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1 / 11 journal journal In dieser Ausgabe berichten wir über erfolgreiche Projekte, wie zum Beispiel „Stadt- karrieren in peripherisierten Räumen“ zur Entwicklung von Mittelstädten in Ost- und Westdeutschland oder „Weak Market Cities“; zur Situation von Städten im Struktur- wandel in Europa. Auch die Ergebnisse unserer Projekte zur Mobilität und zur multiperspektivischen Quartiersforschung liegen vor. Neue Projekte behandeln Themen wie Nachhaltiges Landmanagement oder Wohnen im Alter 60 +. Zudem möchten wir Sie auf zwei zukünftige Veranstaltungen aufmerksam machen: Die erste internationale Wissenschaftsmesse des Wissenschaftsforums Ruhr, dessen Mitglied das ILS seit langem ist, und die Konferenz „Kulturhauptstadt 2010 – eine Bilanz“, die das ILS gemeinsam mit der Heinrich Böll Stiftung veranstaltet. Neues aus der ILS-Forschung 2–4 Kurznachrichten 5 ILS-Nachwuchsförderung 6 Aktuelles/Personalia 7 ILS-Projektergebnisse 8 – 14 ILS-Kooperationen 15 Veranstaltungen 16 Impressum/Neuerscheinungen 16 ILS – Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung ie Bestätigung seiner wissenschaft- lichen Arbeit erfährt das ILS durch zahlrei- che Folgeaufträge zu abgeschlossenen Projekten. Vier davon stellen wir in diesem Journal vor: Das ILS übernimmt weiterhin die wissenschaftliche Begleitforschung der „REGIONALEN 2013 und 2016“. Seit Jahren gelten die REGIONALEN als er- folgreiches Instrument der regionalisierten Strukturpolitik in Nordrhein-Westfalen. In dem Modellprojekt „Nachhaltige Ge- werbeflächenentwicklung in Nordrhein- Westfalen“ hat die zweite Phase der wis- senschaftlichen Begleitforschung bereits begonnen. In einem Verbund haben sich elf Kommunen zusammengeschlossen, um ihre Gewerbeflächen nachhaltig zu ent- wickeln. Das ILS erarbeitet derzeit die hierfür notwendigen strukturellen Rahmen- bedingungen. Bereits seit 1994 begleitet das ILS das NRW Programm „Soziale Stadt“. Derzeit wertet das Forschungsteam die Selbst- evaluationen der einzelnen Programmge- biete in Kooperation mit der StadtRaum- Konzept GmbH aus. Damit wird ein Über- blick aus 46 Selbstevaluationen geschaffen; dieser soll die Veränderungsprozesse im Land und den Kommunen unterstützen. Auftraggeber ist das Ministerium für Wirt- schaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen. D Forschung mit Potenzial

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journaljournalIn dieser Ausgabe berichten wir über erfolgreiche Projekte, wie zum Beispiel „Stadt-karrieren in peripherisierten Räumen“ zur Entwicklung von Mittelstädten in Ost- undWestdeutschland oder „Weak Market Cities“; zur Situation von Städten im Struktur-wandel in Europa. Auch die Ergebnisse unserer Projekte zur Mobilität und zurmultiperspektivischen Quartiersforschung liegen vor. Neue Projekte behandelnThemen wie Nachhaltiges Landmanagement oder Wohnen im Alter 60 +. Zudemmöchten wir Sie auf zwei zukünftige Veranstaltungen aufmerksam machen: Die ersteinternationale Wissenschaftsmesse des Wissenschaftsforums Ruhr, dessen Mitglieddas ILS seit langem ist, und die Konferenz „Kulturhauptstadt 2010 – eine Bilanz“, diedas ILS gemeinsam mit der Heinrich Böll Stiftung veranstaltet.

Neues aus der ILS-Forschung 2 – 4Kurznachrichten 5ILS-Nachwuchsförderung 6Aktuelles/Personalia 7ILS-Projektergebnisse 8 – 14ILS-Kooperationen 15Veranstaltungen 16Impressum/Neuerscheinungen 16

ILS – Institut für Landes- undStadtentwicklungsforschung

ie Bestätigung seiner wissenschaft-lichen Arbeit erfährt das ILS durch zahlrei-che Folgeaufträge zu abgeschlossenenProjekten. Vier davon stellen wir in diesemJournal vor: Das ILS übernimmt weiterhindie wissenschaftliche Begleitforschungder „REGIONALEN 2013 und 2016“. SeitJahren gelten die REGIONALEN als er-folgreiches Instrument der regionalisiertenStrukturpolitik in Nordrhein-Westfalen.

In dem Modellprojekt „Nachhaltige Ge-werbeflächenentwicklung in Nordrhein-Westfalen“ hat die zweite Phase der wis-senschaftlichen Begleitforschung bereitsbegonnen. In einem Verbund haben sichelf Kommunen zusammengeschlossen, umihre Gewerbeflächen nachhaltig zu ent-wickeln. Das ILS erarbeitet derzeit diehierfür notwendigen strukturellen Rahmen-bedingungen.

Bereits seit 1994 begleitet das ILS dasNRW Programm „Soziale Stadt“. Derzeitwertet das Forschungsteam die Selbst-evaluationen der einzelnen Programmge-biete in Kooperation mit der StadtRaum-Konzept GmbH aus. Damit wird ein Über-blick aus 46 Selbstevaluationen geschaffen;dieser soll die Veränderungsprozesse imLand und den Kommunen unterstützen.Auftraggeber ist das Ministerium für Wirt-schaft, Energie, Bauen, Wohnen undVerkehr des Landes Nordrhein-Westfalen.

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Forschung mit Potenzial

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EUDYSÉ – Effizienz und Dynamik

Neues aus der ILS-Forschung

tes sind die Region Havelland-Flämingsowie der Landkreis Meißen, die in unter-schiedlichem Maße das Nebeneinanderder Entwicklungsdynamiken Schrumpfung,Wachstum und Stagnation repräsentieren.Während die Entwicklung im LandkreisMeißen durch einen deutlichen Bevölke-rungsrückgang gekennzeichnet ist, ist inder Region Havelland-Fläming ein Neben-einander von Wachstum und Schrumpfungin einem Planungsraum zu beobachten.Eine Grundannahme für die Entwicklungeffizienter, zukunftsfähiger Entwicklungs-pfade ist, in stärkerem Maß als bislangüblich die gewachsene Ausgangssituationund ihre Ursachen zu beachten. Neben derdemographischen Komponente zählen dieräumliche Verteilung von Arbeitsplätzen unddie Ausgestaltung von Infrastrukturen zuden weiteren Faktoren, die die räumlicheEntwicklung beeinflussen. Hinzu kommendurch übergeordnete Ebenen gesetzteRahmenbedingungen, insbesondere der fürdie Verkehrs- sowie die Siedlungsentwick-lung relevante Rechtsrahmen.Mittels Szenarien werden unterschiedlicheund übertragbare Entwicklungspfade dar-gestellt, die neben der Beteiligung vonPraxispartnern die Herausforderung zumeistern haben, die verschiedenen Hand-lungsfelder zu integrieren, also beispiels-

Siedlungsentwicklung in Zeiten räumlichund zeitlich disparater Entwicklung

Das ILS führt in Kooperation mit derStadtRaumKonzept GmbH eine Quer-auswertung der Selbstevaluationender Soziale Stadt Programmgebiete inNRW durch.

eit 2003 wird in NRW landesweit einvierteiliges prozessbegleitendes Evaluati-onskonzept für das Programm SozialeStadt umgesetzt. Mit einem Erlass zurSelbstevaluation wurden die beteiligtenKommunen im Jahr 2009 aufgefordert,eine Selbstevaluation ihrer Aktivitäten vor-zunehmen. Im Auftrag des Ministeriums fürWirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen undVerkehr des Landes NRW hat das ILS inKooperation mit der StadtRaumKonzeptGmbH mit einer Querauswertung der einge-reichten Selbstevaluationsberichte aus 46

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Programmgebieten begonnen. Ziel ist es,Informationen über die landesweit mit demProgramm angestoßenen Prozesse, Inves-titionen, Ergebnisse und Wirkungen zuerhalten, um damit die Lern- und Optimie-rungsprozesse auf der Ebene des Landesund der Kommunen zu unterstützen.Das Land Nordrhein-Westfalen verfügt übereine sehr umfangreiche Erfahrung in derUmsetzung des integrierten Handlungspro-gramms Soziale Stadt. Bereits seit 1994werden in NRW solche integrierten Konzep-te gefördert und umgesetzt. Der Themen-kanon auf Stadtteilebene hat sich dabeistetig weiterentwickelt. Neue Themen wiedie Förderung der Lokalen Ökonomie oderdie verstärkte Einbindung von Schule undBildung in die Stadtteilerneuerung habenden Blick ebenso geöffnet, wie die Zusam-

menarbeit mit verwaltungsexternen Akteu-ren, beispielsweise aus der Wohnungswirt-schaft. Die kommunalen Verwaltungenhaben mit der Erarbeitung und Realisierungintegrierter Konzepte vielfach Neulandbetreten. Die teils langjährige Umsetzungtrug – so eine These – zu mehr Routine undgrößerer Erfahrung bei, die sich beispiels-weise auf die Inhalte oder die Verfahren derProjektentwicklung und -umsetzung, aberauch auf Strukturen auf der Stadtteil- undVerwaltungsebene ausgewirkt hat.

Ralf Zimmer-HegmannTelefon: + 49 (0) 231 [email protected]

Sandra SchmitzTelefon: + 49 (0) 231 [email protected]

Soziale Stadt NRW –Auswertung kommunaler Evaluationsberichte

weise wasserwirtschaftliche, landwirtschaft-liche mit verkehrlichen und siedlungsstruk-turellen Aspekten zu einem stimmigen undumsetzbaren Bild zusammenzufügen.Der Schwerpunkt des ILS liegt in der Bear-beitung des Themenkomplexes Siedlungs-entwicklung und Verkehr, für den langfristigzukunftsfähige Strategien in Bezug auftypische Entwicklungen erarbeitet werden.Dies beinhaltet auch, die Verkehrsentwick-lungsplanung flexibler zu gestalten, um aufveränderte, heute noch nicht präzise vor-auszusehende Nachfragestrukturen reagie-ren zu können. Organisatorische Maßnah-men gewinnen an Bedeutung gegenüberinfrastrukturellen Maßnahmen. Aufgrundvon Erfahrungen und Erkenntnissen ausProjekten des ILS erscheint es zielführend,den Ansatz des Mobilitätsmanagements imregionalen Rahmen aufzugreifen. So kön-nen Mobilitätsbedürfnisse und verkehrlicheAngebote passgenau und differenziert auf-einander abgestimmt und Mobilität effizien-ter organisiert werden. Es können jedochinfrastrukturelle Anpassungen erforderlichsein, die sowohl in der baulichen Entwick-lung als auch im Rückbau liegen können.

Patrick HoenningerTelefon + 49 (0) 231 [email protected]

Im Januar 2011 startete im Schwerpunkt„Nachhaltiges Landmanagement“ desBundesministeriums für Bildung undForschung das über drei Jahre geför-derte Projekt EUDYSÉ. Es verfolgt dasZiel einer ressourceneffizienten undemissionsarmen Siedlungsentwicklungin Bezug auf die gebaute Umwelt, dieLand- beziehungsweise Freiraumnut-zung und Stoffströme.

azu werden Methoden, Strategien undKonzepte in den Handlungsfeldern Energie,Wasser, Rohstoffe, Siedlung und Verkehrentwickelt. Die Kooperationspartner deckenentsprechend der inhaltlichen Ausrichtungein breites Spektrum ab, Koordinator desVerbundprojekts ist das Leibniz-Institut fürökologische Raumentwicklung (IÖR) inDresden. Die Referenzregionen des Projek-

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Neues aus der ILS-Forschung

Das Projekt „Territorial PerformanceMonitoring“ (TPM) ist Teil der anwen-dungsbezogenen Analysen des ESPON2013 Programms, die als Reaktion aufdie konkrete Nachfrage aus der Praxisentstanden sind.

er Fokus des Projekts liegt auf den glo-balen Herausforderungen Klimawandel,Globalisierung, Energieversorgung undDemographie sowie deren räumlichenAuswirkungen auf der regionalen Ebene.Das Projektkonsortium besteht aus sechswissenschaftlichen Instituten aus den fünfeuropäischen Regionen, die Gegenstandder Untersuchung sind: Flandern, Katalo-nien, Navarra, Nordrhein-Westfalen und derGroßraum Dublin.

Ziel des Projekts ist die Entwicklung einesMonitoring-Systems, das die räumlichenAuswirkungen der globalen Herausforde-rungen sowie regionale Strategien im

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Umgang mit ihnen transparenter machensoll. Hierfür entwickelt das Projektteam Indi-katoren, die die globalen Prozesse mitderen räumlichen Ausprägungen auf derregionalen Ebene verknüpfen. Innerhalb derquantitativen Analyse dieser Auswirkungenkann auf umfangreiches Datenmaterial ausvorherigen ESPON-Projekten zurückgegrif-fen und dieses für die Praxis nutzbargemacht werden. Zusätzlich wird in jederRegion eine qualitative Erhebung durch-geführt.

Diese umfasst sowohl eine erste Analysewichtiger Planungsdokumente, als auchExperteninterviews sowie Gruppendiskus-sionen mit wichtigen Akteuren unterschied-licher administrativer Ebenen und Sektoren.Die qualitative Untersuchung zielt darauf abherauszufinden, ob und in welchem Maßeein Bewusstsein für die globalen Heraus-forderungen und ihre räumlichen Auswir-kungen existiert und inwieweit die räumliche

Planung in der Lage ist, darauf zu reagieren.Zudem sollen zukünftige Gefahren sowieChancen der globalen Herausforderungenfür die Region thematisiert werden.

Die im Rahmen des Projekts gewonnenenInformationen sollen ein Verständnis für dieregionalen Auswirkungen globaler Heraus-forderungen schaffen. Mit Hilfe des Moni-toring-Systems sollen, neben den beteilig-ten, zukünftig auch andere europäischeRegionen die Möglichkeit erhalten, ihreräumlichen Strategien im Umgang mit dengenannten Herausforderungen zu bewertenund somit von anderen zu lernen.

Mario ReimerTelefon + 49 (0) 231 [email protected]

Isabel Ramos LobatoTelefon + 49 (0) 231 [email protected]

ESPON – Territorial Performance Monitoring (TPM)

Neue Website: www.regionalen.nrw.de

Mit den REGIONALEN verfügt Nord-rhein-Westfalen über ein innovativesund bundesweit einzigartiges Instru-ment der regionalisierten Strukturpoli-tik. Die neue REGIONALEN-Website istjetzt online und bietet neue, vertiefteInformationen.

ie Website präsentiert sich in einemneuen inhaltlichen und strukturellen Ge-wand. Sie bietet grundlegende Informatio-nen zur Entwicklung der regionalisiertenStrukturpolitik in NRW und zum Programmder REGIONALEN. Zudem gibt sie Einblickein richtungsweisende Themen und Projekt-beispiele sowie alle bisherigen REGIONA-

LEN, die in Kurzprofilen vorgestellt werden.Alle Publikationen des ILS zu den REGIO-NALEN sind über diese Seite online zubeziehen. Über weiterführende Links ge-langt man zum Informationsangebot desMinisteriums für Wirtschaft, Energie, Bauen,Wohnen und Verkehr des Landes Nord-rhein-Westfalen sowie zu den Internetauf-tritten der einzelnen REGIONALEN. Dieneue REGIONALEN-Website ist unterwww.regionalen.nrw.de erreichbar.

Im Rahmen der Begleitforschung stehenaktuell Arbeiten zu den REGIONALEN 2013(Südwestfalen) und 2016 (Westmünster-land) im Vordergrund. Sowohl die Ex-Ante-Evaluation der REGIONALE 2016 wie auchdie Zwischenevaluation der REGIONALE2013 sollen den Agenturen und AkteurenHinweise zur Optimierung ihrer Prozesseliefern. Am 8. April 2011 fand in Soestder „Westfälische Konvent – GemeinsamZukunft gestalten“ statt, der die Vernetzungder beiden Regionen weiter stärken undden Kontakt mit der Landesregierung inten-sivieren wird.

Jan BalkeTelefon + 49 (0) 231 [email protected]

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2008 stellte das Leibniz-Institut fürökologische Raumentwicklung (IÖR)die Ergebnisse einer empirischen Un-tersuchung zu Wohnvorstellungen vonälteren Menschen vor. Die Befragungrichtete sich an Menschen zwischen 60und 95 Jahren; 6.000 Personen wurdenin Dresden befragt, 1.300 in Döbeln,einer Kleinstadt in Sachsen. Im Mittel-punkt standen Fragen nach Strukturund Ausstattung der Wohnungen, derBedeutung von Dienstleistungen undgewünschten Wohnformen im Alter.

ank der guten Kooperation mit denbeteiligten Städten lag die Rücklaufquotemit insgesamt 2.330 (rund 39 Prozent) inDresden und 440 Personen (rund 34 Pro-zent) in Döbeln erfreulich hoch. Die wesent-lichen Ergebnisse der Untersuchung: Vieleder Befragten sind mit ihrer Wohnsituation

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sehr zufrieden und bezeichnen ihre Woh-nung als altengerecht. Ein genauerer Blickauf die Ausstattung zeigt allerdings, dassnur zwei Prozent der von Älteren bewohn-ten Wohnungen tatsächlich als altengerechteinzustufen sind. Interessant sind die Unter-suchungsergebnisse in ihrer Differenzierungnach Baualtersklassen: Danach gibt es inDresden den geringsten Anteil altengerech-ter oder zumindest seniorenfreundlicherWohnungen in den Gebäuden der 1950erbis 1980er Jahre. Überraschend war auchdas Ergebnis auf die Frage nach der bevor-zugten Wohnform, bei der die Mehrheit derBefragten sich für ein generationenge-mischtes Wohnen entschied.

Untersuchung in Dortmund und ArnsbergDa ein Vergleich mit Ergebnissen aus west-deutschen Städten sicher aufschlussreichsein wird, vereinbarten IÖR und ILS, dassdas ILS eine Befragung in vergleichbarenStädten in Nordrhein-Westfalen durchführt.Der vom IÖR verwendete Fragebogensollte dabei mit geringfügigen Adaptionenan die speziellen Situationen der beteiligtenKommunen übernommen werden. DieEr-gebnisse der ost- und westdeutschenStudien sollen nach Abschluss der ILS-Untersuchung gemeinsam ausgewertetwerden, um Parallelen und Unterschiedeherausarbeiten zu können. Zudem sollendie Untersuchungsergebnisse in den betref-fenden Kommunen als Grundlageninforma-tionen für weitere kommunale Planungendienen. Bei der Auswahl der mitwirkendenKommunen in Nordrhein-Westfalen kames zum einen darauf an, Städte zu finden,

Neues aus der ILS-Forschung

die mit den vom IÖR befragten Städten ver-gleichbar sind. Die zweite wesentliche Vor-aussetzung war das deutliche Interesse derKommunen an den Untersuchungsergeb-nissen, denn nur mit ihrer aktiven Unterstüt-zung ist eine vergleichbare Rücklaufquotezu erzielen. Weitere Voraussetzungen: DasThema „Anpassung des Wohnungsbe-stands an den demographischen Wandel“sollte durch entsprechende Aktivitäten inden Städten belegt sein, und es sollte zuvornoch keine vergleichbare Befragung durch-geführt worden sein.Die Wahl traf die beiden NRW-Städte Dort-mund und Arnsberg, denn sie erfüllen diebeschriebenen Kriterien in hervorragenderWeise. Hinzu kam, dass das ILS und dieStadt Dortmund bereits ein Kooperations-vertrag verbindet und zur Stadt Arnsbergbereits intensive Kontakte durch das ILS-Projekt „Qualifizierungsstrategien für Ein-familienhausgebiete der Nachkriegszeit“bestehen.So führte das Forschungsteam Ende 2010erste Gespräche zur Konkretisierung derBefragung mit den betreffenden Städten.Aufgrund der im Mai und Juni anstehendenZensus-Befragung wurde der März 2011als günstigster Zeitraum für die Erhebunggewählt. Dank der bereitwilligen Mitwirkungder Kommunen war es einfach, die Adres-sen für die Stichproben zu gewinnen und zuverarbeiten. Der Umfang der Erhebung liegtin Dortmund bei 6.750 und in Arnsberg bei1.500 Befragten. Beide Städte haben durchAnkündigungen in der örtlichen Presse undim Lokalfernsehen aktiv zur Teilnahme ander Befragung aufgerufen, um eine mög-lichst hohe Beteiligung zu gewährleisten.

Vergleich und Querauswertung der Er-gebnisse in Ost- und WestdeutschlandBei der Auswertung der erhobenen Datenwird das ILS eng mit dem IÖR zusammen-arbeiten; zum einen, um vergleichbare Aus-wertungsergebnisse generieren zu können,zum anderen aus forschungsökonomischenGesichtspunkten. Es ist geplant, die Er-gebnisse in einer gemeinsamen Veröffent-lichung zu publizieren. Zudem soll dasForschungsprojekt der Auftakt für weitereKooperationen zwischen dem ILS und demIÖR sein.

Andrea Berndgen-KaiserTelefon: + 49 (0) 241 4099 [email protected]

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Empirische Untersuchung „Wohnen im Alter 60+“Ein Kooperationsprojekt zwischen dem IÖR und dem ILS

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Kurznachrichten

Emschertal.ReloadedDie Renaturierung der Emscher geht überwasserwirtschaftliche und wasserökologi-sche Projekte hinaus. Emscherinsel, Kultur-landschaft Emscher, EMSCHERKUNST,Emscher Landschaftspark, Emscher-Zu-kunft stehen für ambitionierte Konzepte,eine Vorzeigelandschaft zu gestalten. Wel-che Visionen und Gestaltungsmöglichkeitenbesitzen die Akteure, welche Spielräumeloten sie aus und welche Strategien verfol-gen sie? Diese und andere Fragen wurdenbei der Tagung von DAL (Deutsche Akade-mie für Länderkunde) und SURF (Stadt- undRegionalwissenschaftliches Forschungs-netzwerk Ruhr) in Kooperation mit derEmschergenossenschaft im Oktober 2010im Pumpwerk Evinger Bach behandelt.

Mobilitätsmanagementvon Senioren

Aufgrund des demographischen Wandelswird es für die Städte und Gemeindenzunehmend wichtiger, sich auf die Mobili-tätsbedürfnisse älterer Menschen einzustel-len. Vor diesem Hintergrund fand am 11.November 2010 die Fachtagung „Mobili-tätsmanagement für Senioren – Herausfor-derungen und Chancen für Kommunen“des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg und desMinisteriums für Wirtschaft, Energie, Bauen,Wohnen und Verkehr des Landes Nord-rhein-Westfalen in Düsseldorf statt. Mehrals 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmerdiskutierten Handlungsansätze zur Förde-rung einer eigenständigen Mobilität ältererMenschen. Mechtild Stiewe vom ILS stelltein ihrem Vortrag „Älter werden und mobilbleiben – Mobilitätschancen älterer Men-

geschwindigkeitssektor mit seiner dyna-mischen Entwicklung möglichst gut aus-zuschöpfen, ist die Integration mit anderenVerkehrsnetzen und Mobilitätsdienstleistun-gen notwendig.

Kosteneffizienz vonLeitungsinfrastrukturenunter Schrumpfungs-bedingungen

Im Februar 2011 startete am ILS das vonder Stadt Iserlohn in Auftrag gegebene For-schungsprojekt „Ermittlung der Kosteneffi-zienz von Leitungsinfrastrukturen unterSchrumpfungsbedingungen“. In Kooperati-on mit der Planersocieät Dortmund werdendie Auswirkungen von demographischen,wirtschaftlichen und klimatischen Verände-rungen auf die Kosten der Abwasserinfra-struktur in einem Zeitkorridor von 20 Jahrenuntersucht. Sinkende Nachfrage, zuneh-mende Alterung der Netze sowie neueumweltbezogene Anforderungen erhöhendie Betriebskosten und erfordern erhöhteInvestitionen in die Abwassernetze. Durchdie differenzierte Abschätzung der Folge-kosten ist es möglich, Anpassungserforder-nisse zu erkennen und städtische Entwick-lungsstrategien zu qualifizieren.

IIK Regionalplanung derARL im ILS

Am 11. und 12. März 2011 traf sich derInformations- und Initiativkreis Regionalpla-nung (IIK) der Akademie für Raumforschungund Landesplanung auf Einladung seinesMitglieds Rainer Danielzyk im ILS. Der IIK istein Zusammenschluss führender Vertrete-rinnen und Vertreter der Regionalplanungaus Planungspraxis und Wissenschaft. Ertagt zweimal jährlich an wechselnden Ortenin Deutschland. Dieses Treffen erhielt einenbesonderen Akzent dadurch, dass der Prä-sident der ARL, Dr. Bernhard Heinrichs(Schwerin), an den Beratungen teilnahmund neue Initiativen des ARL-Präsidiumszur Diskussion stellte. Die Beratungen desIIK galten unter anderem den Themen:raumordnerische Verträge, kulturland-schaftliche Perspektiven in der Regionalpla-nung; Auswirkungen der REGIONALEN inNRW auf die jeweilige regionale Planungs-kultur und ihr Verhältnis zur jeweiligenRegionalplanung. Abgerundet wurde dasProgramm durch eine abendliche Fußex-kursion durch die Dortmunder Nordstadt,geleitet von Michael Kuss (ILS), mit einemanschließenden Besuch des Kultur- undKreativzentrums „Depot“.

schen“ aktuelle Ergebnisse des Forschungs-projektes „Segmentierung von Senioren zurEntwicklung zielgruppenspezifischer Mobili-tätsangebote“ vor.

Besuch im ILS:Staatssekretär Horzetzky

Am 24. Februar war Staatssekretär Dr.Günther Horzetzky, Ministerium für Wirt-schaft, Energie, Bauen, Wohnen und Ver-kehr des Landes NRW, zu Gast im ILS. Erinformierte sich über das Institut im Allge-meinen sowie über aktuelle Forschungspro-jekte. Es sei ihm ein Anliegen, das Institutaktiv auf dem Weg in die Leibniz-Gemein-schaft zu begleiten, so der Staatssekretär.

Neues aus der AG CeSIASeit Gründung im Jahr 2010 engagiert sichdas ILS aktiv in der Arbeitsgruppe „Leibniz-Centre for Sustainability Impact Assess-ment“ der Leibniz-Gemeinschaft. Im erstenSchritt wird im Rahmen eines Mappings dieExpertise der Leibniz-Institute zur Nachhal-tigkeitsforschung analysiert. Damit soll einÜberblick über die in der Leibniz-Gemein-schaft versammelte Kompetenz geschaffenund die Kooperation zwischen den Leibniz-Instituten verbessert werden. Das ILS betei-ligt sich mit drei Projekten an dem Mapping:„effizient mobil“, „Qualifizierungsstrategienfür die zukünftige nachhaltige Entwicklungvon Einfamilienhausgebieten der 1950er bis1970er Jahre“ und „RegioProjektCheck“.

Transportation ResearchBoards

Die 90. Konferenz des US TransportationResearch Boards fand vom 23.–27. Januar2011 in Washington statt. Zahlreiche Prä-sentationen und Workshops boten denmehreren Tausend Teilnehmern die Mög-lichkeit zum Austausch und Networking.Patrick Hoenniger vom ILS stellte in einerSession zum Thema „High-Speed Rail“ dieErkenntnisse und Empfehlungen vor, dieauf dem EU-Projekt „LINK – The EuropeanForum on Intermodal Passenger Travel“basieren. Der Tenor seines Beitrags „Deve-loping Intermodal Solutions – Potential andChallenges“: Um die Potenziale im Hoch-

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ILS-Nachwuchsförderung

„Mobilität – Migration – Stadt“ lautetdas Thema des neuen ILS-Doktoran-denprogramms, das Ende 2010 aus-geschrieben wurde und auf reges Inter-esse gestoßen ist. Zwei Bewerberinnenund ein Bewerber haben sich in demzweistufigen Auswahlverfahren durch-gesetzt und ein zunächst zweijährigesPromotionsstipendium verliehen be-kommen.

ornelia Tippel beschäftigt sich in ihrerDissertation mit dem Thema „Wohnstand-ortwahl von Wandernden auf Zeit – Auswir-kungen auf den Wohnungsmarkt und dieStadtentwicklung“. Die Arbeit wird von Prof.Dr. Ruth Becker an der TU Dortmund be-treut. Ausgangspunkt der Arbeit ist der mitder Entwicklung zur Wissensgesellschaftverbundene Wandel der Arbeitswelt, der miteiner zunehmenden räumlichen Mobilitätinsbesondere von hochqualifizierten Be-schäftigten verbunden ist. Im Rahmen derDissertation sollen die vielfältigen Auswir-kungen der Wohnstandortwahl und derRaumaneignung von Wandernden auf Zeitauf städtische Strukturen und Prozesseuntersucht werden.

Christine Barwick schreibt ihre Disserta-tion zum Thema „Moving Out or StayingPut – Residential Mobility, Neighborhood

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Lebensbedingungen jugendlicher Migran-ten in verschiedenen Gebietstypen. In derAnnahme, dass sozialräumliche Benach-teiligungen aus heterogenen und räumlichdispersen Handlungen hervorgehen, unter-sucht er, inwiefern entsprechende Prozessein unterschiedlichen Stadträumen auftreten.

Christine BarwickTelefon: + 49 (0) 231 [email protected]

Tobias MettenbergerTelefon: + 49 (0) 231 [email protected]

Cornelia TippelTelefon: + 49 (0) 231 [email protected]

Choice and Resource Access of the Tur-kish-German Middle Classes“. Betreut wirddie Arbeit von Prof. Talja Blokland an derHumboldt-Universität zu Berlin. In der Arbeitwird untersucht, unter welchen Bedingun-gen türkische Migranten in gut ausgestatte-te Bezirke ziehen oder in schlecht ausge-statteten Nachbarschaften wohnen bleiben.Räumliche Faktoren, Identitäten, Sozialka-pital und soziale Netzwerke stellen wichtigeDimensionen dar, die in diesem Zusammen-hang berücksichtigt werden.

Tobias Mettenberger betrachtet in seinerArbeit mit dem Titel „Das Netz der margina-lisierenden Orte“, die auch von Prof. TaljaBlokland betreut wird, die negativen Einflüs-se des sozialräumlichen Kontexts auf die

Florian Sichling hat Soziale Arbeit inDresden und Chicago studiert. Zu sei-nem Forschungsinteresse zählen unteranderem sozialraumbezogene Inter-ventionsformen in der Sozialen Arbeit,soziale Ungleichheit, Vergleich sozialerSysteme, Geschichte der SozialenArbeit und Jugend.

m Zusammenhang mit Forschungs-arbeiten zur Transformation des sozialenWohnungsbaus in Chicago war FlorianSichling bereits 2006 kurzzeitig Gast am ILSund ist nun im Rahmen der Erhebungenzu seiner Doktorarbeit bis Ende Juli 2011als Gastwissenschaftler im ForschungsfeldSozialraum Stadt. In der Arbeit geht es umdie Frage, wie sozial benachteiligte Jugend-liche aufwachsen. Vor dem Hintergrund

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Wirkung entfalten. In seiner Dissertationuntersucht Florian Sichling exemplarisch diesubjektiven Perspektiven und Erfahrungenbenachteiligter Jugendlicher aus der Dort-munder Nordstadt und am Uptown inChicago während ihrer Übergänge insErwachsenenleben. Darüber hinaus er-möglicht ein vergleichendes Forschungs-design die Präzisierung unterschiedlicher,kontextabhängiger Dimensionen und Me-

chanismen, die dieseProzesse beeinflussen.

Benachteiligte Jugendliche in Dortmund und ChicagoGrowing up on the Margins

tiefgreifender gesellschaftlicher Veränderun-gen in westlichen Industriegesellschaftenhaben sich die Übergänge von der Kindheitins Erwachsenenleben, im Vergleich zufrüheren Generationen, zunehmend ausdif-ferenziert und verlängert. Allerdings deutenempirische Studien auch darauf hin, dasssich die Übergänge benachteiligter Jugend-licher – entgegengesetzt der generellendemographischen Trends – in deutlichverkürzten Sequenzen vollziehen. Üblicher-weise werden diese Unterschiede mit derungleichen Verteilung sozialer Chancen undRessourcen erklärt, die die biographischenOptionen benachteiligter Jugendlichernachhaltig einschränken. Was in diesenstrukturellen Erklärungsmodellen allerdingsfehlt, ist eine Analyse der sozialen Prozesse,über die strukturelle Benachteiligungen ihre

ILS-Doktorandenförderung

„Mobilität – Migration – Stadt“

Florian SichlingTelefon:+ 49 (0) 231 [email protected]

Christine Barwick, Tobias Mettenberger, Cornelia Tippel

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Neue Publikationen

MaxLupo – Leitfaden für die Integration vonMobilitätsmanagement in der räumlichen PlanungDer Bericht erläutert anhand von Beispielen Strategien füreine bessere Integration von nachhaltigem Verkehr undSiedlungsplanung. Er zeigt Wege auf, wie Mobilitätsmana-gement besser in die konkrete Planung eines Bauvorhabensintegriert werden kann. Der Leitfaden wurde von synergo(Schweiz), ILS (Deutschland), Edinburgh Napier University(Schottland) und der Universität von Maribor (Slowenien)entwickelt, mit Unterstützung weiterer Partner: TU Krakau

(Polen), Technische Gediminas-Universität Vilnius (Litauen), ETT Spanien, TrivectorTraffic (Schweden).Weitere Informationen unter: www.epomm.eu und www.max-success.eu

MaxSumo – Leitfaden für die Planung, Monito-ring und Evaluierung von MobilitätsprojektenMaxSumo ist ein Leitfaden zur systematischen Evaluierungvon Mobilitätsprojekten oder -programmen. Durch einvergleichbares Vorgehen bei Evaluierungen wird der Er-fahrungsaustausch und der Vergleich zwischen ähnlichenProjekten erleichtert. MaxSumo wurde entwickelt vonTrivector Traffic (Schweden), ILS (Deutschland) und derEdinburgh Napier University (Schottland) unter Beteiligungweiterer Partner.

Weitere Informationen unter: www.epomm.eu und www.max-success.eu

Am 24. Februar trafen sich Parlamenta-rier im Düsseldorfer Landtag zum Dialogmit Wissenschaftlern aller Institute derLeibniz-Gemeinschaft in NRW. Unterdem Motto „Science meets Parliament“stellten die Wissenschaftler interessier-ten Politikern ihre Arbeitsbereiche vorund informierten sie über zukunftswei-sende Themen. Das ILS war mit drei

Themen und drei wissenschaftlichen Mitarbeitern vertreten: Alexander Mayr –„Kosten und Nutzen der Siedlungsentwicklung: Können wir uns eine Fortsetzungder gegenwärtigen Trends leisten?“; Frank Osterhage – „Aktuelle Trends der Bevöl-kerungsentwicklung in NRW: Zurück in die Städte?“; Dr. Bernd Wuschansky –„Kasernen, Truppenübungsplätze, Munitionsdepots, Raketenstellungen: Was istaus ihnen geworden?“. Die Themen stießen besonders durch ihre Praxisnähe aufgroßes Interesse bei den Parlamentariern. Am Abend wurde der Dialog in einergrößeren Runde im Rahmen einer Podiumsdiskussion fortgeführt. Helmut Dockter,Staatssekretär im NRW-Wissenschaftsministerium, diskutierte gemeinsam mitdem Leibniz-Präsidenten Prof. Dr. Karl-Ulrich Mayer sowie dem Politologen Prof.Dr. Klaus Langfried das Thema „Wie viel Föderalismus (v)erträgt die Forschung?“.Staatssekretär Dockter zeigte sich erfreut über die positive Resonanz der Ver-anstaltung. „Wir müssen die Lösungsmöglichkeiten für wichtige Zukunftsfragenmiteinander diskutieren“, sagte er. „Nur so ist eine nachhaltige erfolgreicheWissenschafts- und Forschungspolitik möglich. Nur so schafft Wissenschaft dieChancen, die wir für eine nachhaltige Entwicklung in NRW brauchen“.Die Leibniz-Institute in NRW wollen den Dialog aufrecht erhalten und „Sciencemeets Parliament“ als regelmäßigen Termin etablieren.

Personalia

Personalia

Dr.-Ing. Ulrike ReutterForschungsfeldleiterin „Mo-bilität“ vertritt für ein Jahrdie Professur „Verkehrswe-sen“ an der TechnischenUniversität Kaiserslautern.Sie leitet dort das Institutfür Mobilität & Verkehr(imove) am [email protected]

Dipl.-GeographinIsabel RamosLobatoStudium der Geographie,Soziologie und Friedens-und Konfliktforschung ander Philipps-UniversitätMarburg; Studienaufenthal-te an der UniversidadeFederal de Pernambuco, Brasilien; Themen-schwerpunkte: Stadtgeographie; Stadterneue-rung; bauliche und soziale [email protected]

M.Sc. GeographinSandra SchmitzStudium der Geographiean der Ruhr-UniversitätBochum; Themenschwer-punkte: Stadtsoziologie;schrumpfende Städte;demographischer [email protected]

Florian Sichling vom 01.02. bis 31.07.2011; University of Chicago, Forschungsfeld„Sozialraum Stadt“; Forschungsthema: Gro-wing up in the Margins: The Local Ecology ofDisadvantaged Youth in Dortmund Nordstadt”Nazila Keshavarz vom 01.09.2010bis 31.05.2011, Birmingham City University,Forschungsfeld „Gebaute Stadt“, Forschungs-thema: Multiperspective research on urbanneighbourhoods

ILS aktuell

Neue wissenschaftlicheMitarbeiter/innen

Forschungsfeld„Regionalisierung des Städtischen“

Forschungsfeld „Sozialraum Stadt“

Gastwissenschaftler/in

Science meets Parliament in DüsseldorfWissenschaft und Politik im zweiten Dialog

Alexander Mayr, Frank Roost

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ILS-Projektergebnisse

sind. Diese Fragen werden im Rahmen desProjektes „Stadtkarrieren in peripherisier-ten Räumen“, einem Forschungsprojekt inKooperation von IRS (Leibniz-Institut fürRegionalentwicklung und Strukturplanung)und dem ILS seit Januar 2009 untersucht.

Im Fokus: Mittelstädte in ost- undwestdeutschen RegionenMittelstädte jenseits der großen Metropol-regionen müssen sich angesichts von Pro-zessen von Abwanderung, Abkopplung,Abhängigkeit und Stigmatisierung strate-gisch positionieren und Lösungsansätze fürvielschichtige und differenzierte Problem-lagen entwickeln. Von solchen Lösungsan-sätzen beziehungsweise der wissenschaft-lichen Analyse von Chancen und Risikendieser Ansätze können andere Städte profi-tieren, auch wenn sie nicht ähnlich stark vonPeripherisierungsprozessen betroffen sind –so die Arbeitsthese. Im Rahmen desgemeinsamen Forschungsprojekts werdendie Handlungsoptionen und -restriktionenvon Mittelstädten in peripherisierten Räu-men in west- und ostdeutschen Regionenüber vergleichende Fallstudien untersucht.Das IRS untersuchte den Umgang derStadtpolitik mit Peripherisierungsprozessenin Eschwege, Sangerhausen und Luther-stadt Eisleben und das ILS in den StädtenOsterode am Harz, Pirmasens und Völk-lingen. Beide Institute benutzten dabei8ein gemeinsames Untersuchungsdesign.In über 70 Interviews gaben Akteure ausPolitik, Wirtschaft, Verwaltung, Medien und

Bürgerschaft dem ILS Einblick in die Stadt-entwicklung und die Strategieentwicklungder letzten Jahrzehnte.Der Bericht zu Osterode ist bereits seitSommer 2010 online. Seit Anfang diesesJahres stehen nun auch die Berichte zuPirmasens und Völklingen unter www.ils-forschung.de zur Verfügung. Die Berichtezu den Städten Eschwege, Sangerhausenund Lutherstadt Eisleben befinden sich aufder IRS-Website unter www.irs-net.de.

Vergleich der ForschungsergebnisseDas Projekt ist damit noch nicht abge-schlossen: Es folgt die Phase der verglei-chenden Betrachtung der unterschiedlichenStrategien und Handlungsansätze in denuntersuchten Städten. Der Vergleich basiertauf den Ergebnissen der Fallstudienanalyse.Dazu gehören zum Beispiel die Fragen,wie gewachsene Strukturen und Akteurs-konstellationen Entwicklungsdynamiken be-einflussen und welchen Einfluss lokalesHandeln auf die Gestaltungsmöglichkeitenim Umgang mit Peripherisierung hat. Einenweiteren Schwerpunkt wird die Diskussionvon Ergebnissen innerhalb der wissen-schaftlichen Community wie auch im Dialogvon Wissenschaft und Praxis bilden.

Dr. Sabine WeckTelefon (+) 49 231 [email protected]

Sabine BeißwengerTelefon (+) 49 231 [email protected]

Lange Zeit standen Metropolregionenals Träger für Innovationsdynamik, Ar-beitsplatzwachstum und Wettbewerbs-fähigkeit im Vordergrund. Mittlerweileaber rücken auch die Potenziale undStärken von Klein- und Mittelstädtenaußerhalb der großen Ballungszentrenwieder stärker in den Fokus von wis-senschaftlicher und politischer Auf-merksamkeit. Mittelstädte außerhalbder Ballungszentren werden als Räumemit Entwicklungsdynamik, „hiddenchampions“ und Wachstumsmotorenerforscht.

ber was lässt sich über Mittelstädtein schrumpfenden Regionen sagen?Welche Funktionen übernehmen sie für ihrregionales Umland, welche Strategien undLösungsansätze werden angesichts viel-schichtiger Problemlagen verfolgt, um denAnschluss zu halten oder wiederzugewin-nen? Und inwieweit könnten andere Städtevon der Pionierarbeit und den Lösungs-strategien profitieren, auch wenn sie vomdemographischen Wandel und wirtschaft-lichen Strukturwandel (noch) nicht betroffen

Stadtkarrieren in peripherisierten Räumen

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Stadtansichten von Pirmasens und Völklingen

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ILS-Projektergebnisse

ILS-Kolloquien „Mobil sein – dabei sein!“

Im Dezember 2010 zeigte Dr. PhilineGaffron von der TU Hamburg-Harburg auf,dass eine verkehrlich bedingte sozialeBenachteiligung auf verschiedenen Ebenenstattfinden und sehr unterschiedliche Grün-de haben kann. Der Vortrag „PersönlicheMobilität als Teilhabechance, Mobilität derAnderen als Belastungsrisiko – zwei Aspek-te des sozialen Diskurses in der Verkehrs-planung“ umfasste das Konzept der sozia-len Teilhabe und der Umweltgerechtigkeit.So können Bevölkerungsgruppen aufGrund mangelhafter Erreichbarkeiten inihren Teilhabechancen eingeschränkt sein,oder aber auch überproportional unternegativen Folgen der Mobilität anderer lei-den. Gefestigt wurden diese Erkenntnissedurch Ergebnisse aus empirischen Studiensowie durch aktuelle Auswertungen ver-schiedener statistischer Erhebungen. Gerd

Würdemann, wissenschaftlicher Oberrata.D. am Bundesinstitut für Bau-, Stadt- undRaumforschung (BBSR), befasste sich inseinem Vortrag „Postfossil und zukünftigmobil – Mobilitätschancen für alle undgesellschaftliche Innovation“ mit der Her-ausforderung der Transformation vom fossi-len Verkehr zu einer postfossilen Mobilität.Vor dem Hintergrund von Peak-Oil (Ölför-dermaximum) stößt das gegenwärtig fossilbetriebene Verkehrssystem an seine Gren-zen. Der Prozess hin zu einer postfossilenMobilität ist eine Gestaltungsaufgabe undbedarf der Mithilfe aller Akteure.Die Dokumentation steht unter www.ils-forschung.de als E-Book zur Verfügung.

Kerstin SuhlTelefon + 49 (0) 231 90 [email protected]

Im Wintersemester 2010/11 stand dieräumliche Mobilität als Grundvoraus-setzung für die Teilhabemöglichkeit amgesellschaftlichen Leben im Mittel-punkt der ILS-Kolloquienreihe.

r. Annette Spellerberg, Professorin fürStadtsoziologie an der TU Kaiserslautern,eröffnete im November 2010 die Kollo-quienreihe mit ihrem Vortrag zum Thema„Mobilität und soziale Ungleichheit“. Siespannte den soziologisch-theoretischenBezugsrahmen und verknüpfte die sozialeUngleichheitsforschung mit Erkenntnissenaus der Mobilitätsforschung. Diskutiertwurde, dass eine eingeschränkte Mobilitätverstärkend auf soziale Ungleichheitslagenwirkt und dass mangelnde Mobilität Ursa-che für eine Einschränkung von Lebens-chancen sein kann.

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Evaluation „effizient mobil“ abgeschlossen

Die Ergebnisse des Projektes zeigen, dassdurch den Einsatz von Mobilitätsmanage-ment auf lokaler Ebene eine Reduzierungdes Pkw-Verkehrs möglich ist. Bei einervollständigen Umsetzung aller in denKonzepten vorgeschlagenen Maßnahmenkönnte der Anteil der Pkw-Alleinfahrten vonderzeit durchschnittlich 53 Prozent um zehnProzent gesenkt werden. Dadurch ließensich insgesamt mehr als 133 Millionen Pkw-Kilometer einsparen und die CO2-Emissio-nen könnten um mehr als 23.500 Tonnenverringert werden.

Das Aktionsprogramm blickt auf einepositive Bilanz: Zahlreiche Akteure wurdenmobilisiert, (regionale) Strukturen in An-sätzen erfolgreich initiiert beziehungsweisegestärkt und neue Impulse, insbesondereauch für ein kommunales Mobilitätsmana-gement, wurden gesetzt.

Die Förderung des Programms durch dasBundesumweltministerium und die damitverbundene Aussicht auf eine kostenloseErstberatung war ein bedeutender Erfolgs-faktor. Bei der Umsetzung von Mobilitäts-managementmaßnahmen bedarf es jedochinsbesondere im Bereich des strategischenkommunalen Mobilitätsmanagements einerweiteren Unterstützung seitens der Bun-desebene.

Mit dem Aktionsprogramm „effizientmobil" der Deutschen Energie-Agentur,gefördert vom Bundesumweltministe-rium, wurde in Deutschland erstmaligein breiter Top-down-Ansatz zur För-derung von betrieblichen und kommu-nalen Mobilitätsmanagementstrategienverfolgt. Mehr als 100 Betriebe, öffent-liche Einrichtungen und Kommunenerhielten im Rahmen des Aktionspro-grammes eine kostenlose Erstberatungfür die Erarbeitung eines betrieblichenbeziehungsweise strategischen kom-munalen Mobilitätsmanagementkon-zeptes.

as ILS (Projektkoordination) wurde,gemeinsam mit dem Institut für Stadtbau-wesen und Stadtverkehr an der RWTHAachen und mit Unterstützung durch dasBüro für Evaluation, Forschung und Pla-nung, Dr. Iris Mühlenbruch, mit der wissen-schaftlichen Begleitung und der Evaluationdes Aktionsprogramms beauftragt.

Neben den primär CO2-bezogenen Wir-kungsabschätzungen galt es hierbei, dieVeränderungen im strukturellen und orga-nisatorischen Bereich zu erfassen und zubewerten. Hierfür wurden eigens neueErhebungs- und Analyseverfahren ent-wickelt und angewendet.

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Doris BäumerTelefon + 49 (0)231 [email protected]

Mechtild StieweTelefon + 49 (0)231 [email protected]

Nachhaltige Mobilität als Chance gesellschaftlicher Teilhabe

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ILS – Institut für Landes- undStadtentwicklungsforschung

ILS-Projektergebnisse

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Das Ministerium für Klimaschutz,Umwelt, Landwirtschaft, Natur- undVerbraucherschutz in Nordrhein-West-falen (MKULNV NRW) hat mit elf Kom-munen einen Modellprojektverbundgebildet, um ausgewählte Gewerbe-flächen nachhaltig zu entwickeln. DasProjekt wird vom ILS seit Mai 2009wissenschaftlich begleitet.

Bilanzveranstaltung zum Abschluss derPhase IDie erste Phase der wissenschaftlichenBegleitforschung wurde am 3. Dezember2010 in Düsseldorf mit einer Bilanzver-anstaltung abgeschlossen. Dabei wurdenErgebnisse der Begleitforschung, die jewei-ligen Nachhaltigkeitsansätze in den elfKommunen sowie die Resultate einerExpertise zur städtebaulichen Qualifizierungvon Gewerbebestandsgebieten vorgestellt.Im Zentrum der anschließenden Diskussionstand das sogenannte Gebietsmanage-ment, dem sich das Projekt in seiner zwei-ten Phase näher widmen wird.Kernstück dieser zugleich resümierendenwie perspektivisch in die Zukunft schauen-den Veranstaltung war eine Podiumsdis-kussion mit Vertretern unterschiedlichsterOrganisationen, die ein breites Wissens-und Handlungsspektrum repräsentiertenund rund um das Thema nachhaltige Stadt-und Gewerbe(flächen)entwicklung in einenproduktiven Austausch einstiegen.An der lebendigen und teils kontroversenDiskussion nahmen je ein Vertreter der Wirt-schaft (Joachim Blötz, MCBauchemie Bott-rop), der IHK (Fritz Rötting, IHK Aachen),

des Städte- und Gemeindebundes NRW(Stephan Schmickler, Bergisch Gladbach),der Wirtschaftswissenschaft (Prof. Dr. NikoPaech, Uni Oldenburg) sowie die Staats-sekretäre des Bau- und Wirtschaftsministe-riums NRW, Dr. Günther Horzetzky und desUmweltministeriums NRW, Udo Pasche-dag, teil. Grundlage für diesen von Prof. Dr.Rainer Danielzyk (ILS/Uni Hannover) mode-rierten Teil der Veranstaltung bildeten ersteErgebnisthesen aus der Begleitforschung.Der künftige Umgang mit Flächen und Ener-gie, so ließe sich ein wichtiger Diskussions-strang zusammenfassen, ist ein Gradmes-ser für die nachhaltige Entwicklung vonGewerbegebieten.Dabei zeichnet sich – in optimistischerPerspektive – bereits ab, dass die globaleWettbewerbsfähigkeit eines Unternehmensnicht zuletzt davon abhängt, wie effizientund damit auch kostengünstig es mit die-sen knappen Ressourcen umgeht. Ökologi-sche Motive verschmelzen zunehmend mitökonomischem Kalkül. Diese Maxime weistauch landespolitisch in die Zukunft, denndie Ressorts Bau/Wirtschaft und Umweltder NRW-Landesregierung ziehen in dernachhaltigen Gewerbegebietsentwicklungzunehmend „an einem Strang“. Die Vor-träge sind unter www.ils-forschung.dedokumentiert.

Fokus auf Bestandsgebiete in Phase IIIm Dezember 2010 hat die zweite Phasedes Projektes begonnen. Neben der Qua-litätssicherung in den Modellvorhaben(Wissenstransfer mittels Workshops etc.)besteht das zentrale Anliegen darin, die

strukturellen Rahmenbedingungen heraus-zuarbeiten, die notwendig sind, um dienachhaltige Gewerbegebietsentwicklungzum Erfolg zu führen und zu verstetigen.Hierbei geht es um die Entwicklung vonKonzeptenfür neue Institutionen und den Wandelvorhandener Institutionen, die die nach-haltige Entwicklung vor Ort unterstützen(vor allem neue Formen der Kooperation/ des Gebietsmanagements);für eine breite politische und (fach-)öffentliche Verankerung / Vernetzung dernachhaltigen Gewerbegebietsentwick-lung;für eine horizontal und vertikal integriertekünftige Unterstützung und Förderungder nachhaltigen Gewerbegebietsent-wicklung (Wettbewerbs- und Förderkon-zept);zur Weiterentwicklung und Verfeinerungder kommunalen Instrumente und Nach-haltigkeitsstrategien.

Zudem sollen die Erfahrungen, die interna-tional und in anderen Bundesländern beider nachhaltigen Gewerbegebietsentwick-lung gemacht wurden, erschlossen undausgewertet werden.

Dabei wird sich das Projekt mehr als in derersten Phase auf Bestandsgebiete konzen-trieren und den neueren wirtschaftswissen-schaftlichen Erkenntnissen über betriebli-che und unternehmerische Rationalitäten inFragen der nachhaltigen Entwicklung Rech-nung tragen. Die daraus resultierendenErfordernisse sollen stärker als bisher mitdem kommunalplanerischen und städte-baulichen Instrumentarium der Kommunenvernetzt werden. Denn die Eindämmungdes Flächenverbrauchs – ein zentrales ge-sellschaftliches und umweltpolitisches An-liegen – ist zweifellos umso effektiver mög-lich, je besser die Strategien zum Umbauund zur nachhaltigen Entwicklung derbestehenden Gewerbegebiete sind und jeeffizienter der Bestand gefördert und attrak-tivier gemacht werden kann.Eine Broschüre, die die elf Modellprojekteund ihre jeweiligen Nachhaltigkeitsansätzevorstellt, kann als PDF-Datei von den Seitendes Umweltministeriums heruntergeladenwerden unter www.umwelt.nrw.de.

Dr. Frank BetkerTelefon: + 49 (0) 241 4099 [email protected]

Nachhaltige Gewerbeflächenentwicklung in Nordrhein-WestfalenWissenschaftliche Begleitforschung des ILS wird fortgesetzt

Veranstaltung am 3. Dezember 2010, Tanzpalast Düsseldorf

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Am 24. Februar 2011 fand in Bensbergdie gemeinsam vom ILS und der Tho-mas-Morus-Akademie veranstalteteFachkonferenz „Region sein, Regionwerden – Formate, Instrumente undOrganisationen zur Entwicklung vonRegionen“ statt. Kooperationspartnerder Veranstaltung war die REGIONALE2010 Agentur.

ie Teilnehmerinnen und Teilnehmerhatten sich in den Räumlichkeiten derThomas-Morus-Akademie eingefunden, umdas breite Spektrum an Formaten, Instru-menten und Organisationsformen auf derregionalen Maßstabsebene zu diskutieren.Die von Prof. Kunibert Wachten (Institutfür Städtebau und Landesplanung, RWTHAachen) moderierte Veranstaltung boteinen tiefen Einblick in die beinaheundurchschaubare Landschaft regionalerSteuerungsansätze. Dies führte letztlich zuder Schlussfolgerung, dass die Wege derRegionsbildung vielfältig sind und es kein„Patentrezept“ erfolgreicher Regionalisie-rungsstrategien gibt.

Formate der regionalen StrukturpolitikIn einem ersten Block präsentierte Prof. Dr.Thorsten Wiechmann (Raumordnung undPlanungstheorie, TU Dortmund) die Spann-breite von Formaten in der regionalenStrukturpolitik, wobei er Modellprojektenund Policy-Wettbewerben eine besondereAufmerksamkeit widmete. Nach diesemImpulsvortrag wurden weitere Formate(REGIONALEN, IBAs, Europäische Metro-polregionen, LEADER etc.) präsentiert, dieanschließend in der Diskussion und mit

Beispielen aufgegriffen wurden. Insbeson-dere die Frage nach den Möglichkeiten undSchwierigkeiten der Evaluation von Forma-ten der Regionalentwicklung interessiertedie Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Einewichtige Aufgabe sei die Qualitätssicherungüber Evaluationsstandards und die damitverbundene Analyse von Erfolgsfaktorenregionaler Entwicklungsstrategien. Weiter-hin stand die Frage nach der Zukunft derRegionalpolitik vor dem Hintergrund derVielfalt an parallel existierenden Formatenim Mittelpunkt der Diskussion.

Instrumente regionaler KooperationProf. Dr. Stefan Siedentop (Institut fürRaumordnung und Entwicklungsplanung,Universität Stuttgart) leitete mit seinemImpulsvortrag zu den Instrumenten regiona-ler Kooperation den zweiten Block ein.Neben einer Einordnung und Typisierungvon Instrumenten standen dabei auch dieTriebkräfte für regionale Kooperationen imMittelpunkt der Darstellung. Beispielhaftwurden anschließend zwei Instrumente, derformelle Regionalplan und Cluster-Strate-gien in der regionalen Entwicklung, vertieftdargestellt.

Organisationsformenregionaler EntwicklungMit seinem Impulsvortrag zu Organisations-formen in der regionalen Entwicklung leiteteProf. Dr. Rainer Danielzyk (ILS/UniversitätHannover) in den dritten thematischenBlock ein. Dabei wurde das breite Spektrumformeller und informeller Organisationsfor-men deutlich, in dem sich regionale Koope-rationen bewegen. Anschließend wurden

verschiedene Beispiele aus der Praxis prä-sentiert (Städteregion Aachen, VerbandRegion Rhein-Neckar, REGKLAM Modell-region Dresden), die einen Einblick in dieSchwierigkeiten und Möglichkeiten auf derSuche nach geeigneten Organisationsfor-men für die regionale Ebene boten.Ein Resümee der Veranstaltung zogabschließend Prof. Kunibert Wachten. Erverwies in Anlehnung an den Veranstal-tungstitel nachdrücklich darauf, dass derWeg zu einer Region mitunter leichter sei alsdie Aufgabe, eine handlungsfähige Regionzu sein. Demgegenüber sei die Frage nachdem Warum regionaler Kooperationen ver-hältnismäßig einfach zu beantworten. Ins-besondere die Mehr-Ebenen-Verflechtungverschiedenster regionaler Formate führezudem die vordringliche Aufgabe vorAugen, regionale Strategiefähigkeiten zuentwickeln und Synergieeffekte zu schaffen.Als besonders wichtige „Impulsformate“hob Prof. Wachten die Sonderformateregionaler Entwicklung hervor, verwies aberzugleich auch auf deren Grenzen bezüglichihrer Konfliktlösungsfähigkeit.Am Abend stellte Kabarettist, Autor und Fil-memacher Heinrich Pachl seinen Film „BenRuhr“ von 1988 vor. Er zeigt, wie der fiktiveImageberater Heinrich Staiger bereits einJahr vor der IBA Emscher Park – ein Son-derformat – die schlummernden Entwick-lungspotenziale im Ruhrgebiet entdeckt,quasi ein exemplarischer Beitrag zur Schaf-fung eines Selbstbewusstseins einer Region.

Mario ReimerTelefon + 49 (0) 231 [email protected]

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„Region sein – Region werden“Formate, Instrumente und Organisationen zur Entwicklung von Regionen

Impressionen vom Kölner Rheinufer

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Quartiere haben als Ort des konkretenstädtischen Zusammenlebens und dersozialen Interaktion eine zunehmendeBedeutung für die gesellschaftlicheIntegration und die Möglichkeit derräumlichen Identifikation.

er Quartiersforschung liegt zugrunde,dass alle Analysen und praxisorientiertenForschungsansätze zur Zukunft bestehen-der Stadtquartiere einen multiperspektivi-schen Zugang erfordern. Dieser nimmtsoziale Strukturen und Interaktionen ebensoin den Blick, wie die Potenziale und Gren-zen der räumlich-baulichen Strukturen undGegebenheiten für die Handlungsoptionender beteiligten Akteure. Geographie, Öko-nomie, Soziologie, Städtebau und Architek-tur vernetzen zunehmend ihre Beiträgezur praxisorientierten Quartiersforschungmit dem Ziel, komplexe Erklärungs- undHandlungsmuster anbieten zu können.

Unterschiedliche Herangehensweiseder einzelnen DisziplinenIm Symposium am 30. November 2010 imSuper C der RWTH Aachen wurden dieunterschiedlichen Sichtweisen der verschie-denen Fachdisziplinen, die zum Thema„städtische Quartiere“ forschen und arbei-ten, wie etwa Architektur, Geographie,Raumplanung, Soziologie und Stadtpla-nung, herausgearbeitet. Das ILS führte dieVeranstaltung gemeinsam mit dem Lehr-und Forschungsgebiet Kulturgeographieder RWTH Aachen durch. Ziel war es,Einblicke in die methodischen und konzep-tionellen Herangehensweisen der unter-schiedlichen Disziplinen zu gewinnen.Zunächst wurde die fachspezifische Aus-

ILS-Projektergebnisse

einandersetzung mit dem Gegenstand„Quartier“ grundlegend dargestellt undanhand konkreter Beispiele erläutert. In deranschließenden Diskussion mit den Refe-renten standen vor allem Fragen nach mög-lichen Gemeinsamkeiten und Unterschie-den in der Definition, Wahrnehmung undBeurteilung von Quartieren sowie nachmöglichen Nahtstellen und dem aktuellenForschungsbedarf im Vordergrund.Der Quartiersbegriff wird je nach Fachgebietsehr unterschiedlich interpretiert. Klarscheint: Quartiere besitzen eine geringereGröße als Stadtteile. Sozialräumlich gese-hen sind sie der kleinste gemeinsameNenner, für den ihre Bewohner noch denBegriff „wir“ verwenden. Physisch fassensie verschiedene Gebäude mit zugehörigerInfrastruktur zu größeren Einheiten zusam-men. Sozialwissenschaftler warnen vor reinräumlich fixiertem „Raum-Container-Den-ken“. Sie tendieren eher zu räumlich diffu-sen, von Lebensweisen bestimmten sozia-len Gebilden. Für Ökonomen bilden sichin Quartieren dagegen Wertkategorien,Ertrags- und Risikomuster ab. Sie habenerkannt, dass Wertentwicklungen auf ge-bäudeübergreifender Maßstabsebene erfol-gen. Infolgedessen erfordern Interventionenräumlich umfassendere Konzepte.

„Multiperspektivische Quartiersforschung“

In der sozio-kulturellen Forschung unter-suchen Kulturwissenschaftler die Bedeu-tungen und Symbole von Quartieren. Diesebestimmen die interne und externe Wahr-nehmung und haben großen Einfluss aufdie Imagebildung und das Marketing derQuartiere.

Erforschung von gemeinsamentheoretisch-methodischen GrundlagenMit dem Fokus auf den Bestandsquartierenuntersucht das ILS weiterhin in Kooperationmit dem Geographischen Institut der Uni-versität Tübingen die theoretisch-methodi-schen Grundlagen für die Definition vonQuartieren durch Architekten und Städte-bauer, Stadt- und Kulturwissenschaftler,Volks- und Betriebswirte und Sozialwissen-schaftler und ihre Relevanz für Interventio-nen in Quartieren. Ziel ist die Erarbeitungtransparenter, vergleichbarer Strukturenund Methoden für die Beschreibung vonQualitäten, Zustands- und Interventions-typologien und einer Sprache, die von allenbeteiligten Wissensdisziplinen verstandenund anerkannt wird. Dies erfordert aucheinen Abgleich der theoretischen Grund-lagen angewendeter und neuer Methodenund die Bereitschaft zu einem fachgebiets-übergreifenden Austausch, an dem ver-schiedene Wissensdisziplinen mitwirken.

Die Ergebnisse des Symposiums werdenin einem Sammelband „Das Quartier –Forschung aus raumstruktureller, sozialer,symbolischer und ökonomischer Perspek-tive“ im Klartext-Verlag, Essen, publiziert.

Prof. Ulli MeiselTelefon + 49 (0) 241 [email protected]

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Gemeinsames Symposium von ILS und RWTH Aachen

Veranstaltung am 30. November 2010, Super C der RWTH Aachen

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Kulturlandschaften – Gestaltung versus TrivialisierungNachmittags folgten parallele Arbeitsforen.Forum I beschäftigte sich mit Fragen zurKonstituierung von Kulturlandschaften, zumBeispiel über ihre Wahrnehmung als Identi-täts- und Handlungsräume, wie es LudgerGailing (IRS) in seinem Vortrag darstellte. Dr.Monika Micheel (IfL) und Wera Wojtkiewicz(TU Berlin) stellten Ergebnisse aus einemForschungsprojekt zu Gemeinsamkeitenund Unterschieden von Landschaftsver-ständnissen im Alltag und in Plänen vor.Dr.-Ing. Markus Leibenath und Antje Otto(IÖR) referierten über die Rolle von Diskur-sen zu (Kultur-)Landschaft.Im Forum II ging es um die planerischeGestaltung und Qualität von Kulturland-schaften. Während sich Prof. Dr. CatrinSchmidt (TU Dresden) mit den suburbanenRäumen als Kulturlandschaften allgemeinbefasste, ging Prof. Dr. Axel Priebs (RegionHannover) auf die Regionalplanung alsInstrument ihrer Qualifizierung ein. Dr.Reimar Molitor (Regionale 2010 Agentur)

berichtete über das Kulturlandschaftsnetz-werk in der Region Köln/Bonn.Im anschließenden Streitgespräch diskutier-ten Hanno Osenberg (Bundesministeriumfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung) alsVertreter des Bundes, Prof. Dr. WinfriedSchenk als Vertreter der Wissenschaft, Dr.-Ing. Günther Bachmann als Vertreter desNachhaltigkeitsrats und Tobias Rüther überChancen und Möglichkeiten der Entwick-lung von Kulturlandschaften.In ihrem Resümee hielt Prof. Dr. HeideroseKilper (IRS) fest, dass Kulturlandschafts-gestaltung eine politische Querschnittsauf-gabe sei und der multidisziplinäre Zugangsowie die Dynamik und begriffliche Un-bestimmtheit von Kulturlandschaften großePotenziale für ihre Gestaltung und Entwick-lung bieten müssten.

Sandra PaßlickTelefon + 49 (0) 231 [email protected]

Das Kolloquium der raumwissen-schaftlichen Institute der Leibniz-Gemeinschaft (ARL, IfL, ILS, IÖR, IRS)hat am 1. Februar in Berlin den Ab-schluss des Arbeitskreises „SuburbaneRäume als Kulturlandschaften“ zumAnlass genommen, Kulturlandschaftenhinsichtlich ihrer Gestaltung oder Tri-vialisierung zu thematisieren.

ach der Begrüßung durch Prof. Dr. Dr.h.c. Bernhard Müller (IÖR) unternahm FAZ-Redakteur Tobias Rüther mit dem Plenumeine Reise durch das „Land des Dioxin-Skandals“ und zeigte Bilder von Landschaf-ten zwischen Weser und Ems. Prof. Dr.Winfried Schenk (Universität Bonn) zeich-nete in seinem Vortrag zunächst die Ent-wicklung des Begriffs Kulturlandschaftnach, bevor er auf die Herausforderungeneinging, vor der die räumliche Planungangesichts des offenen Begriffsverständnis-ses steht.

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reich erwiesen haben, um den erreichtenFortschritt nachhaltig abzusichern.Den Ausgangspunkt hierbei bilden For-schungen, die zwischen 2006 und Anfang2009 an der LSE durchgeführt wurden. DieErkenntnisse daraus wurden 2010 in demBuch „Phoenix Cities – the fall and rise ofgreat industrial cities“ veröffentlicht.Ein wichtiger Bestandteil des Projekts ist dieWeiterführung des bereits in der erstenPhase etablierten Netzwerks der City Refor-mers Group. Diese umfasst internationaleExperten aus den städtischen Verwaltun-gen, der Praxis und der Wissenschaft. ImMärz 2011 fand das zweite Treffen in Lon-don statt. Ein weiteres Diskussionsforumbieten Workshops in den Städten Leipzig,Belfast und Lille.Das ILS-Forschungsteam führte in denjeweiligen Städten qualitative Expertenin-terviews mit Fachleuten durch. ErsteErkenntnisse belegen, dass die Finanz- undWirtschaftskrise die ohnehin schon ange-spannte Haushaltssituation der deutschenStädte weiter verschärft hat. Die Schulden-last erzwingt zum Teil drastische Einspar-maßnahmen und schränkt die kommunalenHandlungsspielräume erheblich ein. DieseSituation erfordert einen effizienteren Ein-

satz sowie eine Fokussierung der verfüg-baren Mittel. Im Bereich der Wirtschafts-förderung bedeutet das unter anderem dieAusrichtung auf bestimmte Branchen (zumBeispiel Gesundheitswirtschaft in Bochum,Windenergie in Bremen, Logistik in Leipzig).Von den Einsparmaßnahmen sind nichtnur größere Stadtentwicklungsprojekte,sondern insbesondere auch die sozialeStadtteilentwicklung betroffen. Dadurchbesteht die Gefahr, dass sich die Problemebenachteiligter Quartiere verfestigen unddiese von der allgemeinen Entwicklung derGesamtstadt entkoppelt werden.

Die Projektergebnisse werden in einemAbschlussbericht sowie wissenschaftlichenAufsätzen veröffentlicht. Weitere Informa-tionen unter www.ils-forschung.de sowiehttp://sticerd.lse.ac.uk.

Dr. Jörg PlögerTel. +49 (0) 231 [email protected]

Isabella Kohlhaas-WeberTel. +49 (0) 231 [email protected]

Seit Januar 2010 führt das ILS inKooperation mit der London School ofEconomics (LSE) das Forschungspro-jekt Weak Market Cities durch – einProjekt im Rahmen der NationalenStadtentwicklungspolitik und im Auftragdes Bundesministeriums für Verkehr,Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) unddes Bundesinstituts für Bau-, Stadt- undRaumforschung (BBSR).

iel ist es herauszufinden, welchen Ein-fluss die Finanz- und Wirtschaftskrise aufaltindustrielle, vom Strukturwandel gepräg-te europäische Städte hat. Zu den Untersu-chungsstädten gehören Leipzig, Bochum,Bremen, welche vom ILS untersucht wer-den sowie Sheffield, Belfast, Turin, Bilbao,Lille, Metz und St. Etienne.Alle Untersuchungsstädte haben bereitsvielfältige Anstrengungen unternommen,um den sozialen, wirtschaftlichen und öko-logischen Problemen entgegenzuwirken,die mit dem industriellen Niedergang ein-hergehen. Im Fokus der Forschung stehtdie Frage, wie sich die Handlungsspielräu-me nach der Finanz- und Wirtschaftskriseentwickelt und verändert haben und welcheStrategien und Maßnahmen sich als erfolg-

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ILS-Projektergebnisse

Weak Market CitiesAuswirkungen und Herausforderungen der Finanz- und Wirtschaftskrisefür europäische Städte im Strukturwandel

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14 ILS – Institut für Landes- undStadtentwicklungsforschung

Zukünftige Nutzung des Deutzer Hafens in Köln

ILS-Projektergebnisse

Die städtebauliche Entwicklung einerStadt unterliegt neben baulich-räumli-chen und funktionalen Aspekten auchwirtschaftlichen, sozialen und kulturel-len Einflussfaktoren, die von kommu-nalen Akteuren nur begrenzt steuerbarsind. Wie in anderen Politikfeldern sindan der Entscheidungsfindung in derlokalen Stadtentwicklungspolitik nebenstaatlichen auch nicht-staatliche Ak-teure beteiligt. In dem Forschungspro-jekt „Punctuated Equilibrium Theoryund netzwerkanalytische Betrachtungdes Entscheidungsprozesses zur zu-künftigen Nutzung des Deutzer Hafensin Köln“ werden diese komplexenWechselbeziehungen anhand einerFallstudie analysiert.

abei steht die Frage im Mittelpunkt,welchen Einfluss sowohl lokale Akteurskon-stellationen als auch unterschiedlichemakrostrukturelle Kontexte auf den Ent-wicklungsprozess eines stadtentwicklungs-politischen Zielkonflikts haben. Das Projektschließt an ein von März 2009 bis April2010 laufendes Forschungsprojekt des ILSim Auftrag des Ministerium für Wirtschaft,Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr desLandes Nordrhein-Westfalen (MWEBWV)an. In diesem Projekt wurden die Konfliktezwischen der Hafen- und Logistikwirtschaftund konkurrierenden Nutzungen auf inner-städtischen Hafenarealen in Nordrhein-Westfalen untersucht.

Analyse des politischenEntscheidungsprozessesUnter Verwendung von Ansätzen der„Punctuated Equilibrium Theory“ undMethoden der sozialen Netzwerkanalyseuntersucht das ILS-Forschungsteam denpolitischen Entscheidungsprozess zur zu-künftigen Nutzung des Deutzer Hafens inKöln. Dabei werden achtzehn qualitativeInterviews mit Akteuren aus Politik, Verwal-tung, kommunalen Unternehmen, Privat-wirtschaft und Interessenverbänden sowieRatsprotokolle und andere Dokumenteausgewertet. Für die netzwerkanalytischeBetrachtung ermitteln sie die beteiligtenindividuellen und kollektiven Akteure undschlüsseln ihre Beziehungsarten auf. Zurergänzenden Analyse des Entscheidungs-prozesses führen sie eine diskursanaly-tische Betrachtung durch. Hierbei werden

die unterschiedlichen im Diskursverwendeten Deutungsmuster(„frames“) analysiert, um dieInterpretation des makrostruktu-rellen Kontextes durch die loka-len Akteure in die Analyse einzu-beziehen.Die zukünftige Nutzung desDeutzer Hafens wird seit circazwei Jahrzehnten diskutiert; eineEntscheidung steht noch aus.Der Status quo ist für vieleAkteure nicht zufriedenstellend,der Wandel in die eine oderandere Richtung wird von denmeisten Akteuren erwünscht.Nach der „Punctuated Equilibri-um Theory“, die Stabilität undWandel in der Politik erklärt, ent-scheidet das Zusammenspielmehrerer Variablen darüber, obein bedeutender Wandel ineinem Politikbereich auftritt.Dazu gehören unter anderemdie veränderte Wahrnehmungder Akteure in Bezug auf diepolitische Fragestellung, dasAuftreten neuer Fakten, aktivepolitische Führungspersonenund ein Konsens zwischen denInteressengruppen.

Erste Befunde aus der Studiezeigen, dass ein Zusammenspielvon verschiedenen Variablen, dieeinen bedeutenden Wandel her-beiführen könnten, im stadtentwicklungs-politischen Prozess bisher nicht aufgetretenist. Die lokalen Akteure interpretieren dieBedeutung des Areals unterschiedlich,wobei keiner der Akteure seine Interessenohne die Unterstützung anderer Akteuredurchsetzen kann. So hat sich zur Frageder zukünftigen Nutzung ein „Konfliktnetz-werk“ entwickelt. Dieses Netzwerk ist ausden Interdependenzen zwischen den betei-ligten Akteuren aufgebaut.

Der Rat der Stadt trifft die richtungswei-sende Entscheidung über die planerischeAussage zur Nutzung des Geländes. Esmüssen jedoch die Belange der unter-schiedlichen Eigentümer beachtet werden,da die Stadt selbst fast keine Flächenbesitzt. Über die inhaltliche Ausrichtung undkonkrete Umsetzung herrscht bisher keine

Komplexität der Stadtentwicklung

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Deutzer Hafen, Köln

einheitliche Meinung im Rat. Insgesamt istein Gleichgewicht zwischen den Akteuren,die eine Umnutzung ablehnen, und denAkteuren, die eine Umnutzung befürworten,zu beobachten. Akteure, die zentrale Posi-tionen im Netzwerk einnehmen und damitwichtig für den Entscheidungsprozess sind,haben sich noch nicht eindeutig positioniertund nehmen eine abwartende Haltung ein.Derzeit wird das empirische Material ausge-wertet und eine Publikation erarbeitet. ImAnschluss an diese Pilotstudie soll ein For-schungsprojekt mit mehreren Fallstudienkonzipiert werden, das den theoretischenAnsatz auf eine breitere empirische Basisstellen soll.

Bettina LelongTelefon + 49 (0) 241 [email protected]

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menden bestätigte die Einschätzung derVeranstalter, dass dem Thema Integrationvon Klimaschutzmaßnahmen und Klima-folgenanpassung in der Stadtentwicklungeine zunehmende Aufmerksamkeit zu-kommt. Es wurde herausgestellt, dass dieStadtplanung sowohl bei der Entwicklungvon ressourcenschonenden und verkehrs-emissionsmindernden Raum- und Sied-lungsstrukturen, als auch eines energieopti-mierten Städtebaus eine Schlüsselstellungeinnehmen kann. Zudem zeigte sich, dassinnovative Maßnahmen zur langfristigen Re-duktion von Treibhausgasemissionen undAnpassungsmaßnahmen an den Klima-wandel einerseits und der Erhalt der kultu-rellen Vielfalt insbesondere erhaltenswerterGebäude und Stadtstrukturen andererseitskeinen unüberwindbaren Gegensatz dar-stellen müssen.

Runrid Fox-KämperTelefon + 49 (0) 241 [email protected]

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Am 15. Juli 2011 präsentiert sichdie außeruniversitäre Forschungsland-schaft Ruhr auf einer Wissenschafts-und Forschungsmesse in der DASA inDortmund.

ie Messe richtet sich unter dem Motto„regional verankert – global vernetzt“besonders an Akteure aus Wirtschaft, Kul-tur und Politik, an Wissenschaftlerinnen undWissenschaftler sowie an Nachwuchskräfteder Hochschulen und Forschungseinrich-

tungen. Die Gäste erwartet ein attraktivesRahmenprogramm mit hochrangigen Refe-renten – unter anderem die Präsidentin desEuropean Research Councils Prof. HelgaNowotny, Prof. Franz Josef Radermachervom Forschungsinstitut für anwendungs-orientierte Wissensverarbeitung sowieSvenja Schulze, nordrhein-westfälischeMinisterin für Innovation, Wissenschaftund Forschung. Während der Messe stellendie Mitglieder des WissenschaftsforumsRuhr ausgewählte Forschungsergebnisse in

neun interdisziplinären Themenfeldern vor.Das ILS organisiert eine Themeninsel zu„Migration / Integration / Interkultur“ undbeteiligt sich zudem an den Themen„Demographischer Wandel“ und „SozialeInnovationen“.Die „Wissenswelten“ werden vom Wissen-schaftsforum Ruhr e. V. in Kooperation mitder DASA Arbeitswelt Ausstellung ver-anstaltet und gefördert durch die StiftungMercator. Weitere Informationen unterwww.ils-forschung.de/veranstaltungen

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Das vom Bundesforschungsministeri-um ausgerufene Wissenschaftsjahr2011 hat das Motto „Forschung fürunsere Gesundheit“. Hierzu präsentie-ren Dortmunder Forschungseinrichtun-gen über das ganze Jahr verteilt derÖffentlichkeit ihre Forschungsarbeitenrund um die Gesundheit.

ie elfteilige Ringveranstaltung, die mitUnterstützung der Stadt Dortmund und derWirtschaftsförderung Dortmund konzipiertwurde, ist kostenfrei und findet an unter-schiedlichen Orten in Dortmund statt – in

Ringveranstaltung in Dortmund

Wissenswelten Metropole Ruhr 2011

Das städtebauliche Kolloquium an derTU Dortmund widmete sich im Winter-semester 2010/11 unter dem Titel „Stadt+ Klima“ dem Zusammenhang zwischenstädtebaulicher Gestaltung und denErfordernissen des Klimaschutzes undder Klimafolgenanpassung.

ie langjährigen Kooperationspartner,die Fakultät Raumplanung, FachgebietStädtebau, Stadtgestaltung und Bauleit-planung, die Fachhochschule Dortmund,Fachbereich Architektur und das ILS gingenden Fragen nach, welche Herausforderun-gen sich für den Städtebau und die Stadt-gestaltung im postkarbonen Zeitalter stellen,welche Auswirkungen der erwartete Klima-wandel konkret für städtische Strukturenhat und wie Klimaschutzerfordernisse diesoziale Wirklichkeit der städtischen Gesell-schaft beeinflussen.

In der ersten Veranstaltung stellten Prof.Peter Zlonicky aus München und Dr. AlfredOberholz vom Initiativkreis RUHR Konzepteund Parameter für eine nachhaltige undinnovative Stadt von morgen vor, in derfolgenden Veranstaltung referierten und dis-kutierten Runrid Fox-Kämper vom ILS zuKlimaschutz als Baustein in der Stadt- undQuartiersentwicklung und Prof. Dr. Dr.-Ing.E.h. Gottfried Kiesow aus Wiesbaden zurFrage, ob Klimaschutz und Denkmalschutzunvereinbare Gegensätze sind. In derdritten Veranstaltung berichtete Prof. HaraldWelzer vom Kulturwissenschaftlichen Insti-tut in Essen über seine Arbeit zur kulturellenDimension des Klimawandels und stelltedie Publikation „Das Ende der Welt wiewir sie kannten“ vor. Simona Weislederberichtete über Klimaschutzaktivitäten imRahmen der IBA Hamburg.Die beachtlich große Anzahl der Teilneh-

der Regel in den beteiligten Hochschul- undForschungsinstituten oder den Gesund-heitseinrichtungen. Das ILS beteiligt sich miteiner Veranstaltung am 8. November 2011

ILS-Kooperationen

zum Thema „Wie wollen wir im Alterwohnen?“ an der Veranstaltungsreihe undrichtet den Blick auf das Wohnen als wich-tigen Wohlfühlfaktor. Die Architektin AndreaBerndgen-Kaiser (ILS) wird aktuelle For-schungsergebnisse zu Wohnbedingungenund Wohnwünschen Älterer vorstellen.Alle Veranstaltungen sowie der von derStadt Dortmund herausgegebene Informa-tionsflyer sind unter www.gesundheits-forschung.dortmund.de abrufbar.Hilke JanssenTelefon + 49 (0) 231 [email protected]

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Städtebauliches Kolloquium

ILS-Jounal_1.11:ILs-Journal Juli 09 13.04.2011 10:52 Uhr Seite 15

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Veranstaltungen Neuerscheinungen

Von der gespaltenenzur solidarischen Stadt –die räumliche Dimensionder sozialen Frage

Dokumentation der Fach-tagung am 2. November2010 in Düsseldorf.Hrsg.: ILS-Institut fürLandes- und Stadtent-wicklungsforschung,Dortmund 2011,60 Seiten mit zahlreichenAbb. und Fotos,entgeltfreies E-Book

Veranstaltungsdoku-mentation „ILS-Kolloquien„Mobil sein – dabei sein!“

Dokumentation derKolloquiumsreihe Winter-semester 2010/11.Hrsg. ILS-Institut fürLandes- und Stadtent-wicklungsforschung,Dortmund 2011, 78 Seiten,mit zahlreichen Abb. undFotos, entgeltfreies E-Book

ILS-Kolloquien Sommersemester 2011jeweils 16.00 Uhr, ILS DortmundThema „Gateways der metropolitanen Ökonomie:Airport Cities“

10. Mai 2011 „Airlines Hubs Business Travel –and their impact on the world city network“Prof. Dr. Ben Derudder (Vortrag in Englisch)

24. Mai 2011 „Urbane Funktionen und Strukturen –Flughäfen als Treiber für Immobilienstandorte“Prof. Dr. Alain Thierstein

7. Juni 2011 „Airport Cities als Herausforderungfür die raumbezogene Politik“Prof. Dr. Hans Joachim Kujath

Kooperations-VeranstaltungenStädtebauliches Kolloquium, Sommersemester 2011,jeweils 18.00 Uhr,TH Dortmund, Rudolf Chaudoire Pavillon, Campus Süd;in Kooperation: TU Dortmund, Fakultät Raumplanung,Fachhochschule Dortmund, Fachbereich Architektur; ILS

3. Mai 2011 „Kulturelle Vielfalt“, Sabine Reich, Schauspielhaus Bochum;Heike Hanhörster, ILS Dortmund

7. Juni 2011 „Urbane Eigenheiten“, Prof. Dr. Ingrid Krau, München;Prof. Dr. Dr. Martina Oldengott, Emschergenossenschaft

5. Juli 2011 „Quo vadis Ruhr“, Prof. Dr. Klaus R. Kunzmann,Potsdam/Dortmund; Thomas Westphal, Metropole Ruhr

22. – 24. Juni 2011 Dortmunder U / Hochschuletage / Westfälisch-MärkischesStudieninstitut, Jahrestagung des Jungen Forums der Akademiefür Raumforschung und Landesplanung (ARL)„Polyzentrale Stadtregionen – Die Region als planerischerHandlungsraum“ (nur für Mitglieder der Jungen Forums)

Vorankündigungen15. Juli 2011 DASA Dortmund, 15.00 bis 24.00 Uhr

„Wissenswelten Metropole Ruhr 2011: regional verankert –global vernetzt“Die erste internationale Wissenschaftsmesse des Wissenschafts-forums Ruhr gibt einen Einblick in die herausragende Forschungs-landschaft der Region. Mehr als 40 Institute präsentieren innovativeEntwicklungen in zentralen Zukunftsfeldern

23./24. Sept. 2011 Dortmunder U / RWE-Forum / Kino im U„Kulturhauptstadt 2010 – eine Bilanz“Die zweitägige Konferenz mit Exkursionen in Kooperation mit derHeinrich Böll-Stiftung geht unter anderem folgenden Fragen nach:„Welche Hoffnungen haben sich durch RUHR.2010 erfüllt? Wowurden Impulse durch die Kulturhauptstadt 2010 gesetzt, dieverstetigt worden sind“?

7. Oktober 2011 Ratssaal, Rathaus Bochum16. Konferenz für Planerinnen und Planer NRW„Verkehr und Mobilität in der Stadtentwicklung“

Weitere Informationen zu Neuerschei-nungen und Veröffentlichungen unter:www.ils-forschung.de/publikationen

Bitte beachten Sie unsere aktuellen Hinweise: www.ils-forschung.de/veranstaltungenDas Journal können Sie auch als Printprodukt kostenfrei beim ILS bestellen.

Impressum

Herausgeber und Verlag:ILS – Institut für Landes- undStadtentwicklungsforschung gGmbHBrüderweg 22 – 2444135 DortmundPostfach 10 17 6444017 DortmundTelefon +49 (0) 231 90 51-0Telefax +49 (0) 231 90 [email protected]

Redaktion: Gabriele Farr-Rolf (v.i.S.d.P.),Renate Gervink, Sabine Weck

Layout: Ruhrgrafen, DortmundLitho: Sonja Hammel,

Thorsten FabriciusFotonachweis:

Max Hampel, Düsseldorf (S. 4);IBAC GmbH (S. 4);VRS Köln (S. 5);Holger Kanschik (S. 5)David Ausserhofer/WZB (S. 6);Sven Lorenz (S.7);Christian Westphalen (S. 11)Stadt Köln (S. 14)

Druck: Joussen + Gocke, DortmundGedruckt auf Recycling-Papieraus 100% Altpapier

Auflage: 5.300, DortmundILS gGmbH 2011; alle Rechte vorbehaltenAusgabe 1/11, April 2011

ISSN 1867-6790

Assozi iertes Mitgl ied der Leibniz-Gemeinschaft

ILS – Institut für Landes- undStadtentwicklungsforschung

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