Nova Persei 2

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15 4873 16 Nekrolog. z 5 Jahre, vom Oktober I 89 I bis Dezeinber 19 I 6, sind verflossen, seitdem Dr. Leo de Ball, dem Rufe des Herrn uon Khfner folgend, die Leitung des von diesem edlen und hochsinnigen Mazen der Astronomie in freigebigster Weise mit Instrumenten ’der besten Art und modernster Konstruktion ausgerusteten Instituts ubernahm und es auch, unbekummert urn gelehrte Auszeichnungen, einzig nur von reinem wissenschaftiichem Streben durchdrungen, zu hoher Ehre brachte. Eine stattliche Reihe von Publikationen der Sternwarte, es sind dies die Bande 3, 4, 5 und 6 mit den in ihnen ent- haltenen teils von ihm selbst durchgefuhrten, teils unter ihm und unter seiner direkten Einfluflnahrne entstandenen prak- tischen und wissenschaftlichen Arbeiten seiner Assistenten, und im Anschlusse an diese der grofle Katalog der Astrono- mischen Gesellschaft als Zusammenfassung der Beobachtungen der Zone von 5O 50’ his 10’ 10’ sudlicher Deklination, geben Zeugnis von der reichhaltigen Beobachtungs- und wissenschaftlichen Tatigkeit, die auf der Sternwarte herrschte. Dazu kommt noch eine Menge eigener Spezialarbeiten, die de Ball meist in den Berichten der Wiener Akademie der Wissenschaften veroffentlichte, wie seine ))Theorie der astrographischen Ortsbestimmungcc und aTheorie der Drehung der Erdee, die als Vorarbeiten zu seinem groflangelegten Lehrbuch der spharischen Astronomiecc anzusehen sind, ferner seine Abhandlung >)Die Radazrsche Theorie der Refraktion((, die ihn zur Konstruktion neuer Refraktionstafeln ftuhrte, und in letzter Linie seine bedeutsamen Arbeiten, die sich an seine Beobachtungstatigkeit am Heliometer der Sternwarte an- schlieflen, wie die ))Untersuchungen uber die ’reilungsfehler der Heliometerskalen((, und ))Relative Parallaxen von I 6 Sternen nordlich von 6 = + 30°, abgeleitet aus Beobachturigen am Heliometer((, sowie )>Die Genauigkeit der Heliometerbeob- achtungen mit spezieller Berucksichtigung der zur Bestimmung yon Sternparallaxen angestellten Distanzmessungen ((. Geboren am 23. November 1853 zu Labberich, absolvierte Leo de Ball die Gymnasialstudien am Collegiuin Augustinum in Paesdonck, machte sein Abiturium 1870 in Munster i. W., betrieb sodann die Universitatsstudien teils in Bonn, teils in Berlin und promovierte am 3. Februar 1877 in Bonn auf Grund der Dissertation suntersuchungen uber die Eigenbewegung des Sonnensystems, abgeleitet aus den Beobachtungen der Sternwarten Cap, Melbourne, Williamstown und Madrase. Schon wenige Monate spater finden wir ilin in voller praktischer Tatigkeit als Assistent an der herzog- lichen Sternwarte in Gotha unter der Leitung Kruegers wirkend, hierauf, nachdem K~ueger die Gothaer Sternuarte verliet3 und als Direktor der Sternwarte nach Kiel ging, ein Jahr lang (1881-82) an der Sternwarte des Kammerherrn zlon Gii/oio in Bothkamp arbeitend. Im Jahre 1883 verliefl er Deutschiand und ging, einem Rufe 3Xes folgend als Preparateur de cours d’astronomie et geodesie a l’universite de Liege, nach Luttich in Belgien, wo er bis 1891 blieb und eine Keihe bedeutungsvoller Arbeiten veroffentlichte, die zunieist in den Memoiren der Brusseler Akademie erschienen. Es sind dies : *Determination de la parallaxe relative de l’etoile principale de la couple optique H ~516((, Brussel 1887, zMasse de la planete Saturne, deduite des observations des satellites Iapet et Titan faites en 1885-86((, Brussel I 887, bRecherches sur l’orbite moyen de la planete 181 Eucharis((, Rriissel 1887, ,Catalogue de 382 etoiles faibles de la zone Ilhl +zG, observees a I’institut astronomique de Liege de 1886-89 et reduites h l’equinox moyen de’ 1887.0“, Briissel 1890. In diesem Jahre kam Folip als Ihrektor an die dainals neu gegriindete Sternwarte in Briissel. Auch de Ball wurde hinberufen. Er sollte das Amt eines ’Astrononie adjoint faisant des fonctions d’astronome(( ubernehnien. Aber er folgte lieber dem ihn sehr ehrenden Anerbieten des Herrn z m Ku,$fkr nach Wien. Hier fand er, wie man das oft aus seinem Munde horen konnte, seine zweite Heimat. Hie, konnte er in voller Unabhangigkeit und Ungestortheit die groflartigen Hilfsniittel seines Institutes zur Forderung der von ihm geliebten Wissenschaft ausnutzen und er tat dies auch, reiche Anregung an seine zahlreichen Mitarbeiter spendend. In ungestorter Harmonie lebte er auf der Sternwarte, fern vom Getriebe der Groflstadt, ini Kreise seiner Familie und, obwohl seine Kcnstitution keineswegs eine sehr kraftige war, so war er doch in den 25 Jahren seiner Tatigkeit in Wien nicht ernstlich krank. Erst in den letzten Tagen des November warf ihn eine anscheinend ganz geringfugige Er- kaltung auf das Krankenlager. Leider trat als deren Folge eine Rippenfellentziindung auf und ihr konnte sein Korper keinen Widerstand mehr entgegenstellen. Seine Witwe, sowie seine zwei Kinder, ein Sohn und eine Tochter, standen trauernd an seinem Sterbelager. Seine wissenschaftlichen Leistungen sichern ihm einen ehrenvollen Platz in der Geschichte der Astronomie. Namentlich wir Osterreicher werden ihm stets ein treues Andenken bewahren. Seine Nachfolper aber werden es als ihre vornehniste Aufgabe ansehen mussen? das ron ihrn geleitete Institut auf der gleichen Hohe zu erhalten, zu der er es empor- gefuhrt hat. O#enhei~it. Im Jahre 1891 trat die entscheidende Wendung in seinem Leben ein. So verschied er nach kurzer Tirankheit am I 3. Dezember. Nova Persei 2. Nach Harv. Bull. 622 teilt Prof. Barnard uber den von ihm entdeckten Nebel bei Nova Persei 2 noch mit, dai3 in den letzten Jahren in der Helligkeit der Nova nur geringe Anderung eingetreten sei. Das Bild war am 4o-Zoller scharf definiert. Seit dem letzten Jahre hat die Nova um etwa eine GroOenklasse abgenommen und ihr Bild ist bleich und schlecht definiert. Sie ist jetzt von der Grofle 13115. Der schwache, verwaschene Nebel erstreckt sich von dem Stern etwa 15” oder 20” in sudlich vorangehender Richtung. Red. In h a1 t zu Nr. 4873. 7. IZ’cbei-. Rektaszensionsbeobachtungen des Mondes. I. - A. Nnatek. Ausgleichung der internationalen Pokequenz bis zur 9. Grot3e und Helligkeiten einiger Zusatzsterne. 5. - -7. H. hfetcuy. Three new variable stars. 11. - E. Hmtwir. Beobachtung einer neuen Erscheinung von UV Persei. 11. - 0. Kwpf. Beobachtungen der Planeten 6 Hebe und 216 Kleopatra. 11. - Mitteilungen iiber Kleine Planeten. 13. - F. Colin. Numerierung von Kleinen Planeten. 13. - Komri Mctcuy (1916 piov. 21). 13. - .S. Ojjeiiheivc. Anzeigr des Todes von Leo &Ball. 15. -’ Nova Persei 2. 15. Geschlossen 19~7 Fehr. 3. Herausgeher: H. K o b o 1 d. l!rc~k van C. Schaidt. Exoedition: Kiel, Moltkestr. 80. Postscheck-Konto Nr. 6238 Hamburg II

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Nekrolog. z 5 Jahre, vom Oktober I 89 I bis Dezeinber 19 I 6, sind verflossen, seitdem Dr. Leo de Ball, dem Rufe des Herrn

uon Khfner folgend, die Leitung des von diesem edlen und hochsinnigen Mazen der Astronomie in freigebigster Weise mit Instrumenten ’der besten Art und modernster Konstruktion ausgerusteten Instituts ubernahm und es auch, unbekummert urn gelehrte Auszeichnungen, einzig nur von reinem wissenschaftiichem Streben durchdrungen, zu hoher Ehre brachte. Eine stattliche Reihe von Publikationen der Sternwarte, es sind dies die Bande 3, 4, 5 und 6 mit den in ihnen ent- haltenen teils von ihm selbst durchgefuhrten, teils unter ihm und unter seiner direkten Einfluflnahrne entstandenen prak- tischen und wissenschaftlichen Arbeiten seiner Assistenten, und im Anschlusse a n diese der grofle Katalog der Astrono- mischen Gesellschaft als Zusammenfassung der Beobachtungen der Zone von 5 O 50’ his 10’ 10’ sudlicher Deklination, geben Zeugnis von der reichhaltigen Beobachtungs- und wissenschaftlichen Tatigkeit, d ie auf der Sternwarte herrschte. Dazu kommt noch eine Menge eigener Spezialarbeiten, die de Ball meist in den Berichten der Wiener Akademie der Wissenschaften veroffentlichte, wie seine ))Theorie der astrographischen Ortsbestimmungcc und aTheorie der Drehung der Erdee, die als Vorarbeiten zu seinem groflangelegten Lehrbuch der spharischen Astronomiecc anzusehen sind, ferner seine Abhandlung >)Die Radazrsche Theorie der Refraktion((, die ihn zur Konstruktion neuer Refraktionstafeln ftuhrte, und in letzter Linie seine bedeutsamen Arbeiten, die sich a n seine Beobachtungstatigkeit am Heliometer der Sternwarte an- schlieflen, wie die ))Untersuchungen uber die ’reilungsfehler der Heliometerskalen((, und ))Relative Parallaxen von I 6 Sternen nordlich von 6 = + 30°, abgeleitet aus Beobachturigen am Heliometer((, sowie )>Die Genauigkeit der Heliometerbeob- achtungen mit spezieller Berucksichtigung der zur Bestimmung yon Sternparallaxen angestellten Distanzmessungen ((.

Geboren am 23. November 1853 zu Labberich, absolvierte Leo de Ball die Gymnasialstudien am Collegiuin Augustinum in Paesdonck, machte sein Abiturium 1870 in Munster i. W., betrieb sodann die Universitatsstudien teils in Bonn, teils in Berlin und promovierte am 3. Februar 1 8 7 7 in Bonn auf Grund der Dissertation suntersuchungen uber die Eigenbewegung des Sonnensystems, abgeleitet aus den Beobachtungen der Sternwarten Cap, Melbourne, Williamstown und Madrase. Schon wenige Monate spater finden wir ilin in voller praktischer Tatigkeit als Assistent an der herzog- lichen Sternwarte in Gotha unter der Leitung Kruegers wirkend, hierauf, nachdem K~ueger die Gothaer Sternuarte verliet3 und als Direktor der Sternwarte nach Kiel ging, ein Jahr lang (1881-82) an der Sternwarte des Kammerherrn zlon Gii/oio in Bothkamp arbeitend. Im Jahre 1883 verliefl er Deutschiand und ging, einem Rufe 3 X e s folgend als Preparateur d e cours d’astronomie et geodesie a l’universite de Liege, nach Luttich in Belgien, wo er bis 1891 blieb und eine Keihe bedeutungsvoller Arbeiten veroffentlichte, die zunieist in den Memoiren der Brusseler Akademie erschienen. Es sind dies : *Determination d e la parallaxe relative d e l’etoile principale de la couple optique H ~ 5 1 6 ( ( , Brussel 1887, zMasse de la planete Saturne, deduite des observations des satellites Iapet et Titan faites en 1885-86((, Brussel I 887, bRecherches sur l’orbite moyen de la planete 181 Eucharis((, Rriissel 1887, ,Catalogue de 382 etoiles faibles de la zone I l h l + z G , observees a I’institut astronomique de Liege de 1886-89 et reduites h l’equinox moyen de’ 1887.0“, Briissel 1890.

In diesem Jahre kam Folip als Ihrektor an die dainals neu gegriindete Sternwarte in Briissel. Auch de Ball wurde hinberufen. E r sollte das Amt eines ’Astrononie adjoint faisant des fonctions d’astronome(( ubernehnien. Aber er folgte lieber dem ihn sehr ehrenden Anerbieten des Herrn z m Ku,$fkr nach Wien. Hier fand er, wie man das oft aus seinem Munde horen konnte, seine zweite Heimat. Hie, konnte er in voller Unabhangigkeit und Ungestortheit die groflartigen Hilfsniittel seines Institutes zur Forderung der von ihm geliebten Wissenschaft ausnutzen und er tat dies auch, reiche Anregung an seine zahlreichen Mitarbeiter spendend.

In ungestorter Harmonie lebte er auf der Sternwarte, fern vom Getriebe der Groflstadt, ini Kreise seiner Familie und, obwohl seine Kcnstitution keineswegs eine sehr kraftige war, so war er doch in den 2 5 Jahren seiner Tatigkeit in Wien nicht ernstlich krank. Erst in den letzten Tagen des November warf ihn eine anscheinend ganz geringfugige Er- kaltung auf das Krankenlager. Leider trat als deren Folge eine Rippenfellentziindung auf und ihr konnte sein Korper keinen Widerstand mehr entgegenstellen. Seine Witwe, sowie seine zwei Kinder, ein Sohn und eine Tochter, standen trauernd an seinem Sterbelager.

Seine wissenschaftlichen Leistungen sichern ihm einen ehrenvollen Platz in der Geschichte der Astronomie. Namentlich wir Osterreicher werden ihm stets ein treues Andenken bewahren. Seine Nachfolper aber werden es als ihre vornehniste Aufgabe ansehen mussen? das r o n ihrn geleitete Institut auf der gleichen Hohe zu erhalten, zu der er es empor- gefuhrt hat. O#enhei~it.

Im Jahre 1891 trat die entscheidende Wendung in seinem Leben ein.

So verschied er nach kurzer Tirankheit am I 3. Dezember.

Nova Persei 2. Nach Harv. Bull. 622 teilt Prof. Barnard uber den von ihm entdeckten Nebel bei Nova Persei 2

noch mit, dai3 in den letzten Jahren in der Helligkeit der Nova nur geringe Anderung eingetreten sei. Das Bild war am 4o-Zoller scharf definiert. Seit dem letzten Jahre hat die Nova um etwa eine GroOenklasse abgenommen und ihr Bild ist bleich und schlecht definiert. Sie ist jetzt von der Grofle 13115. Der schwache, verwaschene Nebel erstreckt sich von dem Stern etwa 15” oder 20” in sudlich vorangehender Richtung. Red.

I n h a1 t zu Nr. 4873. 7. IZ’cbei-. Rektaszensionsbeobachtungen des Mondes. I . - A. Nnatek. Ausgleichung der internationalen Pokequenz bis zur 9. Grot3e und Helligkeiten einiger Zusatzsterne. 5. - -7. H. hfetcuy. Three new variable stars. 1 1 . - E. Hmtwir. Beobachtung einer neuen Erscheinung von UV Persei. 1 1 . - 0. Kwpf. Beobachtungen der Planeten 6 Hebe und 2 1 6 Kleopatra. 1 1 . - Mitteilungen iiber Kleine Planeten. 13. - F. Colin. Numerierung von Kleinen Planeten. 1 3 . - Komri Mctcuy (1916 piov. 2 1 ) . 13. - .S. Ojjeiiheivc. Anzeigr des Todes von Leo &Bal l . 1 5 . -’ Nova Persei 2. 15.

Geschlossen 1 9 ~ 7 Fehr. 3. Herausgeher: H. K o b o 1 d . l ! r c ~ k van C. Schaidt . Exoedition: K i e l , Moltkestr. 80. Postscheck-Konto Nr. 6238 Hamburg II