Natur auf dem Dach - Dachbegrünungen auf kirchlichen Gebäuden · (Saxifraga crustata) Scharfer...

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Dachbegrünungen bringen Vorteile Dachbegrünungen dienen als Schallschutz und mindern die Schallreflexion. Die Lebensdauer eines Flachdaches wird erheblich erhöht, da die Dachab- deckung vor UV-Strahlung, Witterungseinflüssen und extremen Temperaturschwankungen geschützt wird. Damit werden vor allem Spannungsrisse und Dachschäden verhindert. Einsparungen von Entwässerungsgebühren ergeben sich aus der Regenwasser-Rückhaltung, die durch die Verdun- stung und eine zeitverzögerte Abgabe erzielt wird. Begrünung des Kirchendaches? Die mit Ziegeln gedeckten Spitzdächer von Kirchengebäuden scheiden für Dachbegrünungen aus. Besonders geeignet sind flache bzw. nur leicht geneigte, mit Dichtungsbahnen abgedichtete Dächer. Dies kann bei moderneren Kirchen oder auch bei Anbauten der Fall sein. Daneben sind es möglicherweise Gemeindezentren, Kindergärten, Altenheime, Friedhofshallen oder auch Garagen von Pfarrhäusern, die für eine Dachbegrünung in Frage kommen. Grüne Dächer für Mensch und Natur Grüne Oasen im Häusermeer der Stadt lassen sich auf Dächern realisieren! Wo ursprünglich Natur zerstört und Boden versiegelt wurde, können neue Vegetationsflächen auf den ungenutzten Dach- flächen entstehen. Pflanzen und Tiere finden einen neuen Lebensraum. Schmetterlinge, Hummeln und Bienen können hier oft beobachtet werden. Auch für den Menschen steigern begrünte Dächer die Attraktivität ihrer Umgebung. Klimaverbesserung drinnen und draußen Gründächer tragen wesentlich zur Verbesserung des Stadtklimas und zur Luftreinhaltung bei. Die Wasserverdunstung auf großer Fläche bewirkt vor allem im Sommer eine angenehme Abkühlung. Außerdem haben begrünte Dächer eine isolierende Wirkung. Im Winter können Heizkosten eingespart werden, im Sommer bleibt die Wohnung kühl. Nr. 16 - Seite 1 In Zusammenarbeit mit den Umweltbeauftragten der (Erz-) Bistümer Aachen, Essen, Köln, Münster und Paderborn sowie der evangelischen Landeskirchen Rheinland, Westfalen und Lippe Natur auf dem Dach - Dachbegrünungen auf kirchlichen Gebäuden Fotos: A. Niemeyer-Lüllwitz

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Dachbegrünungen bringen VorteileDachbegrünungen dienen als Schallschutz undmindern die Schallreflexion. Die Lebensdauer einesFlachdaches wird erheblich erhöht, da die Dachab-deckung vor UV-Strahlung, Witterungseinflüssenund extremen Temperaturschwankungen geschütztwird. Damit werden vor allem Spannungsrisse undDachschäden verhindert. Einsparungen vonEntwässerungsgebühren ergeben sich aus derRegenwasser-Rückhaltung, die durch die Verdun-stung und eine zeitverzögerte Abgabe erzielt wird.

Begrünung des Kirchendaches?Die mit Ziegeln gedeckten Spitzdächer vonKirchengebäuden scheiden für Dachbegrünungenaus. Besonders geeignet sind flache bzw. nur leichtgeneigte, mit Dichtungsbahnen abgedichteteDächer. Dies kann bei moderneren Kirchen oderauch bei Anbauten der Fall sein. Daneben sind esmöglicherweise Gemeindezentren, Kindergärten,Altenheime, Friedhofshallen oder auch Garagenvon Pfarrhäusern, die für eine Dachbegrünung inFrage kommen.

Grüne Dächer für Mensch und NaturGrüne Oasen im Häusermeer der Stadt lassen sichauf Dächern realisieren! Wo ursprünglich Naturzerstört und Boden versiegelt wurde, können neueVegetationsflächen auf den ungenutzten Dach-flächen entstehen. Pflanzen und Tiere finden einenneuen Lebensraum. Schmetterlinge, Hummeln undBienen können hier oft beobachtet werden. Auchfür den Menschen steigern begrünte Dächer dieAttraktivität ihrer Umgebung.

Klimaverbesserungdrinnen und draußenGründächer tragen wesentlich zur Verbesserung desStadtklimas und zur Luftreinhaltung bei. DieWasserverdunstung auf großer Fläche bewirkt vorallem im Sommer eine angenehme Abkühlung.Außerdem haben begrünte Dächer eine isolierendeWirkung. Im Winter können Heizkosten eingespartwerden, im Sommer bleibt die Wohnung kühl.

Nr. 16 - Seite 1

In Zusammenarbeit mit den Umweltbeauftragten der (Erz-) Bistümer Aachen, Essen, Köln, Münster

und Paderborn sowie der evangelischen Landeskirchen Rheinland, Westfalen und Lippe

Natur auf dem Dach -

Dachbegrünungen auf kirchlichen Gebäuden

Fotos: A. Niemeyer-Lüllwitz

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Welche Dachbegrünungen gibt es?Je nach Vegetation, Schichtdicke und Aufwandwerden intensive und extensive Dachbegrünungenunterschieden.Extensivbegrünungen zeichnen sich durch einengeringen Herstellungs- und Pflegeaufwand aus. Eineniedrige Substratschicht und eine extrem anspruchs-lose, robuste und trockenheitsverträgliche Vegetati-on ist hier vorhanden. Niedrige, oftmals buntblühende Pflanzen erhöhen die Attraktivität einesDaches. Die nur geringe Dachlast ermöglicht dieBepflanzung von großen Dachflächen, welche auchin Eigenleistung zu erbringen ist.

Intensivbegrünungen sind auf Dächern möglich,die hohe Dachbelastungen aushalten. Unterschiedezur Extensivbegrünung liegen in der Schichtstärkevon Substrat und Vegetation sowie im höherenWasserbedarf. Die Bepflanzung besteht aus an-spruchsvollen Gräsern, Stauden und Gehölzen, dieauf Pflege angewiesen sind. Für ein bestehendesGebäude kommt die Intensivbegrünung wegen derhohen Dachlast oft nicht in Frage. Eine Berücksich-tigung bei Neubauten ist daher sinnvoll.

Extensive oder intensive Begrünung?- Eine Checkliste für die Planung

Fachgerechte Dachbegrünungen müssen sorgfältiggeplant werden. Im Regelfall werden sie vonFachfirmen ausgeführt. Die folgende Checklistekann bei der Planung helfen, und dazu beitragen,sich zunächst Klarheit über die Möglichkeiten zuverschaffen.

1. Bautechnische Prüfung

• statische Berechnung für zulässige Dachlast, vorNeubau Berechnung der Belastbarkeit

• bei Dachneigung ab 10 Grad Schubsicherung• Überprüfung von Dichtigkeit und Wurzelbe-

ständigkeit, gegebenenfalls Mängel und Schädenbeseitigen

2. Genehmigung, Finanzhilfen

• Information über Bauvorschriften und Genehmi-gungen

• extensive Begrünung genehmigungsfrei• intensive Begrünung genehmigungspflichtig• eventuell Förderungen vom Umwelt- oder

Grünflächenamt der Stadt, evtl. Reduzierung derAbwassergebühren

3. Eigenleistung oder Fachfirma?

• Begrünung von Wohnhäusern, Anlage intensiverDachgärten: Fachfirma beauftragen

• Extensivbegrünung von flachem oder leichtgeneigtem Dach auf unbewohnten Gebäuden(Schuppen, Garagen) evtl. in Eigenleistungmöglich

4. Material und Zeitpunkt

• bei Eigenleistung unter Berücksichtigung vonVerschnitt und Überlappung das Materialberechnen

• Bauarbeiten und Bepflanzung von April bisSeptember

5. Pflege

• extensiv: in Anwachsphase evtl. wässern,Gehölzsämlinge entfernen, Nachpflanzung beiBedarf, 1-2 Kontrollgänge jährlich

• intensiv: Pflege wie im Garten notwendig

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Natur auf dem Dach - Dachbegrünungen auf kirchlichen Gebäuden

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Nicht verunsichern lassen!Die Vielfalt der Begrünungstechniken und Materia-lien sollte nicht zu Verunsicherungen führen.Erfahrene Fachbetriebe stehen für Beratung undAusführung zur Verfügung. Dachbegrünungenhaben sich als moderne, technisch einwandfreieDachabdichtungen bewährt, so dass inzwischenzunehmend auch großflächige Begrünungen z.B.auf Dächern von Gewerbebauten ausgeführtwerden.

Funktionsschichten eines GründachesDachdichtung und Wurzelbeständigkeit müssenvor der Begrünung geprüft werden. Als nichtbeständig haben sich Holz- und Betondecken sowieBitumen-Schweißbahnen erwiesen. Wenn keineDachdichtung vorhanden ist, müssen Wurzelschutz-bahnen ausgelegt werden. Diese können aus Mate-rialien wie Elastomer (EPDM) oder Kautschukbestehen.

Schutz-, Trenn- und Filterschichten

Beim Aufbau mehrschichtiger Gründächer sind jenach Situation bis zu 3 Schichten aus dauerhaftemVlies notwendig. Eine Trennschicht muss beigegebener Unverträglichkeit von Dachdichtung undWurzelabwehrfolie eingezogen werden. EineSchutzschicht für Dachdichtungs- und Wurzelab-wehrfolie schützt vor Beschädigungen durch denUntergrund. Eine Abdeckung der Drainageschichtals Filterschicht muss wegen möglicherSubstrateinschwemmungen erfolgen.

Welche Pflanzen eignen sich ?Eine dauerhafte und pflegeleichte extensive Dach-vegetation hat bestimmte Ansprüche an ihrenStandort. Die Pflanzen müssen extreme Trocken-heit und eine hohe Sonneneinstrahlung überstehen.Der geringe Wurzelraum und Nährstoffvorratschränkt die Pflanzenwahl ein. Für die Bepflanzungeignen sich daher Arten der Mauer- und Trocken-gesellschaften wie Sukkulenten undeinige Kräuter. Für stärkere Substrat-schichten eignen sich Gräser undStauden. Auch das Erscheinungsbildvon extensiven Gründächern verän-dert sich im Jahresverlauf. Das som-merliche Blütenmeer wird im Herbstvon Brauntönen abgelöst. Bei Verwen-dung von immergrünen und gefärbtenSedum-Arten sowie durch Spät- undFrühblüher lässt sich die ästhetischeWirkung verbessern.

Kosten von GründächernDass Gründächer zu kostspielig sein sollen, ist einVorurteil. Eine komplette Extensivbegrünungkostet bei bestehenden Dächern ca. 30 - 40 Euro/m². Bei Neubauten, oder wenn eine Dachsanierungansteht, liegen die Mehrkosten für den Gründach-aufbau bei ca. 10 - 20 Euro/m². Solche Mehrkostenrechnen sich langfristig durch die wesentlich längereLebensdauer des Daches. Zusätzlich fördern vieleKommunen Dachbegrünung mit bis zu 50% derKosten und reduzieren die Niederschlagswasser-gebühren für die begrünte Fläche.

Dachentwässerung und Drainage

Schäden an Vegetation und Dach werden durchAbfließen des Wassers vermieden. Bei geneigtenDächern kann auf eine Drainageschicht als Schutzvor Austrocknung verzichtet werden. Das Materialmuss struktur- und verwitterungsstabil und grob-porig sein, wie z.B. Lava, Bims oder Blähton.

Substratschicht

Die Substrate zeichnen sich durch geringes Eigen-gewicht, hohe Wasseraufnahme- undWasserspeicherfähigkeit, Durchlässigkeit undDrainagewirkung sowie geringen Nährstoffgehaltaus. Entsprechende Substratmischungen verschie-dener Art sind im Handel erhältlich.

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Fotos: A. Niemeyer-Lüllwitz

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Literaturtipp• Niemeyer-Lüllwitz, A. (2000): Grüne Dächer – Grüne

Wände, Leitfaden und praktische Tipps zur Fassaden-

und Dachbegrünung, Broschüre des Umwelt-

ministeriums NRW (MUNLV), 40190 Düsseldorf, Tel.:

0211/45660, Fax: 0211/4566388, E-Mail:

[email protected], Internet: www.munlv.nrw.de

Kontakt

Pflanzenauswahl für extensive Begrünung (Substratstärke 4 - 12 cm)Pflanzenart Substr. Substr. Höhe Blüten-farbe, Bemerkungen

4 - 8 cm 8 - 12 cm in cm Blütezeit

Schnittlauch

(Allium schoenoprasum)

Zwergglockenblume

(Campanula cochlearifolia)

Karthäusernelke

(Dianthus carthusianorum)

Heidenelke

(Dianthus deltoides)

Hungerblümchen, Goldkissen

(Draba aizoides)

Polster-Johanniskraut

(Hypericum polyphyllus)

Sandfingerkraut

(Potentilla cinerea)

Krusten-Steinbrech

(Saxifraga crustata)

Scharfer Mauerpfeffer

(Sedum acre)

Weißer Mauerpfeffer

(Sedum album)

Felsen-Fetthenne

(Sedum reflexum)

Immergrünchen

(Sedum Hybridum)

Echte Hauswurz

(Sempervivum tectorum)

Feldthymian

(Thymus serphyllum)

Blauschwingel

(Festuca cinerea)

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20 - 25 purpurrot VI-VII

5 - 15 hellblau VI-VIII

40 - 50 purpurrot VI-VIII

5 - 15 rosa VI-X

5 - 10 goldgelb III h

10 - 15 gelb V-VI

3 - 6 gelb IV-V

10 - 15 weiß-rosa, V-VII

5 - 10 gelb VI-VII

5 - 10 weiß VI-VIII

15 - 30 goldgelb VII

10 - 15 goldgelb VII-VIII

10 - 30 rosa-purpur VII-IX

3 - 5 lila-rosa V-VII

20 - 30

weitere Laucharten geeignet,

Selbstaussaat, heimisch

Selbstaussaat, weitere Campanula-Arten

geeignet, heimisch

Selbstaussaat,

heimisch

rasenähnliche Polster, verträgt keine

Konkurrenz, heimisch

polsterbildend, immergrün, heimisch

Selbstaussaat

polsterbildend, Bodendecker, heimisch

heimisch

Ausbreitung durch Selbstaussaat,

wuchernd, heimisch

lockere Rasen bildend, immergrün,

heimisch

lockere Rasen bildend,

heimisch

dichte, immergrüne Matten bildend

dichte Rosetten, Ausbreitung durch

Tochterpflanzen, heimisch

flächig-wuchernd, duftend,

versch. Sorten, heimisch

blau bis blaugrün, horstbildend,

heimisch

ImpressumNatur- und Umweltschutz-Akademie NRWSiemensstraße 5, 45659 Recklinghausen,Postfach 101051, 45610 RecklinghausenTel.: 02361/305-0, Fax: 02361/305-340E-Mail: [email protected], Internet: www.nua.nrw.deDie NUA ist eingerichtet bei der Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnungund Forsten NRW (LÖBF)

In Zusammenarbeit mit den Umweltbeauftragten der (Erz-)Bistümer Aachen, Essen, Köln, Münster und Paderborn sowie derevangelischen Landeskirchen Rheinland, Westfalen und Lippe.Text: Markus van BerloGrafiken: AM GrafikGestaltung: Ö/K/O/M GbR, Münster1. Auflage, Recklinghausen 2002Der unveränderte Nachdruck für nichtgewerbliche Zwecke isterwünscht, andere - auch auszugsweise - Nachdrucke nur nachZustimmung der Herausgeber und Autoren.

Natur auf dem Dach - Dachbegrünungen auf kirchlichen Gebäuden