NR. 127 / SOMMER 2015 MIH for the beauty in your...

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NR. 127 / SOMMER 2015 [ 7 ] MIH Wenn die Milchzähne bröckeln Bröckelnde Molaren? Davon schreibt die Presse regelmässig – die Erkrankung wird dabei häufig aufgebauscht. Die Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation, kurz MIH, ist eine Mineralisationsstörung, die nur in wenigen Fällen stark ausgeprägt ist. Was genau dahinter steckt, darüber tappen die Wissenschaftler im Dunkeln. Melinda Spiesshofer Bei MIH handelt es sich um eine Zahn- entwicklungsstörung, von welcher die ersten Backenzähne (Molaren) und Schneidezähne (Inzisiven) betroffen sein können. Es handelt sich um eine Mineralisationsstörung, wobei die Ein- lagerung von Kalzium und Phosphat in den Zahnschmelz fehlerhaft vor sich geht. Die Erkrankung ist seit Jahrzehn- ten bekannt und kommt bei 10-19% der Kinder vor. Einige Studien weisen darauf hin, dass MIH in den vergange- nen Jahren häufiger vorkommt, was jedoch auch daran liegen kann, dass MIH früher als normale Karies diag- nostiziert wurde und heute spezifisch als MIH erkannt wird. Bei den meisten Betroffenen äussert sich diese Störung in Form von weissen oder braunen Flecken auf den oberen und unteren Backenzähnen, seltener auch auf den Schneidezähnen. Bei wenigen Kindern ist die Krankheit stark ausgeprägt: Bei ihnen kann die Zahnoberfläche einbrechen und sie haben grosse Schmerzen wenn Süsses, Kälte oder ein Luftzug an die Zähne kommt. Ent- sprechend haben diese Kinder auch eine schlechtere Mundhygiene, weil selbst das Zähneputzen Schmerzen verursacht. Dies wiederum führt zu ei- nem höheren Kariesbefall, weil sich an der porösen Zahnoberfläche vermehrt Plaque ansammelt. Was ist die Ursache? Die Zellen, die für die Schmelzbildung verantwortlich sind, sind sehr empfind- lich gegenüber äusseren Einflüssen. Über die Ursache gibt es bis jetzt nur Theorien. Als möglicher Grund für MIH werden Sauerstoffmangel bei oder nach der Geburt sowie bestimmte Um- weltgifte in der Muttermilch diskutiert. Andere Forscher halten Infektionen im Kleinkindesalter oder Störungen im Mi- neralhaushalt durch Mangelernährung für verantwortlich. Auch Weichmacher in Kunststoffprodukten wie Schnullern und Babyflaschen werden als mögliche Ursachen diskutiert, zumal die Erkran- kung in industrialisierten Ländern häu- figer vorkommt. Behandlung von MIH «Eine MIH ist kein Grund zur Panik», versichert Hubertus van Waes, Leiter der Station für Kinderzahnmedizin an der Universität Zürich. «Mit guter zahn- ärztlicher Versorgung halten sich die Folgen in Grenzen. Nur die wenigen ganz schwer betroffenen Kinder müs- sen mühsame Behandlungen über sich ergehen lassen.» Mit Fluoridlack kann man der teilweise ausgebliebenen Mi- neralisation entgegen wirken, auch die Anwendung von Fluoridgel schützt die empfindlichen Zähne. Bei geringfügi- gen Defekten reicht eine Oberflächen- versiegelung, Zahneinbrüche werden mit Füllungen wieder aufgebaut. Diese müssen oft wieder ersetzt werden und werden immer ausgedehnter, was das Anbringen der Füllung häufig erschwert. Bei einzelnen Kindern mit starker Aus- prägung von MIH kann sich auch der Zahnnerv entzünden, was die Zähne noch empfindlicher macht. Deshalb betont Hubertus van Waes, wie wichtig es sei, die Schmerzen der Kinder ernst zu nehmen. ^ Ein von MIH betroffener unterer Backenzahn.

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nr. 127 / Sommer 2015 [ 7 ]MIH

Wenn die Milchzähne bröckelnBröckelnde Molaren? Davon schreibt die Presse regelmässig – die Erkrankung wird dabei häufig aufgebauscht. Die Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation, kurz MIH, ist eine Mineralisationsstörung, die nur in wenigen Fällen stark ausgeprägt ist. Was genau dahinter steckt, darüber tappen die Wissenschaftler im Dunkeln.

Melinda Spiesshofer

Bei MIH handelt es sich um eine Zahn-entwicklungsstörung, von welcher die ersten Backenzähne (Molaren) und Schneidezähne (Inzisiven) betroffen sein können. Es handelt sich um eine Mineralisationsstörung, wobei die Ein-lagerung von Kalzium und Phosphat in den Zahnschmelz fehlerhaft vor sich geht. Die Erkrankung ist seit Jahrzehn-ten bekannt und kommt bei 10-19% der Kinder vor. Einige Studien weisen darauf hin, dass MIH in den vergange-nen Jahren häufiger vorkommt, was jedoch auch daran liegen kann, dass MIH früher als normale Karies diag-nostiziert wurde und heute spezifisch als MIH erkannt wird. Bei den meisten Betroffenen äussert sich diese Störung in Form von weissen oder braunen Flecken auf den oberen und unteren Backenzähnen, seltener auch auf den Schneidezähnen. Bei wenigen Kindern ist die Krankheit stark ausgeprägt: Bei ihnen kann die Zahnoberfläche einbrechen und sie haben grosse Schmerzen wenn Süsses, Kälte oder ein Luftzug an die Zähne kommt. Ent-sprechend haben diese Kinder auch eine schlechtere Mundhygiene, weil selbst das Zähneputzen Schmerzen verursacht. Dies wiederum führt zu ei-nem höheren Kariesbefall, weil sich an der porösen Zahnoberfläche vermehrt Plaque ansammelt.

Was ist die Ursache?Die Zellen, die für die Schmelzbildung verantwortlich sind, sind sehr empfind-lich gegenüber äusseren Einflüssen. Über die Ursache gibt es bis jetzt nur Theorien. Als möglicher Grund für MIH werden Sauerstoffmangel bei oder nach der Geburt sowie bestimmte Um-weltgifte in der Muttermilch diskutiert.

Andere Forscher halten Infektionen im Kleinkindesalter oder Störungen im Mi-neralhaushalt durch Mangelernährung für verantwortlich. Auch Weichmacher in Kunststoffprodukten wie Schnullern und Babyflaschen werden als mögliche Ursachen diskutiert, zumal die Erkran-kung in industrialisierten Ländern häu-figer vorkommt.

Behandlung von MIH«Eine MIH ist kein Grund zur Panik», versichert Hubertus van Waes, Leiter der Station für Kinderzahnmedizin an der Universität Zürich. «Mit guter zahn-ärztlicher Versorgung halten sich die Folgen in Grenzen. Nur die wenigen ganz schwer betroffenen Kinder müs-sen mühsame Behandlungen über sich ergehen lassen.» Mit Fluoridlack kann man der teilweise ausgebliebenen Mi-neralisation entgegen wirken, auch die Anwendung von Fluoridgel schützt die empfindlichen Zähne. Bei geringfügi-gen Defekten reicht eine Oberflächen-versiegelung, Zahneinbrüche werden mit Füllungen wieder aufgebaut. Diese

müssen oft wieder ersetzt werden und werden immer ausgedehnter, was das Anbringen der Füllung häufig erschwert. Bei einzelnen Kindern mit starker Aus-prägung von MIH kann sich auch der Zahnnerv entzünden, was die Zähne noch empfindlicher macht. Deshalb betont Hubertus van Waes, wie wichtig es sei, die Schmerzen der Kinder ernst zu nehmen.

^Ein von MIH betroffener unterer Backenzahn.

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