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40 21 | 2015 Fotos: Philipp Horak/Trend, www.picturedesk.com (3), Imagebroker WIRTSCHAFT E in geheimnisumwit- terter Investor ist den deutschen Ge- werkschaften lieber als alles, was davor war. René Benko kann’s egal sein, sein Image ist allemal besser als das der frühe- ren Chefs von deutschen Kauf- hausketten: US-Investor Nico- las Berggruen, der ihm Karstadt 2012 verkaufte, oder Thomas Middelhoff, Ex-Chef der frühe- ren Karstadt-Mutter Arcandor. Berggruen wird nachgesagt, er habe Karstadt ausgeräumt, Middelhoff, er sei Schuld an der Pleite von Arcandor. Noch 2011 war Benko an der Übernahme der Kaufhof-Grup- pe gescheitert. Vier Jahre spä- ter und mit 900 Millionen Euro mehr im Talon greift der 38-Jährige erneut nach der Vormacht am deutschen Wa- renhausmarkt: Jetzt ist der Chef der Signa Holding bereit, rund 2,9 Milliarden Euro für Galeria Kaufhof mit 119 Filia- len, 21.500 Mitarbeitern und 3,1 Milliarden Euro Umsatz hinzublättern. Investorenkrei- se bestätigen den Bericht des „Handelsblatts“. Abschluss in wenigen Wochen Schärfster Konkurrent im An- gebotspoker ist die kanadische Hudson’s-Bay-Gruppe. Gut in- formierte Kreise sind sich frei- lich sicher, dass der Tiroler In- vestor den Kauf diesmal unter Dach und Fach bringen kann. Man befinde sich „höchstwahr- scheinlich in finalen Verhand- lungen“. In der zweiten Juni- hälfte könnte der Deal über die Bühne gehen. Was für Benko spricht: Er hat sich die Kaufhofgruppe schon vor vier Jahren genau an- geschaut und kann in der aktu- ellen Due Diligence – einer Prü- fung des Unternehmens auf Herz und Nieren – auf sein Vor- wissen zurückgreifen. Die Prü- fung soll schon sehr weit fort- geschritten, zu den wichtigsten Der Kaufhauskönig Deal Schon im Juni könnte der Tiroler Investor René Benko Kaufhof übernehmen. Zusammen mit Karstadt entstünde ein Konzern mit 4,5 Milliarden Umsatz und 37.300 Mitarbeitern Von Esther Mitterstieler René Benko ist bereit für sein Meisterstück: „mehr Kannibalisierung als Synergie“

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E in geheimnisumwit-terter Investor ist den deutschen Ge-werkschaften lieber als alles, was davor war. René Benko

kann’s egal sein, sein Image ist allemal besser als das der frühe-ren Chefs von deutschen Kauf-hausketten: US-Investor Nico-las Berggruen, der ihm Karstadt 2012 verkaufte, oder Thomas Middelhoff, Ex-Chef der frühe-ren Karstadt-Mutter Arcandor. Berggruen wird nachgesagt, er habe Karstadt ausgeräumt, Middelhoff, er sei Schuld an der Pleite von Arcandor.

Noch 2011 war Benko an der Übernahme der Kaufhof-Grup-pe gescheitert. Vier Jahre spä-ter und mit 900 Millionen Euro mehr im Talon greift der 38-Jährige erneut nach der Vormacht am deutschen Wa-renhausmarkt: Jetzt ist der Chef der Signa Holding bereit, rund 2,9 Milliarden Euro für Galeria Kaufhof mit 119 Filia-len, 21.500 Mitarbeitern und 3,1 Milliarden Euro Umsatz hinzublättern. Investorenkrei-se bestätigen den Bericht des „Handelsblatts“.

Abschluss in wenigen WochenSchärfster Konkurrent im An-gebotspoker ist die kanadische Hudson’s-Bay-Gruppe. Gut in-formierte Kreise sind sich frei-lich sicher, dass der Tiroler In-vestor den Kauf diesmal unter Dach und Fach bringen kann. Man befinde sich „höchstwahr-scheinlich in finalen Verhand-lungen“. In der zweiten Juni-hälfte könnte der Deal über die Bühne gehen.

Was für Benko spricht: Er hat sich die Kaufhofgruppe schon vor vier Jahren genau an-geschaut und kann in der aktu-ellen Due Diligence – einer Prü-fung des Unternehmens auf Herz und Nieren – auf sein Vor-wissen zurückgreifen. Die Prü-fung soll schon sehr weit fort-geschritten, zu den wichtigsten

Der KaufhauskönigDeal Schon im Juni könnte der Tiroler Investor René Benko Kaufhof übernehmen. Zusammen mit Karstadt entstünde ein Konzern mit 4,5 Milliarden Umsatz und 37.300 Mitarbeitern

Von Esther Mitterstieler

René Benko ist bereit für sein Meisterstück:

„mehr Kannibalisierung als Synergie“

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Page 2: news1521 FA 40 21.05.15 19:58 - wu.ac.at · PDF fileRené Benko wurde 1977 in Innsbruck geboren und besuchte die Handels- und Wirt - schaftsakademie. Mit 17 Jahren schnupperte er im

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René Benkowurde 1977 in Innsbruck geboren und besuchte die Handels- und Wirt-schaftsakademie. Mit 17 Jahren schnupperte er im Unter nehmen eines befreundeten Baumeisters erstmals in die Immo-bilienbranche, darauf verließ er die Schule. Ende 1999 gründete Benko mit einem Partner das Zweipersonenunternehmen Immofina, das seit 2006 Signa heißt. 2013 soll der Investor laut „trend“ 850 Millionen Euro schwer gewesen sein.Benko investiert bevorzugt in Immobilien in Innen-stadtlagen.

Zur Person

KAuFHoF mit Sitz in Köln sollte auch künftig als Flaggschiff für die mehr als 80 Filialen fungieren

Punkten bereits eine Einigung in Sicht sein. Dazu gehört die Bewertung der Immobilien, nur noch die genauen Zurechnun-gen sollen offen sein.

Was außerdem für Benko spricht: 2012 hat der Tiroler die Karstadt-Gruppe mit dem Flaggschiff Kaufhaus des Westens um 1,1 Milliarden Euro gekauft. Bis 2014 übernahm er die Karstadt zur Gänze.

Die beiden Kaufhausgrup-pen würden nach Ansicht von Experten nicht nur sehr gut zueinander passen, sondern sich auch wunderbar ergänzen. Karstadt hat 83 Filialen und erzielt mit 15.800 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,41 Milliar-den Euro. Karstadt würde wohl das höherpreisige Segment abdecken, Galeria Kaufhof die günstigere Schiene.

Finanzierung stehtEin weiterer Pluspunkt auf der Seite Benkos: Die Finanzierung steht, die Signa Prime Selecti-on, über die der Deal einge-fädelt wurde, hat ausreichend Eigenmittel und die Finanzie-rung der Banken auf ihrer Seite. Die Rede ist von Hypover-einsbank und Citibank. In der Signa Prime Selection AG sind die Edelimmobilien der Signa Holding gebündelt – mit einem Wert von rund vier Milliarden Euro. Die AG betreibt und ent-wickelt vor allem innerstädti-sche Einzelhandelshäuser wie das Goldene Quartier in Wien.

Klingende Namen scheinen auf der Liste der Investoren auf, die zusammen mit der Falcon Private Bank rund 45 Prozent an der Signa Prime Selection halten: Baulöwe Hans Peter Haselsteiner, Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, Unter-nehmensberater Roland Berger. Der Rest gehört Benko.

Gelingt der Deal, wird der Investor mit einem Schlag zum Herrn über ein 4,5 Milliarden Euro Umsatz schweres Waren-haus-Reich  – und gleichzeitig

zum mächtigsten Kaufhaus-betreiber in Deutschland.

Noch könnten die Kanadier dem Tiroler einen Strich durch die Rechnung machen: Hud-son’s Bay will nach Europa ex-pandieren, Kaufhof wäre ein willkommener Einstiegskauf. Insider vermuten, dass Olaf Koch, Vorstandschef der Kauf-hof-Mutter Metro AG, pokert, um den Preis in die Höhe zu treiben.

Laut „Handelsblatt“ ist auch der Familienkonzern Haniel, der mit 25 Prozent an der Metro AG beteiligt ist, erfreut über ei-nen baldigen Verkauf von Kauf-hof, als zu riskant stufe man das Investment ein. Und: Man wolle Cash sehen. Das ist bei Benko offensichtlich kein Problem. Doch es könnten andere

KADeWealias Kaufhaus des Westens war das Prestigeobjekt beim Einkauf von 16 Karstadt-Filialen 2012

KArstADtseit 2012 hat René Benko einen Fuß in der Tür bei Karstadt, seit 2014 gehört die Gruppe ihm ganz

golDenes QuArtier ist das Vorzeigeobjekt der Signa Prime Selection in Wien mit 11.500 Quadratmetern Fläche

Stolpersteine auf ihn warten. Peter Schnedlitz, Vorstand am Institut für Handel und Marke-ting an der Wirtschaftsuniversi-tät (WU) in Wien merkt kritisch an: „Grundsätzlich muss man sich bewusst sein, dass sich Handelsimmobilien nicht für das schnelle Geld eignen. Das hat man im Fall Middelhoff ge-sehen.“ Der frühere Chef der Karstadt-Mutter Arcandor hat-te in einer Fusion von Karstadt mit Kaufhof die Rettung gese-hen, Arcandor ging am Ende pleite.

Schnedlitz kritisiert: Die Er-wartungen an die Mieterträge seien häufig zu hoch bemessen. Die Entwicklung vom Nahver-sorger zu einem Luxus-Flag-ship-Store erfordere günstige Rahmenbedingungen: „Ich ver-mute mehr Kannibalisierung als Synergie“, sagt der WU-Pro-fessor über den Deal zwischen Karstadt und Kaufhof.

Meisterstück K&KDas sehen Benko und seine Investoren anders. Benko soll Kaufhof eine übergeordnete Rolle zugestanden haben. Sprich: Kaufhof übernimmt Karstadt, und das Kaufhof- Management behält seinen Job. Ohne Fusion steht auch dem Segen der mächtigen Gewerk-schaften nichts im Wege.

Und die Einigung würde ins geschäftliche Bild nach außen passen: Kaufhof hat sich auf jüngere Kunden und die digita-lisierte Welt besser eingestellt als Karstadt, das aber auch un-ter wechselnden Investoren litt.

US-Investor Nicolas Berg-gruen hatte vor dem Verkauf an Benko Mitarbeitern und Mie-tern bei Karstadt wesentliche Abschläge abverlangt und die Sanierung trotzdem nicht ge-schafft. Unter Benko soll diese Fortschritte machen.

Der Tiroler Investor könnte sich als Schöpfer von K&K – für Karstadt und Kaufhof – sein Meisterstück schaffen.

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