MykologieForum Heft 01 2016 - dmykg.de · 05 MYK 2016 Jubiläums-MYK MYK 2016 – es ist die 50....

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EDITORIAL

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Prof. Dr. med. Andreas H. Groll

Liebe Mitglieder der DMykG, liebe Kolleginnen und Kollegen,es ist mir und dem Vorstand der DMykG eine große Freude, Ihnen rechtzeitig zurMYK 2016 in Essen das neue MYKOLOGIE FORUM zu präsentieren. Es wird Ihnenin Zukunft zwei- bis viermal pro Jahr in elektronischer Form zugehen und Ihnenim Verbund mit der neu aufgestellten Homepage und dem NEWSLETTER interes-sante Neuigkeiten und wichtige Informationen aus der Mykologie und unsererGesellschaft in ansprechender Form nahebringen. Die erste Ausgabe desMYKOLOGIE FORUMS bietet gleichzeitig die Gelegenheit, an die wichtige Rollevon Frau Gabriele Henning-Wrobel für unsere Gesellschaft zu erinnern und ihrim Namen aller Mitglieder für ihre Arbeit als Presse- und Medienreferentinaußerordentlich zu danken. Alle Mitglieder und Interessierte sind aufgerufen, dasMYKOLOGIE FORUM nach Kräften zu unterstützen und es durch eigene Beiträgezur Wissenschaft, zu Kongressen, zu Personalien und auch zur Geschichte unseresFachgebietes bzw. unserer Gesellschaft mit Leben zu erfüllen.

Danken möchten wir an dieser Stelle auch dem Tagungsleiter der 50. Wissen-schaftliche Tagung der DMykG, Herrn Professor Peter Rath und seinem Teamvor Ort sowie der Conventus Congress-Management & Marketing GmbH fürdas überaus interessante wissenschaftliche Programm und die hervorragendeOrganisation der Tagung im Vorfeld. Ob zur Fortbildung, zum Networkingoder zum wissenschaftlichen Diskurs – auch an dieser Stelle wünschen wir allenTeilnehmern einen erfolgreichen und angenehmen Tagungsverlauf!

Nach aktuellen Schätzungen sind in Deutschland pro Jahr mehr als 10 MillionenMenschen bzw. 9% der Gesamtbevölkerung von einer Pilzinfektion betroffen(Ruhnke et al., MYCOSES 2015). Die DMykG ist eine der weltweit größten mykologi-schen Fachgesellschaften. Als interdisziplinäre Querschnitts-Gesellschaft verbindetsie unter anderem Dermatologen, Hämatologen/Onkologen, Internisten, Pädiater,Gynäkologen, Mikrobiologen, Veterinärmediziner, Umweltmediziner und Grund-lagenforscher. Sie bildet damit eine starke wissenschaftliche und organisatorischePlattform für ihre Kernaufgabe, der Herausforderung durch Pilzerkrankungendurch Forschung, Lehre, Weiterbildung, Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeitzu begegnen.

Der bis 2017 gewählte Vorstand geht mit Optimismus in das nächste Amtsjahr. Wich-tige Vorhaben, wie die Aufnahme der Zusammenarbeit mit Conventus, die nebender Kongressorganisation auch die Mitgliederverwaltung und Finanzbuch-haltung der DMykG übernommen hat, die Konsolidierung der Internet-Präsenz,des NEWSLETTERS und des MYKOLOGIE FORUMS, wurden umgesetzt. Derzeit erar-beitet der Vorstand einen Vorschlag für die Neustrukturierung der DMykG. Diesesoll die Einrichtung von Arbeitsgruppen, die auf formalisierter Basis zu wichtigenThemen arbeiten, eine strukturierte Leitlinienorganisation sowie die Einbindungder speziellen Expertise ehemaliger Vorsitzender in Form eines Beirats beinhalten.

Abschließend ist es mir ein besonderes Anliegen, schon jetzt im Namen des Vor-standes alle mykologisch interessierten Kolleginnen und Kollegen recht herzlichzur 51. Jahrestagung der DMykG, vom 31.08. bis 02.09.2017 in Münster, einzuladenund Ihnen ans Herz zu legen, die Tagung in ihrem Terminkalender vorzumerken.

Bleiben Sie der DMykG gewogen und engagieren Sie sich für die Mykologie!

Mit vielen Grüßen

Ihr

Andreas H. Groll1. Vorsitzender der DMykG

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INHALTSVERZEICHNIS

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MYK 2017 ...........................................................................................................Seite 02

Editorial ...............................................................................................................Seite 03

Jubiläums MYK 2016 ..................................................................................Seite 05

Johann-Lucas-Schönlein-Plakette an

Frau Prof. Dr. med. Gabriele Ginter-Hanselmayer .....................Seite 06

KIT 2016 – Symposium der DMykG e.V. ...........................................Seite 07 - 08

TIMM 2015 – Systemische Mykosen im Fokus ..............................Seite 09 - 10

Invasive Pilzinfektionen in der Pädiatrie –

Interview mit Prof. Andreas Groll .........................................................Seite 11 - 14

Das Dr.-Manfred-Plempel-Stipendium .............................................Seite 15 - 18

Der besondere Pilz .......................................................................................Seite 19 - 21

Nachruf ..............................................................................................................Seite 22

MYKD

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IMPRESSUM: MYKOLOGIE FORUM

Medizinische Mykologie in Klinik und Praxis

Mitteilungen der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft e.V., DMykG e.V., www.dmykg.de

Herausgeber: Vorstand der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft e.V.

Vorsitzender: Prof. Dr. med. Andreas Groll · Stellv. Vorsitzender: Prof. Dr. med. Dieter Buchheidt

Schriftführer: Prof. Dr. med. Oliver Kurzai · Kassenwartin: PD Dr. rer. nat. Uta-Christina Hipler

Redaktion: Gabriele Henning-Wrobel – Tel. 02943 486880 – E-Mail: [email protected]

Verlag: SENT SCIENCE NEWS

Herstellung: Druckerei Preuß GmbH – Ratingen

ISSN-Nr. 2196-5722

Titelbild:Fotowettbewerb 2015

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MYK 2016

Jubiläums-MYKMYK 2016 – es ist die 50. Wissenschaftliche Jahrestagung der DMykG e.V.

Haben Sie den Termin für die 50. MYK – 8. bis 10. September 2016 – schoneingeplant? Dann möchten wir Sie dazu recht herzlich einladen. Diese Jubi-

läumsveranstaltung kennzeichnet nicht nur die Tradition und Beständigkeit derGesellschaft, sondern repräsentiert hochaktuell das gesamte Spektrum derMykologie im deutschsprachigen Raum. Diese besondere Möglichkeit, interna-tional führende Forscher und Kliniker im Bereich der Mykologie zu treffen undden kollegialen Austausch zu pfl egen, sollten Sie nicht verpassen. Darüber hinausist die Ruhrmetropole Essen mit ihrem markanten Charme immer eine Reise wert.Sie werden überrascht sein!

Wie Tagungsleiter Prof. Peter-Michael Rath sagt, ist es die 50. Tagung einer aktivenund erfolgreichen wissenschaftlichen Gesellschaft, die zudem in ihrer Gründungs-stadt von 1961 stattfi ndet. Darüber hinaus ist zum ersten Mal ein gemeinsamesSymposium mit der Niederländischen Mykologi-schen Vereinigung geplant.Am Eröffnungstag um12.00 Uhr hält Prof. Jacques F. Meis, Nijmegen, eineKeynote-Lecture mit dem Titel „Azole Resistance inAspergillus fumigatus“. Neu ist auch das Thema „DieRolle der Pilze bei Mukoviszidose“, dem sich Dr. Jörg Steinmann, Essen, in seinem Vortrag widmet.

Weltkulturerbe der Superlative Ort der Tagung ist das zentral und unweit des Bahn-hofs gelegene „Haus der Technik“. Von hier aus sindes nur wenige Schritte zum Domschatz und zurberühmten Goldenen Madonna von Essen. DerWandel von einer Industriekultur zu einem moder-nen Dienstleistungszentrum zeigt sich auch amBeispiel des Weltkulturerbes Zeche Zollverein, aufderen Dach die Abendveranstaltung stattfi ndenwird. Hinauf kommt man mit der größten freiste-henden Rolltreppe der Welt, die zu diesem Anlassbesonders in Szene gesetzt wird. Vom Dach aushat man einen grandiosen Blick über das gesamteRuhrgebiet. Essen lohnt sich also in jeder Hinsicht –wissenschaftlich und kulturell.

Preise und AuszeichnungenAuch in diesem Jahr hat die Gesellschaft sowie dieMyk-Stiftung eine Reihe von Preisen ausgeschrieben,die im Rahmen der Tagung verliehen werden. Diessind: Der Forschungsförderpreis, der Nachwuchs-förderpreis, das Dr.-Manfred-Plempel-Stipendium,Publikationspreise, Posterpreise. Die Gewinner desFotowettbewerbs werden von den MYK-Teilnehmerngewählt und am Gesellschaftsabend vorgestellt.Besondere Verdienste um die Mykologie ehrt dieGesellschaft mit der Schönleinplakette. (ghw)

www.dmykg-kongress.de

Hier fi nden Sie alle Infor-mationen zum Programm und zur Anmeldung.

Seien Sie herzlich eingeladen

und unterstützen Sie mit

Ihrer Teilnahme die Bedeutung

der Mykologie in Wissenschaft,

Lehre und in der Kranken-

versorgung.

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Prof. Dr. med. Gabriele Ginter-Hanselmayer

50. Wissenschaftliche Tagung der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft e.V.8. bis 10. September 2016 in Essen

Johann-Lucas-Schönlein-Plakette für Frau Prof. Dr. med. Gabriele Ginter-Hanselmayer

Mit der Johann-Lucas-Plakette erhält Frau Prof. Dr. med. Gabriele Ginter- Hanselmayer anläßlich der 50. Wissenschaftlichen Tagung der Deutschs-

prachigen Mykologischen Gesellschaft e.V. eine der höchsten Auszeichnungen,die die Gesellschaft zu vergeben hat. Johann-Lucas Schönlein hatte im Jahr 1839erstmals den Erreger des „Favus“, der heute Trichophyton schoenleinii heisst, alseinen Pilz identifi ziert und wurde so zum Begründer der medizinischen Mykologie. Die DMykG hat diese Plakette in den 36 Jahren seit 1981 bisher 20 Mal in unre-gelmäßigen Abständen verliehen. Das Kuratorium hat sich in diesem Jahr fürFrau Prof. Dr. med. Gabriele Ginter-Hanselmayer entschieden.

In seiner Laudatio geht Kurator Prof. Dr. med. Werner Mendling auf den berufl ichenWerdegang ein, der in Österreich begründet ist. Nach dem Medizinstudium und ab1983 der Weiterbildung zur Fachärztin für Dermatologie und Venerologie inGraz, absolvierte Gabriele Ginter-Hanselmayer eine fundierte dermato-mykolo-gische Ausbildung unter Herrn Prof. Kresbach und lernte bei den besten Expertenihrer Zeit, nämlich in Hamburg bei Prof. Rieth und Frau Splanemann und in Baarnbei Prof. de Hoog im Centraalbureau voor Schimmelcultures. Dann habilitiertesie im Jahr 1996 über Dermatologie; die Gutachter waren Herr Prof. Müller/Freiburg und Prof. Nolting/Münster. Frau Prof. Ginter-Hanselmayer personifi ziertin der Klinik für Dermatologie in Graz seit über 20 Jahren die Dermatomykologieund bildet Studierende und Ärzte fort. Ihre Schwerpunkte sind Tinea capitis,Onychomykosen, auch bei Kindern und Kandidosen der Haut, der Nägel oder derVagina.

Frau Ginter-Hanselmayer hat zahlreiche Publikationen geschrieben, ist zusammenmit Herrn Prof. Claus Seebacher Autorin eines Buchbeitrages über „Tinea capitisund Tinea of the beard“ (2013), hat über 400 Vorträge im In- und Ausland gehaltensowie Mykologische Fortbildungskurse durchgeführt.

Ausserdem hat sie seit 1994 bis heute als Deputy Editor von MYCOSES ihren Beitraggeleistet, durch Herausgeberarbeit und Peer Reviews die Qualität des Journalszu erhöhen.

„Gern und gut“, so Mendling, „erinnern wir uns an die von ihr im Jahr 1992 inGraz hervorragend organisierte 26. Tagung der DMykG, die sie mit Engagementund Charme, unterstützt von ihrem verstorbenen Gatten, dem OphthalmologenProf. Helmut Hanselmayer, durchgeführt hat.“

Frau Prof. Ginter-Hanselmayer ist bereits 1995 mit der von Prof. Hans Rieth gestif-teten Carl-Hugo-Plaut-Medaille ausgezeichnet worden. Das liegt mehr als 20 Jahrezurück und ist somit ein weiterer Beweis für ihre beständige und hochkarätigePräsenz in der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft.

Quelle: Laudatio von Werner Mendling

Mitglieder des Kuratoriums:

Prof. Hannelore BernhardtProf. Claus SeebacherProf. Herbert Hof Prof. Werner Mendling

SCHÖNLEIN PLAKETTE

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KIT 2016

KIT – 15.-18. Juni 2016 in Würzburg

Vor der Therapie steht die Diagnostik – wie eindeutig kann sie sein?Auf dem 13. Kongress für Infektions- und Tropenmedizin war die Deutschspra-chige Mykologische Gesellschaft e.V. mit einem Symposium vertreten. UnterVorsitz von Prof. Dr. med. Andreas Groll, Münster, und Dr. med. Werner Heinz,Würzburg (in Vertretung von Frau Prof. Birgit Willinger, Wien) ging es um „NeueDiagnostik systemischer Mykosen“.

Azol-Resistenz - Gespenst oder klinische Realität?

Zunehmende Azol-Resistenz von Aspergillus fumigatusOb es sich bei der Azol-Resistenz von Aspergillus fumigatus um ein Gespensthandelt oder um klinische Realität, hinterfragte PD Dr. Jörg Steinmann, Essen.1998 wurde dieses Phänomen erstmals in den Niederlanden beschrieben. In denletzten 10 Jahren ist die Azol-Resistenz zu einem wachsenden klinischen Problemgeworden. Wie Steinmann darlegte, rangieren Großbritannien, die Niederlandeund Dänemark mit dem Einsatz von Azolen in der Landwirtschaft an der Spitze.Ein Zusammenhang mit der zunehmenden Azol-Resistenz ist zu vermuten.Deshalb sieht Steinmann umfassende epidemiologischen Untersuchungen alsdringend erforderlich an, um die Häufi gkeit von Azol-Resistenzen zu klären. „EineResistenztestung sollte bei jedem klinisch relevanten Isolat durchgeführt werden“,so seine Schlußfolgerung. Zwei Fragen bleiben zunächst jedoch offen: Wirddie Azol-Resistenz bei Aspergillus fumigatus weiter zunehmen? Können wir dieDiagnostik der Azol-Resistenz bzw. die Resistenztestung und -Erkennung zukünf-tig verbessern oder beschleunigen? In Deutschland ist die Resistenzrate mit ca.3% noch gering. Die globale Problematik erfordert höchste Aufmerksamkeit undfrühzeitige Gegenmaßnahmen, so Steinmann.

Score or not to score?Die Frage „Score oder not to score“ bei Candida Infektionen auf der Intensivstati-on stellte PD Dr. Christina Forstner, Jena. Rechtzeitige Diagnostik und Therapie sind bei invasiven Mykosen überlebenswichtig. Ein Kolonisationsindex, Candida-Scores

PD Dr. Jörg Steinmann, Essen

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KIT 2016

und andere prädiktive Scores wurden entwickelt, um nicht-neutropene Intensiv-Patienten zu identifi zieren, die von einer frühzeitigen antimykotischen Therapieprofi tieren können. Ziel ist es, sowohl Mortalität und Liegedauer aber auch Neben-wirkungen, Kosten und Resistenzen zu reduzieren. Der in einer prospektiven multi-zentrischen Studie validierte Candida Score >/-3 zeigt den Vorteil: „Hoher negativerVorhersagewert.“ Einen „niedrigen positiven Vorhersagewert“ zeigte Forstner inihrem Fazit als Nachteil auf. Deshalb ist dieser Candida Score alleine für den Anti-mykotikastart nicht geeignet, da die Gefahr einer Übertherapie besteht. Er kann jedoch als Screeningtest bei Sepsis eingesetzt werden, wenn zumindest ein zwei-ter Test wie Beta-D-Glucan, PCR oder evtl. auch Procalcitonin nachgeschaltet wird.

Hochrisikopatienten profi tieren von molekularbiologischer Diagnostik Patienten mit akuten Leukämien in der Induktionstherapie und nach allogenerBlutstammzell- oder Knochenmarktransplantation haben ein sehr hohes Risiko, ansystemischen Pilzinfektionen, in erster Linie bedingt durch Aspergillus fumigatus,zu erkranken. Die Sterblichkeit, insbesondere bei Infektionen durch diesen Erreger,ist hoch. Eine frühzeitige Sicherung der Diagnose und eine frühzeitige adäquateantimykotische Therapie sind Faktoren, die zur Verbesserung der Prognose beidieser Patientengruppe entscheidend beitragen. Zur PCR-Diagnostik bei Verdachtauf eine invasive Mykose zeigte Prof. Dr. med. Dieter Buchheidt, Mannheim, eineAufl istung zur „Intellektuellen Prä-Diagnostik“. Darin wird die klinische Situation desPatienten und die Risikokonstellation für systemische Pilzinfektionen hinterfragt.Welche Erreger werden vermutet und kann eine Einzel-Pathogen-PCR oder einpanfungale PCR weiterhelfen? Sind Effekte einer antimykotischen Prophylaxeoder Therapie auf das Testergebnis zu erwarten? Welche PCR-Methodik ist wannund wie häufi g sinnvoll? Welche klinische Proben sind erforderlich und helfen PCR-Biomarker-Kombinationen weiter?

Die 50. Wissenschaftlichen Jahrestagung der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft e.V. vom 8.-10.9.2016 in Essen, bietet ein umfassendes Spektrum zum Thema Diagnostik und Therapie von invasiven Mykosen. Weitere Informationen unter www.dmykg-kongress.de und www.dmykg.de

(ghw)

Buchheidt D. Molekularbiologische Diagnostik invasiver Aspergillus-Infektionen bei hämatologischen und onkologischen pädiatrischen Patienten. In: Frühjahrstagung der Sektion Antimykotische Chemotherapie 2016. Bonn, 22.-23.04.2016.Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16sac10.DOI: 10.3205/16sac10, URN: urn:nbn:de:0183-16sac105Frei verfügbar unter: http://www.egms.de/en/meetings/sac2016/16sac10.shtmlVortrag KIT 2016: Symposium der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft, Neue Diagnostik systemischer Mykosen.

PD Dr. med. Christina Forstner, Jena

Prof. Dr. med. Dieter Buchheidt, Mannheim

MYKD

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TIMM 2015

TIMM 2015 – Trends in Medical MycologySystemische Mykosen im Fokus

Der wissenschaftliche Kongress „Trends in Medical Mycology“ (TIMM) fi ndet alle zwei Jahre in europäischen Hauptstädten statt. Seine Bedeutung ist mitt-

lerweile global und für internationale Mykologen nahezu ein Pfl ichtprogramm. „Die Tagung verbindet Grundlagenforschung, Mikrobiologie und die praktische Anwendung in der Klinik. So werden alle Fragestellungen im Sinne einer optimier-ten Zusammenarbeit miteinander verknüpft,“ sagt Prof. Dr. med. Dieter Buchheidt, stellv. Vorsitzender der DMykG, Hämato-Onkologe, Infektiologe und Oberarzt am Universitätsklinikum in Mannheim. Aus hämatologischer Sicht liegt sein besonde-res Interesse in den Möglichkeiten der Diagnostik invasiver Mykosen, hervorge-rufen durch Aspergillus fumigatus, und der molekularbiologischen Charakterisie-rung des Erregers hinsichtlich die Entwicklung von Resistenzen. Dies ist ein relativ neues und klinisch relevantes Thema, weil Resistenzen an einzelnen Zentren zu-nehmend Probleme bereiten, insbesondere bei hämatologischen Hochrisikopati-enten. „Dazu gab es eine ganze Reihe sehr guter Übersichtvorträge, die auch die Grundlagenforschung einbezogen“. Was Buchheidt am TIMM schätzt, ist das brei-te Spektrum an Themen und Referenten. Zahlreiche Nachwuchswissenschaftler sind beteiligt. „Das Interesse der jungen Kollegen an der Mykologie wächst – ein wichtiges und sehr gutes Signal für die Zukunft.“

An seltene Mykosen denkenViel Aufmerksamkeit richtet sich vermehrt auf die seltenen Mykosen. Ihre Verläu-fe sind oft dramatisch und Diagnostik ebenso wie Therapie werfen viele Fragen auf. „Erfahrungswerte und Studien sowie der klinische und wissenschaftliche Aus-tausch geben einige Antworten. Bestehen bleibt aber eine Herausforderung an

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die mikrobiologische, Kultur-basierte und molekularbiologische Diagnostik, die durch eine rasche und im Krankheitsverlauf frühzeitige Erreger-Differenzierung erst eine zielgerichtete Therapie möglich macht,“ so Buchheidt. Zusätzlich erachtet er die Entwicklung neuer Substanzen und die Etablierung von Therapie-Algorith-men unverändert für sehr wichtig, da die Sterblichkeit gerade bei diesen Infektio-nen sehr hoch ist.

Awareness und frühzeitig eingreifen – diagnostisch und therapeutischBedingt durch eine Verbesserung supportiver Therapiemaßnahmen, werden im-mer mehr Menschen mit intensiver Immunsuppression therapiert. Damit steige auch die Inzidenz von Mykosen, wie Buchheidt vermutet. Besondere Aufmerksam-keit, Prophylaxe für Hochrisiko-Patienten sowie Diagnostik und Therapie in einem möglichst frühen Stadium einer systemischen Mykose sind lebensrettend. „Dies zeigen die Daten von Kumar; bei der Therapie invasiver Pilzinfektionen zählt jede Stunde. Je früher die Therapie beginnt, desto größer sind die Erfolgschancen.

Know-how und Erfahrung weitertragenWie Buchheidt betont, gehe es darum, klinische und wissenschaftliche Erfahrun-gen weiterzutragen, Weiterentwicklung voranzutreiben und die junge Generation der Mikrobiologen und Infektiologen für das Thema Mykosen zu sensibilisieren. Dies ist seit Jahren eines der wichtigsten Anliegen der Deutschsprachigen Myko-logischen Gesellschaft. Sie und die angegliederte MYK-Stiftung fördern mit Erfolg den mykologischen Nachwuchs mit Preisen, Stipendiun, Auszeichnungen und Wettbewerben.

So zum Beispiel das Dr.-Manfred-Plempel-Stipendium. Seit 1997 stiftet Frau Mari-anne Plempel Euro 15.000 für besondere Forschungsprojekte junger Mykologen. (Mehr dazu in dieser Ausgabe).

Nach Ablauf seiner Amtszeit als stellv. Vorsitzender der DMykG, wird Buchheidt ab 2017 an der Spitze der Gesellschaft stehen und sie – wie alle Vorgänger - mit seinen Ideen und Impulsen prägen. Für ihn steht sie als Plattform für den inter-disziplinären Austausch zwischen Grundlagenforschern und Klinikern. Darin liege die Chance, so Buchheidt, die Probleme aus beiden Richtungen aufzuzeigen und beispielsweise im Rahmen von Studien zu hinterfragen und zu lösen. „Ich kenne in Deutschland keine Gesellschaft, die ein vergleichbares Spektrum dieser Therma-tik abbildet.“ Ihr 50. Tagungsjubiläum feiert die DMykG e.V. 2016 am Gründungsort von 1961 in Essen. www.dmykg.de, www.dmykg-kongress.de

(ghw)

Prof. Dr. med. Dieter Buchheidt,Mannheim

TIMM 2015

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INTERVIEW

Professor Dr. med. Andreas Groll,Münster

Interview mit Professor Dr. med. Andreas Groll, Universitätsklinikum Münster, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Pädiatrische Hämatologie und Onkologie.

Vorsitzender der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft e.V. und Fort-bildungs- und Leitlinienkoordinator der Paul-Ehrlich-Gesellschaft

Invasive Pilzinfektionen in der Pädiatrie – Risiken und Chancen Mit der erkrankungs- und therapiebedingten Abwehrschwäche aufgrund einer onkologischen Erkrankung steigt das Risiko für invasive Pilzinfektionen bei Kindern und Jugendlichen ebenso wie bei betroffenen erwachsenen Patienten. Die Kom-plikation einer Pilzinfektion kann durch prophylaktische Maßnahmen, frühzeitige Einleitung einer spezifi schen Diagnostik und rechtzeitige antimykotische Therapien deutlich reduziert werden. Wir fragten den Vorsitzenden der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft e.V. und Fortbildungs- und Leitlinienkoordinator der Paul-Ehrlich-Gesellschaft, Professor Dr. med. Andreas Groll, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Pädiatrische Hämatologie und Onkologie, nach seinen Erfahrun-gen in der Klinik.

Frage:Worin unterscheiden sich invasive Pilzinfektionen bei Kindern im Vergleich zuErwachsenen?

Prof. Groll: Grundsätzlich sind Kinder und Jugendliche genauso anfällig für Pilzinfektionenwie Erwachsene. Die Prognose der onkologischen Grunderkrankung, die miteiner Abwehrschwäche einhergeht, ist bei Kindern aber in aller Regel günstiger.Damit ist der Anspruch hoch, die Therapiekomplikationen wie Infektionennicht zum limitierenden Faktor werden zu lassen. Das Augenmerk liegt sehrstark darauf, Pilzinfektionen frühzeitig zu entdecken bzw. zu vermeiden.

Frage:Mit welchen Pilzinfektionen muss man rechnen?

Prof. Groll:Die häufi gsten invasiven Pilzinfektionen werden durch Candida- oder Aspergillus Spezies hervorgerufen. Betroffen sind überwiegend Risikogruppen wie unreife Frühgeborene, Kinder und Jugendliche in der Intensivmedizin, und Patienten mit hämatologischen Neoplasien bzw. nach Knochenmarktransplantation. Bei Früh-geborenen und intensivmedizinisch behandelten Patienten stehen mit zentralen Venenkathetern assoziierte Blutstrom-Infektionen durch Candida im Vordergrund. Bei onkologischen Patienten mit hämatologischen Neoplasien oder nach Kno-chenmarktransplantation überwiegend die Fadenpilze. Seltene Erreger kommen in Europa zwar kaum vor, dennoch gilt es, diese Möglichkeit zumindest im Auge zu behalten und in jedem Fall eine umfassende mikrobiologische Diagnostik zu veranlassen.

Frage:Der Faktor Zeit spielt vermutlich eine große Rolle, um rechtzeitig behandeln. Steht die Diagnostik vor der empirischen Therapie?

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INTERVIEW

Prof. Groll: Wenn bei einem Hochrisikopatienten der Verdacht auf eine invasive Pilzinfek-tion besteht, muss umgehend eine adäquate antimykotische Therapie eingelei-tet werden. Parallel erfolgen diagnostische Maßnahmen wie bildgebendeVerfahren und mikrobiologische Untersuchungen, deren Ergebnisse innerhalbweniger Stunden vorliegen können. Die Entscheidung für weitere invasive Diag-nostik wie z.B. eine BAL (broncho-alveoläre Lavage) fällt situationsbezogen undhängt vom Zustand des Patienten ab. Da Risikopatienten häufi g bereits eineantimykotische Prophylaxe erhalten, geht es bei diesen Patienten darum, einemögliche Durchbruchsinfektion zu diagnostizieren bzw. sicherzustellen, dass dieBlutspiegel des prophylatisch verabreichten Antimykotikums ausreichend sind.Ein therapeutisches Drugmonitoring wird empfohlen, wie in den aktuellenECIL-6 Empfehlungen detailliert beschrieben*. Wenn die Blutspiegel ausreichendsind, Blutkulturen steril bleiben, das CT unauffällig ist und es keinen weiterenPilznachweis bzw. Verdacht gibt, kann trotz persistierenden Fiebers die laufendeProphylaxe fortgesetzt werden, d.h. ein Wechsel des Regimes ist dann nichtzwingend notwendig. Die Entscheidung hierzu liegt allerdings im individuellenErmessen, weil es keine entsprechenden Studiendaten dazu gibt.

Frage:Wenn die Indikation für eine antimykotische Therapie vorliegt, welche Antimy-kotika kommen dann zum Einsatz und was ist bei der Dosierung zu beachten?

Prof. Groll: Bezüglich der Antimykotika sind wir in einer vergleichsweise komfortablen Situa-tion und haben Handlungspielraum, weil die Mehrzahl der wichtigen Substanzenauch für Kinder zugelassen ist. Dies sind liposomales Amphotericin B, Fluconazol,Voriconazol (ist ab dem 2. Lebensjahr zugelassen), Caspofungin und Micafungin(für alle Altersgruppen zugelassen), Die Dosierungen entsprechen zum Teil denender Erwachsenen (liposomales Amphotericin B) oder es gibt spezielle Dosierungenfür die verschiedenen pädiatrischen Altersstufen, die den entsprechenden Fach-informationen entnommen werden können. Die in der Pädiatrie zugelassenenStandard-Prophylaxe-Antimykotika wie Voriconazol und Fluconazol können oralverabreicht werden und eignen sich deshalb auch für die ambulante Versorgungder Patienten für die Phasen zwischen den stationär durchgeführten Chemo-therapie-Zyklen.

Frage: Gibt es eine Strategie zur Vermeidung von Mykosen?

Prof. Groll: Als Maßnahmen zur Vermeidung von Katheter-assoziierten Infektionen existierenetablierte Handlungsanleitungen für die Anlage und den Umgang mit ZVKs. Damitkann bezüglich zur Vermeidung nosokomialer Blutstrominfektionen nachgewie-senermaßen viel erreicht werden. Bezüglich der Fadenpilze gelten Bauarbeitenund die damit verbundene Ausbreitung von Aspergillus Sporen als besonderesRisiko für immungeschwächte Patienten. Aber auch außerhalb dieser speziellenSituation sind wir ständig Sporen von Fadenpilzen ausgesetzt. Hochrisikopatientenmit akuten Leukämien oder solche nach Knochenmarktransplantation, sind daherin jedem Fall Kandidaten für eine medikamentöse Prophylaxe mit Wirksamkeitgegenüber Fadenpilzen. Wichtig ist es, das Risiko des individuellen Patienten zu be-achten und auch bei Infektionsverdacht rechtzeitig und zielgerichtet vorzugehen.

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INTERVIEW

Frage: Sie sind Vorsitzender der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft - DMykG e.V. Gibt es besondere Anliegen, das Sie in Bezug auf „Mykosen in der Pädiatrie“ in dieser Eigenschaft verfolgen.

Prof. Groll: Mein Anliegen ist die weitere Entwicklung von Antimykotika für die sichere An-wendung bei Kindern und Jugendlichen. Teilweise dauert es fünf bis zehn Jahre,bis die Dosisfi ndung abgeschlossen ist und ein bei Erwachsenen zugelassenesMedikament auch in der Pädiatrie zugelassen wird. So kommen innovativeMedikamente häufi g nicht rasch genug unseren pädiatrischen Patienten zu Gute.Daneben gibt es zu wenig Phase IV Programme, um im größeren Rahmen eineBeurteilung von Wirksamkeit und Verträglichkeit unter Alltagsbedingungen zuerhalten. Daneben sehe ich hohen Fortbildungsbedarf zum Thema Pilzinfek-tionen. Wir bemühen und daher intensiv um die Platzierung mykologischerThemen auf nationalen Kongressen und Veranstaltungen, und dieses spezielleThema wird auch zur MYK 2017 in Münster besondere Berücksichtigung in derProgrammgestaltung fi nden.

Herzlichen DANK für das Gespräch!

Liste Risikofaktoren:

Risikofaktoren für nosokomiale Candida-Infektionen (lt. PEG)➥ Immunsuppressive Therapie ➥ Behandlung mit Breitspektrumantibiotika >/-2 Wochen*➥ Zentralvenöse Katheter oder arterielle Katheter*➥ Parenterale Ernährung ➥ Kontrollierte Beatmung >/- 10 Tage➥ Kolonisierung mit Candida Spezies >/. Zwei Körperregionen*➥ Hämodialyse*➥ Rezidivierende gastrointestinal Perforationen mit sekundärer/tertiärer Peritonitis, ➥ Operation bei akuter Pankreatitis*➥ Hoher “mortality score” (APACHE II/III > 20)➥ akutes Nierenversagen ➥ Granulozytopenie➥ Akute und chronische Graft-vs-Host Erkrankung nach allogener Blutstammzelltransplantation➥ Aufenthalt auf der Intensivstation >/- 9 Tage➥ Hoher Bedarf an Bluttransfusionen (Menge nicht gut belegt)➥ Frühgeborene mit Geburtsgewicht </- 1.000g*unabhängige Risikofaktoren

Risikofaktoren für invasive Aspergillus-Infektionen (Lt. ECIL-4 Pediatric Group)➥ Akute myeloblastische Leukämie ➥ Rezidivierende akute Leukämie ➥ Allogene Stammzelltransplantation ➥ Akute lymphoblastische Leukämie ➥ Non-Hodgkin-Lymphom ➥ Autologe Stammzelltransplantation ➥ Solide Tumoren➥ Hirntumore ➥ Hodgkin-Lymphom

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INTERVIEW

Liste Antimykotika (lt. ECIL-4 Pediatric Group):

Agent Dosage*/Comment PK References

Fluconazole 8 -12 mg/kg/d qd iv/po Optimal dose uncertain Lee 1992; Brammer 1994;

Itraconazole 5 mg/kg/d bid po Limited data, not licensed De Repentigny 1998; Groll 2002

Posaconazole 600 - 800 mg/d (tid, bid/qid) po Only >13 yrs,

not licensed Krishna 2007

Voriconazole 8 -14 mg/kg/d bid iv 400 mg/d bid po

Optimal dose uncertain, and age-dependent Walsh 2004; Karlsson 2009

Anidulafungin 1.5 (d1:3) mg/kg/d iv Studies under way, not licensed Benjamin 2006

Caspofungin 50 (d1:70) mg/m2/d iv Robust dataset and models Walsh 2005; Neely 2009

Micafungin 1-4 mg/kg/d iv Robust dataset and models Seibel 2005; Hope 2007

Liposomal amphotericin B 3 ->5 mg/kg/d iv Weight-based dosage inferred

without robust PK Hong 2006

Amphotericin B

Lipid Complex 5 mg/kg/d iv Limited PK data in children Walsh 1997

* Dosages may vary according to indication

Leitlinien/ Therapieempfehlungen:

https://www.ebmt.org / Contents / Resources / Library / ECIL / Documents /2015%20ECIL6/ ECIL6-Triazole-TDM-07-12-2015-Lewis-R-et-al.pdf

Diagnose und Therapie von Candida Infektionen, gemeinsame Empfehlungen der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft (DMykG e.V.) und der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG), Chemotherapie Journal 3/2011;67-93

Einen bemerkenswerten Eindruck und Überblick zur weltweiten Epidemiologie und Aktivitäten im Kampf

gegen lebensbedrohliche Mykosen gibt der Global Action Fund for Fungal Infections – www.gaffi .org

www.dmykg.dewww.dmykg-kongress.dewww.funginet.de

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DR.-MANFRED-PLEMPEL-STIPENDIUM

Ein Stipendium trägt seinen Forschergeist weiter – Dr. Manfred Plempel (1930* – 1994†)

Fördert die Mykologische Forschung seit 1997Das Dr.-Manfred-Plempel-Stipendium

Im Jahr 1967 meldeten die Bayer-Forscher Dr. Manfred Plempel und Dr. Karl-HeinzBüchel die Substanz Clotrimazol als Patent an. In der Reihe der Innovationen

in der Pharmazie stehen für das Jahr 1969 die Azole der Firma Bayer mit denErstbeschreibern bzw. Erfi ndern Büchel und Plempel.

Warum gibt es dieses Stipendium?

Wir fragten die Stifterin, Frau Marianne Plempel, wie es dazu kam.

„Mein Mann, Dr. Manfred Plempel starb 1994 im Alter von 64 Jahren plötzlichund unerwartet. Das war ein schwerer Schock und es folgte eine lange Zeit derTrauer“, sagt sie. Ihr Anliegen war es, das Erbe ihres Mannes weiterzutragen undso wurde das Dr.-Manfred-Plempel-Stipendium 1997 ins Leben gerufen undvon Frau Plempel fi nanziert. Ausgeschrieben wird es seither im Namen derDeutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft, für die das Stipendium einewesentliche Unterstützung der mykologischen Nachwuchsförderung ist.

So lautete die Ausschreibung 2016

Mit einer Summe von Euro 15.000 wird in diesem Jahr das Dr.-Manfred-Plempel-Stipendium ausgeschrieben. Das Stipendium soll an die Persönlichkeit,die wissenschaftlichen Leistungen und das forscherische Engagement von Dr.Manfred Plempel erinnern und wird von seiner Ehefrau Marianne Plempelgestiftet. Es soll einem/r jungen Mykologen/in die Finanzierung eines Forschungs-aufenthaltes in medizinischer Mykologie mit Schwerpunkt auf dem Gebiet derdiagnostischen Grundlagenforschung oder diagnostischen Fortbildung an einerangesehenen Institution – insbesondere auch im Ausland – ermöglicht werden.Der/die Bewerber/in soll zum Zeitpunkt der Bewerbung nicht älter als 40 Jahresein.

Über die Vergabe des Stipendiums entscheidet ein in der Stiftungssatzung fest-gelegtes Kuratorium.

Meilenstein in der wissenschaftlichen Laufbahn

Mit diesem Ausschreibungstext richtet sich die Deutschsprachige MykologischeGesellschaft e.V. seit 1997 an ihre Mitglieder. Eine lange Reihe von Mykologen hatseither das Stipendium als maßgebliche Unterstützung für ihre wissenschaftlicheArbeit in Anspruch nehmen können. Erster Stipendiat war 1997 Dr. med. MartinSchaller, München. Heute: Prof. Dr. med. Martin Schaller, Tübingen. Sein Forschungs-bericht zum Thema: „Untersuchungen zur Regulation sekretorischer Aspartat-proteinasen in einem oralen Candidose-Modell und in vivo“ ist nachzulesen inmycoses. Volume 41, Issue Supplement

s2, pages 69–73, October 1998,Schaller, M., Korting, H. C., Schäfer,W., Sanglard, D. and Hube, B. (1998),Forschungsbericht zum Dr.-Manfred-Plempel-Stipendium.Mycoses, 41: 69–73. doi: 10.1111/j.1439-0507.1998.tb00606.x

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DR.-MANFRED-PLEMPEL-STIPENDIUM

Prof. Dr. med. Martin Schaller

Stipendiaten:1997 Prof. Dr. med. Martin Schaller – Myk Aachen

2001 Dr. Markus Niewerth – Myk Berlin

2003 Dr. Wiebke Thoma (Hort), Myk Heidelberg

2005 Dr. G. Kofl a, Myk Leipzig

2007 Dr. Claudio Kuhpfahl – Myk Berlin

2009 Dr. Matthias Brock – Myk Köln

2011 Dr. Daniela Mailänder-Sanchez – Myk Kiel

2013 Dr. Cornelia Wiegand – Myk Tübingen

MYK 1997 in Aachen und der erste Stipendiat„Es ist mir eine besondere Freude, die erste Verleihung des Dr.-Manfred-Plem-pel-Stipendiums zur Förderung der medizinisch mykologischen Forschung undFortbildung mit Schwerpunkt auf dem Gebiet der medizinische mykologischenDiagnostik anzukündigen“, sagte die damalige Vorsitzende der Deutschspra-chigen Mykologischen Gesellschaft, Frau Prof. Hannelore Bernhardt, auf derMyk 1997 in Aachen. Überreicht wurde das Stipendium durch die Stifterin, FrauMarianne Plempel.

Frau Marianne Plempel mit den Stipendiaten des Dr.-Manfred-Plempel-Stipendiums: Dr. Markus Niewerth (re.), München (Stipendiat 2001) und Dr. Claudio Kuhpfahl (li.), Mannheim (Stipendiat 2007) auf der Myk 2007 in Berlin

Frau Marianne Plempel und Prof. Werner Mendling gratulieren Dr. C. Kuhpfahl zum Dr.-Manfred-Plempel-Stipendium.

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DR.-MANFRED-PLEMPEL-STIPENDIUM

Myk 2011 in Kiel - Verleihung des Dr.-Manfred-Plempel-Stipendiums an Dr. Daniela Mailänder-Sanchez (Mitte)durch Frau Marianne Plempel (re.) undProf. Werner Mendling (li.), langjährigerWegbegleiter Plempels und Mitglied des Kuratoriums.

Stipendiatin Dr. Cornelia Wiegand (re.), die Stifterin Marianne Plempel (mitte) und Prof. Martin Schaller im Rahmen der Myk 2013 in Tübingen

Leben und WerkÜber das Leben und Werk Dr. Manfred Plempels erschien 1998 in mycoses eine umfassende Arbeit von Prof. Johannes Müller (Mycoses 41, Suppl 1) 20-26 (1998)

Darin beschreibt Müller den berufl ichen Werdegang und die entscheidenden Schritte seines Erfolgs. So heißt es, dass einige Begegnungen und Wegbegleiter wichtige Impulse zur Forschungsarbeit Plempels setzten und auch seine Vorbilder waren. Darunter sein Doktorvater Prof. Hans Burgeff in Würzburg und die spätere Zusammenarbeit mit dem Nobelpreisträger Prof. Adolf Butenandt am Max-Planck-Institut in München. 1963 wechselte er in die pharmazeutische Industrie.

Die Erfi ndung hieß Clotrimazol (Canesten®)Im Jahr 1967 meldeten die Bayer-Forscher Dr. Manfred Plempel und Dr. Karl-Heinz Büchel die Substanz Clotrimazol als Patent an. Zu den ersten zugelassenen Darrei-chungsformen gehörten dabei eine Creme, eine Lösung sowie Vaginaltabletten. Es war der entscheidende Schritt für Millionen Frauen, sich einfach, schnell und hoch wirksam zu behandeln. Clotrimazol kam 1973 unter dem Namen Canesten® als rezeptpfl ichtiges Arzneimittel auf den Markt. Das Antimykotikum zeichnete sich durch hohe Heilungsquoten aus und besaß für die damaligen Verhältnisse eine kurze Therapiezeit von nur sechs Tagen. Im Laufe der Jahre konnten Forscher durch Erhöhung der Dosis von 100 auf 200 Milligramm die Behandlungszeit auf drei Tage reduzieren. Die Dauer der Therapie und der schnelle Symptomrück-gang spielen für die Patientinnen eine wichtige Rolle. Denn eine Infektion ist mit einem unangenehmen bis schmerzhaften Scheidenjucken verbunden. Schuld ist

Mendling W et Janssen K. 3 Tage gegen die Vulvovaginalkandidose. Sexualme-dizin 1981;12:471–473. Mendling W, Plempel M. Vaginal secretion levels after 6 days, 3 days and 1 day of treatment with 100, 200 and 500 mg vaginal tablets of clotrimazole and the therapeutic effi cacy. Chemother 1982; 28 (suppl 1):43-7). Tietz HJ et Becker NH. Vergleich der topischen Ein-und Drei-Tage-Kombinationstherapie. Gyne 2011;32(11):12

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DR.-MANFRED-PLEMPEL-STIPENDIUM

fast immer ein Hefepilz der Candidagruppe,Candida albicans. Häufi g sind junge Frauen betroffen, die über prämenstruellen Juckreiz klagen. Der Fluor erscheint zunächst dünnfl üssig, wird jedoch im Verlauf weißlich und bröckelig. Vagina und Introitus vaginae erscheinen gerötet. Die Patientinnen empfi nden die Erkrankung als Belastung. Insbesondere bei chronisch rezidivierenden Fällen kann der Lei-densdruck sogar zu einer ausgeprägten depressiven Episode führen. Clotrima-zol wird bis heute in vielen Leitlinien und Experten-Empfehlungen als Arzneimittel der Wahl für die topische Therapie akuter Candida-albicans-Vaginalmykose und als Goldstandard für die Beurteilung neuer topischer Azole angesehen. Bereits Anfang der 80er Jahre gab es eine „Ein-Tages-Therapie“ mit 500 mg Clotrima-zol Vaginaltabletten. Eine moderne Version folgte 2008 mit Canesten® Gyn Once. Aufgrund der verbesserten Compliance und des beschleunigten Symptomrück-ganges etabliert sich die kürzere Therapieform zunehmend. Das hat eine nicht interventionelle Beobachtungsstudie über den Vergleich der Ein- und Drei-Tage-Kombinationstherapie bei fast 1.000 Patientinnen bestätigt. Nach der Behandlung waren 84 Prozent der Teilnehmerinnen vollständig asymptomatisch. Unter der Ein-Tages-Therapie gingen die Symptome dabei Wasserlöslichkeit von Clotrima-zol deutlich verbessert. Noch bis zu 72 Stunden später kann nach der einmaligen Applikation eine Konzentration von mehr als 100 mg/l Clotrimazol im Vaginalse-kret nachgewiesen werden. Diese fungizide Wirkung ermöglicht den Patientinnen eine rasche und effektive Therapie.

Vier Jahre später kam es aufgrund der guten Verträglichkeit zur Freigabe als Me-dikamente ohne Verschreibungspfl icht. Anfang der 1980er Jahre wurde in meh-reren Studien der Wirkmechanismus aufgeklärt. Clotrimazol ist auch heutzutage noch Mittel der Wahl und Referenzsubstanz zur Behandlung der meisten Hautpilz-infektionen.

Dr. Manfred Plempel – der Mensch Da ist die Rede von „großzügiger kollegialer Hilfsbereitschaft“, „gütiger, kollegia-ler Umgang mit seinen Mitarbeitern,“ die ihm über Jahrzehnte treu blieben. Sein Erscheinungsbild war leger, braungebrannt und schlank. „Er machte in jeder Hin-sicht eine gute Figur“ und war in jungen Jahren noch dazu sportlich unterwegs als 100- und 200-Meterläufer um die Deutsche Meisterschaft. Er schätzte gutes Essen und Trinken und eine gute Pfeife. Eine kleine Sammlung trug er in einem eleganten Köfferchen bei sich. Es ist zu vermuten, dass er sein Leben und alle, die dazugehörten, liebte. Ein intensives – aber etwas zu kurzes Leben, aus dem er der Mykologie ein großes Erbe hinterlassen hat.

In der Abschiedsrede vom 8. November 1994 zur Bestattung von Dr. ManfredPlempel fand Prof. W.-D. Busse, Bayer, einfühlsame Worte für einen äußerstverdienten Mitarbeiter, einen unermüdlichen und beharrlichen Forscher, enga-gierten medizinischen Mykologen und geschätzten Menschen. Plempel wares, der für Bayer das erste und bis heute (vielleicht) bedeutendste Antimykotikum,Clotrimazol, maßgeblich entwickelte.

Für die bisherigen Stipendiaten und für die Deutschsprachige Mykologische Gesellschaft ist Dr. Manfred Plempel ein großes Vorbild. (ghw)

Ein Karikatur zum 25jährigen Jubiläum bei Bayer – Plempel mit seinen „Zöglingen“ Canesten und Mykospor.

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Der besondere Pilz – Phialophora europaeaPeter Mayser, Giessen / Gerhard Haase, Aachen / Sybren de Hoog, Utrecht

Arten des Genus Phialophora sind durch melanisierte Hyphen und durch die Produktion von schleimigen, einzelligen Konidien aus Phialiden mit gut ab-

grenzbaren Kollaretten gekennzeichnet. Die Gattung ist polyphyletisch, da sie anamorphe Spezies enthält, die zu unterschiedlichen (perfekten) Ordnungen gehören. Phialophora-ähnliche Spezies, die Hautinfektionen des Menschen ver-ursachen, werden meist der Spezies Phialophora verrucosa Medlar zugeordnet, einem der klassischen Erreger der Chromoblastomykose. Ähnliches vermuteten wir 1996 zunächst bei der Erkrankung eines 46jährigen Lehrers [1]. Es fi el eine etwa 4 cm große verruköse, teils auch psoriasiform schuppende Hautveränderung am lateralen Anteil der 4. rechten Zehe auf (Abb. 1), Beschwerden. Der Patient hat-te diesen Herd vier Monate zuvor erstmals bemerkt und zunächst als trockene Haut gedeutet. Auf späteres Nachfragen habe er vier Wochen zuvor aus dieser Hautveränderung einen kleinen schwarzen Fremdkörper entfernt; an eine vor-angegangene Verletzung könne er sich aber nicht erinnern. Unter der klinischen Verdachtsdiagnose „Tinea pedis” wurde eine mykologische Untersuchung durch-geführt. Das Nativpräparat wurde als negativ befundet, aber nach etwa zwei Wo-chen zeigte sich auf Selektivagar für pathogene Pilze (Merck, Darmstadt, FRG) ein melanisierter Hyphomyzet in Reinkultur, der nach weiteren vier Wochen auf dem dunkelschwarzbraunen, lederartigen Thallus auch samtartiges, teilweise gräulich-weißes Luftmyzel ausbildete (Abb. 2). Da eine sekundäre Verunreinigung bei die-

Abb. 1: Umschriebener, teils verruköser, teils psoriasiform schuppender Herd im Bereich der 4. Zehe rechts; zentralschwärzlicher Bezirk, keinen Fremdkörper enthaltend.

Abb. 2.: 8 Wochen alte Subkultur - schwarzbrauner, lederartigerThallus mit schwach ausgeprägtem Luftmyzel und Abgabevon bräunlichem Pigment in den Nährboden (Selektivagar für pathogene Keime, Merck)

ser Lokalisation nicht ausgeschlossen war, wurde vier Wochen nach der Erstunter-suchung erneut Schuppenmaterial gewonnen. Im Nativpräparat konnte nun eine einer muriformen Zelle ähnelnde Struktur (Abb. 3) nachgewiesen und das erste Kulturergebnis bestätigt werden. Das Wachstumsoptimum der Kultur lag bei 30 °C; bei Inkubation bei 37 °C wurde auch nach acht Wochen kein Wachstum beob-achtet. In der Deckglaskultur bildete der Erreger fl aschenähnliche, pigmentierte Phialiden, die üppige Konidien trugen. Die Konidien waren elliptisch und dünn-wandig bei einer Größe von 1,5-3 μm (Abb.4). Unter der vorläufi gen Identifi kation „Phialophora verrucosa“ (CBS 129.96) ließ sich der Erreger mit molekulargentischen Methoden (Sequenzierung des ribosomalen Operons) zwar der Gattung Phialo-

DER BESONDERE PILZ

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Abb. 3.: Melanisierte, einer muriformen Zelle ähnelnde Strukturim KOH-Nativpräparat mit erkennbarer Äquatorialteilung(440fach)

Abb. 4.: Sporulation vom Phialophora-Typ (1200fach)

phora zuordnen, zeigte aber beim Sequenzvergleich in der nukleären 18S rDNA und vor allem im Internal Transcribed Spacer (ITS1/2)-Bereich einige Unterschiede zu bereits bekannten Phialophora-Arten. Auch erfüllte das von uns beobachtete Krankheitsbild nicht alle der von McGinnis defi nierten Kriterien einer „Chromoblas-tomykose” [1]. Er defi nierte das Krankheitsbild als das einer kutan oder subkutan lokalisierten, chronisch verlaufenden Schwärzepilzinfektion, die durch den Nach-weis von muriformen Zellen und durch eine pseudo-epitheliomatöse Hyperpla-sie mit Mikroabszessen in der Epidermis sowie Granulombildung in der Dermis gekennzeichnet ist. Histologisch waren in unserem Fall Abszesse oder Granulome nicht nachweisbar, weswegen wir das Krankheitsbild zunächst als „initiale” Chro-moblastomykose gedeutet haben.

Die Kollektion des Centraalbureau voor Schimmelcultures (CBS) enthielt ähnliche, ebenfalls unbestimmbare Stämme, deren nahe Verwandtschaft mit P. verrucosa eine Zuordnung zu den Herpotrichiellaceae wahrscheinlich machte. Sie sind alle aus menschlichen Hautschuppen bzw. Nagelmaterial in Nordwest-Europa isoliert worden. Von P. verrucosa unterscheiden sich diese Isolate durch reduzierte, etwas ausgefranste Kollaretten der Phialiden und ihre Unfähigkeit, Melibiose als einzige Kohlenstoffquelle zu verwerten. Eine Analyse der ITS1/2 rDNA von sechs solchen Stämmen zeigte eine deutliche Abgrenzung zu verwandten, bereits beschriebe-nen Taxa. Wir haben daher den Namen Phialophora europaea für diese neue Spezies innerhalb der P. verrucosa Gruppe vorgeschlagen [2] . Phialophora eu-ropaea ist bisher nur als Erreger oberfl ächlicher Mykosen des Menschen (Haut, Nägel) insbesondere in gemäßigtem Klima isoliert worden und scheint somit nur eine geringe Virulenz aufzuweisen. Im Falle des Stammes CBS 102391 wurde es bei einer knotigen Veränderung im Wangenbereich bei einem neun Jahre alten Mädchen isoliert. Über die Häufi gkeit von Phialophora europaea im dermatolo-gischen Untersuchungsmaterial gibt es noch keine genauen Aussagen. In Gießen konnte wir diese Spezies in den letzten zwei Jahren noch dreimal aus einem Ge-samtprobenmaterial von 8.000 Einsendungen isolieren, in allen drei Fällen han-delte es sich um Probenmaterial von Zehennägeln.

Die Beurteilung von Sporenformation und Sporenstruktur gelingt am besten mik-romorphologisch mit der Deckglaskultur. Da die Erreger langsam wachsen, wird empfohlen, bei klinischem Verdacht die Kultur, angelegt auf Sabouraud-Glucose-Agar, Haferfl ocken oder Kartoffel-Karotten-Agar, ggf. unter Zusatz von Cyclohexi-

DER BESONDERE PILZ

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mid zur Vermeidung eines Überwachsens durch andere Keime, in 100% Feuchte bei 28 °C bis hin zu acht Wochen zu inkubieren. Aktualisierte Schlüssel zur morpho-logischen, physiologischen und molekularbiologischen Identifi zierung von Arten des Phialophora-Komplexes fi nden sich im „Atlas of clinical fungi” [3]. Vielleicht trägt dieser Beitrag dazu bei, weiterführende Informationen über die Inzidenz und Bedeutung von Phialophora europaea zu gewinnen. Deshalb würden sich die Au-toren über Zusendungen von entsprechenden Isolaten mit klinischen Angaben freuen.

Literatur

Mayser, P., Gründer, K., Qadripur, S., Köhn, F.-M., Schill, W.B, de Hoog, GS.: Diagnostik, Klinik und Therapie der frühen Chromomykose an einem Fallbeispiel. Hautarzt 47: 693-701; 1996

De Hoog, GS., Mayser, P., Haase, G., Horré, R., Horrevorts, AM.: A new species, Phialophora europaea, causing superfi cial infections in humans. Mycoses 43: 409-416; 2000

De Hoog, G.S., Guarro, J., Gené, J. & Figueras, M.J.: Atlas of Clinical Fungi, 2nd ed., Centraalbureau voor Schimmelcultures / Universitat Rovira i Virgili, Utrecht / Reus, 2000

Zitierweise dieses Beitrages:

Mayser P., Haase G, de Hoog S.: Der besondere Pilz, Phialophora europaea. Mykologie Forum 2002, Heft 2: 10-11.

Anschrift des Verfassers:

PD Dr. Peter Mayser; Zentrum für Dermatologie; Universität Giessen; Gaffkystraße 14 in 35392 Giessen.

DER BESONDERE PILZ

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Am 5. August 2016 verstarb plötzlich und unerwartetim 82. Lebensjahr Herr Prof. Dr. med. Thomas Büchner

Der Mykologie war Herr Professor Büchner als international ausgewie-sener hämatologischer Onkologe über viele Jahre eng verbunden

und zahlreichen Mitgliedern als ein kompetenter, hochgeschätzter Kollegeund liebenswürdige Persönlichkeit bekannt. Als Hämato-Onkologe warProfessor Büchner langjähriger Leiter der hämatologisch-onkologischenKlinik am Universitätsklinikum Münster und führte bis zuletzt die wöchent-liche hämatologisch-mikroskopische Demonstration durch.

Für den VorstandProf. Dr. med. Andreas H. Groll, Münster

Prof. Dr. med. Thomas Büchner verstorben

Prof. Dr. med. Thomas Büchner †

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NACHRUF