Jagst und Tauber

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Jagsttal, DörzbachBurgruine Leofels

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Jagst und Tauber Reisereportage

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In Rothenburg ob der Tauber

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Reisereportage Jagst und Tauber

Langenburg, „Langenburg Historic“

Kirchberg an der Jagst

Taubertal, alte Brücke in Röttingen

Wertheim, Altstadtturm

Wittighausen

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Jagst und Tauber Reisereportage

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Bald hat uns das Jagsttal wieder. Ganzbesonders idyllisch zeigt es sich in sei-nem Verlauf rund um Langenburg.Immer wieder führen kurvige Land-straßen die Hänge hinauf und offerie-ren perfekte Ausblicke hinab ins Tal.Die Jagst fließt ruhig dahin, von Wie-sen und Weiden umgeben, danebenfinden sich kleinstrukturierte Äckerund oben auf den Hügeln wachen Dör-fer über der ländlichen Szenerie. Unddann das Highlight Langenburg! Intraumhaften Kehren ziehen wir denBerg hinauf, um schließlich mitten imZentrum dieser historischen Stadt zulanden. Ganz und gar nicht kleinstäd-tisch. Nein, selbstbewusst reihen sich

die alten Fachwerkhäuser aneinanderund majestätisch thront Schloss Lan-genburg über dem Tal. Immerhin istdas prächtige Renaissanceschloss Sitzderer von Hohenlohe. Im Marstall derAnlage lässt sich etwas Besonderesbewundern, das Deutsche Automuse-um, eines der ersten OldtimermuseenDeutschlands. Und wenn man nochdazu das Glück hat, die „LangenburgHISTORIC“ mitzuerleben, dann istder Tag perfekt. Am lang gedehntenMarktplatz des Ortes ist das Spektakeldes Bergrennens historischer Motorrä-der in vollem Gange. Allerlei alteMaschinen reihen sich soeben aufunter den bewundernden Blicken der

Zuschauer. Dann der Anpfiff zurAbfahrt hinunter zum Startpunkt imTal! Mit unglaublichem Getöse undGestank schießen sie los auf die kur-venreiche Bergstrecke. Wir genießen esin der fröhlichen Menge auf dieAnkunft der Rennfahrer zu warten, dienach und nach eintrudeln, stolz,beklatscht und bejubelt.

Das Jagsttal geizt einfach nicht mitBurgen. Weiter im Süden kringeln wiruns auf Serpentinen hinauf zur RuineLeofels, einer Stauferburg aus der ZeitKaiser Friedrichs II., deren mächtigeBuckelquadermauern noch rechtgut erhalten sind. Auch Kirch-

Taubertal, alte Brücke in Röttingen

Topplerschlösschen unterhalb Rothenburg ob der Tauber

Blick von Kreuzwertheim über den Mainzur Burg Wertheim

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Reisereportage Jagst und Tauber

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berg an der Jagst zeigt sich wehrhaft.Auf einem breiten Bergrücken gruppie-ren sich Fachwerkhäuser, Mauern undTürme. Der Ort liegt an strategischwichtiger Stelle, an einer früheren Furt,wo später eine Brücke gebaut wurde,auf halbem Wege zwischen den ehema-ligen Reichsstädten Schwäbisch Hallund Rothenburg ob der Tauber.

Genau dies ist unser nächstes Ziel:Rothenburg im Taubertal, am Aus-klang der Hohenloher Ebene in Fran-ken. Wer kennt es nicht, dieses ach soherrlich mittelalterliche Städtchen, das„Schatzkästlein der Romantik“. Sicher,es ist außergewöhnlich gut erhalten,mauerbewehrt und turmüberhöht, mitalten Fachwerkhäusern in verwinkelten

Gassen. Doch betrachtet man die Sou-venirshops, hört das fremdsprachigeGeschnatter all der Touristen und dasKlicken ihrer Fotoapparate, so habenwir rasch genug vom „Mittelalter“.

Lieber nehmen wir die Fährte der Tau-ber auf und gondeln entspannt entlangihrer Ufer. Gleich unterhalb vonRothenburg wird es idyllisch. Wir pei-len einen mittelalterlichen bewehrtenTurmbau an, das so genannte Toppler-Schlösschen, das Heinrich Toppler, dermächtigste und berühmteste Bürger-meister der Stadt zum Schutz der Tau-bermühlen errichten ließ. Von hierzwängt sich die Tauber, noch rechtschmal und von dichtem Baumwuchseingefasst, Richtung Norden. Auch die-

ser Fluss gibt sich sehr geschichtsträch-tig, lässt sich nicht lumpen in Bezug aufSehenswürdigkeiten, alte Städtchenund historische, mit Heiligenfigurengeschmückte Steinbrücken, die wirimmer wieder mit Begeisterung passie-ren. Die Familie Hohenlohe hatte einwahrlich weites Territorium. AmAbend trudeln wir in Weikersheim ein,der ältesten Residenz der Grafen undspäteren Fürsten von Hohenlohe. Inder Tat, das mächtige Renaissance-schloss ist beeindruckend, ebenso wieder prächtige barocke Hofgarten mitStatuen und Orangerie. Überhaupt gibtsich die Stadt kunstsinnig. Denn nebendem intakten alten Stadtbild zierenauch moderne Skulpturen dieGassen.

Jagsttal, Zisterzienserkloster Schöntal

Taubertal, Herrgottskirche bei Creglingen,Marien-Altar von Tilman Riemenschneider

Bergkirche „Zur schmerzhaften Muttergottes“ in Lau-denbach bei Weikersheim

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Jagst und Tauber Reisereportage

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Wittig-hausen

Hohenlohe und Tauberfranken -Schwäbisch oder Fränkisch? Welch ein Sprachgewirr: Zwei geografisch und namentlich umrisse-ne Regionen kennzeichnen das Gebiet zwi-schen Jagst und Tauber. Das Gebiet Hohen-lohe war ursprünglich das Territorium derAdelsfamilie Hohenlohe, als geografischerBegriff lebt der Name aber bis heute fort.Das Hohenloher Land zwischen Würzburgund Schwäbisch Hall wird gerne als Schwä-bisches Burgenland bezeichnet, obwohlTeile davon in Franken liegen. Es handeltsich also um ein schwäbisch- und süd-beziehungsweise ostfränkischsprachigesGebiet, wobei für die gesamte Region derHohenloher Dialekt verbindend ist, der ausder fränkischen Mundart hervorgegangenist. Tauberfranken wiederum liegt im Wein-baugebiet Baden, also in Baden Württem-berg, im Bereich zwischen Wertheim, Tau-berbischofsheim, Lauda-Königshofen und

Bad Mergentheim auf der baden-württem-bergischen sowie Röttingen auf der bayeri-schen Seite. Es handelt sich um ein ostfrän-kisches Sprachgebiet mit überwiegendmainfränkischem Dialekt. Tauberfrankenwurde durch die napoleonischen Gebiets-veränderungen vor rund zwei Jahrhunder-ten Baden und Württemberg zugeschlagen.Jedoch hat sich die fränkische Tradition wasDialekt, Bauformen und Brauchtümerbetrifft, bis heute erhalten, weswegen derLandstrich noch immer als Tauberfrankenbezeichnet wird. So ist es ein eigenständi-ger Weinbaubereich und die einzige deut-sche Weinregion außerhalb Bayerns, in derWein im Bocksbeutel abgefüllt wird, alsoim Symbol für Frankenwein.

Langenburg HiSTORiCDas Hohenlohesche Schloss Langenburg istSitz des Deutschen Automuseums. 2010feiert es 40jähriges Jubiläum. Schnell war

diese umfassende Oldtimersammlung zueinem bekannten Anziehungspunkt gewor-den. Gezeigt werden fahrbereite Fahrzeugeaus der europäischen Automobilgeschichte,wobei der Schwerpunkt auf den zwanzigerund dreißiger Jahren sowie auf der Präsen-tation von Renn- und Rallyefahrzeugenliegt. Aus der Sammlungs tä tig keit herausentstand unter der Schirmherrschaft derFamilie Hohenlohe die Idee zu einem ganzbesonderen Event, der „Langenburg Histo-ric“, einer alljährlich stattfindenden Oldti-merveranstaltung. In drei Tagen verwan-deln sich da die Außenflächen des Deut-schen Automuseums zum Fahrerlager fürhistorische Rennfahrzeuge und Motorräder.Und von hier aus geht es ins Rennen, zuTrainings- und Wertungsläufen, zu einertouristischen Orientierungsfahrt und zumHöhepunkt, dem „Bergrennen“. www.langenburg-historic.dewww.deutsches-automuseum.de

Tour: ca. 430 Kilometer

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Sonntag früh in Weikersheim. Man hatuns ja vorgewarnt: Das Taubertal istFahrradfahrerland und also wird eskurzerhand für einen ganzen Tag zwi-schen Rothenburg und Bad Mergent-heim gesperrt, damit sich Fahrradfah-rer hier bei einer Rundfahrt ungestörtvergnügen können. Wie auch immer, esbringt uns eine wunderschöne Fahrtdurch das Tal des Vorbachs ein, einesehr reizvolle und vor allem ruhigeGegend. In Laudenbach entdecken wireine Hinweistafel zur „Bergkirche“.„Berg“ klingt gut, also nichts wie hin,auf dem überaus schmalen Serpenti-nensträßchen hinauf zu einer hübschengotischen Wallfahrtskirche. Auch Nie-derstetten mit seinen Fachwerkhäu-schen, dem alten Rathaus und Schim-melturm lohnt einen Besuch.Ab Bad Mergentheim tauchen wir wie-der ab ins Taubertal. Es folgen Laudaund Tauberbischofsheim. Alles sehrhübsche Städte, die an der „Romanti-schen Straße“ im Herzen des „Liebli-chen Taubertales“ liegen, wie die offi-

zielle Bezeichnung heißt. Nun leiderempfinden wir es hier weder roman-tisch, noch lieblich. Das Tal ist sehrbreitflächig, dicht besiedelt und dieBundesstraße führt nicht besondersaufregend dahin. So unternehmen wireinmal mehr einen Abstecher. Diesmalostwärts und es lohnt sich. Auf wun-derbar einsamen Landnebenstraßenschwingen wir von Hügel zu Hügel,vorbei an den Weinbergen bei Ger-lachsheim, bis Wittighausen, wo wirwieder eine kleine Entdeckungmachen: Die ganz einsam gelegeneSigismundkapelle aus romanischerZeit.

Ab Werbach, im letzten Unterlauf ver-engt sich das Tal und wird nun endlichausgesprochen lieblich. Die Tauberfließt in großen Mäandern durch einegrüne Auenlandschaft. Windungsreichfolgen wir ihr und bewundern Klein-ode wie die Burg Gamburg auf einemBergsporn hoch oberhalb des Flusses,das Zisterzienserkloster in Bronnbach

und etwas südlich der Tauber das idyl-lische Örtchen Külsheim.Tja und dann stehen wir in Wertheimund sehen etwas traurig zu, wie diedoch recht ruhige Tauber im Main ver-schwindet. Keine Chance gegen denwesentlich breiteren Strom. Laut undlebendig ist es in Wertheim am Kreu-zungspunkt der Flüsse, der Bahn undzahlreicher Straßen. Doch am Abendsitzen wir drüben auf der anderenMainseite in Kreuzwertheim und las-sen uns bei Abendsonne verwöhnenvom idyllischen Panorama der Altstadtvon Wertheim und der wahrlich beein-druckenden Burganlage, die sich mitall ihren Mauern, Türmen und Palast-fassaden an den grünen Berghangschmiegt.

Text: Dr. Ingrid Gloc-HofmannFotos: Helmut Hofmann

und Dr. Ingrid Gloc-Hofmann

Reisereportage Jagst und Tauber

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Tauberbischofsheim

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AllgemeinesDas Gebiet zwischen Jagst und Tauber liegtüberwiegend in Baden-Württemberg, Teiledes Flusslaufs der Tauber in Bayern. BeiderName ist vermutlich keltischen Ursprungs.Demnach bedeutet Jagst „kalter, eisigerFluss“. Die Tauber wird auf das keltische Wort„dubra“ für dunkles Wasser zurückgeführt.Andere Ableitungen erklären ihn mit derBedeutung „schnell dahineilendes Wasser“. Die Jagst entspringt an der Nahtstelle zwi-schen Schwäbischer Alb und Frankenhöheund fließt zunächst in nördlicher, dann inwestlicher Richtung, um bei Bad Wimpfen inden Neckar zu münden.

Das Tal der Jagst, das insbesondere am Mit-tellauf einen ausgesprochen ländlichen Cha-rakter hat, ist landschaftlich äußerst reizvoll.Nivellierende Maßnahmen wie Gewässeraus-bau, Begradigungen oder Flurbereinigungenhaben das Landschaftsbild an der mittlerenund unteren Jagst weniger stark verändert,als es oft in Flusslandschaften von Flüssenvergleichbarer Größe zu beobachten ist. Esüberwiegt eine Auenlandschaft mit Grünland-nutzung, die Flussufer sind fast durchgehendvon Weichlaubhölzern begleitet. Kleinstädte, die sich ihr historisches Stadtbildbewahrt haben, prägen das Jagsttal, Mühlen,die den Fluss säumen, und viele alte Brückenebenso wie eine große Anzahl an Burgen undSchlössern auf den Bergspornen über dem Tal. Von daher ist der Tourismus ein nicht unbe-deutender Wirtschaftszweig. Ab Dörzbach amUnterlauf der Jagst wird an den sonnenexpo-nierten Südhängen Wein angebaut.Manpflegt vor allem kleinparzellige Terrassen. DieTauber entspringt südlich von Rothenburg ander Grenze von Bayern und Baden-Württem-berg.

Sie fließt Richtung Norden zunächst aufbayerischem Gebiet. Ein kurzes Stück zwi-schen Tauberzell und Creglingen durchfließtsie Baden-Württemberg, wechselt bis Röttin-gen wieder nach Bayern und nimmt dannihren weiteren Weg in Baden-Württembergauf bis zur Mündung in den Main bei Wert-heim. Auf weiten Strecken schafft sich derFluss ein tiefes Mäandertal, zwischen BadMergentheim und Werbach weitet sich das Talbis zu einem Kilometer Breite, wo auch dieBesiedlungsdichte relativ groß ist.

Bekannt ist das Taubertal für seinen Wein-bau. Insbesondere die Sorten Müller-Thurgau,Silvaner, Kerner, Dornfelder, Schwarzrieslingund die Spezialität Tauberschwarz, ein leichterfruchtiger Rotwein, werden angebaut. Dane-ben spielt der Fremdenverkehr eine wichtigewirtschaftliche Rolle dank der zahlreichenkulturhistorischen Sehenswürdigkeiten, dieden Fluss säumen.

SehenswertWen es in beschauliche Täler zieht und wergerne entlang von Flüssen fährt, für den sinddie Jagst und die Tauber genau richtig. GrüneAuenlandschaft, Weinberge, Wiesen und Fel-der begleiten die Flüsse. Reizvoll sind diezahlreichen alten Brücken wie die Steinbrückein Hohebach und die Holzbrücke in Unterre-genbach an der Jagst, oder an der Tauber dieBrücken in Röttingen und Werbach. Abwechs-lung dazu bietet das hügelige Hochland derHohenloher Ebene rund um Bartenstein,Schrozberg, Niederstetten. Das gesamteGebiet ist gespickt mit unzähligen kulturhis -torischen Sehenswürdigkeiten. Das Jagsttalglänzt insbesondere mit Bauwerken wie derbarocken Kirche des ZisterzienserklostersSchöntal (www.schoental.de) und mit Burgenund Schlössern wie der Götzenburg in Jagst-hausen (www.jagsthausen.de), Burg Kraut-heim, Burgruine Leofels oder Schloss Kirch-berg (www.kirchberg-jagst.de). Das absoluteHighlight im Jagsttal ist Langenburg mit demmächtigen Renaissanceschloss und demangegliederten Deutschen Automuseum(www.schlosslangenburg.de, www.deutsches-automuseum.de). Das Tau-bertal ist vor allem eine Region bestens erhal-tener historischer Kleinstädte. Kein Wunderdemnach, wenn ein beachtlicher Teil der„Romantischen Straße“, die in Füssen be -ginnt und in Würzburg endet, durch das Tau-bertal führt (www.romantischestrasse.de). Wichtige Stationen auf dieser Strecke sindRothenburg ob der Tauber, Weikersheim mitseinem prunkvollen Renaissanceschloss(www.weikersheim.de), Bad Mergentheim,Tauberbischofsheim, Werbach und Burg Gam-burg (www.burg-gamburg.de) sowie die ander Mündung der Tauber in den Main liegen-de Stadt Wertheim (www.wertheim.de). Aus-gesprochene Kleinode des Taubertals sind derholzgeschnitzte Marienaltar von Tilman Rie-menschneider in der momentan in Restaurie-rung befindlichen Herrgottskirche bei Creglin-gen (www.herrgottskirche.de) und das ausromanischer Zeit stammende Zisterzienser-kloster Bronnbach (www.kloster-bronn-bach.de).

MotorradfahrenTrotz aller touristischen Attraktivität sindsowohl das Jagsttal als auch das Taubertalsehr angenehm zu befahren. Lediglich imbreiten Abschnitt des Taubertals zwischenBad Mergentheim und Werbach ist wegen dergrößeren Bebauung auch die Verkehrsdichtestärker. Ansonsten überwiegen relativ ver-kehrsarme und kurvige Landstraßen. VielFahrspaß erleben kann man auf Abstechernim Hügelland abseits der Täler, wo die Land-straßen besonders kurven- und abwechs-lungsreich sind und man kaum anderen Ver-kehrsteilnehmern begegnet.

Essen & UnterkunftDie Nähe von schwäbischem und fränkischemKulturraum wirkt sich auch auf die kulinari-schen Kreationen aus. Beide regionalenKüchen sind recht bodenständig. So kommtman einerseits in den Genuss von schwäbi-schen Mehl- und Kartoffelspeisen wie Spätzle,die als Kässpätzle oder in Verbindung mitsoßigen Fleischgerichten gereicht werden,Flädle, dünne Eierpfannkuchen, gefüllteMaultaschen oder Schupfnudeln. Andererseitsmacht sich auch das Fränkische breit mit Brat-würsten, Kartoffelsalat und Bratengerichten,die mit Klößen serviert werden. BezüglichGetränke sollte man die große Vielfalt anWeinsorten probieren. Für Unterkünfte istüberall vielfältig gesorgt. Pensionen, Mittel-klasse- oder Wellness-Hotels ebenso wieCampingplätze sind überall zu finden.

Literatur & KartenMairs Geographischer Verlag,Generalkarte Nr. 16, 1:200.000,ISBN 3-82972-015-7, 5,90 Euro

Ralf Nestmeyer, Franken, Michael Müller Ver-lag GmbH, Erlangen 2007,ISBN 978-3-89953-278-4, 19,90 Euro

HB Bildatlas Nr. 182, Tauber und Neckar, ISBN3-616-06282-9 (Antiquariat)

Wichtige AdressenDie offiziellen Homepages von Jagsttal undTaubertal informieren umfassend überSehenswürdigkeiten, Freizeitangebote, Unter-künfte und Gastronomie.www.jagsttal.dewww.taubertal.de

Jagst und Tauber Reise-Infos

Hohenloher Land, Schloss Bartenstein

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