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WWW.FIFA.COM/THEWEEKLY NR. 55, 7. NOVEMBER 2014 DEUTSCHE AUSGABE DIE WANDERERS AM ZIEL Asiatischer Klubfussball Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904 MEXIKO FUSSBALL SPIELEN TROTZ AMPUTATION RAINER BONHOF FÜR IMMER WELTMEISTER SALVADOR CABAÑAS LEBEN NACH DEM ATTENTAT

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WWW.FIFA.COM/THEWEEKLY

NR. 55, 7. NOVEMBER 2014 DEUTSCHE AUSGABE

DIE WANDERERS AM ZIELAsiatischer Klubfussball

Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904

ME XIKO FUSSBALL SPIELEN TROTZ AMPUTATION

RAINER BONHOF FÜR IMMER

WELTMEISTER

SALVADOR CABAÑAS LEBEN NACH

DEM ATTENTAT

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6 Junges Blut

Erst vor zwei Jahren wurden die Western Sydney Wanderers gegründet. Letztes Wochenende nun gewann der Klub die asiatische Champions League. Al-Hilal, der Gegner aus Saudiarabien, kam selbst vor eindrücklicher Heim-Kulisse nicht über ein 0:0 hinaus. David Winner und Alan Schweingruber schreiben über die Sieger und Verlierer eines hart umkämpften Finales.

18 Rainer Bonhof Im Interview spricht der Weltmeister von 1974 über Mario Götze, die Zonendeckung und den Erfolg von Borussia Mönchengladbach.

23 Sepp Blatter “Im richtigen Leben ist es wie auf dem Fussball-platz”, sagt der FIFA-Präsident. “Man greift nur denjenigen an, der im Ballbesitz ist. Und als FIFA-Präsident bin ich zwangsläufig im Ballbesitz.”

37 Turningpoint Salvador Cabañas, ehemaliger Nationalspieler von Paraguay, hätte ein Attentat im Jahr 2010 fast das Leben gekostet.

D I E W O C H E I M W E LT F U S S B A L L

Nord- und Mittel-amerika 35 Mitglieder www.concacaf.com

Südamerika 10 Mitglieder www.conmebol.com

Die Wanderers am ZielDie Aufnahme auf unserem Titelblatt entstand am 25. Oktober 2014 im Parramatta-Stadion in Sydney. Dort gewannen die Wanderers gegen Al-Hilal im Hinspiel des AFC-Champions -League-Finales 1:0.

Brendon Thorne / Getty Images

24 Mexiko Guerreros Aztecas macht Fussballern mit amputierten Gliedmassen Mut.

17 Venezuela Meister Zamora kann nicht mehr gewinnen.

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Qualifiziert Costa Rica Mexiko USA Playoff Rückspiel 2. Dezember 2014 Trinidad und Tobago – Ecuador Kanada (Gastgeber)

Qualifiziert Brasilien Kolumbien Playoff Hinspiel 8. November 2014 Ecuador – Trinidad und Tobago

Bei der kommenden Frauen-WM sind 24 Teams zugelassen, die sich wie folgt auf die Konföderationen aufteilen:AFC: 5 Teams, CAF: 3 Teams, CONCACAF: 3,5 Teams*, CONMEBOL: 2,5 Teams*, OFC: 1 Team, UEFA: 8 Teams, Gastgeber: Kanada

*Das Team auf Rang vier der CONCACAF-Qualifikation spielt in zwei Entscheidungsspielen (Hin- und Rückspiel) gegen das Team auf Rang drei der CONMEBOL-Qualifikation um einen Startplatz bei der Endrunde.

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D I E W O C H E I M W E LT F U S S B A L L

Europa 54 Mitglieder www.uefa.com

Afrika 54 Mitglieder www.cafonline.com

Asien 46 Mitglieder www.the-afc.com

Ozeanien 11 Mitglieder www.oceaniafootball.com

28 History Chile 1962, Italien 1990, Brasilien 2014: die Geschichte der WM-Embleme.

16 Kroatien Dinamo Zagreb ist auf dem Weg zum Meistertitel kaum zu stoppen.

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Qualifiziert Deutschland England Frankreich Norwegen Schweden Schweiz Spanien + Playoff Sieger

Qualifiziert Elfenbeinküste Kamerun Nigeria

Qualifiziert Australien Japan Republik Korea Thailand VR China

Qualifiziert Neuseeland

The-FIFA-Weekly-AppThe FIFA Weekly, das Magazin der FIFA, erscheint jeden Freitag in vier Sprachen und ist auch auf Ihrem Tablet verfügbar.http://de.fifa.com/mobile

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U N C O V E R E D

Die Western Sydney Wanderers haben vor ein paar Tagen etwas Grosses unter Beweis gestellt: Es liegt im Bereich des Möglichen, dass ein Klub gerade einmal zwei Jahre nach seiner Gründung die Champions League der Asiati-

schen Konföderation gewinnen kann. Mit dem australischen Spitzenklub – der von seinen leidenschaftlichen Fans und einer klaren Strategie auf und jenseits des Spielfelds getragen wird – sowie mit dem anderen Finalisten der AFC-Cham-pions-League 2013/14, Al-Hilal aus Saudiarabien, beschäftigen sich ab Seite 6 unser Mitarbeiter David Winner und unser Redakteur Alan Schweingruber.

Die Amputation eines Arms, eines Beins, zieht für die Betroffenen nicht nur ein körperliches Handicap nach sich; oft haben sie in der Folge auch um die gesellschaftliche Akzeptanz für ihre Situation zu kämpfen. Der Fussball hilft

ihnen dabei, den Umständen zu trotzen. Tim Smyth (Text) und Bénédicte Desrus (Fotos) besuchten in Mexiko-Stadt selbstbewusste Fussballer mit amputierten Gliedmassen bei ihrem Klub Guerreros Aztecas (ab Seite 24).

“Ich habe in meinen 40 Jahren bei der FIFA gelernt, mit Anfeindungen und Missgunst zu leben. Mitleid bekommt man bekanntlich geschenkt, Neid muss man sich verdienen”, schreibt FIFA-Präsident Blatter auf Seite 23

in seiner wöchentlichen Kolumne. Å

Perikles Monioudis

Wandern und wundern

Es ist vollbracht Fans der Sydney Wanderers feiern in ihrer Stadt den Triumph in der AFC-Champions-League.

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Halbe Miete Spieler der Wanderers

bejubeln den Sieg im Final-Hinspiel.

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Ryan Pierse / Getty Images

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JUNGES BLUT

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Zwei Jahre nach ihrer Gründung gewinnen die Western Sydney Wanderers die asiatische Champions League. Die Fankultur des Klubs ist ein Phänomen.David Winner und Alan Schweingruber Ryan Pierse / Getty Images

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Das “Wunder” Sydney-Spieler

gehen nach dem 0:0 auf die Knie.

Zum Abpfiff in Riad sanken einige der aus­tralischen Protagonisten voller Dank­barkeit auf die Knie, während ein Fern­sehkommentator rief: “Das Wunder ist geschehen!” Die Western Sydney Wande­rers, ein Klub, der erst vor zwei Jahren gegründet wurde, verteidigten sich wie die Spartaner in der Schlacht bei den Thermopylen, erkämpften sich ein torlo­ses Remis gegen den haushohen Favori­ten Al­Hilal aus Saudiarabien und krön­ten sich damit zum Asienmeister.

Im heiss umkämpften Final­Rückspiel der AFC­ Champions­League im König­Fahd­Stadion zu Riad in Saudiarabien hielten die Wanderers dem enormen Druck des Heimteams 90 Minuten lang stand – und das vor 65 000 leidenschaftlichen Al­Hilal­Anhän­gern, die immer wieder Torhüter Ante Covic zu irritie­ren versuchten.

Al­Hilal ist zweimaliger asiatischer Champions­ League­Sieger und kann auf die Unterstützung der saudischen Königsfamilie zählen. Die Heimfans glaub­ten dem rumänischen Trainer Laurentiu Reghecampf, als er die Wanderers als “kleines” Team abtat und versprach, den 0:1­Rückstand aus dem Hinspiel wieder aufzuholen. Aber dann war das Glück auf der Seite der unermüdlich rackernden Australier, als Al­Hilal eine ganze Reihe von Chancen vergab.

Nur 14 Fans der Wanderers waren bei der Partie vor Ort, zu Hause in Parramatta blieben jedoch rund 5000 Menschen die ganze Nacht lang wach, um das Spiel auf dem Centenary Square auf Grossleinwand zu verfolgen. Zum Abpfiff kannte der Jubel keine Grenzen. Als Nächstes steht die Klub­Weltmeister­schaft in Marokko auf dem Programm, bei der sich

für den Aussenseiter aus Australien die Chance erge­ben könnte, gegen Real Madrid anzutreten.

“Es ist tatsächlich geschehen!”Diese Errungenschaft der Wanderers erinnert unwei­gerlich an einen der bemerkenswertesten Erfolge im modernen Sport. Vor 20 Jahren holte sich der Schwer­gewichtsboxer George Foreman im Alter von 45 Jahren den Weltmeistertitel zurück. Am Ende des Kampfes in Las Vegas fiel auch er andächtig auf die Knie, während der Fernsehkommentator rief: “Es ist geschehen! Es ist tatsächlich geschehen!”

Paradoxerweise spielte bei diesen beiden unwahr­scheinlichen Erfolgen eine starke rechte Hand die Hauptrolle. Foreman benutzte seine, um Michael Moorer k. o. zu schlagen. Am Samstag knockte Ante Covic dann Al­Hilal aus, als er kurz vor Schluss einen unhaltbar scheinenden Schuss von Starstürmer Yasser Al­Qahtani mit einer Hand parierte.

Die Vorgeschichten sind jedoch ganz unterschied­lich. Der eine Sieg war eher ein Blick in die Vergan­genheit, der andere hat einen zukunftsweisenden Charakter. Foreman war ein christlicher Geistlicher, der 1994 gewissermassen nach seiner Wiedergeburt in den Boxring strebte, nachdem er 1974 in dem als Rumble in The Jungle vermarkteten Kampf über­raschend von Muhammad Ali geschlagen worden war. Tatsächlich traf für ihn die lang ersehnte Erlösung ein.

Die Wanderers, die 2012 vom australischen Fuss­ballverband als Franchise gegründet worden waren, um eine Lücke in der noch jungen A­League zu füllen, stellen sich selbst gern als Hüter einer alten Fussball­tradition dar. In der 80. Minute jeder Partie erinnern die Fans beispielsweise regelmässig an das erste Fuss­ballspiel, das 1880 in Sydney ausgetragen wurde.

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Nur 14 Fans der Wanderers

waren vor Or t . Zu Hause blieben 5000

Menschen die ganze Nacht

wach.

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Eine Klasse für sich Sydneys Torhüter Ante Covic.

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Auf dem Gipfel Holger Osieck (mit der Trophäe) gewann 2007 mit den Urawa Red Diamonds die AFC-Champions-League.

“Damit hat niemand gerechnet”

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Herr Osieck, Sie haben 2007 mit den Urawa Red Diamonds die AFC-Champions-League gewinnen können. Welchen Stellenwert hat dieses Turnier?

Holger Osieck: Der Wettbewerb hat über die Jahre an Bedeutung gewonnen und ist immer attraktiver geworden. Wir haben 2007 mit Urawa das Final-Rückspiel gegen den iranischen Klub Sepahan in Saitama vor knapp 60 000 Zuschauern bestritten. Das war ein riesiges Ereignis, und die Fans waren sehr stolz, dass eine japanische Mannschaft zum ersten Mal diesen grossen Titel gewinnen und sich damit für die FIFA-Klub-Weltmeisterschaft qualifizieren konnte.

Welche besonderen Herausforderungen birgt die AFC-Champions-League?

Die Reisen durch ganz Asien sind nicht einfach. Es gibt nicht immer direk-te Verbindungen, dazu kommen die Zeitverschiebung und die klimatischen

Unterschiede. Das spielt schon eine grosse Rolle. Es ist alles andere als leicht, diesen Wett bewerb zu gewinnen.

Sie waren in Australien als Nationaltrainer tätig. Mit den Western Sydney Wanderers konnte nun ein Klub, den es erst seit 2012 gibt, die AFC-Champions -League gewinnen.

Ich habe die Anfänge des Klubs vor Ort miterlebt. Das ist ein Märchen, das sich da abgespielt hat. Die Mannschaft wurde 2012 quasi aus dem Boden ge-stampft, hat sich dann schnell gefunden, immer mehr in einen Rausch gespielt und Spiel um Spiel gewonnen. Das war eine Überraschung, mit der niemand gerechnet hatte. Den grössten Anteil an diesem Erfolg hat meiner Meinung nach Trainer Tony Popovic, den ich sehr schätze. Er hat alles von Anfang an im Griff gehabt. Popovic hat ein gutes Auge für Spieler, und er hat die richtigen Akteure verpflich-tet, beispielsweise damals Shinji Ono,

der die Mannschaft unheimlich mitge-prägt hat. Zudem haben viele Spieler unter Popovic eine Leistungsexplosion erlebt. Ich freue mich sehr für ihn, dass er diese Erfolge feiern kann.

Die Wanderers sind auch für ihre laut-starken Fans bekannt. Woher kommt diese grosse Unterstützung?

Diese Region im Westen Sydneys ist eine Art Schmelztiegel, in dem viele Menschen mit unterschiedlichem, oftmals europäischem Hintergrund zusammen-kommen. Während in den meisten Teilen Australiens andere Sportarten wie Austra-lian Rules Football oder Rugby die Num-mer eins sind, ist es in dieser Gegend der Fussball. Die Western Sydney Wanderers verfügen über eine grosse Anhängerschaft, die Fans sind enthusiastisch und emotio-nal. Sie stehen geschlossen hinter ihrer Mannschaft. In ihrem Stadion herrscht eine tolle Atmosphäre. Ich war oft bei ihren Heimspielen, und es hat mir immer sehr gut dort gefallen.

Was trauen Sie den Wanderers bei der Klub-WM in Marokko zu?

Die Mannschaft spielt unglaublich diszipliniert. Sie verfügt über eine gute Ordnung, ist strukturiert. Ich hoffe, dass sie mit ihrem Kampfgeist eine gute Rolle spielen wird.

Mit Holger Osieck sprach Tim Pfeifer

NameHolger OsieckGeburtsdatum, Geburtsort31. August 1948, HombergStationen als TrainerKanada (Assistent), Deutschland (Assistent), Olympique Marseille (Assistent), VfL Bochum, Fenerbahce Istanbul, Urawa Red Diamonds, Kocaelispor, Kanada, AustralienGrösste ErfolgeWeltmeister 1990 Türkischer Pokal 1997 CONCACAF-Gold-Cup 2000 AFC-Champions-League 2007

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Auf dem Weg nach Marokko Die Sydney Wanderers nach dem Siegtreffer im Hinspiel.

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Tatsächlich macht der Klub allerdings etwas aufre-gend Neues. Die Wanderers konnten als erstes aust-ralisches Team die asiatische Champions League ge-winnen und haben damit ihrem Land in der Sportwelt einen enormen Imagegewinn eingetragen.

“Red and Black Bloc”Das Team setzte sich gegen viel finanzkräftigere Teams durch, die auch noch eine längere Fussballtradition aufweisen können, unter anderem gegen Sanfrecce Hiroshima, den FC Seoul (Finalist in der AFC-Cham-pions-League 2012/13) sowie den Turniersieger 2012/13 Guangzhou Evergrande mit Trainer Marcelo Lippi, dem Architekten des italienischen WM-Erfolgs von 2006.

Vielleicht noch bedeutender aber ist die Tatsache, dass die Wanderers den ausgedehnten Vororten, auf die man in den wohlhabenderen und eleganteren Stadtteilen Sydneys früher eher herabgeschaut hatte, zu einer eigenen Identität verholfen haben.

Der 41-jährige Trainer Tony Popovic, einst bei Crystal Palace in England tätig, hat einen Kader aus engagierten Spielern zusammengestellt, darunter Nachwuchsstars wie Tomi Juric, der im Hinspiel den Siegtreffer erzielte, und Routiniers wie Teamkapitän Nikolai Topor-Stanley. Mittlerweile dürfte der Meister-trainer in der ganzen Welt gefragt sein.

Allerdings hat auch die Fangemeinde einen nicht unerheblichen Anteil an der Erfolgsgeschichte, denn sie setzt sich aus allen Teilen einer der ethnisch vielfältigs-ten Gemeinschaften Australiens zusammen und ist für sich genommen schon ein Phänomen. Western Sydney gehört zu den wenigen traditionellen Fussballhoch-burgen Australiens. Dies ist vor allem darauf zurückzu-führen, dass sich in diesem Gebiet viele Einwanderer aus Südamerika und Südeuropa angesiedelt haben.

Anfang 2013 wurden die Menschen dort gefragt, welche Vereinsfarben, welchen Namen und welche Spielweise sie sich für das neue Team wünschen.

Aus diesem Prozess ist der “Red and Black Bloc” (RBB) hervorgegangen, eine ungewöhnliche Fangrup-pierung, in der sich Männer und Frauen, Alt und Jung und Menschen jeglicher ethnischer Couleur zusam-mengefunden haben. RBB hatte von Beginn an einen prägenden Charakter für den neuen Verein und begeis-tert in der A-League mit leidenschaftlichen und fröhli-chen Auftritten und ununterbrochenen Gesängen.

“Für wen singen wir?”Beeinflusst von Fankulturen auf der ganzen Welt, hat diese Gruppierung eine pulsierende, typisch aust-ralische Kultur geschaffen, tanzt den Poznan, arbeitet aufwändige Choreografien aus und marschiert – ange-führt von einer Band – zum Stadion. In einem der Fangesänge fragen die Anhänger auf einer Seite des Stadions “Für wen singen wir?”, worauf von der ande-ren Seite die dröhnende Antwort “Wir singen für die Wanderers!” erklingt. Der ohrenbetäubende Wechsel-gesang zieht sich über mehrere Minuten hin. Nach ei-nem Sieg stimmen manchmal auch die Spieler mit ein.

Australien ist ein sportbegeistertes Land, aber Fans anderer Teams haben bis jetzt etwas Derartiges noch nicht zustande gebracht. Kurz vor dem Final-Hin-spiel der AFC-Champions-League sagte der Journalist Michael Visontay, selbst Fan des Lokalrivalen FC Syd-ney, die Wanderers und ihre Fangemeinde hätten etwas erreicht, was Politikern mit jahrzehntelangen Inter-ventionen nicht gelungen sei: “Es wurde ein Bewusst-sein dafür geschaffen, wo man hingehört.” Die Spiel-weise der Wanderers sei “ein bescheidener, solider Fussball, der auf einer disziplinierten Defensive und

CAF- Champions- League

ES Sétif hat zum zweiten Mal in der

Klubgeschichte die afrikanische

Champions League gewonnen.

Somit komplettiert das Team aus

Algerien die Teilnehmerliste der

Klub-WM 2014 in Marokko.

Von 1964 bis 1996 wurde die afri-

kanische Königsklasse unter dem

Namen African Cup of Champions

Clubs ausgetragen. Rekordsieger

ist mit acht Titeln der ägyptische

Erstligist Al-Ahly, gefolgt vom

Kairoer Stadtrivalen Al Zamalek SC

(5) und T.P. Mazembe (4) aus der DR

Kongo. Mit insgesamt 14 Titeln

stellt Ägypten – vor Marokko, DR

Kongo, Algerien und Kamerun (je

5) – die mit Abstand meisten

Champions-League- Gewinner seit

der Gründung des Wettbewerbs.

Besonders auffällig ist die Domi-

nanz nordafrikanischer Teams, die

26 der vergangenen 34 Turniere für

sich entscheiden konnten. (dek)

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Gefragter Mann

Meister trainer Tony Popovic.

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Cruz Azul

Real Madrid CF

Moghreb TétouanSan Lorenzo de Almagro

Western SydneyWanderers FC

ES Sétif

Auckland City FC

dem Aufreiben des Gegners” basiere, führte Visontay aus. Entscheidend sei aber, dass viele Spieler aus der Region stammten und daher “den Eindruck vermitteln, wirklich für das Team ihres Herzens zu spielen und allen Widrigkeiten zum Trotz zu triumphieren.”

Mike Ticher, Mitbegründer des legendären engli-schen Fussballmagazins “When Saturday Comes”, lebt mittlerweile in Australien und erklärt, das Phänomen der Wanderers könne sich auch auf weiter entfernte Gefilde auswirken, wo die traditionellen Bande zwischen Klubs, Spielern und Fans durch Kommerzialisierung und Megagehälter mittlerweile ganz dünn geworden seien.

“Da ist eine echte Verbindung zwischen den Fans, den Spielern, der Vereinsführung und dem weiteren Umfeld. Im grossen europäischen Fussball ist diese Verbindung weitgehend auf der Strecke geblieben. Daher ist das Ganze selbst für Leute wie mich, die nicht zur Fangemeinde des Teams gehören, ermuti-gend und beeindruckend. Das Konzept ist fantastisch und wirklich herzerfrischend.”

Der Prinz liebt Al-HilalAuch Prinz Al-Walid bin Talal hält viel von Fankultur. Er ist Vorstandsmitglied beim Klub Al-Hilal. Vor allem Wenn es um

Al -Hilal geht, investier t

der Enkel des ehemaligen

Königs gerne.

Als marokkanischer Meister vertritt Maghreb Tétouan das Gastgeberland bei der FIFA-Klub-Weltmeisterschaft 2014. Das Teilnehmerfeld des globalen Kräftemessens im Dezember wird durch die sechs Kontinental meister ES Sétif (CAF-Champions-League-Sieger), Western Sydney Wanderers FC

(AFC-Champions-League-Sieger), Real Madrid (UEFA-Champions-League- Sieger), CD Cruz Azul (CONCACAF-Champions-League-Sieger), Auckland City FC (OFC-Champions-League-Sieger) und CA San Lorenzo (CONMEBOL- Copa-Libertadores-Sieger) komplettiert.

Teilnehmer an der FIFA-Klub-Weltmeisterschaft 2014

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Wegweisen-des 0:1 Die Fans von Al-Hilal während des Hinspiels.

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aber ist der Prinz aus Saudiarabien dafür bekannt, dass er gerne grosse Herausforderungen annimmt und sie mit letzter Konsequenz zu Ende führt. Dafür nimmt er meist ziemlich viel Geld in die Hand. Im Jahr 2005 beteiligte er sich an 15 US-amerikanischen Firmen mit insgesamt einer Milliarde US-Dollar. Darunter sind selbsterklärend keine Leichtgewichte zu finden. Wenn es um Investitionen geht, beschäftigt sich Al-Walid bin Talal mit Unternehmen wie McDonalds. Oder auch Walt Disney. Die finanzkräftigen Offensiven des Prin-zen sind tatsächlich filmreif.

Auch wenn es um Al-Hilal geht, investiert der Enkel des ehemaligen Königs von Saudiarabien gerne. Er liebt den Verein und stellt dem Team für eine Aus-wärtsreise auch mal sein Flugzeug zur Verfügung. Wie beim Hinspiel des Champions-League-Finales. Das 0:1 in Sydney, wo die Saudis eine gute Partie spielten und trotzdem verloren, schien Al-Walid bin Talal allerdings Sorgen bereitet zu haben. Auf jeden Fall entschied er sich dafür, für alle 67 000 Zuschauerplätze im Stadion in Riad aufzukommen. Die Fans hatten also freien Ein-tritt für das entscheidende Rückspiel. Und: Er liess über Twitter (der Prinz hat 2,45 Millionen Follower) verlauten, dass er den Spielern sowie dem gesamten Team von Al-Hilal im Falle eines Triumphes eine Ext-ra-Prämie bezahlen werde: 100 000 Saudi Riyal – das sind 26 000 US-Dollar. Das reichte am Ende doch nicht.

Die Stimmung im imposanten König-Fahd-Stadi-on war gut. Aber sie drohte, jederzeit zu kippen. Das ist einerseits auf die vielen vergebenen Torchancen (und die grandiose Leistung des 39-jährigen Wande-rers-Torhüters Ante Covic) zurückzuführen, aber auch auf mehrere umstrittene Szenen im Strafraum der Australier. Al-Hilal forderte während des Spiels vier-mal einen Elfmeter und verlangte drei Tage nach dem

0:0 eine offizielle Untersuchung durch den asiatischen Fussballverband, was die Schiedsrichterleistungen im Hin- und Rückspiel angeht.

“Auf dem richtigen Weg”Al-Hilal blickt, ganz im Gegensatz zum blutjungen Klub aus Sydney, auf eine lange Geschichte zurück. Gegründet wurde der Verein im Jahr 1957. Damals war der Prinz anderthalb Jahre alt. Vier Jahre später gelang dem Verein der erste Gewinn des Königs-pokals. Das sollte aber erst der Anfang sein. Es folg-ten 54 Titel. In Asien ist Al-Hilal eine feste Grösse geworden, gewann 1991 und 2000 die kontinentale Klubmeisterschaft. Trotzdem ist die Sehnsucht nach einem AFC-Champions-League-Titel gross, denn als solchen (die AFC-Champions-League wurde 2003 eingeführt, siehe Kasten rechts) durfte man die Trophäe noch nie entgegennehmen. Zudem scheinen 14 Jahre eine zu lange Wartezeit für einen Klub von diesem Format zu sein.

Der Argentinier Gabriel Calderón, früher Trainer von Betis Sevilla, kennt den saudiarabischen Fussball gut. Er trainierte in dem 30-Millionen-Einwohner-Staat das Nationalteam und zwei Vereine, darunter auch Al-Hilal. “Ich hatte eine wunderbare Zeit in Saudiara-bien”, sagte Calderón vor ein paar Tagen auf Anfrage. “Es ist erstaunlich, wie intensiv und enthusiastisch die Wettbewerbe aus getragen werden. Ob es reicht, bald mit der Elite aus Europa mitzuhalten, ist schwer zu sagen. Aber Saudiarabien ist auf dem richtigen Weg.”

Wenn das ein argentinischer Trainer mit dem Jahrgang eines Diego Maradona sagt, ein Trainer, der selbst an zwei Weltmeisterschaften teilgenommen hat (1982 und 1990) und in acht Ländern aktiv war, dann ist das eine viel versprechende Einschätzung. Å

AFC- Champions- League

Die asiatische Champions League

existiert seit 2003. Die Vorläufer-

Wettbewerbe hiessen Asian Cham-

pion Club Tournament (1967–1971)

und Asian Club Championship

(1985–2002). 2006 wechselte

Australien von der ozeanischen in

die asiatische Konföderation und

ist seither in der AFC teilnahmebe-

rechtigt. Die meisten Finalteilnah-

men (5) seit 1967 verzeichnet

Al-Hilal aus Saudiarabien, von

denen zwei gewonnen wurden.

Der erfolgreichste Verein in der

Champions-League-Geschichte ist

der Pohang Steelers FC aus der

Republik Korea, der alle drei

Finaleinzüge mit dem Titel krönte.

Bereits zehnmal holten sich Mann-

schaften aus der Republik Korea

den Champions-League-Titel und

führen damit deutlich vor Japan (5)

und Saudiarabien (4). (dek)

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S P L I T T E R

Und Tore schiessen kann er auch! Wahrscheinlich versteht Shkodran Mustafi selbst nicht ganz, was da zuletzt alles um ihn herum passiert ist. Wenige nur kannten den Verteidiger von

Sampdoria Genua, als ihn der deutsche Bundestrainer Joachim Löw als Überraschungsgast ins vorläufige WM-Aufgebot einlud. Mustafi flog nach Brasilien, aber nur, weil Marco Reus sich im letz-ten Testspiel schwer verletzt hatte. Wenige haben damals verstan-den, warum ein Verteidiger für einen Stürmer nachrückte. Im Ach-telfinale gegen Algerien schied Mustafi verletzt mit einem Muskelbündelriss aus. Den WM-Titel feierte er trotzdem ausgelas-sen auf dem Rasen des Maracanã – und später die Unterzeichnung eines lukrativen Vertrags beim FC Valencia. Die Verletzung ist längst auskuriert und Mustafi Stammspieler. In Genua hatte er in 50 Spielen ein einziges Tor geschossen, jetzt sind es in sechs Spielen für Valencia schon drei. Die jüngsten beiden gelangen ihm am Sonntag beim 3:1 in Vigo. Dank des “neuen Torjägers” Shkodran Mustafi steht Valencia als Tabellenzweiter vor dem FC Barcelona und Atlético Madrid. Å

Sven Goldmann

Esteban Ramirez ist ein Pianist aus El Paso. Die Stadt liegt einsam in der Wüste von Texas, und in etwa so hört sich auch die Musik an, die Ramirez auf seinem Klavier macht: heiss und sehnsüchtig.

Man sieht sich irgendwo auf einem Pferd sitzen, auf sandigen Strassen galoppierend. Ein bekanntes Album des Künstlers heisst denn auch “Fly With Me”. Fliegt man in diesen Tagen durchs Internet und sucht nach dem Namen Esteban Ramirez (vielleicht für ein ers-tes Weihnachtsgeschenk), ist dann aber Schluss mit lauschigen Klängen. Im Suchportal erscheinen Kurzfilme des Fussballspiels Club Sport Herediano gegen Deportivo Saprissa. Das war der Spitzenkampf in der costa-ricanischen Liga vom letzten Montag. Und weil bei Herediano ein gewisser Esteban Ramírez spielt, der sich vom Gegner nicht einschüchtern lässt und immer die Entscheidung sucht, kommt man in den Genuss eines tollen Tores: elegante Annahme per Brust, Extra-Vorlage per Kopf, Tor aus 20 Metern per Fuss. Der Jubel des bärtigen Mannes mit Irokesenschnitt war dann auch dementsprechend euphorisch: Fly With Me. Sie passen eben doch zusammen, die beiden Estebans. Å

Alan Schweingruber

Seine Spieler warfen ihn in die Luft und liessen ihn hochleben. Soeben hatte Marcello Lippi den chinesischen Klub Guangzhou Evergrande zum Gewinn des Meistertitels geführt. Für das Team aus dem Süden des Landes war es die vierte Super-League-Meisterschaft nacheinander – und die dritte in Folge unter der Führung des italienischen Weltmeistertrainers von 2006. Ein 1:1-Unentschieden bei Shandong Luneng reichte

Guangzhou am letzten Spieltag, um den Titelgewinn perfekt zu machen. Unmittelbar nach dem Triumph erklärte Lippi – ganz nach dem Motto “man soll aufhören, wenn es am schönsten ist” – seinen Rücktritt. “Ich will nicht mehr Trainer sein, ich bin zu alt”, sagte der 66-Jährige. Komplett aus dem Fussballgeschäft verabschiedet sich Lippi aber noch nicht. Der Italiener, der seinen grössten Erfolg mit Guangzhou Evergrande mit dem Gewinn der AFC-Champions-League 2013 gefeiert hatte, wird vielmehr beim chinesischen Meister als technischer Leiter weiterarbeiten. Und dies zusammen mit einem alten Bekannten: Fabio Cannavaro, 2006 Kapitän von Italiens Weltmeisterteam, wurde als Guangzhous neuer leitender Cheftrainer und damit als Lippis Nachfolger vorgestellt. Å

Tim Pfeifer

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HNK Rijeka und dreizehn Punkten vor Hajduk Split an. Es wäre also wahrlich kein Wunder, wenn der Rekordmeister (16 Titel seit der Unabhängigkeit Kroatiens 1991) seine Trophäensammlung vergrösserte und seine Serie auf vorerst zehn Meisterschaften in Folge verlängerte.

Trotz dieser Erfolgsbilanz des mit 11 000 Mitgliedern grössten Vereins aus der Lan-deshauptstadt hält sich das Zuschauerinter-esse in engen Grenzen. Gerade mal 1697 Anhänger im Schnitt besuchen die Heim-spiele im Maksimir-Stadion. Damit belegt Dinamo Zagreb in der Zuschauerstatistik der 1. HNL (Hrvatska Nogomentna Liga) nur Platz 7 unter zehn Mannschaften. Das mag damit zu tun haben, dass Dauererfolge auch ermüdend wirken. Das mag auf die Fluktuation in diesem Klub zurückzufüh-ren sein, der seine Stars regelmässig an Vereine aus den grossen europäischen Ligen transferiert. Das mag aber auch

K r o a t i e n s N o g o m e n t n a L i g a

Solo fü r Dina mo?Roland Zorn ist Fussballexperte und lebt in Frankfurt am Main.

Dieser Europarekord schien uneinholbar: 14-mal nachei-nander ist Skonto FC, der

Spitzenklub aus Riga, zwischen 1991 und 2004 lettischer Fussballmeister geworden. Davon ist der GNK Dinamo Zagreb zwar noch ein paar Jahre entfernt, aber immerhin: Neun Landesmeisterschaften zwischen 2006 und 2014 sind imponierend genug, um dem kroa tischen Serienmeister eine Fortsetzungs-geschichte zuzutrauen.

Die Vorzeichen deuten schon wieder auf ein Solo für Dinamo: Die noch unbesiegte Mann-schaft von Trainer Zoran Mamic führt die Tabelle mit sechs Punkten Vorsprung vor

damit zusammenhängen, dass Dinamo seit 2003 vom umstrittenen Präsidenten Zdravko Mamic, Bruder von Trainer Zoran, geführt wird.

Da die Mannschaft ihre internationalen Auftritte in der Champions League oder Europa League selten dazu nutzt, auch für ihre Spiele auf der Heimatbühne zu werben, stellt Dinamo seine Rekorde vor einer Kam-merspiel-Kulisse auf. Schade eigentlich, da aus diesem Klub immer wieder Grössen des europäischen Fussballs hervorgingen – wie Zvonimir Boban, Davor Suker oder zuletzt Luka Modric und Mario Mandzukic. Å

I N S I D EB L I C K I N D I E L I G E N

Hoher Sieg, kleine Kulisse Dinamo Zagreb gewinnt im Maksimir-Stadion das Auftaktspiel zur Europa League 5:1 gegen Astra Giurgiu. imag

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Ve n e z u e l a s P r i m e r a D i v i s i ó n

A l les neu bei La Fu r ia

Sven Goldmann ist Fussball­experte beim “Tagesspiegel” in Berlin.

Es ist ein kleines Drama, das sich da gerade in der Primera

División de Venezuela abspielt. Der Meister der vergangenen beiden Jahre ist abgestürzt – und wie: In bislang elf Saison spielen des Torneo Clausura hat der Zamora Futbol Club kein einziges Mal gewonnen, dafür musste das Team fünf Niederlagen und sechs Unent-schieden hinnehmen. Zuletzt reichte es daheim im Estadio Agustín Tovar nur zu einem 0:0 gegen Deportivo Petare, den Drittletzten von 18 Klubs. Zamora ist noch zwei Plätze schlechter.

Was ist los mit La Furia, wie die Mannschaft aus Barinas genannt wird? Es ist nicht mehr

das Team vom vergangenen Mai, das für Zamora aufläuft. Vieles hat sich verändert seit der Finalserie gegen die Mineros de Guayana. Es war dies eine von heftigen Emotionen geprägte Veranstaltung, und sie wirkt bis heute nach. Im ersten Spiel hatte damals Zamoras Torjäger Juan Falcón ein Tor geschossen, das er sich besser erspart hätte. Rafael Romo, der Torhüter der Mineros, hatte bei einem harmlosen und längst geklärten Angriff des Gegners eine Verletzung signali-siert und den Ball ruhen lassen. Falcón aber scherte sich nicht darum. Er lief auf den hinkenden Romo zu, nahm ihm den Ball vom Fuss und lief damit gemächlich ins leere Tor. Darauf entwickelte sich ein Gerangel auf dem Platz, bei dem Zamoras Torwart Angulo einen Gegenspieler mit der Faust niederstreckte.

Zamora gewann das Spiel und später die Meisterschaft, verspielte sich aber einige Sympathien. Torwart Alexis Angulo wurde erst in die zweite Mannschaft strafversetzt und später entlassen. Das gleiche Schicksal traf den Verteidiger Layneker Zafra, der sich gleich zum Saisonstart für ein brutales Foul eine Rote Karte eingehandelt hatte. Stürmer Falcón, mit 19 Toren Schützenkönig der Liga, wanderte nach Frankreich zum FC Metz ab. Dazu verliessen Pedro Ramírez, Ricardo Clarke und Jonathan España den Klub. Die halbe Meistermannschaft war auf einmal weg, dazu ging auch Trainer Noel Sanvicente, der jetzt die venezolanische Nationalelf betreut. Da braucht es Zeit für den Neuaufbau. Zamora hat ihn noch nicht geschafft. Å

Weiterhin sieglos und auf dem letzten Tabellenplatz: der amtierende venezolanische Meister Zamora und dessen Kapitän Arles Flores (links).

Es ist ein k leines Drama, das sich in der Primera División abspielt .im

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Im WM-Finale 1974 lieferte Rainer Bonhof die Vorlage zum deutschen Siegtreffer. Der ehemalige Mittelfeldspieler spricht im Interview über diesen historischen Moment, die Weltmeisterelf von

2014 und seine derzeitige Aufgabe als Vizepräsident von Borussia Mönchengladbach.

“Das wird alle Spieler ihr Leben lang begleiten”

D A S I N T E R V I E W

Herr Bonhof, wie haben Sie die Fussball-Welt-meisterschaft in Brasilien 2014 verfolgt?

Rainer Bonhof: Zu Hause, bei Grillfesten. Vor Ort war ich nicht, die weite Strecke zu überwinden, das war mir zu viel. Zudem haben wir bei Borussia Mönchengladbach mit der Saisonvorbereitung begonnen, da bin ich gerne dabei.

Wurden Erinnerungen an Ihren WM-Titel 1974 geweckt, als Sie die Spiele in Brasilien verfolgt haben?

Nein, denn jede Weltmeisterschaft hat ihren eigenen Charakter. 40 Jahre danach stehen ganz andere Spieler auf dem Platz. Das ganze Spiel hat sich letztendlich auch gedreht, in der Entwicklung, von der Geschwindigkeit und vom System her. Die Medienpräsenz ist auch grösser geworden. Erinnerungen kommen, wenn man sich das Endspiel an-sieht, das deutsche Trikot trägt, mitfiebert und weiss, dass es ein enges Spiel wird – so wie vor 40 Jahren auch, in München gegen die Nieder lande. Eben weil man um den Charak-ter eines solchen Endspiels weiss. Es hätte auch umgekehrt ausgehen können. Manuel Neuer hatte einen glorreichen Tag. Wir hätten nicht meckern können, wenn wir das eine oder andere Tor kassiert hätten, aber Mario Götze hat halt das i-Tüpfelchen auf unserer Seite gesetzt.

Hat Sie Götzes Siegtor an das entscheidende Tor im Finale 1974, das Sie vorbereitet haben, erinnert?

Götzes Tor war eigentlich spiegelverkehrt. André Schürrle ging über links, Mario hat den Ball sensationell angenommen und verwertet. Bei mir war es ähnlich. Es gab ein riesiges Loch in der niederländischen Abwehr, Jürgen Grabowski hatte mich angespielt. Ich sah ein weisses Trikot im Strafraum und dachte mir: Das musst du zumindest treffen. Gerd Müller hat den Ball dann versenkt. Man wird dann auch im Freundeskreis bei Bier und Wurst angesprochen, wie man sich fühlt. Ich habe mich eigentlich nur riesig gefreut, dass mir

Mario Götze endlich den Titel als jüngster deutscher Weltmeister abgenommen hat und wir Weltmeister geworden sind.

Was ist es für ein Gefühl, als Spieler den WM-Pokal in Händen zu halten?

Das begreift man erst einige Wochen später. An jenem Tag wusste ich, dass ich zusammen mit der Mannschaft etwas Grossartiges geleistet habe. Wir haben damals zu Beginn der Weltmeisterschaft viel Kritik einstecken müssen, ähnlich wie die diesjäh rigen Weltmeister. Diese Freude, dass man etwas Aussergewöhnliches erreicht hat, und die Ausmasse werden einem erst ein, zwei, drei oder vier Jahre später bewusst, weil man immer in einem Atemzug mit diesem WM- Titel genannt wird. Ich glaube, das wird der heutigen Mannschaft irgendwann auch so gehen. Das wird alle Spieler ihr Leben lang begleiten.

Was bedeutet der WM-Titel 2014 für den deutschen Fussball?

Ich denke, dass wir in Deutschland schon vorher eine völlig andere Ebene hatten. 1974 gab es auch eine Euphorie, aber noch nicht so viele Möglichkeiten der Förderung von Jugendspielern. Der Deutsche Fussball-Bund hat meiner Meinung nach hervorragende Arbeit geleistet, indem man die damals von Berti Vogts installierten 12 Stützpunkte auf fast 400 in ganz Deutschland aufgestockt hat, um dort talentierte Spieler unter An leitung von Fachkräften zu trainieren.

Wie hat sich der Fussball in den letzten Jahr-zehnten verändert?

Wir müssen von der jeweiligen taktischen Ausrichtung ausgehen. Ende der 70er-, An-fang der 80er-Jahre agierten die ersten Mann-schaften mit Viererkette oder Zonen deckung. In Deutschland wurde das hervor ragend von Ernst Happel mit dem Hamburger SV prak-tiziert. Davor spielte man Ewigkeiten Mann gegen Mann, man musste sich 90 Minuten lang um seinen Gegenspieler kümmern und

diesen an sich binden, wenn man selbst in der Offensive war. Dann ergaben sich eben plötzlich unendlich viele Varianten mit 4-4-2, 4-2-4 oder 4-3-3, die dann in ihren jeweiligen Etappen erfolgreich gewesen sind. Bei der WM 2014 wurde teilweise mit einer Raute im Mittelfeld gespielt, teilweise mit einer hän-genden Spitze. Die Spieler müssen sich je nach System unterschiedlich verhalten. Das ist ein Zeichen, dass sie bereits in ihrer frühesten Jugend nicht nur technisch, sondern auch taktisch sehr gut ausgebildet sind.

Zu Ihrer aktiven Zeit war Borussia Mönchen-gladbach einer der absoluten Spitzenvereine in Deutschland und Europa. Befindet sich der Klub derzeit wieder auf dem Weg nach oben?

Man arbeitet jeden Tag daran. Es war damals eine glorreiche Zeit, in der wir immer im oberen Viertel mitgespielt haben. 1995 konnten wir noch einmal den DFB-Pokal gewinnen, aber danach herrschte eine richtige Ebbe, auch dem überalterten Stadion in Mönchengladbach geschuldet. Die Einfüh-rung des neuen Borussia-Parks hat durch Mehreinnahmen andere Ebenen öffnen können.

2011 wäre Mönchengladbach aber beinahe abgestiegen.

Diese Relegation, dieses Drama mitzuer-leben war das schlimmste Erlebnis. Nach dem Bestehen der Relegation ist ein Ruck durch die Mannschaft gegangen. Die Beteiligten haben sich gesagt: das wollen wir nicht noch einmal erleben. Wir sind stabil geworden. Wenn man den deutschen Markt betrachtet, sind einige finanziell etwas weiter als wir, aber das heisst nicht, dass wir fussballerisch nicht Anschluss finden können. Å

Mit Rainer Bonhof sprach Andrés de Kartzow

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NameRainer BonhofGeburtsdatum, Geburtsort29. März 1952, EmmerichStationen als Spieler1970 – 1978 Borussia Mönchengladbach 1978 – 1980 Valencia CF 1980 – 1983 1. FC Köln 1983 Hertha BSC Berlin Stationen als Coach1990 – 1998 Deutschland (Co-Trainer) 1998 Deutschland U-21 1998 – 1999 Borussia Mönchengladbach 2002 – 2005 Schottland U-21Nationalmannschaft Deutschland53 Einsätze, 9 Tore

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R E F E R A T

Der Ball ist bekanntlich rund – und ein Spiel dauert 90 Minuten. Das wusste schon Sepp Herberger. Heute rollt der Ball aber immer

weiter – und die Spirale der Emotionen dreht sich schneller und schneller. Vor allem wenn es um die FIFA (und ihren Präsidenten) geht, bleibt allerdings oft die Objektivität auf der Strecke.

Gelegentlich kommt es mir so vor, als sei ich an allem Ungemach auf dieser Welt Schuld: an der Abholzung des Regenwaldes, am Bahnstreik in Deutschland, an den regelmässi-gen Vulkanausbrüchen auf Island und an den Schwankungen an den Weltbörsen sowieso.

Ich gehe davon aus, dass ich auch für das miserable Wetter in der Schweiz in diesem Sommer verantwortlich bin. Dann müsste man allerdings fair bleiben – und mir das Verdienst an diesem wunderschönen Herbst zugestehen.

Mit Kritik hat man in meiner Position zu leben. Doch das Prinzip des Fair Plays steht über allem. Wird die Grenze zum Foulspiel überschritten, darf man sich wehren – auch gegenüber Journalisten. Wenn man vergisst, dass man im Fussball auch verlieren kann, ist man am falschen Ort. Dieses Wissen scheint einigen Menschen zu fehlen.

Ich habe in meinen 40 Jahren bei der FIFA gelernt, mit Anfeindungen und Missgunst zu leben. Mitleid bekommt man bekanntlich geschenkt, Neid muss man sich verdienen.

Letztlich ist es im richtigen Leben aber wie auf dem Fussballplatz: Man greift nur denjeni-gen an, der im Ballbesitz ist. Und als FIFA- Präsident bin ich zwangsläufig im Ballbesitz.

Neid muss man sich verdienen

P R E S I D E N T I A L N O T E

Ihr Sepp Blatter

Lebensschule Fussball

“Sport und Geist – das widerspricht sich nicht”, sagte FIFA-Präsident Blatter an der ETH Zürich.

In seinem einstündigen Referat sprach er über den Fussball als Lebensschule und wichtigen Faktor zur sozialen und gesellschaftlichen Inte-gration und strich die Rolle der FIFA in der Ent-wicklungshilfe und Förderung von unterprivile-gierten Regionen hervor. Blatter wies etwa auf die Programme “Football for Hope”, “Football for Health” oder “11 for Health” hin, die – mit dem Fussball als grundlegendes Instrument – auf globaler Ebene zu positiven gesellschaftli-chen Veränderungen beitragen, da sie die jeweils drängenden Probleme einer Gemeinde angehen: “Der Fussball kann nicht alle Probleme lösen – aber er kann viel zur Problemlösung beitragen”, betonte der FIFA-Präsident.

Des Weiteren ging Blatter auf die guten, nachbarschaftlichen Beziehungen der FIFA zum ASVZ ein, der mit 75 000 Mitgliedern der grösste kantonale Sportverband der Schweiz ist und angrenzend an das Home of FIFA eine seiner vier Sportanlagen, das Sport Center Fluntern, unterhält. “Es kann der Frömmste

nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt”, zitierte Blatter den deutschen Dichter Wilhelm Busch.

Unter den rund 250 Besuchern waren ASVZ-Präsident Egon Franck sowie Ver-bands-Direktor Lorenz Ursprung. In der abschliessenden Fragerunde nahm Blatter zu verschiedenen Themen Stellung und ging ausführlich auf die Fragestellenden ein. Der FIFA-Präsident hatte auf alles eine Antwort parat – auch auf die letzte Intervention: Auf die Frage eines Zuhörers, ob er den WM-Ball haben dürfe, der auf dem Rednerpult lag, stand Blatter auf und warf den Brazuca über die Köpfe des amüsierten Publikums hinweg dem begeisterten Fragesteller zu. Å

Grundlegende Werte Fussball kann Respekt, Disziplin, Kampfgeist und Teamfähigkeit fördern.

In einem Referat anlässlich des 75-Jahr-Jubiläums des Akademischen Sportverbands Zürich sprach FIFA-Präsident

Blatter über die Werte, die Fussball vermitteln kann.

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Vor dem Training Drei Guerreros Aztecas.

M E X I K O

In BewegungIn Mexiko-Stadt haben sich Fuss-

baller, denen Gliedmassen amputiert wurden, zu den Guerreros Aztecas zusammengefunden. Der Fussball hilft ihnen über das Spiel hinaus.

Tim Smyth (Text) und Bénédicte Desrus (Fotos), Mexiko-Stadt

Lernen Sie den 18-jährigen Baruch kennen, einen der besten Nach-wuchsfussballer Mexikos. Seine Mutter hat die Aufgabe übernom-men, alle Zeitungsausschnitte über ihn zu sammeln. Hier sieht man,

wie er sich auf seinen zwei Krücken ab-stützt und einen strammen Volleyschuss vorbei am Torhüter in die Maschen setzt.

Vor zwei Jahren musste Baruchs linkes Bein amputiert werden, um die

weitere Ausbreitung eines bösartigen Tumors zu stoppen. “Es hat sich nichts geändert, weil mir das Bein abgenom-men wurde”, sagt Baruch mit einem Achselzucken und blättert weiter durch die Klarsichthüllen mit den Zeitungs-ausschnitten. “Mein rechtes Bein ist ohnehin das stärkere.” Baruch ist Kapi-tän der Guerreros Aztecas, einem Team aus Fussballern mit amputierten Glied-massen, das sich aus verschiedensten

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Der junge Kapitän Der 18-jährige Baruch wird beglückwünscht.

Gruppenbild Das Team von Guerreros Aztecas posiert

mit einer mexikanischen Wrestlerin.

M E X I K O

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Der Star des Teams Rodrigo Fernandez Loya, 25 Jahre.

M E X I K O

Alters-, Berufs- und Bevölkerungs-schichten zusammensetzt.

Ein Staatsanwalt ist ebenso mit da-bei wie ein einarmiger Kellner aus ei-nem der besten Restaurants der Stadt; ein 25-jähriger Student ebenso wie ein 42-jähriger ehemaliger American-Foot-ball-Quarterback. Ihre Geschichten sind kaum weniger unterschiedlich. Ei-ner der Mittelfeldspieler verlor ein Bein, als er ein Mädchen vor einem heranna-henden Zug rettete. Der Torhüter verlor seinen Arm bei einem Arbeitsunfall in einer Industriewäscherei.

All diese Erfahrungen werfen Licht auf eine der verletzlichsten Bevölke-rungsgruppen Mexikos: Männer im ar-beitsfähigen Alter, denen eine Glied-masse fehlt. Nur ein Viertel von ihnen steht wieder in einem Ausbildungs- oder Beschäftigungsverhältnis.

Kader mit 23 SpielernIn einer Stadt, in der durch Amputatio-nen nach Unfällen oder Krankheiten Jahr für Jahr 1 500 Männer aus der Ar-beit gedrängt werden, geht es für die Guerreros Aztecas ebenso sehr darum, Würde und männliche Identität wieder-zugewinnen, wie auch darum, Spiele zu gewinnen. Und das tun sie. Das Team wurde vor rund einem Jahr von fünf Spielern gegründet. Mittlerweile gehö-ren 23 Akteure zum Kader. Sieben davon haben es in die Vorauswahl für die Nati-onalmannschaft geschafft, die Mexiko im Dezember bei der Weltmeisterschaft der Amputierten im mexikanischen Bundesstaat Sinaloa vertreten wird.

Baruch ist einer von ihnen. Wäh-rend seiner Chemotherapie versäumte er so oft den Unterricht, dass er von der Schule verwiesen wurde. Nun füllen die Guerreros Aztecas die grosse Leere in seinem Leben. “Es ist mein Traum, diese Jungs zu repräsentieren, denn sie sind für mich wie eine Familie. Aber derzeit kann ich kaum atmen”, sagt er.

Seine Mutter und seine Grossmutter haben ihn über die neuesten Metasta-sen im Unklaren gelassen, doch Baruch

“Sie umarmten mich und gaben mir das Gefühl,

dazuzugehören.”

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Liegestütz um Liegestütz Der Oberkörper muss trainiert sein.

Sechs Feldspieler Der siebte, der Torhüter,

darf den Strafraum nicht verlassen.

Wieder im Element Spieler vor dem Training.

M E X I K O

hat im Internet nach den Symp tomen gesucht – Husten, Spucken und ein in-tensiv ausstrahlender Schmerzherd im Rücken. “Ich versuche, das umzusetzen, was ich im Fussball gelernt habe: ruhig bleiben, auch wenn es schwer wird, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren.”

Baruchs Teamkameraden versam-meln sich um ihn, um ihm bei dieser grössten Herausforderung seines noch kurzen Lebens zur Seite zu stehen. Wir sprachen mit ihnen darüber, wie sie mit Humor, Kameradschaft und vor allem mit dem Fussball versuchen, die Köpfe nicht hängen zu lassen.

Neue PerspektivenDabei sprachen wir auch mit Rodrigo Fernandez Loya, einem der grössten Hoffnungsträger für die WM. Der 25-Jährige gehörte lange Zeit zu einer Jugendbande in seinem “Barrio” und erzählt, dass ihm die Disziplin, die er seit seinem Beitritt zu den Guerreros Aztecas entwickelte, dabei half, sein Leben umzukrempeln. Jetzt lungert er nicht mehr auf den Strassen herum, er besucht die örtliche Oberschule.

“Nach meinem Unfall habe ich mir ein Jahr lang immer wieder ‘Ich kann nicht, ich kann nicht’ eingeredet. Es schien einfach zu schlimm, um weiterzu-machen. Dann trat ich in das Team ein. Sie hiessen mich willkommen, umarmten mich und gaben mir das Gefühl, dazuzu-gehören. Niemand hat Fragen zu meiner Vergangenheit gestellt. Wenn ich jetzt auf mein fehlendes Bein sehe, dann den-ke ich mir immer: ‘Es ist passiert und lässt sich nicht ändern. Man muss in Bewegung bleiben’.” Å

“Football for Hope” in Sierra Leone

Mit der Initiative Football for Hope unter-

stützt die FIFA seit 2005 weltweit Program-

me, die Fussball und soziale Entwicklung

kombinieren.

Die Single Leg Amputee Sports Association

(SLASA) in Sierra Leone betreut Kriegsopfer

und gehört zu einem der 107 Programme,

die “Football for Hope 2014” unterstützt. Sie

organisiert für Menschen mit amputierten

Gliedmassen im ganzen Land Fussballtur-

niere, bei denen sie sich weiterbilden und

Rat holen können, während die lokale Bevöl-

kerung aufgeklärt und so die Integration der

Betroffenen verbessert wird.

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Markenzeichen des WM-Turniers

H I S T O R Y

Eiffelturm, Präsidentenpalast und Raumstation – das offizielle Emblem der Fussball-Weltmeisterschaft wurde

schon an so manchem aussergewöhnlichen Ort der Öffentlichkeit präsentiert. Mit dem Emblem erhält jede

WM ihre ganz eigene visuelle Identifikation.

Yvonne Lemmer

Was alle bisherigen Präsentationen von WM-Emblemen übertraf, war die des Logos zur WM 2018 in Russland – di-rekt aus dem Weltall! Die Kosmonau-ten-Crew der Internationalen Raum-station ISS stellte das Emblem am 28.

Oktober 2014 der Welt vor. So spektakulär verlie-fen die Emblem-Präsentationen in der Geschich-te der WM nicht immer. Überhaupt, das Thema Emblem – anfänglich auch Signet genannt – kam erst im Zusammenhang mit der WM 1954 in der Schweiz auf. Damals gab das Organisationskomi-tee erstmals ein WM-Logo in Auftrag. Vor 1954 wurden lediglich offizielle Poster für die WM ge-schaffen. Das Presse-Komitee entschied im Vor-feld des Turniers, neben dem offiziellen Poster für die WM 1954 auch ein grafisches Motiv erstellen zu lassen, welches das Turnier charakterisieren und auf sämtlichen Publikatio-nen und Korrespondenzen des Organisa tions-komitees erscheinen sollte. Eigens für die Schaffung eines Emblems wurde ein Wettbewerb

organisiert und der Kontakt zur Schweizer Kunstszene gesucht. Das Rennen machte der Vorschlag des Basler Grafikers Herbert Leupin.

Erste LizenzierungenDas Turnier zu charakterisieren und Druck-sachen zu zieren, war der eigentliche Zweck des allerersten WM-Emblems 1954. Gar nicht einmal so anders als heute. Eine wichtige Sache hat sich in der Zwischenzeit jedoch stark verändert: An eine Vermarktung des Sujets im grossen Stil dachte 1954 noch niemand. Die kommerzielle Verwendung des WM-Logos begann erst so richtig im Jahr 1966 anlässlich der WM in England. Allerdings stahl damals das WM-Maskottchen – der Löwe World Cup Willie – dem Logo die Show. So war er es auch, der auf vielen Merchandising-Artikeln zu se-hen war, und nicht in erster Linie das Emblem.

Schon damals wurde das Emblem-Design rechtlich geschützt – etwas, das in den letzten Jahrzehnten enorm an Bedeutung gewonnen

1974 I B R D E U T S C H L A N D

195 4 I S C H W E I Z

1962 I C H I L E

1970 I M E X I K O

1978 I A R G E N T I N I E N

1958 I S C H W E D E N

1966 I E N G L A N D

1982 I S P A N I E N

LOC

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hat. Ohne entsprechenden Markenschutz ist keine Lizenzierung des Emblems möglich. So investiert die FIFA heute reichlich Geld in den Schutz ihrer Event-Marken. Das WM-Emblem wird weltweit in den Markenregistern einge-tragen, damit es für Merchandising- und Pro-motionszwecke verwendet werden kann. Nicht zuletzt werden dadurch auch die Exklusiv-rechte für den Gebrauch des Logos durch die

FIFA, ihre Partner, Sponsoren und Lizenzneh-mer gesichert und allfällige Markenverletzun-gen durch Dritte bekämpft.

Sinn ergibt das durchaus, denn schon für die WM 1974 in Deutschland wurde das Merchandising im grösseren Stil initiiert: Das einen stilisierten, rollenden Ball zeigende Em-blem schmückte weltweit unzählige T-Shirts, Münzen, Gläser oder Sporttaschen.

Quirinalspalast und EiffelturmObwohl die Veröffentlichung des Emblems für Russland 2018 im Weltraum alles Bisherige toppte, gab es auch in der Vergangenheit einige erinnerungswürdige Präsentationen des WM-Markenzeichens. So beispielsweise in Rom für Italia ’90. Zuerst enthüllte das lokale Organisationskomitee am 13. November 1986 das offizielle Emblem für die WM 1990 im Quirinalspalast in Rom – dem Präsidenten-palast – vor den Augen des damaligen italieni-schen Staatspräsidenten Francesco Cossiga.

H I S T O R Y

Russland 2018 Kosmonauten im Orbit enthüllen das Emblem.

Im Anschluss stellte man das Logo im Hotel Excelsior an der Via Veneto der internationalen Presse vor. Die Anwesenheit der zahlreichen italienischen Prominenz aus Politik, Wirt-schaft und Kirche demonstrierte den Rückhalt, den die WM 1990 von der Bevölkerung erhielt.

Auch France 98 sah sich mit einer ikoni-schen Veröffentlichungsstätte für das WM- Emblem beschenkt. Wo sonst als auf dem

Eiffelturm hätte man das Logo für die WM 1998 in Frankreich besser vorstellen können? Das Organisationskomitee enthüllte das Mar-kenzeichen am 20. September 1994 während einer öffentlichen Zeremonie im Eiffelturm. Das Emblem, das einen hinter der Erde – der Sonne gleich – aufgehenden Fussball symbo-lisiert, setzte den Startschuss für die WM in der “Grande Nation”.

Es ist so zum Aushängeschild einer jeden Weltmeisterschaft geworden – und ein nicht mehr wegzudenkendes Symbol für das Mar-keting. Die Einnahmen durch die Vermark-tung ermöglichen es der FIFA, jeden Tag rund 606 000 US-Dollar in die Entwicklung des Fussballs zu investieren. Å

1986 I M E X I K O

20 02 I K O R E A / J A P A N

2010 I S Ü D A F R I K A

1998 I F R A N K R E I C H

20 06 I D E U T S C H L A N D

2014 I B R A S I L I E N

1990 I I T A L I E N

199 4 I U S A

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Der Mensch verbringt in seinem Leben etwa 30 Jahre mit Medienkonsum. Zehn Jahre davon schaut er fern. So sagt es die Statis­

tik. Basis: Mitteleuropa. Viele Fernsehjahre, man tut den Machern sicherlich nicht unrecht mit dieser These, wären vermutlich sinnvoller zu nutzen. Ein Waldlauf zum Beispiel. Der be­lebt Körper und Geist. Gutenachtgeschichten erzählen, Kuchen backen, Radio hören, Fuss­ballmagazine lesen, Tagebücher schreiben, Kaminfeger anrufen, Hecke schneiden, dösen. Es gibt immer Gründe, nicht einmal daran zu denken, in welcher Sofaritze die Fernbedie­nung steckt.

Gut, es gibt Ausnahmen: die 64 Fussball­spiele im Juni und Juli 2014. Da zappte sogar der bleiche Workaholic aus seinem Chemie labor mal rein. Oder ein Bericht über den kanadi­schen Torhüter, der neulich nach einem ver­schuldeten Gegentreffer und einem Platzver­weis gleich das Land verlassen hatte, weil er die Schmach nicht ertragen konnte. Oder: Die Wiederholungen des inoffiziellen Tors des Mo­nats aus Costa Rica (siehe auch Seite 15). Wenn Fussball auf dem Programm steht, ist es wahr­lich nicht einfach, auf Fernsehen zu verzichten.

Sehr interessant zu wissen, wäre, wie viele Jahre der Mensch mit Warten verbringt. Dieser Wert ist aber aus nachvollziehbaren Gründen nicht überliefert, weil es richtiges Warten in dem Sinne eigentlich gar nicht mehr gibt. Wäh­rend wir warten, erledigen wir meistens andere Dinge. An der U­Bahn­Station streichen wir mit unseren Fingern über das Smartphone oder telefonieren kurz mit der Mutter (oder mit dem Kaminfeger). Wir kaufen am Kiosk Lakritze oder lesen auf dem Tablet eine Zeitung. Früher, als man noch über richtige Kabel und Drähte

kommunizierte, war man zum Warten ver­dammt. Auch zu Hause. Das forderte den Fuss­balltrainern Disziplin ab. Einmal spontan beurlaubt, was wahrscheinlich in keinem ande­ren Geschäft so häufig vorkommt, konnte sich der arbeitslose Coach nicht einfach im Wald rumtreiben oder seine Hecke schneiden. Er musste (und wollte) für die Sportchefs und Klubvorsitzenden jederzeit erreichbar sein.

Allerdings – und da ist uns die alte Zeit vo­raus – verfügten die richtig guten Trainer über einen Plan B: nicht erreichbar sein. Nicht er­reichbar sein, das lernt schon der Teenager während seiner ersten Eroberungsversuche, macht interessant. Heute muss ein Trainer schon ein Sabbatical einschieben und den Kon­tinent wechseln, um wirklich unerreichbar zu sein. Pep Guardiola war zu keinem Zeitpunkt gefragter. Vielleicht wusste er, dass der Mittel­europäer etwa 1,5 Jahre in seinem Leben am Telefon verbringt. Dafür schaut der New Yorker sicherlich mehr als zehn Jahre fern. Aber die US­Amerikaner haben ja auch das sagenhaft lange Baseballspiel und die spannendsten Kongresswahlen der Welt. Å

F R E E K I C K

Die wöchentliche Kolumne aus der The-FIFA-Weekly-Redaktion

Zehn Jahre Fernsehen

Beach-Soccer: Die meisten Tore in

WM-Spielen

F I F A’ S 11

1 21 Tore 14:7 Portugal ­ Uruguay Beach­Soccer­WM 2009 Dubai

2 20 Tore 12:8 Russland ­ Brasilien Beach­Soccer­WM 2011 Ravenna

3 18 Tore 10:8 Brasilien ­ Nigeria Beach­Soccer­WM 2011 Ravenna

4 17 Tore 10:7 Brasilien ­ Portugal Beach­Soccer­WM 2007 Rio de Janeiro

17 Tore 4:13 Salomon­Inseln ­ Portugal Beach­Soccer­WM 2008 Marseille

6 16 Tore 2:14 Salomon­Inseln ­ Portugal Beach­Soccer­WM 2006 Rio de Janeiro

16 Tore 10:6 Brasilien ­ USA Beach­Soccer­WM 2006 Rio de Janeiro

16 Tore 11:5 Brasilien ­ Nigeria Beach­Soccer­WM 2009 Dubai

16 Tore 8:8 Schweiz ­ Senegal Beach­Soccer­WM 2011 Ravenna

16 Tore 10:6 Paraguay ­ Elfenbeinküste Beach­Soccer­WM 2013 Tahiti

11 15 Tore 10:5 Uruguay ­ Salomon­Inseln Beach­Soccer­WM 2006 Rio de Janeiro

Quelle: FIFA(FIFA Documentation, Report: Highest Scoring Matches FIFA Beach Soccer World Cup, 04.11.2014)

Alan Schweingruber

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Cheadle, Staffordshire, England

1966

Der portugiesische Nationalspieler Vicente Lucas schiebt seinen Teamkollegen José Torres nach einer Trainingseinheit über den Fussballplatz.

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2014

Jack Colback (l.) und Ryan Taylor von Newcastle United bei einem “Schubkarren-Rennen” während einer Trainingseinheit im St. James’ Park.

Newcastle upon Tyne, England

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1 Deutschland 0 1669

2 Argentinien 0 1565

3 Kolumbien 0 1420

4 Belgien 1 1388

5 Niederlande -1 1375

6 Brasilien 0 1307

7 Frankreich 2 1191

8 Uruguay -1 1184

9 Portugal 2 1175

10 Spanien -2 111911 Italien 2 1064

12 Schweiz -2 1063

13 Chile -1 1060

14 Kroatien 5 1002

15 Algerien 5 989

16 Costa Rica -1 974

17 Mexiko -1 954

18 Griechenland -4 946

19 Ukraine 5 920

20 England -2 919

21 Rumänien 5 876

22 Tschechische Republik 6 870

23 USA -6 862

24 Slowakei 16 861

25 Elfenbeinküste -3 842

26 Bosnien und Herzegowina -1 837

27 Ecuador -6 826

28 Island 6 816

29 Österreich 10 810

30 Russland -7 792

31 Tunesien 0 780

32 Dänemark -5 763

33 Kap Verde 8 716

34 Wales -5 715

35 Ghana -2 685

36 Slowenien 17 683

37 Schottland -8 674

38 Ägypten 23 658

39 Schweden -7 646

40 Kamerun 2 637

41 Senegal -5 635

42 Nigeria -5 632

43 Nordirland 28 625

44 Polen 26 621

45 Israel 19 615

46 Türkei -8 614

46 Serbien -12 614

48 Albanien -3 604

49 Trinidad und Tobago 37 598

50 Ungarn 4 561

51 Iran -7 560

52 Japan -4 559

52 Togo 73 559

54 Peru -7 558

55 Guinea -7 552

56 Panama -1 546

57 Südafrika 10 542

58 Mali 1 533

59 Bulgarien -13 532

60 DR Kongo 13 521

61 Republik Irland 1 519

62 Kongo -14 512

63 Finnland 2 510

64 Montenegro -21 504

65 Usbekistan -7 498

66 Republik Korea -3 496

67 Gabun 16 487

68 Norwegen 8 481

69 Honduras -13 480

70 Antigua und Barbuda 10 478

71 Burkina Faso -23 469

72 Guatemala -15 466

73 Libyen -5 440

74 Jordanien -5 434

75 Armenien -23 432

76 Paraguay -16 423

77 Sierra Leone -2 421

78 Sambia 10 418

79 Vereinigte Arabische Emirate -6 413

80 Dominikanische Republik 27 405

81 Irak 9 393

82 El Salvador -10 392

83 Oman -7 391

84 Uganda -5 389

85 Venezuela -19 388

86 Benin -8 375

87 Angola 14 373

88 Estland -7 369

88 VR China 9 369

88 Marokko -1 369

88 Katar 8 369

92 Litauen 11 364

93 Haiti 26 360

94 Australien -10 359

95 Ruanda -2 356

96 Zypern -11 348

97 Mosambik 12 341

97 Saudiarabien -15 341

99 EJR Mazedonien 13 340

99 Lettland 0 340

101 Simbabwe -9 330

102 Botsuana -11 323

103 Bolivien -9 310

104 Bahrain 0 308

105 St. Vincent und die Grenadinen 1 302

106 Belarus -17 301

107 Sudan 26 298

108 Palästina -6 297

109 Malawi -11 292

110 Tansania 5 291

111 Äthiopien 21 289

112 Kuba 10 286

113 Namibia 0 284

113 Jamaika -13 284

115 St. Kitts und Nevis 2 279

116 Kenia -5 273

117 Georgien -7 271

118 Lesotho -3 266

119 Moldawien -14 262

120 Kuwait 4 261

121 Niger -14 258

122 Kanada -2 251

123 Liberia 3 249

124 Libanon -3 246

125 Äquatorial-Guinea -11 238

126 Aserbaidschan -31 233

126 Luxemburg 1 233

128 Burundi 2 232

129 Philippinen 5 229

130 Guinea-Bissau 0 226

131 Neuseeland -13 225

132 Kasachstan -5 218

132 Aruba -3 218

134 Tadschikistan 2 214

134 Afghanistan 1 214

136 Vietnam 6 208

137 Myanmar 6 207

138 Turkmenistan 3 197

138 St. Lucia -15 197

140 Mauretanien 0 195

141 Tschad 3 194

142 Malediven 3 183

143 Madagaskar 3 180

144 Zentralafrikanische Republik -7 178

145 Grenada -8 176

146 Barbados 15 172

147 Curaçao 1 171

148 DVR Korea 2 168

149 Suriname -2 167

150 Kirgisistan 1 158

151 Syrien 1 154

152 Guyana 1 148

153 Neukaledonien -16 142

154 Laos 15 141

155 Liechtenstein 17 136

156 Malaysia -2 134

157 Indonesien -1 129

157 Malta -2 129

159 Puerto Rico -2 119

159 Indien -1 119

161 Singapur -12 115

162 Guam 2 111

163 Hongkong 1 109

164 Swasiland -4 103

165 Thailand -7 102

166 Tahiti -4 100

167 Belize -4 99

168 Gambia -2 90

168 Nicaragua 2 90

170 Montserrat -2 86

171 Seychellen 1 81

172 Bermuda -2 80

172 Komoren 2 80

174 Sri Lanka 2 76

175 São Tomé und Príncipe 2 72

176 Bangladesch 5 68

177 Turks- und Caicos-Inseln 3 66

178 Jemen 6 62

179 Nepal 4 61

180 Salomon-Inseln 2 53

180 Dominica -13 53

182 Pakistan -7 51

182 Osttimor 11 51

184 Macau 2 49

185 Kambodscha 14 46

186 Südsudan -1 43

187 Färöer -8 42

188 Chinese Taipei -10 39

189 Samoa -2 37

190 Vanuatu -2 33

191 Mauritius -2 32

192 Fidschi -2 30

193 Mongolei -2 29

194 Bahamas -1 26

194 Amerikanisch-Samoa -1 26

194 Tonga -1 26

197 Amerikanische Jungferninseln -5 20

198 Brunei Darussalam -5 15

199 Papua-Neuguinea 0 13

200 Eritrea 2 11

201 Cayman-Inseln -3 10

202 Andorra 1 9

203 Somalia 1 8

203 Britische Jungferninseln -4 8

205 Dschibuti 0 6

205 Cook-Inseln 0 6

207 Anguilla 0 2

208 Bhutan 0 0

208 San Marino 0 0

D A S F I F A - R A N K I N G

Platz 1 Aufsteiger des Monats Absteiger des Monats

Rang

-200

-160

-120

-80

-40

1

Rang Team Rang veränderung Punkte 05 / 2014 06 / 2014 07 / 2014 08 / 2014 09 / 2014 10 / 2014

http://de.fifa.com/worldranking/index.html

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T H E S O U N D O F F O O T B A L L

Man würde nie glauben, dass Hans Krankl so leiden musste: “Ich bin heut ganz allein”, klagt er im Brustton der Überzeugung, “niemand mag mich / ich kann nur

weinen / und warten auf dich.” Ganz dem Pathos des Gesan-ges entsprechend, legt die Nachtigall von Wien auf dem Cover von “Lonely Boy” mit fein gestutztem Schnurrbart und sanftem Fernwehblick eine entfernte Ähnlichkeit mit Freddy Mercury an den Tag. Beim Lied handelt es sich um eine Umsetzung der gleichnamigen Komposition von Paul Anka (ein Hit im Jahr 1958) ins Österreichisch-Deutsche. 1986 schaffte es Krankl damit sogar auf Platz 2 in der Hitparade seiner österreichischen Heimat. Der ganz grosse Geniestreich liegt hier aber nicht im schunkeligen Rock-sound, sondern im Pseudonym, das Krankl angenommen hat: Johann K. Subtil spielt er damit nicht nur auf Josef K. an, die windgebeutelte Hauptperson von Franz Kafkas Roman “Der Prozess”, sondern auch auf die schottische New-Wave-Band Josef K., deren cleverer Einfluss noch heu-te bei Bands wie Franz Ferdinand nachhallt. Krankl ist kei-ne Eintagsfliege. Seine ersten beiden Singles erschienen 1974, als er beim SK Rapid Wien Tore jagte. “Eine musikali-

“Goleador” mit goldener Kehle

Hanspeter Kuenzler

Hinter den fussballerischen Triumphen von Hans Krankl verbirgt sich eine recht muntere Gesangskarriere.

sche Todsünde”, meint er heute dazu. Danach wollte er aber weder das Wunder von Córdoba (an der WM 1978 besiegte Österreich Deutschland 3:2 dank zwei Toren von ihm) noch gar seine Erfolgstage in Barcelona, die ihm den Ehrentitel “Goleador” eintrugen, besingen. Erst 1984 wagte er sich wie-der ans Mikrophon, und zwar mit “Rostige Flügel” als Gast von Kottans Kapelle, einer fiktiven Band aus einem populä-ren österreichischen TV-Krimi. Es folgten weitere Singles, darunter eine Version von J.J. Cales Schlager “Cocaine”, neu  betitelt mit “Aspirin”, und sogar LPs, darunter eine “Best of ...” -Sammlung. Und Krankl singt noch immer: “Wenn Sie glauben, Johann K. ist bloss Gast bei Monti Beton, ist das ein Irrtum”, heisst es auf der Website der Wiener Band Monti Beton, deren Name lose bei Monty Python angelehnt ist, und die sich auf verösterreicherte Versionen von Liedern aus der gehobenen angelsächsischen Rockwelt spezialisiert hat: “Er ist ein vollwertiges Mitglied bei Monti Beton mit Vocals und Percussion.” Æ

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T U R N I N G P O I N T

Persönlichkeiten des Fussballs erzählen von einem wegweisenden Moment in ihrem Leben.

NameSalvador CabañasGeburtsdatum, Geburtsort5. August 1980, ItauguáPositionStürmer Vereine als Spieler1998 – 2001 12 de Octubre 1999 Guaraní (Leihe) 2001 – 2003 Audax Italiano 2003 – 2006 Chiapas FC 2006 – 2010 AméricaNationalteam Paraguay44 Spiele, 10 Tore

Der 25. Januar 2010 hat mein Leben für immer verändert. Am frühen Morgen dieses Tages hielt ich mich in einer Bar in Mexiko-Stadt auf. Ich war dort seit 2006 beim mexikanischen Erstligisten Club América als Stürmer aktiv und

recht erfolgreich. Bis zu jener Nacht hatte ich in 115 Partien für América 66 Tore erzielt. Plötz-lich kam auf der Toilette der Bar ein Mann mit einer Waffe auf mich zu und sagte: “Man hat mir befohlen, dich zu töten. Äussere deinen letzten Wunsch. Du bestiehlst uns Mexikaner.” Dann schoss er mir in den Kopf und verletzte mich schwer. Ich vermute, dass er das tat, weil ich nach Cuauhtémoc Blanco der am besten bezahlte Spieler der mexikanischen Liga war.

Ich verlor das Bewusstsein und wurde ins Krankenhaus gebracht. Ich bekam unterbe-wusst mit, wie die Ärzte zu meinen Eltern sag-ten, sie sollten sich auf meine Beerdigung vor-bereiten. In diesem Augenblick sprach ich mit Gott, der mir mitteilte, dass meine Zeit noch nicht gekommen sei, dass ich auf der Erde noch eine Aufgabe hätte.

Nachdem ich wieder zu mir gekommen war, hatte ich immer den Wunsch, in den Profifuss-ball zurückzukehren. In der Reha habe ich, sobald es ging, mit dem Training begonnen. Ich bin gelaufen, vor allem aber geschwommen, um wieder zu Kräften zu kommen und fit zu wer-den. Ich habe auch mit dem Ball trainiert.

Im Februar 2011 konnte ich nach abgeschlos-sener Reha zum ersten Mal wieder mit einem Profiteam trainieren, dem paraguayischen Erst-ligaverein Club Libertad. 2012 erhielt ich einen Vertrag bei 12 de Octubre in der dritten paragu-ayischen Liga. Bei diesem Team hatte ich meine Profikarriere begonnen. Es war schwer, wieder an mein altes Niveau heranzukommen. Ich habe

nur ein Meisterschaftsspiel mit diesem Team bestritten. Ich erklärte den Verantwortlichen, ich würde es akzeptieren, wenn sie mir sagten, dass ich als Profi keinen Erfolg mehr haben kön-ne. Und so war es auch. Endgültig wurde mir das nach kurzen Zwischenspielen bei General Cabal-lero in der zweiten paraguayischen Liga und Tanabi in der vierten brasilianischen Liga be-wusst. Ende Mai 2014 habe ich mich aus dem Profifussball zurückgezogen.

Das Sehvermögen meines linken Auges ist wegen der Kugel, die sich hinter meinem linken Ohr befindet, stark eingeschränkt. Die Ärzte konnten die Kugel nicht entfernen, da die Ope-ration grosse Risiken geborgen hätte. Glückli-cherweise habe ich das Attentat ohne ernstere Gesundheitsschäden überlebt.

Aufgrund dieses Verbrechens konnte ich im Sommer 2010 nicht mit der paraguayischen Nationalmannschaft an der WM in Südafrika teilnehmen. Meine sechs Tore in der Qualifika-

tion haben mit dafür gesorgt, dass die Natio-nalelf bei dieser WM dabei sein konnte. Es ist auf jeden Fall bitter, dass ich diese Chance nicht nutzen konnte. Aber ich hasse den Täter nicht. Ich habe ihm vergeben. Ich habe ihn nie getroffen oder mich mit ihm unterhalten.

Nachdem ich mich aus dem Fussball zu-rückgezogen hatte, half ich meinen Eltern in ihrer Bäckerei in Itauguá (Paraguay). Im Augen-blick arbeite ich nicht und lebe bei meinen El-tern. Ich werde die Arbeit in meiner Fussball-schule in Asunción fortsetzen. Å

Verfasst von Peter Eggenberger

Salvador Cabañas war ein hervorragender paraguayischer Stürmer. Er hätte bei der WM 2010 in Südafrika dabei sein

können, aber dann hat ihn ein Attentat die Teilnahme und

fast das Leben gekostet.

“Ich sprach mit Gott”

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F I F A - R Ä T S E L - C U P

Bitte senden Sie das Lösungswort bis Mittwoch, 12. November 2014, an die E-Mail-Adresse [email protected] Die korrekten Lösungen für alle seit dem 13. Juni 2014 erschienenen Rätsel nehmen im Januar 2015 an der Verlosung einer Reise für zwei Personen zum FIFA Ballon d’Or am 12. Januar 2015 teil. Vor Einsendung der Antworten müssen die Teilnehmenden die Teilnahmebedingungen des Gewinnspiels sowie die Regeln zur Kenntnis nehmen und akzeptieren, die unter folgendem Link zu finden sind: http://de.fifa.com/mm/document/af-magazine/fifaweekly/02/20/51/99/de_rules_20140613_german_german.pdf

Dieses Team gestaltete vor Kurzem einen WM-Event. Wie weit war es dabei von der nächsten menschlichen Behausung entfernt?

Welche Mannschaft spielte während nur zwei internationalen Begegnungen zusammen – im Halbfinale und im Finale einer WM?

Rooney und Ronaldo waren 2014 hier: Die maximale Zuschauerzahl welches Stadions ist, wenn sie vorwärts wie rückwärts gelesen wird, dieselbe?(Beispiel: Stadion fasst 123 321 Zuschauer)

Der einsamste aller WM-Events und ein Tor für die Ewigkeit – raten Sie mit!

The FIFA WeeklyEine Wochenpublikation der

Fédération Internationale de Football Association (FIFA)

Internet:www.fifa.com/theweekly

Herausgeberin:FIFA, FIFA-Strasse 20,

Postfach, CH-8044 ZürichTel. +41-(0)43-222 7777Fax +41-(0)43-222 7878

Präsident:Joseph S. Blatter

Generalsekretär:Jérôme Valcke

Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit:

Walter De Gregorio

Chefredakteur:Perikles Monioudis

Redaktion: Alan Schweingruber,

Sarah Steiner, Tim Pfeifer

Art Direction:Catharina Clajus

Bildredaktion:Peggy Knotz

Produktion:Hans-Peter Frei

Layout:Richie Krönert (Leitung),

Tobias Benz, Marianne Bolliger-Crittin, Susanne Egli, Alissa Rosskopf

Korrektorat:Nena Morf, Kristina Rotach

Ständige Mitarbeitende:Sérgio Xavier Filho, Luigi Garlando,

Sven Goldmann, Hanspeter Kuenzler, Jordi Punti, Thomas Renggli, David Winner, Roland Zorn

Mitarbeit an dieser Ausgabe:Peter Eggenberger,

Andrés de Kartzow, Yvonne Lemmer, Tim Smyth, Andreas Wilhelm

Redaktionssekretariat:Honey Thaljieh

Projektmanagement:Bernd Fisa, Christian Schaub

Übersetzung:Sportstranslations Limited

www.sportstranslations.com

Druck:Zofinger Tagblatt AG

www.ztonline.ch

Kontakt:[email protected]

Der Nachdruck von Fotos und Artikeln aus The FIFA Weekly, auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung der Redaktion

und unter Quellenangabe (The FIFA Weekly, © FIFA 2014) erlaubt. Die Redaktion ist nicht

verpflichtet, unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos

zu publizieren. Die FIFA und das FIFA-Logo sind eingetragene

Warenzeichen. In der Schweiz hergestellt und gedruckt.

Ansichten, die in The FIFA Weekly zum Ausdruck gebracht werden, entsprechen nicht unbedingt den

Ansichten der FIFA.

Das Lösungswort des Rätsel-Cups aus der Vorwoche lautet: HULK Ausführliche Erklärungen auf www.fifa.com/theweekly Inspiration und Umsetzung: cus

H unter 3 kmR 3 – 30 kmO 30 – 300 kmL mehr als 300 km

Seinen Namen kennt die Fussballwelt wegen eines bestimmten Tores. Wo schlug der Ball damals ein?

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Welcher der folgenden Viertelfinalisten ist Ihr Favorit auf den Gewinn der

CONCACAF-Champions-League 2014/15?

E R G E B N I S D E R L E T Z T E N W O C H E U M F R A G E D E R W O C H E

Manchester-Derbys in Folge sind mittlerweile zugunsten von Manchester City ausgegangen. Eine solche Serie hatte es letztmals 1970 gegeben. Manchester City ist nun nach dem FC Liverpool der zweite Klub, der seit Einführung der Premier League vier Ligaspiele in Folge gegen Manchester United gewonnen hat.

Länderspieltore hat Lotta Schelin auf dem Konto und ist damit die erfolgreichste schwedische Tor-schützin aller Zeiten. Den bisheri-gen Rekord hatte Hanna Ljungberg seit 2008 gehalten. Schelin zog mit dem Führungstreffer für die Skandinavierinnen in einem Freundschaftsspiel gegen Deutschland an ihr vorbei. Am Ende allerdings verloren die Schwedinnen die Partie mit 1:2.

73 4 56Heimspiele in Folge mit mindestens einem Tor und 45 Heimspiele gegen Celta Vigo ohne Niederlage – diese Serien des FC Barcelona gingen überra-schend zu Ende. Celta Vigo hatte 73 Jahre lang nicht im Camp Nou gewonnen. Doch dieses Mal holten die Gäste einen hart erkämpften 1:0-Sieg und sind damit das erste Team seit Sevilla im Jahr 2011, das in einem Meisterschaftsspiel bei Barça kein Tor kassierte.

Zur Auswahl stehen:· Alajuelense (Crc)· América (Mex)· D.C. United (Usa)· Herediano (Crc)· Montreal Impact (Can)· Olimpia (Hon)· Pachuca (Mex)· Saprissa (Crc)

Stimmen Sie ab unter:Fifa.com/newscentre

Z A H L E N D E R W O C H E

“Ich hatte das Glück, ihn aus einer anderen Perspektive zu sehen. Er ist sehr höflich, zwanglos und sanftmütig. Er ist nicht nur an dem Fussballer

interessiert, sondern an dem Menschen dahinter und dessen Familie.”Der niederländische Abwehrspieler Paul Verhaegh

über Ex-Nationaltrainer Louis van Gaal

Welche der vergangenen sechs Fussball-Weltmeisterschaften war die beste?

≠ Brasilien 2014

≠ Deut schland 2006

≠ Südafrika 2010

≠ Frankreich 1998

≠ Korea / Japan 2002

≠ USA 1994

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