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präsentiert NADER UND SIMIN - EINE TRENNUNG Ein Film von Asghar Farhadi mit Leila Hatami, Peyman Moadi, Sareh Bayat, Shahab Hosseini, Sarina Farhadi uvm. Kinostart: 14. Juli 2011 PRESSEHEFT Verleih: Pressebetreuung: Alamode Film Media Office Dachauer Str. 233 Kurfürstendamm 11 80637 München 10719 Berlin Tel: 089 / 17 99 92 0 Tel: 030 / 88 71 44 0 Fax: 089 / 17 99 92 13 Fax: 030 / 88 71 44 22 [email protected] [email protected] Auf der Seite www.alamodefilm.de stehen Ihnen unter PRESSE-SERVICE alle Pressematerialien, Fotos und weitere Informationen als Download zur Verfügung.

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präsentiert

NADER UND SIMIN

- EINE TRENNUNG

Ein Film von Asghar Farhadi mit Leila Hatami, Peyman Moadi, Sareh Bayat,

Shahab Hosseini, Sarina Farhadi uvm.

Kinostart: 14. Juli 2011

PRESSEHEFT Verleih: Pressebetreuung:

Alamode Film Media Office

Dachauer Str. 233 Kurfürstendamm 11

80637 München 10719 Berlin Tel: 089 / 17 99 92 0 Tel: 030 / 88 71 44 0

Fax: 089 / 17 99 92 13 Fax: 030 / 88 71 44 22

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INHALTSVERZEICHNIS

Cast & Crew S. 3

Kurzinhalt & Pressenotiz S. 4

Inhalt S. 5

Interview mit dem Regisseur Asghar Farhadi S. 8

Iranisches Kino S. 10

Biografie & Filmografie Asghar Farhadi S. 13

Vor der Kamera S. 14

Für ein selbstbestimmtes Leben von Mädchen und Frauen

– Die Aktivitäten von TERRE DES FEMMES S. 16

Deutsche Pressestimmen zur Berlinale S. 17

Internationale Pressestimmen zur Berlinale S. 19

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STAB UND BESETZUNG

Besetzung

Simin Leila Hatami

Nader Peyman Moadi

Hodjat Shahab Hosseini

Razieh Sareh Bayat

Termeh Sarina Farhadi

Richter Babak Karimi

Naders Vater Ali-Asghar Shahbazi

Simins Mutter Shirin Yazdanbakhsh

Somayeh Kimia Hosseini

Frl. Ghahraei Merila Zarei

Stab

Regie Asghar Farhadi

Buch Asghar Farhadi

Kamera Mahmood Kalari

Schnitt Hayedeh Safiyari

Ton Mahmood Sammakbashi

Tonschnitt Reza Narimizadeh

Mischung Mohammad Reza Delpak

Szenenbild,

Ausstattung Keyvan Moghadam

Kostüm Keyvan Moghadam

Maske Mehrdad Mirkiani

Produzent Asghar Farhadi

Ausführender

Produzent Negar Eskandarfar

Eine Produktion von Asghar Farhadi in Zusammenarbeit mit DreamLab Films

im Verleih von Alamode Film

TECHNISCHE DATEN:

Länge: 123 Minuten

Produktionsland/-jahr: Iran 2011

Format: 1:1.85 / Farbe

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KURZINHALT

Nader und Simin sitzen vor dem Scheidungsrichter. Dabei wird schnell klar, dass sich die

beiden lieben, es sind nur die Umstände, die sie auseinander treiben. Simin will die Schei-

dung, um mit ihrer Tochter das Land zu verlassen. Nader weigert sich mitzugehen, er möchte

seinen an Alzheimer leidenden Vater nicht zurücklassen. Als der Richter die Scheidung ver-

wehrt, zieht Simin schweren Herzens zurück zu ihren Eltern. Nader engagiert für die Pflege

seines Vaters die junge Mutter Razieh. Doch Razieh arbeitet ohne Erlaubnis ihres jähzornigen

und hoch verschuldeten Ehemannes – und sie erwartet ein weiteres Kind. Mit der Pflege des

verwirrten Vaters ist sie schon bald überfordert. Eines Tages bindet sie den alten Mann ans

Bett und verlässt die Wohnung. Als Nader seinen bewusstlosen Vater findet, stößt er Razieh

wütend aus der Wohnung.

Am nächsten Tag erfährt Nader, dass Razieh bei dem Sturz ihr Kind verloren hat. Wusste er,

dass sie schwanger war? Sagt Razieh die volle Wahrheit? Ein Netz aus Lügen, Angst und Be-

schuldigungen spinnt sich unentrinnbar um alle Beteiligten.

PRESSENOTIZ

Das Schicksal von zwei Familien im Iran – die eine aus dem modernen Mittelstand, die ande-

re aus streng gläubigen, ärmeren Verhältnissen – bei einer aufreibenden Suche nach den

vielen Gesichtern der Wahrheit. Auf der Berlinale 2011 gewann das vielschichtige iranische

Drama den Goldenen Bären sowie zwei Silberne Bären und wurde von Presse wie Publikum

euphorisch umjubelt.

Meisterhaft und emotional erzählt der iranische Regisseur – festgemacht an einer ganz

privaten Situation – wie Menschen in einer unfreien Gesellschaft leben. Dabei ist Nader

und Simin – Eine Trennung kein politisches Pamphlet, sondern eine einfühlsam erzählte

Geschichte, die mit dokumentarischer Wahrhaftigkeit und zutiefst menschlicher Eindring-

lichkeit und einem Ensemble großartiger Schauspieler mitten ins Herz zielt, und weit über

die Grenzen des Iran hinaus strahlt.

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INHALT

Nader und Simin sitzen vor dem Scheidungsrichter. Im Grunde lieben sie sich, doch es sind

die Umstände, die sie auseinander treiben: Simin will das Land verlassen, um ihrer

11jährigen Tochter Termeh eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Ihr Mann Nader sieht kei-

ne Möglichkeit mitzukommen, da er seinen an Alzheimer erkrankten Vater nicht zurücklas-

sen will. „Kinder, die in diesem Land leben, ha-

ben also keine Zukunft“, hakt der Richter nach.

„Als Mutter wäre es mir lieber, wenn sie nicht

unter diesen Umständen aufwachsen würde“

erwidert Simin. 18 Monate lang hat sie sich um

die nötigen Papiere bemüht, in 40 Tagen läuft

das Visum ab, die Zeit drängt. Doch da Nader

weder drogenabhängig, noch gewalttätig ist,

und sie auch nicht vernachlässigt, weigert sich

der Richter, die Scheidung auszusprechen.

Wieder zuhause packt Simin ihren Koffer, um zurück zu ihren Eltern zu ziehen. Besorgt

schaut ihr Tochter Termeh zu, die sich entschieden hat, zunächst beim Vater zu bleiben. Oh-

ne seine Frau ist Nader gezwungen, eine Pflegerin einzustellen, die den hilflosen Vater tags-

über versorgt, während er arbeitet. Eine Bekannte von Simin vermittelt für die Pflege ihre

Schwägerin Razieh, eine streng gläubige Muslimin aus armen Verhältnissen, die, um ihre

Familie finanziell zu unterstützen, ohne die Erlaubnis ihres Ehemanns arbeitet. Sie hat zwar

Bedenken, bei einem alleinstehenden Mann zu arbeiten, muss aber ihre Familie finanziell

unterstützen. Als Simin sich verabschiedet, hält Naders Vater stumm ihre Hand fest, als kön-

ne er damit verhindern, dass seine kleine Welt aus den Fugen gerät. Unten im Auto rollen

Tränen über Simins Wangen.

Am nächsten Morgen kommt Razieh mit ihrer Tochter Somayeh in die Wohnung. Sie beginnt

mit der Hausarbeit, als die kleine Somayeh sie darauf aufmerksam macht, dass sich der alte

Mann eingenässt hat. Als ihre Versuche, den Alten zum Ausziehen und Waschen zu bewe-

gen, scheitern, steht sie vor dem ersten, größeren Problem. Sie holt sich telefonischen Rat

bei ihrem Imam, ob es auch unter diesen besonderen Umständen eine Sünde wäre, wenn sie

den Alten säubern und umziehen würde. Unter dem Vorwand, die Arbeit sei zu anstrengend,

will Razieh am Abend kündigen, nur zögerlich meldet sie ihre moralischen Bedenken an. Bis-

her habe der Vater immer Bescheid gesagt,

wenn er zur Toilette musste, sagt Nader. An-

gesichts seiner Notlage bietet Razieh an, am

nächsten Tag noch einmal zu kommen, und

schlägt ansonsten ihren Mann für die Arbeit

vor, der seine Stelle als Schuster verloren hat -

vorausgesetzt allerdings, dass er nichts von

ihrer heimlichen Tätigkeit erfährt. Das ist die

erste von vielen kleinen Notlügen und Aus-

flüchten, die alle Beziehungen in eine unauf-

haltsame Spirale der Eskalation zieht.

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Am nächsten Morgen kommt Raziehs Mann Hodjat zu Nader in die Bank, um die Modalitä-

ten der Arbeit zu besprechen, er sagt für den folgenden Tag zu und verspricht, den alten

Mann wie seinen eigenen Vater zu behandeln. Unterdessen lässt Razieh in der Wohnung die

Jalousien herunter, damit niemand sie in der kompromittierenden Situation allein mit einem

Mann in der Wohnung beobachten kann, und macht sich an die Arbeit. Plötzlich bemerkt sie,

dass der Alte aus der Wohnung verschwunden ist. Panisch macht sich Razieh auf die Suche,

und erspäht ihn draußen auf der anderen Straßenseite vor dem Zeitungskiosk. Nur mit Mühe

erreicht sie den orientierungslosen Mann durch den starken Verkehr. Später am Abend und

bei der Fahrt im Bus wirkt Razieh angespannt, als hätte sie Schmerzen, doch sie schweigt

über ihren angeschlagenen Zustand und seine Ursache.

Am folgenden Morgen erscheint sie erneut zur Arbeit, da ihr Mann seine Verpflichtung nicht

wahrnehmen kann, nachdem er von seinen Gläubigern und einem Polizisten abgeführt wur-

de. Als Nader am Nachmittag mit seiner Tochter überraschend nach Hause zurückkehrt, fin-

det er seinen Vater bewusstlos auf dem Boden liegend, mit einer Hand ans Bett gebunden,

von Razieh und ihrer Tochter keine Spur. Als Razieh etwas später mit ihrer kleinen Tochter

zur Tür hereinkommt, reagiert Nader auf ihre vagen Rechtfertigungsversuche ungehalten.

Sie sagt nur, dass sich etwas ergeben habe, dass sie gehen musste, dass sie keine Wahl ge-

habt habe. Dann beschuldigt Nader sie auch noch, Geld entwendet zu haben, was Razieh

schwer entrüstet. Im Laufe einer hitzigen Auseinandersetzung wirft er sie mit einem unsanf-

ten Schubs aus der Wohnung. Inzwischen kümmert sich Nader um seinen zunehmend ver-

störter und hilfloser wirkenden Vater, der sich im Bad eingeschlossen hat. Als Nader seinen

im Rollstuhl sitzenden Vater später im Bad schrubbt und abbraust, bricht er, von der zuneh-

mend eskalierenden Situation überfordert, in Tränen aus.

Als Nader seine Tochter am nächsten Tag bei ihren Großeltern absetzt, lässt Simin ihm aus-

richten, dass sie unbedingt mit ihm sprechen möchte. Sie will mehr wissen über seinen Streit

mit Razieh, von dem ihre Schwägerin erzählt hat. „10 Minuten später, und Vater wäre tot

gewesen“, sagt Nader. „Warum ist sie im Krankenhaus, wenn Du sie nur geschubst hast“,

erwidert sie. Beunruhigt machen sie sich auf den Weg ins Hospital, wo sie erfahren, dass

Razieh eine Fehlgeburt erlitten hat. Im Warteraum treffen sie auf den überraschten Hodjat.

Als der die Zusammenhänge zu verstehen beginnt, geht er wütend auf Nader los, und kann

von Zuschauern und Krankenpflegern nur mühsam zurückgehalten werden. Beim Versuch zu

schlichten, handelt sich Simin ein blaues Auge und eine blutende Nase ein.

Am nächsten Tag begegnen sich alle Parteien

auf der Polizeiwache, über die hektisch beleb-

ten Flure werfen sie sich besorgte, schuldbe-

wusste und wütende Blicke zu. „Viereinhalb

Monate, männlich“ konstatiert der Polizeibe-

amte über das verlorene Baby. Die Streitigkei-

ten spitzen sich auf die Frage zu, ob Nader

wusste, dass Razieh schwanger war, als er sie

aus der Haustür schubste. Sollte das der Fall

sein, dann drohen ihm ein bis drei Jahre Ge-

fängnis wegen Mordes. Umgekehrt macht Nader geltend, dass sein Vater wegen Raziehs

Verhalten in Lebensgefahr gewesen sei, dass er blaue Flecke davongetragen habe und seit-

dem völlig verstummt ist. Hodjat wiederum bringt immer wieder ins Spiel, dass das Leben

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eines armen Schluckers weniger zähle, als das einer bürgerlichen Familie, verzweifelt kämpft

er um seine Rechte, spricht wilde Drohungen aus, und wird von dem vernehmenden Polizis-

ten zunehmend ungeduldiger zur Raison gerufen. Zwischen den streitenden Parteien sitzen

die beiden Mädchen Termeh und Somayeh. Der Tag endet damit, dass Nader wegen Mordes

angeklagt ist, und, nach Festsetzung einer hohen Kaution, in Haft genommen wird, obwohl

er zuhause seinen hilflosen Vater und seine minderjährige Tochter versorgen müsste.

Stetig erhöht sich der Druck auf beide Familien:

Nader ist von einer Mordanklage und anschlie-

ßender Gefängnisstrafe bedroht. Der arbeits-

und mittellose Hodjat hat seine Gläubiger im

Nacken, und die Wut auf die Verhältnisse im

Bauch. Razieh muss sich gegen die Vorwürfe

ihres Mannes verteidigen, obwohl sie nur mit

den Rechnungen helfen wollte, und hadert

darüber hinaus als gottesfürchtige Muslimin

mit Zweifeln an der Rechtmäßigkeit ihrer An-

schuldigungen und der Furcht vor der Strafe Gottes. Simin muss das gemeinsame Haus ver-

kaufen, um die Kaution für Nader bezahlen zu können; angesichts von Hodjats Drohungen

fürchtet sie auch um die Sicherheit ihrer Tochter Termeh, von der sie sich gleichzeitig vor-

werfen lassen muss, dass der Vater nur im Gefängnis sei, weil sie, Simin, die Familie verlas-

sen habe. Die kleine Somayeh weiß, dass ihre Mutter schon einen Tag zuvor Komplikationen

mit ihrer Schwangerschaft hatte, und darum einen Arzt aufgesucht hatte. Termeh ahnt, dass

ihr Vater nicht hundertprozentig ehrlich ist, und hakt mit unbequemen Fragen nach, die er

zögernd, aber sehr offen beantwortet. Vor allem für die Kinder ist es schwierig, zwischen

Recht und Unrecht zu trennen, während sie gleichzeitig nichts so sehr fürchten wie das Aus-

einanderbrechen ihrer Familien. Aus dem engmaschig geknüpften Netz aus Ängsten und

Zweifeln, Anschuldigungen und Schuldgefühlen, Abhängigkeiten und Zwängen entsteht das

komplexe Bild der iranischen Gesellschaft mit all ihren Widersprüchen zwischen Tradition

und Moderne.

Schließlich verhandelt Simin mit der Familie von Razieh eine Blutgeldzahlung. „Wenn ich

bezahle, bedeutet es, dass ich meine Schuld eingestehe“, sagt Nader, dem es vor allem da-

rum geht, dass seine Tochter und seine Frau sein Handeln verstehen. Bei der fest zugesagten

Übergabe der Schecks, in Anwesenheit von allen Familienmitgliedern und Hodjats Gläubi-

gern, verlangt Nader von Razieh, dass sie auf den Koran schwört, dass der Vorfall im Trep-

penhaus tatsächlich die Ursache ihrer Fehlgeburt ist. Es kommt zum Eklat zwischen Razieh

und ihrem Mann.

Das nächste Mal stehen sich Nader und Simin

erneut in den langen Fluren des Gerichtsge-

bäudes gegenüber. Schweigend warten sie auf

eine schwere Entscheidung: Ihre Tochter

Termeh muss dem Richter mitteilen, bei wel-

chem Elternteil sie bleiben möchte…

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INTERVIEW MIT DEM REGISSEUR ASGHAR FARHADI

Was hat Sie dazu bewegt, diesen Film zu machen? Was waren die Umstände, in denen er

entstand?

Ich war in Berlin und arbeitete an einem Drehbuch zu einem Film, der ganz in Berlin spielen

sollte. Eines Abends in der Küche eines Freundes hörte ich ein iranisches Lied aus der Woh-

nung nebenan. Ganz plötzlich waren meine Gedanken voll von Erinnerungen und Bildern, die

zu einer ganz anderen Geschichte gehörten. Ich versuchte, diese Gedanken abzuschalten

und mich wieder auf das Drehbuch zu konzentrieren, das ich gerade entwickelte. Aber es

half nichts: Die Ideen und Bilder hatten Wurzeln geschlagen. Sie ließen mich nicht mehr los –

in den Straßen, in der U-Bahn wurde ich von dieser Geschichte verfolgt, sie dominierte mei-

ne Zeit in Berlin. Ich habe dann akzeptiert, dass mir diese Geschichte jeden Tag näher ging.

Daher ging ich zurück in den Iran und begann dieses neue Drehbuch zu schreiben. Man kann

also sagen, dass die Idee zu diesem Film in einer Küche in Berlin entstanden ist.

Wie arbeiten Sie mit den Schauspielern?

Für die Suche nach den Schauspielern nehme ich mir immer sehr viel Zeit, da war dieser Film

keine Ausnahme. Ich versuche die Schauspieler nicht mit generellen Überlegungen zum Film

oder meiner Vision davon zu belasten. Ich bin der Meinung, dass ein Schauspieler den gro-

ßen Zusammenhang eines Films nicht kennen muss, und sich lieber auf Feinheiten und Inten-

tionen seines Charakters konzentrieren sollte. Meine Methode ist es, die Eigenarten der

Schauspieler und Schauspielerinnen der Rolle anzupassen. Immer wichtig sind kontinuierli-

che Proben, weil sich die Schauspieler in diesem Prozess in ihre Charaktere verwandeln. Das

bedeutet, dass wir uns beim Dreh auf die Details konzentrieren können, da die Konturen

bereits festgelegt sind.

Für die Proben haben wir uns viel Zeit genommen, ausgehend von einem sehr detailliert

ausgearbeiteten Drehbuch, dem wir präzise folgten, um jedem Schauspieler die verschiede-

nen Dimensionen seiner Figur zu vermitteln. Diese Vorgehensweise habe ich mir wohl bei

meiner Zeit beim Theater angeeignet. Das bedeutet natürlich nicht, dass Vorschläge oder

Meinungen nicht geäußert werden dürfen, aber wir haben uns geeinigt, dass die Proben der

einzige Zeitpunkt für Diskussionen sein sollte. Sobald wir mit dem Dreh begonnen hatten,

gab es nur noch minimale Abweichungen.

Wie waren die Drehbedingungen?

Wir haben alle Szenen an Originalschauplätzen gedreht. Allerdings bekamen wir für die Sze-

nen im Büro des Richters und im Gerichtssaal keine Dreherlaubnis, und haben sie darum in

zwei zweckentfremdeten Schulen nachgebaut.

Ist die Trennung, die im Mittelpunkt Ihres Films steht, nur die eines Ehepaares?

Ich glaube nicht, dass es für das Publikum wichtig ist, meine Intentionen zu kennen. Es ist mir

viel lieber, wenn es das Kino mit Fragen verlässt. Ich glaube, dass die heutige Welt mehr Fra-

gen als Antworten braucht. Antworten halten einen davon ab, die Dinge in Frage zu stellen,

selbst nachzudenken. Von der ersten Szene an zielte ich genau darauf ab. Die erste Frage des

Films ist, ob ein iranisches Kind eine bessere Zukunft in seinem eigenen Land oder im Aus-

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land hat. Darauf gibt es keine festgelegte Antwort. Mein Wunsch ist es, dass der Film einen

dazu animiert, Fragen wie diese zu stellen.

Die Hauptrollen in Ihrem Film sind beide weiblich. Warum?

In meinen Filmen versuche ich, eine realistische und komplexe Vorstellung von meinen Cha-

rakteren zu geben – egal, ob sie männlich oder weiblich sind. Ich weiß auch nicht, warum die

Frauen meistens die treibenden Kräfte sind. Vielleicht ist es einfach eine unbewusste Ent-

scheidung.

Es mag auch sein, dass in einer Gesellschaft, in der Frauen unterdrückt werden, auch die

Männer nicht in Frieden leben können. Derzeit sind es im Iran die Frauen, die am meisten

darum kämpfen, die Rechte zurückzubekommen, die ihnen aberkannt wurden. Sie sind wi-

derstandsfähiger und entschlossener.

Aber auch wenn die beiden Figuren Frauen sind, haben sie doch sehr unterschiedliche Le-

bensentscheidungen getroffen. Beide versuchen, ihre Haut zu retten. Die eine ist aus der

armen Unterschicht, mit all den dazugehörigen Schwierigkeiten, während die andere aus der

Mittelschicht kommt.

War es Ihre Intention, ein differenzierteres Portrait iranischer Frauen zu zeichnen?

Das westliche Publikum hat ein sehr bruchstückhaftes Bild der iranischen Frauen, alle den-

ken immer, sie seien passiv, ans Haus gebunden und weit entfernt von jedweden sozialen

Aktivitäten. Vielleicht lebt eine gewisse Zahl der Frauen im Iran auch so – aber im Allgemei-

nen sind Frauen gesellschaftlich sehr präsent und aktiv, und zwar in einer viel offeneren Art

als die Männer, trotz der Beschränkungen, die ihnen auferlegt wurden.

Beide Frauentypen sind in diesem Film präsent, ohne, dass die eine verurteilt oder die ande-

re als Heldin glorifiziert wird. Die Konfrontation dieser beiden Frauen ist nicht die zwischen

Gut und Böse. Da treffen einfach nur zwei verschiedene Sichtweisen von Gut aufeinander.

Und genau das ist der Punkt, an dem meiner Meinung nach die modernen Tragödien begin-

nen. Der Konflikt entzündet sich zwischen zwei positiven Instanzen, und was ich hoffe, ist,

dass die Zuschauer sich nicht entscheiden können, wem sie den Sieg mehr wünschen.

Halten Sie es für notwendig die Kultur oder Sprache zu kennen, um alle möglichen Lesarten

zu verstehen?

Es ist für ein iranisches Publikum wahrscheinlich leichter, eine direkte Verbindung zu dem

Film herzustellen. Wenn man die Sprache, aber auch den Kontext und die gesellschaftlichen

Strukturen kennt, in denen die Geschichte spielt, werden sich zweifellos auch weniger offen-

sichtliche Interpretationen eröffnen.

Aber im Zentrum der Geschichte steht ein verheiratetes Ehepaar, und die Ehe ist schließlich

eine universale Beziehung zwischen zwei Menschen, unabhängig von der Epoche oder Ge-

sellschaft in der sie leben. Das Thema menschliche Beziehungen ist nicht an einen festen

Platz oder eine bestimmte Kultur gebunden. Es ist eine der essentiellsten und komplexesten

Angelegenheiten der modernen Gesellschaft. Daher denke ich, dass das Sujet des Films auch

einem breiteren Publikum zugänglich ist und geografische, kulturelle oder sprachliche Gren-

zen überwindet.

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Iranisches Kino – Von 1979 bis zur Gegenwart

Nach den politischen Umwälzungen, dem Sturz des Schahs 1979 und der anschließenden

islamischen Revolution, wurden in Iran 125 Kinos von radikalen Khomeini-Anhängern nie-

dergebrannt. Drei Jahre später waren von einst 524 Kinos nur noch 313 in Betrieb. In irani-

schen Kinos werden in erster Linie kommerzielle iranische Werke gezeigt, während Filme aus

dem Westen weitgehend verbannt sind, oder nur in geschnittenen Versionen im Fernsehen

laufen. Die iranischen Filme dagegen, die seit Ende der Achtziger Jahre auf internationalen

Festivals mit Preisen überhäuft werden, dürfen im eigenen Land oft gar nicht vorgeführt

werden, und ihre Regisseure werden, wie zuletzt Jafar Panahi , mit Arbeits- und Ausreisever-

boten belegt. Ihnen wird ihre antirevolutionäre Haltung vorgeworfen, und das Aufgreifen

von Tabuthemen, wie außereheliche Liebe, Selbstmord, Prostitution oder das Eintreten für

die Rechte der Frauen: So wurde die iranische Regisseurin Tahmineh Milani beschuldigt, die

Frauen mit ihren mutigen Heldinnen zum Widerstand aufzurufen, 2001 wurde sie im Zu-

sammenhang mit einem Filmprojekt als Antirevolutionärin angeklagt, und nur auf massives

Drängen weltberühmter Kollegen wie Martin Scorsese und Francis Ford Coppola wieder aus

dem Gefängnis entlassen. Bis heute ist der Fall nicht abgeschlossen. Nachdem Panahis Stuhl

in der Jury der Berlinale in diesem Jahr leer bleiben musste, ist es ihm nun doch gelungen,

einen Film zu drehen, den er Bezug nehmend auf René Magritte „Dies ist kein Film“ nennt

und ihn auf einem USB-Stick aus dem Land geschmuggelt hat, damit er auf dem Festival von

Cannes uraufgeführt werden kann.

In jedem Fall kann man sagen, dass die iranischen Regisseure aus der Not ihrer beengten

Situation immer neue Schlupflöcher finden. Nach Khomeinis Versuch, das Kino der Staats-

ideologie und einem systematischen Islamisierungsprozess zu unterwerfen, haben Regisseu-

re wie Abbas Kiarostami, Jafar Panahi, Bahman Ghobadi oder Mohsen Makhmalbaf im Laufe

der Jahre gelernt, ihre Kritik an den Verhältnissen subtil und unterschwellig an den Regel-

wächtern der Zensurbehörden vorbeizuschmuggeln. Sie machen Filme, die die Grenzen zwi-

schen Realität und Fiktion auflösen, und dem Alltagsleben eine subtile Poesie abtrotzen.

Jede Liebesgeschichte ist in diesen Filmen schon ein Politikum und jedes persönliche Prob-

lem wird zur Metapher für die Situation des ganzen Landes, wenn beispielsweise Abbas

Kiarostami in seinem 1997 in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnetem Film Der

Geschmack der Kirsche das Tabuthema Selbstmord aufgreift. In langen, ruhigen Einstellun-

gen fährt ein Mann durch die Randbezirke von Teheran, auf der Suche nach einem Helfer,

der für eine beträchtliche Summe Geldes bereit ist, nach vollbrachter Tat sein Grab zuzu-

schaufeln. Zwischen Nähe und Distanz, zwischen privatem und öffentlichem Raum lässt der

Film einen unversöhnlichen Widerspruch aufklaffen. Über das persönliche Schicksal wird

immer auch von der repressiven Stimmung des Landes erzählt. Das gilt auch für Kiarostamis

2002 entstandenen Film Ten, der vollständig im Innern eines Autos spielt, in dem die Fahre-

rin in einem Gesprächsreigen mit wechselnden Fahrgästen die Stellung der Frauen im Islam

diskutiert, den Sinn des Tschador in Frage stellt und sich vor ihrem Sohn für die Trennung

von seinem Vater rechtfertigt.

Seit Mohsen Makhmalbafs 1991 in der Türkei gedrehtem Film A Time for Love, der von ei-

nem verbotenen Liebesdreieck zwischen einer Frau und zwei Männern erzählt, emanzipier-

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ten sich viele Regisseure von den rigiden Regeln für die Darstellung der Frau im Iran: Damit

eroberten sie auch die Liebe als Thema für ihre Filme zurück, die unter dem sinnesfeindli-

chen und sittenstrengen Einfluss der religiösen Eiferer wenig Chance zur Entfaltung hat. Zu-

nehmend fingen in der Folge auch weibliche Regisseure an, sich mit eigenen Filmen aus der

männlichen Sichtweise zu befreien, wie zum Beispiel Rakhshan Bani-Etemad mit Nargess

(1992). Inzwischen haben ausgerechnet die repressiven Verhältnisse in Iran einen höheren

Prozentsatz an weiblichen Regisseuren hervorgebracht als beispielsweise in Hollywood.

In Fünf Uhr am Nachmittag (2003) erzählte Samira Makhmalbaf, die Tochter von Mohsen

Makhmalbaf, die mit 17 Jahren ihren ersten Spielfilm drehte, von einer jungen Frau, die nach

dem Untergang der Taliban in Afghanistan um das Recht auf eine Ausbildung kämpft. Wie

viele iranische Filme ist auch Fünf Uhr am Nachmittag – übrigens der erste Film, der nach

der NATO Invasion in Kabul gedreht wurde – in Koproduktion mit internationalen, in diesem

Fall, französischen Firmen entstanden.

Asghar Farhadi stellt die These auf, dass die Unfreiheit der Frauen auch den Männern den

Frieden nehme, jedenfalls gibt es unter den iranischen Regisseuren jede Menge Aufrührer,

die an den fundamentalistischen Geschlechterrollen sägen. So sympathisierte beispielsweise

Jafar Panahi in Offside eindeutig mit den jungen Frauen, die sich nur als Männer verkleidet

ins Fußballstadion schmuggeln können. Sie übermalen ihre weichen Züge mit den Farben der

Nationalflagge, ziehen ihre Cappies tief ins Gesicht, überspielen ihre verräterischen Rundun-

gen mit Schals und Fahnen und legen sich einen kantigen, schweren Gang zu. Der aufmerk-

same Beobachter jedoch bemerkt die Unsicherheit im Blick der Frauen, ihre Angst vor Ent-

deckung, und vor peinlichen Momenten bei der Leibesvisitation am Stadioneingang. Statt

der Keule politischer Polemik setzt Jafar Panahi, der schon mit seinen früheren Filmen für die

Rechte der iranischen Frauen eintrat, das Florett der gesellschaftlichen Komödie ein, die

immer wieder ins harte, menschliche Drama kippt. Wie der Regisseur haben auch die meis-

ten der jungen Männer Sympathien für die Frauen, das gilt im Grunde sogar für die Soldaten,

die einige von ihnen festgenommen haben und nun am Rande des Spielfelds in einer Art

Zwinger gefangen halten. Wie so viele dieser Filme ist auch Offside semidokumentarisch

gedreht, vor der Kulisse des echten Spiels. Am Spielfeldrand zettelt Panahi ein subversives

Kammerspiel an, in dem man viel erfährt über diese neue Generation aufmüpfiger, mutiger,

leidenschaftlicher, junger Frauen, die das Zeug dazu haben die Zukunft dieses Landes zu sein.

So werden die jüngeren iranischen Filme auch zu Seismographen für den schleichenden

Wandel. Neben den fundamentalistischen Sittenwächtern rührt sich ein aufgeklärterer, libe-

ralerer Mittelstand, der auch in Asghar Farhadis Alles über Elly im Zentrum steht, der 2009

der Gewinner des silbernen Bären auf der Berlinale war. Drei Familien treffen sich zu einem

Wochenendausflug am Strand, mit dabei sind zwei Singles, der gerade von seiner deutschen

Frau getrennte Ahmad (Shahab Hosseini, der in Nader und Simin – Eine Trennung den ar-

beitslosen Hodjat spielt) und Elly, die als Betreuerin der Kinder mitgekommen ist, und mit

ihm verkuppelt werden soll. Die ausgelassen fröhliche Ferienstimmung der ersten Stunden

wird von zunehmend düsteren Ahnungen und Beschuldigungen überschattet, als Elly auf

mysteriöse Weise verschwindet. In diesem Klima von Unruhe und Angst keimen bald auch

die frauenfeindlichen und fundamentalistischen Mechanismen des traditionellen Islam wie-

der auf. Wie schon in seinem vorangegangenen Film Fireworks Wednesday und dem Nach-

folger Nader und Simin – Eine Trennung, untersucht Farhadi auch hier, wie die kleinen Lü-

gen und banalen Geheimnisse, zu denen eine restriktive Gesellschaft, gepaart mit funda-

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mentalistischer Religion, ihre Bürger und Anhänger zwingen, zu unvorhersehbaren Tragödien

führen.

Schließlich mischen sich auch im Exil lebende Iraner in die Situation ihres Heimatlandes ein,

wie die in Frankreich lebende Marjane Satrapi, die in Persepolis (2007), basierend auf ihrem

eigenen Comic, ihre von Repressalien geprägte Kindheit und Jugend in Iran und im westli-

chen Exil verarbeitete. Eine Entwicklungsgeschichte vom kleinen, aufgeweckten Mädchen,

das die Folterberichte ihrer Familienmitglieder nachstellt, über die Jugendliche, die sich mit

einer Punk Attitüde gegen das System auflehnt, bis zur jungen Frau, die im Exil zwischen der

neuen Freiheit, quälendem Heimweh und erstem Liebeskummer schlingert.

Und der ohne seine Eltern im deutschen Exil aufgewachsene Ali Samadi Ahadi zerlegt in sei-

nem Spielfilmdebüt Salami Aleikum (2009) mit verschmitztem Humor die Differenzen zwi-

schen deutscher und iranischer Lebensweise. Der Film ist eine bildgewaltige, ideenstrotzen-

den Kulturclashkomödie, die späte Coming of Age-Geschichte, rasante Verwechslungskomö-

die, beschwingtes Bollywoodmusical und psychedelischer Animationsfilm zugleich ist. Die

Wut und die Traurigkeit über die Situation seines Heimatlandes mündet wundersamerweise

nicht in aggressivem Agitprop, sondern in die subversive und herzerwärmende Kraft der Ko-

mödie. In seiner ersten Heimat hat Ali Samadi Ahadi inzwischen allerdings Einreiseverbot,

weil er sich, in Interviews, Zeitungsartikeln und offenen Briefen an Angela Merkel, immer

wieder kritisch über die Beschneidung der Grundrechte geäußert hat. Und wenn er in seiner

animierten Dokumentation The Green Wave (2010) eine Chronik der Ereignisse der irani-

schen grünen Revolution von 2009 entfaltet, dann überträgt er die harte Wirklichkeit seiner

Heimat in ähnlicher Weise wie Marjane Satrapi in Persepolis auf einen sehr persönlichen

Comicstil.

Auffallend häufig stehen Kinder und Jugendliche im Zentrum iranischer Filme, weil sie mit

ihrem ebenso unschuldigen wie unvoreingenommenen, aber auch scharfen Blick scheinbar

eine besondere Fähigkeit entwickeln, die Verhältnisse zu durchleuchten. Da ist zum Beispiel

der achtjährige Junge, der in Kiarostamis Das Haus meines Freundes alles daran setzt, einem

Klassenkameraden das Schulheft zurückzugeben, das er versehentlich eingesteckt hat.

Da sind Die Himmelskinder, die unter der Regie von Majid Majidi ein einziges Paar Schuhe

teilen. Aber auch dann, wenn die Kinder nicht die zentralen Helden sind, prägen sie die

Wahrnehmung, so wie die beiden Töchter, die in Nader und Simin – Eine Trennung mit erns-

ten, konzentrierten Blicken und einer unnachgiebigen Suche nach der Wahrheit auf den

Zwist ihrer Eltern reagieren.

Statt Wut und Hass zu schüren, unterwandern die iranischen Filme die Verhältnisse mit

ebenso leisem wie beharrlichem Humanismus, mit warmherziger Sanftmut und zärtlichem

Humor. Und auch in den ärmsten Nischen des Lebens entdecken sie noch die Schönheit der

einfachen Dinge, in einer blauen Tür, in einem silbrig schimmernden Olivenbaum, im ernsten

Blick eines Kindes.

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REGIE: ASGHAR FARHADI - KURZBIOGRAPHIE

Asghar Farhadi wurde 1972 in Isfahan, Iran, geboren. Bereits zu Schulzeiten entdeckte er

sein großes Interesse am Schreiben, an Dramen und am Kino. Er belegte Seminare bei der

Iranian Young Cinema Society und begann seine Karriere als Filmemacher mit 8mm und

16mm Filmen.

1998 schloss er sein Studium mit einem Master in Regie an der Universität von Teheran ab.

Während seines Studiums schrieb er verschiedene Drehbücher, arbeitete für das nationale

Radio und führte Regie bei einigen TV Serien, darunter Episoden von Tale of a City.

2001 schrieb Farhadi das Drehbuch zu Ebrahim Hatamikias großem Kinoerfolg Low Heights.

Zwei Jahre später wagte Farhadi sein Regiedebüt mit Dancing in the Dust. Es folgten 2004

The Beautiful City und Fireworks Wednesday 2006. Mit Alles über Elly gewann Asghar Far-

hadi den Silbernen Bären als bester Regisseur bei der Berlinale 2009. Nader und Simin – Eine

Trennung ist sein fünfter Spielfilm.

Filmographie

2011

Nader und Simin - Eine Trennung (Jodaeiye Nader az Simin)

61. Internationale Filmfestspiele Berlin 2011

Goldener Bär für den Besten Film für Asghar Farhadi

Silberner Bär für die Beste Darstellerin an das Schauspielerinnen-Ensemble

Silberner Bär für den Besten Darsteller an das Schauspieler-Ensemble

2009

Alles über Elly (Darbareye Elly)

59. Internationale Filmfestspiele Berlin 2009

Silberner Bär für die Beste Regie

2006

Fireworks Wednesday (Chahar shanbeh souri)

2004

The Beautiful City (Shahr-e Ziba)

2003

Dancing in the Dust (Raghs dar ghobar)

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Vor der Kamera

Peyman Moadi (Nader)

Peyman Moadi wurde 1971 in New York 1971 als Sohn iranischer Eltern geboren. Als er zwei

Jahre alt war, zog seine Familie in den Iran. Er absolvierte ein Studium des Ingenieurwesens

an der Azad Universität in Karaj. Er verfasste die Drehbücher zu diversen iranischen Filmen,

unter anderem Café Setareh, der von der Beziehung zwischen einem älteren Mann und ei-

ner jüngeren Frau erzählt. Nachdem er schon in Farhadis letztem Film Alles über Elly eine

Rolle übernommen hat, wurde er auf der Berlinale 2011 für seine Darstellung in Nader und

Simin – Eine Trennung mit dem silbernen Bären als bester Schauspieler in einer Hauptrolle

ausgezeichnet.

Filmografie (Schauspieler)

2011

Nader und Simin – Eine Trennung, Regie: Asghar Farhadi

Mourning, Regie: Morteza Farshbaf

2009

Alles über Elly, Regie: Asghar Farhadi

Leila Hatami (Simin)

Leila Hatami wurde 1970 in Teheran in eine Filmfamilie hineingeboren: Ihr Vater war der

berühmte iranische Filmregisseur Ali Hatami, ihre Mutter die vor der Islamischen Revolution

1979 sehr berühmte Schauspielerin Zari Khoshkam. Bereits als Vierzehnjährige übernahm sie

eine kleine Kinorolle in einem Film ihres Vaters. Sie studierte zunächst Elektrotechnik und

französische Literatur in der Schweiz. Seit 1998 arbeitet sie regelmäßig als Schauspielerin

und nebenbei als Übersetzerin. 2006 war sie Mitglied in der Jury des Karlovy Vary Internati-

onal Film Festival.

Filmografie (Auswahl)

2011

Nader und Simin – Eine Trennung, Regie: Asghar Farhadi

Aseman-e mahboob, Regie: Dariush Mehrjui

2010

Chiz haie hast keh nemidani, Regie: Saheb-Zamani Fardin

2008

Shirin, Regie: Abbas Kiarostami

2005

Sima-ye zani dar door dast, Regie: Ali Mosaffa

2000

The Mix, Regie: Dariush Mehrjui

1998

Leila, Regie: Dariush Mehrjui

1992

Del Shodegan, Regie: Ali Hatami

1984

Kamalomolk, Regie: Ali Hatami

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Shahab Hosseini (Hodjat)

Shahab Hosseini wurde 1974 in Teheran geboren. Sein Studium der Psychologie an der Uni-

versität von Teheran brach er ab, da er nach Kanada emigrieren wollte. Er blieb dann aller-

dings doch im Iran, um als Radiomoderator zu arbeiten. Später moderierte er eine Jugend-

fernsehshow und übernahm einige kleinere Rollen in diversen Fernsehserien und Kinospiel-

filmen. Zusammen mit Peyman Moadi gehörte er auch bereits zum Ensemble von Asghar

Farhadis vorangegangenem Film Alles über Elly.

Filmografie (Auswahl)

2011

Nader und Simin – Eine Trennung, Regie: Asghar Farhadi

2010

Parse Dar Meh, Regie: Bahram Tavakoli

2009

Alles über Elly, Regie: Asghar Farhadi

Superstar, Regie: Tamineh Milani

2004

Sham’I dar baad, Regie: Pouran Derakhshandeh

2003

Die fünfte Reaktion, Regie: Tamineh Milani

2002

Rokhsareh, Regie: Amir Ghavidel

Sareh Bayat (Razieh)

Die Rolle der Razieh ist Sareh Bayats Spielfilmdebüt.

Sarina Farhadi (Termeh)

Sarina Farhadi ist die Tochter von Asghar Farhadi und absolviert in Nader und Simin – Eine

Trennung ihr beeindruckendes Schauspieldebüt.

Ali-Asghar Shahbazi (Vater)

Auch Ali-Asghar Shahbazi steht in der Rolle des an Alzheimer erkrankten Vaters zum ersten

Mal vor einer Spielfilmkamera.

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Für ein selbstbestimmtes Leben von Mädchen und Frauen – Die Aktivitäten

von TERRE DES FEMMES

Gegründet wurde die gemeinnützige Organisation TERRE DES FEMMES 1981, weil die Men-

schenrechte von Frauen auf der ganzen Welt nicht gewahrt wurden und weiterhin nicht ge-

achtet werden. Die Gründerinnen erkannten, dass die 1948 feierlich verabschiedete und

universell geltende “Allgemeine Erklärung der Menschenrechte” zwar auf dem Papier für alle

Menschen, also Frauen und Männer gilt, aber in der Praxis in erster Linie die Menschenrech-

te von Männern schützt. Es bedurfte eines jahrzehntelangen Bewusstseinsprozesses und

weiterer UN-Übereinkommen, um Gewalt an Frauen und vielfältige Formen der Diskriminie-

rung als Verstoß gegen die Menschenrechte von Frauen wahrzunehmen. Die geschlechtsspe-

zifischen Menschenrechtsverletzungen, die TERRE DES FEMMES schwerpunktmäßig beschäf-

tigt sind Weibliche Genitalverstümmelung, Gewalt im Namen Ehre, Zwangsheirat, Häusliche

Gewalt, Frauenhandel und Zwangsprostitution.

TERRE DES FEMMES macht sich dafür stark, dass Mädchen und Frauen selbstbestimmt, in

Freiheit und Würde auf dieser Erde leben können. Die Organisation setzt sich dafür ein, dass

Mädchen und Frauen als fähige, gleichberechtigte Mitglieder einer Gesellschaft geachtet

werden und dass ihnen die gleichen Chancen wie Jungen und Männern geboten werden.

TERRE DES FEMMES konzentriert sich auf Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit, internationale

Vernetzung, Einzelfallhilfe und die Förderung von einzelnen Frauenprojekten. Es geht letzt-

lich darum, das Bewusstsein zu ändern und entsprechende frauen(menschen)freundliche

Gesetzesgrundlagen und Rahmenbedingungen mit zu gestalten.

Die Arbeit von TERRE DES FEMMES wird vor allem über Spenden und Mitgliedsbeiträge fi-

nanziert. Die Mitglieder tragen auch erheblich zur politischen Durchsetzbarkeit unserer For-

derungen bei. Bundesweit engagieren sich Ehrenamtliche in 25 Städtegruppen und vier Ar-

beitsgruppen. Seit dem Jahr 2000 gibt es eine eingetragene Sektion in der Schweiz.

Der Film „Nader und Simin“ zeigt eindringlich wie Menschen, in einer unfreien Gesellschaft

leben und wie sie versuchen aus dieser auszubrechen. Im Iran, die Hauptspielstätte des

Films, werden insbesondere Frauen in ihren Rechten und Freiheiten beschnitten sowie von

patriarchalen Strukturen unterdrückt. Deshalb ist es für TERRE DES FEMMES umso wichtiger

einen Film, wie „Nader und Simin“, der diese Thematik behandelt, zu unterstützen.

Weitere Informationen über TERRE DES FEMMES e.V. finden Sie unter www.frauenrechte.de

Kontakt:

TERRE DES FEMMES e.V.

Brunnenstr. 128

13355 Berlin

Tel.: 030/40504699-0

Fax: 030/40504699-99

E-Mail: [email protected]

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DEUTSCHE PRESSESTIMMEN ZUR BERLINALE

„Subtil, fesselnd und rührend, großartig gespielt und inszeniert, mit fein gezeichneten Figu-

ren, deren Geschichte in einem kleinen Rahmen sich entspinnt und doch von der Gesell-

schaft um sie herum erzählt.“ – Süddeutsche Zeitung

„In einem stets geerdeten, kompliziert verflochtenen und sich wandelnden Konfliktfeld bie-

tet der Film, Zeichen seiner hohen dramaturgischen Subtilität, dem Zuschauer schwindeler-

regend viele Identifikationsmöglichkeiten.“ – Tagesspiegel

„Nader und Simin von Asghar Farhadi verknüpft Religion und Wirtschaftskrise, Frauenschick-

sal und Männerwahn zu einem Meisterwerk. Es gibt auf jedem großen Filmfestival das War-

ten auf den einen Film, der einen umwirft, den Atem verschlägt und all den Durchschnitt

vergessen lässt, dem man im Laufe von zehn Tagen ausgesetzt ist. Am Dienstag taumelten

alle aus dem Berlinale-Palast, berührt, sprachlos, hinweg geweht von Nader und Simin, eine

Trennung, dem iranischen Wettbewerbsbeitrag.“ – Die Welt

„Farhadi hat in seinem Drehbuch die einzelnen Stränge seiner Geschichte so verwoben, dass

es scheint, sie entfalte sich gerade eben erst vor unseren Augen und wir würden Zeugen, wie

sie Kreise zu ziehen beginnt und schließlich eine Schlinge bildet, aus der sich keiner mehr befreien kann.“ – FAZ

„Eine Parabel über ethisches Handeln im Alltag und die vielen Fallstricke, die eine Gesell-

schaft auch dem Gerechtesten legt.“ – Frankfurter Rundschau

„Farhadi verknüpft diese Fäden meisterlich zum Familien- und Sozialpanorama, vor allem

aber wird er dabei allen involvierten Parteien gerecht. Immer behält er ein Verständnis für

die Rahmenbedingungen ihres Handelns und ihre Motive, zeichnet sie mit seinem großarti-

gen Schauspielerensemble fein nuanciert, auch wenn es keine Illusion darüber gibt, dass ihre

Widersprüche auf irgendeiner Ebene wirklich versöhnt werden könnten.“ – Tip Berlin

„Nader und Simin – Eine Trennung zeichnet sich durch seine dramaturgische Klarheit, seine

packende Geschichte, hervorragende Schauspieler und seinen klaren Blick auf die iranische

Gesellschaft aus, gespiegelt im Leben zweier Paare.“ – ARTE

„Eine kleine Beziehungsstudie, die eine ungeheuerliche Wucht und einen tragischen Sog

entwickelt, dem man sich schwerlich entziehen kann.“ – FOCUS

„Subtil und vielschichtig erzählt, als Zuschauer wird man sehr unmittelbar ins Tauziehen wi-

derstreitender Gefühle und Interessen verstrickt.“ – Kulturradio

„Farhadi hat einen zutiefst menschlichen Film gemacht. Voller Spannung verfolgt man das

Schicksal von Nader und Simin. Verletzter Stolz, Eifersucht, Liebe, Familie – das sind die gro-

ßen Themen, die dieser Film grandios umsetzt.“ – B.Z.

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„Das alles erzählt der Film mit schlafwandlerischer Balance zwischen Komik und Ernst, mit

ausgewogener Gerechtigkeit gegenüber allen Figuren und einem nie endenden Einfallsreich-

tum, der unsere Gefühle in immer neue Richtungen kippen lässt.“ – Neue Osnabrücker Zei-

tung

„In Farhadis meisterhaftem Psychodrama geht es um die großen Themen Schuld, Gerechtig-

keit, Vertrauen und Lüge. Er zeichnet vielschichtige Charaktere und hat großartige Darsteller

für sie gefunden. In seiner komplexen Geschichte spiegelt sich die Zerrissenheit der irani-

schen Gesellschaft: Die Gegensätze zwischen wohlhabenden, gebildeten, modernen Men-

schen und den Religiösen, den Armen - und die Probleme der starren Geschlechterrollen.

Farhadi gelingt mit universellen Fragen gleichzeitig ein sehr präziser Blick auf den modernen

Iran. Nader und Simin ist ein aufwühlender, kluger, exzellent komponierter Film über Men-

schen, die unter einem repressiven Regime leben und sich so zwangsläufig in Lügen verstri-cken.“ – ZDF Aspekte

„Farhadi erweist sich als meisterhafter Erzähler. Er arbeitet sehr bewusst mit Blickwinkeln,

die dem Zuschauer wichtige Informationen geben oder verschweigen, er verschiebt ständig

die Gewichtigkeiten seiner Protagonisten, und er unterstellt keiner Figur böse Absichten und

zeigt doch, wie sich fast alle unvermeidlich in Lügen und Täuschungen verwickeln. Selten hat

man – aufgehängt an einer völlig unpolitischen Situation – besser begriffen, wie sich Men-

schen in einer unfreien Gesellschaft zwangsläufig in Gespinste der Unehrlichkeit verstricken

müssen.“ – Die Welt

„In ständigem Fluss verändert sich die Sicht auf das Rätsel im Zentrum des Films, neue Mög-

lichkeiten tun sich auf, wie es wirklich gewesen sein könnte, auch fragwürdige Handlungen

einzelner Beteiligter beider Seiten erscheinen bei anderem Licht betrachtet nachvollzieh-

bar.“ – Critic.de

„Asghar Farhadi taucht tief in den iranischen Alltag ein und zeichnet mit klaren Linien das

Bild einer verfahrenen Lage. Das ist nicht nur aufschlussreich und kunstvoll gebaut, sondern

berücksichtigt auch die Unterhaltungsbedürfnisse des Publikums. Dank Drehbuch und Timing

schwingt sich die simple Trennungsgeschichte zu großem Kino auf, ein intensives Drama,

spannend bis zum Schluss.“ – Programmkino.de

„Nader und Simin – Eine Trennung stellt einen Drahtseilakt dar, den Asghar Farhadi mühelos

meistert. Einerseits ist sein Film ein kraftvolles Familiendrama, das auch ohne aufdringliche

Inszenierung und ohne emotionale Aufladung - auf Musikuntermalung wurde taktvoll ver-

zichtet - involviert und berührt. Andererseits skizziert Farhadi ohne distanziert-analytischen

Gestus ein Problem, mit dem jede Zivilisation seit je her zu kämpfen hat: Wo greifen Recht

und Moral ineinander, wo blockieren sie sich?“ – Filmstarts.de

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INTERNATIONALE PRESSESTIMMEN ZUR BERLINALE

„Die einhellige Begeisterung der internationalen Kritik konzentriert sich auf Asghar Farhadis

herausragendes iranisches Drama Nader und Simin – eine Trennung, das damit beginnt, dass

ein bürgerliches Ehepaar die Scheidung einreicht. Ein unglaublich engagiertes Werk, das sich,

ausgehend von einem häuslichen Streit, zu einer Auseinandersetzung innerhalb des Bürger-

tums ausweitet, als eine schwangere Fremde angestellt wird, um den Vater der Hauptfigur

Nader zu versorgen und die gegenseitigen Beschuldigungen eskalieren. Farhadi widmet sich

mit einem unverstellten Blick und großer Aufmerksamkeit den moralischen, religiösen und

emotionalen Dimensionen seines Films - und die Schauspieler zeigen sagenhafte Leistun-

gen.“

THE TELEGRAPH

„Der Film verwandelt sich in ein ergreifendes Drama mit wachsender erzählerischer und psy-

chologischer Komplexität, das aufschlussreiche Einsichten zu Themen wie Klasse, Geschlecht

und die Rolle des islamischen Rechts im heutigen Iran gewährt.“

TIME OUT ONLINE

„Das Chaos der Gefühle, das sich aus den Zwängen des iranischen Glaubens, aus Recht, Eh-

renkodex, Stolz und Angst ergibt, ist aufwühlend und fesselnd. Jeder der Beteiligten vertritt

seine Interessen so stark, das alles unweigerlich auf eine Katastrophe hinausläuft. Mit die-

sem beeindruckenden Drama hat sich Farhadi als bedeutender Regisseur etabliert.“

THE OBSERVER

„Gerade als es für iranische Filmemacher unmöglich zu sein scheint, sich jenseits der Zensur-

grenzen bedeutungsvoll oder vielsagend auszudrücken, tritt Asghar Farhadis Naderund Simin

- eine Trennung den Gegenbeweis an. Scheinbar einfach auf der erzählerischen Ebene, aber

dennoch moralisch, psychologisch und gesellschaftlich komplex, gelingt es dem Film, die

iranische Gesellschaft so ins Blickfeld zu rücken, wie es wenigen anderen Filme zuvor gelun-

gen ist. Wie in allen Filmen des Regisseurs hat er sich mit größter Sorgfalt um die Besetzung

gekümmert. Die Schauspieler zeichnen mit ihrem wahrhaftigen, realistischen Spiel außerge-

wöhnlich tiefgründige Charakterstudien.“

THE HOLLYWOOD REPORTER

„Spannend und erzählerisch komplex, formal dicht und moralisch herausfordernd ist das

eindrucksvolle Drama Nader und Simin - eine Trennung des iranischen Autors und Regisseurs

Asghar Farhadi sein bisher stärkstes Werk.“

VARIETY

„Ein Film, der unglaublich verstörend ist, nie vorhersehbar und der ein schmerzhaftes Emp-

finden für die Realität vermittelt, das einen beim Zusehen und Erinnern bestürzt.“

EL PAIS

„Aber gleichzeitig, und darin liegt die Größe des Films, verharrt Nader und Simin nicht in na-

tionalen Konflikten, sondern überträgt das Geschehen in eine universelle Dimension. Der

Film erzählt von Menschen, die in einen Konflikt geraten sind, der sie gefangen hält, von ih-

ren Nöten, ihren Schwächen genauso wie von ihrer Größe.“

LA VANGUARDIA