Nadelelektroden bei Aufnahme der Herzaktionsströme

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24. DEZEMBER 1925 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 4. JAHRGANG. Nr. 52 2497 dessen atonfistische Struktur einen ganz anderen Absorptions- vorgang bedingt als den des Gewebes. Diese Dosisnormierung ist trotzdem v611ig korrekt, denn bei der Wahl eines technischen MeBverfahrens kommt es durchaus nicht darauf an, dab die MeBresultate in absoluten Energieeinheiten abgelesen werden oder diesen proportional sind, sondern die wichtigste und unumg/tngliche Anforderung ist die, dab sowohl die Mel3anordnung bzw. die Apparate als auch die Ausfibung des Verfahrens genau reproduzierbar ist. Sobald man ein solches Verfahren als Norm aufgestellt hat, was nur auf Vereinbarung geschehen kann, sind alle Wirkungen des gemessenefi Vorganges mit der dureh die Eigenschaften des Verfahrens gegebenen Skala in Beziehung zu setzen, gleich- gtiltig ob sie proportional verlaufen oder nicht. Dies ist im Falle der Dosimetrie auf den biologischen Effekt anzuwenden, der dem physikalischen unterzuordnen ist, well er nicht exakt reproduziert werden kann. Genau dasselbe gilt Ifir das Qualit~tsmeBverfahren, die Spektrogrammetrie. Auch bier ist die Forderung, dab ihre Angabe proportional der Energie oder der Absorption sein mfiBte, zwar wfinschenswert, aber nicht zwingend, solange keine Aussicht besteht, ein besseres Verfahren an ihre Stelle zu setzen, das diese Bedingungen erffillt. Es ist Sache der Vereinbarung, das Spektrum in der Modifikation, wie ein nach bestimmtem Prinzip gebauter Spektro- graph es liefert, als Norm aufzustellen und so als technisches Mel3verfahren einzuffihren. Dies zu empfehlen und zu begrfinden, ist der Zweck vor- liegender Ausffihrungen. Unseres Erachtens k6nnte als einziges Verfahren, das der Spektroskopie mit photographischen Platten in bezug auf genaue Reproduzierbarkeit noch fiber- legen ist, nur die Spektroskopie mit Ionisations- kammer ill Frage kommen. Unsere zw61fj~hrigen Erfahrungen auf diesem Spezialgebiete berechtigen uns jedoch zu dem Urteil, dal3 Ionisations- spektrometer so groBe technische Nachteile haben, dab sie den Spektrographen erheblich nachstehen, vor alien Dingen auch dadurch, dab sie kein Dokument liefern, wie das Spektrogramm es darstellt, es sei denn, dab man den gewaltigen Aufwand ffir automatische Registrierapparate mit in Kauf nimmt. Der Ersatz der Spektrogrammetrie dutch Filteranalyse allein ist, wie oben gezeigt, grundsAtzlich unm6glich, des- gleichen die Spannungsmessung, sei es durch Messung der Minimumwellenl~nge des Spektrums oder durch ein elektro- technisches MeBverfahren. Eine Kombination beider genfigt gleicbfalls nicht, vor allem wfirde sie Formelrechnungen erfordern, deren theoreti- sche Grundlagen heute noch v611ig in der Luft schweben, besonders in, Hinblick auf den Compton-Effekt und seine unfibersehbaren Umw~lzungen in den Anschauungen fiber das Wesen der Absorption. : Ein Spektrogramm, das mit einem nach Einheitsprinzipien gebauten Spektrographen aufgenommen ist, beschreibt alle Qualit~tseigenschaften vollst~ndig und ohne Rechnung mit einem ihm eigenen MaBstab der Energieverteilung, der die- selbe Berechtigung hat, als Norm aufgestellt zu werden, wie z. t3. die Luttionisationswirkung bei der Aufstellung der Normaldosimetrie. Die Tatsache, dab derartige Normalspektrographen des Verfassers schon seit 1919 in der ganzen Welt in Gebrauch sind und heute in alien namhaften Forschungsinstituten zum unentbehrlichen Bestande geh6ren, lXl3t den SchluB zu, dab die Entwicklung der Qualit/ttsmessung der R6ntgenstrahlen demselben Ziele zustrebt, das in der wissenschaftlichen und technischen Optik schon seit Jahrzehnten erreicht ist. L i t e r a t u r : K~IPFERLEund SEEMANN, Die Spektralanalyse der R6ntgenstrahlen im Dienste der Strahlentherapie. Strahlen- therapie Io, lO64--11o 4. 192o. -- H. SEEMANN, Die Qualit~t der ROntgenstrahlen und ihre spektroskopische Messung in der Therapie und ROntgentechnik. Strahlentherapie i7, H. I. 1924. -- H. SEE- MANN; Physikal. Zeitschr. 26. Dez. 1925. Zusammenfassende Dar- stellung der Meggenauigkeit aller bekannten Spektrographen. NADELELEKTRODEN BEI AUFNAHME DER HERZAKTIONSSTROME. Von Prof. A. WEBER, Bad Nauheim. Aus dem Balneologischen Institut Bad Nauheim. 9 W. STRArJB:) empfahl vor 3 Jahren intracutan eingefiihrte Stahlnadeln zur Ableitung der HerzaktionsstrGme. Die Angabe yon W. STRAIJB, dab Polarisation bei solchen Nadeln praktisch keine Rolle spiele, da sie erst bei wesentlich h6heren Spannungen Ms solche in der Elektrokardiographie vorkommen, eine Rolle spielten, forderte zur Nachprfifung heraus. Ich habe diese Nachprfifung vorgenommen. Nebenstehende Abbildung ze~gt das Ergebnis. Gearbeitet wurde mit zwei groBen Edel- manngalvanometern. Durch Zusatzwiderst/~nde wurden beide Saiten auf den gleichen Widerstand von 17 ooo ~2 gebracht. 13el einem gesunden Menschen wurde zu einem Galvanometer mit Feinsilberplatten (6 : 25 cm) abgeleitet, die durch Hand- tficher, welche in 20% NaC1-L6sung getrAnkt waren, an rechte Ober- und linke Unterextremit/~t gewickelt wurden. Einige Zentimeter oberhalb wurde jeweils an der gleichen Extremit~t eine feine Morphiulnkaniile aus rostfreiem Stahl sub- Abb. I. cutan eingestochen und mit der Saite des zweiten Galvanometers verbunden. Es wurde also mit jedem Galvanometer das Ekg in Ableitung II aufgenommen. Die Fadenspannung wurde so einreguliert, dab bei subjektiver 13etrachtung der Faden- ausschlag bei Einschaltung yon genau i Millivolt Spannung w~hrend der Mensch im Galvanometerkreis lag, m6glichst genau i cm am Kymographion betrug. Dann wurde die Auf- nahme gemacht und wAhrend derselben nochmals beide Galvanometer geeicht. Dann wurden die zuffihrenden Kabei yore Patienten an jedem Galvanometer kurz geschlossen und nochmals geeicht (Abb. I). W~hrend nun in letzterem Falle, wenn also der Stromkreis nut aus metallischen Leitern bestetlt, die Eichungskurven rechteckig, Mso frei yon Polarisation verlaufen, zeigen sie bei eingeschaltetem Menschen nur in der mit Ag-Platten auf- genommenen Kurve nahezu polarisationsfreien Verlauf. Das mit Nadelelektroden aufgenommene Ekg zeigt dagegen st~rkste Polarisation. Bei genauerem Zusehen erkenllt man auch Entstellungen in dem mit Nadelelektroden aufgenommenen Ekg. Die R-Zacke erreicht nicht genau die gleiche H6he und vor allen Dingen die T-Zacke zeigt zu Unrecht biphasischen Charakter und ist deutlich abgeflacht. M i t 2Vadelelelctroden kann man also keineswegs ein unentstelltes Ekg auJnehmen. Den einzigen Vorteil sehe ich nur in ihrer Anwendung zur thorakalen Ableitung, m. W. zuerst yon LEWIS angewendet, bei uns zuletzt yon ACK~RMANN 2) in der Vollhardschen Klinik empfohlen. Bei der thorakalen Ableitung tritt n~mlich die P-Zacke besonders deutlich hervor (II. und V.I.-R.-r.). 13ei Arhythmia absoluta kann es yon ]3elang sein die Vorhofs- frequenz genan kennen zu lernen und im Verlauf der Be- handlung zu kontrollieren. Abb. 2 zeigt nebeneinander das Ekg in Abl. II und yon II--V I.-R.-r., letzteres mit Nadeln abgeleitet. Man erkennt Klinische Wochenschrift , 4. lahrg. 1:59

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24. DEZEMBER 1925 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 4. J A H R G A N G . Nr. 52 2497

dessen atonfistische Struktur einen ganz anderen Absorptions- vorgang bedingt als den des Gewebes.

Diese Dosisnormierung ist t rotzdem v611ig korrekt, denn bei der Wahl eines technischen MeBverfahrens kommt es durchaus nicht darauf an, dab die MeBresultate in absoluten Energieeinheiten abgelesen werden oder diesen proportional sind, sondern die wichtigste und unumg/tngliche Anforderung ist die, dab sowohl die Mel3anordnung bzw. die Apparate als auch die Ausfibung des Verfahrens genau reproduzierbar ist. Sobald man ein solches Verfahren als Norm aufgestellt hat, was nur auf Vereinbarung geschehen kann, sind alle Wirkungen des gemessenefi Vorganges mit der dureh die Eigenschaften des Verfahrens gegebenen Skala in Beziehung zu setzen, gleich- gtiltig ob sie proportional verlaufen oder nicht. Dies ist im Falle der Dosimetrie auf den biologischen Effekt anzuwenden, der dem physikalischen unterzuordnen ist, well er nicht exakt reproduziert werden kann.

Genau dasselbe gilt Ifir das Qualit~tsmeBverfahren, die Spektrogrammetrie. A u c h bier ist die Forderung, dab ihre Angabe proportional der Energie oder der Absorption sein mfiBte, zwar wfinschenswert, aber nicht zwingend, solange keine Aussicht besteht, ein besseres Verfahren an ihre Stelle zu setzen, das diese Bedingungen erffillt. Es ist Sache der Vereinbarung, das Spektrum in der Modifikation, wie ein nach best immtem Prinzip gebauter Spektro- graph es liefert, als Norm aufzustellen und so als technisches Mel3verfahren einzuffihren. Dies zu empfehlen und zu begrfinden, ist der Zweck vor- liegender Ausffihrungen.

Unseres Erachtens k6nnte als einziges Verfahren, das der Spektroskopie mit photographischen Platten in bezug auf genaue Reproduzierbarkeit noch fiber- legen ist, nur die Spektroskopie mit Ionisations- kammer ill Frage kommen. Unsere zw61fj~hrigen Erfahrungen auf diesem Spezialgebiete berechtigen uns jedoch zu dem Urteil, dal3 Ionisations- spektrometer so groBe technische Nachteile haben, dab sie den Spektrographen erheblich nachstehen, vor alien Dingen auch dadurch, dab sie kein Dokument liefern, wie das Spektrogramm es darstellt, es sei denn, dab man den gewaltigen Aufwand ffir automatische Registrierapparate mit in Kauf nimmt.

Der Ersatz der Spektrogrammetrie dutch Filteranalyse allein ist, wie oben gezeigt, grundsAtzlich unm6glich, des- gleichen die Spannungsmessung, sei es durch Messung der Minimumwellenl~nge des Spektrums oder durch ein elektro- technisches MeBverfahren.

Eine Kombination beider genfigt gleicbfalls nicht, vor allem wfirde sie Formelrechnungen erfordern, deren theoreti- sche Grundlagen heute noch v611ig in der Luft schweben, besonders in, Hinblick auf den Compton-Effekt und seine unfibersehbaren Umw~lzungen in den Anschauungen fiber das Wesen der Absorption. : Ein Spektrogramm, das mit einem nach Einheitsprinzipien gebauten Spektrographen aufgenommen ist, beschreibt alle Qualit~tseigenschaften vollst~ndig und ohne Rechnung mit einem ihm eigenen MaBstab der Energieverteilung, der die- selbe Berechtigung hat, als Norm aufgestellt zu werden, w ie z. t3. die Luttionisationswirkung bei der Aufstellung der Normaldosimetrie.

Die Tatsache, dab derartige Normalspektrographen des Verfassers schon seit 1919 in der ganzen Welt in Gebrauch sind und heute in alien namhaften Forschungsinstituten zum unentbehrlichen Bestande geh6ren, lXl3t den SchluB zu, dab die Entwicklung der Qualit/ttsmessung der R6ntgenstrahlen demselben Ziele zustrebt, das in der wissenschaftlichen und technischen Optik schon seit Jahrzehnten erreicht ist.

L i t e r a t u r : K~IPFERLE und SEEMANN, Die Spektralanalyse der R6ntgenstrahlen im Dienste der Strahlentherapie. Strahlen- therapie Io, lO64--11o 4. 192o. -- H. SEEMANN, Die Qualit~t der ROntgenstrahlen und ihre spektroskopische Messung in der Therapie und ROntgentechnik. Strahlentherapie i7, H. I . 1924. -- H. SEE- MANN; Physikal. Zeitschr. 26. Dez. 1925. Zusammenfassende Dar- stellung der Meggenauigkeit aller bekannten Spektrographen.

NADELELEKTRODEN BEI AUFNAHME DER HERZAKTIONSSTROME.

V o n

Prof. A. WEBER, Bad Nauheim. Aus dem Balneologischen Inst i tut Bad Nauheim.

�9 W. STRArJB:) empfahl vor 3 Jahren intracutan eingefiihrte Stahlnadeln zur Ableitung der HerzaktionsstrGme. Die Angabe yon W. STRAIJB, dab Polarisation bei solchen Nadeln praktisch keine Rolle spiele, da sie erst bei wesentlich h6heren Spannungen Ms solche in der Elektrokardiographie vorkommen, eine Rolle spielten, forderte zur Nachprfifung heraus. Ich habe diese Nachprfifung vorgenommen. Nebenstehende Abbildung ze~gt das Ergebnis. Gearbeitet wurde mit zwei groBen Edel- manngalvanometern. Durch Zusatzwiderst/~nde wurden beide Saiten auf den gleichen Widerstand von 17 ooo ~2 gebracht. 13el einem gesunden Menschen wurde zu einem Galvanometer mit Feinsilberplatten (6 : 25 cm) abgeleitet, die durch Hand- tficher, welche in 20% NaC1-L6sung getrAnkt waren, an rechte Ober- und linke Unterextremit/~t gewickelt wurden.

Einige Zentimeter oberhalb wurde jeweils an der gleichen Extremit~t eine feine Morphiulnkaniile aus rostfreiem Stahl sub-

Abb. I.

cutan eingestochen und mit der Saite des zweiten Galvanometers verbunden. Es wurde also mit jedem Galvanometer das Ekg in Ableitung I I aufgenommen. Die Fadenspannung wurde so einreguliert, dab bei subjektiver 13etrachtung der Faden- ausschlag bei Einschaltung yon genau i Millivolt Spannung w~hrend der Mensch im Galvanometerkreis lag, m6gl ichs t genau i cm am Kymographion betrug. Dann wurde die Auf- nahme gemacht und wAhrend derselben nochmals beide Galvanometer geeicht. Dann wurden die zuffihrenden Kabei yore Patienten an jedem Galvanometer kurz geschlossen und nochmals geeicht (Abb. I).

W~hrend nun in letzterem Falle, wenn also der Stromkreis nut aus metallischen Leitern bestetlt, die Eichungskurven rechteckig, Mso frei yon Polarisation verlaufen, zeigen sie bei eingeschaltetem Menschen nur in der mit Ag-Platten auf- genommenen Kurve nahezu polarisationsfreien Verlauf. Das mit Nadelelektroden aufgenommene Ekg zeigt dagegen st~rkste Polarisation. Bei genauerem Zusehen erkenllt man auch Entstellungen in dem mit Nadelelektroden aufgenommenen Ekg. Die R-Zacke erreicht nicht genau die gleiche H6he und vor allen Dingen die T-Zacke zeigt zu Unrecht biphasischen Charakter und ist deutlich abgeflacht. Mit 2Vadelelelctroden kann man also keineswegs ein unentstelltes Ekg auJnehmen.

Den einzigen Vorteil sehe ich nur in ihrer Anwendung zur thorakalen Ableitung, m. W. zuerst yon LEWIS angewendet, bei uns zuletzt yon ACK~RMANN 2) in der Vollhardschen Klinik empfohlen. Bei der thorakalen Ableitung t r i t t n~mlich die P-Zacke besonders deutlich hervor (II. und V.I . -R.-r . ) . 13ei Arhythmia absoluta kann es yon ]3elang sein die Vorhofs- frequenz genan kennen zu lernen und im Verlauf der Be- handlung zu kontrollieren.

Abb. 2 zeigt nebeneinander das Ekg in Abl. I I und yon I I - - V I.-R.-r., letzteres mit Nadeln abgeleitet. Man erkennt

Klinische Wochenschrift , 4. lahrg. 1:5 9

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2498 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 4. J A H R G A N G . N r . 52

bier sehr s ch 6 n die rasche regelmXBige Vorhofs t~ t igke i t , ~on d e r m a n in AbL I I n i e h t s s i eh t (Abb. 2).

~Venn ACKERMANN die t h o r a k a l e A b l e i t u n g ~fir Mle FSlle der t ibl ichen y o n den E x t r e m i t X t e n vorz ieh t , so beg ib t er s ich der M6gl icbke i t bei ein u n d d e m s e l b e n M e n s c h e n Vergle ichs- a u f n a h m e n m a c h e n zu k6nnen . D a s E k g u n t e r g e n a u g le ichen

Abb. 2.

I3ed ingungen a u f g e n o m m e n , a n d e r t s ich n icbt , so lange da s He rz s ich n i c h t ~tndert. B e n u t z t m a n E x t r e m i t ~ t e n a b l e i t u n g , so l iegen die B e d i n g u n g e n n u r im A p p a r a t , s ind also zu be- he r r schen . Bei t h o r a k a l e r A b l e i t n n g s c h a t f t m a n s ich se lbs t

,eine wei te re s c h w e r oder gar n i c h t zu b e h e r r s c h e n d e K o m p l i - k a t i o n , die d a r i n bes t eh t , d ab m a n n a c h J a h r u n d Ta g k a u m w i e d e r die g le ichen A b l e i t u n g s p u n k t e t r e i f en wird wie bei e i n e r f r t iheren A u f n a h m e . Man b e g i b t s ich d a m i t der M6g- l i c h k e i t , au s Ver~tnderungen des E k g au f Ver~tnderungen des ~Herzens zu schlieBen.

L i t e r a t u r: ~} ~vV. S~R~U~, Klin. ~ochensch r . I922, Nr. 33- _ a) ACK~.R~ANN, Dtsch. Arch. f. klin. Med. x44, S. 61.

ZUR FRAGE DES CHOLESTERINSTOFFWECHSELS. Erg~nzungen zu dem Artikel: , ,0ber Verfettung" in Jg. 4,

Nr. 14, S. 658 dieser Wochenschrift. V o n

t ' rof . Dr. P. HUEBSCttMANN, D t i s s e l d o r i

Gleich nach der Drucklegung des in der 1Jberschrift genannten Artikels wurde in der 2o. Tagung der Deutschen Pathologischen Gesellschaft der Cholesterinstoffwechsel als H a u p t t h e m a verhandelt; und zwar yon chemischer Seite aus (THANNHAUSER), vom physio- logischen (H~J~c~) und vom morphologischen (V~RS~) S tandpunkt aus. AuBerdem wurden noch eine Anzahl in diesen R a h m e n passen- der Vortr~ge gehalten, und zahlreiche Nedner nahme n yon ver- schiedenen Gesichtspunkten a.us zu dem Thema Stellung. Da diese Verhandlungen einen guten Uberblick fiber die derzeitigen Ergeb- nisse der Forschungen gaben, hielt ich es ffir angebraeht , meine damaligen Ausffihrungen in einigen Punkten zu erg~nzen.

Was die chemische Seite betrifft, so ist die Tatsache, dab die 14onstitution des Cholesterins, im wesentlichen auf Grund der Vntersuchungen yon \VINDAUS, nunmehr erkannt sein diorite, an sich schon yon grogem Interesse. Wichtiger abet noch ffir den Physiologen und t?athologen ist die aus der Konst i tut ionsformel zu folgernde .~,IOglichkeit, dab der tierische Organismus imstande sei, das Cholesterin aus seinen Bausteinen synthet isch zusammen- zusetzen. Vv'enn noch bis vor kurzem die Anschauung verherrschte, dab das im KOrper vorhandene Cholesterin, einschlieglich seiner Ester, in seinem Bestande wie das Neutral fe t t yon der Zufuhr yon auBen abhXngig sei und im K6rper nicht ents tehen kOnne, so scheint diese Anschauung nach den neueren Untersuchungen, fiber die H u ~ c ~ berichtet, revidiert werden zu mfissen, znmM nach den eben genannten Ergebnissen der chemischen Forschung. Nachdem n~mlich vorher schon feststand, dab bei Tieren und Menschen die

24. I ) E Z E M B E R i925

Cholesterinbilanz eine negative ist, d. h. mehr Cholesterin aus- geschieden wird, Ms der K6rper m i t d e r Nahrung erhXlt, wurde yon BEI~ER und LEH~ANN gezeigt, dab neugeborene Hunde in 4 Wocher~ ihr Cholesterin ganz bedeutend starker anreichern, als es der in dieser Zeit zugeffihrten CholesterJnmenge entspricht. Es bleibt nun nat~rlich noch abzuwarten, ob diese Nesu l t a t e mi t einwandfreier 5Iethodik allseitig best~t igt werden. Is t das der Fal l , dann wird die. Frage brennend, welches der e r r der Synthese ist, ob ein einzelnes Organ oder ein bes t immtes Zellsystem oder ob vielleicht alle K6rper- zellen, die ja wohl fast ausnahmslos eine gewisse Cholesterinquote besitzen, dazu imstande sind. So h~t ten wit hier schon am. Ende sch6ner Errungenschaf ten eine Anzahl nngel6ster Fragen. Die Sache wird aber noch komplizierter, wenn wit vceiter in die For- sehungen fiber den Cholesterinstoffwechsel einzudringen versuchen. Ich halle es nicht ffir mOglich, heute schon in pr~ziser Fassung fiber diese Dinge zu berichten, m6chte reich daher im folgenden m i t elnigen Andeutungen aus den genannten Berichten beschr~nken.

Was den Cholesterinumlau~ im K6rper betrifft, so ist zwar be- kannt , dab es (nachdem seine yon augen a u fgenommenen Es ter wahrscheinlieh auch wenigstens zum Tell unter vorheriger Spal tung wie die Neutralfet te resorbiert wurden) fast fiberall verestert und so gespeichert werden kann, dab es in reichlichstem Mage in der Leber, abet auch in anderen Organen ausgeschieden wird, dab der Umlauf von zahlreichen regulativen Faktoren beeinfluBt werden kann; aber wir sind noch weft davon entfernt, bier endgfiltig formu- lierbare Gesetze aufstellen zu k6nnen. Dasselbe gilt ffir die patho- logischen Ablagerungen des Cholesterins und seiner Ester und yon den Umlaufs t6rungen fiberhaupt, wobei, wie HUECK betont,. weniger Bilanzst6rungen Ms Negulierungsst6rungen in 13etracht kommen. Was die pathologischen Ablagerungen im besonderen betrifft, so ist der sowohl yon HuEc~: wie yon VERSf,; angezogene Vergleich mit anderen Ablagerungen, z. t3. der HarnsXure bei der Gicht, zwar yon groBem didaktischen Wef t und heurist isch ver- wendbar, abet er schaff t schlieglich such wieder nur neue Fragen.

Nun kommt abet noch hinzu, was auch schon in dem frfiheren ;\rtikel angedeutet wurde und was sich immer deuflicher heraus- stellt und zu einem wiehtigen, aber die Fqrschung auch framer schwieriger gestal tenden Faktor wkd, n~mlich die Tatsache, dab isoliert fflr sich fiberhaupt kein Fettstoff (Neutralfett, Cholesterin- ester, andere Lipoide) rein im K6rper vorkommt, sondern dab es sich stets um Gemische handelt , in den'en allerdings einer der Stoife Jmmer der vorherrschende sein mag. Das gilt zun~chst ffir die groben physiologischen und pathologischen Ablagerungen, abet zweifellos. wohl auch fiir j ene feinen Zellbestandteile, die so wichtig sind ffir ~ten eigentfimlich kolloidMen Zustand des Protoplasmas und ifir den Aufbau der sog. vitalen Grenzfl~chen. In diesen komplizierten Ver- hfdtnissen liegen such die Gri~nde, weswegen sieh sowohl HuEcI< als such VEt~sf-- scheuen, den Begriii eines selbst~ndigen Cholesterin- stoffwechsels anzuerkennen. Wenn irgendwo, so bestehen bier die engsten Korrelat ionen; erinnert sei z. ]3. nur an die Nolle des Cholesterins als I ,ei tsubstanz far Neutralfette, wie sie u. a. aus den schOnen Untersuchungen VERS~S fiber die En t s tehung der Lip~mie hervorgeht.

Fflr die morphologische Forschung kommt noch hinzu, dab sie fiberhaupt erst yon einem gewissen SchweIlenwert an imstande ist, den Nachweis von Fe t t subs tanzen zu fflhren, dab sie ffir die Analyse der Gemische bisher nichts zu leisten vermag, dab sie far den Nach- weis tier P- und N-halt igen Lipoide bisher nur sehr unsicher arbeitet. Ha t so schon der weitere Ausbau der Cholesterinforschung manche neue Schwierigkeit gebracht, so l~tBt der Gedanke an diese zuletzt genannten Lipoide den ganzen Fragenkomplex des ,,Stoffwechsels ';" aller dieser Substanzen zu einer tausendk6pfigen Hydra anwachsen. Neue Nesultate werden da nu t erreicht werden kOnnen durch eine s e h r enge Zusammenarbei t morphologischer und chemisch-physio- )ogischer Forschung. u sind im wesentlichen neue Frage- stellungen gewonnen worden. Am Ende s teh t die Hoffnung auf eine weitere t(Igrung der Lebensvorggnge 0berhaupt . So ha t ta t - sachlich, wie ich lnich mit HUECK ausdrticken mOchte, das Problem der , ,Verfettung" seit VIRCHOW ,,nichts an Interesse, aber aueh nichts an seiner quglenden Spannnng verloren".

KURZE

DIE GALVANISCHE MUSKELERREGBARKEIT BEI EPILEPSIE.

Von

R. HOP~AA'N.

In einer z u s a m m e n f a s s e n d e n Arbe i t t iber die Ss des S~urebaseng le i chgewicb t s bei g e n u i n e r Epi leps ie (diese %u c h e n s c h r i f t I9~5, N r. 3I) weis t VOLL~t~a d a r a u f h in , d a g zur

W I S S E N S C H A F T L I C H E M I T T E I L U N G E N . ~ l ~ r u n g der h ier in ]3e t rach t k o m r n e n d e n Verh~ l tn i s se e i ne ~or t laufende P r t i f ung der g a l v a n i s c h e n Muske le r r egba r - k e i t vor u n d n a c h d e m Anta l l v0n W e r t sei, d a n a c h I3~Hr~r.,.~-D'r-HoP~AN~ (diese W o c h e n s c h r i f t 1924, Nr. 49) die ga lva n i s c he lVfuskelerregbarkeit der fe ins te I n d i c a t o r fiir die S to f lwechse l l age d a r s t e l l t Seine A u s f t i h r u n g e n v e r a n l a s s e n reich zu der M i t t e i l u n g , da b de ra r t i ge U n t e r s u c h u n g e n bere i t s yon mi r bei 8 E p i l e p t i k e r n u n t e r n o m m e n w u r d e n . Die U n t e r -