Übernachten am Bauhaus...12 13 Ehrlich-Zimmer Er war einer der bedeutendsten Architekten der DDR,...

13
Übernachten am Bauhaus

Transcript of Übernachten am Bauhaus...12 13 Ehrlich-Zimmer Er war einer der bedeutendsten Architekten der DDR,...

Page 1: Übernachten am Bauhaus...12 13 Ehrlich-Zimmer Er war einer der bedeutendsten Architekten der DDR, erhielt sein Rüstzeug aber am Bauhaus, wo der von 1927 bis 1930 studierte und anschließend

Übernachten am Bauhaus

Page 2: Übernachten am Bauhaus...12 13 Ehrlich-Zimmer Er war einer der bedeutendsten Architekten der DDR, erhielt sein Rüstzeug aber am Bauhaus, wo der von 1927 bis 1930 studierte und anschließend

2

3

Herzlich willkommen im Bauhaus Dessau!Sie übernachten im Ateliergebäude von Walter Gropius und damit im Weltkulturerbe. Genau wie die Glasfassade vor dem Werkstät-tentrakt sind auch die wie ausgeklappt wirkenden Einzelbalkone des Ateliergebäudes in der Ikonographie der Moderne fest verankert.

Gropius trennte in seinem Entwurf die einzelnen Gebäudeteile nach ihren Funktionen und gestaltete sie unterschiedlich. Nur wenn Sie ganz um den Bau herumgehen, werden Sie Gestalt und Anlage des Komplexes ganz erfassen; eine zentrale Sicht gibt es nicht. Der Architekt selbst reklamierte immer wieder die Vogelperspektive als einzige, angemessene Sicht – ein Luxus, den wir Ihnen mit diesem Heft natürlich nur ansatzweise bieten können.Verstehen Sie diese Broschüre durchaus als Anregung, Dessau- Roßlau als Stadt der Moderne kennenzulernen. Mehr Bauhaus als hier ist nirgendwo. Wir heißen Sie nochmals herzlich willkommen am Bauhaus und wünschen Ihnen anregende Stunden in Dessau- Roßlau!

„das neue ateliergebaeude nahm einen bedeutenden platz in der geschichte der modernen architektur ein, und es ist nicht ausgeschlossen, dass der frische geist seine impulse teilweise aus der gleichen quelle bezog.“ Alexander Schawinsky

Stiftung Bauhaus Dessau Gropiusallee 38 06846 Dessau-Roßlau

Zimmerbuchung: Tel. 03 40-65 08-318 www.bauhaus-dessau.de

Inhalt

Luxuriöses Studentenleben 4Musterhaus für Neues Wohnen 6Moderne im Selbstversuch 8Schlafen wie die Bauhäusler 10Personalisierte Zimmer 12Schauzimmer 16Anreise 18Abreise 20Benutzerhinweise Schlüssel 21Sicherheitshinweise 23AGBs 24Ausflugshinweise 26

Page 3: Übernachten am Bauhaus...12 13 Ehrlich-Zimmer Er war einer der bedeutendsten Architekten der DDR, erhielt sein Rüstzeug aber am Bauhaus, wo der von 1927 bis 1930 studierte und anschließend

4

5

Luxuriöses Studentenleben: das Ateliergebäude Das Ateliergebäude des Bauhauses war 1926 eine kleine Sensation: Zum ersten Mal konnten Studenten am Ort ihrer Hochschule nicht nur arbeiten, sondern auch leben – in einem eigens dafür ausgelegten, in das Schulgebäude inte-grierten Studentenwohnheim. Ihr neues Wohnheim nannten die Bauhäusler in Anlehnung an die alte Weimarer Unterkunft „Prellerhaus“, was noch heute gebräuchlich ist. Der Beiname geht auf den Landschaftsmaler Friedrich Preller den Älteren zurück, der im 19. Jahrhundert Weimarer Kunststudenten ein Obdach bot, das später auch die Bauhäusler nutzten.

Mit dem Dessauer Wohngebäude hielt die Moderne Einzug in den Alltag der Bauhausschüler: Sieben Wohnateliers lagen, zusammen mit einer Teeküche, auf einer Etage, verbunden durch einen Mittelflur. Es bürgerte sich ein, dass die größten-teils in der Weberei beschäftigten Studentinnen die untere, blaue Etage bewohnten. Die beiden folgenden Stockwerke, deren Flurdecken Hinnerk Scheper rot bzw. gelb hatte strei-chen lassen, wurden von den Schülern der anderen Werk-stätten und der Malklassen bewohnt. Das oberste, weiße Geschoss war den künftigen Architekten vorbehalten.

Studenten auf einem Balkon des Ateliergebäudes, 1931. Samm-lung Stiftung Bauhaus Dessau, Fotograf unbekannt

Die Ausstattung verdient für damalige Verhältnisse außerge-wöhnlich luxuriös genannt zu werden. Es gab Gemeinschaft-seinrichtungen, Bäder und Duschen, Teeküchen, Terrassen und sogar eine Turnhalle im Keller. Die einzelnen Ateliers waren mit Einbau schränken, Sofanischen, Waschgelegenheiten und vornehmlich von Marcel Breuer entworfenem Stahlrohrmobiliar eingerichtet. Auf 20 Quadratmetern Wohnfläche ließ es sich be-quem leben. Entsprechend begehrt waren die Ateliers unter den Studierenden – zum Mietpreis von 20 Reichsmark, einschließ-lich Reinigung und Gas. In jedem Semester wurden die Ateliers deshalb neu vergeben, der Vorlauf betrug im Regelfall vier bis fünf Wochen.

Von den 28 Zimmern verfügten 16 über einen eigenen kleinen Balkon. Ein Gutteil des studentischen Lebens im „Prellerhaus“ spielte sich auf diesen markanten Austritten ab, die die Nord-fassade des Gebäudes unverkennbar machen. Hier, wie auch auf den Gemeinschaftsbalkonen auf der Ostseite, trafen sich die Bauhäusler zum guten Gespräch und musizierten mitein-ander. 1930 ließ der dritte und letzte Direktor des Bauhauses, Ludwig Mies van der Rohe, das Gebäude radikal umbauen. Aus mehreren Ateliers wurden große Klassenräume, in denen unter anderem Josef Albers’ Vorkurse stattfanden. Wassily Kandinsky unterrichtete seine Schüler hier im freien Zeichnen. Nach einer denkmalpflegerischen Sanierung im Jahre 2006 steht das das „Prellerhaus“ nun Gästen der Stiftung Bauhaus Dessau und interessierten Touristen offen.

Selbstportrait im Spiegel, Atelier, 1928 –1932 Bauhaus-Archiv Berlin, Fotografie: Gertrud Arndt / Archiv Alfred und Gertrud Arndt, Alexandra Bormann-Arndt und Hugo Arndt

Page 4: Übernachten am Bauhaus...12 13 Ehrlich-Zimmer Er war einer der bedeutendsten Architekten der DDR, erhielt sein Rüstzeug aber am Bauhaus, wo der von 1927 bis 1930 studierte und anschließend

6

7

Musterhaus für Neues Wohnen Der Anspruch, eine neue Form des „befreiten Woh-nens“, des Rechts auf „Licht, Luft und Sonne“ im Zeit-alter der Rationalisierung und Normierung zu entwik-keln, war eines der Hauptthemen des Bauhauses. Zu Fragen der Gestaltung und des Verhältnisses von Ge-genstand und Raum entstanden neue, zum Teil avant-gardistische Konzepte. Die stets auf erzieherische Wirkung bedachten und mit beispielhaftem Anspruch vorgeführten Lösungen des Bauhauses in Bezug auf die Gestaltung von Siedlungsanlagen, Wohnhäusern, Inneneinrichtungen und Hausgeräten waren jedoch nicht gänzlich frei von Widersprüchen. Sie changierten zwischen Entwürfen für die Wohnung für das Existenz-minimum (Siedlung Törten und Laubenganghäuser) auf der einen und die villenartigen Meisterhäuser auf der anderen Seite. Erstere wurden als engagierte Erfüllung eines Pflichtprogramms, einer Notwendigkeit der Zeit, betrachtet. Die Errichtung des großzügig dimensio-nierten und ausgestatteten eigenen Heimes hingegen wurde als Planung für die Zukunft propagiert: „Heute wirkt noch Vieles als Luxus, was übermorgen zur Norm wird.“ Walter Gropius, 1930.

Dieses gesellschafts- und zeitbezogene Verständnis von Gestaltung spiegelte sich auch in der Wohnpraxis am Bauhaus selbst und bei der Unterbringung der Schüler und Lehrer wider. In Dessau konnte das Bau-haus mit dem zum Schulgebäude gehörenden Atelier-bau und den Meisterhäusern seine Vorstellungen nach einer Verbindung von experimenteller Lehrform und idealer Lebensgemeinschaft, eines gemeinschaftlichen Wohnens und Arbeitens, beispielhaft verwirklichen. Dies war eine in der deutschen Schul- bzw. Hoch-schullandschaft einmalige Situation, die auch nur dank der damaligen Offenheit der Stadt Dessau realisiert werden konnte. Dennoch: Im Alltag bildete auch dieses Muster-Ensemble des Neuen Wohnens am Bauhaus die gleichen sozialen Differenzierungen ab. Obwohl die Institution weitgehend auf Gleichstellung bedacht war, erhielten nur wenige, privilegierte Studenten eines der begehrten Zimmer im Atelierhaus. Der Rest wohnte traditionell zur Miete in möblierten, gründerzeitlichen Wohnungen oder in nahegelegen randstädtischen Siedlungen.

Lutz Schöbe

Eine Studie auf dem Balkon der Malklasse, um 1932. Stiftung Bauhaus Dessau, Fotografie: Alfred Eisenstaedt

„die balkone waren gerade groß genug fuer eine mahlzeit zu dritt. in den etagenkuechen fand ein reger austausch von nationalen rezepten der verschiedensten heimaten statt – ungarisch, polnisch, deutsch, schweizer, russisch, juedisch, orientalisch, japanisch, hindu, italienisch. von allen rezepten erfreuten sich in butter geröstete zwiebeln mit eiern groesster popularitaet, wahrschein lich aus gruenden der simplizitaet und oekonomie.“

Xanti Schawinsky

Page 5: Übernachten am Bauhaus...12 13 Ehrlich-Zimmer Er war einer der bedeutendsten Architekten der DDR, erhielt sein Rüstzeug aber am Bauhaus, wo der von 1927 bis 1930 studierte und anschließend

8

9

Melusine Herker auf dem Metallischen Fest am 9. Februar 1929 im Bauhausgebäude. Stiftung Bauhaus Dessau, Fotograf unbekannt

Moderne im Selbstversuch Einzelzimmer für Studenten, nach den Maßstäben der 1920er Jahre war das ein fast unvorstellbarer Luxus, und dabei mussten die jungen Leute nicht einmal Stu-diengebühren oder Miete bezahlen. Das Bauhaus-Studium war gratis für diejenigen Kandidaten, die nach einem mehrwöchigen Vorkurs von ihren Lehrern als geeignet ausgewählt wurden. Heute können Touristen in den Zimmern übernachten, in de-nen einst die Elite der europäischen Architekten und Designer ihren Beruf lernte.

Diese Zimmer haben vieles gesehen. Das Verhältnis zwischen Professoren – sie ließen sich „Meister“ nennen – und Studenten war in Dessau lockerer und freundschaftlicher als üblich. Liebesbeziehungen inklusive. So etwas war kein Skandal, es galt als irgend-wie modern, und etwas Modernes konnte am Bauhaus doch unmöglich verboten sein.

Legendär waren die Kostümfeste. Walter Gropius verkleidete sich einmal als sein Kollege Le Corbusier, Lyonel Feininger kam als rechtwinkliges Dreieck, der Student Heinrich Koch als Karo. Gropius ließ, auf Kosten des Bauhauses, einen Berliner Tanz-lehrer anreisen, der seinen Studenten den Modetanz Charleston beibrachte. Die Feste hatten meistens ein skurriles Motto, einmal hieß es „ Bart-, Nasen- und Herzensfest“, ein anderes Fest war einfach „weiß“. Beim „metallischen Fest“ wurde den Damen die zu realisierende Idee nahegelegt, als „radioaktive Substanz“ zu erscheinen.

Irgendwie kommt einem dieses Bauhaus, mit seiner Verliebtheit in den Fortschritt, seiner Vorliebe für Partys und lockere Sitten, wie ein Vorläufer der Studentenrevol-te vor, es muss wohl eine Art frühes `68 gewesen sein. [Harald Martenstein]

„Oft wurde das Atelier - haus zum Szenario bewegter Aufzüge von Musik und Masken.“ Lou Scheper

Page 6: Übernachten am Bauhaus...12 13 Ehrlich-Zimmer Er war einer der bedeutendsten Architekten der DDR, erhielt sein Rüstzeug aber am Bauhaus, wo der von 1927 bis 1930 studierte und anschließend

10

11

Studierende in einem der Ateliers, um 1928, Bauhaus-Archiv Berlin, Fotograf unbekannt

Schlafen wie die Bauhäusler

Im Ateliergebäude des Bauhauses Dessau kann der geneigte Gast dort übernachten, wo in den Zwanzigerjahren Anni und Josef Albers, Gertrud und Alfred Arndt sowie Franz Ehrlich wohnten. Die Zimmer sind zum Teil personalisiert und mit Mö-beln und Kunstwerken der erwähnten Bauhäusler ausgestattet worden. Das sogenannte „Preller haus“ soll in seiner histo-rischen, programmatischen Struktur als Kollektivwohnhaus neu erlebbar werden. Dazu gehört, dass das Flair der Zwanzigerjah-re, als sich hier das wilde Bauhausleben abspielte, nachgezeich-net wird.

Hinweis:Die Gegebenheiten der Sanitäranlagen sind mit Gemeinschafts-dusche und Etagen-WC noch wie zu Bauhauszeiten.

Eine Barrierefreiheit kann aufgrund des Denkmalschutzes leider nicht gewährleistet werden.

Das Mitbringen von Tieren sowie das Abstellen von Fahrrädern ist nicht gestattet!

Ausstattung

Handtücher, Bettwäsche und Wolldecken

Waschbecken (kein Fön) im Übernachtungspreis ist kein Frühstück inbegriffen

kostenfreier Besucherparkplatz und Fahrradgarage vorhanden

Kinderreisebetten und Klappbetten für Kinder und Jugendliche in begrenzter Zahl vorhanden

Nutzung einer Teeküche möglich nicht in der Ausstattung: Fernseher und Minibar

kein Aufzug

Page 7: Übernachten am Bauhaus...12 13 Ehrlich-Zimmer Er war einer der bedeutendsten Architekten der DDR, erhielt sein Rüstzeug aber am Bauhaus, wo der von 1927 bis 1930 studierte und anschließend

12

13Ehrlich-Zimmer

Er war einer der bedeutendsten Architekten der DDR, erhielt sein Rüstzeug aber am Bauhaus, wo der von 1927 bis 1930 studierte und anschließend Mitarbeiter von Walter Gropius war: Franz Ehrlich (1907-1984). „Sein“ Zimmer 307 ist mit der Wohnraum-möbel-Typenserie „602“ eingerichtet, die Ehrlich Mitte der Fünfzigerjahre für die Deutschen Werkstätten in Dresden-Hellerau entwarf. Sein variantenreiches Anbaumö-belsystem, zu dessen charakteristischen Merkmalen eine einfache, schnörkellose, kastenförmige Erscheinung, spitze Fußge-stelle, Muldengriffe und eine vielfältige Kom-binationsmöglichkeit gehören, wurde lange Zeit trotz anfänglicher Formalismusvorwürfe in Hellerau produziert und gehörte zu den be-liebtesten Möbeln in der DDR. Zu sehen sind ein Schreibtisch und ein Buffet aus ebenjener Serie sowie zwei Stühle und ein Garderoben-haken. An der Wand hängt in einem eigens von Franz Ehrlich dafür entworfenen Rahmen die Reproduktion einer Pastellzeichnung, die Anfang der Sechzigerjahre entstand und eine Stadtansicht von Moskau zeigt.

Albers-Zimmer

Der Maler, Bildhauer und Kunsttheoretiker Josef Albers (1888 –1976) bewohnte das Zimmer 204 vermutlich vom September 1926 bis zu seinem Umzug ins Meisterhaus 1928. Der Bauhausmeister tat sich auch als Möbelgestalter hervor und entwarf in den Zwanzigerjahren bemerkenswerte Ein- zel-möbel und Möbelgruppen. Dazu gehören ein Zeitschriften- und Notenregal aus Eichenholz von 1923, ein aus Eichenholz und weiß lackiertem Glas bestehender Tee-Tisch von 1927 und ein Satztisch von 1926. All dies gehört zur Ausstattung im Preller-haus. Das Regal stand einst im Bürobe-reich des Bauhausdirektors Walter Gropius in Weimar, den Teetisch nutzte Albers im Dessauer Meisterhaus. Den Beistelltisch entwarf der Bauhausmeister 1926 für eine Privatwohnung in Berlin. Die Möbel werden in exklusiver Lizenz der Josef & Anni Albers Foundation als Re-Edition durch die Firma kleinundmore hergestellt und weltweit ver-trieben.

Page 8: Übernachten am Bauhaus...12 13 Ehrlich-Zimmer Er war einer der bedeutendsten Architekten der DDR, erhielt sein Rüstzeug aber am Bauhaus, wo der von 1927 bis 1930 studierte und anschließend

14

15Zimmer des unbekannten Bauhäuslers (re-inszeniert)

Ein weiteres, wenngleich namenloses Gästezimmer wurde baulich in den Original-zustand versetzt. So wurde die Türhöhe von etwa zwei Metern auf historische 2,22 Meter geändert und originale Beschläge, Elektro-anschlüsse, Sanitäranlagen, Heizkörper sowie Trennwände mit integrierten Einbau-schränken installiert. Weiter konnte durch aufwendige Recherchen die Einrichtung der damals standardisierten Atelier ausstattung ermittelt und erforscht werden: Sie bestand zumeist aus Stahlrohrmöbeln von Marcel Breuer, einer Arbeitsplatte mit zwei Tischbö-cken und einer mit Bast bespannten Schlaf-nische mit einer in der Weberei hergestell-ten Tagesdecke. Was sich nicht im Bestand der Stiftung Bauhaus Dessau befand, wurde aufwendig nachgebaut.

Arndt-Zimmer

Die Bauhausstudenten Gertrud Hantschk (1903-2000) und Alfred Arndt (1896-1976) heirateten 1927 und wohnten beide im Prel-lerhaus. Als Alfred Arndt 1929 zum Meister der Ausbauabteilung ernannt wurde, zogen sie in die Meisterhaussiedlung weiter. Bei der Möblierung des heutigen Zimmers 103 im Atliergebäude wurde auf Arndts Entwürfe für das „Haus des Volkes“ in thüringischen Probstzella zurückgegriffen. Für die dor-tigen Ho- telzimmer entwarf er zwischen 1926 und 1928 Möbel aus Rüsterholz (Ulme). Eine Replik des 1929 von ihm für seine Frau angefertigten Schreibtischs komplettiert die Ausstattung. Wie auch in Probstzella wurden die Möbel durch die Tischlerei Leopold Jahn mit Unterstützung Alexandra Bornemann-Arndts und dem Berliner Bauhaus-Archiv gefertigt. Gertrud Arndt präsentiert sich überdies im Zimmer mit Selbstporträts, die zwischen 1926 und 1929 in ihrem Atelier entstanden waren und als Vorläufer zu Cindy Shermans Fotoinsze-nierungen gewertet werden können.

Page 9: Übernachten am Bauhaus...12 13 Ehrlich-Zimmer Er war einer der bedeutendsten Architekten der DDR, erhielt sein Rüstzeug aber am Bauhaus, wo der von 1927 bis 1930 studierte und anschließend

16

17

SchauzimmerNeben den erwähnten Gästezimmern, in denen der Bauhaus-Besucher auch übernachten kann, wurde ein weiteres Atelier als Schauraum rekonstruiert:

Marianne-Brandt-Zimmer

Marianne Brandt (1893 –1983), die schon am Weimarer Bauhaus studierte, übernahm 1928 die stellvertretende Leitung der Metallwerk-statt in Dessau. Besonders wegen ihrer Leuchten und Metall objekte zählt sie heute zu den bekanntesten Vertreterinnen des Bauhauses. Vom Frühjahr 1927 bis Herbst 1929 bewohnte sie das Atelier 302 im Dessauer Prellerhaus. Ihre Fotografien und Notizen waren für die wis-senschaftliche Aufarbeitung des Ateliergebäudes von immensem Wert. In einer umfassenden Analyse wurden neben der historischen Atelier-Grundausstattung persönliche Objekte Marianne Brandts ermittelt, die nun im weiteren Verlauf der musealen Rekonstruktion hinzugefügt wur-den. Da die Originalobjekte durch Krieg und Umzüge vernichtet wurden oder verloren gingen, bezieht sich die Reinszenierung auf bauähnliche Objekte. So wurde ein modellgleiches Grammophon des um 1927 erfolgreichen Produzenten „His Masters Voice“ beschafft, ein großer Reisekoffer mit Holzleisten und ein bei Marianne Brandt beliebter ein-facher Holz-Klappstuhl mit buntgestreifter Stoffbespannung.

Öffentliche Führung Die Besichtigung des Schauzimmers ist im Rahmen einer Öffentliche Führung möglich.

Mo - Fr 11 und 14 Uhr Sa - So 11, 12, 14 und 16 Uhr

Page 10: Übernachten am Bauhaus...12 13 Ehrlich-Zimmer Er war einer der bedeutendsten Architekten der DDR, erhielt sein Rüstzeug aber am Bauhaus, wo der von 1927 bis 1930 studierte und anschließend

18

19

Mit dem Zug:Dessau Hauptbahnhof, Westausgang, von dort ist es nur ein kurzer Fußweg von 5 Minuten bis zum Bauhausgebäude.

Mit dem Auto:Aus Richtung Süden kommend: A9 München – Berlin, Abfahrt Dessau-Süd

Aus Richtung Norden kommend: A9 München – Berlin, Abfahrt Dessau-Ost

Hauptbahnhof DessauAusgang WEST

Bauhausstraße

A9

B185

B185

B184

B184

AS 10 Dessau-Ost

DessauZentrum

Heidestraße

Mannheim

er Str.

Albrechtstraße

ELBE

MULDE

AS 11 Dessau-Süd

1

4

5

2

3

1 Bauhausgebäude2 Meisterhäuser3 Kornhaus4 Arbeitsamt5 Bauhaus-Siedlung Dessau-Törten

Anreise

Bauhaus

Wache

HS

Page 11: Übernachten am Bauhaus...12 13 Ehrlich-Zimmer Er war einer der bedeutendsten Architekten der DDR, erhielt sein Rüstzeug aber am Bauhaus, wo der von 1927 bis 1930 studierte und anschließend

24

25

Das Bauhaus in Dessau ist weltweit eines der wichtigsten Denkmale des modernen Bauens und wurde 1996 in die Liste des Weltkulturerbes bei der UNESCO eingetragen. Um das Erlebnis dieser besonderen Architektur auch späteren Generatio-nen zu ermöglichen, sind Schutz und Erhaltung des Bauhausgebäudes mit seinem sog. Prellerhaus be-sonders wichtig. Bei der Nutzung des Gebäudes ist daher besondere Vorsicht erforderlich. Das Atelier-gebäude des Bauhauses war 1926 eine kleine Sen-sation: Zum ersten Mal konnten Studenten am Ort ihrer Hochschule nicht nur arbeiten, sondern auch leben – in einem eigens dafür ausgelegten, in das Schulgebäude integrierten Studentenwohnheim. Ihr neues Wohnheim nannten die Bauhäusler in Anleh-nung an die alte Weimarer Unterkunft „Prellerhaus“, was noch heute gebräuchlich ist. Der Beiname geht auf den Landschaftsmaler Friedrich Preller den Älteren zurück, der im 19. Jahrhundert Weimarer Kunststudenten ein Obdach bot, das später auch die Bauhäusler nutzten.

1. GeltungsbereichDiese AGB gelten für alle Beherbergungsverträge, die zwischen der Stiftung Bauhaus Dessau mit Drit-ten (Gast) abgeschlossen werden.

2. ReservierungenDurch die Annahme einer vom Gast vorgenomme-nen Reservierung ist ein Beherbergungsvertrag zu-stande gekommen. Diese Vereinbarung in Form der durch Reservierung bestellten Zimmer ist für beide Vertragspartner bindend. Es besteht lediglich ein Anspruch auf Inanspruchnahme der Übernachtungs-dienstleistung in einem der personalisierten Zimmer, ansonsten werden die Zimmer nach Verfügbarkeit angeboten. Der Gast erhält durch die Stiftung Bau-haus Dessau eine verbindliche Buchungs- bzw. Re-servierungsbestätigung per E-Mail oder Fax, die der Gast wiederum rückbestätigt.

3. Stornofristen / RücktrittsrechtBei einer Absage von 48 Stunden vor der Übernach-

tung gilt eine Stornogebühr i.H. von 50% des Über-nachtungsentgeltes, bei Absage am Tag der Anreise selber bzw. bei Nichterscheinen des Gastes (No Show) i.H. von 80% des Entgeltes als vereinbart.Die Stiftung Bauhaus Dessau ist berechtigt vom Ver-trag zurückzutreten, falls höhere Gewalt oder von der Stiftung Bauhaus Dessau nicht zu vertretende Umstände die Erfüllung des Vertrages unmöglich machen. Die Stiftung Bauhaus Dessau hat den Gast von der Ausübung des Rücktrittrechts unverzüglich schriftlich in Kenntnis zu setzen.

4. Vorauszahlung des Übernachtungspreises Der Preis der gesamten gebuchten Übernachtungs-dienstleistung ist durch den Gast, spätestens bei Anreise, im Voraus zu bezahlen. Eine nachträgliche Rechnungsstellung kann nur in Ausnahme gewährt werden, z. B. durch eine Kostenübernahme.

5. Steuern / Gebühren / AbgabenDie geltenden Preise sind Bruttogesamtpreise und

beinhalten alle gesetzlichen Steuern, Gebühren und Abgaben. Für den Fall der Änderung von Steuer-, Gebühren-, und Abgabensätzen sowie der wirksa-men Erhebung neuer, den Parteien bisher unbe-kannter Steuern, Gebühren und Abgaben behält sich die Stiftung Bauhaus Dessau vor, die Preise entspre-chend anzupassen.

6. Nutzungsmöglichkeiten und Zutritt reservierter Zimmer Reservierte Zimmer stehen dem Gast ab 14 Uhr des Anreisetages, sowie bis spätestens 10:30 Uhr am Abreisetag zur Verfügung.

7. Haftungsrisiken Haftungsrisiken der Gäste für eingebrachte Gegen-stände oder Materialien, die in allgemein zugäng-lichen Räumen des Ateliergebäudes hinterlassen werden, werden von der Stiftung Bauhaus Dessau nicht übernommen. Die Stiftung Bauhaus Dessau ist nicht Verwahrer der vom Gast ins Gästezimmer eingebrachten Gegenstände, gleich welcher Art die-se auch sind, und haftet daher nicht, insbesondere auch nicht Wertgegenstände. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das Ateliergebäude keine Aufbewahrungsmöglichkeit in einem Hotelsafe oder ähnlichen Sicherheitsbehältnissen bietet. Die Ein-bringung durch den Gast erfolgt daher auf dessen eigene Gefahr. Zurückgebliebene Gegenstände des Gastes werden nur auf dessen Anfrage, Risiko und Kosten nachgesandt. Die Stiftung Bauhaus Dessau

bewahrt diese Sachen drei Monate auf, danach wer-den sie, sofern ein erkennbarer Wert besteht, dem lokalen Fundbüro übergeben. Soweit dem Gast ein Stellplatz auf einem Parkplatz der Stiftung Bauhaus Dessau, auch gegen Entgelt, zur Verfügung gestellt wird, kommt dadurch kein Verwahrungsvertrag zu-stande. Es besteht für die Stiftung Bauhaus Dessau keine Überwachungspflicht. Bei Abhandenkommen oder Beschädigung auf dem Stiftungsgrundstück abgestellter Kraftfahrzeuge und deren Inhalte, haftet die Stiftung Bauhaus Dessau nicht, soweit seinen gesetzlichen Vertretern oder seinen Erfüllungsge-hilfen nicht Vorsatz oder grobe Fahrlässigkeit zu vertreten haben. In diesem Falle muss der Schaden spätestens beim Verlassen des Stiftungsgrundstücks gegenüber der Stiftung Bauhaus Dessau schriftlich geltend gemacht werden.

8. Nichtrauchen im GästehausDas Gästehaus der Stiftung Bauhaus Dessau ist ein Nichtrauchergästehaus. Es ist daher untersagt, sowohl in den öffentlichen Bereichen im Gebäude als auch in den Gästezimmern zu rauchen. Für den Fall einer Zuwiderhandlung behält sich die Stiftung Bauhaus Dessau das Recht vor, vom Gast als Scha-densersatz für die gesondert aufzuwendenden Reini-gungskosten, einschließlich eventueller Umsatzein-bußen aus einer hieraus nicht möglichen Vermietung des Zimmers, einen Betrag in Höhe von mindestens EUR 50,00 zu verlangen. Dieser Schadensersatzbe-trag ist höher oder niedriger anzusetzen, wenn die

Stiftung Bauhaus Dessau einen höheren oder der Gast einen geringeren Schaden nachweist.

9. Haustiere / RasenflächenDie Mitnahme von Hunden und anderen Haustieren jeglicher Art in das Bauhaus- und Ateliergebäude ist nicht gestattet. Rasenflächen dienen als Liege- und Spielwiesen. Ein Missbrauch als Hundetoilette wird nicht geduldet, andernfalls werden die Kosten dem Gast in Rechnung gestellt.

10. GerichtsstandGerichtsstand für sämtliche sich zwischen den Par-teien aus dem Vertragsverhältnis ergebenden Strei-tigkeiten ist Dessau-Roßlau.

11. Salvatorische KlauselSollten einzelne Bestimmungen unwirksam oder nichtig sein, wird dadurch die Wirksamkeit der übri-gen Bestimmungen nicht berührt. Es gelten im Übri-gen die gesetzlichen Vorschriften.

(Stand Mai 2016)

Allgemeine Geschäftsbedingungen für die Beherbergung im Ateliergebäude / Prellerhaus der Stiftung Bauhaus Dessau

Page 12: Übernachten am Bauhaus...12 13 Ehrlich-Zimmer Er war einer der bedeutendsten Architekten der DDR, erhielt sein Rüstzeug aber am Bauhaus, wo der von 1927 bis 1930 studierte und anschließend

26

27

Ausflugshinweise

Dessau und Umgebung

Technikmuseum Hugo Junkers Museum zum Wirken des Flugzeugpioniers und genialen Erfinders Hugo Junkers (1859 – 1935) in Dessau. Glanz-stück ist eine restaurierte JU 52. Kühnauer Straße 161, 06846 Dessau-Roßlau täglich 10–17 Uhr, Tel. 0340-6611982 www.technikmuseum-dessau.de

Umweltbundesamt (UBA) Matthias Sauerbruch und Louisa Hutton schufen von 2001 bis 2005 ein geschwungenes, mäanderndes Ge-bäude mit gefaltetem Glasdach, das Energieeffizienz mit hohem gestalterischen Niveau vereint. Am Wörlitzer Platz 1, 06844 Dessau-Roßlau Mo–Mi 9–15:30 Uhr, Do 9–17 Uhr, Fr 9–14 Uhr www.umweltbundesamt.de

Anhaltisches Theater Dessau Friedensplatz 1, 06844 Dessau-Roßlau Kartenvorbestellung unter Tel. 0340-2511-333 und 0340-2400-258, www.anhaltisches-theater.de

Anhaltische Gemäldegalerie (Schloss Georgium) Sammlung zur deutschen Malerei des 15. bis 19. Jahr-hunderts und zur niederländischen des 16. und 17. Jahr-hunderts, u.a. frühe Originalgrafiken von Albrecht Dürer und Gemälde Lucas Cranachs d. Ä. und Tischbein Puschkinallee 100, 06846 Dessau-Roßlau derzeit geschlossen, Tel. 0340-613874 www.georgium.de

Museum für Stadtgeschichte Dessau im Johannbau Am Schlossplatz 3a, 06844 Dessau-Roßlau Di–Do und Sa–So und an Feiertagen 10–17 Uhr, Tel. 0340-800379-0 www.stadtgeschichte.dessau.de

Gartenreich Dessau-Wörlitz Kulturstiftung DessauWörlitz, Schloss Großkühnau, 06846 Dessau-Roßlau Tel. 0340-64615-0 www.gartenreich.com

Technikmuseum Hugo Junkers

Museum für Stadtgeschichte Dessau

Umweltbundesamt (UBA)

Anhaltische Gemäldegalerie (Schloss Georgium)

Page 13: Übernachten am Bauhaus...12 13 Ehrlich-Zimmer Er war einer der bedeutendsten Architekten der DDR, erhielt sein Rüstzeug aber am Bauhaus, wo der von 1927 bis 1930 studierte und anschließend

Stiftung Bauhaus Dessau Gropiusallee 3806846 Dessau-Roßlauwww.bauhaus-dessau.de

„Als Gropius sein Werk, das eben bezogene Bauhaus in Dessau zu betrachten gedachte (mit Wohlgefallen, wie man dort annahm), bekam er einen nicht geringen Schrecken, da er feststellen musste, dass seine Bauhäusler Flachdach und Atelierfront zu Balance übungen und als Fassadenkletterer benutzten. Später hat man sich wohl daran gewöhnt.„ Marianne Brandt