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%*,#«.,!.. . »4 i»:.j« ' r«,'i|l » ' /C.'i»^ Gleite c3ürrf)cr 3cHiing STADT UND KANTON ZÜRICH 054/31 Montag, 6. März 1989 Nr. 54 31 Nein zur Ausstiegs-Initiative - Ja zum Stromsparbeschluss Annaburg-Initiative abgelehnt - Freihaltung des Lettenareals angenommen Die Stimmbürger «1er Stadt Zürich haben am Wochenende die «Atoiii-Ausstießs-Iiiitiu- tive» mit 47 090 Nein gegen US 995 Jii abgelehnt. Der Gegenvorschlag (Stromsparbe- schluss) hingegen fand mit 44 .'H>;5 Ja gegen US 074 Nein die Zustimmung der Bürger. Knapp abgelehnt wurde die Annubiirg-Initiutive mit 42 384 Nein- gegen 41 I2S Ja-Stimmen. Die lernhaltung des Lettenareals fund mit 71 664 annehmenden und 12 022 ablehnenden Stimmen die Gnade des Souveräns. Die Stimmbeteiligung betrug 36,6 Prozent. Nein zum «Ausstieg» - Ja zum Sparen Mit einem klaren, wenn auch nicht mi t einem überwältigenden Resultat haben sich Zürichs Stimmberechtigte r einen vernünftigen Weg in der künftigen Ener- giepolitik entschieden, für einen vernünfti- gen Weg mindestens soweit, als es in den Händen der Stadt liegt, die Energiepolitik selber zu gestalten. Bund und Kanton sind in der Energiepolitik ohnehin richtung- weisend, und mit der Ablehnung der Volksinitiative «Ausstieg aus der Atom- wirtschaft» der Sozialdemokratischen Par- tei haben Zürcherinnen und Zürcher deut- lich gemacht, dass ihre Stadt auch in dieser Frage nicht zu einer energiepolitischen Insel werden soll. Zwar haben nur drei Stadtkreise Ja zum «Ausstieg» gesagt, aber der verhältnis- mässig hohe Ja-Stimmen-Anteil im Ge- samtresultat stimmt nachdenklich, wenn man bedenkt, was die Annahme der Initia- tive bedeutet hätte. Das Wirtschaftszen- trum Zürich hätte einer technischen Errun- genschaft, nämlich der friedlichen Nut- zung der Kernenergie, den Rücken kehren müssen. Die Gegner der Initiative haben dargelegt, dass dieses Unterfangen ein an- nähernd unmögliches ist. Die Befürworter der Initiative operierten vornehmlich mi t Ideologie und mit Angstmacherei, und sie gingen - ganz nach der Devise «Alles oder nichts» - sogar so weit, dass sie den ver- hältnismässig weitreichenden Stromsparbe- schluss von Stadt- und Gemeinderat zur Ablehnung empfahlen. Die Stimmberech- tigten folgten keiner ihrer Parolen. Sie folgten auch der Schweizerischen Volks- partei nicht, die den Stromsparbeschluss - anders als die Linken und Grünen - als zu weitgehend bezeichnete und deshalb ab- lehnte. Zürich will also keinen «Ausstieg aus der Atomwirtschaft», aber Zürich will sparen. Wie ernst es die Stimmberechtigten mit diesem Bekenntnis meinen, werden sie in nächster Zeit beweisen können, denn das von Stadt- und Gemeinderat vorgesehene Sparprogramm für eine rationelle Verwen- dung von Elektrizität erschöpft sich nicht in der Aufforderung zu einem vernünftigen Umgang mit Energie, mi t dem Strom im speziellen, es wird auch Geld kosten. Wäh- rend die Mittel r Forschungs- und Ent- wicklungsarbeiten, r Sanierungs- und Sparmassnahmen in öffentlichen Gebäu- den wohl ohne grosse Opposition zu erhal- ten sein werden, so werden die Stimm- berechtigten dann auf die Probe gestellt, wenn e s über kurz oder lang ans eigene Portemonnaie gehen wird. Der Stromsparbeschluss sieht nämlich - neben möglichen Beschränkungen der Lie- ferpflicht des Elektrizitätswerkes - auch eine Änderung der Tarife vor. Mit anderen Worten, die heute nicht einmal kosten- deckenden Haushalttarife dürften ebenso werden wie die Tarife r Betriebe, welche heute degressiv gestaltet sind. Mit den Mehreinnahmen sollen nicht zuletzt For- schungs- und Entwicklungsarbeiten sowie Sparmassnahmen bezahlt und gefördert werden - vorausgesetzt eben, das Volk sagt Ja zur neuen Tarifstruktur. Die entspre- chende Vorlage des Stadtrates wird kaum lange auf sich warten lassen, denn der Vor- stand der Industriellen Betriebe, Stadtrat Jürg Kaufmann, hat zur Genüge betont, dass er mi t Sparen ernst machen will. Min- destens in einem ersten Schritt sind ihm die Stimmberechtigten gefolgt. Kein subventioniertes Bier auf dem Üetliberg Die Stimmberechtigten der Stadt Zürich haben mit ihrem Entscheid gegen die Er- neuerung der «Annaburg» auf dem Üetli- berg die Haltung des Gemeinderates bestä- tigt, und sie haben dem Stadtrat, der in dieser Frage jüngst einen Schwenker voll- zogen hat, einen Dämpfer aufgesetzt. Als der Gemeinderat seinen Entscheid für einen Abbruch des seit Jahren geschlosse- nen Bergrestaurants getroffen hatte, war es für die Sozialdemokratische Partei ein leichtes, die Unterschriften für die Initia- tive zur Erhaltung des in früheren Jahren beliebten Ausflugszieles zusammenzubrin- gen. Innerhalb von ein paar Tagen kam das Begehren zustande. Die «Annaburg» hatte eben ihre Anhänger. Das bewies auch eine Rettungsaktion, die in früheren Jah- ren unter der Ägide von Karl F. Schneider von Exponenten des Üetlibergvereins ge- startet worden war. Diese private Aktion stiess zwar auf Sympathie, aber das Ziel, die notwendigen Mittel für die Sanierung des seit Jahren vernachlässigten Gebäudes zusammenzubringen, wurde nicht erreicht. Ähnlich ist es den Initianten von der SP er- gangen; ihr Anliegen wurde zwar von ver- schiedenen Kreisen unterstützt, aber das Volk hat sich schliesslich - wenn auch knapp - gegen den verlangten Neubau ausgesprochen. Zum Nein des Volkes haben zweifellos unterschiedliche Gründe beigetragen. Die Situation auf dem Üetliberg hat sich in jüngerer Zeit verändert. Auf dem Kulm und auf dem Staffel stehen zwei attraktive Berggasthäuser. Niemand hat also auf sei- nen Kaffee oder auf sein Bier in der Höhe verzichten müssen, obwohl die «Anna- burg» seit Jahren geschlossen und minde- stens bei jüngeren Berggängern in Verges- senheit geraten war. Zudem haben die In- itianten der SP wohl auch den Karren überladen. Sie forderten die Hilfe der Stadt nicht nur r die Sanierung des Hauses, sondern auch für den künftigen Restaura- tionsbetrieb. Während die privaten Be- triebe sich nach der Decke strecken und auch Schlechtwetterperioden überbrücken müssen, wären allfällige Defizite der «An- I [öffnung auf eine politisch harmonischere Zukunft Abstimmungskommentare, im Zürcher Stadthaus rz. Im Stadthaus von Zürich fanden sich nach dem Bekanntwerden der städtischen Abstim- mungsresultate weder sieben noch neun, aber immerhin zwei Stadträte ein, um vor Medien- vertretern hauptsächlich über die verworfene Reorganisation der Stadtverwaltung zu sinnie- ren. Rudolf Aeschbacher bezeichnete das Resul- tat als überraschend deutlich, aber nicht als un- erwartet. Es habe sich einmal mehr gezeigt, dass Initiativen einen ungleich schwereren Stand hätten, wenn sie auf Grund eines allgemein ge- haltenen Volksentscheids schliesslich formuliert vorlägen und etwa der Kostenfaktor definitiv mit einbezogen werden müsse. Im Falle des Re- organisationsbegehrens sei der Entscheid wohl hauptsächlich als ein Nein zu einem politisch weniger breit abgestützten Stadtrat zu werten; zudem hütten die stadtratsinternen Querelen der letzten Zeit offensichtlich nicht in überaus grossem Masse zugunsten der Vorlage gewirkt. Der später eingetroffene Stadtpräsident Tho- mas Wagner hielt fest, dass nun der brisante Teil eines Kapitels, das die städtische Exekutive während rund fünf Jahren stark belastet habe, vom Tisch sei. Die Reduktionsforderung habe die Parteien wie die Verwaltung verunsichert und erhebliche parteipolitische und persönliche Zerreissproben hervorgerufen. Wenn auch eine sachbezogene Reorganisation der Stadtverwal- tung unter Ausklammerung einer Sitzreduktion als Auftrag bestehen bleibe, so könne dies nun ohne die angesprochenen Belastungen angegan- gen werden. Dies trage hoffentlich dazu bei, dass die stadträtliche Arbeit in Zukunft harmo- nischer verlaufen werde und das politische Klima sich endlich wieder verbessere. Diesen Wünschen schloss sich Stadtrat Aeschbacher entschieden kopfnickend an. Auch Parteipositionen wurden im Stadihaus markiert. FDP-Stadtparteipräsident Peter Stür- zinger warf den der Verwaltungsreorganisation ablehnend gegenüberstehenden Parteien vor, sie hätten den vor zwei Jahren grundsätzlich ge- troffenen Volksentscheid nicht konsequent be- folgt. Demgegenüber erinnerte Gody Müller, Vorsitzender der SVP-Gemeinderatsfraktion, daran, dass die FDP mit ihrer Initiative für 7 statt 9 Stadträte damals vorgeprellt sei und die bürgerliche Zusammenarbeit in der Stadt da- durch arg strapaziert habe. Die beiden Partei- strategen waren sich aber immerhin dahin- gehend einig, dass ein sachlicherer Dialog der grösseren Parteien - die SP wurde dabei nicht ausgeschlossen - notwendig sei; nur so könne Die stadträtliche Politik, da sind sich Stadtpräsident Thomas Wagner (links) und sein Ratskollege Rudolf Aeschbacher einig, soll nach den Belastungen der Reorganisationsvorlage harmonischer gestaltet werden. (Bild hf.) die Politik in der Stadt Zürich wieder in kon- struktivere Bahnen gelenkt werden. Bezüglich einer neu formulierten Reorganisa- tion der städtischen Verwaltung meinte Peter Stürzinger, es sei nun Aufgabe des Stadtrates, die Initiative zu ergreifen. CVP-Gemeinderätin Kathy Riklin stellte demgegenüber in Aussicht, die CVP-Fraktion werde auf dem Motionsweg einzelne sinnvolle konkrete Veränderungen der Stadtverwaltung verlangen. naburg», so wollte es die SP, vom Steuer- zahler zu berappen gewesen. Auch die in der Initiative verlangte Nutzung weckte bei den Üetliberggängern nicht unbedingt eitel Freude. Neben dem Bergrestaurant hätten Übernachtungs- und Tagungsräumlichkei- ten erstellt werden sollen. Der Transport von ganzen Gruppen hätte wohl kaum zu Ruhe und Beschaulichkeit auf dem Berg beigetragen. Mit dem Nein des Volkes dürfte die nun gut zehnjährige Auseinandersetzung um die «Annaburg» beendet sein. Zu hoffen ist, dass der von der Stadt vorgesehene Picknickplatz nicht übertriebene Ausmasse annimmt. Bereits sind im Parlament Stim- men laut geworden, die Wasch- und Um- kleidemöglichkeiten auf dem Üetliberg wünschen. Das Nein der Stimmberechtig- ten war kaum so gemeint. sir. GDZ-Neubau eröffnet Neues Domizil nun 'an der Silli M. D. Mit einer offiziellen Eröffnungsfeier hat die Genossenschaftsdruckerei Zürich (GDZ) ihren Neubau in der Industriezon e Ma- negg eingeweiht. Ehedem für den Druck des «Volksrechts» gegründet, hat sich die Drucke- rei in ihrer beinahe 1 00jährigen Geschichte zu einem finanzstarken Akzidenzbetrieb mit Spe- zialität im Vierfarben-Rollenoffsetdruck und einern Jahresumsatz von 29 Millionen Franken entwickelt. Im Stammhaus am Stauffacher hatten sich im Laufe der Zeit die Platzverhältnisse als so he- engend erwiesen, dass der Erwerb eines neuen Areals immer dringender wurde. Die hohen Landpreise auf Stadtzürcher Boden und be- hördliche Auflagen hätten die Suche nach einem möglichen Standort zu keinem geringen Problem gemacht, erklärte Direktionsassistent Hans AM. Dabei habe noch in der Planungs- phase das Personal Mitsprachemöglichkeit ge- habt und sich zu einem in Glattbrugg mög- lichen oder d e m heutigen Standort äussern kön- nen. Mit dem Verkauf des alten GDZ-Gebäu- des zu 5,5 Millionen Franken an die General- unternehmung Karl Steiner AG, die ihrerseits die Liegenschaft an den Schweizerischen Bank- verein veräusserte, und dem Angebot der Papierfabrik an der Sihl, der GDZ 1,2 Hektaren Land zu einem Preis von 900 Franken pro Qua- dratmeter abzutreten, waren der Neubau an der Spindelstrasse in Leimbach und der Auszug aus dem Stammhaus 1986 beschlossen. In der ver- hältnismässig kurzen Bauzeit von nur zwei Jah- ren realisierte die Karl Steiner AG mit 80 Unternehmern und 10 Fachplanern den 30-Mil- lionen-Neubau, ein Unterfangen, das bei der heutigen Baupolitik und dem behördlichen Hindernislauf in diesem Zeitraum nicht mehr möglich wäre, wie Peter Steiner vom General- unternehmer anmerkte. In geschliffenem Kunststein und graublauem Profilblech präsentiert sich das neue Druckerei- zentrum mit einem Volumen von 63 400 m1 in gutnachbarschaftlichem Einvernehmen mit dem Bau der Philips Schweiz. Nach Direktor Werner Stoppel sei vor allem die Kapazität in der Rotationsdruckerei durch die Anschaffung einer neuen Rollenoffsetmaschine vergrössert worden, was aber mit gleichem Personalbestand von 180 Mitarbeitern möglich gewesen sei; es sei nicht «expandiert», sondern in Buchbinde- rei und Druckanlagen «modernisiert» worden. Dass der Neubau über eine thermische Nach- verbrennungsanlage verfügt, rollstuhlgängig eingerichtet wurde und sich die Fenster in den Büros individuell öffnen lassen, entspricht dem für den Bau massgebenden sogenannten L- Konzept, das den Bereichen Luft, Licht und Lärm besondere Aufmerksamkeit zukommen lässt: Natürliche Lichtquellen sollten ausge- nutzt und Klimaanlagen vermieden werden. Von Tag zu lag l>;\»iilcrlcs t lllilliil II spinal. im in der Stadtjugendmusik M. D. Eine körperbezogene, musikalische Grund- erziehung bietet die Stadtjugendmusik Zürich neu in ihrem Ausbildungsprogramm an. Durch Bewegung, Tanz und Singen sollen Kinder ab sechs Jahren Musik erleben und spielerisch mit dem Notenlesen vertraut gemacht werden. Für Jugendliche von neun bis vierzehn Jahren steht der Instrumentalunterricht auf Blas- und Schlaginstrumenten offen, dem ein sechsmonatiger Grundkurs vorangeht. Einschreibeter- mine für das gesamte Ausbildungsprogramm sind der 10. und 17. März um \9 Uhr in der Aula des Schul- hauses Hirschengraben. Telefonische Anmeldung ist jederzeit unter 241 07 36/492 36 42 möglich. Neue Zürcher Zeitung vom 06.03.1989

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Gleitec3ürrf)cr 3cHiing STADT UND KANTON ZÜRICH 054/31

Montag, 6. März 1989 Nr. 54 31

Nein zur Ausstiegs-Initiative -Ja zum Stromsparbeschluss

Annaburg-Initiative abgelehnt -Freihaltung des Lettenareals angenommen

Die Stimmbürger «1er Stadt Zürich haben am Wochenende die «Atoiii-Ausstießs-Iiiitiu-tive» mit 47 090 Nein gegen US 995 Jii abgelehnt. Der Gegenvorschlag (Stromsparbe-schluss) hingegen fand mit 44 .'H>;5 Ja gegen US 074 Nein die Zustimmung der Bürger.Knapp abgelehnt wurde die Annubiirg-Initiutive mit 42 384 Nein- gegen 41 I2S Ja-Stimmen.Die lernhaltung des Lettenareals fund mit 71 664 annehmenden und 12 022 ablehnendenStimmen die Gnade des Souveräns. Die Stimmbeteiligung betrug 36,6 Prozent.

Nein zum «Ausstieg» - Ja zum Sparen

Mit einem klaren, wenn auch nicht m iteinem überwältigenden Resultat habensich Zürichs Stimmberechtigte f ür einenvernünftigen Weg in der künftigen Ener-giepolitik entschieden, für einen vernünfti-gen Weg mindestens soweit, als es in denHänden der Stadt liegt, die Energiepolitikselber zu gestalten. Bund und Kanton sindin der Energiepolitik ohnehin richtung-weisend, und mit der Ablehnung derVolksinitiative «Ausstieg aus der Atom-wirtschaft» der Sozialdemokratischen Par-tei haben Zürcherinnen und Zürcher deut-lich gemacht, dass ihre Stadt auch in dieserFrage nicht zu einer energiepolitischen

Insel werden soll.Zwar haben nur drei Stadtkreise Ja zum

«Ausstieg» gesagt, aber der verhältnis-mässig hohe Ja-Stimmen-Anteil im Ge-samtresultat stimmt nachdenklich, wennman bedenkt, was die Annahme der Initia-tive bedeutet hätte. Das Wirtschaftszen-trum Zürich hätte einer technischen Errun-genschaft, nämlich der friedlichen Nut-zung der Kernenergie, den Rücken kehrenmüssen. Die Gegner der Initiative habendargelegt, dass dieses Unterfangen ein an-nähernd unmögliches ist. Die Befürworterder Initiative operierten vornehmlich m itIdeologie und mit Angstmacherei, und siegingen - ganz nach der Devise «Alles odernichts» - sogar so weit, dass sie den ver-hältnismässig weitreichenden Stromsparbe-

schluss von Stadt- und Gemeinderat zurAblehnung empfahlen. Die Stimmberech-tigten folgten keiner ihrer Parolen. Siefolgten auch der Schweizerischen Volks-partei nicht, die den Stromsparbeschluss -anders als die Linken und Grünen - als zuweitgehend bezeichnete und deshalb ab-lehnte.

Zürich will also keinen «Ausstieg aus derAtomwirtschaft», aber Zürich will sparen.

Wie ernst es die Stimmberechtigten mitdiesem Bekenntnis meinen, werden sie innächster Zeit beweisen können, denn dasvon Stadt- und Gemeinderat vorgeseheneSparprogramm für eine rationelle Verwen-dung von Elektrizität erschöpft sich nichtin der Aufforderung zu einem vernünftigenUmgang mit Energie, m it dem Strom imspeziellen, es wird auch Geld kosten. Wäh-rend die Mittel f ür Forschungs- und Ent-wicklungsarbeiten, f ür Sanierungs- undSparmassnahmen in öffentlichen Gebäu-den wohl ohne grosse Opposition zu erhal-ten sein werden, so werden die Stimm-berechtigten dann auf die Probe gestellt,

wenn es über kurz oder lang ans eigene

Portemonnaie gehen wird.

Der Stromsparbeschluss sieht nämlich -neben möglichen Beschränkungen der Lie-ferpflicht des Elektrizitätswerkes - aucheine Änderung der Tarife vor. Mit anderenWorten, die heute nicht einmal kosten-deckenden Haushalttarife dürften ebensowerden wie die Tarife f ür Betriebe, welcheheute degressiv gestaltet sind. Mit denMehreinnahmen sollen nicht zuletzt For-schungs- und Entwicklungsarbeiten sowieSparmassnahmen bezahlt und gefördert

werden - vorausgesetzt eben, das Volk sagt

Ja zur neuen Tarifstruktur. Die entspre-chende Vorlage des Stadtrates wird kaumlange auf sich warten lassen, denn der Vor-stand der Industriellen Betriebe, StadtratJürg Kaufmann, hat zur Genüge betont,dass er m it Sparen ernst machen will. Min-destens in einem ersten Schritt sind ihm dieStimmberechtigten gefolgt.

Kein subventioniertes Bier auf dem Üetliberg

Die Stimmberechtigten der Stadt Zürichhaben mit ihrem Entscheid gegen die Er-neuerung der «Annaburg» auf dem Üetli-berg die Haltung des Gemeinderates bestä-tigt, und sie haben dem Stadtrat, der indieser Frage jüngst einen Schwenker voll-zogen hat, einen Dämpfer aufgesetzt. Alsder Gemeinderat seinen Entscheid füreinen Abbruch des seit Jahren geschlosse-

nen Bergrestaurants getroffen hatte, war esfür die Sozialdemokratische Partei einleichtes, die Unterschriften für die Initia-tive zur Erhaltung des in früheren Jahrenbeliebten Ausflugszieles zusammenzubrin-gen. Innerhalb von ein paar Tagen kamdas Begehren zustande. Die «Annaburg»hatte eben ihre Anhänger. Das bewies aucheine Rettungsaktion, die in früheren Jah-ren unter der Ägide von Karl F. Schneidervon Exponenten des Üetlibergvereins ge-

startet worden war. Diese private Aktionstiess zwar auf Sympathie, aber das Ziel,die notwendigen Mittel für die Sanierung

des seit Jahren vernachlässigten Gebäudeszusammenzubringen, wurde nicht erreicht.

Ähnlich ist es den Initianten von der SP er-gangen; ihr Anliegen wurde zwar von ver-schiedenen Kreisen unterstützt, aber dasVolk hat sich schliesslich - wenn auchknapp - gegen den verlangten Neubauausgesprochen.

Zum Nein des Volkes haben zweifellosunterschiedliche Gründe beigetragen. DieSituation auf dem Üetliberg hat sich injüngerer Zeit verändert. Auf dem Kulmund auf dem Staffel stehen zwei attraktiveBerggasthäuser. Niemand hat also auf sei-nen Kaffee oder auf sein Bier in der Höheverzichten müssen, obwohl die «Anna-burg» seit Jahren geschlossen und minde-stens bei jüngeren Berggängern in Verges-

senheit geraten war. Zudem haben die In-itianten der SP wohl auch den Karrenüberladen. Sie forderten die Hilfe der Stadtnicht nur f ür die Sanierung des Hauses,sondern auch für den künftigen Restaura-tionsbetrieb. Während die privaten Be-triebe sich nach der Decke strecken undauch Schlechtwetterperioden überbrückenmüssen, wären allfällige Defizite der «An-

I [öffnung auf eine politisch harmonischere ZukunftAbstimmungskommentare, im Zürcher Stadthaus

rz. Im Stadthaus von Zürich fanden sich nachdem Bekanntwerden der städtischen Abstim-mungsresultate weder sieben noch neun, aberimmerhin zwei Stadträte ein, um vor Medien-vertretern hauptsächlich über die verworfeneReorganisation der Stadtverwaltung zu sinnie-ren. Rudolf Aeschbacher bezeichnete das Resul-tat als überraschend deutlich, aber nicht als un-erwartet. Es habe sich einmal mehr gezeigt, dassInitiativen einen ungleich schwereren Standhätten, wenn sie auf Grund eines allgemein ge-

haltenen Volksentscheids schliesslich formuliertvorlägen und etwa der Kostenfaktor definitivmit einbezogen werden müsse. Im Falle des Re-organisationsbegehrens sei der Entscheid wohlhauptsächlich als ein Nein zu einem politischweniger breit abgestützten Stadtrat zu werten;zudem hütten die stadtratsinternen Querelender letzten Zeit offensichtlich nicht in überausgrossem Masse zugunsten der Vorlage gewirkt.

Der später eingetroffene Stadtpräsident Tho-mas Wagner hielt fest, dass nun der brisanteTeil eines Kapitels, das die städtische Exekutivewährend rund fünf Jahren stark belastet habe,

vom Tisch sei. Die Reduktionsforderung habedie Parteien wie die Verwaltung verunsichertund erhebliche parteipolitische und persönlicheZerreissproben hervorgerufen. Wenn auch einesachbezogene Reorganisation der Stadtverwal-tung unter Ausklammerung einer Sitzreduktionals Auftrag bestehen bleibe, so könne dies nunohne die angesprochenen Belastungen angegan-gen werden. Dies trage hoffentlich dazu bei,dass die stadträtliche Arbeit in Zukunft harmo-nischer verlaufen werde und das politischeKlima sich endlich wieder verbessere. DiesenWünschen schloss sich Stadtrat Aeschbacherentschieden kopfnickend an.

Auch Parteipositionen wurden im Stadihausmarkiert. FDP-Stadtparteipräsident Peter Stür-zinger warf den der Verwaltungsreorganisationablehnend gegenüberstehenden Parteien vor,sie hätten den vor zwei Jahren grundsätzlich ge-

troffenen Volksentscheid nicht konsequent be-folgt. Demgegenüber erinnerte Gody Müller,Vorsitzender der SVP-Gemeinderatsfraktion,daran, dass die FDP mit ihrer Initiative für 7statt 9 Stadträte damals vorgeprellt sei und die

bürgerliche Zusammenarbeit in der Stadt da-durch arg strapaziert habe. Die beiden Partei-strategen waren sich aber immerhin dahin-gehend einig, dass ein sachlicherer Dialog dergrösseren Parteien - die SP wurde dabei nichtausgeschlossen - notwendig sei; nur so könne

Die stadträtliche Politik, da sind sich Stadtpräsident

Thomas Wagner (links) und sein Ratskollege RudolfAeschbacher einig, soll nach den Belastungen derReorganisationsvorlage harmonischer gestaltet werden.

(Bild hf.)

die Politik in der Stadt Zürich wieder in kon-struktivere Bahnen gelenkt werden.

Bezüglich einer neu formulierten Reorganisa-tion der städtischen Verwaltung meinte PeterStürzinger, es sei nun Aufgabe des Stadtrates,die Initiative zu ergreifen. CVP-GemeinderätinKathy Riklin stellte demgegenüber in Aussicht,die CVP-Fraktion werde auf dem Motionswegeinzelne sinnvolle konkrete Veränderungen derStadtverwaltung verlangen.

naburg», so wollte es die SP, vom Steuer-zahler zu berappen gewesen. Auch die inder Initiative verlangte Nutzung weckte beiden Üetliberggängern nicht unbedingt eitelFreude. Neben dem Bergrestaurant hättenÜbernachtungs- und Tagungsräumlichkei-ten erstellt werden sollen. Der Transportvon ganzen Gruppen hätte wohl kaum zuRuhe und Beschaulichkeit auf dem Bergbeigetragen.

Mit dem Nein des Volkes dürfte die nungut zehnjährige Auseinandersetzung umdie «Annaburg» beendet sein. Zu hoffenist, dass der von der Stadt vorgesehenePicknickplatz nicht übertriebene Ausmasseannimmt. Bereits sind im Parlament Stim-men laut geworden, die Wasch- und Um-kleidemöglichkeiten auf dem Üetliberg

wünschen. Das Nein der Stimmberechtig-ten war kaum so gemeint.

sir.

GDZ-Neubau eröffnetNeues Domizil nun 'an der Silli

M. D. Mit einer offiziellen Eröffnungsfeierhat die Genossenschaftsdruckerei Zürich(GDZ) ihren Neubau in der Industriezone Ma-negg eingeweiht. Ehedem für den Druck des«Volksrechts» gegründet, hat sich die Drucke-rei in ihrer beinahe 1

00jährigen Geschichte zueinem finanzstarken Akzidenzbetrieb mit Spe-

zialität im Vierfarben-Rollenoffsetdruck undeinern Jahresumsatz von 29 Millionen Frankenentwickelt.

Im Stammhaus am Stauffacher hatten sich imLaufe der Zeit die Platzverhältnisse als so he-

engend erwiesen, dass der Erwerb eines neuenAreals immer dringender wurde. Die hohenLandpreise auf Stadtzürcher Boden und be-hördliche Auflagen hätten die Suche nacheinem möglichen Standort zu keinem geringen

Problem gemacht, erklärte DirektionsassistentHans AM. Dabei habe noch in der Planungs-phase das Personal Mitsprachemöglichkeit ge-

habt und sich zu einem in Glattbrugg mög-lichen oder d em heutigen Standort äussern kön-nen. Mit dem Verkauf des alten GDZ-Gebäu-des zu 5,5 Millionen Franken an die General-unternehmung Karl Steiner AG, die ihrerseitsdie Liegenschaft an den Schweizerischen Bank-verein veräusserte, und dem Angebot derPapierfabrik an der Sihl, der GDZ 1,2 HektarenLand zu einem Preis von 900 Franken pro Qua-dratmeter abzutreten, waren der Neubau an derSpindelstrasse in Leimbach und der Auszug ausdem Stammhaus 1986 beschlossen. In der ver-hältnismässig kurzen Bauzeit von nur zwei Jah-ren realisierte die Karl Steiner AG mit 80Unternehmern und 10 Fachplanern den 30-Mil-lionen-Neubau, ein Unterfangen, das bei derheutigen Baupolitik und dem behördlichenHindernislauf in diesem Zeitraum nicht mehrmöglich wäre, wie Peter Steiner vom General-unternehmer anmerkte.

In geschliffenem Kunststein und graublauem

Profilblech präsentiert sich das neue Druckerei-zentrum mit einem Volumen von 63 400 m1 ingutnachbarschaftlichem Einvernehmen mitdem Bau der Philips Schweiz. Nach DirektorWerner Stoppel sei vor allem die Kapazität inder Rotationsdruckerei durch die Anschaffung

einer neuen Rollenoffsetmaschine vergrössertworden, was aber mit gleichem Personalbestandvon 180 Mitarbeitern möglich gewesen sei; essei nicht «expandiert», sondern in Buchbinde-rei und Druckanlagen «modernisiert» worden.

Dass der Neubau über eine thermische Nach-verbrennungsanlage verfügt, rollstuhlgängigeingerichtet wurde und sich die Fenster in denBüros individuell öffnen lassen, entspricht demfür den Bau massgebenden sogenannten L-Konzept, das den Bereichen Luft, Licht undLärm besondere Aufmerksamkeit zukommenlässt: Natürliche Lichtquellen sollten ausge-

nutzt und Klimaanlagen vermieden werden.

Von Tag zu lagl>;\»iilcrlcs t lllilliil II spinal. im in

der Stadtjugendmusik

M. D. Eine körperbezogene, musikalische Grund-erziehung bietet die Stadtjugendmusik Zürich neu inihrem Ausbildungsprogramm an. Durch Bewegung,

Tanz und Singen sollen Kinder ab sechs JahrenMusik erleben und spielerisch mit dem Notenlesenvertraut gemacht werden. Für Jugendliche von neunbis vierzehn Jahren steht der Instrumentalunterrichtauf Blas- und Schlaginstrumenten offen, dem einsechsmonatiger Grundkurs vorangeht. Einschreibeter-mine für das gesamte Ausbildungsprogramm sind der10. und 17. März um \9 Uhr in der Aula des Schul-hauses Hirschengraben. Telefonische Anmeldung istjederzeit unter 241 07 36/492 36 42 möglich.

Neue Zürcher Zeitung vom 06.03.1989