Nachhaltige Architektur in Vorarlberg Energiekonzepte Und Konstruktionen

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Nachhaltige Architektur in Vorarlberg

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Energiekonzepte und KonstruktionenUlrich Dangel

sirkhauserBasel · Boston ' Berlin

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Obersetz ung aus dem Engli schen:Christ ian Rochow. Berl inKorrektorat: Claudia Mazanek. w ien

Dieses Buch ist auch in engli scher sprache er­schienen: Sustaina ble Architecture in vorarlb ergISBN 97B-3 -0346-0119-1

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ISBN: 97B-3-0346-0118- 4

98 765 432 1

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7 Varwort 93 Nachhaltigkeit8 Obersichtskarte Voralberg BasHolzhaus - Die traditionellen Hauser -

Nachhaltiges Ressourcenmanagement11 Tradition und zukunft

Bas Bundesland Vorarlberg - 100 Gemeindezentrum LudeschDie heutige Architektur Nachhaltiges Denkmodell

Hermann Kaufmann18 Volksschule Doren 108 Wohnanlage Fichtenweg,

Yom Holzlernen Bartholomaberg-GantschierCukrowicz Nachbaur Kompakt und kostengGnstig

26 Skihiitte Schneggarei, Lech am Arlberg Hans HohenfellnerAuf alte Traditionen bauen 112 Gemeindehaus RaggalKatia Schneider + GeroldSchneider, Regionale WertschopfungAllmeinde Architektur, Philip Lutz Johannes Kaufmann

32 pfarrkirche St. Ulrich, Gotzis 118 Wohnpark Sandgrubenweg, BregenzEs werde Licht Nachhaltiges WohnenChristian Lenz Gerhard Horburger, Helmut Kuess,

36 Haus Riischer, Schnepfau Wolfgang Ritsch, Norbert SchweitzerTradition neu interpretiert 124 Hauptschule Klaus-Weiler-Fraxernoskar Leo Kaufmann, Albert RGf Passivhaus macht Schule

42 Dorfzentrum Obersaxen Dietrich UntertrifallerHarte Schale, weicher KernMatthias Hein 133 Konstruktionssysteme

48 Olpererhiitte, Ginzling Lokale Holzbauweisen - Tradition undBruch -Niedrigenergie in groBer Hohe Ein neues ZeitalterHermann Kaufmann

142 Wohnanlage Miihlweg, Wien57 Handwerk und Material Ideenexport

Holz - Bas Zimmermannshandwerk - Hermann Kaufmann + Johannes KaufmannDie Kultur des Handwerks 150 Hugo Kleinbrod Austria-Kapelle, Lustenau

Die Kirche kommt zu den Menschen64 Gemeindezentrum St. Gerold Hugo Dworzak

Kompakt und stimmig 154 Logistikzentrum Tschabrun, RankweilCukrowicz Nachbaur In Sachen Holz

70 Badehaus Metzler, Rankweil-Brederis Christian LenzLeben am Teich 158 Krankenhaus DornbirnMarte Marte Schwebendes Leichtgewicht

76 SYSTEM3 Gohm & HiessbergerMaBgeschneiderte Vorfertigung 164 Nordwesthaus, FuBachOskar Leo Kaufmann, Albert ROf Licht und Schatten

82 HausRauch,SchUns Baumschlager EberleNatGrliches BauenPlanungsgemeinschaft Lehmhaus: 170 ProjektGbersichtRoger Boltshauser, Martin Rauch 174 Biografie und Dank

88 Gasthof Krone, Hittisau 175 BibliografieMiteinandervon Alt und Neu 176 AbbildungsnachweisBernardo Bader

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vorwort

In den letzten dreiBig Jahren hat sich das kleine osterreichische Bundesland Vorarlbergmit seiner zeitgenossischen Baukultur einen Namen gemacht. Vorarlberg hat damitnicht nur eine eigene regionale ldentltat entwickelt, sondern gilt weit Oberseine Grenzenhinaus als ein einmaliges kulturelles Phanornen und vielbewundertes Vorbild. Die hei­mischen Architekten sind sich offenbar einig, angemessene Mittel und RessourcenvernOnftig zu nutzen, um pragmatisch und unnachgiebig die formal, funktional undwirtschaftlich besten Gestaltungslosungen anzustreben. Die Verwendung innovativerMaterialien und Konstruktionsweisen, die Integration neuester Technologien sowie dieEntwicklung neuer Bauprodukte spielen dabei eine besonders wichtige Rolle. BegrOndetim innovativen Geist der sevolkerung ist aus diesem Pragmatism us, dieser Einfachheitund aatlonatitat eine groBe Zahl exemplarischer Bauten hervorgegangen, die fast wieunbeabsichtigte Nebenprodukte eines wohlOberlegten, komplexen Problernlosungs­prozesses anmuten . In harmonischer Zusammenarbeit von Architekten, Handwerkern,Bauherren und ortlichen Behorden entsteht eine Architektur, die fortschrittlich, ener­gieeffizient und nachhaltig ist und durch die Vorarlberg in der internationalen Szeneheute hohes Ansehen genieBt.

Obwohl ich in SOddeutschland, nur zwei Autostunden von Vorarlberg entfernt, aufwuchs ,lernte ich Land und Leute erst mehrere Jahre sparer kennen, paradoxerweise erst,nachdem ich in die Vereinigten Staaten gezogen war. Von der Seite meines deutschenVaters lernte ich schwabischen FleiBund schwabische Sparsamkeit schatzen - Wesens­ziige, die man im nahen Vorarlberg wiederfindet. Dasosterreichische Erbe meiner Muttersteuerte Temperament und Hartnackigkeit bei und vermittelte mir eine Vorliebe zu ihremHerkunftsland. DasArchitekturstudium an der universitat Stuttgart weckte mein starkesInteresse an Baukonstruktion, Tragwerkslehre, Materialien und Nachhaltigkeit. Ange­sichts meines familiaren Hintergrunds und meiner Ausbildung war es wohl nur eineFrageder Zeit, bis die Architektur Vorarlbergs meine Aufmerksamkeit wecken wOrde.

Seit meinem ersten Besuch bin ich vom «Landle» und seinen Bewohnern fasziniert . Beson­ders spricht mich die lokale Bau- und Handwerkstradition Vorarlbergs an und die Artund Weise, wie sie zur Entwicklung einer eigenstandigen und zeltgenosslschen Archi­tektursprache beigetragen hat. Ohne Anspruch auf Vollstandigkeit versucht diesesBuch, einen Oberblick tiber die architektonische Geschichte und Kultur der Region zugeben. obwohl Vorarlberg vor den gleichen okologischen, sozialen, kulturellen undokonomischen Problemen steht wie andere Teile der Welt, hat das Bundesland docheinmalige Losungen entwickelt, die auch anderen als Inspiration dienen konnen. Ichhoffe, dassder Lesermir die uneingeschrankte Begeisterungfilr das PhanomenVorarlbergnachsehen wird, das in den Augen vieler immer noch ein architektonisches Paradies ist.

Ulrich DangelAustin, Texas, FrOhjahr 2009

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1

volksschule DorenCukrowicz Nachba urKirchdo rf 2. 6933 Doren

2SkihOtte SchneggareiKatia Schneider + Gerold Schneider,All meinde Archite kt ur, Phil ipp LutzTannberg 629. 6764 Lech am Arlberg

3Pfarrk irche St. Ulr ichChris t ian LenzHauptstra6e 15. 6840 Glltzis

4

Haus ROscherOskar Leo Kaufmann . Albert ROf6882 Schnepfau

5Dorfzentrum ObersaxenMatth ias HeinDorfstraBe 2, 6830 Obersaxen

6OlpererhOtteHermann KaufmannDornauberg 110.6295 Ginzl ing

7Gemeindezen trum SI. GeroldCukrow icz NachbaurFaschinastraBe 100. 6722 St. Gerold

88adehaus MetzlerMarte Mart eClun iastraBe. 6830 Rankweil ·8rederis

9SYSTEM3Oskar l eo Kaufmann , Albert ROfJahngasse 9. 6850 Oornb irn

10Haus RauchPlanungsgeme inschaft lehmhaus:Roger 8oltshauser, Mart in RauchTorkelweg 17, 6824 Schllns

11

Gasthof Krone8ernardo 8aderAm Platz 185, 6952 Hittisau

12Gemeindezentru m ludeschHermann KaufmannRaiffe isenstraBe 56, 6713 ludesch

13Wohnanlage FichtenwegHans HohenfellnerFichtenweg. 6780 aarthotomaberg -nantscnter

14Gemeindehaus RaggalJohannes KaufmannRaggal31. 6741 Raggal

15wohnpark Sandgrubenweg, BregenzGerhard Hllrburger, Helmut Kuess.wolfgang Ritsch, Norbert SchweitzerMariahil fstr a6e 17a·d, 6900 Bregenz

16Hauptschule x taus-weuer-rraxernDietrich Unt ertr ifall erTreietstraBe 17.6833 Klaus

17Wohna nlage MOhlwegHermann Kaufmann + Johannes KaufmannMOhlweg, 1210 Wien

lBHugo Kle inbrod Aust r ia·KapelleHugo ·DworzakSchOtzengartenstraBe 21.6890 lustenau

19l ogist ikzentrum Tschabru nChr ist ian LenzBundesstra6e 102, 6839 Rankweil

20Krankenhaus Dornb irnGohm HiessbergerLustena uer StraBe 4. 6850 Dornb irn

21Nordwesthau sBaumschlager EberleHafenstraBe 18, 6972 FuBach

Schweiz

Deutschland

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raunVolksschule DorenVom Holz lernenCukrowicz Nachbaur

u(unsklhiitte Schneggarei, Lech am ArlbergAuf alte Traditionen bauenKatia Schneider + Gerold Schneider,Allmeinde Architektur, Philip Lutz

pfarrkirche St. Ulrich, GotzisEs werde LichtChristian Lenz

Haus Ruscher, SchnepfauTradition neu interpretiertOskar Leo Kaufmann, Albert RLif

Dorfzentrum ilbersaxenHarte Schale, weicher KernMatthias Hein

olpererhlltte, GinzlingNiedrigenergie in groBer HoheHermann Kaufmann

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12 Tradition und Zukunft

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Das BundesLand VorarLberg

Vorarlberg liegt an den nordwestlichen Hangen der Osterreichischen Alpen und grenztan Deutschland, die Schweiz und Liechtenstein. Das Bundesland ist zwar das zweit­kleinste Osterreichs, aber - nach Wien - auch jenes mit der hochsten sevolkerungs­dichte. Insgesamt 368 000 Menschen [IJ, gerade einmal so viel wie in einer mittelgroBeneuropaischen Stadt, leben hier auf einer Flache von rund 2600 Quadratkilometern. [IIJ

Geografisch ist Vorarlberg vom Rest Osterreichs abgesondert: Neben dem Eisenbahn­und StraBentunnel durch den Arlberg existieren nur drei PassstraBen als Verbindung indas benachbarte Bundesland Tirol. Aufgrund der isolierten Lage sprechen die meistenEinwohner einen eigenen deutschen Dialekt, der fur viele andere Osterreicher schwerverstandlich ist . Er ahnelt den alemannischen Dialekten, die in der Schweiz, in liechten­stein, im franzosischen Elsasssowie in groBen Teilen sildwestdeutschlands gesprochenwerden, wahrend im ubrigen Osterreich fast ausschlieBlich bairische Dialekte gesprochenwerden . In Vorarlberg selbst haben viele stadte und Dorfer erkennbare sprachlicheBesonderheiten.

Mit seiner alpinen, gebirgigen Landschaft bietet das Bundesland keine gunstigen Bedin­gungen fiir eine intensive Landwirtschaft. [llAuch nennenswerte sodenschatze sind nicht

vorhanden. Jahrhunderte lang konnte die Region die sevolkerung nicht ausreichendernahren , deswegen verlieBen die jungen Leute ihre Heimat, um in den reicheren Nach­barregionen und -Iandern als Saisonarbeiter ihren Lebensunterhalt zu verdienen . Trotzder starken landwirtschaftlichen Pragung setzte die Industrialisierung in Vorarlbergschon zu Beginn des 19 . Jahrhunderts ein; im Vordergrund stand dabei vor allem dieTextilfabrikation , die sich auf die traditionelle Herstellung von Leinen und das hand­werkliche Kannen der bauerlichen sevolkerung stOtzen konnte , die zunehmend alsHeimarbeiter Textilien und andere Produkte fur die Industrie herstellten . Bis ins19 . Jahrhundert war das Land nur dunn besiedelt, und die einheimische sevolkerungblieb weitgehend unter sich. Die Begradigungdes Rheins, der sau von Eisenbahnlinien undder Einsatzvon Wasserkraft bildeten die Grundlage fUr ein eigenstandiges wirtschaftlichesWachstum und fOhrten zu einem Zustrom von Arbeitsmigranten , insbesondere ausItalien und der Turkel. [IIIJ Heute ist Vorarlberg die am starksten industrialis ierte RegionOsterreichs, zugleich wird hier mit dem geringsten Energieverbrauch produziert .ungefahr 96 Prozent des benotigten Stroms stammen aus Wasserkraftwerken, die sichim Tal der III konzentrieren. [Ivl Von den 169 000 Menschen, die in Vorarlberg einerBeschaftigung nachgehen, arbeiten nur mehr 3000 in der Land- und Forstwirtschaft,wahrend 67 000 in der Textilindustrie, in der Elektroindustrie, im Maschinenbau sowieim Baugewerbe tatig sind . [v] Die Pro-Kopf-Produktion an Exportgutern ist viermal sohoch wie in den USA oder Japan und wird nur noch von der Schweiz ilbertroffen.

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14 Tradition und Zukunft

Angesichts dergeringen GroBe Vorarlbergs magesGberraschen, dasshier in den letztendreiBig Jahren eine zeltgenossische, innovative Architektur entstanden lst, die ihres­gleichen in ganz Europa sucht. Eine Reihe wegbereitender Architekten, die tief in denalten, bauhandwerklichen Traditionen der Region verwurzelt waren, entwickelten eineausgepragt technische, kosteneffiziente und funktionale Formensprache, aus der sicheine einzigartige architektonische Kultur herausbildete. Mit diesen einmaligen Voraus­setzungen ist dasLand heute einVersuchsgelande, indemArchitekten undBauhandwerkernach der symbiotischen Verbindung einer spezifisch regionalen Architektur mit einerprogressiven architektonischen Formensprache streben. DarGber hinaus geht es umdenAusgleich zwischen Technologie undokologie und zwischen denWohnbedGrfnissender sevolkerung und den Erfordernissen der lndustrie :

Die heutige Architektur

Die zeitgenossische Architektur in Vorarlberg ist das Ergebnis einer beispiellosen regio­nalen Entwicklung, die in den196oerJahren einsetzte. 1m Verlaufvon drei Jahrzehntenwurden ortliche Architekten durch systematische Arbeit zu Experten des technologi­schen, kosteneffizienten und funktionalen Bauens. Ihre Werke beruhen dabei nicht aufreinasthetischen Gesichtspunkten, sondern in erster Linieaufder BerGcksichtigung derEinflGsse, die vonder heutigen Bauindustrie und der Produktionstechnologie ausgehen.Die Konzeptionder Raume folgt nicht kurzlebigen, oberflachlichen Formalismen, sonderngeht ausder Analyse und Integrat ion von Konstruktion, Montage und Funktion hervor.Grundlage der EntwGrfe sind konstruktive Effizienz, die maximale Nutzung von rnog­lichst wenigen Ressourcen und die BedGrfnisse der Auftraggeber; im Ergebnis entstehenso einfache, aber sehr funktionale Raume. Diese raffinierte Einfachheit ist keineswegsnGchtern oder primitiv, vielmehr trifft auf sie genau der Satz desdeutschen ArchitektenHeinrich Tessenow zu: «Das Einfache ist nicht immer das Beste, aber das Beste istimmer einfach.»

Die Gruppe vonArchitekten, diedie Pionierarbeit leistete,standin einem grundsatzlichenWiderspruch zueinem formalen Regionalismus, der sichaufmissverstandene TraditionenstGtzte. Ihr ging es nicht um eineWiederholung tradit ioneller Formen, sonderndarum,traditionelle Prozesse und Prinzipien ftlr die Gegenwart zu adaptierenund weiterzuent­wickeln. 1m Zusammenspiel von Architekten und Handwerkern gelang es, die ortlicheTradit ion des Holzbaus fiir die BedGrfnisse zeitgen6ssischen Bauens zu erschlieBen.Vorarlbergs Architektur ist darin einzigartig, ausgesprochen moderne Tendenzen wiedie Modulbauweise oder den Einsatz neuester baulicher Komponenten aufzunehmen,ohne dabei die traditionellen handwerklichen Fertigkeiten und Wohnhaustypologiender Region aufzugeben oder zu vernachlassigen. Das harmonische Miteinander vonaltem Baubestand undzeitgen6ssischen Interpretationen beweist , dass mandieTraditionrespektieren kann, ohnesich von dem modernen Leben abzuwenden. [3-5J

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4 F uerwehr und Bergrettung naus Mellau (Dietrich untertnfaller )

S Hau Stur z, Dalaa (Gohm HI'S berger)

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16 Tradition und Zukunft

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Dastraditionelle Zimmerhandwerk hat den Obergangzu modernen Fabrikationstechnikenerfolgreich bewaltigt, Es spielt eine aktive und wichtige Rolle im Planungs- und Gestal­tungsprozess , indem es ein sehr hohes Niveau handwerklichen K6nnens vorgibt. Vieleweitblickende Produzenten von Bauholz arbeiten engagiert mit Architekten zusammen,um ihre Produkte zu verbessern und deren Einsatz zu fOrdern. Die Vorfertigung spielteine sehr wichtige Rolle, sie beruht aber auf den maBgeschneiderten L6sungen desZimmerhandwerks und nicht auf billiger, industrieller Massenproduktion. [VII) VieleHersteller bieten komplette Fertighaus-Bausatze an, die in der Zusammenarbeit mitArchitekten entwickelt wurden . [6- S)

Zu Anfang entwickelte sich dieser kritische Diskurs im Zusammenhang kleiner, privaterBauprojekte , bei denen die Architekten ihre Ideen und Konzepte gut erproben konnten .Hier wurde ein unschatzbares Wissen erworben, welches den erfolgreichen Obergangzu gr6Beren und komplexeren Bauprojekten fOr Investoren und 6ffentliche Tragererm6glichte. [VI] Diese einmalige Entwicklung war allerdings nicht nur den Architektenallein geschuldet: Aufgeklarte Bauherren, ein diskussionsfreundliches Klima, koopera­tionswillige Beh6rden und ein ausgepragter Konsens hinsichtlich asthetischer Werteund eines sparsamen Energieverbrauchs trugen zur wertschatzung und F6rderung einerzeitgen6ssischen und nachhaltigen Architektur auf allen gesellschaftlichen Ebenen bei,

Durch den ROckgang der traditionellen Landwirtschaft wurden viele Jahrhunderte alteHolzgebaude Oberall in der Region OberflOssig. Sisvor kurzem wurden sie einfach abge­rissen. Gleichzeitig ist beim Nachkriegsbaubestand der 1950er und 1960er Jahre dasEnde der Nutzung absehbar, da sebaudehutten und Energiesysteme dieser Gebaudenicht mehr den heute geltenden Baubestimmungen entsprechen. Deswegen wid mensich junge Architekten heute zunehmend der sensiblen Renovierung und Umnutzungsolcher alten cebaude und legen auf Okologie, Nachhaltigkeit und den sparsamenVerbrauch von Ressourcengesteigerten Wert. Die Anpassung dieser wertvollen histori­schen oebaude an die heutigen baulichen Standards stellt technische Herausforderungendar und verlangt kreative gestalterische L6sungen. Der arbeitsintensive und oft schwie­rige Prozess der Restaurierung und Erhaltung halt traditionelles handwerkliches K6nnenam Leben, erzeugt neues, hoch spezialisiertes Expertenwissen und fOhrt zum Einsatzneuer Technologien auf dem Gebiet der Restaurierung historischer Gebaude. [VIII] Dem«Landte», wie Vorarlberg von seinen Einwohnern liebevoll genannt wird, ist esgelungen,neue architektonische Standards und neue handwerkliche Fertigkeiten zu entwickeln,indem hier erfolgreich an vorhandene Traditionen angeknOpft wurde.

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volksschule DorenCukrowicz Nachbaur

Vom Holz lernenDie kleine Gemeinde Doren liegt im Bregenzerwald, einer Gebirgskette der nord lichenKalkalpen . In diesem Tell Vorarlbergs leben die meisten Menschen vom Tourismus undder Landwirtschaft, auch wenn die zahl der Beschaftigten in der Landwirtschaft auf­grund der vielfaltlgen Arbeitsangebote im nahegelegenen Rheintal rapide abnimmt.Dorens neue volksschule liegt an einem steilen Hang im Dorfzentrum direkt nebenKirche, pfarrhaus und Gemeindeamt und bietet einen weiten Blick auf die umliegendenGebirgszOge. Das bauliche Programm umfasste eine Turnhalle , einen Kindergarten, vierKlassenzimmer, zwei Werkraume, einen Mehrzweckraum und ein Lehrerzimmer - einegroBe Herausforderung angesichts des sehr kleinen GrundstOcks.

Mit ihrem Entwurf eines kantigen, kompakten Gebaudevolumens gingen die ArchitektenAndreas Cukrowicz und Anton Nachbaur-Sturm im Jahr 2001 als Sieger aus dem Wett­bewerb hervor, an dem sich 17 weitere BOros beteiligt hatten. Ihr Entwurfverbindet aileFunktionen auf fOnf Geschossebenen und nutzt das abschOssige Gelande, um dieGesamthohe des Gebaudes zu reduzieren. Auf den ersten Blick scheint die neue Volks­schule mit der landlichen Bautradition des Bregenzerwalds zu brechen. Tatsachlichaber vervollstandlgt sie das Ensemble aus Kirche und Gemeindeamt und stellt so denCharakter des Ortskerns wieder her.

Der Massivbau spielt mit Themen des Drehens und des Oberlagerns von Schichten inder Horizontalen und Vertikalen . In jedem Geschoss ergibt sich ein anderer gerahmterAusblick in die Landschaft. Durch diesen Orientierungswechsel ergeben sich innerhalbdes einfachen cebaudevotumens ansprechende raumliche Beziehungen. Dank des

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20 volksschule Doren

starken Gelandegefalles hat das Gebaude Eingange auf verschiedenen Ebenen, durchdie zwei Hauptorientierungen vorgegeben sind: DerEingang zurTurnhalle auf der unte­ren Ebene ist nachSOden ausgerichtetund wendet sich dem Platz zu,wahrend der eineEbene hohere Haupteingang sich nach Osten der Kirche zuwendet. Die groBen, nachSOden orientierten Fenster in den Klassenzimmern geben den Blickfrei auf die Gebirgs­ziige in der Ferne. Durch die kompakte Gestalt des oebaudes werden die Verkehrsfla­chen zugunsten der programmatischen Funktionen minimiert. Das raumsparende fens­terlose Treppenhaus erschlieBt aile Ebenen und flihrt zu groBzOgig bemessenenKorridoren, in denen die Garderoben fllr die SchOler untergebrachtsind. Diese Korridoresind breit genug, dass sie fllr projektbezogene Aktivitaten auch als Erweiterung derKlassenzimmer genutztwerden k6nnen.

Die ArchitektenlieBen dieVorarlberger Schulbauverordnung auBer Acht, die eineRaum­hohe von mindestens 3,20 mvorschreibt, undunterschritten sieum10 Prozent auf2,90 m.Diese Reduzierung wurde von den Beh6rden gebilligt, weil ein mechanisches BelOf­tungssystem eingebaut wurde, wahrend die Bauverordnung von einer ausschlieBlichenFensterlOftung ausging. Durch die niedrigeren Decken konnteder Bauk6rper insgesamtverkleinert und somit besser an die umliegenden cebaude angepasst werden. Der miteiner Natursteinmauer eingefasste, neu angelegte Dorfplatz dient nicht nur als Schul­hof, sondern bildet zugleich das neue gesellschaftliche und kulturelle Zentrum derGemeinde, wo veranstaltungen und Feste stattfinden.

Konstruktion

1m Bregenzerwald haben Pfarrer, BOrgermeister und Lehrer auch heute noch einengewissen Stellenwertund eineMachtposition inne. Beim Entwurfder neuen volksschulehaben Cukrowicz Nachbaur dennauchdie Traditionaufgegriffen, die Gebaude ftlr diesedrei saulen der d6rflichen Gesellschaft in Massivbauweise zu errichten.

Die tragenden Aufienwande des Gebaudes bestehen aus Sichtbeton. 1m Innern unter­teilen zwei setonwande die einzelnen Geschosse. Indem sie durch die gesamte BreitedesGebaudes gefOhrt sind, fungieren sie als raumhohe Trager fur dasdarOber befindli­che Geschoss. 1m jedem Geschoss sind dieseTrager zur horizontalen ErschlieBung miteiner groBen Offnung versehen. Das Zie!bestand darin, auf kleiner Flache und in einerkompakten Hlllle mit freier Spannweite aile gefordertenFunktionen unterzubringen unddabei auf zusatzliche StOtzen im Innenraum zuverzichten.

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Dach (U=O,l1 W/m'K)

KiesschUttung 16/32 50 mm

PE-Folie fUr UV-Schutz 2-lagig

Dachdichtung Bitumenbahn 2-lagig

warrnedammung PU-Hartschaum 50 mm

warrnedammung PS-Hartschaum 250 mmDampfsperre

Schutzvlies

Gefallebeton 0-140 mm

Stahlbeton 300 mm

Hohlraum fUr Installationen 50 mmAkustikdamrnung Schafwolle 30 mmAkustikvlies, schwarz

Holzlamellen WeiBtanne 40 mm, e=15mm

2

AuBenwand (U=0 .18 W/m'K)Stahlbeton 300 mm

Holzlattung 2 x 100 x 50 mm, dazwischen

warrnedammung MineralwolleOSB-Platte 12 mm

Dampfbremse

Holzlattung 37 mm

Holzschalung WeiBtanne gehobelt 21mm

3Riemen WeiBtanne sagerau 27 mm

Polsterholz 45 rnm, dazwischen MineralwolleHohlraum 12Bmm

Stahlbeton 300 mm

Akustikdarnmung Schafwolle 30 mm

Akustikvlies, schwarz

Holzlamellen WeiBtanne 40 mm, e=15mm

4

Hartbeton bzw. Kokosmatte 22 mmHeizestrich 70 mm

Dampfbremse

Trittschalldarnmung 20 mmSplittschUttung 35 mm

Stahlbeton 140 mm

Hohlraum fUr Installationen 185 mm

Akustikdarnrnung Schafwolle 30 mmAkustikvlies. schwarz

MDF-Platte gelocht 25 mm

5

Stahlbeton wasserundurchlasslg 300 mmHolzlattung 2 x 100 x 50 mm, dazwischenWarmedammung MineralwolleaSB-Platte 12 mm

Holzlattung 37 mm

MDF-Platte 19 mm

6Hartbeton 15 mmHeizestrich 70 mm

Dampfbremse

Trittschalldarnmung 20 mm

warrnedamrnung EPS-Hartschaum 100 mmBitumenpappe 4 mm

Stahlbeton 300 mm

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5

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24 Volksschule Doren

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Stahlbeton wird nur an den Fassaden und im aebaudelnnern eingesetzt, wo er einekonstruktiveFunktion hat und zum Raumerlebnis beitragt. Die kalten und harten ober­flachen der Betonkonstruktion werden durch Holzerganzt, dasfOr aile nicht tragendenGebaudeteile verwendet wird. Die wande, Boden und Decken sowie auch die eingebauteMoblierung bestehen aus heimischer WeiBtanne, wodurch ein Bezug auf die ortlichehandwerkliche Tradition und ihr typisches Material hergestellt wird. Die Architektenkonnten die Aufsichtsbehorde Uberzeugen, erstmals in einer osterreichischen Schuleunbehandelte Holzoberflachen fOr die Innenraume zuzulassen: Die wande sind glattund gehobelt, die Boden fein gesagt.

Um t.angenanderungen zu minimieren, wurde fOr die Boden WeiBtanne der hochstenSchnittklasse gewahlt. Die ausgewahlten Holzer wurden senkrechtzu den Baumringengesagt, waseine relativ gleichrnafiige Faserstruktur garantiert und die Bretter formsta­biler macht alstangential geschnittenes Bauholz. AuBerdem wurdedasHolzeinem auf­wandigen Verarbeitungsprozess unterzogen, der mehrere Trocknungsstufen umfasste,um sicherzustellen, dass sich die Boden nicht verformen oder im Laufder Zeit Spaltenoder Risse zeigen. Es hat sich erwiesen, dass die Wartung der unbehandelten Holzbo­den keinerlei Probleme aufwirft. Die Boden werden einmal pro Woche gesaugt undzweimal jahrlich feucht gewischt. So behalten sie ihre natUrliche schonheit und ihrenangenehmen Geruch. unbehandelte alte Boden aus WeiBtanne findet man in einigenhistorischen Kirchen im Bregenzerwald - dasbelegt iiberzeugend, wie erfolgreichdiesesMaterial seit Jahrhunderten eingesetzt wird.

Mit ihrer reduzierten Formensprache und Materialauswahl erweist sich die Schule alsein zeltgenosslsches sebaude. Das flache Dach bildet einen Kontrast zu dem barockenKirchturmunddem Giebeldach desGemeindeamts. Die Architektur verstecktalso ihrenCharakter nicht und verzichtet bewusst auf traditionelle Anklange. Auch gefalligeAnspielungen aufdie Kindheit,die man bei dem Entwurfeines schulgebaudes vielleichterwarten konnte, unterbleiben. Vielmehr konzentrierten sich die Architekten auf eineklare Formensprache und die Verwendung handwerklich hochwertiger und sorgfaltigdetaillierter Materialien. Die unterschiedlichen Oberflachen sprechen die Sinne derKinderanund ladenzueiner aktiven Aneignung desGebaudes ein. Vorallem aber lenktdie zurtickhaltende Asthetik auch nicht vom Schulalltag abo Den Architekten ist esgelungen, ein Umfeld zu schaffen, in dem das Lernen Freude macht.

Energiekonzept

Das kompakte schulgebaude hateinoptimiertes Verhaltnis vonFlache zu Raumvolumen.wodurch rnogliche warrneverluste minimiert werden. Die mit Biomasse betriebeneHeizanlage befindet sich unter dem Platz vor der Kirche und versorgt auch mehrereanliegende Gebaude im Dorf mit Heizwarrne. Die Anlage tragt zur Reduzierung derCO,-Emissionen durch die Verbrennung von Holzpellets bei, die in aller Regel ausverpresstem sagernehl bestehen, welches als Nebenproduktder Holzindustrieanfallt,Ein mechanisches BelOftungssystem ersetzt die sonst Ubliche natiirliche LUftung undverhindert UbermaBige Warmeverluste.

Wah rend der Planung und Errichtung des Gebaudes waren viele Dorfbewohnerskeptisch, doch nach der Eroffnung legte sich diese Skepsis schnell. Heute ist dieGemeinde mit dem Gebaude sehrzufrieden und freut sich Uber die gelungene, harrno­nische Obereinstimmung von Innen und AuBen.

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Skihiitte Schneggarei, Lech am ArlbergKatia Schneider + Gerold Schneider, AUmeinde Architektur, Philip Lutz

Auf alte Traditionenbauen

Das Dorf Lech am Arlberg wurde im 14. Jahrhundert von Walsern, Einwanderern ausdem schweizerischen Kanton Wallis, gegrOndet. Jahrhunderte lang nutzten die Bauerndie serghange filr Milchwirtschaft undViehzucht undbestrittendamit ihren kOmmerlichenLebensunterhalt. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Region als idealesSkigebietentdeckt, sodass Lech heute einer der wichtigsten Skiorte weltweit ist. DerTourismushat daskleineBergdorfallerdingsin eineAnsammlung disparaterGebaude verwandelt,die keinen Bezug zur ortlichen Bautradition haben. Der heutigeGebaudebestand greiftnur oberflachlich undverwassert alpine Bauformen auf,umdamit denaufGemOtlichkeitund Rustikalitateingestellten Erwartungen desGros der Besucher entgegenzukommen.

Die SkihOtte Schneggarei liegt im Dorfzentrum, in der Nahe der Talstation eines der ses­sellifte. Zu Beginn des Entwurfs- und Planungsprozesses gab esviele Kontroversen, dieanfanglichen widerstande seitensder ortlichen Verwaltung konnten jedoch schlieBlichOberwunden werden. Die SkihOtte ist ein Versuch, die traditionelle BerghOtte neu zuinterpretieren, jenen Gebaudetypus, der historischgesehen in der Alpenregion Reisen­denUnterkunftundverpflegungbot. DieAuftraggeber, eineHoteliersfamilie,wOnschteneinenEntwurf, der rustikal sein, die regionale Bautraditionaberzugleich klar zeitgenos­sisch interpretieren und sich damit von der Alpenkitsch-Architekturabsetzen sollte, dieLech und viele benachbarte Skiorteverschandelt. Die Tourismusbranche hat in dem In­teresse, ein stereotypes Bild des Lebens in den Alpen zu vermitteln, fur die Errichtungvieler cebaude gesorgt, die angeblich auf die BedOrfnisse der Touristen eingehen,zugleich aber ein falsches TraditionsgefUhl ansprechen. In den letzten Jahrzehnten ist

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28 Skihiitte schneggarel, Lech am Arlberg

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Dach (U:0.22 W/m' K)StUlpschalung WeiBtan ne unbesaurnt350 x 30 mmHolzlattung 100 x 100 mmDachabdi cht ung PVC-Foli eSchalung 25 mmKonterlattung 100 x 100 mmUnters pannbahnSchalung 30 mmDachbalken WeiBtanne 280 x 260 mrn,dazwischen wa rrnedarnmungSchalung 30 mmHolzlattung

StUlpschalung WeiBta nne sagerau 30 mm

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AuBenwand (U:0.24 w/m' K)Schalung WeiBtanne unbesaumt 110mrn,Ecken gestricktHolzlattung 40 mmSchalung 20 mmHolzstander 180 rnrn, dazwischenw armedammungSchalung 20 mmStUlpschalung WeiBtanne sagerau 30 mm M 1:50

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-------Konstruktion und Energiekonzept

Die Architekten legten groBen Wert darauf, ein zeitgenossisches und nachhaltigessebaude zu schaffen, das eine Ruckkehr zu den Wurzeln alpenlandischer Bautraditiondarstellt . Fur den Bau der Hiitte wurdefast ausschlieBlich Holzausder Region geschlagenund im Ganzen, unter moglicher Vermeidung von zuschnlttaofallen, verarbeitet . DergroBte Teil des Materials wurde vor Ort beschafft, sodass die Wertschopfung in derRegion stattfand. Fur den geringen Bedarf an Heizenergie sorgt ein BelGftungssystemmit warmeruckgewlrmung, das an die ortliche, mit Biomasse befeuerte Fernwarrnever­sorgungangeschlossen ist.

Die Gastebereiche sind in einen offenen Schankraum mit Tanzflache im Erdgeschossund ein intimeres Restaurant im Obergeschoss unterteilt. Optischsind die beiden Ebe­nen, die insgesamt rund 120 Gasten Platz bieten, durch einen Luftraum verbunden. Indie srustung ist eineTheke integriert, von der aussich das Geschehen unten gut beob­achten lasst. Die Haupttreppe ist an einen Kern aus Stampfbeton angelagert, in demzweioffene Kamine sowiedas BelGftungssystem untergebracht sind. Aufeiner schmalensudterrasse konnen die Gaste die Sonne genieBen.

esdenzeitgenossischen Architekten Vorarlbergs nichtgelungen, in demSkiort merklicheSpuren zu hinterlassen. In diesem Umfeld zeichnet sich die neue skihiltte durchbemerkenswerte Einfachheitund klare Linienaus. Der Entwurf beruht auf der Oberzeu­gung, dass es viele Moglichkeiten fOr eine rustikale, aber zeitgenossische Fortschrei­bung der traditionellen Holzarchitektur in der Region gibt . Das Gebaude berilcksichtigtdas legitime Verlangen der Touristen nach Authentizitat, Ortstypischem und Gemut­lichkeit, befriedigt dieseSehnsilchteabergeschicktdurch die ausgewahlten Materialienund die Raumgestaltung und nicht durch die Applizierungpseudo-traditioneller Motive.

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Dievorgefertigte Holzrahmenkonstruktion ist innen und auBen mit schweren, sagerauenBrettern ausWeiBtanne verkleidet, die dem gesamten Gebaude ein rustikales Aussehenverleihen. Aile eingesetzten Holzelemente sind unbesaumt, sodass ein Teil der ur­sprungllchen Baurnoberflache sichtbar bleibt. Die Bretter der AuBenverkleidung ilber­lappen sich in Eckverbindungen, die an das traditionelle Strickbau-Verfahren erinnern.Die horizontalen Fensterbander mit Schiebefliigeln aus roher WeiBtanne sind ohneseschlage und Dichtungen ausgefiihrt. 1m Innern wird durch die einfachen Einbautenund Mobel ausunveredelter WeiBtanne die handwerkliche Bautradition erlebbar.

Die Planerhabensich zumZiel gesetzt, die ortstypische Bautradition mit einem moder­nen, dem heutigen Lebensstilangepassten Entwurfzu verbinden. Die skihutte beweist,wie aus diesemAnsatzharmonische, iiberzeugende und eindrucksvolle Raurne hervor­gehen kennan. Als Neuinterpretation traditioneller Werte ist die Skihiitte schneggareiein handwerklich schon gearbeitetes zeitgenossisches Gebaude, das so authentischwie rustikal ist.

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pfarrkirche St. Ulrich, GotzisChristian Lenz

Es werde LichtDie katholische pfarrkirche St. Ulrich in G6tzis wurde 1865 erbaut und im Verlauf des20. Jahrhunderts mit Buntglasfenstern des KOnstlersMartin Hausle, einer Fensterrosetteder KOnstlerin Mila Bjelik-St6hr sowie Haupt- und seitenaltaren des Bildhauers HerbertAlbrecht ausgeschmOckt . Doch aufgrund der Dunkelheit in der Kirche waren dieseKunstwerke kaum sichtbar, geschweige denn als solche zu erleben. Heute umfasst diePfarrgemeinde ungefahr 7600 Mitglieder. zu den Gottesdiensten, die in der ursprilng­lich goo Platze bietenden Kirche abgehalten werden, kommen durchschnittlich jedochnur 200 bis 300 Menschen. Voll besetzt ist die Kirche in der Regellediglich an hohenFeiertagen oder bei besonderen Anlassen. FOr die heutigen Besucherzahlen war dieKirche also zu groB, zudem entsprachen Teile ihrer Einrichtung nicht mehr denliturgischen Vorschriften des Zweiten Vatikanischen Konzils. Eine Neugestaltung solite

das Miteinander von Priester und Gemeinde starken, raurnliche Barrieren beseitigenund die Glaubigen einander naher bringen.

Nach rnehrjahrigen Diskussionen erhielt schlieBlich 2005 der Architekt Christian Lenzden Auftrag zum Umbau der Kirche. Sein Entwurf sah eine komplette Umgestaltung vor,die nicht nur die raurnliche Qualitat verbessern, sondern auch fUr eine bessere Belich­tung des Gotteshauses sorgen sollte. Eine tragfahige L6sung zur Verbesserung derLichtverhaltnlsse im Kircheninneren zu finden, erwies sich als schwierig. Es gab vieleEinwande gegen die schmalen, vertikalen «Lichtschlitze». Heute allerdings wird diese

L6sung von allen Beteiligten begrufit.

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34 pfarrkirche St . Ulrich, G6tzis

Konzept der AuBen- und Innengestaltung

Dasumfassende Umgestaltungsprojekt berOcksichtigt auch den AuBenraum. DasKirchen­gelande erhielt eine neue,gepflasterte Oberflache. Derneue Kirchplatz ist gegendie StraBeerh6ht und wird durch breite Stufenfolgen erschlossen; Banke und AuBenbeleuchtungladen zum Verweilen ein. Langgestreckte Pflanzenbecken aus Beton fassen den Platz andrei Seiten und schaffen eine angemessene Umgebung filr kirchliche Veranstaltungen.Durch die Einebnung der AuBenbereiche fUhren die Nebeneingange nun hindernisfrei indas Querschiff und die Sakristei. 1m sudosten wurde eine neue Sakristei angebaut , diedie Symmetrie des Grundrisses vervollstandigt, Der neue Anbau besteht ganzlich ausSichtbeton und 6ffnet sich nach auBen durch drei nach SOden gerichtete GlastGren undeinen Fensterschlitz nach Osten. Das helle, strahlende Farbschema der AuBenfassadensetzt sich auch im Innern des Gotteshauses fort .

Die Umgestaltung des Innenraums konzentrierte sich auf die Vierung. Der Hauptaltarwurde an den Schnittpunkt von Langhaus und Querschiff versetzt und bezieht sich nunauf aile angrenzenden Bereiche. AuBerdem wurde der Altarbereich tiefer gelegt und er­hebtsichjetztnur noch vier Stufen uber dasSchiff. DietraditioneUeKirchenbankaufteilungtangs den Aufienwanden wurde im Mittelschiff gebOndelt, sodass die Seitenschiffe jetztv611ig frei bleiben . Die damit verbundene Reduzierung der sitzplatze entspricht demROckgang der Gottesdienstbesucher in der heutigen Gesellschaft. Dafilr erhielt auchdas Querschiff nun Banke, wodurch der Altar als das eigentliche Zentrum des Gottes­hauses deutlich markiert wird . In der Apsis findet sich eine mobile Bestuhlung, sodassder Raum fUr kUnftige Nutzungen flexibel bleibt. Das neue Sitzarrangement bringt dieGemeinde dem Altar naher, bietet ideale Sicht- und Horverhaltnisse und gestattet eineaktive Teilnahme am Gottesdienst. Diesoliden Eichenbankeruhen auf einem Eichenbodenund bilden eine «Insel» innerhalb des Innenraums. Das gleiche Motiv wiederholt sichbei der Empore, die wie eine groBe Holzschublade in den Kirchenraum ragt .

Zur Verbesserung der natOrlichen Belichtung wurden 200 mm breite Lichtschlitze in die, m dicken AuBenmauern geschnitten - ein groBe technische Herausforderung. Dieleicht asymmetrische Anordnung dieser Lichtschlitze im Verhaltnis zu den darUberbefindlichen Buntglasfenstern vermeidet eine Konkurrenz. Wegen der betrachtlichenwandstarke spielt das Licht, das von den tiefen Fensterlaibungen reflektiert wird, einewichtige Rolle. Der minimale Eingriff macht aile Elemente im Altarraum sichtbar undbelichtet auBerdem die verkehrsflachen. Das durch die Seitenschlitze einfallende Lichtvermittelt den schrittweisen Obergang in das dunklere Hauptschiff und erh6ht so denmystischen Charakter des Raumes.

Materialwahl und Energiekonzept

Der Architekt Christian Lenz lieB sich bei seiner Materialwahl von der massiven Stein­konstruktion der Kirche sowie von den Einrichtungsgegenstanden leiten . Nur dreiverschiedene Materialien - Stein, Holz und MetaU - bilden die klare , harmonischePalette. Als Bodenbelag filr Kirchenraum, Sakristei und Gemeinderaum wurden polierteSolnhofner Kalksteinplatten mit den Abmessungen 500 x 500 mm gewahlt, die inSchachbrettmuster verlegt wurden. Der Bodenbelag unter den kirchenbanken und aufder Emporenerweiterung besteht aus massiven, ge6lten Eichendielen. Aile M6bel ,darunter die Kirchenbanke, der Beichtstuhl, die Sedilien sowie die StUhle in der Apsis,bestehen ebenfalls aus Eichenholz. Orientiert an dem bestehenden Altar aus Travertinverwendete Christian Lenz fur die liturgischen Elemente wie Tabernakelschrank, Ambo,Taufbecken, Ewiges Licht, Weihwasserbecken und Opferstock Travertin und Bronze.

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Dietechnische Ausstattung der Kirche wurde erneuert und geschickt in die vorhandenenRaume integriert. DasGebaude wird Uber eine Bodenheizung mit warrne aus dem ortli­chen, mit Biomasse betriebenen Heizkraftwerk versorgt. In der Sakristei, dem Gemeinde­und dem Jugendraum ist die Heizung auf 20· C, im Altarraum auf 12· Cund in den UbrigenRaumenauf 10· Causgelegt. Aile Kirchenbankeslnd mitelektrischen lnfrarot-Helzkorpernausgestattet. An den Kreuzungspunkten der Deckenwolbungen sind Deckenstrahler inkreisforrnlge Offnungen eingelassen, die das Hauptschiff beleuchten. Auf den saulen­kapitellen sitzen Fluter, die die Gewolbe ausleuchten, wahrend Strahler in den Ecken ihrLicht nach unten werfen und die saulenschafte aufhellen. In enger Zusammenarbeitzwischen Architekt, Auftraggeber und Bauausschuss gelang es, das umfangreiche,komplexe und qualitativ anspruchsvolle Projekt erfolgreich zu vollenden: Die bereitskraftvolle Architektur des Gebaudes wurde gestarkt und in einen lichterfUllten, einla­denden Raumverwandelt, der die Gemeinde naher zusammenbringt. Dank der wenigensubtilen Eingriffe wirkt die Kirche schlicht und elegant.

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Haus Ruscher, SchnepfauOskar Leo Kaufmann, Albert Ruf

Tradition neu• •mterpretiert

Das Einfamilienhaus steht in Hanglage ander HauptstraBe vonSchnepfau, einem kleinenDorfim Bregenzerwald. Wievieleneue Holzhauser in dieserGegend, die ftlr ihr leistungs­fahiges Holzhandwerk bekannt ist, entstand auchdieses Projektin engerZusammenar­beit zwischen Architekt und Bauherr, dem Besitzer einerTischlerei. AufdemGrundstOckstand das Elternhaus des Auftraggebers, das zu klein war und nicht mehr heutigenAnsprOchen entsprach. Der steile Hang stellte eine zusatzliche Herausforderung furdie Architekten dar, den Wunsch der Familie nach hellen, lichtdurchfluteten Raumenmit einem groBzOgigen offenen Wohn-, Ess- und Kochbereich zu erfOllen. Eine weiterewichtige Vorgabe war die Anbindung des neuen Wohnhauses an den angrenzendenBetrieb. Die auBere Gestaltung des Hauses fOgt sich in das d6rfliche Ortsbild ein. Daseinfache volumen mit Satteldach, Oberdachter Terrasse und Holzverkleidung spiegelttraditionelle Elemente wider, die Oberall in der Region vorkommen. Das Haus umfasstdrei Geschosse: Eingang, Garage, WaschkOche und Vorratsraume befindensich im Erd­geschoss. DarOber liegender offene Koch- und Wohnbereich sowieein Arbeitszimmer,daszugleich alsGastezimmer dient. Dieses Geschoss 6ffnet sichmit groBen Glasflachenzur StraBe und der imposanten Bergkulisse in der Ferne. Eine Oberdachte Terrasse mitFreibereich dient alsPufferzone zwischen Wohnhaus undTischlerei underweitert zugleichdie Nutzflache des Wohngeschosses. Die Schlaf- und Badezimmer im Dachgeschosssind bewusstprivat und abgeschieden gehalten.

M 1:1500

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38 Haus RUscher, Schnepfau

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9Stahlbeton maschinell geglattet undgeschliffen 250 mm(Unterseite sichtqualltat)

10Stahlbetonfertigteil175-160 mm

12Riemen Fichte 20 mmZementestrich 60 mmwarmedarnmung XPS-Hartschaum 100 mmBodenplatte Stahlbeton wasser­undurchlasslg 250 mmSauberkeitsschicht 60 mm

11AuBenwand (U=0.27 W/m'K)Dranmatte

warrnedammung XPS-Hartschaum 120 mmStahlbeton wasserundurchlassig 250 mm(Innenseite sichtqualltat)

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Dach (U=0.21 W/m'K)MetallstehfalzdeckungDachabdichtung FolieOSB-Platte 18 mmHinterlUftung 60 mmHolzfaserplatte 22 mmwarrnedammung 100 mmMassivholz-Deckenelement 210 mm :

Nadelholzbretter mit HartholzdUbelnverbunden

2AuBenwand (U=O,21 W/m'K)Schalung Eiche 18 mmHolzlattung 40 mmKonterlattung 40 mmHolzfaserplatte 35 mmwarmsdammung Mineralwolle 220 mmStahlbeton 200 mm (Innenseite sichtqualitat)

3Mehrschichtplatte Larche 22 mmHolzlattung 46 mm

Neoprenlager 5 mmDachabdichtungPE-Matte 5 mm

vakuumisolationspaneel 20 mmPE-Matte 5 mm

DampfsperreVoranstrich BitumenStahlbeton 250 mmHolzlattung 30 mmsperrholz 12mm

4Riemen Fichte 20 mmStahlbeton 148 mmMassivholz-Deckenelement 212mm

7Fliesen 10 mmStahlbeton maschinell geglattet 235 mmwarmedammung 100 mm

5AuBenwand (U=0.21 W/m'K)Schalung Eiche 18 mm

Holzlattung 40 mmKonterlattung 40 mmHolzfaserplatte 35 mmMassivholz-Wandelement 306 mmHinterlGftung 11 mmStahlbeton 200 mmFliesen

8Stahlbeton geschliffen, 250 mmwarmedamrnung 100 mm

6AuBenwand (U=0.27 W/m'K)uranmattewarmedarnmung XPS-Hartschaum 120 mmStahlbeton wasserundurchlassig 250 mmVorwandinstallat ion 120 mmGipskartonplatten 2 x 12.5 mmFliesen

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40 Haus ROscher, Schnepfau

Konstruktion

Mit seinem Satteldach passt sich das Haus architektonisch an die Umgebung an, stelltjedoch mit seiner Konstruktion eine unkonventionelle Weiterentwicklung des traditio­nellen Holzhauses dar. Auf einem Sockel aus Sichtbeton bilden vorgefertigte Massivholz­elemente die wande, Decken und nacher der oberen Geschosse. Diese Elementebestehen aus Fichten- und Tannenbrettern in elf Schichten mit einer Gesarntstarke von310 mm. Innovativ an diesem Konstruktionssystem ist, dass die einzelnen Bretter aus­schlieBlich von BuchenholzdGbeln zusammengehalten werden. Auf Leim, L6sungsmittelund Verbindungselemente aus Metall wurde verzichtet. Aile Materialien zur Montageder vorgefertigten Elemente sind umweltvertraglich und vollstandig wiederverwertbar.Der Bauherr legte zudem graBen Wert auf Naturbelassenheit und Materialechtheit. Daszeigt sich im Einsatz massiver Bauelemente ohne weitere Boden- oder Wandverklei­dungen . Aile Holzwande, Decken und nacher bestehen aus tragenden, einschaligenMassivholzelementen. Bei der L6sung der schwierigen konstruktiven Fragen arbeitetenStatiker und Architekten eng zusammen. Um einen stGtzenfreien offenen Wohnbereichzu erzielen, ruht das Dachgeschoss nur zu 2,50 m auf dem Treppenhauskern aus Beton,wahrend es 5,50 m freitragend Gber den Wohnraum und die AuBenterrasse auskragt .

Aufgrund der gewahlten Konstruktionsweise musste die FGhrung aller Installationsrohreund elektrischen Leitungen vor Baubeginnfestgelegt werden. Auch die Lagealler Schalterund Steckdosen musste schon in der Planungsphase bestimmt werden, da aile Wandeund Decken entweder aus Ortbeton oder aber aus vorgefertigten Holzelementenbestehen. Jede Anderung vor Ort hatte das reduzierte Erscheinungsbild des Projektsbeeintrachtigt und wurde daher unter allen urnstanden vermieden. Dementsprechendwar von den Planern im Vorfeld eine Menge Koordinierungsarbeitzu leisten. Andererseitsverlief daflir die eigentliche Bauphaseviel effizienter, da all diese Fragen bereits zu einemfrGheren Zeitpunkt geklart worden waren .

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DieAufienflachender vorgefertigten Massivholzelemente sind mit einer unbehandeltenEichenholzschalung verkleidet, die glatt geschliffenund ohnesichtbare Fugen installiertwurde. Mit der Zeit wird die hellgraue Farbung der verwitterten Holzfassade der Farbedes Sichtbetons im Erdgeschoss entsprechen, sodass der Eindruck eines monolithi­schen saukorpers entsteht. Auch beider Planung der Einrichtungen und Mobelarbeitetendie Architekten eng mit dem Bauherrn zusammen, der sehr daran interessiert war, diereduzierte Materialpalette auch im Innern des Hauses fortzusetzen. Dieoberflachen imInnern beschranken sich auf Beton und Holz: FOr die wande und Decken wurde Fich­tenholz verwendet, die Boden bestehen aus geschliffenem und geoltern Beton oderFichtenriemen, wahrend Mobel und Einbauten ausgeolter Eiche gefertigt sind.

Energiekonzept

Das Wohnhaus wird mit einer Hackschnitzelheizanlage beheizt, die in der angrenzendenTischlerei untergebracht ist. Die 310 mm dicken Massivholzelemente besitzen ausge­zeichnete thermische Eigenschaften. Der Warmedurchgangskoeffizient ist so gOnstig,dasseinezusatzliche Darnmung unnotig ist. Die Heizkosten des neuenGebaudes liegenbei 55 Prozent verglichen mit einem konventionellen Holzhaus, da die wande eine hoheWarmespeicherkapazitat aufweisen. Die Holzelemente nehmen im Laufe des TagesWarmeenergie auf, die sie dann abends und nachts wieder langsam an den Innenraumabgeben. 1m Sommer verhindert die spelcherfahigkeit der Aufsenwande zudem eineOberhitzung der lnnenraurne, die bei konventionellenHolzrahmenkonstruktionen haufigein Problem ist.

Das vorgefertigte Massivholzelementsystem bietet die Vorteile einer verkOrzten Bauzeitvor art, ausgezeichnete Brandschutz- undSchallschutzwerte sowieeinegute tuftqualitatim Innenraum durch den Verzicht auf Klebstoffe und tosungsmittel. Zudem tragen dieHolzelemente zur Regulierung des Innenraumklimasbei, indem sie Luftfeuchtigkeit auf­nehmen und so kurzzeitige Schwankungen ausgleichen. Ein weiterer positiver Effekt istdie Abschirmungelektromagnetischer Strahlungwie zum Beispiel Mobilfunksignale.AlldieseAspektetragen zur Schaffung eines behaglichen und gesunden Wohnklimas bei.

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Dorfzentrum UbersaxenMatthias Hein

Harte Schale,weicher Kern

Das Dorf Obersaxen liegt hoch Iiber dem Rheintal und bietet eine einmalige Aussichtvom Gipfel des Piz Buin bis hin zum Bodensee. 1m Jahre 2002 lobte die Gemeinde mitgerade einmal 600 Einwohnern einen Wettbewerb zur Umgestaltung des bestehendenGemeinde- und Schulhauses aus. Neben der Errichtung eines Mehrzwecksaals soUteein Dorfplatz geschaffen werden. Zu den geladenen Teilnehmern geh6rten neben zehnetablierten Biiros auch zwei junge Architekten. Einervon ihnen war Matthias Hein, derschlieBlich als Sieger aus dem zweistufigen Wettbewerb hervorging und mit demEntwurf und der Planung des Projektsbetraut wurde.

Zu den entwurfsbestimmenden Kriterien geh6rten die Bewahrung der spektakularenAussicht, die Einbindung des neuen Gebaudes in das kleinteilige DorfgefUge, und dieErhaltung eines bestehenden Einfamilienhauses auf dem BaugrundstGck des kilnftigenDorfplatzes, der in der zweiten Phase des Projektsgeschaffen werden sollte. Das Projektumfasste zudem die Sanierung des bestehenden Dorfhauses aus den 1960er Jahren, indem die Gemeindeverwaltung, die Volksschule, der Kindergarten und Vereinsraurneuntergebracht waren. Der Auftraggeber wiinschte eine Neuordnungdieser Flachen unddie Schaffungseparater tingange, um die einzelnen Funktionen abzugrenzen und so fllrderen unabhangigen, st6rungsfreien Betrieb zu sorgen. 1m neuen Anbau sind ein Mehr­zwecksaal, die Bibliothek und eine geraurnige Baruntergebracht.

M 1:2000

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44 Dorfzentrum Obersaxen

Trotz der dunkelgrauen Farbe des Neubaus prasentiert sich der Baukorper zum Dorfplatzhin niedrig und unaufdringlich . Um das Einfamilienhaus zu erhalten und das neue Ge­baude im MaBstab an die umliegenden Bauten anzupassen, verlegte der Architektsarntliche Nebenraume unter den neuen Platz. Indem der neue Mehrzwecksaal in denBodenversenkt wurde, konnte das Gebaudevolurnenreduziert und damit der spektakulareAusblick erhalten werden. Die tatsachliche Hohe des Neubaus ist nur an der talseitigenwestfassade wahrnehmbar. Die Blick- und LichtfOhrung geht durch den Bau hindurchund folgt dem Verlauf des Hanges. Durch eine groBe Glasfassade offnet sich das Innerezu einer weltlaufigen Grilnflache, die fiir verschiedene Aktivitaten und veranstaltungenin der Gemeinde nutzbar ist. Zusammen mit dem umgestalteten Gemeindehaus definiertdie L-Form den Platz und verleiht dem Neubau Prasenzan der Ortsdurchfahrt.

Dreieinhalb Jahre nach Fertigstellung der ersten Bauphase wurde das Einfamilienhausabgerissen, um platz fur die Umsetzung des neuen Dorfplatzes zu machen. Nach Planendes Architekten Markus Cukrowicz wurden die graBformatigen, sandgestrahlten Beton­fertigteile uber den gesamten Platz fortgefilhrt, sitzmobet aufgestellt und japanischeKirschbaurne gepflanzt, die Obersaxens Zentrum wahrend der BIOte im FrOhjahr inein kraftiges Rosa tauchen. Der Platz gewahrt nun Zugang zu allen Funktionen derbeiden sebaude und bietet Raum fllr aile schulischen Aktivitaten und fur Gemeinde­veranstaltungen .

Konstruktion

Der Entwurf flir den kantigen saukorper leitet sich vom Namen des Dorfes ab. der sichaus dem lateinischen Wort saxum - fur Stein oder Fels- entwickelt hat. Dass dies wortl ichzu nehmen ist , zeigte sich beim Aushub fur den Neubau, bei dem mehr Fels gesprengtwerden musste als erwartet. Die fUr den Neubau verwendete Splittbetonmischung istzu 7 Prozent anthrazitgrau eingefarbt und besitzt eine raue und porose oberftache, dieder im StraBenbau ahnlich ist. Keine Baufirma in der Region besaB Erfahrungen mitdieser Art von Beton, daher mussten zahlreiche Versuche durchgefUhrt werden, um dieWirkung des Abbindeverzogerers korrekt zu bestimmen, der auf die Innenseite derSchalung aufgebracht wurde, um die kornige Oberflachenstruktur zu erhalten.

Die Ortbetonkonstruktion wirkt auf den ersten Blick einfach, stellte aber aufgrund derAnordnung der Fenster und der Wahl relativ schlanker Stiitzen filr die erfahrenen Trag­werksplaner eine Herausforderung dar. Demzufolge wurden die StOtzen aus hochfestemBeton vorgefertigt, wahrend das Dach aus 320 mm starken Hohlplatten besteht, die13 m Oberspannen. Eine graBe Herausforderung bereitete auch das Auflagern derauBen gedarnrnten Hohlplatten auf den innen gedarnrnten setonwanden.

wahrend die Gebaudehiille auBen rau und hart wirkt, ist der Innenausbau in warm enronen gehalten. lrn Mehrzwecksaal dominiert Eiche: FOr den Boden wurde eine dunkle,stark gemaserte Variante gewahlt, die wande sind mit Parkett in deutlich feinererSortierung verkleidet, an der Decke kommen sehr helle und schlicht furnierte Schlitz­platten zum Einsatz. Durch diese Abstufung der Oberflachen wird die Einheitlichkeitdes Materials aufgelockert und dem dunklen FuBboden subjektiv das hochste Gewichtverliehen. Wahrend abendlicher Veranstaltungen ist das Licht in dem holzverkleidetenRaum von fern sichtbar und schafft eine einladende Atrnosphare. Die oberflachen imunterirdischen Nebenraumbereich sind mit Ausnahme des schwarzen Gussasphalt­bodens hell gehalten, um den Charakter des kOnstlichen, fensterlosen Raumes zuunterstreichen und die Orientierung im Gebaude zu erleichtern. Aile TOren, Fenster undMobel bestehen entweder aus Eichenholz oder haben eine weiBe Oberflache.

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46 Oorfzentrum Obersaxen

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Oach (U-O.293 w / m'K )KiesschOllung 16/32 50 mmOachabdichl ung PE-FolieGef311ed3mmung Polyslyrol-Hartschaum300 mmOampfsperre8etonhohikOrperdecke 320 mmAkust ikdecke abgehangt 200 mm

2Au6enwand (U-O.22 W/ m'K )Stahlbeton mit Splilloberfl3che 280 mmwarmed3mmung Mineralwolle 2 .80 mmoampfsperreInstall ati onsebene fUr LOftung 270 mmUnterkonstruktion 60 mmspanplatte 20 mmKlebeparkell Eiche 10 mm

3Klebeparkell Eiche 10 mmSpanplatte 20 mmUnterkon slruktion 60 mmInstallationsebene fUr LOftung 330 mmUnterkon struktion 60 rnrn, dazwischenMineralwolleGipskartonplatten 2 • 12.5mm

5Fu6boden (U-O.326 W/ m' K)Stabparkett Eiche 22 mmPE-Foli e8lindboden 20 mmSchwingtra ger 2 • 26 mmAuflager Gummigranula t 10 mmOampfsperreW3rmedammung Mineralwolle 80 mAusgleichsschOttung 13 mmAbdichtung 8itumenbahnacdenptatt e Stahlbelon wasser­undurchlassig 250 mmSauberkeitssch icht 50 mm

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Fu6boden (U-O.283 W/m'K)Gussasphalt 30 mmEstrich mit Trittschalld mmung PE-Hart ­schaum 70 mmOampfsperreSchOttung Polystyrol gebunden 92 mmAbdichtung 8itumenbahnsodenptatte Stahlbeton wasser­undurchl3ssig 250 mmSauberkeitsschichl50 mm

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47

DasHauptmerkmal des Merkzwecksaals ist seine groBe Flexibilitat: Er lasst sich innerhalbvon fGnfzehn Minuten von einer Sporthalle zu einem veranstaltungssaal umwandeln.Eine der stirnwande lasst sich mit Hilfe von Seilwinden herunterklappen, sodass eineBOhne entsteht. Dienotwendigen Einbauten wie Beleuchtung, vorhange und Reflektorenkonnen an Schienen, die in die Decke integriert sind, herausgefahren werden. Wahrenddes normalen Sportbetriebs schOtzensprossenwande vor den geschosshohen Fensterndie Sportler vor moglichen verletzungen. Bei veranstaltungen konnen diese hinter denBOhnenbereich verschoben werden . Selbst die Spielfeldmarkierungen konnen untereinem Kunststoffbodenbelag verschwinden, der sehr schnell ausgelegt werden kann,um eine «Turnhallenatmosphare» zu vermeiden , die in dieser Art von Raumen sonsthaufig anzutreffen ist. Eigens angefertigte bruchsichere Lampen sind flachenbilndig indie Decke eingelassen. Sie enthalten Leuchtmittel fOr Sportveranstaltungen, dimmbareLampen fOr andere Veranstaltungen sowie die Notbeleuchtung. Dadurch ist es rnoglich,unterschiedliche Lichtstimmungen zu erzeugen, ohne die Deckenuntersicht mit einerVielzahl verschiedener Leuchten versehen zu mOssen. Alle Liiftungskanale wurden kom­plett aus der Decke ferngehalten und in den Wanden verlegt. Durch diese MaBnahmekonnte der Installationsraum auf 20 cm reduziert und damit auch die Gesarnthohe desGebaudes minimiert werden .

Die Betonskelettkonstruktion mit Hohlkorperdecken des bestehenden Dorfhauseskonnte erhalten werden . Allerdings mussten mehrere tragende Wande entfernt wer­den, die durch verdeckte Stahlkonstruktionen ersetzt wurden. Die Fenster und dasHeizungssystem des cebaudes befanden sich allerdings in schlechtem Zustand, unddie thermischen Eigenschaften der GebaudehOlle entsprachen nicht mehr dem heuti­gen Stand der Technik. Eine neue geschosshohe Verglasung ersetzt die alten Fensterund Holzausfachungen, ein auBen an der Fassade angebrachter Vollwarrneschutz sorgtfOr ein dichtes, gut gedamrntes Inneres. 1m Sockel des Gebaudes waren frOher fenster­lose Funktionsraume untergebracht. Bei der Neuordnung der Funktionen im Innerenwurde das Sockelgeschoss geoffnet, sodass nun jeder Raum Bezugnach auBen hat. Diebestehenden Mater ialien wurden mit neuen erganzt: die korridorboden bestehen ausKunststein, in den Klassenzimmern wurde Eichenparkett verlegt, die Wande und dieDecken wurden weiB gestrichen. TOren, Fenster und Mobel bestehen aus Eichenholz.Dank eines neuen Aufzugs haben jetzt auch Personen mit MobilitatseinschrankungenZugang zu allen Geschossen des Gebaudes.

Dasfertiggestellte Projekt ist ein positives Beispiel fur mutige und motivierte Bauherren,die bereit sind, Auftrage an junge, aufstrebende Architekten zu vergeben, die so eineChance erhalten, ehrgeizige Projekte zu verwirklichen .

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48

olpererhllrte, GinzlingHermann Kaufmann

Niedrigenergie ingrofler Hohe

Seit Ober hundert Jahren existiert an exponierter StelleeineSchutzhOtte fur Wandererund Bergsteiger. Auf einer H6he von 2389 m bietet die Lage einen atemberaubendenAusblick auf die umliegenden Gletscher und die Gipfel der Zillertaler Alpen sowie denSchlegeisspeicher im Tal. Da die Renovierung desAltbauskeine praktikable L6sung war,entschied mansich 2005 dafilr, ihn durch einen Neubau zu ersetzen.

Bauen in groBer H6he bedeutet eine Herausforderung, vor allem was den Energiever­braucheines oebaudesbetrifft. Das Hauptziel bestandhier nicht darin, einearchitekto­nische Aussage zu realisieren, sondern eine angemessene Unterkunft zu schaffen. DerArchitekt Hermann Kaufmann gewann dengeladenen Wettbewerb mit einem beschei­denen Entwurf, der auf die herrschenden Bedingungen einging und sich fllr «Innovationdurch Einfachheit» einsetzte. Das neue sebaude zeigtsich als ein kompaktes, unspekta­kulares volumen. Es ist ganz aufdie hochalpinen klimatischen Bedingungen abgestimmtund existiert in Harmonie mit seiner Umwelt. Die Konstruktion erfOllt die funktionalenund programmatischen Anforderungen, indem es Bergsteigern eineeinfache Unterkunftbietet. 1m Erdgeschoss sind vorratsraume, die KOche und der Gastraum untergebracht.Ein groBes Panoramafenster gewahrt einen spektakularen AusblickaufdenStausee unddie Berggipfel in der Ferne. Die einfachen schlafraurne filr die Obernachtungsgasteliegen im Obergeschoss.

M 1:5000

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50 OlpererhGtte . Ginzling

Konstruktion

Das Bauen in groBer Hohe hing frO her stark von der VerfOgbarkeit der BaumaterialienaboDaran hat sich auch heute nicht viel geandert. Vor mehr als einem Jahrhundertwurde die alte SchutzhOtte ausSteinen errichtet, die vor art vorhandenwaren. InjenerZeit betrachtete man die arbeitsintensive Errichtung des schweren Mauerwerks alsbeste tosung, da der Transport groBer Mengen von Baumaterial aus dem Tal nichtmoglich war. Technische Fortschritte in der Baubranche und moderne Transportmittelwie zum Beispiel Helikopter haben heute die Bedingungen beim Bau in hochgelegenenAlpenregionen nachhaltig verandert.

FOr die Errichtung der OlpererhOtte boten Vorfertigungstechniken und groBformatigeBrettsperrholzelementeeine kostengOnstige tosung, da nur wenige Elemente zu trans­portieren und vor art zuverbauen waren. Mit 913 HelikopterflOgen wurde das Baumetrialauf die Baustelle gebracht - darunter 350 Fertigteile, die dort innerhalb von drei Tagenmontiert wurden. Das Hauptziel beim Entwurf der neuenschutzhOtte war eine einfacheKonstruktion, bei der Zahlund Menge der einzelnen Fertigteilernoglichstgeringgehaltenwerdensollte. DerArchitekt strebte «Innovat ion durch Reduktion» an und verwirklichtein einer klaren Konstruktion harmonische lnnenraurne. Der kompakte Neubau mitSatteldach, der die alte SchutzhOtte ersetzt, kragt 2,50 m Ober eine StOtzwand hinaus.Diese BetonstOtzmauer, die zugleich die Terrasse bildet, wurde mit dem Schutt desabgerissenen Altbaus hinterfOllt und mit Steinen ausder Umgebung verkleidet. DarObererhebt sich eine zweigeschossige Konstruktion aus bis zu 11 m langen Brettsperrholz­elementen aus Fichte, deren Starkezwischen 125 und 176 mm betragt, Diese Fertigteilewurden fOr die Wande, die oeckenboden und die uachflachen verwendet.

DieAuBenwande des Erdgeschosses fungieren als geschosshohe Trager und sind in derGrOndung verankert, um die Last des auskragenden Gebaudeabschnitts zu reduzieren .Die BrOstung unterhalb desgroBen Panoramafensters ist zwischen diesen beidenwandenbefestigt, daran sind wiederum die Bodenelemente der Gaststube abgehangt, DieMittelwand durchzieht die gesamte Gebaudelange und stiitzt das Dach. Die Geschoss­decken und Dachflachen sind als Scheiben wirksam und dienen zur Aussteifung derganzen Konstruktion. Die Brettsperrholzelemente bilden sowohl dasTragwerk als auchdie warrnedammung fOr das Gebaude. Dadas Haus nur zwischen Mitte Juni und MitteOktober genutzt wird, ist eine zusatzliche oammung nicht erforderlich. Zum Schutz derSperrholzelemente vor der rauen Witterung wurden aile Aufienflachen einschlieBlichdes Daches mit unbehandelten Larchenholzschindeln verkleidet. 1m Laufe der Zeit wirddiese Holzschindelungverwittern und eine silbergraue Farbung annehmen, sodass dasGebaude noch mehr mit seiner Umgebung verschmelzen wird. In den WintermonatenschOtzen Klappladendie Fenster,wahrenddasgroBe Panoramafenster mit Einhangeladenabgedecktwird. 1m Innern sorgen sichtholzoberflachen fOr eine warme und behaglicheAtmosphare,

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52 olpererhutte , Ginzling

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Photovoltaikelement auf Kupferblech

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Dachaufbau :Schinde ln Larche

Streuschalung 24 mmHolzlattung 100 mmUnterdachbahn

Brettsperrholzelement Fichte 176 mm(Unterseite sichtqualltat)

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3Dreischichtplatte Fichte 42 mm

4Binder arettsperrholztrager 166 mm

5

Klappladen Larche massiv 25 mm

6Holzfenster mit Isolierverglasung

7

Decke Brettsperrholzelement Fichte 148 mm(beidseitig sichtquatltat)

8Rahm Brettschichtholz 94 x 160 mm

9Schindeln FichteBrettsperrholzelement Fichte 148 mm(Innenseite slchtquatitat)

10Ho(zrost Larche 50 mm

11

Sto6ausbildung F90Dreischichtplattenstreifen in Nut ver­schraubt, 2 x 200/27 mm + 110/27 mm

12

Decke Brettsperrholzelement Fichte 166 mm(Oberseite slchtqualltat)

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Schwelle Brettschichtholz 94 x 160 mm

14Perimeterdammung 60 mmAbdichtung BitumenbahnStahlbeton 200 mm

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54 OlpererhOtte. Ginzling

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Energiekonzept

Das Konzept des Architekten sah eine extreme Reduzierung des Energieverbrauchs vor.Durch den vorwiegenden Einsatzvon Holz ist die Hiltte sehr dauerhaft, zur Ganzewiederverwertbar und besitzt einen niedrigen Gehalt an grauer Energie. Ohne unterstUtzendeInfrastruktur nutzt das Gebaude seine Orientierung, um warrnegewinne aus der Sonnen­einstrahlung optimal zu nutzen. Da es nur wahrend des Sommers genutzt wird, konntedie Haustechnik auf ein absolutes Minimum beschrankt werden.

Der Lowtech-Charakter des Gebaudes sorgt filr eine Behaglichkeit, die den Erwartungender Besucher entspricht. Der tagliche Strombedarf des 6o-Betten-Quartiers betragtnur 29 Kilowattstunden; 14 Prozent davon werden von der Photovoltaikanlage auf demDach gedeckt, 86 Prozent von einem Blockheizkraftwerk, das mit aaosot betrieben wirdund fiir die Wasseraufbereitung erforderlich ist . ProKilowattstunde produziertem Stromliefert das Heizkraftwerk zwei Kilowattstunden Abwarrne, die zur Beheizung derDuschen, der KUche und des Gastraumes genutzt werden. Dies wird durch einenKachelofen erganzt, der in den nachsten Jahren ausschlieBlich mit Holz befeuert werdenwird, das beim Abbruch des Altbaus anfiel. Die ErschlieBungs- und schlafraurne bleibenunbeheizt, hier sorgen Fenster, die geoffnet werden konnen, fil r eine natUrliche LUftung.Ein kleines, warmegedamrntes Nebengebaude dient im Winter als Behelfsunterkunftfilr Selbstversorger.

Die OlpererhUtte geht architektonisch angemessen auf den Standort, das ortliche Klimaund die Jahreszeiten, daruber hinaus aber auch auf die Anforderungen des heutigenalpinen Tourismus ein. Die heutigen Bergsteiger sind gebildete Menschen, denen diesefahrdung der Umwelt, in der sie sich bewegen, bewusst ist. Das einfache Leben inden Bergen betrachten sie als willkommene Abwechslung von dem von Technologiebestimmten Alltagsleben in der Stadt . Das neue Gebaude demonstriert Uberzeugend,dass towtech-Losungen sehr energieeffizient sein konnen.

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Gemeindezent rum St. GeroldKompakt und stimmigCukrowicz Nachbaur

Badehaus Metzler, Rankweil-BrederisLeben am TeichMarte Marte

SYSTEM3MaBgeschneiderte Vorfertigu ngOskar Leo Kaufmann, Albert Ruf

Haus Rauch, SchlinsNaWrliches BauenPlanungsgemeinschaft Lehmhaus :Roger Boltshauser, Martin Rauch

Gasthof Krone, HittisauMiteinander von Alt und NeuBernardo Bader

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58 Handwerk und Material

1 Frisch geschlag ne Holz

SPit t M mag ,np Tragwerk au BrN chich holz

Halz

Ein Drittel Vorarlbergs ist immer noch von waldern bedeckt. [I] Schon im Mittelalter wurdedie wichtige Schutzfunktion der Walder in den Gebirgsregionen erkannt. In groBer HoheschOtzen sie Siedlungen wirksam vor Lawinen und Erdrutschen. Die Auswirkungen derheutigen Umweltverschmutzungen und das damit verbundene Waldsterben sind einglob ales Problem; fOr die Alpenregionen sind sie jedoch ganz besonders verhangnisvoll.

UrsprOnglich tiel auch die Holzfallerei in den Tatlgkeitsbereich der Zimmerleute. FOrgroBe Gebaude wie Kirchen oder Kloster wurden ganze Walder abgeholzt, und dieBauleute gingen selbst in den Wald, um gesunde und gerade gewachsene BaurnefOrdenBau auszuwahlen. vorzugsweise wurden die saurne im Winter gefatlt, weil ihr Feuchtig­keitsgehalt dann besonders niedrig ist . 1m Sommer belieB man frisch geschlagenenStammen zunachst die Krone, da das Blattwerk dazu beitrug, die Feuchtigkeit aus demStamm zuziehen. Beider Ernte des Holzeswurden zudem die Mondphasen berOcksichtigt,weil diese dem Volksglauben nach die Dauerhaftigkeit des Holzes beeinflussten. [1]

Ein langer und grOndlicher Trocknungsprozess schOtzte das Holz vor Schwundrissenund Verwerfungen sowie vor Insekten- und Pilzbefall. Erst anschlieBend verarbeitetendie Zimmerleute die Starnrne weiter zu Bauholz. [5] Dasenge Verhaltnis der Zimmerleutezu ihrem Material, das sich in diesem handwerklichen Arbeitsprozess eingestellt hatte,ging durch das Aufkommen von sagewerken verloren. Bauholz wurde nun kosteneffektivvon den sagewerken zugeschnitten und zum Kauf angeboten. In einigen abgelegenentalern und Siedlungen bewahrten allerdings Zimmerleute und Bauern die alten hand­werklichen Techniken der Holzverarbeitung bis in die 1950er Jahre.

Vorarlberg ist nicht nur dicht bewaldet, hier flieBen auch zahlreiche Bache und FIOsse,die den Bau von mit Wasserkraft betriebenen sagewerken errnoglichten. Bis ins19. Jahrhundert besaB nahezu jedes Dorfzumindest eine sagernuhle, und viele Bauernunterhielten in der Nahe ihrer Walder sagewerke in Gemeinschaftsbesitz. Infrastruktu­relle Verbesserungen und die Zunahme der Motorisierung bedeuteten im 20. Jahrhundertdas Ende fur die kleineren sagewerke: nur die groBeren und effizienteren konntenOberleben. Allerdings eroffneten neue Fertigungstechniken wie die Herstellung vonBrettschichtholzprodukten und Betonschalungen auch neue Markt- und ExportchancenfOr Vorarlberger sagewerke und Zimmereibetriebe. [II]

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2 Montage erne Tragwerk au Brt'll tu hlholl

59

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60 Handwerk und Material

Das Zimmermannshandwerk

Das Zimmermannshandwerk gehort zu den altesten und wichtigsten Bauberufen undbildet die Grundlage der architektonischen Kultur in Vorarlberg. [3J AlsBGrger vonstadtenund landlichen Gemeinden konnten einzelne Zimmermeister den hochsten gesell­schaftlichen Status erlangen. Der Beruf war in ZGnften organisiert, die das Gewerbebeaufsichtigten und festlegten, wie Meister, Gesellen und Lehrlinge zusammenlebten.Die ZGnfte kontrollierten die Preise und die oualltat der verrichteten Arbeit und verhin­derten betrGgerische Machenschaften und Gbertriebenen Wettbewerb. Sie legten abernicht nur Verhaltensregeln fest, sondern waren zugleich auch religiose Bruderschaften.Prazis festgelegte Regeln galten insbesondere auch filr die Lehrlinge in ihrer dreijahrigenAusbildungszeit: Man legteWertaufeinen gottesfOrchtigen undehrbaren Lebenswandel.Ein praktisches Examen schloss die Ausbildungszeit aboHierbei musste der LehrlingeinGebaude oder ein Modell, das sogenannte GesellenstGck, zur PrGfung einreichen. [4J

Daran schloss sich die dreijahrigeGesellenzeit an, wahrend der die Gesellen in andereGegenden der Welt reisten und sich dort mit neuen Arbeitsweisen vertraut machten.Die Regeln waren ausgesprochen streng. Die Gesellen durften in dieser Zeit nicht nachHause kommen und auf einer Baustelle nicht langerals sechs Monate verweilen. Oberallin Europa gab es Zunfthauser, und noch heute erblickt man Zimmergesellen in ihrerKluft, bestehend aus schwarzer Kordweste, Schlaghose und breitkrempigem Hut. DieZusammenarbeit im Berufund dasgemeinsame Leben in den Zunfthausern sorgten furein starkes zugehorigkelts- und GemeinschaftsgefOhl, sodass die Zimmerergilden bis indie Gegenwart bestehen blieben.

Da Vorarlberg ein armes Land mit nur wenigen groBeren sauauftragen war, arbeitetendie Vorarlberger Zimmerleute vorzugsweise in der Fremde. Die ZGnfte konnten denBauboom nutzen, der nach den Verheerungen des Dreiffigjahrigen Krieges (1618-1648)einsetzte. Zwischen 1650 und1800 bautenZimmerleute ausVorarlbergmehrere hundertGroBprojekte in SGddeutschland, Osterreich, der Schweiz, dem Elsass und in sohrnen.Entsprechend reisten in Vorarlberg nicht nur die Gesellen, das gesamte Gewerbe warstandig unterwegs. Manche Dorfchroniken berichteten, dasswahrend der von Marz bisOktober dauernden Bausaison fast90 Prozent aller mannlichen Einwohner in der Fremdetatlg waren. Vorarlbergs Barockbaumeister entwarfenviele Kirchen und Kloster; einigeder schonsten Beispiele findet man in Birnau und Weingarten in Deutschland sowie inSankt Gallen und Einsiedeln in der Schweiz. Beriihmte Baumeister wie Franz Beer undPeter Thumb wurdensehrwohlhabend undsiedeltensich in grofieren stadten wie etwain Konstanz an.

Bis ins19. Jahrhundertwaren die Zimmerleute nicht nur Handwerker, sondern nahmen,alsBaumeister, auch die Aufgaben vonArehitektundStatikerwahr. Die Industrialisierungbraehte neue Aufgaben - etwadenEntwurfunddie Konstruktion von Betonsehalungen -,insgesamt aber verkleinertesich dasTatigkeitsfeld der zimmerleute betrachtlich. VomMittelalter bis ins 20. Jahrhundertwar daswerkzeugder Zimmerleute im Wesentliehengleieh geblieben; nun wurde die Handarbeit zunehmend dureh elektrische Werkzeugeund Masehinen Gbernommen. [III)

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4 Zimmerrnannsgesellen rmt ihren Gesellenstucken, t.eiblachtal. ca. 1920

5 Zrrnmerrnanner bearbeiten ernen Balken rnit ihren areuasten, Horbranz, 1906

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62 Handwerk und Material

7 ob Iher t lIung ,n 5chn pfau

Die Kultur des Handwerks

Die ZOnfte umfassten ursprOnglich nur Zimmerleute und Maurer, sparer wurden auchAngehorige andererBerufe wie Steinmetze, Stuckateure, Bildschnitzer und Maleraufge­nommen. In der Mitte des 19.Jahrhunderts schlieBlich wurden sie fur alle Bauberufegeoffnet. wahrend viele ZOnfte aufgelostwurden oder an Einfluss verloren, blieben dieeinzelnen Berufe bestehen und konnten die Handwerker ihr Fachwissen bewahren. DasWiederaufblOhen der handwerklichen KulturVorarlbergs gegen Ende des20.Jahrhundertslasst sich nur im Kontext seinerzeltgenossischen Architektur verstehen.

Die Wiederbelebung von Holzbautechniken in den 1960er Jahren, fur die eine Reihejunger Architekten wie Hans Purin und RudolfWagerverantwortlich war, sorgten in vielenBauberufen fllr neues selbstvertrauen. In ihrer Suche nacheiner neuen FormensprachelieBen sichdieseArchitekturpioniere nicht nur vonder landschaftstypischen Architekturanregen, sie griffen auch auf die regionale Tradition des hochqualifizierten HandwerkszurOck. Insbesondere die zimmerleute profitierten von diesem Wandel, dennsie erhiel­ten die Verantwortung fllr die AusfOhrung ganzer Gebaude zurilck, nachdem sie sichjahrzehntelang mit der Errichtungvon Dachkonstruktionen hatten begnOgen mOssen.

HeutegrOndet die Beziehung zwischen Architekten und Handwerkern aufgegenseitigemRespekt: Beide Seiten schatzen die Fahigkeiten desGegenObers unddessen seltragezurGesamtleistung; zugleich erkenntman seine eigenen fachlichen Grenzen. Die Handwerkerschatzen, dass die Architekten die realen Gegebenheiten kennen und funktionaleoebaude entwerfenwollen. Die Architekten wiederum konnen sich auf die Bereitschaftder Zimmerleute zurZusammenarbeit und die ausgezeichnete Qualitat der handwerkli­chen AusfOhrung verlassen. Viele Architekten stammen aus Familien mit einer starkenhandwerklichen Tradition oderhaben sogar selbsteineAusbildung in einem Bauhandwerkabsolviert, sodass sie die aufkommenden Fragen und Probleme schnell erfassen. BeideBerufsgruppen arbeiten bei der Erhaltung und Weiterentwicklung traditionellen Fach­wissens zusammen und entwickeln und erproben auch neue Fertigungsmethoden.GestOtzt wird diese Kultur von Auftraggebern, die das Handwerk als einen wichtigenund integralen Bestandteil des Alltagslebens begreifen und die sich bereitwillig aufunkonventionelle Abwandlungen traditioneller Gebaudetypologien, auf innovative Kon­zeptionen und neue Ideen einlassen. Das so entstandene symbiotische Verhaltnis hatEntwurfspraxis, Handwerk und Industrie zusammengeschweiBt und zur Ausbildungeiner regionalen ldentitat beigetragen, die dem Baugewerbe neue Kraftgibt.

Das gilt vor allem fur die Region Bregenzerwald, in der einst viele einflussreiche Gildenund berOhmte Baumeister ihren Sitzhatten. Schon frilh erkannten hier die HandwerkerdasPotenzial, dassichaus der engen Zusammenarbeit mit Architekten ergab. Trotz ihresausgezeichneten Fachwissens in Herstellungund Materialverarbeitung realisierten sie,dass es eines kreativen Stimulus bedurfte, um den verschiedenen handwerklichenBerufen zu einem neuen Aufschwung zuverhelfen. Diese Einsicht veranlasste 1991 eineReihe von Handwerkern, den Wettbewerb«Handwerk und Form» ins Leben zu rufen. Inden zwanzig Jahren davor hatte die Aktivitat der ZOnfte deutlich nachgelassen. DasHandwerk galt neben den GroBunternehmen, die zunehmend auf industrielle Massen­fertigung setzten, als veraltet. Die Gesellschaft betrachtete die Ausbildung in einemHandwerk nicht mehr als Berufmit Zukunft, waswiederumjunge Leute davon abhielt,entsprechende Laufbahnen zu wahlen, Angesichts dieser Lage war der Wettbewerbeine strategische MaBnahme, die Innovationsbereitschaft signalisieren unddemHandwerkneue Impulsegeben sollte. [IV] Die offentliche Prasentaticn der Wettbewerbsergebnissefand bei der sevotkerung und in den Medien viel Aufmerksamkeit und trug maBgeblichzur Renaissance der Handwerksberufe in den kommenden Jahren bel,

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1m Kontext einer Initiative der Vorarlberger Landesregierung zur starkung der Regionschlossensich Handwerker 1999 zur Vereinigung«Werkraum Bregenzerwald» zusammen.Heute sind die meisten der iiber 90 Mitglieder innovative Betriebe im Bereich der Bau­industrie. Dazu gehoren Zimmereien, Tischlereien, metallverarbeitende Betriebe sowieElektro - und Installationsunternehmen. Es sind erklarte Ziele der Vereinigung, dasBewusstsein fur die Bedeutung des Gewerbes zu starken, ortliche Produkte von hoherQualitat zu fOrdern und die Ausbildung der kommenden Handwerkergeneration zuunterstUtzen, damit das traditionelle Fachwissenweitergegeben werden kann und auchin zukunft qualifizierte Fachleute zur VerfUgung stehen. Der Wettbewerb «Handwerkund Form» findet alle drei Jahre statt; hier konnen die einzelnen Berufszweige ihrejUngsten Errungenschaften prasentieren . Dadurch haben die Handwerker Beziehungenzu Architekten und Designern knUpfen konnen und profitieren auch langfristig von derengen Zusammenarbeit. Als Alternative zur globalen Massenproduktion werden dieProdukte in kleinen Familienunternehmen hergestellt und erfUllen die hochsten Erwar­tungen in Hinblick auf Form, Funktion und handwerkliche Qualitat. Dass man sichgleichzeitig fur eine neue Asthetik und die ortliche Tradition engagiert, hat das regionaleldentitatsgefuhl und Selbstvertrauen der Bevolkerung sichtlich gestarkt. Die Arbeitder Handwerker hat zur Herausbildung einer zeitgenossischen arch itektonischenFormensprache beigetragen, die nachhaltige Formen des Arbeitens , Lebens und Bauensfordert . [2. 6- 9J

63

8-9 Fertlgung von areusctnchmotz In Reuthe

I Amt der vorartberger t.andesregierung. Forstwesen

(www.vorartberg.at. Marz 2009)

II Rudolf sagmersrer. Hollbaukunsl In vorartberg(8regenz Verlag Eugen Russ. 1988l. S. 15

III ebd .. S. 7

IV Claud" Schwartz, DoeIdea le wechsetoenehungArctut ktur und Handwerk rrn Br Renlerwald Inn Tell PIn

gesarntkulturellen Phanomens '" Ballwell.2 Jlln12006.8d. '17. Nr 22. S. 1 .

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Gemeindezentrum St. GeroldCukrowicz Nachbaur

Kompakt und stimmigDie kleine Berggemeinde St. Gerold liegt an den steilen sudhangen desGroBen walser­tals. Vom Ortaushatmaneinen spektakularen Ausblickaufdieumliegenden GebirgszUge.In unmittelbarer Nachbarschaft zum neuen Gemeindezentrum finden sich historischeBauwerke: Gleich Uber der StraBe erhebt sichdasdenkmalgeschUtzte Schulhaus, weiterunten im Tal liegt die Benediktinerpropstei St. Gerold. Indem das hohe cebaude dieVorteiledesoelandesausnutzt,verbindet esdasStraBenniveau mit demtiefer liegendenSpielplatz. Das kompakte Programm des Gemeindezentrums stapelt sich Uber vierGeschosse und umfasst einen Kindergarten, eine Spielgruppe, den Dorfladen, einenMehrzweckraum und die Gemeindeverwaltung. Die einzelnen Funktionen wurden ent­sprechend der Nutzungshaufigkeit und der Zuordnung zu den AuBenraumen platziert.Die komplexen Funktionszusammenhange innerhalb des cebaudevotumens wurdendurch einfache raurnliche und konstruktive Strukturen gelost. Die Funktion und Lageder einzelnen Raume bestimmte die sorgfaltige Platzierung der Fenster mit, die eineneindrucksvollen Ausblick auf die umliegende Landschaft bieten. Das auBere Erschei­nungsbild des Gemeindezentrums wird vom wechsel zwischen der einheitlichen Holz­fassade und dengezieltgesetzten Offnungen gepragt, die subtil dasdynamische Inneredes oebaudes widerspiegeln.

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66 Gemeindezentrum St. Gerold

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Dach (U:0.10 W/m'K)Dachdichtung Bitumenbahn 2-lagig. beschiefert 5 mm

Vollschalung Nadelholz 27 mmHinterlOftung 500 rnrn , Aufbau mit KnaggenNotdach 2 mmVollschalung Nadelholz im Gefalle 27 mmHolzlattung 1BO-300 mrn, dazwischen Zellulosefaser

Holzbalkendecke 300 rnrn, dazwischen Zellulosefaservollschalung Nadelholz 27 mm

DampfbremseInstallationsebene 110mmAkustlkdamrnung Schafwolle 30 mmRieselschutzvlies. schwarzHolzlamellen WeiBtanne 40 mm

2

Holzfenster mit Dreifachverglasung

3Riemenboden WeiBtanne . sagerau 27 mmPolsterhOlzer 35 rnm, dazwischen HolzfaserplattezementgebundenTrittschalldamrnung Holzfaserdamrnplatten 20 mmEinkornsplitt. nicht gebunden 37 mmDiagonaldUbelholzdecke 220 mmHolzunterkonstruktion abgehangt 70 mmAkustikdarnrnung Schafwolle 40 mmAkustikdecke Gipsfaserplatte 15mmInstallationsebene 36 mmAkustikdarnrnung Schafwolle 30 mmRieselschutzvlies schwarzHolzlamellen WeiBtanne 40 mm

M 1:50

4

AuBenwand (U:O.ll7 W/m'K)Sichtlattung WeiBtanne sagerau 30 mmUnterlagslattung rautenforrnig schwarz 30 mmKonterlattung 30 mmWindpapier schwarzDiagonalschalung Nadelholz 25 mmHolzlattung 125rnm, dazwischen ZellulosefaserDiagonalschalung Nadelholz 25 mmHolzlattung 200 mm, dazwischen ZellulosefaserDiagonalschalung Nadelholz 25 mmDampfbremseInstallationsebene gedammt 40 mmHolzschalung WeiBtanne 20 mm

5Riemenboden WeiBtanne sagerau 27 mmPolsterhOlzer 67 rnrn, dazwischen Schafwollfilz

DampfsperrePolsterholzer 100 x 60 mrn, dazwischen HolzfaserplattenPolsterhOlzer 100 x 60 mrn, dazwischen HolzfaserplattenFeuchtigke itssperre 5 mmVoranstrichBodenplatte Stahlbeton wasserundurchlassig 300 mmSauberkeitsschicht BOmm

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68 Gemeindezentrum 51. Gerold

Konstruktion

Das Gemeindezentrum ist derersteviergeschossige Holzbau in Vorarlberg. MitAusnahmeder StUtzmauern ausBeton besteht dasgesamte konstruktiveSystem ausVollholz, dasUberwiegend vor Ort im dorfeigenen Forstgewonnen wurde. Die Gemeinde entschiedsichfur einennachhaltigen undokotogischen Ansatz undtrafbewusst die Entscheidung,vollstandig auf Baustoffe mit toxischen Substanzen zuverzichten. In der Planungsphasewurdenaile Bauteilaufbauten aufihren Primarenergiegehalt, aufrnoglicheAuswirkungenaufdieglobaleErwarmung sowie aufpotenzielle versauerung untersucht. Das Zieldiesesstrengen Evaluierungsprozesses war, die einzelnen Bauteile zu optimieren und so dieCOz-Belastung derumwelt rnoglichst geringzuhalten. samtllcheBaustoffe wurden zudemauf festgelegte Entwurfskriterien hin UberprUft: Fluorkohlenwasserstoffe, Chlorfluor­kohlenwasserstoffe, PVC, Tropenholz ausnicht nachhaltigerProduktion und schadlicheSubstanzen wie Schwermetalle wurden sorgsam vermieden. Demzufolge wurden zurWarmedammung auch Schafwolle anstatt Mineralwollprodukte und zur IsolierungundVerkleidung aller versorgungsleitungen ausschlieBlich PVC-freie Materialien eingesetzt.

Die Bauteile fUraile konstruktiven Anwendungen unddie Fassade wurden aus weiBtanneund Fichte hergestellt. Aile oberflachen fUr den Innenausbau der Boden, Wande undDecken wurden aus WeiBtanne gefertigt, die nachweislich aus Vorarlberg stammt.sarntliche Innen- und Auflenflachen sind unbehandelt, was eine ausgezeichnete Luft­qualitat und ein schadstofffreies Arbeitsklima garantiert. In der Verarbeitung allerRohmaterialien durch regionale Unternehmen sowie dem Einbau aller Bauteile durchregionale Firmen schlieBen sich die stoffkreislaufe. DerAnteil an grauer Energie wurdebetrachtlich reduziert. Wertschopfung geschiehtin der Region und verbleibt dort; undder personlicheBezug der ortlichen Handwerker zumObjektwirkt identitatsstiftend.

EG

1. UG M 1:400

1. OG

2. UG M 1:400

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Energiekonzept

Das Gemeindezentrum wurde entsprechend dem 6sterreichischen Passivhausstandardkonzipiert, nach dem der Heizenergiebedarf eines sebaudes unter 15 kWh/m2a liegenmuss. Dank seinerkompakten HOlle, der Bauteilaufbauten und der Detailausbildungenliegt der Heizenergiebedarf sogar nur bei 10,7 kWh/m2a. Die umfassende OptimierungdesGebaudekonzepts Iasstzudem reduzierte Betriebs- und Wartungskosten erwarten.Heizung und BelOftung wurdensorgfaltig auf die BedOrfnisse der jeweiligen Nutzeraus­gelegt. Die Heizenergie liefert eineErdwarmepumpe, einkontrolliertes BelOftungssystemregelt den aus hygienischen GrOnden erforderlichen Luftaustausch Ober CO,-Sensoren.Rund 87 Prozent der Energie, die Oblicherweise beim Be- und EntlOften verloren gehen,werden Ober einen Rotatlonswarrnetauscher zurOckgewonnen. Simulationen ergaben,dass ohne KOhlung in den Bereichen des Kindergartens und der Spielgruppe maximaleRaumtemperaturen von 25.4 ·C zu erwarten sind. Diese Werte sind aber insofern nichtproblematisch, als sie in den Sommermonaten, in denen diese Raume ohnehin nichtgenutzt werden, statistisch betrachtet nur an dreizehn Tagen erreicht werden. EinTageslichtsensor kontrolliert und steuert die auBenliegenden Sonnenschutzlamellen,die eine Oberhitzung durch Sonneneinstrahlung verhindern. Die Einrichtung des Dorf­ladens erforderte die Installation mehrerer KOhlgerate, deren Abwarrne wieder in dasEnergiesystem des Gebaudes zurOckgefOhrt wird. Vorkehrungen wurdengetroffen, umzu einem spateren Zeitpunkt Photovoltaik-Paneele in die SOdfassade zu integrieren.Wenn diese installiert sind, wird dasGebaude durchdie Erzeugung von Strom energetischnahezu autark sein.

Wichtige Kriterien fur die Umsetzung desPassivhausstandards waren die Errichtungeinerextrem luftdichten Gebaudehlllle und die Optimierung der Warmedurchgangskoeffizi ­enten. Die Darnrnstarken der AuBenwand- und Dachkonstruktion betragt zwischen 360und450mm, aile Fenster sinddreifachverglast mit Edelstahlabstandshaltern. Das ProjektwurdevomUmweltinstitut Vorarlberg sowiedem Energieinstitut Vorarlberg betreut undzum Teil mit Mitteln der Europaischen Union gef6rdert. Das entstandene Gemeindezen­trum ist hinsichtlich okologle, Nachhaltigkeit und heimischer Wertsch6pfung vorbildlich.

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Badehaus Metzler, Rankweil-BrederisMarte Marte

Leben am TeichUmgeben von konventionellen Einfamilienhausern steht dieses neue Wohnhaus fOr einEhepaar mittleren Alters am Siedlungsrand von Rankweil-Brederis. Das pavillonartigeAtriumhaus stellt eineAbkehrvonder in dieserRegion vorherrschenden Wohnhaustypo­logiedar. Um dem196oer-Jahre-Charme ihresangrenzenden wohnhauses zu entkommen,wOnschten die Auftraggeber ursprOnglich eineingeschossiges Gebaude in der Form eineskleinen Badehauses neben dem geplanten natUrlichen Schwimmteich im Garten. DieArchitekten waren aber von der Grundidee des Schwimmens im natOrlichen Gewasserso fasziniert, dass sie in der Entwicklung ihres Konzepts viel weiter gingen: Von einemeinfachen Badehaus entwickelte sich der Entwurf zu einem kompletten neuen wohn­haus. Die Naturkraft desWassers wurde in einenformalen Zusammenhang gesetztundins Zentrumdes Grundrisses gerOckt - eine durchdacht gestaltete tosung,

Die offenen, groBzOgigen Wohnbereiche im neuen sebaudestehen in starkem Gegensatzzu den kleinstrukturierten Raumen im alten Wohnhaus. DerSchwimmteich im Zentrumder Anlage, das wechselnde Spielvon Licht und Schatten sowie die BlickbezOge durchdassebsude und in die umliegende Landschaft beherrschen denEntwurf. Die Bauherrennahmen die Ideedes unkonventionellen, auf dasWasser und seine einzigartigen Ouali­taten ausgerichteten Wohnraums mit Freude auf. Der Teich ist an drei Seiten von derKOche, dem Esszimmer, dem Wohnzimmer, dem Bad, einem Schrankraum und demSchlafzimmer eingefasst. Subtile veranderungen in der Orientierung, den Sichtbezie­hungen, der Dimensionierung dereinzelnen Raume undihrem Belichtungsniveau erzeugeneine markante und abwechslungsreiche Raumfolge. Die HOlle des Gebiiudes zeigt sichmal vollstandig transparent, mal hermetisch geschlossen und vermittelt so zwischenInnen undAuBen. Geschosshohe Fenster blickenaufdenTeich in der Mitte, alle anderen

M 1:2000

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72 Badehaus Metzler, Rankweil -Brederis

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1

KiesschGttungBitumenpappe 3-lagigBitumenvoranstrichSichtbetondecke 220 mm

2

Dach (U=0.17 W/m 'K)KiesschGttung

Bitumenpappe 2-lagigw armedarnrnung Steinwolle 80 mm

Gefalledammung EPS-Hart schaum 70-130 mmDampfsperreBitumenvoranstrichSichtbetondecke 200 mm

3Granit 20 mm

nranbeton 180 mmoranagevties8it umenpappe 2-lag igRampe Stahlbeton 250 mm

4

Fil terbecken. 8epflanzung mit Rohrkolbenund Rohrsch il f

5

StGtze Stahlrohr

6

Alum iniumfenster mit Dreifachverglasung

7

Decke (U=0.23 W/m ' K)Granit 30 mmMortelbett 5 mm

Heizest r ich 70 mmDampfsperreWarmed ammung 175mm

aiturnlnose Feucht igkeit sabdicht ungSichtbeton 250 mm

8AuBenwand (U=0.29 W/m'K)Sichtbeton 250 mm

warrnedamrnung XPS-Hart schaum 60 mmHolzla ttung 60 rnrn ,dazwisc hen warmedammung MineralwolleDampfsperreHolzlattung 36 rnm,

dazwischen warrnedammung Minera lwolleHolzlattung 70 mmKonterl attung 80 mm

Holzwerkstoffplatte mit Zebranofurnier 20 mm

9KiesschGttungFoli enabdichtu ngFeinsand 50 mm

Profil ierung aranbeton 180 mm

Bodenplatte Stahlbe ton im Gefall e 300 mm

10

Granitplatte vorgehangt 30 mm

Unterkonstruktion Edelstah lFolienabd ichtungSta hlbeton 250 mm

warrnedammung XPS-Hart schaum 60 mmHolzlattung 40 mrn, dazwischen Warm e­damrnung MineralwolleDampfsperreHolzlatt ung 30 mrn, dazwischen w arrne­darnmung MineralwolleGipskartonplatten 2 x 12.5 mm

11KiesschGttu ng

Fundament Betonfert igteil 220 x 600 x 600 rnm,

mit 8itumenvoranstrich und Bitumen-foli e HagigTrennlageVlies

Abdichtung Folie 1-. teilweise 2-lagigBodenp latte Stahlbeton im Gefalle300 mm

12FuBboden (U=0.34 W/m ' K)Massivpa rkett Bambus 10 mmHeizestrich 70 mmDampfsperre

w armedamrnscnuttuog 100 mmBitum iniise Feucht igkeitsabd ichtung8itumenvoranstrichBodenplatte Stahlbeton 300 mm

13

AuBenwand (U=0.25 W/m'K)Stahlbeton 250 mm

Warmed ammung XPS-Hart schaum 60 mmHolzlattung 40 mrn, dazwischen warme­darnrnung MineralwolleDampfsperre

Holzlattung 30 rnrn, dazwischen warrne ­darnrnung Mineralwolle

Gipskar tonplatten 2 x 12.5 mm

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74 Badehaus Metzler, Rankweil-Brederis

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offnungen der AuBenwand in die umliegende Landschaft sind hingegen bewusst kleingehalten.Zu denSpiegelungen derWasseroberfUiche tritt die reduzierte Materialpaletteaus Sichtbeton, Granit, Aluminium, Glas und Zebrano. Der Uberwiegende Einsatz vonBeton undTropenholzfurnieren magnichtunbedingt in Einklang mit demregionaltypischenAnsatz des nachhaltigen Bauens stehen, die ausgewahlten oberflachen fassen die ein­zelnen Gebaudevolumen jedoch Uberzeugend zusammen. Eine minimale, aber aufierstprazise Detailgestaltung unterstreicht die raffinierte Einfachheit dieses Wohnhauses.

Konstruktion und Energiekonzept

Ortbeton in sichtqualitat wurde zur Konstruktion des gesamten Gebaudes verwendet;bei groBen Spannweiten wurden, wo erforderlich, StahlstUtzen eingesetzt. An derAuBenfassade und an den Deckenuntersichten bleibt der glatte, hochwertige Betonunverkleidet. Die Dachflache und die lnnenwandflachen wurdenstark warrnegedamrnt.Zur verkleidung im Inneren dienen Gipskartonplatten oder mit Zebrano furnierte Holz­werkstoffplatten. Die FuBb6den bestehen sowohl innen als auch auBen ausGranit, derauchalsWandverkleidung in den Badezimmern zum Einsatz kommt. Auch derSchwimm­teich wurde komplett mit Granitplatten eingefasst.

Die freiliegende Betonkonstruktion fungiert alsthermisch wirksame Speichermasse, dienur trage auf Temperaturschwankungen reagiert. Dies tragt sommers wie winters zueinerbehaglichen Raumtemperatur beiundspielt einewichtigeRolle beiderReduzierungdes Energieverbrauchs. Aile Fenster sind dreifachverglast und mit auBenliegendemSonnenschutz gegen UbermaBige Aufheizung geschUtzt. Eine Erdwarmepumpe versorgtdasGebaude Uber eineintegrierte FuBbodenheizung mit Warme, kann im Sommer aberauch zurAbkUhlung dessebaudeseingesetzt werden. Wahrend langererkalteperiodendient ein offener Kamin im Wohnbereich als zusatzllche warrnequelle. Es wurdenVorkehrungen fUr die Anbringung von Sonnenkollektoren, die das Gebaude kUnftig mitWarmwasser versorgen sollen, getroffen. Ein zentrales Steuerungssystem kontrolliertdie Heizung, KUhlung und den Stromverbrauch. Der natUrliche Schwimmteich istunbeheiztund als selbstregulierendes System konzipiert. Er ist am SUdrand mit einemschmalen Regenerationsbecken verbunden, dasmit Rohrkolben undRohrschilfbepflanztist. Das Wasser desTeichs zirkuliert standigdurch diesebiologische Filterzone undwirdsogereinigt.

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SYSTEMgOskar Leo Kaufmann, Albert Ruf

Ma8geschneiderteVorfertigung

«Home Delivery: Fabricating the Modern Dwelling» hieB eine Ausstellung zum Themavorfertigung im Wohnbau, die 2008 im New Yorker Museum of Modern Art (MoMA)stattfand. In den Raumlichkeiten des Museums wurde dabei die Geschichte der Fertig­haus-Architektur umfangreich dargestellt. Auf dem angrenzenden Freigelande hattenBesucher Gelegenheit , sich anhand von Entwurfslasungen im MaBstab 1:1 selbst einBild von den Vor- und Nachteilen von Fertighausern zu machen. Unter vierhundertArchitekturfirmen weltweit hatte das Museum fOnf BOros ausgewahlt und jedes mit demEntwurf, der Herstellung und der Errichtung eines Prototyps beauftragt. Damit setztedas Museum auch eine Tradition fort, die Marcel Breuer 1949 mit der Errichtung einesMusterhauses im Skulpturengarten des MoMAbegonnen hatte . Zwei der BOros stammtenaus Europa, eines davon war das in Dornbirn ansassige von Oskar Leo Kaufmann undAlbert ROf. Ihr strenges und doch sehr elegantes Fertighaus aus Holz wurde in einemZimmereibetrieb im Bregenzerwald komplett vorgefertigt, in zwei Standard-Transport­container verschifft und vor Ort in New York in weniger als einem Arbeitstag aufgebaut .

Herstellung und Montage

SYSTEM3 wurde als innovatives Konstruktionssystem konzipiert, das auch kOnftigenBedOrfnissen gerecht werden solI. Die einzelnen Einheiten sindbeweglich, erweiterbarund auf eine lebenslange Nutzung ausgelegt. Der Entwurf ist eine Weiterentwicklungder Fertighaus-Baukastensysteme SU-SI, FRED und OA.SYS (Open Architecture System),die aile von Oskar Leo Kaufmann und Albert RGfinZusammenarbeit mit dem ArchitektenJohannes Kaufmann entwickelt wurden . 1m Gegensatz zu vielen alteren Systemen, diedie Holzrahmenbauweise verwenden , besteht SYSTEM3 aus Brettsperrholzplatten undwurde als Baukastensystem entwickelt.

Der Entwurf beruht auf der Trennung zwischen einer Serviceeinheit und einem offenenWohnraum . Die Serviceeinheit besteht aus einem vollstandlg vorgefertigten Modul, indem die gesamte Infrastruktur des Hauses, darunter die vertikale ErschlieBung, dieKOche, das Bad, aile Leitungen und Installationen sowie Heizung und Klimatisierunguntergebracht sind. 1m Gegensatz dazu besteht der Wohnbereich ausschlieBlich ausflachigen Elementen, darunter Bodenplatte, Wande, Fenster und Dach. Dieser Bereichbildet die eigentliche wohnflache, die raumlich nur durch die Platzierung der Mabeldefiniert wird. Die vorgefertigte Serviceeinheit wird als Ganzes an den Bestimmungsorttransportiert, wahrend die Platten des Wohnbereichs - aus EffizienzgrOnden flachverpackt - erst an Ort und Stelle montiert werden . Beide Bereiche bilden rechteckigeVolumen, die zusammen eine komplette Wohneinheit von 11,52 m Lange und 4,56 mBreite bei einer Hohe von 2,64 m ergeben. Der MoMA-Prototyp mit einer Grundflachevon 53 m2 stellt die Minimalkonfiguration des Systems dar. Die Architekten hatten

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78 SYSTEM3

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80 SYSTEM3

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anfangs Bedenken, dass durchTemperatur- undLuftfeuchtigkeitsschwankungen wahrendder Atlantik-Oberfahrt Verformungen an einzelnen Paneelen auftreten k6nnten; dieseBefUrchtungen erwiesen sich jedoch bei der Ankunft in New York als unbegrOndet: Inwenigerals einem Arbeitstagwurde dasgesamte System ohnejegliche Komplikationenmontiert.

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Die Konstruktion des Hauses besteht aus massiven Fichte-Brettsperrholzplatten miteiner Starke von too mm, die eine gute Warme- und Schallisolierung garantieren. Essind auch starkere Wandaufbauten m6glich, durch die sichdie vorgeschriebenen Wertefllr ein Niedrigenergie- oder Passivhaus problemlos erreichen lassen. Die Wand6ffnungenwerden mithilfe neuester Computersteuerungsverfahren ausden Paneelen geschnitten;sie k6nnen rechteckig, kreisrund oder in jeder beliebigen anderen Form vorgenommenwerden. Einzig geschosshohe Offnungen sind durch den Verarbeitungsprozess nurbegrenzt m6glich, da sie die konstruktive lntegritat der Elemente gefahrden k6nnten.Die Elemente mOssen steif genug sein, um transportiert und bei der Montage mit demKran in positiongehoben werden zu k6nnen. KOnftige Kunden werden die Anzahl, Lage,Form und Gr6Be aller Offnungen frei wahlen k6nnen, ohnedass diesmit einer Erh6hungder Produktionskosten verbunden ist . SchlieBlich wird keine Einheit der anderengleichen. lrn Herstellungsprozess wird durch erstklassiges handwerkliches K6nnen einhoher Grad von Qualitat und Genauigkeit erzielt. So verbindet sich die Effizienz dervorfertigung mit den Vorteilen einer individuell zugeschnittenen L6sung. Alle aufierenHolzflachen erhalten einen Schutzanstrich, dersiegegen dieElemente schOtzt, abergleich­zeitigsodurchlassig ist, dass die Holzteileatmenund Feuchtigkeit nach auBen abgebenk6nnen. Die unverkleideten lnnenflachen sind lediglichge6lt, wodurcheineleichte Reini­gungundwartunggewahrteistet ist. Neben demHausprototyp entwarfen dieArchitektenauch eigens M6bel fur den Wohnbereich. Die EntwOrfe eines Tischs, eines Stuhls undeines Bettes basieren ebenfallsauf dem Konzept der digital gesteuerten Vorfertigung.

Wiealle vorausgegangenen Fertighausprototypen der Architektensind auch bei diesemdie einzelnen wohneinheitenalsm6glicheBausteine eines gr6Beren Systems konzipiert,sodass auch nachhaltige Wohn- und Arbeitsgemeinschaften entstehen k6nnen. Vorge­sehen sind Einheiten von 53 m2, 86 m2, 139 m2 und 159 m2 Wohnflache. Solange dievertikalen ErschlieBungselemente undVersorgungsschachte Obereinanderliegen, k6nnenbis zu dreiBig Modulegestapelt werden: Ein zehngeschossiger BOroturm mit 1000 m2

Nutzflache ist potenziell die gr6Bte denkbare Konfiguration. FOr die zukunft schwebtKaufmann und ROf zudem eine entfern- und veranderbare HOlle um die einzelnen Ein­heitenvor. Diese ausmehreren schichtenvon Folien und Membranen bestehende Hautsoll das Eindringen von Wasser verhindern, als Warmedammung und Dampfsperrefungieren und durch die Integration von Photovoltaikzellen zugleich auch der Energie­erzeugung dienen.

Nach dem Ende der Ausstellung im New Yorker MoMA wurde der SYSTEM3-Prototypdemontiert und wieder zurOck nachVorarlberg gebracht. Ersteht heute im Stadtgartenvon Dornbirn und wird dort fUr Bildungszwecke genutzt,

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Haus Rauch, SchlinsPlanungsgemeinschaft Lehmhaus: Roger Boltshauser, Martin Rauch

Natiirliches BauenDas zwischen den stadten Feldkirch und Bludenz gelegene Schlins ist eine kleineGemeinde im Walgau. 1m Dorf stehen einige frGhe Bauten des Lehmbaupioniers MartinRauch, weshalb Schlins zu einem Mekka fllr diese experimentelle Bauweise gewordenist . Wahrend einer Afrikareise in den frGhen 198oer Jahren begeisterte sich Rauch filrdie dortige tradklonelle Architektur aus Lehm und gestampfter Erde. Seiner Ansichtnach ist das Bauen mit Stampflehm nicht nur der natGrlichste Ansatz, wenn es darumgeht, Gelande in bewohnbaren Raum zu verwandeln, das Material sorgt zudem auch furein besonders gesundes Raumklima hinsichtlich Luftfeuchtigkeit, Temperaturschwankun­gen und elektromagnetischen Feldern. Zusammen mit den einzigartigen asthetischenQualitaten der ausgepragt strukturierten oberflachen erweist sich dieses Bauverfahrenanderen als gleichwertig, wenn nicht sogar Gberlegen. Da es zusatzlich das heutegesteigerte BedGrfnis nach einer okologischen und nachhaltigen Architektur befriedigt,fOhlte sich Martin Rauch ermutigt, diese alten Verfahren, die Industrialisierung undMassenproduktion an den Rand gedrangt hatten, neu zu beleben.

Sein kiirzlich fertiggestelltes, eigenes wohnhaus mit Atelier, das Rauch in Zusammenar­beit mit dem Architekten Roger Boltshauser entwarf, setzt neue MaBstabe im Bereichzeitgenosslscher Stampflehmkonstruktionen. Rauchs Erfahrungen als Bauunternehmerund Hersteller wurden mit dem prazisen Gestaltungsansatz des Architekten kombiniert .Massive, homogene stampflehrnwande in eine Architektur zu integrieren, die angemes­sene asthetische und raurnliche Qualitaten bietet, erwies sich als eine schwierigeAufgabe. Der Gebaudernonolith ist eine Antwort auf das schmale und abschGssigeGelande : Er wurde buchstablich aus dem Hang herausmodelliert. Der Aushub der Bau­stelle bildet zu 85 Prozent das Baumaterial der Boden, Gew6lbedecken, der Wand- und

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84 Haus Rauch. Schlins

DeckenoberfUichen, Treppenstufen, Fliesen, Waschbecken, Duschen und Dachziegel.Da gestampfte Erde vor Ort verfGgbar, vollstandig wiederverwertbar und leicht zuverarbeiten ist und auBerdem auch noch gute Warmedammeigenschaften und eineausgezeichnete warrnespelcherkapazttat besitzt, Obertrifft sie hinsichtlich Umweltver­traglichkeit und Nachhaltigkeit sarntliche anderen Baumaterialien. Sie setzt auBerdemkeine Schadstoffe frei und halt die relative Luftfeuchtigkeit in den Raumen das ganzeJahr hindurch konstant bei 45 bis 55 Prozent. Beton- oder Mauerwerkskonstruktionenverbrauchen bei Herstellung, verarbeitung und Transport zehn- bis zwanzigmal mehrEnergie. Durch die gOnstigen Grauenergiewerte und die uneingeschrankte Wiederver­wertbarkeit ist Stampflehm sogar noch nachhaltiger als Bauholz.

Konstruktion und Energiekonzept

zunachst wurde der gesamte Aushub nach Korngr6Be gesiebt und entsprechend denvorgesehenen Verwendungszwecken neu gemischt. Die tragenden Aufienwande desGebaudes haben eine Starke von 450 mm. Sie erstrecken sich Ober drei Geschosse undbleiben auBen unbehandelt. Das Material wurde in der Schalung mit Pressluftstampfernverdichtet und erreicht so die Dichte und das Gewicht von Beton. Aile erdberOhrendenstampflehmwande wurden mit Schaumglas isoliert und durch eine Bitumenbahnabgedichtet. Der geschichtete Charakter der wande wird mit horizontalen Lagen ausSchlammziegeln unterstrichen, die in regelrnafsigen Abstanden eingesetzt wurden.Diese springen leicht vor und dienen sowohl als Armierung wie auch als Tropfkantenzum Schutz der Fassade vor Witterungsschaden. Bei der sorgfaltigen Platzierung derOffnungen spielten konstruktive Oberlegungen und die Belichtungskonzeption eineRolle. Die gesamte Festverglasung schlieBt bOndig mit der AuBenseite der Wand ab undbetont so von innen gesehen deren Starke und ihren geschichteten Charakter. ZumSchutz vor den Elementen sind aile 6ffenbaren Fenster tief in Nischen hineingesetzt. 1mGegensatz zu anderen Lehmbauern verzichtete Martin Rauch bei der Errichtung seineseigenen Hauses bewusst auf den Einsatz von Zement . Dieser Verzicht maximiert dieWiederverwertbarkeit der Materialien und minimiert den Einsatz von grauer Energie,erschwerte aber die Entwicklung einer geeigneten konstruktiven L6sung sowie dieGestaltung der Details. Mit dem Einsatz von Trasskalk als hydraulischem Bindemittelanstelle von Zement erzielte Rauchjedoch Materialeigenschaften, die denen von Betonsehr nahe kommen .

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86 Haus Rauch, Schtins

DerOberdachte Eingang dient gleichzeitigalsGarage. 1m Erdgeschoss sindeineseparateKleinwohnung und ein Vorratsraum untergebracht,der sichdirekt zuden rauen Felsfor­mationen des GrundstOcks offnet. Die Decke ilber diesen Raumen besteht aus eineminnovativen Faltgewolbe: Sichtbare r-rrager ausStahltragengebrannteLehmziegel, diemit einer Trasskalkmortelmischung bedeckt sind. Die wendeltreppe in die oberge ­schosse ist von rohen wanden ausStampflehm eingefasst undwird voneinergewolbtenLehmdachkonstruktion mit eingelassenen Glasbausteinen mit Tageslicht versorgt. Diego mmstarken, frei ausdenWanden auskragenden Trittstufen bestehen ausgepresstenLehmplatten, die mit Stahldraht bewehrt und mit Trasskalkrncrtel gebunden wurden.1m ersten Obergeschoss weicht der grobporige, erdige Eindruck des Untergeschosses:Wohnbereich, KOche und Essbereich wirken hell und luftig. Ein zweigeschossiges Atelierwird an der Nordseitevon einemgroBen Fenstergaden belichtet; zweiTerrassen offnensich zur umliegenden Landschaft. Die tehrnboden sind gewachst, Pensterladen undSchiebetOren wurden mit einer hellen Kaseinspachtelung versehen und Wande undDecken sind mit einem Lehmputz verkleidet. Diese 30 mm dicke, mit Flachsfaserverstarkte Innenverkleidung besteht ausweiBem Ton und Quarzsand und enthalt Heiz­register, die auf einer roo mm starken, mit Lehmputz gebundenen schilfrnattendarn­mungmontiert sind. Die Energie fOr dieWandstrahlungsheizung sowie fOr denhauslichenWarmwasserbedarf liefern ein Kachelofen in der KOche, Solarzellen auf dem Dach undein kleiner Pellets-Ofen im Erdgeschoss. 1m zweiten Obergeschoss, in dem die Tendenzzur Glattung und Verfeinerung der oberflachen weiter gesteigert ist, befindensich dasSchlafzimmer, ein Badezimmer und ein Arbeitszimmer. Die schwarzweiB gemustertenBoden- und Wandfliesen im Bad wurdenvon Martin Rauchs Frau Martaim traditionellenjapanischen Raku-verfahren hergestellt, bei demjedes handgeformte StOck ein Unikatdarstellt . Waschbecken und Dusche bestehen aus schwarzem gebrannten Lehm. DieDecken desersten undzweiten Obergeschosses bestehen aus Oippelbaurnen aus lokalemHolz, die in regelmafiigen Abstanden miteinander verdObelt sind. Die Deckschichtbesteht auseiner Mischung von Kork, Trasskalk und Lehm. Aile Decken ruhen aufeinembewehrtenTrasskalkrnortel-Ringanker, der in die Wande eingelassen ist.

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Dank desEinsatzes geeigneter natOrlicher Materialien und hervorragenden handwerkli­chen xonnens ist einsebaudemit einerhochwertigen HOlle entstanden. StattMembranenoderDichtungsschaurnen wurden in demoebaude nur biologisch abbaubare Dammstoffeund Lehm zur Abdichtung eingesetzt. Neben der nachhaltigen Lehmbauweise wurdedie vollstandig erneuerbare Ressource Holzeingesetzt. Aile Materialien und Techniken.die in der zweieinhalbjahrigen Bauzeit Verwendung fanden, wurden sorgfaltig doku­mentiert; ihreEnergie- undKlimadaten sollenin zukunft detailliert ausgewertet werden.Viele Entscheidungen bezOglich Materialwahl und Detailausbildungen hatten einenexperimentellen Charakter, vonder geologischen Zusammensetzung der Baustoffe Oberdie Chemie der Binde- und der Brennverfahren bis hin zuden eingesetzten Werkzeugen,Montageverfahren und oberflachenversiegelungen.

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Gasthof Krone, HittisauBernardo Bader

Miteinander vonAlt und Neu

Seit 1838 ist der Gasthof Krone ein Wahrzeichen und als Hotel und Restaurant bei Ein­heimischen und BesucherngleichermaBen beliebt. Der170 Jahre alte Holzbau beherrschtden Hauptplatz des kleinen Dorfes Hittisau im Bregenzerwald. 1m Laufe der Zeit hat sichdas cebaude gewandelt und wurde mehrfach umgebaut. Viele der Umbauten ent­sprachen nicht dem traditionellen Stil des Hauses und haben am historischen Bauwerkdeutliche Spuren hinterlassen. wahrend einer der groBeren UmbaumaBnahmen wurde1966 die Freitreppe zum zweiten Geschoss beseitigt und die BOros der Zollverwaltungim Erdgeschoss wichen t.adenflachen, die noch heute bestehen. Viele Elemente dieserZeit waren mittlerweile in die Jahre gekommen, wirkten abgenutzt und entsprachennicht mehr ihrer ursprOnglichen Funktion. lrn Jahr 2005 Obernahm die dritte Genera­tion der Betreiberfamilie den Gasthof. Mit dem Besitzerwechsel kam der Wunsch ,das bestehende cebaude zu groBen Teilen zu renovieren und es heutigen Standardsanzupassen.

Der Bregenzerwald zeichnet sich dadurch aus, dass seine Einwohner trotz ihrestraditionellen Lebensstils neuen Ideen gegenOber aufgeschlossen sind. 1m Verlauf derJahrhunderte hat die handwerkliche Tradition ein regionales tdentitatsgefuhl entstehenlassen, das auch heute noch sehr lebendig ist. Zu Beginn des Renovierungsprozessestrafen die EigentOmer die bewusste Entscheidung, das Projekt nicht auszuschreiben ,und somit auf die Suche nach den gOnstigsten Anbietern zu verzichten . Sie entschiedensich vielmehr fOr die Zusammenarbeit mit dreizehn Unternehmen, die der Initiative«Werkraum Bregenzerwald» angehoren, um sicherzustellen, dass sowohl Handwerkerwie auch ein GroBteil des verwendeten Materials aus der Region kamen. Die einzelnenTeammitglieder steuerten wertvolle Anregungen und eigene Ideen bei und stimuliertensich gegenseitig wahrend der Arbeit am Bau. Durch die gemeinsame Verantwortlichkeitentwickelte sich ein produktives Arbeitsklima und es entstanden Gestaltungslosungen,die gleichzeitig traditionell und unkonventionell sind. In weniger als zwei Monaten stelltedieses Team engagierter Handwerker den neuen Eingangsbereich, zwei neue Stubenund sechs Hotelzimmer fertig. In diesen neugestalteten Raumen haben caste nun dieMoglichkeit, die unverwechselbare, auf herausragendem handwerklichen konnenberuhende Gestaltungsphilosophie der Region zu erleben.

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90 Gasthof Krone. Hittisau

Konstruktion

Obergeordnetes Ziel wahrend des gesamten Umbaus war es, samtliche veranderungs­maBnahmen am cebaude in Einklang mit dem historischen Bestand zu halten . Dieschonheit des Hauses sollte akzentuiert werden und es sollte seinen alten GlanzzurOckerhalten. Dieses Ziel verlangte Architekt und Bauleuten ein hohes MaB an Sensi­bilitat gegenOber dem Gebaude ab, hinderte sie aber nicht, neue, mutige Ideen zuverfolgen. Das GegenOber von Alt und Neu vermeidet scharfe Kontraste und betontvielmehr die gewachsenen und heterogenen veranderungen, die das Gebaude im Laufder Zeit erfuhr. DasErgebnis waren einmalige, nur in diesem speziellen Kontext moglichearchitektonische tosungen.

Am AuBeren des Gebaudes wurden einzig minimale Veranderungen vorgenommen. Ander Frontfassade wurden drei Fenster des alten Saales wiederhergestellt, um dieursprOnglichen Proportionen des Aufrisses und den Rhythmus der Offnungen zurOckzu­gewinnen. An allen Fenstern wurden neue tamellenladen installiert, und das historischeWirtshausschild wurde revitalisiert. Die Freitreppenanlage des ehemaligen Hauptein­gangs im zweiten Geschoss war typisch fOr das ursprOngliche Haus des VorderenBregenzerwaldes . Sie war in den 1960er Jahren abgerissen worden, um Platz fOr einegroBe, durchgehende Sonnenterrasse zu machen. Der zwischen den Ladenflachengelegene bestehende Eingang im Erdgeschoss wirkte durch seine dunklen Einbautenziemlich dOster. Diese wurden entfernt und durch eine helle Holzverkleidung ersetzt,die den neuen Eingang markiert und Gaste in das erste Obergeschoss hinaufgeleitet.Bodenbelag und Decke verlaufen, unmerklich durch eine GlastOregetrennt, von auBennach innen durch.

Diealten, nach Westen ausgerichteten Stuben im ersten Obergeschosssind ein beliebterTreffpunkt der Einheimischen. Sie lieferten die Inspiration fOr die Neugestaltung deslinks des Mittelflures liegenden offenen Saales, der an Funktionalitat eingebOsst hatte.Durch die Beseitigung einiger Trennwande und die Erneuerung aller oberflachen ent­standen groBzOgige, halboffene Stuben, die auf Stamm- und Hotelgaste gleichermaBeneinladend wirken . Sie bieten sich sowohl fOr das FrOhstOcksbOffet des Hotels und denRestaurantbetrieb wie auch fOr Hochzeitsgesellschaften, besondere Ereignisse undgroBe Versammlungen an. Mit ROcksicht auf den historischen Bestand wurden die wandeund Decken in den Gaststuben mit gebOrsteten Massivholzpaneelen aus Fichte undWeiBtanne getafelt: die Raurne erhalten durch den Einsatz traditioneller handwerkli­cher Methoden ein zeitgenossisches Erscheinungsbild. FOr die eigensangefertigten Mabelwie StOhle, Banke, BOffetsund schranke wurde Ulmen-vollholz als Material gewahlt.

Die sechs neuen und sorgfaltig umgestalteten Gastezimmer sind Oberden groBzOgigenwohnlichen Flur im zweiten Obergeschoss erschlossen . Beider kompletten Renovierungder Zimmer wurden Schall- und warmedamrnung, Heizung und Beleuchtung aktuellenKomfortstandards angepasst. Ein raffiniertes Eichenholzeinbaumabel, welches Garde­robe, Ablage und Schreibtisch vereint, geleitet die Gaste in den Raum. In seineneinfachen Details ist es zugleich funktional und dekorativ. Dank heller, weiBer Wandeund groBer Fenster wirken die Zimmer luftig. Die Wande des intimeren Schlafbereichssind mit WeiBtanne getafelt, fOr das Badezimmer wurden warme, braun getonte Wandeund Natursteinfliesen gewahlt, Insgesamt bedeuten die handwerklich perfekt gearbei­teten Gastezimmer eine klare Neuinterpretation traditioneller Werte, wie es dem histo­rischen Charakter des Gebaudes entspricht.

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Als kollektive Teamleistung markiert die Renovierung des Gasthofs Krone eine neueForm der Zusammenarbeit zwischen ortsansasslgen Betrieben. Die erfolgreiche Fertig­stellung des Projekts ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafiir, wie das ortliche Handwerkzur Schaffung einer regionalen ldentitat beitragt. Stolz auf seine Traditionen, blilht esauch heute noch im Bregenzerwald.

Zimmer Ansicht en Sud

Badezimm er Ansichl en Sud M 1:100

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acGemeindezentrum LudeschNachhaltiges DenkmodellHermann Kaufmann

Wohnanlage Fichtenweg,Bartholomaberg-GantschierKompakt und kostengUnstigHans Hohenfellner

Gemeindehaus RaggalRegionale wertschopfungJohannes Kaufmann

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Wohnpark Sandgrubenweg, BregenzNachhaltiges WohnenGerhard Horburger, Helmut Kuess,Wolfgang Ritsch, Norbert Schweitzer

Hauptschule Klaus-Weiler-FraxernPassivhaus macht SchuleDietrich Untertrifaller

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94 Nachhaltigkeit

1 aaueruhaus In schwai zenberg. erbaut 1763

Site l7 Bauernhauser m Bodele Bregenzerwald

Das Holzhaus

Dank seiner ausgezeichneten Damrneigenschaften ist Holz der naheliegendste Baustofffur das Bauen im kalten Alpenklima und Mauerwerkskonstruktionen entschieden vorzu­ziehen. [1. 2J Durch groBe Holzvorkommen entwickelte sich OberJahrhunderte hinweg einblOhendesTischler- und Zimmermannshandwerk. Sokann sich die RegionBregenzerwaldin Vorarlberg rilhrnen, eine der heute am besten erhaltenen Holzbautraditionen in ganzEuropa zu besitzen. Der Holzbau herrscht aber in allen Teilen des Bundeslandes vor,nicht nur in den Gebirgsregionen, sondern auch an den Ufern des Bodensees und in denEbenen des Rheintals. Bei materialgerechter Verarbeitung sind Holzkonstruktionenextrem dauerhaft und konnen sogar dem rauen Klima in den Bergen trotzen. Durchentsprechende konstruktive HolzschutzmaBnahmen widerstehen unbehandelte Holz­elemente wie rassaden , Fenster und TOren problemlos Regen. Wind und Schnee. 1mverlauf der Zeit werden die der Sonne ausgesetzten Seiten dunkelbraun gebrannt,wahrend die im Schatten liegenden rlachen eine silbergraue Farbung annehmen . BeiBerOcksichtigung der Regeln. die von den Handwerkern im verlauf der Jahrhunderteentwickelt und von Generation zu Generation weitergegeben wurden, konnen Holzhausereine aufiergewohnlich hohe Lebensdauer erreichen. Die altesten Beispiele im Bregen­zerwald stammen aus dem 17. Jahrhundert. AuBere EinflOsse durch die Grenznahe zuanderen tandem und die kleinteilige und vielfaltige Landschaft trugen dazu bel, dasssich in Vorarlberg mehrere unterschiedliche Holzhaustypen herausbildeten. DieseVielfalt wurde noch durch die Walser. Einwanderer aus dem schweizerischen Wallis.bereichert, die ihre eigene Holzbautradition mitbrachten.

Holz war zu Beginn der Besiedlung Vorarlbergs reichlich vorhanden; eine der Hauptauf­gaben der ersten Siedler bestand in der Rodung der Walder. Vom Mittelalter bis zumEnde des Feudalismus wurde das Bauholz der Bevolkerung vom herrschenden Adel zu­geteilt. Bevor fossile Brennstoffe verfOgbar waren, bildete Holz die einzige Energiequelleund war zudem der wichtigste Rohstoff zum Bau und zur Anfertigung von alltaglichenGebrauchsgegenstanden. Die intensive Abholzung fOhrte schon frOh zu Holzmangel,weswegen strenge Verordnungen und Einschriinkungen bezuglich der Nutzung von Holzgetroffen wurden . [I] SO verwundert es nicht, dass die UrsprOnge des Begriffs der Nach­haltigkeit in den europalschen Forstwirtschaftsbestimmungen des 18. Jahrhunderts zufinden sind. Der deutsche Verwaltungsbeamte HannB Carl von Carlowitz verwendete inseiner 1713 erschienenen «Sylvicultura oeconomica», der ersten umfassenden Abhand ­lung zur Forstwirtschaft. den Ausdruck «nachhaltend», um damit zum ersten Mal dasKonzept einer nachhaltigen Waldwirtschaft zu formulieren. III] Die Idee der Nachhaltigkeitsetzte sich im verlauf des 18. Jahrhunderts in Europa durch. GroBe Flachen wurdenwieder aufgeforstet, vermessen und unterteilt, die Qualitat der Baden errnittelt,Pflanzen und Tiere klassifiziert und der Prozess der Entwaldung ruckganglg gemacht. InDeutschland, Frankreich und England entstanden Forstakademien und der Begriff«Nachhaltigkeit» wurde in andere Sprachen Obersetzt. lrn 19. Jahrhundert wurde inEngland der Begriff «sustained yield forestry» benutzt, welcher als Quelle fOr das heuteverwendete Wort «sustainability» diente. Dennoch blieb bis ins 19. Jahrhundert Holzfllr die Vorarlberger Bauern das billigste Baumaterial. Fastalles im Haus und rundherumbestand aus Holz: die Mabel, die Vertafelung der Stube. das aus mehreren Schindel­schichten bestehende nach , das Brennmaterial fOr den ofen, der GroBteil des landwirt­schaftlichen Gerats, ja sogar die Schuhe ftlr den Alltag.

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4 Montafonerhaus In St. Gallenkorch

5 Walserhauser rm GroBen Walsenal

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Die traditionelLen Hauser

Durch Unterteilung und Erweiterung der ursprOnglichen primitiven Einraumgebaudeentstanden die unterschiedlichen Bauernhaustypen der verschiedenen LandschaftenVorarlbergs. Das traditionelle Bauernhaus war aber keineswegs das Endresultat einerabgeschlossenen Entwicklung, sondern reagierte standig auf sich verandernde sozialeund wirtschaftliche Bedingungen. Manche Zeitraurne erfuhren starke veranderungenund Neuerungen. Als im 17- Jahrhundert mit dem Ende des DreiBigjahrigen Krieges derFriede einkehrte, vermehrte sich der Wohlstand und die sevolkerung wuchs; zugleichwurden groBere und prachtigere wohnhauser gebaut. 1m 19. Jahrhundert zwang dieintensive Landwirtschaft die Bauern dazu, ihre viehbestande zu vergroflern, was auchgroBere stallgebaude und Futterspeicher erforderlich machte. Die wlrtschaftsgebaudewurden vergrofiert und die Dacher der Hauser steiler ausgelegt, damit der Dachbodenmehr Heu aufnehmen konnte. [III] Mit dem Rheintalhaus, dem Bregenzerwalderhaus,dem walserhaus und dem Montafonerhaus entwickelten sich in Vorarlberg vier regionalverschiedene Bauernhaustypen .

Das Rheintalhaus findet sich in den Siedlungen des Rheintales . CharakteristischeMerkmale sind die geschwungene Dachform und die einzigartigen Pultdacher, die soge­nannten Klebedacher, die die rassadenoberftachen effektiv vor Regen schOtzen. BreiteFensterbander sorgen im Inneren fOr eine gute Belichtung fOr die Oberall Obliche textileHeimarbeit. Der Mauerwerkssockel enthalt den webkeller und schOtzt die Holzkon­struktion vor aufsteigender Bodenfeuchte. [IV][6]Der wohl bekannteste Haustyp Vorarlbergsist das aregenzerwalderhaus, das im Gebirgszug des Bregenzerwalds im ostlichenLandesteil zu finden ist. DieserTypusvereint Nebengebaude und Wohnhaus unter einemDach. Wahrend die Hauser im 17. und 18. Jahrhundert mit reichem Schnitzwerk undbunten Malereien verzierte slockwande zeigten, wurden spatere Beispiele vollstandigmit Holzschindeln verkleidet, um die tragenden Holzwande vor Wind und Wetter zuschOtzen. [3.7J Ein auffalliges Merkmal des sregenzerwatderhauses ist der «Schopf», eineOberdachte veranda im Erdgeschoss, die wahrend des Sommers den wohnraum nachauBen vergrosert. Um den Raum auch im Winter und bei schlechtem Wetter nutzen zukonnen, lieB sich die veranda mit Holzladen verschlieBen. [V][8] In den engen walsertalernwar es hingegen unrnoglich, Wohnhaus und wlrtschaftsgebaude zu verbinden, unddeshalb wurde das Walserhaus als frei stehender Gebaudetypus konzipiert. Mit ihrereigenen Blockbautradition errichteten die zugewanderten Walser ihre Siedlungen anextrem steilen Hangen, die oftmals von Lawinen und Erdrutschen bedroht waren. [VI][SJ

Die traditionellen Hauser im Montafon sind in einer Stein-Holz-Mischbauweise errichtet.Die KOche und der Eingang eines Montafonerhauses besitzen hauflg massive stelnwandezum besseren Brandschutz, wahrend slockwande die Schlafzimmer und Wohnbereicheeinfassen . Die weiB getOnchten Fassaden der steinwande sind oft aufwandig mitFreskenmalereien verziert. [VII] [4J

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Nachhaltiges Ressourcenmanagement

DaVorarlberg Jahrhunderte lang ein relativ armes Land war, entwickelte die Bevolkerungeinen Lebensstil, der von Sparsamkeit und Einfallsreichtum gepragt war. Diealte Tradition,vor Ort erhaltliche, natOrliche Baumaterialien zuverwenden, und das daraus resultierendenachhaltige Ressourcenmanagement lassen sich erfolgreich mit der zeltgenossischenArchitektur der Region verbinden. Architekten, Ingenieure und Handwerker sind sichihrer Verantwortung gegenGberder Umwelt bewusst und haben neue Bauformen entwi­ckelt, deren Ziel es ist, Grund, Energie und Materialien so okonornisch und effizient wiemoglich zu nutzen. Der Erfolg dieser Initiative beruht auf dem Expertenwissen dereinzelnen Disziplinen und ihrer engen Zusammenarbeit schon von Anbeginn einesProjekts, was kreative und innovative tosungen ermoglicht.

Die zunehmende Industrialisierung der Baubranche sowie der Einsatz von Vorferti­gungsverfahren minimieren den Materialverbrauch und tragen zu einer optimiertenNutzung von Energie und Ressourcen bel, Der vorwiegende Einsatzvon Holz als Baustoffvermindert den Aufwand an grauer Energie und stellt eine CO2-neutrale Losung dar.Durch die Verwendung von Materialien aus der Region und die seschaftlgung ortsan­sassiger Unternehmen fur Verarbeitung und AusfUhrung verbleibt die Wertschopfung inder Region. Durch neue Verordnungen im Umweltschutz und eine Reihe technischerInnovationen sind die Qualitat des Baubestands sowie die AnsprGchevon Auftraggebernund der Offentlichkeit gestiegen. So werden heute beispielsweise bei immer mehrGebauden Sonnenkollektoren zur Energieerzeugung fllr Warmwasser und Heizung sowiePhotovoltaiksysteme fur die Erzeugungvon Strom vorgesehen. Der Einbau von Warme­pumpen sowie von Heizungsanlagen, die mit Biomassebrennstoffen betrieben werden,tragt zur Reduzierung der Kohlenstoffemissionen bei,

In Gemeinschaft mit regionalen Energieversorgern grOndete die vorarlberger Landes­regierung 1985 das Energieinstitut Vorarlberg, das sich aktiv fur die Senkung desEnergieverbrauchs und den Einsatzerneuerbarer Energiequellen und umweltfreundlicherBaustoffe einsetzt. Basierend auf einer Reihe okologischer Richtlinien bietet es auchAnreize und finanzielle UnterstOtzung fOr private Bauherren und offentliche Investoren .Demzufolge besitzt Vorarlberg heute die groBte Anzahl von Niedrigenergie- und Passiv­hausern in Osterreich. 1m Bundesland werden nachhaltige Bauverfahren entwickelt,wobei der einzigartige Baustil der Region erhalten bleibt. Die aufiergewohnlicheArchitektur Vorarlbergs wid met sich erfolgreich den allgegenwartigen Problemen vonForm, Funktion, Bautechnik und Energieverbrauch und ist damit ein Vorbild nicht nurfur Osterreich , sondern fllr das gesamte Europa. [9]

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Gemeindezentrum LudeschHermann Kaufmann

NachhaltigesDenkmodell

In Ludesch, einer kleinen Gemeinde in der Nahe der Stadt Bludenz, hat nachhaltigesDenken Tradition. Schon 1992 entschied sich die Gemeinde, auf den Einsatz von PVC inoffentlichen Gebaudeprojekten zu verzichten, und 1994 trat man dem InternationalenKlimabiindnis bel, 1995wurde eine sorgfaltige Erfassungder Gebaude im Dorf und ihresEnergieverbrauchs vorgenommen, auf deren Grundlage ein eigenes Forderprogrammfllr energiesparende MaBnahmen eingefUhrt wurde . Seitdem unterstiitzt die Gemeindedie Einwohner finanzieU bei vorhaben zur Verbesserung der Warmedammung, beimEinbau von SolarkoUektoren und Zentralheizungsanlagen mit Holzfeuerung sowie beimAnschluss an die ortliche, mit Biomasse betriebene Fernwarmeanlage. 1998 wurdeLudesch Mitglied im e5-Programm, einer vom Energieinstitut Vorarlberg angeregtenInitiative zur Qualifizierung und Auszeichnung von energieeffizienten Gemeinden in derRegion. 1995 wurde der Bau eines neuen Gemeindezentrums beschlossen, fur dasHermann Kaufmann im Jahr 2000 als Architekt verpflichtet wurde. Die Gemeindeermutigte die Einwohner zur aktiven Beteiligung, um ein hochwertiges sebaude mitverschiedenen Nutzungen zu schaffen, das hinsichtlich Kosteneffizienz und Okologie einVorzeigeprojekt werden soUte.

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102 Gemeindezentrum Ludesch

Das schnelleWachstum desOrtes in den letztenJahren hatte zueinersehrheterogenenStruktur undstarkerZersiedlung gefOhrt. Ein eigentliches Ortszentrum gabesnicht. Diebestehenden offentlichen Gebaude wie Kirche, Schule und Gemeindezentrum standennur in loser raurnlicher Beziehung zueinander. Ein wichtiges Ziel des Bauvorhabensbestand darin, die Entwicklung des Dorfes und seiner ldentitat durch ein wirklichesZentrum zu starken. Das neue, zweigeschossige Gebaude mit u-formigem Grundrissmarkiert dasEnde der HauptstraBe und bildet einenPlatz. Bestandteile desProgrammswie Laden, Bilros, Wohnungen, Cafe, Postamt, Mehrzweckraume und Gemeindeamtsind an diesen Platz angelagert, Uber dem ein groBes, auf schlanken saulen ruhendes,glasernes Vordach schwebt. Das mit durchsichtigen Photovoltaikzellen ausgestatteteDach reduziert den Gesamtenergieverbrauch des cebaudes und erlaubt die Nutzungdes Platzes auch bei schlechtem Wetter. Das Spielvon Licht und Schatten auf Wandenund Boden verandert den Charakter des AuBenraums je nach rages - und Jahreszeit.Der neugeschaffene Platz wird zu einemTreffpunkt und Kommunikationszentrum undladt die Einwohner dazu ein, sichamtaglichen Leben desDorfes zu beteiligen. Dadurchstellt sichdasGemeindezentrum der zunehmenden Individualisierung undZersiedlungs­tendenz entgegen, welche viele landlichen Gemeinden in der gesamten Region betreffen.

Konstruktion

DerPlanungsprozess und die BauausfOhrung profitierten voneinem integrativen Ansatz,durch den Fragen der okologlschen, okonomlschen und sozialen Nachhaltigkeit aufunterschiedlichen Ebenen berUcksichtigt werden konnten. Die umweltbewusste Mate­rialwahl reduziert die Belastung des Gebaudes fur die Umgebung. Vor allem erhieltenBaustoffe ausder Region den vorzug, sodass der Energieverbrauch und die Kosten, dieUblicherweise bei langen Transportwegen anfallen, deutlich gesenkt werden konnten.Die unbehandelten Holzoberflachen im AuBenbereich wurden nicht mit Schutzanstrichenversehen, sondern werden durch angemessene konstruktive HolzschutzmaBnahmenerfolgreich vor der Witterung geschUtzt. Als Warmedammung in Wanden und Deckenwurden nur wiederverwertbare Materialien verwendet. Auf Farben, Lacke und Binde­mittel, die t.osungsmittel und weichmacher enthalten, wurde verzichtet, ebenso auchauf Baumaterialien mit PVC, Fluorkohlenwasserstoffen oder Formaldehyd.

Das Tragwerk des Gemeindezentrums bilden vorgefertigte Holzelemente auf einemSockelgeschoss aus Stahlbeton. Fur die gesamte Konstruktion und Hiille wurde WeiB­tanne aus heimischer Produktion verwendet, das HolzfOr den Innenausbau wurde ausdem Schwarzwald und aus den franzosischen Vogesen bezogen. Die Oberflachen sindteils sagerau, teils geburstet, teils gehobelt, wobei auf ein abwechslungsreichesErscheinungsbild geachtet wurde. Holzverschalung und vertikale Holzamellen ausWeiBtanne bestimmen das AuBere. Ein DachUberhang aus Furnierschichtholz schUtztdie Fassade vor direkter Bewitterung und nimmt den textilen Sonnenschutz auf. Diegesamte Konstruktion wurde von zwei ortsansassigen Zimmereien in der Werkstattvorgefertigtunddannvor Ort montiert. Die auBeren Holzelemente sindmit Zellulosefaserisoliert , die inneren wande und die Decken mit Schafwolle gedarnmt, Wahrend derMontage wurden Betonanker, Schrauben und kIebebander verwendet, um Leimverbin­dungen zu vermeiden. Aile Baustoffe wurden strengen, kontinuierlichen Kontrollenunterzogen ; die Eigenschaften und die Zusammensetzung jedes einzelnen der 214

verwendeten Produkte wurden in einem Datenblatt erfasst.

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1Dach (U=O,10 W/ m'K)Elastomerbit umenbahn 2-lagig.beschiefert 10 mmwarmadammung Mineralwolle 2 x 120 mmGefalle dammung EPS-Hartschaum 70 mmDampfsperre Bitum enbahnDiagonalschalung Fichte sagerau 27 mmDeckenba lken 110x 280 mm

Holzrost abgehangt 280 mmAkustlkdarnrnung Schafwoll e 40 mmAkust ikvli es schwarzAkust ikdecke Lamelle WeiBtanne 20 x 40 mm

2Elasto merb itu menbahn 2-l agig,

beschiefert 10 mmFurniersperrholz Fichte 60 mm

3Sonnenschut z mit SeilfUhru ng

4Holzfen ster mit Dreifachverglasung

5BrOstung (U=O,15W/m'K)Schalung WeiBtanne, sagerau30 mmHolzlattung 70 mmWindpapierschalung Fichte 18 mmHolzstander 60-80 x 300 mrn,dazwischen warmsdammungDreischichtplatte Fichte 19 mmDampfbremseHolzlattung 50 mm, dazwischenWarmed ammung Schafwoll eGipska rtonplatte 12,5 mmVerk leidu ng WeiBtanne 20 mm

6Parkett Eiche. ge6lt 22 mmZementestr ich 58 mmDampfbremser rlttschalldamrnung 30 mmSplittschOttu ng gebunden 38 mmHohl kastendecke 332 mm, vorgefertigt :Furnierschichth olz auf Brettschicht­holzr ippen , dazwischen Dammun gSchafwolle 40 mm

narnmung Schafwolle 50 mmBrandschutzplatte Gipskartonplatte 15 mmAkust ikdam rnung Schafwolle 40 mmAkust ikvlies schwar zAkustikdecke Lamelle WeiBtanne20 x 40 mm

7FuBboden gegen unbeheiztesUnt ergeschoss (U=0 .30 W/m 'K)Parkett Eiche ge61t22 mmZementestr ich 58 mmDampfbremserrlttsch al ldarnmung 30 mmPerlitschOttung gebunden 70 mmStahlb eton 300 mm

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106 Gemeindezentrum Ludesch

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Energiekonzept

Um dieAnforderungen eines okologischen undnachhaltigen oebaudes zu erfUllen, wurdedasGemeindezentrum nach dem derzeitgUltigen osterreichischen Passivhaus-Standarderrichtet, nach dem der Jahresheizwarrnebedarf 15 kWhjm2a nicht Uberschreiten darf.Dies wurde durch Dreifachverglasung, hervorragende Warmedammung, eine luftdichteKonstruktion und eine LUftungsanlage erreicht, die Warmeverluste durch unsachge­maBes LUften minimiert. Das BelUftungssystem ist aneine Grundwasserpumpe gekoppelt,die die ganzjahrig konstante Temperatur desGrundwassers im Winter zur Heizungundim Sommer zur KUhlung nutzt. Bei Bedarfstellt das ortliche Biomasse-Heizkraftwerk,dasbereits mehrals achtzigHaushalte im art versorgt, zusatzliche Heizenergie zurVer­fUgung. Die Energie fUrdasWarmwasser liefert die 30 m2 groBe Sonnenkollektoranlageauf dem Dach des Gebaudes. Zusatzlich ist das 350 m2 groBe vordach aus Verbund­Sicherheitsglas mit durchsichtigen Photovoltaik-Paneelen bestUckt, die jahrlich 16 000

kwh an umweltfreundlicher Elektrizitat liefern. Dieser Strom wird in das 6ffentlicheNetzeingespeist und kann biszu fUnfHaushalte versorgen. DerPrirnarenerglebedarf fUrdie Errichtung desGebaudes betragtweniger als18 kWhjm2 - rund die Halfteder Menge,die normalerweise bei konventionelleren Bauverfahren benotigt wird.

Die Baukosten fUr das Gemeindezentrum beliefen sich auf 5,9 Millionen Euro. Die Ent­scheidung, umweltfreundliche anstatt konventionelle Bauprodukte zu verwenden,erbrachten Mehrkosten von 1,9 Prozent des Gesamtbudgets. Weitere Zusatzkostenentstanden durch die Installation innovativerHaustechnik und die Photovoltaikanlage.Diesen Kosten stehen aber die zu erwartende langeBetriebsdauer desGebaudes, seinereduzierten Wartungskosten, zusatzliche Fordergelder von der Landes- und der Bun­desregierung sowie die zusatziichen Einnahmen aus der Stromerzeugung gegenUber.Das Gemeindezentrum ist eingutes Beispiel daftir, dass offentliche Projekte ohneeinenwesentlichen Anstieg der Baukosten nachhaltig und okologisch geplant und errichtetwerden konnen,

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Wohnanlage Fichtenweg, Bartholomaberg-GantschierHans Hohenfellner

Kompakt undkostengiinstig

Die kleine Gemeinde sartholornaberg ist ein Ferienort im Montafon. Die Gebirgsregionist filr ihre guten Wander-, Ski- und Mountainbikemoglichkeiten bekannt. Ebener Bau­grund ist hier hingegen rar. Da der Bauplatz zueinemder wenigen ebenen GrundstOckeim Dorf zahlteund deswegen sehrwertvoll war,wollte der Bauherr diesdurch einever­dichtete Bebauung rnoglichstgut ausnutzen. Die Reihenhausanlage besteht aus sechszweigeschossigen Einheiten mit je 103 m2 wohnflache. Der kompakte, kostengOnstigeEntwurfmachtdie Hauser auch fur junge Familien attraktiv und erschwinglich unddientals gutes Beispiel filr zukOnftige Bauvorhaben in der Gemeinde.

Die einzelnen Wohneinheiten sind von der Nordostseite erschlossen. Diese Fassadewirkt durch die kleinen Fenster, die Warmeverluste in den Wintermonaten minimieren,geschlossen und introvertiert. Die gegenOberliegende Siidwestfassade offnet sich mitgroBzOgigen Verglasungen, Dachterrassen und Freiflachen zur umliegenden Landschaftund kann dadurch solarewarmegewinneausnutzen. Die KOche, der Essbereich und diewohnraurne liegen im Erdgeschoss, wahrend sich im Obergeschoss drei Schlafzimmer,ein Badezimmer und eingroBzOgiger Schrankraum befinden. Obwohldie Hauser relativkompakt sind, wirkt das Innere recht groBzOgig. DerArchitekt besann sich auf vergan­gene Traditionen, indem er Techniken zur Raumgestaltung nutzte, die schon in altensauemhauser angewendet wurden. Durch eingeschicktes Spielmit Fensterproportionen

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110 Wohnanlage Fichtenweg. sarthclcmaberg-aantschier

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Dach (U=0.15W/m'K)KiesschOttung 50 mmBitumenbahn 3-lagigTrennlageGefalledammung 40-120 mmcss-stane 22 mmHolzbalken 90 x 220 rnrn, dazwischenwarmedammungDampfsperreHolzlattung 30 mmGipskartonplatte 12.5 mm

2Holzfenster Larche mit Isolierverglasung

3Terrasse (U=0.15w/m'K)Holzrost Larche 30 mmUnterkonstruktion BO mmAbdichtung Bitumenkautschuk t-lagigGefalledammung 60-100 mmDichtungsbahnaSB-platte 22 mmHolzbalken 90 x 220 rnrn, dazwischenwarrnedammungDampfsperreHolzlattung 30 mmGipskartonplatte 12.5 mm

4FuBboden (U = 0.18W/m'K)Fertigparkett 15mmHeizestrich 60 mmDampfbremsetrlttschalldamrnung 50 mmaSB-Platte 22 mmHolzbalken 90 x 220 rnrn, dazwischenwarmedammungDampfsperreHolzlattung 30 mmGipskartonplatte 12.5 mm

5AuBenwand (U=0.25 W/m'K)Schalung Larche 20 x 66 mmHinterlOftung 24 mmDampfbremseHolzfaserplatte 16 mmHolztafel gedarnrnt180 mmcsa-aane 15mmDampfsperreHolzlattung 30 mmGipskartonplatte 2 x 12.5 mm

6FuBboden (U=0.23 W/m'K)Fertigparkett 15mmHeizestrich 60 mmDampfbremsewarrnedammung 140 mmrrtttschattdarnmung 20 mmStahlbeton 180 mm

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und BrOstungsh6hen gelang es ihm, auch kleinen Raumen GroBzOgigkeit zu verleihen.Aus der langgestreckten Hauserzeile sind zwischen den einzelnen wohneinheitenOffnungen ausgeschnitten. Diese Oberdachten AuBenbereiche dienen zugleich alsAuto­unterstand, geschOtzter Eingang und abgeschirmter, privater Sitzbereich. Durch sieerhaltendie preisgOnstigen, kompakten Wohnungen einegroBe, flexible Obergangszonezwischen Innen und AuBen. Jede Einheit besitzt ein eigenes Kellergeschoss, in demsamtlicheHausanschlOsse wie auch derAnschluss andie Zentralheizung der Wohnanlageuntergebrachtsind.

Konstruktion und Energiekonzept

Das vorgefertigte Holztafelsystem mit hoch gedarnrnten Flachdachern ruht auf einemStahlbetonkellergeschoss undwurde nach denVorarlberger «oko 1»-Richtlinien gebaut.NichttragendeTrennwande im Innernerm6glichen ein H6chstmaB an Flexibilitat, da dieEigentOmer die Flachen nach ihren eigenen BedOrfnissen gestalten k6nnen. Eine hori­zontale tarchenschalung bildet die AuBenhOlle, die die einzelnen Einheiten in einemgroBen Gebaudevolumen zusammenfasst. 1m Laufder Zeit wird die Holzschalung unterdem Einfluss von Sonne und Regen einegleichrnafsige, graubraune Patina annehmen.

Die Wohnanlage ist mit einer zentralen Pelletsheizung mit 26 kw Heizleistung ausge­stattet, die alle sechs Wohneinheiten versorgtund in einem Gemeinschaftskeller unter­gebracht ist. Bei den immer popularer werdenden Holzpelletshandelt essich um einenBrennstoffaus verdichtetemsagernehl, dasalsAbfallprodukt in sagewerken anfallt, Siebesitzen einen sehr hohen Heizwertundstellen zudem eineco.-neutrate L6sung dar,dadie wahrend der Verbrennung abgegebene Menge an Kohlendioxid genau der Mengeentspricht, die der Baum wahrend seines Wachstums aufgenommen hat. Ein 50 m2

groBer Sonnenkollektor mit groBem Pufferspeicher versorgt die gesamte Anlage mitWarmwasser. Mit ihrer minimierten Grundflache, dem kompakten Volumen und ihrerEnergieeffizienz bildet dieseWohnanlage eine sinnvolleAlternative zu den zahlreichenfreistehenden Einfamilienhausern, die zur Zersiedlung der Region beitragen.

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EG M 1:500

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Gemeindehaus RaggalJohannes Kaufmann

RegionaleWertschopfungRaggal ist ein Dorf mit ungefahr goo Einwohnern im abgelegenen GroBenWalsertal. Mitdem Neubau des Gemeindehauses wollte die kleine Berggemeinde aile ihre Gemeinde­dienste unter einem Dach vereinigen . Der siegreiche Wettbewerbsentwurf sah einGebaude vor, das sich zum Dorfplatz einst6ckig, nach Norden - die Topografie desGelandes ausnutzend - dreigeschossig prasentiert. Das Gebaude erganzt das beste­hende Ensemble aus Kirche, Schule und Gasthof und erhalt die spektakulare Aussicht,die sich vom Dorfplatz aus bietet. Wichtige Sichtbeziehungen zwischen den bestehendenGebauden bleiben erhalten und somit wird das historische GefOge des Dorfkerns nichtbeeintrachtigt,

Die Form des geneigten Pultdaches wurde durch die raurnliche Anordnung der einzelnenProgrammelemente bestimmt, wobei dem nordwarts orientierten Sitzungssaal desGemeinderats im obersten Geschossder gr6Bte Stellenwert zukommt. Gerneindebllros,Touristeninformation , Familienberatungsstelle und eine Gemeinschaftskuche sind imErdgeschoss untergebracht und vom Dorfplatz zu erreichen. 1m separat erschlossenenUntergeschoss befinden sich neben dem Probelokal der Musikkapelle Technikraurneund die mit Biomasse betriebene Heizanlage.

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114 Gemeindehaus Raggal

Konstruktion

Die Gemeinde - eines vonsechs norfern im UNESCO-Biospharenpark «GroBes Walsertal»- woUte vor Ort gewachsenes und geschlagenes Fichten- und Tannenholz aus demgemeindeeigenen Wald fur die Errichtungdes Neubaus verwenden. GroBer Wert wurdeauf regionale Wertschopfung gelegt und daher galt es, Baumaterialien heimischerHerkunft zuverwenden und ortsansassige Unternehmen zu beauftragen.

Als gelernter Zimmermann begruBte der Architekt die Entscheidung, fOr den Bau desGemeindehauses vorwiegend Holz zu verwenden, konnte er doch so sein Fachwissenund handwerkliche Kenntnis in das Projekt einbringen. Der Einsatz von heimischemHolz verlangte zudem, im Vorfeld eine Zuschnittliste der erforderlichen QuerschnitteaufzusteUen, damit das Holzrechtzeitigflir den Bau geschlagen undgetrocknet werdenkonnte. DerArchitekt wahlte mit dem Biirgerrneister und dem Forster geeignete saumeim dorfeigenen Wald aus, und ermittelte gemeinsam mit dem Zimmermann und demBesitzer des sagewerks 40 bis 50 verschiedene Schnittmuster, die festlegten, welcherTelleines Baumes fur welchenZweck verwendetwerden soUte. Dadurch wurdefilr jedesBauteil eingenauer oualitatsanspruch definiert undjeder Stamm optimal eingeteilt, umVerschnitte zuvermeiden.

Das Konstruktion des Gemeindehauses besteht aus vorgefertigten Holzelementen aufeinem Stahlbetonuntergeschoss. Die freiliegenden Dachsparren sind wegen der hohenSchneelasten in der Region in einem Abstand von60 mmangeordnet. Das RastermaB desGebaudes erweitert sich im ersten Obergeschoss auf 600 mm und im Erdgeschoss auf2,40 m. Die resultierenden kurzen Spannweiten lassen sich leicht mit votlhotztragernbewaltigen, sodass auf den Einsatz von Brettschichtholz verzichtet werden konnte. FuraUe konstruktiven Elemente wurde Fichte, fur die Verschalung der Fassade weiBtanneverwendet. Holzoberflachen dominierenauch den Innenraum und erzeugen zusammenmit den groszuglgen Raurnhohen und Verglasungen eine angenehme Atrnospare. MitAusnahme der sanitarraurne bestehen Wand-, Deckenverkleidungen und Einrichtungausmassiven WeiBtannenplatten. Das Gebaude ist kein Massenprodukt, sondern durchdas ortliche sagewerk und ortsansassige Zimmerleute maBgeschneidert und sorgfaltigvorgefertigt.Durch seine Materialitat filgt sichdasneue Gemeindehaus in seine landlicheumgebungein und vermittelt dadurch zwischen traditioneUem Bauhandwerk und eineranspruchsvollen zeitgen6ssischen Formensprache.

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1

Dach (U=0.18 W/m'K)Blecheindeckung 2 mmTrennlageDachschalung 30 mmkantholzer 60 x 200 mm, dazwischen

HinterlUftungUnterspannbahn

Holzschalung 20 mmKanthOlzer in Kreuzlage 2 x 60 x 120 mm,

dazwischen WarmedammungMineralwolle

DampfbremseHolzwolleleichtbauplatte 35 mmSparren Fichte 60 x 160 rnrn , sichtbar

2Dachrinne

3Beleuchtung abgehangt

4

HolzstUtze Fichte 70 x 600 mm, mitBlech eingefasst

5Holzfenster Wei6tanne mit Dreifach­verglasung

6Au6enwand (U=0.18 W/m'K)Deckschalung Fichte sagerau 22 mmBodenschalung Fichte sagerau 22 mmTraglattung 24 mmHinterlUftung 32 mmWindpapierDiagonalschalung Fichte 18 mmKanthOlzer 60 x 240 rnrn , dazwischenwarmedammung MineralwolleDiagonalschalung Fichte 22 mmDampfbremse

Installationsebene/Unterkonstruktion 62 mmLeimholzplatte Wei6tanne gebUrstet 20 mm

7Einbaumobel aus LeimholzplatteWei6tanne gebUrstet

8Parkett Eiche 17mmHeizestrich 73 mmTrennlage

Trittschalldammung30 mmEPS-SchUttunggebunden 60 mmStahlbeton 300 mm

Abhiingung/Unterkonstruktion 300 mmAkustikplatte Wei6tanne 60 mm

9LUftungsleitungen fUr Frisch- und Fortluft

10EingangstUre Wei6tanne

11StUtzmauer Sichtbeton

12Fu6boden (U=0.27 W/m'K)Parkett Eiche 17mmWerkstoffplatte 23 mmDampfbremsewarmedarnmung Mineralwolle 100 mmSchUttung 130 mmAbdichtungBodenplatte Stahlbeton 300 mmperimeterdammmung 60 mm

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116 Gemeindehaus Raggal

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Energiekonzept

Dem Architekten lag es nicht daran, mit allen Mitteln den osterreichlschen Passivhaus­Standard zu erreichen, er griff aber gleichwohl auf Passivhaustechnologien zurilck, umdenEnergieverbrauch zuvermindern. Sein kompaktes Volumen, eineluftdichte Gebaude­hiille, Dreifachverglasung, Holzelemente mit 32 cm Darnrnung und eine kontrollierteBe- und EntlUftung mit warrneruckgewinnung machen dasGemeindehaus zum Niedrig­energiehaus. Nichtsdestotrotz geben groBe, nach Nordwesten gerichtete Fenster denBlick in die umgebende Landschaft und hinunter ins Tal frei. Die Biomasse-Heizanlageim Untergeschoss wird hauptsachlich mit Waldhackgut betrieben und liefert Heizenergiefur den Neubau wie auchfur sieben weitere sebaude im Dorf.

Das Gemeindehaus kann alsProdukteinererfolgreichen Zusammenarbeit zwischen allenam Bauprozess Beteiligten gelten. Bauherr, Architekt, Ingenieure und Handwerker trugendazu bei, dass Planung und AusfUhrung reibungslos verliefen.

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Wohnpark Sandgrubenweg, BregenzGerhard Horburger, Helmut Kuess,Wolfgang Ritsch, Norbert Schweitzer

NachhaltigesWohnenDerWohnpark Sandgrubenweg wird vonvier viergeschossigen saukorpemgebildet, diejeweils fOnfWohnungen pro Geschoss enthalten und Ober einezentrale Treppenanlagemit Fahrstuhl erschlossen sind. Die leicht geschwungene Figur der Gebaude folgtestadtplanerischen Oberlegungen, den topografischen Gegebenheiten und demWunschnach einer Maximierung solarer Zugewinne. Basierend auf sich OberschneidendenSinuskurven stellt dieseAnordnung sicher, dass sichdie cebaude nicht gegenseitig ver­schatten. Die Positionierung der saukorper, dieAusblicke vondengroBzOgigen Terrassenund der angrenzende Park mit Baumbestand vermitteln den Eindruck vom Wohnen imGrOnen. Die Wohnanlage bietet ihren Bewohnern ein umfangreiches Angebot an Dienst­leistungen, zu denen ein Fahrradverleih, Wasche-, Einkaufs- und Umzugsservice sowiedie Moglichkeitzum Carsharing gehoren.

Die Niedrigenergie-Wohnanlage mit 75 Eigentumswohnungen diente als Pilotprojektmitdem Ziel, die oualltaten eines Einfamilienhauses im mehrgeschossigen Wohnungsbauumzusetzen. Einer der SchlOsselaspekte bestand in einer modularen Architektur mitmaximaler Flexibilitat, die esden kOnftigen EigentOmern erlauben sollte, die Grundrisseihrer Wohnungen nacheigenen BedOrfnissen zugestalten.Zu Beginn konnten die Inter­essenten Wohnungsgrundrisse zwischen 30 und200 m2 wahlen, die dannnach Beliebenunterteilt werden konnten. Auf der Basis von Regelgrundrissen konnten die Kaufer auseinem Katalog vonZusatzoptionen auswahlen undsoeinen «BesteUplan» ihrerWohnungausarbeiten, in demWOnsche zurAusstattung, Armaturen, Informations- und Kommuni­kationstechniksowieMaterialienund Farben festgehalten wurden. Dadurch war esden

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120 Wohnpark Sandgrubenweg, Bregenz

kUnftigen EigentUmernschon sehr frilh rnoglich, sich ein genaues Bild vom Aussehen ihrerWohneinheit zu machen und prazise Kosten zu kalkulieren. Genauso wichtig wie dasEingehen auf KundenwUnsche zu Beginn der Planung war es, auch spatere Grundriss­anderungen durch das Entfernen innerer trennwande zu errnoglichen. Dafllr bedurftees schon in der Entwurfsphase einer vorausschauenden Planung hinsichtlich der Integ­ration von Haustechnik und dem asthetischen Gesamteindruck. Jede Wohneinheit solltezudem gemeinsam mit ihren Nutzern «altern» und sich so im Laufe der Zeit an die sichandernden WohnbedUrfnisse anpassen konnen. Wahrend die Planung also ein groBesMaB an Flexibilitat der einzelnen wohnungen vorsah, sollte sich dies an der auBeren,einheitlichen Erscheinung der aebaude nicht auspragen. Zwar konnen Fenster und TUrenin der Fassade nach individuellen Vorlieben angeordnet werden, die umlaufendenTerrassenbander und beweglichen schiebeladen aus Lochblech Uberspielen jedochetwaige Unregelrnafiigkeiten und sorgen fur ein Uberzeugendes Gesamtbild.

Der Wohnpark ist Teil des umfassenden Forschungsprojekts «inkl.wohnen», welchesvom Bauherrn, einem Investor und Projektentwickler, in Auftrag gegeben worden warund sich mit Fragen der Nachhaltigkeit im Geschosswohnungsbau auseinandersetzte.Die Studie wurde vom Osterreichischen Bundesministerium fUr Verkehr, Innovation undTechnologie im Rahmen des Forschungsprogramms «Haus der Zukunft» unterstUtzt.Definierte Forschungsziele sind eine erhohte Energieeffizienz, der verstarkte Einsatzerneuerbarer snergjetrager und nachwachsender Rohstoffe sowie die starkere seruck­sichtigung der NutzerbedUrfnisse, wobei die Baukosten mit jenen konventionellerBauweisen vergleichbar. sein .mUssen. Am Projekt war ein Team von Experten aus

verschiedenen Fachrichtungen, darunter Architektur, Stadtplanung, Baubiologie, Bau­okologie, Bauphysik, Facility-Management, Kommunikationstechnologie, aber auchPsychologie und Soziologie, stark beteiligt. Ziel der Studie war die Entwicklung einesganzheitlichen Ansatzes filr den verdichteten Wohnungsbau mit gehobenem Ausstat­tungs- und Dienstleistungsangebot. Daserarbeitete Konzeptsollte unter BerUcksichtigungder Lebenszykluskosten und der Schaffung hoher und langfristiger Wohnwerte umge­setzt werden, wobei fllr die Bewohner trotz des verbesserten Leistungsangebotes keinezusatzkosten entstehen sollten.

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122 Wohnpark Sandgrubenweg , Bregenz

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Dach (UsO,1I5 W!m'K)DachbegrUnung auf Einschicht­

Extensivsubst rat 100 mmWasserleitprofilTrenn-, Schutz- und Speichervlieswarrnedamrnung EPS-Hartschaum 340 mmDampfspe rreVliesStahlbetondecke im Gefalle 280 mm

2Dreifachverglasung (U=O,70 W!m 'K)

3Schiebeladen

4

SchiebeladenfUhrung

5Sonnenschutz

6FuBboden (U=O,169 W!m' K)Parkett 15 mmEstrich 60 mmDampfsperrernttschattdamrnung 30 mmWarmed ammung 150 mmStahlbeton 2BO mm

7

Holzrost 27 x 100 mmHolzlattung 27 x 100 mm

Holzlattung 60 x 100 mm aufhohenverstetlbaren Terrassenlagern

Folienabd ichtungVliesStahlbetondecke im Gefalle 280-370 mm

8AuBenwand (U-O,145W!m'K)Dreischichtplatte Larche 19 mmHolzlattung 60 x 40 rnm, dazwischen

HinterlUft ungosa-stane15 mmHolzstander 200 mm, dazwischenWarmedammung

Gipsfaserplatte 15mmHolzlattung 60 x 50 mm, dazwischenwarrnedamrnungGipskartonplatte 12,5 mm

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Konstruktion

Die cebaude sind in einer Stahlbeton-Skelettbauweise errichtet, deren StOtzen undFlachdecken auf der Sammeltiefgarage aus Stahlbeton ruhen. Die nichttragendenAuBen- und lnnenwande sowie die Balkontrennwande bestehen aus vorgefertigten Holz­elementen. Um hochste Hexibilitat zu gewahrleisten, wurden diese nicht geklebt,sondern mechanisch befestigt. Die Fassadenplatten bestehen aus unbehandelterLarche und errnoglichen eine leichte verschiebung von Fenster- und Tilroffnungen. Dieversetzbaren lnnentrennwande aus Holz konnen leicht an veranderte NutzerbedOrfnisseangepasst werden . Die Flexibilitat der Grundrisse wird durch hohe Decken- und FuBbo­denaufbauten gewahrleistet, wobe i eine Raurnhohe von 2,65 m die Abhangung vonBelOftungsrohren errnoglicht. Der sonst Obliche Einbau von lnstallationsschachten furBader und KOchen war nicht erforderlich. Stattdessen gibt es fOr Schmutz- und Regen­wasser gebOndelte Fallstrange. schiebeladen aus pulverbeschichtetem Lochblech die­nen als Sonnenschutz.

Energiekonzept

Drei der vier Gebaude wurden gemaB den vorarlberger «a ko 2»-Richtlinien geplant.Um finanzielle Beihilfen aus diesem Programm zu erhalten, mussten die Gebaude eineReihe strenger okologischer Vorgaben einhalten, darunter eine Reduzierung des Heiz­energiebedarfs auf hochstens 35 kWh/m 2a, ein weit niedrigerer Wert als bei ahnlichenWohnbauten aus dem gleichen Zeitraum. Eine Holzpellets-Zentralheizung versorgt allewohnungen Obereine FuBbodenheizung mit warms. Jede Wohneinheit verfOgt ObereinBedienelement zur Raumtemperatursteuerung, das dem Nutzer auch den Energiever­brauch angezeigt. zusatzllch hatten Kaufer die Moglichkeit, sich fOr den Einbau einerkontrollierten Be- und EntlOftungsanlage mit WarmerOckgewinnung zu entscheiden.

Dasvierte Gebaude ist das erste Mehrfamilienwohnhaus osterrelchs, das nach den Vor­arlberger «a ko 3»-Passivhausrichtlinien gebaut wurde , die einen Heizenergiebedarfvon hochstens 15kWh/m 2a erlauben. EineAusfOhrung aller vier Gebaude als PassivhauslieB sich nicht verwirklichen. Da alle Gebaude an einem Nordhang stehen, lassen sichkaum bedeutende solare warrnegewinne erzielen. AuBerdem stimmten nur 20 Prozentder zukOnftigenBewohner dem Einbau eines mechanischen LOftungssystems zu, welchesaber erforderlich ist , um den Heizbedarf auf den geforderten Wert zu senken.

Die Wohnanlage setzt neue MaBstabe im Geschosswohnungsbau. Als Ergebnis einerumfassenden Forschungsstudie ist das Projekt ein ausgezeichnetes Beispiel fiir dieerfolgreiche und umfassende Integration okonornischer, okologischer und sozialerBelange. In den kommenden Jahren werden Daten und Erkenntnisse Oberdas Verhaltenund die Nutzung der cebaude gesammelt, um das Konzept fiir Nachfolgeprojekte zuverbessern und weiterzuentwickeln .

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124

Hauptschule Klaus-Weiler-FraxernDietrich Untertrifaller

Passivhaus macht SchuleDie bestehende Hauptschule der drei Gemeinden Klaus, Weilerund Fraxern im Rheintalwar Mitte der1970er nach einem padagogischen Konzept erbautworden, dasgroBzOgigeGemeinschaftsflachen innerhalb des Gebaudes vorsah. Verglichen mit heutigen Ver­haltnissen war die Betonkonstruktion nur schwach gedarnrnt und besaB ein ineffizienteselektrisches Heizungssystem. Nach rund 25 Jahren entsprach nun die Raumanordnungnicht mehr den BedOrfnissen der Schule und das gesamte Gebaude harte umfassendsaniert werden mOssen, um heutigen Bauvorschriften zugenOgen. Eine StudiekamzumSchluss, dass eine Renovierung aus Wirtschafts- und UmweltgrOnden nicht sinnvollware, sodass sich die ortliche schulbehordeentschied, dasalte Gebaude zuverkaufenund ein neues Gebaude fOr bis zu 350 SchOler zu errichten. Man entschied auBerdem,die bestehende Turnhalle zu erhalten, die in einerzweiten Phase renoviertwerden solI.Da das alte schulgebaude extrem hohe Betriebskosten verursacht hatte, wurden fOrdenzweistufigen Wettbewerb sehr klareokonomische undenergetische Rahmenbedin­gungen festgelegt. 1m FrOhjahr 2001 ging das BOro Dietrich Untertrifaller als Siegerhervor und erhielt den Auftrag fOr die Planung der neuen Schule. Aufgrund des engenZeitplans entschieden sichdie Architekten,dasGebaude als Holzbau mit vorgefertigtenHohlkastenelementen auszufOhren. Das fertiggestellte sebaude wurde nach einerPlanungs- und Bauzeit vonnur18Monaten in Betriebgenommen. Mit einem Heizenergie­bedarf von unter 15 kWhjm2a ist das Gebaude die erste Schule Osterreichs, die diestrengen Vorarlberger Passivhausrichtlinien erfOllt.

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126 Haupt schule Klaus-Weile r- Fraxern

Das t-forrnige Gebaude ist leicht von der HauptstraBe zurOckgesetztund fasst zusammenmit der bestehenden Turnhalle einen Platz, der durch eine Baumreihe gegen die StraBeabgeschirmt ist . Der schlanke , dem offentlichen Platz zugewandte Riegel beherbergt imErdgeschoss den Oberdachten Haupteingang und die zweigeschossige Eingangshalle,die auch als Aula genutzt wird; die Bib liothek der drei Gemeinden liegt darOber. DieserFlOgel schirmt die dahinterliegenden Klassenzimmer und den Schulhof vom StraBen­larrn abo Der zweihOftig organisierte Hauptbaukorper der Schule enthalt auf zweiGeschossenostseitig zwolf Klassenzimmer, wahrend auf der Westseite die verwaltungs­und sonderunterrlchtsraume liegen. Durch einen dreigeschossigen Oberlichtraumneben dem zentralen Gang WIt Tageslicht bis in die unteren Geschosse. EinzelneZugangsstege binden die Klassenzimmer im Osten an, wahrend ein Streifen mit Neben­und Haustechnikraurnen, Toiletten und Fluchttreppenhaus den Korridor im Westenbegrenzt . Die Oberlichter und die hohen, eingebauten Garderobenkasten gliedern dieErschliebungsflachen und verwandeln den langen Korridor in den Pausen in eine leben­dige segegnungsstatte. Die VerbindungsbrOcken weisen glaserne BrOstungen auf, diediagonale Blickbeziehungen durch das ganze Atrium gewahren . Ein Teil des Gelandeswurde ausgeschnitten, damit die Werkraume im Untergeschoss ausreichend Tageslichterhalten. Ein breites Kiesbett erstreckt sich durch das gesamte Untergeschoss direktunter dem Luftraum.

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128 Hauptschule Klaus-Weiler-Fraxern

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Dreifachverglasung

2Rauch- und Warmeabzug

3Dach (U=O.l1 w/m'K)DachbegrUnung extensiv 100 mmDachdichtung Bitumenbahn 3-lagig

wa rmsdammung Steinwolle 300 mm

Dampfsperre

aSB-Platte 22 mm

Trager Brettschichtholz im Gefalle520-3BO mm

aSB-Platte 22 mm

Abgehangte Decke Birkensperrholz 12 mm

4

Trager Brettsch ichtholz 240 x 3S0-520 mm

5Trager Brettschichtholz 220 x 640 mm

6Fensterrahmen Brettschichtholz 540 x 60 mm

7

Dreifachverglasung

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FtieBbelag Epoxidharz versiegelt 3 mm

Estrich 60 mm

rrtttschattdamrnung 25 mm

SptittschUttung 50 mm

Dampfsperre

Furniersch ichtholzplatte 33 mmTrager Brettschichtholz SOx 3S0 rnrn,dazwischen warmedarnmung 100 mm

Steinwolle

Furnierschichtholzplatte 33 mmAbgehangte Decke Birkensperrholz 12 mm

9Sonnenschutz Aluminiumlamellen

10

Fenster (U=0 .76 W/m'K)

Holzrahmen mit Dreifachverglasung

11

FlieBbelag Epoxidharz versiegelt 3 mmEstrich 60 mm

Trittschalldarnrnung 25 mm

SptittschUttung 50 mm

Dampfsperre

Furnierschichtholzplatte 33 mmTrager Brettschichtholz SOx 3S0 rnrn ,dazwischen warrnedammung SteinwolleFurnierschichtholzplatte 33 mm

12

AuBenwand (U=0.11 W/m'K)Schalung WeiBtanne natur 20 mmHolzlattung 30 mmKonterlattung 40 mmWinddichtungHolzlattung 2 x 40 x 60 rnrn, kreuzweise

verzahnt, dazwischen warrnedammungSteinwolleFurnierschichtholzplatte 33 mmTrager Brettschichtholz 1S0 rnrn,

dazwischen warrnedammung SteinwolleFurniersch ichtholzplatte 33 mmDampfsperre

Holzlattung S4 rnrn , dazwischen 50 mm

Steinwolle

Birkensperrholz 12 mm

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130 Hauptschule Klaus-Weiler-Fraxern

Konstruktion

Trotz des engen Zeitrahmens vermieden die Architekten eine konventionelle Entwurfs­losung und entwickelten ein nachhaltiges Gebaudekonzept von hoher raurnlicher undgestalterischer Oualltat. Der kompakte und klar gegliederte saukorper trug dazu bei,Kosten zu reduzieren und den Energieverbrauch des Gebaudes zu optimieren. Dieeinfache, aber raurnlich interessante Struktur erklart sich aus der Okonomie dergewahlten, aus vorgefertigten Holzelementen bestehenden Tragkonstruktion. Die ausheimischer WeiBtanne gefertigten Hohlkastenelemente ruhen auf einem Ortbetonunter­geschoss und sind auBen mit einer Schalung aus unbehandelter WeiBtanne verkleidet.Die Vorfertigung der Holzelemente, der Verzicht auf aufwandige und kostspielige pfahl­grOndungen aufgrund des geringen Gewichts der Konstruktion, die schnelle Montageauf der Baustelle sowie der Entfall von Austrocknungszeiten errnoglichten die Einhaltungdes sehr straffen Zeitplans.

Das Tragwerk des Gebaudes fOr Eingang und Aula besteht aus schlchtholztragern und-stiitzen, die auch die komplett verglaste Fassade tragen. Die nach SOden ausgerichteteFassademusste gegen ubermabige Warmegewinne durch SonneneinstrahlunggeschOtztwerden . Statt Lamellen einzusetzen, die den Ausblick in das Rheintal beeintrachtlgtbatten, entschieden sich die Architekten fllr ein Profillochblech aus Kupfer mit einemoffnungsanteit von 30 Prozent. Dieser von einer eigenen Stahlrahmenkonstruktiongetragene «Metallschleier» schOtztdie dahinterliegenden aaume, lasst aber Durchblickezu. Wahrend des Tags wirkt dieser Schirm abweisend und verleiht dem Gebaude einsolides Erscheinungsbild. Bei Abendveranstaltungen hingegen leuchtet das oebaudeund gewahrt gefilterte Einblicke . Die nach Osten und Westen ausgerichteten Fensterder unterrichtsraurne besitzen einen automatischen auBenliegenden Sonnenschutz,der jedoch auch von den Nutzern direkt bedient werden kann. Ein Band mit offenbarenFenstern befindet sich unterhalb der Festverglasungauf Augenhoheder sitzenden SchOler.Die Fenster gewahren Ausblick, sind jedoch weit hinter die Fassadenebene zurOckge­setzt und daher gut verschattet. Aile lnnenflachen sind mit Birkensperrholzplattenverkleidet, die den Raumen eine angenehme Atmosphere verleihen. Betonboden befindensich in der Aula und im Untergeschoss, wobei die Obergeschosse einen roten Epoxid­harzboden besitzen, der in dem ansonsten zurOckhaltenden Farbkonzept einen starkenAkzent setzt.

Energiekonzept

Die enge Zusammenarbeit zwischen den ortlichen sehorden, den Architekten , denberatenden Ingenieuren und den beteiligten Baufirmen ermoglichte die Umsetzung einessehr nachhaltigen und energieeffizienten Gebaudekonzepts . Durch die wahl umwelt­freundlicher Baumaterialien, durch die Konstruktion einer kompakten, gut gedamrntenund luftdichten HOlle sowie durch die Installation einer passivenHeizungs-und Beltiftungs­anlage war es moglich, den Heizenergiebedarf des Gebaudes auf 15 kWh/m 2a zubegrenzen und damit die Vorarlberger Passivhausrichtlinien zu erfOllen. In der Planungs­phase wurden thermodynamische Simulationen durchgefOhrt, um die Einhaltung derZielwerte zu gewahrleisten. Kontinuierliche Messungen in den ersten zwei Jahren derNutzung ergaben sagar noch bessere Werte: Der Heizenergiebedarf filr das gesamteoebaude betragt lediglich 11,4 kWh/m2a.

Die Fassaden sind durch die Verwendung von dreifachverglasten Fenstern und dieEinbringung einer 300 mm starken Darnrnschicht aus Steinwolle in die Dach- und Wand­elemente stark gedarnrnt. Aula und Bibliothek - die nicht nach Passivhausrichtlinien

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errichtet wurden - sind mit einer Niedertemperatur-FuBbodenheizung ausgestattet.Aile Ubrigen NutzfUichen werden durchdiezentralgesteuerte Be- und EntlUftungsanlagebeheiztoder gekUhlt. Ein Rotationswarmetauscher gewinnt rund 85Prozent der Warmeausder Abluft zurUck. Ein Erdregister, bestehend aus27 Polyethylenrohren vonje 26 mLange undeinem Durchmesser von400 mm, wurde unter der Aulaverlegt. Dieses heizt,beziehungsweise kUhlt, die zuluft sommers wie winters auf etwa 18° Cvor, sodass einezusatzliche Klimatisierung entfallt . Ein Bypass erlaubt die direkte Zufuhrvon Frischluftin das cebaude, wenn die AuBentemperatur zwischen 18 und 20° C liegt. zusatzllcheHeizenergie liefert zur Zeit ein Brennwert-Gaskessel, der durch ein mit Hackschnitzelnbetriebenes Biomasseheizwerk ersetzt werden soll. Ein elektrischer Heizkessel liefertWarmwasser, das in naherZukunftjedoch durch Sonnenkollektoren bereitgestellt wer­den sell. Auf dem Dach ist eine 240 m2 groBe Photovoltaikanlage installiert, die einemaximale Leistung von 20 kWp liefert . Das Regenwasser wird gesammelt und fOr dieSprinkleranlage gespeichert. Das gesamte oebaudewird Uber ein Bus-System gesteuert,dasfOr denoptimierten Betriebvon Heizung, KUhlung, BelUftungssystem, Sonnenschutzund Beleuchtung sorgt.

All dieseMaBnahmen trugendazu bei, denEnergieverbrauch desGebaudes im Vergleichzur alten schule um etwa 75 Prozent zu senken, wahrend die Gesamtbaukosten imVergleich mit einem konventionellen Schulbau lediglich um 3 Prozent stiegen. Mit derFertigstellung des Projekts haben die Gemeinden Klaus, Weilerund Fraxern ihr Engage­ment fOr die Umwelt und die Bewahrung von Ressourcen unter Beweis gestellt. Dasneue schulgebaude hat fOr seine architektonischen Qualitaten undseine Energieeffizienzbereits mehrere Auszeichnungen erhalten.

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•ono s rsystemeWohnanLage MiihLweg, WienIdeenexportHermann Kaufmann + Johannes Kaufmann

Hugo Kleinbrod Austria-KapeLLe, LustenauDie Kirche kommt zu den MenschenHugo Dworzak

Logistikzentrum Tschabrun, RankweiLIn Sachen HolzChristian Lenz

Krankenhaus DornbirnSchwebendes LeichtgewichtGohm & Hiessberger

Nordwesthaus, FuBachLicht und SchattenBaumschlager Eberle

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134 Konstr ukt ionssyst eme

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Lokale Holzbauweisen

Die starke Verbreitung von Holz als Baumaterial und die regionale Tradition desZimmer­mannshandwerks fUhrten dazu, dass sich in Vorarlberg mehrere lokale Holzbauweisenentwickelten. Durch lang erprobte Techniken und Prinzipien entstanden sebaude miteiner Lebensdauer von 200 bis 300 Jahren. Viele hervorragende Exemplare haben sichilber Jahrhunderte hinwegbewahrt und stehen heute noch. Derstanderbohlenbau istdas alteste Holzbauverfahren Vorarlbergs, wobei nur einige Beispiele bis heute uber­dauert haben. [4J ursprungtlch wurden bei dieserTechnik die pfosten schlicht senkrechtin den Boden getrieben. spater jedoch stellte mandieseauf einSteinfundament, umsiesovor aufsteigender Erdfeuchtigkeit zuschiitzen, Stander und Balken bildendastragendeGerilst, wobei horizontale Bohlen von 80 bis 120 mm Starke als wande dienen. Diesewerden in eine ausgesparte Nut des standers eingeschoben. [I] Der standerbohlenbauverbraucht weit weniger Holz als die massivere Blockbauweise und wurde deswegenhauptsachlich fur Nebengebaude wie Scheunen und stalle angewendet. [II]

DerBlockbau ist die bei traditionellen Vorarlberger sauemhausern am haufigsten ange­wendete Bauweise. Hierbei werden die einzelnen Holzbalken horizontal gestapelt undan den Ecken mit Zapfen verbunden. Der Kopfstrick ist die alteste Eckverbindungsart.Bei ihm stehen die einzelnen Balken an den Ecken tiber die Wandflachen hervor. [2J AbEnde des18 . Jahrhunderts wurdediese Verbindungnach undnach durchdenSchwalben­schwanzstrick ersetzt, bei demdie Eckverbindungen glatt abschlieBen. [3J Hartholzdilbeldienten zur Verbindung der einzelnen Schichten und trugen zur Schaffung einer hochststeifen Konstruktion bei. [IIIJ Als mit der zunehmenden Industrialisierung in Massen­produktion hergestellte Nagel billig zur verfUgung standen, erhielten die Fassadeneineschuppenartige Hautaus Holzschindeln,die die tragenden Holzteile wirksam vorWitterung schutzte,

Wenn manantraditionelle europaische Hauser denkt, kommen einem sofort Fachwerk­bautenin denSinn. Diese Bauweise besitzt ein tragendes Gerust, dessen Aussparungenmit Flechtwerk, Lehm undzerhacktem Stroh ausgefUllt werden. Vorarlberg ist daseinzige6sterreichische Bundesland, in dem ein bedeutende Anzahl von Fachwerkbautenvertreten ist, da esgeografisch aneinem Punkt liegt, andemverschiedene Bautechnikenaufeinandertrafen und fur eine abwechslungsreiche Stilmischung sorgten. Fachwerk­bau wurde hauptsachllch in Gebieten mit hohem Laubbaumbestand betrieben, da ausLaubholz vorwiegend kurze Bauh6lzer gewonnen werden k6nnen. InVorarlberg herrschtendieStander- und Blockbauweise vor,da hiergroBe Nadelholzbestande lange undgeradeBauh6lzer in ausreichender Menge lieferten. [IVJ

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136 Konstr ukti onssysteme

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Tradition und Bruch

Viele Bauordnungen der vergangenen Jahrhunderte waren fiir das Bauen mit Holz vonNachteil. 1m Mittelalter erlieBen viele stadte, hauptsachlich aus BrandschutzgrOnden,Verbote gegen den Gebrauch von Holz als Bau- und Dachdeckungsmaterial. DieseVorschriften hatten allerdings insofern wenig Erfolg, als immer wieder ganze stadteFeuersbrOnstenzum Opfer fielen. Auf dem Lande wurden bis zum Endedes 19. Jahrhun­derts die meisten Gebaude nach wie vor ganzlich aus Holz errichtet. [v]

Mit dem Aufstieg des BOrgertums und der Durchsetzung neuer Werte wurde im spaten19. Jahrhundert die vorarlberger Holzbautradition erneut auf die Probegestellt. plotzlichgalten Holzhauser als zeichen der Armut und kamen aus der Mode; wer in einem Holz­haus wohnte, gehorte nicht zum BOrgertum. AuBerdem setzte sich der Glaube durch,dass Holz ein vergangliches, ephemeres Baumaterial sei, obschon Tausende historischerBauten aus Holz das Gegenteil bewiesen. Gemauerte Hauser waren das neue Status­symbol der Mittel- und Oberschicht und stellten den vorherrschenden Gebaudetypusdar. Viele Holzhauser wurden nun nachtraglich verputzt, um sich den benachbartengemauerten Hausern anzugleichen . [VI}[S.9)

DieVorteile der Holzbauweisewurden in wirtschaftlich schwierigen Zeitenwiederentdeckt.In der Zwischenkriegszeit veroffentlichte der angesehene osterreichische Architektclemens Holzmeister seine Schrift «Der Holzhausbau» , in dem er den Niedergang derHolzbauarchitektur beklagte. Er prasentierte dar in zahlreiche gelungene Beispiele alterHolzbauten - viele davon aus Vorarlberg - und wies so den Weg zu einer neuen Ara desHolzbaus. Vor allem aber hob er die positiven Auswirkungen des Holzbaus auf dieForstwirtschaft sowie die Vorteile der verwendung heimischer Ressourcen in Krisenzeitenhervor. In den 1930er Jahren lancierte die osterreichische Bundesregierung ein Baupro­gramm , das die herrschende Wohnungsnot sowie die wachsende Arbeitslosigkeitbekarnpfen sollte. 1m ganzen Land entstanden an stadtrandern neue Siedlungen,sogenannte Randsiedlungen, die Arbeitslosen und Kurzarbeitern zu seschaftlgung undWohnraum verhalfen. In Vorarlberg entstanden acht solcher Siedlungen, wobei dieHauser in der traditionellen Blockbauweise aus120mm starken Holzern errichtet wurden.Die groBe Zahl an verfUgbaren Arbeitskraften erlaubte eine kostengOnstige Vorferti ­gung. AuBerdem errnoglichte die gewahlte Bauweise, dass die kOnftigen Bewohnerungefahr 1500 Stunden an Eigenleistung am eigenen Haus erbrachten. Dieses Beispielwirkte als Prazendenzfall. Auch die modernen Vorarlberger Architekten machten sichdie Kombination aus professioneller industrieller Vorfertigung und ungelernter Selbst­arbeit fllr die Errichtung von Wohnbauprojekten zunutze. [V"}[6-a ]

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138 Konstrukt ionssysteme

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Ein neues Zeitalter

In den1960erJahren erlebte der Holzbau schlieBlich eineRenaissance, als eineGruppevon jungen Architekten in Vorarlberg zu arbeiten begann . Hans Purin, Rudolf Wager,Jakob Albrecht, Gunter Wratzfeld und Leopold Kaufmann entwarfen Holzbauten, dieauftraditionelle Elemente verzichteten und stattdessen offeneGrundrisse, Flachdacherund ungewohnlich groBe Fensterflachen aufwiesen. zunachststieBen sie damit bei derBevolkerung auf viel Kritik. Leopold Kaufmann berichtet: «Meine ersten Projekte in densechziger Jahren hatten nicht das richtige Dach, nicht die richtige Form und nicht dierichtigen Fenster. Die Folge war, dass mich meineNachbarn nachdem Besuch der sonn­tagsmesse nicht mehrgrUBten.» [VIII] Mit ihren EntwUrfen formulierten dieseArchitektenAlternativen zum vorherrschenden provinziellen Stil, der das Resultat einer Fehlinter­pretation deshistorischen Baubestands war. [IX] RudolfWager betont : «Ich habedamalsversucht, bewuBt gegen die Tradition zu bauen. In meiner Lehrzeit als Zimmermannhabeich mitbekommen, wiegedankenlos dassogenannte traditionelle Bauen war. Dieseklischeehaft gebauten Hauser sind eigentlich keine traditionellen Bauten... Ich wolltenicht bravund folgerichtig andere Moglichkeiten, andere Variationen ableiten, sondernich brauchte zudieserGedankenlosigkeit einen starken Gegensatz.» (X][12] Die ArchitektenknUpften eineverbindung mit der Holzbautradition in der Region und nutztendie hand­werklichen Fertigkeiten des Zimmermannsgewerbes als Grundlage fur ihre neuen Holz­konstruktionen. Das Arbeiten mit Holz verlangte zudem, dass Gebaude durchdachtkonstruiert werden mussten. Insbesondere war auf die korrekte Detaillierung vonWanden und Decken zu achten. Die Raumkonzeption begann mit dem Entwurf desTragwerks, dasals ausdrucksstarkes sichtbares Element einewichtige Rolle spielte.

Die vorarlberger gelten als arbeitsfreudig und sparsam ; nicht umsonst ist ihr Motto«schaffa,schaffa, HUsle baua». Da dasEinfamilienhaus nachwievor dervorherrschendeWohnhaustypus war, trug die Sehnsucht nach dem eigenen Heim zur Zersiedelung derRegion bei und setzte kUnftige Hausbesitzer unter starken finanziellen Druck. FUr dieArchitekten stellte sich damit die wichtige Frage, fUr wen sie eigentlich bauten, wennsich die meisten Menschen kein eigenes Haus leisten konnten. Hans Purin, einer derPioniere der neuen Architektur, prasentierte mit dem Entwurfder Wohnanlage HaldeinBludenz (1964) eineLosung fur dieses Problem. Hierbeiwurde ein System ausmassivenMauerscheiben bereitgestellt, das die kUnftigen Bewohner dann selbst mithilfe einerleichten Holzkonstruktion ausfOllen konnten. Rund 20 Prozent des Arbeitsaufwandswurden dabeivondenEigentUmern beigesteuert. Das Projekt stellte einausgezeichnetesBeispiel fUr einfaches, kostengUnstiges und gemeinschaftliches Bauen dar. FriedrichAchleitner, der bekannteste Architekturkritiker Osterreichs, zahlt die Wohnanlage Haldeimmernochzuden«solidesten Leistungen im osterreichischen wohnbau». (XI][13-15J Die neugegrUndete Cooperative,eineGruppe jungerArchitekten, bestehend aus Dietmar Eberle,Wolfgang Juen, Markus Koch und Norbert Mittersteiner, nutzte1979 beim Entwurf ihrerWohnanlage «Im Fang» einen ahnlichen Ansatz. In Zusammenarbeit mit ihren Auftrag­gebern wollten sieneue Formen desgemeinschaftlichen Wohnens und Bauens erproben.Holz war dabei das bevorzugte Baumaterial, da es ohne schweres Gerat und speziell

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140 Konstruktionssysteme

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geschulte Fachkrafte verarbeitet werden konnte und gleichzeitig einfache, sehr flexibleKonstruktionen errnoglichte. [xIII Gelernte Zimmerleute errichteten die vorgefertigte Holz­skelettkonstruktion; Boden, wande, verglasungen, wintergarten und Fassadenwurdenin gemeinschaftlicher Arbeit von den jungen Architekten und den kUnftigen Bewohnernfertiggestellt. So war das Projekt fur alle Beteiligten finanziell tragbar, erlaubte indivi­duelle Variationen und die Schaffung offentlicher Gemeinschaftsbereiche, die zu jenerZeit auf dem Wohnungsmarkt beispiellos waren. [XII')[' , ' 0-1'1

Oftmals bestimmte die moglichst einfache und wirtschaftlichste Herstellung einesBauteils Entwurfentscheidungen mehr als rein formale Aspekte . Damit entstand eineneue Asthetik, die zunachst bei der sevolkerung und den saubehorden auf starkenWiderstand stieB. Man bezeichnete die neuen Holzbauten abwertend als «Hiihnerstalle»,da ihr Erscheinungsbild den traditionellen Erwartungen widersprach, die man zu jenerZeit mit einem Eigenheim verband. Die Erfahrungen, die die Vorarlberger Architektenbei der Arbeit an diesen kleinen und kostengUnstigen Projekten sammelten, errnoglichtenes ihnen, professionelle und logistische Fahigkeiten fur alle Bereiche des Bauens zuentwickeln . So erreichten sie qualitativ ein neues Niveau, das schlieBlich auch diegroBen Baugenossenschaften, Baufirmen und ortlichen Behorden beeindruckte undzunehmend Uberzeugte. Die resultierende Schlichtheit, Rationalitat und minimalistischeAsthetik waren nicht das Ergebnis theoretischer Vorstellungen, sondern die Folgeneines Berufsstandes, der Schritt fur Schritt vom traditionellen Handwerk zu maBgefer­tigter industrieller Herstellung Ubergehen wollte. Unkomplizierte moderne Fertigungs­techniken wurden angewendet, um bei minimalem Materialeinsatz groBtmoglicheRaumvolumen zu schaffen. Sobald dieser Ansatz einmal verstanden war, leuchtete erden sparsamen Vorarlbergern als selbstverstandlich ein. [xlvI

Dieser architektonischen Herangehensweise kam auch das ortliche Baugesetz zugute,da anders als im Ubrigen Osterreich zur Einreichung eines Bauantrags keine Mitglied­schaft in der Architektenkammer notig war. So konnten die Mitglieder der Cooperativeund andere Planer wie Hermann Kaufmann, Helmut Dietrich, Carlo Baumschlager undWolfgang Ritsch direkt nach dem Studium mit dem Bauen anfangen, ohne erst langePraktika absolvieren zu mUssen. SchlieBlich wurde die Holzbauszene so prasent underfolgreich, dass sich die osterreichische Bundeskammer der Architekten zum Eingreifenveranlasst sah, da die Planer die staatliche ZiviltechnikerprUfung umgingen und sich diehohen Kamrnerbeitrage ersparten. In einem Akt von zivilem Ungehorsam taten sichjedoch 16 rebellische Planer zusammen und grUndeten die «Gesellschaft vorarlbergerBaukUnstler». Drei der Mitglieder waren bereits mit Klagen konfrontiert und so sammeltedie neu gegrUndete Vereinigung Mittel, um die Rechtskosten zu tragen. Der Streit umdas Recht zur BerufsausUbungfand in den Medien groBe Beachtung und endete schlieB­lich in einem einfachen Kompromiss zwischen der Gruppe und der Bundeskammer. [xv]

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Die neue Holzbaubewegung kann als eine zeitgenossische Antwort auf die in Vorarlbergvorhandene Bautradition betrachtet werden und bildete die Grundlage fUr die einmaligeErneuerung der dortigen Architekturszene. Nach weitgehender Akzeptanz durch diesevolkerung gingen die Architekten dazu iiber, neben Einfamilienhausern auch groBereProjekte wie Schulen, Bilrogebaude, Industriebauten, Feuerwachen, Museen und Mehr­familienhauser zu planen . Da Holz als Baumaterial fur diese Bauaufgaben nicht immerdie angemessene t.osung darstellt, kommen auch zunehmend Stahl, Beton und Mauer­werk zum Einsatz. Durch die im Holzbau erworbene Erfahrung haben sie einen diszipli­nierten Entwurfsprozessentwickelt, der sich auch im Umgang mit anderen Baumaterialienund -techniken als niitzlich erweist. Dasgilt auch flir das gesamte Handwerk und zeigtsich etwa besonders am fachkundigen Entwurfvon Betonschalungen durch Zimmerleute,die fur sichtbetonoberflachen von ausgezeichneter ouatltat sorgen. Ein hoher Anteilvon Neubauten wird zwar nach wie vor hauptsachlich aus Holz errichtet, aber dieImpulse durch die zweite Generation von Planern in den 1980er und 1990er Jahreneroffneten neue Moglichkeiten, die jungen Architekten die Freiheit fur Experimente undInnovationen geben. Diese konnen heute auf einer soliden Grundlage aufbauen.

Zahlreiche Gemeinden haben cestaitungsbelrate ins Leben gerufen, die als Schnittstellezwischen Bauexperten, den ortlichen sehorden und der sevolkerung fungieren. Als aktiveMitglieder dieser Korperschaften beraten Architekten die Gemeinden in Planungs- undBauangelegenheiten und spielen damit eine unverzichtbare Rolle bei der kiinftigenGestaltung der Umwelt. Durch Bevdlkerungswachstum hat sich der Voralberger Land­schaftsraum seit den 1960er Jahren entscheidend verandert. Aus den 29 selbstandigenGemeinden des Rheintals ist ein fast geschlossenes Siedlungsband aus norfern undkleinstadten geworden . In den letzten Jahrzehnten hat die sevolkerung erkannt, dassdie sozialen, okotogischen und okonornischen Konzepte und Prinzipien, die die Archi­tekten flir den Bau einzelner Gebaude entwickelt haben, auch im stadtischen MaBstabangewendet werden miissen. Die Vorarlberger Landesregierung hat deshalb dasForschungsprojekt Vision Rheintal ins Leben gerufen, das sich auf Siedlungsmuster,Verkehr, Wirtschaft, Landschaft und soziale Infrastruktur konzentriert, um fur dieZukunft ein nachhaltiges Wachstum der Region zu gewahrleisten. Die einmalige undsensible Herangehensweise der Architekten ist iiberzeugender Beweis dafilr, dass siesich engagiert an der Losung von Problemen beteiligen und auf die Bediirfnisse derGesellschaft eingehen. Demzufolge genieBen viele Vorarlberger Architekten heute imAusland einen ausgezeichneten Ruf und bauen und lehren in Deutschland, der Schweiz,Liechtenstein, China und anderen tandem.

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VIII Kapflnger xonstruknve Provok anon S \1

I Zech, Holzbauten onvoranberg. S. )X ebd., S 20

XI Friedrich Achleitner. os terrercrusche Arch, ektur

rrn '0 Jahrhundert Band' (Salzburg 'Wlen ReSldenzVerlar 1980). S 399

II Zer h, Holzbau ten onvorarlberg, S. 42 2

XIII I<aphnger xonstruk I'Ve Provokatlon S. 1XIV ebd ,S 24

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Wohnanlage Miihlweg, WienHermann Kaufmann + Johannes Kaufmann

Ideenexport1m Jahr 2003 wurde vom Wiener Bodenbereitsstellungs- und Stadterneuerungsfond einsautragerwertbewerb zum Thema «Holz- und Holzmischbauweise» fUr eine Wohnanlagemit 250 Einheiten ausgeschrieben . 1m Rahmen ihres Klimaschutzprogramms wollte dieStadt zeigen, dass der Einsatz von Holzbautechnik mit Niedrigenergiestandard auch furden geforderten Wohnungsbau im stadtischen Raum moglich sel. Neben stadtplaneri­schen, okologischen und finanziellen Aspekten sollte vor allem der werkstoffgerechteEinsatz von Holz als Baumaterial untersucht und bewertet werden. Erst kurz zuvor wardie ortliche Bauordnung dahingehend geandert worden, dass nun auch mehrgeschossigeHolzbauten im Bereich der osterreichischen Hauptstadt errichtet werden durften.

Die neue Siedlung am Stadtrand von Wien ist die bislang groBte in Holzbauweise errich ­tete Wohnanlage Europas. Das BaugrundstGck war in drei separate Parzellen unterteilt,wobei zwei der drei aus dem Wettbewerb hervorgegangenen Biiros aus Vorarlbergstammten. Aile suros waren im Holzbau versiert und konnten somit ihr lokales Fach­wissen in andere Teile des Landes exportieren. Neben den Entwurfen des Grazer Archi­tekten Hubert RieB und des suros Dietrich Untertrifaller wurde auch das gemeinsameProjekt von Johannes Kaufmann und Hermann Kaufmann zur Umsetzung ausgewahlt,

Ihr Entwurf stellt stadtebauliche Oberlegungen in den Vordergrund und unterstreichtdie vielfaltigen Moglichkeiten des Baustoffs Holz zur Schaffung qualitativ hochwertigerwohnraurne. Die ortsspezifische tosung von Johannes und Hermann Kaufmann schaffteine durchlassige Verbindung zwischen den monotonen Wohnblocks aus den 1960erJahren im Westen und den angrenzenden grilnen Feldern im Osten. Drei Baukorperwurden am Rand des GrundstGcks positioniert und erzeugen einen Innenhof in derMitte, der zwar gut definiert ist, sich aber dennoch zur Umgebung offnet. Auf dieseWeise bleibt der Obergang in die angrenzende Landschaft des Marchfelds erhalten undwird nicht abgeschnitten. Durch die Anordnung der Gebaudevolumen wurde zusatzlichein ruhiger und gut besonnter Spielplatz gewonnen, der auch von den Bewohnern derbestehenden Altbebauung auf der anderen StraBenseite genutzt werden kann.

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144 Wohnanlage Muhlweg. Wien

Bei der Entwicklung der Geometrie und Lage der Baukorper waren stadtplanerischeOberlegungen entscheidend, und auchdie Wohnungstypologien reagieren auf die spezi­fischen Bedingungen des Ortes. Ziel der Architekten war es, so viele Wohnungen wiemoglichnach SOden oder Westen auszurichten und eineReihe verschiedener Grundrisseanzubieten. DieErschlieBungssysteme der Gebaude variieren und bilden raurnlichdiffe­renzierte und einladendeFUichen, aufdenenesvielfaltige Moglichkeiten zumAustauschzwischen den Bewohnern gibt. Unattraktive und monotone ErschlieBungssflachen, wieman sie haufig im geforderten Wohnungsbau antrifft, konnten vermieden werden. Diebeident-formigen saukorpersind durch auBenliegene treppenhauser und taubengangeerschlossen, wobei jeweils ein FIOgel zweihOftig organisiert ist. Das dritte Haus ist einlanggestreckterRiegel und enthalt Maisonettewohnungen. JedeWohnung besitzt einengroBzOgigen privaten AuBenbereich in Form einerTerrasse oder Loggia. DieEingange zuden Hausern sind sowohl zu den umliegenden StraBen alsauchzumInnenhoforientiert,was die uurchtassigkelt des GrundstOcks unterstOtzt und den Bewohnern den Zugangzur Mitte der Siedlung errnoglicht. Obwohl ein zusatzliches Dachgeschoss genehmigtwordenwar, verzichteten die Architekten aus gestalterischen GrOnden darauf,sodass dieHauser jeweils nurvier Geschosse aufweisen. Die zurOckhaltend ausgebildeten Bauk6rperund ihre schlichte Formensprache stehen in Einklang mit dem stadtebaulichen Konzept.

Konstruktion

DieUnter- und Erdgeschosse der wohnhauser bestehen ausOrtbeton, die drei oberge­schosse sind ausschlieBlich aus Holzgefertigt . Decken und tragende tnnenwande derObergeschosse bestehen aus groBformatigen, vorgefertigten Brettsperrholztafeln. Dievertikalen Lasten werden durch diesewandelemente abgetragen, wahrenddie Massiv­decken als ourchlauftrager fungieren. Ihre unverkleideten Unterseiten ergeben diefertigen Raumdecken in den einzelnen Wohneinheiten. Die Wand- und Deckenelementebesitzen hervorragende Materialeigenschaften. Durch ihre mehrschichtige Verleimungin Quer- und tangslagen sind sie besonders formstabil. Auch bei Temperatur- und Luft­feuchtigkeitsschwankungen quellt oder schwindet das Material nicht in gleichem MaBewie Vollholzprodukte. Diebis zu3 rnal ts m groBen Formate erlaubeneineweitgehendeVorfertigung, sind leicht zu montieren und besitzen durch ihre GroBflachigkeit einensehr geringen Fugenanteil, der sich auf ihre brandhemmende Funktion vorteilhaft aus­wirkt. DieAufienwande haben gr6Btenteils keine tragende Funktion, so dassein nicht­tragendes, stark warrnegedarnmtes Leichtbaufassadensystem in Holzbauweise zumEinsatz kam. Diese vorgefertigten Leichtbauelemente sindauBen mit einerhinterlOftetenVertikalschalung aus Larche und innen mit Gipskartonplatten bekleidet. Holzfensterund Verkleidungwurden in der Fabrik vorinstalliert. DieauBenliegenen ErschlieBungs­gange sind dem Holzbau vorgesetzte Stahlkonstruktionen, wobei die nichtbrennbarenLaufplatten aus Betonfertigteilen bestehen.

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146 Wohnanlage Muhlweg. Wien

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Schalung Larche 24 mmHinterlOftung 30 mm

WindpapierAttikaelement : Gipsfaserplatte 15 rnrn,Unterkonstruktion 100 mm, Gipsfaserplatte

15mm

2

Dach (U-O,16 w/m'K)KiesschOttung 15 mm

Dachd ichtung Bitumenbahn 2-lag igBitumen-Flammschutzbahn

Gefalledammung 160-250 mm

Dampfsperre

Dickholzplatte 12Bmm

Abgehangte Deckeputztragerplatte 12,5 mm

Putz

3verglasung VSGauf Stahlformrohr

60 x 120 x 6,3 mm

4Glaslamellen VSG

5Dachdichtung Bitumenbahn

Stahlbetonfertigteil 150-290 mm

Elastomerlager 10 mm

6stahltrager HEB1BO

13FuBbodenbelag 10 mm

Estrich 60 mm

Dampfsperrerrlttschattdammung Mineralwolle 30 mm

Stahlbeton 1BOmm

14

Fliesen 15 mmStahlbetonfertigteil 140-155 mm

Elastomerlager 10 mm

15Kunststeinplatten im Splittbett 40 mm

Vlies

warmedammung 120 mm

Abdichtungsbahn

AusgleichsschichtStahlbetonabfangdecke im Gefalle 350 mm

16

FuBboden (U=O,22 w/m'K)

FuBbodenbelag 10 mm

Estrich 60 mm

DampfsperreTrittschalldarnrnung Mineralwolle 30 mm

warrnedamrnung 120 mm

Stahlbeton 350 mm

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AuBenwand (U-O,24 w/m'K)Putztragerplatte 12,5 mmwarmedarnrnung Mineralwolle 1BO mm

Stahlbeton 200 mm

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7AuBenwand (U=O,14W/m 'K)

PutzPutztragerplatte 12,5 mm

Gipsfaserplatte 15 mmKonstruktion 240 mm, dazwischen

warmedammungGipsfaserplatte 15 mm

Dampfsperrewarrnedammung Steinwolle 50 mm

Gipskartonplatte 12,5 mm

BStahlrohr 101,6 x B,B mm

9Gelander Flachstahl 50/B mm

10Kunsts teinplatten 40 mm auf Terrassenlager

Abdichtung Bitumenbahn

AusgleichsschichtDickholzplatte 146 mmAbgehangte DeckePutztragerplatte 12,5 mm

Putz

11FuBbodenbelag 10 mm

Estrich 60 mmDampfsperrerrtttschatldammung Mineralwolle 30 mm

SchOttung 94 mm

Dickholzplatte 146 mm (Unterseite

slchtquatltat)

12

Geschosstrennung / Brandschutz :

verblechung auf Stahlwinkel , Untersicht

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148 Wohnanlage MGhlweg, Wien

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149

DieVerkleidung des Erdgeschosses ausStahlbeton ist mit den darUberliegenden Fassadenidentisch, sodass ein homogenes Erscheinungsbild entsteht. Die naturbelassenen Holz­fassaden bringen die konstruktive Holzbauweise der Bauk6rper zum Ausdruck und sindmit farbigen Schiebeladen kombiniert. Durch den Verzicht auf Vor- und RUcksprUngewerden die Holzfassaden gleichmafslg verwittern, was bezUglich der Akzeptanz derGebaude durch die Bewohner in den kommenden Jahren entscheidend sein wird. Dieverwitterten Flachen werden mit den Laden und ausgeschnittenen Loggias ein nochlebhafteres Spiel der Farben bieten. Nach der seinerzeit geltenden Wiener BauordnungerfOllten nur Fassadenverkleidungen aus Hartholz wie Eiche oder Akazie die striktenBrandschutzbestimmungen fllr viergeschossige Wohnbauten. Da eine Hartholzfassadeaus KostengrUnden nicht m6glich war, entwickelten die Architekten in Zusammenarbeitmit der Holzforschung Austria, dem landesweit fOhrenden Forschungs- und PrUfinstitutftlr Holz, eine Alternativl6sung. Brandversuche an Prototypen wurden durchgefUhrt, umdie geforderte Feuerwiderstandsklasse zu erreichen. Als Ergebnis des Forschungspro­jekts wurde schlieBlich eine Variante aus tarchenholz in Verbindung mit 150 mmvorkragenden Brandschutzabschottungen zwischen den Geschossen gewahlt. Diesedurchgangigen horizontalen, gesimsartigen Fassadenstreifen sind aus Holz, mit Blechverkleidet und so angebracht, dass sie zugleich als Aufhangung und FUhrung der Schiebe­laden dienen. So konnte eine L6sung gefunden werden, die nicht nur den brandschutz­technischen Anforderungen genUgte, sondern auch gestalterische und wirtschaftlicheAspekte berUcksichtigte.

Energiekonzept

Ein einfaches Energiekonzept wurde verfolgt, um den osterreichischen Niedrigenergie­standard zu erreichen . Durch den Einsatz hochwertiger Holzfenster und eines starkwarrnegedamrnten Wandaufbaus liegt der Heizenergiebedarf der gesamten Wohnanlagebei 38 kWh/m 2a. Die Heizenergie liefert ein konventioneller Erdgas-Brennwertkessel,ein Niedrigtemperatur-Rohrnetz (60/40. C) verteilt die Heizwarrne auf die einzelnenWohnungen. Die 168 m2 groBe thermische Solaranlage deckt den Gesamtjahresbedarfan Warmwasser zu 50 Prozent. Die Kollektoren sind auf dem Flachdach des langge­streckten saukorpers in einem Neigungswinkel von 45 Grad sUdorientiert platziert. Einzentraler Warmespeicher, der Uber die Solaranlage beheizt wird, versorgt die einzelnenWohnungen tiber ein zur Minimierung von Warmeverlusten stark warrnegedamrntesRohrleitungssystem mit Warmwasser.

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Hugo Kleinbrod Austria-Kapelle, LustenauHugo Dworzak

Die Kirche kommt zuden Menschen

1m Reichshofstadion tragt der FuBballclub sc Austria Lustenau seine Heimspiele aus,nach denen Spieler und Fans traditionsgemafi gemeinsam im «Austriadorf», einerGruppe vonBuden mit Ausschank, feiern.Gleich neben denTribOnen desFuBballstadionsversorgt dieses kleine Ensemble die jeweils rund 4000 Besucher mit Speis und Trank.«Jedes Dorf hat eine Kirche, zumindest eine Kapelle», meinte der Prasident des FuB­ballclubs und beschloss, dengastronomischen und kommerziellen Aspekten desDorfeseine spirituelle Seite hinzuzufUgen. Vor Ort waren jedoch nur Behelfsbauten erlaubt,und zusatzliche Bauantrage hatten kaum chancen auf Zustimmung. Entsprechendwurde eine kleine Kapelle entworfen - nicht als (lbergangstosung, sondern als einemobile Einheit, die jederzeit an einen anderen Ort versetztwerden kann.

Das Bauwerk ist mit Radern ausgestattet, und somit kommt hier die Kirche zu denMenschen, nicht umgekehrt. Die MaBe der Kapelle von 2,5 m auf 5 m entsprechen derstandardgrofse eines Parkplatzes; so kann sie jederzeit und Oberall, je nach Wunsch,«geparkt»werden. Die Gesamthohe von 4,85 m errnoglicht einen problemlosen Trans­port unter BrOcken unddurchUnterfOhrungen. Mitdemeinfachen, rechteckigen Grundrissund dem Satteldach entspricht der Entwurf des Architekten Hugo Dworzak der Urformdes geistlichen Hauses. Das gleichseitige Giebeldreieck symbolisiert die Dreieinigkeitvon Vater, Sohn und Heiligem Geist. lrn Alltagseinsatz bietet die Kapelle sitzplatze fllrneun Besucher, eine kleine TOr an der Stirnseite dient als Eingang. Bei GroBereignissenoder Festen kann die Kapelle auf dasSpielfeldgeschoben und geoffnet werden. Durchdas Hochklappen von drei seitenwanden kehrt die Kapelle ihr Inneres nach auBen undkann so eine viel groBere Anzahl an Menschen ansprechen. Die auskragenden Wand­flachen ergeben Oberdachung und Kreuzform zugleich.

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152 Hugo Kleinbrod Austria -Kapelle . Lustenau

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Konstruktion

Die einfache Konstruktion der Kapelle besteht aus Kantholzern . Innen sind Wand-,Boden- und ueckenoberflachen vollstandlg mit horizontalen Holzlatten verkleidet, diefOr eine behagliche Atrnosphare sorgen. Eine weiBe Textilmembran bildet die AuBen­haut und unterstreicht den mobi len, nomadischen Charakter des Gebaudes, Durch denlichtdurchlassigen Stoff und die Holzlatten dringt Tageslicht ins Innere, sodass FensterOberflOssig sind. Bei Dunkelheit erleuchten in der HOlle angebrachte teuchtstoffrohrendas Innere und signalisieren nach auBen den sakralen Charakter der Kapelle. Daschr istliche Kreuzsymbol erscheint in dem kleinen Bauwerk zweimal: zum einen alsTOrgriff, zum anderen als Ausschnitt aus der Lattenwand hinter dem Altar. Die Kapellebirgt auBerdem eine vom KOnstler udo Rabensteiner entworfene Glocke. Meist ist derkleine Bau beim Stadion zu finden , man sieht ihn aber auch gelegentlich in den StraBenvon Lustenau auf dem Weg zu einer Hochzeit oder Taufe.

Benannt wurde die Kapelle nach dem Priester Hugo Kleinbrod, der sich nach seinerROckkehr aus der Kriegsgefangenschaft um arme Kinder und Waisenkinder kOmmerte.Er grOndete das Kinderdorf Vorarlberg, eine Organisation, die Kindern, die nicht langerbei ihren leiblichen Eltern leben konnen, ein neuesZuhause vermittelt. AuBerdem richteteer einen FuBballclub fOr die Kinder von Lustenau ein, um das ZugehOrigkeitsgefOhlunddie ldentitat der Jugend zu starken.

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Logistikzentrum Tschabrun, RankweilChristian Lenz

In Sachen BolzDas Logistikzentrum befindet sich in einem Gewerbegebiet von Rankweil und liegt ver­kehrsgOnstig an der durch das Rheintal fOhrenden Autobahn A14, der Hauptverkehrs­ader Vorarlbergs. Es dient als Zentrallager fOr den gr6Bten Holzwerkstoffhandler in derRegion und ersetzt vier einzelne, kleinere Lager. Der Bauherr wOnschte eine zeitgemafieHolzkonstruktion, die die vielen Vorteile des Werkstoffs Holz aufzeigen sollte: kurzeBauzeit, kostengOnstige, aber zugleich ansprechende und energiesparende Gestal­tungsm6glichkeiten sowie die Bewahrung natOrlicher Ressourcen durch den sorgsamenEinsatz erneuerbarer Baumaterialien.

Bei der Errichtung des zeitgernafien Industriebaus wurde besonderer Wert auf die Wahlvon heimischen Produkten gelegt . Die Baumaterialien wurden gr6Btenteils direkt demProduktkatalog des Unternehmens entnommen, sodass das Gebaude zusatzlich denGeschaftsbetrieb und das Image der Firma reprasentiert.

Konstruktion

Der groBe, dunkelbraune Bauk6rper mit schwarzen, kastenf6rmigen Oberl ichtern undrunden Fenster6ffnungen entfaltet eine starke Prasenz. Mit einem AusmaB von 120 mal105 m gehort das Gebaude zu den gr6Bten in Holzbauweise errichteten LagerhallenMitteleuropas. Abgesehen von den StahlbetonstOtzen besteht das gesamte Gebaude ­einschlieBlich Tragwerk, wanden und Decken - aus Holz. Auf den StOtzen ruhen 4,60 mhohe Fachwerktrager aus Brettschichtholz mit einer Spannweite von 27 m. Die daraufliegenden Leimbinder (160 x 1100 -1280 mm) Oberspannen18m, wahrend oss-statten

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156 Logist ikzentrum Tschabrun. Rankweil

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Dach (U=0.24 w/m'K)Dachdichtung Bitumenbahn z-taglg ,

beschiefert 10 mmwarrnedamm ung EPS-Hart schaum 160 mmDampfsperre 5 mmaSB-Platte 22 mm

2Mittelpfette 100 x 2BO mm

3Randpfette 160 x 2BO mm

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Binder Brett schichtholz 160 x 660-750 mm

5Aul3enwand (U=O,31w/m'K)Phenolharzplatte B mmHolzlattung 100 mm, dazwischen HinterlUftung

AbdichtungsbahnHolzr iegel180 x 100 rnm, dazwischen 160 mm

Warmed ammung Steinwolle

Holzwer kstoffplatte 24 mm

6stutze Bretts chichtholz 160 x 400 mm

7Stahlb etonbodenplatte auf pfahlgrUndung

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auf Kantholzpfetten (100 x 280 mm) 8 m Oberspannen. Das gesamte Gebaude ist durcheingespannte BetonfertigteilstOtzen ausgesteift, wobei in der Fassade in regelrnafiigenAbstanden Diagonalverstrebungen zum Einsatz kommen.

Die Bodenplatte desGebaudes ist fur Kragarmschwerlastregale und Blocklager dimen­sioniert und ruht auf950 Grilndungspfahlen mit einerdurchschnittlichenTiefe von12 m.Durch die Entscheidung, eineSprinkleranlage zu installieren, konnte aufeineUnterteilungder Halle in einzelne Brandabschnitte verzichtet werden. Somit bietet das 13200 m2

groBe cebaude sehr flexible Nutzflachen.

Die AuBenfassaden sind mit Phenolharzplatten verkleidet, wobeischon in der Planungs­phase auf die Vermeidung von Schnittabfallen geachtet wurde. 1m Inneren erscheintdasGebaude rational und wirtschaftlich, nach auBen hin wirkt esjedoch verspielt. Dierunden Fenster6ffnungen in der Fassade erinnern an schwebende Seifenblasen. AusKostengrOnden wurdeaufeineaufwandige Rahmung verzichtet undsosinddie Fenster miteinfachen Gummiklemmprofilen aus dem Fahrzeugbau bOndig in die Fassade eingesetzt.

Die ZusammenfOhrung in ein Zentrallager bildet die Grundlage fOr die Steigerung derLeistungsfahigkeit und Wirtschaftlichkeit des Unternehmens. UnterstOtzt wird diesdurch den Einsatz modernster EDV-gestOtzter Logistik,die unter anderem die optimaleStreckenplanung und Beladung des Fuhrparks errnoglicht. Auch die Verbesserung ein­zeIner Arbeitsprozesse - wie etwa das vorverladen von GOtern auf Paletten - vermin­dert die Standzeiten von Fahrzeugen betrachtlich und tragt zur Senkung der Betriebs­kosten bel,wahrend Anlieferungen zurZeitausschlieBlich mit Lastkraftwagen erfolgen,lasst sich die Lagerhalle auch auf einen Containerbetrieb umrOsten, da sie problemlosmit Hallenkranen ausgestattet werden kann.

Die Verlagerung ins Zentrum Vorarlbergs erweist sich auch als eine umweltfreundlicheLosung, da nicht nur Baufirmen und Handwerker schnellermit den Produkten der Firmabeliefert werden k6nnen, sondern auch Transportwege verkOrzt und dadurch Res­sourcengespartwerden k6nnen. Das Logistikzentrum zeigtdie positiven Auswirkungenauf den aeschaftsbetrleb, die ausgeklOgelte Entwurfsl6sungen haben konnen. Die neueLagerhalle hat zu einer Verbesserung der Logistik gefOhrt, gewahrleistet jedoch eineFlexibilitat, die es dem Unternehmen erm6glicht, auf sich standig andernde Markt­bedingungen zu reagieren.

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Krankenhaus DornbirnGohm & Hiessberger

SchwebendesLeichtgewicht

krankenhauser sind Gebaude, die sich standig erneuern. Kontinuierliche technischeund funktionale Neuerungen erfordern komplexe Korrekturen und Erweiterungen desbestehenden BaugefOges. Nach zwei Jahrzehnten benotigte auch das Krankenhaus vonDornbirn, der groBten Stadt Vorarlbergs, eine tiefgreifende Reorganisation. Die Intensiv­stationen wurden vergrofiert und raurnlich an die OP-Bereiche angebunden; damitwurden auch neue sereitschaftsraume erforderlich. Der Haupteingang und die Notfall­aufnahme wurden umgestaltet und rekonfiguriert. Die Verwaltung und ArztebOroswurden komplett aus dem bestehenden Gebaude ausgelagert und in einem neuenAnbau untergebracht.

Die besondere Herausforderung dieses Projekts war, dass der einzige Platz fOr einemogliche Erweiterung Ober der bestehenden Tiefgarage lag und daher kaum nutzbarerschien . Diese war 1983 gebaut worden und statisch nicht auf eine mehrgeschossigeOberbauung ausgelegt. Mit auBerster planerischer Prazision losten die Architekten MarkusGohm und Ulf Hiessberger dieses Problem durch den Entwurf einer leichten Stahlkons­truktion, die exakt an den Punkten auflagert, an denen die mit Betonspangen verstarkteGaragendecke noch Reserven aufwies . Der neue zweigeschossige und fast 70 m langesaukorper scheint zwischen dem Altbau und den Baumkronen der straBenbegleitendenPlatanen in der Luft zu schweben und wird lediglich von wenigen schlanken stahlsaulen

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160 Krankenhaus Dornbirn

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und zwei Treppenhauskernen aus Beton getragen. Das kOhne Konzept der Architektenmaximiertden Raumgewinn fOr den Krankenhausbetrieb und stellt zugleich einestadte­bauliche Korrekturdar: Das GefOge wird verdichtet, wahrend gleichzeitignoch Platz fOrGrOnflachen bleibt.

Die Aufstanderung des saukorpers erfolgte nicht nur aus konstruktiven GrOnden, eswurde damit auchdie betriebliche Funktionalitatgesteigert. Eine BrOcke verbindet dieneuen BOros mit den Intensivstationen im zweiten Obergeschoss des Altbaus und ver­ringertdadurch Laufentfernungen erheblich. AuBerdem lieBen sich durchdasAufstanderndie Sichtverbindungen ausdemStraBenraum und der Nachbarschaft zum Haupteingangaufrechterhalten, was Besuchern die Orientierung auf dem Krankenhausgelandeerleichtert. Nach der Errichtung des Neubaus wurden die Stationen und die Behand­lungsbereiche im bestehenden aebaude renoviert. Bei der Umgestaltung der Intensiv­stationen mussten verschiedene, sich teilweise widersprechende BedOrfnisse berOck­sichtigt werden : Auf der einen Seite steht das hohe RuhebedOrfnis der Patienten, aufder anderen die zeitweise hektischen Aktivltaten des medizinischen Personals. DieArchitekten waren bemOht, durch Beleuchtung, Farb- und Materialwahl ein positivesUmfeld fOr die Patienten zu schaffen. Die funktionale Gestaltung der Raume reduziertdie fOr Routinetatigkeiten benotigteZeit. Die Intensivstationen, die OP-Bereiche und dieneuen sereltschaftsraurne wurdenim Sommer 2005 fertiggestellt . AnschlieBend wurdendie Ambulanzeinrichtungen im ersten Obergeschoss renoviert und der Haupteingangund die Cafeteria im Erdgeschoss neu gestaltet.

Konstruktion

Die 7,50 m hohen StahlrundstOtzen (407 x 10 mm) tragen 720 mm starke, geschweiBtestahltrager, Der gesamte zweigeschossige saukorperdarOber bestehtaus einer leichtenStahlkonstruktion, die bis zu 10 m auskragt. Zwei Treppenhauskerne aus Stahlbetonsteifen die gesamte Konstruktion aus. Die sorgfaltig gewahlte Fassadenverkleidungverleiht dem Neubau einenOchterne undzurOckhaltende Eleganz, die dasGebaude fastschwerelos wirken lasst. Die Unterseite ist mit matt schimmernden Aluminium-Ver­bundplatten verkleidet, fOr die vertikalen Fassadenftachen wurden vorgefertigte,silberfarben beschichtete Holzpaneele und Fenster mit dunklen Holzrahmen gewahlt.Eine filigrane PrafilglashOlle umgibtdasgesamte Gebaude undbildet einedoppelschaligeFassade, die im Sommer fast ganzlich im Blattwerk der Platanen verschwindet.

Die anspruchsvollen technischen und konstruktiven Aspekte weichen im Inneren einerausdrucksstarken Materialbehandlung. Farben, Materialien, Tageslicht und eineausge­zeichnete Akustikschaffen eineAtmosphare, die weit Ober dasObliche sterile Kranken­hausumfeld hinausgeht. Die suroraurne sind auf zwei Geschossen Obersichtlich um einglasgedecktes Atriumgruppiert . Die variablen Trennwande bestehen aus Kastanienholz.Jedes BOra hat Ober eine raumhohe, schallgedamrnte Glastrennwand einenfreien BlickaufdasAtrium, derjedoch mit textilen Sichtschutzelementen nach Bedarfausgeblendetwerden kann. DergroBflachige Einsatz von Glas erzeugt ein Gebaude von hoherTrans­parenz und ermogllcht sowohl interne Blickbeziehungen als auch Panoramablicke Oberdie Stadt. Ein ziegelroter Bodenbelag, gelbe und grOne Sonnenblenden und die weiBgetonten BrOstungen des galerieartigen umgangs tragen zu einem freundlichen undeinladenden Ambientebei.

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Dach ( U=0.12 W/m ' K)Metall-Elementdach :- Profilbahn- pfetten zur Gefa lle ausbildung (3% )- Abd ichtungsbahn- Stahlkassette warmegedarnmt- Stahlprofil warmegedam rnt

LuftraumSrandschutzdecke ( F60) Gipskart onpl atten2 x12.5 rnrn, dazwischen DampfsperreInstallationsraumAkust ikdecke 12,5 mm

2Dachrinne

3LOftungslamell en Alum in ium

4St ahl stOtze 120/200/10 mm

5Dreifachverglasung (U=0 .7 W/ m' K)

6Kunstharzfli eBbel ag 3 mmEstri ch 72 mmDampfbremsetr ittschaltdammung 25 mmLeichtschOttung 70 mmTrapezbl ech 50 mmSrandschutzdecke ( F60) Gipskart onp latten2 x 15 mm mit 50 mm Dammaufl ageInst all at ionsraum 350 mm

Abgehan gte Akust ikdecke 12.5 mm

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stahlt rager HEA300

8Verbundsicherhe it sgla s 2 x 5 mmFassadenzwischenraum 853 mmHolzelement vorgefert igt 203 mm :- AuBenverkle id ung Holzwerkst offplatte 12 mm- Warmedammung Mineralfaser 30 mm- o sa- statte 12 mm

- warrnedarnrnung 120 mm- Dreischichtplatte 19 mm- Faserzementplatte 10 mm

DampfbremseInstallat ionsrau m 150 mmInnenverkl eidung 20 mm

9stahltrager HEA220

10Sonnenschutz elekt risc hmoto risch

"FuBboden (U=O,13W/w )Kunst harzfl ieBbelag 3 mmEstr ich 72 mm

Damp fb remser rit tschalldarnmung 25 mmLeichtschOttung 70 mmTrapezblech 50 mmLuftraum mit 50 mm Warmedammungosa-rraue30 mmWarmedammung Mineralwolle 150 mmUnter sicht Alum inium-verbundplatten

12stahttrager gevoutet 400 mm / 720-550 mm

13Git te rros t

14st ahtt rager IPE360 -600

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Energiekonzept

Da der Anbau auseiner leichten Stahlkonstruktion mit Holzfassade besteht, galt es,einangenehmes Raumklima in einem Gebaude mit relativgeringerMasse zuschaffen. Daherwurdendie thermischeGebaudequalitat und Haustechnik engaufeinander abgestimmtund in Simulationen optimiert. Auf dieseWeise wurde ein Gebaudeklimakonzept entwi­ckelt, dasein hohes Behaglichkeitsniveau mit einem relativ niedrigen Energieverbrauchvon 45,7 kWh/m2a verbindet. Zu den wesentlichen Konzeptbestandteilen geh6ren diehochwertige Dreifachverglasung mit einem warmedurchgangskoefflzlenten von 0,7 WIm2K, optimierter Sonnenschutz, ein BelOftungssystem mit warmerOckgewinnung sowieeine FuBbodenheizung, die im Sommer auch zur KOhlung genutzt werden kann. DieDoppelfassade dient als klimatische Pufferzone und schOtzt die eigentlichethermischesebaudehutle sowieden beweglichen Sonnenschutz vor der Witterung.

DerUmbau unddie Erweiterung desKrankenhauses in Dornbirn ist einweiteresBeispieldafOr, wie sehr sich die Wahrnehmungen und Denkmuster im Krankenhausbau in denletzten zehn Jahren verandert haben. Anstatt denStil der 1970er und1980erJahrefort­zusetzen und anonyme Krankenhauskomplexe zuerrichten, ist inzwischen die ROckkehrzu einer Architektur festzustellen, die den Details und der Klelnmafistabllchkelt wiedermehr Aufmerksamkeit schenkt. Der neue Trend besteht in der Schaffung behaglicher,funktionaler und nutzerfreundlicher Raume mit viel Tageslicht sowie hochwertigenMaterialien und Oberflachenverkleidungen - trotz immer anspruchsvollerer Anforde­rungen der Gebaude- und Medizintechnik.

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Nordwesthaus, FuBachBaumschlager Eberle

Licht und SchattenDas am Bodensee gelegene Clubhaus schlieBteinen dreistufigen Transformationsprozessab, bei dem ein altes Kieswerk schrittweise in einen Bootshafen umgewandelt wurde.Auf pittoreske Motivewurde bewusstverzichtet, die klaren und einfachen Formen allerarchitektonischen Interventionen bilden einen deutlichen Kontrast zur umgebendenLandschaft. 1m Jahr 2000 schlossen die Architekten Carlo Baumschlager und DietmarEberle die erste Projektphase mit der Fertigstellung des aufgestanderten HafenbOrosaboDieeigentlicheHafenwand folgte 2004 undwurdeauslokalem Natursteinerrichtet,wobeisieeinennachhaltigen Lebensraum fllr wasserpflanzen und -tiere bietet. AlsAnt­wort auf das BOrogebaude und letzte Bauphase entstand schlieBlich das Clubhaus. Derneue, 14 m hohe Monolith scheint zu schweben, ja direktaus demWasser emporzusteigen.

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166 Nordwesthaus . FuBach

Dasneben der Anlegestelle und den tiegeplatzen positionierte Gebaude beherbergt aufWasserniveau eine Bootsgarage. Ein Zwischengeschoss nimmt die sanitarraume sowiedie Treppe auf und gewahrt von der Landseite her Zugang zum darUber liegenden Club­raum. Dieser spektakulare, 8,80 m hohe Mehrzweckraum spielt die Hauptrolle im neuensebaude und dient als Versammlungsort filr die Segler. Die unregelmafsige, biomorpheBetonstruktur ist mit rechteckigen Glastafeln verkleidet, deren oberflachen mecha­nisch bearbeitetwurden, um den scharfen Kontrastzwischen Kernund HUlleabzumildern .Diese kristalline Glashaut filtert und reflektiert natUrliches und kUnstliches Licht,sodasssich innen und auBenveranderliche Licht- und Schattenspiele ergeben. Ausblickesind bewusst auf zwei transparente Offnungen begrenzt, die in tiefen Betonlaibungensitzen . wahrend des Tages wird der veranstaltungsraum zu einem Kaleidoskop derUmgebung. Durch Reflexionen auf der wasseroberflache scheinen sich die Glasfassadenin standiger Bewegung zu befinden. Bei Nacht erzeugt die integrierte Deckenbeleuch­tung in Kombination mit den Strahlern in der Tragstruktur ein R6ntgenbild von der inne­ren Organisation des Gebaudes, das als Leuchtsignal schon aus der Ferne deutlich insAuge WIt.

Konstruktion

Dasgesamte Tragwerk besteht aus Ortbeton und wurde in enger Zusammenarbeit mitden Ingenieuren entwickelt. Der Entwurf basiert auf einem Kubus von 7 mal ia m undeiner H6he von 14 m, und steht auf sohrpfahlen, die tief in den Grund des Hafenbeckensreichen. Um Leichtigkeit und Transparenz zu erzeugen, wurden die Aubenwande desKubus durch vertikale offnungen so weit aufgel6st, wie es das statische System geradenoch zulasst. Die verbleibende stUtzenartige Konstruktion wird im unteren Drittel durchdie Bodenplatte des Clubraums verbunden und ausgesteift. 1m oberen Drittel kommendie einzelnen stUtzensegmente zusammen und verdichten sich wieder zur Wandflache.Das Ergebnis ist ein Betontragwerk mit einem filigranen Erscheinungsbild. Ein okono­misches Schalungskonzept musste entwickelt werden, um die Baukosten im dafilr zurVerfUgungstehenden Kostenrahmen zu halten. Dazu wurde das Gebaude in der Hohe infOnf und im Grundriss in zwei Betonieretappen unterteilt. Das Betonieren in zehn unab­hangigen Etappen gestattete die Mehrfachverwendung einzelner Schalungselemente.Aile ebenen AuBen- und lnnenwandflachen wurden mit einer herk6mmlichen Stahlta­felschalung bewaltigt. Ein modulares System aus 600 mm langen, wiederverwendbarenHolzschalungselementen wurde fllr die geschwungenen LaibungsfUichen entwickelt.Dabei wurde die Anzahl der unterschiedlichen Elemente begrenzt : Drei Radien wurdenjeweils in konkaver und konvexer Form bereitgestellt, was insgesamt sechs verschiedeneElemente ergab . Verschiedene Kombinationen dieser drei Radien errnoglichte dieSchalungjeder der erforderlichen SchwUnge und damit die Herstellung nicht repetitiverFormen unter Benutzung repetitiver Schalungselemente.

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DachDOppelverglasung im Gefalle.bestehend aus:- Einscheibensicherheitsglas ICE-H 8 mm

- Scheibenzwischenraum 20 mm- Einscheibensicherheitsglas 6 mm

- Splitterschutzfolie

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DachKiesschiittung 16/32 50 mmDachdichtungsbahnwarmedarnrnung PS-Hartschaum 180 mmDampfsperreVlies

Stahlbeton 300 mm

3Unterkonstruktion DachFlachstahl 80/10 schwarz

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Doppelverglasung. verklebt an Aluminium ­Fassadenprofil schwarz eloxiert

5Wandkonsole und HalterungFlachstahl schwarz

6AuBenwandDoppelverglasung. bestehend aus:- Einscheibensicherheitsglas ICE-H 8 mm- Scheibenzwischenraum 18 mm- Einscheibensicherheitsglas 6 mmFassadenzwischenraum 250 mm

Stahlbeton 300 mm

7SockelverkleidungEinfachverglasung

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Stahlbetonbodenplatte 300 mm

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Zur Bearbeitung der GlasfUichen wurde eine jahrhundertealte Verfahrenstechnikwiederbelebt. Dabei wurdenGlassplitterausder oberflache gelost, wobeije nachSteu­erung der Parameter Muster unterscheidlicher Transluzenz entstanden. Das Erschei­nungsbild undseine Variationen scheinendirekt ausder Naturzustammen underinnernanEiskristalle, diesichankaltenTagen aufFensterscheiben bilden. Bei diesem Verfahrenentsteht eine transluzente Oberflache, ohnedass Farben oder andere Produkte aufge­tragenwerden. Daher ist dieseTechnik aufalle Glasarten anwendbar. Ander AuBenseitedes Betontragwerks sind punktuell Stahllaschen befestigt, die horizontal laufendeAluminiumschienen tragen. Daran wurden die einzelnen Isolierglasscheiben im Formatvon3 m auf1,6 m nur mit Hilfe einerstatischen verklebung befestigt, sodass eineglatteund abstrakte GlashUlle entsteht. Sechs dieser Scheiben lassen sich zur natUrlichenBelUftung offnen. Sie zeichnen sich im geschlossenen Zustand nicht ab und werden, wieim Bootsbau Ublich, Uber ein manuelles Kurbelgetriebe mit Seilen bedient.

Die Architekten entwickelten das Beleuchtungskonzept in enger Zusammenarbeit mitmehreren Firmen der Branche. Durch die Beleuchtung der geschwungenen Laibungs­flachen wurde den Betonkanten die Harte genommen. Zu diesem Zweck wurde eigenseine mehrfarbige LED-Leuchte entwickelt, deren Lichtrichtung auf die LaibungengebUndelt wird, wahrendgleichzeitigBlendwirkungen minimiert werden. Die Farbe undlntensitat der in den Ortbeton eingelassenen 116Leuchten wird direkt Uber eindigitalesSteuerungssystem programmiert. Die sich standig verandernden Lichtverhattnisse amTag und die stimmungsvollen Beleuchtungseffekte bei Nacht haben einen groBenEinfluss aufdasBenutzererlebnis. Die Architektur desClubhauses schopft aus der Span­nungzwischen NaturundGebautem, zwischen Dichte undDurchblick, LichtundSchatten,Tag und Nacht.

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170 Proje ktiibersicht

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volksschule DorenBauherr : Gemeind e Doren Immobili enverwaltungsGmbH & Co KEGArchit ekt : cukrowicz.nachbaur architekten, BregenzMitarbeit er : Georg Becht er, Markus CukrowiczBauleitu ng : Albrecht sau- & Projektm anagement , Dornb irnTragwerkspla nung : Mader + Flatz , BregenzGeotechnik: 3P Geotechnik, LauterachHLS-Planung : Werner Cukrowicz, Laute rachElekt roplanung : Ingenleurb uro MeusburgerElekt rot echnik. BezauBauphysik , -akustik : spekt rurn, Dornbirn

Baujahr : 2003

Skihutte SchneggareiBauherr : Fam. Schneider. Lech am ArlbergArchitekt : Katia Schneide r + Gerold Schneider,

Allmeinde Architektur. Lech am Arl bergPhili p Lutz, Lochauprojektleitung : Wolfgang BraungardtBauleitung: M&G ingenieure, Feld kirchTragwerksplanung: M&G Ingenieure. Feld kirchLichtplanung: Halot ech, InnsbruckHolzbau: Michael Kaufmann, Reut he

Baujahr : 2002

pfarrkirche St. UlrichBauherr : Pfarrei S1.Ulri ch, Got zisArchi te kt : Christ ian Lenz ZTGmbH. SchwarzachMitarbeit er : Phill ipp Berktold , Gerhard Matt.

Michael PaslerKostenplanung und Bauleitung : Elmar Gmeiner,

SchwarzachTragwerksplanung : Mader + Platz, BregenzHLS-Planung : Reinhard Moser planungsburo . SatteinsElekt ropl anung : aiw-stanungsburo fiirElekt rotechnik, TschaggunsLandschaft splanung : Barb ara Bacher, Linz

Baujahr : 200B

Haus ROscherBauherr : Christ ian RuscherArchitek t : Oskar Leo Kaufmann, Albe rt Ruf. Dorn birnTragwerksplanung : Mader + Flatz, Bregenz

Elekt ropl anung : Albr ich Werner, SchnepfauMassivholzelemente: Thoma Holz GmbH. Goldegg

Baujahr : 2003

Dorfzentrum ObersaxenBauherr : Gemeindeimmob il iengesell schaft ObersaxenArchit ekt: Matth ias Hein, BregenzMitarbeite r : Michael Abt , Juri Troy, Carmen Hottinger,Markus CukrowiczOrt liche Bauaufsicht : Gernot Thurnh er, FeldkirchTragwerks planung : Mader + r tatz, BregenzHLS-Planung : Klimaplan . RankweilElekt roplanung : wo lfgang Dorner. Muntl ixBauphysik, -akust ik: Karl Torghele, DornbirnBaujahr : 2004

OlpererhUtteBauherr : Deutscher Alpenverein e.V.Archit ekt : Hermann Kaufmann ZTGmbH, Schwarzach

Mitar beiter: Claudia GreuBli ng. Julia Nagele-Kung.Gerold HammerleBauleitu ng: Ernst PfeiferTragwerksplanung: Merz Kaufmann Part ner. Dornb irnHLS-Planung : Walter Ingenieure, velb urgElekt roplan ung: Walter Ingenieure. velb urgHolzbau : Holzbautechnik sohrn, Alb erschwendeBaujahr : 200B

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Gemeindezentrum St. GeroldBauherr : Gemeinde St . GeroldImmobil ienverwaltungs GmbH & Co KGArchit ekt : cukrow icz.nachbaur archi t ekten. BregenzProjektleitung : Stefa n AbbrederisMita rbeiter : Christian Schmalz. Michael AbtBauleit ung: Albrecht Bau- & Projekt management,DornbirnTragwerkspla nung: M + G Ingenieure, Feldkirchtngenieurb uro surtsche r, RaggalGeotechnik : Geotek Donz + MahrHLS-Planung : TB c ukrowicz. LauterachElektropl anung : Lingg Elekt roplanung, SchoppernauBauphysik: Bernhard Weith as, Hardsauokologle : spektrum, DornbirnBaujahr: 2009

Badehaus MetzlerBauherr : Sabine und Reinhard Metzler

Archite kt : Mart e.Marte Architek te n. Weil erProjektl eitung: Clemens Metzle rTragwerksp lanung : M + G Ingenieure. FeldkirchGeotechnik : 3P Geotechnik . LauterachHLS·Planung : Dorfin stall ateur, Feldki rchElekt roplanung : Reisegger Elekt ro. FeldkirchBauphysik : Bernhard Weithas, HardBaujahr : 2007

SYSTEM3Bauherr : The Museum of Modern Art (MoMA), New York

Archi tek t : Oskar Leo Kaufmann . Albert RUf. Dornb irnProjektl eit ung : Jochen Specht

Tragwerksp lanung : Merz Kley PartnerHolzbau : Zimmerei Michael Kaufmann, Reut heBauja hr : 200B

Haus RauchBauherr : Lehm Ton Erde GmbH. SchlinsArchitekt : Planungsgemeinschaft LehmhausRoger Boltshauser, ZUrichMarti n Rauch, SchlinsProj ektl eitu ng : Thomas KammMitarbeit er : Ariane Wil son, Andreas Skarnbas

Tragwerksplanung : Josef Tomasell iLehmbauarbe ite n : Martin Rauch +sein Team, Polier: Johannes Moll

Schreinerarbeiten : Manfred BischofKeramikarbe iten : Marta Rauch-Debevec, Sebastian RauchBaujahr : 200B

Gasthof KroneBauherr : Helene + Dietm ar NuBbaumerArchite kt : Bernardo Bader, Dorn birnMita rbeiter : Sven MattTragwerksplanung : Ingo Gehrer. HochstBauphysik: Karl BrUstle , DornbirnBaujahr : 2007

Page 172: Nachhaltige Architektur in Vorarlberg Energiekonzepte Und Konstruktionen

Gemeindezentrum LudeschBauherr : Gemeinde Ludesch ImmobilienverwaltungsGmbH & Co KEGArch itekt : Hermann Kaufmann ZTGmbH, SchwarzachMitarbeiter : Roland wehinger. Martin tangle, NorbertKaufmann

Bauleitung : Alb recht sau- & Projektmanagement , Dornb irnTragwerksplanung : Mader + Flatz, Dornb irn

Merz Kaufmann Partner. DornbirnZementol, DornbirnHLS-Planung: Synergy con sulting + Engineering GmbH,Dornb irnElektrop lanung : Wilhelm Brugger, ThOringenBauphysik : Bernhard Weithas, Hochst

sauokologie : 6sterreichisches Inst itut fur Baubiolog ieund sauokologie , Wien

Holzbau : ARGE Wucher - Sutter Holzbau , LudeschBaujahr : 2005

Wohnanlage FichtenwegBauherr : Fritz Holzbau, Bartholomaberg-Gantsch ierArchitekt : Hans Hohenfellner, Feldkir chMitarbeiter : Hansjorg ThurnBauleitung : Fritz Holzbau, sartholomaberg-aantschlerTragwerksplanung : Erik Brugger, Bludenz

HLS-Planung : sornag Installationen cmbu, SchrunsElektroplanung : Durig Elektrotechn ik GmbH, SchrunsHolzbau: Fritz Holzbau, aarthotomaberg-cantschlerBaujahr : 2005

Gemeindehaus RaggalBauherr : Gemeinde Raggallmmobil ienverwa ltungsGmbH & Co KEG

Architekt : Johannes Kaufmann Architektur, Dornbirn

Mitarbeiter : Rainer Gebhardt. Alexandra Eichenlaub,Dark Schick. Paul Steurer

Bauleitung : wolfgang Summer. KlausTragwerksplanung : Merz Kaufmann Partner, Dornb irn(Holzbau)Thomas surtscher, Raggal (Betonbau)HLS-Planung: e-plus, Egg

Elektroplanung : IngenieurbOro Brugger. ThOringenHolzbau: Sutter Holzbau , LudeschBaujahr : 2006

Wohnpark SandgrubenwegBauherr : Rhomberg Bau GmbH

Architekt : Architektengemeinschaft Gerhard Horbu rger,Helmut Kuess, Wolfgang Ritsch, Norbert SchweitzerMitarbeiter : Baki Kaya

Tragwerksplanung : Mader + Flatz, BregenzGeotechnik : Andres Geotechnik . St. GallenHLS-Planung: Peter Messner GmbH, DornbirnElektroplanung : Kurt nungter, Gail3auBauphysik : Lothar Kunz GmbH, HardBaujahr : 2006

Hauptschule Klaus-Weiler-FraxernBauherr : Gemeinde Klaus ImmobilienverwaltungsGmbH & Co. KEGArchitekt : Dietrich Untertrifaller ArchitektenZiviltechniker GmbH. BregenzProjektleitung : Peter Nul3baumer

Mitarbeiter : Tobias Dieng. Eva nom, Philipp Nagel. Jana SackBauleitung : Gmeiner aauarnba, SchwarzachTragwerksplanung : Merz Kaufmann Partner, Dornb irn(Holzbau)Mader + Flatz, Bregenz (Betonbau)

HLS-Planung : Synergy. DornbirnElektroplanung : Hecht . Rankweil

Landschaft splanung: Rotzler Krebs Partner GmbH. WinterthurBauphysik : Bernhard Weithas , HardBauakustik : Karl srustte, Dornb irnBaujahr : 2003

171

Wohnanlage MiihlwegBauherr : BWS GemeinnOtzige Allgemeine Bau-, Wohn­und Siedlungsgen . Reg. Gen.m.b .H

Architekt : ARGEHermann Kaufmann ZTGmbH. SchwarzachJohannes Kaufmann Architektur, DornbirnMitarbeiter : Christoph nunse r, Johannes Kaufmann .Martin ROmmeleTragwerksplanung : Merz Kaufmann Partner, Dornb irnHLS-Planung: Pesek Planungsbilro, FelixdorfElektroplanung: s.d. & engineeri ng. WienBauphysik , -akustik : Holzforschung Austr ia, WienLandschaftsplanung : PlanSinn GmbH, WienBaujahr : 2006

Hugo Kleinbrod Austria-KapelleBauherr : SCAustria Lustenau

Architekt : Hugo oworzak , Lustenau

AusfOhrung: Holzbau Stephan Muxel. AuBaujahr : 2007

Logistikzentrum TschabrunBauherr : Hermann Tschabrun GmbHArchitekt : Christ ian LenzZTGmbH, SchwarzachMitarbeiter : Philipp serktold , Carsten RedlichProjektleitung : ILF Beratende Ingenieure ZTGmbH, Dornbirn

Tragwerksplanung : Merz Kaufmann Partner GmbH. DornbirnHLS-Planung: ILF Beratende Ingenieure ZTGmbH,DornbirnElektroplanung : ILF Beratende Ingenieure ZTGmbH,Dornbirn

Bauphysik, -akustik : Lothar KOnz, HardLogist ik : Reinhardt & Arens Gbr. BerlinBaujahr : 2005

Krankenhaus DornbirnBauherr: Stadt Dornbirn

Architekt : Gohm & Hiessberger Architekten , FeldkirchMitarbeiter : Andreas Xander, Susanne Stockert, Otto BruggerBauleitung : ROsch, Diem, Schuler, Dornb irn

Tragwerksplanung: ROsch , Diem, Schuler, DornbirnHLS-Planung : GMI Ingenieure, DornbirnElektroplanung : Peter Hammerle. LustenauBauphysik : Bernhard welthas, HochstMedizintechnik : MTPGmbH, Hall in TirolBaujahr : 2004 (Erwe iterung). 2006 (Intensivstationen)

NordwesthausBauherr : Hafen Rohner GmbH & Co KGArchitekt : Baumschlager Eberle , t.ochauProjektleitung : Christoph von OefeleTragwerksplanung : Mader + rtatz, BregenzHLS-Planung: GMI Ing. Peter Messner GmbH.DornbirnElektroplanung : GMI Ing. Peter Messner GmbH.DornbirnGlashersteller : Glas Marte GmbH. BregenzBaujahr : 200B

Page 173: Nachhaltige Architektur in Vorarlberg Energiekonzepte Und Konstruktionen

Seite

172 ProjektObersicht

Projekt Nutzfliiche Energiekonzept Heizenergiebedarf Konstruktives System

18 Volksschule Doren 1400m' Niedrigenergiehausstandard [1]; gutes 19 kWh/m'a sichtbstonwande und -deckenCukrowicz Nachbaur A/V-Verhaltn is; hohe thermische Speichermasse;

SUdlage; kontrollierte se- und EntlUftungsanlage;

8iomasse-Heizanlage (Holzpellets)

26 SkihUtte Schneggarei 560 m' Heizungs- und LUftungsanlage mit warrneruck- vorgefertigte HolzrahmenkonstruktionKatia Schneider + Gerold gewinnung. Anschluss an das ortl iche Biomasse- auf Stahlbeton-UntergeschossSchneider. Allmeinde FernheizkraftwerkArchltektur, Philip Lutz

32 pfarrkirche St. Ulrich 1497 m' FuBbodenheizung mit Anschluss an das ortliche Bestand: MauerwerkChristian Lenz Biomasseheizkraftwerk; elektrische Infrarot-Heiz- (Umbau) Anbau: Sichtbeton

korper im Bereich der Kirchenbanke

36 Haus RUscher 251 m' Niedrigenerg iehausstandard {I] ; hohe thermische 20 kWh/m'a Vorgefertigte MassivholzelementeOskar Leo Kaufmann. Speichermasse; SUdlage; 8iomasse-Heizanlage auf Sichtbeton-ErdgeschossAlbert RUf (Hackschn itzel)

42 Dorfzentrum Obersaxen 2360 m' Gutes A!V-verhaltnis; hohe thermische Speicher- ca. 30 kWh/m'a wande aus Ortbeton; vorgefertigteMatthias Hein Bestand: 1401m' masse; SUdwestlage; konventionelle Heizungs- StUtzen aus hochfestem Stahlbeton;

Neubau: 959 m' und LUftungsanlage Dachscheibe aus vorgefertigten

Betonhohlplatten

48 OlpererhUtte 592 m' Hohe thermische Speichermasse ; SUdwestlage; Vorgefertigte Brettsperrholzelemente.Hermann Kaufmann Photovoltaik-Paneele; Blockheizkraftwerk fUr (cebauoe wird nur im teilweise auf Stahlbeton-Untergeschoss

Heizung und Stromerzeugung; zusatzllche Heizung Sommer genutzt)Uber Kachelofen

64 Gemeindezentrum St. Gerold 571 m' Passivhausstandard ['I; gutes A!V-Verhaltnis; 10.7 kWh/m'a HolzrahmenkonstruktionCukrowicz Nachbaur SUdlage; Heizungs- und LUftungsanlage mit (erstes viergeschossiges Holzgebaude

warmerUckgewinnung und Erdwarmepumpe; in vorarlberg)vorkehrungen zum Einbauvon Photovoltaik-Paneelen

70 Badehaus Metzler 176m' Hohe thermische Speichermasse ; SUdwestlage; <50 kWh/m'a Sichtbeton mit StahlstUtzen

Marte Marte zentrales Gebaudesteuerungssystem; FuBboden-heizung und -kUhlung mit trdwarrnepumpe:Vorkehrungen zum Einbau von Sonnenkollektoren;zusatztiche Heizung Uber offen en Kamin;unbeheizter naturt icher Badeteich mit biologischerFilterzone

76 SYSTEM3 51m' Gutes A/V-Verhaltn is; hohe thermische Speicher- <10 kWh/m>a vorgefertigte Brettsperrholzplatten

Oskar Leo Kaufmann, masse; starksre Wandaufbauten rnoglich zur (Zielwert da prototyp)

Albert RUf Erzielung des Niedrigenergiehaus- {I] oder

Passivhausst andards ['I; opt ionales HUllsystemzur verbesserten warmedammung und Energie-erzeugung durch integrierte Photovoltaikzellen

82 Haus Rauch 200 rn- Niedriger grauer Energiegehalt ; Wandstrahlungs- 72.05 kWh/m'a Stampflehmbauweiseplanungsgeme inschaft heizung ; Kachelofen ; Biomasse-Heizanlage (warrnedarnrne lgen-Lehmhaus: Roger Boltshauser, (Holzpellets) ; Sonnenkollektoren schaften des StampflehmsMartin Rauch bei 8erechnung nicht

berUcksichtigt)

88 Gasthof Krone 500 m' Bestand: Strickbauweise

Bernardo Bader (Umbau)

100 Gemeindezentrum Ludesch 3135 m' Passivhausstandard [' I; Heizungs- und LUftungs- 13,8 kWh/m'a Vorgefertigte Holzelemente auf

Hermann Kaufmann anlage mit Erdwarmepumpe; Sonnenkollektoren30 m' ; Stahlbeton-Untergeschoss

Photovoltaik-Paneele 350 m' (16 000 kWh/a) ; zusatz-liche Heizung Uber ortl iches Biomassehe izkraftwerk

108 Wohnanlage Fichtenweg 619m ' oko l-Standard [3]; gutes A/V-Verhaltnis; SUdwest- Reihenhaus: 65,1kWh/m'a Vorgefertigte Holztafeln auf

Hans Hohenfellner 6 Einheiten mit lage; zentrale Biomasse-Heizanlage (Holzpellets, Endhaus: 70,S kWh/m'a Stahlbeton-Untergeschoss

je 103,3 m' 26 kW); Sonnenkollektoren 50m'

112 Gemeindehaus Raggal 731 m' Niedrigenergiehausstandard [1]; gutes A/v-verhaltnis; 23 kWh/m'a Vorgefertigte Holzelemente auf

Johannes Kaufmann kontroll ierte Be- und EntlUftungsanlage mit Stahlbeton-Untergeschossw armerUckgewinnung; Biomasse-Heizanlage(Hackschnitzel)

Page 174: Nachhaltige Architektur in Vorarlberg Energiekonzepte Und Konstruktionen

Seite Projekt Nutzflliche Energiekonzept Heizenergiebedarf Konstruktives system

173

lIB Wohnanlage Sandgrubenweg 5B12 m' sebaude A: Passivhaus 1'1. ako 3-Standa rd [31; sebaude A: 10,55 kWh/ m' a StOtzenund Deckenscheiben ausGerhard Hiirburger, sebaude B, C und D: Niedr igenerg iehaus 111. Gebaude B: 34,55 kWh/ m' a Stahlbeton ; nichttragende wandeHelmut xuess, wolfgang ako 2-Standard [31; FuBbodenheizung mit Anschluss cebaude C: 30.30 kWh/ m' a aus vorgefert igten HolzelementenRit sch. Norbert Schweitzer an die zentrale Biomasse·Heizanlage (Holzpellets) ; cebaude D: 32.50 kWh/ m' a

opt ionale kont rolliert e Be- und EntlOftungsanlagemit WarmerOckgewinnung (Standard in sebaude A)

124 Hauptschule 4520 m' Passivhausstandard [' I; Heizungs- und LOftungs- 11,4 kWh/m'a vorgefertigte Holz-Hohlkastenele -Klaus·Weiler-Fraxern anlage mit warmeruckgewlnnung und Erdwarme- mente auf stahlbeton-untergeschcss:Dietrich Untertrifaller tauscher ; Photovoltaik-Paneele 240 m>: Eingangsbereich und Aula : Brett-

vorkehrungen zum Einbau von Sonnenkollektoren; schichtholztrager und -stOtzenRegenwasserspeicher fOr Sprinkle ranlage ;zusatzllche Heizung OberErdgas-Brennwertkessel;geplant : Biomasse-Heizanlage (Holzpellets)

142 Wohnanlage MOhlweg 7617 m' Niedrigenergiehausstandard [11 ; zentrale Heizanlage 3B kWh/m'a Vorgefertigte BrettsperrholztafelnHermann Kaufmann + mit Niedertemperatur·Rohrnetz und konventionellem auf Stahlbetongeschoss (Unter- undJohannes Kaufmann Erdgas-Brennwertkessel ; Sonnenkollektoren 16Bm' Erdgeschoss) ; nichttragende

vorgefertigte Holzlei chtba ufassade

150 Hugo Kleinbrod 11 m' Leichte HolzrahmenkonstruktionAustria·KapelleHugo Dworzak

154 Logistikzentrum Tschabrun 13200 m' srettschichthotzfachwerktrager undChristi an Lenz -binder auf Betonfert igt eilstOtzen

15B Krankenhaus Dornbirn Anbau: 343Bm' Doppelfassade als klimat ische Pufferzone; Anbau: 45.7 kWh/m 'a Leicht e Stahlkonstru kt ionGohm & Hiessberger Intensivstationen: Sonnenschutz im Fassadenzwischenraum;

600 m' kont roll iert e Be- und EntiOftungsanlage mitWarmer Ockgewinnung ; FuBbodenheizung und-kOhlung

164 Nordwesthaus 1BO m' Hohe thermische Speichermasse; energieeffiziente SichtbetonBaumschlager Eberle LED-Beleuchtung; keine Heizungsanlage (sebaude wird hauptsach -

lich im Sommer genutzt)

Definit ion en

1 NiedrigenergiehausAls Niedr igenergiehaus wird ein Gebaude bezeichnet , dasbetrachtlich weniger Energie verbraucht als die iirtlichgeltenden Baurichtlin ien vorschreiben . Oblicherweise besitztes eine gute warrnedarnmung, energieeffiziente Fenster.eine hohe Luftd ichtigkeit sowie eine LOftungsanlage mitwarmeruckgewlnnung , um den Heiz- bzw. KOhlenergiebedarfzu senken. In einigen t.andern bezeichnet der Begriff einenspezifischen Gebaudestandard mit einem festgelegten WertfOr den Primarenerg iebedarf zur Absenkung des Heizen­ergieverbrauchs. der in manchen Klimazonen den hiichstenAnte il am Energiebedarf ausmacht . In den meisten RegionenEuropasgenOgtein Gebaudedem Niedrigenergiehausstandard.wenn der Heizenergiebedarf hiichstens 50 kWh/m'a betragt ,

2 PassivhausDasPassivhausist die Weiterentwicklung des Niedr igenergie­hauses. Dabei handelt es sich um ein cebaude mit extremgeringem Energieverbrauch , in dem ein behagliches Innen­raumklima ohne den Einsatz griiBerer aktiver Heizungs- undKOhlsystemeerzielt wird . Passivhauser nutzen die Sonnen­einstrahlung und int erne warmegewlnne. verwenden also«passive» Mittel zur Heizung. Nach den europaischen Be­stimmungen muss ein Passivhaus beim jahrlichen Heizenergie·bedarf den Wert von 15kWh/m 'a unterschreiten . AuBerdemdarf der gesamte primarenergieverbrauch fOr Heizung.Warmwasser und Strom hiichstens bei 120 kwh/m'a liegen .

3 Oko 1,2, und 3a ko 1. 2. und 3 bezeichnen Fiirderstufen fOr neue wohnbautenund den Umbau bestehender wo hnbauten im Rahmeneines ii kologischen Subventionsprogramms. das vornEnergieinstitut Vorarlberg verwaltet wird . sauprojekte werdennach iikologischen Richtlin ien beurteilt , die den Gebaude­standort. den Energiebedarf, die Materialwahl . die Haus­techni k und die Qualitat der lnnenraurne bewerten. Anhandeines Punktesystems wird die tatsachliche Hiihe der sub­ventionen fOrjedes einzelne Projekt festgelegt . Die wicht igstenEvaluationskriterien sind das A/V-verhaltn is (rlache zuVolumen) und der jahrliche Heizenergiebedarf. Je kompakterein cebaude und je niedriger sein Heizenergiebedarf ist,desto hiihere Beihilfen werden gewahrt . DasFiirderpro grammwurde kOrzlich erweitert und umfasst nun die Stufenako 1 bis 5.

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Biografie

Ulrich Dangel ist Assistant Professor fur Architektur an der University ofTexas at Austinund lehrt dort Entwurf, Tragwerkslehre und Baukonstruktion fOr Bachelor- und Master­studiengange. Nach dem Architekturdiplom an der unlversitat Stuttgart und demAbschluss Master of Architecture an der University of Oregon begann der deutsche undosterreichische StaatsbUrger seine berufliche Laufbahn in London, wo er fur die inter­national bekannten ArchitekturbUros Foster + Partners sowie Grimshaw Architectsarbeitete. Er ist eingetragener Architekt in Deutschland und GroBbritannien und unterhaltzusammen mit seiner FrauTamie Glass ein BUro fiir Architektur und Innenarchitektur inAustin, Texas.

Dank

Zahlreiche Menschen halfen mir bei der Erstellung dieses Buchs. Ich kann nicht aileerwahnen, rnochte aber doch die folgenden gesondert nennen. Zuerst mochte ich denengagierten Architekten in Vorarlberg meinen Dank aussprechen. Ohne sie und ihreArbeit ware dieses Buch nicht entstanden . Viele nahmen sich die Zeit zu person lichenBegegnungen, beantworteten geduldig all meine Fragen, gingen auf meine zahlreichenWUnsche ein und stellten Zeichnungen und Fotografien zur Veroffentlichung zur VerfU­gung. Mich beeindruckte ihr sympathisches, bodenstandiges Wesen und ihre offeneBereitschaft zur Zusammenarbeit. Dann rnochte ich allen Beteiligten beim sirkhauserVerlag in Basel danken, die mithalfen, dass dieses Buch Wirklichkeit wurde. Das giltinsbesondere fUr die Redakteure Ulrike Ruh, Alexander Felix und Daniel Morgenthaler,die dem Buch Kritik, Rat und UnterstUtzung zukommen lieBen und sich filr das Themabegeisterten.

Dank schulde ich der University of Texas at Austin fur ihre finanzielle UnterstUtzung.Mein Forschungsprojekt wurde anfangs vom Office of the Executive Vice President andProvost groBzUgigaus Mitteln zur Forderung neuer Fakultatsmitglieder unterstUtzt. EinForschungsstipendium des Office of the Dean of Graduate Studies errnoglichte mir denBesuch in Vorarlberg. Dankbar bin ich auch fOr Forschungsgelder, die mir das Office ofthe Vice President for Research zur VerfUgung stellte. Meine Forschungsassistentenhalfenmir, das Material fOr dieses Such zusammenzutragen. Erin Stark bearbeitete die Zeich­nungen und Ben Arbib entwickelte erste Layoutkonzepte. Ihren engagierten Anstren­gungen und ihrer harten Arbeit verdankt dieses Buch viel.

Auch ohne die Hilfe von Frederick Steiner, dem Dekan der Architekturfakultat der Uni­versity ofTexas at Austin, ware diese Buch nicht rnoglich geworden. Er verschaffte mirdie erforderliche UnterstUtzung fUr Forschung und Finanzierung, fllr die ich ihm sehrdankbar bin. Ein besonders aufrichtiger Dank gilt meinen Kollegen und MentorenProfessor Christopher Long und Associate Professor Vincent Snyder fur ihre Ratschlageund Ermutigungen Uber mehrere Jahre. Ganz besonders rnochte ich noch meiner Bilro­partnerin und Ehefrau Tamie Glass danken. Ohne ihre seitrage, ihre UnterstUtzung undGeduld, fiir die ich ihr ewig dankbar bin, ware dieses Buch nicht fertig geworden. Ichwidme das Buch meinen Eltern Edith und Gunter Dangel, die mich auf meinem Berufswegstets unterstUtzt haben.

Page 176: Nachhaltige Architektur in Vorarlberg Energiekonzepte Und Konstruktionen

Bibliografie

Achle itner, Friedrich . Osterreichische Architektur im

20. Jahrhundert : Band 1 Oberosterreich, Salzburg , Tirol,Vararlberg. Salzburg : Residenz Verlag, 1980.

Aicher, Florian, Renate BreuB. eigen+sinnig : Der WerkraumBregenzerwald als Modell fOr ein Neues Handwerk .MOnchen: oekom verlag , 2005 .

Aicher, Florian, Renate BreuB. Werkraum Krone: VomNeuen Handwerk und dem Umbau eines alteingesessenenGasthofs im Bregenzerwald. Hohenems : Bucher Druckverlag Netzwerk , 2008 .

Baumeister, Georg. Das Bauernhaus des Walgauesund der Walserischen Bergtliler Vorarlbergs , einschliesslich

des Montafon . MOnchen: C.A. Seyfried, 1913.

Benvenuti , Oliver. Altes Handwerk in Vorarlberg.Feldkirch : Eigenverlag, 1993.

Benzer, Arnulf, Reinhold Bernhard , Kunrich Gehrer, RudolfSagmeister, and Katleen Sagmeister-Fox. Vorarlberg.f in Kulturprofil. Dornbirn : Vorarlberger verlagsanstalt, 1987.

Deininger, Johann . Das Bauernhaus in Tirol und Vorarlberg.MOnchen: Verlag Callwey, 1979.

Holzmeister, Clemens. Der Holzhausbau . Wien : J. Weiner,

1934.

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Kapfinger, Otto . Konstruktive Provokation. Neues Bauenin Voralberg. Hg. vom Voralberger Architektur-institut.Salzburg : Verlag Anton Pustut , 2003.

Kapfinger, Otto . Baukunst in Vorarlberg seit 19BO.Ostfildern -Ruit : Verlag Gerd Hatje , 1999.

Kapfinger, Otto. Hermann Kaufmann : Wood works . Wien :Springer Verlag, 2008 .

Lieb, Norbert. Die Vorarlberger Barockbaumeister.MOnchen: Schnell & Steiner, 1976.

Mayr Fingerle , Christoph. Neues Bauen in den Alpen /Architettura contemporanea a/pina / New alpinearch itecture : Architekturpreis / Premio d'Arch itettura /Architecture prize 2006. Basel: Birkhiiuser verlag, 2008 .

Mayr Fingerle , Christoph. Neues Bauen in den A/pen /Architettura contemporanea alp ina : Architekturpreis 1999/Premio d'Architettura 1999. Basel: Birkhauser Verlag, 2000 .

Oechslin, Werner . Die vorarlberger Barockbaumeister.Einsiedeln : Benzinger AG, 1973.

Rauter, Otto . Das Bauernhaus im Gau Tiro/ und Vorarlberg .Berlin : verlag Deutsche Landbuchhandlung, 1943.

Sagmeister, Rudolf. Holzbaukunst in Vorarlberg. Bregenz:verlag Eugen Russ, 1988.

Sayah, Amber. Neue Architektur in Vorarlberg : Bautender neunziger Jahre . MOnchen: Callwey verlag, 1997.

Sayah, Amber. Architektur in Vorarlberg : Bauten ab 2000.MOnchen: Callwey Verlag, 2006 .

waechter-aohm, Liesbeth . Austria West : Tirol , Vorarlberg :Neue Architektur, New Architecture. Basel: BirkhiiuserVerlag, 2003.

Zech, Traugott. Ho/zbauten in Vorar/berg . fine

Dakumentation der Letzten 20 Jahre . Feldkirch : Rheticus­Gesellschaft, 1985.

Zschokke, Walter. Dietrich Untertrifaller. Bauten undProjekte seit 2000. Wien : Springer verlag, 2008 .

websites

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www.energieinstitut.at

IG Passivhaus Osterreichwww.igpassivhaus.at

Land vorarlbergwww.vorarlberg.at

Nextroom Architekturdatenbankwww.nextroom.at

Osterreichisches Institut fOr Baubiologieund sauokologiewww.ibo .at

Architekturzentrum Wien

www.azw.at

proHolz Austria

www.proholz.at

Vision Rheintalwww.vision -rheintal .at

Vorarlberg Tourismwww.vorarlberg-tourism.at

Vorarlberger Architekturinstitutwww.v-a-Lat

Vorarlberger Holzbaukunstwww.holzbau-kunst.at

werkraum Bregenzerwaldwww.werkraum.at

Zentralvereinigung der Architekten Vorarlbergwww.zv-vorarlberg.at

Bernardo Baderwww.bernardobader.com

Baumschlager Eberlewww.baumschlager-eberle.com

Roger Boltshauserwww.boltshauser.info

Cukrowicz Nachbaurwww.cn -arch.at

Dietrich Untertrifallerwww.dietrich.untertrifaller.com

Hugo Dworzakwww.hugodworzak.at

Gohm & Hiessbergerwww.gohmhiessberger.com

Matthias Heinwww.hein-troy.at

Hans Hohenfellnerwww.hohenfellner.at

Hermann Kaufmannwww.kaufmann.archbuero.com

Johannes Kaufmannwww.jkarch.at

oskar Leo Kaufmann, Albert ROfwww.olkruf.com

Helmut Kuesswww.architektur-kuess.at

Christian Lenzwww.christian-lenz.at

Philip Lutzwww.philiplutz.at

Marte .Martewww.marte-marte.com

Martin Rauchwww.lehmtonerde.at

Wolfgang Ritschwww.ritsch-baukunst.at

175

Page 177: Nachhaltige Architektur in Vorarlberg Energiekonzepte Und Konstruktionen

Abbildungsnachweis

Architekturzentrum Wien, Foto F. Achleitner : S.140 / Abb.13+14Sammlung Franz Beer, Stadtarchiv Dornb irn : S. 96/ Abb. 5Samm lung Christa Branz, Vorarlberger Landesb ibliothe k:S.9B/ Abb. BAdolf Bereuter, Laute rach : Tite l, S.10 unten; S.37-3B, 40 -41 ;S. 62 / Abb. 6-7 ; S.77-Bl ; S. B9-9 1; S.113-114, 117Fried rich Behringer, Dornb irn : S. 9 ob en ; S. 13 / Abb. 2;S. 94 / Abb. 1; S. 95 / Abb. 2; S. 135/ Abb. 2Beat BOhler, ZOrich : S. B3-B7Architektengeme inschaft Cooperative : S.134/ Abb.1;S.13B/ Abb.10Ulrich Dangel, Aust in : S.9 unten links + unten rechts ;S. 12 / Abb.l ; S.15/ Abb.5 ; S.58/ Abb.1; S.92 ; S.96/ Abb.3 ;S.98/ Abb.9 ; S.135/ Abb.3+4 ; S.139/ Abb.12Dietrich Untertr ifaller Architekten, Bregenz : S.131Archiv Willibald Feinig, Altach : S. 136/ Abb. 6+7Robert Fessler, Lauterach: S.10 oben ; S.27-29 , 31; S.43- 45, 47Harald Geiger, Schoppernau : S. 151-153Eduard Hueber + Ines Leong / archphoto.corn, New York:S.165-166, 16B-169Dr. Richard Huter , Bregenz : S. 61/ Abb.5Architekten Hermann Kaufmann, Schwarzach : S.49 -52, 54-55Hermann Keckeis : S.136/ Abb, 8Bruno Klomfar, Wien : S.15/ Abb.4 ; S.33 -35 ; S. 101-103,105-106 ; S.109-111; S.119-121, 123; S.125, 127, 129-130 ;S.140/ Abb.15; S.143, 145, 147-148; S. 155-157; S. 159-163Ignazio Martinez, Navia Asturias : S. 15/ Abb.3 (proHolz) ;S.16/ Abb. 6-8Meyr-Melnhof Kaufmann, Reuthe : S.56; S.59/ Abb. 2;S. 63 / Abb. 8-9Sammlung Rupp / Tschol , Geme indearchiv Herbranz :

S.61/ Abb.4Rudolf Sagmeis ter, Lochau : S.136 / Abb. 5; S.137/ Abb. 9Hans -Pet er Schiess , Trogen : S.19 , 21; 22-23; 25; S.65, 67, 69Albrecht Imanuel Schnabel, Get zis : S.71-72,74-75Nikola us Walter, Feldkirch : S.138/ Abb. 11

AuSa nderen BOch ern :Johann Wilhelm : Architectura civilis, Frankfurt , 1668 (Originalin der vorarlberger Landesbibliothek) : S. 60/ Abb.3Johann Deininger: nas Bauernhaus in Tirol und Vorarlb erg,Wien , 1894 : S.96/ Abb.4 ; S.97/ Abb.6 +7Tobias G. Natter, Ute pfanner (Hrsg.) : Architectura practica ­Barockbaumeister und moderne Bauschule aus Vorarlberg ,Bregenz, 2006 : S.132

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