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PMR – PROFESSIONAL MOBILE RADIO 20 NET 11/16 Die Landeshauptstadt Dresden hat im Sommer 2015 ihre Fahrzeuge der Feuerwehr und des Rettungsdienstes vollständig auf den BOS-Digitalfunk umgestellt. In der integrierten Regio- nalleitstelle wurden neue Systeme zur Einsatzleitung errichtet. Sie befinden sich bereits seit August 2013 im ope- rativen Betrieb. Für den Funkverkehr mit integrierten Regionalleitstellen in Sachsen ist es er- forderlich, einen statusgesteuerten Sprechfunkverkehr mit der Leitstelle umzusetzen. Dies wurde durch die Funkgeräte und deren Zusatzeinrich- tungen realisiert. Hinzu kam die Inte- gration einer Standardnavigationslö- sung für die Zielführung, die aber auch der Verbesserung der Anzeige, Bedienung und operativen Nutzung zusätzlicher Leistungsmerkmale, ins- besondere der Datendienste des BOS- Digitalfunks dient. Anforderungen an die Navigationsausstattung Die Navigationslösung sollte sowohl mit den sich im Einsatz befindlichen Digitalfunkgeräten der Firma Sepura als auch mit handelsüblichen Naviga- tionsgeräten wie zum Beispiel von der Firma Garmin realisiert werden. Das Hauptaugenmerk lag hierbei auf den folgenden Anforderungen: • Übernahme von GPS-Zielkoordina- ten für die Navigation; Anzeige eingegangener Alarme und Nachrichten; • Eingabe von Textnachrichten an die Leitstelle; • Eingabe und Anzeige aktueller Sta- tusinformationen; • Anzeige empfangener Anweisun- gen bzw. Fernaufträge; • Anzeige einer empfangenen opera- tiv-taktischen Adresse (OPTA). Eine weitere Anforderung war, dass der Status nicht nur über den Bild- schirm des Navigationsgerätes einge- geben oder angezeigt werden kann, sondern auch über zusätzliche Status- leisten. Hierfür veröffentlichte die Stadt Dresden Mitte 2015 eine ent- sprechende Ausschreibung. Das Ergebnis der Ausschreibung führ- te schließlich zum Einsatz des Funk- navigationsinterface FNI915 der Fir- ma Elektronik-Labor Carls (Bild 1). Zu- sammen mit den optional anschließ- baren Statusleisten STL915 konnten mit seiner Hilfe alle Anforderungen erfüllt werden. Realisierung der Navigationsausstattung Bei den Einsatzfahrzeugen handelt es sich um Fahrzeuge der Landeshaupt- stadt Dresden, die von der Berufsfeu- erwehr Dresden, dem Deutschen Ro- ten Kreuz, dem Malteser Hilfsdienst sowie von G.A.R.D. (Gemeinnützige Ambulanz und Rettungsdienst GmbH) Auf dem Weg zum Einsatzort Navigationsausstattung in Fahrzeugen der Feuerwehr und des Rettungsdienstes in Dresden Ulrich Pankotsch ist Abteilungsleiter Leitstelle/ Nachrichtentechnik beim Brand- und Katastro- phenschutzamt in Dresden, Helmut Schiffelholz ist Geschäftsführer bei Elektronik-Labor Carls in Neuenkirchen Ulrich Pankotsch, Helmut Schiffelholz Nachdem die Landeshauptstadt Dresden ihre Fahrzeugflotte vollständig auf den BOS-Digitalfunk umgestellt sowie neue Systeme in der Regionalleitstelle in den operativen Betrieb genommen hatte, war es notwendig, den statusgesteuerten Sprechfunkverkehr mit der Leitstelle zu verbessern und mit einer Standardnavigationslösung zu ergänzen. Diese Lösung sollte der Zielführung zum Einsatzort, aber auch der Verbesserung der Anzeige, Bedienung und operativen Nutzung zusätzlicher Leistungsmerkmale dienen. Bild 1: Übersichtsbild des Funknavigations- interface

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Die Landeshauptstadt Dresden hat imSommer 2015 ihre Fahrzeuge derFeuerwehr und des Rettungsdienstesvollständig auf den BOS-Digitalfunkumgestellt. In der integrierten Regio-nalleitstelle wurden neue Systeme zurEinsatzleitung errichtet. Sie befindensich bereits seit August 2013 im ope-rativen Betrieb. Für den Funkverkehr mit integriertenRegionalleitstellen in Sachsen ist es er-forderlich, einen statusgesteuertenSprechfunkverkehr mit der Leitstelleumzusetzen. Dies wurde durch dieFunkgeräte und deren Zusatzeinrich-tungen realisiert. Hinzu kam die Inte-gration einer Standardnavigationslö-sung für die Zielführung, die aberauch der Verbesserung der Anzeige,Bedienung und operativen Nutzungzusätzlicher Leistungsmerkmale, ins-besondere der Datendienste des BOS-Digitalfunks dient.

Anforderungen an dieNavigationsausstattung

Die Navigationslösung sollte sowohlmit den sich im Einsatz befindlichenDigitalfunkgeräten der Firma Sepuraals auch mit handelsüblichen Naviga-tionsgeräten wie zum Beispiel von derFirma Garmin realisiert werden. DasHauptaugenmerk lag hierbei auf denfolgenden Anforderungen:• Übernahme von GPS-Zielkoordina-ten für die Navigation;

• Anzeige eingegangener Alarme undNachrichten;

• Eingabe von Textnachrichten an dieLeitstelle;

• Eingabe und Anzeige aktueller Sta-tusinformationen;

• Anzeige empfangener Anweisun-gen bzw. Fernaufträge;

• Anzeige einer empfangenen opera-tiv-taktischen Adresse (OPTA).

Eine weitere Anforderung war, dassder Status nicht nur über den Bild-schirm des Navigationsgerätes einge-geben oder angezeigt werden kann,sondern auch über zusätzliche Status-leisten. Hierfür veröffentlichte dieStadt Dresden Mitte 2015 eine ent-sprechende Ausschreibung. Das Ergebnis der Ausschreibung führ-te schließlich zum Einsatz des Funk-navigationsinterface FNI915 der Fir-ma Elektronik-Labor Carls (Bild 1). Zu-sammen mit den optional anschließ-baren Statusleisten STL915 konntenmit seiner Hilfe alle Anforderungenerfüllt werden.

Realisierung derNavigationsausstattung

Bei den Einsatzfahrzeugen handelt essich um Fahrzeuge der Landeshaupt-stadt Dresden, die von der Berufsfeu-erwehr Dresden, dem Deutschen Ro-ten Kreuz, dem Malteser Hilfsdienstsowie von G.A.R.D. (GemeinnützigeAmbulanz und Rettungsdienst GmbH)

Auf dem Weg zum EinsatzortNavigationsausstattung in Fahrzeugen der Feuerwehr und des

Rettungsdienstes in Dresden

Ulrich Pankotsch ist Abteilungsleiter Leitstelle/Nachrichtentechnik beim Brand- und Katastro-phenschutzamt in Dresden,Helmut Schiffelholz ist Geschäftsführer beiElektronik-Labor Carls in Neuenkirchen

Ulrich Pankotsch,

Helmut Schiffelholz

Nachdem die Landeshauptstadt

Dresden ihre Fahrzeugflotte

vollständig auf den BOS-Digitalfunk

umgestellt sowie neue Systeme in der

Regionalleitstelle in den operativen

Betrieb genommen hatte, war es

notwendig, den statusgesteuerten

Sprechfunkverkehr mit der Leitstelle

zu verbessern und mit einer

Standardnavigationslösung zu

ergänzen. Diese Lösung sollte der

Zielführung zum Einsatzort, aber

auch der Verbesserung der Anzeige,

Bedienung und operativen Nutzung

zusätzlicher Leistungsmerkmale

dienen.

Bild 1: Übersichtsbilddes Funknavigations-interface

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besetzt werden. Die Fahrzeuge derverschiedenen Leistungserbringer wei-sen hierbei eine einheitliche Ausstat-tung entsprechend der jeweiligenFahrzeugkategorie auf. Jedes Fahr-zeug ist mindestens mit einem Se-pura-Fahrzeugfunkgerät vom Typ

SRG3900 mit einem Bediengerät und einem Handapparat bzw. mit einem Bedienhandapparat sowie ei-nem externen BSI-Kartenleser ausge-stattet. Das Funknavigationsinterface FNI915ist über ein Standardanschlusskabelmit dem SRG3900 verbunden. DieSpannungsversorgung des FNI915kann aus dem Funkgerät erfolgen. Eine Sepura Control Interface Box(CIB) ist nicht erforderlich, da derenFunktionalität bereits im FNI915 inte-griert ist. Die Verbindung des Funknavigations-interface mit dem jeweiligen Garmin-Navigationsgerät erfolgt über ein so-genanntes FMI-Anschlusskabel (FMI –Fleet Management Interface). SofernStatusleisten angeschlossen werdensollen, können diese direkt mit demFNI915 verbunden werden. Bis zuzwei Statusleisten können über dasFunknavigationsinterface aus dem Di-gitalfunkgerät mit Spannung versorgtwerden.

Funktionalität derNavigationsausstattung

Mit den zuvor beschriebenen Kom-ponenten werden die in der Aus-

schreibung geforderten Anforde-rungen mehr als erfüllt. Die wesent-lichen Leistungsmerkmale der Soft-ware sind:• leitstellengestütztes Routing: Vonder Leitstelle gesendete GPS-Koor-dinaten werden nach Bestätigung

für die automatische Berechnungder Route verwendet. Die Zielfüh-rung kann automatisch starten.Hierzu können verschiedene Daten-formate verwendet werden. Insbe-sondere wird das Datenformat derRegionalleitstellen in Sachsen unter-stützt, so dass z.B. im Krankentrans-port mit dem Einsatzauftrag derLeitstelle sowohl der Abhol- alsauch der Zielort übertragen werdenkönnen.

• Der statusgesteuerte Sprechfunk-verkehr mit Regionalleitstellen inSachsen wird durch das Funknavi-gationsinterface unterstützt undstellt eine sinnvolle Erweiterung dar(Bild 2).

• Über den Bildschirm des Garmin-Navigationsgerätes können freieTextnachrichten eingegeben, gesen-det und empfangen werden. Eben-so kann auf einfache und bequemeWeise auf Textmeldungen geant-wortet werden.

• Vordefinierte und ergänzbare Text-nachrichten können im Handum-drehen gesendet werden. So wirdz.B. die „Stärkemeldung“ ergänztum „1/3/14“ und versendet.

• Statusmeldungen können perKnopfdruck übertragen werden. Die

Bild 2: Navigationsgerätund Statusleiste imFahrzeugcockpit

Auf dem Weg zum Einsatzort

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Quittierung der Statusmeldungendurch die Leitstelle wird ausgewer-tet und im Fahrzeug dargestellt.

• Selbstdefinierte Statusmeldungenund Anweisungen können gesen-det und empfangen werden. Diesewerden in konfigurierbaren Listenprotokolliert.

• Die FMS-Sachsen-Funktionalität imDigitalfunk wird komplett abgebil-det.

• Die OPTA des sendenden Funkteil-nehmers wird ermittelt und ange-zeigt.

• Eingehende Textnachrichten undAnweisungen bzw. Fernaufträgewerden in Volltextanzeigen umge-setzt. So wird die Anweisung „$J“z.B. als „J – Sprechaufforderung“angezeigt.

• Status und Short Data Service (SDS)werden für den Umgang mit Abroll-behältern verwendet. So kann dieLeitstelle per Tastendruck informiertwerden, welcher Abrollbehälteraufgesattelt ist.

• Beim Einsatz von Statusleisten kön-nen Status- und Textmeldungen aufeinzelne Tasten gelegt werden. DieBeleuchtungsfarbe ist je Taste ein-stellbar. Für die Beleuchtungshellig-keit steht eine Tag-Nacht-Umschal-tung zur Verfügung.

PlatzsparenderFahrzeugeinbau

Neben der beschriebenen Funktiona-lität war auch ein möglichst einfacherund platzsparender Einbau von gro-ßer Bedeutung. Das Gesamtsystem

besteht, wie eingangs beschrieben,aus wenigen Komponenten, für derenVerbau wenig Platz erforderlich ist. ImCockpitbereich des Fahrzeugs sinddas Garmin-Navigationsgerät und,falls gewünscht, eine oder zwei Sta-tusleisten verbaut, so wie dies im Bild2 oben zu sehen ist. Das Funknaviga-

tionsinterface ist zusammen mit demSepura-Digitalfunkgerät und dem ex-ternen BSI-Kartenleser auf einer rela-tiv kleinen Montageplatte unterge-bracht (Bild 3). Die Schnittstellen fürdie Programmierung des Funknaviga-tionsinterfaces FNI915 und des Sepu-ra-Digitalfunkgeräts SRG3900 sindleicht zugänglich, so dass die Konfi-guration und Wartung der Navigati-onsausstattung auch im verbautenZustand ohne Probleme erfolgenkann.

Konfiguration und Wartungder Navigationsausstattung

Das Funknavigationsinterface kannmithilfe einer PC-Software schnellund einfach parametriert werden,auch wenn die Möglichkeiten derKonfiguration, insbesondere die Para-metrierung der Statusleisten, sehrumfassend sind (Bild 4). Ebenso unproblematisch ist das Auf-spielen einer neuen Software. Es wer-den lediglich ein Windows-Rechnerund ein LAN-Kabel benötigt. Ein Update der Funkgerätesoftwareist ebenfalls sehr einfach: Über einenAnschluss am FNI915 kann ein Upda-te des Funkgeräts erfolgen; das lästi-ge Umstecken der Kabel entfällt.

Aktueller Sachstand undAusblick

Aktuell sind alle Einsatzfahrzeuge imRettungsdienst und ein Teil der Feuer-wehr mit der Navigationsausstattungausgerüstet, und die Lösung bewährtsich im täglichen Einsatz. Die Fahr-

zeugausbauten erfolgten durch Aus-bauer im Großraum Dresden, so dassdie Zeiten, an denen die Fahrzeugeaufgrund der Einrüstung nicht zurVerfügung standen, sehr kurz waren.Die restlichen Feuerwehrfahrzeugewerden voraussichtlich bis Ende die-ses Jahres ebenfalls ausgerüstet sein.Die Kommunikation zwischen derLeitstelle und den Fahrzeugen läuftbisher wie geplant. In einer weiteren Ausbaustufe wirddie beschriebene Funktionalität durchParametrierung bzw. Softwareupdateauf die Eingabe und das Senden einerFahreridentifizierung sowie die Über-tragung von Daten aus dem Navigati-onsgerät wie z.B. der aktuelle Ort, dieaktuelle Geschwindigkeit und Fahrt-richtung, die zurückgelegte Wegstre-cke und die erwartete Ankunftszeiterweitert werden. Zudem können„per Hardware“ weitere Funktionenintegriert werden. Hierzu stehen amFunknavigationsinterface mehrereEin- und Ausgänge zur Verfügung. Alles in allem erhielt die Landeshaupt-stadt Dresden so ein einfaches undkostengünstiges System, das die ge-wünschten Anforderungen erfüllt undaufgrund der Erweiterungsmöglich-keiten auch für die nähere Zukunftgewappnet ist. (bk)

Bild 3: Platzsparender Einbau von Funkgerät und FNI915 Bild 4: Screenshot der Konfigurationssoftware