Nachhaltige Geldanlagen – Eine Übersicht für institutionelle Kunden

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Nachhaltige Geldanlagen – Eine Übersicht für institutionelle Anleger FNG – Der Verband für Nachhaltige Geldanlagen

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Die Broschüre „Nachhaltige Geldanlagen – Eine Übersicht für institutionelle Kunden“ wurde von der Arbeitsgruppe „Institutionell Investoren“ des FNG Schweiz erarbeitet. Ziel der Arbeitsgruppe ist es, Institutionelle Kunden wie Pensionskassen oder Stiftungen anbieterunabhängig über nachhaltige Anlagen zu informieren und damit Vorurteile gegenüber solchen Produkten abzubauen. Obwohl die Schweiz ein wichtiger Anbietermarkt nachhaltiger Anlagen ist, sind Schweizer Pensionskassen und Stiftungen noch recht zögerlich bei nachhaltigen Geldanlagen.

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Nachhaltige Geldanlagen – Eine Übersicht für institutionelle Anleger

FNG – Der Verband für Nachhaltige Geldanlagen

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2 Übersicht für institutionelle Anleger

Herausgeber: FNG Schweiz – Forum Nachhaltige Geldanlagen

Autoren: Sabine Döbeli und Erol Bilecen (FNG Schweiz)

Design: www.christinaohmann.de

Impressum

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3Übersicht für institutionelle Anleger

Inhaltsverzeichnis

Nachhaltige Geldanlagen – Eine Übersicht für institutionelle Anleger 4

Weshalb Nachhaltige Geldanlagen? 5

Der Treuhänderische Aspekt 7

Was sind Nachhaltige Geldanlagen? 8

Der Markt Nachhaltiger Geldanlagen 10

Weiterführende Informationen 11

Über den Herausgeber 12

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NachhaltIge geldaNlageN

Nachhaltige Anlagen haben in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung und Aufmerksamkeit gewonnen und verzeichnen seit Jahren ein stark überdurchschnittliches Marktwachstum. Insbesondere institutionelle Anleger in-tegrieren Nachhaltigkeitsaspekte vermehrt in Ihre Anlage-prozesse.

Nachhaltige Geldanlagen – Eine Übersicht für institutionelle Anleger

Das vorliegende Papier erläutert, welche verschiedenen Ansätze sich hinter dem Begriff Nachhaltige Anlagen (Sus-tainable Investments) verbergen und erklärt, wie nachhal-tiges Anlegen in der Praxis funktioniert.

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NachhaltIge geldaNlageN

Das Kernanliegen von nachhaltigen Anlagen ist es, durch die Verwendung von ESG-Kriterien (Environment/Umwelt, Social/Soziales und Governance/Gute Unternehmensfüh-rung) zusätzlich zu den klassischen finanziellen Kriterien bei der Auswahl von Wertpapieren das Risiko-Ertrags-Ver-hältnis zu verbessern und gleichzeitig auf eine verstärkte Berücksichtigung von Nachhaltigkeit in der Wirtschaft hin-zuwirken.

Dank der Berücksichtigung von Nachhaltigkeit können sich Portfoliomanager auf diejenigen Unternehmen konzentrie-ren, welche geringere Risiken und grössere Ertragspotenzi-ale besitzen. Durch einen aktiven Dialog mit Unternehmen im Rahmen des Auswahlprozesses werden Best-Practice-Standards im Nachhaltigkeitsmanagement verbreitet, wo-mit Unternehmen ihre langfristigen Chancen erhöhen und Risiken senken können.

Die meisten Anleger verfolgen mit Nachhaltigen Geldan-lagen folgende Motive und Ziele: Umsetzung der eigenen Unternehmensleitbilder oder Werte (z.B. Kirchen, Wohl-fahrts- und Umweltorganisationen). So wird eine Umwelt-stiftung eine Investition in umweltschädliche Unterneh-men vermeiden. Die wichtigsten häufig genannten Ziele sind Rendite und Risiko, insbesondere zeigt die jüngste Fi-nanzkrise, dass ein Nachhaltigkeitsfilter auch ein guter Risi-kofilter ist. Eine weitere wichtige Motivation ist das Image der eigenen Organisation bzw. die Treuhänderische Pflicht. Viele Unternehmen merken, dass das Thema zunehmend Eingang in den Mainstream findet. Die Mitglieder/Gremien wollen vielfach die Berücksichtigung von Nachhaltigkeit, auch aus Reputationsgründen.

Nachhaltigkeit und Rendite

Es gibt kaum eine Fragestellung, welche in den letzten Jah-ren so intensiv untersucht wurde und noch immer wird, wie der Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeit und der Wertentwicklung von einzelnen Unternehmen und gan-zen Portfolios. Stellvertretend für diese Vielzahl an Studi-en soll an dieser Stelle das Ergebnis einer Metastudie des Investmentconsultants Mercer genannt werden: Von den insgesamt 36 zugrunde liegenden wissenschaftlichen Stu-dien zeigten 20 einen positiven Zusammenhang zwischen den Faktoren Umwelt, Gesellschaft und Unternehmens-führung (Environment, Social, Governance; ESG) und finan-zieller Performance, zwei einen neutral bis positiven, drei einen neutral bis negativen und acht einen negativen Zu-sammenhang. Diese Grössenordnungen finden sich auch in anderen Meta-Studien.1

Die Studie von AP7 „The Performance of SRI“ untersuchte 21 Studien im Zeitraum von 2008 bis 2011, sieben zeigten kei-nen Performanceunterschied von SRI zu konventionellen Investments, fünf zeigten eine positiven Zusammenhang auf und nur drei einen negativen Zusammenhang.

Ein solcher Zusammenhang ist auch intuitiv nachvollzieh-bar: Unternehmen, die sich aktiv mit ökologischen und so-zialen Fragestellungen auseinandersetzen, haben manch-mal einen vergleichsweise höheren Aufwand, sind aber im Gegenzug ihren Konkurrenten einen Schritt voraus: Sie re-duzieren die Konflikte mit Anspruchsgruppen wie Kunden, Lieferanten und Mitarbeitern, sparen dank ressourcen-schonenden Prozessen Geld und müssen nicht kostspielige Nachbesserungen bei Veränderungen des regulatorischen Umfelds vornehmen.

Weshalb Nachhaltige Geldanlagen?

1 Weitere Quellen zu diesem thema finden sie im abschnitt „Weiterführende Informationen“ auf der letzten seite.

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Nachhaltigkeit und Risiko

Ein einfaches Beispiel, dass ein sozialer Faktor einen ent-scheidenden Einfluss auf das Risiko eines Aktieninvest-ments hat, zeigt das folgende Zitat von Warren Buffet: „Es dauert zwanzig Jahre, sich eine Reputation zu erwerben und fünf Minuten, sie zu verlieren. Wenn man das im Auge behält, handelt man anders.“Während der Aspekt des Risikos bei vielen Studien zum Thema „nachhaltiges Investment“ und Rendite von eher untergeordneter Bedeutung ist, wurden unlängst zwei zentrale Untersuchungen über den Zusammenhang von Nachhaltigkeit und Risiko bei Obligationen vorgelegt.Eine Untersuchung der Bank Sarasin belegt, dass für die Kreditausfallversicherung (Credit Default Swaps) von Unternehmen aus Branchen, die besonders hohen Nach-haltigkeitsrisiken ausgesetzt sind (zum Beispiel Automo-bilbau, Fluggesellschaften oder Bergbau), nach dem Zu-sammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers im Schnitt auf einen Schlag wesentlich höhere Prämien ge-zahlt werden mussten als für solche aus weniger kritischen Branchen. Dabei betrug die Differenz in der Spitze 546

Basispunkte für Fluggesellschaften oder 303 Basispunkte für Automobilhersteller. Ein solches Risikogefälle liess sich sogar innerhalb der einzelnen Sektoren nachweisen. So-wohl der durchschnittliche Anstieg wie auch die Streuung der Risikoprämien von nachhaltigen Unternehmen waren innerhalb des jeweiligen Sektors geringer als bei Unterneh-men, die aufgrund von Kriterien der Nachhaltigkeit ausge-schlossen worden waren.Die Zürcher Kantonalbank hat in einer Studie einen ähnli-chen Effekt bei Staatsanleihen festgestellt. Während bei den als nachhaltig eingestuften Staaten die Risikoprämi-en in der Spitze im Schnitt um rund 150 Basispunkte an-stiegen, waren es bei den als nicht nachhaltig bewerteten Staaten rund 270 Basispunkte.

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Schon seit längerer Zeit wurde in verschiedenen Ländern wie z.B. Grossbritannien, den Niederlanden oder Frankreich die Frage diskutiert, ob die Berücksichtigung der ESG-Fak-toren für Pensionskassen mit den treuhänderischen Pflich-ten zu vereinbaren ist. Spätestens mit der Lancierung der „Principles for Responsible Investment“ (PRI) 2006 durch den damaligen UN-Generalsekretär Kofi Annan ist diese Unklarheit ausgeräumt. Im Rahmen dieser Prinzipien ha-ben sich bereits mehr als 1.000 Unterzeichner (davon 249 Asset Owners) dazu bekannt, ESG-Kriterien bei der Invest-mentanalyse einfliessen zu lassen (PRI Stand April 2012). Ganz offensichtlich gehen diese Pensionskassen und Ver-mögenseigner davon aus, dass die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien sinnvoll ist.

Der treuhänderische Aspekt

Ein Bericht einer Arbeitsgruppe der Finanzinitiative des UN Umweltprogramms (UNEP FI) kam 2009 sogar zu einem wesentlich weitreichenderen Schluss. Basierend auf einer Untersuchung der rechtlichen Situation in neun verschie-denen Ländern ist die Berücksichtigung von ESG-Kriterien nicht nur eine treuhänderische Option. Vielmehr wird davor gewarnt, dass ein Unterlassen in Zukunft als Ver-nachlässigung der treuhänderischen Pflicht interpretiert werden könnte. Dies ist vor dem Hintergrund, dass die Be-rücksichtigung nachhaltiger Aspekte auf die Risiko-Rendi-te-Eigenschaften von Investments einen positiven Einfluss zu haben scheint, eine nachvollziehbare Schlussfolgerung. Dieser Perspektivenwechsel dürfte ein wesentlicher Grund sein, warum immer mehr institutionelle Investoren ihre Anlageprozesse entsprechend anpassen.

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NachhaltIge geldaNlageN

Definition Nachhaltige Geldanlagen ergänzen die klassischen Kri-terien der Rentabilität, Liquidität und Sicherheit um die Aspekte Umwelt, Soziales und Governance. Ziel dieser erweiterten Analyse ist es, ein umfangreicheres Bild der wirtschaftlichen Zusammenhänge und der damit verbun-denen Chancen und Risiken zu gewinnen und somit erfolg-reicher investieren zu können.

Vielfalt der AnsätzeNachhaltige Anlagen sind so vielfältig wie die Bedürfnisse verschiedener Investoren. Zwar gibt es ein gemeinsames Verständnis dazu, was zu einer nachhaltigen Entwicklung gehört und wie sich ein Unternehmen diesbezüglich gut positioniert. Dazu, wie die verschiedenen Themen im In-vestmentkontext zu gewichten sind, gibt es aber keine allein gültige, richtige Lösung. Vielmehr spielen Anlage-kontext, Wertvorstellungen und institutionelle Ziele eine wesentliche Rolle bei der Wahl der geeigneten Anlage-form.Die folgende Grafik zeigt im Überblick, wie sich verschie-dene Ansätze unterscheiden. Eine Beschreibung der Cha-rakteristiken finden Sie im Anschluss:

Was sind Nachhaltige Geldanlagen?

1. NegativkriterienNegativkriterien (auch Ausschlusskriterien genannt) die-nen dazu, Unternehmen oder Staaten vom Investment-universum auszuschliessen, weil sie bestimmte Produkte herstellen, bestimmte soziale, ökologische und governan-cebezogene Kriterien nicht erfüllen, der Wertvorstellung eines Investors nicht entsprechen oder gegen internatio-nale Normen und Standards verstossen, wie sie von OECD, ILO, UN und anderen definiert werden. Ein Ausschluss-grund für Unternehmen kann z.B. die Herstellung von Ta-bak, die grobe Verletzung von Menschenrechten oder der Verstoss gegen Arbeitsnormen sein. Für Staaten kann zum Beispiel die Anwendung der Todesstrafe zum Ausschluss führen.

2. PositivkriterienMittels Positivkriterien werden Unternehmen oder Schuldner ausgewählt, welche bezüglich Nachhaltigkeits-aspekten überdurchschnittlich positioniert sind. Dabei wird unterschieden zwischen Best-in-Class-Ansätzen und thematischen Produkten.Mit dem Best-in-Class-Ansatz werden Unternehmen oder Schuldner evaluiert, die bezüglich Umwelt-, Sozial- und Governanceaspekten (ESG-Kriterien) besonders führend sind. Kriterien, die dabei zur Anwendung gelangen, sind z.B. ein gut etabliertes Umwelt- und Risikomanagement-system, Effizienzsteigerungen im Energie- und Ressour-cenverbrauch, umfassende Schulungsprogramme für Mitarbeitende, Massnahmen gegen Diskriminierung, ein unabhängiger Verwaltungs- oder Aufsichtsrat oder das Vorhandensein von Einheitsaktien. Bei thematischen Produkten stehen die Produkte und Dienstleistungen einer Organisation im Vordergrund. Ziel ist es, in eine Branche zu investieren, die mit ihren Produk-ten Lösungen zu aktuellen Herausforderungen bereitstellt. Gängige nachhaltige Themen sind z.B. erneuerbare Ener-gien, grüne Immobilien und Wasser auf der Umweltseite und Mikrofinanzierung, Ausbildung und Investitionen in soziale Projekte auf der sozialen Seite.In beiden Fällen entsteht durch einen Filterprozess ein nachhaltiges Anlageuniversum, auf dessen Basis ein Port-folio dann verwaltet wird.

Nachhaltige Anlagestrategien im Verlauf des Investment-Prozesses

Negativkriterien

Positivkriterien

Integration inFinanzanalyse

Kombinierte Strategien

Engagement(Aktive Aktionärspolitik)

Ausübungvon Stimmrechten

Vor der Investitions-entscheidung

Nach der Investitions-entscheidung

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Investment Des-Investment

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3. IntegrationIm Gegensatz zu einem Best-in-Class-Ansatz, bei dem ein nachhaltiges Anlageuniversum den Startpunkt bildet, werden bei der Integration von Nachhaltigkeit in den An-lageprozess entsprechende Kriterien in die Finanzanalyse integriert. Diese bildet bei diesem Ansatz meist den ers-ten Schritt. Nur Unternehmen, die finanziell attraktiv sind, werden in einer Detailanalyse genauer geprüft. Dort wer-den dann auch Nachhaltigkeitsaspekte (ESG-Kriterien) be-wertet und schliesslich wird eine Gesamtabschätzung der Chancen und Risiken aus Investorensicht vorgenommen. Integrierte Ansätze legen in der Nachhaltigkeitsanalyse ein stärkeres Gewicht auf finanziell relevante Kriterien.

4. EngagementMit Engagement wird ein Ansatz bezeichnet, bei welchem breit oder indexnah investiert wird, im Anschluss aber ak-tiv auf die investierten Unternehmen Einfluss genommen wird. Ziel der Einflussnahme ist es, die Unternehmen zu einer nachhaltigeren Geschäftspraxis zu bewegen – sei es bezüglich Corporate Governance, Umweltstandards oder sozialer Verantwortung. Die Einflussnahme erfolgt in unterschiedlich formalisierter Form: Gespräche mit dem Management, Briefe an die Unternehmen, Beteiligung an koordinierten Aktionen (z.B. Carbon Disclosure Project, Extractive Industries Transparency Initiative). Erst wenn ein Dialogprozess über lange Zeit nicht zu Verbesserungen führt, erfolgt ein Desinvestment.

5. StimmrechtswahrnehmungÜber eine aktive Wahrnehmung der Stimmrechte kann die Forderung nach mehr Nachhaltigkeit ebenfalls mani-festiert werden. Die Tagesordnungspunkte, über die an Generalversammlungen bzw. Hauptversammlungen ab-gestimmt wird, beziehen sich in der Mehrheit der Fälle auf Governance-Themen und nur in seltenen Fällen auf Um-welt- und Sozialthemen. In einer Stimmrechtspolitik wird vorgängig festgelegt, welchen Prinzipien die Ausübung der Stimmrechte folgt.

6. Kombination verschiedener AnsätzeIn der Praxis werden die beschriebenen Ansätze meistens kombiniert. In der Schweiz machen Best-in-Class-Ansätze fast die Hälfte aller Assets aus. In den allermeisten Fällen werden sie mit Ausschlusskriterien kombiniert. Auch bei den Engagement-Produkten werden oft zusätzlich noch Positivkriterien angewandt. Die Integration nachhaltiger Anlagen wird oft mit der Wahrnehmung von Stimmrech-ten und mit Engagement kombiniert. In Österreich kommen Ausschlusskriterien bei fast 95 der Assets zur Anwendung und werden häufig mit Positiv-kriterien oder Engagement und der Wahrnehmung von Stimmrechten kombiniert. Dagegen ist in Deutschland die Wahrnehmung der Stimmrechte quantitativ am bedeut-samsten, gefolgt von Best-in-Class, Ausschlusskriterien und Engagement. In fast allen Fällen werden mehrere An-sätze miteinander kombiniert.

Nachhaltige Anlagen für verschiedene AnlageklassenNachhaltiges Anlegen ist heute in praktisch allen Anla-geklassen möglich. Aktienfonds, Obligationenmandate, Immobilienanlagen, Private Equity Investments, Hedge-fonds, Sparkonten und sogar Geldmarktfonds gibt es in nachhaltigen Varianten. In der Schweiz sind rund 60% aller nachhaltigen Anlagen in Aktien angelegt, und ca. 22% in Obligationen. Die restlichen 18% teilen sich auf Private Equity und Liquidität auf oder sind nicht zuteil-bar. Im europäischen Durchschnitt – ähnlich wie auch in Deutschland und Österreich – ist das Verhältnis mit 53% Obligationen, 33% Aktien und 14% übrigem fast umge-kehrt. Klar ist: es lässt sich heute unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeit ein breit diversifiziertes Portfolio er-stellen. Bei nachhaltigen Anlagen handelt es sich also kei-neswegs um Satelliten, die nur ergänzend zu einem Core-Portfolio eingesetzt werden.

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Der Markt nachhaltiger Anlagen verzeichnete in den ver-gangenen Jahren konstant hohe Wachstumsraten, was durch verschiedene Erhebungen eindrücklich illustriert wird.

Auf europäischer Ebene führt Eurosif (Europäischer Ver-band nachhaltiger Anlagen und Dachverband des FNG) alle zwei Jahre eine umfassende Erhebung zu nachhalti-gen Anlagen durch. Nachhaltige Anlagen im engeren Sinne bestehen aus norm- und wertbasierten Ausschlüssen und verschiedenen Arten von positiven Screenings. Nachhaltige Anlagen im weiteren Sinne umfassen die Anlagestrategien Engagement, Integration und einfaches Screening.

Der Markt Nachhaltiger Geldanlagen

Nachhaltige Anlagen im engeren Sinne, welche am ehesten mit den in der Schweiz auf dem Markt vorhandenen Pro-dukten vergleichbar sind, beliefen sich per Ende 2009 auf EUR 1.2 Billionen, ein geschätzter Anteil von 10% des Anla-gemarkts.

Weiter gefasste Nachhaltige Anlagen werden sogar auf EUR 3.8 Billionen beziffert. Die jährliche Wachstumsrate beträgt damit 37% seit der letzten Erhebung – eine Wachstumsrate, die deutlich über derjenigen des Gesamtmarktes liegt.

In der Schweiz lag das Volumen per Ende 2010 bei CHF 42 Mrd. (Fonds, Mandate, Strukturierte Produkte; in Euro: 33,6 Mrd.). Die jährliche Wachstumsrate beträgt damit 23% seit der letzten Erhebung – eine Wachstumsrate, die deutlich über derjenigen des Gesamtmarktes liegt. Auch dies ein klares Signal, dass die Bedeutung nachhaltiger Anlagen rasch wächst.

In Deutschland, Österreich und der Schweiz sind fast alle Assets den nachhaltigen Anlagen im engeren Sinne zuzu-ordnen. Während sich das Volumen der Fonds, Mandate und strukturierten Produkte in Deutschland per Ende 2010 auf 15,9 Milliarden Euro belief, waren es in Österreich knapp 2,5 Milliarden. Die Wachstumsraten im Vergleich zum Vor-jahr lagen bei 23% für Deutschland und 17% für Österreich.

2.2  Nachhal)ge  Publikumsfonds  und  Mandate  Deutschland,  Österreich  und  der  Schweiz  (in  Milliarden  Euro)  2.3  Nachhal)ge  Publikumsfonds  und  Mandate  Deutschland,  Österreich  und  der  Schweiz  (in  Milliarden  Euro)  18 20 25

Schweiz Deutschland ÖsterreichC 2009 12,7 5,9 1,63 20,2D 2010 19,6 4,8 1,88 26,3E 2009 9,2 6,6 0,34 16,1F 2010 12,9 10,7 0,44 24,0

2009 1,12 0,41 0,1 1,62010 1,08 0,44 0,11 1,6

Publikumsfonds

Mandate

Sons)ge

0  

5  

10  

15  

20  

25  

30  

2009  2010  

2009  2010  

Publikumsfonds  

Mandate  

12,7  19,6  

9,2   12,9  

5,9  

4,8  

6,6  

10,7  

1,63  

1,88  

0,34  

0,44  20,2  

26,3  

16,1  

24,0  

2.2  Nachhal)ge  Publikumsfonds  und  Mandate  Deutschland,  Österreich  und  der  Schweiz  (in  Milliarden  Euro)  

Österreich   Deutschland   Schweiz  

Daten:  Onvalues,  Forum  Nachhal)ge  Geldanlagen  

Nachhaltige Publikumsfonds und Mandate in Deutschland, Österreich und der Schweiz 2009 und 2010 im Vergleich (in Milliarden Euro)

Daten: Forum Nachhaltige Geldanlagen, onValues

DeutschlandSchweiz Österreich

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market Volume

Studien und Links zu nachhaltigen AnlagenForum Nachhaltige Geldanlagen (Fachverband für Nachhaltige Geldanlagen in Deutschland, Österreich und der Schweiz): www.forum-ng.org.

Eurosif (European Sustainable Investment Forum, Dachverband für nachhaltiges Anlegen): www.eurosif.org.

Nachhaltiges Investment (Informationsseite zu nachhaltigen Anlageprodukten): www.nachhaltiges-investment.org.

Principles for Responsible Investment (Investoreninitiative für nachhaltige Anlagen): www.unpri.org.

Eurosif (2010): European SRI Study 2010, (siehe www.eurosif.org/research/eurosif-sri-study).

Eurosif (2011): Corporate Pension Funds & Sustainable Investment Study 2011, (siehe www.eurosif.org/research/corporate-pension-funds).

Eurosif und Forum Nachhaltige Geldanlagen (2005): „Vermögensverwalter von Pensionsfonds als nachhaltige Investoren“ (siehe www.forum-ng.org/de/publikationen-und-literatur/publikationen/publikationen-fng).

Forum nachhaltige Geldanlagen (2010): „Marktbericht nachhaltige Geldanlagen 2010 – Deutschland, Österreich und die Schweiz“ (siehe www.forum-ng.org/de/nachhaltige-geldanlagen/marktuebersicht.html).

Forum Nachhaltige Geldanlagen, onValues (2011): Sustainable Investments in Switzerland 2010, (siehe www.forum-ng.org/de/nachhaltige-geldanlagen/marktuebersicht.html).

Zürcher Kantonalbank (2010) Nachhaltiger Krisenschutz. Wertvolle Risikoinformation sozialer und ökologischer Auswahlkri-terien (siehe www.zkb.ch).

Studien und Links zum Thema Nachhaltigkeit und Rendite:Orlitzky, Schmidt and Reynes (2004): „Corporate social performance and financial performance , a Meta-analysis“ in: Organization Studies, Vol. 24(3), 403-441.

Schröder, Michael (2005): „Is there a Difference? The Performance Characteristics of SRI Equity Indexes“. ZEW Discussion Paper No. 05-50, Mannheim.

Mercer (November 2009): „Shedding light on responsible investment: Approaches, returns and impacts.“Die umfangreichste und laufend aktualisierte Sammlung zu Studien über dieses Thema findet sich im Internet unter: www.fsinsight.org.

Studien zum Thema Nachhaltigkeit und treuhänderische Verantwortung:UNEP Finance Initiative (Juli 2009): „Fiduciary responsibility. Legal and practical aspects of integrating environmental, social and governance issues into institutional investment.” („Freshfields II“).

UNEP Finance Initiative (Oktober 2005): „A legal framework for the integration of environmental, social and governance issues into institutional investment“ („Freshfields Report“).

Weiterführende Informationen

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Forum Nachhaltige Geldanlagen e. V.

Das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG), der Fachver-band für Nachhaltige Geldanlagen in Deutschland, Öster-reich und der Schweiz, repräsentiert mehr als 140 institu-tionelle Mitglieder aus dem deutschsprachigen Raum, die sich für mehr Nachhaltigkeit in der Finanzwirtschaft ein-setzen. Dazu zählen Banken, Kapitalanlagegesellschaften, Rating-Agenturen, Finanzberater und wissenschaftliche Einrichtungen. Das FNG fördert den Dialog und Informa-tionsaustausch zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik und setzt sich seit 2001 für verbesserte rechtliche und politische Rahmenbedingungen für nachhaltige In-vestments ein. Das FNG vergibt das Transparenzlogo für nachhaltige Publikumsfonds und ist Gründungsmitglied des europäischen Dachverbandes Eurosif.

Über den Herausgeber

Die Autoren Sabine Döbeli und Erol Bilecen sind aktiv im Fo-rum Nachhaltige Geldanlagen Schweiz, das Teil des FNG ist.

Das FNG Schweiz hat zum Ziel, die Verbreitung und Qua-lität Nachhaltiger Geldanlagen in der Schweiz sowohl im Markt institutioneller wie auch privater Kunden zu fördern. Gleichzeitig wird damit die Wahrnehmung des Finanzplat-zes Schweiz als wichtiger Markt für nachhaltige Anlagen gestärkt. Mit der Förderung nachhaltiger Anlagen soll auch eine verstärkte Verankerung von Nachhaltigkeitsprinzipien im Finanzplatz Schweiz unterstützt werden.

KontaktForum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) e.V.Claudia Tober, Geschäftsführerin FNGTel: +49 (0)30 – 264 70 544E-Mail: [email protected]: www.forum-ng.org

Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) e.V. Schweiz Sabine Döbeli, Vizepräsidentin FNG Tel: +41 (0)58 283 62 16 E-Mail: [email protected]