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Spuren Spuren Spuren Nummer 13 · März 2011 Magazin der Dürener Geschichtswerkstatt e.V. zugleich Mitteilungen aus dem Vom Jammerthal zum „Tivoli“ Ein Volksgarten für die Dürener „Was will man denn da zeigen?“, ist einer jener hart klingenden Einwände, die Düren nach 1945 nur noch den Charme eines Niemandslandes zugestehen. Aber selbst an solch unspektakulären Orten wie dem Willy-Brandt-Park lassen sich kleine Spuren zur Stadtgeschichte ermitteln. Wenn man Sehgewohnheiten ändert, indem man anderen Perspektiven Raum gewährt, können Orte wieder lebendig werden. Vor der Erbauung der befahrbaren Rurbrü- cken lief durch den Stadtpark der Jammer- thalsteich, der dann dort in die Rur mündete. 1 Da vor der Flussregulierung und dem Talsper- renbau ab 1905 die nähere Umgebung der Rur eher ein unwirtliches Gelände war – die Überschwemmungsgebiete der Rur gingen bis zu den Mühlenteichen –, erfolgte die stärkere Besiedlung dieses Gebietes erst relativ spät mit der Industrialisierung ab der Mitte des 19. Jahrhunderts und einer verstärkten Bevölke- rungszunahme. 2 Gleichzeitig mit der Stadter- weiterung entwickelte sich das Bedürfnis der Bürger nach Erholung im Freien, so dass auch in Düren der Gedanke zur Errichtung einer öffentli- chen Parkanlage aufkam. Bereits 1863 hatte die Ewal- dus-Schützen- gilde nach dem Verkauf ihres Schützengrabens in der Innen- stadt in der heutigen „Schützenstraße“ das Gut Groß Tivoli erworben und für ihre Zwe- cke ausgebaut. 1896 erwarb dann die Stadt Düren das Stadtparkgelände für 79000 Mark und gestand den Schützen in dem Vertrag das Nießbrauchrecht für zukünftige Zeiten zu – eine Lösung, die die Schützen bis in die Gegenwart nicht glücklich stimmt. Heute zeu- gen noch der mit dem Wappen der Schützen versehene historische Eingang zum Luftge- wehrschießstand und der 20 m hohe, unter Denkmalschutz stehende Hochstand mit genieteten Profilen und großem Kugelfang vom Glanz alter Zeiten. 3 Der Park wurde dann nach den Plänen des Zu allen Zeiten ein beliebtes Postkartenmotiv: der Dürener Stadtpark (hier: 1897) Eingang zum Luftgewehrstand der Ewaldus-Schützen Von CHRISTEL KREUTZER us m eu m Stadtmuseum Düren Fortsetzung Seite 6

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SpurenSpurenSpurenNummer 13 · März 2011

Magazin der Dürener Geschichtswerkstatt e.V.

zugleich Mitteilungen aus dem

Vom Jammerthal zum „Tivoli“Ein Volksgarten für die Dürener

„Was will man denn da zeigen?“, isteiner jener hart klingenden Einwände, dieDüren nach 1945 nur noch den Charmeeines Niemandslandes zugestehen. Aberselbst an solch unspektakulären Orten wiedem Willy-Brandt-Park lassen sich kleineSpuren zur Stadtgeschichte ermitteln.Wenn man Sehgewohnheiten ändert,indem man anderen Perspektiven Raumgewährt, können Orte wieder lebendigwerden.

Vor der Erbauung der befahrbaren Rurbrü-cken lief durch den Stadtpark der Jammer-thalsteich, der dann dort in die Rur mündete.1

Da vor der Flussregulierung und dem Talsper-renbau ab 1905 die nähere Umgebung derRur eher ein unwirtliches Gelände war – dieÜberschwemmungsgebiete der Rur gingen biszu den Mühlenteichen –, erfolgte die stärkereBesiedlung dieses Gebietes erst relativ spät mitder Industrialisierung ab der Mitte des 19.Jahrhunderts und einer verstärkten Bevölke-rungszunahme.2 Gleichzeitig mit der Stadter-weiterung entwickelte sich das Bedürfnis derBürger nach Erholung im Freien, so dass auch

in Düren derGedanke zurErrichtungeiner öffentli-chen Parkanlageaufkam.

Bereits 1863hatte die Ewal-dus-Schützen-gilde nach dem

Verkauf ihres Schützengrabens in der Innen-stadt in der heutigen „Schützenstraße“ dasGut Groß Tivoli erworben und für ihre Zwe-cke ausgebaut. 1896 erwarb dann die StadtDüren das Stadtparkgelände für 79000 Markund gestand den Schützen in dem Vertrag dasNießbrauchrecht für zukünftige Zeiten zu –eine Lösung, die die Schützen bis in die

Gegenwart nicht glücklich stimmt. Heute zeu-gen noch der mit dem Wappen der Schützenversehene historische Eingang zum Luftge-wehrschießstand und der 20 m hohe, unterDenkmalschutz stehende Hochstand mitgenieteten Profilen und großem Kugelfangvom Glanz alter Zeiten.3

Der Park wurde dann nach den Plänen des

Zu allen Zeiten ein beliebtes

Postkartenmotiv: der Dürener

Stadtpark (hier: 1897)

Eingang zum Luftgewehrstand

der Ewaldus-Schützen

Von CHRISTEL KREUTZER

usmeum

StadtmuseumDüren

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Teil 2: Alltagsprobleme*

Wenn man die Entwicklung des Schulwe-sens in der Stadt Düren zwischen 1840 und1870 nachvollziehen möchte, so findet manim Stadtarchiv nicht sehr viele Quellen. Dieergiebigste ist dabei das Protokollbuch derKonferenzen des Schulvorstandes für alle imBezirk der St. Anna-Pfarre bestehenden Ele-mentarschulen in der Zeit von 1841 – 1847.1

Dort heißt es:Erste Konferenz des durch Verfügung des

Landräthlichen Amtes vom 28.ten Juli 1841 neuins Leben getretenen und am 2. October vondem Herrn Bürgermeister Dr. Günther in Eid undPflicht genommenen Schul-Vorstandes für alleim Bezirke der St. Anna Pfarre bestehenden Ele-mentar-Schul-Anstalten.2

An der 1. Konferenz am 26. Oktober 1841nahmen Herr Oberpfarrer Müller, der Ober-lehrer Remacly, der Apotheker Brauweiler undder Stadtsekretär Scholl teil, der wohl die Nie-derschriften vorgenommen hat. Die weiterenMitglieder Kaplan Kloth und BeigeordneterHeimbach fehlten bei dieser konstituierendenSitzung. Vorsitzender (Dirigent) wird derOberpfarrer und sein Vertreter der Oberlehrer,Sekretär der Stadtsekretär Scholl. Von nun anwird sich der Vorstand am zweiten Mittwocheines jeden Monats und zwar fünf UhrAbends in der Wohnung des Oberpfarrerstreffen.

Im Anschluss erfährt man, welche Aufga-ben der Schulvorstand übernimmt:

Die Kontrollierung des Schulbesuchs, der Prä-senzlisten, Anhörung der Rechtfertigung derEltern säumiger Schüler und Schülerinnen

betrachtet der Vorstand als den wesentlichstenTheil seiner Berufspflichten, und muß hieraufnamentlich noch zur Zeit alle mögliche Sorgfaltverwenden, indem leider bisher über Gebühr vielfache Versäumnisse zu beklagen gewesen sind …3

Wie rabiat nach heutiger Vorstellung derVorstand dabei vorgegangen ist, zeigt dieAbbildung unten.

Wenig später erfährt man dann noch, wel-ches Mitglied sich um welche Schulen undLehrer kümmern soll:

Die mit diesem Geschäft verbundenenSchwierigkeiten machten eine Vertheilung dessel-ben auf die einzelnen Mitglieder nach einzelnenSchulen nothwendig. Herr Brauweiler über-nimmt Solches für die Schule des Deussen unddie Knaben-Freischule, Herr Remacly für dieSchule des q(uaestionierten) Zander, Herr KaplanKloth und q(uaestionierter) Scholl theilen sich indie Führung der Absentenlisten resp(ecti)ve derenKontrollirung für die Mädchen-Schul-Klassen.Der Vorsitzende ladet die Mitglieder auf Don-nerstag Morgen 8 in die Schulen ein, um denLehrern und Schülern in ihrer neuen Eigenschaftvorgestellt zu werden.4

Interessant ist in diesem Zusammenhangdie Erwähnung des Lehrers Deussen, dergemäß einer später noch zu zitierenden Quelle50 Jahre lang als Elementarschullehrer inDüren tätig gewesen ist.

In der 8. Sitzung vom 13. April 1842taucht dann der Name des neuen Oberpfar-rers Vaassen auf, der von nun an viele Jahreüberaus positiv die Geschicke der Stadt undder Schulen mitgestalten wird.

*Teil 1: Von den Franzosen

bis 1840 erschien in

Nr. 12 der „Spuren“

Haftbefehl wegen

Schulversäumnis

Quelle: Stadtarchiv

Düren, PrZ 67

2 SpurenNummer 13 · März 2011

Dürener Elementarschulen im 19. JahrhundertVon ROLF TERKATZ

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Spuren Nummer 13 · März 2011 3

Am 30. April 1857wurde Vaßen zumLanddechanten desDekanates Düren, imJahre 1860 zum Lokal-schulinspektor ernannt.Er starb am 9. Febr.1891, nachdem manihn am 25. August1887 zum erstenEhrenbürger der StadtDüren ernannt hatte.

Neben Kontrolle der Versäumnislisten,Befreiung von der Schulpflicht oder demSchulgeld, Überweisung auf eine Frei- oderSonntagsschule, wurden natürlich auch dieLeistungen der Schüler und damit auch derLehrer regelmäßig kontrolliert. Hier sei einletztes Mal aus den Protokollen zitiert und esgeht wieder um den Lehrer Deussen. In derSitzung vom 12. November 1845 heißt es:

Herr Brauweiler führte gegen den LehrerDeussen wiederholt die Klage dass ungeachtetder oftmaligen Erinnerungen und Ermahnungenseitens einzelner Mitglieder sowohl als desgesammten Schulvorstandes und ungeachtet derwiederholten Versprechungen des Lehrers Deus-sen jene Ermahnungen künftighin gewissenhaftund pflichttreu beachten zu wollen, dennoch der-selbe die Hefte der schriftlichen Arbeiten der ers-ten Klasse weder nachsehe noch censire, unddass in Folge dieser Fahrlässigkeit des Lehrers dieHefte ebenso unreinlich und unordentlich als dieSchrift und das Rechtschreiben so wie der Stylalles mögliche zu wünschen übrig lassen …5

Unter dem Datum 4. März 1857 bringtder „Dürener Anzeiger“ interessante Angabenzum Schulbesuch dieser Zeit. Dort heißt esu.a.:

Die städtischen Elementar=Schulen sindnach Pfarr-Bezirken eingeteilt und wurden imJahre 1857 durchschnittlich besucht

die St. Anna Knaben=Schule in 4 Klassen von368 Schülern, darunter 86 Freischüler,

die St. Anna Mädchen=Schule in 4 Klassenvon 392 Schülerinnen, darunter 90 Freischüle-rinnen,

die St. Maria Knaben=Schule in 3 Klassenvon 266 Schülern, darunter 88 Freischüler,

die St. Maria Mädchen=Schule in 3 Klassenvon 255 Schülerinnen, darunter 73 Freischüle-rinnen.

Die 14 Elementarklassen wurden also von1281 Schülern besucht, worunter 337 Freischü-ler waren. (Anm. d. Verf.: im Schnitt 91,5Schüler)

Die Frequenz der die Elementarschulen besu-

chenden Jugend hat sichgegen das Jahr 1856 um111 vermehrt.

Die Elemen-tar=Schüler erhielten denUnterricht von 7 Ele-mentar=Lehrern exclusi-ve Zeichenlehrer, die ein Gehalt von 1610 Tha-lern bezogen (Anm. d. Verf.: Schnitt 230 Taler),

dazu erhielt einer derselben 75 Thaler alsWohnungs- und Brand-Entschädigung, undnoch 4 freie Wohnung und Brand. Die Schülerin-nen erhielten den Unterricht von den hiesigenUsulinerinnen in 7 Klassen, welche für das Ert-heilen des Unterrichts, Stellung der Lehr-Säle, desMobiliars und der Heizung und für das Reinigender Lehrsäle 1150 Thaler erhielten.6

Der Bericht beschäftigt sich in einem wei-teren Teil mit der Sonntags-Handwerker-Schu-le sowie der Errichtung einer Bergschule.

Im Dürener Anzeiger lassen sich auch zahl-reiche Hinweise auf die Notwendigkeit derInstandhaltung der Schulgebäude und Klassenfinden. Nahezu im jährlichen Wechsel erfährtman vom „Ausweißen der Schulen“ , was beider Enge der Räume und der großen Zahl vonSchülern pro Raum kein Wunder ist. Hier istneben den Elementarschulen natürlich auchdas Gymnasium erwähnt.

1) Das Original sowie die von Mitarbeitern des Stadtmuseumserarbeitete Transkription findet man im Stadtarchiv unter derSignatur Pr Z 224. Wer sich intensiver in diese Protokolle einle-sen möchte, kann dies auch im Stadtmuseum tun, wo sich inder Schul ecke im Regal eine Kopie befindet.

2) StAD, Pr Z 224, S. 00433) StAD, Pr Z 224, S. 0044 links4) ebd.5) StAD, Pr Z 224, S. 0076 rechts6) Dürener Anzeiger und Unterhaltungsblatt, Nr. 18/40 v.

4.3.1857

Dürener Anzeiger und

Unterhaltungsblatt,

Nr. 48/53 v. 15.6.1870

Weitere Informationen zur

Entwicklung des Dürener

Schulwesens finden Sie im

Stadtmuseum in der

Arnoldsweilerstraße 38, das

jeden Sonntag von 11-17 h

geöffnet ist.

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Der „Zug der Erinnerungen“ startete imNovember 2007 zum ersten Mal undbeherbergt eine Ausstellung über dieDeportation von Kindern und Jugendli-chen im Dritten Reich und die Täter ausden Reihen von Polizei, SS und Reichs-bahn. Dabei handelt es sich nicht nur umeine feste Ausstellung, sondern die Schüleran den Stationsorten haben die Möglich-keit, auch eigene Forschungsergebnisseüber deportierte Jugendliche ihrer Stadtauszustellen.

In Kooperation mit dem Bistum Aachenwird diese rollende Mahn- und Gedenkstätteab dem 10. März durch NRW fahren und aninsgesamt 13 Bahnhöfen Halt machen.

Der „Zug der Erinnerung“ besteht ausmehreren Waggons, in denen die Geschichteder europäischen Deportationen in beispiel-haften Biografien nacherzählt wird. Ob aus

Skandinavien oder aus Südgriechenland: ÜberTausende Kilometer verschleppten die SS, dasReichsverkehrsministerium und die „DeutscheReichsbahn“ über 1 Million Kinder undJugendliche. Die Fotos der Opfer und ihre letz-ten Briefe, die sie aus den „Reichsbahn“-Wag-gons warfen, stehen für das Los der Millionen,die in den Konzentrations- und Vernichtungs-lagern ermordet wurden.

Statt entsetzlicher Bilder zeigt die Ausstel-lung Andenken, die aus unseren Familienal-ben stammen könnten. Zu sehen ist dasLächeln der Kindheit und der Optimismus derJugend. Zugleich verweisen die Dokumenteauf ein Tabu, das für alle Zivilisationen ver-pflichtend ist: Das Leben der Kinder zur Erhal-tung der Gattung zu schonen. Mit dem Kin-dermord hat Nazideutschland dieses Gesetzgebrochen und zeitweise außer Kraft gesetzt.

Aus Auschwitz und den anderen Lagernkehrten nur wenige Kinder zurück. Ihre bei-spielhaften Biographien, die Bilder ihrer fro-hen und erwartungsvollen Gesichter ladennicht nur zum Gedenken ein, sondern vermit-telten eine implizite Aufforderung: Gegen dieTriebfedern der Verfolgung (Rassismus, Anti-semitismus und nationalistische Ideologien)deutlich Stellung zu beziehen.

Am Freitag, dem 1., und Samstag, dem2. April wird der Zug auf Gleis 4 des Düre-ner Bahnhofs stehen.

Eine lokale Veranstaltergemeinschaft hatdazu ein umfangreiches Rahmenprogrammvorbereitet. Außerdem soll der „lokale“ Wag-gon durch Schulen und die Geschichtswerk-statt mit Material zu deportierten Kindernund Jugendlichen aus Düren bestückt werden.

Die Veranstaltergemeinschaft: DürenerBündnis gegen Rechtsextremismus, Rassismusund Gewalt · Kreis Düren – Der Landrat ·Stadt Düren – Der Bürgermeister · Kirche imBistum Aachen, Region Düren – Der Regio-naldekan · Dürener Geschichtswerkstatt e.V. ·Kirchenkreis Jülich der evangelischen Kirche ·Evangelische Gemeinde zu Düren · Kirche imNationalpark Vogelsang · TelefonseelsorgeDüren/Eifel · Kath. Forum f. Erwachsenen- undFamilienbildung Düren-Eifel · Jülicher Gesell-schaft gegen das Vergessen und für die Tole-ranz e.V. · CTW Caritas Trägerwerk West · Pax

4 SpurenNummer 13 · März 2011

»Zug der Erinnerung«macht Station in Düren

www.zug-der-erinnerung-im-bistum-aachen.de

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Christi Düren · Bündnis 90 Die Grünen ·Regionaler Caritasverband Düren-Jülich ·Regionaler Pastoralrat · Katholikenrat Düren.

Mit frdl. Unterstützung durch die Sparkas-se Düren und die Rurtalbahn.

Eröffnung der Ausstellung „Neofaschismus in Deutschland“

21.03.2011 | 16 Uhr | Düren, Rathausfoyerund

1.-2.04.2011 | 9-18 Uhr | Düren, Bahn-hofshalle

Die Ausstellung informiert über Ideologieund Praxis des Neofaschismus, Ursachen fürdie Ausbreitung von rassistischem, nationalis-tischem und militärischem Denken und Han-deln werden benannt. Die Führungsstruktureneinschlägiger Gruppierungen wie NPD, DVUund Republikanern werden aufgezeigt.

„Wir bauen Brücken ...“21.03.2011 | 18.30 Uhr | Evangelische

Gemeinde zu DürenEin Kulturabend zum Tag der Poesie und

Tag gegen Rassismus. Unter dem Motto „DasFremde. Andere Lebenswelten entdecken“ gestalten Mitglieder einer Studi-engruppe der Erwachsenenbildung einabwechslungsreiches Programm mit Poesie,Musik und Film.

Vortrag: Jugend-Ver-„Führer“22.03.2011 | 19 Uhr | Spiegelsaal des St.

Elisabeth Krankenhauses | Kurfürstenstraße,Jülich (in Zusammenarbeit mit der „JülicherGesellschaft gegen das Vergessen und fürToleranz“) und am

24.03.2011 | 19 Uhr | BildungsforumDüren | Holzstraße 50

Die subtile Verführungskultur des NS-Regimes dargestellt an Inhalten und Aufma-chung der NS-Jugendliteratur „DeutscheJugendburg"; Referent: Rainer Hülsheger

Filmvorführung „Transport in denTod“

24.03.2011 | 19.30 Uhr | Klinik des LVR,Düren | Meckerstraße, Klinikkirche

Fallgeschichten zum Massenmord an fast10.000 Psychiatriepatienten allein aus demRheinland

Lesung „Schwarz, Rot, Tod“29.03.2011 | 10 Uhr | Stadtbücherei

DürenDie Autorin Heide Hassenmüller liest aus

ihrem Buch und diskutiert mit Schülern derSchule „Burgauer Allee“.

Das Buch, das auf Tatsachen aufbaut, stellt dasAbrutschen eines Jugendlichen in die Neona-ziszene dar.

Lesung „Rabbi Nachmann und dieThora“

30.03.2011 | 19.30 Uhr | EvangelischeGemeinde zu Düren

Lea Fleischmann, in Deutschland als Toch-ter von Holocaust-Überlebenden geboren,liest aus ihrem Buch und steht für Gesprächezur Verfügung. Sie war Lehrerin in Hessen undwurde durch ihren Bestseller „Dies ist nichtmein Land" in Deutschland bekannt. 1979wanderte sie nach Israel aus.

Vortrag „Deportation Dürener Jüdin-nen und Juden“

31.03.2011 | 19 Uhr | StadtmuseumDüren | Arnoldsweilerstr. 38

Bernd Hahne, Vorsitzender der DürenerGeschichtswerkstatt, beschäftigt sich schonseit vielen Jahren mit der Geschichte der ehe-maligen jüdischen Mitbürger und erläutertanhand zahlreicher Dokumente und Fotos dasSystem der Deportation und Vernichtung derehemaligen jüdischen Gemeinde Düren.

Ausstellung „Zug der Erinnerung“01.-02.04.2011 | 8.30-20 Uhr | Bahnhof

Düren | Gleis 4

Eröffnung der Ausstellung „Zug derErinnerung“

01.04.2011 | 10 Uhr | Rurtal-Gymnasium,Düren | Bismarckstraße

Mit den Schirmherren Bürgermeister PaulLarue, Landrat Wolfgang Spelthahn undRegionaldekan Otto von Danwitz findet ander Gedenktafel für ehemalige jüdische Schü-lerinnen die offizielle Eröffnung statt.Anschließend wird die Ausstellung im Bahn-hof besucht.

Filmvorführung „Kombat 16“01.04.2011 | 18 Uhr | Papst-Johannes-

Haus, Düren | AhrweilerplatzDer Film zeigt die Geschichte eines

Jugendlichen, der durch die Veränderungen inseinem Leben den Kontakt in die rechte Szenesucht und immer tiefer in die Neonazi-szenegerät. Der Film macht aber auch Mut zu Ver-änderungen.

Der Eintritt zu allen Veranstaltungen istfrei.

Spuren Nummer 13 · März 2011 5

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Entwurf für die Gestaltung des

Stadtparks 1904

In der heutigen Stadtgärtnerei

finden sich noch viele Spuren des

alten Stadtparks

6 SpurenNummer 13 · März 2011

damaligenGartenbau-direktorsvon Köln,AdolphKowallek,der auchden dorti-gen Volks-garten, denSüdfried-hof undden Stadt-wald mit

konzipiert hatte, im Stil des englischen Land-schaftsgartens mit geometrischen Formen imBereich des Restaurationsplatzes und der Kon-zerthalle gestaltet. Ein Kinderspielplatz am Ein-gang der Monschauer Straße, ein botanischerGarten und ein Rasentennisplatz auf der ande-

ren Seite sowie ein Anlege steg für Bootsfahreran der Uferpromenade sorgten dafür, dass sichder Park bald mit Leben füllte. Kurz daraufwurden auch das Ostufer, die so genannteSeufzerallee, kultiviert und die Flussbadean-stalt auf der rechten Seite hinter der Bismarck-brücke geschaffen.4

Was der damalige Bürgermeister AugustKlotz 1895 als Grundgedanken formulierthatte, war bald realisiert:

Ein anmutiger Luftaufenthalt für die DürenerBürgerschaft, der nicht nur äußerste Annehm-lichkeiten in reichem Maße bietet, sondern auchin sanitärer und sittlicher Hinsicht von nicht zuunterschätzender Bedeutung ist.5

Dass das Parkleben den Geist der wilhel-minischen Gesellschaft widerspiegelte, zeigtbeispielsweise die Parkordnung von 1896, diedas Benehmen in der Öffentlichkeit stark

reglementierte und auch noch die verschiede-nen Stände in ihre traditionellen Schrankenverwies.6

Die von einem städtischen Orchester ver-anstalteten Konzerte waren stark von Marsch-musik bestimmt, z. B. gab es den Stadtpark-marsch von Hermann Necke mit einem Textdes Dürener Mundartdichters Josef Schregel,ein Muster für früheren Nationalstolz undLokalpatriotismus:

Hoch Düren jederzeit!Von deutschen Städten allenist dir mein Herz geweiht.Mag man auch immer fragenvon der Memel bis zum Rhein,mit Stolz darfst du es sagen, ein Dürener Kind zu sein. (1. Strophe)7

Ein englischer Besucher lobt in einer in derlokalen Presse von 1901 abgedrucktenBeschreibung besonders die friedliche Atmo-sphäre des sommerlichen Parks und der Düre-ner Straßen an diesem Sonntagabend.8

An die Kaiser Wilhelm II.-Büste von Rein-hold Begas – der Berliner Bildhauer wurdeaktuell wieder in einer Sonderausstellung zuseinem 100. Todestag im Deutschen Histori-schen Museum gewürdigt – können wir nurnoch erinnern, aber die aus dem Privatparkder Industriellenfamilie Schoeller stammendeBronzeplastik seines Schülers Joseph Uphues„Ein Sabiner verteidigt seine Schwester“(1886) verschönert ab 1946 die Parkanlage.9

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In Bezug auf das Schulwesen im 19. Jahr-hundert ist erwähnenswert, dass der damaligeStadtschulgarten 1898 von der Hohenzollern-straße in den Stadtpark verlegt wurde. Woheute die Palmen der restaurierten Stadtgärt-nerei stehen und die alten steinernen Zeugendes ehemaligen Krankenhauses Düren mitdem Stadtwappen liegen, waren früher dieBeete des botanischen Gartens mit bis zu2500 Pflanzen, die von vielen Schulen eifrigbesucht und studiert wurden. Die Verwal-tungsberichte der Stadt Düren aus den Jahrenseit der Gründung des Stadtparks vermittelnein detailliertes Bild zu den Bepflanzungen

und zu Schwerpunkten naturkundli-cher Didaktik um die Jahrhundert-wende.10

Mehr über den Stadtpark im Laufseiner weiteren Geschichte, die Rurund ihre Brücken sowie die Arbeits-welt in der näheren Umgebung amBeispiel von zwei historischen Fabrik-anlagen können Sie erfahren, wennSie an einer Führung „Rund um denStadtpark“ teilnehmen.Kontakt: [email protected],Tel. 02421/680650 (Stadtführerin)

1 Vgl. Sammlung von Materialien zur Geschichte Dürens …, hrsg.von D. Rumpel, P. J. Fischbach, Düren 1835, S. 645f.

2 Vgl. auch Handzeichnung der Gemeinde Düren, Flur 25 und26, 1911. Der Jammer thalsteich existiert dort nicht mehr, aberdie Mühlen noch teilweise.

3 S. Festschrift der Ewaldus-Schützengilde zur 450-Jahrfeier,Düren 2010.

4 Vgl. Hoffmann, August (Bearbeiter): Hygienische und sozialeBetätigung deutscher Städte auf dem Gebiet des Gartenbaus.Im Auftrage des Vorstandes der Intern. Kunstausstellung undgroßen Gartenbauausstellung. Düsseldorf 1904, S. 185ff.

5 S. Dürener Nachrichten 201/8 vom 02.09.1952: Vom Schieß-stand zum Stadtpark. Historisches um Groß Tivoli.

6 Vgl. Dürener Volks-Zeitung 100/42 vom 08.07.1896.7 S. Dürener Zeitung vom 21.06.1956.8 Vgl. Roer-Zeitung 151/28 vom 02.07.1901: Ein Sonntagabend

im Dürener Stadtpark.9 Vgl. Serie der Dürener Zeitung, Nr. 103-105 vom

05.-07.05.1966; Diss. über J. Uphues von B. Kaul, 1982.10 Vgl. Bericht über den Stand und die Verwaltung der Gemeinde-

angelegenheiten der Stadt Düren für das Etatsjahr 1899/1900;S. 38f. Stadtarchiv Düren

Oben: Eingang zur ehemaligen

Rurbadeanstalt

Links: Statue von Joseph Uphues

„Ein Sabiner verteidigt seine

Schwester“

Postkarte mit dem Portrait des

„Städtischen Musikdirektors“

Hermann Necke

Spuren Nummer 13 · März 2011 7

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Quelle: Stadtarchiv Düren,

Bildarchiv

8 SpurenNummer 13 · März 2011

Die Dürener Metallwerke AG gehörtenbis zum Beginn des 2. Weltkrieges zu denMarktführern im Bau und in der Entwick-lung von Leichtmetalllegierungen. Das hierhergestellte sogenannte Duralumin fandüberwiegend in der Luftschifffahrt sowieim Flugzeug- und Fahrzeugbau Verwen-dung.

Die Anfänge der späteren Dürener Metall-werke gehen zurück auf die sogenannte Vir-nichsmühle am unteren Schießbach in derVeldenerstraße, einer ehemaligen Ölmühle,die der Hütteningenieur und Chemiker AdolfHupertz gemeinsam mit Felix Banning, Sohneines Dürener Apothekers und als Kaufmannausgebildet, im Jahre 1885 angemietet hatte.Beide errichteten hier die „Dürener Phosphor-bronce-Fabrik und Metallgießerei Hupertz etBanning“. Zu den ersten Kunden gehörtenDürener Maschinen- und Papierfabriken.Adolf Hupertz entwickelte spezielle eisenhalti-

ge Kupferlegierungen, die als „Durana-Metall“bekannt wurden und aufgrund ihrer hohenFestigkeit und Seewasserbeständigkeit für denSchiffbau und die Torpedofertigung verwen-det wurden.

Nach nur fünf Jahren kam es allerdingsnach Meinungsverschiedenheiten der beidenGeschäftsführer zur Liquidation der Firma.Hupertz führte die Gießerei und ein Walzwerkauf eigene Rechnung fort, während Banningdie Maschinenfabrik betrieb. Später nahmletzterer Christian Seybold als Gesellschafter indie Firma, die dann unter „MaschinenfabrikBanning & Seybold AG“ (später Fa. Dörries,heute Fa. Voith) firmierte.

Als kaufmännischen Teilhaber konnteAdolf Hupertz den Hagener Hermann Har-kort gewinnen, so dass mit Wirkung vom1.1.1893 die „Dürener Metallwerke Hupertz& Harkort“ errichtet wurden.

Seit dieser Zeit waren die Metallwerke

Vor 125 Jahren wurden die Dürener Metallwerke

gegründetEin ehemaliger Vorzeigebetrieb der

Dürener Industrie mit Weltruf

Von HELMUT KREBS

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stark in die deutsche Rüstungsindustrie einge-bunden. Kartuschenhülsen für Artilleriege-schosse und Patronenhülsen für Handfeuer-waffen gehörten zur Produktionspalette. DieWerksanlagen wurden daher um diverse Walz-werke und weitere Produktionsstätten erwei-tert. Aber auch die aus dem Boden schießen-den Elektrizitätswerke wurden mit Kupfer-drähten für die Verteilungsnetze versorgt undgehörten zu den regelmäßigen Abnehmern.

Mit der Herstellung des „Duralumins“,einer von Alfred Wilm erfundenen Leichtme-tall-Legierung, erschlossen sich die seit 1901als AG fungierenden „Dürener Metallwerke“einen neuen Produktionsbereich.

Am 11. Januar 1907 ließ Wilm sein Verfah-ren schützen und im Jahr 1909 meldete er die„Anwendung eines thermischen Verfahrensauf eine magnesiumhaltige Legierung miteiner planmäßigen Lagerung“ zum Patent an.Wilm erhielt die Patentrechte, während dieDürener Metallwerke seine Lizenznehmerwurden. Im selben Jahr nannte man die neueAluminium-Legierung „Duralumin“ und ließden Namen schützen.

Nach den Verträgen mit Wilm begannendie Dürener Metallwerke mit der Herstellung.Schon 1910 erhielten sie einen Auftrag derVickerswerke aus Birmingham/England für dieLieferung von 10 Tonnen Duralumin für dasLuftschiff „Mayflower“.

Die Dürener Metallwerke dachten eben-falls an die Einführung von Duralumin fürden deutschen Luftschiffbau, doch Graf Zep-pelin wollte seinen alten Aluminiumlieferan-ten treu bleiben.

Im Februar 1914 verfügte die Reichsmari-ne schließlich, dass ausschließlich Duraluminfür die Marine-Luftschiffe verwendet werdensollte. Dies war der Einzug von Duralumin inden deutschen Luftschiffbau; ca. 100 Zeppeli-ne wurden mit diesem Werkstoff hergestellt.

Nach dem Ersten Weltkrieg fielen die gro-ßen Absatzgebiete Munitionsherstellung,Schiffbau und Luftschiffbau mit einem Schlagweg. Allerdings taten sich durch den Über-

gang des Flugzeugbaus zu Ganzmetall-Flug-zeugen neue Betätigungsfelder auf; auch fürden Bau von Kraftwagen und Eisenbahnwag-gons wurde zunehmend Duralumin verwen-det. Die Sonderstellung in der Leichtmetallfa-brikation trug dazu bei, dass die DürenerMetallwerke die wirtschaftlichen Krisenzeitender Inflation und Weltwirtschaftskrise unbe-schadet überstehen konnten.

Die neuen Anforderungen der Rüstungs-produktion vor dem 2. Weltkrieg führten zumAufbau von Zweigwerken in Berlin undWaren-Müritz. Trotz der Verluste dieser Werkeund der Zerstörungen im Dürener Stamm-werk lief die Produktion in der Nachkriegszeitwieder schnell an, wobei sich die Fusionierungmit der Fa. Busch-Jaeger LüdenscheiderMetallwerke AG im September 1953 als vor-teilhaft erwies. Als Halbzeugformen sowieLeichtbauteile fanden die Erzeugnisse imSchiff-, Flugzeug-, Apparate- und Karosserie-bau und im Baugewerbe ihren Absatz.

Mitte der 1960er Jahre kam es zu Absatz-schwierigkeiten auf dem Sektor Schwermetallund zu einem erheblichen Anstieg des Kupfer-preises. Die Folge waren Entlassungen von800 Arbeitnehmern innerhalb des Großunter-nehmens Busch-Jaeger und der Tochterfir-men.

Im Verlauf des Jahres 1976 meldete dieBusch-Jaeger Dürener Metallwerke GmbHaufgrund von seit langem bestehenden Über-kapazitäten in der Fertigung von nichteisen-haltigen Halbzeugprodukten Konkurs an undstellten zum Jahresende die Produktion ein,wodurch weitere 470 Beschäftigte ihrenArbeitsplatz verloren.

Auf dem heute unter Denkmalschutz ste-henden Werksgelände dieses alteingesessenenUnternehmens befinden sich seit Mitte der1980er Jahre die Fatih-Moschee mit einem1992 errichteten Minarett sowie die Kulturfa-brik Endart des Dürener Vereins zur Förde-rung der Drogen- und Jugendarbeit.

Zeichnungen für einen der

zahlreichen Erweiterungsbauten,

hier: Stangenpresserei,

Rohrzieherei und Metallkammer

Anfang des 20. Jahrhunderts

Quelle: Stadtmuseum

Spuren Nummer 13 · März 2011 9

I m p r e s s u m� Herausgeber: Dürener Geschichtswerkstatt

e.V., Cyriakusstr. 33, 52355 Düren,www.geschichtswerkstatt-dueren.de

� Redaktion: Bernd Hahne M.A. � Bezug: liegt an zahl-

reichen Stellen inDüren aus

� Herstellung:Schloemer & PartnerGmbH, Düren

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� Das Stadtmuseum Dürenwird unterhalten vom„Trägerverein Stadt-museum Düren“ e.V.

� Vorsitzender: Paul LarueStellv. Vors.: Bernd HahneSchriftführer: Rolf TerkatzSchatzmeister: Hartmut Böllert

� Stadtmuseum DürenArnoldsweilerstr. 3852351 DürenTel. 1 21 59 25

� BankverbindungSparkasse DürenBLZ 395 501 10Kto 1 398 997 674

� AG Düren VR 2185

� anerkanntgemeinnützig

UnterschriftOrt, Datum

Hiermit erkläre ich meinen Beitritt zum„Trägerverein Stadtmuseum Düren“ e.V. Mit meiner Unterschrift erkenne ich die Satzung desVereins an und verpflichte mich, den jew. gültigen Jahresbeitrag (z.Z. 24,00 €) zu zahlen.

Name:

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* Diese Angaben sind freiwillig, erleichtern uns aber eine bessere Ansprache unserer Mitglieder

B E I T R I T T S E R K L Ä R U N G

E I N Z U G S E R M Ä C H T I G U N GHiermit ermächtige ich den „Trägerverein Stadtmuseum Düren“ e.V., den jeweilsgültigen Jahresbeitrag (z.Z. 24,00 €) von meinem

Konto Nr.:

bei: BLZ:

bei jeweiliger Fälligkeit* einzuziehen.

*Der Einzug erfolgt in der Regel vier Wochen nach Beitritt und zum 1.3. der Folgejahre.

UnterschriftOrt, Datum

Bitte ausgefüllt und unterschrieben an: Trägerverein Stadtmuseum Düren e.V., Arnoldsweilerstr. 38, 52351 Düren

usmeum

StadtmuseumDüren

Wenn Sie das Heft nicht zerschneiden wollen:

Den Mitgliedsantrag gibt’s auch unter

www.stadtmuseumdueren.de

zum Runterladen oder bei den Mitgliedern

des Trägervereins.

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Düren erhielt seinen ersten Bahnhof imRahmen der Eröffnung der ersten Strecke derRheinischen Eisenbahngesellschaft von Kölnnach Aachen am 1. September 1841. Erbestand aus einem Empfangsgebäude, einerWasserstation, einer Lagerhalle und einerWerkstatt zur Fahrzeug-Reparatur.

Eine weitere Strecke wurde am 6. Oktober1864 von Düren nach Euskirchen in Betriebgenommen. Am 1. September 1869 nahmman schließlich die Strecke von Düren nachNeuss in Betrieb. Ihr folgte am 1. Oktober1873 die Strecke Düren – Jülich. Auf Grundder nun zahlreichen Streckenanschlüsse warder Bahnhof Düren schon bald zu klein undwurde durch das noch heute existierendeEmpfangsgebäude ersetzt, das die RheinischeEisenbahngesellschaft erbaute und das vonder Bergisch-Märkischen Eisenbahngesell-schaft mitbenutzt wurde. Seine Einweihungfand am 15. April 1874 statt. Es ist eines derwenigen Gebäude in Düren, die nicht durchdie Bombenhagel des Zweiten Weltkrieges zer-stört worden sind und sich bis heute behaup-ten konnten. Das Bahnhofsgebäude gehörtaußerdem mit seinen mittlerweile fast 140Jahren zu den ältesten noch existierenden undnoch in Betrieb befindlichen Bahnhofsgebäu-den in Deutschland.

Die Nordseite des Bahnhofes wurde von

der Bergisch-Märkischen Eisenbahngesell-schaft betrieben, die auch die Strecke Düren –Jülich gebaut hatte, die Südseite dagegen vonihrem Erbauer, der Rheinischen Eisenbahnge-sellschaft. Zwischen den Bereichen der beidenGesellschaften wurden Verbindungsgleiseangelegt, um gleich die Möglichkeit zu schaf-fen, auch Verbindungen von Jülich nachAachen sowie von Aachen nach Euskirchenherzustellen. Erst am 1. Juni 1892 kam dieStrecke Düren – Heimbach hinzu, sie wurdedurch die Königlich-Preußische-Eisenbahn-Verwaltung errichtet und eröffnet.

Mit der Einweihung des neuen Empfangs-gebäudes 1874 wurde auch die heute nochbestehende Drehscheibe im Bahnhof Dürenin Betrieb genommen.

Damals konnten alle Schlepptender-Dampflokomotiven nur vorwärts mit vollerGeschwindigkeit fahren, rückwärts dagegennur wesentlich langsamer. Daher benötigteman Drehscheiben, mit denen die Lokomoti-ven am Zielbahnhof wieder in Fahrtrichtunggedreht werden konnten. Die Drehscheibe imBahnhof Düren weist eine Gleislänge von 16Metern auf und wurde dafür benötigt, dieLokomotiven der auf den Gleisen 17 oder 19ankommenden Züge nach dem Entkuppelnauf der Scheibe um ca. 180° zu drehen. Diegewendete Lokomotive fuhr anschließend

Spuren Nummer 13 · März 2011 11

Die Drehscheibe im Bahnhof Düren

Ein einmaliges Stück Technikgeschichte

Von KURT KLEE(Text und Fotos)

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über das Gleis 18 an dem von ihr herange-brachten Zug vorbei, um etwas später übereine Weiche zurück an den in Gleis 17 oder19 stehenden Reisezug zurückzusetzen undanzukuppeln.

Für dieBedienungder Dreh-scheibewar einDrehschei-benwärterzuständig.Erst nachFreigabedes Signals„Rangie-renerlaubt“ (-Sh 1-)

und einem Handzeichen – bei Dunkelheitzusätzlich mit einer weißen Signallaterne –durfte die Drehscheibe mit Schrittgeschwin-digkeit befahren werden. Dieses Signal „Ran-gieren erlaubt“ befindet sich – heute immernoch – auf dem Dach des Drehscheibenwär-terhauses. Mit diesem Signal ist auch der Ver-riegelungsbolzen zur Festlegung der Dreh-scheibe gekoppelt.

Wenn die Lokomotive nun auf die Dreh-scheibe gefahren war, musste die Lokbremseangezogen werden, damit die Lok nicht wäh-rend des Drehvorgangs durch die Fliehkraftvon der Drehscheibe rollte. Wenn das Zielgleiserreicht und das Signal „Rangieren erlaubt“gestellt waren, betätigte der Drehscheibenwär-ter ein Hupsignal, wonach der Lokführer seineLokomotive mit Schrittgeschwindigkeit vonder Drehscheibe herunterfahren durfte.

Der Antrieb der Dürener Drehscheibe ent-spricht einer raren Ausführung, da er elek-trisch über einen Drehstrom-Motor mitGetriebe auf die Zahnstange erfolgt, die seit-lich am Rand der Drehscheibe angebracht ist.

Bei Stromausfall gab es die Möglichkeit,die Drehscheibe auch per Handbetrieb zubedienen, indem man auf dem Handbetäti-gungsgetriebe zwei Handkurbeln aufsteckte.Wenn der Verriegelungsbolzen entriegelt war,konnte die Drehscheibe – mit oder ohneLokomotive – von zwei kräftigen Eisenbah-nern per Handantrieb gedreht werden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg bis ca. 1960gab es einen Personalpendelzug zwischen demBahnhof Düren und dem ca. fünf Kilometerentfernten, in Merzenich gelegenen Bahnbe-triebswerk Düren. Dieser bestand aus einerKleinlok der Leistungsgruppe I mit 40 PS(Bauart Kö I, Lok-Nr. 0208 oder später 311208) und einem alten preußischen Abteilwa-gen mit Holzbänken und Kohleofen-Heizung.Er kam jeden Werktag um 7:25 Uhr über dasGleis 18 auf die Drehscheibe und wurde aufdas Gleis 17 gedreht. Dort stiegen als Fahrgäs-te Mitarbeiter des Bahnbetriebswerks Dürenein, die mit diesem Zug zur Arbeit befördertwurden; um 7:30 Uhr fuhr das Gespannzurück zum Bahnbetriebswerk. Unterwegshielt der Zug auch noch an einer Haltestelle,an der noch Mitarbeiter aus dem Grüngürtelzustiegen. Spätnachmittags um 17.00 Uhrwiederholte sich das Schauspiel in umgekehr-ter Reihenfolge. Diese Fahrmöglichkeit zumVorbahnhof/Betriebswerk entfiel schließlich,als neue, in Düren beheimatete Akku-Triebwa-gen planmäßig zwischen dem Bahnhof unddem Bahnbetriebswerk verkehrten.

Als die Strecken Düren – Euskirchen am27. Mai 1983 und Düren – Neuss (–Düssel-dorf) am 2. Juni 1996 stillgelegt wurden,waren auch die Gleise 17, 18 und 19 überflüs-sig geworden und wurden schließlich ein-schließlich der Anschlussgleise (Herzstücke)zur Drehscheibe im Sommer 2000 abgebaut.Nun geriet die Drehscheibe in Vergessenheit,Gestrüpp und Unkraut wucherten undjugendliche Vandalen tobten sich an ihr aus.Jetzt ging es bergab mit der Drehscheibe. Umdas Jahr 2001 nahm sich ein Eisenbahnerihrer an, spendierte ihr etwas Farbe undtauschte ein paar morsche Bretter aus, dieseAktion blieb jedoch nur Flickwerk.

Heute sind das Dach und einige Fenster-scheiben des Drehscheibenwärterhausesschwer beschädigt, die Tür steht offen, dieWasserabläufe sind verstopft, und an denSchmierölbehältern stehen die Deckel auf,

12 SpurenNummer 13 · März 2011

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denn die Abdeckungen hierzu sind schadhaft;die vor zehn Jahren eingebesserten Laufboh-len sind verrottet (damals verwendete maneine falsche Holzsorte!), eine Handkurbel fehltusw.

Die Dürener Drehscheibe hat seit 1874viel erlebt und zwei Weltkriege überstanden.Sie ist die einzige Drehscheibe in Deutschland,die noch – wie in der Anfangszeit der Eisen-bahn – direkt in einem Personenbahnhof liegtund dadurch für jedermann sichtbar ist. Sie isttechnisch einmalig; allein der seltene Zahnrad-

antrieb mit der Zahn-stange senkrecht an derDrehscheiben-Seiten-wand usw. usw.

Es ist traurig, dass dieDrehscheibe, die sogarden Bombenangriff aufDüren vom 16. November 1944 überlebt hatund somit ein Teil des verschwundenen altenDüren ist, keine Lobby hat und möglicherwei-se demnächst von Unkundigen oder Nichtin-teressierten entfernt wird!

Verrotten und verrosten – das

traurige Schicksal der Dürener

Drehscheibe!?

Spuren Nummer 13 · März 2011 13

Dürener Stadtteile I: Ein Rundgangdurch Nord-Düren

Im Krieg und beim Angriff vom 16. Nov.1944 wurde Nord-Düren weitgehend ver-schont, von den 60-er Jahren an führte derZuzug von „Gastarbeitern“ zu einem Wechselder Bevölkerungsstruktur, vor allem türkischeGeschäfte und Cafés prägen heute das „Quar-tier“. In den letzten Jahren hat das Projekt„Soziale Stadt Nord-Düren“ zu intensiverZusammenarbeit von Alteingesessenen undMigranten und zu sichtbarem Wandel geführt.Leitung: Karl-Heinz Küpper, Ludger DoweTermin: Samstag, 14. Mai 2011,

15.00 UhrTreffpunkt: Eingang StadtbüchereiEntgelt: 5,- / 2,50 Euro (Schüler frei) –

wird beim Start kassiertAnmeldung: Tel. 188170 (Evang. Familienbil-

dung) bis 9. Mai

Spuren der Stadtgeschichte in Düren II– Eine Erkundung mit dem Fahrrad –Dieser zweite Teil der Erkundung mit dem

Rad beginnt im Stadtzentrum und geht dannnach Osten, führt durch den Grüngürtel, zuSpuren im Bereich der Kölner Landstraße unddem Neuen Friedhof. Am Jüdischen Friedhofvorbei geht es nach Süden bis zum Muttergot-teshäuschen und zurück ins Stadtzentrum.Leitung: Dürener GeschichtswerkstattTermin: Sonntag, 26. Juni 2011,

14.00 bis ca. 17.00 UhrTreffpunkt: Rathaustreppe am KaiserplatzEntgelt: 5,- Euro, Kinder frei (wird am

Start kassiert)Anmeldung: Tel. 02421-222836 (Kreis-VHS)

bis 20. Juni

Rund um die Stadtgeschichte

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Mit der Eröffnung des II. Abschnitts derStändigen Ausstellung zur Dürener Stadt-geschichte am 1. Advent 2010 haben wirdie nächste Etappe unserer Arbeit eröffnet.

Mehrere hundert Besucher zeigten unsdurch ihr Interesse, dass die ganze Anspan-nung in den Monaten vorher nicht umsonstgewesen war. Ein wenig unsicher waren wir

nämlich schon zu Beginn des Jahres, ob wirfür diese spannende Epoche außer den zahl-reich im Dürener Stadtarchiv vorhandenenDokumenten auch andere Ausstellungsstückezusammen bekommen würden. Aber erstaun-licher Weise kamen im Laufe der Recherchenimmer mehr richtige Schätze zusammen, diein den Zeitaum 1815-1870 passten – wennauch vielleicht nicht immer als Originalstücke.Andere Zusammenhänge wurden durchModelle veranschaulicht oder, wie im Falle der

Blick in einen Teil des großen

Ausstellungsraums.

Im Vordergrund die große

Landkarte mit den Mühlen- und

Fabrikstandorten – ein

generationenübergreifender

Anziehungspunkt.

14 SpurenNummer 13 · März 2011

Die Begeisterungnimmt kein EndeVon BERND HAHNE

Im Herbst 2010 waren an drei Vormit-tagen die 4. Schuljahre der Martin-Luther-Grundschule im Stadtmuseum.

Jeweils zwei Mitglieder des Trägervereinsbrachten den Jungen und Mädchen, darunterviele mit „Migrationshintergrund“, als Ergän-zung zum Sachkundeuntericht die Exponateder Zeit bis 1815 (I. Abteilung) nahe.

Besonders engagiert war die mittlereGruppe, die hochkonzentriert und mit immerneuen Fragen nicht vom Stadtmodell wegzu-bekommen war. Auch die übrigen Dinge, vorallem das „Greifbare“ wie Ritterrüstung undKartoffelwaage, fanden großes Interesse. Zurgroßen Überraschung der Museums-„Füh-rer“ brachte die dritte Gruppe am nächstenTag einen großen Umschlag mit, der Briefevon allen Jungen und Mädchen enthielt, dieam 2. Tag da gewesen waren. Diese Briefesind im Eingangsbereich des Museums zufinden.

Einige Zitate aus den meist noch schönillustrierten Briefen werden nachfolgend vor-gestellt:

„Ich habe mich sehr gefreut, dass wir beiIhnen viel über Düren erfahren haben … Mirhat es sehr gefallen, wie wir die Handschuheund den Kettenpanzer anziehen durften“.

„Die ausgestopften Tiere waren cool. Ichhabe mich sehr gefreut. Das Modell der VillaDuria sah sehr cool aus“.

„… dass Sie uns über Düren informierthaben. Besonders die Sachen, die man selbermachen konnte, haben mir gefallen. Woherwissen Sie das eigentlich alles?“

„…Am meisten hat mir die Waage gefal-len. Mit Dir hat es Spaß gemacht. Wenn ichZeit habe, dann kann ich Dich besuchenkommen“.

„Ich danke Ihnen für Ihre nette Rundedurch das Museum. Die Waage und die aus-gestopften Tiere waren so toll. Am bestenfand ich das Dürener Modell.“

„Ich bedanke mich bei Ihnen, dass Siesich so viel Zeit genommen haben. Ich fandes schön, dass wir die Ritterrüstung anziehendurften“.

„Es hat sehr viel Spaß gemacht. Dasnächste Mal komme ich mit meiner Familie“

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Mühlenstandorte, durch eine überdimensio-nale Karte, auf der die vier Dürener Teichsyste-me und die an ihnen befindlichen Mühlen alsKeimzellen der Industrie durch farbige Diodenmarkiert sind.

Die Mühlen werden uns auch in andererHinsicht weiter beschäftigen. In verschiedenenArbeitsgruppen, die sich an den vier Teichenorientieren, werden die im Stadtarchiv vorhan-denen Unterlagen, die bisher noch nicht auf-gearbeitet worden sind, transkribiert, einzelnverzeichnet und so einer weiteren Nutzungbesser zugänglich gemacht. Ziel dieser Projekt-arbeit ist die (unter den gegebenen Umstän-den möglichst) vollständige Erfassung allerMühlen im heutigen Stadtgebiet und die Dar-

stellung ihrer Werdegänge. Aus diesen Ergeb-nissen könnte sich eine Publikation ergeben,aber auch z.B. eine themenspezifische Stadt-führung.

Neben dem Schwerpunkt Industrie – derleider aus Platzgründen nur sehr unvollkom-men dargestellt werden kann – beschäftigtsich die II. Abteilung mit dem Übergang vonder französischen Zeit in die vollkommenanders geartete preußische Dynastie und densich daraus ergebenden Brüchen und Unge-reimtheiten; mit der Entwicklung des staatli-chen Schulwesens inkl. Einführung der Schul-pflicht; mit der neuen Dimension von Armutund der Reaktion von Staat und Gesellschaftdarauf; und schließlich mit dem Ausbau derstädtischen Infrastruktur bis hin zum Fernstra-ßennetz und dem Anschluss an die Eisenbahn.

Für all jene, die die teilweise umfangrei-chen Ausstellungstexte nicht komplett vor Ortstudieren möchten, gibt es gute Nachrichten:Ein Ausstellungsführer mit dem Material die-ser II. Abteilung und einigem mehr ist inArbeit.

Besucher willkommen

Auch wenn wir uns über mangelndenZuspruch zu den „regulären“ Öffnungszeitensonntags von 11 bis 17 Uhr nicht beklagenkönnen: Gruppen sind uns jederzeit auch zubesonderen Führungen willkommen. Wir bit-ten nur um Berücksichtigung des Umstands,dass wir als Ehrenamtliche nur begrenzteKapazitäten haben.

Gerne lassen wir solche Führungen aberauch – gemeinsam mit unseren Gästen – ineinem gemütlichen Beisammensein ausklin-

Eine Biedermeier-Dame

und ihre Magd –

Sinnbild der Macht- und

Abhängigkeitsverhältnisse

jener Zeit

Spuren Nummer 13 · März 2011 15

Rund 90 Eintragungen umfasst dasGästebuch des Stadtmuseums seit demBeginn der Arbeit Ende November 2009.

Viele Eintragungen loben die Ausstel-lungsmacher, begrüssen die Initiative fürein Stadtmuseum in Düren und wünscheneine gute Hand bei der weiteren Arbeit.Dass eine Reihe von Besuchern verspricht,wiederzukommen, freut die Aktiven derVereins besonders. Hier einige Beispiele:

„Ein toller Start für das Stadtmuseum.Den ehrenamtlich engagierten Bürgerndafür herzlichen Dank!“

„Eine großartige Idee, toll umgesetzt“„Glückwunsch und Anerkennung! Eine

Stadt wie das lebens- und liebenswerteDüren kann stolz auf ihre Geschichte sein.Weiter so. Danke!“

„Auch für Blinde gibt es sehr viel zubetasten und ist deshalb sehr beeindru-ckend.“

„Gut dass ihr Euch darum kümmert,alles zu bewahren“.

„Vielen Dank für die unseren Schülerngerecht werdende Stadtführung und dieMöglichkeit, das Museum ganz für uns zuerkunden“. (Förderschule Kreuzau-Boich).

„Wir sind froh, dass unsere HeimatstadtDüren ein so informatives Geschichtsmu-seum hat. Sicherlich sind wir nicht das letz-te Mal her gewesen. .. viele interessanteBegegnungen rund um das historischeDüren.“

„… ich habe mich sehr gefreut über dieAusstellung einiger Dokumente meinerFamilie. Weiter so und viel Erfolg.“

„Als ein 1925 in Düren Geborener und2007 nach 50 Jahren Zurückgekehrter habeich heute mit meiner Frau dieses Museumbesucht – wir haben uns in unsere Jugend-zeit zurückgesetzt gefühlt“.

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16 SpurenNummer 13 · März 2011

gen. Der Dürener LionsClub nutzte diesen Nach-mittag sogar, um imStadtmuseum seine Pres-sekonferenz mit Bekannt-gabe der Spendenempfän-ger aus dem letztjährigenAdventskalenderverkaufzu verbinden. Wir freutenuns jedoch nicht nur überein „volles Haus“, son-dern auch über eine groß-zügige Spende der Lionsfür unsere weitere Arbeit.

Weitere Führungengab es für die „Kollegen“des Leopold-Hoesch-

Museums, Eltern des Stift. Gymnasiums,Senioren von St. Anna u.v.a.m.

Veranstaltungen

Aufgrund der bisherigen tollen Resonanzauf unsere Angebote (beim zweiten Vortragvon Frank Stupp im Januar waren wieder rd.100 Zuhörer ins Stadtmuseum gekommen)werden wir auch unser Veranstaltungspro-gramm fortsetzen. Folgende Termine stehenbis jetzt schon fest:

31.03. Vortrag „Die Deportation DürenerJüdinnen und Juden“ von Bernd Hahne(begleitend zum Halt des „Zugs der Erinne-rung“ in Düren)

13.04. Vortrag und Live-Demo von SarahSchiffer: „Scherenschnitte“

20.04. Vortrag Matthias Simon (KANZAN)und Ausstellungseröffnung: Vom Bütten zumBackbarrier. 300 Jahre Neumühl.

Weitere Vorträge zu Themen der Ausstel-lung (Lendersdorfer Hütte, Mühlenteiche)sind in Vorbereitung, auch die Reihe „Dürenerauf der Couch“ werden wir im Sommer fort-setzen.

Am 26. März unternehmen wir mit 50Teilnehmern eine Exkursion ins Haus der

Geschichte in Bonn zur großen Napoleon-Ausstellung und anschließend nach Königs-winter zum Naturschutz-Museum.

Nach dem großen Erfolg der Betriebsbe-sichtigung bei ANKER-Teppich (es musstenspontan zwei Gruppen gebildet werden) sindauch hier weitere Besuche (u.a. bei Th. J.Heimbach im Jahr ihres 200-jährigen Beste-hens) in Vorbereitung.

Auch zum Internationalen Museumstagam 15. Mai, der dieses Jahr unter dem Motto„Museen – unser Gedächtnis“ steht, werdenwir ein Programm anbieten. Wir wollen dazumit Hilfe alter und neuer „Bildwerfergeräte“einige der Schätzchen aus unserem Archiv imStundenrhythmus den Besuchern zeigen.

A propos Schätzchen …

Wir sind jeden Dienstag aufs Neue über-rascht, was sich noch so alles in Dürener Häu-sern findet. Denn es vergeht kaum eineWoche, in der wir nicht von unseren Besu-chern „neue“ alte Dinge zu treuen Händenüberreicht bekommen.

Es spricht sich nämlich mittlerweileherum: Nicht wegwerfen, sondern imStadtmuseum anrufen. Wir versuchen wirk-lich, jedem Hinweis nachzugehen und alles zusichern, was für die Dürener Stadtgeschichteinteressant ist oder für das alltägliche Lebender Dürener von Bedeutung war.

Dabei finden manche Sachen auch aufäußerst kuriosem Weg zu uns: Magda Schnei-der hatte einen Bekannten in Neuseelandbesucht und sah zufällig auf einem Trödel-markt „down under“ alte Dürener Postkarten,die sie natürlich sofort erwarb und uns jetztzur Verfügung stellte.

Andere Mitbürger möchten, was sie einLeben lang gesammelt haben und wofür sichihre Nachkommen nicht interessieren, einersinnvollen Verwendung zuführen. Wiederandere haben Erinnerungen an ihr Berufsle-ben aufbewahrt, die auch für ihre Mitmen-

schen interessant sein könn-ten.

Wir bitten noch einmalganz herzlich – im Interesseeiner möglichst interessan-ten Darstellung der Stadtge-schichte – darum: Sagen Sieuns Bescheid, kommen Siedienstags ab 18 Uhr vorbeioder rufen Sie uns an (BerndHahne, Tel. DN 94 888 34) –wir kümmern uns um IhreSchätze!

Unter amüsierter Assistenz von

Bernd Hahne demonstriert eine

Besucherin (Lions-Club) ihre

Fertigkeiten in deutscher Schrift

auf einer Schiefertafel

Bericht der Dürener Zeitung

über den zweiten Vortrag von

Frank Stupp im Januar 2011