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Oktober 2010 / Nummer 479 Monatliche Vereins-Informationen der Astronomischen Gesellschaft Luzern (AGL) • Renovation des Sonnenteleskops • Astroferien in Namibia • Sternschau für Kinder

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Oktober 2010 / Nummer 479

Monatliche Vereins-Informationen der

Astronomischen Gesellschaft Luzern (AGL)

• Renovation des Sonnenteleskops

• Astroferien in Namibia • Sternschau für Kinder

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Inhaltsverzeichnis

Veranstaltungen ............................................................3

Sternwarte Hubelmatt .............................................3

Zusammenkünfte ....................................................3

Hinweise ................................................................3

Vorschau................................................................3

Lohnende Beobachtungen...............................................4

Monatliche Zusammenkunft ............................................5

Jugendgruppe ...............................................................5

Sternschau für Kinder ....................................................6

Optik des Hubelmatt „Sonnenteleskops“ renoviert .............7

Astroferien auf der Hakos Gästefarm in Namibia................9

Auf Deepsky-Jagd am Südhimmel.................................. 11

Knobeln...................................................................... 19

Aus Wissenschaft und Forschung ................................... 20

Impressum ................................................................. 22 Zum Titelbild:

Im Verlaufe des Sommers wurde das Sonnenteleskop ausser Betrieb genom-men, um die optischen Teile einer umfassenden „Renovation“ zu unterziehen. Dabei wurden die diversen Spiegelflächen neu mit Aluminium beschichtet so-wie die Objektivlinse gereinigt. Roland Stalder berichtet ab Seite 7 über die Vorgehensweise und präsentiert gleich noch einen Qualitätstest der Linse!

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Veranstaltungen

Sternwarte Hubelmatt Datum Was Bemerkungen Mehr auf

Seite Jeden Dienstag 20:00-22:00

Geöffnet für alle Bei schlechtem Wetter nur bis 21 Uhr

FR 1. & FR 29. Ok-tober, abends

Praxis-Treff für Mit-glieder

Kurzfristige Ankündi-gung per E-mail

FR 15. Oktober, 19:00

Jugendgruppe Sternschau für Kinder 5

FR 15. Oktober, 19:30-22:00

Sternschau für Kinder Sternwarte Hubelmatt 6

Zusammenkünfte MO 4. Oktober 20:00 Uhr

Monatshöck Restaurant Schützen-haus

5

DO 21. Oktober, 14:30 Uhr

Nachmittagstreff Restaurant Hermitage

Hinweise FR 29. Oktober, 20:00 Uhr

Sternwarte Sursee, Be-

rufsschulhaus Kotten

Nur bei klarem Himmel

geöffnet

Vorschau MO 8. November 20:00 Uhr

Monatshöck Restaurant Schützen-haus

5

FR 26. November, abends

Praxis-Treff für Mit-glieder

Kurzfristige Ankündi-gung per E-mail

FR 26. November, 20:00 Uhr

Jugendgruppe Beobachtungsabend 5

FR 26. November, 20:00 Uhr

Sternwarte Sursee, Be-rufsschulhaus Kotten

Nur bei klarem Himmel geöffnet

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Lohnende Beobachtungen Im Oktober 2010 am Himmel zu sehen:

Merkur: Nach der guten Sichtbarkeitsperiode im September erscheint Mer-

kur zu Monatsbeginn zwar noch eine Stunde vor der Sonne, ver-schwindet aber nach wenigen Tagen in ihrer hellen Umgebung. Am 17. holt er sie ein und steht in oberer Konjunktion.

Venus: Am Ende ihrer monatelangen Abendsichtbarkeit verändert Venus in kürzester Zeit ihre Sichelgestalt grundlegend. Gleichzeitig wird sie immer schwieriger beobachtbar, da sie sich rasch zur Sonne hin bewegt. Zu Monatsanfang kann man sie in einem Feldstecher noch tief im Südwesten auffinden. Dann verschwindet sie und kommt am 29. in untere Konjunktion mit der Sonne. Da sie 6° südlicher als die Sonne steht, kommt es zu keinem Venusdurchgang.

Mars: Obwohl noch immer über 25° von der Sonne entfernt, lässt sich der rote Planet nicht mehr auffinden. Er läuft der Sonne voraus, steht also tiefer als jene, wird von ihr aber erst in einigen Monaten ein-geholt werden.

Jupiter: In der Abenddämmerung steht der Planetenriese bereits auffällig im Osten. Mit -2.9m erscheint er praktisch in seiner grösst-möglichen Helligkeit. Er wandert rückläufig durch die Fische und bei Monatsmitte in den Wassermann. Sein Durchmesser beträgt fast 50“, womit er im Fernrohr bei 40facher Vergrösserung bereits grösser erscheint als der Mond von blossem Auge.

Saturn: Der Ringplanet steht am 1. in Konjunktion mit der Sonne und bleibt bis gegen Monatsende unsichtbar. In den letzten Tagen lässt er sich bei günstigen Bedingungen am Morgenhimmel über einem tie-fen Südosthorizont ausmachen.

Mond: Am 1. steht der Mond nahe des Sterns Alhena in den Zwillingen im letzten Viertel. Neumond am 7. in der Jungfrau. Erstes Viertel nahe des Sterns Nunki im Schützen am 14. und Vollmond am 23. in den Fischen. Dazwischen zieht der Mond am 19. nahe an Jupiter vorbei. Am 25. passiert der Mond die Plejaden in sehr geringer Entfernung. Letztes Viertel im Krebs am zweitletzten Tag des Monats.

Quelle: Kosmos-Himmelsjahr 2010, Red JBarili

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Monatliche Zusammenkunft Montag, 4. Oktober 2010, 20.00 Uhr, Restaurant Schützenhaus

Thema: Astroferien auf der Hakos Gästefarm in Namibia Referent: diverse Mitreisende

Im Juli reisten sieben begeisterte Sterngucker aus dem Kreis des AGL Praxis-Treffs nach Namibia um dort den Südhimmel zu beobachten. An diesem Abend werden wir (Eugen Wäspi, Heiri Hefti, Stefan Meister, Jörg Lang, Aline Felder sowie Roland und Marilyn Stalder-Cazaubon) von unvergesslichen Beobachtun-gen erzählen und die Zuhörer mitnehmen auf eine fotographische Reise in die Hakosberge, unter das Kreuz des Südens und das Zentrum unserer Milchstras-se, auf den Gamsberg und in die Wüste Namib. Wir möchten vorab schon alle vor akuter Euphorie-Ansteckungsgefahr warnen... Vorschau auf die nächste Zusammenkunft:

Montag, 8. November 2010, 20.00 Uhr, Restaurant Schützenhaus Thema: "Asteroiden, eine Mischung aus Feuer und Eis"

Referent: Bernhard Schläppi, Universität Bern

Jugendgruppe

Freitag, 15. Oktober 2010, 19.30 Uhr Thema: Sternschau für Kinder

Am 15. Oktober führt die AGL die sehr beliebte Sternschau für Kinder durch. Der Anlass ist erfahrungsgemäss sehr beliebt und gut besucht. Die Jugend-gruppe wird aus diesem Grund vor Ort sein und dem Nachwuchs den Himmel zeigen. Türöffnung ist um 19:30, ich bitte daher darum, bereits um 19 Uhr vor Ort zu sein, um den Abend ein wenig vorbereiten zu können. Wenn das Wetter mitmacht, können wir danach den Abend unter dem Himmel in der Sternwarte noch ein wenig ausklingen lassen. Leider ist der angekündigte Ausflug ans Paul-Scherrer-Instituts (PSI) in Villigen weder innerhalb noch ausserhalb der Jugendgruppe auf Interesse gestossen. Er findet daher zurzeit nicht statt! Vorschau:

Freitag, 26. November 2010, 19.30 Uhr Thema: Beobachtungsabend auf Hubelmatt

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Sternschau für Kinder

Sternwarte Hubelmatt Schulhaus Hubelmatt West Freitag, 15. Oktober 2010 19.30 Uhr bis 22.00 Uhr

Nach dem regen Interesse in den vergangenen Jahren freuen wir uns auch im 2010 auf eine ganz spezielle Sternwartenführung für

Kinder und Familien. Die öffentliche Führung für Kids jeden Alters und deren Begleitpersonen findet am letzten Freitag in den Herbstferien statt. Neben dem tiefstehen-den, zunehmenden Halbmond wird auch Ju-piter in bester Sicht-barkeit sein! Dazu möchten wir natürlich auch ein paar Kostbar-keiten des sich ver-

abschiedenden Sommerhimmels und der Herbststernbilder zeigen. Das Programm wird der Witterung angepasst, was heisst, dass auch Führungen im neu renovierten Kleinplanetarium angesagt, sowie kleine Vorträge und DVD-Präsentationen in Planung sind. Natürlich möchten wir die Anwe-senden bei dieser Gelegenheit auch über unsere Vereinsaktivi-täten informieren. Der Eintritt zu dieser Führung ist wie immer gratis! Wir bitten zudem zu beachten, dass die Abende schon sehr kühl werden können. Wir empfehlen daher sehr warme Kleidung, da der Anlass unter freiem Himmel stattfindet.

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Optik des Hubelmatt „Sonnenteleskops“ renoviert Unser Sonnenteleskop wurde nach 30 Jahren Betrieb auf Hubelmatt im August erstmals komplett optisch renoviert. Dazu wurden alle drei Planspiegel (Zerodur 255mm, Duran 260mm und Zenitspiegel 82mm) zu Larrosa Precision Optics in Rothrist (www.larrosa.ch) angeliefert. Victor Larrosa ist ein sehr erfahrener Opti-ker und gleichzeitig auch Astro-Amateur – unsere kostbaren Stücke waren daher bei ihm in den besten Händen für diesen heiklen Prozess:

Der 260mm Planspiegel ist kopfüber in der Balzers Beschichtungsanlage montiert. Victor Larrosa prüft noch-mals alles peinlichst auf Reinheit bevor die Vakuumglocke für den Prozess abgesenkt wird. (Bild: Larrosa Precision Optics)

Zuerst wurden die 30 Jahre alten Verspiegelungen in einem Bad mit

10% Schwefelsäure (H2SO4) und 25% Kupfersulfat (CuSO4) entfernt. Diese Rezeptur stammt noch aus der Zeit als Larrosa als Optiker bei der Firma Kern in Aarau arbeitete. In der Balzers Vakuumanlage bei höchstens 2x10-5 Torr Restdruck wurde dann innnert einer Sekunde mit einem elektrisch geheizten Wolframfilament Reinstaluminium (99.9%) verdampft. Danach wurde unter Zugabe von Sauerstoff bei 2x10-4 Torr langsam eine SiO Schutzschicht aufgewachsen, wobei sich der Spiegel erwärmt. Nach dem Öffnen der Vakuumanlage wurde die neue Spiegelfläche noch nass mit Aceton abgerieben, was eine er-leichterte spätere Reinigung ermög-licht. Diesen Prozess kann Larrosa für Spiegel mit bis zu maximal 410 mm Durchmesser offerieren. Am 27. August konnte ich mit Beat Müller und Kurt Felder alle AGL-Spiegel wieder abholen - sie sehen jetzt wieder "wie neu" aus! Während der Lieferzeit der Spiegel habe ich das 150 mm Objektiv beid-seitig gereinigt und diverse optische Tests durchgeführt. Ein Interfe-rogramm des Objektivs zeigt dessen makellose Form, welche wir ja be-reits aus der langjährigen Beobach-tungspraxis kennen. Bei der gewähl-ten Prüfanordnung vor einem Plan-spiegel ("Autokollimation") wird die Optik zweimal durchlaufen und alle Fehler verdoppeln sich gegenüber dem normalen Betrieb im Teleskop. Für diesen Test konnten wir unseren 260 mm Planspiegel im Hubelmatt-Keller einsetzen. Dabei handelt es sich um den dritten Planspiegel, welcher seinerzeit Edwin von Büren

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bei der optischen Politur der zwei Heliostat-Planspiegel "überzählig" herstellen musste.

Interferogramm (λ = 532 nm) des gereinigten Lichtenknecker 150 mm HA Objektives (f/24), aufgenommen vor einem Planspiegel in Autokolli-mation (0.5 λ Streifenabstand - der mit „FringeXP“ daraus ermittelte Strehlwert beträgt 0.96)

Als zweiter Objektivtest wurden ext-ra/intrafokale Beugungsbilder von einem künstlichen Stern (ein mit weissem LED Licht beleuchtetes Loch von 0.010 mm Durchmesser) fotographiert. Bei diesem Test zeigt sich die Farbkorrektur und optische Qualität für visuelle Beobachtungen. Nur im blauen Spektralbereich liegt ein messbarer Farblängsfehler vor, was bei einem Halbapochromaten auch nicht weiter erstaunt. Auch bei diesem Test werden die Fehler durch die gewählte Anordnung vor dem Planspiegel verdoppelt dargestellt. Unterdessen ist das Sonnenteleskop mit den vier renovierten optischen Elementen wieder auf Hubelmatt in Betrieb und es kann uns erneut während mehreren Jahrzehnten

eindrückliche Ansichten von Sonne, Mond, Planeten und vielen weiteren Himmelsobjekten liefern.

Beugungsbilder des Lichtenknecker Objektivs, getestet mit Weisslicht durch eine 10 Mikrometer kleine Lochblende in Autokollimation. Rechte Seite: ca. 25 mm extrafokal Linke Seite: ca. 25 mm intrafokal Von oben nach unten sind jeweils dargestellt: Weisslicht , Rot-, Grün- und Blauanteil. Im roten und grünen Licht hat das halbapochromatische Objektiv kaum Farblängsfehler, für blaues Licht ist die Brennweite (3600 mm) um ungefähr 2.5 mm oder 0.07 % verlängert.

Kommen Sie doch wieder einmal in die Sternwarte Hubelmatt um sich selber an einem Blick durch das re-novierte Fernrohr zu erfreuen!

Roland Stalder

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Walter Straube (rechts) und Stefan Meister neben dem neu installierten 71 cm Teleskop der Internationalen Ama-teur-Sternwarte auf dem Gamsberg. (Bild Eugen Wäspi)

Astroferien auf der Hakos Gästefarm in Namibia

Wo Bergzebras unter dem Skorpion Wasser saufen

Eine Gruppe von begeisterten Sternguckern vom AGL PraxisTreff reiste

im Juli nach Namibia um dort den Südhimmel zu beobachten. Ausge-

rüstet mit modernsten Teleskopen und bei idealen Bedingungen erleb-ten wir unvergessliche Nächte unter dem Zentrum der Milchstrasse.

Ein Reisebericht – Teil 2 von 2.

Im ersten Teil hatten wir von der Hakos Astrofarm, unseren ersten visuellen Eindrücken am dunklen Nachthimmel sowie den vor Ort gemieteten Teleskopen berichtet. Als Fortsetzung folgen hier die Erlebnisse von zwei Exkursionen auf den Gamsberg und in die Wüste Namib. Anschliessend berichtet Stefan Meister (von der Sternwarte Bülach) ausführlich von den Deep Sky Erlebnissen – dem eigentlichen Hauptgrund unserer Astroferien in Namibia. 28 Zoll für den Gamsberg

Die idealen Bedingungen für astronomische Beobachtungen werden auch von der Internatio-nalen Amateur-Sternwarte IAS genutzt (www.ias-observatory. org), welche direkt neben der Hakos Farm steht und diverse Instrumente bis zu 50 cm Oeffnung an Mitglieder vermietet. Auch auf dem 2347 Meter hohen Gamsberg betreibt die IAS eine Beobachtungsstation. Der Farm-besitzer Walter Straube fragte uns, ob wir eine Exkursion dorthin machen möchten. Wir sagten sofort zu, hatten wir doch die Gelegenheit als erste Besu-cher das tags zuvor angelieferte neue 71 cm Teleskop zu be-sichtigen. Auf der abenteuerlich

steilen Anfahrt konnten wir nicht glauben, dass ein Lastwagen mit einer drei Tonnen schweren Gabelmontierung hier hoch gefahren war! Aber tatsächlich stand das Teleskop auf dem Gamsberg – noch ohne seine geschlossene Behau-sung. Auf diesem Tafelberg ist man astronomisch quasi mit sich und der Milch-strasse alleine: Im Oktober gibt es dort den unerhörten Anblick einer "Milch-strasse 360 Grad rundherum" am mathematischen Horizont.

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Die kleine Magellansche Wolke mit dem Ku-gelsternhaufen 47 Tucanae, der auch von blossem Auge auffällig ist. (Bild Heiri Hefti: Nikon 300s, 85 mm, f/2.2, ISO 400, 4 Min.)

Ein Oryx starrt uns an, während wir auf der Heimfahrt von der Wüste Namib eine Reifen-panne an unserem Geländewagen reparieren. (Bild Roland Stalder)

In die Wüste Namib und zum Mond

Nach acht wolkenlosen Nächten wird der eine oder andere Sterngucker lang-sam müde... Glücklicherweise hatte auch der Mond mit uns ein Einsehen und erhellte die Abendstunden zunehmend länger, so dass wir ohne schlechtes Gewissen nach dem Abendessen noch ein kurzes Schläfchen einlegen konnten. Wir nutzen die Zeit auch für eine zweitägige Exkursion in die Wüste Namib, nach Sossusvlei und Dead Vlei und lernten viel Interes-santes über die Wüste und die "Buschmänner" welche dort bis vor 80 Jahren naturnah lebten. Diese bestatteten ihre Toten auf dem Sand kniend mit Blick zum Mond, wohin sie als gute Seelen hinzugehen hofften. Bei der Uebernach-tung in der luxuriösen Namib Desert Lodge wurde uns auch bewusst, dass Ha-kos eine ganz spezielle Kundschaft anzieht. Als wir nämlich angesichts der abendlichen Scheinwerfer sicherheitshalber nachfragten, wann denn diese aus-

geschaltet würden, erklärte man uns freundlich: "Oh keine Angst, wir haben hier die ganze Nacht Licht!" "Heute Nacht also keine Milchstrasse" dachten wir uns – aber Oryx, Kudu, Spring-bock und Wüstenfuchs an der hell beleuchteten Wasser-stelle waren natürlich auch eine nächtliche Beobachtung wert. Auf dem Heimflug über die Sahara begannen wir bereits dem unvergesslichen Süd-himmel nachzutrauern. Einige von uns werden wohl bald wieder zu unseren familiären

Gastgebern auf Hakos und zu den Südsternen fliegen. Immerhin kam aber auch etwas Vorfreude auf, dass wir in der Schweiz bald wieder die "zweit-schönste Galaxie am Himmel" nahe beim Zenit würden beobachten können.

Roland Stalder

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Auf Deepsky-Jagd am Südhimmel

In seinem zweiteiligen Reisebericht hatte Roland Stalder bereits über die Astrofarm Hakos, unser Equipment und die Ausflüge in Namibia be-

richtet. In diesem Artikel möchte ich auf unsere nächtlichen Beobach-tungen und die Vorbereitungen dazu näher eingehen. Wir tauchen ein

in den Deepsky – da wo der Himmel noch wirklich tiefschwarz ist.

Doch wir wollen nichts überstürzen. Eine sorgfältige Beobachtungspla-nung kann entscheidend sein, wenn man primär Astronomie im Urlaub betreiben möchte. In unserem Fall wollten wir vermeiden, dass uns be-reits nach der zweiten Nacht die Ideen ausgingen und wir die selben Objekte immer wieder beobachten würden. Aus diesem Grunde wurde schon Monate vor der Abreise mit der Zusammenstellung eines Beo-bachtungsplans begonnen. Dieser Plan fasste zum Schluss gegen 300 handverlesene Objekte, welche alle

samt südlich von -30° Deklination lagen. Die Objektauswahl erfolgte nach verschiedenen Kriterien: einer-seits aufgrund von diversen veröf-fentlichten Beobachtungsberichten im Internet [1-2], allgemeiner ast-ronomischer Literatur [3-4] und an-dererseits auf einer Auswahl der schönsten Objekten des NSOG's [5], die eine Bewertung von mindestens vier Sternen aufwiesen. Die Liste wurde zuerst in Excel zusammenge-stellt und anschliessend in den Beo-bachtungsplaner E&T [6] importiert und die Reihenfolge für die Namibi-schen Nächte optimiert.

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Ein mit roter Folie abgedunkelter Notebook stand während allen Nächten bereit und erlaubte direkt die Erfassung von Beobachtungsno-tizen in E&T. Knifflige Objekte wur-den mit der Software Guide 8 [7] in verschiedenen Zoomstufen am Bild-schirm dargestellt, was ein leichtes Aufsuchen des Objektes mit der "Starhopping-Methode" erlaubte. Diese Methode erwies sich als durchaus praktikabel und liess uns auch die nötige Freiheit für kurzfris-tige Programmänderungen (wie z.B. das Umschwenken auf einen Kome-ten). Schliesslich hätte auch das Erstellen von 300 Aufsuchkarten ein unverhältnismässiger Zeitaufwand bedeutet. Mehr als einmal nahmen wir den Laptop in die Hand mit auf die Leiter zum Okulareinblick des Teleskops und verglichen Stern für Stern mit den Pünktchen auf dem Bildschirm, um schwierige Objekte genau zu lokalisieren. Als sehr schwieriger Fall stellte sich beispielsweise der Planetarische

Nebel 'Hen 2-248' – auch bekannt unter der älteren Bezeichnung 'PN G341.5-09.1' – heraus. Dieser ist nämlich auf Seite 29 des NSOG's mit fünf Sternen als besonders helles „Showpiece Object“ bewertet wor-den und floss somit direkt in unser Beobachtungsprogramm ein. Von einem solchen „beeindruckenden Objekt“ war aber nicht viel zu se-hen. Im Nachhinein stellte sich dies als Druckfehler im NSOG heraus, denn an der genauen Position war lediglich ein sehr schwacher, etwa 15 mag Stern zu erkennen, der sich auch bei hoher Vergrösserung kaum von den Umgebungssternen abhob. Gemäss den Katalogdaten handelt es sich bei Henize 2-248 um einen sehr feinen Planetarischen Nebel mit

einem fast stellaren Halo von nur fünf Bogensekunden Durchmesser. Als ebenfalls schwierig erwies sich IC 5173 – bekannt als das südliche "Integralzeichen" – einer lang ge-streckten Doppelgalaxie mit ge-knicktem Ende im unteren Zipfel des Sternbildes Indus. Es ist das Pen-dant zur Nordhimmel Galaxie UGC 3697 in Camelopardalis. Neben diesen zwei visuellen „Knack-nüssen“ gab es unzählige Schmuckstücke, die dem astrono-misch reich gedeckten Tisch des Südhimmels alle Ehre machten. Be-sonders eindrücklich war die Er-scheinung des „Homunculus“ di-rekt bei Eta Carina. Hier stach seine sehr kleine, intensiv gelbe und bipo-lare Blumenkohlform geradezu ins Auge - die hochaufgelösten Hubble-bilder von dieser Sternexplosion im Jahre 1843 haben seit 1996 weltweit Schlagzeilen gemacht. Dies dürfte damit wohl das jüngste Nebelobjekt sein, das man überhaupt in einem Teleskop sehen kann. Stellvertretend für all die weiteren beobachteten Schmuckstücke sollen nachfolgend zehn Ziele vorgestellt werden. Die Beschreibungen sind illustriert mit Zeichnungen [8] oder Fotos [9] der jeweiligen Objekte: ESO 350-40 (Galaxie in Scl) Die „Cartwheel Ring Galaxie“ ist den meisten bekannt von einer älteren Hubbleaufnahme aus dem Jahre 1995. Visuell ist hier doch einiges an Öffnung nötig, wenn man Details erkennen will. Sichtbar war in unse-rem grössten Gerät, dem 24 Zöller, ein kleiner ovaler Ring und Scheibe, mit einer Aufhellung am westlichen Rand. Dort ist auch ein Stern direkt

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am Rand sichtbar. Etwas links von der gegenüberliegenden Seite ist eine Ausbuchung mit ebenfalls einer Aufhellung zu erkennen. Das Wa-genrad selber hat einen Durchmes-ser von 75 Bogensekunden an der langen Achse. Nordöstlich des Ob-jektes erscheinen die beiden kleinen Nachbargalaxien (PGC 2252 und 2249) fast sternförmig. Die eigentli-chen „Speichen“ des Wagenrades waren natürlich nicht zu erkennen. Von einer solchen Sichtung wurde bisher auch noch nirgends berichtet, denn die Speichen dieser Galaxie sind selbst fotografisch nicht einfach zu erfassen und nebenbei als Nr. 17 des „AINTNO 100“ Kataloges im In-ternet gelistet - einem nicht ganz ernst zu nehmendem Katalog der visuell absolut unbeobachtbaren Ob-jekte von Barbara Wilson und Larry Mitchell.

M 83 (Galaxie in Hya)

Mit etwa -30° Deklination ist die Seashell- oder südliche Feuerradga-laxie auch noch knapp auf der Nordhalbkugel zu sehen. Doch we-sentlich einfacher geht dies natürlich in Namibia, wo das Objekt 80° über

den Horizont steigt. M 83 zeigte sich hier in ihrer vollen Pracht und die ausgedehnte Spiralstruktur war be-reits im 31 mm Okular sehr auffäl-lig. Kein Wunder, denn mit ihrer 8.0 mag Gesamthelligkeit ist sie sogar eine der hellsten Galaxien über-haupt. Messier 83 liegt mit 15 Mio. Lichtjahren Entfernung noch relativ nahe und bildet eine nach ihr be-nannte Galaxiengruppe zu der auch die Galaxie und starke Radioquelle NGC 5128 – besser bekannt unter dem Namen „Centaurus A“ – mit dem markanten Staubband gehört. Entdeckt wurde das Objekt übrigens bereits 1752 von Lacaille in Südafri-ka. Charles Messier nahm es 29 Jah-re später in seinen berühmten Kata-log auf.

NGC 4945 (Galaxie in Cen) Ähnlich wie der edge-on Klassiker NGC 55 zeigt sich die wenig kleinere Balkenspiralgalaxie NGC 4945 fast von der Seite. Ihre Ausdehnung er-streckt sich auf gegen 20 Bogenmi-nuten und trotz ihrer Kantenlage zeigt das Innere erstaunlich viele Strukturen. Die Galaxie konnte problemlos im Fujinon 25 x 150 Bi-nokular gesehen werden. Die von Nordosten her in die Galaxie ziehen-de Dunkelwolke ist bereits ab 6 Zoll Öffnung deutlich sichtbar. Bei Ver-grösserungen um 175x zeigt die Ga-axie eine ziemlich gesprenkelte Tex-tur mit einem feinen irregulär

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strukturierten Kern. Auch NGC 4945 gehört der selben Gruppe wie M 83 an. NGC 4945 ist etwa, je nach Quelle, 20 - 22 Mio. Lichtjahre ent-fernt.

NGC 5189 (Planetarischer Nebel

in Mus) Der hellste PN im Sternbild Musca, welcher auch unter der Bezeichnung PK 307-3.1 in Katalogen fungiert, ist ein äusserst detailreiches Objekt mit einer sehr interessanten spiralähnli-chen Form. Bereits John Herschel hatte dieses Objekt wohl etwas irri-tiert beobachtet und nannte es in seinen Notizen „very strange“. Spä-tere Beobachter sahen im Okular eher eine Spiralgalaxie als einen Planetarischen Nebel. Deutlich ist der Balken im inneren Bereich auch bei kleiner Vergrösserung sichtbar. Ein Bogen am Nordost-Ende des Balkens lässt das Gebilde wie ein Eishockeyschläger aussehen. Der umgekehrte Bogen am anderen En-de des Balkens erscheint breiter aber auch etwas schwächer. Ab 300-facher Vergrösserung werden Ansammlungen von Filamenten und Knoten auch ohne Filter sichtbar.

Durch indirektes Sehen zeigen sich weiter ausserhalb noch schwächere, meist gebogene Wölkchen im Oku-lar.

NGC 6164/5 (Emissionsnebel in

Nor) Auf den ersten Blick könnte man meinen, es handle sich hier um ei-nen grossen Planetarischen Nebel, würde man nicht aufgrund der Kata-logdaten eines Besseren belehrt. Haarscharf an der Grenze des Sternbildes Norma (Winkelmass) zu Ara (Altar) liegt ein 6.8 mag Stern inmitten eines kleinen Wolf-Rayet-Nebels. Das Objekt erscheint sehr symmetrisch mit einer bipolaren

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Struktur und dem helleren Stern im Zentrum. Indirekt kann auch die Verbindung der beiden hellen Kno-ten in eine Z-Form gesehen werden, die auch deutlich auf länger belich-teten Fotos hervortritt. Die Ausdeh-nung des gesamten Nebelkomplexes beträgt um die sechs Bogenminuten und als Entfernung werden 4500 Lichtjahre angegeben.

NGC 6221 (Galaxie in Ara) Eine sehr hübsche Seyfert Galaxie mit einem hellen aktiven Galakti-schen Kern (AGN) ist knapp ein hal-bes Grad von Eta Ara entfernt zu finden. In dem ovalen Umriss mit einem fast sternförmigen Zentrum ist mindestens ein Spiralarm mit zwei bis drei Knoten im 24“ Dobson erkennbar. Die Ausdehnung der Ga-laxie beläuft sich in der Längsachse auf fünf Bogenminuten. Untersu-chungen mit dem Australian Teles-cope Compact Array (ATCA) haben gezeigt, dass NGC 6221 mit ihrer 19 Bogenminuten entfernten Nachbar-galaxie NGC 6215 interagiert und über eine breite HI-Brücke verbun-den ist. Die Entfernung zum Objekt

dürfte gegen 50 Mio. Lichtjahre betragen.

NGC 6302 (Planetarischer Nebel

in Sco) Der nächste Planetarische Nebel ist wieder ein Klassiker, bekannt ge-worden durch Hubble-Bilder aus dem Jahre 2004, aufgenommen mit der damaligen WFC2, und neuere, insgesamt 6 1/2 Stunden belichtete Aufnahmen mit der WFC3/UVIS Ka-mera von 2009. Der geläufige Na-men für den PN ist Bug Nebula bzw. Käfer Nebel. Die angefertigte Zeich-nung lässt hier aber eher ein „Zwergli“ mit Zipfelmütze im längli-chen Erscheinungsbild vermuten. Teilweise wird er auch Butterfly Ne-bula genannt – wohl vor allem auf-grund der weit ausgedehnten Fä-cher, welche auf Hubble-Aufnahmen ersichtlich werden – doch diese Be-zeichnung verwendet man auch für IC 2220. Der Planetarische Nebel NGC 6302 ist 3‘800 Lichtjahre ent-fernt und seine äussere Hülle hat sich bereits um mehr als zwei Licht-jahre ausgedehnt. (Zeichnung siehe nächste Seite)

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NGC 6337 (Planetarischer Nebel in Sco)

Der Skorpion steht bei unserem Be-such in Namibia zur besten Beo-bachtungszeit direkt im Zenit und bietet sich daher optimal für Deepsky-Entdeckungstouren an. Wir bleiben also in der Stachelregion des Spinnentieres und zielen auf einen weiteren sehr interessanten Planeta-rischen. Diesmal soll es ein Ring sein. NGC 6337 erscheint als kreis-runder Donut, nur wenig kleiner als der bekannte Ringnebel M 57, doch einiges schwächer. Der Durchmes-ser beträgt 48 Bogensekunden. Beim genaueren Hinsehen und hö-herer Vergrösserung stutzen wir. Der Ring ist wie bei einem Verbots-schild „durchgestrichen“. So etwas haben wir bisher noch nicht am Himmel gesehen. Eine schwache Li-nie (vermutlich eine nicht auflösbare Sternkette) durchtrennt den Ring zentrisch. Links und Rechts der Ket-te sind innerhalb des Rings noch zwei hellere Sterne sichtbar, welche die Linie abgrenzen. Ein wahrer Hin-gucker!

NGC 6872 (Galaxie in Pav)

Auf längerbelichteten Fotos gibt die weit „gestretchte“ Spiralgalaxie NGC 6872 mit dem kleinen Begleiter IC 4970 ein fantastisches Sujet ab. Mit über 700‘000 Lichtjahre Ausdeh-nung der schmalen, weit auslaufen-den Spiralarme, ist diese Galaxie eine der grössten ihrer Klasse. Et-was Südöstlich sind noch weitere Galaxien zu finden und bilden alle zusammen die ausgedehnte Pavo-Gruppe, von der bis zu sieben Mit-glieder gesehen werden können.

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NGC 7582 (Galaxie in Gru)

Das Grus Trio bzw. Quartett bildet den Abschluss der vorgestellten Ob-jekte. Die hellste der vier, NGC 7582, erscheint als eine im Verhält-nis 2.5 : 1 elongierte Spindel und ist im Kernbereich nur wenig konzent-riert. Sie bildet mit NGC 7590 und 7599 eine nahe Dreiergruppe und wird mit der etwa ein halbes Grad südwestlich stehenden NGC 7552 zum Quartett ergänzt. Die ganze Gruppe ist wesentlich heller als un-ser bekanntes Stephan's Quintett im Pegasus, aber die einzelnen Gala-xien sind auch deutlich weiter aus-einander gelegen. Schaut man sich nur das Trio an, wäre es am ehesten

mit dem Leo Triplett bei M 65/66 vergleichbar.

Objekt Typ RA Dekl. Sternb. kl. DM ' gr. DM ' mag fl. mag

ESO 350-40 GX 00h 37 42 -33° 43' Scl 0.9 1.1 14.4 14.2

M 83 GX 13h 37 00 -29° 52.1' Hya 12.2 13.1 7.2 12.5

NGC 4945 GX 13h 05 26 -49° 27.8' Cen 4.0 19.8 8.6 13.1

NGC 5189 PN 13h 33 33 -65° 58.4' Mus 2.3 2.3

NGC 6164 GN 16h 33 41 -48° 4.8' Nor 0.3 1.0

NGC 6165 GN 16h 34 02 -48° 9.1' Nor 0.5 2.5

NGC 6221 GX 16h 52 46 -59° 13.1' Ara 2.5 3.5 10.1 12.2

NGC 6302 PN 17h 13 44 -37° 6.2' Sco 1.5 1.5 9.6 10.2

NGC 6337 PN 17h 22 16 -38° 29' Sco 0.9 0.9 12.3 11.7

NGC 6872 GX 20h 16 57 -70° 46.1' Pav 1.5 6.0 11.7 13.8

NGC 7582 GX 23h 18 23 -42° 22.2' Gru 2.3 5.0 10.5 12.9

Hen 2-248 PN 17h 36 06 -49° 26' Ara 0.1 0.1 15.5 10.2

IC 5173 GX 22h 14 45 -69° 21.9' Ind 0.3 1.4 14.5 13.3

Tabelle der vorgestellten Objekte Natürlich hat der Südhimmel noch viel mehr an interessanten Deepsky-Objekten zu bieten und es wurde an dieser Stelle bewusst darauf ver-zichtet, auf häufig zitierte Klassiker wie den Omega Centauri Kugel-sternhaufen, den Eta Carinae-Nebelkomplex oder gar die Magel-

lanschen Wolken einzugehen. Bei unserem Besuch auf Hakos wurde uns von einem früheren Beobachter erzählt, der sämtliche zur Verfügung stehende Nächte nur damit ver-brachte, die Grosse Magellansche Wolke visuell zu beobachten und zu zeichnen. Alleine diese grössere der

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beiden Zwerggalaxien unserer loka-len Gruppe bietet gemäss dem NSOG [5] 358 Einzelobjekte (!) an denen man sich verweilen kann. Damit mag deutlich werden, wie viel ein dunkler Südhimmel für visuelle

Beobachter und Fotografen zu bie-ten hat. Grund genug, schon bald wieder die nächste Reise in südliche Gefilde zu planen.

Stefan Meister

Quellenangaben: [1] Namibia 2009, Bericht von Uwe Glahn von Beobachtungen bei der Astrofarm Hakos,

http://www.deepsky-visuell.de/Berichte/2009/0906_Hakos/Hakos_Start.htm

[2] Observing Down Under Part 1-4, Berichte von Steve Gottlieb zu Kugelsternhaufen, Plane-

tarischen Nebeln, Galaxien und Galaxiengruppen des Südhimmels, http://astronomy-mall.com/Adventures.In.Deep.Space/soglob.htm

[3] Deep Sky Reiseführer, Ronald Stoyan, 3. Auflage von 2004, ISBN 978-3980754071, Ocu-lum Verlag

[4] Deep-Sky Companions: Hidden Treasures, Stephen James O'Meara, 2007, ISBN 978-0521837040, Cambridge University Press

[5] The Night Sky Observer's Guide: The Southern Skies (Vol. 3), Ian Cooper / Jenni Kay / George Robert Kepple, 2008, ISBN 978-0943396897, Willmann-Bell

[6] Eye & Telescope Version 3.1.2 (Software), Deep Sky Beobachtungsplaner von Thomas

Pfleger, Oculum Verlag, http://www.eyeandtelescope.com [7] Guide 8.0 Star Chart (Software), Charting/Desktop Planetarium Tool, Bill Gray, 1996-

2010, Project Pluto, http://www.projectpluto.com [8] Alle Zeichnungen entstanden am ICS 24“ Dobson in Namibia im Juli 2010, Stefan Meister [9] Die Fotografien - sofern nicht anders vermerkt - sind Auszüge aus dem Digitized Sky

Survey II (DSS-2), basierend auf Platten des Palomar Observatory Sky Survey (POSS), Rot-, Blau- oder IR-Kanal.

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Knobeln

Elektrische Leitung Ein rechteckiges Schulzimmer wird für astronomische Vorträge mit modernsten Geräten aufgerüstet.

Dabei soll von der Steckdose, die genau in der Mitte der hinteren Wand ange-bracht ist, eine möglichst kurze elektrische Leitung zur Mitte des oberen Randes der gegenüberliegenden, vorderen Wand unter Verputz gelegt werden. Welchen Weg muss die Leitung nehmen, wenn sie nicht über die Zimmerdecke gehen soll? Senden Sie die Lösung an: [email protected] oder Kurt Felder, Sternmattstrasse 99, 6005 Luzern. Auf den Gewinner wartet wie gewohnt ein Fr. 10.- Büchergutschein. Einsendeschluss: 24. Oktober 2010 Auflösung „Ein Bad für die Menschheit“, Nova Juli - August Wasserverdrängung der gesamten Menschheit: 7*109 * 0.05 m3 = 35*107 m3 Auf die Fläche des Genfer Sees bezogen: 35*107 m3 / 582 * 106 m2 = 0.60 m Den Büchergutschein gewonnen hat Roland Stalder. Herzliche Gratulation! Seine Lösung hat er folgendermassen ergänzt: Wenn "nur" alle Schweizer am 1. August baden gehen, dann steigt der Genfer-seespiegel sogar nur um 0.6mm... und...übrigens hat die ganze Menschheit Platz in einem Fussball mit 440 m Radius.

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Aus Wissenschaft und Forschung Zahlreiche Trans-Neptun-Objekte entdeckt

Jenseits der Neptunbahn kreisen unzählige eisige Brocken um die

Sonne, darunter viele kleinere Objekte, aber auch massereiche wie der Zwergplanet Pluto. Mit einem neuen Verfahren haben Astronomen nun

das Datenarchiv des Weltraumteleskops Hubble nach bislang unbe-kannten Trans-Neptun-Objekten durchforstet und 14 neue Brocken

entdeckt. Viele weitere dürften folgen.

"Trans-Neptun-Objekte sind deswegen so inte-ressant, weil es sich dabei um Material han-delt, das von der Entstehung des Sonnensys-tems übrig geblieben ist", erläutert Cesar Fuentes von der Northern Arizona University, der diese Untersuchung noch während seiner Zeit am Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics durchführte. Da solche TNOs langsam um die Sonne wandern, erscheinen sie auf langbelichteten Aufnahmen als kleine Streifen. Ein Team um Fuentes hat nun eine spezielle Software entwickelt, mit der gezielt nach solchen Streifen auf Hubble-Aufnahmen gesucht werden kann. Vielversprechende Kan-didaten wurden dann noch einmal direkt in Augenschein genommen, um sicher zu sein, dass es sich auch tatsächlich um die Spur ei-nes TNOs handelt. Die meisten TNOs befinden sich grob in der

Ebene, in der auch die Planeten die Sonne umlaufen. Die Astronomen konzent-rierten sich für ihre Analyse daher auf einen Bereich von fünf Grad oberhalb und unterhalb dieser sogenannten Ekliptik. Sie spürten auf diese Weise 14 neue Trans-Neptun-Objekte auf, darunter ein Doppelobjekt - also zwei TNOs, die einander umkreisen. Alle waren außerordentlich leuchtschwach mit einer Helligkeit von nur 25 bis 27 Magnituden. Die Objekte dürften nach Schätzun-gen der Wissenschaftler Durchmesser zwischen 40 und 100 Kilometern haben. Im Gegensatz zu den Planeten haben einige TNOs auch Bahnen, die stark zur Ekliptik geneigt sind. Das Team untersuchte daher, wie die Größenverteilung von TNOs mit weniger geneigten Bahnen im Vergleich zu der von Objekten mit stärker geneigten Bahnen aussieht, um so mehr über die Entwicklung dieser beiden Populationen zu erfahren. Kleinere TNOs sollten in der Regel Trümmer größerer Brocken sein, die bei Kollisionen zerbrochen sind. Sie stellten aller-dings keine wesentlichen Unterschiede in der Größenverteilung fest - beide Gruppen dürften also eine ähnliche Kollisionsgeschichte haben.

So könnte einer der jetzt ent-deckten Brocken aussehen.

Bild: NASA, ESA und G. Bacon (STScI)

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Bei ihrer Studie untersuchte das Team lediglich ein Drittel Quadratgrad des Himmels, so dass bei einer Fortsetzung des Programms noch unzählige weitere TNOs aufgespürt werden sollten. Auch eine Ausdehnung auf Bereiche in größe-rem Abstand von der Ekliptik dürfte zu weiteren Funden führen. "Wir konnten zeigen, dass wir TNOs mit Daten entdecken und charakterisieren können, die ursprünglich nicht für diesen Zweck gesammelt worden waren", fasst Fuentes zusammen. Die Arbeit der Astronomen erscheint demnächst in der Fachzeit-schrift The Astrophysical Journal.

astronews.com 15. September 2010 Wann wird die Sonde Kepler die zweite Erde entdecken? Die vor rund 18 Monaten gestartete NASA-Sonde Kepler sucht nach Planeten mit Hil-fe der Transitmethode. Sie überwacht also dauerhaft eine große Anzahl von Sternen und fahndet nach winzigen Helligkeits-schwankungen, die sich durch einen Plane-ten erklären lassen könnten, der - von Keplers Position aus betrachtet - genau vor seiner Sonne vorüberzieht und diese dadurch kurzzeitig ein wenig verdunkelt. Die ersten potentiellen "zweiten Erden" sollte Kepler um Sterne finden, die weni-ger massereich sind als unsere Sonne. Das liegt daran, dass die Zone, in der Wasser flüssig ist (die sogenannte habitable Zone) bei masseärmeren Sternen dichter an der jeweiligen Sonne liegt und der Planet sich somit schneller um seine Sonne bewegt. Kepler benötigt also weniger Zeit, um ei-nen Transit zu entdecken und ihn an-schließend auch zu bestätigen. Für einen Planeten um einen sonnenähnli-chen Stern dürfte es etwa drei Jahre dau-ern, bis Kepler dessen Existenz in der habitablen Zone bestätigt hat. Bei einem solchen Planeten würde es sich dann tatsächlich um eine Welt handeln, die alle Voraussetzungen hätte, eine zweite Erde zu sein. Ob es aber tatsächlich eine zweite Erde ist, müssten dann weitere Untersuchungen mit anderen Telesko-pen ergeben, mit denen man beispielsweise versucht, mehr über die Zusam-mensetzung der Atmosphäre des Planeten zu erfahren. Leicht dürfte das aller-dings nicht sein.

astronews.com 16. September 2010

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Impressum

Monatliche Vereins-Informationen der Astronomischen Gesellschaft Luzern (AGL)

Beiträge und Bildberichte bitte an: [email protected]

Nächster Redaktionsschluss: Jeweils am 10. des Vormonates

Anschrift: Astronomische Gesellschaft Luzern, 6000 Luzern Sternwarte: Schulhaus Hubelmatt-West, Luzern Telefon Sternwarte: 041 / 317 00 69 PC Konto: 60-10028-6 Homepage: http://luzern.astronomie.ch Email: [email protected]

Präsident: Guido Stalder [email protected] Hubelstrasse 26 6012 Obernau

Vizepräsident: Markus Burch [email protected] Buchhaltung: Patrizia Burch-Iasiello Aktuar: Roland Stalder [email protected] Sternwarte: Marc Eichenberger [email protected] Jugendgruppe: Marc Horat [email protected]

Webmaster: Markus Burch [email protected] Administration: Kurt Felder [email protected] Technik und Praxis-Treff: Roland Stalder [email protected] Organisator: Guido Stalder [email protected] Fernrohrverleih: Kurt Felder [email protected] Rätselseite: Kurt Felder [email protected] Redaktion: Beat Bühlmann [email protected]

Druckerei: Kopiershop Alpnach Auflage: 280 Exemplare Erscheinung: 11x jährlich ISSN: 0259-918X

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