NEUE GRUPPE NEWS - Heft 39 - Herbst 2013

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NEUE GRUPPE NEWS Heft 39 +++ Herbst 2013 2 Glückwünsche / Nachruf 3 Editorial BERICHTE: 4 46. Jahrestagung 2012 in Hamburg DIE FRONT IM FOKUS 10 Frühjahrstagung 2013: Periimplantäre Erkrankungen – Tsunami der Zahnmedizin? 11 Innovatives und minimal- invasives Weich- und Hart- gewebsmanagement von Dr. Gerd Iglhaut 14 Augmentation im parodontal geschädigten Gebiss 18 Zahntrauma: Apexifikation mit Mineral Trioxide Aggregate 20 Langzeiterfahrungen in der unterstützenden Parodontitis- therapie 22 Die apikale Chirurgie heute 25 Regeneration von vitalem Knochen mit allogenem Aufbaumaterial 29 Neue Kurse 39 TRADITION +INNOVATION WWW.NEUE-GRUPPE.COM

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NEUE GRUPPE NEWS

Heft 39 +++ Herbst 2013

2 Glückwünsche / Nachruf

3 Editorial

BERICHTE:4 46. Jahrestagung 2012 in Hamburg DIE FRONT IM FOKUS

10 Frühjahrstagung 2013:Periimplantäre Erkrankungen –Tsunami der Zahnmedizin?

11 Innovatives und minimal -invasives Weich- und Hart -gewebsmanagement von Dr. Gerd Iglhaut

14 Augmentation im parodontalgeschädigten Gebiss

18 Zahntrauma: Apexifikation mitMineral Trioxide Aggregate

20 Langzeiterfahrungen in derunterstützenden Parodontitis-therapie

22 Die apikale Chirurgie heute

25 Regeneration von vitalem Knochen mit allogenem Aufbaumaterial

29 Neue Kurse

39

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Glückwünsche80 Jahre wurde am 29.1. Hans-Herrmann Hupe. Wir gratulieren herzlich und wünschen alles Gute.

Am 20. Januar feierte Hartmut Wengel seinen 75. Geburtstagebenso wie am 29.01. Harald Bartek, unser EhrenmitgliedPeter Beyer am 06.05., Udo Kissenkötter am 16.06., Henning Roche am 10.08. und Klaus Haberkorn am 13.11.Die NEUE GRUPPE gratuliert von Herzen und wünscht besteGesundheit.

Ihren 70. Geburtstag feierten Volker Niggebrügge am 02.08.und Rolf Klett am 21.10. Die Freunde der NEUEN GRUPPEgratulieren von ganzem Herzen.

65 Jahre wurde am 21.10. Bernd Klaiber, auch hierzu unsereherzlichsten Glückwünsche.

Zu ihren 50. Geburtstagen wünschen wir Udo Engel am 13.03.und Oliver Hartmann am 05.05. alles Gute.

Allen Jubilaren herzliche Glückwünsche!

Impressum

Copyright 2013 NEUE GRUPPE News.

Herausgeber: NEUE GRUPPE, wissenschaftliche Vereinigung von Zahnärzten.Redaktionelle Leitung: Dr. Walter Kaiser

Das Journal und alle in ihm enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.

www.neue-gruppe.comE-Mail: [email protected]

Konzeption, Gestaltung und Produktion: Graphicon GmbH, Frankfurt am Main

NachrufeAnnerose Siebert† 30.06.2013

Am 30.06.2013 verstarb unser langjähriges Mitglied Dr. Annerose Siebert. Die Freunde der NEUEN GRUPPEtrauern um ihre geschätzte Freundin und Kollegin undübermitteln den Angehörigen ihr tief empfundenes Beileid.

Ulrich Klimberg † 06.10.2013

Am 06.10. erlag Dr. Ulrich Klimberg seiner Krankheit. Die Freunde der NEUEN GRUPPE sind den Angehöri-gen in tiefer Trauer verbunden.

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Editorial

Liebe Freunde,

mit unserer diesjährigen Jahrestagung endet meine Präsident-schaft und ich gebe das Amt an meinen Nachfolger, ReinholdRathmer, weiter. Es war ein Privileg, diese fachlich so enga-gierte und freundschaflich verbundene Gruppe führen zu dür-fen. Für diese Möglichkeit danke ich Euch sehr! Erst hinterherweiß man, wie viel Arbeit damit verbunden war, aber auch, wieviel Freude es gemacht hat. Den zukünftigen Präsidentinnen und Präsidenten wünsche icheinen genauso großartigen Vorstand, wie ich das Glück hatte,einen zu haben.

NEUE GRUPPE NEWS / Heft 39 / Herbst 2013 3Editorial

Darüber hinaus möchte ich gerade die jüngeren Mitgliederdazu aufrufen, die vielleicht vorhandene Scheu abzulegen undsich für die Neue Gruppe noch mehr zu engagieren, denn eslohnt sich – fachlich und auch menschlich! So ein kleiner Ver-ein lebt immer nur vom Einsatz seiner Mitglieder in ihrerGesamtheit. Die Weiterentwicklung muss sich inhaltlich undvor Allem personell fortsetzen um den Gedanken der NeuenGruppe in die nächste Generation weiter zu geben. Hierbeisind alle gefragt sich besonders zu engagieren!

Euer Jan Hendrik Halben

Jan Halben

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4 Berichte: 46. Jahrestagung 2012 in Hamburg „DIE FRONT IM FOKUS“

Am 22. November 2012 startete die NEUE GRUPPE ihre Jah-restagung mit dem ganztägigen Vorkongress „ModerneTraumatologie der Zähne“ im Congress Center Hamburg mitden beiden Top-Referenten Prof. Dr. Andreas Filippi, Baselund Dr. Gabriel Krastl, derzeit Birmingham. Dieses Thema istbrandaktuell, da 55% aller Kinder und Jugendlichen bis zumErreichen ihres 18. Lebensjahres mindestens ein Zahntraumaerleiden. Ziel der Referenten war es, einerseits Präventionskonzeptedurch Sensibilisierung innerhalb der Bevölkerung und der Zahn-ärzteschaft aufzuzeigen und andererseits Strategien vorzustel-len, mit denen es möglich ist, durch korrektes Verhalten amUnfallort und sachgerechte Erstversorgung schwer verletzteZähne ein Leben lang zu erhalten. In diesem Zusammenhang verwiesen Prof. Filippi und Dr.Krastl auf das von ihnen in Basel gegründete interdisziplinäreZahnunfall-Zentrum mit eigener E-Mail-Sprechstunde fürZahnärzte und Patienten (www.zahnunfall.unibas.ch).Grundsätzlich existieren drei Altersspitzen, bei denen esgehäuft zu Zahnunfällen kommt (12-24 Monate, 9-12 Jahre,16-18 Jahre). Anhand von eindrucksvollen Kurzvideos ver-deutlichte Prof. Filippi die teils folgenschweren Auswirkungender auftretenden Kräfte bei Zahnunfällen insbesondere beiRisikosportarten. Zu diesen zählen unter anderen Eishockey,Rugby, Lacrosse, Hockey, Basketball, Handball, Fussball,Velo, Inliner, Ski und Eislaufen. Ski-Springer haben ein erhöhtesRisiko, okklusale Verletzungen zu erleiden, Rennfahrer, beson-ders Dragster-Fahrer erfahren sehr häufig Zungenabrisse, dahier Kraftdifferenzen zwischen Start und Stopp von bis zu 11G auf den Kiefer wirken.Ziel sei es, das Bewusstsein von Kindern und Jugendlichenund deren erzieherisches Umfeld für mögliche Zahntraumatazu sensibilisieren und geeignete Schutzmaßnahmen zu ergrei-fen. Da dies in 80% der Fälle bis zum 16. Lebensjahr vornehm-lich Lehrer, Vereinsbetreuer und Eltern seien, sind diese aktivanzusprechen. Außerdem hat die SSO im Rahmen von Prä-ventionsmaßnahmen ein Poster entwickelt, welches ein sach-

gerechtes Verhalten bei Zahntrauma am Unfallort darstellt.Laut Prof. Filippi weisen die oberen mittleren Inzisivi das höch-ste Risiko auf, ein Zahntrauma zu erleiden, gefolgt von einemOverjet größer als 4 mm, Hyperaktivität, juveniler Adipositas,genetischen Faktoren, dem sozio-ökonomischen Status undder Geburtsreihenfolge (Erstgeborene haben ein niedrigeresRisiko als Letztgeborene). Bei Kindern unter acht Jahren ist einwiederholtes Frontzahntrauma möglich.Er verwies darauf, dass Zähne nach Gewicht und Haarfarbebei Kindern und Jugendlichen an dritter Stelle als Gründe fürHänseleien rangierten. Studien zufolge würden Erwachsene,die schöne Zähne haben, besser bezahlt und geringer bestraft.Um die Zahnschutzrate präventiv zu erhöhen bietet sich einindividualisierter und Sportart bezogener Multilayer-Zahn-schutz an. Ein billiger vorkonfektionierter Mundschutz istjedoch ungeeignet, da Stöße deutlich schlechter abgefangenwerden und die Gefahr einer Kollumfraktur sowie ein Schädel-Hirn-Trauma im Gegensatz zum erstgenannten kaum einge-dämmt wird. Das Design des Multilayer-Zahnschutzes solltewie folgt sein: Grundsätzliches Ziel ist ein sehr hoher Tragekomfort, um dieAkzeptanz zu erhöhen. Der Mundschutz sollte durch ein zerti-fiziertes Zahntechnik-Labor in Multilayer-Technik aus Ethylen-polymer-Platten gefertigt werden. Hierbei haben sich die Far-ben schwarz, weiß und transparent bewährt. Allgemein gilt: Bei der Form sollte der Schutz nur bis zumersten Oberkiefermolar gefasst werden. Lippen- und Wangen-bänder werden ausgespart, der Alveolarfortsatz wird bukkalgefasst, palatinal werden lediglich die Zahnflächen mit einbe-zogen. Der Gaumen sollte frei bleiben, um die Mundtrocken-heit zu reduzieren und den respiratorischen Widerstand geringzu halten. Zur Reduktion von Unterkiefer- und Kollumfrakturensowie Vermeidung von Schädelhirntraumen sei es notwendig,Impressionen der Unterkieferzähne in den Mundschutz einzu-arbeiten. Daher ist eine Zentriknahme mit Gesichtsbogen undGegenbiss zwingend notwendig. Je nach Sportart gelten spe-zifische Modifikationen. Bei Teamspielern ist eine Nummerie-

Moderne Traumatologieder Zähne Workshop von Prof. Dr. Andreas Filippi und Dr. Gabriel Krastl,

DR. MAIK GEORG PILLICH, M.SC. – PINNEBERG

DIE FRONT IM FOKUSKongress für das Team Zahnarzt/ZahntechnikerHamburg, 22. - 25. November 2012 46. Jahrestagung der Neuen Gruppe

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rung oder Namen-Signatur zu empfehlen. Nach dem Tragen sollte der Mundschutz mit einer Mundspülunggereinigt und desinfiziert werden oder zum Aufbereiten beimZahnarzt abgegeben werden. Die Firma Dreve bietet beispiels-weise eine Aufbewahrungsbox und einen “Splint-Refresher“ inTablettenform an.Die durchschnittlichen Kosten in Höhe von ca. 250,- € seienzwar nicht gering, da es gerade im Wechselgebiss zu wieder-holten Anpassungen oder Neuanfertigungen kommt. Stellt manallerdings die durchschnittlichen lebenslangen Folgekostenbei Zahnverlust in der Primarstufe in Europa mit 18.000,- € diesen gegenüber, so relativiert sich eine solche Investition.Für Deutschland ergäben sich sogar wesentlich höhere Folge-kosten, betonte Prof. Filippi.Grundsätzlich gilt: Kinder und Jugendliche sollten viel Sportmachen und sich dabei sachgerecht schützen (“Protect yoursmile wear your mouthguard!“).Um das Tragen von Mundschutzen attraktiver zu machen,bedarf es gezielter und altersgerechter Präventionsarbeit (z.B.Zahnschutzdemo live an einer Dummy-Puppe, Videodemon-strationen etc.). Wünschenswert seien möglichst prominenteVorbilder aus der Profisportszene. Ähnlich wie die Zahnspangekönnte ein Mundschutz bei Kindern und Jugendlichen zueinem Modeaccessoire oder “ must have“ avancieren.Je früher Kinder mit dem Tragen eines Mundschutzes begin-nen würden, desto höher steige die Akzeptanz (vgl. Helm-pflicht).Professor Filippi empfahl, bereits durch gezieltes Erfragen imPraxis-Anamnesebogen (vgl. www.andreas-filippi.ch) Kindermit Risikosportarten herauszufiltern, um möglichst frühzeitigeinen Mundschutz anzubieten.Ein weiteres Mittel zur Trauma- und Unfallprophylaxe sei die kie-ferorthopädische Therapie ab einem Overjet von mehr als 4 mm.Von essentieller Bedeutung für die Chance einen avulsiertenZahn langfristig zu erhalten sei die Aufbewahrung desselbeninnerhalb der ersten fünf bis maximal 20 Minuten in der Zahn-rettungsbox (z.B. Dentosafe®, Medice – Iserlohn). Diese bein-haltet ein Organtransplantationsmedium mit einem pH-abhän-gigen Farbindikator, der bei starker bakterieller Besiedlung abeinem pH-Wert von 4,49 durch Farbumschlag auf Verunreini-gung der Nährlösung hinweist. In dieser Nährlösung sei esmöglich einen Zahn bis zu maximal 24 Stunden aufzubewah-ren und die Zellen auf der Wurzeloberfläche vital zu erhalten.Gerade bei Polytraumen oder Unfällen in der Nacht führt dieszur Entschleunigung der durchzuführenden Zahnerhaltungs-therapie, so dass mehr Zeit für möglicherweise dringendereMaßnahmen vorhanden ist.Eine der wichtigsten Fragen bei der Erstversorgung sei weiter-hin die nach ausreichendem Tetanusschutz, welche beiUnklarheit unbedingt aufzufrischen ist. Ebenso gelte es, eineentsprechende Wundtoilette mit evtl. Nahtversorgung durch-zuführen. Die Indikationen für Medikamente (z.B. Tetrazykline,Steroide, Schmerzmittel), eine endodontische Therapie oderdie Anwendung von Schmelzmatrixproteinen wurde detailliertund sehr kritisch angesprochen (s.u.). Der Nutzen gegenüberdem Risiko einer Therapie sei gewissenhaft abzuwägen (“the

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art of doing nothing...“), da die Prognose für den Zahn in derrichtigen Entscheidung bei der Erstversorgung liege.In diesem Zusammenhang kündigten Prof. Filippi und Dr.Krastl eine Fortbildungswoche unter ihrer Leitung mit demZahnunfallzentrum Basel zum Thema „Zahntrauma von A bis Zin Theorie und Praxis“ vom 17. bis 23. März 2013 im SuvrettaHouse St. Moritz an (www.zahntrauma2013.ch).Im weiteren Verlauf erläuterte Dr. Krastl im Detail die therapeu-tischen Vorgehensweisen verschiedener Verletzungsarten.So sei es insbesondere bei Dentinwunden essentiell, diese imSinne eines Infektionsschutzes möglichst adhäsiv zu ver-schließen. Dies führe auch bei restaurativen Rekonstruktionenzu einer erheblichen Reduktion der Plaquenekrose. Ziel seistets die Vermeidung einer Wurzelkanalbehandlung gerade beijungen Zähnen mit nicht abgeschlossenem Wurzelwachstum(„[...] die beste Wurzelfüllung ist die Pulpa!“). Es hat sichbewährt, am Unfallort auch nach kleinen Zahnfragmenten zusuchen und diese möglichst schnell in der Zahnrettungsbox zulagern. Ist dies nicht geschehen, sollte die „Rewetting“-Tech-nik Anwendung finden, bei der das Fragment für einen Tag inder Zahnrettungsbox liegt, da die Haftwerte bei der adhäsivenKlebung dann deutlich erhöht sind. Als Goldstandard bezeich-nete Dr. Krastl immer noch das „Etch & Rinse“-Verfahren,wobei Präparation und Reinigung der Klebeflächen essentiellsind und unter Kofferdam zu erfolgen haben. Dr. Krastl merktean, man solle das zu klebende Fragment stets als „teure Keramikrestauration“ betrachten. Zur oberflächlichen Säube-rung und Entfernung von Prismenfragmenten eignet sichAluminium oxid-Sand in einer Körnung von 50 µm. Am Beispieleiner distalen Eckenfraktur zeigte er die Einzelschritte auf:Nach sorgfältiger Oberflächenreinigung, stellte er ein sauberesMock-Up des zu ersetzenden Fragments her. Danach wurdeein palatinaler Silikonschlüssel angefertigt und unter Koffer-dam auf Passung geprüft. Nun wurde gegen den Schlüsselpalatinal Schmelz- und Schneidemasse aufgetragen. Es folg-ten Dentinmasse bis lateral und inzisal zur Vermeidung desHaloeffektes. Danach wurden Transpamasse und anschlie-ßend Schmelzmasse nach vestibulär aufgetragen und Malfar-ben eingesetzt. Die Mikromorphologie der Oberfläche wurdeabschließend unter Verwendung eines grobgekörnten Diaman-ten hergestellt.Laut Dr. Krastl gleiche die eröffnete Kronenpulpa einem„gestürmten Bunker“, in den nun die angreifenden Bakterienungehindert eindringen können und Schaden anrichten. BeiUntersuchungen am Affen ergaben Pulpaeröffnungen nachzwei bis sieben Tagen eine oberflächliche Infektion der Pulpavon 1,5-2 mm Tiefe. Bei einem zusätzlichen Trauma stellt dieeingeschränkte Blutversorgung ein weiteres Problem dar. ZurReinigung der eröffneten Pulpa empfiehlt sich Kochsalz- oderNatrium-Hypochlorid-Lösung. Aufgrund der späteren Zahn-verfärbung durch MTA verwendet er in 95% der Fälle klassischKalziumhydroxid als Standard-Präparat. Im Falle einer hori-zontalen Kronen-Wurzel-Fraktur ist eine partielle Pulpotomieindiziert. Später könne dann eine chirurgische Kronenverlän-gerung bzw. eine kieferorthopädische oder chirurgische Extru-sion erfolgen.

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Bei einer Avulsionoder einer subgingi-valen Kronen-Wurzel-Fraktur kann im Ideal-fall je nach Notwen-digkeit eine Achs -rotation von bis zu180° erfolgen mitendodontischem Zu -gang von vestibulärund einer sechs bisachtwöchigen Schie -nung. Unmittel barnach der Schienung

muss eine endodontische Therapie erfolgen, um entzündungs-bedingten Wurzelresorptionen entgegen zu wirken. Danachsollte mindestens sechs Monate abgewartet werden. Am Bei-spiel einer extrem tiefen Wurzelfraktur empfahl Dr. Krastl dieExtraktion mit einer großen Hedströmfeile. Nach sich anschlie-ßender retrograder Wurzelfüllung mit MTA erfolgte eine chirur-gische Extrusion mit Schienung und orthograder Wurzelfüllungmit nachfolgender Stabilisierung mit Hilfe eines EVERSTICK-Stiftes. Die weitere Rekonstruktion fand in der o.g. Weise (Sili-konschlüssel etc.) unter Kofferdam statt.Bei Wurzelquerfrakturen haben Andreasen und Hjorting- Hansen bereits 1967 vier mögliche Heilungsverläufe definiert:1. Fragment-Verbindung über eine Hartgewebsbrücke2. Bindegewebsinterposition3. Knochen- und Bindegewebsinterposition4. Granulationsgewebe im Frakturspalt als Folge einer Infektion des koronalen Pulpaanteils.

Für die Prognose sei entscheidend, ob die Fraktur mit demSulkus oder der Mundhöhle in Verbindung stehe oder nicht. In80% der Fälle finde bei intraalveolären Frakturen ohne Verbin-dung zur Mundhöhle eine Heilung statt, wobei in solchen Fäl-len nicht diagnostizierte Wurzelfrakturen die beste Prognosehaben. Am Beispiel einer apikalen Querfraktur eines Unter -kieferfrontzahnes sollte primär nichts unternommen werden.Da dieser Umbauprozess dauert, wurde lediglich abgewartet.Die Verlaufskontrollen fanden nach sechs Wochen, sechs, elf,15 und 21 Monaten statt.Bei einer seltener vorkommenden Nekrose im apikalen Frag-ment muss dieses entfernt werden. Der Zahn selbst (koronalesFragment) bleibt erhalten. Da bei hälftigen Querfrakturen dieAttachment-Oberfläche annähernd gleich ist, könne sowohlder apikale als auch der koronale Wurzelanteil für sich stabilbleiben.Dr. Krastl wies eindrücklich darauf hin, das Heilungspotenzialder Natur niemals zu unterschätzen. So läge die Erfolgschan-ce zur Vitalerhaltung der Pulpa bei einer partiellen Pulpotomiebei 90%. Bei einer Querfraktur immerhin noch bei 80%. DieHeilung im Sinne einer Hartgewebsverbindung findet manimmer noch bei 30%. Hier wiederum komme der Schienungeine große Bedeutung zu. Bei Nachbarzähnen ohne Frakturkönne es zur Devitalisierung kommen, wenn die Pulpa apikalabreist. Für die Therapie sei ein biologisches Denken wesent-

liche Grundlage. Für die radiologischen Kontrollzeiten sei eine jeweilige Ver-dopplung der Beobachtungszeit ein guter Richtwert (3Wochen, 6 Wochen, 3 Monaten, 6 Monate, 12 Monate, 24Monate etc.). Dreidimensionale Diagnostik sei hier sehr wert-voll.Prof. Filippi unterteilt die Verletzungen in vier Klassen:I. Knochen (Proc. alv.)II. Weichgewebe, Lippen, GingivaIII. Pulpaabriss (Endo)IV. ParodontiumBei Frakturen des Proc. alveolaris erfolgt nach Wundreinigungeine Reposition der noch am Periost fixierten Fragmente, dadiese noch ernährt werden würden. Eine evtl. Nahtversorgungschließt sich an. An die bereits erwähnte Tetanus-Auffrischungsei hier erneut erinnert. Bei einer Dislokation > 1mm müsse apikal von Gefäßabrissenausgegangen werden, so dass zum Resorptionsschutz eineLedermix-Einlage indiziert ist.Prof. Filippi wies eindringlich darauf hin, dass eine Schienungnicht zur schnelleren Heilung des Parodonts führe und dahernur kurzzeitig indiziert ist. Sie diene lediglich dem Aspirations-schutz und dem erhöhten Patienten-Komfort. Die Schienungsollte passiv und flexibel sein und möglichst nur zwei bis maxi-mal vier Wochen andauern (Avulsion 2 Wochen, Kontusion 2-3 Wochen, Wurzelfraktur 6 Wochen). Zur Schienung eignensich entweder kieferorthopädischer Vierkantdraht oder diesogenannte TTS-Schiene (Titanium Trauma Splint System,Medartis – Basel). Letztgenannte hat sich im Handling sehrbewährt, da sie mit 0,2mm Schichtstärke plastisch wie Zinn -folie ist. Sie ist weich formbar, punktuell lichtfixierbar, einfachund schmelzschonend zu entfernen. Die Applikation des Ätz-gels erfolgt kleinflächig aufgrund der kurzen Verweildauer imMund. Anschließend wird das Ätzgel nur abgesaugt und dannvom PA-Spalt weggespült, da die Säure die Zellen im PA-Spaltabtötet ( cave: nicht „püstern“, Emphysemgefahr!!!). Zur adhä-siven Befestigung wird Tetric Evo Flow Bleach XL verwendet.Dabei ist es wichtig, zunächst die Okklusion zu prüfen. Eserfolgt ein Flowtropfen je Schienenraute und je Zahn. Das spätere Entfernen findet mit einer Walze und einem KFO-Debonder statt. Postoperativ wird der Patient instruiert, die nächsten 48 Stun-den von extraoral zu kühlen. Weder exzessives Spülen nochandere Manipulationen sind erlaubt. Weiche Ernährung undeine perfekte Mundhygiene sind unabdingbar. Als Hinweis fürEltern empfiehlt sich die App „Dental Trauma“. Eine geplanteApp für Zahnmediziner stehe ab Anfang 2013 zur Verfügung.Zur Schmerzmedikation sind Diclofenac oder Paracetamolindiziert. Bei einer Intrusion oder Avulsion wird für eine WocheTetrazyklin (antiresorptive Wirkung) verabreicht, wobei initialdie doppelte Erhaltungsdosis und dann die Erhaltungsdosisnach kg/KGW verabreicht werden sollte (Richtwerte: Kinder < 40kg 100mg initial, Folgetage 50mg, Kinder > 40kg 200mginitial, Folgetage 100mg). Zu beachten ist, dass aufgrund derGefahr von Zahnverfärbungen Tetrazykline erst ab Beginn derWechselgebiss-Phase gegeben werden sollten.

6 Berichte: 46. Jahrestagung 2012 in Hamburg „DIE FRONT IM FOKUS“

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Die Wundkontrolle erfolgt nach zwei Tagen, die Nahtent -fernung nach sieben Tagen, die Schienenentfernung nach zweibis drei Wochen , die definitive Wurzelfüllung nach drei bis vierWochen, wobei wie oben bereits erwähnt, unmittelbar nachSchienung eine Ledermix-Einlage zum Resorptionsschutzerfolgen muss. Der Patient wird angehalten, für eine Wochebegleitend mit CHX-Lösung zu spülen. Die Röntgenkontrollenerfolgen ebenfalls wie oben erwähnt.Als Sonderfall wurde zusätzlich die eingangs erwähnte Avulsionerörtert, da es hier zu einem vollständigen Abriss des Paro -donts und der Pulpa kommt. Der Zahn sollte am Unfallortsofort gesucht werden und schnell und zellschonend gelagertwerden. Dies gelinge am besten in einer Zahnrettungsbox. DerZahnarzt sollte sofort aufgesucht werden.Einer zu Grunde liegenden Studie seien die Zellen der Wurzel -oberfläche bei Lagerung in physiologischer Kochsalz-Lösunglediglich eine Stunde lebensfähig, bei kalter UHT-Milch ver-dopple sich die Lebensfähigkeit. In der Rettungsbox jedochüberleben die Zellen sogar 24 Stunden! Vor Replantation mussdie Alveole vorbereitet und inspiziert werden: Sie wird mit Hilfevon physiologischer Kochsalzlösung gespült. Das Koagulumwird absaugt. Die Replantation erfolgt ohne Druck. Bei primä-rer Nahtversorgung ist der Zahn zunächst nochmal für einehalbe Stunde in die Rettungsbox zu legen. Bei offenem Foramenapicale (> 2mm) wird unter Zugabe einer Kapsel NoResorb(1mg Tetrazyklin und 1mg Dexamethason – MedCem GmbH)die Rettungsbox vorsichtig hin und her geschüttelt. DieAnwendung von Schmelzmatrixproteinen ist nur dann empfeh-lenswert, wenn der avulsierte Zahn direkt binnen der erstenfünf bis maximal 20 Minuten in die Zahnrettungsbox gelegtwerden konnte. Nach Replantation wird der Zahn acht Wochenspäter kontrolliert.Ist das Foramen apicale kleiner als 2mm, so erfolgt zeitnah dieTrepanation mit Ledermixeinlage. Wird die Wurzelbehandlungunterlassen, ist die Resorption unumgänglich. Hierbei bietensich die intraorale WB-Technik unter Kofferdam nach Schie-nung an oder die extraorale mit einem transduktalen Stift vonretrograd und anschließender Replantation.Bei einer unphysiologischen Zahnrettung muss das dann toteDesmodont vollständig entfernt werden und die Oberflächeauf Hochglanz poliert werden, sonst drohe eine Infektion undResorption. Der replantierte Zahn wird dann ankylosieren unddaher nicht mitwachsen. Bei Dislokation komme eine Wurzelresorption generell sehrhäufig vor. Die Obliteration bei Dislokation führe zur Gelb -färbung des Zahnes. Zu unterscheiden seien zwei Formen derWurzelresorption: erstens die Ersatzgewebsresorption (re -place ment resorption, replacement remodeling, osseousreplacement) und zweitens die infektionsbedingte externeResorption (infection related resorption) bei ursächlicherPulpa nekrose und lateralem Austritt bakterieller Toxine. Radio-logisch sind ab der dritten Woche Resorptionslakunen sicht-bar. Zusammenfassend sei bei Dislokation von mehr als 1mm,Avulsion und Intrusion unmittelbar nach Schienung mit derWurzelbehandlung zu beginnen, um eine infektionsbedingteexterne Resorption zu vermeiden. Die Corticosteroide der

Ledermix-Einlage diffundieren über die Dentintubuli in dasParodont und unterdrücken zunächst nur die Enzündung. DieZementoblasten bieten Schutz vor dem Knochenumbau.Merke: eine bereits eingesetzte Resorption kann mit Hilfe einerKalziumhydroxid-Einlage gestoppt werden! Bei bereits ankylosierten Zähnen im noch unvollendeten verti-kalen Wachstum helfe folgende Kurzformel: 10cm VertikalesWachstum entsprechen 1-1,5mm Schneidekantendistanz. Umdie Schneidekanten-Differenz zum Wachstumsende vorherzu-sagen, addiere man die Größe des Vaters (cm) zur Größe derMutter (cm) plus 13cm. Bei einem Unterschied von 1mm seidies mit den Eltern zu diskutieren und ggf. die Extraktiondurchzuführen. Allerdings empfehle Prof. Filippi den Tochter-test („Würden Sie diese Therapie auch bei Ihrer eigenen Toch-ter durchführen lassen?“). Zu berücksichtigen sei neben demWunsch des Kindes und der elterlichen Weitsicht auch derfinanzielle Aspekt, sowie ein Abwägen von Nutzen und Risiko.Untersuchungen an Erwachsenen mit Frontzahnimplantatenim Alter von 25 Jahren wiesen immer noch Wachstumsschübeauf. Dies veranlasste Prof. Filippi dazu, eine Implantation erstab dem 35. Lebensjahr zu empfehlen und vorher mit einer Kle-bebrücke zu arbeiten. Hier könne bereits ab dem 14. Lebens-jahr der Zahn dekoroniert und anschließend an dieser Stellemit der Klebebrücke ersetzt werden. Alternativ sei ab demsiebten Lebensjahr die intentionelle Replantation möglich, beider ein Prämolar oder ein Milcheckzahn als Frontzahn trans-plantiert werden könne oder der zweite und dritte Molar imSeitenzahnbereich. Ab dem 10. Lebensjahr sei dann die Kie-ferorthopädie möglich. Erfolgt die intentionelle Replantationbereits mit Wurzel und unter Anwendung von Schmelzmatrix-proteinen, so ist ca. ein Jahr lang zu warten bevor mit der Kieferorthopädie begonnen werden kann. Als weitere Möglich-keiten wurden die intentionelle Resorption und die Socketpre-servation durch Dekoronation nach Wachtel und Hürzelerangesprochen. Abschließend widmete sich Dr. Krastl noch dem Thema post-traumatische Zahnverfärbung und deren Korrektur. Hierbeiunterschied er die direkte Trauma-Folge (z.B. Einblutung infol-ge einer pulpalen Ischämie etc.) von der indirekten (Autolysedurch Pulpanekrose, Obliteration, Wurzelresorption), gefolgtvon der Therapie induzierten (z.B. inadäquate Trepanation).Natriumperborat sei zum Bleichen weiterhin das Mittel derWahl, da es kostengünstig und sehr effektiv sei. Je nach Indi-kation kann es mit Wasser oder Wasserstoffperoxid (3% oder30%) angemischt werden. Bei der Walking-Bleach-Technikkönne eine Einlage, die nur mit Wasser angemischt würde, biszu vier Wochen im Zahn belassen werden. Hierbei sei beson-ders wichtig, alte und undichte Füllungen vorher zu entfernenund ca. 2mm unter der Schmelz-Zement-Grenze eine Unterfül-lung aus Phosphatzement oder Glasionomerzement zu legen.Alternativ sei ein Einzelzahn auch mit einer Tiefziehfolie undeinem Reservoir für ein externes Bleichgel gezielt zu erhellen. Abschließend sei an dieser Stelle Herrn Prof. Filippi und HerrnDr. Krastl für diesen hochkarätigen und sehr informativen Vor-kongress herzlichst gedankt.

NEUE GRUPPE NEWS / Heft 39 / Herbst 2013 7Berichte: 46. Jahrestagung 2012 in Hamburg

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Eröffnet wurde der Samstag von Jogi Kern, der über einigesehr interessante Möglichkeiten zur „Rekonstruktion devitalerZähne“ referierte.Der eindeutige Schwerpunkt in Kerns Vortrag war die Bedeu-tung des Lichttransports und in diesem Zusammenhang dieverschiedenen Möglichkeiten der Versorgung, um eine mög-lichst natürliche Ästhetik zu gewährleisten. Zu nennen wärenhier der Glasfaserstiftaufbau in Kombination mit einem voran-gegangenem internen Bleaching und der Versorgung durchEmpress Keramik, der gegossene hochgoldhaltige Stiftaufbausowie insbesondere der „ästhetische Stiftaufbau mit Metall-kern“.Bei Letztgenanntem, so Kern, wird der gekürzte Stift mit Opa-ker versehen um die Farbe des Stumpfes zu simulieren, mit E-Max-Keramik (opaker als Empress) aufgebaut um anschlie-ßend durch Malfarben eine möglichst perfekte Ästhetik zugestalten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich durch Malereiin der gingivalen Region und Bleaching sehr ansprechendeResultate erzielen lassen, was Kern durch einige sehr impo-sante Fallbeispiele unterstreichen konnte.

dass weniger die Materialauswahl als vielmehr die Hand -habung mit dem jeweiligen Material von Bedeutung ist. Umkonstant Erfolge zu erreichen, so Gebhard, sei eine engeZusammenarbeit zwischen Zahnarzt, Zahntechniker undPatient unerlässlich.Als Faustregel gilt grundsätzlich – je natürlicher der Restzahn-bestand, desto transluzenter kann gearbeitet werden (z.B. mitEmpress Keramik), ist der Zahn jedoch stark verfärbt, so mussopaker (z.B. E-Max Keramik oder Metallkeramik) gearbeitetwerden, um eine gleichmäßige Abdeckung zu erreichen undeine schöne Ästhetik herzustellen.Ein weiteres Kriterium, welches Gebhard sehr am Herzen liegt,ist der notwendige Platz der durch die Präparation zur Ver -fügung steht. Bei genügend Abstand sind die Möglichkeitendes Zahntechnikers wesentlich günstiger, um durch mehrereaufgetragene Keramikschichten eine möglichst hohe Licht -reflek tion und somit bessere Ästhetik zu ermöglichen.Um unser Ziel, die Patientenzufriedenheit, zu erreichen, sollteimmer abgewogen werden, zwischen dem was möglich unddem was finanziell realisierbar ist.

Materialauswahl beiFrontzahn rekonstruktionen(ZTM Walter Gebhard)

Gebhard präsentierte in einem durch diverse Fallbeispieleunterstütztem Vortrag die vielfältigen Möglichkeiten bei derFrontzahnrekonstruktion. Wobei er von Beginn an klarstellte,

8 Berichte: 46. Jahrestagung 2012 in Hamburg „DIE FRONT IM FOKUS“

Rekonstruktion devitaler Zähne(ZTM Jogi Kern)

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Den mehr als würdigen Abschluss dieses Kongresstages lieferte Prof. Maio durch seinen sehr lebhaften Vortrag mit demSchwerpunkt auf der Frage: „Was sollte der Unterschied zwischen Zahnarzt und Geschäftsmann sein?!“

Hierbei handelt es sich um den für Prof. Maio sehrwichtigen Unterschied zwischen „Heilkunst“ und„Erwerbskunst“. Die Gesundheit der Menschendarf somit niemals zur Ware werden und der Zahn-arzt sollte niemals seine wahre Aufgabe – das„ärztliche Handeln“ – welches auf einem Vertrau-ensverhältnis zum Patienten beruht und aus einerSelbstverständlichkeit heraus erfolgen sollte – ver-gessen.Die Zeit sollte nach wie vor das höchste Gut seinund dem Patientengespräch dienen, nicht vorran-gig der Aufklärung über MKV (Befunde, Diagnosen,Krank heiten – nicht Geld – sollten klar im Vorder-grund stehen).

Die fortschreitende Tendenz, so Prof. Maio, das Vertrauens-verhältnis durch ein Vertragsverhältnis zu ersetzen, müsse Ein-halt geboten werden – wieder zurück zur Vertrauensperson inWeiß.Bei aller Notwendigkeit des ärztlichen Handelns, bleibt jedoch,solange die Kassen sich nicht bewegen, die Frage offen wiedas Ganze zu bewerkstelligen ist?

NEUE GRUPPE NEWS / Heft 39 / Herbst 2013 9Berichte: 46. Jahrestagung 2012 in Hamburg

Hierbei nimmt Prof. Belserdie Ausformung des peri -implantären Gewebes, durchVerwendung eines schlankaus dem Implantat heraus -ragenden Provisoriums, vor.Das ganze nach Möglichkeitmit viel Abstand zum Nach-barn und speziell in der Frontsollten mehrere Implantatenebeneinander vermieden

werden um größere vertikale Verluste zu verhindern, welcheschwerwiegende Folgen für die rote Ästhetik hätten.Alles in allem eine unnachahmliche und sehr faszinierendePräsentation von Prof. Belser über die vielfältigen Möglich -keiten der Frontzahnrekonstruktion.

Rehabilitation der kompromit-tierten anterioren Dentition-Entscheidungs kriterien und aktuelle Therapiekonzepte(Prof. Dr. Urs C. Belser)

Der Hauptredner des Sonnabends, Prof. Belser, begann sei-nen Vortrag mit der Feststellung, dass in der modernen Zahn-medizin die konventionelle Kronen- und Brückenprothetikzunehmend der stark verbesserten Dentinadhäsion undImplantatprothetik weichen. Die Zielsetzung der Behandlung,wie möglichst gute Vorhersagbarkeit des Erfolges, geringesRestrisiko, minimalinvasives Arbeiten und Kosteneffizienz gel-ten dabei nach wie vor. Anhand vieler sehr beeindruckender Fallbeispiele (derer manin dieser Form gar nicht gerecht werden kann) zeigte Prof. Belser den Lauf der Zeit in der Zahnmedizin. Weg von denälteren Versorgungen mit umfangreichen Stiftaufbauten undverblockten Brücken, hin zu der heutigen vornehmlich adhäsivenVersorgung.Den auf die Mittagspause folgenden zweiten Teil seines Vor-trags widmete Prof. Belser vornehmlich der Versorgung durchImplantatprothetik. Nach abgeschlossener Befundung, Diagnostik und Planung,so Prof. Belser, halte er die Frühimplantation nach Abheilungdes Weichgewebes (4-8 Wochen) in Kombination mit Kontur-augmentation für den heutigen Goldstandard.

Der Zahnarzt als Geschäftsmann?Zu den ethischen Grenzenökonomischer Leitbilder in der Zahnmedizin (Prof. Dr. Giovanni Maio)

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Mit dem Titel „Periimplantäre Erkrankungen – Tsunami derZahnmedizin?“ wurde der Themennachmittag im Rahmen derFrühjahrstagung am Timmendorfer Strand durch den Modera-tor Dr. Gerd Körner (Bielefeld) eingeleitet. Aufgrund der Anzahl der jährlich gesetzten Implantate vonmehr als einer Millionen -Tendenz steigend- und der um Roos-Jansaker (2006) gezeigten Studienergebnisse zur Prävalenzperiimplantärer Erkrankungen bereitete Dr. Gerd Körner dieberechtigte Fragestellung für die folgenden Redner Dr. MarkusSchlee, Dr. Raphael Borchardt und Dr. Amelie Meyer- Bäumer auf und wies bildlich anhand von Patientenfällen aufdas zukünftige Ausmaß möglicher therapeutischer Problema-tiken hin.Die für das Verständnis notwendigen Grundlagen periimplan-tärer Erkrankungen präsentierte Dr. Amelie Meyer-Bäumer(Bielefeld) im ersten Vortrag des Nachmittags. Auf Basis derbereits 1994 von Albrektsson & Isidor beschriebenen Definitio-nen von Mukositis und Periimplantitis wurde zunächst die Prä-valenz dieser beiden Erkrankungsformen kontrovers diskutiert.Die von unterschiedlichen Autoren zwischen 60%-90%(Patientenebene) bzw. 30%-50% (Implantatebene) beschrie-bene Prävalenz der Mukositits liegt einer aktuell nur geringenDatenlage zugrunde. Ebenso kann die Prävalenz der Periim-plantitis zur Zeit nicht eindeutig festgelegt werden (laut Studien -lage zwischen 20%-50% auf Patientenebene und 10%-40%auf Implantatebene). Ursache für diese Differenzen ist unteranderem der international noch immer fehlende Konsens zurFestlegung einer klaren Definition der Periimplantitis mit festge-setzten Grenzwerten der einzelnen Parameter wie Sondierungs-tiefe oder Knochenverlust. So musste die Kernfrage des Themen-komplexes – Tsunami ja oder nein? – bis auf weiteres zumin-dest aus wissenschaftlicher Sicht unbeantwortet bleiben.Nach Darlegung möglicher diagnostischer Maßnahmen zurErkennung einer periimplantären Erkrankung und deren zwin-genden notwendigen Erhebung in der täglichen Praxis, wur-den Histologie und Pathogenese der periimplantären Erkran-kungen dargestellt und Gemeinsamkeiten sowie Unterschiedean Implantat und Zahn bzw. Mukositis/Periimplantitis und Gin-givitis/Parodonitits diskutiert. Als Überleitung zu den folgenden zwei Vorträgen stellte Dr.

Amelie Meyer-Bäumer einen kurzen Überblick über die aktuellvorliegenden Therapiemaßnahmen (nicht-chirurgische Therapie,chirurgische Therapie, Explantation) vor, so u.a. das BernerKonzept „AKUT“ (auffangende kumulative unterstützendeTherapie) zur Behandlung periimplantärer Erkrankungen (Lang& Mombelli 1992, s.Abb.1).

Der folgende Vortrag von Dr. Markus Schlee (Forchheim)beleuchtete die möglichen nicht-chirurgischen und chirurgi-schen Therapieoptionen periimplantärer Erkrankungen: u.a.Reinigung mittels steriler Kochsalzlösung, Bearbeitung derImplantatoberflächen mittels Karbonküretten, Luft-Pulver-strahl-Geräten oder Laser, adjuvante Antibiotika-Gabe(lokal/systemisch). Problem dieser zur Zeit angewandten the-rapeutischen Verfahren sei, dass keines in der Lage ist, diezerklüfteten Oberflächen von Implantaten wirklich zu säubernund somit das Ziel einer Re-osseointegration nicht ermögli-chen zu können. Als zukunftsweisend stellte Dr. Markus Schlee das Verfahren„GalvoSurg“ zur Oberflächenreinigung vor. Erste in-vitro-Ergebnisse des von Dr. Urs Brodbeck, Holger Zipprich und ihmentwickelten Verfahrens zeigen hervorragende Resultatebezüglich der Reinigung von Implantatoberflächen. WeitereStudien zu diesem Verfahren sind geplant und werden bereitsdurchgeführt, um diese Therapieoption voranzutreiben.Ob es sich bei periimplantären Erkrankungen um einen künfti-gen Tsunami handelt, beantwortete Dr. Markus Schlee miteinem klaren Nein. Er sehe die Ursache für die vielen Erkran-kungsfälle vor allem in der „Zementitis“ und der von ihm sobezeichneten „Muskelzug-itis“, demnach als iatrogen hervor-gerufen und somit vermeidbar.

Den Abschluss des Themenkomplexes bildete der Vortrag vonDr. Raphael Borchardt (Münster), der sich nach dem Motto„Wenn das Kind erst in den Brunnen gefallen ist, ist es schwer,es wieder herauszuholen“ der Prävention von periimplantärenErkrankungen widmete. Dabei setzte er die Schwerpunkte aufdie Identifizierung von Risikofaktoren wie Mundhygiene, Rau-chen, Zementitis sowie einer ausreichend breiten keratinisier-ten Gingiva.

10 Berichte: Frühjahrstagung 2013: Periimplantäre Erkrankungen – Tsunami der Zahnmedizin?

Periimplantäre Erkrankungen – Tsunami der Zahnmedizin?Frühjahrstagung 2013 am Timmendorfer Strand

DR. AMELIE MEYER-BÄUMER, M.SC.

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Auf den hohen Stellenwert eines funktionierenden Mundhygie-ne-Konzepts in der eigenen Praxis sowohl vor als auch nachImplantation legte Dr. Raphael Borchardt in seiner Präsentati-on besonderen Wert. Daneben sollte aufgrund des 4-facherhöhten Risikos für die Entstehung einer Periimplantitis durchRauchen auch eine Rauchentwöhnung oder zumindestRauchreduktion Ziel vor jeder Implantation sein. Der „Zementitis“ – in einer Studie von Wilson 2009 als Haupt-faktor für Periimplantitis beschrieben – sollte durch Verschrau-bung oder Einbringen von individualisierten Abutments mit imkontrollierbaren Bereich liegenden Rändern entgegengewirktwerden. Für eine erhöhte Resistenz gegenüber bakteriellerBesiedlung plädierte Dr. Raphael Borchardt aufgrund seinerpraktischen Erfahrung für eine ausreichende Breite an keratini-sierter Gingiva, auch wenn die wissenschaftliche Datenlagesich diesbezüglich nicht eindeutig darstellt. Als ein weiteres präventives Vorgehen empfiehlt Dr. RaphaelBorchardt ein rechtzeitiges Behandeln einer auftretendenMukositis am Implantat mittels Luft-Pulverstrahl-Geräten undGlycin bzw. mittels Schallscalern mit Silikonaufsätzen.

Die im Anschluss an die Vorträge stattgefundene äußerstspannende Diskussion unter der Leitung von Dr. Gerd Körnerspiegelte das hohe Interesse an diesem Themenkomplex wie-der. Kernpunkte der Diskussion stellten diagnostische Maß-nahmen, Möglichkeiten der korrektiven Therapie, Zeitpunktund Indikation für eine Explantation sowie präventive Strate-gien zur Vermeidung einer Periimplantitis dar. Ein von allen alsrundum spannender und gelungener empfundener Nachmit-tag fand auf der Hotelterrasse mit einem herrlichen Blick überdie Ostsee seinen Ausklang.

VON CHRISTIAN RUPP

Die Themen dieser zwei Tage in Kempten waren:

- Faktoren der periimplantären Weich-und Hartgewebe -stabilität

- Chirurgische und prothetische Konzepte für optimierteWeich-und Hartgewebsintegration

- Komplikationen und Komplikationsmanagement –welche Technik funktioniert bei Problemen nachHartgewebs augmentation

Begonnen wurde mit der Frage nach den Gründen für eineLang zeitstabilität um Implantate und welche chirurgischen, aberauch prothetischen Konzepte langfristig erfolgreich sind.

Als erster Patienten Fall wurde eine 24 jährige Frau vorgestellt,die Implantate mit 19 Jahren bekommen hatte in regio 12 und22 mit leichten Rezessionen an beiden Implantaten und graudurchschimmernden Implantatschultern.

Der Hauptfehler liegt hier und nach einer retrospektiven Studiean 42 Einzelzahnimplantaten in der falschen 3 D-Implantatpo-sition.Implantate mit einer bukkalen Schulterposition gegen-über Implantaten mit lingualer Positionierung weisen eine drei-fach höhere Weichgewebsrezession auf. Die Implantatpositionder Implantatschulter sollte mindestens 1 mm hinter dergedachten Tangente der beiden Nachbarzähne rechts undlinks der Schaltlücke liegen, um eine zu weite bukkale Positio-nierung zu vermeiden.

Die Implantation in der Front sollte palatinal orientiert sein,wobei die Pilotbohrung mit einem Rosenbohrer statt demsystemeigenen Pilotbohrer sinnvoll sein kann, um eine zuweite bukkale Position durch Ausweichens des Bohrers zuvermeiden. Ein vom Referent entwickeltes 3-D-Hülsensystemkann hier behilflich sein die ideale Implantatposition zu finden.Die mesiodistale Abmessung definiert den Durchmesser, nichtdie sagittale.Der interimplantäre Abstand sollte mind. 3mm betragen Derknöcherne Abstand zum Nachbarzahn mindestens 2 mmbetragen, um Knochenverlust zu vermeiden.

NEUE GRUPPE NEWS / Heft 39 / Herbst 2013 11Kursberichte: Dr. Gerd Iglhaut

(Abb. 1: „AKUT“ aus „Clinical Periodontology and Implant Dentistry“2008, Editors N.P.Lang & J.Lindhe)

Innovatives und minimal -invasives Weich- und Hart-gewebsmanagement Die Neue Gruppe bei Dr. Gerd Iglhaut am 6. und 7. Juni 2013

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Der Implantatdurchmesser sollte in der Front eher bei 3,8 mmliegen, wobei der Referent in seiner Praxis 4, 1 mm nicht über-schreitet für Implantate in der Front. Im Seitenzahnbereichwerden keine größeren Durchmesser als 5 mm verwandt. Das Bone Remodelling nach J. Herrmann maßgeblich ab vonder Vertikalposition der Oberflächengrenze glatt/rauh und desMikrospalts. daher sollte die Oberflächengrenze nahe desKnochenrandes, der Mikrospalt mehr als 1 mm oberhalb deskrestalen Knochens liegen.

Uli Grunders Konzept bei zweizeitiges Vorgehen mit einemvestibulären Knochenaufbau von mindestens 2 mm vor derImplantatschulter bei einem mit Bindegewebstransplantat ver-dicktem Weichgewebe zeigt auch nach Jahren Stabilität. NachExtraktion wird nach circa acht Wochen implantiert und aug-mentiert. Ursprünglich mit einer titanverstärkter Goremembran,die nicht mehr auf dem Markt ist und sehr techniksensibel warmit teils hohen Expositionsraten von mehr als 30%.Der dünne gingivale MorphotypA wird durch das Bindegewebs -transplantat zum dickeren, stabileren Typ B verändert. Vergli-chen mit dem dicken Morphotyp B zeigt der dünne Typ A. lautPark et al. nach einem Jahr unter Funktion mehr Rezessionen.Das Ziel ist die Schaffung von mehr als 1 mm dicker Mucosa,die mehr als 2 mm keratinisiert ist.Ein dicker Biotyp zeigt weniger Rezessionen.

Eine Sofortimplantation wird von Uli Grunder wegen der erhöh-ten Komplikationsrate nicht durchgeführt, da das Rezessions -risiko ihm zu hoch ist. Die verzögerte Sofortimplantation mitGBR minimiert Hart-und Weichgewebsverluste.Ein nach vestibulär resultierender Knochenspalt wird immermit Fremdmaterial (Bio-Oss) aufgefüllt, um Resorptionsschutzzu bieten. Die „jumping distance“ wird von Botticelli als bis1,5mm breiter Spalt beschrieben, der innerhalb von vier Mona-ten zwischen Implantat und bukkaler Knochenlamelle vollstän-dig mit Knochen geschlossen wird. Zu beachten ist, daß lautHuynh-Ba et al 87% der bukkalen Wände kleiner als 1 mmsind. Hartgewebsverluste können zu erheblichen ästhetischenProblemen führen. Laut Araujo zeigte die Spaltfüllung mit Bio-Oss Collagen stabilere Knochenverhältnisse als bei der Kon-trollgruppe ohne Verwendung von bovinem Material.

Auf eine mögliche horizontalen Atrophie von 50% nach einemJahr des Kieferkammes nach Extraktion wurde hingewiesen,wenn kein Resorptionsschutz eingebracht wird (Schropp et al.2000). 2/3 der Atrophie findet in den ersten 3-6 Monaten statt.

Nach Defekttypen unterschieden empfiehlt G. Iglhaut folgen-des Vorgehen in der Ästhetikregion nach der Einteilung nachFeher, A, Schärer P. et al:

Klasse 0 Defekt:- Intakter Alveolarkamm mit geringem horizontalem Verlust(kleiner 30%)

Klasse I Defekt:- Intakte Alveole: Sofortimplantation möglich oder zweizeitignach 8 Wochen- Offene Einheilung bei Sofortimplantation – bei Morphotyp Ageschlossene Einheilung mit Bindegewebstransplantat oderbei Freilegung Verdickung mit Rollappen- Interimsprothese während der Op-Phase, nach Abschwel-lung ggf. Klebebrücke

Klasse II Defekt:- Alveole vorhanden, aber kurze (1-3mm) bukkale alveoläreDehiszenz.- Verzögerte Sofortimplantation nach 8 Wochen- Ridge Preservation/GBR

Klasse III Defekt:- Bukkale alveoläre Dehiszenz.größer als 3mm- Osteoplastisches Procedere für Kammaugmentation (GBR)

Klasse IV Defekt:- Ausgeprägte transversale alveoläre Knochendefekte ohnevertikale Komponente- 2-phasige Implantation nach Augmentation mit Schaffungeines Klasse 0 Defektes durch Augmentation (K.-block,Schalentechnik)

Klasse V Defekt:- Ausgeprägte transversale alveoläre Knochendefekte mitvertikaler Komponente- 2-phasiges Vorgehen- K:-block, Schalentechnik, Distraktionsosteogene, Verwendung von extraoralem Knochen aus der Hüfte

Sehr sichere augmentative Ergebnisse erzielt man mit derSchalentechnik nach Khoury, die allerdings technisch aufwen-dig ist und eine Entnahmestelle retromolar voraussetzt.

Zur Vereinfachung stellt G. Iglhaut die Sonic Weld Rx – Schalentechnik mit resorbierbaren, unterschiedlich geformtenMembranen und Pins aus Polylactid zur Befestigung vor, diemittels Ultraschallaktivierung eine dreidimensionale Primär -stabilität ermöglicht. Eine Zweitoperation ist nicht notwendig.(http://www.klsmartin.com/produkte/dental/sonicweld-rxR-dental/das-verfahren). Das Polylactid wird in Kohlendioxid undWasser aufgelöst, das ausgeschieden und rückstandsfrei ab -gebaut wird.

Für die bukkale Augmentation verwendet er Alveolar Protekto-ren als bukkales Schild mit entsprechender Auffüllung mitEigenknochen/Bio-Oss beim Einzelzahnimplantat.Die Membranen können im Wasserbard erwärmt und vorge-formt werden. Am Schweinekiefer bestand die Möglichkeit derÜbung, die auch notwendig ist, um die Möglichkeiten entspre-chend umzusetzen.

Wichtig bei sämtlichen Augmentationen ist die spannungs-

12 Kursberichte: Innovatives und minimalinvasives Weich- und Hartgewebsmanagement

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freie, passive Adaptation des Lappens. Das Lappenmanage-ment sollte gleich zu Anfang beginnen. Die Nahtfixation erfolgtmit tiefen Matrazen- und Einzelknopfnähten.

Mittels der vorgestellten Gewebeexpandern kann Raumgeschaffen werden, indem nach Tunnelierung des Weichgewe-bes, Einbringung einer Membran zur Vermeidung von Perfora-tionen der Expander eingebracht und mittels Titannagel fixiertwird. Innerhalb von 6 Wochen quillt dieser auf das 6 fache,worauf er entfernt wird. 4 verschiedene Größen sind erhältlichDie Augmentation sollte dann mit einem Gemisch aus Eigen-knochen und Bio-Oss erfolgen. Ausheilungszeit 6 Monate mitfolgender Implantation.

Perioperativ wird meist antibiotisch mit Amoxycillin abgedecktbei Augmentationen, postoperativ kein Cortison appliziert. AlsAnalgetikum erhalten Frauen 90 mg Arcoxia, Männer 120 mg. Zur Ruhigstellung verwendet er Fixomull stretch oder KlinikTape für 3-5 Tage, womit deutliche geringe postoperativeSchwellungen resultieren, auch dadurch das sich die Patientendamit idealerweise 3-5 Tage ruhig verhalten.

Bei Freilegung wurden die Palacci- und Grunder-Technik, alsInlay-Graft und das BGT zur Schaffung ausreichend keratini-sierte Mucosa an Beispielen gezeigt.

Das von G. Iglhaut bevorzugt verwandte Implantatsystem vonBioHorizon mit seinen Laser-Lok Mirkorillen wurde vorgestellt.Diese Oberflächenbehandlung soll eine verbessertes Attach-ment um das Abutment ermöglichen. Laut einer multizentri-schen prospektiven Studie ein Knochenverlust von 0,59 mmgegenüber von 1,94 mm daraus resultieren.Er bevorzugt beim Einzelzahnersatz das Vorgehen one Abut-ment/one time, d. h. nach Abformung intraoperativ mittelseines Schlüssel aus z. B. Luxatemp, zur Definierung derImplantatposition, Umsetzung auf das Meistermodell. Wäh-

rend der Einheilungszeit wird das definitive Zirkonabutmenthergestellt meist mit der definitiven Krone, ggf. aber auch miteiner Interimskrone. Durch das Entfallen des Tausches vonGingivaformer und Abutmentwechsel ist die Traumatisierungdes Weichgewebes reduziert mit der Vorstellung des reduzier-ten Knochenverlustes im Rahmen des Remodellings.

KomplikationsmanagementZiel nach Augmentation Bakterien über mind. 4 Wochen abzu-halten.Der Schaden nach Komplikationen nach mehr als 4 Wochenist deutlich geringer laut Prof. Becker

Was tun bei Dehiszenzen über Kollagenmembranen?Ozon + CHXAbdeckung mit Doxycyclin/Vasiline-Streifen, spätestens nach5 Tagen zu wechseln

3 dimensionale Aufbauten sollten immer zweizeitig erfolgen

Quintessenz des SeminaresVermeidung von Gewebeverlusten nach Extraktion zur Socketund Ridge PreservationVerbesserung des Biotyps durch Konversations mittels BGTImplantatposition und – design sind Schlüsselfaktoren für dieImplantatästhetikDas residuale Knochenangebot bestimmt das chirurgischeVorgehenKombinierte Weichgewebstransplantate ermöglichen minimal -invasive Hart- und WeichgewebsaugmentationenMehrzeitiges Vorgehen erhöht die Vorhersehbarkeit der Ergeb-nisse in der ästhetischen Zone ebenso wie im Seitenzahn -bereich.Nach zwei interessanten Tagen verabschiedeten sich alle Teil-nehmer freundschaftlich beim Referenten und dem gesamtenTeam und dankten für die gelungene Fortbildungsveranstaltung.

NEUE GRUPPE NEWS / Heft 39 / Herbst 2013 13Kursberichte: Dr. Gerd Iglhaut

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Inhalte dieses Artikels wurden in folgender Originalarbeit in Teilen veröffentlicht:de Stavola L. & Tunkel J. A New Approach for Regenerated AutogenousBone Volume Maintenance by a Delayed Relining with Xenograft andResorbable Membrane. International Journal of Oral and MaxillofacialImplants: accepted for publication.

ZusammenfassungZahnverlust aufgrund parodontaler Probleme führt in der Regelzu einem Verlust knöcherner Strukturen, der eine Implantationin prothetisch korrekter Position einschränken kann. Die Mög-lichkeiten der autologen Knochenblockaugmentation und derGesteuerten Geweberegeneration lassen sich kombinierenund somit die Vorteile dieser verstärken und die Nachteileminimieren, bzw. beseitigen. Anhand eines Fallberichts solldas augmentative Relining bei ausgeprägten Knochendefek-ten dargestellt werden.

IndizesKnochenblockaugmentation, Schalentechnik, Implantat, Relining, Knochenersatzmaterial

EinleitungPatienten, die Ihre Zähne aufgrund einer Parodontalerkran-kung verlieren, weisen in der Regel einen ausgeprägten Verlustdes alveolären Knochens auf. Diese kompromittierte Knochen-situation erschwert erheblich die Insertion des Implantates.Unzureichende Augmentationsmaßnahmen vor Insertion derImplantate führen nicht nur zu einer prothetischen Fehlpositio-nierung der Schraube, sondern führen bei unzureichenderKnochenqualität ebenso zu erhöhten Implantatverlusten. DieInsertion eines Implantats bedarf daher mehr oder wenigeraufwändiger Wiederherstellung knöcherner Strukturen 12. Als Therapieverfahren zur Augmentation haben sich Knochen-blocktransplantationen oder die Gesteuerte Knochenregene-ration als vorhersagbar und erfolgreich in der dentalen Implan-tologie bewährt 18. Bei der sogenannten 3D-Rekonstruktionoder Schalentechnik handelt es sich um eine besondere Formder autologen Knochenrekonstruktion. Mittels dünner kortika-ler Knochenblöcke werden zunächst die Konturen des Alveo-larkamms wieder hergestellt und anschließend die entstande-

nen Spalträume mit autologen Knochenspänen gefüllt 11, 12.Hierbei lassen sich aufgrund einer beschleunigten Vaskularisa-tion und Regeneration die Resorptionsprozesse auf das Trans-plantat beschränken, so dass die Kieferkammkontur vorher-sagbar wieder hergestellt werden kann bei einer Resorptions-rate von unter 10% 8, 9, 14, 15.Dennoch bleibt ein Nachteil autologer Knochentransplantatedie Resorption eines Teiles des augmentierten Knochens6, 10,22. Klinische und experimentelle Studien konnten zeigen, dassungeschützter autologer Knochen einer Resorption unterliegt,die durch Applikation von e-PTFE Membranen minimiert wer-den kann.1-5, 21, 22. Da die Verwendung nicht-resorbierbarerMembranen mit komplexeren Operationsverfahren und einemerhöhten Komplikationsrisiko assoziiert ist 18, wurde von eini-gen Autoren die Verwendung resorbierbarer Kollagenmembra-nen kombiniert mit xenogen, bovinen Knochentransplantatenvorgeschlagen, um die Resorption zu verhindern 7, 13, 16, 20.Die Applikation von Kollagenmembranen reduziert die Kompli-kationsrate gegenüber nicht-resorbierbaren Membranen, aberdie Inzidenz von unerwünschten Ereignissen liegt weiterhin beica. 10% 7, 20. Zudem wird das bovine Knochenersatzmaterial,wenn es simultan zu einer Blockaugmentation appliziert wird,nicht knöchern integriert, sondern in einem Großteil der Fällenur bindegewebig eingeschieden 7, 20. Dies würde bedeuten,dass eine postimplantologische Resorption eintreten könnte,die nach der Entfernung von Membranen gezeigt wurde undden Nutzen einer zusätzlichen Membranapplikation fast voll-ständig aufzehrt 17.Der vorliegende Fallberichte stellt eine Kombination bewährterAugmentationsverfahren im sogenannten „augmentativenRelining“ dar. Hierbei soll die der Stabilisierung autologer Kno-chentransplantate durch die zweizeitige Applikation einesbovinen Knochenersatzmaterials sichergestellt werden.

14 Augmentation im parodontal geschädigten Gebiss

Augmentation im parodontal geschädigtenGebiss – Falldarstellung eines neuen Verfahrenzur Sicherung des ImplantaterfolgesTUNKEL, JOCHEN1 & DE STAVOLA, LUCA2

1) Privatpraxis in Bad Oeynhausen und Poliklinik für Parodontologie, Universitätsklinikum Münster2) Privatpraxis in Padua, Italien und Poliklinik für Parodontologie und Implantologie, Universitätsklinikum Padua

Dr. Jochen TunkelTUNKEL & TUNKEL FACHZAHNARZTPRAXISKönigstraße 1932545 Bad OeynhausenTel. 05731-28822Fax 05731-260898Email: [email protected]

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Fallbericht 1:

Abb. 1: Ausgangsituation einer Patientin, die Ihre Implantate im linkenOberkiefer aufgrund einer fortgeschrit-tenen Periimplantitis verloren hatte.Eine deutliche Atrophie des Kiefers isterkennbar.

NEUE GRUPPE NEWS / Heft 39 / Herbst 2013 15Augmentation im parodontal geschädigten Gebiss

Abb. 2: klinische Situation nach Eröffnung des Wundgebietes. Einedeutliche horizontale und partiell vertikale Atrophie des Kieferkamms isterkennbar. Eine sofortige Insertion derImplantate ist nicht möglich.

Abb. 3: Mittels der Schalentechniknach Khoury 12 wird der Alveolar -fortsatz in seinen Dimensionen ohneÜberkorrektur wiederhergestellt. Hierzuwerden dünne Knochenplatten buccalund palatinal mit Mini-Osteosynthese-schrauben (Microscrew®, Fa. Stoma)fixiert.

Abb. 4: Anschließend werden dieSpalt raume durch autologe Knochen-späne, die bei der Ausdünnung derKnochenplatten gewonnen werden,aufgefüllt.

Abb. 5: 4 Monate nach der Augmen-tation erfolgt die Insertion der Implan-tate. Nach Eröffnung zeigt sich einenur geringfügige Resorption des auf-gebauten Knochens, was anhand derPosition der Schraubenköpfe zumKnochen sichtbar wird. Auffällig istdie gute Durchblutung des Augmenta-tionsbereiches.

Abb. 6: Insertion von 4 Bone LevelImplantaten® (Fa. Straumann). DieInsertion in der horizontal und vertikalkorrekten Position ist problemlosmöglich.

Abb. 7: „Augmentatives Relining“ imFrontzahnbereich durch die Applika -tion von bovinem Knochenersatz -material (BioOss®, Fa. Geistlich) undresobierbarer Kollagenmembran(Cytoplast Kollagen, Fa. Cytoplast).Durch die zweizeitige Augmentation in regio 13-23 wird eine postoperativeResorption verhindert, zudem entstehteine Weichgewebsstütze für eine opti-male Ästhetik im Frontzahnbereich.Die zweizeitige Applikation des Materials ermöglicht eine knöcherne Einheilung des Augmentats.

Abb. 8: Die Kollagenmembran wird mitresorbierbaren Nähten fixiert. Somit isteine Entfernung von Osteosynthese -material bei der Freilegung nicht notwendig.

Abb. 9: Klinische Situation vor der Freilegung der Implantate. Aufgrundder augmentativen Maßnahmen fehltfixierte und keratinisierte Gingiva.

Page 16: NEUE GRUPPE NEWS - Heft 39 - Herbst 2013

Abb. 10: Präparation eines apikal verschobenen Mukosalappens zur Gewinnung fixierter und keratinisierterGingiva19. Der augmentierte Knochenwird bei diesem Verfahren nicht voll-ständig freigelegt.

Abb. 11: Nach buccaler Fixierung desLappens werden zusätzliche FreieSchleimhauttransplantate zum Aufbaudes Bereiches der Brückenglieder interimplantär eingebracht.

Abb. 12a & b: Klinische Situation 1Jahr nach prothetischer Versorgung.Aufgrund der Therapie konnte einegute vertikale Relation zwischenImplantaten und natürlichen Zähnenbei einem harmonischen mukogingi -valen Komplex ausgebildet werden.

Abb. 13: Orthopantomogramm zu Beginn der Behandlung.

Abb. 14: Postoperative Röntgenkontrolle nach Augmentation im linken Ober -kiefer. Die Knochenblockentnahme ist im linken Unterkiefer retromolar zu sehen.Insgesamt wurden 5 Knochenplatten mit 10 Osteosyntheseschrauben fixiert.

Abb. 15: Röntgenbild nach Implantation von 4 Implantaten Durchmesser 4,1 &4,8 mm, Länge 12 & 14 mm. Die vertikale Relation der Implantate stimmt mitdem Attachmentniveau der Nachbarzähne überein.

Abb. 16: Röntgenbild ein Jahr nach prothetischer Versorgung. Die Implantatezeigen so gut wie keinen Verlust des krestalen Knochenniveaus.

16 Augmentation im parodontal geschädigten Gebiss

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Beurteilung:Der augmentative Ansatz dieses Falles nutzt die Kombinationzweier Augmentationsverfahren um das Risiko für Komplika-tionen zu vermindern, die Stabilität des aufgebauten Kno-chens aber zu erhöhen. Zu diesem Zweck wird zunächst derKieferkamm mittels autologen Knochenblöcken in der Scha-lentechnik aufgebaut. Hierbei handelt es sich um ein Verfah-ren, das eine geringere Komplikationsrate aufweist, als wennsimultan eine Membran über den autologen Knochenblöckenappliziert wird 1, 6, 7, 20. Durch Verwendung der Schalentech-nik kann die Knochenresorption zwischen Augmentation undImplantation auf 5,2% deutlich gegenüber Vollblock-Augmen-tationsverfahren gesenkt werden 6-8, 22. Zudem wird derauch im weiteren Heilungsverlauf auftretende Knochenverlustvon bis zu 35% durch die nachfolgende Überaugmentationvon bovinem Ersatzmaterial und resorbierbarer Membran nichtnur reduziert, sondern ein Knochengewinn von 17% verglichenmit dem Volumen direkt nach Augmentation erreicht8, 22.Dabei werden die bovinen Partikel nicht wie bei direkter Appli-kation von Ersatzmaterial beim Knochenaufbau weichgewebiginkorporiert, sondern aufgrund des zweizeitigen Verfahrensknöchern integriert7, 8, 20. Hierbei ist von einer besserenLangzeitstabilität und aufgrund der guten Knochenstütze auchvon einer besseren Ästhetik auszugehen.

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NEUE GRUPPE NEWS / Heft 39 / Herbst 2013 17Augmentation im parodontal geschädigten Gebiss

Page 18: NEUE GRUPPE NEWS - Heft 39 - Herbst 2013

Zahntrauma: Apexifikation mitMineral Trioxide

AggregateMARTIN BRÜSEHABER

Zahntraumen ziehen häufig komplexe Verletzungen nach sich,wobei Zahngewebe (Schmelz, Dentin, Pulpa) und zahntragen-de Gewebe (Kieferknochen, parodontales Ligament, Gingiva)unabhängig voneinander oder miteinander kombiniert betrof-fen sein können. Zum überwiegenden Teil kommt es zu Frak-turen der Zahnkrone, ggf. unter Einbeziehung von Dentin undPulpagewebe, und zu geringfügigeren Dislokationsverletzun-gen wie Konkussionen und Lockerungen1. Eine häufig auseinem Zahntrauma resultierende Spätfolge stellt die Nekroseder Pulpa dar. Ein hoher Anteil der verletzten Zähne weistdabei eine unvollständig entwickelte Zahnwurzel auf2. InAbhängigkeit vom Entwicklungsstadium sind unvollständigausgebildete Zahnwurzeln durch sehr dünne Dentinwände undweit offene Foramina gekennzeichnet. Die Voraussetzungenfür erfolgreiche endodontische Behandlungen betroffenerZähne sind wegen der anatomischen Bedingungen der unvoll-ständig ausgebildeten Zahnwurzeln ungünstig3. Sowohl dievollständige Entfernung nekrotischer Gewebeanteile aus demWurzelkanalsystem als auch eine dichte dreidimensionaleObturation desselben ist sehr erschwert. Um die ungünstigen Behandlungsbedingungen kontrollierenzu können, wird traditionell mit Wurzelkanaleinlagen aus Kalziumhydroxid die Bildung einer apikalen Hartgewebs -brücke angeregt4,5. Der starke antibakterielle Effekt und dieguten Gewebe auflösenden Eigenschaften des Kalziumhydro-xids unterstützen die Desinfektion und die Reinigung des Wur-zelkanalsystems6. Das Kalziumhydroxid induziert zementähnli-che Ablagerungen im Bereich des Apex, welche jedoch oftirregulär ausgebildet und von Inseln aus Weichgewebe durch-setzt sind7. In Abhängigkeit von der Größe des Foramens undder periapikalen Läsion kann nach 6 bis 54 Monate mit einervollständig ausgebildeten Hartgewebsbrücke gerechnet werden, welche ausreichend stabil ist, einen Verschluss derWurzel kanals mit Guttapercha und Sealer ermöglichen6,8. Esist es mit einer Prognose von mehr als 90% möglich, durch dielangfristige Behandlung mit Kalziumhydroxid das Ausheileneiner apikalen Läsion zu erzielen6. Der größte Nachteil dieserTherapie besteht in den über Monate zu tragenden und wie-derholt zu wechselnden medikamentösen Einlagen, welcheeine zeitnahe definitive Versorgung der Zähne verhindern undeine gute Patientencompliance voraussetzen. Das Risiko einesZahnverlustes aufgrund einer Fraktur beträgt mehr als 20%und hängt sehr stark vom Entwicklungsstadium des Zahnsab6. Kalziumhydroxid bewirkt, insbesondere wenn es über

einen längeren Zeitraum eingesetzt wird, einen zusätzlichenAnstieg der Frakturanfälligkeit des Dentins (Abb.1). Es löst,ähnlich wie Natriumhypochlorit, die organische Dentinstrukturauf9,10 und schwächt somit insbesondere dünne, unvollständigentwickelte Zahnwurzeln besonders stark.Um die Nachteile des Einsatzes von Kalziumhydroxid zuumgehen, wird Mineral Trioxid Aggregat (MTA) für den apika-len Verschluss unvollständig ausgebildeter Wurzelkanäle emp-fohlen11. MTA ist ein modifizierter Portlandzement, welcher mitWasser zu einem kolloiden Gel vermischt wird und auch unterAnwesenheit von Feuchtigkeit oder Blut nach etwa 3 Stundenaushärtet12,13. Es weist eine gute Biokompatibilität auf14 undinduziert, ähnlich wie Kalziumhydroxid, die Ablagerung vonHartgewebe15. Das Material lagert sich gut an Dentin an undgewährleistet auf diese Weise eine gute Abdichtung von Wur-zelkanälen12,13. Außerdem scheint MTA im Vergleich mit Kalzi-umhydroxid weniger negative Auswirkungen auf die Beschaf-fenheit des Dentins aufzuweisen16. Endodontische Behandlungen traumatisierter Zähne solltenunter Kofferdamisolierung und wenn möglich, unter perma-nenter Sichtkontrolle durch ein OP-Mikroskop vorgenommenwerden. Obwohl die periapikale Region in vielen Fällen direktüber das Mikroskop visualisierbar ist (Abb.2), sollte eine Absi-cherung der Arbeitslänge durch eine Kontrast-Röntgenaufnah-me mit einem eingebrachten Guttaperchastift oder Instrumenterfolgen (Abb.3). Dies ist insbesondere in den Fällen erforder-lich, in denen die endometrische Längenbestimmung keinzuverlässiges Ergebnis ergibt. Die mechanische Aufbereitungder Kanalsysteme beschränkt sich im Wesentlichen auf dasAnlegen der Zugangskavitäten und erfolgt unter weitestgehen-der Schonung der dünnen Dentinwände. Die chemische Auf-bereitung des Wurzelkanalsystems wird mit 5%iger Natrium-hypochloritlösung vorgenommen, welche mit Ultraschall akti-viert wird. Die Konzentration der Desinfektionslösung kannden klinischen Bedingungen angepasst und bei Bedarf redu-ziert werden. Medikamentöse Einlagen erfolgen in der Regelunter Einsatz von Kalziumhydroxid. MTA wird in einer ca. 3-5Millimeter dicken Schicht mit einer Einbringhilfe (Micro-ApicalPlacement System, Dentsply Maillefer, Ballaigues, Schweiz) inmehreren Einzelschritten eingebracht und direkt auf das peria-pikale Gewebe geschichtet (Abb.4). Ist das periapikale Gewe-be für das Tragen des MTA nicht ausreichend stabil, erfolgt diePlatzierung auf eine zuvor mit Kollagenstückchen (Kollagen-Resorb, Resorba, Nürnberg) hergestellte Matrix. Um das Aus-

18 Zahntrauma: Apexifikation mit Mineral Trioxide Aggregate

Abb.1: Der überden Zeitraum vonmehreren Jahrenandauernde Ein-satz von Kalzium-hydroxid führteletztendlich zurFraktur des Zahns

Page 19: NEUE GRUPPE NEWS - Heft 39 - Herbst 2013

härten des MTA zu unterstützen, wird es zunächst mit einemfeuchten Baumwolltupfer (Sugi, Kettenbach, Eschenburg) odereiner Papierspitze abgedeckt. Das ausgehärtete MTA kannanschließend mit erwärmter Guttapercha überschichtet unddie Zugangskavität mit adhäsiv eingebrachtem Komposit ver-schlossen werden (Abb.5).Untersuchungen zu entsprechenden Behandlungen konntenErfolgsraten zwischen 72% und 85% nachweisen17-19. Eineretrospektive Untersuchung innerhalb des eigenen Patienten-gutes ergab eine Erfolgsrate von 77,5%, wenn das Recallinter-vall mindestens ein Jahr groß war20 (Abb.6). Trotz der günsti-gen Bedingungen, die der Einsatz von MTA ermöglicht, solltendie guten antibakteriellen und Gewebe auflösenden Eigen-schaften des Kalziumhydroxids im BehandlungsregimeBerücksichtigung finden. Als zeitlich begrenzte medikamentö-se Einlage kann Kalziumhydroxid insbesondere die chemome-chanische Aufbereitung von unvollständig entwickelten Wur-zelkanalsystemen unterstützen. Die nachgewiesenen Nachtei-le einer reinen Apexifikationsbehandlung mit Kalziumhydroxid,wie die lange Therapiedauer mit langfristiger provisorischerVersorgung des Zahns, das hohe Frakturrisiko sehr wenig ent-wickelter Zähne und die hohen Anforderungen an die Patien-tencompliance lassen sich durch den Einsatz von MTA aus-schließen.

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NEUE GRUPPE NEWS / Heft 39 / Herbst 2013 19Apexifikation mit Mineral Trioxide Aggregate

Abb.2: Bei weit offenen gerad linigenWurzel kanälen ist das periapikale Gewebe unter Einsatz eines OP-Mikroskops direkt darstellbar

Abb.3: Die Absicherung derArbeitslänge erfolgt durcheine Kontrast-Röntgenauf-nahme mit einem einge -brachten Guttaperchastift

Abb.4: Das MTA wird direktauf das apikale Gewebegeschichtet

Abb.5: Der eingebrachteKompositverschluss schützt den Zahn vor einer Querfraktur

Abb.6: 5 Jahre nach derBehandlung des Zahns mitMTA lässt sich in der Röntgen-kontrolle ein durchgehenderParodontalspalt darstellen

Page 20: NEUE GRUPPE NEWS - Heft 39 - Herbst 2013

EinleitungZum langfristigen Erfolg der Therapie ist eine regelmäßigeunterstützende Parodontitistherapie (UPT) notwendig. DieParo dontitis lässt sich zum Stillstand bringen bzw. zumindestdeutlich verlangsamen durch eine entsprechend optimaleBetreuung in der Vor-, Haupt und Nachbehandlung. Zahnver-lust und weitere Attachmentverluste sind nach Parodontitis-therapie und einer nachfolgenden regelmäßigen unterstützen-den Parodontitistherapie (UPT) seltene Ereignisse. Systemati-sche UPT stabilisiert die Ergebnisse und ist ein entscheiden-der Faktor auf den das zahnärztliche Behandlungsteam Ein-fluss ausüben kann. Die Organisation der Nachsorge hat hiereinen großen Stellenwert. Nach aktiver Parodontitistherapieund unter der Voraussetzung regelmäßiger UPT lassen sich fürparodontal geschädigte Zähne über durchschnittlich zehnJahre Überlebensraten zwischen 87 und 96 % realisieren(Eickholz P, 2009).

BehandlungsstrategieTherapieplanungen sollten unter Berücksichtigung von zahn-und patientenbezogenen Risikofaktoren erfolgen (Greenwell H,2001). Behandlungsstrategien werden unter anderem beein-flusst durch das Patientenalter (Lundgren D, 2008), die paro -dontale Ausgangssituation zu Beginn der Behandlung, den all-gemeinen Gesundheitszustand des Patienten wie auch durchdas Behandlungsumfeld (Spezialist, Klinik, Praxis) (BruckmannC, 2006). Das aktuelle Verständnis zur Entstehung parodonta-ler Erkrankungen geht davon aus, dass die ausgelöste Immun-antwort auf die in der Mundhöhle in Biofilmen organisiertenMikroorganismen beim Vorhandensein entzündlicher Mediato-ren zur Zerstörung des parodontalen Komplexes führt. DieseProzesse werden durch umweltbedingte und genetische Fak-toren beeinflusst und eventuell verstärkt. Dabei spielen beson-ders die Zytokine IL-1, IL-6, IL-10, TNF-α, Matrixmetalloprotei-nasen und die NADPH-Oxidase eine wesentliche Rolle bei derparodontalen Destruktion (Giannopoulou C, 2008).Um die diese parodontale Destruktion aufzuhalten, ist die Ent-fernung der mikrobiologisch pathogenen Biofilme notwendig.Die mechanische Reinigung der Zahnoberflächen in Kombina-tion mit wiederholten Mundhygieneinstruktionen hat sichbewährt. Sollte die Kontrolle der subgingivalen Biofilme durchmechanische Reinigung nicht möglich sein oder die gingivaleMorphologie eine Plaquekontrolle erschweren so sind diesunter anderem Indikationen für parodontalchirurgische Maß-nahmen.Ein mehrstufiges Vorgehen hat sich klinisch bewährt um einelangfristige parodontale Stabilität zu erzielen. Dieses Konzeptteilt sich auf in vier Phasen (Abb. 1). Am Anfang steht die

Initial behandlung mit Anamnese, Diagnostik, Therapieent-scheidung und ersten Mundhygieneinstruktionen sowie pro-fessionellen Zahnreinigungen. Die zweite Phase in der syste-matischen Therapie der Parodontitis ist die Phase der nicht-chirurgischen kausalen Parodontitistherapie. Hier hat sich inden letzten Jahren der Begriff der „antiinfektiösen Therapie“als Synonym für die nichtchirurgische Behandlung der Paro -dontitis etabliert (Stein J, 2011). In der dritten Phase, der sogenannten korrektiven Phase werden parodontalchirurgischeMaßnahmen durchgeführt soweit dies notwendig erscheint.Die letzte Phase wird heute als unterstützende Parodontitis-therapie (UPT) bezeichnet. Diese Phase (auch Recall, Erhal-tungsphase oder unterstützende Nachsorge genannt) beginntnach der aktiven Phase der systematischen Parodontitis -therapie.

Abb.1

UPT Im Rahmen der Nachsorge der Therapie parodontaler Erkran-kungen hat die Erhaltungsphase, auch Recall oder unterstüt-zende Parodontitistherapie (UPT) genannte Phase einengenauso hohen Stellenwert wie die vorherigen Phasen dersystematischen Parodontitistherapie. Zielsetzung ist die lang-fristige Stabilisierung der parodontalen Situation zur Vermei-dung eines Rezidivs. Zur Sicherstellung ist neben der Remoti-vation und professionellen Zahnreinigung eine Kontrolle derAnamnese, der individuellen Mundhygiene, der Parodontal -befunde wichtig. In der Vergangenheit galt die effektive Mund-hygiene als unverzichtbarer Indikator für den langfristigenErfolg in der systematischen Parodontaltherapie. Unter -

20 Langzeiterfahrungen in der unterstützenden Parodontitistherapie

Langzeiterfahrungen in der unterstützenden Parodontitistherapie-Eine retrospektive Praxisstudie- CHRISTIAN SAMPERS

Page 21: NEUE GRUPPE NEWS - Heft 39 - Herbst 2013

suchungen der letzten Jahre (Hugoson A, 2000) (Merchant A,2002) zeigen jedoch, dass es keine entscheidende Korrelationgibt zwischen dem parodontalen Status und der Mundhygiene-qualität. Ebenso zeigte eine Studie (Bakdash, 1994), dassauch bei parodontal erkrankten Patienten, welche in einemdreimonatigen professionellen Recallschema eingebundenwurden, die Qualität der Mundhygiene scheinbar keinen Ein-fluss auf die Entstehung parodontaler Rezidive hatte. Somit sindandere Parameter wichtig zur Reevaluierung der Behandlungs-ergebnisse und weiteren Therapieentscheidung. Dies sind imBesonderen: Kontrolle der parodontalen Befunde (PAR Sta-tus), Erhebung eines Indexes zur Ermittlung des aktuellen Ent-zündungszustandes (z.B. Gingival Bleeding Index nach Aina-mo und Bay), erneute wiederholte medizinische Anamnese.Die Etablierung einer guten Mundhygiene ist natürlich weiter-hin ein wichtiger Baustein, allerdings erscheint die Forderung,dass der Erfolg der Behandlung nur von plaquefreien Verhält-nissen abhängt, nicht mehr gerechtfertigt. Der parodontalpro-tektive Effekt ergibt sich durch verschiedene Aspekte, wie dereffektiven Entfernung supra- und subgingivaler Biofilme, dergezielten Beeinflussung systemisch wirkender Risikofaktoren(Diabetes, Rauchen usw.), der Remotivation und der Möglich-keit einer rechtzeitigen Intervention bei parodontalen Rezidi-ven. Eine lebenslange professionelle unterstützende Parodon-titistherapie parodontal erkrankter Patienten ist somit unver-zichtbarer Bestandteil der systematischen Parodontaltherapie.

Von welchen Faktoren außer der UPT hängt der Erfolg der Parodontitistherapie ab?Faktoren die den Behandlungserfolg beeinflussen, werden inder Literatur meistens in patientenbezogene und zahnbezoge-ne Risikofaktoren unterteilt. Zahnbezogene Faktoren sindunter anderem Mobilität, Zahntyp oder Furkationstyp (Fardal,2004, Hirschfeld, 1978). Als patientenbezogene Risikofaktorenwerden Nikotinkonsum (Matuliene, Pretzl, Eickholz, 2008),Typ-2-Diabetes (Faggion, 2007), Alter (Chambrone, 2006), Bildungsniveau (Leung, 2006), Interleukin-1-Polymorphismus(Eickholz, 2008), mittlerer Plaque- und mittlerer Blutungsindex(BOP) während der UPT (Pretzl, 2008) genannt.

PraxisstudieEine retrospektive Studie in einer parodontologischen Über-weisungspraxis sollte zusätzliche Faktoren herausfinden, welche den Erfolg der UPT beeinflussen. Eine große Anzahlvon Studien beschäftigt sich mit dem Erfolg der UPT (Hirsch-feld und Wasserman (1978), McFall (1982), Goldman et al.(1986), Wood et al. (1989), McGuire und Nunn (1996), Checchiet al. (2001), Fardal et al. (2004), Muzzi et al. (2006), Leung etal. (2006), Chambrone (2006), Carnevale et al. (2007), Eickholzet al. (2008)). Über einen mittleren Zeitraum von 12,7 Jahrenkonnte gezeigt werden, dass in mehr als 86 % der Gesamtfäl-le stabile Verhältnisse erzielt werden konnten. Dem gegenüberstehen Studien, welche aufzeigen, dass nach einem Zeitraumvon 4 oder mehr Jahren nur noch 20 bis 40 % der ursprunglichteilnehmenden Patienten zur parodontologischen Nachsorgeerscheinen (Novaes, 1996).

Es konnten 266 Patienten über einen durchschnittlichenBehandlungszeitraum von 7,4 Jahren berücksichtigt werden.Dabei konnten deutliche Unterschiede festgestellt werden zwi-schen dem Erfolg der UPT innerhalb der spezialisierten Praxisund den überweisenden Praxen, die das UPT selber fortführenwollten. Die regelmäßige Teilnahme am UPT bei den überwei-senden Praxen, welche selbstständig ihr Recall durchführten,betrug 26 %, innerhalb der spezialisierten Praxis 59 %.Weiterhin wurde die Fragestellung der Progression betrachtet,wobei Progression (Lorentz, 2009) definierte wurde, wenn beieinem oder mehr Zähnen ≥ 3mm Attachmentverlust gefundenwurde. Hier wurden lediglich die 103 Patienten berücksichtigt,welche ausschließlich im der UPT der spezialisierten Praxisstanden. Die Progression unter den oben genannten Kriterienunterschied sich deutlich von den oben genannten Studien.Hierbei jedoch ist zu berücksichtigen, dass keine einheitlicheDefinition der Progression und Stabilität in den oben genann-ten Studien zu finden war. Innerhalb der Praxisstudie betrugdie Progression innerhalb des Beobachtungszeitraumes34,95%. Bei genauerer Betrachtung und Differenzierung derUnterscheidung von Patienten mit hohem Risikoprofil bzw.mittlerem und niedrigem Risikoprofil konnten deutliche Unter-schiede in den beiden Gruppen gefunden werden. Als Patien-ten mit hohem Risikoprofil wurden Patienten definiert, die min-destens zwei der genannten Faktoren aufwiesen: BOP% ≥26,TST≥5mm ≥9, Verlust ≥ 9, syst. / genet. Faktoren oder Rauchen>20 Zig/d (Lang & Tonetti, 2003). 60 Patienten wiesen somiteine hohes Risikoprofil auf und 43 ein mittleres bzw. niedrigesRisikoprofil. Die hohe Anzahl der Patienten mit einem großenRisikoprofil, ist sicherlich in der Überweisung besonders dieserPatientengruppe an eine spezialisierte Praxis zu begründen.Danach wiesen Patienten mit einem hohen Risikoprofil auchein deutlich höheres Risiko an Progression (46,6%) auf. In derGruppe mit einem niedrigen bzw. mittleren Risikoprofil konntenur eine Progression von in Höhe von 18,6 % gefunden werden.

SchlussfolgerungenRecallerfolge zeigen deutliche Unterschiede zwischen Über-weiserpraxen und einer spezialisierten Praxis. „Hauszahnärzte(+ Team)“ brauchen bessere Informationen bzgl. Recallorgani-sation, Patientenmotivation und Einschätzung von erneuterparodontaler Behandlungsbedürftigkeit. Wenn möglich solltedas UPT in einer parodontologisch-spezialisierten Praxis erfol-gen. Insbesondere Hochrisikopatienten brauchen eine spezia-lisierte Betreuung.

UPT ist ein wirksames Instrument, um bei Patienten nach Paro -dontitistherapie parodontale Stabilität herzustellen. Es ist wichtigdie Kooperation der Patienten zu erhöhen und die Patienten-motivation zu verbessern, damit eine langfristige Stabilität derparodontalen Situation gesichert werden kann.

Je nach Risikoprofil gibt es deutliche Unterschiede im Langzeit -erfolg und der Progression. Ein hohes Risikoprofil bedeutet aucheine erhöhte Progressionsgefahr. Deshalb brauchen Hochrisiko-patienten ein engmaschiges und besser kontrolliertes UPT.

NEUE GRUPPE NEWS / Heft 39 / Herbst 2013 21Langzeiterfahrungen...

Page 22: NEUE GRUPPE NEWS - Heft 39 - Herbst 2013

22 Die apikale Chirurgie heute – Malte Schulz

Die apikale Chirurgie heuteKandidatenvortrag – Malte Schulz

einf hrung

wann endorevision?

wann apikale chirurgie ?

Zeichnung: Urs I ZMK Bern Fotolabor

agenda

anamneseklinische untersuchung

radiologische untersuchung

literatur

update GTR in apikaler chirurgie

indikationen

chirurgisches vorgehen

erfolg

f lle

klinische untersuchung

paramter

pd gm attachment

symptome

restauration

radiologische untersuchung

endo qualit t l nge

schraube sti

instrumentenfraktur

l sion gr sse lokalisation

paro

restauration

paramter

pd gm attachment

p

symptome

restauration

Einzelröntgen OPT

OK

Inzisiven x

Eckzähne x

Prämolaren x (exzentrisch)x (abhängig von Nähe

zum Sinus)

Molaren x (exzentrisch) x

UK

Inzisiven x

Eckzähne x

Prämolaren x (exzentrisch) x

Molaren x (exzentrisch) x

n nach T von Arx

radiologische untersuchung

radiologische untersuchungradiologische untersuchungerweiterterweitert

DVT

digital volume tomography

literatur

endorevision vs apikaler chirurgie

chirurgie revision

jahr * *

jahre

danin et al kvist & reit

* nicht signi kant

Page 23: NEUE GRUPPE NEWS - Heft 39 - Herbst 2013

NEUE GRUPPE NEWS / Heft 39 / Herbst 2013 23Die apikale Chirurgie heute – Malte Schulz

Consensus

endorevision vs apikale chirurgie

systematic review

vor einer apikalen chirurgie sollte immer die m glichkeit einer

revision in betracht gezogen werden

apikale chirurgie kann die kosten im vgl zur revision mit neuer

proth versorgung reduzieren

l sionen konventionell behandelter z hne heilen langsamer ab als

l sionen rezezierter z hne

apikale chirurgie mittel der wahl nach erfolgloser endorevision

danin et al kvist & reit

erfolgsraten apikaler chirurgie

follow up

j

follow up

j

konventionelle

Technik

mikrochirurgische

technik

bader & lejeune von Arx & kurt zuolo et al

chong et al literatur

Zeichnung: Urs I ZMK Bern Fotolabor

intraoperative diagnostik

mit

endoskop

n

ohne

endoskop

n

follow up

erfolgsrate j

von Arx et al SMfZliteratur

intraoperative diagnostik

anzahl und lage der kan le isthmusgewebe

wurzelfrakturen perforationen fremdk rper

ausdehnung tiefe kavit tenrand kavit tenw nde

homogenit t wandst ndigkeit ber und untersch sse

materialversprengung

vorteile bildgebender diagnostik:du kannst nur behandeln

was du siehst

literatur von Arx et al SMfZ

wurzelmorphologie molar

typ typ typ typ typ

literatur von Arx IEJ

wurzelmorphologie molar

OK kan le mit isthmus kan le kein isthmus kanal kein isthmus typ

mb mb mb II

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literatur von Arx IEJ

f llungsmaterial

follow up mta irm statistik

p

chong et al j

n n

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lindeboom

et al j

n n

literatur

literatur

L sion

periapikales Granulom

periapikaler Abszess periapkale Zyste verschiedene

Total

n

narbengewebe

epithelialisiert

n

keratozyste

apikale pathologie

schulz et al JOE

literatur

GTR in apikaler chirurgie update

naylor et al web based survey J Endod :

86%

14%

yes no

do you perform apical sugery?

N

41%

59%

yes no

use of GTR technique

literatur

GTR in apikaler chirurgie update

naylor et al web based survey

N

Membrane ller material

025

5075

100

literatur naylor et al web based survey

Membrane ller material

025

5075

100resorbable m.

non-resorbable m.

DFDBA

FDBA

alloplasts

xenografts

factors

Page 24: NEUE GRUPPE NEWS - Heft 39 - Herbst 2013

24 Die apikale Chirurgie heute – Malte Schulz

GTR in apikaler chirurgie update

klinische empfehlung

Apikale L sion Tunnel L sion Apiko marginale L sion

L sion cmkeine GTR n tig

L sion cmF ller Membran: Kollagen

alternativ ABBM

12%12%5%

83%

F ller Membran:

Kollagen

alternativ ABBM

Schmelz Matrix

Proteine

alternative F ller

Membran

94%

6%

50% 50%

von Arx T alSaeed M Saudi Dental Journal ; :

klinische symptome X

function

restauraution

paro

endo Xzugang

entscheidungs ndung

fallbeispiel j m nnlich

endorevision keine blockade

klinische symptome X

function

restauraution Xparo

endo Xzugang ?

entscheidungs ndung

fallbeispiel j m nnlich

endorevision apikaler chirurgie insu WB blockade

klinische symptome X

function

restauraution Xparo

endo X

zugang X

entscheidungs ndung

fallbeispiel j weiblich

apikaler chirurgie wurzelanatomie

chirurgisches Vorgehen

schnittf hrung

sulkul r

paramarginal

submarginal

von Arx & salvi Eur J Esthet Dent

velvart et al Endodontic Topics

papillen basis schnitt

schnittf hrung

rezessionsgefahr

!

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insbesondere im SZ

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pr op prpr op

post op

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skalpell mikro c

blutstillung expasyl

stasis

anf rbung methylenblau

retrograder verschluss mta

naht ;

materialien

www zahnaerzte geroldswil ch

rx kontrolle J

erfolg j

unsichere heilung misserfolg j hrlich

molven et al

follow up

www zahnaerzte geroldswil ch

Vielen Dank f r Ihre Aufmerksamkeit

Zahnärzte

im Gemeindezentrum8954 Geroldswil

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Spätestens seit Garber im Jahre 19941 den Paradigmenwech-sel in der Implantologie einleitete – hin zu einer prothetischorien tierten Positionierung von Implantaten – ist klar, dass wirin den meisten implantologisch zu versorgenden Fällen umeinen Aufbau von Knochenvolumen nicht herumkommen.

Neben der Möglichkeit, vorhandenen Knochen zu dehnen, zuspreizen und umzuformen2,3,4 ist eine Augmentation mitautolog gewonnenem Transplantationsmaterial als Goldstan-dard anzusehen und jedes auf dem Markt kommerziell ver-triebene Ersatzmaterial muss sich in seiner biologischenVerträglichkeit und seiner Performance daran messen lassen.Auf der anderen Seite führt die Verwendung von autologemMaterial nicht nur zu einer zusätzlichen Morbidität an der Ent-nahmestelle, sondern die Entnahmemenge ist begrenzt unddas Material unterliegt einer nicht unerheblichen Resorptionwährend der Umbauphase5, was die Suche nach Alternativenattraktiv erscheinen lässt.

Hier stellt sich insbesondere bei alloplastischen und xeno-genen Materialien die Frage: Ist das eigentlich Knochen, derhier entstanden ist? Denn nicht alles, was wie Knochenaussieht und sich ähnlich wie Knochen anfühlt, ist auchKnochen. Histologische Studien, helfen uns hier, zu erkennen,wie biologisch ein solches Regenerat tatsächlich ist6. Setztman den Goldstandard „autologer Knochen“ als Referenz an,so erscheinen nur allogene Materialien hinsichtlich der Ergeb-nisse als gleichwertige Alternative7,8.

Großen Einfluß auf die Prognose hat die Defektmorphologie.Eine brauchbare und leicht zu handhabende Einteilung lässtsich zum Beispiel über die Kölner Defektklassifikation(CCARD9) erreichen. Innerhalb der Kieferkammgeometrieliegende, horizontale Defekte mit geringgradigem Rekonstruk-tionsbedarf sind demnach natürlich weit vorhersagbarer ver-sorgbar als solche, die außerhalb der Geometrie liegen undmöglicherweise eine vertikale Komponente enthalten (Tabelle 1).

Weniger komplizierte Fälle lassen sich daher häufig mit par-tikuliertem Material und Membrantechnik versorgen, wie imfolgenden Beispiel:Nach Extraktion des längsfrakturierten Zahnes 25 perisitiertein großer bukkaler Defekt im Alveolarfortsatz. Aufgrund derdreiwandigen Morphologie (CCARD K3i) ist die Prognose ehergünstig. Der Defekt wurde mit allogenen Spongiosa Chips ver-füllt und mit einer Kollagenmembran abgedeckt. Beim Reentrynach vier Monaten findet sich ein stabiles Regenerat, das auchbeim zwei Jahre später angefertigten CBCT kaum Resorptio-nen zeigt. (Bild 1, 2, 3, 4, 5)

NEUE GRUPPE NEWS / Heft 39 / Herbst 2013 25Kandidatenvortrag Dr. Oliver Hugo

Regeneration von vitalem Knochen mit allogenem AufbaumaterialKandidatenvortrag zur Frühjahrstagung der Neuen Gruppe 2013 am Timmendorfer Strand

DR. OLIVER HUGO

Abb.1 Abb.2 Abb.3

Tab.3

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Zur Regeneration komplizierterer Defekte und insbesonderezur absoluten Augmentation von Kieferarealen (z.B. CCARDK3e) haben sich Blocktransplantate aus dem Kieferwinkelbewährt10. Auch für diesen Einsatz scheinen allogene Materia -lien in Form von Blocktransplantaten gut geeignet11.Das handwerkliche Vorgehen verfolgt dabei die gleichenSchritte – unabhängig davon, ob autologes oder allogenesMaterial Verwendung findet: Nach der Darstellung des Defek-tes wird durch punktförmige Perforation der Kortikalis für einegute Blutversorgung und das Austreten von Knochenwachs-tumsstimulatoren gesorgt, der Block nach entsprechender

Anpassung mit mindestens zwei Osteosyntheseschrauben fixiert, anschließend mit Ultraschall oder rotierenden Instru-menten entgratet, die Spalträume mit partikuliertem Materialverfüllt, schließlich mit einer Kollagenmembran abgedeckt undnach plastischer Deckung einer geschlossener Einheilungzugeführt. Gängig sind in der Literatur Einheilzeiten von sechsMonaten und mehr. Nach unseren Erfahrungen ist ein Zugriffeher früher anzusetzen, da ein Teil des Augmentationsvolu-mens sonst bereits durch Resorption verloren gehen kann(Bilder 6, 7, 8, 9, 10).

26 Regeneration von vitalem Knochen mit allogenem Aufbaumaterial

Abb.4

Abb.6 Abb.7

Abb.8

Abb.9

Abb.5

Abb.10

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Das Anpassen des Blockes an das Knochenlager ist der zeit-intensivste Teil der Arbeit. Auch wenn Khoury gezeigt hat, dasses im Prinzip reicht, mittels stabiler Wände das gewünschteVolumen offenzuhalten12, so erleichtert eine exakte Adaptiondes Blockes die positionsstabile Verschraubung, sowie denanschließenden, spannungsfreien Wundverschluß über demAugmentat.Heute ermöglicht die Kombination moderner bildgebenderVerfahren mit der CAD/CAM gesteuerten Fräsung allogener

Materialien den Einsatz vorgefertigter, individualisierter Block-augmentate13. Nicht nur die Verkürzung der OP-Zeit, diesowohl dem Behandler, als auch dem Patienten zu Gutekommt, ist ein Vorteil dieser Technik, sondern auch dieVerbesserung des Regenerationspotentials durch nahezu hun-dertprozentigen, direkten Kontakt zwischen dem ortsstädigenKnochen und dem allogenen Transplantat sprechen für diesenAnsatz. (Bilder 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17).

NEUE GRUPPE NEWS / Heft 39 / Herbst 2013 27Kandidatenvortrag Dr. Oliver Hugo

Abb.11

Abb.13

Abb.15 Abb.16 Abb.17

Abb.14

Abb.12

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Offensichtlich sind allogene Transplantate in der Lage, sowohlqualitativ als auch quantitativ Regenerationsergebnisse zuproduzieren, die mit denen von autologen Transplantaten ver-gleichbar sind. Darüberhinaus sind sie in nahezu unbegrenzterMenge verfügbar und ersparen den Patienten die Entnahmem-orbidität.Gegen ihren Einsatz könnte eine ökonomische Betrachtungsprechen. Natürlich ist der Materialkosteneinsatz erheblichhöher als bei der Verwendung ohnehin vorhandenen autologenMaterials. Darüberhinaus ist eine lückenlose Aufklärung überdie Herkunft der Materialien eine zusätzliche logistische Her-ausforderung im Hinblick auf die Dokumentation, auch wennder Prozess bei den hier verwendeten Transplantaten etabliertund sicher erscheint14.

Literatur1 Garber DA, Belser UC, Restorationdriven implant placement with restorationgenerated site development, Compend Contin Educ Dent. 1995 Aug;16(8):796, 798-802, 804

2 Summers, R. B. 1998. Sinus floor elevation withosteotomes. J Esthet Dent. 10, 3, 164-171.

3 Nishioka, R. S. and Souza, F. A. 2009. Bone spreadertechnique: a preliminary 3-year study. J Oral Implantol. 35, 6, 289-294

4 Vega L.G., Bilbao A. 2010. Alveolar distraction osteo -genesis for dental implant preparation: an update. Oral Maxillofac Surg Clin North Am. 22, 3, 369-385

5 Johansson B, Grepe A, Wannfors K, Hirsch JM: A clinicalstudy of changes in the volume of bone grafts in theatrophic maxilla. Dentomaxillofac Radiol 2001;30:157-161

6 von Arx T, Cochran DL, Hermann JS, Schenk RK, Higgin-bottom FL, Buser D: Lateral ridge augmentation andimplant placement: An experimental study evaluatingimplant osseointegration in different augmentation materi-als in the canine mandible. Int J Oral Max Impl2001;16:343-354

7 Froum SJ, Tarnow DP: Comparison of Mineralized Can-cellous Bone Allograft (Puros) and Anorganic Bovine BoneMatrix (Bio-Oss) for Sinus Augmentation: Histomorphom-etry at 26 to 32 Weeks After Grafting. Int J Periodont RestDent 26 (2006) 543

8 Wang H-L, Tsao Y-P: Histologic Evaluation of Socket Aug-mentation with Mineralized Human Allograft. Int J Peri-odont Rest Dent 28 (2008) 231

9 Kölner Defektklassifikation CCARD für Regelfallversorgun-gen bei Knochenaugmentatioon. 8. Europaische Konsensuskonferenz des BDIZ EDI Februar 2013

10 Cordaro, L., Amade, D. S., and Cordaro, M. 2002. Clinicalresults of alveolar ridge augmentation with mandibularblock bone grafts in partially edentulous patients prior toimplant placement. Clin Oral Implants Res. 13, 1, 103-111.

11 Peleg, M., Sawatari, Y., Marx, R. N., Santoro, J., Cohen,J., Bejarano, P., and Malinin, T. 2010. Use of corticocan-cellous allogeneic bone blocks for augmentation of alveolar bone defects. Int J Oral Maxillofac Implants. 25,1, 153-162.

12 Khoury, F. 2009. Augmentative Verfahren in der Implan-tologie, Quintessenz Verlag, ISBN 978-3-938947-74-6

13 Schlee, M. and Rothamel, D. 2013. Ridge augmentationusing customized allogenic bone blocks: proof of conceptand histological findings. Implant Dent. 22, 3, 212-218.

14 Schoepf C: Allograft safety: The efficacy of the TutoplastProcess. International Magazine Oral Implantol 2006;1:10-15

28 Regeneration von vitalem Knochen mit allogenem Aufbaumaterial

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NEUE GRUPPE NEWS / Heft 39 / Herbst 2013 29Neue Kurse

Curriculum CAD/CAM für die „Neue Gruppe“Modul mit praktischen Übungen

Prof. Dr. D. Edelhoff, OA PD Dr. F. Beuer, Dr. J-F. Güth,ZT J. Schweiger, ZT M. Eichberger, ZTM J. RambergerFOA Dr. Pho-DucFreitag, 17. Januar 2014Samstag, 18. Januar 2014

Theoretischer Teil: • Einführung in die CAD/CAM-Technologie• Innovative Behandlungskonzepte in der Restauration komplexer

• Innovative Behandlungskonzepte in der Implantatprothetik • Digitaler Workflow, digitale Verblendung Demonstration von CAD/CAM-Materialien

• Aktueller Status und zukünftige Perspektiven in der Computer gestützten Zahnmedizin (Schwerpunkt Scannerund CAD)

Praktischer Teil:Präparation Krone 26 Vollkeramik• Scannen der Präparation Krone 26, Konstruktion der Kronenrestauration CAD an max. 2 Stationen

• Charside: Cadent iTero, CARA Trios, Cerec Omnicam, Lava C.O.S. oder MHT

• Konstruktion: Cerec AC, ExoCAD, 3Shape• Demonstration: 3D Gesichtsscanner• Demonstration: Virtueller Artikulator, Freecorder Bluefox• Zusammenfassung und anschließende Diskussion

Max. 25 Teilnehmer.Ort: Universitätskliniken MünchenGebühr: MG: 900,--€; NMG: 1100,--€

Anmeldung: Dr. Alessandro Devigus, Gartematt 7, CH 8180 Buelach, Tel.: +41 (0) 44-886 30 44,Fax: +41 (0) 44-886 30 41, E-Mail: [email protected]

Punkte: Für dieses Seminar erhalten Sie14 Punkte gemäß der Punktebewertung der BZÄK/ DGZMK

PraxistagDr. Jochen TunkelFreitag, 31.01.2014

Nur für Mitglieder.

Ort: Königstraße 1932545 Bad Oeynhausen

Anmeldung:Tel. 05731 28822Fax 05731 260898E-Mail: [email protected]

„Implantologie-Update 2014“Prof. Dr. M.Hürzeler13. Februar – 15. Februar 2014

Unser NEUE GRUPPE Freund MarcHürzeler ist einer der renommierte-sten Implantologen weltweit!Marc ist niemand der „nur“ darüberredet – er macht!

In diesem 3 Tages Kurs demon-striert er uns seine Therapie -optionen bezüglich Sofortbelastung,Weich- u. Hartgewebsmanagmentsowohl theoretisch als auch mitLive- Operationen.

Seine Begeisterungsfähigkeit wie auch sein operativesGeschick werden uns sicher in seinen Bann ziehen.Raum für gerne auch kontroverse Diskussionen wird ausreichend vorhanden sein.

Ort: MünchenRosenkavalierplatz 1881925 München

Gebühr: MG: € 1700,- NMG: € 1950,-Youngster: € 850,-

Anmeldung:Dr. Ernst VöpelBlumenstr. 46, 42853 RemscheidTel.: 02191 25258, Fax: 02191 293749E-Mail: [email protected]

Punkte: Für dieses Seminar erhalten Sie24 Punkte gemäß der Punktebewertung der BZÄK/ DGZM

Neue Kurse

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30 Neue Kurse

CEREC Advanced Kurs (CEREC AC Bluecam / Omnicam) Dr.med.dent. Alessandro DevigusSamstag, 1. März 2014 (8:30 bis 17:00 Uhr)

Ziel des Kurses ist es, als CERECAnwender(in)en das System effi-zienter in der Praxis einzusetzen.

CEREC CAD/CAM Grundlagen:optischer 3D-Abdruck, intraoraleKamera, Bluecam, biogenerischeOkklusion, Möglichkeiten undGrundlagen der neusten Software,Adhäsivtechnik, Praxis Tipps

PRAKTISCHE ÜBUNGEN in kleinen Gruppen am Gerät. Alleverschiedenen Konstruktionen step by step: Inlays, Onlays,Kronen, Veneers und Brücken

LIVE-BEHANDLUNG: die Herstellung und Eingliederung einesCEREC Inlays wird mit allen klinischen Arbeitsschritten direktam Patienten demonstriert. Frontzahnrestauration vomVeneer bis zur Krone, Farbgebung, Mal- und Glasurbrand

Ort: Buelach/SchweizGartematt 7CH 8180 Buelach

Gebühr: MG: sFr. 650.- NMG: sFr. 950.-

Anmeldung:Dr. Alessandro Devigus Gartematt 7CH 8180 BuelachTel.: +41 (0) 44-886 30 44Fax: +41 (0) 44-886 30 41 E-Mail: [email protected]

Punkte: Für dieses Seminar erhalten Sie8 Punkte gemäß der Punktebewertung der BZÄK/ DGZMK

PraxistagDr. Oliver Hugo Freitag, 28.03.2014

Nur für Mitglieder.

Ort: Schweinfurt

Anmeldung:Praxis Dr. Oliver Hugo & KollegenAm Zeughaus 4097421 SchweinfurtTel.: +49 9721 21053Fax: +49 9721 16783 E-Mail: [email protected]: www.schoenerlachen.de

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“Periodentology – winning is modern”

Dr. Gianfranco CarnevaleDonnerstag, 8.Mai - Samstag, 10. Mai 2014

Gianfranco Carnevale ist sicher einer der besten Parodontal-chirurgen der Welt!Die "klassische", resektive Methode hat er perfektioniert.

Da deutlich mehr als die Hälfte parodontaler Läsionen keineIndikation für Regeneration bieten, ist dieser 3-Tages-Kursvon größter praktischer Bedeutung.

Alle relevanten Bereiche (Organisation, Vorbehandlung, Planung, Hemisektionen, apikal-verschobene Spalthaut -lappen, prothetische Aspekte...) werden theoretisch und mitLive-Operationen dargestellt.

Wege zur Praxiskultur der Zukunft (Praxis 2020)Teil 2Prof. Dr. Eugen Buß,Dr. Roswitha TheisFreitag, 04.04.2014 10 - 17 UhrSamstag, 05.04.2014 10 - 15 Uhr

Die Wert- und Anspruchskultur der Menschen in Deutschlandhat sich in vielen Bereichen so gravierend verändert, dassaus dieser Veränderung neue Bewertungsmaßstäbe derÖffentlichkeit auch für Zahnarztpraxen hervorgegangen sind.Die Einstellung zur ärztlichen Kompetenz, zum Stellenwertvon medizinischer Qualität, zu technischen Praxis-Innovatio-nen, zur Bedeutung von Behandlungsrisiken, zur Verfügbar-keit einer bestimmten zahnärztlichen Leistung, zum Komforteiner Praxis, zur Praxiskultur, zum Individualitätsanspruch derPatienten, aber auch das Selbstverständnis der Mitarbeiter ineiner Praxis und nicht zuletzt auch die Identität der Zahnärzteselbst– all dies ist in Bewegung geraten. Und all dies verän-dert die Gründe, warum Patienten und Mitarbeiter eine Praxisschätzen und welche Praxis-Strategie in Zukunft Erfolg ver-spricht.Aus diesem Grund ist es interessant, einen Blick in dieZukunft zu werfen. Die Entwicklung in Deutschland nötigt dieÄrzte zu Antworten auf neue Fragen: Wie verändern sich dieWerte, Ansprüche und Erwartungen der Patienten und Mit -arbeiter, aber auch der Zahnärzte selbst? Welche Rück -wirkungen haben beispielsweise demographische Verände-rungen, ein allgemein steigendes Bildungsniveau, der wach-sende Flexibilisierungsdruck, ein deutlich zunehmendes Risi-kobewußtsein oder die wachsende Bedeutung der neuensozialen Netzwerke auf die künftige Praxiskultur, die künftigePraxisstrategie? Welche Rolle spielt der neue Individualismus,die wachsende Erlebnisorientierung im Selbstverständnis vonPatienten, Ärzten und Mitarbeitern? Welche Konsequenzenergeben sich aus dem beschleunigten Lebensrhythmus in

NEUE GRUPPE NEWS / Heft 39 / Herbst 2013 31Neue Kurse

Deutschland, aus einem neuen Zeitempfinden, aus der wachsenden Knappheit von Zeit? Was bedeutet das sichderzeit stark verändernde Arbeitsverständnis von Mitarbeiternfür die Praxis der Zukunft? Und vor allem auch: welche Folgen ergeben sich aus den neuen Kommunikations-und Informationsnetzwerken?Auf diese höchst differenzierten Struktur- und Wertentwick-lungen müssen auch Ärzte entsprechende Antworten finden.Daher sind Zahnärzte, ob sie es so wünschen oder nicht, verstärkt mit Fragen konfrontiert wie: Welche Vorstellungen,Zustimmungen und Vorbehalte der Patienten, Mitarbeiter undder Öffentlichkeit werden an uns adressiert? Was bedeutetbeispielsweise der schleichende Vertrauensverlust von Expertenmeinungen für die Praxis vor Ort? Wie soll daraufreagiert werden?Die Veranstaltung im Elsaß fungiert gleichsam als eine ArtFrühwarnsystem, das Veränderungen öffentlicher Wertan-sprüche diagnostiziert, ihre Relevanz für die Zahnarztpraxenbeurteilt und gegebenenfalls Konsequenzen ableitet. Gleich-zeitig hilft dieser Seismograph den Zahnärzten, die eigenestrategische Praxiskonzeption auf neue grundlegende Wertentwicklungen in Deutschland abzustimmen.

Ort: Lembach/Elsaß, Hotel Cheval blancGebühr: MG 450,-€, NMG 550,-€

Anmeldung:Dr. Jürgen MennFachzahnarzt für Parodontologie u. ImplantologieDammstr. 6, 57271 HilchenbachTel. priv. 02733-896262, Tel. Praxis02733-89620 Fax 02733-896289, E-Mail: [email protected]

Punkte: Für dieses Seminar erhalten Sie12 Punkte gemäß der Punktebewertung der BZÄK/ DGZM

Dass dieser Kurs in der ewigen Stadt stattfindet, macht ihnunwiderstehlich.

Ort: Via Ridolfino Venuti 38a, RomaGebühr: MG: € 1700,-; NMG: €1950,-; Youngster: € 850,-

Anmeldung:Praxis Jan Hendrik Halbenz. Hd. Frau BräuerIsestr. 3, 20144 HamburgTel. 040 420 30 30, Fax 040 420 03 00E-Mail: [email protected]

Punkte: Für dieses Seminar erhalten Sie24 Punkte gemäß der Punktebewertung der BZÄK/ DGZM