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IWJ Probleme für Niederwild

Niederwild in Europa – Entwicklungen und Herausforderungen

Univ.Prof. Dr. Klaus Hackländer Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft

Universität für Bodenkultur Wien

Department für Integrative Biologie

und Biodiversitätsforschung


Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft IWJ

• Älteste universitäre Einrichtung für Wildtierforschung in Österreich

(Gründung 1976)

• 20 Wissenschaftler (6 Bund, 14 Drittmittel)


Forschung am IWJ

• Aktuell ca. 30 Forschungsprojekte aus den Bereichen Wildtierökologie

und Wildtiermanagement mit Schwerpunkt in Mitteleuropa

• Jährlich ca. € 300.000,- Einnahmen durch Forschungsförderungen

(EU, FWF, FFG, Körperschaften öffentlichen Rechts…)


• Masterstudium „Wildtierökologie und Wildtiermanagement“

gemeinsam mit Vetmeduni Wien

• Jagdprüfungsersatz

• Universitätslehrgang „Jagdwirt/in“

Lehre am IWJ

www.jagdwirt.at


Feldhasen und Rebhühner

als Charakterarten der Agrarlandschaft


Die Eurasische Steppe – Die Heimat unserer Feldflurarten

(Wik

imedia

)

(Edda S

chla

ger)


(Tresset & Vigne 2011 Compt Rend Biol)

Der moderne Mensch erobert Europa in der Jungsteinzeit


Aktuelle Verbreitung in Europa

(Wikipedia.org)

Feldhase Rebhuhn


Agrarlandschaften bieten optimalere Habitate als die Steppe

…die zu höheren Besätzen führen als im ursprünglichen Verbreitungsgebiet!

(Chris G

om

ers

al)


(Smith et al. 2005 Mamm Rev)

Feldhasenstrecken gingen dramatisch zurück


(Birdlife Europe 2004)

Rebuhuhnbesatz ist deutlich dezimiert


Besatzbeeinflussende Faktoren

Beutegreifer

Klima

Menschliche Faktoren (z.B. Landwirtschaft, Jagd, Verkehr)

Zeit

Besatz

Krankheiten

(Müller 2001)


(Aebischer & Ewald 2004)

Rebhuhn

paar

pro

km

2

Jahr

Ohne Management

Management ab 1992

Management ab 1997

Habitatverbesserungsmaßnahmen

zeitgleich mit Beutegreiferkontrolle hilft


Die Intensivierung der Landwirtschaft ist der Superfaktor, der für den

Rückgang verantwortlich gemacht werden kann

Rückgangsursachen im Fokus

Veränderungen in Klima oder Beutegreifer werden durch den Verlust

von Deckung und Äsung verstärkt


(Ric

hard

Hilp

old

)



Die Intensität der landwirtschaftlichen Nutzung im Verlauf

Agra

rflä

che (

Mio

ha)

Ert

rag a

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inte

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(100kg h

a-1

)


Intensivierung der Landwirtschaft

(Paul W

eis

s)

Größere Schläge, höhere Produktivität, schnellere Bewirtschaftung, weniger „Natur“


Die „guten alten Zeiten“: Dreifelderwirtschaft

Sommer-

getreide Brache

Winter-

getreide

Winter-

getreide Sommer-

getreide Brache

Brache Winter-

getreide

Sommer-

getreide

1. Jahr

2. Jahr

3. Jahr

Feld A Feld B Feld C


Haber-Bosch-Verfahren als Initiator der Agrarrevolution

Ammonium als Kunstdünger

(BJ H

ein

ley)


(Erisman et al. 2008 Nature Geosci)

Haber-Bosch-Verfahren als Ursache

für die Bevölkerungsexplosion

Weltbevölk

eru

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Düngem

ittele

insatz

(kg N

ha

-1 a-1)/

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-1 a-1)

Weltbevölkerung

Weltbevölkerung

(ohne Haber-Bosch)

%Weltbevölkerung durch

Haber-Bosch ernährt

Düngemitteleinsatz

Fleischproduktion


(Volk

er

Späth

)

Von einer kleinstrukturieren Landwirtschaft mit 1/3 Brachen…


…zu einer industriellen Landwirtschaft

(Paul W

eis

s)


Year

1880 1900 1920 1940 1960 1980 2000

0

100000

200000

300000

400000

500000

Feldhasenstrecken in Niederösterreich

(Schwenk 1985 Homo Venator, Statistik Austria)

Jahr


(Neil Reid et al., unveröffentlichte Daten)

Ähnliche Entwicklungen beim Irischen Hasen

(Andre

w K

elly

)


Year

1880 1900 1920 1940 1960 1980 2000

0

50000

100000

150000

200000

250000

300000

350000

Ähnliche Entwicklungen beim Rebhuhn

(Schwenk 1985 Homo Venator, Statistik Austria)

Foto Rebhuhn

(Jiri B

ohdal)

Jahr


(Gra

zia

no C

apaccio

li)

Feldhasen und Rebhühner

sind ein Symbol für extensive Landwirtschaft


(European Commission IRENA 15)

Intensität der Landwirtschaft in der EU (2000)


• Für faire Lebensbedingungen für Landwirte

• Für eine stabile und sichere Nahrungsversorgunge in der EU

• Für eine ausgewogene Entwicklung der ländlichen Räume

Die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP)

- eine politische Strategie seit 1962


• Einnahmenförderung der Landwirte: direkte Zahlungen, verbunden mit strengen

Standards der Lebensmittelsicherheit, des Umweltschutzes und der

Tiergesundheit bzw. –schutzes (70% des GAP-Budgets)

• Ländliche Entwicklung: Unterstützung für Landwirte zur Modernisierung der

Betriebe, um sie wettbewerbsfähig als auch umweltfreundlich zu machen (20%

des GAP-Budgets)

• Marktunterstützung: z.B. bei Unwetterkatastrophen (10% des GAP-Budgets)

Maßnahmen der GAP


Geschichte der GAP

Die frühen

Jahre

Produktivität

Wettbewerbsfähigkeit Nachhaltigkeit

Über

produktion

Ausgaben

explosion

Internationale

Ächtung

Struktur

maßnahmen

Die Krisen

Jahre

Rückgang

Überschüsse

Umwelt

Einkommens

stabilisation

Budget

stabilisation

Die 1992

Reform

Vertiefung

des Reform-

prozesses

Wettbewerbs

fähigkeit

Ländliche

Entwicklung

Marktorientierung

Verbraucherschutz

Ländliche

Entwicklung

Umweltschutz

Vereinfachung

WTO Vereinbarkeit

GAP Reform 2003

Vertiefung

2003 Reform

Neue

Herausforder

ungen

Risk

management

GAP Health

Check 2008 Agenda 2000

Versorgungs

-sicherheit

Produktivität

ssteigerung

Marktstabi-

lisierung

Produkt-

stützung

Agenda 2000

(Borchardt 2010)


Bracheverpflichtung

1992 15% der bewirtschafteten Fläche, 1996 10%


(van Buskirk & Willi 2004)

Artenzahl Dichte

Brachflächen erhöhen Biodiversität

Vögel Insekten Spinnen Pflanzen Vögel Insekten Spinnen Pflanzen


Brachflächen sind für Niederwild positiv

Deckung

Kaum landwirtschaftliche Verluste

Äsung


Feldhasenforschung im Marchfeld/NÖ

(Pete

r S

teig

er)

(Kla

us H

acklä

nder)

Scheinwerferzählung:

Besatz und Zuwachs Streckenanalyse:

Alter, Fortpflanzungsleistung


Feldhasenbesatz

steigt mit zunehmendem Brachflächenanteil

0 2 4 6 8 10 12 14

Po

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0

20

40

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100

120

140

Proportion of set-asides (%)

R2=0.54, p=0.001

(Hackländer 2004)

Frü

hja

hrs

be

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(Ha

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Brachflächenanteil (%)


Überlebensrate der Junghasen

steigt mit zunehmenden Brachflächenanteil

Proportion of set-asides (%)

0 2 4 6 8 10 12 14

Ju

ven

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%)

0

5

10

15

20

25R2=0.40, p=0.009

(Hackländer 2004)

Brachflächenanteil (%)

Überl

ebensra

te

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r Ju

ng

ah

se

n (

%)


Junghasen


Häsinnen säugen nur einmal am Tag

für 2-3 Minuten

(Manfr

ed D

anegger)


Von Feldhasen selektierte Nährstoffe

im Jahresverlauf ε = Selektionsindex (Chesson 1978)

(Schai-Braun et al., PLoS One)

Rohasche

Zucker

Rohfett

Rohprotein

Rohfaser

Selektionsindex


Von Feldhasen selektierte Pflanzengruppen

im Jahresverlauf

(Schai-Braun et al., PLoS One)

ε = Selektionsindex (Chesson 1978)

Getreide

Kräuter

Zwischenfrüchte

Andere Kulturarten

Selektionsindex


Raumnutzung von Feldhasen

Fang Telemetrie (VHF, GPS)

(Walter

Metz

)

(Thom

as K

astn

er)


(Peneder 2007 Masterarbeit BOKU)

In kleinstrukturierter Landwirtschaft

mit hohem Brachflächenanteil sind Streifgebiete klein


(Erich K

lansek)

Getreideernte verändert die Agrarlandschaft

innerhalb von zwei Wochen


(Peneder 2007 Masterarbeit BOKU)

Streifgebietszentren und Getreideernte


Brachflächen bieten Schutz und fetthaltige Äsung.

Damit wird die Junghasenüberlebensrate erhöht

und so der Besatz gesteigert.

(Ingo A

rndt)

(Hackländer et al. 2002 Physiol Biochem Zool)


Brachflächen und Feldhasenstrecken in Österreich

Year

1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

50000

100000

150000

200000

250000

300000

350000

400000

450000

Jahre

str

ecke

(Statistik Austria)

Bracheverpflichtung

Jahr


Ende der Bracheverpflichtung 2008

(Paul W

eis

s)

Zwischen 2007 and 2010 gingen in NÖ die Brachen um ~70% zurück


Year

1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

50000

100000

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300000

350000

400000

450000

(Statistik Austria)

Brachflächen und Feldhasenstrecken in Österreich

Jahre

str

ecke

Bracheverpflichtung

Jahr


Schicksal des Niederwildes hängt direkt von der GAP ab

(Kla

us H

acklä

nder)


Flächenkonkurrenz

Ernährung oder erneuerbare Energien?

(Alb

recht B

rugger)


Biomasse macht aus Offenlandschaften Dickungen

Miscanthus zur Biomasseproduktion

(John M

ale

cki)


Die GAP 2015+ Eine politische Übereinkunft für eine Neuausrichtung

26. Juni 2013

1. Eine ausgewogenere GAP

2. Eine GAP, die die Stellung der Landwirte innerhalb der

Lebensmittelversorgungskette stärkt

3. Eine ökologischere GAP

4. Eine effizientere und transparentere GAP

(European Commission MEMO/13/621)

(Nic

k A

skew

)


Eine ökologischere GAP

„Greening“: 30% der Direktzahlungen sind gebunden an:

• Diversifizierung der Anbaus: Betriebe > 10ha haben mindestens zwei

Kulturarten, Betriebe > 30ha haben mindestens drei Kulturarten

• Erhaltung von Dauergrünland

• Ausweisung von 5 %, später 7 % der Flächen als im Umweltinteresse

genutzte Flächen ab 2018 oder Maßnahmen, die im Hinblick auf den

Umweltnutzen als mindestens gleichwertig anzusehen sind

(Paul W

eis

s)


Die EU bietet mit der GAP Rahmenbedingungen

• Wichtig ist die Beratung der Landwirte durch die Verwaltung und die

Naturschutzverbände (Landesjagdverband, GNOR…)

• Initiativen wie das „Wildschutzprogramm Feld und Wiese“ (WFW) sind

von herausragender Bedeutung

• Für den Landwirt lohnen sich die Greening-Förderungen oft erst dann,

wenn Dritte das Saatgut stellen und die Flächenbearbeitung

übernehmen.

• Örtliche Jägerschaften sind momentan die Einzigen, die

flächendeckend zusätzliche Anreize schaffen können und damit

helfen, die Idee des Greenings umsetzen.


Zusammenfassung

Niederwild profitiert von landwirtschaftlicher

Aktivität, wenn diese extensiv geführt wird

Die neue GAP kann eine weitere Steigerung

der Intensität und der großflächigen

Bewirtschaftung stoppen

Die Jägerschaften sind ein wesentlicher

Faktor, um mit der GAP niederwildfreundliche

Akzente in die landwirtschaftliche Nutzung

zurückzugewinnen

Das Engagement der Jägerschaften für eine

niederwildfreundliche Landwirtschaft erhöht

nicht nur die Biodiversität in unserer Feldflur,

sondern unterstreicht auch die Rolle der Jagd

für den Naturschutz.


Universität für Bodenkultur Wien

Department für Integrative Biologie und Biodiversitätsforschung

Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft

Univ.Prof. Dipl.-Biol. Dr. rer.nat. Klaus Hackländer

Gregor-Mendel-Str. 33, 1180 Vienna, Austria

Phone: +43 1 47654-4451

[email protected]

www.iwj.at

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