Newsletter #14
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Transcript of Newsletter #14
21/11/2011 #14
Puerto Limon
.Hinaus in die dunkLe
nacHt .dominique und micHèLe
– Zeit für eine erste
BiLanZ .ein Boot Zeigt sicH in
Perfektem Zustand
newsLetter
Zwei Uhr nachts in Puerto Limon, Costa Rica. Ich
überquere die kleinen dunklen Strässchen in die-
sem 6’000 Seelen Städtchen, in welchem man
„nachts unter gar keinen Umständen alleine spa-
zieren gehen darf“, wie man uns inzwischen un-
zählige Male ermahnt hat, will man Pennern, die
auf der Strasse schlafen oder streunenden, wilden
Hunden und allfälligen Schlägereien aus dem
Weg gehen. Nicht gerade erbauend also...und ich
bin mit PC und Fotoapparat über den Schultern
alleine in Richtung Handelshafen unterwegs. Es
folgt die obligate Zollkontrolle, ich weise mich
aus, und dann lässt man mich durch.
Noch 500 Meter Fussmarsch liegen vor mir durch
die dunkle und schwüle Nacht. Ständig weiche
ich kleineren Lastwagen, Paletten und grossen
Hafencontainern aus....und dann endlich der
Empfangsbereich für die Transat Jacques Vabre
Ankömmlinge. Dieser wirkt in dieser Handelsu-
mgebung völlig surrealistisch: ein Zelt mit Blu-
mendekoration, aus welchem Reggae Musik und
das dunkle Lachen der Burton Brüder erklingt, die
eben erst eingelaufen sind und nun, mit Geträn-
ken versorgt, ihre Abenteuer erzählen.
Ich stosse auf Sylvain, der die Mirabaud technisch
betreut und den Kameramann Dominique Gabrie-
li, welcher für das Westschweizer Fernsehen TSR
eine Dokumentation dreht. Nun steigen wir alle
in ein für die jeweiligen technischen Teams reser-
viertes Zodiac und verlassen den Hafen. Es geht hi-
naus in die dunkle Nacht auf Erkundungsfahrt mit
dem Ziel: die Mirabaud zu finden, welche, gemäss
letzten Wissensstands, irgendwo im Nordwesten
ca. 3 Seemeilen vor der Küste sein soll.
Das Meer ist wunderschön und kräuselt nur leicht
unter einem winzigen, kaum wahrnehmbaren,
Lüftchen. Am Horizont können wir alsbald Posi-
tionslichter ausmachen: Es ist die Mirabaud.
Wir nähern uns vorsichtig. Dominique und Mi-
2 www.dominiquewavre.com
Hinaus in die dunkLe nacHt
chèle machen gerade ein Manöver und sind voll
konzentriert. Wir grüssen sie unauffällig, noch
ist nicht die Zeit für grosse Gefühlsregungen.
Die Küste ist hell erleuchtet und aufgrund dieses
Überschusses an Licht „unlesbar“. Hier gibt es
Stellen, die es zu vermeiden gilt, heimtückische
Unterströmungen und sogar eine jetzt völlig im
Dunkel liegende Insel, die vor mehr als 600 Jahren
von Christoph Kolumbus entdeckt worden war.
Just diese kleine Insel muss nun umrundet wer-
den, bevor die Mirabaud Kurs auf die Zielgerade
nehmen kann.
Kleine Windstösse kommen mal von links und
dann wieder von rechts, von vorne und von hinten
und bedeuten Manöver über Manöver. Plötzlich
taucht aus der Dunkelheit ein Boot auf, ausge-
rüstet mit einem grossen und lärmigem Aussen-
bordmotor - „die Küstenwache“, wie man uns
sagt. Doch sie sind nicht wegen Dominique und
Michèle unterwegs und zischen an uns vorüber,
eine qualmende Treibstoffwolke hinter sich her
lassend...
Noch einige hundert Meter. Der Wind bläst den
Seglern mittlerweile direkt ins Gesicht. Sie trim-
men ein letztes Mal. Michèle steht am Steuer,
Dominique trimmt in voller Konzentration, die
Stirnlampe eingeschaltet.
Die Ziellinie kommt ins Blickfeld....wir sehen die
Hafenmauer von Puerto Limon. Dort können wir
ein Dutzend Schatten ausmachen, die sich aus der
Dunkelheit lösen. Nebelhörner ertönen, Applaus
brandet auf, es wird gepfiffen, Menschen brül-
len begeistert Hurra! Es ist geschafft. Dominique
und Michèle fallen sich in die Arme und begrüs-
sen dann ihre Freunde und die Medienvertreter,
welche angereist sind, um sie willkommen zu
heissen. Eine Transatlantik Regatta ist zu Ende
gegangen in 17 Tagen, 19 Stunden und 39 Minu-
ten.
Bernard Schopfer
www.dominiquewavre.com 3
Welche Bilanz zieht Ihr aus der diesjährigen
Transat Jacques Vabre?
Dominique: „Wir sind dieses Rennen relativ konser-
vativ angegangen, denn wir mussten zuerst unseren
neuen Mast testen. Wir mussten herausfinden, wie
das Boot aufgrund des neuen Riggs in den Manövern
funktioniert. Es unterscheidet sich erheblich von der
alten Takelage. Das hat ein bisschen Zeit in Anspruch
genommen und uns sicherlich in unserer Perfor-
mance beeinträchtigt. Doch alles in allem sind wir
sehr gut gesegelt und haben auch gute taktische
Entscheide gefällt. Natürlich bin ich über das Endre-
sultat vielleicht ein klein bisschen enttäuscht, doch
sehr zufrieden, was unsere seglerische Leistung an-
geht. Wir haben alles gegeben.“
Was waren die entscheidenden Momente im
Rennen?
Michèle: „Davon gab es mehrere. Sicherlich waren
die ersten Renntage ausserordentlich hart und zwar
für das Boot wie für uns als Segler. Wir waren voll
motiviert zu segeln, wollten es aber auch besonders
gut machen und die Manöver sauber fahren. Dann
galt es zu entscheiden, die Route nach Westen und
südlich der Azoren zu nehmen oder nicht. Das war
uns ein zu grosses Risiko. Wir wollten dieses Rennen
um alles in der Welt zu Ende segeln und keine
schweren Ausfälle riskieren. Doch natürlich hat die-
ser Entscheid Virbac Paprec den grossen Vorsprung
gegeben, aber das Spiel „alles oder nichts“ wollten
wir nicht spielen.“
Bedauert Ihr irgendetwas?
Dominique: „Südlich der Azoren lagen wir vor
Groupe Bel, wir haben lange gezögert, ob wir weiter
nach Süden wollen, wie sie es letztlich gemacht ha-
ben. Wir haben die Strategie verworfen, sie haben sie
durchgezogen. Im Nachhinein müssen wir sagen, das
wäre die Wahl gewesen.“
Habt ihr manchmal auch Angst gehabt?
Michèle: „Nein, doch einige heisse Momente gab es
schon. Vor allem, als der Autopilot ausstieg und das
Boot sich quer legte. Plötzlich lagen wir 90° zur Seite.
Der Kiel ragte aus dem Wasser und die Ballasttanks
waren auf der anderen Seite gefüllt….Dominique hat
eine Flugnummer hingelegt und ist gegen meinen
Schlag gestürzt. Er fragte: „Wo bist Du?“…..ich lag
eingeklemmt unter ihm…Doch Angst hilft Dir nicht
weiter. Ausserdem machen wir das, was wir machen
wollen…also! Die Situation ist nie komplett ausser
Kontrolle geraten.“
Ihr habt während des ganzen Rennens einen
aufgestellten Eindruck gemacht…
Dominique: „Das ist wahr…..wir lieben das Meer,
das ist unsere Welt….nur wir alleine treffen unsere
Entscheidungen, wir bestimmen die Richtung, die
wir nehmen und haben unser Schicksal selbst in der
Hand…und das alles, in einer Umgebung, die wir
über alles lieben.“
Michèle: „Es war eine tolle Transat. Wir haben jeden
Moment genossen. Es ist körperlich oft sehr hart,
doch auch immer eine grosse Freude.“
Die nächste Etappe wird die Vendée Globe sein.
Welche Erkenntnisse habt Ihr aus dieser Tran-
sat gezogen, und worin liegen die Chancen der
Mirabaud?
Dominique: „Wir haben die Bestätigung erhalten,
dass die Mirabaud ein sehr solides Segelboot ist, doch
eigentlich wussten wir dies ja bereits. Sie verfügt nun
ausserdem auch über ein sehr leistungsstarkes Rigg,
was anlässlich dieser Transat Jacques Vabre unter
Beweis gestellt wurde. Unser Boot ist sicherlich nicht
das schnellste in der Flotte, doch an einer Regatta wie
der Vendée Globe zählen eben auch noch andere
Faktoren. Ich werde einige Trumpfkarten in der Hand
haben.“
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dominique und micHèLe – Zeit für eine erste BiLanZ
Nun liegt die Mirabaud fest vertäut am Quai von
Puerto Limon und nichts lässt erahnen, welch
schlimme Stürme das Boot in den vergangenen
Wochen überstanden hat. Die Jacht wirkt wie
neu, gepflegt und sauber.
Dominique und Michèle können sich noch keine
Ruhe gönnen. Zwar werden sie in richtigen Betten
einige Stunden wohlverdienten Schlaf nachholen,
doch dann geht das Programm am Nachmittag
schon wieder weiter. Eine Liste (kleiner) Repara-
turarbeiten muss erstellt werden, welcher sich das
technische Team der Mirabaud sogleich anneh-
men wird...und dann wollen natürlich auch all die
Fragen der Medienvertreter und der Organisato-
ren beantwortet werden.
Und dann werden die beiden einige Erholungs-
tage am Meer verbringen...
Alsbald muss die Mirabaud dann zurück nach La
Rochelle überführt werden. Während Michèle
aufgrund familiärer Verpflichtungen mit dem
Flugzeug zurück nach Europa reisen wird, nimmt
Dominique Ende der Woche mit drei Crewmitglie-
dern den Rückweg in Angriff.
1. VIRBAC PAPREC 3 15d 18h 15mn 54sec
2. HUGO BOSS 16d 9h 20mn 0sec
3. BANQUE POPULAIRE 16d 15h 0mn 23sec
4. MACIF 16d 16h 50mn 12sec
5. GROUP BEL 16d 18h 4mn 32sec
6. SAFRAN 16d 19h 27mn 52sec
7. BUREAU VALLéE 17d 16h 45mn 40sec
8. MIRABAuD 17d 19h 39mn 26sec
9. GAMESA 17d 21h 42mn 10sec
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ZwiscHenkLassement
ein Boot Zeigt sicH in Perfektem Zustand
Mirabaud & Cie, banquiers privésLaurent Koutaïssoff29, boulevard Georges-Favon1204 GenèveT: +41 58 816 23 90M: +41 79 786 78 93
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Crédits photosAlexis Courcoux/MirabaudWavre/ParetBernard Schopfer
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