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INFORMATIONEN Nr. 104 für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen Dezernat Seelsorge des Erzbischöflichen Ordinariats Berlin 1/12 Flughafenseelsorge – BER Flughafen Berlin Brandenburg

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INFORMATIONEN

Nr. 104

für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen

Dezernat Seelsorge des Erzbischöflichen Ordinariats Berlin

1/12

Flughafenseelsorge – BER Flughafen Berlin Brandenburg

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THEMA INFO 1/12

Inhaltsverzeichnis VorwortNeujahrsgruß............................................................................................ 3Dr. Stefan Dybowski beim Neujahrsempfang des Erzbischofs

Zwischenlandung für die Seele ..................................................................5Die Aufgaben der Seelsorge am Berliner FlughafenBernhard Motter

Berliner Willy Brandt Flughafen ..............................................................10Tor zur Welt und Symbol der Abschottung gegen FlüchtlingeMartin Stark SJ

Freiheit für Gefangene! ..........................................................................13Gedanken eines Seelsorgers in der AbschiebungshaftLudger Hillebrand SJ

Kirche liegt vor uns ................................................................................16Agenda für den Weg durch das Land der VerheißungDr. Christian Hennecke

„Wein der Freude und der Liebe Christi werden …“ ..............................20Papst Benedikt XVI. im Berliner OIympiastadion – StreiflichterBernd F. Schwanke

Pallottinische Studienreise nach Seoul, Süd-Korea ..................................23Kalle Lenz SAC

Caritas-Kampagne 2012 – Armut macht krank ...................................... 27Barbara Schwemmer

Katholikentag in Mannheim – „Einen neuen Aufbruch wagen“ ..............29Hans-Joachim Ditz

Fachtag „Das Beste für’s Kind“ – Elternbildung in Sachen Religion ........ 31Ute Eberl

Bußgang der Berliner Katholiken ........................................................... 32

Willkommen – Welcome

Für die Flughafenseelsorge wirddas in den kommenden Mo naten

besonders gelten. Mit der Eröffnungdes neuen Flughafens BerlinBrandenburg am 3. Juni 2012 wer-den die Passagiere, Besu cher undMitarbeitenden ganz herzlich von derFlughafen seel sorge Willkommengeheißen.

Seit Mitte der 90er Jahre bemühensich die beiden großen Kirchen, imGroßflughafen mit einer eigenen Ka -pelle und einer gemeinsamen Seel -sor gestelle präsent zu sein. Wir kön-nen uns freuen, dass in dem neuenAirport eine christliche Kapelle nebeneinem Raum der Stille zur Ver fügungstehen wird. Für die katholischeKirche hat der Flughafen seel sorgerBernhard Motter seit Dezem ber 2008den Weg für diesen kategorialenDienst vorbereitet. Pfarrer Motterbeschreibt in seinem Beitrag dieAufgaben der Flughafenseel sor geund stellt das Raumkonzept vor.

Dass ein Großprojekt wie der Inter -nationale Flughafen Willy Brandtauch schmerz hafte Eingriffe in dasLeben vieler Menschen bringt, lesenwir in den Zeitungsberichten über diePro teste der Anwohner. Weniger be -kannt ist die geplante Abschiebungvon Flüchtlingen, die über den Flug -hafen nach Deutschland einreisenwollen. Dafür ist der Neubau einerUnter kunft für Asyl-Schnellver fah renauf dem Flughafengelände geplant.Die Kirchen fordern den Verzicht aufein solches Gebäude. Sie wollen sichdurch Abschiebebeobachtung undVermittlung für die Schwächsten ein-setzen.

Welcome soll allen Menschen gelten.

Hermann Fränkert-Fechter

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Dompropst Dr. Stefan Dybowski

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In diesem Jahr fiel mir die ehrenvolleAufgabe zu, Ihnen, lieber Herr Erz -bischof, anlässlich Ihres ersten Neu -jahrsempfangs in Berlin die Neu -jahrs grüße aus dem gesamten Erz -bis tum zu überbringen. Im Namenaller hier Versammelten danke ichIhnen für die Einladung zu diesemNeujahrsempfang und wünscheIhnen für das neue Jahr Gesundheit,viele gute Begegnungen und natür-lich Gottes Segen.

Die Weihnachtstage und natürlichauch der Jahreswechsel bieten einegute Gelegenheit zur Rückschau aufdas vergangene Jahr und sicher auchzum Danken.

Von Insidern bekam ich zum Jahres -wechsel mehrfach den Wunsch mit-gegeben: Ich wünsche Ihnen, dassdas Jahr 2012 ruhiger wird als dasvorausgegangene Jahr. Zunächsthabe diesen Neujahrswunsch sehrgern angenommen. O ja, das Jahr2011 war für unser Erzbistum Berlinein ereignisreiches Jahr.

Schon im Januar musste sich Kardi -nal Sterzinsky ins Krankenhaus bege-ben. An seinen Schreibtisch ist er niemehr zurückgekehrt.

Am 24. Februar wurde sein Rück -tritts gesuch vom Heiligen Vaterangenommen. In der Zeit der Vakanzhat Weihbischof Dr. Matthias Hein -rich als Diözesanadministrator dasBistum geleitet. Ich möchte ihm undallen Mitbrüdern im Metropolitan -kapitel an dieser Stelle als Dom -propst noch einmal herzlich dankenfür die gute Zusammenarbeit geradein dieser bewegten Zeit.

Schließlich hat Gott Kardinal Ster zin -sky nach einer schweren Leidenszeitam 30. Juni in seine Ewigkeit geru-

fen. In einem großen Gottesdiensthaben die Gläubigen von ihm Ab -schied genommen und ihm das letz-te Geleit gegeben. Nach dem Re -quiem gab es rund um die Kathe -drale bei Bier und einem kleinenImbiss eine frohe Begegnung, an derSie, lieber Herr Erzbischof, zum erstenMal mit vielen Gläubigen unseresErzbistums ins Gespräch kamen.

Erinnern Sie sich, meine Damen undHerren…? So eine Möglichkeit zueinem frohen Beieinander hatte sichKardinal Sterzinsky oft am Ende einerFronleichnamsprozession ge wünscht.Ich sage einfach mal, dass er sichgefreut haben wird: na endlich habendie Berliner verstanden, was ichschon immer wollte...

Mit Spannung wurde in der Öffent-lichkeit die Wahl des neuen BerlinerErzbischofs verfolgt. Schon im Vor -feld tauchten die Namen verschiede-ner Bischöfe (auch von Nicht bi -schöfen) als Favoriten für den Ber -liner Bischofsstuhl auf. Als ich am 2. Juli Ihren Namen in der fast voll

INFO 1/12 THEMANeujahrs-Grußwort

Neujahrsgrüße von Dompropst Stefan Dybowski

besetzten St. Hedwigs-Kathedraleverkünden durfte, gab es für vieleeine Überraschung. Ihr Name wurdebis dahin in der Öffentlichkeit nichtgenannt, und das Metropolitan ka pi -tel war auch ein bisschen stolz, dassdie Wahl bis zuletzt geheim ge haltenwerden konnte. Wer zuletzt lacht ...

Höhepunkt des Jahres war mitSicher heit der Besuch des HeiligenVaters, Papst Benedikt XVI. in Berlin.Schon lange im Voraus liefen dieVorbereitungen auf dieses Ereignishin. Viel Erleichterung hat die Ent -scheidung für das Olympiastadion alsGottesdienstort gebracht. Und sokonnte der Papst mit mehr als60.000 Teilnehmern einen großarti-gen Gottesdienst feiern. Bei allerFestlichkeit und Besinnlichkeit gab esaber auch hier Gelegenheit zumSchmunzeln. Während die Gläubigenauf den Rängen ein schützendesDach über sich wussten, saßen diepolitische wie auch kirchliche „Pro -mi nenz“ im Innenraum des Stadionsunter freiem Himmel. Ob der liebeGott es wissen wollte, wie schnellsich Prominente ein Regencapeanziehen können ... Und kaum hat-ten sich alle in das Cape eingewik-kelt, machten die dunklen Wolkeneinem wunderschön leuchtendenAbendhimmel Platz. Die Gläubigenauf den Rängen schmunzelten. Ichnehme an, der liebe Gott auch.

Ich wünsche Ihnen, dass das Jahr2012 ruhiger wird als das vorausge-gangene Jahr. Mein Wunsch für unsalle lautet anders: Ich wünscheIhnen, dass das Jahr 2012 seine Fort -setzung findet in dem, was wir über

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THEMA INFO 1/12Neujahrs-Grußwort

das Jahr 2011 geschrieben ha ben:Willkommen im Erzbistum Berlin.

Dass es dabei nicht um eine Wieder -holung der Ereignisse des vergange-nen Jahres geht, ist klar. Aber dasswir als Erzbistum Berlin auch weiter-hin Gastgeber sind und Menschenbei uns willkommen heißen, nicht ingroßen Aktionen, sondern im ganzalltäglichen Leben unserer Bistums -familie – das würde ich uns allenwünschen. Und das Jahr 2011 hatda zu schon großartige Beispielegeliefert. 3 Beispiele möchte ich hiererwähnen, und zwar aus den Berei -chen Caritas, Schule und Jugend -arbeit.

Seit Jahren unterhält der BerlinerCaritasverband die medizinische Am -bulanz am Bahnhof Zoo – in Zu kunftwohl aus eigenen finanziellen Mit -teln. Täglich kommen dort zwischen15 und 20 Personen – überwiegendaus osteuropäischen Staaten – diekeinen Anspruch auf ärztliche Versor -gung haben. Hier werden nicht nurleibliche Wunden verbunden, son-dern den Hilfesuchenden auch einoffenes Ohr geschenkt. Kurzum: hiererfahren Menschen, dass Sie will-kommen sind.

Am 27.September 2011 wurde ander Katholischen Schule LiebfrauenTorben P. aufgenommen. Nach einerGewalttat auf einem Berliner U-Bahnhof wurde er zu 34 MonatenHaft verurteilt. Ungeachtet zahlrei-cher skeptischer Stimmen – auch ausden eigenen Reihen – hatte dieSchule den Mut, diesen Schüler auf-zunehmen. Ein Willkommenszeichen,das viel Mut erfordert.

Und nicht zuletzt hatte die Gast -freund schaft beim ökumenischenTaizétreffen ihre große Bewährungs -

probe. So berichtet eine Familie voneiner wunderbaren Begegnung mitpolnischen Jugendlichen, die dasgegenseitige Bild der Völker vonein-ander positiv beeinflusst hat. „Wirhaben uns als Teil eurer Familiegefühlt“, haben die jungen Leutegesagt. Und vielleicht noch wichti-ger: „Wir haben ein anderes Bild vonden Deutschen bekommen“. Gast -freundschaft baut viele Vorurteile ab.Die Taizé-Besucher sind wieder inihre Heimatländer zurückgekehrt,aber so manche Gastfreundschaftwird sicher ihre Fortsetzung finden.

Es gab im Jahr 2011 noch vieleEreignisse, die sich lohnen, nicht nurin der Chronik, sondern vor allem inlebendiger Erinnerung festgehaltenzu werden.

Meine Rückschau soll nicht endenohne die dankbare Erinnerung an dieVerstorbenen. Stellvertretend fürviele Frauen und Männer, die sichhaupt- und ehrenamtlich für unserErzbistum eingesetzt haben, möchteich namentlich die verstorbenenMitbrüder erwähnen:

Meine Damen und Herren, wenn ichIhnen am Schluss ein schönes Bildmitgeben darf:

Ein furchtbarer Sturm kam auf. DasMeer tobte, und meterhohe Wellenbrachen sich ohrenbetäubend amStrand. Als das Unwetter nachließund die Sonne sich zeigte, lagen amStrand unzählige Seesterne, die dasMeer auf den Sand gespült hatte.

Ein kleines Mädchen lief am Wasserentlang, nahm einen Seestern nachdem anderen in die Hand und warfihn zurück ins Meer. Ein Spaziergän -ger sah das: „Ach Kleine, was du damachst, ist vollkommen sinnlos.Siehst Du denn nicht, dass der ganzeStrand voll von Seesternen ist? Diekannst Du unmöglich alle zurück insMeer werfen. Was Du da tust, ändertnicht das Geringste.“

Das Mädchen schaute den Mann an.Dann hob es den nächsten Seesternauf und warf ihn ins Meer: „Für ihnwird es etwas ändern.“

Ich wünsche Ihnen, lieber HerrErzbischof, und Ihnen allen für dasneue Jahr 2012 Gesundheit, vieleschöne Begegnungen und zu allemGottes Segen. Und möge auch überdem Jahr 2012 geschrieben stehen,was wir in 2011 als Leitwort hatten:Willkommen im Erzbistum Berlin.

Georg Kardinal Sterzinsky 30.06.2011 75

Pfarrer Dr. Stephan Kotzula 05.01.2011 63

Pfarrer Georg Rolle 20.01.2011 90

P. Georg Hoffmann SJ 15.02.2011 78

Msgr. Horst Rothkegel 06.03.2011 89

Pfarrer Rudolf Wrobel 14.05.2011 78

Pfarrer Peter Höfig 29.05.2011 73

Pfarrer Benno Fahlbusch 01.06.2011 90

Pfarrer Johannes Masiak 03.06.2011 83

P. Johannes Klauke OP 17.07.2011 75

P. Adonis Narcelles SVD 29.07.2011 40

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INFO 1/12 THEMAFlughafenseelsorge

Nach dem Verzicht auf seine PfarreiSt. Clara in Berlin-Neukölln und den Eintritt in den Ruhestand istPfr. Motter am 1. Dezember 2008zum Flughafenseelsorger imErzbistum Berlin ernannt worden.Seit diesem Zeitpunkt ist er zusam-men mit dem evangelischenFlughafenseelsorger, Pfr. JustusFiedler, in Tegel und Schönefeldaktiv.Mit der Eröffnung des neuenFlughafens Willy Brandt in Berlin-Schönefeld, am 3. Juni 2012,wird die Seelsorge am neuenStandort erstmalig eine christlichenKapelle haben.

Zwischenlandung für die SeeleDie Aufgaben der Seelsorge am Berliner Flughafen

Reden – Zuhören – Segnen

Zu den Kennzeichen unserer Zeitgehört die Mobilität. Menschen

aus verschiedenen Nationalitäten,Kultu ren, Religionen sind unterwegs –das spiegelt der Flughafen mit seinemGewirr und dem Gewimmel von Men -schen wider. Er kommt einem vor wieein Stadttor, hinter dem sehr unter-schiedliche Möglichkeiten warten.Genauso unterschiedlich sind auchdie Gründe für die Anwesenheit soVieler, jetzt noch in Tegel oderSchönefeld, ab 3. Juni dann auf demneuen Flughafen Berlin Branden -burg, der zunächst für eine jährlicheKapazität von 25 Mill. Passagierenausgelegt ist.Die einen warten auf den Start ihrerMaschine, anderen sieht man schondie Freude an, mit der sie auf liebeMenschen warten und wieder ande-re sind traurig, weil sie sich verab-schieden. Dann sind da auch nochdie „Gestrandeten“, die Hilflosen,die nicht weiter wissen, mittellos,nicht der Sprache mächtig, oder jene,die vergeblich auf den angekündig-ten Abholer warten. Schließlichbegegnen wir den Ängstlichen - hierkann schon mal ein Gespräch hilf-reich sein.An Feiertagen sind da auch die,denen es in der Stadt langweilig ist,weil Einkaufszentren und Lädengeschlossen sind. Andere hoffen, hieretwas von der weiten Welt zu spü-ren, die durch die Angaben an derAnzeigetafel hereingeholt wird. Fürsie ist der Besuch ein richtiges Eventim manchmal nüchternen Alltag.Zu den Besuchern gehören auchKitas oder Schulklassen, die dasGeschehen – besonders die Startsund Landungen – fasziniert.

Zu denen, für die wir auch da sind,gehört weiter die große Gruppe derMitarbeiterinnen und Mitarbeiter: inden Terminals oder auf dem Flugfeld,die Crews der Fluggesellschaften, dieSecuritys, die Angehörigen der Bun -despolizei, die Reinigungskräfte, dieAngestellten in den Duty-free-Shops,die Mitarbeiter der Verwal tung. Fürsie sind wir so etwas wie Betriebs -seelsorger, mühen uns zumindestdarum.In diesen Wochen denke ich auch andiejenigen, die im Zuge der Neu-Ausschreibungen der Dienste mit derInbetriebnahme des neuen Flughaf -ens BER in die Arbeitslosigkeit ent-lassen werden.Immer wieder nutzen wir Gelegen -heiten, den Mitarbeitenden uns undunsere Aufgaben bekannt zu ma -chen. Das schafft Vertrauen geradeunter ihnen, die manchem Stress undDruck ausgesetzt sind, deswegen ha -ben sie keine Zeit – aber für sie undihre Probleme hat oft niemand Zeit.Unsere besondere Hilfe und unsernBeistand benötigen weiter jene Men -schen, die abgeschoben werden sol-len, unter denen sich auch Kinderund Jugendliche befinden. Ihre Men -schenwürde und ihre Menschenrech -te gilt es zu achten und ihre Situa -tion, soweit als möglich, zu erleich-tern.Auch für die Beamten der Polizei istes manchmal eine Belastung, beiAbschiebungen mitzuwirken. Da ver-stehen wir uns als Seelsorger für alleBetroffenen. Im Augenblick wird un -ter Beteiligung der beiden Kirchen,der Länder Berlin und Brandenburgund der Polizei eine Vereinbarungüber die Abschiebebeobachtung fürden Flughafen Willy Brandt erarbeitetDas Erzbistum und die evangelische

Pfarrer Bernhard Motter

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THEMA INFO 1/12Flughafenseelsorge

nung des neuen Airports, wenigstenszu Kernzeiten anwesend zu sein.Zum Erfahrungsaustausch treffensich die Mitarbeiter der Flughafen -seelsorge im deutschsprachigenRaum in regelmäßigen Konferenzen:jährlich auf ökumenischer Ebene,zusätzlich auch als Konferenz derkatholischen Seelsorger, die sichaußerdem alle 2 Jahre auf römischeEinladung zu Weltkonferenzen tref-fen.

Wie wird unsere Arbeit angenommen?

Bei dem großen Betrieb, den vielenAngeboten und mancher Unkenntniswird Kirche dort wahrgenommen, wowir als Flughafenseelsorger präsentsind und uns einbringen. Das habenwir auf beiden Flughäfen erfahren. InTegel gibt es für uns keinen Raum,während wir in Schönefeld seit eini-ger Zeit einen gut erreichbaren Raumim Terminal A zur Verfügung haben.Im neuen Airport wird es in zentralerLage (landseitig) sowohl eine christli-che Kapelle als auch einen Raum derStille geben. Außerdem erhoffen wiruns in einem Nebengebäude einBüro und ein Gesprächszimmer. Wenn wir auf den Flughafen kom-men, informieren wir uns bald amInfo-Schalter über besondere Vor -kommnisse und machen uns dannauf den Weg über die Terminals, anden Abfertigungsschaltern und Lä -den vorbei. Erkennbar als Flughafen -seelsorger sind wir dabei am Kleri -kerkragen und an der Weste mit demDeutschlandweiten Logo und derAufschrift „Flughafenseelsorge“. Diewird es auch für die Ehrenamtlichengeben.Bei den Gesprächen mit den Mitar -beiterinnen und Mitarbeitern stellenwir oft fest, dass Vielen die Ge -sprächs angebote der Flughafen -seelsorge (etwa in Zusammenhangmit schweren Erkrankungen oder

Kirche beteiligen sich an der Finan -zierung der Stelle eines Abschie -bungs beobachters.Für alle, Fluggäste, Mitarbeiter, Ange -hörige und Besucher sind wir Flug -hafenseelsorger da, wir hören zu, wirreden und beten mit ihnen. Wir bie-ten Gelegenheit zur „Zwischenlan -dung für die Seele“, wie es auf unse-rem Flyer heißt. So versuchen wirdazu beizutragen, dass es bei allemStress ein wenig menschlich zugeht.

Flughafenseelsorge – ein pastoraler Dienst der Kirche

Wie Jesus immer wieder zu denenging, die ihn brauchten, wie er nichtim Tempel blieb, so verstehen wir dieFlughafenseelsorge als kirchlichenDienst im pastoralen und sozialenBereich außerhalb der Gottesdienst -räume. Solche „kategoriale Seelsor -ge“ gibt es u.a. bei der Bundes wehr,im Gefängnis, bei Polizei und Feuer -wehr, im Sport und bei der Caritas.Gegründet wurde die Flughafenseel -sorge 1951 in Boston, USA. ErsterAirport in Deutschland mit Flugha -fen seelsorge war Frankfurt 1970.Heute gibt es in guter ökumenischerZusammenarbeit 10 Flughäfen in derBundesrepublik, an denen Flugha -fen seelsorge stattfindet.In Berlin-Schönefeld besteht sie seitdem Jahr 2003 als evangelischeFlughafenseelsorge; 2008 wurde siefür die beiden Berliner Flughäfen alsökumenische Flughafenseelsorgeoffiziell errichtet. Ein evangelischerPfarrer, der zugleich auch Notfall -seelsorger für das Land Berlin ist, istmit 50% Beschäftigungsumfangtätig. Von Seiten der katholischenKirche ist für einen hauptamtlichenPriester ab Juni 2012 ein ähnlicherBeschäftigungsumfang geplant.Außerdem bereiten wir 10 Damenund Herren darauf vor, ehrenamtlichin der Flughafenseelsorge mit zuarbeiten. So hoffen wir, nach Eröff -

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INFO 1/12 THEMAFlughafenseelsorge

Todesfällen unter den Kollegen, Kon -flikte bei Abschiebungen) kaumbekannt sind.Sowohl unseren kleinen Raum, des-sen Tür meist offen steht, als auchunsere Begegnungen beim Gangüber den Flughafen verstehen wir alsein niedrig-schwelliges Angebot zumKontakt mit der Kirche, das alle sehrleicht annehmen können (im Gegen -satz etwa zum Aufsuchen der Pfarr -büros). So können die Men schen aufden Flughäfen auf ihre Fragen undmanchmal auch auf ihre Problemeeine Antwort erhalten. Manchmalnutzen sie nicht nur die Möglichkeitzum Gespräch, sondern auch die,ihre Fragen zu stellen. Ich erinnremich: Was muss ich machen, wennich kirchlich heiraten will? Wo kannman evtl. Lebensmittel abgeben, dienicht mitgenommen werden dürfen?Was machen Sie als Flughafen -seelsorger eigentlich? Vielleicht kannich mit Ihnen etwas besprechen, wasmich schon lange bedrückt? Wir sind einfach da, wenn jemandRat oder Hilfe braucht oder in einerKrisensituation ist und oft gehen wirhin, statt zu warten, bis jemandkommt.Als Flughafenseelsorger sind wirgemeinsam da in der Sorge fürMenschen unterwegs, ein Thema,das uns immer wieder in der Bibelbegegnet. Denken Sie an Abram undseinen Aufbruch, an den Zug Israelsdurch die Wüste, an den ProphetenElija. Das Neue Testament berichtetvon Jesus der in der Fremde geborenwurde, von der Hl. Familie und ihrerFlucht, vom barmherzigen Samariter,der im Gleichnis Jesu dem hilft, derauf dem Weg unter die Räuber gefal-len ist, von den Jüngern, die Jesusaussendet, vom äthiopischen Käm -me rer, der unterwegs Unterricht er -hält, von Paulus, der missioniert, z. T.ohne Erfolg, dem man in Athenbescheidet: Darüber wollen wir dich

ein andermal hören – wie sollte esheute anders sein.

Kapelle – Gottesdienste

Bei aller Hektik und allem Stress gibtes wie gesagt doch einen Raum dertagsüber offen steht und in demnichts geschieht: die Kapelle. Hiersind alle eingeladen, zur Ruhe zukommen, gerade in Zeiten desWartens, in Ängsten oder Freuden.Ein zweiter, gleich großer Raum derStille steht allen zur Verfügung, denMenschen mit anderen Religionenund den nicht-religiösen Besuchern.In der christlichen Kapelle planen wirabwechselnd, zunächst sonntags,eine katholische Messfeier und einenevangelischen Abendmahls gottes -dienst. Dabei hoffen wir, dass sich

Darstellungchristliche Kapelle im Flugafen BER

„Achte auf das feine, unaufhörliche Geräusch. Es ist die Stille.Horche auf das, was man hört, wenn man nichts mehr vernimmt."

Paul Valery (1871–1945)

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THEMA INFO 1/12Flughafenseelsorge

eine Kerngruppe von Gottesdienst -besuchern bildet. Außerdem planenwir ein Mittagsgebet, Kasualien undfür Reisegruppen auch Reisesegen.Die regelmäßige Messfeier, dieMöglichkeit zum Sakramenten-Em -pfang und die Kasualien machen daskatholische Profil dieser gemeinsamgenutzten Kapelle sichtbar.

Das Echo auf Andachten, die wirschon jetzt im öffentlichen Bereichbeider Flughäfen durchgeführt ha -ben, war unterschiedlich. Es reichtevon Überraschung, spontaner Betei -ligung oder Interesselosigkeit biszum Unverständnis. Letzteres äußer-te sich im Blick auf Talar und Rochettin der Frage, warum ich mich so ver-kleidet habe? Hin und wieder bittenauch Mitarbeiter um den Segen.

Es wird sicher eine Zeit dauern, ehedie Flughafenseelsorge auf demneuen Airport BER fest verwurzelt ist.Dazu wollen wir beitragen, darumsind wir schon jetzt anwesend undhoffen, dass wir dann ganz selbstver-ständlich dazugehören.

Flughafenseelsorge – caritativer Dienst der Kirche

Ich erinnere an die finnische Frau,deren Schicksal vor 1½ Jahren durchdie Presse ging. Hier konnten wir denPfarrer der finnischen Gemeinde ein-schalten. Ich denke auch an eineältere Berlinerin, die mehrere Wo -chen lang, Tag für Tag, zum Flug -hafen kam, weil sie eine Freundinerwartete. Ihr konnten wir wenig-stens die Möglichkeit vermitteln, mitihrem Gast zu telefonieren.

Im Gegensatz zu einigen anderendeutschen Flughäfen, ist uns bis jetztnichts von einem eigenen Sozial -dienst durch Caritas und Diakonie

(ähnlich der Tätigkeit der Bahnhofs -mission) bekannt. Ein solcher Sozial -dienst erscheint dringend notwendigund würde den kirchlichen Diensterst vervollständigen.

Zum Dienst der Kirche gehört dieBegleitung von Menschen in Leidund Trauer. Menschen sterben unter-wegs oder am Urlaubsort. Durch einkleines Ritual bei der Überführung,durch Worte und Zeichen stehen wirden Abholern, falls gewünscht, auchda zur Seite.

In den Notfallplan des Flughafens,der den Einsatz aller Mitarbeitendenregelt, sind auch wir eingebunden.Dabei geht es vor allem darum,denen beizustehen, die als Ange -hörige nach einem Schadensereignisgekommen sind und in ihrer Unge -wissheit Informationen und dieMöglichkeit zum Sprechen habenmöchten.

Wie wichtig und hilfreich eine solcheBegleitung auch lange Zeit danachist, hat vor ca. 10 Jahren der Absturzeines Flugzeuges in der Dominika -nischen Republik deutlich gemacht:Noch immer sind Frankfurt undSchönefeld zwei Orte, an denenAngehörige und Freunde zum jährli-chen Gedenken zusammenkommen:

zunächst treffen sich die Teilnehmermit uns zu Meditation, dem Ent -zünden einer Kerze für jedes Opferund dem gemeinsamen Vater unserin der Kirche, dann gedenkt man derOpfer beim Denkmal auf demKirchhof.

Die anschließende Begegnung in denGemeinderäumen ist Gelegenheitzum gemeinsamen Erinnern undAustausch und schenkt den Teilneh -mern die Erfahrung, dass sie nichtallein gelassen sind.

Christliche Sozialisation ist heutenicht mehr selbstverständlich undMenschen scheuen sich oft, ins Pfarr -haus zu gehen. Für sie, an ihrem Ort,ist die Flughafenseelsorge da. Daruminformieren wir über sie: wenn Besu -chergruppen zur Besich tigung kom-men, in Presse, Funk und Fernsehenund nutzen die monatliche Kolumnedes Flughafenpfarrers in „BER aktu-ell“, einer Zeitung am Airport.

Gern drehe ich meine Runden in die-ser ganz besonderen Welt – denn dieBegegnungen mit den verschieden-sten Menschen in ihren unterschied-lichen Situationen sind immer span-nend und von besonderem Reiz. Ichverstehe sie als eine mögliche Form,heute das Evangelium zu bezeugen.

Christliche Kapelle mit Altarund Ambo

Raum der Stille – neutral

Vorraum VorraumEmpfangsraum

gemeinsamer Eingang

Wartebereich

GastronomieZugang Zugang

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INFO 1/12 THEMAFlughafenseelsorge

In zentraler Lage des Fluggast -terminals des Flughafens BER soll

ein Raum der Stille und Besinnungals Rückzugsraum für Menschen ausverschiedensten Kulturen und Reli -gionen geschaffen werden. Dabeisoll ein gleichrangiges Nebenein -ander eines bekenntnisunabhängi-gen Bereiches und eines christlichgeprägten Raumes entstehen.Idee des vorliegenden Konzeptes istes, das Nebeneinander der beidenRäume zum Thema zu machen undRäume von unverwechselbarerIdentität zu schaffen, die durch ihreArchitektur den Besucher zu sichselbst finden lassen und den hekti-schen Betrieb eines Großflughafensvergessen lassen.

Ein Raum aus Ziegeln und Licht

Der neue architektonische Raumkonstituiert sich bewusst reduziertaus den Elementen „Mauerwerks -ziegel" und „Licht" und schafft soeine Umgebung, in der innere Ein -kehr und Stille möglich wird.Die einzelnen Räume weisen eineneinfachen quadratischen Grundrissmit einer gestuften Gewölbedeckeauf. Dabei wird eine Raumfolge vonunterschiedlich großen Räumen ges -chaffen, die vom Zugang zum ei -gentlichen Andachtsraum hin immergrößer werden. Da alle Räume diegleiche Gesamtraumhöhe aufweisen,verändert sich die Neigung desjeweiligen Gewölbes entsprechend.So gewinnt jeder Raum trotz glei-chem quadratischen Grundriss seineeigene unverwechselbare Identität.Das Gewölbe weist offene horizonta-le Fugen auf, durch die Licht aus dem

Deckenhohlraum in den Raumdringt. So entsteht der Eindruck einesschwebenden „Lichtgewölbes" ausZiegeln. Den oberen Abschluss desGewölbes bildet ein indirekt beleuch-teter Okulus (Lichtkuppel), der denRaum als nach oben offen hinerscheinen lässt. Durch einen umlau-fenden Lichtgraben am ÜbergangWand-Boden lösen sich die Wändeoptisch vom Boden.

Stimmen zum Konzept

Den Wettbewerb für das Gestal -tungskonzept der beiden Räume aufder Ebene E2 im BER-Terminal hatgmp Architekten von Gerkan, Margund Partner gewonnen.Bei der Vorstellung des Gesamtkon -zepts gab es folgende Stimmen zuchristlicher Kapelle und zum Raumder Stille:

Prof. Dr. Rainer Schwarz, Sprecher der Geschäftsführung derBerliner Flughäfen:„Der neue Flughafen Berlin Bran -denburg Willy Brandt wird mit seinerInbetriebnahme am 3. Juni 2012 einKettenglied in der Globalisierung –ein Ort des Austausches und derVernetzung von Menschen unter-schiedlicher Kulturen und Religionen.Wir freuen uns, mit der Kapelle unddem Raum der Stille unsere erfolgrei-che Zusammenarbeit mit der Evan -gelischen Kirche Berlin-Bran den burg-schlesische Oberlausitz und demErzbistum Berlin fortzusetzen."

Prälat Ronald Rother,Erzbistum Berlin:„Es ist an vielen Flughäfen undBahnhöfen üblich, Reisenden in einer

Kapelle die Gelegenheit zu Gebet,Einkehr und Stille zu geben. Ich freuemich, dass dies künftig auch amFlughafen Berlin Brandenburg mög-lich sein wird. Nach den vorliegen-den Plänen werden die christlicheKapelle und der Raum der Stille einwürdiger und attraktiver Ruhepolinmitten eines Verkehrskreuzes voninternationalem Rang werden."

Präsident Ulrich Seelemann, EKBO:„Die Kirche hat den Auftrag, bei denMenschen zu sein. Unsere Flugha -fen seelsorge begleitet schon jetzt dieReisenden und das Personal. DieKapelle ist ein würdiger Ort, sich mitden Menschen zu freuen oder mitihnen zu weinen."

Prof. Meinhard von Gerkan,Gründungspartner des Büros gmpArchitekten von Gerkan, Marg undPartner:„Wir freuen uns außerordentlichüber die Entscheidung der Jury, aberauch über das uns entgegengebrach-te Vertrauen. Der Entwurf symboli-siert zum einen das gleichrangigeNe beneinander unterschiedlicherReli gionen sowie den Respekt vorden spezifischen Riten und Liturgien.Der architektonische Raum konstitu-iert sich bewusst reduziert aus denElementen „Mauerwerksziegel" und„Licht" und schafft so eine Umge -bung, in der innere Einkehr und Stillemöglich wird."

Quelle:http://www.erzbistumberlin.de/medien/pressestelle/aktuelle-pres-semeldungen15.07.2011

Kapelle und Raum der Stille im neuenFlughafen Berlin Brandenburg

Konzeptdarstellung (s. S. 8 u.)/Erläuterungsbericht

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THEMA INFO 1/12Flughafenseelsorge

Mai 1999. Spätestens dieser Fallmachte deutlich, dass es dringendeiner unabhängigen Beobachtungvon Abschiebungen bedurfte. Solche„Abschiebungsbeobachtungen“ sindbereits an anderen deutschen Flug -häfen eingerichtet. Nur in Düsseldorfbeteiligt sich ebenfalls das LandNordrhein-Westfalen an den Kosten,in Frankfurt/M. und Hamburg sind dieStellen rein kirchlich finanziert.

Zusammen mit dem Ausländerbeauf -tragten der Evangelischen KircheBerlin-Brandenburg schlesische Ober -lausitz (EKBO) habe ich in den letzteneineinhalb Jahren mit der Bundes -polizeidirektion Berlin, der Senatsver -waltung für Inneres und Sport Berlinund dem Ministerium des InnernBrandenburg ein Konzept für dieEinrichtung einer Abschiebungsbeob -achtung erarbeitet, für das inzwi-schen die grundsätzlichen Zustim -mungen und entsprechende Finan -zier ungszusagen vorliegen.

Der Abschiebungsbeobachter wirdungehinderten Zugang zu den Räum -lichkeiten der Bundespolizei erhalten,um Rückführungen zu be obachtenund zu begleiten. Dabei soll er alsAnsprechpartner für alle Beteiligten,aber auch für Initiativen und Bera -tungsstellen zur Verfügung stehen.Problematisch wird es immer dann,wenn etwa kranke Menschen ohneausreichende Versorgung mit Medi -kamenten abgeschoben werden oderwenn Familien durch eine Abschie -bung getrennt werden. Natürlichkann der Beobachter nicht aktiv inAbschiebungsmaßnahmen eingrei-fen, allenfalls kann er indirekt, überden Dienststellenleiter der Bundes -

Im Juni 2012 soll der GroßflughafenWilly Brandt in Berlin-Schönefeld

eröffnet werden. Der neue Flughafensteht aber nicht nur für Mobilität unddie Weltoffenheit Berlins, an ihm wirdauch die Realität der deutschen undeuropäischen Abschottungspolitikgegen Flüchtlinge deutlich werden.Es ist davon auszugehen, dass es zumehr Abschiebungen von Berlin auskommen wird, und die Behördenbefürchten, dass künftig mehr Flücht -linge über den Flughafen einreisenwollen. Als Flüchtlingsseel sorger desErzbistums bin ich bereits seit zweiJahren diesen beiden Problembe rei -chen nachgegangen.

Abschiebungsbeobachtung

Abschiebungen finden in der Regelunter Ausschluss der Öffentlichkeitstatt. Vermutungen, dass unverhält-nismäßig Gewalt angewendet oderMenschenrechte von abzuschieben-den Personen verletzt würden, kön-nen so weder bestätigt noch wider-legt werden. Ins Kreuzfeuer der Kritikgeriet besonders die sogenannte„Rückführungsstelle“ am FlughafenFrankfurt nach einem Todesfall im

Für das Erzbistum Berlin stellte P. Martin Stark SJ (l.)

bei einer Pressekonferenz am 20.01.in der Kath. Akademie die

gemeinsame Stellungnahme vor.

Berliner Willy Brandt FlughafenTor zur Welt und Symbol der Abschottung gegenFlüchtlingeP. Martin Stark SJ

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INFO 1/12 THEMAFlughafenseelsorge

rechtlich fragwürdigen Struktu renaus drücklich mit umfasst. Nicht zu -letzt kommt der Kirche eine wichtigeVermittlerrolle zwischen den staatli-chen Behörden und zivilgesellschaftli-chen Initiativen zu.

Flughafenverfahren

Neben Düssel dorf, Frankfurt/Main,Hamburg und München gehörtBerlin-Schönfeld außerdem zu denFlughäfen, auf de nen das sog. Flug -hafenverfahren an gewandt wird.Zwischen 1999 und 2008 wurde bis-her nur 47 Fällen Verfahren durchge-führt. Es steht jedoch zu erwarten,dass diese Zahl deutlich zunehmenwird, wenn der neue Flughafen erstseine internationale Drehkreuzfunk -tion erfüllt.

Das Erzbistum Berlin hat ebenso wiedie EKBO und zahlreiche Wohlfahrts -verbände und Organisationen in ei -ner gemeinsamen Stellungnahme dieLänder Brandenburg und Berlin sowiedie Bundesregierung dazu aufgefor-dert, auf den geplanten Neubau einerUnterkunft für Asyl-Schnellverfahrenauf dem Flughafengelände zu ver-

polizei intervenieren. Außerdemberichtet der Beobachter einemGesprächsforum, das sich aus staatli-chen und nichtstaatlichen Institu -tionen und Organisationen zusam-mensetzen wird. Dort sollen Proble -me besprochen und Verbesserungenerarbeitet werden. Auch ein Jahres -be richt für die Öffentlichkeit istgeplant.

Trotz europäischer Vorgaben hat derBund bislang eine Mitfinanzierungabgelehnt. Für die 50%-ige Stelle desAbschiebungsbeobachters am künfti-gen Flughafen Willy Brandt haben dieLänder Berlin und Brandenburg Zu -schüsse von jährlich 20.000 € zuge-sagt, die beiden großen Kirchen brin-gen die restlichen 10.000 € auf.Voraussichtlich wird der Caritasver -band für das Erzbistum Berlin e.V. dieAnstellungsträgerschaft in enger Ko -operation mit der Diakonie überneh-men. Die Abschiebungsbeobachtungversteht sich als entlastende Ergän -zung zur Arbeit der Flughafenseel -sorge, und eine enge (auch räumli-che) Zusammenarbeit ist geplant.

Warum wir uns als Kirche hier enga-gieren? Weil wir daran gemessen wer-den, wie wir mit den Schwäch'stenumgehen. „Was ihr getan habt einemvon diesen meinen geringsten Ge -schwistern, das habt ihr mir getan.“(Mt 25, 40) Bei Abschiebungen kom-men wir mit den Schwächsten derGesellschaft zusammen. Alte, Kranke,Familien, Kinder, Menschen, die ausihrem gewohnten Umfeld herausgeris-sen werden und die dadurch in eineZwangs- und Notlage geraten, dienicht ihrem eigenen Willen und nichtihrer selbstbestimmten Lebens per -spektive entspricht. Es ist unsere zen-trale Aufgabe, Menschen in ihrem Leidund ihrer Ausweglosigkeit zu beglei-ten und ihnen wo immer möglich zuhelfen, wobei diese Hilfe die Ver -änderung ungerechter und menschen-

Abschiebehäftling

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THEMA INFO 1/12Flughafenseelsorge

zichten. Das Flughafenverfahren, dasdie Kirchen schon bei seiner Ein -führung heftig kritisiert haben, gilt fürAsylbewerber aus sicheren Her -kunfts staaten sowie für ausweisloseAsylbewerber und muss innerhalbkurzer Frist abgeschlossen sein.Inner halb von zwei Tagen entscheidetdas Bundesamt für Migration überden Asylantrag. Bei einer Ablehnungkann der Betroffene beim Verwal -tungs gericht klagen, dass innerhalbvon zwei Wochen darüber entschei-den muss. Seit dem 1. Juli 1993 wirddieses Verfahren an deutschen Flug -häfen durchgeführt, wenn es auf demFlughafengelände eine Unter brin -gungsmöglichkeit für die Asylsuchen -den gibt. Diese gilt rechtlich jedochnicht als eigentliche Hafteinrichtung,da die Flüchtlinge im Transitbereichoffiziell noch gar nicht nach Deutsch -land eingereist sind. Auf dem neuenFlughafen in Berlin-Schönefeld ist einGebäude mit 30 Plätzen geplant, dasvon einem privaten Wachdienst be -trie ben werden soll. Die prognosti-zierte Zahl von 300 solcher Schnell -verfahren im Jahr erscheint allerdingssehr hoch: Zwischen 2009 und 2011gab es nur ein einziges Verfahren.

Das Presseecho auf die am 20. Ja nu -ar veröffentlichte Stellungnahme warenorm. Die grundsätzliche Kritik, dassein faires Asylverfahren in solch kur-

zer Zeit nicht möglich ist, wurde da -bei thematisiert. Denn auch schutz - bedürftige Personen wie unbegleiteteMinderjährige, Menschen mit Behin -de rung, ältere Menschen, Schwan -gere, Alleinerziehende mit minderjäh-rigen Kindern sowie Men schen, dieFolter, Vergewaltigung be ziehungs -weise psychischer und physischerGewalt ausgesetzt waren, werdendort untergebracht und müssen dasFlughafenverfahren wie alle anderenFlüchtlinge durchlaufen. Die Erfah -rung in Frankfurt/M. zeigt, dass trotzdes Verfahrens letztlich die meistenFlüchtlinge doch einreisen dürfen, umschließlich ihr Asylverfahren inDeutsch land weiter zu verfolgen.Daher ist auch unter wirtschaftlichenAspekten das Festhalfen am Flug -hafenverfahren nicht nachvollziehbar. Falls das Flughafenverfahren trotzaller guten Argumente jedoch nichtzu verhindern ist, hat ebenfalls derCaritasverband für das ErzbistumBerlin e.V. angekündigt, sich für eineVerfahrensberatung im Flughafenver -fahren stark zu machen. Hierzu ist einZuschuss von 10.000 € aus demHaus halt der Integrationsbeauf trag -ten des Landes Brandenburg zuge-sagt.

Letztlich – und dies macht besondersdie Debatte deutlich – scheint es mirnotwendig zu sein, die Migrations -debatte nicht bloß in der Perspektivevon Abwehr und Restriktion zu füh-ren. In einem Klima der Angst vorZuwanderern müssen die humanitä-ren Belange fast notwendigerweiseSchaden nehmen. Immerhin wün-schen 48,5 Prozent der Deutschenohne Migrationshintergrund lautSachverständigenrat deutscher Stif -tungen (der als eine überparteilicheseriöse Quelle höchstes Ansehengenießt) „eine großzügigere Aufnah -me von Flüchtlingen und Asylsuchen -den“.

Auch in der Flughafenunterkunft in Frankfurt/M. ist die Caritas in der

Verfahrensberatung tätig.

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INFO 1/12 THEMAFlughafenseelsorge

folgte und nun pflegebedürftigeJüdin?“ Sie selbst hatte nichts ge -gen ihre Rückkehr nach Lateiname -rika, sofern es der alten Frau gutgehe. Ihr Anwalt schrieb: „Die Haftist unverhältnismäßig, da die Perua -nerin nie vorhatte unterzutauchen,da sie fest bei der Kranken wohnteund auch – unangemeldet – einZimmer hatte. Sie war damit immerfür die Behörden erreichbar und manhätte sie auf dem normalen Weg zurAusreise auffordern können.“ Auf -grund des rechtsanwaltlichen Enga -gements kam die Altenpflegerinschließlich frei. Dies unter der Be -dingung, dass sie Deutschland inner-halb von zwei Wochen freiwillig ver-ließe. Die Tochter der verfolgtenJüdin hatte also 14 Tage Zeit ausSpanien zu kommen und einenHeimplatz für ihre Mutter zu finden.Die Abschiebungshaft kann angeord-net werden, wenn die begründeteGefahr besteht, dass sich jemandder Abschiebung entziehen will.(Aufenthaltsgesetz § 62/5). Eskommt leider immer wieder vor, dassMenschen in Haft kommen, ohnedass zugunsten der Betroffenengeprüft wird, ob sie sich wirklich derAbschiebung entziehen wollen. Ein Mann aus dem Tschad*, der inDeutschland mit Erfolg technischeInformatik studiert hatte, sollte abge-schoben werden. Im Abschiebungs -gewahrsam trat er nach einiger Zeitin den Hungerstreik. Er wusste, dasser auf einer schwarzen Liste derRegierung steht und sagte: „Lieberverhungere ich in Deutschland, alsdass ich unter Folter mein Leben imTschad beende.“ Für den Mann spra-chen sein gutes Deutsch und seineAusbildung. Gegen ihn, dass er esnach seinem Studium versäumt hatte

Zum Beginn des Lukasevangeliumssagt Jesus, was er will: „… ich

bin gesandt, damit ich den Gefan -genen die Entlassung verkünde undden Blinden das Augenlicht; damitich die Zerschlagenen in Freiheitsetze und ein Gnadenjahr des Herrnausrufe. (Lk 4,18 cd) Als Abschie -bungs haftseelsorger versuche ichJesus nachzufolgen. Im Auftrag desBistums Berlin und im Auftrag mei-nes Jesuitenordens versuche ichGefangenen zu dienen, sie zu beglei-ten und zu verteidigen. Ich freuemich immer wieder, wenn es derevan gelischen oder katholischenSeel sorge gelingt, jemand aus derHaft frei zu bekommen. In der Abschiebungshaft befindensich hauptsächlich zwei Gruppen vonMenschen: Die einen haben ihrenAufenthalt in Deutschland verlorenoder nie einen besessen, die anderensind an der Grenze aufgegriffen undins Gefängnis gesteckt worden. Alldiese Menschen sind keine Kriminel -len. Wer in Deutschland als Auslän -der kriminell wird, kommt in eineStrafhaft und wird in der Regel direktvon dort aus abgeschoben, wenn einTeil der Strafe verbüßt wurde. Für eine Woche saß eine 60 jährigeAltenpflegerin aus Peru* in der Haft(die Namen* und Herkunftsländerder Betroffenen sind zum Teil un -kenntlich gemacht, um den Daten -schutz zu gewährleisten). Sie hattedie letzten Jahre illegal eine 94 jähri-ge Jüdin gepflegt und ständig bei ihrgewohnt. Aufgrund eines Wohnungs -ein bruchs im Umfeld der beiden stell-te die Polizei fest, dass die Perua -nerin illegal in Deutschland war. Siekam ins Gefängnis. Ihre einzigeSorge: „Wer kümmert sich jetzt umdie alte, damals von den Nazis ver-

P. Ludger Hillebrandt SJ

Flüchtlingsseelsorger im Erzbistum Berlin, Seelsorger in der Abschiebungshaft Berlin-Köpenick

Freiheit für Gefangene!Gedanken eines Seelsorgers in der Abschiebehaft von P. Ludger Hillebrand SJ

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THEMA INFO 1/12Flughafenseelsorge

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seinen Aufenthalt vernünftig zuregeln. So lebte er 3 Jahre illegal inDeutschland. Er hatte aufgrund derpolitischen Entwicklung in seinerHeimat einen Asylantrag gestellt,aber keine gute Beratung durcheinen Rechtsanwalt bekommen. Solief vieles schief. Als er dann endlichauf dem Weg zu einer Beratungs -stelle war, um seinen Aufenthalt zuregeln, wurde er auf dem Weg festgenommen. Auf Grund seinerSprach kenntnisse half er der Seel -sorge in der Haft bei der Kom -munikation mit Arabern und franzö-sisch sprachigen Gefangenen. In derZeitung stand damals, dass Deutsch -land Ingenieure suche. In der Haftwar einer. Dazu noch ein hilfsbereiter.Nach dreiwöchigem Hungerstreik,einigen Interventionen seines An wal -tes und einer Sitzung der Härtefall -kom mission kam er endlich frei. Überdie Härtefallkommissionen (§ 23aAufenthaltG) in Brandenburg undBerlin haben bisher Hunderte vonAusländern einen Aufenthalt bekom-men. Die Anträge bei den Landesbe -hörden sind dann aussichtsreich,wenn die Betroffenen Integrations -lei stungen und einen Arbeitsplatznachweisen können. Beides war beidem Ingenieur gegeben. Wer in Untersuchungshaft genom-men wird, bekommt einen Pflichtver -teidiger. Wer in Abschiebungshaftgenommen wird, bekommt keinenVerteidiger. In Berlin hilft, wie beidem vorhergehenden Mann geschil-dert, die Kirche in besonderen Fällenmit einem Anwalt. Bei Minderjäh -rigen, Kranken, Familien trennungenund langen Haftzeiten können dieSeelsorger auf den Rechtshilfefondsdes Jesuitenflüchtlingsdienstes zu -rückgreifen. 2/3 der Fälle, die überden Fonds einen Anwalt bekommen,

werden aus der Haft entlassen. Dasist ermutigend für die Seelsorger undgleichzeitig ein Armutszeugnis fürden Staat, der Flüchtlinge in diesemFall schlechter stellt als Untersu -chungshäftlinge. Sehr viele Menschen in der Haft kom-men aus anderen europäischen Län -dern. Laut der europäischen Dublin IIVerordnung ist das erste Land, dasder Flüchtling betritt, für das Asyl -verfahren verantwortlich. Das heißtin der Praxis, dass Spanien, Italien,Malta und Griechenland für dieFlüchtlinge aus dem Süden zuständigsind. An der deutschen Ostgrenzesind das Polen und Tschechien.Nachdem Griechenland finanziellund asylpolitisch völlig überfordertwar und dies über Jahre hinweg vonNGO´s beklagt wurde, werden der-zeit aus Europa keine Flüchtlingemehr nach Griechenland zurück ge -s choben. Das nächste Land, das sichüberfordert fühlt, ist Italien. Immerwieder reisen Afrikaner von dort wei-ter nach Deutschland: „Wir habendort nach einiger Zeit nichts mehr zuessen bekommen.“ „Nur die Caritasvon Italien hilft manchmal, aber sieist auch überfordert.“ „Es gibt dortkeine Unterkünfte mehr.“ „Man hateinige unserer Brüder in Neapelermordet.“ Solche und ähnliche Ge -schichten erzählen viele aus Nord-und Westafrika, während sie auf dieRückschiebung in den Süden warten.Sinnvoll wäre ein europäischerLastenausgleich. In Deutschland wer-den Flüchtlinge je nach Finanzkraftund Einwohnerzahl auf die Bundes -länder verteilt, um Lasten gemein-sam zu schultern. In Europa gibt esnoch keine gemeinsame Asyl- oderVerteilungspolitik. Besonders hart ist es, wenn durch dieAbschiebung Familien getrennt wer-den. Frau und Kind eines Nigerianershatten ihren Aufenthalt in Berlin,während der Vater abgeschoben wer -

den sollte. Die Botschaft desHeimatlandes muss deutlich machen,dass sie den Flüchtling zurück nimmtund ihm, falls noch nicht vorhanden,Papiere ausstellen. Als die Botschaftvon Nigeria hörte, dass der Mannseine Familie in Berlin hatte, weigertesie sich ihn einreisen zu lassen. Ichsagte dem Häftling: „Ich weiß, dassNigeria sehr korrupt ist. Aber hierfreu ich mich, dass ihr Land in diesemFall menschlicher und entwickelterist, als Deutschland. Ich freu mich,dass ihre Botschaft es nicht zulässt,dass ihre junge Familie getrennt wird. Die Abschiebungshäftlinge in Berlinkommen zur ½ bis 2/3 aus der armenMitte von Vietnam. Andere kommenaus dem ehemaligen Ostblock undder Türkei. Ein kleinerer Teil ausNord- und Westafrika oder aus demehemaligen Jugoslawien. Die mei-sten von ihnen wollen hart arbeiten,um ihre Familien daheim zu unter-stützen, oder einfach nur dem Elendvon Zuhause zu entkommen. Dafürriskieren es manche Afrikaner in derSahara zu verdursten oder im Mittel -meer zu ertrinken. Die Kirchen ma -chen immer wieder darauf aufmerk-sam, dass es sich bei dem größtenTeil der Migranten um Armuts- undnicht um Wirtschaftsflüchtlinge han-delt. Man kommt nicht nach Europa,weil es hier so schön ist, sondern,weil in der Heimat keine Lebens -chancen bestehen. Ich frage mich:Wie müsste es in Deutschland ausse-hen, damit ich in ein Land aufbreche,dessen Kultur mir fremd ist und des-sen Sprache ich nicht spreche? Wasmuss alles passieren, dass jemandseine Familie und Freunde mit unge-wissem Ausgang verlässt?Jesus sagt: „… ich bin gesandt,damit ich den Gefangenen dieEntlassung verkünde und denBlinden das Augenlicht (Lk 4,18c).“Zornig werde ich immer wieder,wenn ich lese, dass die Asylbewer -

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INFO 1/12 THEMAFlughafenseelsorge

berzahlen steigen und damit Ängstegeschürt werden. Es stimmt, dass siein den vergangenen Jahren gestie-gen sind. In den letzten fünf Jahrenstieg die Zahl von 19.000 auf 44.000Asylsuchende im vergangenen Jahr.Doch was ist das angesichts der90ger Jahre, wo zwischen 95.000 bis438.00 Flüchtlinge in Deutschlandum Asyl baten? Wie viele Menschenin Deutschland sehen, dass die euro-päischen Grenzen immer dichterwerden? Wer sieht, dass die meistenFlüchtlinge weder zu uns kommenwollen, noch zu uns kommen kön-nen? Der UNHCR geht von weltweit44 Millionen Flüchtlingen aus undschätzt dass über 80% davon imeigenen Land bleiben, um dort nachRegionen ohne Krieg oder wenigerArmut zu suchen. Nur wer das nichtfindet, geht ins Nachbarland. Derallergeringste Teil flieht nach Europa.

Wir bewegen uns in Europa und inDeutschland auf einem sehr niedri-gen Schutzniveau. Den Zahlen nachhat unser Land 2011, obwohl wir imweltweiten Vergleich sehr reich sind,ein Tausendstel der Migranten emp-fangen. Das ist ungefähr einFlüchtling auf 2000 Einwohner. Istdas zu viel?

Was gibt mir Kraft für die Arbeitin der Haft, aus der 80% derInsassen abgeschoben werden?

Die Parteinahme für Flüchtlinge in derBibel: Maria und Josef fanden mitJesus Asyl in Ägypten (Mt 2); Abra -ham war ein Migrant aus dem heuti-gen Irak (Gen 12); Das Volk Israel flohaufgrund einer Hungers not nachWesten und der dortige Pharao sagtezu der Einwander familie Josefs: „Dasbeste, was ganz Ägypten bietet, solleuch gehören.“ (Gen 45); Moses floh

nach Midian (Ex 2); Rut, als AhnfrauJesu kam aus Moab und wurde inIsrael beschützt (Rut 2); David fandmit 600 seiner Krieger Asyl bei seinenehemaligen Feinden in Gat (1 Sam27). Das Gebet mancher, die mit denFlüchtlingen mitfühlen. Das ei gene,wo ich meine Macht und Ohn machtin Gottes Hand lege. Das Bei piel man-cher engagierter Rechtsan wälte, diefür mehr Gerechtigkeit käm pfen. DieSpender, die unsere Ar beit unterstüt-zen. Das Team der Ehren- und Haupt -amtlichen des Jesu itenflücht lings -dienstes, das mit un zähligen Flücht -lingen direkten Ko ntakt hat und ver-sucht für sie die Po litik zu beeinflus-sen. Kardinal Woelki, der sich wie seinVorgänger Kardinal Sterzinsky, für dieMen schenrechte von Flücht lingeneinsetzt. Und natürlich die Be geg -nung mit den Flücht lingen selber unddie Gottesdienste mit ihnen!

Der Himmel über BerlinEhrenamtliche für die Flughafenseelsorge gesuchtAufgaben der FlughafenseelsorgeFlughafengäste, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Flughafens, Besucherund Andere seelsorglich zu begleiten, ist Aufgabe der Flughafenseelsorge InBerlin. Wir, das ist das Team um Pfr. Justus Fiedler und Pfr. i.R. BernhardMotter, suchen Verstärkung und Unterstützung vielleicht durch Sie, liebeLeserin, lieber Leser. Das „Anfangsteam" von evangelischen und katholischenehrenamtlichen Flughafenseelsorgehelferinnen und Flughafenseel sor ge -helfern wird zum 3. Juni 2012 seinen Dienst aufnehmen.Es erwartet Sie ein spannendes und herausforderndes Ehrenamt am neuenStadttor Berlins.

Zur AusbildungFlankiert von zwei Wochenenden findet eine neue Ausbildung an sechsAusbildungstagen, jeweils ein Samstag statt. Innerhalb der Ausbildung kom-men verschiedene Themenbereiche zur Sprache. Diese reichen von denGrundlage der Kommunikation, über die Gesprächsführung bis hin zu einerEinführung in die Sicherheit und die Abläufe am Flughafen.So gerüstet können Sie in die Praktikumsphase einsteigen, in der Sie mento-riert und begleitet werden. Anschließend erfolgt in einem ökumenischenWortgottesdienst die Beauftragung für das Ehrenamt. Teamtreffen undSupervision sind natürlich selbstverständlich.

AnmeldungEvangelischer Flughafenseelsorger

Pfarrer Justus FiedlerGeorgenkirchstr. 69/7010249 [email protected]

Katholischer Flughafenseelsorger

Pfr. i.R. Bernhard MotterNiederwallstr. 8/910117 [email protected]

Adresse der ÖkumenischenFlughafenseelsorge bis April 2012

Flughafen Berlin-SchönefeldFlughafenseelsorge12521 Berlin

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THEMA INFO 1/12Kirche

Die Krise der Glaubwürdigkeit inunserer Kirche, wie sie durch

den Missbrauchsskandal dramatischoffen sichtlich wurde, die deutlichereWahrnehmung der Auflösung ge -wachsener katholischer Milieus, dieHerausforderung größerer pastora-ler Räume, die deutlich kleiner wer-dende Zahl von Priestern und –bedeutsam für die Zukunft – derSemina risten – alle diese deutlicherwerdenden Prozesse führen zu einerPro vokation der Erneuerung. Zu -gleich aber wird auch offenbar, wiedie Zahl jener Gläubigen unaufhalt-sam wächst, die ihre Taufberu fungErnst nehmen, ihre Gaben einbrin-gen wollen und die in der Kraft ihrerTaufe Kirche gestalten und entwik-keln: Die prophetische und kreativeEnergie vieler Getauften, die mitihren Gaben vor Ort Kirche gestaltenwollen, ist für mich das eindrück-lichste Zeichen der Zeit in einerKirche, die kommt.

Erneuerung ist also nicht unserProdukt, sondern Erneuerung findetstatt, ja sie ist schon in vollem Gang.In den vergangenen Jahren ist mirimmer deutlicher geworden, dassdie traditionelle Rede von der„ecclesia semper reformanda“, dersich stetig erneuernden Kirche inkeiner Weise eine Einladung zueinem erneuten Aktivismus und zueinem „noch mehr tun“ ist. Ganz imGegenteil: Dass Kirche sich erneuert,ist dem Wirken des Heiligen Geisteszu verdanken, und unsere Aufgabewird es immer wieder sein, in ge -meinschaftlichen Prozessen der Un -terscheidung der Geister sein erneu-erndes Han deln wahr- und anzuneh-men. Das erschließt sich auch im

Blick auf die verheißungsorientiertePerspektive der Schrift: Im BuchJesaja spricht Gott durch denPropheten:

„Doch denkt nicht mehr an das, wasfrüher geschah, schaut nicht mehrauf das, was längst vergangen ist!Seht, ich schaffe Neues; Schonsprosst es auf. Merkt ihr es nicht?

Die Frage nach der Vision

Mit anderen Worten: Angesichts desgöttlichen Handelns in dieser Welt,angesichts seines Wirkens brauchtes eine Umkehr des Blicks. Nicht dieVergangenheit ist normativ, sondernGottes Wirklichkeit kommt uns ent-gegen. Er hat schon neues geschaf-fen – aber die Grundfrage ist, ob wirdas auch entdecken können.

Damit stellt sich die Frage, welcheBilder verheißungsvoller Zukunft dieGläubigen von heute, und beson-ders die, die pastorale Verantwor -tung mittragen, in sich tragen – esist die Frage nach der uns leitendenVision und Grunderfahrung: AlsJesus seine Verkündigung beginnt,dann ge schieht dies auf demHintergrund ei ner neuen Erfahrung,die ihm bei der Taufe zuteil wurde, inder er Gottes liebende Nähe „erfah-ren“ und „ge sehen“ hat: „DasReich Gottes ist nahe – bekehrteuch und glaubt an das Evange -lium“. Ähnlich erging es den Jün -gern und all denen, die die ersteGemeinde bildeten: Apostelge -schichte 2 beschreibt in aller Klein -heit eine große Erfahrung: das An -kom men des Reiches unter denMenschen, die Gegenwart des Auf -

Kirche liegt vor unsEine Agenda für den Weg durch das Land derVerheißungvon Christian Hennecke

Dr. Christian Hennecke

geboren 1961 in Göttingen, Studien in Münster und Rom.

1995-2002 Pfarrer an St. Matthiasin Achim bei Bremen.

Von 2002-2006 Pfarrer inHildesheim. Er ist Leiter desFachbereichs Missionarische

Seelsorge im BischöflichenGeneralvikariat und seit 2006 auch

Regens des Priesterseminars derDiözese Hildesheim.

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INFO 1/12 THEMAKirche

er standenen inmitten seines Volkes,die neuen Beziehungen und die lei-denschaftliche Hingabe. Merkmaleeiner Zukunft, Orientierungsrahmenfür die Wahrnehmungen undUnterschei dung einer zukünftigenEntwicklung des Volkes Gottes. DieGrundfrage an uns heute ist dann,ob wir solche prägenden Erfahrun -gen kennen, die uns auch dasHandeln Gottes heute und denDurchblick durch den Wand lungs -prozess der Kirche ermöglichen. Wosolche Erfahrungen vorliegen, wirdauch im Kontext unserer Um brüchedeutlich, welchen Weg Gott mit sei-nem Volk gehen will.

Wohin wir gehen – die Zeichender Zeit

„Zur Erfüllung dieses ihres Auftragsobliegt der Kirche allzeit die Pflicht,nach den Zeichen der Zeit zu for-schen und sie im Licht des Evan -geliums zu deuten. So kann sie dannin einer jeweils einer Generationangemessenen Weise auf die blei-benden Fragen der Menschen nachdem Sinn des gegenwärtigen unddes zukünftigen Lebens und nachdem Verhältnis beider zueinanderAntwort geben. Es gilt also, dieWelt, in der wir leben, ihre Er -wartungen, Bestrebungen und ihrenoft dramatischen Charakter zuerfassen und zu verstehen. So kannman schon von einer wirklichensozialen und kulturellen Umgestal -t ung sprechen, die sich auch auf dasreligiöse Leben auswirkt. Wie es beijeder Wachs tumskrise geschieht,bringt auch diese Umgestaltungnicht geringe Schwierigkeiten mitsich“ (GS 4)

Die Zeichen der Zeit sprechen einedeutliche Sprache: Neben den ge -wachsenen Gemeinden klassischervolkskirchlicher Prägung mit ihren –

allerdings sehr individualisierten –„praktizierenden Katholiken“ be -geg nen wir immer mehr den „Pil -gern und Konvertiten“ (DanielleHervieu Leger): Menschen also, dieauf der einen Seite noch auf Orien -tierungs wegen ihres Lebens sindund noch keinen inneren Zugangzum Chris tus geheimnis finden konn-ten – andererseits solchen, die auseiner tiefen Christuserfahrungschöpfen und sich häufig auch nicht– wie auch die Pilger – in klassi-schen Ge meinen zu Hause fühlen.Schon im Jahr 2003 machte derdamalige Kar di nal Ratzinger in sei-ner ihm eigenen Prägnanz daraufaufmerksam, dass der größte Teilder Getauften im Status des Kate -chumenat lebt, also nie wirklich inden chrislichen Glau ben eingeführtwurden. Das müsse man Ernst neh-men, zumal dies eben nicht fürnachwachsende Generation derJugendlichen gilt, sondern inzwi-schen für alle Altersgruppen so ist.

Wir können ahnen: Die Struktur -verän derungen und die Umgesta l -tung der Kirchenlandschaft in großePfarreien und Pfarrverbünde geheneinher mit der Notwendigkeit einerneuen Wahrnehmung und Gestal -tung der pastoralen Herausforde -run gen. Zum einen führen sie zueiner deutlichen Differenzierungzwischen sakramentaler Struktur inihrer amtlichen Verfasstheit einer-seits und einer vielfältig und bunterwerdenden Landschaft kirchlicherOrte andererseits. Klassisch gepräg-te Gemeinden voll initiierter Katho -liken werden in eine vielfältigeLandschaft kirchlicher Orte hinein-genommen, die vor allem von Men -schen geprägt werden, die entwederam Anfang ihres Christ wer dens ste-hen oder – umgekehrt aus einer tie-fen Bekehrungs erfah rung kommen.Neue Sozialgestalten entstehen im

Der Autor hat am 23. Oktober 2011bei der Eröffnung des InternationalenPastoralen Zentrums in Berlin-Neukölln einen Vortrag zumThema „Glänzende Aussichten. Wie dieKirche über sich selbst hinauswächst“gehalten.Seine Gedanken und Ideen könnenausführlich in seinem gleichnamigenBuch nachgelesen werden. In demnebenstehenden Beitrag finden siewichtige Aspekte des HildesheimerTheologen.

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THEMA INFO 1/12Kirche

Kontext eher katechumenaler Orte,kirchlicher Diakonie, Spiritualitätund Verkündigung. Das hat einedoppelte Konsequenz: Die Fragennach der Feier der Eucharistie einer-seits und die nach erstverkündigen-den und katechumenalen Litur gienandererseits werden mit neuerDringlichkeit zu stellen sein.

Der Ursprung dieser Fragen nachGestalt und Form des Gottes -dienstes liegt darin, dass die Chris -ten von heute, die immer tiefer vonihrer eigenen Berufung geprägtsind, zu Recht eine Liturgie erwar-ten, die sich als mystagogisch zeigtund sie nährt, eine Kultur desFeierns, die Ausdruck echter Parti zi -pation ist. Die Leidens kraft desGottesvolkes ist angesichts mancherOberflächlichkeit schon sehr strapa-ziert. Andererseits fehlt es unsererKirche noch an Fantasie für einekatechumenale Gestaltung vonGottesdiensten für Suchende undEinsteiger. Erste Erfahrungenmachen deutlich, dass es hier nichtum irgend wie geartete Extrainitiati -ven gehen kann – es geht einfachnur darum, die Lebenswirklichkeitund den Hunger der Menschen nachGott ernst zu nehmen. Konkretergefragt: Warum tun wir uns soschwer, katechumenale Gottes -dienste am Sonn tag(Vormittag)anzubieten? Eine Konkurrenz zurEucharistie können sie doch eigent-lich nicht sein.

Zugleich braucht es ein neues undtieferes Verstehen dessen, wasKirche ist: Natürlich ist dieEucharistiefeier der Höhepunkt unddie Quelle des gesamten kirchlichenLebens, und dort, wo sie gefeiertwird, wird Kir che in ihrer Fülle

ansichtig, lebt Kirche ganz. Gleich -wohl wird aber angesichts derneuen kirchlichen Land schaften klar,dass innerhalb einer Pfarrei, in derenMitte die Eucha ristiefeier steht, invielfacher Weise Orte des Kirche -seins weiter entwickelt werden müs-sen. Kirche ist ja überall dort undwächst, wo Menschen aus dereucharistischen Christusgegenwartleben und sich in den Dienst derSendung Christi stellen. Es gilt alsoAntworten zu finden, wie man dieGetauften darin unterstützen undbegleiten kann in der Weiterent -wicklung ihrer Kirchen wirk lich kei -ten, und wie das Zuein an der alterund neuer Orte gelebt und gedachtwerden kann.

Eine Agenda für denWeg durch das Landder Verheißung

Wenn also die Frage der Evan -gelisierung und die Frage nach

den neuen kirchlichen Landschaftenund ihrer Vielfalt im Fokus derErneuerung stehen, welche Schrittesind dann notwendig, um dieserneu en Ekklesiogenesis ins Leben zuverhelfen und wie können wirGeburts helfer der Erneuerung wer-den?

Sehen, was ist – Von der Kunstder Wahrnehmung

„Seht her, ich schaffe Neues, schonsprosst es auf, merkt ihr es nicht“,so fordert Gott durch den ProphetenJesaja sein Volk auf. Oder kürzer ge -sagt: Sehen, was ist. Das allerdingsist eine geistliche Kunst, die wir aufallen Ebenen des Volkes Gottespraktisch erlernen müssen. DieseKunst des Sehens hängt zusammenmit den inneren Bildern und

Erfahrungen des Kircheseins. Des -wegen wird diese Kunst des Sehensgestützt werden müssen durch dieErmöglichung von „verheißungsvol-len Erfahrungen“: Es geht gewisser-maßen um eine „ka tho lische“ (undalso umfassende) Sehschule, die denBlick weitet und in der in einerLerngemeinschaft der Weltkirchezukunftsreiche Erfahrun gen ge -macht und geteilt werden können.Von hier aus ist ein Blick zu werfenauf das, was jetzt schon in unserenKirchenlandschaften zu „sprossen“beginnt.

Dieses Sehen ist ein geistlicher Pro -zess und er verweist auf die Erfah -rung der Apostelgeschichte und desApostelkonzils. Wie dies praktischgeht, wird zur Zeit in Gemein -schaften und Bewegungen schoneingeübt, wird aber auch schonmehr und mehr experimentellePraxis in Priester- und Pfarrge mein -deräten. Dieses Sehen setzt eineSchule des Umgangs mit der Schriftvoraus, eine Praxis unvoreingenom-menen Hinhörens auf die Zeichender Zeit – und eben Zeit selbst. Dochwer sich solche Zeit nicht nimmt,wird vermutlich nicht einmal erken-nen, was Gott heute seiner Kircheschenkt.

Tun, was möglich ist – Eine Grundform derSpiritualität des Kircheseinsentwickeln

Die Perspektive der kirchlichenEntwicklung, in der wir stehen, istbe eindruckend konsonant: es gehtweniger darum, neue Projekte zuplanen, als vielmehr einer Kultur desKircheseins ins Leben zu verhelfen,die sich als Inkulturation und Inkar -nation des II. Vatikanischen Konzilserweist. 50 Jahre nach dem Konzilwird immer deutlicher, wie sich eine

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INFO 1/12 THEMAKirche

Ekklesiologie der Communio in eineEkklesiopraxis örtlicher Gemeindenverwandelt. Dabei steht das ge -mein same Priestertum der Gläu -bigen im Mittelpunkt. Die Beglei -tung und Bildung der Getauften inihrem Taufbewusstsein, die Stärkungeiner Spiritualität aus dem WortGottes, die Entdeckung einer Per -spektive, die die Charismen derGetauften ernst nimmt, all dies giltes intensiv zu entwickeln, auf dassdie durch die Strukturmaßnahmeneröffneten Räu me nicht zu einerRolle rückwärts geraten. Es ist ein-fach großartig, an vielen Orten dieseEntwicklungen begleiten zu dürfen,und es wird deutlich, dass man miteinem solchen „Masterplan“ (Kardi -nal Schön born) in der Tat eineKirchenentwick lung befördert, dielokal und katholisch zugleich ist. Diehohe Resonanz, die die Entwicklunggemeindlicher Spiritualität und dieAchtung der Charismen im Gottes -volk hat, der tiefe Wunsch, Kircheaufzubauen, der in vielen vorhandenist, bestärken einen solchen Prozess.

Um dies zu tun, bedarf es mehr alsgelegentlicher Begleitung und Fort -bildung: Man kann einen solchenum fassenden Begleitprozess nicht„nebenbei“ abwickeln. Erfahrungenaus der Weltkirche machen deutlich,dass ein solcher Prozess lokaler

Kirchenentwicklung Fortbildungs -konzepte und Fortbildungsinstituteeiner neuen Art bedarf. Denn sowohldie Priester und Hauptberuflichenals auch die Christen vor Ort bedür-fen der Einführung in diese neueWeise des Kircheseins – es bedarfdiözesaner und überdiözesaner Ortedes Lernens, die sowohl spirituellwie theologisch Wahrnehmung undEnt wicklung ermöglichen. Beispieleda für gibt es weltkirchlich viele. Mandenke an das Lumkoinstitut in Süd -afrika, an Bukal Ng Tipan in denPhilip pinen oder auch an das diöze-sane Entwicklungszentrum in Poi -tiers oder Linz. Prioritäten könnten,ja müssten hier gesetzt werden.

Lieben, was ewig ist: eine Pastoral des Staunens

Der Dreiklang des Sehens, Handelnsund Liebens fällt mir in diesen letz-ten Jahren leicht: Zu sehen, wie sehrder Geist Gottes in seiner KircheNeues gestaltet, zu sehen, wie sehrdie Kir che die Provokation der Er -neu e rung aufnimmt – das ist wirk-lich ein mittleres bis großes Wunder,bei dem ich ein wenig dabeiseindarf. Ich fühle mich da sehr privile-giert. Diese Pastoral des Staunenshat mich in den vergangenen Jahrenbegleitet – sie mündet in den Lob -preis Gottes, das begründete Ver -trauen in seine Verheißungen.

Doch dieses Lob und diese Liebedarf man nicht verklären. Es brauchtdazu Kraft und Mut. Mit dem He -bräerbrief: „Werft also eure Zuver -sicht nicht weg, die großen Lohn mitsich bringt. Was ihr braucht, istAusdauer, damit ihr den WillenGottes erfüllen könnt, und so dasverheißene Gut erlangt“ (Hebr10,35). In vielen Augenblicken durf-te ich diese Mahnung hören, vorallem immer dann, wenn ich denEindruck hatte, dass es irgendwiegar nicht weitergeht.

Diese Ausdauer des Wartens auf denKairòs ist zugleich eine wirklicheucharistische Grund hal tung, die ichimmer tiefer einüben darf: DieWand lung, die Verpuppung unsererKirche ist ein Prozess, der Sterbenbeinhaltet, Konflikte, Regres sion,Trauer und Wut. Ich habe ge lernt –das gehört dazu –, ja noch mehr:ohne dieses Sterben, ohne auch einebeträchtliche Bereitschaft selbst sei-nen Ideen zu sterben, ist dieses Han -deln Gottes nicht denkbar. So wirdam Ende deutlich, dass eine solchePastoral, die am eucharistischen Pa -scha Maß nimmt, immer sehr be -scheiden bleiben muss. Es bleibt einWunder, es ist ein Geheim nis, dennes ist kein menschliches Tun, durchdas unsere Kirche sich erneuert.

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THEMA INFO 1/12Papstmesse

Der Autor war von 1977-2011Religionslehrkraft an einer

Grundschule, einer Real- undHauptschule und eines Gymnasiums

am Berliner Gesundbrunnen. Von1977-2004 leitete er die

Fraternitätsgruppe von Menschenmit Behinderungen Berlin-Wilmers -

dorf, die er mit Franziska Skuhr undPfarrer Jacques Vernooy (+2008)

auf Initiative von Katharina Portner(+2011) in der damaligen Kirchen -

gemeinde Heilig Kreuz gegründethat. Ab 2006 tritt die Nachfolge

dieser Gruppe die Fraternität Berlin-Reinickendorf an, die der Autor bis

heute begleitet. Seit November2011 ist er zudem berufener

Beauftragter für BesondereAufgaben des Bundesleitungsteams

der Fraternität Deutschland.

Weitere Informationen: www.fraternitaet.de.

Der Heilige Vater verspätet sichetwas“, erklärt der Moderator

der „Vorprogramms“. Gregor Gysihätte ihn beim kurzen Gedankenaus -tausch mit den Fraktionsvorsitzendenim Deutschen Bundestag in ein län-geres Gespräch verwickeln wol-len…, tönt es aus den Stadionlaut -sprechern. Ein unterdrücktes leisesLachen macht sich im weiten Rundbemerkbar. Benedikt XVI. ist dafürbe kannt, dass er auch Menschenzuhört, die gegensätzliche Positionenvertreten. Aber da ist das Protokoll.Es ist 18 Uhr – und ein Sonnenunter -gang taucht das Innere des Stadionsin ein beeindruckendes rötlich-blauesLicht. An die 70.000 Menschenhaben nach Presseberichten an die-sem denkwürdigen 22. September2011 im Berliner Olympiastadionihre Plätze eingenommen. Der „Die -ner der Diener Gottes“, wie ein Papstauch genannt wird, ist hier offen-sichtlich sehr willkommen.

Auch Religionsschülerinnen undSchüler der 9. und 12. Klasse „mei-ner“ Oberschulen erwarten ihn sehn-lichst. Wir sitzen im Block 32.1 in der23. Reihe und haben einen gutenBlick auf die Ränge, wo sonst bei-spielsweise Fußballfans jubeln oder„trauern“, auf die blaue Tartanbahn,wo Leichtathleten regelmäßig ihreWettkämpfe austragen und auf dasjetzt abgedeckte und mit Stühlenbestückte Fußballfeld, auf dem sonstz.B. Hertha BSC und seine Gegnerihre Kräfte mit geschossenen odergehaltenen Toren messen. Wir blik-ken auch auf den Altarbereich –extra für diese Eucharistiefeier aufge-baut -, der sich genau an der Stellebefindet, wo 1936 das OlympischeFeuer entzündet wurde. Hier haben

die XI. Olympischen Sommerspielestattgefunden, die die Nationa lsozia -listen für ihre Zwecke propagandi-stisch missbraucht haben. „JesseOwens, ein farbiger US-Amerikaner“,erinnert sich eine Schülerin, „hat hierals Leichtathlet vier Goldmedaillenerrungen.“ Die anwesenden NS-Füh -rer hätten wie versteinert dageses-sen, weiß sie aus dem Geschichts -unterricht zu erzählen. Vieles müsstezu diesem Stadion gesagt werden.Nur dies noch: Papst Johannes PaulII. hat hier 1996 während eines Got -tesdienstes Karl Leisner aus demBistum Münster und Bernhard Lich -tenberg aus dem Bistum Berlin seliggesprochen. „Auch das finde ich an -gemessen“, erklärt ein Schüler,„denn so konnten möglichst vieleMenschen daran teilnehmen. Außer -dem: dass wir heute hier mit ‚Bene -detto‘ die Heilige Messe feiern, ist inmeinen Augen wichtig, denn, wosozusagen das Leben tobt(e), istChris tus auch nötig und gegenwär-tig.“ Eine Schülerin fügt selbstbe-wusst hinzu: „Diese große Öffent-lichkeit hier zeigt, dass wir Christin -nen und Christen uns auch und gera-de in Berlin nicht verstecken, dass wirmit unserem Glauben zu dieserGesellschaft dazugehören – unddass wir unseren spezifischen Beitragfür das gelingende Leben auch inunserer Stadt leisten.“ Ich freuemich über diese Aussagen, obwohlich persönlich Gottesdienste in„meditativer“ Umgebung bevorzu-ge, weil die Eucharistie für mich eineeher „intime“ Feier“ ist.

Angela Merkel, die Bundeskanzlerin,wird vom Moderator begrüßt, wäh-rend sie ihren Platz einnimmt. DieGroßbildschirme zeigen sie – und es

Zum „Wein der Freude und der Liebe Christi werden…“Papst Benedikt XVI. im Berliner OIympiastadion – Streiflichter

„Bernd F. Schwanke

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INFO 1/12 THEMAPapstmesse

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hallt ein verhaltenes Applaudierendurch das Stadion. Die Spannungsteigt. Ein Raunen geht durch dasRund, das von einem langanhalten-den überaus starken In-die-Hände-Klatschen abgelöst wird. Das Papa -mo bil fährt sehr langsam seine„Runde“ über die blaue Tartanbahndes Olympiastadions. In ihm sitzt,das rechte Seitenfenster weit geöff-net, der Heilige Vater, ihm gegenüberetwas tiefer, der neue BerlinerErzbischof Dr. Rainer Maria Woelki.Benedikt winkt, immer wieder hältdas weiße Mobil an und es wird ihmein Baby durch das Fenster gereicht,das er auf die Stirn küsst und dannsegnet. Eine Geste, die auch aus-drückt: Du, Mensch, bist von Gottgeliebt! Und deshalb hast Du eineZukunft! Ich zücke mein Mobiltele -fon und rufe eine Frau mit einerSehbehinderung aus unserer Frate -rni täts gruppe Berlin-Reinickendorfan, um ihr diese Szenen zu schildern,damit sie ein weiteres Stück daranteilnehmen kann. Während des Got -tesdienstes werde ich dies aus ver-ständlichen Gründen nicht tun.

Die meisten unserer Gruppe könnenaus gesundheitlichen Gründen inzwi-schen zu Treffen in der Stadt nichtmehr kommen, so dass wir uns dar-auf verständigt haben, ab dem 1. Oktober 2011 untereinander perBrief, Mail und Telefon Kontakte zuhalten. Zu bestimmten Terminen imJahr wird jeder Einzelne zu Hausevon mir besucht werden. Eine eigeneArt von Gruppenarbeit, die sich ent-wickeln muss. Zudem begehen wir unser fünfjähri-ges Bestehen – und das ganz be -wusst hier im Berliner Olympiasta -dion in Verbundenheit mit PapstBenedikt, denn „wo Gott ist, da istZukunft“, so das Motto des Deutsch -landbesuches des Heiligen Vaters.Eigentlich müssten wir unser 35-jäh-

riges Jubiläum feiern, denn 1976 istdie Fraternitätsgruppe Berlin-Wil -mers dorf gegründet worden, derenNachfolge die Gruppe Reinickendorf2006 angetreten hat. Die inzwischensechs Mitglieder sehen die ARD-Fernsehbilder vom Gottesdienst imOlympiastadion also auch unter die-sem Hintergrund. Ein Grund mehr,sich über den Besuch des Papstes2011 zu freuen.

Benedikt XVI. trägt sich indessen indas Goldene Buch der Stadt ein.Berlins Regierender Bürgermeisterund der Erzbischof von Berlin stehenlinks und rechts von ihm und schau-en zu. Eine Schülerin der 9.Klassesagt ein wenig enttäuscht: „DerPapst ist so weit weg von uns. Erwirkt so klein“. In der Tat, durch dieAusmaße des Stadions wirken die„unten“ agierenden Menschen vonunseren Plätzen aus gesehen relativwinzig. Auf der Altarinsel ist demHeiligen Vater während der HeiligenMesse außer den Großbildschirmennur mit Hilfe eines Feldstechersnäher zu kommen. Eine andere Schü -lerin fragt mich, „warum kommt ereigentlich zu uns?“ „Nun“, antworteich, „dass er in Rom, im Vatikan rela-tiv weit weg von uns lebt und arbei-tet, wissen wir. Um uns näher zusein, kommt er zu uns nach Berlin,nach Erfurt, ins Eichsfeld und nachFreiburg im Breisgau. Er möchte inseinem Heimatland wohl weitereBrücken schlagen zwischen uns undGott, weshalb wir ihn auch ‚Pontifexmaximus, ‚Brückenbauer‘ nennen.Achtet einmal darauf, was BenediktXVI. in seiner Predigt zu sagen hat.Vielleicht kann die eine oder andereAussage uns zum Nachdenken anre-gen.“

Wir erleben eine doch beeindrucken-de Messfeier. 750 Frauen und Män -ner aus vielen Chören der Kirchenge -

meinden des Erzbistums in Bran -denburg, Vorpommern und Berlingestalten diesen Gottesdienst mit.Kraftvoll singen sehr viele Gottes -dienst teilnehmer und -teilnehmerin-nen die Lieder. In tiefer Gewissheitfeiern sie offensichtlich das „Ge -heim nis des Glaubens“, die Anwe -senheit Christi in Brot und Wein.Eindrucksvoll und zeichenhaft ist dieKommunionausteilung: „Der LeibChristi“, das „Brot des Lebens“kommt zu uns in den Block 31.1.,wenige Meter von unseren Sitzenentfernt, und wird hier ausgeteilt.Eine Kirche, die zu den Menschengeht, wird hierbei deutlich. Das Liedzur Danksagung nach der Kom -munion geht ein unter die Haut.Zehntausende von Menschen singenes: „Wo Menschen sich vergessen,die Wege verlassen, wo Menschensich verschenken, die Liebe bedenkenund neu beginnen; wo Menschensich verbünden, den Hass überwin-den – da berühren sich Himmel undErde, dass Frieden werde unteruns…“. Das Schlussgebet, das derPapst spricht, hören die Schülerinnenund Schüler aufmerksam, sozusagenaufgeschlossen: „Allmächtiger Gott,in diesem wunderbaren Sakramentschenkst du deiner Kirche Kraft undTrost. Gib, dass sie durch diese SpeiseChristus verbunden bleibt, damit siezum Aufbau deines Reiches beiträgt.Darum bitten wir, durch Christus,unsern Herrn…“

Still begeben wir uns mit unzähligenMenschen nach dem Schlusslied„Großer Gott wir loben dich“ zum S-Bahnhof Olympiastadion, wo aufmehreren Bahnsteigen alle dreiMinuten Züge abfahren, um dieMenschen an ihre jeweiligen Zielortezu transportieren. Auf der Rückfahrt

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THEMA INFO 1/12Papstmesse

unterhalten wir uns über die Predigtdes Papstes. „Ausgehend vom ‚wah-ren Weinstock‘ im Johannesevan -gelium“ (15,1-8), hat ein Schülerher ausgehört, „dass er, Benedikt,möchte, dass wir die Kirche lieben,sie gestalten. Wenn der Papst ‚Kir -che‘ sagt, dann meint er auch uns“,vervollständigt er und fügt an: „DerAuferstandene lebt in seiner Kirche,in dieser Welt weiter“, sagt PapstBenedikt in seiner Predigt. Eine vonmir gemachte Tonbandaufnahmebestätigt dies. Fahrgäste im Zugwundern sich, was wir da hören. ZumSchluss seiner Predigt sprichtBenedikt uns, die „Schwestern undBrüder“ direkt an: „Das wünsche icheuch allen, uns allen, dass ihr immertiefer die Freude entdeckt, in derKirche mit all‘ ihren Nöten undDunkelheiten mit Christus verbundenzu sein, dass ihr in allen Nöten Trostund Erlösung findet, dass wir alleimmer mehr zum köstlichen Wein derFreude und der Liebe Christi für dieseWelt werden...“ „Gut, dass der Papstgerade hier in Berlin war, wo wir

Christen eine Minderheit sind. Ichfühle mich gestärkt“, sagt eineSchülerin der 12. Klasse. Mitgliederder Fraternitätsgruppe Berlin-Rei -nickendorf haben das telefonischspäter ähnlich ausgedrückt. DasGespräch darüber wird weitergehen.

Papst Benedikt XVI. „ist gekommenals guter Hirte, als Zeuge der LiebeGottes, aber auch als Botschafterder Wahrheit, die Jesus Christus sel-ber ist“, hat der neue Berliner Erz -bischof Woelki in seinem Grußwortim Olympiastadion gesagt. Der Hei -lige Vater geht als einer, der imGedächtnis und im Herzen nicht we -ni ger Menschen bleiben wird. Undvielleicht kommt „dem Diener derDiener Gottes“ nach und nach nochstärker zu Bewusstsein, wie sehrviele Menschen in Berlin und anders-wo in Deutschland ihre Kirche schät-zen, sie aufrichtig auch in konstruk-tiv-kritischer Weise lieben.

„Himmel und Erde haben sich“ imOlympiastadion merklich „ein Stückberührt…“

Heilige Messe mit Papst Benedikt XVI.

am 22. September 2011 im Berliner Olympiastadion

Quelle: „Steh Auf und Geh“ (04/11),

Bundes-FORUM der Fraternität derMenschen mit Behinderung in

Deutschland

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Befremdliches Vertrautes

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INFO 1/12 THEMAKoreareise

Auf dem Hintergrund des Rück -gangs der ChristInnen und auch

Kirchengemeinden in Westeruropa –auch der Schrumpfung unsererPallottinischen Gemeinschaften –-wollten wir (v.l.n.r.: Kalle Lenz SAC –Jana Gieth – Andrea von Parpart –Lissy Eichert UAC – Nieves KuhlmannUAC – Klaus Schneider SAC) bewusstuns „infizieren“ lassen von derchristlichen Gemeinde, die weltweitin den letzten Jahrzehnten am stärk-sten gewachsen ist: der YOIDO FullGospel Church mit ihrem GründerPastor Dr. David Yonggi Cho. 1958starteten sie mit damals 5 Personen.Die Gemeinde hat inzwischen800.000 Mitglieder in Seoul. Welt -weit gibt es sehr viele, z.T. auch star-ke Ableger. Wir nahmen auch an der Konferenz„Church Growth International“(Gemeindewachstum international)mit 1.500 Gästen aus der ganzenWelt teil. Nach dem paulinischen Rat„Prüft alles, und behaltet das Gute“(1 Thess 5,21) möchten wir denguten Ertrag mit Interessierten teilen.Natürlich kennen auch wir die nega-tiven Seiten der pfingstlerischenoder charismatischen Gemeindensowie einige Fragwürdigkeiten inihrer Theologie. Da jedoch dieseGemein de im Unterschied zu manchanderer eine Vielzahl vonSozialprojekten praktiziert, war siefür uns mit unserem Projekt „Kircheim sozialen Brennpunkt“ ein beson-derer Anzieh ungspunkt.

Befremdliches

Wir erlebten Ungewohntes, z.B. diesehr häufige Praktizierung desZungengebetes (hier oft in Form von

lautem Brabbeln in fremder Sprache,schnelle zuckende Bewegungen), diedicken Autos einiger Pastoren oderdie Männerdominanz vorne in denGottesdiensten. Gleichzeitig konntenwir diese Punkte auch gut kritischansprechen. Wir entdeckten, dass inder Geschlechterfrage die Gemeindeim Prozess des Umdenkens ist. Schonaufgrund der Größe kann dieGemeinde in ihrer Entwicklung nichtfrei von Fehlern operieren, was sieallerdings offen zugeben.

Irritierend war die Religionsein tei -lung in Süd-Korea in Buddhisten,Katholiken und Christen: „There arebudhists, catholics and christians“.Ein Unterschied sei, dass „dieKatholiken“ weniger den HeiligenGeist betonen, dafür mehr Maria undden Papst. Ökumene in unseremSinn scheint es kaum zu geben.

Vertrautes

Wir wurden sehr überrascht vonÄhnlichkeiten zu unserem römisch-katholischen Glauben und auch

Bericht von der Pallottinischen Studienreise nach Seoul, Süd-Korea zur Yoido Full Gospel Church vom 4. bis 21.10 2011

Die „neugiere und lernwillige“Studienreisegruppe mit dem AutorPfarrer Kalle Lenz (1. v. links)

P. Kalle Lenz UAC

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Caritas

Verkündigung

Gebet

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THEMA INFO 1/12Koreareise

„Wohlstandsevangeliums“ kritisiert,weil er etwa die „Befreiung vomFluch der Armut“ propagiert. Wirerlebten in diesem Ansatz einenganzheitlichen Umgang mit demWort Gottes. Natürlich gibt es anhal-tende Krankheit und Armut, der wirauch begegnet sind. Sie werdennicht verdrängt oder vertuscht, son-dern es wird versucht, Menschen inihrer Not aus dem Glauben und ganzpraktisch zu helfen. Ihre Kernbot -schaft lautet „Nur Gott kann diewirklichen Probleme unseres Lebenslösen.“ („Only Jesus can help“).

Verkündigung

Die Bibel – das lebendige (!) WortGottes – steht klar im Zentrum – unddie Auslegungen waren weniger fun-damentalistisch, sondern sehr all-tagsrelevant und praktisch. Es gibteine gemeindeeigene Bibelschuleund inzwischen auch eine eigeneUniversität (Hansei Universität), ander man alles Mögliche, auch Me -dizin, studieren kann. Ausbildung,Training, Begleitung, Coaching wer-den groß geschrieben. Überall, ange-fangen von den Kindertagesstätten,können Nicht-ChristInnen mitma-chen.

Alle Mitglieder der Gemeinde sind ineinem wöchentlichen einstündigemHauskreis, bei dem Bibel und Lebengeteilt werden. Dorthin werden Neueeingeladen. Um immer weiter Neueaufzunehmen, teilen sich die Kreise(Zellteilungs-Prinzip). In ihrer Wo -chen zeitung haben sie einen Bibel -text mit einer Auslegung und Fragenzum Austausch, der in allen Kreisenals Gesprächsgrundlage dient. ImHauskreis wird auch Verantwortungfüreinander übernommen bei Pro -blemen und Herausforderungen wieGeldschwierigkeiten, Bezie hungs -problemen oder Krankheiten. Die

LeiterInnen und Co-LeiterInnen wer-den für ihren Dienst ausgebildet undin ihrem Leitungsdienst gecoacht.

Im Gottesdienst spielt die Predigteine wichtige Rolle. Ziel der Pre -digten ist es: die Nöte und Bedürf -nisse der Menschen zu treffen undbiblische Antworten aufzuzeigen. Esfiel auf, dass sie meist sehr humorvollvorgetragen werden. Oft wird selbst-kritisch von eigenen Fehlern erzähltund Hoffnung vermittelt.

Gebet

Dies ist eine, wenn nicht „die“Priorität in der Yoido-Kirche. Um 5Uhr früh starten in den Kirchen dieMorgengebete. Jeden Freitag isteine Gebetsnacht und es gibt einenFasten- und Gebetsberg, wo wirauch gewohnt haben. Dort sindimmer Hunderte bis Tausende vonMenschen, zum persönlichen Betenoder zu Kursen und Seminaren. Wirwaren sehr berührt, wie auf einemFriedhof (der Ursprung desGebetsberges) Tag und Nacht lautgebetet wird. Man kann in eineGebetsgrotte gehen, in der man nursitzen, hocken oder knien kann –oder eben in der Kirche und denzahlreichen Kapellen. Mindestens 3Gottesdienste sind am Tag, mitLive-Musik und Predigt. In jedemGottesdienst wird das apostolischeGlaubensbekenntnis gebetet (katho-lisch wird mit universal übersetzt)und das Vater unser.

Arme Menschen dürfen einfach inder Kirche schlafen. Es waren meistzwischen 70 und 150 Menschen, diedavon Gebrauch machten. Zu demGebetsberg organisiert die Gemein -de einen kostenlosen Bus-Shuttle. Eswird auch hier viel in Zungen gebetet(Sprachengebet) und immer auch umdie konkrete Hilfe Gottes für Bezie -

unserer pallottinischen Spiritualität.Nicht nur äußerlich ähneln sich dieGründer-Figuren David Yonggi Chound Vinzenz Pallotti! Beide sind klei-ne, asketische Männer mit großerGlatze und gütigem Aussehen. Beidewerden gern auch „Träumer“ oder„Visionäre“ genannt. Cho ist ein„Pfingstler“, Pallotti hat seiner Ge -mein schaft das Pfingstbild alsLeitbild gegeben. Wir Pallottis spre-chen von „Katholischem Apostolat“,die YOIDO-Gemeinde von „Universa -ler Mission“. Wir fanden unser pal-lottinisches, dreifaches Apostolatwieder, das des Gebetes, der Verkün -digung, der Caritas. Diese Parallelensind nachvollziehbar, weil es sich umur-christliche Inhalte handelt.

Caritas

Aus der Gemeinde entstanden ist dieNicht-Regierungs-Organisation(NGO) „Good people“, die welt-weit soziale Projekte (Hilfe zurSelbsthilfe) betreibt und aktuell einKrankenhaus in Nord-Korea baut. DieGemeinde hat ein Ausbildungs zen -trum für jun ge Leute ohne Arbeit(Vocational Center) und ein Pflege -heim für SeniorInnen ohne Geld undohne Angehörige. Es gibt eine eigenephysiotherapeutische Abteilung fürMenschen mit einer körperlichenBehin derung. Bei allen Aktivitätenund Menge an Gottesdiensten fälltuns auf, dass reiche und arme Men -schen erreicht werden. Ja, die Ge -meinde hat Kontakt zu einfachen,armen und kranken Menschen. Gera -de sie sollen ganzheitlich gefördertund gestärkt werden, auch körperlichgeheilt und materiell versorgt.

Yonggi Cho wird als Vertreter eines

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Atmoshhäre

Fazit

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hungsprobleme, berufliche Schwie -rigkeiten und Krankheiten. Die Ge -meinde glaubt nicht nur an „Wun -der“, sie erleben immer wieder wel-che! Aber es wird keine oberflächli-che Gute-Laune-Halleluja-Frömmig -keit gepredigt. Beispielsweise wirdgeraten, bei Beziehungsproblemenerst eine Runde auf dem Gebetsbergzu klagen statt die andere Personanzuklagen und dann (!) mit demPartner / der Partnerin zu reden.Vieles braucht Zeit. Aber: mit Gottwerden Probleme gelöst. „I must tellJesus. Only Jesus can help…“

Ein wichtiger Faktor beim Gebet istdie Musik: sie soll einfach Freudebereiten. Es gibt professionelle Chöreund Orchester bis hin zu Schlagzeugund E-Gitarre. Es gibt jeden Sonntageinen Jugendgottesdienst und immerauch parallel Kindergottesdienste.

Atmosphäre

In der Gemeinde begegnet uns stetseine „dienende“ Haltung. Eine offe-ne, herzliche, einladende und auchlebensfrohe und bejahende Atmos -phäre schlägt uns entgegen. Eigensfür die Gäste aus Europa – also füruns – werden Treffen arrangiert. Beider Konferenz bekommen die Teil -nehmerInnen ständig etwas ge -schenkt: ein Buch, eine CD, ein Re -gencap, ein Sitzkissen, eine Tascheusw. Die Gemeinde gibt, weil sieweiß, dass sie dann von Gott emp-fängt.

Ihr Gründer, der 2008 die Leitung derGemeinde abgegeben hat, wieder-holt ausdauernd, wie wichtig es ist,unser Denken mit Gott zu erneuern– von einer negativen Weise in einekreative und vertrauensvolle Sprech -weise. Wenn wir unser Spre chenvom Klagen, Lamentieren und Hyper -

kritisieren befreien, können wir einelobende und aufbauende und Hof -fnung verbreitende Atmosphäre aus-strahlen. Sein persönliches Man tralautet „Pray, listen und obey“ – bete,höre hin und gehorche demGehörten, dem Heiligen Geist unddem Wort Gottes!

Fazit?

In uns, die wir diese Reise machenkonnten, wirken diese Erfahrun -gen… Wir sind beeindruckt vomgelebten Glauben, der wirklich vielesbewirkt. David Yonggi Cho meint, dieKirchen in West-Europa seien lee-rer, weil Jesus oft nur geschichtlichgesehen wird, viele PastorInnen nurBildung verbreiten und viele Chris -tInnen nicht den Heiligen Geist näherkennen und wissen, wie sie mit demHeiligen Geist in einer persönlichenBeziehung leben können. Jesus istheute lebendig! Christentum istmehr als Bildung, es ist der ganzheit-liche Segen Gottes für die geistige,seelische und körperliche Welt. Vielebeschränken das Christentum nurauf die geistige oder gar jenseitige

Der Gebetsberg, auf dem Tag undNacht gebetet wird ...… startete auf einem Friedhof.

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Herzliche Einladung!

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THEMA INFO 1/12Koreareise

leben… und dann wird Jesus immermehr in Dir und durch Dich für ande-re wirken: tröstend, heilend, befrei-end, stärkend.

Wir durften erleben, wie alltags-tauglich der Glaube praktiziert wirdund dass die Menschen eine wirkli-che Veränderung und Weiterent -wicklung durch Jesus suchen underfahren. In der Gemeinde geht esnicht einfach um Angebote, die mansich aussucht oder ein interessantesProgramm mit tollen Aktivitäten,sondern ihr Wirken zielt auf ganz-heitliche Verwandlung und Erneu e -rung des Lebens und Heilung unsererWelt.

Ich selbst nehme auch den Anspruchmit: full gospel – das volle Evan ge -lium zu leben versuchen. Kranken -heilungen und Sprachen gebet sindals „Zeichen des Glau bens“ biblischbelegt (z.B. Mk 16,17f). Doch dasWichtigste ist ja die Liebe, zu Gottund den Menschen. Wir sind sehrbewegt, wie viel von dieser Liebe wirspüren und erleben durften.

Welt, aber Gott ist der Schöpfer allenLebens und auch der materiellenWelt. Diese könnten wir mit Gott ausder geistigen Dimension (die 4.Dimension) positiv beeinflussen…!

Die Gemeinde empfiehlt, dass wiruns täglich mit dem Heiligen Geistneu füllen lassen, bis wir in einerganzheitlichen Partnerschaft mitGott wirklich geisterfüllt sind. Siesagt, wir sollen Jesus nicht vorauslaufen in einem menschlichenAktivismus, sondern auf Gott war-ten, bis wir grünes Licht für dennächsten Schritt bekommen. Wer sichwirklich tiefer mit Gott verbindet,wird neue und größere Lebens-Träume und Ziele empfangen. Eswird durch Krisen und Leiden gehen,aber wer an Gott dran bleibt, wird„Wunder“ erleben…

Die Gemeinde lehrt nicht einfachMethoden und Strategien für Ge -mein de-Wachstum, obwohl sie na -tür lich welche benutzt. Doch ohneden Geist Jesu darin – nur mitmenschlicher Anstrengung – führensie nicht sehr weit und oft in dienächste Krise. Nein, sie bestärktDich, mit Jesus und für Jesus zu

Gebets-Rally im Fußballstadionwährend der Konferenz

Herzliche Einladung!

Einen ausführlicheren Bericht mit mehr Bildern finden Sie auf unserer home-page unter

www.christophorus-berlin.de

Jana Gieth dokumentierte die Erfahrungen in Seoul in einen Film.

Herzlich laden wir zu einem Austausch mit Filmbeitrag ein am

27. 4. 2012in St. Christophorus – Nansenstr. 4-7 – 12047 Berlin (Nähe Hermannplatz)

um 19.30 Uhr.

Vorher besteht um 18.00 Uhr Gelegenheit zum Taizé-Gebet in Nikodemus,Nansenstr. 13; von 18.45 Uhr bis 19.30 Uhr besteht die Möglichkeit zu einem einfachenImbiss.

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INFO 1/12 THEMACaritas-Jahreskampagne

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Mit dieser Botschaft macht dieCaritas in ihrer Jahreskam -

pagne 2012 auf die Schwachstel lenund ungenügenden Zugänge imdeutschen Gesundheitssystem auf-merksam. „Das Krankheitsri si kosteigt und die Lebenserwartungsinkt, wenn Menschen lange arbeits-los sind oder in prekären Beschäf -tigungsverhältnissen ar bei ten; wennsie über wenig oder kein Einkommenverfügen oder der Bildungsstandgering ist“, so Caritas-PräsidentPeter Neher bei der Auftaktveranstal -tung der Kam pagne vor Journa li stenin Berlin.Susan Molter ist Sozialarbeiterin inder Ambulanten Wohnungslosen hilfein Berlin-Lichtenberg und kennt dieProbleme aus erster Hand. „Men -schen, die zu uns in die Bera tungs -stelle kommen, ha ben häufig finan-zielle Probleme, die aus ihrer Er -werbs losigkeit oder schlecht be zahl -

ten Jobs resultieren. Sie kämpfen mitMietschulden, Räumungskla gen odersind bereits von Wohnungs losigkeitbetroffen“, erzählt sie. „Und natür-lich leiden auch Gesundheit undAussehen unter ihrem geringen Ein -kommen. Schiefe Zähne, kaputteBrillen – unsere Klienten haben dasGeld nicht, das sie für die Zuzahlungbei der Krankenkasse bräuchten. Ofthaben sie nicht einmal die zehn EuroPraxisgebühr, um zum Arzt zu gehen.Dann verschleppen sie die Krank -heiten solange, bis es nicht mehrgeht. Aber es sind nicht nur körperli-che Krankheiten, die vielen unsererKlienten zusetzen“, sagt sie nach-denklich. „Manche Menschen kön-nen sich aus ihrer Armut nicht befrei-en, weil sie alte Traumata mit sichherumschleppen.“

„Maria S. z.B. kommt schon längereZeit zu uns“, erzählt sie dann. „Wir

Barbara Schwemmer

Die Autorin ist Referentin für Presseund Öffentlichkeitsarbeit beimCaritasverband für das ErzbistumBerlin e.V. Foto: Thomas Gleißner

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THEMA INFO 1/12Caritas-Jahreskampagne

haben uns gewundert, warum sieimmer Angst hatte, Wege alleine zuerledigen. Sie hat sich selbst nichtbesonders wertgeschätzt, hat sichnicht gepflegt, wollte am liebsten garnicht angesprochen werden. Vielspäter erst – als sich Vertrauen zwi-schen uns aufgebaut hatte – konntesie uns von der Vergewaltigungerzählen, die sie seit Jahren belastetund an einem normalen Leben hin-dert.“

Susan Molter konnte Maria S. danneine Therapeutin vermitteln, die mitihr an ihrem Trauma arbeitet. „Wirbleiben aber trotzdem als Wegbe -gleiter weiter für Maria da, dennVertrauen und Kontinuität sindimmens wichtig“, sagt sie.

Auch viele Wohnungslose scheuendavor zurück, in eine Arztpraxis zugehen. Unser Gesundheitssystem istnicht auf diese Menschen ausgerich-tet. Es fehlen niedrigschwellige An -ge bote für Menschen, die auf derStraße leben. Die Caritas in Berlinreagierte schon vor langer Zeit aufdieses Problem und unterhält seit 20Jahren eine Ambulanz für Obdach -lose am Bahnhof Zoo.

Hier kennt man die Probleme vonMenschen, die keinen Zugang zumregulären Gesundheitssystem haben.Hierher kommen Menschen, die nichtkrankenversichert sind und auf derStraße leben. Sie leiden unter Haut -problemen und Infektionskrank hei -ten, offenen Beinen, Erfrierungenund Knochenbrüchen. In der Ambu -lanz bekommen sie eine medizini-sche Grundversorgung, können du -schen und sich mit frischer Kleidungund Schuhen eindecken. 15 bis 20Wohnungslose kommen durchschnit -

tlich pro Tag. Im vergangenen Jahrwurden hier 1643 Patienten behan-delt. Viele von ihnen mehrfach. Siewurden von zehn Ärzten und ande-ren Mitarbeitern versorgt, die zumgrößten Teil ehrenamtlich hier arbei-ten.

Umso schwieriger ist es, dass dieCaritas-Ambulanz seit 2012 keineLandesmittel mehr vom BerlinerSenat erhält. Grund hierfür ist, dassseit Jahren immer mehr bedürftigeMenschen aus Osteuropa zur medizi-nischen Versorgung kommen. Dieallermeisten osteuropäischen Länderhaben aber kein "Fürsorgeabkom -men" mit Deutschland. Der Senatwill diese EU-Bürger nicht aus demLandesetat für Wohnungslosenhilfezahlen. Die Caritas wird krankeMenschen aber auf keinen Fall weg-schicken und versucht nun, das Gelddurch Spenden aufzubringen.

Neben der Ambulanz fährt dasCaritas-Arztmobil durch die Stadtund sucht obdachlose Menschendort auf, wo sie sich aufhalten: inParks, Bahnhöfen, Wärmestuben und

Notübernachtungen. Der eigens alsmedizinische Ambulanz ausgebauteKleinbus ist mit niedergelassenenÄrzten, Krankenschwestern undSozialarbeitern besetzt. Neben dermedizinischen Versorgung könnensich die betroffenen Wohnungslosenso auch beraten lassen.

„Die Gesundheit eines Menschendarf nicht von seinem Einkommen,seinem Aufenthaltsstatus oder sei-nem sozialen Netz abhängen“, sagteCaritas-Präsident Peter Neher. „Er -for derlich ist eine Politik, die Gesund -heit als Thema quer über allePolitikfelder versteht und Armut undArbeitslosigkeit noch aktiver als bis-her bekämpft. Nur so ist es möglich,den fatalen Zusammenhang zwi-schen anhaltender Armut und hohemKrankheitsrisiko zu durchbrechen.“

Auf der Kampagnenwebseitewww.je der-verdient-gesundheit.definden Sie persönliche Geschichtenzum Thema von Betroffenen undFachleuten, Kontakte zu Interview -partnern, Sozialpädagogische Positi -onen und einen Themenreport mitZahlen und Fakten.

Dr. Burkhard Hochheimer, Ehrenamtlicher Arzt im Caritas-Arztmobil bei derUntersuchung eines Berliner Wohnungslosen

Foto: Deutscher Caritasverband

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INFO 1/12 THEMAKatholikentag

Berlin ist der Dialogprozess bislangoffen bar nur ein Anliegen der Basis.Insbesondere der BDKJ ist in dieserSache initiativ geworden. Der Diöze -sanrat hat den Dialogprozess in sei-ner Herbstvollversammlung am 22.Oktober 2011 aufgegriffen und imBeisein von Erzbischof Dr. Woelkieine erste Themensammlung erstellt.Auf Bundesebene ist mittlerweileselbst der Begriff „Dialogprozess“schwierig geworden. Wie beiläufigwurde er in „Gesprächsprozess“ um -geändert. Ganz offensichtlich war inTeilen der DBK die Sorge groß, derBegriff „Dialog“ unterstelle zu deut-lich Augenhöhe zwischen Bischöfenund Laien. In dieser momentanschwie rigen Situation der Dialogini -tia tive kommt der Katholikentag inMannheim mit seinem Motto-Appellmöglicherweise zur rechten Zeit.

In vier Themenbereichen will derMann heimer Katholikentag einenAufbruch wagen und neue Wegebah nen: • Wege zu einer zukunftsfähigen

Kirche • Wege zu einer Kultur der Gerech -

tigkeit • Wege zu einer Kultur des Lebens • Wege zu einer Kultur der Verant -

wor tung für das Gemeinwohl

Der Berliner Diözesanrat ist alsGremium des Laienapostolats beson-ders im Themenbereich 4 engagiert.In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. LeoPenta (KHSB), dem Leiter des Deut -schen Instituts für CommunityOrganizing (DICO), veranstaltet derDiözesanrat ein Hauptpodium mitdem Titel „Starkes Wir – CommunityOrganizing: Aufbruch in eine neueBürgergesellschaft“. Mehr als je zu -

Das Motto des Katholikentags inMannheim schlägt die Brücke

zum Ökumenischen Kirchentag(ÖKT) in München vor zwei Jahren.Alois Glück, Präsident des ZdK undkatholischer Präsident des 2. ÖKThatte dort beim ökumenischen Ab -schlussgottesdienst den flammendenAppell an die Verantwortlichen aufallen Ebenen in den Kirchen gerich-tet: „Lasst uns einen neuen Aufbruchwagen!“. Nachdem im Jahr 1999 mitder Gemeinsamen Erklärung zurRechtfertigungslehre (GER) der zen-trale reformatorische Streitpunktausgeräumt werden konnte, breitetesich gefühlt Stagnation in der Öku-mene aus. Viele ökumenisch beweg-te Menschen, die in Folge der GERmehr Schwung in den ökumenischenBeziehungen erwartet und ein ent-schiedenes Zugehen auf die Einheitder Kirchen erhofft hatten, zeigtensich enttäuscht.

Dass ein neuer Aufbruch nötig ist,dieses Gefühl treibt auch vieleKatholiken bezogen auf ihre Kircheum. Insbesondere die im Jahr 2010öffentlich gewordenen Missbrauchs -skandale in der katholischen Kirchebildeten den Anlass für die Dialog -initiative der Deutschen Bischofs kon -ferenz (DBK) und des Zentralkomi -tees der deutschen Katholiken (ZdK)im Herbst 2010. Erzbischof Zollitschrief zur Eröffnung der Herbstver -samm lung 2010 der DBK seineKollegen auf, alles zu tun, um Ver -trauen wieder zu gewinnen. Der mitvielen Vorschusslorbeeren bedachtenInitiative droht mittlerweile selbst derStillstand. Längst nicht alle deut-schen Bistümer haben die Initiativeoffiziell aufgegriffen. Im Erzbistum

„Einen neuen Aufbruch wagen!“

Hans-Joachim Ditz

Katholikentag in Mannheim, 16.–20. Mai 2012

Der Autor ist Geschäftsführer des Diözesanrates der Katholiken im Erzbistum Berlin und Referentim Ökumenisch-MissionarischenInstitut (ÖMI).

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THEMA INFO 1/12Katholikentag

Das Thema dieses Podiums wird amBistumsstand auf der Kirchenmeileaufgegriffen. Die gerade gegründeteneue Bürgerplattform „WIN – Wir inNeukölln“ wird von Vertretern derkatholischen Nordneuköllner Kir -chen ge meinden vorgestellt. Gemein -sam mit Vertretern der schon längerbestehenden BürgerplattformenSchö neweide und Wedding/Moabitwerden konkrete Beispiele und ersteErfolge bürgerschaftlichen Engage -ments vorgestellt. Wie in denVorjahren wird der Bistumsstand inKonzeption und Durchführung inbewährter Weise von der Pressestelledes Erzbistums unterstützt. Darüber hinaus wurde der Diöze san -rat zusammen mit dem KatholikenratErfurt für die Durchführung einerweiteren Podiumsdiskussion zumThema missionarische Projekte in sä-kularer Gesellschaft gezielt vom ZdKangefragt. Unter dem Titel „DerWurm muss dem Fisch schmecken,nicht dem Angler!“ diskutierenWeih bischof Dr. Reinhard Hauke(Erfurt), P. Hermann Kügler SJ(Leipzig) und Prof. Dr. Maria Widl(Erfurt). Initiativen aus Görlitz, Leip -zig und Berlin-Marzahn (ManegegGmbH) stellen sich vor.Alle weiteren Informationen über diebunte Vielfalt des Katholikentags, dermit Gottesdiensten, Diskussionen,Musik und Theater sowohl ein spiri-tuelles wie politisches und kulturellesTreffen ist, sind unter www.katholi-kentag.de zu finden. Zu gegebenerZeit sind dort auch alle Informa tio -nen (Zeiten und Orte) zum Programmeingestellt.Bleibt zu hoffen, dass tatsächlich einkräftiger Impuls für einen neuenAufbruch in Kirche und Gesellschaftvom Katholikentag in Mannheimausgeht. Was natürlich voraussetzt,dass möglichst viele Katholikinnenund Katholiken zuvor nach Mann -heim aufbrechen.

vor brauchen wir Menschen, die sichfür gelebte Demokratie einsetzenund gemeinsam eine gerechtereGesellschaft entwerfen. Und dasauch aus christlicher Motivation: „Jemystischer (in Gott verwurzelt) einMensch ist, desto politischer ist er“,hat schon vor Jahren der WienerPastoraltheologe Paul M. Zulehnerunter Berufung auf Ex 3,71 festge-stellt. Wenn Gott schon ganz Augeund Ohr für die Not der Menschenist, dann sollten es die Christen auchsein. Doch wie gewinnt man Mit -streiter für gemeinsame Anlie gen?Wie kann die Zivilgesellschaft ge -stärkt werden, wie lassen sich Visio -nen und Entwürfe umsetzen?Community Organizing ist ein in denUSA seit Jahrzehnten erfolgreichpraktizierter Ansatz, der Menscheneines Stadtteils oder einer Kommune– quer durch alle Religionen undKulturen – dauerhaft miteinanderver netzt, um effektiv Einfluss neh-men zu können. Neben konkretenErfahrungsberichten aus verschiede-nen Bürgerplattformen diskutierenmit Leo Penta auf dem PodiumBischof Franz-Josef Overbeck (Es -sen), Prof. Dr. Andreas Lob-Hüdepohl(Berlin) sowie der Organizer TomLenz (Chicago).

1 Gesehen, ja gesehen habe ich das Elend mei-nes Volkes in Ägypten, gehört, ja gehört habe

ich ihre laute Klage über ihre Antreiber. Ichkenne ihr Leid.

Der Buddy-Bär, der beim ersten ÖKTin Berlin 2003 mit Fotos derStandbesucher gestaltet wurde.

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INFO 1/12 THEMAKess erziehen

Herausgegeben vom Dezernat II – Seelsorge des Erzbischöflichen Ordinariats Berlin,

Postfach 040406, 10062 Berlin, Tel.: (030) 32 684-530, Fax: 32 684-75 30,E-Mail: [email protected]: Ordinariatsrat Dr. Stefan Dybowski

Redaktion: Hermann Fränkert-Fechter, Bärbel ArslanLayout: Wilfried Läpke, Druck: Rainer Breuer

Das Beste für’s Kind!Elternbildung in Sachen ReligionIn der Begegnung mit Eltern – ob im Kindergarten oder der Grund -schule, bei Elternabenden, Tauf- oder Kindergottesdienst vorbereitungs -gruppen, im Rahmen der Kommunionvorbereitung, bei Familienwochen -enden usf. – erleben wir Mütter und/oder Väter, die „das Beste“ für ihrKind wollen. Eltern vermitteln ihrem Kind Werte und möchten ihm auch die spirituel-le Dimension des Lebens nicht verschließen.Aber: wie geht das? Und wer ist dafür zuständig? Vor allem, wennMutter oder Vater vielleicht selbst nicht (mehr) verwurzelt in Konfessionoder Kirche sind?

Der Fachtag „Elternbildung in Sachen Religion“ stellt auf der Grundlagedes Konzeptes „Kess-erziehen: staunen – fragen –- Gott entdecken“Elemente für die Elternarbeit vor, und zeigt, wie Eltern ermutigt werdenkönnen, mit ihrem Kind im ganz normalen Erziehungsalltag den eigenenWeg in Richtung Spiritualität und Religion zu entdecken.

Die Themen:– das Kind unterstützen, ein positives Lebensgefühl zu entwickeln– sich mit dem Kind auf die fragende Seite stellen – selbst entdecken

des Lernen stützen– mit dem Kind reden über Gott und die Welt – seine Gottesbilder

achten

Sie dürfen erwarten: Impulsvorträge, praktische Übungen und konkreteBausteine für Ihre Elternarbeit.

Eingeladen sind Mitarbeiter/innen im pastoralen Dienst und pädagogi-sche Fachkräfte.

Info und Anmeldung: Erzbischöfliches OrdinariatDez. II - Seelsorge:Ehe und Familie/Allein ErziehendePostfach 040406, 10062 BerlinTelefon: (030)32684-530/531Fax: (030) 32684-7530E-mail:[email protected]

FachtagDas Beste für’s Kind!Elternbildungin Sachen Religion

Mittwoch,29.02.2012

Referentinnen:Regine Hain, BraunschweigDipl. Rel.-Päd., EFL-Beraterin,Kess-Ausbilderin

Sabine Schäfer, BerlinDipl. Soz.-Arb., systemischeFamilientherapeutin, Kess-Ausbilderin

Seminarleitung:Ute EberlFachbereich Ehe und Familie

Seminarort:Tagungszentrum KatholischeAkademieHannoversche Str. 5b10115 Berlin-Mitte

Teilnahmebeitrag: 10,- Euro

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Der Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Berlin plant inZusammenarbeit mit dem Dezernat Seelsorge des ErzbischöflichenOrdinariats Berlin eine Veranstaltung zur

Fortbildung für Pfarrgemeinderäteam Samstag, dem 21. April 2012, von 10.00 bis 16.00 Uhrim Gemeindezentrum der Pfarrgemeinde St. Ludwig: Thomas-Morus-Saal

Die Veranstaltung richtet sich sowohl an die neuen Mitglieder vonPfarrgemeinde räten als auch an diejenigen, die schon seit mehrerenJahren im Pfarrgemeinderat mitarbeiten. Sie will ein umfassendesVerständnis der Arbeit des Pfarrgemeinderats als Pastoralrat der Gemeideund als Organ des Laienapostolates vermitteln, und sie will die Motivationfür die Arbeit in diesem Gremium stärken.

Themenfelder: – Aufgaben und Kompetenzen des Pfarrgemeinderats– Ziele der Arbeit des Pfarrgemeinderats und ihre Umsetzung– Kommunikation und Umgang mit Konflikten im Pfarrgemeinderat– Vorbereitung, Leitung und Moderation von Sitzungen des

Pfarrgemeinderats– Zusammenarbeit von Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen im

Pfarrgemeinderat– Geistliche Dimension der Pfarrgemeinderatsarbeit

Eine Einladung mit Anmeldeformular wird den Pfarrgemeinderäten rechtzeitig zugesandt.Die im Dezember 2011 veröffentlichte Starthilfe für Pfarrgemeinderäte im Erzbistum Berlin, die viele wich-tige Hinweise und Anregungen für die Arbeit in diesem Gremium bietet, kann bei Bedarf weiterhin beimDiözesanrat ([email protected]) bezogen werden.

Der Bußgang der Berliner Katholiken, zu dem alle Gläubigen eingeladensind, findet in diesem Jahr statt am

Samstag, dem 17. März 2012.

Zusammen mit Christus wieder lebendig gemacht (Eph 2,5)

Wir beginnen den Bußgang mit dem Gottesdienst um:

16.30 Uhr in St. Elisabeth, Kolonnenstr. 39, 10829 Berlin-Schöneberg und 17.00 Uhr in St. Bonifatius, Yorkstr. 88, 10965 Berlin-Kreuzberg.

Von St. Elisabeth (16.45 Uhr) führt der Bußgang über St. Bonifatius (ca. 17.15 Uhr) weiter zur St. Johannes-Basilika, Lilienthalstr. 5, in 10965Berlin. Dort feiern wir, ca. 18.00 Uhr, mit unserem Erzbischof KardinalRainer Maria Woelki den Abschlussgottesdienst.

Vor diesen Gottesdiensten besteht Beichtgelegenheit

16.30 UhrSt. Elisabeth

17.00 UhrSt. Bonifatius

18.00 UhrSt. Johannes-

Basilika