Nordlicht

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nr. 3 | 2012 Offizielles Mitteilungsblatt der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein Nordlicht März 2012 | 15. Jahrgang A K T U E L L serviceseiten ab seite 40 A K T U E L L Vorstandswahl KLARE MEHRHEIT FÜR NEUES FÜHRUNGSDUO

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Arzt Mitteilungsblatt Schleswig Holstein

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nr. 3 | 2012 Offizielles Mitteilungsblatt der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein

NordlichtMärz 2012 | 15. Jahrgang

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VorstandswahlKlare Mehrheit für neues führungsduo

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Führungswechsel an der KVSH-Spitze. Dr. Monika Schliffke wurde zur neuen Vorstandsvorsitzenden gewählt. Sie tritt ab Juli die neue Nachfolge von Dr. Ingeborg Kreuz an. Zum stellver-tretenden Vorsitzenden wurde wieder Dr. Ralph Ennenbach bestimmt. Beide erzielten bei der Wahl eindeutige Mehrheiten.

Mit wenigen Klicks ans Ziel: Ab dem 15. März können Sie die neue elektronische Sammel-erklärung schnell und unkompliziert am eKVSH-Webportal ausfüllen. Wir erklären, wie es funktioniert und was Sie beachten müssen.

sEITE rubrIK/ThEma

Aus dem InhalthEfT 3 | 2012

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TITELThEma04 So verlief die Vorstandswahl

08 Künftige Vorstandsvorsitzende: Drei Fragen an Dr. Monika Schliffke

09 Nachgefragt: Welche Erwartungen hat die ärztliche Basis an den neuen Vorstand?

12 nachrIchTEn KompaKTGEsundhEITspoLITIK

14 Kampagne „Land.Arzt.Leben!“ wird ausgedehnt

15 Wege aus der Unterversorgungsfalle: KVHH und KVSH ziehen an einem Strang

16 Quereinstieg Allgemeinmedizin: Neues Modell in Neukirchen

17 Im Fokus: Zukunft des WKK Brunsbüttel

18 Bürgerbeauftragte Birgit Wille wünscht sich „Feedback-Kultur“ in den Arztpraxen

20 Jubiläum: 80 Jahre KV-System

22 Kolumne Kieler Spitzen: Krankenbanken

praxIs & KV23 „Klug kodieren leicht gemacht“:

Erkrankungen der Verdauungsorgane

25 Öffentliche Ausschreibung von Vertragspraxen

26 Ganz einfach: Elektronische Sammelerklärung

28 Neue EBM-Ziffern für den MRSA-Kampf

30 Netzwerk Lübeck MRSAplus: Interview mit Dr. Bettina Tiemer, Ärztin für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie

31 Neue Regelwerke zum Strahlenschutz

32 Lehrpraxis: Praxis Dr. Michael Weiß aus Gelting

34 forum33 Neues aus KVen und KBV

34 Ambulante Psychotherapie: TK prüfte Qualitätsdaten

dIE mEnschEn Im Land38 Dem Meer verbunden: Dr. Hans Fischbach

war Bordarzt auf dem „Traumschiff“

sErVIcE40 Sicher durch den Verordnungs-Dschungel –

Wer haftet bei Regressen?

41 Sie fragen – wir antworten

42 Umweltmedizin: Leitlinie für die Praxis

43 Seminare

04

Wertvolle Informationen für Sie und Ihr Praxisteam auf den mit einem grünen „ i“ markierten Seiten

Dr. Hans Fischbach arbeitete in den letzten fünfzehn Jahren auf fast 50 Kreuzfahrtschiffen als Bordarzt. Die Havarie der „ Costa Concordia“ vor Giglio bleibt für ihn angesichts der international verbindlichen Sicherheitsvorkehrungen, die auf allen Kreuzfahrtschiffen gelten, ein Rätsel.

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E D I T O R I A L

Liebe Leserinnen und Leser,

dr. Christian sellsChopp, Vorsitzender der abgeordnetenVersammlung der KVsh

die Abgeordnetenversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein hat einen neuen Vorstand gewählt: Von Mitte dieses Jahres an bestimmen die Allgemeinmedizinerin Dr. Monika Schliffke und der promovierte Physiker Dr. Ralph Ennenbach die Geschicke unserer ärztlichen Selbstverwaltung. Was bedeutet die Wahl für die KVSH? Zuallererst bedeutet sie – trotz einer personellen Neubesetzung an der Spitze – Kontinuität: Sowohl Frau Dr. Schliffke als auch Herr Dr. Ennenbach haben angekündigt, den eingeschlagenen gesundheitspolitischen Kurs in den kom-menden Jahren fortzuführen. Auch die künftige Vorstandsarbeit wird geprägt sein vom Versuch, die Wirtschafts- und Arbeitsbedingungen der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten unseres Landes zu verbessern. Die zurückgewonnene Gestaltungshoheit bei der Honorarverteilung begreifen beide dabei als Chance, dieses Ziel zu erreichen. Im Zentrum ihres Engagements sollen außerdem die Bekämpfung des sich allmählich zuspitzenden Ärztemangels und der Attraktivitätssteigerung unseres schönen Berufes stehen. Der Ausgang der Wahl bedeutet aber auch einen Vertrauensvor-schuss in den Vorstand, der sich in dem deutlichen Abstimmungsergebnis spiegelt.

Die Wahl bestätigt darüber hinaus einen Trend im Management erfolgreicher Unternehmen. Um es salopp zu formulieren: Der Mix macht’s – mit einer gesunden Mischung stellt sich Studien zufolge der Erfolg fast wie von selbst ein. Und diese Mischung haben wir auch an unserer Verwaltungsspitze: Auf der einen Seite Frau Dr. Schliffke, die neben ihrer ärztlichen Fachkompetenz viel standes- politische Erfahrung durch ihre langjährige Tätigkeit als Kreisstellenvorsitzende und in den letzten 13 Monaten als meine Stellvertreterin mitbringt. Auf der anderen Seite Herr Dr. Ennenbach, der als ausgewiesener Honorarexperte in den vergangenen Jahren auf Landes- und Bundesebene dazu bei-getragen hat, dass Schleswig-Holstein in den Irrungen und Wirrungen des neuen Vergütungssytems nicht völlig untergeht. Über Rollenverteilung und Hierarchie musste in der Abgeordnetenversamm-lung im Übrigen nicht diskutiert werden. Von Kampfabstimmungen – wie wir sie in anderen KVen schon erlebt haben – blieb diese Vorstandswahl verschont. Im Gegenteil: Dr. Ennenbach machte von sich aus klar, dass für ihn nur ein Arzt bzw. Ärztin an der Spitze einer KV stehen könne. Diese Äußerung brachte ihm Respekt ein und Ihnen die Erklärung, warum Frau Dr. Schliffke im dritten Wahlgang ohne Gegenkandidaten gewählt wurde. Mit dieser Kombination unterschiedlicher Kompetenzen im Vorstand der KVSH wird aber auch Bewährtes fortgesetzt. Denn Dr. Monika Schliffke übernimmt den Staffelstab von Dr. Ingeborg Kreuz, die sich aus persönlichen Gründen gegen eine weitere Kandidatur als Vorsitzende entschieden hat, um in Zukunft wieder als Ärztin arbeiten zu können. Diesen Schritt bedauere ich, respektiere ihn aber auch.

Dem künftigen Vorstand wünsche ich eine erfolgreiche Amtsperiode, in der wichtige gesundheits- und standespolitische Weichen gestellt werden müssen, und Ihnen wünsche ich eine unterhaltsame Lektüre des Nordlichts.

Ihr

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dr. ennenbach als stellvertreter bestätigt Kontinuität und Wandel – so lässt sich das Ergebnis der turnus-gemäßen Neuwahl des KVSH-Vorstandes auf der Februar-Sitzung der Abgeordnetenversammlung zusammenfassen. Einen Wechsel wird es ab Juli mit Beginn der neuen Amtszeit des Vorstandes an der Spitze geben: Die Ratzeburger Allgemeinmedizinerin Dr. Monika Schliffke wird künftig als Vorsitzende des Vorstandes

die Geschicke der KVSH bestimmen. Sie folgt damit Dr. Ingeborg Kreuz, die bereits im September erklärt hatte, nicht erneut kandi-dieren zu wollen. Auf der Position des Stellvertreters setzten die Vertreter der Ärzte und Psychotherapeuten auf Kontinuität und bestätigten den bisherigen KVSH-Vize Dr. Ralph Ennenbach für weitere sechs Jahre in seinem Amt.

Dr. Monika Schliffke führt künftig die KVSHAbgeordnete wählten den neuen Vorstand.

Künftiges Führungsduo: Dr. Ralph Ennenbach, stellvertretender Vorsitzender neben der neu gewählten Vorstandsvorsitzenden Dr. Monika Schliffke

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deutliche mehrheiten für schliffke und ennenbachInsgesamt standen drei Kandidaten zur Wahl. Neben Schliffke und Ennenbach bewarb sich Dr. Hans-Joachim Zielinski, Allgemeinarzt aus Westerland auf Sylt, um eine Führungsposition in der KVSH. Er unterlag jedoch deutlich gegen seine Mitwettbewerber. Von den hausärztlichen Mitgliedern der Abgeordnetenversammlung wurden Schliffke und Zielinski vorgeschlagen, von den fachärzt-lichen Vertretern Ennenbach und Zielinski. In der ersten Abstim-mung setzte sich die Kandidatin aus Ratzeburg mit 33 Stimmen durch, auch gegen Ennenbach hatte der Bewerber aus Westerland das Nachsehen: Für Ennenbach stimmten 38 Abgeordnete, sein Gegenkandidat erhielt eine Stimme. Anschließend wurde Schliffke mit 37 von 39 Stimmen zur neuen Vorsitzenden des Vorstandes der KVSH bestimmt. Ennenbach hatte zuvor deutlich gemacht, als oberster Vertreter der KVSH nicht zur Verfügung zu stehen. Dieses Amt, so das frisch wiedergewählte Vorstandsmitglied, gehöre in ärztliche Hand.

angemessene honorierung und sicherstellungsfragen als schwerpunkteIn ihrer Vorstellung verwies Schliffke nicht nur auf ihre langjäh-rige Erfahrung als niedergelassene Hausärztin – sie ist seit fast drei Jahrzehnten in eigener Praxis in Ratzeburg tätig –, sondern auch auf ihr berufspolitisches Engagement, das 1996 mit der Übernahme des stellvertretenden Kreisstellenvorsitzes im Kreis Herzogtum Lauenburg begann. Seit 1998 ist sie Vorsitzende der Kreisstelle, 2004 wurde sie erstmals in die Abgeordnetenver-sammlung gewählt. Vor rund einem Jahr wurde sie zur stellver-tretenden Vorsitzenden der Versammlung gewählt. Daneben gehörte die 60-jährige Allgemeinmedizinerin, die verheiratet ist und zwei erwachsene Kinder hat, vor acht Jahren zu den Grün-dungsmitgliedern des Praxisnetzes Herzogtum Lauenburg, dessen Vorstand sie seither angehört.

Inhaltlich will die künftige Vorstandsvorsitzende, die zwischen 2000 und 2003 ein Fernstudium in Gesundheitsökonomie absol-vierte, vor allem die Frage der angemessenen Honorierung der Ärzte und Psychotherapeuten sowie die zunehmenden Schwie-rigkeiten der Sicherstellung der Versorgung zu ihren Schwerpunk-ten machen. Sie unterstrich den Zusammenhang beider Themen: Analysen der Versorgungssituation in den einzelnen Teilen des Landes seien nicht nur mit Blick auf die Bedarfsplanung von Inte-resse, so Schliffke, sondern helfen auch in Honorarverhandlungen, um Forderungen nach einer besonderen Förderung in bestimmten Regionen oder für ausgewählte Fachgruppen zu untermauern.

Schliffke machte vor der Abstimmung deutlich, dass ihr Wunsch-kandidat als Mitvorstand der bisherige KVSH-Vize Ennenbach ist, mit dem sie schon in ihren bisherigen Ämtern gut zusammenge-arbeitet habe. Auf Nachfrage verdeutlichte die Kandidatin zudem, dass sie sich nach dem Amtsantritt als Vorstandsvorsitzende ganz auf die neue Aufgabe an der Spitze der ärztlichen Selbstverwal-tung konzentrieren wolle. Ihre Praxis werde sie nicht weiterfüh-ren, die Zulassung abgeben.

Erster Gratulant Dr. Christian Sellschopp, Vorsitzender der

Abgeordnetenversammlung,

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Visionär und pragmatikerEr sei sowohl Visionär als auch Pragmatiker, stellte sich Ennen-bach den Mitgliedern des Ärzteparlaments vor. Der bisherige und künftige zweite Mann der KVSH kritisierte die Budgetie-rung in der ambulanten Medizin und bedauerte, dass durch den Regierungswechsel im Herbst 2009 zwar mehr Luft in das System hineingelassen wurde, eine grundsätzliche Neuausrich-tung der Gesundheitspolitik auf Bundesebene aber ausgeblieben sei. Ennenbach erinnerte an das Alternativmodell der KVSH, das den solidarischen Gedanken der Krankenversicherung mit einer Eigenbeteiligung der Patienten und einer Einzelleistungsvergü-tung für die Ärzte kombiniert hätte. Das Interesse der Politik sei jedoch gering gewesen. Als Visionär werde er aber nicht auf-hören, dieses Thema voranzubringen, auch wenn der Erfolg noch länger auf sich warten lassen werde.

Deshalb sei er auch Pragmatiker, der sich den „bürokratischen Monstern“ des gegenwärtigen Gesundheitssystems stelle, von der Bedarfsplanung bis zur Honorarverteilung. Insbesondere die völlig neue Honorarwelt, die in den nächsten Jahren auf die Ärzte und die KVen zukomme, nannte Ennenbach als große Aufgabe, die eine analytische und pragmatische Herangehensweise erfor-dere. Er warb in seinem Statement dafür, die Spitze der KV in ärztlicher Hand zu belassen. Dies sei in politischen Debatten ein Vorteil, trage aber auch zur Identifikation der Mitglieder mit ihrer KV bei.

missstände an die ÖffentlichkeitZielinski gestand offen ein, im Bewerbertrio der „Außenseiter“ zu sein. Er wolle aber seine 25-jährige Erfahrung als Allgemeinarzt in die Arbeit der KVSH einbringen. Insbesondere die Interessen-

vertretung wolle er stärken, kündigte der Sylter Hausarzt an. Dabei gelte es auch, die Bevölkerung mit ins Boot zu holen. Diese müsse verstehen, was die Ärzte denken. Zielinski sparte nicht mit Kritik am bestehenden Gesundheitssystem, kritisierte die Büro-kratie und nannte die Höhe der RLV-Fallwerte einen Skandal. Diese Missstände müssten, so der Kandidat, an die Öffentlichkeit gebracht werden. Es bedürfe eines „Rucks“ nach draußen, um die Ärzte wieder in die Offensive zu bringen. Kritische Nachfragen der Abgeordneten bezogen sich auf das bisherige Fehlen eines berufspolitischen Engagements des 62-Jährigen. Weshalb er sich in der Vergangenheit nicht in die Berufspolitik eingebracht hätte, wollte ein Abgeordneter wissen. Zielinski verwies darauf, dass ein aktives Mitwirken von Sylt aus aufgrund der Entfernungen in Schleswig-Holstein nicht möglich gewesen sei.

Kritik an gesundheitspolitik in Kiel und berlinNeben den Vorstandswahlen hatten die Abgeordneten eine umfangreiche Tagesordnung abzuarbeiten. Die KVSH-Vorstands-vorsitzende Kreuz nutzte ihren Bericht zur Lage für einen Über-blick über den aktuellen Stand der Diskussion um eine neue Bedarfsplanung – die KBV hat ein erstes Modell vorgelegt – und für deutliche Kritik an der Gesundheitspolitik in Land und Bund.

Enttäuscht zeigte sich Kreuz von den jüngsten öffentlichen Äuße-rungen des Landesgesundheitsministers, Dr. Heiner Garg. Dieser hatte zwar in der Debatte über die Milliardenguthaben der Kran-kenkassen die Abschaffung der Praxisgebühr angeregt, insbeson-dere jedoch wollte er die Milliarden auf den Konten der Kassen und des Gesundheitsfonds nutzen, um die Finanzausstattung der Krankenhäuser in Schleswig-Holstein zu verbessern. Von der ambulanten Versorgung, obwohl in Schleswig-Holstein im Bun-desvergleich auch nur mit unterdurchschnittlichen Finanzmitteln ausgestattet, war hingegen keine Rede in den Äußerungen des Kieler Ressortchefs. „Dass er die ambulante Versorgung offenbar gar nicht auf der Agenda hat, hat uns wirklich enttäuscht“, so Kreuz vor dem Ärzteparlament.

Kritisch äußerte sie sich auch zu jüngsten Interviewäußerungen des gesundheitspolitischen Sprechers der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Jens Spahn. Dieser hatte sich für eine Verschmelzung der PKV mit der gesetzlichen Krankenversicherung zu einem ein-heitlichen System ausgesprochen. Für Kreuz nicht nachvollziehbar: „Das aus dem Munde eines führenden CDU-Gesundheitspolitikers zu hören, macht nachdenklich.“

neuer hVmWeiteres wichtiges Thema der Februar-Tagung der Abgeord-netenversammlung: die künftige Honorarverteilung in Schles-wig-Holstein. Denn mit dem Inkrafttreten des Versorgungs-struktur-gesetzes liegt die Entscheidungsgewalt über den Honorarverteilungsmaßstab (HVM) nun wieder bei der regionalen Selbstverwaltung – und damit bei der Abgeordnetenversamm-lung. Zunächst sollen die Änderungen allerdings begrenzt bleiben. Sie werden sich im Wesentlichen auf neue Regeln für KV-über-greifend tätige Berufsausübungsgemeinschaften beschränken. Künftig ist klar geregelt, dass die KV, deren Mitglied der einzelne Arzt in einer KV-übergreifenden Praxis ist, für den RLV-Bescheid und die Abrechnung zuständig ist. Bei nur einer Enthaltung stimmten die Abgeordneten dem HVM, der ab 1. April in Kraft treten wird, zu.

Konnte sich nicht durchsetzen: Dr. Hans-Joachim Zielinski,

Allgemeinarzt aus Westerland auf Sylt

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Ennenbach deute den weiteren Änderungsbedarf der kommen-den Monate an, so die Neufassung der BAG Zuschläge und die Bildung eines Topfes für die verschiedenen nervenärztlichen Dis-ziplinen. Aber auch weitere Fragen werden zu klären sein, wie Ennenbach ankündigte. Er nannte die im Gesetz vorgesehenen „förderungswürdigen Leistungen und Praxen“ – „eine Passage mit Sprengstoff“, wie der stellvertretende Vorstandsvorsitzende betonte. Es müsse deshalb eine strategische Diskussion geführt werden, welche Strukturen zu fördern wären. Auch warnte Ennen-bach mit Blick auf eine künftige Neufassung des HVM vor einer zu starken Mengenbegrenzung. Diese habe in der Vergangenheit zu einer niedrigeren dokumentierten Leistungsmenge in Schleswig-Holstein geführt. Da nicht auszuschließen sei, dass es in Zukunft eine Rückkehr zu einer zentralistischen Honorarverteilung geben könnte, müsse der Norden aus der Vergangenheit lernen. „Die Leistungsmenge steht für Bedarf und den muss man neben der Morbidität aufzeigen können“, wurde Ennenbach deutlich.

Diese Themen sollten jedoch, so Ennenbach in seinem honorar-politischen Ausblick, im Zuge der Diskussion um eine generelle Reform des HVM beraten werden, die frühestens in der zweiten Jahreshälfte zu erwarten sei. Im April wollen sich die Abgeordne-ten auf einer Klausurtagung mit der Frage der Weiterentwicklung des HVM beschäftigen.

schicksal der laborreform ungewissSah es bislang so aus, als ob zur Jahresmitte eine neue Laborre-form in Kraft treten würde, stünden die Signale in Berlin mittler-weile auf Halt, berichtete Ennenbach. Das geplante Modell habe bei Simulationsrechnungen Schwächen offenbart, die in einigen KVen zu deutlichen Nachteilen geführt hätten. Deshalb sei nun erneut die KBV am Zug. Die Bundesvereinigung erarbeite der-zeit eine neue Regelung, die möglicherweise zu einer stärkeren Zentralisierung der Laborabrechungen führen werde. Auch die Grundsatzfrage, wann ein Labor ein gewerbliches Unternehmen und wann Teil der ärztlichen Versorgung ist, drohe erneut auf die Tagesordnung zu gelangen, so Ennenbach. Noch sei unklar, ob mit einer Neufassung der nun zunächst gestoppten Laborreform im Juli oder im Oktober zu rechnen sei.

arzneimittelverordnung sorgt für kontroverse diskussionenFür kontroverse Diskussionen sorgten Fragen aus dem Bereich der Arzneimittelverordnung. Das von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) und der KBV entwickelte Modell zur Arzneimittelversorgung erntete Widerspruch. Kritisch sahen viele Abgeordnete vor allem die Rolle der Apotheker bei der Medikamentenauswahl in diesem Modell. Andere Mitglieder der Abgeordnetenversammlung konnten einer Wirkstoffverord-nung durchaus positive Seiten abgewinnen. Im ADBA/KBV-Modell ist vorgesehen, dass zwar ausschließlich der Arzt für den Wirkstoff sowie Menge, Dosierung und Anwendungsdauer verantwortlich bleibt, das konkrete Arzneimittel aber vom Apotheker ausgewählt wird.

Kreuz erinnerte daran, dass das ADBA/KBV-Modell Aufnahme in das Versorgungsstrukturgesetz gefunden habe, allerdings sei dort festgelegt, dass es nur in einem KV-Bezirk ein Modellpro-jekt geben werde. Aus Sicht des Vorstandes sei es allein eine Ent-scheidung der Abgeordneten, wie sie sich zu diesem Modell der Wirkstoffverordnung positionieren wollten. Sie betonte aber, dass Schleswig-Holstein sich nicht in die erste Reihe drängen würde, wenn es um die Frage gehe, in welcher Region das Vorhaben ausprobiert werden soll. Eine Abstimmung ergab kein klares Stimmungsbild: Weder gab es eine Mehrheit für das ADBA/KBV-Modell, noch eine überwiegende Ablehnung. Ein großer Teil der Abgeordneten enthielt sich der Stimme.

Deutlicher waren die Mehrheitsverhältnisse bei der anschlie-ßenden Abstimmung über eine Resolution zum Thema „aut-idem“. Ohne Gegenstimme bei nur einer Enthaltung nah-men die Abgeordneten eine Resolution an, in der den Ärzten in Schleswig-Holstein empfohlen wird, das „nec-aut-idem-Kreuz“ immer dann zu setzen, „wenn es medizinisch notwendig und sinnvoll ist.“ Außerdem fordern die Abgeordneten in ihrer Resolu-tion die Politik auf, „haftungsrechtliche Risiken des verordnenden Arztes bei Anwendung der ‚aut-idem’-Regelung auszuschließen.“

Schließlich entschieden die Abgeordneten eine weitere Persona-lie: In einer Nachwahl wurde Dr. Andreas Bobrowski aus Lübeck neu in den Finanzausschuss gewählt.

DELF KRÖGER, KVSH

Die Wirtschaftlichkeit der KVSH kann sich im Vergleich zu ande-ren KVen durchaus sehen lassen. Das ist das Ergebnis einer Aus-wertung, die Dr. Ralph Ennenbach der Abgeordnetenversamm-lung vorlegte. So ist der Aufwand je Fall in Euro in fast allen untersuchten Kategorien (Personal, Selbstverwaltung, Sach-aufwand) im Bereich des Mittelwerts von 15 in den Vergleich einbezogener KVen oder darunter. Bei den Sachkosten etwa beträgt der Aufwand je Fall bei der KVSH 0,2 Euro (Mittelwert: 0,21 Euro), beim Personal werden je Fall 0,84 Euro aufgewandt, während der Mittelwert 0,87 Euro beträgt.

Dies, so Ennenbach, seien gute Werte, zumal die KVSH zu den kleineren KVen gehöre, die gegenüber den großen Kör-perschaften einen Wirtschaftlichkeitsnachteil hätte. Auch die Verwaltungskostenumlage sei im „defensiven Mittelfeld“ zu verorten, so der stellvertretende Vorstandsvorsitzende, der auf

die begrenzte Vergleichbarkeit der Umlagesätze hinwies. Zahl-reiche andere KVen würden eine Reihe weiterer Umlagen und Gebühren erheben.

Ennenbach rief auch die Situation in Erinnerung, die 2006 zur Festlegung des heutigen Umlagesatzes von 2,5 Prozent geführt hatte. Die KVSH lebte damals zum Teil von Zinserträgen, die in der notwendigen Höhe, aufgrund der seither gesunkenen Zinsen in den Folgejahren, nicht realisiert hätten werden kön-nen. Ohne die damalige Anpassung des Umlagesatzes hätte eine Haushaltsunterdeckung gedroht. Seither stünde die KVSH finanziell auf soliden Beinen. Ertragsüberschüsse kommen, wie Ennenbach erläuterte, direkt wieder der Versorgung zugute, etwa zur Deckung des Notdienstdefizits oder zur Förderung der Weiterbildung.

Verwaltungskostenumlage im „defensiven Mittelfeld“

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Drei Fragen an die künftige Vorstandsvorsitzende der KVSH, Dr. Monika Schliffke

Nordlicht: Was werden die Schwerpunkte Ihrer Arbeit als KVSH-Chefin sein?

dr. monika schliffke: Im Vordergrund stehen der Erhalt und die weitere Sicherung der ambulanten haus- und fachärztlichen Versorgung und die Forderung nach einer Honorierung, die der veränderten Morbiditätsstruktur unserer Bevölkerung und den fortschreitenden Qualitätsanforderungen Rechnung trägt. Ich bin zuversichtlich, dass Zahlen dazu, die wir sehr exakt erhe-ben, uns eine gute Verhandlungsbasis mit den Krankenkassen geben. Ein weiterer Schwerpunkt soll der Ausbau der innerärzt-lichen Kommunikation sein. Die technischen Möglichkeiten ent-wickeln sich rasant und die KV soll fundiert raten können, was ist sicher, was ist brauchbar, wo liegt der tägliche Nutzen.

Nordlicht: Sie bringen viel standespolitische Erfahrung mit. Wie werden Sie diese für Ihre neue Position nutzen?

schliffke: Der Vorteil ist, dass man viele engagierte Kollegen kennt – aus den Kreisstellen, aus den Gremien, aus den Ver-bänden und aus den Netzen. Darüber hinaus bestehen seit

Jahren gute Kontakte zu zahlreichen Vertretern der Krankenkas-sen und auch unsere Aufsichtsbehörde ist mir nicht unbekannt. Aus positiver Kommunikation erwächst immer noch die beste Zusammenarbeit und sie erhöht die Chancen zur Durchsetzung unserer Ziele.

Nordlicht: An der Spitze einer Verwaltung mit rund 300 Mit-arbeitern zu stehen, ist sicherlich eine große Herausforderung. Wie bereiten Sie sich darauf vor?

schliffke: Mit ganz viel Zuversicht und Vertrauen. Und ich weiß, dass es berechtigt ist. Wir haben im Hause einen großen Stamm an hochqualifizierten Mitarbeitern, auf deren konstruktive Mit-arbeit ein Vorstand nicht nur unmittelbar angewiesen ist. Er hat ihnen auch den Rücken zu stärken, weil die Arbeit nicht immer einfach ist. Ein großer Vorteil ist natürlich die Tatsache, dass Herr Dr. Ennenbach mit seinem Erfahrungsvorsprung mir zur Seite steht.

DIE FRAGEN STELLTE MARCO DETHLEFSEN, KVSH

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Die Fachärzteschaft in Schles-wig-Holstein wünscht sich mit dem neuen Vorstand nicht nur eine Fortsetzung der bis-herigen konstruktiven Zusam-menarbeit, sondern auch eine möglichst frühzeitige und umfassende Einbeziehung in alle, die Fachärzte in unserem Lande betreffenden, Fragen. Hierzu gehört sowohl ein enger Kontakt zu dem Bera-tenden Fachausschuss Fach-

ärzte wie auch eine Weiterentwicklung der regelmäßigen Tref-fen mit den Berufsverbandsvorsitzenden zum gemeinsamen Informationsaustausch.

Die Tatsache, dass Frau Dr. Schliffke als Hausärztin auch mehr-heitlich von den Fachärzten der Abgeordnetenversammlung gewählt wurde, sollte als Signal verstanden werden, dass die regionale Weiterentwicklung der ambulanten ärztlichen Versorgung in Schleswig-Holstein nur gemeinsam von Haus- und Fachärzten bewältigt werden kann. Durch die zusätzliche gesundheitsökonomische Kompetenz von Frau Dr. Schliffke ver-sprechen sich die Vertragsärzte in Schleswig-Holstein auch eine weitere Stärkung der Verhandlungsposition der KVSH gegenüber den Krankenkassen. Darüber hinaus sollte die neue Vorsitzende

ihre jahrelange Erfahrung als Kreisstellenleiterin und Grün-dungsmitglied des Lauenburger Ärztenetzes bei der Umsetzung der Bedarfsplanung und des neuen Zulassungsrechtes einbrin-gen und somit einen weiteren Arbeitsschwerpunkt neben der honorarpolitischen Kompetenz von Herrn Dr. Ennenbach bilden.

Da beide Vorstandsmitglieder sich ausdrücklich zur Freiberuf-lichkeit der ärztlichen Tätigkeit bekannten haben, besteht die Hoffnung, dass in der neuen Legislaturperiode die vertragsärzt-lichen Interessen gegenüber den Krankenhauskonzernen bei der Ausgestaltung der ambulanten spezialfachärztlichen Ver-sorgung nachhaltig vertreten werden. Darüber hinaus sollte die jahrelange Gremienerfahrung beider Vorstandsmitglieder ein Garant dafür sein, dass die Stimme der schleswig-holstei-nischen KV auch weiterhin in Berlin bei der KBV deutlich hörbar sein wird.

Zusammenfassend erwarteten die Kollegen im Lande von dem neuen Vorstand, dass er den innerärztlichen Frieden bewahrt, fach- und hausärztliche Bereiche gleichermaßen fördert und durch ein klares Auftreten gegenüber den Kassen und der Poli-tik die Interessen der Ärzte vertritt, damit sich diese in gesicher-ten Strukturen bei angemessener Vergütung ganz dem Wohl und der Versorgung ihrer Patienten widmen können.

DR. ANDREAS BOBROWSKI,

FACHARZT FÜR LABORATORIUMSMEDIZIN, LÜBECK

Welche Erwartungen haben Sie an den neuen KV-Vorstand?

Engagement, Transparenz und Verhandlungs-geschick in Zeiten zunehmender Komplexität.

KATRIN BERGER, ALLGEMEINÄRZTIN, SCHLESWIG

• Kontinuität der guten, sachorientierten Arbeit der KVSH, keine grundsätzliche Neuausrichtung

• weiterhin intensive Zusammenarbeit mit den Berufsverbänden• Offenheit für neue Versorgungsformen, insbesondere auch der HZV,

mit dem Ziel, Löcher ins Budgetgefängnis zu sprengenDR. THOMAS MAURER, ALLGEMEINARZT, LECK

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Plakat für das Wartezimmerberlin – Zum Darmkrebsmonat März stellt die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) ein Plakat für das Wartezimmer zur Verfügung, das einer Teilauflage des Deutschen Ärzteblatts bei-liegt. Unter dem Titel: „Große Probleme fangen oft winzig an“ soll es Patienten auf die Möglichkeiten der Früherkennung von Darmkrebs aufmerksam machen und sie auffordern, sich zu informieren. Die KBV stellt dazu auf ihrer Internetseite www.kbv.de Informationen für interessierte Bürger bereit. Für Ärzte gibt es außerdem Praxisinformationen mit Tipps und Hinweisen zur Ansprache der Patienten.

Die Aktionen zum Darmkrebsmonat März sind Teil der Präventi-onskampagne, die die KBV gemeinsam mit den Kassenärztlichen Vereinigungen vor zwei Jahren gestartet hat. Schwerpunktthema in diesem Jahr wird der Gesundheitscheck für Jugendliche sein. Weitere Plakate zur Darmkrebsfrüherkennung können per E-Mail bei der KBV bestellt werden: [email protected]

K O O P E R A T I O N S M O D E L L E GFB will Teamplayer statt Einzelkämpferberlin – Die Gemeinschaft Fachärztlicher Berufsverbände (GFB) hält eine Einzelkämpferposition bei Ärzten nicht mehr für zeit-gemäß. Es müsse das „alte Denken ein Arzt – ein Patient – eine Behandlung“ überwunden werden und durch den Teamgedan-ken: „ein Patient – ein Behandlungsprogramm – ein Arztteam“ ersetzt werden. Die GFB fordert Kooperationsmodelle ohne Fach- und Sektorengrenzen mit einer moderierten interdisziplinären Abstimmung. Dabei solle ein unproduktiver Wettbewerb um den Patienten zwischen Allgemein- und Fachärzten bzw. Niederge-lassenen und Kliniken ebenso vermieden werden.

A B G E O R D N E T E N V E R S A M M L U N G

HVM beschlossenbad segeberg – Die Abgeordnetenversammlung der KVSH hat am 15. Februar 2012 einen Honorarverteilungsmaßstab (HVM) mit Wirkung zum 1. April 2012 beschlossen. Den HVM finden Sie unter www.kvsh.de/KVsh/rechtsquellen/hVm. Auf Anfrage senden wir Ihnen gern eine Druckversion zu: Tel. 04551 883 486.

Ä R Z T L I C H E S E N G A G E M E N T

Hilfe für die Republik Moldauhamburg/ostholstein – IceFlower (Initiative für medizinisch-technische Hilfe e. V.) braucht die Hilfe der Ärzteschaft. Der Ver-ein sammelt seit vielen Jahren medizinische Geräte (EKG, Ultra-schallgeräte, Defibrillatoren, etc.) und Einrichtungsgegenstände (Untersuchungsliegen, Krankenbetten, Rollstühle, Gehhilfen, etc.) sowie neuwertige Verbrauchsmaterialen (OP-Wäsche, Ein-malhandschuhe, Spritzen, etc.), die einmal jährlich im Rahmen eines Hilfsgütertransportes mit THW-Fahrzeugen in Kranken-häuser, Landarztpraxen und sonstige Einrichtungen des Gesund-heitswesens in die Republik Moldau gebracht werden. Die Idee von IceFlower ist es, medizinisch-technische Geräte, die noch voll funktionsfähig sind, aber in Deutschland aufgrund des sehr hohen technischen Standards, aus steuerlichen Gründen oder auch wegen der Schließung von Arztpraxen oder Krankeneinrich-tungen aussortiert werden, einer weiteren sinnvollen Nutzung zuzuführen. „Wir legen besonderen Wert darauf, dass wir die Transporte selbst begleiten und die Sachspenden persönlich und unmittelbar zu den Hilfsempfängern bringen, da nur so sicher-gestellt ist, dass die Dinge auch wirklich dort ankommen, wo sie benötigt werden“, erklärt Dr. Marie-Luise Verspohl, Anästhesistin am HELIOS Agnes Karll Krankenhaus in Bad Schwartau. Alle Betei-ligten sind rein ehrenamtlich für den Verein tätig.

Die Kosten der Transporte (ca. 7.000 Euro pro Transport) wer-den aus Mitgliedsbeiträgen und Spendengeldern aufgebracht. Der nächste Transport ist für den 11. Mai 2012 geplant, die Vor-bereitungen sind in vollem Gange.

Wir werden im laufenden darüber berichten.Haben Sie Interesse zu helfen oder zu spenden? Informa-tionen und Kontaktmöglichkeiten finden Interessierte auf www.iceflower.de.

K B V U N D N A V - V I R C H O W - B U N D

Ärztebefragung gestartetberlin – Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), der NAV-Virchow-Bund und die Brendan-Schmittmann-Stiftung starten gemeinsam eine großangelegte Ärztebefragung. 11.000 Ärzte und Psychotherapeuten aus der gesamten Bundesrepublik werden für die repräsentative Studie unter anderem zu ihren Arbeitsbedingungen, ihrer wirtschaftlichen Situation und ihren Zukunftserwartungen befragt. Ziel der Umfrage ist es laut KBV und NAV-Virchow-Bund, „sichere Auskunft darüber zu erhalten, wie die Stimmung unter den Vertragsärzten ist.“ Durchgeführt wird die telefonische Befragung vom Institut für angewandte Sozialwissenschaft (infas). Erhebungszeitraum ist das erste Quar-tal 2012.

Die ersten Telefoninterviews sind bereits erfolgt. Sie dauern etwa 15 Minuten. KBV und NAV weisen darauf hin, dass die Angaben anonymisiert werden. Ende des ersten Quartals 2012 sollen die ersten Ergebnisse der Befragung öffentlich vorgestellt werden. 

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Tendenz erneut rückläufig

bad segeberg – Die Zahl der Ärzte, die Schleswig-Holstein den Rücken kehren, geht offensichtlich zurück: Darauf deuten die Daten, die der KVSH vorliegen, hin. Danach ist die Anzahl der Ärzte, die ein Führungszeugnis beim Landesamt für Soziale Dienste in Schleswig-Holstein beantragen, rückläufig. Während es im Jahr 2008 noch 86 Ärzte waren, beantragten 2011 nur noch 59 Ärzte einen sogenannten „Letter of good standing“.

F Ü H R U N G S Z E U G N I S S E F Ü R D A S A U S L A N D

P A T I E N T E N O M B U D S V E R E I N S C H L E S W I G - H O L S T E I N

Simonis fordert Stärkung der Patientenrechte

bad segeberg – Heide Simonis, Vorsitzende des Vereins Patientenombudsmann/-frau Schleswig-Holstein e. V., zieht nach 100 Tagen Amtszeit eine erste Bilanz und gibt einen Ausblick auf die zukünftigen Schwerpunkte ihrer Arbeit. Ein erhöhter Bera-tungsbedarf bestehe besonders beim Thema Pflegeversicherung, da sich die Anzahl pflegebedürftiger Patienten durch die demo-graphische Entwicklung erhöhen werde, so Simonis. Die Stati-stik zeige, dass im Jahr 2025 jeder vierte Bürger über 65 Jahre alt ist, erklärte sie. Der Patientenombudsverein wolle sich die-ser Herausforderungen durch den Dialog mit der Politik stellen, um an der Entwicklung von langfristig ausgerichteten Gesund-heitslösungen mitzuwirken. Simonis betonte den Vorteil des Patientenombudsvereins, der als unabhängige Instanz arbeite und dessen Ombudsleute auch zukünftig keinen Weisungen der Mitgliedsinstitutionen oder des Vorstandes unterliegen. Für die Stärkung der Patienten im Dialog mit den Gesundheitspartnern sieht Simonis eine Ausweitung von Selbsthilfeangeboten über die Internetplatform „Medfindex“ vor. Durch eine verstärkte Prä-sentation des Patientenombudsvereins in der Öffentlichkeit soll außerdem dessen Bekanntheitsgrad gesteigert werden.

P R A K T I S C H E S J A H R

Studenten warnen vor der Abschaffung des Wahltertials

berlin – Studierende des Marburger Bundes, Hartmannbundes und der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutsch-land sprechen sich gegen die Pläne der Landesregierungen zur Abschaffung des Wahltertials im Praktischen Jahr aus. In der Approbationsordnung solle denen zufolge während des PJ ein allgemeinmedizinischer Pflichtabschnitt von vier Monaten in einer hausärztlichen Praxis eingeführt werden. Nach Auskunft verschiedener Landesgesundheitsministerien habe solch eine Novelle der Approbationsordnung realistische Aussichten auf eine Mehrheit im Gesundheitsauschuss des Bundesrates. Die Stu-dierenden kritisieren, dass die Abschaffung des Wahlabschnittes den Charakter des PJ grundsätzlich verändern würde und außer-dem den Ärztemangel in den anderen Fachdisziplinen verschärfe.

B E R U F S V E R B A N D D E R F R A U E N Ä R Z T E

Doris Scharrel neue Landesvorsitzende

rendsburg – Doris Scharrel aus Kronshagen ist zur neuen Landes-vorsitzenden des Berufsverbandes der Frauenärzte in Schleswig- Holstein gewählt worden. Ihr Vorgänger im Amt, Dr. Rüdiger Marquardt aus Eckernförde, trat nach 16 Jahren an der Spitze des Verbands nicht wieder an. Scharrel war bisher stellvertretende Vorsit-zende. Zur neuen zweiten Vorsit-zenden wurde Dr. Dorette Kinzel-Herwig aus Neumünster gewählt.

2008

2009

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Nordlicht a K t u e l l 3 | 201212

F U S I O N D E R D A K , B K K G E S U N D -H E I T U N D B K K A x E L S P R I N G E R

Disease-Management- Programme werden weitergeführt

bad segeberg – Zum 1. Januar 2012 haben die DAK, die BKK Gesundheit und die BKK Axel Springer fusioniert. Nach Informa-tion des Bundesversicherungsamtes (BVA) können die bisher ein-geschriebenen Patienten aller DMP der drei Krankenkassen wei-terhin in den Programmen bleiben. Es haben allerdings ab dem Zeitpunkt der Fusion nur noch die DMP-Verträge der Ersatzkas-sen Bestand. Bezüglich der Zuständigkeit der Datenstelle erge-ben sich keinerlei Änderungen. Für die neuen DAK-Versicherten besteht ab dem 1. Januar 2012 des Weiteren die Möglichkeit, an der DMP-Qualitätsoffensive teilzunehmen. Sofern das jeweilige Qualitätsziel für den Patienten erreicht worden ist (siehe unten), erhalten Sie damit die Qualitätspauschale vergütet.

Außerdem verweisen wir auf unsere Nordlichtartikel zur DMP-Qualitätsoffensive im Nordlicht 4 | 2010, Seite 28f und 6 | 2010, Seite 28. Beide Ausgaben können Sie im Downloadbereich auf www.kvsh.de einsehen.

Diagnose Qualitätsindikator Vergütung

   Qualitäts-pauschale

Qualitäts-pauschale mit Indikator

Diabetes Typ 2Erheben des Fuß-status

5,00 €  5,00 €

Diabetes Typ 1erfolgreiche Teil-nahme an einer Diabetes-Schulung

5,00 €  5,00 €

Asthmaerfolgreiche Teil-nahme an einer Asthma-Schulung

5,00 €  5,00 €

COPDerfolgreiche Teil-nahme an einer COPD-Schulung

5,00 €  5,00 €

KHKerfolgreiche Teil-nahme an einer KHK-Schulung

5,00 €  5,00 €

P R Ä V E N T I O N S K A M P A G N E

Gemeinsam gegen Mundkrebs in Schleswig-Holstein

Kiel – Die Klinik für Mund- Kiefer- und Gesichtschirurgie in Kiel startet die Präventi-onskampagne „Gemeinsam gegen Mundkrebs in Schles-wig-Holstein“. Ziel der Kam-pagne ist es die Bevölkerung über die Erkrankung, Risiko-faktoren und Präventionsmög-lichkeiten aufzuklären, um eine Früherkennung zu för-dern, minimal-invasive Opera-tionen durchzuführen und den Betroffenen ein besseres und

längeres Leben zu ermöglichen. „Mit der Aufklärungs-kampagne, deren Vorbereitungen bereits 2007 began-nen, hat Schleswig-Holstein ein Projekt mit Modellcha-rakter für Deutschland geschaffen“, erklärte Mitinitiatorin Dr. Katrin Hertrampf von der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Kiel. Anhand einer repräsentativen Bevölkerungs-stichprobe wurden Anzeichen, Symptome und Risikofaktoren für Mundkrebs festgestellt und auch eine Risikogruppe identi-fiziert. Hierbei zeigte sich, dass Mundkrebs in der Bevölkerung nicht ausreichend bekannt ist und die Mehrheit der Betroffenen sich aufgrund dieser Unkenntnis erst in einem fortgeschrittenen Tumorstadium beim Zahnarzt oder Arzt vorstellt.

Hier will die Präventionskampagne ansetzen und mit entspre-chendem Motiv, Logo und Slogan primär auf die Existenz der Erkrankung aufmerksam machen. Außerdem soll über die unter-schiedlichen Erscheinungsbilder der Erkrankung und die damit verbundenen Risikofaktoren informiert und über die einfachen und effektiven Möglichkeiten der Früherkennung aufgeklärt wer-den.

Die Initiatoren wollen Zahnärzte und Ärzte als Multiplikatoren gewinnen und Faltblätter in Praxen und Apotheken einsetzen. Die niedergelassenen Ärzte und die involvierten Kliniken sind bereits schriftlich über die Kampagne informiert worden. Außerdem sind soziale Einrichtungen wie Stadtmissionen und Verbraucher-zentralen mit eingebunden. Die Kampagne wird auf Messen in Kooperation mit der Schleswig-Holsteinischen Krebsgesellschaft und dem Krebszentrum-Nord mit dem aufblasbaren Modell „der begehbare Mund“ präsent sein. Zusätzlich soll eine Kampagnen-webseite weiterführende Informationsmöglichkeiten bieten. Die Aufklärungskampagne wird begleitend evaluiert.

informationen und Kontakt Dr. Katrin Hertrampf, MPHUniversitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus KielKlinik für Mund-, Kiefer- und GesichtschirurgieArnold-Heller-Str. 3, Haus 26, 24105 KielTel: 0431 597 2896 (-2894 Frau Braun)

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Nordlicht a K t u e l l3 | 2012 13

Ä R Z T L I C H E R B E R E I T S C H A F T S D I E N S T

Einführung von 116 117 verschoben

berlin – Die zum 1. März geplante Einführung der bundesweiten Bereitschaftsdienstnummer 116 117 wird verschoben. Dies hat der Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung entschie-den. Tests haben ergeben, dass die Technik noch nicht reibungs-los funktioniert und Nachbesserungen erforderlich sind. Laut KBV soll  die bundesweite Bereitschaftsdienstnummer nun im Laufe dieses Frühjahres an den Start gehen.

S C H W A N G E R S C H A F T S A B B R Ü C H E I N B E S O N D E R E N F Ä L L E N

Änderung bei der Abrechnung der Pseudoziffer 99235

bad segeberg – Aufgrund eines Urteils vom Sozialgericht Kiel aus dem Jahr 2011 ist es uns leider nicht mehr möglich, eine kombinierte Vergütung für Operateure und Anästhesisten auszu-zahlen. Bei der Pseudoziffer 99235 (Gesamtbetrag 317 Euro) im Rahmen des Vertrags über Schwangerschaftsabbrüche in beson-deren Fällen haben wir bislang eine kombinierte Vergütung für Operateure und Anästhesisten an den Operateur ausgezahlt, was bedeutete, dass dieser dann eine anteilige Auszahlung an den Anästhesisten vorgenommen hat.

Wie schon erwähnt, ist uns diese Vorgehensweise nun nicht mehr gestattet, was bedeutet, dass die Pseudoziffer 99235 ab dem 1. April 2012 nur noch vom Operateur für dessen Leistung abgerechnet werden darf (Betrag 117,59 Euro). Zusätzlich sollen dann die Abrechnungsziffern 99224 (Betrag 61,87 Euro, welcher sowohl vom Anästhesisten, als auch vom Operateur abgerech-net werden darf; je nachdem, wer die Leistung vornimmt) und 99227 (137,54 Euro, nur vom Anästhesisten abrechenbar) dann abgerechnet werden.

Insgesamt ergibt dies dann einen Betrag in Höhe von 317 Euro, welcher vorher unter der Pseudoziffer 99235 hinterlegt war. Es ergeben sich also keinerlei preisliche Veränderungen, sondern Operateure und Anästhesisten werden aufgrund des genannten Urteils separat vergütet.

F Ö R D E R U N G

Nutzung des KV-SafeNet bringt 150 Euro

bad segeberg – Die KVSH fördert ab sofort wieder die Nutzung des KV-SafeNet. Jede Praxis, die Ihre Quartalsabrechnung elek-tronisch über das KV-SafeNet an die KV überträgt, bekommt ein-malig 150 Euro. Die Förderung läuft bis Ende dieses Jahres und gilt für alle Hauptbetriebsstätten, die noch keine KV-SafeNet-Förderung erhalten haben. Sie brauchen die Förderung nicht zu beantragen, diese wird automatisch durch unser System ermit-telt und mit Ihrer nächsten Honorarabrechnung ausgezahlt.

Was muss ich tun, um die Förderung zu erhalten?• Statten Sie Ihre Praxis mit einem KV-SafeNet Anschluss aus.• Übermitteln Sie Ihre Quartalsabrechnung elektronisch über

das KV-SafeNet.• Sie erhalten die Förderung automatisch mit Ihrer nächsten

Honorarabrechnung.

Was bringt mir das KV-safenet?Das KV-SafeNet sichert einerseits Ihre Praxis-EDV vor schadhaften Zugriffen aus dem Internet und verbindet Sie andererseits auf gesicherten Wegen mit dem KV-System und anderen teilneh-menden Praxen. Sie können sich mit Ihren Nebenbetriebsstätten vernetzen, an Vernetzungsprojekten Ihres Praxisnetzes oder der Kliniken teilnehmen und die besonders gesicherten Dienste der KVSH nutzen, wie z. B: • eKVSH-E-Mail Dienst – elektronischer Versand von

Arztbriefen, EKG, Ultraschall, uvm.• Befunddokumentation für den Diabetischen Fußvertrag• Abrechnung von HZV-Verträgen• Elektronische Quartalsabrechnung• eKVSH-Portal www.ekvsh.kv-safenet.de

noch Fragen?Rufen Sie unsere Telematik-Hotline an: 04551 883 888 – Wir beraten Sie gerne!

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GEsundhEITspoLITIK

Nordlicht a K t u e l l 3 | 201214

N A C H W U C H S K A M P A G N E

Praxissterben auf dem Land und es mangelt an ärztlichem Nach-wuchs. Die Probleme in der ambulanten medizinischen Versor-gung werden nicht kleiner, im Gegenteil: Sie werden sich voraus-sichtlich in den kommenden Jahren weiter verschärfen. Daran wird auch das zu Beginn dieses Jahres in Kraft getretene Versor-gungsstrukturgesetz nichts ändern, das zwar mit guten Ansätzen versehen ist, aber allein nicht dafür sorgen kann, dass die bis zu 900 freiwerdenden Hausarztsitze in Schleswig-Holstein nachbe-setzt werden können. Nachwuchsprobleme gibt es dabei nicht nur im allgemeinmedizinischen, sondern zunehmend auch im fach-ärztlichen Bereich, z. B. bei Augen-, Frauen- und Nervenärzten. Darum kommt es auch künftig darauf an, Überzeugungsarbeit zu leisten und bei der heranwachsenden Medizinergeneration Inte-resse für eine Tätigkeit als niedergelassener Arzt zu wecken.

Um dies zu erreichen, hat die KVSH im vergangenen Jahr die Kampagne „Land.Arzt.Leben!“ initiiert und mit einer Reihe öffent-lichkeitswirksamer Aktionen und Informationsveranstaltungen sowohl auf das Thema Ärztemangel aufmerksam gemacht als auch gezielt den ärztlichen Nachwuchs angesprochen, um diesen für den Job des niedergelassenen Arztes zu begeistern.

Weiter in schleswig-holstein, durchstarten in hamburgAuch 2012 wird es in Schleswig-Holstein im Rahmen der Kampa-gne wieder mehrere Aktionen und Veranstaltungen geben. Dazu gehört erneut die Uni-Sprechstunde, die sich an Medizinstudenten in Kiel und Lübeck wendet und in der Landärzte einen Einblick in ihren Praxisalltag geben. Ziel ist es, dass sich der ärztliche Nach-wuchs frühzeitig mit der Option Niederlassung auseinandersetzen

kann und Vorurteile über die Praxistätigkeit auf dem Land abgebaut werden. In Vorbe-reitung ist außerdem eine Kooperation mit dem Schleswig-Holstein Musik Festival und der Deutschen Apotheker- und Ärztebank. Hier ist geplant, die Veranstaltungsreihe „Musikfest auf dem Lande“ als Forum zu nut-zen, um „Land.Arzt.Leben!“ noch bekannter

zu machen.

Darüber hinaus wird die Kampa-gne über die Landesgrenze hin-

weg auf Hamburg ausgedehnt. So sollen z. B. die bereits in Schleswig-Holstein durchge-führten Streetbrandings und Lichtprojektionen auch dort dafür sorgen, dass sich die

breite Öffentlichkeit mit dem Thema Ärztemangel auseinander-

setzt. Wichtigste Zielgruppe in der Hansestadt sind allerdings Ärzte in Wei-

terbildung und Niedergelassene, die sich vor-stellen könnten in Schleswig-Holstein zu arbeiten. Die Aufhebung der Residenzpflicht eröffnet hier mehr Freiraum in der ärztlichen Berufsausübung und eine Chance, Versorgungslücken, die vor allem auf dem Land entstehen, zu schließen. So ist es jetzt mög-lich, als Arzt in Hamburg zu leben und in Schleswig-Holstein zu praktizieren – beispielsweise im Kreis Steinburg. Dort gibt es zur- zeit mehrere freie Hausarztsitze. Die Verkehrsanbindungen sind gut: Über die A 23 ist man relativ schnell im Hamburger Umland. Auch wer in Hamburg weiter praktizieren will, muss seine Zelte nicht komplett abbrechen. Es ist möglich, die eigene Praxis zu behalten und zum Beispiel in Schleswig-Holstein eine Zweigpraxis zu übernehmen. Dort können Ärzte entweder selbst arbeiten oder eine Kollegin oder Kollegen anstellen.

Mit auf die Zielgruppe zugeschnittenen Aktionen will die KVSH über diese neuen Formen der ärztlichen Tätigkeit informieren und zeigen, dass es für Niedergelassene auch außerhalb Hamburgs eine echte berufliche und wirtschaftliche Perspektive gibt. Wer jetzt denkt, die KVSH wildere auf fremden Terrain und würde mit der Ausdehnung der Kampagne den Unmut der KV Hamburg auf sich ziehen, der irrt (siehe nächste Seite). Die benachbarte Körper-schaft unterstützt ausdrücklich niedergelassene Ärzte, die außer-halb der Hansestadt ein zusätzliches Betätigungsfeld suchen.

MARCO DETHLEFSEN, KVSH

In der Stadt wohnen, auf dem Land praktizierenIm April 2011 gab die KVSH den Startschuss zu „ Land.Arzt.Leben!“. Die Informations- und Imagekampagne gegen den Ärztemangel wird in diesem Jahr fortgesetzt und dabei auf Hamburg ausgeweitet.

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GEsundhEITspoLITIK

Nordlicht a K t u e l l3 | 2012 15

Über die Landesgrenze hinwegNicht nur die KVSH, auch die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg setzt sich dafür ein, die ambulante medizinische Versorgung zu verbessern. Die KV der Hansestadt unter-stützt Hamburger Ärzte, die sich in strukturschwachen Gegenden Schleswig-Holsteins ein zusätzliches Betätigungsfeld suchen wollen.

Teilzeit-Landärzte gesuchtWie kann die Versorgung in ländlichen Regionen auf Dauer sichergestellt werden, wenn viele junge Ärzte mit ihren Familien lieber in der Großstadt wohnen? Untersuchungen zeigen, dass auch massive finanzielle Anreize die als nachteilig wahrgenom-menen Lebensumstände in strukturschwachen Regionen nicht ausgleichen können. Andererseits gibt es wohl kaum eine ärzt-liche Tätigkeit, die so erfüllend sein kann. Haus- und Fachärzte sind in ländlichen Gegenden oftmals ein rares Gut. Umso größer die Wertschätzung, die ein Arzt erfährt, der hier praktiziert.

Durch die Aufhebung der Residenzpflicht tut sich für Ärzte, die in Hamburg leben und praktizieren, ein zusätzliches Betätigungs-feld auf. Fachärzte können beispielsweise eine Zweigpraxis auf dem Land betreiben und dort einige Tage pro Woche praktizieren. Auch größere Projekte sind denkbar: So könnten sich mehrere Ärzte zusammenschließen und Praxisräume gemeinsam mieten. Fachübergreifende Zusammenschlüsse brächten spezialisierte Versorgung auch in ländliche Gegenden: An einem Tag praktiziert zum Beispiel ein HNO-Arzt, am anderen ein Gynäkologe und am dritten ein Augenarzt.

Für Ärzte, die in der Großstadt immer wieder an ihre Budgetgren-zen stoßen, kann sich eine „Teilzeit-Tätigkeit“ jenseits der KV-Grenzen auch finanziell lohnen. In strukturschwachen Gegenden können die zuständigen KVen ganz andere Versorgungsbudgets zur Verfügung stellen. Vor allem aber zeigt es einen Weg aus der Unterversorgungs-Falle, in die ländliche Regionen hineinschlit-tern. Die KVen Hamburg und Schleswig-Holstein jedenfalls sind dazu bereit, Kolleginnen und Kollegen zu unterstützen, die ein solches Projekt angehen wollen.

DR. MICHAEL SPÄTH, VORSITZENDER

DER VERTRETERVERSAMMLUNG DER KV HAMBURG

Größer denken!Nanu? Will die KV Hamburg ihre Ärztinnen und Ärzte loswerden? Haben wir in der Hansestadt doch eine eklatante Überversor-gung? Nein, nein und nein: Auch in Hamburg führen wir mit Ärzten und Patienten, Politik und Medien immer wieder Diskus-sionen über Unterversorgung. Die statistisch errechnete, aktuelle „Überversorgung“ dürfte dramatisch schmelzen, wenn sie – wie in der Gesundheitsreform vorgesehen – neu justiert und auf den Behandlungsbedarf abgestellt wird.

Und doch: Wir können nicht die Augen davor schließen, dass schon kurz hinter den Stadtgrenzen ganz andere Versorgungs-situationen herrschen. Vor allem in Schleswig-Holstein erreicht man nach vergleichsweise kurzer Fahrt Gegenden, in denen die Ärztinnen und Ärzte der Patientenflut nur noch schwer Herr wer-den.

Es wäre falsch und kurzsichtig, diese Probleme zu ignorieren, nur weil sie sich in einer anderen KV abspielen. Hamburg und die umgrenzenden Länder wachsen immer mehr zusammen –in der „Metropolregion“ leben mittlerweile fast acht Millionen Menschen. Auch die KVen müssen deshalb ihre Zusammenarbeit intensivieren und gemeinsam versuchen, die Versorgung zu ver-bessern.

Trotz der anstehenden Regionalisierung der Honorarkompetenz werden die Gestaltungsspielräume in Regionen mit schlechter Ärzteversorgung größer bleiben als die in einer Region wie Ham-burg. Deshalb kann es durchaus eine „Win-Win-Situation“ wer-den, wenn ein Arzt überlegt, einen Teil seiner Arbeitszeit nach Schleswig-Holstein zu verlagern.

WALTER PLASSMANN, STELLVERTRETENDER

VORSTANDSVORSITZENDER DER KV HAMBURG

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Nordlicht a K t u e l l 3 | 201216

Winter im hohen Norden Schleswig-Holsteins. Die flache Land-schaft strahlt Ruhe und Beschaulichkeit aus. Nur in Neukirchen ist heute mächtig was los. Aus dem weiß geklinkerten alten Ärzte- haus dringt Baulärm. Handwerker gehen ein und aus. Es tut sich was und viele der 1.300 Einwohner riskieren schon mal einen Blick und begrüßen den neuen Doktor. Der ist hier kein Unbe-kannter. Bernd Scharfe wohnt nur zwölf Kilometer entfernt in Holm. Mitte Dezember 2011 entschloss er sich, eine neue Heraus-forderung anzunehmen. „Mir fiel es nach meinem Ruhestand unheimlich schwer, untätig zuhause zu sitzen. Ich konnte nach 200 Stundenkilometern auf der Überholspur nicht auf Dauer in der Garage bleiben. Auf meine alten Tage noch Landarzt zu werden, finde ich wunderbar, denn ich werde hier wirklich gebraucht“, erklärt Scharfe seine Motivation. Er nutzt dazu als erster Arzt in Schleswig-Holstein einen Beschluss des Deutschen Ärztetages, der darauf abzielt, die hausärztliche Versorgung attraktiver zu machen. Fachärzte aus anderen medizinischen Gebieten können nun durch eine zusätzliche Weiterbildung in die Allgemeinme-dizin quereinsteigen. Für Scharfe ist das die Chance, sich seinen „alten Jugendtraum“ zu erfüllen. Fachlich sei der Wechsel für ihn kein Problem und auf die 18 Monate Weiterbildungszeit bis zum Sommer 2013 freue er sich sehr: „Nur für die geforderten 80 Stun-den Psychosomatik muss ich zur Fortbildung nach Bad Segeberg fahren.“

Ärztliche KooperationIn Dr. Thomas Maurer fand er den geeigneten Partner, um in Rekordzeit Nägel mit Köpfen zu machen. Der Allgemeinmedizi-ner aus Leck, der gleichzeitig auch Vorsitzender des Hausärzte-verbands Schleswig-Holsteins ist, beschäftigt Scharfe als Arzt in Weiterbildung und stellte gleichzeitig den Antrag auf Einrichtung einer Zweigpraxis in Neukirchen. Ärztekammer und Kassenärzt-liche Vereinigung gaben schnell grünes Licht. „Eine Dauer- oder

Alleinlösung ist das Projekt natürlich nicht. Mir ist klar, dass unser Weg nur die schlimmsten Versorgungslücken schließen kann. Wir planen daher erst einmal für fünf Jahre, und hoffen, dass bis dahin die Regelungen des Versorgungsstrukturgesetzes greifen und sich wieder mehr Nachwuchsmediziner auf dem Land ansie-deln,“ erklärt Maurer. Damit sich seine Investition lohnt, setzt er auf eine möglichst gute Ausstattung der Zweigpraxis, die den Bürgern medizinische Vollversorgung vor Ort bieten soll. Dazu gehören vier Vormittags- und zwei Nachmittagssprechstunden und das komplette Leistungsangebot der Stammpraxis in Leck. Zwei Arzthelferinnen werden Scharfe bei seiner Arbeit unter-stützen. „Natürlich soll sich das Projekt auch rentieren und echte Versorgung schafft man nur, wenn man auch tatsächlich alles bie-tet“, ist sich Maurer sicher. Finanzielle Unterstützung gibt es von der KVSH und den Krankenkassen. Sie fördern Ärzte in Weiterbil-dung zum Hausarzt mit monatlich 3.500 Euro. Von der KVSH erhält Maurer zudem noch einen Zuschuss für Instandsetzungsarbeiten an seiner Zweigpraxis. Scharfe, der bereits seit Mitte Januar in Maurers Praxis in Leck arbeitet, wird nur noch in Neukirchen praktizieren. Zweimal in der Woche wird er von Maurer oder von dessen Kolleginnen Dr. Heidrun Mumm und Dr. Edda Windolf begleitet.

Kommunales engagementDie Kommune Neukirchen engagierte sich ebenfalls. „Wir garan-tieren ein Jahr Mietfreiheit, schaffen die Kontakte zu den Hand-werkern und beteiligen uns auch an den anfallenden Renovie-rungskosten“, erklärt Amtsvorsteher Peter Ewaldsen. Die alte Praxis, die über 40 Jahre hier im Ort existierte, war doch etwas in die Jahre gekommen. Ewaldsen freut sich, dass man mit Scharfe einen „jungen Alten“ gewinnen konnte, der hoch motiviert sei und zudem noch aus der Region komme. „Ärztekammer und KVSH haben superschnell und höchst flexibel gearbeitet“, lobt er. Nur deshalb könne die neue Praxis schon am 2. April eröffnen.

JAKOB WILDER, KVSH

Q U E R E I N S T I E G A L L G E M E I N M E D I Z I N

Hausarztumschulung mit 65Aus dem Ruhestand zum Hausarzt: Bernd Scharfe ist der erste Arzt in Schleswig-Holstein – wahrscheinlich sogar deutschlandweit – der den Quereinstieg in die Allgemeinmedizin praktiziert. Der 65-Jährige war jahrelang Oberarzt für Anästhesie und Intensivmedizin an der Ostseeklinik Damp und absolviert im nordfriesischen Neukirchen nun eine Weiterbildung zum Allgemeinmediziner, und das in einer Zweigpraxis.

Ziehen an einem Strang: Bernd Scharfe, Peter Ewaldsen und

Dr. Thomas Maurer (v. l.)

Die Bürger Neukirchens freuen sich schon jetzt auf ihren neuen Arzt.

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Nordlicht a K t u e l l3 | 2012 17

W K K B R U N S B Ü T T E L

Unter dem Motto „Standortsicherung oder Abwrackprämie“ hatte der Betriebsrat des Westküstenklinikums in Brunsbüttel Vertreter des WKK, der Landespolitik und der Krankenkassen zu einer Podi-umsdiskussion eingeladen. Im Mittelpunkt der rund zweistündigen Debatte in der vollbesetzten Caféteria des Krankenhauses stand der Sicherstellungszuschlag. Dieser hatte in den vergangenen Wochen einen heftigen Streit zwischen Klinikleitung und Kranken-kassen ausgelöst. Das WKK hat den Sicherstellungszuschlag beim Landesgesundheitsministerium beantragt, um damit ein Minus von 1,6 Millionen Euro ausgleichen zu können. Die Krankenkassen lehnen das ab. Sie halten die Probleme des WKK in Brunsbüttel für hausgemacht und sprechen von Managementfehlern. Die Kassen erwarten, dass das Brunsbütteler Defizit aus den Überschüssen des WKK Heide, das ebenfalls zum Konzern gehört, ausgeglichen wird. Außerdem schlagen die Kassen vor, die kostenintensive chirurgische Notfallversorgung zu schließen. Im WKK verblieben dann noch die Geriatrie und die Innere Medizin. Nach Ansicht der Klinikleitung reicht das nicht aus. Geschäftsführer Harald Stender verwies dabei auf die Versorgung der Beschäftigten in dem angrenzenden Industriepark.

Um die Diskussion zu versachlichen, schlug Dr. Ingeborg Kreuz, Vorstandsvorsitzende der KVSH vor, Versorgungsstrukturen zwi-schen dem ambulanten und stationären Bereich vor Ort besser aufeinander abzustimmen. So könnte die von der KVSH betrie-bene Anlaufpraxis in Brunsbüttel stärker genutzt werden. Als Vorbild für die Zusammenarbeit nannte Kreuz die Kooperation

zwischen Krankenhaus und niedergelassenen Ärzten auf Fehmarn. Krankenkassen und KVSH boten dem Klinikum an, gemeinsam nach kreativen Lösungen vor Ort zu suchen.

Krankenkassen wollen klagenIn der Frage nach dem Sicherstellungszuschlag traten die politi-schen Vertreter der Region geschlossen auf. Brunsbüttel sei als Industriestandort auf die Notfallbehandlung von Arbeitsunfällen angewiesen, betonte Oliver Kumbartzky von der FDP. Für Jens Magnussen von der CDU stand fest: „Ohne Rundum-Notversor-gung ist der Standort Brunsbüttel undenkbar.“ Allein der SPD-Poli-tiker Michael Wolpmann stellte den Zuschlag als eine langfristige Lösung der Probleme infrage. Auch die Bevölkerung der Region setzt sich für das WKK ein. Der Förderverein hatte in Brunsbüttel mehr als 7.000 Unterschriften für den Erhalt des Krankenhauses gesammelt. Diese wurden Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender der AOK Nordwest und Armin Tank, stellvertretender Leiter der Landesvertretung Schleswig-Holstein des Verbandes der Ersatz-kassen, übergeben. Die endgültige Entscheidung über den Sicher-stellungszuschlag wurde für Ende Februar erwartet. Sollte der Beschluss aus Kiel zugunsten des Westeküstenklinikums ausfal-len, wollen die Krankenkassen dagegen klagen. Sie befürchten einen Dammbruch: Wenn mit Brunsbüttel das erste Krankenhaus auf dem Festland einen Zuschlag bekommt, würden möglicher-weise weitere Standorte diese Forderung stellen. Bisher erhalten nur die Insel-Krankenhäuser auf Sylt, Föhr, Fehmarn und Helgo-land einen Sicherstellungszuschlag.

MARCO DETHLEFSEN, KVSH

KVSH und Kassen zu konstruktiven Gesprächen bereitVertreter aus Politik und Gesundheitswesen diskutierten in Brunsbüttel über die Zukunft des Westküstenklinikums. In einem Punkt waren sich alle einig: Das Krankenhaus soll erhalten bleiben. Das war es dann aber auch mit den Gemeinsamkeiten.

KVSH-Vorstandsvorsitzende Dr. Ingeborg Kreuz setzt

sich für abgestimmte Lösungen ein.Kontroverse Diskussion über die Zukunft des WKK" AOK-Vorstand Martin Litsch

(links) und WKK-Geschäftsführer Harald Stender.

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I N T E R V I E W

Nordlicht: Frau Wille, in Ihrem jüngsten Tätigkeitsbericht haben Sie eine steigende Zahl von Petitionen zu verzeichnen: Es gab über 3.700 Neuanfragen, was einer Steigerung von drei Prozent entspricht. Wie sieht die Situation im Bereich des Gesundheitswesens aus? birgit Wille: Auch in diesem Bereich steigen unsere Fallzahlen kontinuierlich an. Hauptsächlich haben wir es mit Fragen zum Thema Krankenversicherung zu tun. Oft stehen Bürger ohne Versicherungsschutz da. Manche möchten wieder zurück ins GKV-System, können das aber nicht ohne Weiteres und müssen mit Beitragsrückständen kämpfen. Dazu kommen die großen Bereiche Rehabilitation, Mutter-Kind-Kuren, Heil- und Hilfsmit-tel und Pflege.

Nordlicht: In Ihrem Bericht erwähnen Sie auch das teilweise rigide Auftreten einiger Krankenkassen gegenüber Ihren Ver-sicherten. Was steckt dahinter?

Wille: Das Thema Krankengeldbezug führt zunehmend zu Pro-blemen und die Petitionen haben in diesem Bereich deutlich zugenommen. Der Sachverhalt ist dabei fast immer gleich: Der Patient wurde vom Arzt krankgeschrieben, der Medizinische

Dienst der Krankenkassen prüft, zweifelt nun die Krankschreibung an und der Kran-kengeldbezug wird ausgesetzt. Die Bür-ger haben dann ein massives Problem, denn sie sind ja auf das Geld angewiesen. Oft werden sie auch unter Missachtung des Datenschutzes von der Krankenkasse zur Krankschreibung befragt. Vor fünf Jahren hatten wir dieses Problem noch sehr selten. Mir scheint es so zu sein, dass die Krankenkassen in diesem Bereich jetzt bewusst genauer hinschauen. Leider erfolgt das dann sehr rigoros und es wird manchmal sehr wenig Rücksicht auf die Rechte der Bürger genommen.

Nordlicht: Bei Ihnen rufen ja sicher auch Ärzte an, um ihre Anliegen vor-zutragen. Worum geht es bei diesen Fällen?

Wille: Die Ärzte verstehen sich oft als Anwalt ihrer Patienten und holen uns als Unterstützung mit ins Boot, wenn

z. B. vor Ort die Versorgungssituation für die Patienten nicht gut ist, wenn kein Pflegedienst zu erreichen ist oder wenn es im Bereich Heil- und Hilfsmittel Restriktionen gibt und die Kranken-kassen hier „Nein“ sagen. Auch im Bereich Krankengeld melden sich Ärzte, die sehr darauf achten, ob mit ihren Patienten rich-tig umgegangen wird. In der Folge haben wir dann moderierte „runde Tische“ mit allen Beteiligten, um die Situation zu ent-schärfen.

Nordlicht: 2013 soll ein Patientenrechtegesetz eingerichtet werden. Wie beurteilen Sie den bisher vorliegenden Entwurf?

Wille: Ich finde es vom Prinzip her richtig, dass wir die verschie-denen Regelungen in diesem Bereich in einem Gesetz bündeln, da die Patientenrechte bisher doch noch sehr verstreut ange-siedelt sind. Mich interessiert natürlich besonders, wie wir mit den Fehlern, die im System passieren, umgehen. Vielleicht ist das Gesetz ja der Anfang, dass wir in Deutschland offener mit solchen Fehlern umgehen und sogar eine echte „Fehlerkultur“ entwickeln.

„Ich wünsche mir eine Feedback-Kultur“Birgit Wille erfährt als Bürgerbeauftragte für soziale Angelegenheiten des Landes Schleswig-Holstein als eine der Ersten, wenn die Menschen Probleme mit Behörden und Ämtern haben. Das gilt auch für den Gesundheitsbereich.

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Nordlicht: Im Patientenrechtegesetz ist eine Aufklärungs- und Dokumentationspflicht des Arztes gegenüber dem Patienten vorgesehen. Führt das nicht eher zu einer „Ver-Justizierung“ des Arzt-Patienten-Verhältnisses und vielleicht sogar zu einer Misstrauenskultur zwischen Arzt und Patient?

Wille: Transparenz und praktikable gesetzliche Standards sind auch in diesem Bereich wichtig. Die Dokumentation ist momen-tan ja immer noch eine Art „black box“. Man macht es vertrau-ensvoll, man macht es richtig und tut sein Bestes, aber es muss natürlich einheitliche Standards geben. Das darf aber nicht zu einer Überbürokratisierung wie z. B. im Pflegebereich führen.

Nordlicht: Gibt es neben dem Patientenrechtegesetz noch andere Maßnahmen, die Sie für sinnvoll halten, z. B. die Ein-führung eines Beschwerdemanagements in Arztpraxen?

Wille: Ich würde einen solchen Schritt begrüßen, ihn aber eher als „Feedback-Kultur“ und nicht als Beschwerdemanage-ment bezeichnen. Letztlich profitieren Ärzte, Praxisteam und Patienten, wenn man positiv an die Sache herangeht und das Instrument für sich nutzt. Man bekommt ja bei einem „Feed-back-System“ auch viele positive Rückmeldungen über Dinge, die einem vielleicht noch gar nicht so bewusst sind. Ich könnte es mir z. B. gut vorstellen, dass Ärzte ihre Patienten im Abstand von zwei Jahren befragen, ob sie z. B. mit den Wartezeiten, dem Team oder der Behandlung zufrieden sind.

Nordlicht: Außer Ihnen helfen auch andere Stellen Bürgern bei Problemen mit der Gesundheitsversorgung, etwa die Patienten-Ombudsleute. Beschreiben Sie doch bitte, wie die Zusammen-arbeit funktioniert?

Wille: Das funktioniert absolut reibungslos. Wir haben beide eine etwas andere Aufgabenstellung. Der Patientenombudsver-ein moderiert und bringt das Arzt-Patientenverhältnis wieder in die richtige Balance, sozusagen als unabhängige dritte Stelle. Die Bürger, die zu uns kommen, wollen bestimmte Leistungen bekommen und haben deshalb einen Konflikt mit einer Behörde oder einer Institution. Sie stellen z. B. konkret die Frage an uns: Die Krankenkasse stellt das Krankengeld ein. Was passiert mit mir und was kann ich dagegen unternehmen? Wir prüfen dann den Rechtsanspruch des Bürgers und bieten Informationen und Rechtsberatung. Die Ombudsleute kontaktieren uns, wenn sie an die Grenzen ihrer Möglichkeiten kommen und merken, dass sie eigentlich eine solche Rechtsberatung leisten müssten.

Nordlicht: Haben Sie Wünsche an die niedergelassenen Ärzte?

Wille: Passen Sie bei den IGeL-Leistungen auf. Wir bekommen viele Rückmeldungen von Bürgern, die sich im Arzt-Patienten-Verhältnis nicht gut aufgehoben fühlten, wenn es um diesen Bereich ging. Die Bürger haben dann zum Teil nicht verstanden, warum sie bestimmte kostenpflichtige Leistungen in Anspruch nehmen sollten und was das für einen Nutzen hat. Bei man-chen blieb das Gefühl übrig, über den Tisch gezogen worden zu sein. Der Arzt, der Individuelle Gesundheits-Leistungen (IGel) anbietet, sollte deshalb besonderen Wert auf ein gutes Beratungsgespräch legen.

DAS INTERVIEW FÜHRTEN KERSTIN WITTE UND JAKOB WILDER, KVSH

„Passen Sie bei IGeL auf.“

Team der Bürgerbeauftragten

Postfach 7121, 24171 KielTelefon: 0431 988 1240Fax: 0431 988 1239E-Mail: [email protected]

Montags bis freitags von 9.00 bis 15.00 Uhr Zusätzlich mittwochs von 15.00 bis 18.30 Uhr www.landtag.ltsh.de/beauftragte/bb

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GEsundhEITspoLITIK

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8 0 J A H R E K V - S y S T E M

Reichspräsident Paul von Hindenburg persönlich zog damals per „Notverordnung“ einen Schlussstrich unter eine jahrzehntelange Auseinandersetzung zwischen Ärzten und Krankenkassen. Wie kam es überhaupt dazu? Was waren die historischen Hinter-gründe? Ein Blick in die Geschichte liefert Antworten.

Bereits mit Einführung der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) im Jahr 1883 wurden die Krankenkassen dazu verpflich-tet, ihren Versicherten „freie ärztliche Behandlung ... zu gewäh-ren“. Diesen gesetzlichen Anspruch der Versicherten erfüllten die Krankenkassen zunächst dadurch, dass sie Ärzte durch privat-rechtliche Einzelverträge an sich banden, die sogenannten „Kas-senärzte“. Zunächst erschien es der Ärzteschaft ja noch wenig attraktiv, sich als „Armenärzte“ bei den Kassen zu verdingen. Doch durch die rasche Ausdehnung der GKV-Versicherungspflicht auf immer weitere Bevölkerungsschichten verblieben den Ärzten immer weniger Privatpatienten. Um die berufliche Existenz lang-fristig zu sichern, musste man da schon gezwungenermaßen den Status als „Kassenarzt“ erlangen. Natürlich eine glänzende Aus-gangsposition für die Krankenkassen – diese konnten aus einem riesigen Pool an „willigen“ Ärzten entscheiden, welche davon in ihrem Sinne tätig werden durften und welche nicht. Auch beim ärztlichen Honorar befanden sich die Krankenkassen in einer äußerst komfortablen Lage und konnten die Höhe nach eigenem Belieben bestimmen.

Kompromissloser interessenverbandAngesichts dieser ausweglosen Situation rief der Arzt Dr. Hermann Hartmann im Jahr 1900 den sogenannten „Leipziger Verband“ (später „Hartmannbund“) ins Leben, der einen Kurs kompromissloser und kämpferischer Interessenver-tretung verfolgte. Die Form des Streiks war dabei mit großem Abstand seine schärfste Waffe. So organisierte bereits wenige Jahre später die Kölner Bezirksgruppe des Hartmannbundes, dass alle 265 Kölner Kassenärzte zeitgleich ihre bestehenden Verträge mit den Krankenkassen zum 1. Januar 1904 kündigten (Stichwort: „Korbmodell“). Wie zu erwarten war, schafften es die Krankenkas-sen nicht, die ärztliche Versorgung ihrer Versicherten anderweitig zu garantieren und waren daher erstmals zu Zugeständnissen bei der Honorierung und der freien Arztwahl gezwungen. Dies war allerdings erst der Auftakt für eine ganze Serie lokaler Konflikte zwischen Ärzten und Krankenkassen, die fast durchgängig zugun-sten der Ärzte endeten.

der staat handeltAls der Hartmannbund allerdings im Jahre 1913 zur Durchset-zung seiner Forderungen mit einem reichsweiten Generalstreik drohte, sah sich der Staat erstmals zum Handeln gezwungen. Unter Vermittlung des Reichsarbeitsministeriums verstän-digten sich Ärzteschaft und Krankenkassen auf das sogenannten „Berliner Abkommen“, welches allerdings noch ausschließ-lich privatrechtlichen Charakter hatte. In diesem auf zehn Jahre

Eine Geburt unter schwierigsten Bedingungen

Vermutlich weiß kaum ein Gesundheitspolitiker, dass die KVen deutlich älter sind als die Bundesrepublik Deutschland. Offizieller „ Geburtstag“ der KVen ist der 1. Januar 1932, also ziemlich genau vor 80 Jahren.

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befristeten Vertrag verzichteten die Krankenkassen auf die einsei-tige Bestimmung über Zahl, Auswahl und Beschäftigungsbedin-gungen der Kassenärzte zugunsten einer gemeinsamen Regelung durch paritätisch besetzte Ausschüsse unter ausschlaggebender Mitwirkung von Unparteiischen. Zwar konnte die Ärzteschaft den geforderten Kollektivvertrag (noch) nicht durchsetzen, doch wur-den die privaten Einzelverträge mit den Ärzten bereits auf Grund-lage eines Vertragsmusters abgeschlossen, dessen Inhalt von gemeinsamen Vertragsausschüssen und Schiedsämtern nach Art von Tarifverträgen festgelegt wurde.

Auf dem Höhepunkt der Inflation 1923 rief der Hartmannbund die Kassenärzte zum Streik auf. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich die Krankenkassen in Zahlungsschwierigkeiten gegenüber den Ärzten. Die Regierung Stresemann reagierte zunächst mit einer Verordnung, die das Recht auf freie Arztwahl und die Freiheit der ärztlichen Berufsausübung erneut einschränkte. So wurden die Ärzte u. a. auf eine „wirtschaftliche Behandlungshilfe“ ver-pflichtet, was von diesen als „standesunwürdig“ zurückgewiesen wurde. Auch wurden Kassenvorstände dazu berechtigt, Ärzten bei wiederholtem Verstoß gegen entsprechende Richtlinien fristlos zu kündigen und sie für zwei Jahre von der kassenärztlichen Tätigkeit auszuschließen. Trotz der Rücknahme eines Teils dieser Befug-nisse kam es ab 1. Dezember 1923 für zwei Monate zum Gene-ralstreik mit dem Ziel, die Verordnung völlig beseitigt zu erhalten.

notverordnungenMit dem Einsetzen der Weltwirtschaftskrise verschärfte sich die Lage der GKV infolge der Massenarbeitslosigkeit weiter. Die Reichsregierung ermächtigte per Notverordnung vom 26. Juli 1930 erneut die Krankenkassen, Einzelverträge mit Ärzten ihrer

Wahl zu schließen. Und wieder reagierten die freiberuflich tätigen Ärzte mit Streiks. Um die medizinische Versorgung der Bevölke-rung auch langfristig sicherzustellen, drohte die Reichsregierung dieses Mal allerdings, die Kassenärzte zu Kassenangestellten zu machen. Gerade noch rechtzeitig reagierte der Hartmannbund auf diese Bedrohung mit einem geschickten Strategiewechsel und entwickelte ein Konzept, welches sowohl der Reichsregierung als auch den Kassen entgegenkam. Obwohl vom 50. Ärztetag in Köln bereits „abgesegnet“, lehnten einige Krankenkassen dieses Kon-zept allerdings weiterhin ab. Daher zog die Reichsregierung einen Schlussstrich und übertrug das Konzept am 8. Dezember 1931 in eine Notverordnung, die zum 1. Januar 1932 in Kraft gesetzt wurde.

geburtsstunde der KVenDas Einzelvertragssystem wurde durch ein Kollektivvertrags- system als Grundlage der Beziehungen zwischen Ärzten und Kran-kenkassen abgelöst. „Kassenärztliche Vereinigungen“ wurden alleiniger Vertragspartner der Krankenkassen und erhielten die Möglichkeit, das ärztliche Honorar in eigener Regie an die Kassen-ärzte zu verteilen. Außerdem bekamen sie als Körperschaften des öffentlichen Rechts den Sicherstellungsauftrag, Disziplinarbefug-nisse und die Bedarfsplanung für die ambulante Versorgung. Um all dies zu erreichen, verzichteten die Kassenärzte im Gegenzug auf ihr Streikrecht und wurden einer staatlichen Aufsicht unter-stellt. Auch heute noch unterliegen die KVen größtenteils diesen Grundmerkmalen und haben sich in ihrer Doppelfunktion als ärzt-liche Interessenvertretung und Körperschaft bestens bewähren können.

MARTIN MAISCH, KVSH

1932 2012

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K I E L E R S P I T Z E N

Krankenbanken Einige Banken in Deutschland sind krank. Sie kranken an einem „System-Fehler“: Sie verdienen nicht genug. Diese Krankheit ist wei-ter verbreitet, als man denkt. Andere verdienten mehr als genug, konnten mit dem Verdienst aber nicht richtig umgehen. Auch das ist eine Krankheit, die noch dazu ansteckend ist. Die Epidemie erfasste erst Banken, dann die Finanzmärkte und jetzt ganze Staaten. Besonders hat es die Hüter der Altertümer betroffen. Man spricht auch von den „siechen Grie-chen“ und macht dazu ein Gesicht, als wenn es mit dem Patienten leider nichts mehr wird.

Da könnten nicht mal deutsche Krankenkassen hel-fen. Sie strotzen zwar vor Gesundheit, sprich Geld. Aber sie wollen es niemandem geben. Nicht ihren Kunden, die es eingezahlt haben, nicht Ärzten und Krankenhäusern, aber auch niemand anders. Sie behalten das Geld ein und kassieren weiter fröhlich mehr als sie ausgeben – wie eine gute Bank eben. Man spricht in diesem Fall deshalb auch nicht mehr von Krankenkassen, sondern von Krankenbanken.

Ein neues Geschäftsmodell, auf das man erstmal kommen muss. Aber nun ist es da und die Aussicht, die Tresore zu knacken sind so lächerlich, wie die Versuche der Panzerknacker, bei Onkel Dagobert einzubrechen und endlich mal nicht erwischt zu wer-den. Deshalb sollten die Vorschläge zur möglichen Verwendung des Geldsegens auch vorsichtig aus-fallen. Vielleicht könnte man immerhin die Zinsen verwenden, um …! Schon beim Luftholen schallt es: Halt, keine Bewegung – hier spricht die Kranken-bankenpolizei!

Nun weiß man auch, wie sich die Panzerknacker jedes Mal fühlen. Wir können trotzdem von ihnen lernen, denn sie bleiben stets fröhlich, selbst wenn es wieder in den Knast geht. Vielleicht wäre es schlauer, das Geld nicht zurückzufordern, sondern nur auf Gebührensenkung zu dringen – z. B. für den Zutritt zu den Schalterhallen der Krankenbanken, den Arztpraxen etwa. Wahrscheinlich wird das aber auch nichts. Banken sind eben so – was sie erstmal haben, rücken sie so schnell nicht wieder raus. Wir warten lieber auf den Moment, in dem die Tresortür offen-steht. Dann aber!

CRITICUS

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hinweise zur handhabung der Kodierhilfe• Die Übersicht soll als Arbeitshilfe dienen und enthält nur einen Ausschnitt aus dem Diagnosespektrum der ICD-10-GM 2012.

KodierhilfeErkrankungen der Verdauungsorgane (Oberbauch)

Klug kodierenleicht gemacht

i

allgemeine hinweise zur diagnosedokumentation• Erfassung aller Behandlungsdiagnosen in der

Abrechnungssoftware• Alle Diagnosen sind mit der ICD-10-GM so spezifisch

wie möglich zu kodieren

• Diagnosen, die gesichert sind, mit dem Zusatz „G“ verschlüsseln

• Kodierung dem Verlauf/Schweregrad der Erkrankung anpassen

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• Das Magenulkus ist mit einem ICD-Kode aus K.25.- Ulcus ventriculi und das Ulkus des Zwölffingerdarms mit einem Kode aus K26.- Ulcus duodeni zu verschlüsseln. In der vierten Stelle ist differenziert anzugeben, ob eine Blutung, eine Perforation und/oder eine Chronifizierung vorliegen.

• Schleimhautentzündungen in Magen oder Zwölffinger-darm sind mit einer Schlüsselnummer aus K29,- Gastritis und Duodenitis zu kodieren.

• Das Symptom Sodbrennen ohne nachgewiesene Reflux-krankheit oder sonstige gesicherte zugrunde liegende Erkrankung ist mit dem Kode R12 Sodbrennen zu ver-schlüsseln.

iCd-10-gm 2012

ulcus ventriculi (K25.-),ulcus duodeni (K26.-), ulcus peptikum (K27.-), ulcus peptikum jejuni (K28.-)

1.-3. stelle 4. stelle

.0 Akut, mit Blutung

.1 Akut, mit Perforation

K25 .2 Akut, mit Blutung oder Perforation

K26 .3 Akut, ohne Blutung oder Perforation

K27 .4 Chronisch oder n.n.b., mit Blutung

K28 .5 Chronisch oder n.n.b., mit Perforation

.6 Chronisch oder n.n.b., mit Blutung und Perforation

.7 Chronisch, ohne Blutung oder Perforation

.9 Weder als akut noch chronisch bezeichnet, ohne Blutung oder Perforation

gastritis und duodenitis

1.-3. stelle 4. stelle

K29

.0 Akute hämorrhagische Gastritis

.1 Sonstige akute Gastritis

.2 Alkoholgastritis

.3 Chronische Oberflächengastritis

.4 Chronische atrophische Gastritis

.5 Chronische Gastritis, n.n.b.

.6 Sonstige Gastritis

.7 Gastritis, n.n.b.

.8 Duodenitis

.9 Gastroduodenitis, n.n.b.

akute pankreatitis

1.-3. stelle 4. stelle 5. stelle

K85

.0 Idiopathische akute Pankreatitis

.1 Biliäre akute Pankreatitis 0 Ohne Angabe einer Organkomplikation

.2 Alkoholinduzierte akute Pankreatitis (akut/subakut/o.n.A.)

.3 Medikamenteninduzierte akute Pankreatitis 1 Mit Organkomplikation

.8 Sonstige akute Pankreatitis (akut/infektiös, eitrig/hämorrhagisch)

.9 Akute Pankreatitis, n.n.b.

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Weitere mögliche Komplikationen/Erkrankungen

beispiel 1Bei einem Patienten bestehen starke epigastrische Schmerzen mit Übelkeit und postprandialen Schmerzen. Endoskopische erfolgt der Nachweis einer Helicobacter-pylori-positiven Gastritis. Eine Eradikationstherapie wird begonnen.

behandlungsdiagnosen:K29.1 G Sonstige akute GastritisB98.0! G Helicobacter pylori (H. pylori) als Ursache von Krankheiten, die in anderen Kapiteln klassifiziert sind

beispiel 2Bei einem 65-jährigen Patienten ist seit Jahren eine kolosko-pisch und radiologisch gesicherte Divertikulose des Kolon sigmoideum bekannt. Jetzt bestehen erneut Schmerzen im linken Unterbauch und peranaler Blutabgang. Endoskopisch wird eine Divertikelblutung gesichert.

behandlungsdiagnose:K57.31 G Divertikulose des Dickdarmes ohne Perforation oder Abzess, mit Blutung

iCd-10-Kode

Bauch- und Beckenschmerzen R10.-

Übelkeit und Erbrechen R11

Sodbrennen R12

Dysphagie R13.-

Flatulenz und verwandte Zustände R14

sonstige Stuhlveränderungen R19.5

Versorgung künstlicher Körperöffnungen Z43.-

Vorhandensein einer künstlichen Körperöffnung Z93.-

Ösophagitis K20

Refluxkrankheit mit Ösophagitis (GERD) K21.0

Refluxkrankheit ohne Ösophagitis (NERD) K21.9

Sonstige Krankheiten des Ösophagus K22.-

Dyspepsie K30

Sonstige Krankheiten des Magens und des Duodenums

K31,-

Sonstige Krankheiten des Pankreas (chronische Pankreatitis, Pankreazyste, ...)

K86.-

Cholezystitis (akut/chronisch) K81.-

Sonstige Krankheiten der Gallenblase (Verschluss, Perforation, Fistel, ...)

K82.-

Sonstige Krankheiten der Gallenwege (Cholan-gitis, Verschluss, Biliäre Zyste, ...)

K83,-

Divertikulose des Darmes (Dick-/Dünndarm, Perforation/Abzess/Blutung)

K57,-

Meckel-Divertikel Q43.0

Gefäßkrankheiten des Darmes K55,-

Paralytischer Ileus und mechanischer Ileus ohne Hernie

K56.-

Dehydration bei Gastritis, Volumenmangel E86

häufige infektionen

Salmonellenenteritis A02.0

Lebensmittelvergiftung durch Staphylokokken A05.0

Enteritis durch Rotaviren A08.0

Akute Gastroenteritis durch Norovirus A08.1

Heliobacter pylori als Ursache von Krankheiten, die in andreren Kapiteln klassifiziert sind

B98.0!

Cholelithiasis

1.-3. stelle 4. stelle 5. stelle

K80

.0 Gallenblasenstein mit akuter Cholezystitis

.1 Gallenblasenstein mit sonstiger Cholezystitis

.2 Gallenblasenstein ohne Cholezystitis 0 Ohne Angabe einer Gallenwegsobstruktion

.3 Gallengangstein mit Cholangitis

.4 Gallengangstein mit Cholezystitis 1 Mit Gallenwegsobstruktion

.5 Gallengangstein ohne Cholangitis oder Cholezystitis

.8 Sonstige Cholelithiasis

eigene notizen

iCd-10-Kode

blutungen allgemein

Hämatemesis K92.0

Meläna K92.1

Gastrointestinale Blutung, n.n.b. K92.2

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Fachgebiet/arztgruppe planungs bereich* praxisform bewerbungs frist** ausschreibungs nummer

Psychotherapie -halbe Zulassung-

Kiel EP 30.04.2012 1674/2012

Psychotherapie FL/SL-FL EP 30.04.2012 1662/2012

* Die Stadt Kiel und die Stadt Lübeck stellen jeweils einen Planungsbereich dar. Alle übrigen Planungsbereiche richten sich nach den Kreisgrenzen, außer der Kreisregion Stadt Neumünster/Kreis Rendsburg-Eckernförde (NMS/RD-E) und der Kreisregion Stadt Flensburg/Kreis Schleswig-Flensburg (FL/SL-FL).

** Die Bewerbungsfrist ist eine Ausschlussfrist, das heißt, es können nur Bewerbungen akzeptiert werden, die innerhalb der Bewerbungsfrist eingehen. Sollte innerhalb der Bewerbungsfrist keine Bewerbung eingehen, so gilt die Ausschreibung maxi- mal für ein weiteres Jahr. Die Bewerbungsfrist ist gewahrt, wenn aus der Bewerbung eindeutig hervorgeht, auf welche Aus- schreibung sich die Bewerbung bezieht, für welche Adresse die Zulassung beantragt wird und ein Arztregisterauszug beigefügt wurde.

Flensburg

Kiel

Lübeck

Neumünster

Dithmarschen

HerzogtumLauenburg

Nordfriesland

Ostholstein

Pinneberg

PlönRendsburg-Eckernförde

Schleswig-Flensburg

Steinburg

Stormarn

Segeberg

Lübeck

nähere informationen zu den ausgeschriebenen praxen erhalten sie unter folgenden telefonnummern:

04551 883 378 04551 883 291

Der Bewerbung sind ein Auszug aus dem Arztregister sowie ein unterschriebener Lebenslauf beizufügen. Ferner ist ein polizeiliches Führungszeugnis der Belegart „O“ (Behörden-führungszeugnis) zu beantragen.

hinweis: Die Wartelisteneintragung ersetzt nicht die Bewerbung!

Bewerbungen richten Sie bitte an: KVSH, Zulassung/Praxisberatung, Bismarckallee 1-6, 23795 Bad Segeberg

Öffentliche Ausschreibung von Vertragspraxen

Die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein schreibt auf Antrag von Ärzten/Psychotherapeuten deren Praxen zur Übernahme durch einen Nachfolger aus, sofern es sich bei dem maßgeblichen Planungsbereich um ein für weitere Zulassungen gesperrtes Gebiet handelt.

gemäß Paragraf 103 Abs. 4 SGB V

B E K A N N T M A C H U N G E N

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E K V S H - P O R T A L

Rufen Sie aus dem Internet oder aus dem KV-SafeNet das eKVSH-Portal auf und melden sich mit Ihrer Betriebsstätten-nummer und Ihrem Kennwort an. Sollten Sie noch kein Kennwort beantragt und erhalten haben, finden Sie auf der Anmeldeseite natürlich auch das Antragsformular.

Klicken Sie in dem Portal auf den Karteikartenreiter „Unterschriftenmappe“ und dann auf das Ausfüllsymbol (Blatt + Stift) Ihrer Sammelerklärung.

Wie auch auf den alten Sammelerklärungen ist die Scheinzahl einzutragen.

Wenn Sie einer Laborgemeinschaft angehören, klicken Sie unter Kapitel 1 das „Ja“ an und benennen die Labor-

gemeinschaft. Andernfalls bitte das „Nein“ anklicken.

Die elektronische SammelerklärungDie Sammelerklärung ist der Schlüssel zur Teilnahme an der Honorarverteilung. Erst bei Vorlage einer gültigen Sammelerklärung dürfen wir Ihre Abrechnungsdaten für eine Honorarermittlung verarbeiten.

Seit 2010 können Sie die Sammelerklärung anstelle der Papier-form auch im sicheren eKVSH-Webportal ausfüllen. Diesen beque-men und einfachen Weg haben im letzten Quartal bereits 40 Pro-zent aller Praxen gewählt – Tendenz steigend.

Mit dem 1. Quartal 2012 gibt es eine neue, vereinfachte Sammel-erklärung, die Sie ab dem 15. März 2012 schnell und unkompli-ziert am eKVSH-Webportal ausfüllen können. Hier sehen Sie, wie’s geht:

Klick

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Falls Ihre Praxis verordnet, jetzt noch die Angabe der verwendeten Arzneimitteldatenbank (können Sie bei Ihrem Systemhaus erfragen).

Wenn Sie am organisierten Notdienst teilgenommen haben, bitte im Kapitel 5 das„Ja“, sonst das „Nein“ anklicken.

Die letzten Fragen beziehen sich auf Vertretungen und Abwesenheiten. Bei der persönliche Abwesenheit sind nur ganztägige Abwesenheiten anzugeben. Die Angabe einer LANR bzw. den Namen des Vertreters ist nur dann anzugeben, wenn die Praxis weiterhin geöffnet ist und ein praxisfremder Vertreter in Ihren Räumlichkeiten tätig ist.

So, das war’s. Am unteren Ende des Formulars finden Sie die drei Schaltflächen. Sie können Ihre Eingaben speichern und zu einem späteren Zeitpunkt wieder weiter bearbeiten. Sind die Eingaben vollständig geht es mit dem Knopf „Bearbeitung abschließen & zur KV übertragen“ weiter.

Hier können Sie jetzt die ausgefüllte Sammelerklärung ausdrucken, indem Sie auf die Schaltfläche „Ausdruck für Faxversand“ klicken.

Sie bekommen eine PDF-Datei mit der kompletten Sammelerklärung angeboten, die Sie bitte ausdrucken, stempeln unterschreiben und an die angegebene Faxnummer senden. Das Original bleibt für Ihre Unterlagen. B Eigentümer eines digitalen Heilberufeausweises können anstelle des Faxversands die Sammelerklärung einfach digital signieren.

Probieren Sie doch einfach mal den neuen Weg. Bei Fragen oder Problemen steht Ihnen die Telematik-Hotline unter 04551 883 888 gern mit Rat und Tat zur Seite. UDO KARLINS UND CHRISTIAN GÖTZE, KVSH

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V E R G Ü T U N G S V E R E I N B A R U N G

Infolge der Änderungen des Infektionsschutzgesetzes im vergan-genen Jahr tritt zum 1. April 2012 eine Vergütungsvereinbarung für ärztliche Leistungen der Diagnostik und ambulanten Eradikati-onstherapie von MRSA-Risikopatienten* in Kraft. Die Vergütungs-vereinbarung ist zunächst bis zum 31. März 2014 befristet.

Voraussetzung für die abrechnungsgenehmigungDie neuen EBM-Ziffern sind abrechenbar, wenn Sie eine entsprechende Genehmigung von uns erhalten haben.

Wir können diese Genehmigung erteilen, wenn Sie• die Zusatzbezeichnung Infektiologie führen

oder• an einer mindestens dreistündigen, von der KVSH

zertifizierten Fortbildung teilgenommen haben oder

• eine von uns anerkannte Online-Fortbildung zu diesem Thema absolviert haben (belegt durch Zertifikat).

zusätzlich zur Fortbildung muss ein genehmigungsantrag gestellt werden.Der Antrag ist abrufbar unter: www.kvsh.de/downloadcen-ter genehmigungspflichtige leistungen

Neue EBM-Ziffern für den MRSA-KampfVom ersten April an können niedergelassene Ärzte die Erkennung und Behandlung von Risikopatienten* mit Infektionen durch multiresistente Erreger abrechnen. Dafür müssen spezielle Voraussetzungen erfüllt sein.

Das neue Kapitel 87.8 enthält folgende neun Leistungen zur Abrechnung und Vergütung. Die Leistungen dieses Abschnitts sind nur bei Risikopatienten* für eine/mit einer MRSA-Kolonisation/MRSA-Infektion sowie bei deren Kontaktperson(en)* bis zum dritten negativen Kontrollabstrich (11–13 Monate) nach Abschluss der Sanierungsbehandlung berechnungsfähig. Die Leistungen sind nur mit dem ICD 10 „U80.0!“ und den Zusätzen A,G,V oder Z berechnungsfähig.Die neuen Leistungen werden extrabudgetär bezahlt und sind ab dem 1. April 2012 bis vorerst 31. März 2014 gültig. Die Leistungen sind neben den EBM-Leistungen berechnungsfähig.

86770 Erhebung des MRSA Status eines Risikopatienten* [...] bis sechs Monate nach der Entlassung aus einer stationären Behandlung

100 Punkte – 1× im Behandlungsfall (BHF), 3 Minuten Prüf-zeit, die Leistung erfolgt in der Regel anhand der Befundmit-teilungen des Krankenhauses, eine Fremdanamnese erfolgt über die Versicherten-/Grundpauschale

86772 Behandlung und Betreuung eines Risikopatienten* [...] der Träger von MRSA ist oder einer positiv nachgewiesenen MRSA-Kontaktperson

375 Punkte – 1× im BHF, 1× im Sanierungsbehandlungsfall, 12 Minuten Prüfzeit

86774 Aufklärung und Beratung eines Risikopatienten [...] der Träger von MRSA ist oder einer positiv nachgewiesenen MRSA-Kontaktperson des Pati-enten [...]

255 Punkte – je vollendete 10 Min, max. 2× je Sanierungsbe-handlung, 10 Minuten Prüfzeit, neben der GOP 86772 ist die Mindestvoraussetzung zur Abrechnung der GOP 86774 eine Arzt-/Patientenkontaktzeit von 25 Minuten

86776 Abklärungs-Diagnostik einer Kontaktperson nach erfolgloser Sanierung eines MRSA-Trägers

90 Punkte – 1× im BHF, 3 Minuten Prüfzeit, nicht berech-nungsfähig für Beschäftigte in Pflegeheimen und/oder in der ambulanten Pflege im Rahmen ihrer beruflichen Ausführung

86778 Teilnahme an einer MRSA-Fall- und/oder regio-nalen Netzkonferenz [...]

130 Punkte – 1× im BHF, 4 Minuten Prüfzeit, Abrechnung ist im Einzelnen noch nicht geklärt

86780 Bestätigung einer MRSA-Besiedlung durch Abstrich 55 Punkte – 1× am Behandlungstag (BHT), max. 2× im BHF, 1 Minute Prüfzeit, nach erfolgter Sanierung

86781 Ausschluss einer MRSA – Besiedlung durch Abstrich 55 Punkte – 1× am BHT, max. 2× im BHF, 1 Minute Prüfzeit, nur berechnungsfähig, wenn die Abstrichuntersuchung kei-nen Nachweis von MRSA aufweist

EBM-Ziffern

* Erläuterungen: siehe Seite 29, Allgemeine Hinweise

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Wenn Sie die unten stehenden Laborleistungen veranlassen (Laborauftragsschein), geben Sie bitte in das Feld der laborbefrei-enden Kennziffer die Zusatzinformation 86000 ein. Die Zusatzinformation ist nur gültig bei Überweisungsaufträge zu den GOP 86782 und/ oder 86784. Für Auftragsleistungen aus dem Kapitel 32 füllen Sie einen weiteren Laborauftragsschein aus.

Folgende Ziffern sind ausschließlich von Ärzten mit der Facharztbezeichnung Laboratoriumsmedizin oder Mikrobiologie und bei vor-liegender Genehmigung zur Abrechnung von Leistungen des Kapitels 32.3.10 abrechenbar.

86782 Gezielter MRSA-Nachweis auf chromogenem Selektivnährboden

5,20 €, nur berechnungsfähig, wenn die Genehmigung zur Abrechnung von GOP aus dem Kapitel 32.3.10 erteilt wurde, daneben sind Leistungen aus Kapitel 32 zugelassen

86784 Nachweis der Koagulase und/oder Clumpingfak-tors zur Erregeridentifikation [...]

2,55 €, daneben sind Leistungen aus dem Kapitel 32 zugelassen

allgemeine hinweise

definition risikopatient:Ein MRSA-Risikopatient muss in den letzten sechs Monaten stati-onär (mindestens vier zusammenhängende Tage Verweildauer) behandelt worden sein und zusätzlich die folgenden Risikokrite-rien erfüllen:

• Patient mit bekannter MRSA-Anamnese und/oder

• Patient mit zwei oder mehr der nachfolgenden Risikofaktoren: chronische Pflegebedürftigkeit (mindestens Stufe 1)Antibiotikatherapie in den zurückliegenden 6 Monaten liegende Katheter (z. B. Harnblasenkatheter, PEG-Sonde)DialysepflichtigkeitHautulcus, Gangrän, chronische Wunden, tiefe Weichteilinfektionen

definition Kontaktperson(en): Die Kontaktperson muss in dem in der Präambel nach Nr. 3 genannten Zeitraum (bis zum dritten negativen Kontrollabstrich, 11–13 Monate, nach Abschluss der Sanierungsbehandlung) mindestens über vier Tage den Schlafraum und/oder die Einrichtung(en) zur Körperpflege mit dem MRSA-Träger, bei dem die Eradikationstherapie oder die weitere Sanierungsbehandlung erfolglos verlief, gemeinsam nutzen und/oder genutzt haben.

definition sanierungsbehandlung:Sie beginnt mit der Eradikationstherapie und [...] umfasst den Zeitraum, in dem die Kontrollabstrichentnahmen durchgeführt werden bis zum dritten negativen oder einem positiven Kontroll-abstrich.

zeitraum der Kontrollabstrichentnahmen nach erfolgter sanierung:• 3 Tage und < 4 Wochen• 3 – 6 Monate• 12 Monate

Verordnungen für die sanierung:Zu Kassenlasten dürfen lediglich die entsprechenden Arzneimit-tel zur Eradikationstherapie (z. B. Turixin® Nasensalbe) verord-net werden. Alles andere, z. B. Desinfektionsmittel, Handschuhe, Mundschutz, Kittel, Waschlösungen, Mundspüllösungen, etc. ist nicht zulasten der Gesetzlichen Krankenversicherung verord-nungsfähig.

information & material im internet

Die Vergütungsvereinbarung und den Genehmigungsantrag finden Sie auch auf:www.kvsh.de (Praxis/Downloadcenter/Genehmigungspflichtige Leistungen/MRSA)

Ausführliche Informationen zum Thema MRSA (z. B. Sanierungs-schema, Patienteninformation, Überleitungsbögen) unter: • Kompetenz-Zentrum Patientensicherheit bei der

KV Westfalen-Lippe www.kvwl.de

• MRSAplus Netzwerk Lübeck www.mrsaplus.de

• Internetseiten des Öffentlichen Gesundheitsdienstes zum Thema multiresistente Krankheitserreger www.sh-mre.de

ERNST SIEVERS, ANGELIKA STROEBEL, THOMAS FROHBERG, KVSH

Insgesamt 137 Ärzte nahmen an der vom Netzwerk MRSAplus Lübeck und der KVSH organisierten Veranstaltung teil. Dr. Bettina Tiemer, Ärztin für Mikrobiologie und Infektionsepi-demiologie und Sprecherin des MRSAplus Netzwerkes, erläu-terte epidemiologische Aspekte und informierte zu Themen wie

MRSA-Sanierung, Hygienemaßnahmen, rationale Antibiotika-therapie und den Umgang mit MRSA-Patienten in der Praxis. Ernst Sievers, stellvertretender Leiter der Abrechnungsabteilung der KVSH, erläuterte die MRSA-Abrechnungsmodalitäten.

erste mrsa-Fortbildungsveranstaltung in lübeck sehr gut besucht

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Nordlicht: Was verbirgt sich hinter der Bezeichnung „Netzwerk MRSAplus Lübeck“?dr. bettina tiemer: Das MRSAplus Netzwerk Lübeck ist ein Zusammenschluss von Per-sonen verschiedenster Organisationen der Stadt Lübeck, die sich mit der Betreuung von z. B. MRSA-Patienten befassen. So sind beispielhaft Vertreter des Gesundheitsamtes, verschie-dener SeniorInneneinrichtungen oder der Krankenhäuser der Stadt zu nennen. Auch wenn MRSA mittlerweile in der Öffentlichkeit ein Begriff ist, gibt es nach wie vor große Unsicherheiten z. B. beim Umgang mit Menschen, die nicht an MRSA erkrankt, sondern nur mit MRSA besiedelt sind: Können diese Patienten zu mir in die Arztpraxis kommen; muss ich etwas bedenken, wenn ich die Wundversorgung im Altenheim übernehme; kann eine Rehabilitationsmaßnahme ein-geleitet werden, um nur einige Fragen zu nennen. Mehr und mehr werden wir aber auch mit anderen multiresistenten Erregern, wie z. B. den schon häufig vorkommenden ESBL-bildenden Bakterien, konfrontiert. Zu diesen Erregern gibt es kaum Informationen zum Umgang im ambu-lanten Umfeld. Oder ein anderes Thema, das zunehmend für die Betreuung in SeniorInnenein-richtungen problematisch ist: die postantibiotische Diarrhoe, hervorgerufen durch Clostridium difficile. Wir wollen uns in unserem Netzwerk mit allen Themen beschäftigen, die im Zusam-menhang mit Infektionserregern vorkommen können, eben MRSAplus … Nordlicht: Warum ist es wichtig, Beteiligte aus so unterschiedlichen Bereichen beim Thema MRSA an einen Tisch zu bringen?tiemer: Weil auch der betroffene Patient oder Bewohner sich in all diesen Bereichen bewegt und alle am gleichen Strang ziehen sollen. Natürlich muss das Krankenhaus, das einen Pati-enten mit MRSA-Besiedlung in ein Altenheim verlegt, dieses darüber informieren, damit das Altenheim sich darauf einstellen kann und z. B. eine begonnene Sanierung fortsetzt. Und auch die Rehabilitationseinrichtungen müssen in die Lage versetzt werden, mit MRSA-besiedelten Rehabilitanten zu arbeiten.

I N T E R V I E W

„Endlich ist MRSA im EBM angekommen!“Auch in Schleswig-Holstein verstärkt man den Kampf gegen die multiresistenten Erreger (MRSA). Dr. Bettina Tiemer, Ärztin für Mikrobiologie und Infektions- epidemiologie aus Lübeck und Sprecherin des Lübecker Netzwerkes MRSAplus, ist bereits seit vielen Jahren in diesem Bereich aktiv.

Nordlicht: Welche Rolle spielen die niedergelassenen Ärzte im Netzwerk?tiemer: Niedergelassene Ärzte sind das Bindeglied zwischen den verschiedenen Bereichen in der medizinischen Versorgung, z. B. ambulant/stationär. So war es bislang nicht möglich eine im Krankenhaus begonnene Sanierung, die natürlich ambulant fortgeführt werden muss, zu vergüten. Ebenso wenig konnten die Kontrollabstriche nach der Sanierung vergütet werden, dies hat sich geändert.

Nordlicht: Gibt es bereits feste Standards in der Pflege, Hygi-ene und Sanierung der betroffenen Patienten?tiemer: Die vorliegenden Standards wurden von den Fach-gesellschaften erarbeitet, gelten aber vorwiegend für das Krankenhaus oder nur für den Umgang mit MRSA-Patienten. Diese Standards sind Grundlage für die Hygienepläne, die wir gemeinschaftlich im Netz erarbeiten. Den MRSA-Hygieneplan für den Umgang mit besiedelten Bewohnern im Altenheim fin-den Sie auf unserer Homepage www.mrsaplus.de. Für andere Erreger gibt es bislang keine offiziellen Standards außerhalb des

Krankenhauses. Hierzu erarbeiten wir in verschiedenen Arbeits-gruppen eigene Empfehlungen (z. B. Clostridium difficile).

Nordlicht: Wo liegen die Vorteile der neuen Vergütungsver-einbarung? Wo sehen Sie noch Nachbesserungsbedarf?tiemer: Endlich ist MRSA auch im EBM angekommen! So wird neben der Suche nach dem Erreger auch die Sanierung und vor allem die Erfolgskontrolle der Sanierung, sowie die Betreuung des Patienten für den Arzt vergütungsfähig. Ein Schwachpunkt für den Patienten ist, dass die Kosten für die zur Sanierung erforderlichen Waschlösungen etc. keine Kassenleistung sind.

Aus der Sicht des Mikrobiologen ist natürlich noch zu erwäh-nen, dass es im Sinne der Prävention wünschenswert gewesen wäre, auch ein Screening z. B. vor geplanten Eingriffen in die neuen Regelungen einzubeziehen. Belegen doch große Studien aus der Kardiochirurgie und der Orthopädie, dass nach Eradika-tion der nasalen Besiedlung mit MRSA oder S.aureus, die posto-perativen Wundinfektionsraten gesenkt werden können.

DAS INTERVIEW FÜHRTE JAKOB WILDER, KVSH

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Ä N D E R U N G E N

• röntgenverordnung• strahlenschutzverordnung• richtlinie strahlenschutz in der medizin Wer muss diese neuerungen beachten?Jeder Betreiber einer Röntgenanlage muss die RöV seinen Tätig-keiten zugrunde legen. Da die Änderungen auch den Betrieb medizinischer Röntgenanlagen betreffen, muss sich jeder Betrei-ber über diese Änderungen informieren. Nuklearmediziner und Strahlentherapeuten unterliegen den Vorschriften der StrlSchV und haben die Richtlinie Strahlenschutz in der Medizin zu beach-ten. Die jeweiligen Regelwerke müssen in der Praxis oder Klinik vorhanden und einsehbar sein.

Wo sind diese verfügbar?Unter folgenden Internet-Adressen sind diese Regelwerke als pdf-Dateien abrufbar:• Röntgenverordnung:

www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/r_v_1987/gesamt.pdf

• Strahlenschutzverordnung: www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/strlschv_2001/gesamt.pdf

• Richtlinie Strahlenschutz in der Medizin: www.bmu.de/strahlenschutz/doc/5613.php

Daneben sind bereits am 22. Juni 2010 aktualisierte „Diagnos-tische Referenzwerte für diagnostische und interventionelle Rönt-genuntersuchungen“ veröffentlicht worden.

Die Beachtung dieser „Diagnostischen Referenzwerte“ wird künf-tig ein Schwerpunkt der Prüfungen durch die Ärztlichen Stellen sein. www.bfs.de/de/ion/medizin/referenzwerte02.pdf

Weitere Informationen finden Sie auch auf den Internet-Seiten der Ärztlichen Stellen bei der KVSH.

seminar zu diesen neuen regelwerkenDie KVSH veranstaltet am 21. März 2012 gemeinsam mit der schleswig-holsteinischen Strahlenschutzbehörde (Ministerium für Justiz, Gleichstellung und Integration) ein Seminar zu diesen Neuerungen. Es werden die Änderungen gegenüber den früheren Regelungen dargestellt. Einzelheiten entnehmen Sie bitte dem Serviceteil Seminare diesem Nordlicht.

CORNELIA UBERT, ÄRZTLICHE STELLEN,

ÄRZTEKAMMER SCHLESWIG-HOLSTEIN

KERSTIN WEBER, ÄRZTLICHE STELLEN,

KASSENÄRZTLICHE VEREINIGUNG SCHLESWIG-HOLSTEIN

ANDREAS ERNST-ELZ, MINISTERIUM FÜR JUSTIZ,

GLEICHSTELLUNG UND INTEGRATION, REFERAT STRAHLENSCHUTZ

Der Gesetzgeber hat die Änderungen der Röntgenverordnung (RöV) und der Strahlen-schutzverordnung (StrlSchV) am 1. November 2011 in Kraft gesetzt. Außerdem gibt es eine Neufassung der Richtlinie „Strahlenschutz in der Medizin“.

Neue Regelwerke zum Strahlenschutz

www.gesetze-im-internet.de

www.bmu.dewww.bfs.de

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„Wir bilden aus, um Einblick in ein interessantes und erfüllendes Berufsbild zu geben“, erklärt Dr. Michael Weiß sein persönliches Credo.  Der Land- oder Hausarzt ist für ihn und seinen Kollegen Axel Krüsmann die ursprünglichste Form der ärztlichen Tätigkeit. Die Betreuung mehrerer Generationen einer Familie, vom Säug-ling bis zum Greis, vom Schnupfen bis zum Herzinfarkt – das berei-chert ihren ärztlichen Alltag und erfüllt ihn mit Leben. Die beiden überzeugten Hausärzte sind sich sicher: „Wer sich darauf einlässt kann hier seinen Traumberuf finden.“

personal und ausstattungIn der Praxis ist eine Weiterbildungsassistentin in der Ausbildung zur Allgemeinmedizinerin sowie zwei Arzthelferinnen in Voll- , zwei in Teilzeit und zwei Arzthelferinnen in Ausbildung beschäf-tigt. An apparitiver Ausstattung stehen ein moderner EKG- und Ergometrieplatz, ein Spirometer, ein Audiometer und ein Sehtest-gerät zur Verfügung. An einem Ultraschallgerät können Abdomen und Schilddrüsensonographien durchgeführt werden. Es sind zwei 24-Stunden Blutdruckmessgeräte und ein 24-Stunden EKG-Gerät vorhanden. Blutentnahmen finden in Zusammenarbeit mit einem Zentrallabor täglich statt. Die Praxis verfügt über ein leistungsfä-higes Praxiscomputersystem und befindet sich auf dem Weg zur papierlosen Arztpraxis.

praxisstrukturIm Patientenspektrum finden sich alle Altersgruppen. Wie jede Hausarztpraxis werden viele ältere und chronisch kranke Patienten behandelt. Bei der Betreuung von drei benachbarten

Seniorenheimen ergeben sich vor allem geriatrische Fragestel-lungen. Es finden auch immer mehr Kinder und junge Familien den Weg in die Praxis. Sie nehmen sowohl die medizinische Akutversorgung als auch das Angebot von Kindervorsorgeunter-suchungen in Anspruch. Die Versorgung von Kindern hat sich als Behandlungsschwerpunkt etabliert. Es werden alle Kindervor-sorgeuntersuchungen ab U3 und Erwachsenenvorsorgen durch-geführt. Schutzimpfungen spielen eine große Rolle. Die Praxis nimmt am DMP KHK und Diabetes teil. Neben der Diabetologie liegen die Schwerpunkte in der Chirotherapie,  Psychosomatik, kleinen Chirurgie und Palliativmedizin. Gelting ist Kneipp-Kurort. Als Badearztpraxis werden deshalb im Sommer viele Familien im Rahmen offener Badekuren betreut. Die Praxisinhaber nehmen regelmäßig am ärztlichen Bereitschaftsdienst teil und fungieren als Stationsärzte für die örtlichen Rettungskreuzer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Axel Krüsmann arbeitet darüber hinaus als Notarzt für die örtliche Rettungswache.

sie haben interesse, selbst lehrpraxis für allgemeinmedizin zu werden?

Information zu Kriterien und Anmeldung:Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-HolsteinJakob Wilder, Gesundheitspolitik und KommunikationTel. 04551 883 475, E-Mail [email protected]

L E H R P R A x E N A L L G E M E I N M E D I Z I N

Zum ersten Mal dabeiDie Gemeinschaftspraxis von Axel Krüsmann und Dr. Michael Weiß aus Gelting bewarb sich als eine der ersten von insgesamt 27 Praxen nach Lektüre unserer Nordlicht-Serie als akademische Lehrpraxis bei der CAU Kiel. Nun waren die ersten Blockpraktikanten in dem kleinen Ort an der Flensburger Förde.

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DEMISCHE LEHRPRAXEN

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Was bietet die lehrpraxis den studierenden?Die Praxis bietet einen Einblick in den abwechslungsreichen und vielschichtigen Hausarztalltag im ländlichen Bereich. Die Studie-renden erleben ein junges, engagiertes Team aus Ärzten, Helfe-rinnen und Auszubildenden. Sie begleiten beide Hausärzte bei der alltäglichen Sprechstunde, bei Hausbesuchen und Visiten im Seniorenheim und haben die Möglichkeit selbständig Patienten

gespräche zu führen und Behandlungskonzepte zu erstellen. Die Studierenden werden während ihrer Hospitation in einem Zimmer über den Praxisräumen untergebracht. Das Zimmer verfügt über Sat-TV und WLAN. Zur Nutzung stehen eine kleine Küche sowie ein eigenes Badezimmer bereit.

JAKOB WILDER, KVSH

Studenten lernen bei uns die hausärztliche Versor-gung vor Ort kennen. Viel-leicht findet sogar so ein neuer Arzt in Weiterbil-dung den Weg in unsere Praxis oder wir lernen auf diese Weise in ferner Zu-kunft potenzielle Praxis-nachfolger kennen? Im letzten Quartal hat uns die CAU Kiel drei Studie-rende geschickt. Jeweils vier Tage hospitierten sie

den ganzen Tag in unserer Hausarztpraxis und nahmen bereit-willig an Hausbesuchen und Visiten im Seniorenheim teil. An-fängliche Bedenken waren schnell zerstreut – alle drei waren interessiert und passten sich problemlos in den Praxisalltag ein. Wir nahmen sie abwechselnd mit in unsere Sprechzimmer. Die Patienten wurden bereits an der Anmeldung durch eine schrift-liche Information über Sinn und Zweck aufgeklärt und hatten die Möglichkeit, ein „Gespräch ohne Student“ zu erhalten.

Natürlich durften die Studierenden auch selbständig Anamne-sen erheben. Wir fanden es aber effektiver, mit ihnen zusam-men ein Patientengespräch zu führen und den Fall anschlie-ßend kurz zu diskutieren. Ein beschränkender Faktor bei alldem ist die Zeit! Der Blick auf die Patientenwarteliste machte mitun-ter eine zügigere Sprechstunde notwendig. Unsere Studenten hatten dafür Verständnis und unterstützten währenddessen die Arzthelferinnen bei Blutentnahmen im Labor oder waren bei der Durchführung von EKG und Lungenfunktion anwesend. Ausbilden kostet eben Zeit – die haben sich früher andere aber auch für uns genommen!

Wir gehören, schenkt man den Medien Glauben, zu einer aus-sterbenden Spezies. Landarzt zu werden war aber auch für mich während des Studiums nicht das primäre Ziel. Woher auch soll ein angehender Mediziner wissen, wie es sich als Land-arzt lebt, fernab der großen Stadt mit ihren Kneipen, Kinos und Einkaufsmeilen. Landarztserien im Fernsehen sprechen eher die Rentnergeneration an. Und bei Dr. House, Grey‘s Anatomy, Scrubs und Co. geht es in aller Regel um Internisten, Radiolo-gen, Chirurgen und Anästhesisten.

Für einige Praxen mag die Unterbringung der Studenten ein Problem darstellen. Für die von der Uni Kiel zugesagte Auf-wandsentschädigung von 25 Euro pro Tag ist das sicher nicht kostendeckend möglich – und ein kleines Apartment über den Praxisräumen wie bei uns kann mit Sicherheit nicht überall vorausgesetzt werden. Unser Fazit: Praktikanten bedeuten nicht nur Arbeit sondern einen interessanten und informativen Kontakt zur nachrückenden Medizinergeneration, sie können den Praxisalltag eindeutig bereichern!

DR. MICHAEL WEISS, ALLGEMEINARZT, GELTING

„Das Konzept der akademischen

Lehrpraxis hat uns sofort überzeugt.“

„Die Zeit auf dem Land war

sehr lehrreich für mich.“

Da ich aus einer Stadt mit einem hohen Ärzteanteil komme, konnte ich mir die Situation auf dem Land als Arzt zu arbeiten, nur sehr schwer vorstellen. Vor allem das Beglei-ten von Familiengenerationen, die Teilnahme an deren Leben und das große Spektrum an Krankheitsbildern hat mich sehr beeindruckt im Gegensatz zum anonymen Leben in der Stadt, wo ein starker Konkurrenzkampf herrscht. Damit ich selbst Landarzt werde, brauche ich eine adäquate Bezahlung, mehr Freizeitmöglichkeiten und die Familie muss einverstanden sein und das Leben teilen.

SEBASTIAN BECK, MEDIZINSTUDENT AUS KIEL, BLOCKPRAKTIKANT BEI DR. WEISS UND AxEL KRÜSMANN

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forum

N O R D L I C H T 1 / 2 | 2 0 1 2

Die Kassen haben RechtRegresse gibt es so lange wie das Kassenarztwesen, aber in der Wahrnehmung großer Teile der Ärzteschaft werden sie immer willkürlicher, undurchsichtiger und ungerechter. Gegenstand des Zornes unter den Kollegen ist dann meist die Prüfungsein-richtung, die über diese Regresse entscheidet, oder auch die KV, die ärztliche Beisitzer in diese Einrichtung entsendet, sie bis vor etlichen Jahren auch in ihren Gebäuden beherbergt hat, sonst aber nicht mit ihr verbunden ist. Aber auch die Prüfungs-einrichtung verhängt Regresse nicht auf eigene Initiative oder nach Gutdünken, sondern sie hat über Regressanträge der Kran-kenkassen zu entscheiden. Dabei ist sie in ihren Entscheidungen alles andere als frei, vielmehr unterliegt sie den Vorgaben des Gesetzgebers und der Gerichte – und da weht ein Wind, der als ein Grund dafür angesehen werden kann, dass ein guter Teil des medizinischen Nachwuchses unserem Land den Rücken kehrt ...

Nun wird man kaum allen Ernstes den Verzicht auf jegliche Regresse fordern können; Exzesse wie wahllose Verordnungen auf Wunsch der Patienten, z. B. von Lifestile-Präparaten zu- lasten der Kassen können aus nachvollziehbaren Gründen nicht hingenommen werden. Selbst seit vielen Jahren im Beschwer-deausschuss der schon genannten Prüfeinrichtung tätig, erin-nere ich mich an sehr wohl berechtigte Regressbegehren der Kassen, die durchaus zum Erfolg führen mussten. Wenn nun aber in den letzten Jahren im Kollegenkreise der Eindruck ent-standen ist, dass Art und Umfang der Rückforderungen durch die Kassen immer weniger nachzuvollziehen sind, so bedarf dies wohl einer näheren Betrachtung.

Regressforderungen wegen insgesamt zu teurer und zu umfangreicher Verordnungsweise spielen derzeit eine eher geringe Rolle. Viele Kollegen gewinnen in jüngerer Zeit den Eindruck, dass es gar nicht mehr darum gehe, verschwendetes oder zu unrecht ausgegebenes Geld zurückzuholen oder Ärzte zum regelkonformem Verschreiben anzuhalten, sondern nur noch darum, ihnen ungeachtet aller Legitimität Geld abzuzo-cken. Ein großer Teil der Anträge der Krankenkassen, über die die „Rosenstrasse“ (Prüfeinrichtung) zu entscheiden hat, bezie-hen sich im weiteren Sinne auf Fehler im formalen Bereich. Ist es wirklich ein „Schaden“, wenn etwa Verbandstoffe als Sprechstundenbedarf günstig en gros bezogen und dann für die planbare Behandlung bestimmter Patienten verbraucht werden, anstatt sie (teurer) den Patienten einzeln zu verordnen?

Ist es erforderlich, Ärzte dafür haftbar zu machen, dass sie Grippeimpfstoff, so wie öffentlich gefordert in Großpackungen mit Rabatt (zugunsten der Kassen!), bezogen haben und dann bei unerwartet nachlassender Impflust der Bevölkerung auf einem Viertel oder Fünftel der bezogenen Menge sitzenblei-ben? (Der Leser wird gebeten, jetzt nicht an die Schweinegrip-penvorräte der Bundesländer zu denken!) Ist es noch irgendwie vertretbar, bei lebensbedrohenden Erkrankungen (Organtrans-plantationen, Malignomen, Autoaggressionskrankheiten) die Kosten für die horrend teuren Medikamente, die die Klinik für erforderlich hielt, den weiterverordnenden Ärzten aufzuhal-sen, weil die Kasse entdeckt hat, dass der Einsatz nicht durch den Text der Zulassung abgedeckt ist? Ja lieber Leser, ja, der Gesetzgeber will all das so, und die Gerichte entscheiden in diesem Sinne, und würden die Prüfgremien von diesem Ductus abweichen, so würden die Kassen eben im Klageverfahren ihr „gutes Recht“ bekommen. Man darf aber sicher fragen, ob es immer rechtens (im Sinne von legitim, nicht legal), und auch ob es immer klug ist, dass sie diese Regresse überhaupt bean-tragen. Ein Arzt, der nach 20 Jahren sparsamsten Verordnens, das den Kassen Zigtausende erspart hat, ebendiesen Kassen aus seinem Privatvermögen einen solchen Regress bezahlen muss, wird ihnen künftig nicht als Partner, sondern als hasserfüllter Feind gegenüberstehen. Und ob das in Zeiten des sich drama-tisch zuspitzenden Ärztemangels die Versorgungssituation ver-bessern, den Umgang mit den verbleibenden Kollegen für die Kassen erleichtern wird, darf schon bezweifelt werden.

CARL CULEMEyER, ALLGEMEINMEDIZINER, ASCHEFFEL

Leserbriefe sind keine Meinungsäußerungen der Redaktion. Wir behalten uns vor, die Texte zu kürzen. Bitte geben Sie Ihren Namen, die vollständige Adresse und für Rückfragen Ihre Telefonnummer an. Wir freuen uns auf Ihre Leserbriefe. Bitte schicken Sie diese per E-Mail an: [email protected], per Post: KVSH Redaktion Nordlicht, Bismarckallee 1-6, 23795 Bad Segeberg, per Fax: 04551 883 396

LEsErbrIEf

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N E U E S A U S K V E N U N D K B V

Anreize für niederlassungswillige Ärzte

potsdam – Die KV Brandenburg (KVBB) und die branden- burgischen Krankenkassen/-verbände haben beschlossen, auch im Jahr 2012 paritätisch finanzielle  Anreize  zur Sicher-stellung der Versorgung in unterversorgten und sogenannten drohend unterversorgten Regionen für niederlassungsinteres-sierte Ärzte zu schaffen. Diese finanziellen Lenkungszuschüsse für Ärzte, die frei werdende Praxen übernehmen bzw. in unterversorgten Regionen neu gründen, betragen bei Über-nahme einer Praxis in einer unterversorgten Region 25.000 Euro, bei einer Neugründung 20.000 Euro sowie bei der Praxis-übernahme in Form einer Zweigpraxis 7.500 Euro. Zusätzlich zu diesen personengebundenen Anreizen können aus einem laut GKV-Versorgungsstrukturgesetz noch zu bildenden Struk-turfonds, in dem die KV Brandenburg und die Krankenkas-sen des Landes zu gleichen Anteilen Gelder einstellen, neue, innovative Versorgungsstrukturen finanziert werden.  Dieser jüngste Beschluss des Landesausschusses zeigt, dass die Part-ner in Brandenburg – die KV und die Krankenkassen/-verbände – auch künftig gemeinsam nach regionalen Lösungen suchen, um die ambulante ärztliche Versorgung zu gewährleisten.

stuttgart – Die Kassenärztliche Vereinigung Baden- Württemberg (KVBW) hat die finanzielle Förderung des Projektes RegioPraxisBW genehmigt. Dabei handelt es sich um ein von der KVBW entwickeltes Modell, mit dem die ambulante ärztliche Versorgung, in erster Linie in ländlichen Regionen, künftig sichergestellt werden soll. Hausärztlich orientierte Ärztezentren sollen in unterversorgten oder mit-telfristig von Unterversorgung bedrohten Gebieten aufge-baut werden. Noch in diesem Jahr sollen zwei RegioPraxen in Baden-Württemberg eröffnet werden. Dieses Angebot solle vor allem junge Mediziner und Frauen ansprechen, da die Möglichkeit der Arbeit in Kooperationsformen und der Teil-zeittätigkeit bestehe. Die finanzielle Förderung des Modells beinhaltet eine Gründungspauschale in Höhe von 25.000 Euro

je zugelassenem Hausarzt, maximal jedoch 100.000 Euro oder hilfsweise für die Errichtung einer Nebenbetriebsstätte bis 20.000 Euro je beteiligter Praxis. Ergänzt wird die Förde-rung durch eine Strukturpauschale in Höhe von 3.000 Euro je Abrechnungsquartal sowie noch einmal 3.000 Euro bei der Beschäftigung von mindestens einem angestellten Arzt für zunächst „angedachte“ drei Jahre. Zusätzlich bietet die KVBW den Ärzten ein breit gefächertes Beratungsangebot für alle Bereiche der Praxisführung. Der Vorstand der KVBW, Dr. Norbert Metke gibt aber zu bedenken, dass die Ärzte für die Gründung weiterer RegioPraxen auf die Hilfe von den Krankenkassen, den Kommunen und des Landes angewiesen sein werden.

Sicherstellung der Versorgung in ländlichen Regionen

Späth fordert fünf Prozent mehr pro Jahr

hamburg – Der Vorsitzende der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KVHH), Dr. Michael Späth will eine jährliche Einkommenssteigerung für Ärzte von fünf Prozent durchsetzen. „Die Bevölkerung wird älter, die Morbidität steigt. Die Medizin wird immer leistungsfähiger und soll ihre Leistungsfähigkeit auch zur Anwendung bringen. Das alles rechtfertigt fixe jährliche Zuwachsraten von fünf Prozent des vertragsärztlichen Honorars“, erklärte Späth im „Hamburger Ärzteblatt“. Stattdessen sei es derzeit so, dass Vertragsärzte „in mühevoller Kleinarbeit einen Morbiditätsan-stieg nachweisen (müssen), um Honorarzuwächse einfordern zu können. Das ist lächerlich“, kritisiert der VV-Vorsitzende. Weiter fordert Späth eine Vereinfachung des Honorarsystems. Dass die Bezahlung vertragsärztlicher Leistungen budgetiert sei, führe zu einer abstrusen Bürokratisierung. Die Honorar-Verteilungsprinzipien und die Konstruktion der Regelleistungs-volumina (RLV) und qualifikationsgebundenen Zusatzvolumina (QZV) seien für Nicht-Experten kaum mehr zu verstehen. Späth: „Das ganze System hat einen Komplexitätsgrad erreicht, der nicht mehr zu verantworten ist und Ärzte in zunehmendem Maße dazu nötigt, sich mit Bürokratie aufzuhalten, statt sich um ihre eigentliche Aufgabe, die medizinische Versorgung ihrer Patienten, zu kümmern.“

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A M B U L A N T E P S y C H O T H E R A P I E

Einer der Mitinitiatoren war seinerzeit als eine von nur drei beteili-gten KVen neben der ehemaligen KV Südbaden (heute KV Baden-Württemberg) und der KV Hessen die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). Aus der Sicht von Prof. Dr. Werner W. Wittmann, der das Projekt im Auftrag der Techniker Krankenkasse evaluiert hat, war das Engagement der Psychotherapeuten und auch der KVen nicht selbstverständlich: „Die drei KVen (...) sowie die teilnehmenden Psychotherapeuten haben großen Mut gezeigt und es kann bei der üblichen Zerstrittenheit der Psychotherapie-schulen geradezu als ein Wunder angesehen werden, dass dieses Projekt realisiert wurde.“ Es hat sich gelohnt: „Trotz verschiedener kritischer Einwände, die in jeder Untersuchung aufgeworfen wer-den können, sind die Ergebnisse beachtlich“, fügt Wittmann hinzu.

alternative zum klassischen gutachterverfahren Im Kern drehte sich die Studie um zwei zentrale Fragen. Zum einen wollten die Wissenschaftler herausfinden, ob der Einsatz von Qualitätsmonitoringinstrumenten des TK-Modells in der ambulanten Psychotherapie zu einer besseren Ergebnisqualität führt als die traditionelle Richtlinienpsychotherapie. Zum anderen sollte geklärt werden, ob das TK-Modell die Effizienz der ambu-lanten Psychotherapie nachhaltig verbessern kann.

Um die Ergebnisse besser einordnen zu können, muss man zunächst klären, was unter der „traditionellen Richtlinienpsycho-therapie“ zu verstehen ist. Sucht ein Patient die Praxis eines nie-dergelassenen Psychotherapeuten auf, vereinbart dieser in der Regel Termine für maximal fünf probatorische Sitzungen. Diese

Sitzungen dienen der diagnostischen Abklärung, der Indikations-stellung, der Erarbeitung von Behandlungszielen sowie der Erstel-lung eines Gesamtbehandlungsplanes und werden von den Kran-kenkassen ohne besondere Genehmigung bezahlt. Kommt der Psychotherapeut zu dem Schluss, dass der Patient behandlungs-bedürftig erkrankt und mit dem Therapiespektrum seiner Praxis zu behandeln ist, beantragt er bei der Kasse die Kostenübernahme für die weitere Therapie. Diesem Antrag muss der Therapeut einen ausführlichen Bericht samt Begründung beilegen. Ehe die Krankenkasse über den Antrag entscheidet, legt sie diesen einem neutralen Gutachter zur Beurteilung vor. Folgerichtig wird dieses Prozedere „Gutachterverfahren“ genannt. Mithin ein sehr zeitauf-wendiger und bürokratielastiger Prozess, der genau deshalb unter den ambulanten Psychotherapeuten umstritten ist.

Doch was sind die Alternativen? Eine mögliche Vorgehensweise wurde im TK-Modell getestet. Dazu wurden 400 freiwillig teilneh-mende Psychotherapeuten in zwei gleich große Gruppen rando-misiert. Anschließend haben alle teilnehmenden Therapeuten den während der Feldphase (1. Mai 2005 bis 30. Juni 2009) behandel-ten TK-Versicherten (insgesamt 4.452) die freiwillige Studienteil-nahme angeboten. Für das Modellvorhaben konnten schließlich 1.708 Patienten gewonnen werden, die auf eine Interventions-gruppe (IG: 1.031) und eine Kontrollgruppe (KG: 677) verteilt wur-den. Laut TK war das Indikationsspektrum charakteristisch für die ambulante psychotherapeutische Praxis. Die häufigsten Diagno-sen waren Depressionen und Angsterkrankungen.Neben einer Basisdokumentation, die die Therapeuten zu Beginn

Ausgezeichnete ErgebnisseEs war ein Mammutprojekt mit ungewissem Ausgang: Von Mai 2005 bis Juni 2010 hat die Techniker Krankenkasse (TK) Daten zur Qualität der ambulanten Psychotherapie gesammelt.

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und am Ende der Behandlung ausfüllen mussten, wurden eben-falls vor und nach der Therapie sowie zusätzlich zur 1-Jahres-Katamnese mithilfe spezifischer Messverfahren psychometrische Daten beim Patienten erhoben. Den Versicherten der Interventi-onsgruppe genehmigte die TK im Falle klinisch auffälliger Werte eine Langzeittherapie ohne Konsultation eines Gutachters. Nur bei unklaren Fällen wurde eine modifizierte Begutachtung vor-genommen. Zudem erfolgten in der IG während der Behandlung verschiedene Verlaufsmessungen, deren Ergebnisse den Thera-peuten umgehend mitgeteilt wurden. Die grafisch aufbereiteten Reports gaben darüber Auskunft, ob und wenn ja welche Verän-derungen der psychischen Probleme vorlagen.

Keine signifikanten unterschiede messbarDie Patienten der Kontrollgruppe wurden nach den traditionellen Psychotherapie-Richtlinien behandelt, d. h. Grundlage der Geneh-migung war stets ein Gutachten und es gab keine Verlaufsmes-sungen und Rückmeldungen während der Therapie.

Das Fazit der TK in ihrem Abschlussbericht vom Mai dieses Jah-res ist auf den ersten Blick ernüchternd: Beide Ausgangsfragen müssen verneint werden. „Die Ergebnisqualität psychotherapeu-tischer Behandlungen ist mit und ohne Gutachterverfahren gleich hoch, ebenso mit und ohne psychometrischer Messungen“, heißt es im Abschlussbericht der TK wörtlich.

Bei genauerem Hinsehen ergeben sich allerdings eine Menge positiver Aspekte für die ambulante Psychotherapie. Prof. Dr. Werner W. Wittmann, einer der beiden Evaluatoren des Projekts, lobt die Bereitschaft der ambulanten Psychotherapeuten, die Qua-lität ihrer Arbeit überprüfen zu lassen: „Viel wichtiger ist, dass sich die ambulante Psychotherapie im TK-Projekt einer Qualitätskon-trolle unterzogen hat, die in diesem Umfang im Gesundheitswe-sen innovativ und bemerkenswert ist.“

Auch für Gebhard Hentschel, niedergelassener Psychologischer Psychotherapeut und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut und nordrhein-westfälischer Landesvorsitzender der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung, überwiegen die positiven Ergeb-nisse: „Erstmals konnte in einer so großen Feldstudie nachgewiesen werden, dass Psychotherapie wirkt – und zwar nachhaltig. Die positiven Effekte der Behandlungen blieben bis zur 1-Jahres- Katamnese auf hohem Niveau stabil. Wir Psychotherapeuten behandeln psychische Probleme aller Schweregrade und konn-ten in der TK-Studie zeigen, dass wir mithilfe psychometrischer Messverfahren in der Lage sind, psychische Störungen objektiv zu erfassen und auch ihre Verläufe darzustellen. Die psychothera-peutische Qualitätssicherung hat sehr gut funktioniert!“

Diese These stützt Prof. Wittmann auch aus der gesundheitsöko-nomischen Perspektive. „Unter den gegebenen Annahmen und Bedingungen erhalten wir pro investiertem Euro zwei bis drei Euro zurück. Auch unter einer rein ökonomischen Betrachtung ist die ambulante Psychotherapie also von hohem Nutzen.“

Wie ist das TK-Modell nun aus berufspolitischer Sicht zu bewer-ten? Hier sind sich der Wissenschaftler Wittmann und der Praktiker Hentschel einig. Zwar habe das TK-Modell keinen Vorteil gegen-über der klassischen Richtlinien-Psychotherapie gezeigt, aber eben auch keinen Nachteil. „Das traditionelle Gutachterverfahren ist kein Königsweg, weder zur Qualitätskontrolle noch zum Qua-litätsmonitoring“, bringt es Wittmann auf den Punkt. Und Hent-schel ergänzt: „Aus Sicht der Krankenkassen lassen sich die hohen Kosten des Gutachterverfahrens kaum rechtfertigen. Für uns ambulante Psychotherapeuten bedeutet es einen hohen büro-kratischen Aufwand. Zeit, die der Versorgung unserer Patienten zur Verfügung stehen sollte. Da ist es dringend notwendig, über Erleichterungen im Gutachterverfahren nachzudenken, alternative Qualitätssicherungsmaßnahmen zu entwickeln, zu erproben und umzusetzen.“

In seinem Fazit nimmt Prof. Dr. Werner W. Wittmann Bezug auf die aktuelle Berichterstattung in der Publikumspresse: „Wenn Depres-sion die neue Volkskrankheit ist, so stellt sich die Frage, welche Therapien und Präventionen am besten geeignet sind. Ambulante Psychotherapie hat gerade hier ausgezeichnete, kostengünstige Ergebnisse vorzuweisen.“

MARTIN STEINBERG, KV WESTFALEN-LIPPE

„Ambulante Psychotherapie kann und

sollte mit mehr Selbstbewusstsein in

die Verteilungskämpfe im Gesund-

heitswesen eingreifen!“

PROF. DR. WERNER W. WITTMANN

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dIE mEnschEn Im Land

V O R O R T

Das maritime Element wurde Fischbach sozusagen mit in die Wiege gelegt. Sein Vater war Schiffsarzt bei der Kriegsmarine und er selbst segelte schon mit zehn Jahren zum ersten Mal auf der Kieler Förde. 1996 kam er dann auf die Idee, sich bei der dama-ligen Peter Deilmann Reederei als Schiffsarzt für die Arbeit auf den „Traumschiffen“ zu bewerben. Seitdem hat der Allgemein-mediziner fast 50 Kreuzfahrten begleitet, z. B. auf dem Großseg-ler „Lili Marleen“ oder auf den großen Kreuzfahrtschiffen „Berlin“ oder der „MS Deutschland“, dem Traumschiff aus der bekannten ZDF-Serie. „Mich treibt dann immer mal wieder das Fernweh und natürlich habe ich auch manchmal frei und kann an Landausflü-gen teilnehmen. Das hat schon seinen Reiz. Als normaler Pas-sagier wäre mir eine Kreuzfahrt zu langweilig. Da verbinde ich doch gerne meinen Beruf und meine Reiselust miteinander und habe an Bord dann dieses typische Kribbeln im Bauch, weil ich ja jederzeit gebraucht werden könnte“, erklärt Fischbach. Die Kreuz-fahrten finden meistens im Winter statt und führten ihn bis in den Persischen Golf und in die Karibik. Seine Arztpraxis wird in dieser Zeit von seiner Kollegin geführt.

2011 war im Zuge der Umstrukturierungen bei der Deilmann-Ree-derei erst mal Schluss, denn die laufenden Verträge der Schiff-särzte wurden alle gekündigt. „Nachdem die Zusammenarbeit mit

dem neuen Betreiber, einer Schönheitsklinik, aber nicht funktio-niert hat, ist man nun wieder auf uns zugekommen, allerdings zu deutlich ungünstigeren Konditionen“, so Fischbach.

sicherheit auf KreuzfahrtschiffenAls Fischbach die ersten Nachrichten von der havarierten Costa Concordia sah, war für ihn relativ schnell klar, dass die Unglücks-ursache ein eklatanter Navigationsfehler sein musste. „Ich dachte gleich, dass kann gar nicht sein. Vielleicht kann der Kapitän ein großes Schiff fahren und das auch anlegen, aber ansonsten war da nicht viel an seemännischem Verstand vorhanden“, so seine Einschätzung. Immerhin sei der Kapitän nach dem Aufsetzen des Schiffes in flaches Wasser gefahren und habe das Schiff auf Grund gesetzt, damit die Leute von Bord gehen konnten. Das habe wahr-scheinlich Tausenden das Leben gerettet. „Die Schulung der Ret-tungsbootbesatzung war wohl auch ganz gut. Das Problem war nur, dass sie keine Befehle hatten und natürlich darf niemand ohne Erlaubnis von der Brücke ein Rettungsboot zu Wasser las-sen“, erklärt der 60-Jährige. Die Besatzung von Kreuzfahrtschiffen wird wöchentlich geschult. Das Thema „Evakuierung“ stehe sogar alle zwei Monate auf dem Dienstplan. Das entsprechende Not-signal beherrsche auch der kleinste philippinische Tellerwäscher.

„So etwas darf nicht passieren“Das Unglück des Kreuzfahrtschiffes „ Costa Concordia“ vor Giglio bewegt auch Dr. Hans Fischbach. Der Allgemeinmediziner aus der „ Praxis am Schützenpark“ in Kiel arbeitet seit mehr als fünfzehn Jahren immer wieder als Bordarzt auf verschiedenen „ Traumschiffen.

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Fischbach kennt diese Schulungen, die nach festen internatio-nalen Standards ablaufen, aus eigener Erfahrung sehr gut, denn als Schiffsarzt war er auf seinen Reisen immer in das Sicherheits-konzept an Bord der verschiedenen Traumschiffe eingebunden. Ihm untersteht in so einem Fall das Hospital. „Hier muss ich so lange ich keinen andern Befehl bekomme, während der Übung oder auch beim Ernstfall bleiben, weil dorthin ja die Verletzten gebracht werden“, so Fischbach.

die rolle des bordarztesDie Aufgaben eines Schiffsarztes sind vielschichtig. Auf der „MS Deutschland“ mit 450 Passagieren und 250 Besatzungsmitglie-dern muss er das bordeigene Hospital betreuen und ist direkt dem Kapitän unterstellt. Zum Hospital gehören dann noch zwei Krankenschwestern, die ihn unterstützen. Bei größeren Schiffen wie etwa der „AIDA“ gibt es noch einen zweiten Arzt an Bord, mit dem man sich die Dienstzeiten aufteilt. Der eine hat frei, der andere hat 24 Stunden Dienst. „Eigentlich muss man wie der klas-sische Landarzt alles können. Ich habe als Schiffsarzt die medi-zinische Versorgung der Besatzung zu übernehmen, in Sachen

hausärztlicher und betriebsärztlicher Medizin. Das ist auch nötig, denn die philippinischen Besatzungsmitglieder sind zum Teil neun Monate an Bord“, so Fischbach. „Bei den Passagieren mache ich das, was eben gerade an Behandlung gewünscht wird, natürlich gegen Honorar, denn alle Passagiere sind Selbstzahler, die später ihr Geld von der Auslandskrankenversicherung zurück erstattet bekommen.“ Schwer erkrankte Patienten werden entweder im nächsten Hafen von Bord gebracht oder in ganz seltenen Fällen auch mit dem Seenotrettungskreuzer übernommen. Eine weitere Aufgabe ist die Überwachung der Hygienevorschriften an Bord, etwa durch Trinkwasserüberprüfung und die Begehung der Küche, deren Hygienezertifikat jedes halbe Jahr erneuert werden muss. „Das sind sehr wichtige Dinge, wenn man bedenkt, dass neben Feuer der Ausbruch eines Noro-Virus eigentlich die größte denk-bare Katastrophe an Bord ist. Zum Glück ist so etwas auf mei-nen Fahrten noch nie passiert“, erklärt Fischbach. Repräsentative Aufgaben habe er wenig, nur eine Uniform im Passagierbereich sei Pflicht. „An den Kapitänstisch muss ich zum Glück immer nur einmal pro Reise“, freut sich Fischbach.

JAKOB WILDER, KVSH

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V E R O R D N U N G S M A N A G M E N T

Sicher durch den Verordnungs-Dschungel

Haftung bei Regressen

Welche Arzneimittel sind grundsätzlich verordnungsfähig? Wie viele Heilmittel dürfen pro Rezept verordnet werden? Welche Budgetgrenzen sind zu beachten? Diese Fragen stellen sich niedergelassene Ärzte immer wieder, denn die Gefahr ist groß, in die „Regress-Falle“ zu tappen. Damit Sie sicher durch den Verordnungs-Dschungel kommen, in formieren wir Sie auf dieser Seite über die gesetzlichen Vorgaben und Richtlinien bei der Verordnung von Arznei-, Heil- und Hilfsmitteln.

haben sie Fragen? dann rufen sie das Verordnungsmanagement der KVsh an:

ihr ansprechpartner im bereich arzneimittel, heilmittel und impfstoffe

Thomas FrohbergTel. 04551 883 304 [email protected]

ihre ansprechpartnerin im bereich sprechstundenbedarf

Heidi DabelsteinTel. 04551 883 353 [email protected]

ihre ansprechpartnerin im bereich hilfsmittel

Anna-Sofie PlathTel. 04551 883 362 [email protected]

Das Thema Regresse an sich ist kein schönes Thema. Dennoch stellt sich für viele Ärzte die Frage: Wer haftet eigentlich?

Insbesondere in Berufsausübungsgemeinschaften, in Medizi-nischen Versorgungszentren (MVZ) oder bei angestellten Ärzten ist diese Frage durchaus berechtigt. Grundsätzlich werden die Verordnungskosten nach lebenslanger Arztnummer (LANR) und Betriebsstättennummer (BSNR) erfasst und zugeordnet. Unsere Prüfvereinbarung sieht vor, dass die Wirtschaftlichkeitsprüfung im Bereich der Verordnungen auf der Ebene der Betriebsstätte erfolgt, sodass alle Verordnungen der verschiedenen LANR auf die BSNR (und hier auf die Hauptbetriebstätte) zusammengeführt werden. Für den Fall des Regresses wird die Betriebsstätte (bzw. der ver-antwortliche Arzt/Leiter) angeschrieben und die Regresse von der Honorarzahlung der gesamten Betriebsstätte einbehalten. Hierbei wird nach dem Prinzip der Musketiere „Einer für Alle und Alle für Einen“ vorgegangen. Für die Einbehaltung der Regresssumme ist das praxisinterne Rechtsverhältnis unerheblich. Wie die einzelnen Ärzte untereinander die Regresssumme aufteilen, muss von den Praxen intern geregelt werden.

Somit ist es für Sie wichtig, bereits bei Vertragsabschluss eine Regelung für eventuelle Regresszahlungen zu finden. Die Hinzu-ziehung eines Fachmannes für die Vertragsgestaltung ist hierbei sicherlich sinnvoll.

THOMAS FROHBERG, KVSH

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S E R V I C E T E A M

Sie fragen - wir antwortenanTworTEn dEs sErVIcE-TEams

Wenn der Patient die Praxisgebühr nach-träglich entrichten möchte, müssen wir dies als Praxis annehmen?

Nein, im Bundesmantelvertrag Ärzte ist eine nachträgliche Annahme der Praxisgebühr nicht vorgesehen. Die Praxis-

gebühr kann aber angenommen werden, dies liegt im Ermessen der Praxis.

Wenn ein Patient mit einem Behandlungs-ausweis vom Sozialamt kommt, dürfen

diese weiter überwiesen werden?

Grundsätzlich dürfen diese Patienten überwiesen werden, sofern nichts anderes auf dem Behandlungsausweis, der vor der ersten Inanspruchnahme eines Arztes vom Patienten vor-gelegt werden muss, angegeben ist.

Ausnahme sind hier die Behandlungsscheine des Landes-amtes für Ausländerangelegenheiten Neumünster. Diese Patienten dürfen in keinem Fall weiter überwiesen werden, sondern müssen sich vor jedem weiteren Arztbesuch einen neuen Behandlungsausweis des hausärztlichen Dienstes Neumünster auf dem Gelände des Landesamtes für Auslän-derangelegenheiten Neumünster holen.

Wenn bei einem Patienten eine Laborbe-freiungsziffer bei entsprechender Indikation abgerechnet wird (32005-32023 EBM), wirkt

sich diese nur an dem Behand-lungstag befreiend aus?

Nein, diese Ziffern wirken sich für das ganze Quartal befreiend für das Laborbudget aus.

Über welchen Kostenträger werden Freiwillige im Bundesfrei-willigendienst (ehemalige Zivis) abgerechnet?

Diese Patienten sind eigenständiges Mitglied in der gesetzlichen Krankenkasse und darüber pflichtversi-

chert. Hier sind also keine Besonderheiten zu beachten. Die Abrechnung erfolgt über die KV-Karte der entsprechenden Krankenkasse.Das Service-Team erreichen Sie unter

der Rufnummer 04551 883 883• montags bis donnerstags von 8.00 bis 17.00 Uhr• freitags von 8.00 bis 14.00 Uhr

Auf dieser Seite gehen wir auf Fragen ein, die dem Service-Team der KVSH immer wieder gestellt werden. Die Antworten sollen Ihnen helfen, Ihren Praxisalltag besser zu bewältigen.

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1. einleitung: Seit Jahren wird in der Wissenschaft über die Ursachen der Symptome umweltmedizinischer Patienten dis-kutiert, ohne das ein Fortschritt erkennbar wäre. Die Prävalenz- raten werden jedoch auf ca. fünf Prozent in der Bevölkerung und auf 4-12 Prozent unter den Patienten einer deutschen Allgemeinarzt-praxis geschätzt. Aus diesem Grund war es erforderlich, eine, an der alltäglichen Praxis orientierte, Umweltmedizinische Leitlinie zu formulieren. Diese Praxisleitlinie wird mit ihren Schlüsselemp-fehlungen hier vorgestellt.

2. methodik: Die Leitlinie wurde von einer interdisziplinär zusam-mengesetzten Autorengruppe ausgearbeitet. Es wurden systema-tische Literaturrecherchen durchgeführt, Evidenzgrade begründet und Konsens zu den Empfehlungen in einem mehrstufigen Prozess ermittelt. In dieser Kurzfassung werden nur die Schlüsselempfeh-lungen einbezogen. Hinsichtlich aller Empfehlungen, der Evidenz-grade sowie der ausführlichen Erläuterungen und der Referenzen und wird auf die Langfassung verwiesen, die im Internet oder über die Autoren verfügbar ist (Bartram et al. 2011: www.dbu-online.de).

Die Leitlinie wurde unterstützt von dem Verein zur Förderung der Umweltmedizin in Schleswig-Holstein der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein.

3. definition: Die klinische Umweltmedizin umfasst die (indivi-dual) medizinische Betreuung von Einzelpersonen mit gesundheit-lichen Beschwerden oder auffälligen Untersuchungsbefunden, die mit Umweltfaktoren in Verbindung gebracht werden. Als zentraler Fachgegenstand gelten anthropogene Umweltbelastungen und

deren gesundheitsbeeinträchtigende Auswirkungen. Im Bereich der klinisch-kurativen Umweltmedizin muss die individuelle Emp-findlichkeit des Betroffenen sowie die besonderen Eigenschaften komplexer Einflüsse berücksichtigt werden.

4. ergebnisse:anamnese: Es wird empfohlen, eine umweltmedizinische Ana-mnese nach einem Stufenschema analog der Abbildung 1 durch-zuführen:• Allgemeinmedizinische Anamnese bei Verdacht auf umwelt-

medizinische Erkrankungen • Umweltmedizinische Anamnese (Umweltmedizinische

Erstanamnese, Umweltmedizinischer Fragebogen, Umwelt-medizinische Nachanamnese)

• Anamnese von expositionsunabhängigen Risikofaktoren • Anamnese von multifaktoriellen Syndromen • Anamnese von Beeinträchtigungen, subjektiven Krankheits-

theorien und Stressoren

Labor-Untersuchungen: Es wird empfohlen, die Labordiagnostik unter Berücksichtigung der Kosten wirtschaftlich und auf das indi-viduelle Erkrankungsbild des Patienten abgestimmt, zielgerichtet einzusetzen. Sie besteht aus: 1. Allgemein-differentialdiagnostische symptombezogene

Laboranalytik, 2. Umweltmedizinische Analytik: Umweltmonitoring, Biomo-

nitoring, Effektmonitoring und/oder Suszeptibilitätsmoni-toring. Ein „umweltmedizinisches Basislabor“, welches bei jedem Patienten durchgeführt werden sollte, gibt es nicht.

risikogruppen: Folgende Gruppen sind aufgrund ihrer besonde-ren Vulnerabilität gegenüber Schadstoffen als Risikogruppen für umweltmedizinische Erkrankungen anzusehen: Kinder, Personen mit Vorerkrankungen wie Allergien, Asthma Bronchiale, bronchi-ale Hyperreaktivität, Hauterkrankungen, Überempfindlichkeiten gegenüber anderen exogenen Noxen (z. B. Medikamenten) bzw. Pseudoallergien sowie andere Erkrankungen oder Expositionen, die mit chronischer Inflammation einhergehen.

Schweregrad der Erkrankungen im Vergleich: Der Schweregrad der Erkrankungen ist abhängig von der Art, der Höhe und der Dauer der Exposition sowie der individuellen Empfindlichkeit der Betroffenen. Unter der Berücksichtigung von Durchschnittswer-ten sind umweltmedizinische Patienten im Vergleich mit Bevöl-kerungsstichproben gesundheitlich und funktionell sehr deutlich beeinträchtigt.

U M W E L T M E D I Z I N

Leitlinie für die PraxisVon Beginn an stand die junge Disziplin der Umweltmedizin im Fokus einer kontrovers und von unterschiedlichsten Interessen gesteuerten Diskussion.

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ABBILDUNG 1:

UMWELTMEDIZINISCHE STUFENDIAGNOSTIK, SCHEMATISCH

(UME= UMWELTMEDIZINISCHE ERKRANKUNGEN)

QUELLE: BARTRAM ET AL. 2011, WWW.DBU-ONLINE.DE,

MIT DER FREUNDLICHEN GENEHMIGUNG DES

DEUTSCHEN BERUFSVERBANDES DER UMWELTMEDIZINER (DBU)

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Verlauf: Der Verlauf umweltmedizinischer Erkrankungen ist abhängig von der Möglichkeit einen Expositionsstopp bzw. eine Expositionsminderung bezüglich der relevanten Schadstoffe zügig herbeizuführen. Negativ beeinflusst wird der Verlauf durch• langes Andauern der Exposition• unvollständige Expositionsminderung• reaktive seelische Störungen• zusätzliche Stressoren (bio-psycho-sozialer Art)• den Übergang bei langen Erkrankungszeiten in chronische

Krankheitsbilder• soziale Benachteilungen• das Nicht(an)erkennen der umweltbedingten Ursache der

Erkrankung

Als chronische Folgeerkrankungen von umweltmedizinischen Erkrankungen wurden erworbene besondere Chemikaliensensi-tivitäten (CS, MCS), chronische Erschöpfungssyndrome/CFS und chronische Schmerzsyndrome beschrieben.

Ätiopathogenese: Die Erforschung der Ätiopathogenese umwelt-medizinischer Erkrankungen steckt noch in den Kinderschuhen. Der Grund ist das hochindividualisierte Krankheitsgeschehen auf-grund der individuell sehr verschiedenen Expositionssituationen (z. B. mehrere hundert Chemikalien in der Innenraumluft) und der gleichzeitig individuell sehr verschiedenen Suszeptibilität der Betroffenen, die eine standardisierte Bewertung z. B. anhand von Messwerten oft unmöglich machen.

diagnose: In der umweltmedizinischen Praxis kann nur ein klei-ner Teil der Fälle im Sinne toxikologischer Grundsätze bewertet werden. Es wird empfohlen, eine individuell angepasste Bewer-tung und Diagnose anhand der Anamnese, klinischer Parameter und des Verlaufes durchzuführen. Messwerte des Humanbiomo-nitorings oder Umgebungsmonitorings können die Bewertung erleichtern, jedoch allein nicht zum Ausschluss einer umweltme-

dizinischen Erkrankung führen.therapie: Die Basistherapie bei umweltmedizinischen Erkran-kungen stellt der Expositionsstopp bzw. die Verminderung der Exposition auf ein verträgliches Maß dar. Insbesondere bei chro-nischen Verlaufsformen reicht dieses häufig nicht aus, sodass adjuvante Therapien herangezogen werden müssen.

psychologie: Die Psychologie muss in der klinisch-kurativen Umweltmedizin mit beachtet werden. Dies hat drei Gründe:

1. Fehldiagnosen bei neurotoxischer Exposition aufgrund von Symptomähnlichkeiten zu psychosomatischen Störungsbil-dern. Psychometrische Tests oder Fragebögen können auf-grund mangelnder Trennschärfe nicht zur Diagnostik verwen-det werden.

2. Chronische Verlaufsformen erhöhen das Risiko für seelische Folgeerkrankungen.

3. Vulnerabilität: Personen mit psychiatrischen Vorerkran-kungen können zusätzlich umweltmedizinisch erkranken. Die Bewältigung der Erkrankung (Coping) im täglichen Leben ist dann häufiger dysfunktional als bei seelisch Gesunden (Chro-nizitätsrisiko). Personen mit stressbedingten Erkrankungen (z. B. Posttraumatic Stress Disorder=PTSD) weisen häufiger eine besondere chemische Sensitivität auf als Gesunde.

Patientenkommunikation: Aufgrund des Spannungsfeldes zwi-schen Toxikologie, Psychiatrie und klinisch-kurativer Umweltme-dizin haben viele Patienten schlechte Erfahrungen im Umgang mit dem medizinischen System allgemein und psychosomatischen Einrichtungen insbesondere gemacht. Dies führt zu Schwierig-keiten im Bereich der Patientenkommunikation und der Vermitt-lung eines multifaktoriellen Krankheitsmodells in der umwelt-medizinischen Praxis. Es wird empfohlen, dem Patienten mit Empathie und Einfühlungsvermögen zu begegnen und das berich-tete Beschwerdebild zunächst wertfrei aufzunehmen.

obsolete bzw. schädliche Verfahren: Folgende Verfahren sind als obsolet oder nachteilig für den Verlauf zu betrachten: • Ausschluss oder Annahme einer umweltmedizinischen

Erkrankung auf der alleinigen Basis von nicht-validen Mess-werten oder auf der Basis des Mangels an geeigneten Mess-werten,

• Ausschluss einer umweltmedizinischen Erkrankung auf der alleinigen Basis von nicht-trennscharfen psychometrischen Tests oder Fragebogen,

• Ausschluss einer umweltmedizinischen Erkrankung auf der alleinigen Basis einer psychiatrischen Diagnose sowie

• Monokausale Zuschreibungen („Vergiftungshypothese“) bei chronischen Verlaufsformen.

mehr zu diesem themaHandlungsorientierte umweltmedizinische Praxisleitlinie. Deutscher Berufsverband der Umweltmediziner e. V. (Hrsg.) Ber-lin, 2011, www.dbu-online.de

DR. ANKE BAUER, FACHKLINIKEN NORDFRIESLAND, ET AL.

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ÄRZTE UNDQM-MITARBEITER tHeMa: Qualitätsmanagement – die G-BA Richtlinie erfüllen

datuM: 21. MÄRZ, 14.00 BIS 18.00 UHR

Wie sind die Anforderungen aus der Richtlinie „Qualitätsmanagement in der vertragsärztlichen Versorgung“ des Gemeinsamen Bundesausschus-ses mit möglichst geringem Aufwand umzusetzen? Welche gesetzlichen Anforderungen stellen ggf. ein Haftungsrisiko für die Praxis dar? Wie kann ein QM-System die Umsetzung erleichtern?

In dem Seminar werden unter anderem die folgenden Inhalte behandelt:• Was muss zur Erfüllung der Richtlinie dokumentiert werden? • Wie kann die Dokumentation schnell und systematisch erfolgen?• Welche Beauftragten muss meine Praxis haben?• Welche Themen sind regelmäßig zu unterweisen?• Welche Anforderungen bestehen bei Themen wie Arbeitsschutz,

Medizinprodukte und Hygiene?

In dem Seminar erhalten Sie neben nützlichen Informationen u.a. auch Checklisten und Unterweisungsunterlagen, die Sie direkt in Ihrer Praxis einsetzen können. Sie erfahren außerdem wie Sie Ihre KV bei der Umset-zung von QM unterstützt.

ORT: Sitzungszentrum der KVSH, Bismarckallee 1– 6, 23795 Bad Segeberg, Raum „Auto“

TEILNAHMEGEBÜHR: 50 Euro

FORTBILDUNGSPUNKTE: 5

TEILNAHMEBEDINGUNGEN: Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, werden die Anmeldungen in der Reihenfolge des Posteingangs berücksichtigt. Erhalten Sie keine Absage, so gilt die Teilnahme als bestätigt.

Abt. QualitätssicherungBismarckallee 1 – 6, 23795 Bad Segeberg Angelika Ströbel Regina Steffen Telefon 04551 883 204 04551 883 292Fax 04551 883 7204 04551 883 7292E-Mail [email protected] [email protected]

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SeminareW A S , W A N N , W O ?

Zu Seminaren wird nicht mehr persönlich eingeladen.

Bekanntmachungen erfolgen ausschließlich über das

Nordlicht.

tHeMa: Die Arztabrechnung – Sie fragen, wir antworten

datuM: 21. MÄRZ, 14.30 BIS 17.30 UHR

Im Rahmen dieses Seminars werden wir mit Ihren Mitarbeiterinnen ins-besondere aktuelle Abrechnungsfragen zum EBM und zur GOÄ erörtern.

REFERENTEN: Petra Lund, Abrechnungsleiterin Christiane Reuter, Referentin, Abrechnungsabteilung Dieter Struck, Referent, Abrechnungsabteilung Andrea Werner, Referentin, Abrechnungsabteilung Thomas Stefaniw, Referent, Abrechnungsabteilung Thomas Frohberg, Abteilung Verordnungsmanagement Jörg Ruge, Privatärztliche Verrechnungsstelle

ORT: Hotel „Altes Gymnasium“, Süderstraße 6–8, 25813 Husum

TEILNAHMEGEBÜHR: Das Seminar ist kostenfrei.

TEILNAHMEBEDINGUNGEN: Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Verbindliche Anmeldungen werden bis zum 12. März 2012 in schriftlicher Form ange-nommen (Brief/Fax oder E-Mail) und in der Reihenfolge des Posteingangs berücksichtigt.

FÜRMEDIZINIScHE FAcHANGESTELLTE

Abt. QualitätssicherungBismarckallee 1 – 6, 23795 Bad Segeberg Nadine Kruse Telefon 04551 883 332 Fax 04551 883 374E-Mail [email protected]

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Abt. QualitätssicherungBismarckallee 1 – 6, 23795 Bad Segeberg Detlef Greiner Regina Steffen Tel. 04551 883 527 04551 883 292Fax 04551 883 7527 04551 883 7292E-Mail [email protected] [email protected]

datuM: 23. MÄRZ, 15.00 BIS 21.00 UHR 24. MÄRZ, 9.00 BIS 17.00 UHR

FÜR ÄRZTE UND PSycHOTHERAPEUTENtHeMa: Moderatorengrundausbildung für Qualitätszirkel

Ergebnisorientiertes Arbeiten im Qualitätszirkel erfordert Moderation. Sie sollte zielorientiert, achtsam und methodisch sein. Dies erfordert Übung und Methodik. Beides sind wesentliche Bestandteile dieser speziellen Moderatorengrundausbildung für die Qualitätszirkelarbeit. In den letzten Jahren wurden viele Techniken und sogenannte Qualitätszirkeldramatur-gien erwickelt, die dem Moderator die Arbeit erheblich erleichtern können. Die Teilnehmer werden in der Grundausbildung qualifiziert, • das Setting eines Qualitätszirkels zu erarbeiten,• den Zirkel zu moderieren,• verschiedene QZ-Techniken bedarfsgerecht einzusetzen,• die Gruppenprozesse in Qualitätszirkelsitzungen zu steuern und• mit schwierigen Situationen in Gruppenprozessen umzugehen.

INHALTE DES SEMINARS:• Moderationstechniken• Dramaturgien• Übung von Moderationssituationen• Umgang mit Teilnehmern• Kommunikation und Gruppendynamik• Rahmenbedingungen zur Qualitätszirkelarbeit• Gründung von Qualitätszirkeln

ORT: Sitzungssaal der Abgeordnetenversammlung im Hause der KVSH, Bismarckallee 1 – 6, 23795 Bad Segeberg

TEILNAHMEGEBÜHR: 200 EURO PRO PERSON, inkl. Tagungspauschale für Material und Verpflegung

FORTBILDUNGSPUNKTE: 20

TEILNAHMEBEDINGUNGEN: Die vorhandenen Seminarplätze werden nach Eingang der Rückmeldung und vorrangig an Mitglieder der KVSH vergeben.

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tHeMa: Änderungen der Regelwerke zum Strahlenschutz

datuM: 21. MÄRZ, 15.30 BIS 18.45 UHR

In Zusammenarbeit mit den Ärztlichen Stellen in Schleswig-Holstein lädt die Abteilung Qualitätssicherung alle in der Röntgendiagnostik, Nukle-armedizin und Strahlentherapie tätigen Ärzte sehr herzlich zu diesem Seminar ein. Ziel der Veranstaltung ist es, die aktuellen Neuerungen und Verordnungen und deren praktische Umsetzung für die genannten Unter-suchungsbereiche aufzuzeigen.

THEMENScHWERPUNKTE:• Röntgenverordnung: Das hat sich geändert• Strahlenschutzverordnung: Wichtige Neuerungen• Diagnostische Referenzwerte in der Radiologie – Wie werden sie errechnet und was ist zu bedenken?• Richtlinie Strahlenschutz in der Medizin: Neue Vorgaben

REFERENTEN: Andreas Ernst-Elz, Ministerium für Justiz, Gleichstellung und Integration

ORT: Sitzungssaal der Abgeordnetenversammlung im Hause der KVSH, Bismarckallee 1 – 6, 23795 Bad Segeberg

TEILNAHMEGEBÜHR: Das Seminar ist kostenfrei.

FORTBILDUNGSPUNKTE: 4

TEILNAHMEBEDINGUNGEN: Anmeldungen bitte schriftlich bis zum 12. März 2012 an:

FÜRÄRZTE

Abt. QualitätssicherungBismarckallee 1 – 6, 23795 Bad Segeberg Nadine Kruse Telefon 04551 883 332 Fax 04551 883 374E-Mail [email protected]

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VeranstaltungenKVSH4. APRIL, 15.00 BIS 18.00 UHRInfomarkt der KVSHOrt: Saal der Abgeordnetenversammlung der KVSHInfo: Bianca Hartz, Abteilung Zulassung/Praxisberatung, Tel. 04551 883 255, E-Mail: [email protected] Marco Dethlefsen, Gesundheitspolitik und Kommunikation, Tel. 04551 883 381, E-Mail: [email protected] www.kvsh.de

KVSH-Kreisstellen18. APRIL, 18.00 UHR Workshop und Podiumsdiskussion zur Gesundheit- und SozialpolitikOrt: Ringhotel Waldschlösschen, Kolonnenweg 152, 24837 SchleswigInfo: Tel. 04621 951950 E-Mail: [email protected]

Schleswig-Holstein7. MÄRZ, 18.00 BIS 19.30 UHR Herzchirurgie up-to-date 2012Ort: Radisson Blu Hotel, Willy-Brand-Allee 6, 23554 LübeckInfo: Kontakt: Petra Lingens, Tel. 0451 500 2108, Fax 0451 500 2051 E-Mail: [email protected] www.uksh.de

17. MÄRZ, 9.00 BIS 16.00 UHR Das kleine Herz im UltraschallOrt: Atlantic Hotel, Schmiedestraße 15, 23552 LübeckInfo: Kontakt: Marion Minack, Tel. 0451 500 2140, Fax 0451 500 2192, Veranstaltungsbeitrag 50 Euro, E-Mail: [email protected] www.uksh.de

22. MÄRZ, 16.30 BIS 18.30 UHR NierenlebendspendeOrt: Hörsaal der Chirurgie, Arnold-Heller-Str. 3, Haus 18, 24105 KielInfo: Anmeldung bis zum 12. März unter Tel. 0431 597 4341, Fax 0431 597 1187 E-Mail: [email protected] www.uksh.de

22. MÄRZ, 20.00 UHRFallstricke der LeichenschauOrt: ConventGarten, RendsburgInfo: Referent: Prof. Dr. Kaatsch, Kontakt: Dr. Achim Distelkamp, Tel. 04331 663966, Fax 04331 663929 E-Mail: [email protected] www.aev-rd.de

Wir übernehmen nur

für KVSH-Termine Gewähr.

17. MÄRZ, 9.00 BIS 13.15 UHR Fokus Beatmung: Von den Grundlagen zur AnwendungOrt: Campus Lübeck, Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Audimax, Hörsaal 4, Mönkhofer Weg 245, 23562 LübeckInfo: Kontakt: Ingrid Richter, Tel. 0451 500 2766, Fax 0451 500 3405, E-Mail: [email protected] www.uksh.de

28. MÄRZ, 17.00 BIS 19.00 UHR Neuroonkologisches SymposiumOrt: Atlantic Hotel, Schmiedestraße 9-15, 23552 LübeckInfo: Kontakt: Silke Hüttmann, Tel. 0451 500 2076, Fax 0451 500 6191 E-Mail: [email protected] www.uksh.de

20. BIS 21. APRIL, 10.00 BIS 17.30 UHR (FREITAG), 8.30 BIS 12.00 UHR (SAMSTAG) An den Grenzen der Prostatakrebs-TherapieOrt: Atlantic Hotel Kiel, Raiffeisenstraße 2, 24103 KielInfo: Tel. 03643 2468 0, Fax 03643 2468 31 E-Mail: [email protected] www. urologie-kiel.de

16. BIS 20. APRIL DGHO-Seminar, Basiskurs Hämatologisches LaborOrt: Städtisches Krankenhaus Kiel, Konferenzraum, Haus 2, 2. OG, Eingang MetzstraßeInfo: Anmeldeschluss: 17. März, Ansprechpartner: Inges Kunft, Tel. 0431 1697 1268, Fax 0431 1697 1264 E-Mail: [email protected] www.uksh.de

25. APRIL, 14.30 BIS 18.00 UHR Erfolgreiches Impfen im TeamOrt: Lebensmittelinstitut KIN, Wasbeker Straße 324, 24537 NeumünsterInfo: Anmeldung: Landesvereinigung für Gesundheitsförderung in Schleswig-Holstein, Tel. 0431 94294, Fax 0431 94871 E-Mail: [email protected] www.lv-gesundheit-sh.de

3. MAI, 20.00 UHRcervix-carcinom, der neuste StandOrt: ConventGarten, RendsburgInfo: Referent: Prof. O. Behrens, Rendsburg, Tel. 04331 663966, Fax 04331 663929 E-Mail: [email protected] www.aev-rd.de

Deutschland9. MÄRZ, 9.00 BIS 18.00 UHR1. Berliner KnorpelsymposiumOrt: DRK Klinikum Westend, Hörsaal, Spandauer Damm 130, 14050 BerlinInfo: Organisation: Intercongress GmbH, Tel. 0761 69699 0, Fax 0761 69699 11 E-Mail: www.berliner-knorpelsymposium.de www.intercongress.de

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Ansprechpartner der KVSHK O N T A K T

VorstandVorstandsvorsitzende Dr. Ingeborg Kreuz .................................................................. 218/355Stellvertretender Vorstandsvorsitzender Dr. Ralph Ennenbach ............................................................... 218/355

Geschäftsstelle Operative Prozesse Ekkehard Becker .................................................... ..........................486

AbteilungenAbrechnung Petra Lund (Leiterin)/Ernst Sievers (stellv. Leiter) ................. 306/245 Fax ................................................................................................... 322Abteilung Recht – Justitiar Klaus-Henning Sterzik (Leiter) ................................................. 230/251Abteilung Recht Maria Behrenbeck ........................................................................... 251 Hauke Hinrichsen ............................................................................. 265 Tom-Christian Brümmer ................................................................... 474 Esther Petersen................................................................................ 498Ärztlicher Bereitschaftsdienst Thomas Miklik (BD-Beauftr. d. Vorstands) ...................................... 579 Alexander Paquet (Leiter) ............................................................... 214Akupunktur Doreen Knoblauch ........................................................................... 445Ambulantes Operieren Stephanie Purrucker ........................................................................ 459Arthroskopie Stephanie Purrucker ........................................................................ 459Ärztliche Stelle (Röntgen) Kerstin Weber .................................................................................. 529 Uta Markl ......................................................................................... 393 Tanja Ohm-Glowik ............................................................................ 386 Nina Söth ......................................................................................... 571Ärztliche Stelle (Nuklearmedizin/Strahlentherapie) Kerstin Weber .................................................................................. 529 Thomas Müller ................................................................................. 325Arztregister Anja Scheil/Dorit Scheske ............................................................... 254Assistenz-Genehmigung Brigitte Gottwald ............................................................................. 255 Renate Tödt ..................................................................................... 358Balneophototherapie Michaela Schmidt ............................................................................ 266Betriebswirtschaftliche Beratung Marion Grosse .................................................................................. 343chirotherapie Michaela Schmidt ............................................................................ 266Dermatohistologie Marion Frohberg .............................................................................. 444Dialyse-Kommission/LDL Marion Frohberg .............................................................................. 444Diabetes-Kommission Aenne Villwock ................................................................................ 369

DMP Team Marion Frohberg ............................................................................. 444 Helga Hartz ..................................................................................... 453 Caroline Polonji .............................................................................. 280 Kevin Maschmann ........................................................................... 326 Tanja Glaw ....................................................................................... 685 Drogensubstitution Astrid Patscha .................................................................................. 340 Christine Sancion ............................................................................. 470EDV in der Arztpraxis Timo Rickers .................................................................................... 286 Janin Looft ....................................................................................... 324 Tobias Kantereit ............................................................................... 320Ermächtigungen Susanne Bach-Nagel ......................................................................... 378 Daniel Jacoby .................................................................................... 259 Katja Fiehn ....................................................................................... 291 Tyneke Grommes ............................................................................. 462ESWL Marion Frohberg ............................................................................. 444Finanzen Karl-Heinz Buthmann (Leiter) .......................................................... 208Formularausgabe Sylvia Warzecha ............................................................................... 250Fortbildung/Veranstaltungen Nadine Kruse ................................................................................... 332Fortbildungspflicht nach Paragraf 95 SGB V Detlef Greiner .................................................................................. 527Früherkennungsuntersuchung Kinder (Hausärzte) Heike Koschinat ............................................................................... 328Gesundheitspolitik und Kommunikation Esther Rüggen (Leiterin) ................................................................. 431Hautkrebs-Screening Kevin Maschmann .......................................................................... 326Hausarztzentrierte Versorgung Heike Koschinat .............................................................................. 328Herzschrittmacherkontrollen Monika Vogt .................................................................................... 366Histopathologie im Rahmen Hautkrebs-Screening Kevin Maschmann ........................................................................... 326HIV/AIDS Doreen Knoblauch ........................................................................... 445Homöopathie Kevin Maschmann ........................................................................... 326HVM-Team/Service-Team Stephan Rühle (Leiter) .................................................................... 334Internet Jakob Wilder .................................................................................... 475 Borka Totzauer ................................................................................. 356Invasive Kardiologie Monika Vogt .................................................................................... 366Interventionelle Radiologie Grit Albrecht ................................................................................... 533Kernspintomographie Grit Albrecht .................................................................................... 533

Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-HolsteinBismarckallee 1 - 6, 23795 Bad SegebergZentrale 04551 883 0, Fax 04551 883 209

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Koloskopie Melanie Krille .................................................................................. 321Koordinierungsstelle Weiterbildung Petra Fitzner .................................................................................... 384Krankengeldzahlungen Doris Eppel ....................................................................................... 220Laborleistung (32.3) Marion Frohberg ............................................................................. 444Langzeit-EKG Monika Vogt .................................................................................... 366Mammographie (kurativ/Screening) Kathrin Zander ................................................................................. 382 Anja Liebetruth ................................................................................ 302Molekulargenetik Marion Frohberg .............................................................................. 444Niederlassung/Zulassung/Psychotherapeuten Susanne Bach-Nagel ........................................................................ 378 Katja Fiehn ....................................................................................... 291Niederlassung/Zulassung/Ärzte Evelyn Kreker .................................................................................. 346 Tyneke Grommes ............................................................................. 462 Daniel Jacoby ................................................................................... 259 Nicole Geue ..................................................................................... 303 Petra Fitzner .................................................................................... 384Niederlassungsberatung Evelyn Kreker .................................................................................. 346 Bianca Hartz ..................................................................................... 255 Susanne Bach-Nagel ........................................................................ 378 André Zwaka .................................................................................... 327Nordlicht aktuell Borka Totzauer ............................................................................... 356 Jakob Wilder .................................................................................... 475Nuklearmedizin Grit Albrecht .................................................................................... 533Onkologie Doreen Knoblauch ........................................................................... 445Otoakustische Emissionen Michaela Schmidt ............................................................................ 266Patientenauskunft Paragraf 305 SGB V Detlef Greiner .................................................................................. 527Personal Christine Storm ................................................................................. 260 Lars Schönemann .............................................................................. 275 Anke Tonn ......................................................................................... 295 Anke Siemers .................................................................................. 333 Dirk Ludwig ....................................................................................... 425 Fax ................................................................................................... 451Phototherapeutische Keratektomie Stephanie Purrucker ........................................................................ 459Photodynamische Therapie am Augenhintergrund Stephanie Purrucker ........................................................................ 459Physikalisch-Medizinische Leistungen Michaela Schmidt ............................................................................ 266Plausibilitätsausschuss Hauke Hinrichsen .............................................................................. 265 Susanne Hammerich ......................................................................... 686 Ulrike Moszeik ................................................................................. 336 Rita Maass ....................................................................................... 467Polygraphie/Polysomnographie Marion Frohberg .............................................................................. 444

K O N T A K T

Pressesprecher Marco Dethlefsen ............................................................................ 381 Fax .................................................................................................. 396Psychotherapie Melanie Krille .................................................................................. 321Qualitätssicherung Aenne Villwock (Leiterin) ........................................................ 369/262 Fax ................................................................................................... 374Qualitätszirkel/Qualitätsmanagement Angelika Ströbel .............................................................................. 204 Detlef Greiner .................................................................................. 527 Regina Steffen ................................................................................. 292 Fax ................................................................................................... 374QuaMaDi Kathrin Zander ................................................................................. 382Radiologie-Kommission Aenne Villwock ................................................................................ 369 Angela Cabella ................................................................................. 458Röntgen (Anträge) Grit Albrecht .................................................................................... 533Röntgen (Qualitätssicherung) Angela Cabella ................................................................................. 458Rückforderungen der Kostenträger Heinz Szardenings ........................................................................... 323Schmerztherapie Monika Vogt .................................................................................... 366Service-Team/Hotline Telefon ..................................................................................... 388/883 Fax ................................................................................................... 505Sonographie (Anträge) Ute Tasche ....................................................................................... 485Sonographie (Qualitätssicherung) Susanne Paap .................................................................................. 228 Christina Bernhardt .......................................................................... 315Sozialpsychiatrie-Vereinbarung Melanie Krille .................................................................................. 321Soziotherapie Melanie Krille .................................................................................. 321Sprechstundenbedarf Heidi Dabelstein .............................................................................. 353Strahlentherapie Grit Albrecht .................................................................................... 533Struktur und Verträge Dörthe Deutschbein (Leiterin) ......................................................... 331 Fax ................................................................................................... 488Team Verordnung Thomas Frohberg ............................................................................. 304Team Verordnung Hilfsmittel Anna-Sofie Plath .............................................................................. 362Telematik-Hotline ................................................................................. 888Teilzahlungen Brunhild Böttcher............................................................................. 231Tonsillotomie, BKK VAG-Nord, BARMER GEK Doreen Knoblauch ........................................................................... 445Umweltmedizin/Umweltausschuss Marion Frohberg ............................................................................. 444Vakuumbiopsie Dagmar Martensen ......................................................................... 687Verordnung medizinische Rehaleistungen Christine Sancion ............................................................................. 470

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Widersprüche (Abteilung Recht) Gudrun Molitor ................................................................................ 439Zulassung Bianca Hartz (Leiterin) ............................................................. 255/358 Fax ................................................................................................... 276Zweigpraxis Karsten Wilkening............................................................................ 561Zytologie Marion Frohberg .............................................................................. 444

Stelle nach Paragraf 81a SGB V: Bekämpfung von Fehlverhalten im Gesundheitswesen Klaus-Henning Sterzik .............................................................. 230/251

PrüfungsstelleRosenstr. 28, 23795 Bad Segebergtel. 04551 9010 0, Fax 04551 901022

Vorsitzender des Beschwerdeausschusses Dr. Johann David Wadephul ........................................................ 90100 Prof. Günther Jansen (Stellvertreter) .......................................... 90100Leiter der Dienststelle Markus Eßfeld ............................................................................ 901021Verordnungsprüfung Elsbeth Kampen ........................................................................ 901023 Dr. Michael Beyer ...................................................................... 901015 Dorthe Flathus-Rolfs .................................................................. 901015 Astrid Stamer ............................................................................. 901024Arznei-/Pharmakotherapie-Beratung (prüfungsbezogen) Elsbeth Kampen ........................................................................ 901023 Dr. Michael Beyer ...................................................................... 901015 Evelyn Sonnenrein ..................................................................... 901024 Honorarprüfung Birgit Wiese ............................................................................... 901012 Hans-Peter Morwinski ............................................................... 901011 Zweitmeinungsverfahren Gastroenterologie Hans-Peter Morwinski ............................................................... 901011Zweitmeinungsverfahren Rheuma Birgit Wiese ............................................................................... 901012Service Verordnungsprüfung Manuela Johnsen ....................................................................... 901020 Tanja Bauer ........................................................................... ..... 901016 Susanne Schuldt.................................................................... ..... 901025Service Honorarprüfung Sabine Kruse ............................................................................. 901016

K O N T A K T

An diese Stelle nach Paragraf 81a SGB V kann sich jede Person wenden. Es handelt sich um eine organisatorisch verselbstständigte und weisungsungebundene Einrichtung. Sie hat im Rahmen ihres gesetzlichen Auftrages allen genügend substanziierten Hinweisen auf Sachverhalte nachzugehen, die auf Unregelmäßigkeiten oder auf eine rechtswidrige oder zweckwidrige Nutzung von Finanzmitteln im Zusammenhang mit den Aufgaben der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein hindeuten und die aufgrund der einzelnen Anga-ben oder der Gesamtumstände glaubhaft erscheinen.

Nordlicht aktuell

Offizielles Mitteilungsblatt der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein

Herausgeber Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein Dr. Ingeborg Kreuz (v.i.S.d.P.)Redaktion Marco Dethlefsen (Leiter); Prof. Jens-Martin Träder (stellv. Leiter); Borka Totzauer (Layout); Jakob Wilder Redaktionsbeirat Ekkehard Becker; Dr. Ralph Ennenbach; Reinhardt Hassenstein; Dr. Ingeborg Kreuz; Esther Rüggen Druck Grafik + Druck, Kiel Fotos iStockphoto

Anschrift der Redaktion Bismarckallee 1– 6, 23795 Bad Segeberg,Tel.: 04551 883 356, Fax: 04551 883 396, E-Mail: [email protected], www.kvsh.de

Das Nordlicht erscheint monatlich als Informationsorgan der Mitglieder der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein. Namentlich gekennzeichnete Beiträge und Leserbriefe geben nicht immer die Meinung des Herausgebers wieder; sie dienen dem freien Meinungsaustausch. Jede Einsendung behandelt die Redaktion sorgfältig. Die Redaktion behält sich die Auswahl der Zuschriften sowie deren sinnwahrende Kürzung ausdrücklich vor. Die Zeitschrift, alle Beiträge und Abbildungen sind urheberrecht-lich geschützt. Nachdruck nur mit schriftlichem Einverständnis des Herausgebers. Wenn aus Gründen der Lesbarkeit die männliche Form eines Wortes genutzt wird („der Arzt“), ist hiermit selbstver-ständlich auch die weibliche Form gemeint („die Ärztin“).

I m p r e s s u m

Zentrale Stelle Mammographie-ScreeningRosenstr. 28, 23795 Bad Segeberg Tel ................................................................................................... 898900Fax ............................................................................................... 8989089Dagmar Hergert-Lüder (Leiterin) ..................................................... 8989010

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KielKreisstelle: Herzog-Friedrich-Str. 49, 24103 Kiel Tel .............................................................................................. 0431 93222 Fax ......................................................................................... 0431 9719682Wolfgang Schulte am Hülse, AllgemeinarztTel ............................................................................................ 0431 541771 Fax ........................................................................................... 0431 549778 E-Mail ..................................................................... [email protected]

LübeckKreisstelle: Parade 5, 23552 Lübeck, Tel .............................................................................................. 0451 72240 Fax ......................................................................................... 0451 7063179Dr. Andreas Bobrowski, LaborarztTel ........................................................................................... 0451 610900 Fax ......................................................................................... 0451 6109010 E-Mail .............................................................. [email protected]

FlensburgKreisstelle: Berglücke 5, 24943 FlensburgTel ............................................................................................. 0461 42939 Fax ............................................................................................. 0461 46891Dr. Wolfgang Barchasch, FrauenarztTel .............................................................................................. 0461 27700 Fax ............................................................................................ 0461 28149 E-Mail ............................................................ [email protected]

NeumünsterJörg Schulz-Ehlbeck, hausärztl. InternistTel ........................................................................................... 04321 47744 Fax ........................................................................................... 04321 41601 E-Mail ..................................................... [email protected]

Kreis DithmarschenBurkhard Sawade, Praktischer ArztTel .............................................................................................. 04832 8128 Fax ............................................................................................. 04832 3164 E-Mail ..................................................... [email protected]

Kreis Herzogtum LauenburgDr. Monika Schliffke, AllgemeinärztinTel .............................................................................................. 04541 3585 Fax .......................................................................................... 04541 84391 E-Mail .......................................................... [email protected]

Kreis NordfrieslandDr. Martin Böhm, InternistTel ............................................................................................. 04841 5037 Fax ............................................................................................. 04841 5038 E-Mail ..................................................... [email protected]

Kreis OstholsteinDr. Thomas Schang, chirurgTel ............................................................................................ 04521 72606 Fax ......................................................................................... 04521 409433 E-Mail ......................................................... [email protected]

Kreis PinnebergDr. Zouheir Hannah, OrthopädeTel ............................................................................................ 04106 82525 Fax ........................................................................................... 04106 82795 E-Mail ........................................................... [email protected]

Kreis PlönDr. Joachim Pohl, AllgemeinarztTel .............................................................................................. 04526 1000 Fax ............................................................................................ 04526 1849 E-Mail .................................................................. [email protected]

Kreis Rendsburg-Eckernfördecarl culemeyer, AllgemeinarztTel .............................................................................................. 04353 9595 Fax ............................................................................................. 04353 9555 E-Mail ....................................................................... [email protected]

Kreis Schleswig-FlensburgDr. carsten Petersen, InternistTel .......................................................................................... 04621 951950 Fax .......................................................................................... 04621 20209 E-Mail ........................................................... [email protected]

Kreis SegebergDr. Dieter Freese, AllgemeinarztTel ............................................................................................ 04551 83553 Fax ........................................................................................ 04551 879728 E-Mail ............................................................ [email protected]

Kreis SteinburgDr. Klaus-Heinrich Heger, InternistTel .............................................................................................. 04124 2822 Fax ............................................................................................ 04124 7871 E-Mail ............................................................ [email protected]

Kreis StormarnDr. Hans Irmer, ArztTel ............................................................................................ 04102 52610 Fax .......................................................................................... 04102 52678 E-Mail ............................................................. [email protected]

Kreisstellen der KVSH

K O N T A K T

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VorschauEINLADUNG

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an:

Bianca Hartz Tel.: 04551 883 255E-Mail: [email protected]

Marco DethlefsenTel: 04551 883 381E-Mail: [email protected]

im Abgeordnetensaal der KVSH, Haus 2, 3. Stock, Bismarckallee 1- 6, 23795 Bad Segeberg

INFOMARKT DER KVSH4. April 2012 von 15.00 bis 18.00 Uhr

Eine Anmeldung ist

nicht erforderlich.

Die Stände:

- Abrechnung- Honorarverteilung- IT in der Praxis- Qualitätssicherung - Verordnungen- Struktur und Verträge- Praxisberatung