Normen für den Mottier-Test - Er · PDF fileNormen für den Mottier-Test bei 4- bis...

23
Normen für den Mottier-Test bei 4- bis 12-jährigen Kindern Hans Gamper Ursula Keller Nadine Messerli Monique Moser Johannes Wüst Bern, im Juni 2012

Transcript of Normen für den Mottier-Test - Er · PDF fileNormen für den Mottier-Test bei 4- bis...

Page 1: Normen für den Mottier-Test - Er · PDF fileNormen für den Mottier-Test bei 4- bis 12-jährigen Kindern Hans Gamper Ursula Keller Nadine Messerli Monique Moser Johannes Wüst Bern,

Normen für den Mottier-Test bei 4- bis 12-jährigen Kindern

Hans Gamper

Ursula Keller

Nadine Messerli

Monique Moser

Johannes Wüst

Bern, im Juni 2012

Page 2: Normen für den Mottier-Test - Er · PDF fileNormen für den Mottier-Test bei 4- bis 12-jährigen Kindern Hans Gamper Ursula Keller Nadine Messerli Monique Moser Johannes Wüst Bern,

Das Projektteam bedankt sich herzlich beim Ressort Praxisforschung der Erziehungs­

beratung des Kantons Bern für die Unterstützung des Projekts. Mitgetragen wurde das

Projekt insbesondere vom früheren Stellenleiter Bern, Herrn Prof. Dr. H. Gamper, seiner

Nachfolgerin, Frau Dr. L. Schulthess, und von der Stellenleiterin Burgdorf-Langnau, Frau. D.

Hohn sowie von zahlreichen weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verschiedener

Erziehungsberatungsstellen des Kantons Bern.

Ein grosser Dank gebührt der Schulleitungen und Lehrpersonen, welche mit ihren Schul- und

Kindergartenklassen an der Studie teilgenommen haben. Mit ihrer Offenheit und Flexibilität

leisteten sie einen grundlegenden Beitrag in der Datenerhebung.

Die Pädagogische Hochschule Bern (PH) ermöglichte die Zusammenarbeit mit PH-Studie­

renden in der Phase der Datenerhebung. Der Wissenschaft verpflichtet, haben sie, wie auch

Assistentinnen der Erziehungsberatung Bern, mit grossem Engagement zum Gelingen

dieser Studie beigetragen.

Für ihre Unterstützung bei der Datenauswertung und ihr Mitdenken bei Fragen, die sich bei

der Diskussion der Ergebnisse stellten, bedanken wird uns bei Frau Prof. Dr. C. Roebers der

Universität Bern.

Allen Beteiligten gilt unser Dank für die wertvolle und erfolgreiche Zusammenarbeit.

2

Page 3: Normen für den Mottier-Test - Er · PDF fileNormen für den Mottier-Test bei 4- bis 12-jährigen Kindern Hans Gamper Ursula Keller Nadine Messerli Monique Moser Johannes Wüst Bern,

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ..................................................................................................................... 4

2 Methode........................................................................................................................ 8

2.1 Studiendesign und Durchführung........................................................................... 8

2.2 Stichprobe.............................................................................................................. 9

3 Ergebnisse ..................................................................................................................10

4 Diskussion ..................................................................................................................14

5 Literaturverzeichnis....................................................................................................17

6 Anhang ........................................................................................................................19

6.1 Anhang A..............................................................................................................19

6.2 Anhang B..............................................................................................................22

3

Page 4: Normen für den Mottier-Test - Er · PDF fileNormen für den Mottier-Test bei 4- bis 12-jährigen Kindern Hans Gamper Ursula Keller Nadine Messerli Monique Moser Johannes Wüst Bern,

1 Einleitung

In der Abklärung und Beurteilung von Kindern und Jugendlichen mit Verhaltens- oder

Leistungsauffälligkeiten nehmen neuropsychologische Fragestellungen einen wichtigen

Stellenwert ein. Wissenschaftlich fundierte Tests zu verschiedenen Funktionsbereichen

tragen wesentlich dazu bei, Fähigkeiten und Defizite zu erfassen und daraus Behandlungs­

möglichkeiten abzuleiten und Förderhinweise zu geben.

Die vorliegende Studie befasst sich mit dem von Kinder- und Jugendpsychologinnen und­

psychologen, aber auch von Logopädinnen und Logopäden, Kinderärztinnen und Kinder­

ärzten, eingesetzten Mottier-Test, der Aspekte der auditiven Wahrnehmung und

Verarbeitung überprüft.

Der Mottier-Test geht auf die Zürcher Logopädin Grete Mottier zurück, die sich in den 30er

und 40er Jahren des letzten Jahrhunderts intensiv mit Schülerinnen und Schülern mit einer

Lese- oder Schreibstörung befasste. Das Bewusstsein für isolierte Lernstörungen war in

dieser Zeit noch kaum gegeben. Grete Mottier kritisierte, dass Kinder teilweise einzig auf­

grund ungenügender Leistungen im Lesen und Schreiben in die Hilfsschule versetzt wurden,

weil diese damals mit der allgemeinen intellektuellen Leistungsfähigkeit in einem direkten

Zusammenhang gesehen wurden. Mottier setzte sich für eine individuell zugeschnittene

Förderung der betroffenen Kinder ein. Aufgrund eigener Überlegungen und Verfahren konnte

Mottier feststellen, dass bei Kindern mit einer Störung im Lesen und Schreiben auch andere

sprachliche Ausfälle wie ungenaue Artikulation, primitiver Satzbau, Schwierigkeiten im

Satzbau, Schwierigkeiten im Nachsprechen, unsicheres Sprachverständnis, erschwerte

Wortfindung bei optisch oder verbal dargebotenen Aufgaben, geringe Konstanz der Wort­

gestalt oder auch schlechte Leistungen im Erkennen von Rhythmen und Melodien auftraten.

Sie ging deshalb davon aus, dass in solchen Fällen die Störung des Lesens und Schreibens

als eine Folge einer zentralen Störung aufgefasst werden muss (Mottier, 1951).

Als Ergänzung zu damals gängigen Tests entwickelte Mottier 1951 die heute als „Mottier-

Test“ bekannte Liste von Kunst- oder Nichtwörtern (siehe Tabelle 1). Die Aufgabe besteht im

folgerichtigen Nachsprechen von sinnleeren Wörtern aus Konsonant-Vokal-Verbindungen in

ansteigender Länge. Bei der Reproduktion kann folglich nicht auf Repräsentationen im men­

talen Lexikon zurückgegriffen werden. Ausserdem sind in der Artikulation keine Restriktionen

enthalten, da es sich um die Reihung einfacher Konsonant-Vokal-Silben ohne konsonanti­

sche Häufung handelt (Risse und Kiese-Himmel, 2009). Insgesamt sind es 30 solcher Kunst­

wörter, jeweils sechs Aufgaben gleicher Silbenlänge, beginnend mit zwei und endend mit

sechs Silben. Um das Ablesen von den Lippen zu vermeiden, sind die Kunstwörter den

4

Page 5: Normen für den Mottier-Test - Er · PDF fileNormen für den Mottier-Test bei 4- bis 12-jährigen Kindern Hans Gamper Ursula Keller Nadine Messerli Monique Moser Johannes Wüst Bern,

Probanden mit leicht abgewandtem Kopf silbenweise im Sekundenabstand vorzusprechen.

Die Summe der korrekt nachgesprochenen Kunstwörter bildet den Ergebnisrohwert.

Tab. 1 Testaufgaben

zweisilbig dreisilbig viersilbig fünfsilbig sechssilbig

re la ka pe to pi ka tu ra ka to pi na fe pe ka to ri se ma

no ma gi bo da ga bo di la ge bi da fi no da go bi la se ta

go du lo re ma mo na lu ra ro na me li ta le ra mi no fe ko

me ra to ki pa to pa ki mu ta pi ku sa we ka po ti la fe sa

lu ri du ga be de ba gu si de go be sa ro bi ga do na fe ra

li mo no ma ri re lo ma no mu ra le no ka no ma li ra ko sa

Die Fähigkeiten, welche der Mottier-Test erfassen soll, werden in der Literatur etwas unter­

schiedlich benannt. Renner, Rothermel und Krampen (2008) sprechen von der Erfassung

der phonologischen Speicherung und Lautdifferenzierung, Wagner (1994) spricht von der

auditiven Differenzierungs- und Merkfähigkeit.

Seibert et al. (2001) konnten in einer Untersuchung zeigen, dass der Mottier-Test kein

einheitliches Konstrukt, sondern einerseits die auditive Merkfähigkeit und andererseits die

Fähigkeit zur phonologischen Lautdifferenzierung erfasst. Die phonologische Lautdifferenzie­

rung ist ein Bestandteil der phonologischen Bewusstheit, welche die Fähigkeit beschreibt, bei

der Aufnahme, der Verarbeitung, dem Abruf und der Speicherung von sprachlichen Informa­

tionen, Wissen über die lautliche Struktur der Sprache heranzuziehen. Risse und Kiese-

Himmel (2009) vermuten, dass bei Problemen bezüglich der Verarbeitung und Speicherung

von Kunstwörtern gleichzeitig Probleme bei der Verarbeitung von bedeutungshaltiger

Sprache bestehen. In verschiedenen Studien konnte ein Zusammenhang zwischen Schwä­

chen in der auditiven Wahrnehmung und dem Auftreten von Sprachentwicklungs- und Lese-

Rechtschreibstörungen gezeigt werden (Renner et al. 2008; Seibert et al. 2001). Seibert et

al. (2001) konnten zeigen, dass vor allem bei Schulanfängern ein Zusammenhang zwischen

der Leistung im Mottier-Test und den Rechtschreibeleistungen besteht.

Erstmals wurden für die von Mottier entwickelte Liste von Kunstwörtern im Jahr 1981 von

Welte Referenzwerte für 4- bis 6-jährige Kindergartenkinder publiziert (Welte, 1981). Die

5

Page 6: Normen für den Mottier-Test - Er · PDF fileNormen für den Mottier-Test bei 4- bis 12-jährigen Kindern Hans Gamper Ursula Keller Nadine Messerli Monique Moser Johannes Wüst Bern,

Silben wurden “bei gleichmässiger Betonung mit verdecktem Mund” (S. 21) vorgegeben. Im

selben Jahr veröffentlichte Bohny Altersmittelwerte für Schweizer Kinder und Jugendliche im

Alter von fünf bis 16 Jahren (Bohny, 1981), die vielerorts bis heute als Vergleichswerte

gelten. Ebenfalls im selben Zeitraum erhob Grissemann (1981) für Schweizer 2. bis 5.

Klässler jeweils Median, mittlere Breite, Minimal- und Maximalwert als Referenzwerte. Er

konnte damals keinen deutlichen Alterszuwachs von der 2. bis zur 5. Klasse feststellen.

Zehn Jahre später überprüfte Wagner (1990) die bestehenden Normen von Bohny (1981) für

deutsche Schüler im Alter von sechs bis 15 Jahren und stellte gegenüber den bisherigen

Referenzwerten generell eine deutliche Leistungsverschlechterung fest. Er diskutierte diesen

Befund einerseits in Hinblick auf Stichprobenabhängigkeit und Versuchsleitereffekte. In

seiner, wie auch in den vorher genannten Untersuchungen, bestanden keine oder nur unge­

naue Vorgaben zur Betonung und zur Geschwindigkeit der Silbenvorgabe. Andererseits zog

er aber auch “eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung wie eine Umwelt mit ständig hohem

Lärmpegel, eine verwaschene Sprache von Sprachvorbildern und eine möglicherweise

gesteigerte Anwendung nonverbaler Kommunikationstechniken, die zu einer Vermehrung

auditiver Wahrnehmungsstörungen beitragen” (S. 36) in Betracht.

Für einzelne Alterstufen präsentieren neuere Untersuchungen aus Deutschland aktuelle

Normen und machen ausserdem Aussagen zu Testgütekriterien, womit sich die früheren

Untersuchungen nicht explizit befassten. So erhob Dockter (2005) für Erstklässler Norm-

werte und Seibert et al. (2001) für Zweit- und Viertklässler. Bei der Normierung für vier- bis

sechsjährige Kinder von Kiese-Himmel und Risse (2009) mit Daten aus dem Jahr 2006

wurden die Aufgaben über einen Tonträger präsentiert, um Lippenablesen und Versuchs­

leitereffekte zu vermeiden. Im Vergleich zu den vor 25 Jahren erhobenen Normwerten für die

gleiche Altersspanne von Welte (1981) liegen die Mittelwerte von Kiese-Himmel und Risse

(2009) deutlich tiefer.

In der Schweiz wurden kürzlich im Rahmen einer Praxisforschungsarbeit mit einer Stichpro­

be von Kindern zwischen sechs und acht Jahren aktuelle Vergleichswerte erhoben (Bürgi,

2011).

Eine Zusammenstellung der bisherigen Studienergebnisse befindet sich in Tabelle 1 im

Anhang A.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass der Mottier-Test von allen Autoren als

ökonomisches Screeningverfahren zur Erfassung der phonologischen Lautdifferenzierung

und der auditiven Merkfähigkeit angesehen wird. Auch wenn die Vergleichbarkeit der ver­

schiedenen Studien aufgrund von Stichprobenauswahl, Stichprobengrösse (oft zu gering)

und unklarer oder uneinheitlicher Durchführung eingeschränkt ist, muss von einer Leistungs­6

Page 7: Normen für den Mottier-Test - Er · PDF fileNormen für den Mottier-Test bei 4- bis 12-jährigen Kindern Hans Gamper Ursula Keller Nadine Messerli Monique Moser Johannes Wüst Bern,

verschlechterung in diesem Bereich über die letzten dreissig Jahre ausgegangen werden.

Auch die Erfahrungen unserer Berufskollegen und -kolleginnen auf den Erziehungsbera­

tungsstellen des Kantons Bern zeigen, dass mit den immer noch oft verwendeten Normen

von Bohny (1981) viele Kinder in einem auffälligen Bereich liegen, welche sich bei zusätzlich

eingesetzten diagnostischen Verfahren als unauffällig herausstellen.

Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, mit einer ausreichend grossen Stichprobe und

einer klar definierten Durchführung aktuelle Normen für ein breites Altersspektrum zu

erheben.

7

Page 8: Normen für den Mottier-Test - Er · PDF fileNormen für den Mottier-Test bei 4- bis 12-jährigen Kindern Hans Gamper Ursula Keller Nadine Messerli Monique Moser Johannes Wüst Bern,

2 Methode

2.1 Studiendesign und Durchführung

Die Datenerhebung fand von Juni 2010 bis Juni 2011 statt. Das Versuchsleiterinnen1-Team

setzte sich einerseits aus PH-Studentinnen, die im Rahmen dieser Studie ein Forschungs­

praktikum absolvierten und andererseits aus Assistentinnen der Kantonalen Erziehungs­

beratungsstellen des Kantons Bern zusammen. Alle Versuchsleiterinnen wurden vorgängig

instruiert und konnten sich bei Fragen jederzeit an das Projektteam wenden.

Die Daten wurden an Kindergärten und Primarschulen im deutschsprachigen Teil des

Kantons Bern erhoben. Die Kontaktaufnahme mit den Kindergärten und Schulen erfolgte

über die Schulleitung, welche ihr Einverständnis zur Durchführung der Tests geben musste,

bevor die einzelnen Lehrpersonen kontaktiert werden konnten. Die Eltern der Kinder wurden

anschliessend mit einem kurzen Informationsschreiben über das Projekt informiert und

aufgefordert, sich bei der Lehrperson oder beim Projektteam zu melden, sollten sie nicht

damit einverstanden sein, dass ihr Kind an der Erhebung teilnimmt (Brief siehe Anhang B).

Kinder, welche zum Zeitpunkt der Erhebung in logopädischer Behandlung waren, wurden

von der Studie ausgeschlossen. Die Testung der Kinder fand am Morgen zwischen 8 und

12.30 Uhr statt. Die Kinder kamen einzeln zu den Versuchsleiterinnen. Die Durchführungs­

zeit variierte je nach Alter und Kompetenz der Kinder. Als Instruktion wurde den Kindern

gesagt: „Du hörst jetzt einige Kunstwörter und wiederholst diese bitte möglichst genau.

Tausche dich mit den andern Kindern erst dann aus, wenn alle den Test gemacht haben“.

Zur Vermeidung von Versuchsleitereffekten wurden die Kunstwörter von einer Audio-CD,

gesprochen von Prof. Dr. H. Gamper, abgespielt. Die einzelnen Silben der Kunstwörter

wurden im Sekundentakt dargeboten. Im Anschluss an die Darbietung folgte eine Pause,

damit das Kind das Wort wiedergeben konnte. Korrekt nachgesprochene Wörter wurden mit

einem Punkt bewertet. Falsch oder unvollständig nachgesprochene Kunstwörter wurden mit

null Punkten bewertet. Sobald alle sechs Kunstwörter der gleichen Silbenlänge nicht richtig

nachgesprochen werden konnten, wurde der Test abgebrochen.

1 Der Einfachheit halber verwenden wir in der Folge nur die weibliche Form, der eine männliche

Versuchsleiter ist selbstverständlich immer mit eingeschlossen.

8

Page 9: Normen für den Mottier-Test - Er · PDF fileNormen für den Mottier-Test bei 4- bis 12-jährigen Kindern Hans Gamper Ursula Keller Nadine Messerli Monique Moser Johannes Wüst Bern,

2.2 Stichprobe

Die Stichprobe umfasst 1563 Kinder im Alter zwischen vier und 13 Jahren, davon sind 768

Jungen (49,1%) und 795 Mädchen (50,9%) (siehe Tabelle 2). Die Geschlechterverteilung

unterscheidet sich über die Altersgruppen hinweg nur geringfügig. Die monolingual deutsch­

sprachigen Kinder waren deutlich in der Mehrheit und machten 2/3 der Stichprobe aus. Ein

Kind wurde aus der Auswertung ausgeschlossen, da es bereits 14 Jahre alt war. Da die

Altersgruppe der 13-jährigen nur 14 Probanden enthält, wurden für diese Altersgruppe keine

Normwerte berechnet.

Tab. 2 Zusammensetzung der Stichprobe nach Alter, Geschlecht und Lingualität.

Alter Jungen Mädchen Mono- Bilingual Gesamt (Jahre) (N) (N) lingual (N) (N) (N)

4 17 33 40 10 50

5 91 98 133 56 189

6 106 119 162 63 225

7 74 76 109 41 150

8 55 71 102 24 126

9 100 88 135 53 188

10 97 114 150 61 211

11 123 109 178 54 232

12 100 78 129 49 178

13 9 5 7 7 14

Gesamt 768 795 1145 418 1563

N Probandenanzahl

9

Page 10: Normen für den Mottier-Test - Er · PDF fileNormen für den Mottier-Test bei 4- bis 12-jährigen Kindern Hans Gamper Ursula Keller Nadine Messerli Monique Moser Johannes Wüst Bern,

3 Ergebnisse

Aufgrund der hohen Probandenanzahl je Alters- und Klassengruppe und der Verteilung der

Rohwerte kann von einer Normalverteilung ausgegangen werden. Zur statistischen Aus­

wertung der Mittelwertsunterschiede wurden deshalb t-Tests und einfaktorielle Varianz­

analysen gerechnet. Bei signifikantem Haupteffekt kam der Post-Hoc Test nach Tukey HSD

zur Anwendung. Es wurde ein Signifikanzniveau von 5% gewählt.

In Tabelle 3 sind die Mittelwerte unterteilt nach Geschlecht und Lingualität dargestellt.

Jungen und Mädchen unterscheiden sich nicht signifikant in ihren Leistungen im Mottier-

Test. Auch wenn man die Mittelwerte nach Altersgruppen betrachtet, zeigen Jungen und

Mädchen in jeder Altersgruppe die gleichen Nachsprechleistungen im Mottier-Test. Zudem

besteht zwischen Kindern, die einsprachig und Kindern, die mehrsprachig aufwachsen, kein

signifikanter Unterschied.

Tab. 3 Anzahl richtig nachgesprochener Kunstwörter im Mottier-Test nach Geschlecht und

Lingualität (max. 30 Kunstwörter)

Alter Jungen M (SD)

Mädchen M (SD)

Monolingual M (SD)

Bilingual M (SD)

4 7.12 (4.66) 8.18 (4.45) 7.95 (4.71) 7.30 (3.92)

5 8.69 (5.29) 9.16 (4.43) 8.98 (4.85) 8.82 (4.91)

6 10.86 (5.55) 11.97 (5.70) 11.53 (5.56) 11.22 (5.90)

7 14.92 (7.03) 15.07 (6.25) 15.48 (6.42) 13.71 (7.04)

8 14.93 (5.23) 15.69 (5.29) 15.52 (5.34) 14.67 (4.92)

9 17.42 (6.03) 18.27 (6.23) 17.90 (6.20) 17.60 (6.08)

10 18.63 (5.20) 19.03 (5.29) 18.85 (5.13) 18.82 (5.54)

11 19.09 (4.64) 18.75 (4.83) 18.91 4.72) 19.00 (4.76)

12 19.91 (4.58) 19.53 (4.60) 19.80 (4.53) 19.59 (4.76)

13 19.80 (4.32) 18.56 (5.34) 15.43 (2.82) 22.57 (3.78)

M Mittelwert, SD Standardabweichung

10

Page 11: Normen für den Mottier-Test - Er · PDF fileNormen für den Mottier-Test bei 4- bis 12-jährigen Kindern Hans Gamper Ursula Keller Nadine Messerli Monique Moser Johannes Wüst Bern,

Es muss somit keine weitere Unterteilung der Gruppen für die Berechnung der Mittelwerte

durchgeführt werden. Die Mittelwerte und Standardabweichungen der Altersgruppen sind in

Tabelle 4 dargestellt.

Tab. 4 Anzahl richtig nachgesprochener Kunstwörter im Mottier-Test im

Altersvergleich (max. 30 Kunstwörter)

Alter N Mittelwert SD Min. Max.

4 50 7.82 4.53 0 20

5 189 8.94 4.86 0 25

6 225 11.44 5.65 0 29

7 150 14.99 6.62 1 29

8 126 15.36 5.26 3 30

9 188 17.82 6.15 6 30

10 211 18.84 5.24 5 30

11 232 18.93 4.72 9 30

12 178 19.74 4.58 9 30

13 14 19.00 4.90 12 27

Gesamt 1563 15.57 6.64 0 30

N Probandenanzahl, SD Standardabweichung

Die Mittelwerte je Altersgruppe unterscheiden sich signifikant voneinander, F (9, 1553) =

94.06, p < .001. Die grossen Spannweiten zwischen den minimal und maximal korrekt

nachgesprochenen Kunstwörtern zeigen, dass eine hohe interindividuelle Leistungs­

variabilität besteht. Die Mittelwerte steigen mit dem Lebensalter an. Mittels Post-Hoc

Gruppenvergleiche wurde der mittlere Leistungsunterschied zwischen den Altersstufen

jährigen unterscheiden sich signifikant voneinander. Im Alter zwischen fünf und sieben sowie

zwischen acht und neun Jahren ist ein starker Anstieg in der Leistung sichtbar. Ab neun

Jahren ist der Leistungszuwachs nicht mehr signifikant.

analysiert. Die Mittelwerte der 5- und 6-jährigen, der 6- und 7-jährigen und der 8- und 9­

Aufgrund der teilweise grossen Mittelwertsunterschiede zwischen den Altersgruppen, vor

allem bei den jüngeren Kindern, wurde ein Vergleich der Mittelwerte in Halbjahresschritten

durchgeführt. Die Mittelwerte sind dargestellt in Tabelle 2 im Anhang A. Der Haupteffekt Alter

11

Page 12: Normen für den Mottier-Test - Er · PDF fileNormen für den Mottier-Test bei 4- bis 12-jährigen Kindern Hans Gamper Ursula Keller Nadine Messerli Monique Moser Johannes Wüst Bern,

Total Anzahl Richtige

Reihe1

ist zwar auch hier signifikant, F (19, 1543) = 45.66, p < .001, die Post-Hoc Mittelwerts-

vergleiche zeigen aber, dass die Unterschiede innerhalb einer Altersstufe nicht signifikant

sind. Es wird darum darauf verzichtet, Normen in Halbjahresschritten zu erstellen.

Der Alterseffekt ist ebenfalls ersichtlich in der Güte der Nachsprechleistung, welche mit

ansteigender Wortlänge abnimmt (siehe Tabelle 3 im Anhang A). Innerhalb einer jeden

Altersgruppe ist eine Abnahme der durchschnittlich richtig genannten Kunstwörter je

Silbenlänge sichtbar. Mit zunehmendem Alter steigt die durchschnittliche Anzahl richtig

genannter Kunstwörter je Wortlänge. Die Kinder machten also bei Zunahme der Silben mehr

Fehler und mit zunehmendem Alter weniger Fehler.

Der grosse Anstieg der richtig nachgesprochenen Kunstwörter zwischen fünf und sieben

Jahren lässt vermuten, dass der Schuleintritt eine grosse Rolle spielt. Um einen Beschul­

ungseffekt darstellen zu können, mussten die Klassengruppen bereinigt werden. Alle Kinder,

die nicht in der ihrem Alter entsprechenden Klasse waren, wurden aus dieser Analyse

ausgeschlossen. Dies betrifft insgesamt 325 Kinder. Die Kinder in den Klassengruppen

haben somit alle die gleiche Anzahl Beschulungsjahre und das gleiche Alter. Die Stichprobe

reduzierte sich somit auf 1238 Kinder. In Abbildung 1 wird der Anstieg des Mittelwerts von

einer Klassenstufe zur nächsten dargestellt. Die Mittelwerte sind in Tabelle 4 im Anhang A zu

finden.

5

7

9

11

13

15

17

19

21

1. Kiga 2. Kiga 1. Kl 2. Kl 3. Kl 4. Kl 5. Kl 6. Kl

Klasse

Mit

telw

ert

Abb. 1 Anzahl richtig nachgesprochener Kunstwörter im Mottier-Test im Klassenvergleich

12

Page 13: Normen für den Mottier-Test - Er · PDF fileNormen für den Mottier-Test bei 4- bis 12-jährigen Kindern Hans Gamper Ursula Keller Nadine Messerli Monique Moser Johannes Wüst Bern,

Der Haupteffekt Klasse ist hoch signifikant, F (7, 1230) = 112.92, p < .001. Die Mittelwerte

steigen von Klasse zu Klasse stetig an, wobei in Abbildung 1 gut ersichtlich ist, dass der

Anstieg bis zur 3. Klasse steiler ist und dann bis zur 6. Klasse abflacht. Signifikant

voneinander verschieden sind allerdings nur die Mittelwerte der Kinder im 2. Kindergarten­

jahr und der 1. Klasse. Alle anderen Unterschiede sind nicht signifikant. Die Kinder steigern

sich vom 2. Kindergartenjahr zur 1. Klasse von durchschnittlich 9.85 auf 14.29 Kunstwörter,

was einer Zunahme um fast 50% entspricht.

Für die Altersnormen wurden die Prozentränge über die kumulativen Häufigkeiten berechnet.

Die Normen sind dargestellt in Tabelle 5. Zur normativen Einschätzung der Leistung, wurden

drei Bereiche festgelegt:

1. Unterdurchschnittlich: Abweichung von mindestens einer Standardabweichung vom

Mittelwert gegen unten, was einem Prozentrang ≤ 16 entspricht

2. Durchschnittlich: Prozentränge 17 bis 83

3. Überdurchschnittlich: Abweichung von mindestens einer Standardabweichung vom

Mittelwert gegen oben, Prozentrang ≥ 84

Bei der Auswertung der Daten hat sich gezeigt, dass der Mottier-Test auch im oberen

Leistungsbereich sehr gut differenziert.

Tab. 5 Prozentrangnormen für 4- bis 12-jähige Kinder

Alter 4 5 6 7 8

PR 0-2 0 0 ≤ 1 ≤ 2 ≤ 4

PR 3-10 0 – 2 1 - 2 2 - 3 3 - 5 5 - 9

PR 11-16 3 3 4 - 5 6 10

PR 17- 50 4 – 6 4 - 7 6 - 10 7 - 14 11 - 14

PR 51- 83 7 - 10 8 - 13 11 - 16 15 - 21 15 - 20

PR 84-90 11 - 14 14 17 - 18 22 - 23 21 - 22

PR 91-97 15 - 16 15 - 19 19 - 25 24 - 26 23 - 26

PR 98-100 ≥ 17 ≥ 20 ≥ 26 ≥ 27 ≥ 27

Alter 9 10 11 12

PR 0-2 ≤ 6 ≤ 8 ≤ 9 ≤ 9

PR 3-10 7 - 9 9 - 11 10 - 12 10 - 13

PR 11-16 10 12 - 13 13 14

PR 17- 50 11 -16 14 -17 14 -18 15 - 18

PR 51- 83 17 -24 18 -24 19 -23 19 -24

PR 84-89 25 - 26 25 - 26 24 25 - 26

PR 90-97 27 - 29 27 - 28 25 - 27 27

PR 98-100 30 ≥ 29 ≥ 28 ≥ 28

13

Page 14: Normen für den Mottier-Test - Er · PDF fileNormen für den Mottier-Test bei 4- bis 12-jährigen Kindern Hans Gamper Ursula Keller Nadine Messerli Monique Moser Johannes Wüst Bern,

4 Diskussion

Der Mottier Test ist ein ökonomisches Screeningverfahren zur Erfassung der phonologischen

Lautdifferenzierung und der auditiven Merkfähigkeit. Die bisherigen Normen von Bohny

(1981) stammen aus dem Jahr 1978. Für die jüngeren Kinder zwischen vier und sechs

Jahren konnten die in Deutschland erhobenen Normen von Kiese-Himmel und Risse (2009)

verwendet werden. Dies war für viele ein sehr unbefriedigender Zustand, so dass der

Wunsch nach aktuellen Normen, basierend auf einer grossen und altersmässig breiten

Schweizer Stichprobe, gross war. Mit der vorliegenden Erhebung aktueller Normen mit

Kindern aus der Schweiz im Alter von vier bis zwölf Jahren wird diesem Wunsch

entsprochen (siehe Blatt Anhang B).

Die Ergebnisse der aktuellen Untersuchung bestätigen die bisherigen Resultate. Es ergab

sich weder ein Geschlechtsunterschied, noch ein Unterschied zwischen monolingual- und

bilingual aufwachsenden Kindern. Dies konnten bereits Risse und Kiese-Himmel (2009)

zeigen und sie erklärten es damit, dass die Kunstwörter im Mottier-Test linguistisch

bedeutungsfrei sind. Bilinguale Kinder werden durch diesen Test nicht benachteiligt.

Die Untersuchung hat ergeben, dass eine Unterteilung in Altersgruppen angezeigt ist. Der

Anstieg der mittleren Leistungen im Mottier-Test ist bis zum Alter von neun Jahren gut

ersichtlich, danach ist die Zunahme pro Jahr geringer. Betrachtet man allerdings die Prozent-

ränge, so wird sichtbar, dass eine Differenzierung bis zum Alter von zwölf Jahren Sinn

macht. Auch wenn der Mittelwert im Alter zwischen neun und zwölf Jahren nicht mehr gross

ansteigt, verändert sich der kritische Wert (PR ≤ 16) dennoch.

Insbesondere im Alter zwischen fünf und sieben Jahren steigen die Leistungen im Mottier-

Test stark an und die damit gemessenen Fähigkeiten erleben einen Entwicklungsschub. Der

Anstieg in der Leistung hat wohl mit der zunehmend besser werdenden Merkfähigkeit zu tun.

Da der Anstieg vom 2. Kindergartenjahr zur 1. Klasse am grössten ist, scheint es sich hier

um einen Beschulungseffekt zu handeln. Wie bereits Roebers, Röthlisberger, Cimeli, Michel

und Neuenschwander (2011) berichtet haben, ist in diesem Alter die Zunahme beim Arbeits­

gedächtnis gross. Erklärbar ist diese Leistungszunahme vermutlich durch den Eintritt in die

Schule. Sowohl die phonologische Lautdifferenzierung als Teilbereich der phonologischen

Bewusstheit, wie auch die Merkfähigkeit als Teil des Arbeitsgedächtnis, werden im

schulischen Alltag mehr trainiert, als dies noch im Kindergarten der Fall war. Roebers et al.

(2011) konnten in ihrer Studie zeigen, dass der Anstieg des Arbeitsgedächtnis von Kindern

vom Kindergarten zur 1. Klasse grösser ist, als dies bei Kindern derselben Altersgruppe der

Fall ist, die in einer Basisstufe beschult werden. Roebers et al. (2011) begründen dies damit,

14

Page 15: Normen für den Mottier-Test - Er · PDF fileNormen für den Mottier-Test bei 4- bis 12-jährigen Kindern Hans Gamper Ursula Keller Nadine Messerli Monique Moser Johannes Wüst Bern,

dass die Basisstufe bereits schulnäher ist als der Kindergarten und mit den Kindern ähnliche

Merkaufgaben durchgeführt werden, wie dies später in der 1. Klasse der Fall ist. Vom

Kindergarten in die 1. Klasse ist der Unterschied grösser und so erleben diese Kinder in der

1. Klasse einen Entwicklungsschub im Arbeitsgedächtnis.

Die Leistungen der aktuellen Stichprobe liegen deutlich unter den Normen von Bohny (1981).

Dies bestätigt die eingangs erwähnte Unsicherheit bezüglich der bisherigen Normen. Bereits

Risse und Kiese-Himmel (2009) und Seibert et al. (2001) haben eine deutliche Leistungs­

verschlechterung in den letzten 25 Jahren festgestellt. Sie begründen dies mit gesellschaft­

lichen Veränderungen wie beispielsweise einer Umwelt mit ständig hohem Lärmpegel, einer

verwaschenen Sprache sowie einer gesteigerten Anwendung nonverbaler Kommunikations­

techniken. Vergleicht man die Mittelwerte der vorliegenden Untersuchung mit den in den

letzten Jahren veröffentlichten Studien von Seibert et al. (2001), Renner et al. (2008) und

Bürgi (2011), so zeigen sich nur kleine Unterschiede. Deutlich grösser ist dagegen der

Unterschied zu den Normen von Kiese-Himmel und Risse aus dem Jahr 2006. Es scheint

sehr unwahrscheinlich, dass dieser Unterschied aufgrund der sprachlichen Unterschiede

(Hochdeutsch – Schweizerdeutsch) zu Stande gekommen ist. Dies auch, weil der Mottier-

Test als sprachunabhängiges Mittel gilt und auch in dieser Stichprobe kein Unterschied

zwischen monolingualen- und bilingualen Kindern gefunden wurde. Die Daten von Risse und

Kiese-Himmel beziehen sich auf Kinder zwischen vier bis sechs Jahren. Eine mögliche

Erklärung könnte sein, dass in Deutschland die Kinder ein Jahr früher eingeschult werden als

in der Schweiz, der erwähnte Beschulungseffekt bezüglich der Merkfähigkeit und der

phonologische Bewusstheit also früher eintritt als bei Schweizer Kindern.

In der vorliegenden Untersuchung wurde eine Audiovorlage zur Darbietung der Kunstwörter

verwendet. Die Frage stellt sich nun, ob die Normen auch bei mündlicher Darbietung durch

die Testleiterin oder den Testleiter anwendbar sind. Um dies zu überprüfen, wurden unsere

Daten der 6- bis 8-jährigen Kinder mit denjenigen von Bürgi (2011) verglichen. Es zeigte

sich, dass die 6-jährigen Kinder, welche die Kunstwörter mittels der Audio-CD dargeboten

bekommen haben, schwächere Leistungen zeigten als Kinder, welchen die Kunstwörter

mündlich dargeboten wurden. Bei den 7- und 8-jährigen Kindern findet sich dieser Unter­

schied nicht. Dies könnte dadurch erklärt werden, dass der Beziehungsaspekt bei den 6­

jährigen Kindern wichtiger ist und ein persönliches Gegenüber die Kinder mehr unterstützt,

gute Leistungen zu erbringen. Bei den 7- und 8-jährigen Kindern kann hingegen angenomm­

en werden, dass es für ihre Leistung keinen Unterschied macht, ob die Kunstwörter über

eine Audiovorlage oder mündlich dargeboten werden.

Die hier vorliegenden Normen müssen in weiteren Studien überprüft werden. Interessant

wäre beispielsweise ein Vergleich zu einer ähnlich grossen und altersmässig breiten 15

Page 16: Normen für den Mottier-Test - Er · PDF fileNormen für den Mottier-Test bei 4- bis 12-jährigen Kindern Hans Gamper Ursula Keller Nadine Messerli Monique Moser Johannes Wüst Bern,

deutschen Stichprobe, um die grosse Diskrepanz zwischen der hier vorliegenden Unter­

suchung und den Normen von Kiese-Himmel und Risse (2009) besser erklären zu können.

Ob es bei unterschiedlicher Darbietungsform tatsächlich einen Unterschied gibt, müsste

ebenfalls im ganzen Alterspektrum und mit einer genügend grossen Stichprobe überprüft

werden. Für die Praxis interessant wären Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen

den Leistungen im Mottier-Test und den Lese-Rechtschreibleistungen oder Sprachentwick­

lungsstörungen. Ausserdem könnte untersucht werden, ob auffällig schwache Leistungen

von Kindergartenkindern im Mottier-Test spätere Schwierigkeiten im Schriftspracherwerb

vorhersagen können.

16

Page 17: Normen für den Mottier-Test - Er · PDF fileNormen für den Mottier-Test bei 4- bis 12-jährigen Kindern Hans Gamper Ursula Keller Nadine Messerli Monique Moser Johannes Wüst Bern,

5 Literaturverzeichnis

Bohny, A. (1981). Verbale auditive Dysgnosie. Sprachheilpädagoge, 13, 391-403.

Bürgi, S. (2011). Erhebung aktueller Vergleichswerte zum Mottiertest bei 6- bis 8-jährigen

Kindern. Unveröffentlichte Praxisforschungsarbeit im Rahmen der Weiterbildung MAS

DDPC an der Universität Basel.

Dockter, S., Feldhusen, F., Brunner, M. & Pröschel, U. (2005). Auditive Wahrnehmung:

Normwerte für Klassenstufe 1. Vortrag an der 22. Wissenschaftlichen Jahrestagung

der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie, Berlin, 16. –

18.09.2005; http://www.egms.de/static/de/meetings/dgpp2005/05dgpp017.shtml

Grissemann, H. (1991): ZLT Zürcher Lesetest. Förderdiagnostik bei gestörtem

Schriftspracherwerb. Handanweisung. 5. überarbeitete und ergänzte Auflage. Bern:

Hans Huber.

Kiese-Himmel, C. & Risse, T. (2009). Normen für den Mottier-Test bei 4- bis 6-jährigen

Kindern. HNO, 9, 943-948.

Mottier, G. (1951). Über Untersuchungen der Sprache lesegestörter Kinder. Folia

Phoniatrica, 3, 170-177.

Renner, G., Rothermel, C. & Krampen, G. (2008). Befunde zur Reliabilität und Validität des

Mottier-Tests in einer klinisch-sozialpädiatrischen Stichprobe. Sprache Stimme

Gehör, 32, 30-35.

Risse, T. & Kiese-Himmel, C. (2009). Der Mottier-Test. Teststatistische Überprüfung an 4­

bis 6-jährigen Kindern. HNO, 5, 523-528.

Roebers, C. M., Röthlisberger, M., Cimeli, P., Michel E. & Neuenschwander R. (2011).

School enrolment and executive functioning: A longitudinal perspective on

developmental changes, the influence of learning context, and the prediction of pre­

academic skills. European Journal of Developmental Psychology, 8, 526-40.

Seibert, A., Dierks, A., Strehlow, U., Haffner, J., Parzer, P. & Resch, F. (2001). Der Mottier-

Test als computergestütztes Screeningverfahren bei der Legastheniediagnostik.

Zeitschrift für Differentielle und Diagnostische Psychologie, 22, 118-126.

Wagner, H. (1990). Auditive Merkfähigkeit bei Schülern: Eine Studie zum Mottier-Test.

Psychologie in Erziehung und Unterricht, 37, 3-37.

17

Page 18: Normen für den Mottier-Test - Er · PDF fileNormen für den Mottier-Test bei 4- bis 12-jährigen Kindern Hans Gamper Ursula Keller Nadine Messerli Monique Moser Johannes Wüst Bern,

Wagner, H. (1994). Auditive Wahrnehmungsprobleme und verbale und nonverbale

Intelligenzleitungen. Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie, 43, 106­

109.

Welte, V. (1981). Der Mottier-Test, eine Prüfmittel für die Lautdifferenzierungsfähigkeit und

die auditive Merkfähigkeit. Sprache-Stimme-Gehör, 5, 121-125.

18

Page 19: Normen für den Mottier-Test - Er · PDF fileNormen für den Mottier-Test bei 4- bis 12-jährigen Kindern Hans Gamper Ursula Keller Nadine Messerli Monique Moser Johannes Wüst Bern,

6 Anhang

6.1 Anhang A

Tab. 1 Vergleich der Ergebniswerte im Mottier-Test seit 1981

Studie Alter in Jahren Stichprobengrösse M SD

Welte (1981) 4 - 6 4-jährig 5-jährig 6-jährig

n = 46 n = 49 n = 27

16.41 16.43 17.89

4.96 5.63 6.11

Wagner (1990) 7 - 12

7-jährig 8-jährig 9-jährig 10-jährig 11-jährig 12-jährig

n = 13 n = 18 n = 20 n = 24 n = 13 n = 16

18.62 19.44 19.75 21.83 22.57 25.07

6.06 3.75 5.57 5.34 3.17 3.17

Seibert et al. (2001)

7 - 9 (2. Klasse) 9 -11 (4. Klasse)

7- bis 9-jährig 9- bis 11-jährig

n = 133 n = 139

16.3 19.4

4.7 4.2

Renner et al. (2008)

5 - 10

5-jährig: 6-jährig: 7-jährig: 8-jährig: 9-jährig: 10-jährig:

n = 77 n = 95 n = 36 n = 38 n = 35 n = 31

10.3 12.4 12.6 15.7 15.8 18.1

3.8 4.8 3.7 4.6 3.6 4.4

Kiese-Himmel & Risse (2009)

4 - 6 4-jährig 5-jährig 6-jährig

n = 86 n = 126 n = 96

11.19 13.95 15.81

3.96 4.02 3.97

Bürgi (2011) 6 - 8 6-jährig 7-jährig 8-jährig

n = 59 n = 65 n = 40

12.95 14.17 15.13

4.31 3.59 3.47

vorliegende Studie (2012)

4 - 12

4-jährig 5-jährig 6-jährig 7-jährig 8-jährig 9-jährig 10-jährig 11-jährig 12-jährig

n = 50 n = 189 n = 225 n = 150 n = 126 n = 188 n = 211 n = 232 n = 178

7.82 8.94

11.44 14.99 15.36 17.82 18.84 18.93 19.74

4.53 4.86 5.65 6.62 5.26 6.15 5.24 4.72 4.58

n Probandenanzahl, M Mittelwert, SD Standardabweichung

19

Page 20: Normen für den Mottier-Test - Er · PDF fileNormen für den Mottier-Test bei 4- bis 12-jährigen Kindern Hans Gamper Ursula Keller Nadine Messerli Monique Moser Johannes Wüst Bern,

Tab. 2 Anzahl richtig nachgesprochener Kunstwörter im Mottier-Test im Altersvergleich

(Halbjahresgruppen) (max. 30 Kunstwörter)

Alter (Jahre) N Mittelwert SD Minimum Maximum

4;0 – 4;5 5 6.40 3.98 1 11

4;5 – 4;11 45 7.98 4.60 0 20

5;0 – 5;5 88 8.19 4.69 0 22

5;6 – 5;11 101 9.58 4.92 0 25

6;0 – 6;5 110 10.33 4.70 0 23

6;6 – 6;11 115 12.51 6.26 0 29

7;0 – 7;5 83 15.18 6.51 1 29

7;6 – 7;11 67 14.76 6.80 1 29

8;0 – 8;5 62 14.81 4.99 4 27

8;6 – 8;11 64 15.89 5.49 3 30

9;0 – 9;5 73 18.04 5.99 9 30

9;6 – 9;11 115 17.68 6.27 6 30

10;0 – 10;5 98 19.23 5.18 8 30

10;6 – 10;11 113 18.50 5.30 5 29

11;0 – 11;5 106 18.48 4.65 9 28

11;6 – 11;11 126 19.31 4.77 9 30

12;0 – 12;5 125 19.81 4.64 10 30

12;6 – 12;11 53 19.58 4.47 9 28

13;0 – 13;5 12 19.08 5.11 12 27

13;6 – 13;11 2 18.50 4.95 15 22

Gesamt 1563 15.57 6.64 0 30

N Probandenanzahl, SD Standardabweichung

20

Page 21: Normen für den Mottier-Test - Er · PDF fileNormen für den Mottier-Test bei 4- bis 12-jährigen Kindern Hans Gamper Ursula Keller Nadine Messerli Monique Moser Johannes Wüst Bern,

Tab. 3 Durchschnittliche Nachsprechleistung im Mottier-Test pro Wortlänge im Altersvergleich

(max. 6 pro Wortlänge)

4 Jahre 5 Jahre 6 Jahre 7 Jahre 8 Jahre

Mittel SD Mittel- SD Mittel- SD Mittel- SD Mittel- SD -wert wert wert wert wert

2-silbig 4.16 1.83 4.21 1.64 4.85 1.37 5.16 1.30 5.51 0.80

3-silbig 2.28 1.82 2.48 1.69 3.25 1.83 4.02 1.90 4.40 1.53

4-silbig 1.14 1.54 1.54 1.65 2.20 1.79 3.31 1.92 3.37 1.77

5-silbig 0.22 0.65 0.55 1.02 0.79 1.34 1.73 1.84 1.54 1.63

6-silbig 0.02 0.14 0.11 0.45 0.27 0.92 0.75 1.36 0.53 1.24

9 Jahre 10 Jahre 11 Jahre 12 Jahre

Mittel- SD Mittel- SD Mittel- SD Mittel- SD wert wert wert wert

2-silbig 5.66 0.65 5.75 0.57 5.80 0.48 5.87 0.35

3-silbig 4.73 1.51 4.85 1.20 4.87 1.08 5.12 1.11 1

4-silbig 4.01 1.66 4.41 1.47 4.28 1.29 4.52 1.33

5-silbig 2.31 2.04 2.55 1.92 2.69 1.89 2.99 1.75

6-silbig 1.12 1.80 1.27 1.67 1.29 1.68 1.23 1.60

SD Standardabweichung

Tab. 4 Anzahl richtig nachgesprochener Kunstwörter im Mottier-Test im Klassenvergleich

(max. 30 Kunstwörter)

Klasse N Mittelwert SD Minimum Maximum

1. Kiga 171 8.20 4.66 0 22

2. Kiga 191 9.85 4.56 0 26

1. Kl 150 14.29 6.85 0 29

2. Kl 98 15.23 5.68 1 27

3. Kl 133 17.22 5.73 3 30

4. Kl 167 18.38 5.53 5 30

5. Kl 158 18.73 4.29 10 29

6. Kl 170 19.82 4.74 9 30

Gesamt 1238 15.03 6.70 0 30

N Probandenanzahl, SD Standardabweichung

21

Page 22: Normen für den Mottier-Test - Er · PDF fileNormen für den Mottier-Test bei 4- bis 12-jährigen Kindern Hans Gamper Ursula Keller Nadine Messerli Monique Moser Johannes Wüst Bern,

6.2 Anhang B

22

Page 23: Normen für den Mottier-Test - Er · PDF fileNormen für den Mottier-Test bei 4- bis 12-jährigen Kindern Hans Gamper Ursula Keller Nadine Messerli Monique Moser Johannes Wüst Bern,

23

Mottier-Test

Name TestleiterIn

Alter Testdatum

Liste der nachzusprechenden Kunstwörter

1. 2. 3. 4. 5.

re la ka pe to pi ka tu ra ka to pi na fe pe ka to ri se ma

no ma gi bo da ga bo di la ge bi da fi no da go bi la se ta

go du lo re ma mo na lu ra ro na me li ta le ra mi no fe ko

me ra to ki pa to pa ki mu ta pi ku sa we ka po ti la fe sa

lu ri du ga be de ba gu si de go be sa ro bi ga do na fe ra

li mo no ma ri re lo ma no mu ra le no ka no ma li ra ko sa

Auswertung Anzahl richtig nachgesprochener Kunstwörter: _______

Alter 4 5 6 7 8

PR 0-2 0 0 ≤ 1 ≤ 2 ≤ 4

PR 3-10 0 – 2 1 - 2 2 - 3 3 - 5 5 - 9

PR 11-16 3 3 4 - 5 6 10

PR 17- 50 4 – 6 4 - 7 6 - 10 7 - 14 11 - 14

PR 51- 83 7 - 10 8 - 13 11 - 16 15 - 21 15 - 20

PR 84-90 11 - 14 14 17 - 18 22 - 23 21 - 22

PR 91-97 15 - 16 15 - 19 19 - 25 24 - 26 23 - 26

PR 98-100 ≥17 ≥ 20 ≥ 26 ≥ 27 ≥ 27

Alter 9 10 11 12

PR 0-2 ≤ 6 ≤ 8 ≤ 9 ≤ 9

PR 3-10 7 - 9 9 - 11 10 - 12 10 - 13

PR 11-16 10 12 - 13 13 14

PR 17- 50 11 -16 14 -17 14 -18 15 - 18

PR 51- 83 17 -24 18 -24 19 -23 19 -24

PR 84-89 25 - 26 25 - 26 24 25 - 26

PR 90-97 27 - 29 27 - 28 25 - 27 27

PR 98-100 30 ≥ 29 ≥ 28 ≥ 28

Gamper, Keller, Messerli, Moser & Wüst, 2012