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Nagaya heisst Frieden NAGAYA MAGAZIN 1.13 SCHWERPUNKT 4 MÜTTER BRAUCHEN UNTERSTÜTZUNG Schwere Last auf schmalen Schultern 8 ERNSTE LAGE IN DREI NEUEN PROJEKTGEBIETEN Überall ist das Essen knapp 10 TEURE LEBENSMITTEL AUF DEM MARKT Das harte Los der Tagelöhner

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Nagaya heisst Frieden

NAGAYAMAGAZIN 1.13

SCHWERPUNKT

4 MÜTTER BRAUCHEN UNTERSTÜTZUNG

Schwere Last auf schmalen Schultern

8 ERNSTE LAGE IN DREI NEUEN PROJEKTGEBIETEN

Überall ist das Essen knapp10 TEURE LEBENSMITTEL AUF DEM MARKT

Das harte Los der Tagelöhner

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Seit jeher legen Almaz und Karlheinz Böhm be-sonderen Wert darauf, dass unsere Arbeit inÄthiopien nicht nur kurzfristig hilft, sondernnachhaltig ist. Dies gelingt nur mit dem per-sönlichen Einsatz der Bevölkerung. So gehörtzu den schönsten Momenten auch jener, wennwir unsere Ziele erreicht haben und ein Gebietin die Verantwortung der Bevölkerung überge-ben können. Ende 2013 Jahr zieht sich die Stiftung aus

drei weiteren Projektgebieten zurück. Die Men-schen dort haben nun alle Voraussetzungenund die realistische Chance, ihre Lebenssitua-tion ohne fremde Hilfe weiter zu verbessern.Gleichzeitig baut Menschen für Menschen dreineue Projektgebiete auf. Eines dieser Gebiete– Dale Wabera – im Westen Äthiopiens wirdausschliesslich von Spenden aus der Schweizfinanziert. Die Armut in diesem abgelegenenGebiet ist gross. Die Menschen können sichkaum aus eigener landwirtschaftlicher Produk-tion ernähren. Es fehlt an Zugang zu sauberemTrinkwasser und medizinischer Versorgung.Die langjährige Erfahrung in der Entwicklungs-arbeit ermöglicht es uns, auch dort mit einemumfassenden Massnahmen-Katalog zu helfen.Dies gelingt uns aber nur dank der Unterstüt-zung treuer Wegbegleitern wie Ihnen. Die Bevölkerung in Dale Wabera ist gewillt,

tatkräftig mitanzupacken. Ihr Vertrauen in un-sere Arbeit, liebe Leserin, lieber Leser, ist dieBasis für unseren Erfolg. Dafür kann ich Ihnennicht genug danken.

Ihre

Josefine Kamm, Geschäftsführerin Stiftung Menschen für Menschen Schweiz

Stiftung Menschen für Menschen Schweiz Karlheinz Böhms ÄthiopienhilfeStockerstrasse 10, CH-8002 ZürichTel. +41 (0)43 499 10 60Fax +41 (0)43 499 10 61 [email protected] www.menschenfuermenschen.chwww.menschenfuermenschen.dewww.menschenfuermenschen.at

Postkonto: 90-700 000-4 Verantwortlich: Axel Haasis, Josefine Kamm, Rupert Weber, Menschen für MenschenRedaktion: Astrid Merkl, Bernd HauserGrafisches Konzept, Layout: Steven Dohn, Cora Trinkaus,Bohm & Nonnen, DarmstadtDruck: Neidhart + Schön AG, ZürichFotos: Rainer Kwiotek, Menschen für Menschen, Peter Rigaud, Matthias ZieglerTitelbild: Rainer Kwiotek

Erscheint 4- bis 5-mal jährlich,Jahresabo CHF 5.00 im Gönnerbeitrag inbegriffen

Nagaya (Frieden) heisst das erste Menschen für Menschen-Dorf in Äthiopien – ein Symbol dafür, dass Menschen für Menschen Hilfe auch als Friedensarbeit versteht.

IMPRESSUM

Die Stiftung Menschen für Menschen ist seit 1999 ZEWO-zertifiziert.

Wir wollen die Wälder unserer Welt erhalten. Dasverwendete, FSC®-zertifizierte Papier erfüllt dieumwelt- und sozialrelevanten Kriterien des FSC.

Liebe Leserin, lieber Leser,

EDITORIAL

Cornèrcard Help Line 0844 00 41 41

oder www.rolfknie.ch > Cornercard

Weitere Informationen:

MIT KUNST BEZAHLENUND GUTES TUNIn Zusammenarbeit mit Cornèrcard hat RolfKnie, der bekannte Künstler, Zirkusunterneh-mer und Vizepräsident der Stiftung Menschenfür Menschen Schweiz, im Jahr 2010 sechseinzigartige Kreditkarten lanciert. Nun gibt esdrei Karten mit neuen Sujets. Jede ist weitmehr als ein Zahlungsmittel: Sie ist ein Kunst-werk im Kleinformat – mit faszinierenden Mo-tiven aus der Tier- und Zirkuswelt, die der pas-sionierte Künstler in seinem unverkennbarenStil kreiert hat. Zudem zahlt sich die Rolf KnieKarte für viele Menschen aus. Helfen Sie mit,dass Tausende von Kindern in Äthiopien eineSchulbildung bekommen. Denn von jedem Ein-kauf, den Sie mit dieser Karte tätigen, leitetCornèrcard 0,2% ohne Mehrkosten für Sie direkt als Spende an die BildungsinitiativeABC-2015 von Menschen für Menschen weiter.Als Kreditkarten-Inhaber profitieren Sie zudemvon weiteren Vorteilen, wie z. B. dem Ticketing-service, mit dem Sie online über www.liberty-access.ch Ihren Eintritt für zahlreiche Veran-staltungen buchen können. Rolf Knie selbstsagt: „Diese Karten freuen mich von ganzemHerzen. Es ist eine aussergewöhnliche Mög-lichkeit, für die Menschen in Äthiopien etwasGutes zu tun“. Bezahlen auch Sie aus Liebe zur Kunst und zuden Menschen.

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NACHRICHTEN WAS UNS BEWEGT

3 Berufsbildungszentren — 1 Agro Technical and Technology College (ATTC) — 310 Schulen — 93’415 Teilnehmer an Landwirtschafts-Trainings — 39 Krankenwagen — 9 Kindergärten — 14 Brücken –— 352 Baumschulen — 3’430 Anti-Aids-Club-Mitglieder

SPENDENBAROMETER DAS HABEN SIE BISHER MÖGLICH GEMACHT

2005

2011

DAS ZITAT

Früher wollte niemand im Balla Tal leben. Die unwirtliche Tief-ebene in der Region Derra wurde aufgrund der Malaria-Gefahrgemieden. Die Bauern lebten in höher gelegenen Dörfern undlegten täglich lange Strecken zu ihren Feldern im Tal zurück.Das Land war kaum zu bewirtschaften und die Erträge zu ge-ring. Die Familien waren oft auf Nahrungsmittelhilfe angewie-sen. Deshalb wandten sich die Bauern an Menschen für Men-schen. Mit Hilfe der Organisation wurde schliesslich ein voneinem Bach gespeistes Bewässerungssystem angelegt. Mittlerweile leben über 40 Familien im Balla Tal und haben

das Land in ein kleines Paradies verwandelt: Mango, Papaya,Avocado, Tomaten und Kaffee gedeihen jetzt dort, wo frühernur die Getreidesorte Sorghum wuchs. Drei Mal jährlich kön-nen die Bauern nun ertragreiche Ernten einfahren. Für diesenErfolg wurden sie von der regionalen Regierung ausgezeich-net, denn ihr Beispiel soll Schule machen. „Das hier ist dieGrundlage unseres Lebens und wir sind sehr stolz darauf“,sagen die Bauern des Balla Tals über die Veränderungen, diesie mit viel Einsatz und Motivation bewirkt haben.

In weiten Teilen Äthiopiens gibt es kein Festnetz. Doch der rasante Aufbau von Mobilfunknetzen hat dazu geführt, dass bereits 17 Prozentder Bevölkerung ein Handy nutzen. Einfache Mobiltelefone sind bereitsfür umgerechnet 24 Franken zu kaufen. Die Gebühren pro Minute liegenbei einem bis drei Rappen. Die erschwingliche Technik bietet der Be-völkerung grosse Vorteile. Zum Beispiel können Bauern die aktuellenPreise auf den Märkten der Städte in Erfahrung bringen. Kranken-schwestern in abgelegenen Orten können sich über das Telefon mit Ärz-ten in den Städten beraten. Weil in manchen entlegenen Regionen eine staatliche Stromversor-

gung noch fehlt, bildet Menschen für Menschen in den Projektgebietenjunge Leute im Aufbau und in der Wartung von Solaranlagen aus und ermöglicht ihnen so eine Existenz. Mit den einfachen Anlagen könnendie Bauern nicht nur ihre Häuser beleuchten, sondern auch ihre Mobil-telefone aufladen.

Die Zahl der Menschen, die in Äthio-pien an Aids sterben, geht zurück.Doch immer noch fallen dort der Immunschwäche jährlich knapp54’000 Menschen zum Opfer. Des-halb setzt Menschen für Menschenden Kampf gegen Aids mit Auf -klärungskampagnen und der Abgabevon Kondomen unvermindert fort. QUELLE: WORLD AIDS REPORT 2012

„Der beste Moment, einen Baum zu pflanzen, war vor zwanzig Jahren. Der zweitbeste ist jetzt.“ AFRIKANISCHES SPRICHWORT

KAMPF GEGEN AIDS

Mohammed Hassenu freut sich über die ertragreiche Arbeit.

EIN KLEINES STÜCK VOM PARADIES

Rückgang um

53%

ÄTHIOPIEN FINDET DEN ANSCHLUSS

AIDS-TOTE IN ÄTHIOPIEN

53’831

113’825

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Besonders die Frauen leiden unter der extremen Armut. Zahlreiche Schwangerschaften und die tägliche Sorge um ihre Familien laugen sie aus. Viele Massnahmen von Menschen für Menschen richten sich deshalb besonders an sie: Wer der jungen Generation helfen will,muss die Mütter stärken.

VON BERND HAUSER · FOTOGRAFIE RAINER KWIOTEK

Wie schön sie ist!“, dachte Herku, als erAlemi zum ersten Mal sah: „Sie soll meineFrau werden.“ Er ging zu einem alten Mann,der sich darauf verstand, poetische Briefe zuschreiben, mit deren Hilfe junge Männer umdie Hand von Mädchen anhielten. Der alteMann dichtete für Herku: „So wie die heili-gen Gesetzestafeln in der Kirche nur ausfeinstem Akazienholz geschnitten werden,so habe ich eure Tochter ausgesucht, meine

SCHWERE LAST AUF SCHMALEN SCHULTERN

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REPORTAGE FRAUENFÖRDERUNG

Wasser in die Hütte. Die Familie besitzt keineDecken, nur einfache Baumwolltücher. Die Kin-der müssen auf Plastiksäcken auf dem Bodenschlafen. Gut geht es auf dem Hof nur denmassigen Eidechsen, die im Grasdach ra-scheln, dort finden sie Insekten genug.

KEIN GELD FÜR SCHULHEFTEZwei erwachsene Töchter sind nach Addis Abe -ba gegangen, wo sie als Tagelöhnerinnen in der

Bauindustrie überleben. Sie haben die sechs-jährige Habtamu in die Hauptstadt mitgenom-men. Die 13-jährige Kebebu ist bei einer Tanteuntergebracht. Trotzdem reicht die geernteteHirse nicht für die Eltern und die verbliebenenvier Kinder. Die Familie nimmt lediglich zweiMahlzeiten am Tag ein, und sie isst immer dasGleiche: Säuerliche Hirsefladen, dazu Linsen.Keines der Kinder besucht eine Schule: „Wirhaben kein Geld für die Schulhefte.“

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Frau zu werden.“ Mit dem Brief ging Herku zuden Eltern von Alemi. Diese nahmen den Hoch-zeitsantrag an. „Ich hasste ihn“, erinnert sichAlemi. „Ich war fast noch ein Kind.“Doch am Hochzeitstag bekam die 15-Jäh -

rige neue Kleider und Schuhe, die Schwesternfrisierten ihr Haar mit Butter, und DutzendeFreunde und Verwandte warteten vor dem Haus.„Da wurde ich doch glücklich“, erinnert sichAlemi. Sie wollte unbedingt hinaus auf denHof, wo die Freundinnen tanzten und sangen.„Warte!“, sagte ihr Bruder. Auf geliehenen Pfer -den ritten Herku und sein Trauzeuge heran. Miteiner alten Flinte schoss der Bräutigam in dieLuft, um seine Freude und Stärke zu zeigen.Die Schüsse waren das Signal für Alemi. Jetztdurfte sie hinaus zur Festgemeinde, sie spranghinein in Gesang und Tanz.Die Eheleute Herku Debella und Alemi Begi

lächeln, wenn sie von ihrer Hochzeit erzählen.Mehr als zwei Jahrzehnte sind seither vergan-gen, und je mehr die Zeit voranschritt, destobitterer wurde ihr Leben. Alemi bekam elf Ba-bys, drei starben bei der Geburt, und für dieacht lebenden Kinder können die Eltern nichtsorgen wie sie gerne möchten.

„WIR FRIEREN IN DER NACHT“Die Familie lebt in Abune Ginde Beret, einembesonders armen Distrikt mit mehr als126’000 Einwohnern, in dem sich KarlheinzBöhms Äthiopienhilfe seit 2012 engagiert. Diemeisten Menschen sind von den Erzeugnissenihrer Felder abhängig. Weil die Einwohnerzahlstark zugenommen hat bepflanzen die Bauernjeden Flecken Land und die Felder können sichnicht durch Brachezeiten erholen. Die Einwoh-ner holzen die letzten Bäume ab, nehmen auchHänge unter den Pflug, wodurch der Boden ab-geschwemmt wird. „Als ich jung war, hattenwir gute Ernten“, sagt Alemi. „Jetzt sind sieschlecht.“Ihr Haus steht am Rande einer Hochebene,

hinter ihrem Garten geht die Ebene abrupt ineinen steilen Berghang über. Der Hang ziehtsich kilometerweit und ist bedeckt von Aber-tausenden leuchtend gelben Blüten. Doch fürdie Schönheit der Meskel-Blumen hat Alemikeine Augen, sie empfindet die Natur als feind-lich: „Wie gerne hätte ich ein besseres Haus.Wir frieren in der Nacht.“ Die Wände ihrer Hüt-te sind aus Zweigen geflochten, darüber istLehm geworfen, es gibt zahlreiche Ritzen. DasDach ist mit Gras bedeckt, bei Regen tropft das

Früchte der Arbeit: Die Äthiopienhilfe hat die Familie mit Samen versorgt, jetzt erntet sie zum erstenMal prächtige Kohlköpfe.

Schönheit der Natur: Am Ende des Gartens geht die Hochebene abrupt in einen steilen Hang über,der kilometerweit von Meskel-Blumen übersät ist.

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REPORTAGE FRAUENFÖRDERUNG

Kimia Hassans Vieh ist stark und gesund. Dank Landwirtschaftskursen und Kleinkrediten ist sieeine erfolgreiche Bäuerin und Geschäftsfrau geworden.

www.menschenfuermenschen.ch > Projekte > Frauen

Alemi Begi ist erst Mitte dreissig, aber sie siehtälter und abgehärmt aus: Den äthiopischenFrauen auf dem Land setzt die extreme Armutnoch mehr zu als den Männern. Die zahlrei-chen Schwangerschaften, der tägliche, uner-träglich beissende Rauch der Kochfeuer unddie harte, nie endende körperliche Arbeit mitHolzsammeln und Wasserschleppen laugen sieaus. „Wenn die Kinder mich um mehr Essenbitten, hadere ich mit Gott“, sagt Alemi Begi.„Warum sind wir in dieser Lage?“

AUSWEGE AUS DER ARMUTDoch so ausweglos sei ihre Situation nicht,sagt Menschen für Menschen-Mitarbeiter Ber-hanu Bedassa, 43, der das integrierte Projektin Abune Ginde Beret einige Monate vor demBesuch des NAGAYA MAGAZINS in leitenderVerantwortung startete. Die ersten Früchte derArbeit sieht man bereits hinter dem Haus: Aufetwa zweihundert Quadratmetern wachsenprächtige Kohlköpfe: Das Saatgut stammt vonder Äthiopienhilfe. „Auf dem lokalen Markt kanndie Familie den Kohl mit gutem Profit verkau-fen“, erklärt der Projektleiter. „Daneben planenwir nun eine Reihe an Massnahmen, von denengerade die Frauen profitieren.“Die Stiftung informiert über Familienpla-

nung: Inzwischen hat sich Alemi Begi für Injek -tionen entschieden, die eine Schwangerschaftdrei Monate lang verhindern. Die Entwicklungs -experten liefern den Bäuerinnen Herde aus Zement zu einem subventionierten Preis, dieviel weniger Rauch entwickeln und Holz brau-chen als die offenen Feuerstellen. Die Frauenerhalten Unterricht in Gartenbau und Geflügel-

winn aus dem Verkauf des Viehs investiertesie – heute ist sie erfolgreiche Getreidehänd-lerin. „Ich habe genug Rücklagen, um Getreidegleich nach der Ernte zu einem günstigen Preiszu kaufen und später auf städtischen Märktenanzubieten“, erzählt sie in ihrem Haus und ser-viert stark gezuckerten Tee. „Früher assen wireinmal am Tag, jetzt können wir drei abwechs-lungsreiche Mahlzeiten zu uns nehmen. Früherpflanzten wir nur Mais und Hirse, jetzt habenwir auch Kartoffeln, Randen, Zwiebeln, Knob-lauch und Karotten.“ Aber am allerwichtigstenseien für sie die Aufklärungskampagnen ge -gen schädliche Traditionen, die Menschen fürMenschen dort vor Jahren startete: „Endlichkonnten wir mit der Mädchenbeschneidungbrechen – meinen Töchtern bleiben so schreck -liche Schmerzen erspart.“

WÜRDIGES LEBEN FÜR ALLEKimia Hassan ist eine besonders intelligenteund geschäftstüchtige Frau, doch noch nichtalle Frauen im Dorf haben es so weit gebrachtwie sie. Yeschi Tadesse, Sozialarbeiterin derÄthiopienhilfe, erzählt, dass Kimia andere Fa-milien unterstützt, etwa indem sie ihnen ihreOchsen ohne die übliche Bezahlung zum Pflü-gen überlässt. „Wir müssen gemeinsam wach-sen“, erklärt Kimia Hassan. „Alle sollen so einmenschenwürdiges Leben haben, wie ich esnun erreicht habe.“

zucht, und als Starthilfe Saaten und Hühner.„Die grösste Chance für Alemi Begi dürften un-sere Kleinkredite sein“, sagt Projektleiter Ber-hanu. „Mit einem Kredit könnte ich einen Jung-bullen kaufen und mästen und mit gutem Ge-winn verkaufen“, überlegt Alemi Begi.Welche Wirkung die gebündelten Massnah-

men von Menschen für Menschen zeigen, kannman in Projektgebieten beobachten, in denendie Äthiopienhilfe schon einige Jahre aktiv ist.Im Dorf Kito im Projektgebiet Babile nahm Ki-mia Hassan vor acht Jahren ihren ersten Klein-kredit und kaufte sich davon Mastvieh. Den Ge-

„Alle unsere Initiativen sind wichtig, denn sie ergänzen sich gegenseitig. Wenn ichaber etwas hervorheben soll, dann unserenEinsatz für Familienplanung. Wir beratenund sorgen für Verhütungsmittel. Die Frauensind so dankbar, dass sie nun selbst überdie Zahl ihrer Kinder bestimmen können!Und ich bin stolz, einen Beitrag für die Zukunft unseres Landes zu leisten, das in seiner Entwicklung auch durch Überbe -völkerung bedroht ist.“

YESCHI TADESSE, 37, SOZIALARBEITERIN VON MENSCHEN FÜR MENSCHEN IM DORF KITO

Nur wenn es gelingt, auch die soziale Stellung der Frauen zu verbessern, wird Äthiopien die Armut überwinden können. Lesen Sie mehr dazu:

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MIT IHRER HILFE BEKÄMPFEN WIR DIE ARMUT

DER „STILLE HUNGER“ NIMMT ZU. WIR BIETEN DEN FRAUEN DIE CHANCE, DEN ARMUTSKREISLAUF ZU DURCHBRECHEN.

Mit der Zahl der Familienmitglieder muss auch das Einkom-men wachsen. Doch Äthiopiens Bevölkerung wächstschnell, während die Ernten und die daraus resultierendeNahrungssicherheit abnehmen. Gerade in den ländlichenRegionen hat dies ganz unmittelbare Auswirkungen auf dieLebensumstände der Menschen. Das Familieneinkommensinkt, der „stille Hunger“ – ein durch einseitige Ernährungverursachter Mangel an Nährstoffen, Mineralien und Vita-minen – nimmt zu. Menschen für Menschen stemmt sichgegen diesen Armutskreislauf: Die Optimierung der Anbau-methoden und die Erweiterung der landwirtschaft lichenProduktpalette helfen, die Erträge zu steigern und tragenzu einer gesünderen Ernährung bei. Doch die natürlichenRessourcen sind nicht unbegrenzt vorhanden und belast-bar. Deshalb benötigen die Menschen dringend Chancen,auch ausserhalb der Landwirtschaft ein zusätzliches Ein-kommen zu erwirtschaften. Besonders für die Frauen sindunsere Mikrokredite zur Existenzsicherung und die Ange-bote zur Familienplanung äusserst wichtig.

Almaz Böhm

Drei-Jahres-Implantat zur Empfängnisverhütung CHF 20

Gemischte Gemüse-Saat für 15 Familien (rund) CHF 85

Je ein Hahn und vier Hühner für fünf Familien CHF 130

Ein Mikrokredit zur Existenzsicherung für Frauen CHF 228

Mikrokredite bringen wirtschaftliche Entwicklung.

Ihre Spende unterstützt diese Anliegen. Bitte helfen Sie mit!

SO EINFACH IST ES ZU HELFEN!

Almaz und Karlheinz Böhm

Spenden: Postkonto 90 – 700 000 – 4

Bequem online spenden: www.menschenfuermenschen.ch

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Frau Böhm, immer wieder hat das NAGAYAMAGAZIN über die Arbeit in Illubabor, Middaund Babile berichtet. Ende 2013 verlassenSie diese Gebiete – warum?Unser Ziel ist es, den Menschen den Weg ausder Armut zu ebnen und die Chance für eine eigene Weiterentwicklung zu eröffnen. Das ha-ben wir dort erreicht. Wie finden das die Einheimischen?Natürlich möchten sie, dass wir bleiben. Aberwir erklären, dass auch andere Teile des Lan-des die gleichen Chancen bekommen sollenwie sie. Das verstehen sie. Wie lange waren Sie vor Ort?Im Distrikt Babile werden wir uns nach insge-samt elf Jahren zurückziehen und im DistriktMidda nach dreizehn. In Illubabor waren wirlänger, insgesamt 28 Jahre, weil das Gebietsehr gross ist und sich aus vielen einzelnenDistrikten zusammensetzt. Dennoch stellt sich die Frage: Warum brauchtIhre Hilfe so viele Jahre?Vor allem, weil die Massnahmen sehr umfang-reich sind und wir die Aktivitäten in enger Zu-sammenarbeit mit der Bevölkerung durch -führen. Wir wollen sie ja befähigen, in Zukunftohne uns auszukommen. Solche Lernprozessebrauchen Zeit. Woran können Sie denn sehen, dass die Men -schen es jetzt aus eigener Kraft schaffen?Am eindrucksvollsten sind für mich die Be -gegnungen mit einzelnen Menschen: Ein MannMitte dreissig, der gemeinsam mit seinemSohn begeistert den Unterricht in der von unsgebauten Schule besucht, um noch einen Ab-

BETEILIGUNG IST DIEQUELLE DES ERFOLGSKarlheinz Böhms Äthiopienhilfe schliesst ihr Engagement in drei Projekt -gebieten Ende 2013 ab: Sind die Einwohner dort der Armut entkommen?Gleichzeitig beginnen die Entwicklungsexperten der Stiftung ihre Arbeit in drei neuen bitterarmen Distrikten. Ein Gespräch mit der Präsidentin derStiftung Almaz Böhm über erreichte Ziele und neue Anfänge.

INTERVIEW: BERND HAUSER

schluss zu machen; eine alte Frau, die glück-lich ist, dass es nun in Dorfnähe einen Brunnenmit sauberem Trinkwasser gibt; der Bauer, derwieder auf dem Feld arbeiten kann, weil wirihm mit einer kleinen Operation das Augenlichtgerettet haben. Aber die Leute sind doch im Grunde immernoch arm?Armut ist ein relativer Begriff. Natürlich darf

man Äthiopien nicht mit Europa vergleichen.Entscheidend ist, dass sich die Menschen nununabhängig von fremder Hilfe versorgen kön-nen und dass sie Möglichkeiten haben, ihre Situation weiter zu verbessern. Können Sie uns ein Beispiel nennen?Ich denke an eine Bäuerin, die ich in jährlichemAbstand besucht habe; beim ersten Mal fandsich in ihrer Hütte nur eine offene Feuerstelle.Beim zweiten Besuch hatte sie unter Anleitungunserer Sozialarbeiter schon einen Holz spa-renden Ofen sowie Bänke und Regale ausLehm. Bei unserer dritten Begegnung zeigte siemir Bett, Tisch und Holzsessel, die sie vomÜberschuss der Felder gekauft hatte – sie hattevon einer unserer Bewässerungsmassnahmenprofitiert. „Jetzt sieht es bei mir aus wie beiden Leuten in der Stadt“, sagte sie. Diese Fraufühlte sich nicht mehr arm. Diese Bäuerin und ganze Gebiete sinken nichtzurück ins Elend, sobald die Helfer weg sind?Wir beobachten ja bereits während unserer Anwesenheit, wie die Einheimischen erworbe-ne Kenntnisse und Fähigkeiten aktiv nutzenund untereinander weitergeben. Die Verant-wortung für die Infrastrukturmassnahmen wieSchulen, Gesundheitseinrichtungen oder dieWasserversorgung geben wir schon während

In zahlreichen Begegnungen und Gesprächen prüft Almaz Böhm, wie die Hilfe zur Selbstentwicklung ankommt.

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der Projektdauer an die lokalen Behörden ab.Und falls sich wider Erwarten herausstellt,dass sie ein Problem doch nicht allein lösenkönnen, wissen sie, dass sie sich an unsereZentrale in Addis Abeba wenden können. Das Berufsbildungscollege ATTC liegt in derStadt Harar in der Nähe von Babile, das Kin-derheim Abdii Borii befindet sich in Illuba-bor: Was wird aus diesen Einrichtungen?Wir werden beide Häuser als Einzelprojekteweiterführen. Gerade das ATTC ist für den Auf-schwung des Landes wichtig. Die wirtschaftli-che Entwicklung profitiert von den Technikern,die dort ausgebildet werden. Die drei neuen Projektgebiete heissen Wog-di, Dano und Dale Wabera. Womit haben dieMenschen dort zu kämpfen? Überall ist das Essen knapp. Die Felder wer-fen einfach zu wenig ab, um den insgesamt380’000 Menschen in den drei Gebieten eineausreichende Ernährung zu sichern. Und über-all fehlt es an sauberem Trinkwasser, an Schu-len und Gesundheitseinrichtungen. Zunächstmüssen wir mit unserem Bulldozer auch Zu-fahrtswege planieren. Es gibt dort keine Strassen?Ja, in Dano zum Beispiel sind über die Hälfteder Gemeinden während der Regenperioden

von der Aussenwelt abgeschnitten, weil keinewetterfesten Strassen zu ihnen führen. Daskann schlimmste Folgen haben, etwa wenn jemand akut erkrankt. Die Äthiopienhilfe geht also in die abgele-gensten und allerärmsten Regionen?Natürlich spielt der Bedarf eine entscheidendeRolle. Aber es gibt noch zwei weitere Kriterien,die in den vorangehenden Studien untersuchtwerden: Boden, Klima und Landschaft müssenPotenzial für den Ausbau der Landwirtschafthaben. Und es kommt auf die Eigeninitiativeder Bevölkerung an. Bevor wir uns für ein Pro-jektgebiet entscheiden, müssen wir überzeugtsein, dass die Menschen vor Ort mitmachen.Ohne ihr Engagement können wir nichts er -reichen. Ganz ehrlich: Ist der Kampf gegen die Armutnicht eine Sisyphusarbeit?Die Frage nach der Motivation hat sich mir –genau wie meinem Mann – nie gestellt, weil eszwei Quellen gibt, aus denen ich Kraft schöpfe.Die eine sind die Erfolgserlebnisse und dieDankbarkeit der Menschen in Äthiopien. Unddie andere Quelle ist das grosse Vertrauen, dasuns die Spenderinnen und Spender entgegen-bringen und für das ich als Äthio pierin beson-ders dankbar bin.

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INTERVIEW ALMAZ BÖHM

HARAR

ADDIS ABEBA

Tigray

AmharaAfar

Dire Dawa

Harari

OromiaGambella

BenishangulGumuz

Southern Nations

Babile inkl. Erer-Tal

MiddaAbune Ginde Beret

Ginde Beret

Dano

Borecha

Illubabor

Nono Selle

Dale Wabera

Wogdi

Borena

Derra

Asagirt

Merhabete

Hagere MariamMETTU

Babile108’068 EinwohnerProjektgebiet seit 2002

Schulen 35 Gesundheitseinrichtungen 10 Brunnen und Quellfassungen 142

Illubabor 1’363’150 EinwohnerProjektgebiet seit 1985

Schulen 99Gesundheitseinrichtungen 29 Brunnen und Quellfassungen 568

Midda101’233 EinwohnerProjektgebiet seit 2000

Schulen 29 Gesundheitseinrichtungen 9Brunnen und Quellfassungen 178

WAS WURDE ERREICHT?Eine Auswahl wichtiger Infrastruktur-Massnahmen:

Projekte AB 2013

Die Projektgebiete von Menschen für MenschenABGESCHLOSSENE ProjekteLAUFENDE Projekte

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ÄTHIOPIEN LAND UND LEUTE

Strassen aus grobem Schotter gesäumt vonschiefen Lehmhäusern mit rostigen Wellblech-dächern: Willkommen in Kachisi, einzige Stadtim Distrikt Ginde Beret mit 14’000 Einwohnern,Marktort für mehr als 130’000 Menschen.Zweimal die Woche kommen die Bauern mitbepackten Eseln aus allen Richtungen. Hunder-te breiten auf Plastikplanen ihre Waren aus,Tausende von Einwohnern kaufen ein.Häufig sind die Käufer ehemalige Dorfbe-

wohner aus grossen Familien. Das Land konn-te sie nicht mehr ernähren, also flohen sie indie Stadt. Doch ohne Ausbildung finden sie inKachisi nur schlecht bezahlte Hilfsarbeit, etwaauf dem Bau – wenn überhaupt. Sofern sie ei-nen Job ergattern, erhalten sie einen Tagelohnvon 1.80 bis 2.40 Franken.

Läden gibt es in den abgelegenen Regionen Äthiopiens nur wenige: Die Menschen versorgen sich vor allem auf Märkten in den Kleinstädten –und müssen sehr genau rechnen, um über die Runden zu kommen: Besonders die Ärmsten der Bevölkerung geben einen Grossteil ihres winzigen Einkommens für Nahrung aus.

Ihre Arbeitskraft ist billig, die Waren verhält-nismässig teuer. Ein Bündel Zwiebeln von etwaeinem Kilogramm Gewicht kosten während desBesuchs des NAGAYA MAGAZINS in Kachisi knapp 1 Franken. Kaffee wird in Schnapsglä-sern portioniert, das Gläschen ungerösteterBohnen wird für rund 10 Rappen gehandelt.Getreide ist für Äthiopier unverzichtbar, denndas tägliche Hauptnahrungsmittel ist Injerra,ein säuer lich schmeckendes Fladenbrot. Ein Kilogramm Hirse kostet 40 Rappen, Mais undWeizen knapp 30 Rappen. „Wir sind eine Fa-milie mit sieben Menschen“, erzählt ein Markt-besucher. „Obwohl wir jeden Tag das Mittag-essen ausfallen lassen und nur zwei Mahlzeitenzu uns nehmen, brauchen wir mindestens 50Kilogramm Getreide pro Monat.“

ANGEBOT UND NACHFRAGE REGELN DEN PREIS

Eine durchschnittliche Familie mit fünf Kinderngibt also mehr als 14 Franken im Monat alleinfür Getreide aus. Bei diesen Preisen und demkleinen Verdienst werden ein Set Batterien(knapp 50 Rappen) für eine der chinesischenTaschenlampen (1.20 Franken), eine Seife (30Rappen) oder ein Schulheft (knapp 25 Rappen)schnell zum unbezahlbaren Luxus.

KARTOFFELN MACHEN SATTMenschen für Menschen versucht gemeinsammit den Landbewohnern bessere Lebensbedin-gungen zu schaffen, so dass sie gar nicht erst indie Städte abwandern müssen. Die Bauern stei -gern ihre Erträge durch verbessertes Saatgutund effektivere landwirtschaftliche Methoden.Vom Gemüseanbau, den die Äthiopienhilfe

in den Dörfern einführt, profitieren auch dieStädter: Während des Besuchs des NAGAYAMAGAZINS sind gerade die Kartoffeln reif. Weil die Bauern keine Keller haben, können dieKnol len nicht lange gelagert werden. Deshalbist das Angebot auf dem Markt gross und derPreis nied rig. Ein Kilogramm gibt es bereits für knapp 10 Rappen – damit sind die nähr-stoffreichen Sattmacher auch für die Tage -löhner-Familien erschwinglich.

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MENSCHEN FÜR MENSCHEN SCHWEIZ

600 Kilometer westlich von Addis Abeba befin-det sich eines der drei neuen Projektgebieteder Äthiopienhilfe – Dale Wabera. Wie in denmeisten ländlichen Regionen Äthiopiens man-gelt es der Bevölkerung dort an lebenswichti-gen Ressourcen wie dem Zugang zu sauberemTrinkwasser, medizinischer Versorgung oderausreichenden Erträgen aus der Landwirt-schaft. Nach gründlicher Abklärung hat dieStiftung beschlossen, den Menschen in DaleWabera zu helfen. Dieses neue Projektgebietwird ausschliesslich durch Spenden aus derSchweiz finanziert. Dank dieser Unterstützungerhalten rund 122’000 Menschen in den kom-menden Jahren die Chance, ihre schwierige Si-tuation aus eigener Kraft zu verbessern.

GEMEINSAME ENTWICKLUNG FÜR EINE BESSERE ZUKUNFTDie Bedürftigkeit der Bevölkerung in Dale Wabera ist gross. Bodenerosion, Schädlingeund veraltete Anbaumethoden erschweren denAckerbau. Der Zugang zu sauberem Trinkwas-ser ist kaum vorhanden. Die Menschen bezie-hen ihr Wasser hauptsächlich aus Flüssen.Krankheiten sind die Folge. Malaria, Darmer-krankungen und Typhus sind weit verbreitet.Viele der existierenden Gesundheitsstationensind schlecht ausgerüstet und können viele Patienten kaum behandeln. 43 der 51 existie-renden Schulen sind in desolatem Zustand undermöglichen den Kindern keine menschenwür-dige Lernatmosphäre. Der Handlungsbedarf inDale Wabera ist gross. Deshalb hat die Stiftungbeschlossen, den Menschen in Dale Wabera inden kommenden Jahren zu unterstützen. DieAufbauarbeit der Stiftung nach dem bewährtenKonzept der „Integrierten ländlichen Entwick-lung“ startet in diesem Jahr. Die Menschen inDale Wabera sind bereit, gemeinsam mit un-seren Mitar beitern mitanzupacken, um ihreschwierigen Lebensumstände zu verbessern.Ihre Hilfe macht das möglich.

Dale Wabera Lage:1’200 bis 2’800 M.ü.M.600 km westlich von Addis Abeba

Grösse: 1’132 km²

Unterstützte Bevölkerung:122’000

Schon bald können sich auch die Kinder in Dale Wabera über neue Menschen für Menschen-Schulen freuen.

Die schlechte Gesundheitsversorgung in Dale Wabera ist eines der Hauptprobleme. Mit Impfkampagnen wird die Stiftunginsbesondere Kinder vor tödlichen Krankheiten schützen.

AUSBLICK 2013Neues Projektgebiet Dale Wabera – finanziert durch Spenden aus der Schweiz

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Page 12: NAGA YA - Stiftung Menschen für Menschen · 8 ERNSTE LAGE IN DREI NEUEN PROJEKTGEBIETEN ... Kimia Hassans Vieh ist stark und gesund. Dank Landwirtschaftskursen und Kleinkrediten

Mein Tag

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In den kom

menden Monaten baue ich ein

neues Haus mit zwei Räumen. Zunächst

muss ich das Bauholz heranschaffen. Wie

man Steinhäuser baut, weiss bei uns im

Dorf niem

and. Traditionell bauen wir so:

Wir binden und nageln die Wände aus

Holzstämmen zusam

men und verputzen

sie mit Lehm

und Dung. Für das Dach be-

nutzen wir Gras. Ich habe 60 Stämme

junger Eukalyptusbäume gekauft. In un -

serem Dorf im Tal gibt es keinen Wald,

deshalb muss ich das Holz vom Berg he-

rabholen. Zum

Glück helfen mir Verwandte

und Nachbarn. Zwei Stunden lang dauert

der Aufstieg, doppelt so lang der Abstieg,

denn dann tragen wir das Holz auf unseren

Schultern und brauchen immer w

ieder

Pausen. Sechs Männer m

üssen den Marsch

zwanzig Mal bewältigen, dann haben wir

es geschafft.

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