Oncorhynchus mykiss) unter besonderer Berücksichtigung Kv ...nbn:de:gbv:700... · Der pH Wert von...
Transcript of Oncorhynchus mykiss) unter besonderer Berücksichtigung Kv ...nbn:de:gbv:700... · Der pH Wert von...
Untersuchung zur Veränderung der Aktionspotentialmuster
während der Reifung von Forellen Retina Ganglienzellen
(Oncorhynchus mykiss) unter besonderer Berücksichtigung
Kv 3.1 und BK verwandter Kaliumkanäle
Dissertation
zur Erlangung des
naturwissenschaftlichen Doktorgrades
des Fachbereichs Biologie/Chemie
der Universität Osnabrück
vorgelegt von
Jutta Henne
aus Osnabrück.
Osnabrück 2004
1
I Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung 4
2 Material und Methoden 7
2.1.1 Versuchstiere 7
2.1.2 Eukaryontische Zellkulturlinie 7
2.2 Medien 7
2.2.1 Lösungsansätze für die Zellisolierung und Zellkultur 8
2.2.2 Lösungsansätze für die Elektrophysiologie 8
2.2.3 Puffer und Systeme 10
2.2.4 Primer 10
2.3 Immunologische Methoden 11
2.4 Molekularbiologische Methoden 11
2.4.1 mRNA Isolierung aus einzelnen RGZ 11
2.4.2 Reverse Transkription 12
2.4.3 Polymerase Kettenreaktion (PCR) 12
2.4.4 Agarosegelelektrophorese 13
2.5 Baculovirus-Technik 13
2.6 Isolierung der Retinaganglienzellen (RGZ) 14
2.7 Zellkultur von Retinaganglienzellen (RGZ) 15
2.8 Materialnachweis 15
2.9 Versuchsaufbau des Patch-Clamp Messtandes 16
2.9.1 Mechanisch optischer Aufbau 16
2.9.2 Verstärker 17
2.9.3 Spannungsklemmen Modus (Voltage-Clamp, VC) 18
2.9.4 Search-Modus 19
2.9.5 Stromklemmen (Current Clamp; CC) und CC + COMM Mode 19
2.9.6 Pipetten und Elektroden 20
2.9.7 Versuchssteuerung und Erfassung der Messdaten 20
2.9.8 Kapazitäts - und Serienwiderstandskompensation 21
2.10 Versuchsdurchführung 22
2
3 Ergebnisse 24
3.1 Entwicklung von RGZ 24
3.2 Entwicklung der Aktionspotentiale 24
3.3 Charakterisierung spannungsabhängiger Summeneinströme 29
3.4 Charakterisierung von passiven Membraneigenschaften und 31
Kaliumkanalmustern
3.4.1 Hauptklassen von Kaliumkanälen 36
3.4.2 Spannungsabhängige Kaliumkanäle 38
3.4.2.1 Charakterisierung des IA Stroms in adulten RGZ 38
3.4.2.2 Charakterisierung des Summenausstromes in RGZ 39
3.4.2.3 Heterologe Expression von Kv3.1 in SF21 Zellen 45
3.5 Einsatz von Antikörpern in der Elektrophysiologie 46
3.5.1 Wirkung von Antikörpern auf den Summenausstrom
von Kv3.1 und RGZ 46
3.5.2 Wirkung von Antikörpern auf Aktionspotentialmuster 46
3.6 Ergebnisse der PCR Studien 52
3.7 Ergebnisse der Zellkulturversuche 54
4 Zusammenfassung 56
5 Diskussion 57
6 Literaturverzeichnis 63
7 Anhang 69
7.1 Abkürzungen 69
7.2 Publikationen 71
3
1 Einleitung
Im zentralen Nervensystem ist die koordinierte Expression von spannungsaktivierten
Kaliumkanälen von zentraler Bedeutung für die korrekte Ausbildung des
Signalverhaltens der Nervenzellen. Durch die vorhandenen Kanäle werden neben
dem Membranpotential die intrinsischen Feuereigenschaften und damit das
elektrische Signalverhalten festgelegt (Hille 2001). Da die korrekte neuronale
Vernetzung und das Überleben der Neurone während der Gehirnentwicklung von
einer adäquaten elektrischer Aktivität abhängt (Catalano 1998; Dantzker 1998),
dürften Kaliumkanäle auch an der Steuerung neuronaler Differenzierungsprozesse
beteiligt sein (Ribera und Spitzter 1992; Hendriks et al. 1999b; McFarlane und
Pollock 2000). Kaliumkanäle lassen sich anhand der Anzahl ihrer
Transmembrandomänen (TM) in drei Hauptklassen einteilen. Die mit zwei
hydrophoben TM und einer Porendomäne ausgestatteten Kanäle werden als
Einwärtsgleichrichter bezeichnet. Die 4 TM Familie entsteht während der Evolution
durch eine Verdopplung dieses Motivs. Die größte Anzahl der bekannten
Kaliumkanäle gehört der 6 TM Klasse an (Vanderberg 2000). Sie besitzt 6
transmembrane Helices (S1 bis S6). Die Porendomäne H5 ist zwischen S5 und S6
lokalisiert. Der Kanal wird durch Assemblierung aus 4 α-Untereinheiten zu einem
Oligomer gebildet, mit dem akzessorische β-Untereinheiten assoziiert sein können.
Sämtliche spannungsabhängigen Kaliumkanäle (Kv) gehören der 6 TM Klasse an.
Sie sind in 4 Hauptfamilien ( Kv 1 bis Kv4) und deren Subklassen unterteilt ( Pongs
1992, Chandy and Guttman 1994). In der ursprünglichen Drosophila Nomenklatur
werden diese Kanäle mit Shaker, Shab , Shaw und Shal bezeichnet. Zusätzlich zu
spannungsabhängigen Kaliumkanälen spielen auch kalziumaktivierte Kaliumkanäle
eine wichtige Rolle im Nervensystem. Sie werden in drei Klassen unterteilt: Die big-
conductance (BK), intermediate conductance (IK) und small conductance (SK)
Kaliumkanäle (Sah 1996). Aufgrund ihrer Ähnlichkeiten in der Genstruktur und des
Leitwertes werden die IK und SK Kanäle einer gemeinsamen Familie zugeordnet
(Wallner 1999). BK Kanäle sind sowohl kalziumsensitiv als auch spannungsabhängig
und gehören folglich der 6 TM Klasse an. Am N-Terminus ist eine zusätzliche S0
Domäne lokalisiert. Am C-Terminus befinden sich 4 weitere Domänen S7-S10. Die
Kalziumsensitivität wird über ein Kalziumbindemotiv, der sogenannten Calcium Bowl,
am C-Terminus erreicht (Wallner 1999). SK Kanäle sind spannungsunabhängig und
4
durch geringe Leitwerte von unter 10 pS gekennzeichnet (Sah 1996). Aufgrund
dieser geringen Leitfähigkeit stellen sie keinen großen Anteil am Summenausstrom.
Sie spielen jedoch eine Rolle bei der langsamen Nachhyperpolarisation eines
Aktionspotentiales (Sah 1991). Die elektrophysiologischen Eigenschaften von
Kaliumkanälen wurden in der Vergangenheit anhand verschiedener heterologer
Expressionssysteme untersucht. Dabei wurden neben eukaryontischen Zelllinien wie
z.B. HEK-Zellen, CHO-Zellen am häufigsten Frosch-Oocyten genutzt. Insgesamt
wurde eine hohe Diversität der Stromeigenschaften unterschiedlicher
Kaliumkanalsubtypen festgestellt. Es zeigten sich charakteristische Unterschiede in
der Aktivierungsschwelle, im pharmakologischen Profil und den Kanalkinetiken der
einzelnen Subfamilien (Covarrubias 1991). Dabei erzeugt jeder Kanal ein für sich
typisches Strombild, das in zwei Hauptklassen zu unterteilen ist. Bei dem
sogenannten IA Typ zeigt sich ein schnell inaktivierendes Strommuster. Dem
entgegen steht ein nicht inaktivierender KD Stromtyp. Die hohe physiologische
Diversität der Kaliumkanäle steht in gutem Einklang mit einer extrem hohen Diversität
von elektrischen Membraneigenschaften neuronalen Zellen. In einigen Fällen konnte
das individuelle Feuermuster von Neuronen und dessen Änderung während der
Entwicklung mit dem Auftreten eines bestimmten Kaliumkanalsubtypes korreliert
werden.
Native Neurone exprimieren in der Regel eine Vielzahl unterschiedlicher
Kaliumkanalsubtypen. Dies führt zu einer Vermischung und Überlagerung der
Strombilder, so dass die einzelnen Komponenten nicht mehr zu erkennen sind. Sie
können jedoch mit Hilfe von Toxinen bzw. pharmakologischen Substanzen, wie TEA,
teilweise voneinander getrennt und identifiziert werden. Dabei ist nicht für jeden
Kaliumkanal ein spezifischer Blocker bekannt, und häufig werden durch eine
Substanz mehrere Mitglieder einer ganzen Kanalfamilie gehemmt. Für die
zweifelsfreie Zuordnung eines Stroms zu einem bestimmten Kanal werden deshalb
mehrere Blocker eingesetzt und andere Kanaleigenschaften, wie z.B. die
Aktivierungsschwelle, betrachtet. Eine Grundlage für diese Arbeitsmethode bilden die
Ergebnisse, die durch heterologe Expression von Kaliumkanälen ermittelt wurden.
Neben Ergebnissen der elektrophysiologischen Charakterisierung rekombinanter
Säugerkanäle wurden die Stromeigenschaften der Forellen Shaker Kanäle Tsha1
und Tsha2 (Ngyuen 2000) zugrunde gelegt. Ergänzend zu den
elektrophysiologischen Methoden sollten molekularbiologische eingesetzt werden.
5
Dabei sollte die Expression von verschiedenen Kaliumkanalsubtypen auf RNA Ebene
mit Hilfe der RT-PCR Technik untersucht werden. Dafür konnten vorliegende
Sequenzdaten über 4 Shaker und 2 Shaw Kanäle der Forelle genutzt werden
(Panofen 2001; 2002; Ngyuen 2000).
Die Retina stellt ein hervorragendes System zur Beobachtung von Wachstums- und
Differenzierungsvorgängen im ZNS dar. Aufgrund ihrer exponierten Lage ist sie
experimentell gut zugänglich und sie besteht aus mehreren einfach zu
identifizierenden Zellschichten. In der Photorezeptorschicht werden Lichtimpulse
aufgefangen und in elektrische Signale umgewandelt. Die Reizweiterleitung führt
über die Horizontal-, Bipolar- und Amakrinzellen. Diese Interneurone bilden ein
komplexes Netzwerk, das die Informationen der Photorezeptoren bündelte und an
die Neurone der Retina, die Retinaganglienzellen (RGZ), weiterleitet. Diese Zellen
generieren Aktionspotentiale und leiten sie über ihre Axone, die den Sehnerv bilden,
ins visuelle Zentrum des Gehirns weiter (Dudel 1996). Untersuchungen über die
elektrophysiologischen Eigenschaften von Nervenzellen der Retina wurden fast
sämtlich an Säugern durchgeführt (Günther 1999). Über die ursprünglicheren
Vertebraten, wie z.B. Knochenfische, liegen nur wenige Untersuchungen vor (Yazulla
1998).
Am Beginn dieser Arbeit stand eine Methode zur Isolierung und
elektrophysiologischen Analyse von adulten Forellen RGZ (Stegmann 1998). In
vorangegangenen Untersuchungen wurde gezeigt, dass die Ausströme durch
spannungsabhängige Kaliumkanäle getragen werden. Im Rahmen der hier
durchgeführten Untersuchungen sollten die dem Kaliumstrom zugrunde liegenden
Kanäle mit Hilfe pharmakologischer und elektrophysiologischer Methoden ermittelt
werden. Als weiterer Teilaspekt dieser Arbeit sollte ein System zur Kultivierung von
RGZ etabliert werden, um weiterführende Entwicklungsstudien zu ermöglichen.
Als Hauptaspekt dieser Arbeit sollte ein Model für die Entwicklung von elektrischen
Eigenschaften einer Nervenzelle im ZNS geschaffen werden. Dabei boten sich
Forellen RGZ aufgrund ihrer guten experimentellen Zugänglichkeit an. Des weiteren
handelt es sich bei diesen Neuronen um einen elektrischen genau definierten Zelltyp
an dem die Entwicklung von elektrischen Eigenschaften gut verfolgt werden kann.
Dabei sollte die Rolle von bestimmten Kaliumkanälen bei der Veränderung des
Aktionspotentialmusters im Rahmen der Reifung der Zelle untersucht werden.
6
2 Material und Methoden
2.1.1 Versuchstiere
Als Versuchstiere dienten Regenbogenforellen ( Oncorhynchus mykiss ). Es wurden
sowohl junge adulte Tiere mit einer Körperlänge von 2 bis 4 cm, als auch
verschiedene larvale Stadien verwendet, deren Alter nach Vernier (1969) bestimmt
wurde. Die Fischeier wurden vom Forellenzuchtbetrieb Linndthorst-Emme aus
Schloß-Holte Stuckenbrock, sowie vom Fischzuchtbetrieb Freya Forellen aus
Dänemark bezogen. Die Tiere wurden in gut belüfteten Aquarien bei einer
Temperatur zwischen 4°C und 15°C gehalten und täglich mit handelsüblichem
Fischtrockenfutter gefüttert. Eine Beckentemperatur von 15° C über mindestens 2
Wochen verbesserte die Messbarkeit der RGZ, insbesondere von jungen
Entwicklungsstadien.
2.1.2 Eukaryotische Zellkulturlinie Für die Messung von heterolog expremierten Kaliumkanälen wurden Sf21 Zellen
(Spondoptera frugiperda, Ovarienzellen) verwandt. Die Zellen wurden in Insect-
Xpress - Medium mit 2 % fötalem Kälberserum ( FCS) und 100 µg/ml Gentamycin in
Zellkulturflaschen bei 27° C gehalten. Alle 3 bis 4 Tage wurden die Zellen im Stadium
der Konfluenz passagiert. Dazu wurden sie vom Flaschengrund abgeschlagen und in
einer Verdünnung von 1:5 bzw. 1:10 in frisches Kulturmedium umgesetzt.
2.2 Medien 2.2.1 Lösungsansätze für die Zellisolierung und Zellkultur
Substanz Ansatz Lagerung
Concanavalin A 5 mg Ausgangsstoff in 5 ml Aqua dest. lösen;
zu 500 µl alliquotieren
-20° C
Cystein 100 mg kristallines Cystein in 2 ml DMEM lösen,
zu 100 µl alliquotieren
-20° C
DMEM gebrauchsfertig + 4° C
7
Substanz Ansatz Lagerung
DNAS´se 1,6 mg in 40 ml DMEM lösen;
zu 1 ml alliquotieren
-20° C
FCS
(fötales
Kälberserum)
gebrauchsfertig; größere Mengen müssen
portioniert werden; bei 37° C auftauen, 1 mal
aufschütteln und zu 1 ml alliquotieren
-20° C
Glutamin gebrauchsfertig; zu 400 µl alliquotieren -20° C
Gentamycin gebrauchsfertig 18° C
Hyaluronidase 50 mg Ausgangsstoff in 50 ml PBS lösen;
zu 1 ml alliquotieren
-20° C
Insect –Xpress –
Medium
2 % FCS und 100 µg/ml Gentamycin 4° C
Kulturmedium ( KM) Waschmedium mit 10 % FCS; am
Präparationsstag frisch herstellen
Kulturmedium 2 39,2 ml V-Start Medium, 400 µl Gentamycin,
400 µl Glutamin,
Papain 1ml Ausgangsstoff mit 9 ml DMEM und 100 µl
Glutamin mischen; zu 1 ml alliquotieren
-20° C
Papain ( aktiviert ) 100 µl Cysteinlösung mit 500 µl WM mischen; den
pH-Wert mit 1 M NaOH einstellen; 200 µl dieser
Lösung zum Papain geben; schütteln
Start V Medium Gebrauchsfertig 4° C
Waschmedium (WM) 400 µl Glutamin, 400 µl Gentamycin und 39,2 ml
DMEM; am Tag der Präparation frisch herstellen
2.2.2 Lösungsansätze für die Elektrophysiologie
Die Pipettenlösung setzt sich wie folgt zusammen:
Substanz Konzentration [mmol/l]
KCl 50
KFl 30
CaCl2 2
8
Substanz Konzentration [mmol/l]
MgSO4 2
Hepes 10
EGTA 11
ATP 3,1
GTP 0,4
Phosphocreatin 4,0
Leupeptin 0,1
Das EGTA wird als erstes in 10 ml 500 mmol/l KOH gelöst, deshalb muss bei der
Bestimmung der Gesamtkonzentration von K+ in der Pipettenlösung 50 mmol/l K+
addiert werden. Der ph-Wert der Pipettenlösung wird mit HCl auf 7,25 bei RT
eingestellt.
Die Standardbadlösung TaCSF (Teleost artificial Cerebral Spinal Fluid) setzte sich
wie folgt zusammen:
Substanz Konzentration [mmol/l]
NaCl 118
KCl 3,5
MgSO4- 2
CaCl2 2
Hepes 10
Glucose 10
Der pH Wert von 7,2 bei 16° C wurde mit HCl eingestellt. Bei Versuchen mit Sf21
Zellen muss der Wert auf 6,25 eingestellt werden.
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Bei Experimenten mit Kanalblockern wurde eine TaCSF Lösung mit folgenden
Agenzien verwandt:
Substanz Konzentration
Alpha-Dendrotoxin 1 µM
Apamin 100 nM
BDS 1 2 µM ; 100 nM
Chinin 100 µM
CoCl2 0,2 mM
H7 10 µM
r-Iberiotoxin 1 µM
Tetraethylammoniumacetat (TEA) 0,1 und 2 mmol/l
Tetrodotoxin 1 µM
TPA 50 nM TPA; in DMSO lösen
2.2.3 Puffer und Systeme
Puffer / Kit Zusammensetzung / Hersteller
Superskript Preamplification System Fa. Gibco BRL 50 Reaktionen
TAE Puffer 40 mM Tris, 10 mM Na-Acetat,
1 mM EDTA, pH 8,0 mit Essigsäure
Taq DNAse, recombinant Fa. Gibco BRL
2.2.4 Primer
Alle für die PCR verwendeten Primer wurden im Kundenauftrag der Firma MWG
Biotech synthetisiert. Alle Primer wurden in einer Konzentration von 50 pmol/µl in
den PCR Reaktionen verwandt.
Name Sequenz 5´ → 3´
RCKC CAA YGA RTA YTT YTT AGA
Chan CAC IAC ICG CCA CCA RAA
Raw CCC ITG YTG YTG GAT GAC
10
Name Sequenz 5´ → 3´
Tsha1 v GAG GAC GAA CCA CAC ATG GTC TT
Tsha1 r TGC TCG CTT CCC GCT CCC TGT
Tsha2 v GGT TCA GGG AAG ATC ACA GCA
Tsha2 r TGC TCA CTT CCC GCT CCC TGT
Tsha3 v CTT TAT CAC CAC CTT TTC C
Tsha3 r CTG GAG TTG ATG TCT GTA TC
Tsha4 v AGG AGA AAC ATT GGG ACA CTG AG
Tsha4 r TGT CCG TTT CCT TGG TGA CCC
Kv3r v GAG AAT TCA GAG GAG GAT
Kv3r r TGC TGT TGT CCA GCG GGT
Kv3c v ACG TTG ACA ATG GAG ACG AC
Kv3c r CAC ACT TGT TGA TGA TGG T
2.3 Immunologische Methoden
Für einige elektrophysiologische Versuche wurden polyklonale Antikörper gegen
spannungsabhängige Kaliumkanäle eingesetzt. Diese Antikörper wurden von der
Firma Bioscience in Kaninchen oder Meerschweinchen produziert. Die dafür nötigen
Polypeptide wurden von Dr. Frank Panofen im Rahmen seiner Dissertation
synthetisiert (vergl. Panofen 2001). Die Antikörper wurden in Konzentrationen von
1:100 bis 1:000 in die Pipettenlösung gegeben. Der Antikörper gegen die Kv1.4
Untereinheit der Säuger wurde über die Firma Sigma bezogen.
2.4 Molekularbiologische Methoden 2.4.1 mRNA Isolierung aus einzelnen RGZ
Für den Nachweis der Transkription von spannungsabhängigen Kaliumkanälen
wurde das Zellplasma und die darin enthaltenen mRNA´s einer einzelnen RGZ nach
erreichen des Whole Cell Modus durch sanftes Saugen in die Spitze der
Messelektrode gesogen. Dabei musste darauf geachtet werden, den Zellkern intakt
zu lassen, um eine Kontamination mit gDNA zu verhindern. Der Kern und der Rest
der Zelle, der häufig an der Elektrodenspitze hing, wurde beim Herausfahren der
Elektrode aus dem Medium aufgrund starker Scherrkräfte abgerissen. Dies konnte im
11
Mikroskop optisch kontrolliert werden. Vorher wurde das Aktionspotentialmuster der
Zelle bestimmt. Dies war deswegen nötig, um RGZ, von in der selben Schicht
vorkommenden, ähnlich aussehenden Amakrinen Zellen, zu unterscheiden. Diese
generieren kein komplexes Aktionspotentialmuster wie RGZ. Für die Reverse
Transkription, der im Zellplasma enthaltenen m-RNA, wurde der Inhalt der
Messelekrodenspitze in ein Eppendorf PCR-Cup geblasen.
2.4.2 Reverse Transkription
Die reverse Transkription dient der cDNA- Erststrangsynthese. Vor dem Aussaugen
der RGZ wurde in ein 0,2 ml Eppendorf PCR-Cup 1 µl RNA´se ( 40 U), 1 µl 100 nM
DTT, 1 µl 50 µM Random Hexanukleotide, 1 µl 10 mM dNTP Mix und 1,5 µl 5 fach
Erststrang Puffer auf Eis pipetiert. In dieses Cup wurde das Zellplasma einer
einzigen RGZ mit einem abgeschätzten Volumen von 1 µl geblasen. Dieses Cup
wurde 1 min bei 72° C erhitzt, um Sekundärstrukturen der mRNA aufzulösen.
Anschließend wurde das Gemisch bei 0° C abgekühlt. Danach wurden 0,5 µl (100
U) Superskript Reverse Transkriptase II zugegeben. Der Reaktionsansatz wurde
zunächst 10 min bei Raumtemperatur und anschließend 60 min bei 42° C inkubiert.
Die Reaktion wurde durch Erhitzen auf 90° C für 5 min beendet und bei –20° C
gelagert oder sofort als PCR-Templat eingesetzt.
2.4.3 Polymerase Kettenreaktion (PCR)
Um die gering expremierten Kaliumkanaltranskripte zu amplifizieren, wurde eine
multiplex PCR Technik angewandt. Es wurden 2 aufeinanderfolgende PCR
Reaktionen durchgeführt. Im ersten Durchgang wurden allgemeine Primerpaare für
spannungsabhängige Kaliumkanäle (RCKC und Chan für Shaker; RCKC und RAW
für Shawkanäle) benutzt. Im zweiten Durchgang wurden spezifische Primer für je
einen spannungsabhängigen Kaliumkanal benutzt. Die erste PCR wurde in dem
Reaktionsgefäß der reversen Transkription in einem Volumen von 50 µl durchgeführt.
In diese Reaktion wurden je 1 µl 50 pmol/l der Primer RCKC, Chan und Raw , 2 µl 10
mM dNTP Mix, 2 µl DMSO, 5 µl 10fach PCR Puffer, 2 µl 10 mM MgCl2, 28,5 µl H2O
und 0,5 µl Taq-Polymerase (Firma Gibco) pipettiert. Der Reaktionsansatz wurde mit
Mineralöl überschichtet. Das Temperaturprofil der PCR begann mit einem initialen
Denaturierungsschritt von 2 min bei 94° C. Anschließend wurde die Polymerase bei
einer Temperatur von 72° C (Hot-Start) hinzugefügt. Innerhalb der 35 Zyklen wurden
12
die DNA - Doppelstränge für 30 s bei 94° C denaturiert, während das Anlagern der
Primer (Annealing) bei einer Temperatur von 53° C über 45 s stattfand. Die
Extension der angelagerten Primer wurde bei 72° C über 1,5 min erreicht. Alle PCR
Reaktionen wurden in einem programmierbaren Thermocycler ( Fa. MWG Biotech)
durchgeführt. Für den zweiten PCR Ansatz wurde jeweils 1 µl aus der ersten
Reaktion als Template verwandt. In der zweiten PCR Runde wurden 6 verschiedene
Primerkombinationen für die Amplifikation von 4 Shakerkanälen (Tsha1-4) und 2
Shawkanälen (Kv3.1 R und C) verwandt. Der PCR Ansatz wurde in einem Volumen
von 25 µl durchgeführt. Zu dem Template aus Reaktion 1 wurden je 2 µl des
Primerpaares , 2,5 µl des 10 fach Puffers, 1 µl MgCl2 , 1 µl dNTP´s, 17,2 µl H2O und
0,3 µl Taq Polymerase pipetiert. Es wurde wieder eine Hot-Start PCR Reaktion
durchgeführt. Das Protokoll änderte sich zu PCR Nummer 1 nur in folgenden
Punkten. Die Annealingtemperatur wurde auf 56° C erhöht und die Extension der
Primer wurde auf 1 min verkürzt.
2.4.4 Agarosegelelektrophorese
Mit Hilfe der Agarosegelelektrophorese wurden DNA-Fragmente im elektrischen Feld
aufgetrennt und hinsichtlich ihres relativen Molekulargewichts analysiert. Zur
Herstellung des Agarosegels wurden 1 – 2 % Agarose in TAE-Puffer durch
Aufkochen gelöst und auf einen Gelträger gegossen. Ca 6 µl der DNA Proben
wurden in die Taschen des Gels pipettiert. Als Größenstandard diente Smart Ladder
(Fa. Eurogentec). Die Elektrophorese wurde bei 5 V/cm Elektrodenabstand in einer
Horizontalkammer durchgeführt und beendet, sobald die zwei Blaufronten das Gel in
Drittel unterteilt hatten. Nach 10 minütiger Färbung in einem Ethidiumbromid-Bad
(2 µg/ml) und anschließender Entfärbung in dH20 für 10 min wurden die Banden bei
302-360 nm in einem UV-Transilluminator angeregt und mit einer
Geldokumentationsanlage analysiert.
2.5 Baculovirus-Technik Bei der heterologen Expression des Kv3.1 Kanals Traw 1 in Sf21 Zellen wurde der
von Frank Panofen (2001) hergestellte Virus Kv 3.1; 17-20 verwendet. Für die
Infektion wurden 3 Tropfen frisch passagierter Sf21 Zellen mit 1 ml Medium in ein
Nunc Dish gegeben. Nach 2 Stunden hatten sich die Zellen an den Boden angeheftet
und wurden mit 1 bis 5 µl der Virussuspension infiziert. Nach ca. 20 Stunden war ein
13
deutliches grünes Leuchten der Zellen erkennbar. Eine Messung der Zellen war ca. 6
Stunden lang möglich, bevor die Zellyse eintrat.
2.6 Isolierung der Retinaganglienzellen ( RGZ) Die Isolierung der Retinaganglienzellen erfolgte mit einem modifiziertem
Gewebeabdruckverfahren, wie bei Barres et all (1988) beschrieben. Da Forellen sehr
temperaturempfindlich sind und ab Temperaturen von 19° C sterben, musste die
gesamte Präparation in einem auf 16° C gekühlten Raum durchgeführt werden. Der
spätere Transport und die anschließenden Experimente mit den RGZ erfolgten
immer unter Kühlung auf 16° C. Während der Präparation mussten die Augen, bzw.
die Retina vor Austrocknung geschützt werden. Deshalb wurde zu Beginn die
Präparationskammer mit mindestens 1ml WM gefüllt. Anschließend wurde in die
Mitte eines Nunc Dishes 125 µl ConA gegeben. Dieses Lectin sollte die spätere
Anheftung der Zellen an den Untergrund unterstützen. Danach wurde der Fisch
dekapiert und zur Oberflächensterilisation 10 s in 70 % Ethanol gehalten. Bei
jüngeren Entwicklungsstadien war es notwendig, die Tiere zuerst aus dem Ei
herauszuschneiden, und mit Hilfe der Entwicklungstabelle von Vernier, das
Entwicklungsstadium festzustellen. Danach wurden die Augen herausgeschnitten
und der Augenbecher im Bereich der ora serata geöffnet. Die Linse und der
Glaskörper konnten entfernt werden. Danach wurde die Retina mit einem Schnitt
durch den Sehnerv vom Augenbecher abgetrennt. Anschließend erfolgte eine
Inkubation von 10 min mit Hyaluronidase, um Reste des Glaskörpers zu verdauen.
Die folgende Behandlung mit der cysteinaktivierten Protease Papain lockerte den
Gewebeverband und erleichterte ein späteres herauslösen der Retinaganglienzellen
aus dem Gewebeverband. Die Inkubationszeit dieses Enzyms ist stark abhängig von
der Größe des Fisches. Je kleiner und damit jünger die Fische sind, desto kürzer
sollte die Inkubationszeit sein. Bei nicht geschlüpften Fischen sollten 20 min nicht
überschritten werden. Danach sollte die Verdauzeit um 5 min pro späteres Stadium
verlängert werden. Bei jungen, adulten Fischen sollte die Zeit 60 bis 90 min
betragen. Anschließend erfolgt eine 15 - minütige DNA´se Behandlung. Vor dem
Gewebeabdruck der Retina in das Con A beschichtete Dish, muss das überflüssige
ConA durch 2-3 - faches Waschen mit Waschmedium entfernt werden. Für den
Gewebeabdruck wird ein Stück Cellulosenitrat unter die Retina geschoben, hierbei
14
muss die Rezeptorschicht unten liegen. Das Papierstückchen wird aus dem Medium
gezogen, wobei sich die Retina ausbreitet, und auf den Boden des beschichteten
Dishes gelegt. Durch leichten Druck mit einem kleinen Stempel wird die Anheftung
der RGZ an das Dish unterstützt. Danach werden 500 µl WM in das Dish gegeben
und das Papierstückchen vorsichtig entfernt. Die Anheftung der Zellen kann jetzt
erfolgen. Nach ca. 30 min werden 500µl des Kulturmediums auf das Präparat
gegeben, da das darin enthaltene FCS die Anheftung der Zellen erschwert. Bis zur
Durchführung der Experimente verbleiben die Zellen in diesem Medium.
2.7 Zellkultur von Retinaganglienzellen (RGZ) Für die Zellkultur von RGZ wurde 2 Stunden nach der Präparation der Zellen das
Kulturmedium 1 durch das Kulturmedium 2 in mehreren Schritten ausgetauscht.
Danach wurden die Präparate in eine gasdichte Zellkulturkammer (Fa. Jürgens)
überführt. Die Kammer wurde mit Carbogen (Firma Westfalen; 95 % O2 und
5 % CO2 ) gefüllt. Alle 2 bis 3 Tage wurde die Hälfte des Kulturmediums 2 durch
frisches Medium ersetzt. Sollten die Zellen elektrophysiologisch gemessen werden,
wurden 1 bis 2 Stunden vor der Messung die Präparate aus der Kulturkammer
genommen und Kulturmedium 2 durch TaCSF in mehreren Schritten ersetzt.
2.8 Materialnachweis Reagenzien /Materialien/ Enzyme Bezugsquelle
Apamin Alomone Labs LTD
ATP Sigma
BDS 1 Alomone Labs LTD
Cellulosenitrat Schleich Schuell
Chinin Merck
Concanvalin A Sigma
Cystein ( L-Cystein) Sigma
DMEM ICN Eschwege
Dishes mit Nunclon Surface Nalge Nunc International
Dnase Boehringer Mannheim
DTX ( alpha-Dendrotoxin) Alomone Labs Ltd.
Ethidiumbromid Fa. Serva Heidelberg
15
Reagenzien /Materialien/ Enzym Bezugsquelle
FCS ( fötales Kälberserum) Biochrom Berlin
Gentamycin Gibco
Glutamin ( L-Glutamin) Gibco
GTP ( Kalium GTP) Sigma
H 7 Sigma
Hepes ( Natriumsalz) Sigma
Hyaluronidase Boehringer Mannheim
r-Iberiotoxin Alomone Labs LTD
Insect-Xpress Medium Fa. Bio Whittaker ( Belgien)
Kaliumfluorid Sigma
Leupeptin Sigma
Papain Boehringer Mannheim
Phosphocreatin Sigma
PBS-Puffer Boehringer Mannheim
Start V- Medium Fa. Biochrom
Superskript 2 Gibco
Taq- Polymerase Fa. Gibco Brl Eggenheim
TPA Sigma
TEA (Tetraethylammoniumacetat) Sigma
TTX (Tetrodotoxin; citrat free) Alomone Labs LTD.
2.9 Versuchsaufbau des Patch-Clamp Messstandes 2.9.1 Mechanisch optischer Aufbau
Der gesamte Messstand ist, zur Abschirmung gegen äußere elektrische Störungen,
von einem Faradaykäfig (Breite 105 cm; Höhe 90 cm; Tiefe 85 cm) umgeben.
Innerhalb des Käfigs dient eine massive Kunststeinplatte als Arbeitsplattform. Sie
wird durch vier luftgefüllte Balgzylinder (Fa. Phönix) stossgedämpft. Die optische
Einheit besteht aus einem Invertmikroskop (Olympus ITM-2; max 600-fache
Vergrößerung) mit einer Hoffmann Modultaion Contrast Optik (Fa. Hoffmann; New
York). Der motorgetriebene Mikromanipulator (Fa. Eppendorf) ermöglicht eine
Bewegung in 3 Ebenen und trägt den Messkopf des Verstärkers. Der Pipettenhalter
16
ist über einen BNC-Stecker direkt mit dem Messkopf verbunden. Auf dem Objekttisch
ist eine Platte aus Aluminium befestigt, in welche die Messkammer (ein Nunc Dish)
eingesetzt werden kann. Zusätzlich sind eine Halterung für die Badelektrode und 2
für die Zu- und Ablaufkanülen angebracht. Die Temperatur in der Messkammer kann
mit Hilfe einer Wasserumlaufkühlung konstant bei 16° C gehalten werden. Ein
oberhalb des Mikroskops angebrachter Aluminiumblock wird auf die selbe Weise
gekühlt. In ihm befinden sich 10 Bohrungen, in die je 5 10 ml und 5 50 ml
Einwegspritzen eingebracht werden können. Aus diesen Spritzen können über ein
8-Port-Drehventil (Fa. Hamilton) Lösungen in die Versuchskammer eingespült
werden. Die Messkammer besitzt ein Volumen von ca. 2,5 ml. Die Flüssigkeit kann
mit einer Flussrate von 4 ml pro Minute ausgetauscht werden. Die Höhe der
Flüssigkeit in der Messkammer kann über die Abflusskanüle festgelegt werden. Das
Absaugen der Lösungen aus der Messkammer geschieht mittels Unterdrucks, der
von einer Vakuumpumpe (Medcalf Bros. LTD, England) erzeugt wird. Die anfallenden
Flüssigkeiten werden in einer Unterdrucksaugflasche aufgefangen.
2.9.2 Verstärker
Für die Messungen wurde ein Patch-Clamp-Verstärker (Modell LV/M EPC-7, List
Elektronik, Darmstadt) verwendet. Die wichtigsten Elemente sind der
Operationsverstärker (OPA; operational amplifier) mit einem Widerstand von 50 GΩ
und der Rückkopplungswiderstand (Messwiderstand, oder Rf; R = 500 MΩ), die als
Strom Spannungswandler arbeiten. An den Eingängen des OPA liegt die Spannung
der Pipette (Membranspannung) und die vorgegebene Sollspannung
(Kommandospannung) an. Gibt es eine Abweichung zwischen Pipettenpotential und
Sollspannung, entsteht am Ausgang des OPA eine Spannung. Diese Spannung ist
proportional zu der Potentialdifferenz, aber um ein vielfaches verstärkt. Zum
Ausgleich des Spannungsunterschiedes muss ein Strom (Klemmstrom) über den
Messwiderstand fließen. Dieser Strom fließt so lange, bis die Potentialdifferenz
ausgeglichen ist. Diese Schaltung gleicht somit Abweichungen zwischen Pipetten -
und Kommandopotential aus und erzeugt am Rückkopplungswiderstand eine
Spannung, die proportional zu dem in die Pipette injizierten Strom ist. Daher stammt
die Bezeichnung Strom-Spannungs-Wandler. Die Ausgangsspannung wird an die
Steuereinheit weitergeleitet und mit Hilfe eines Kalibrierungsfaktors (Größe von Rf
spielt eine Rolle) in Strom umgerechnet. Die Sollspannung wird hierzu addiert,
17
allerdings später von einem Differenzverstärker wieder subtrahiert. Am Ausgang des
Differenzverstärkers liegt dann eine Spannung an, die dem Stromfluss in der Pipette
proportional ist.
2.9.3 Spannungsklemmen Modus ( Voltage-Clamp; VC)
In diesem Modus wird die Spannung konstant gehalten und der dazu nötige
Kompensationsstrom gemessen. Im Experiment werden die Zellen auf ein
Haltepotential, z.B. -80 mV geklemmt, das durch stufen - oder rampenförmige
Testpulse verändert werden kann. Diese direkt gemessenen Membranströme
ermöglichen Aussagen über das Verhalten von Ionenkanälen. In der Schaltung
arbeitet der OPA als I/U Wandler. Die gemessene Spannung und die Sollspannung
werden verglichen. Abweichungen werden durch eine Kompensation über den Rf
ausgeglichen. Der Kompensationsstrom hat den gleichen Wert und das gleiche
Vorzeichen wie der Ionenstrom,
der während der Veränderung des
Membranpotentials über die
Membran fließt. Der Ausgang des
I/U Wandlers ist an den
nachgeschalteten Differenz-
Verstärker angeschlossen, der den
Sollwert subtrahiert, so dass eine
Spannung analog zum Strom
verfügbar ist. Das
Pipettenpotential setzt sich aus
dem Kommandosignal der
Steuereinheit, das am Verstärkereingang (Stim Input) anliegt, und einer variablen
Haltespannung, die durch das VHold-Potentiomerter (+/-200 mV) eingestellt werden
kann, zusammen. Die Haltespannung, also das Pipettenpotential, wird am
Digitalvoltmeter Vcomm angezeigt. Bei Experimenten mit RGZ wurde ein Haltepotential
von –80 mV gewählt. Die SF21 Zellen hingegen wurden auf –60 mV Haltepotential
geklemmt. Bei der Ermittlung des spannungsabhängigen Summenausstroms wurden
in beiden Zelltypen Pulse über 500 ms eingesetzt. Ausgehend vom Haltepotential
stiegen die Pulse stufenförmig um 10 mV bis auf +100 mV an. Bei der Ermittlung des
Summeneinstroms in RGZ wurde das gleiche Protokoll über 30 ms eingesetzt. Für
Abbildung 1: Schaltplan des VC Modus
18
die Ermittlung der spannungsabhängigen Gleichgewichtsinaktivierung bei RGZ
wurden die Zellen auf ein Haltepotential von –60 mV geklemmt. Ein 500 ms
dauernder Vorpuls wurde stufenförmig um je 10 mV steigend ausgehend von –120
mV auf + 60 mV gegeben. Der nachfolgende 500 ms andauernde Testpuls wurde
nicht variiert und betrug konstant + 60 mV.
2.9.4 Search-Modus
Der Search Modus ähnelt dem Spannungsklemmen Modus. Zusätzlich ist ein
Integrator zugeschaltet, der eine negative Rückkopplung zwischen dem Current
Monitor Signal und dem
Pipettenpotential bewirkt. Die
Rückkopplung regelt das
Pipettenpotential VP so, dass ohne ein
Stim In Signal kein Strom durch die
Pipette fließt. Die Regelung der
Rückkopplung geschieht sehr langsam,
so dass kurze Impulse zur Bestimmung
des Pipetten- und des
Sealwiderstandes nicht kompensiert werden. Dieses verhindert beim Sealen ein
herausdriften des Monitorsignals aus dem Messbereich. Die Geschwindigkeit der
Rückkopplung ist zum Widerstand zwischen Pipetten- und Badelektrode proportional
und zwar mit einer Zeitkonstante von 1 s/10 MΩ.
Abb2: Schaltplan des Search-Modus
2.9.5 Stromklemmen (Current Clamp; CC ) und CC + COMM Mode
Wie auch im Search Mode ist im CC und CC+ COMM Mode zwischen dem Current
Monitor Signal und dem Pipettensignal eine Rückkopplung geschaltet. Hierfür wird
ein als Spannungsfolger geschalteter OPA
eingesetzt, der mit einer Zeitkonstante von
30 µs wesentlich schneller rückkoppelt und
das Pipettenpotential entsprechend
variiert, so dass das freilaufende
Membranpotential konstant 0 mV beträgt.
Am Digitalvoltmeter Vcomm wird das
Abb3: Schaltplan des Stromklemmen Modus 19Membranpotential angezeigt. Stimm IN und VHold haben im Gegensatz zum Search
Mode keinen direkten Einfluss auf das Membranpotential. Im CC+COMM Modus
werden die Änderungen des Membranpotentials nach Injektion eines
Kommandostroms erfasst. Der injizierte Strom beträgt 1 pA/mV. Er wird durch die
Summe der Spannungen des Haltepotentials VHold und des Stim IN Signals bestimmt.
Bei Experimenten im CC-Modus wurde in die Zelle stufenförmig Strom injiziert. Der
erste Puls betrug 0 pA mit einer Steigerung um 10 pA bei jedem weiteren Puls. Es
wurden Versuche mit 2 verschiedenen Aufnahmezeiten verwandt. Bei Versuchen
über 500 ms wurde das Aktionspotentialmuster bestimmt. Für eine bessere
Auflösung einzelner Aktionspotentiale und deren Ausmessung wurden Experimente
über 30 ms durchgeführt.
2.9.6 Pipetten und Elektroden
Die Pipetten wurden in 2 Schritten aus 7 cm langen Borosilikatkapillaren mit Filament
(Fa. Hilgenberg; Außen 1,5 mm; Innen 0,85 mm; Filament 0,1 mm) hergestellt. Dies
geschah mit einem temperaturkontrollierten, vertikal ziehenden Puller (Heka; Pip 5).
Die Pipetten hatten in TaCSF einen Widerstand von 6-8 MΩ. Die Badelektroden
wurden mit einer Lösung vom 500 mM KCl und 2 % Agar-Agar gefüllt. Dafür wurden
Borosilikatkapilaren (Fa Hilgenberg) mit einem Außendurchmesser von 1mm und
einem Innendurchmesser von 0,8 mm verwendet.
2.9.7 Versuchssteuerung und Erfassung der Messdaten
Die Aufzeichnung der Messdaten und die Steuerung des Digital-Analog-Wandlers
erfolgte über einen IBM kompatiblen PC (486 DX-20; 8 MB RAM). Dabei wurde das
Programmpaket „pclamp 6.0.3“ verwendet. Das Unterprogramm „calmpex“ steuert,
nach vorher festgelegten Parameterdateien, den Digital-Analog-Wandler (Fa. Axon
Instruments; TL-1) an. Dieser erzeugt analoge Ströme aus digitalen Steuersignalen
und leitet sie an den Verstärker weiter. Um ein rauschfreies Signal zu erhalten,
wurden die Verstärkerausgänge (Current Monitor Signal) über einen internen 3-Pol
Besselfilter (10kH) gefiltert. An diesem Ausgang waren parallel 2 Geräte
angeschlossen, so dass das Signal gleichzeitig an den D-A-Wandler und an das
Oszilloskop geleitet werden konnte. Über jede Messung wurde ein Protokollbogen
geführt. Darauf wurden die Daten festgehalten, die der Computer nicht speicherte.
Die Auswertung der Daten erfolgte mit dem Unterprogramm „Clampfit“.
20
2.9.8 Kapazitäts - und Serienwiderstandkompensation
Bei Ganzzellableitungen (Whole Cell recording) im VC-Modus mussten der
Serienwiderstand (RS) und die Membrankapazität (CM) kompensiert werden. Der RS
setzt sich aus dem
Pipettenwiderstand und Resten
der durchbrochenen Zellmembran
zusammen. Während der
Messung in der
Spannungsklemme wird das
Membranpotential (VM) durch das
Pipettenpotential (VP) kontrolliert.
Ein Teil der Kommandospannung
fällt ohne Kompensation am RS
ab, wodurch das
Membranpotential nicht um die
Sollspannung verändert wird und die Messungen verfälscht würden. Der Messfehler
im Membranpotential beträgt bei einem Strom von 1 nA und einem Serienwiderstand
von 10 MΩ 10 mV. Die durch RS verursachten Fehler werden elektronisch korrigiert.
Daneben verlangsamt die RS die Aufladung der Membrankapazität. Die
Gesamtkapazität wird durch die Größe der Zelle und die Eintauchtiefe der Pipette in
die Lösung bestimmt. Die Gesamtkapazität verursacht bei Spannungsstufen
Umladeströme mit langen Zeitkonstanten, welche die Messungen beeinträchtigen.
Deswegen muss die Aufladung der Zellmembrankapazität (CM) beschleunigt werden.
Abb. 4: Ersatzschaltbild einer Ganzzellableitung. Nach durchbrechen der Membran erhält man die Whole-Cell Konfiguration.
Die unkompensierte Zeitkonstante τU der Aufladung beträgt:
τU = unkompensierte Zeitkonstante
τU = RS * CM RS = Serienwiderstand
CM = Zellmembrankapazität
Bei typischen Werten von RS = 10 MΩ und CM = 10 pF beträgt τ = 100 µs. Dieser
Wert ist zu groß, um schnelle spannungsabhängige Ionenströme zu untersuchen.
Um dennoch verwertbare Daten zu erhalten, wird die Aufladung der
Zellmembrankapazität mit Hilfe eines Kompensationsschaltkreises beschleunigt.
21
2.10 Versuchsdurchführung
Bei der Ableitung von RGZ musste eine halbe Stunde vor Versuchsbeginn die
Umlaufkühlung in Betrieb genommen werden, um alle Lösungen und die
Aluminiumkammer 16° C zu temperieren, bei der Messung von Sf21 Zellen war
dieses nicht notwendig. Anschließend wurden das Zellkulturschälchen mit dem RGZ
Abdruck bzw. den Sf21 Zellen in die Versuchskammerhalterung eingesetzt. Der
Lösungsaustausch von Kulturmedium zu TaCSF erfolgte in 2 bis 3 Schritten. Am
Rand des Nunc Dishes wurden die Ab - und Zulaufkanülen montiert und die
Badelektrode eingesetzt. Für jede Messung wurde eine neue Pipette benutzt. Nur in
die Spitze der Glaselektrode wurde Pipettenlösung eingefüllt, so dass der Silberdraht
der Elektrode gerade in die Pipettenlösung tauchte. Dies war notwendig, um
Umladeartefakte zu minimieren. Beim Eintauchen der Pipette in das Messmedium
musste ein leichter Überdruck an die Pipette angelegt werden, um eine
Verunreinigung der Pipettenspitze zu verhindern. Der zwischen Badelektrode und
Pipette bestehende kleine Potentialunterschied wurde mit dem VP-ZERO
Potentiometer kompensiert. Um den Widerstand der Pipette zu bestimmen, wurde im
Search Mode eine Spannung von 1 mV an die Pipette angelegt. Ein Puls von 1 mV
lässt durch eine 1 MΩ Pipette einen Strom von 1 nA fließen, durch eine Pipette mit
einem Widerstand von 10 MΩ fließt ein Strom von 0,1 nA. Nur Pipetten mit einem
Widerstand von 6-8 MΩ wurden für die Versuche verwendet. Mit Hilfe des
Mikromanipulators, unter Anlegen eines Überdrucks, wurde die Pipette an die zu
messende Zelle herangefahren. Zeigte sich in der Zellmembran eine leichte Wölbung
durch den Überdruck, wurde dieser abgelassen und unter leichtem Saugen die
Zellmembran an die Pipettenspitze gesaugt, so dass die Spitze der Pipette auf der
Membran aufsaß. In diesem sogenannten „Cell attached Mode“ der „Patch Clamp“
Technik stieg der Widerstand der Pipette an. Die Umladeartefakte der
Membrankapazität wurden mit C-Fast und τ-Fast kompensiert. Um den „Whole Cell“
Modus der Patch Clamp“ Technik zu erreichen, musste das Stückchen (patch)
Membran zwischen Pipettenspitze und Zellinnerem entfernt werden, um einen
Zugang zum Zellinneren über die Pipette zu schaffen. Dies geschah durch
intervallartiges Saugen. Das Ereichen der „Whole Cell“ Konfiguration konnte über ein
Ansteigen der Membrankapazität nachvollzogen werden. Der Widerstand stieg
gleichzeitig in den GΩ Bereich an. Der sogenannte „Gigaseal“ war erreicht. Der
22
Unterdruck wurde vorsichtig abgelassen. Die Membrankapazität und der
Serienwiderstand wurden durch C-Slow und G-Series minimiert. Nach diesen
Kompensationsschritten waren Spannungs- und Stromklemmenexperimente möglich.
23
3 Ergebnisse
3.1 Entwicklung von RGZ
Die Entwicklung von Forellen ist in verschiedene Stadien gegliedert. Diese sind bei
Vernier (1969) beschrieben. Das Schlüpfen der Tiere erfolgt bei Stadium 30. Von
jungen adulten Forellen wird ab Stadium 37 gesprochen. Mit der morphologischen
Entwicklung geht die Reifung der Retina einher. Die RGZ müssen wachsen und
Verbindungen mit den Interneuronen ausbilden. Die Axone aller RGZ bilden den
Sehnerv. Dieser wächst während Stadium 28 in das optische Zentrum (Tectun
opticum = TO) des Forellengehirns ein. Mit dem Gewebeabdruckverfahren ist es
möglich RGZ ab Stadium 26 zu isolieren. In früheren Stadien ist die Retina zu klein.
3.2 Entwicklung der Aktionspotentiale Neuron zeichnet die Fähigkeit zur Generation von Aktionspotentialen, sowohl
spontan als auch nach Reizung aus. Bei RGZ kann beides beobachtet werden. Die
Generation von Aktionspotentialen ohne vorhergehende Reizung wurde für
verschiedene RGZ Stadien in der nachfolgenden Tabelle zusammengefasst.
Entwicklungsstadium
der Zellen
26-30
31 33 35 Adult
Anteil der Zellen,
die Spontanaktivität
zeigen [%].
4
12,1 28,6 57,7 65,7
Tab.1: Anteil der RGZ, die Aktionspotentiale ohne induzierte Reizung generieren.
Die ersten spontan generierten Aktionspotentiale wurden im Stadium 29 gemessen.
Vor dem Schlupf der Fische kann insgesamt kaum Spontanaktivität nachgewiesen
werden. Danach steigt sie deutlich von Stadium zu Stadium. Die Steigerung der
Spontanaktivität geht mit der morphologischen Reifung der Tiere einher. Ein weiterer
wichtiger Punkt besteht in der Fähigkeit der RGZ Aktionspotentiale nach induzierter
Stromgebung zu generieren, um auf einen Reiz von Außen zu reagieren und damit
Informationen weiterzuleiten. Um diese Fähigkeit zu testen, wurden RGZ mit
24
verschiedenstarken Strompulsen gereizt und die Antwort der Zelle, die
Aktionspotentiale, aufgezeichnet. Im ersten Schritt der Auswertung wurde die
Erregbarkeit der Zellen festgestellt. Eine Zelle wurde als erregbar eingestuft, wenn
sie mindestens 1 Aktionspotential im Rahmen der Messungen generierte.
Entwicklungsstadium 27 30 32 35 Adult
Prozentsatz der
erregbaren Zellen.
66,7 69 92 96 94
Tab.2: Anzahl der RGZ, die auf Strompulse von 10 bis 100 pA in 10 pA Schritten in 500 ms
mindestens ein Aktionspotential generierten.
Schon vor dem Schlupf gelten 2 von 3 Zellen als erregbar. Danach steigt der Wert
sprunghaft bei Stadium 32 auf das Niveau der adulten Zellen an. In weiterführenden
Untersuchungen wird die Anzahl der Aktionspotentiale, der verschiedenen
Entwicklungsstufen betrachtet.
0
2
4
6
8
20 30 40 50 60 70
Reizstrom [pA]
Anz
ahl d
er A
ktio
nspo
tent
iale
Abb. 5: Die Anzahl der Aktionspotentiale bei einem Strom von 10 bis 80 pA über 100 ms in
verschiedenen Entwicklungsstadien. Schwarz = adult; Gelb = Stadium 35; Rot = Stadium 34;
Blau = Stadium 31-33; Grün Stadium 26-30.
25
Hier zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen den Entwicklungsstadien. Je
reifer die Zellen sind, desto stärker antworten sie auf eine Erhöhung des Reizes mit
einer Steigerung der Aktionspotentialfrequenz. Die Stadien 26-30 generieren nur 1
bis 2 Ap´s unabhängig von der Reizintensität. Die Fähigkeit zur Signalcodierung
steigt signifikant im Rahmen der Reifung an. Dies spiegelt sich auch in einer
genaueren Betrachtung der Ap Anzahl wieder. RGZ wurden nach der maximalen
Anzahl der generierten Aktionspotentiale in drei Gruppen unterteilt.
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
26-29 30-31 32-33 34 35 adult
Entwicklungsstadium
Anz
ahl d
er A
ktio
nspo
tent
iale
[%]
Abb. 6: Anzahl der Aktionspotentiale, die in verschiedenen RGZ Entwicklungsstadien bei einer
Stromgebung von 50 pA über 100 ms generiert werden (schwarz = 1 Ap; blau 2-5 Ap´s; rot 6 bis 8
Ap´s).
Die Anzahl der generierten Aktionspotentiale ist in den verschiedenen Stadien
unterschiedlich. Vor und kurz nach dem Schlupf wird hauptsächlich ein einzelnes
Aktionspotential generiert (Stadium 26-31). Ab Stadium 32 zeigt ein Grossteil der
Zellen ein Erregungsmuster mit 2-5 Ap. Späte Stadien und reife Zellen zeigen 6-8
Aktionspotentiale als Antwort auf die Reizung.
26
A B C
Abb.:7: Originalregistrierungen von Ap´s bei einem Reizstrom von 50 pA über 500 ms. A: Stadium 29;
B: Stadium 32; C: adulte RGZ.
Bei der Betrachtung der Aktionspotentialmuster in den unterschiedlichen
Entwicklungsstufen zeigen sich erhebliche Unterschiede. Für eine detaillierte
Auswertung einzelner Aktionspotentiale mussten Messungen mit einer höheren
Auflösung der Signale durchgeführt werden. Als ersten Punkt betrachtete ich die
maximale Depolarisation, die Höhe der Aktionspotentiale, in den verschiedenen
Stadien.
Stadium 26-29 31 35 Adult Maximale Depolarisation [mV]
0,4 ±1,56
5,6 ± 2,25
15,1 ±2,02
20,6 ± 2,23
Tab.3: Die maximale Depolarisation des 1. Ap´s bei einer Stromapplikation von 50 pA über 30 ms in verschiedenen RGZ Stadien. Die maximale Depolarisation steigt kontinuierlich von 0 mV bei Stadium 26-29 auf
+20 mV in den adulten Zellen. Die Höhe der Aktionspotentiale steigt parallel mit dem
Entwicklungsstand der Zellen. Als zweiter Parameter bei der Auswertung wurde die
Dauer bzw. die Breite der einzelnen Aktionspotentiale ermittelt, indem die Zeit
zwischen dem Startpunkt und dem Repolarisationsmaximum ausgemessen wurde.
27
0
1
2
3
4
5
6
26-28 29 30-31 32 33 34 35 36 adult
Stadium
Dau
er d
er A
p´s
[ms]
Abb. 8: Die Dauer
des 1. Aktionspotentiales
gemessen vom
Startpunkt zum
Repolarisationsmaximum
bei einer Stromgebung von
100 pA über 30 ms.
Von Stadium 26 bis 32 zeigt sich keine signifikante Veränderung in der Breite der
Aktionspotentiale. Zwischen Stadium 32 und 33 verkürzt sie sich sprunghaft von 4,6
auf 2,9 ms. Danach sinkt der Wert kontinuierlich bis auf 2,2 ms bei den adulten RGZ.
Die Aktionspotentiale werden schmaler und es können folglich mehr
Aktionspotentiale in reifen RGZ pro Zeiteinheit generiert werden als in unreifen. Die
starke Verkürzung der Aktionspotentiale zwischen Stadium 32 und 33 deutet auf eine
drastische Veränderung der zugrundeliegenden Ströme in dieser Phase der
Entwicklung hin. Da die Aktionspotentiale im Zuge der Reifung schmaler und höher
werden, muss die aufsteigende (Slope up) oder die absteigende (Slope down)
Flanke des Aktionspotentiales steiler werden.
Stadium 26 –30 Adult
Slope up [mV/ms] 74,6 ±9,3 124 ±13
Slope down [mV/ms] 73 ± 7,5 86 ±11
Tab. 4: Slope up und Slope down Werte von RGZ bei einer Stromgebung von 50 pA über 30 ms.
Im Vergleich von RGZ, vor dem Schlupf (26-30), und adulten Zellen steigt der Slope
up um 66 %, wobei der Slope down um 18 % zunimmt. Die zeitliche Verkürzung und
stärkere Depolarisation der Aktionspotentiale während der Reifung wird
hauptsächlich durch den steileren Anstieg bedingt. Dadurch können in adulten RGZ
mehr Aktionspotentiale innerhalb eines bestimmten Zeitraums im Vergleich zu
28
frühen Stadien generiert werden. Diese Unterschiede müssen durch die den Ap´s
zugrunde liegenden Ströme erklärt werden.
3.3 Charakterisierung spannungsabhängiger Summeneinströme Als erster Schritt bei der Generation eines Aktionspotentiales fließt ein
spannungsabhängiger Natriumstrom in die Zelle und erzeugt eine Depolarisation.
Zeitverzögert werden Kaliumkanäle geöffnet und wirken dem Natriumstrom
entgegen. Aus dem Zusammenspiel von spannungsabhängigen Natrium - und
Kaliumkanälen entsteht ein Aktionspotential. Neben den Natriumionen wird der Strom
in die Zelle noch von weiteren Ionen, vornehmlich von Kalzium, getragen.
Vorhergehende Experimente mit dem Natriumkanalblocker TTX und der Substitution
von Natrium durch Tris zeigten, dass der Hauptanteil des Einstromes in adulten RGZ
durch Natrium getragen wird (Vent , Diplomarbeit). Diese Untersuchungen wurden
durch den Einsatz des Kalziumkanalblockers CoCl2 bestätigt. Die Höhe des
Summeneinstromes wurde für verschiedene RGZ Stadien bestimmt.
Stadium 26-28 31 33 adult
Summeneinstrom [mV] -1029 ±93 -963 ±120 -1017 ±100 -1021 ±81
Tab. 5: Höhe des maximalen Summeneinstromes in RGZ bei einen Haltepotential von –80 mV und
einem Spannungspuls von –20 mV.
Bei der Höhe des maximalen Summeneinstromes ist keine deutliche Veränderung für
die verschiedenen Entwicklungsstadien festzustellen. In den Stadien vor dem
Schlupf werden schon die adulten Werte erreicht. In allen Stadien beträgt der
Einstrom ca. 1 nA. Für einen genaueren Vergleich wurden die I/U (Strom /
Spannung) Kennlinien des Summeneinstroms verschiedener Entwicklungsstadien
zusammengefasst.
29
-1300
-1100
-900
-700
-500
-300
-100
100
-80 -60 -40 -20 0 20 40
Spannung [mV]S
trom
[pA
]
Abb.9: I/U Diagramm des Summeneinstroms von RGZ verschiedener Stadien (Blau 26-28; Rot 32;
Schwarz adult). Die Zellen wurden von einem Haltepotential von –80 mV aus in 10 mV Schritten über
30 ms bis auf +50 mV gereizt.
Stadium 28 Stadium 32 Adult
Abb. 10 Originalregistrierung der Summeneinströme von RGZ der Stadien 28, 32 und Adult. Die
Zellen wurden von einem Haltepotential von –80 mV aus in 10 mV Schritten über 30 ms bis auf + 50
mV gereizt.
Bei der Betrachtung dieser I/U Kennlinien und Originalregistrierungen sind keine
signifikanten Unterschiede zwischen den RGZ Stadien erkennbar. Die Höhe und der
Verlauf des Summeneinstromes ist folglich nicht für die unterschiedlichen
Aktionspotentiale während der Reifung der RGZ verantwortlich. Deshalb betrachtete
ich ausführlich die Summenausströme.
30
3.4 Charakterisierung von passiven Membraneigenschaften und
Kaliumkanalmustern
Für die Charakterisierung von Neuronen sind die passiven Membraneigenschaften
der Zelle, wie Größe und Membranpotential, von Bedeutung. Die Größe einer Zelle
kann auf verschiedenen Wegen festgestellt werden. Im Rahmen dieser Arbeit wurde
sie indirekt über die Höhe der Zellkapazität bestimmt.
Stadium 26 30 32 33 35 Adult
Zellkapazität
[pF]
4,7
±0,6
5,2
±0,48
5,7
±0,46
4,96
±0,36
5,79
±0,27
5,62
±0,45
Tab. 6 Zellkapazität von RGZ in verschiedenen Entwicklungsstadium
Die Kapazität der Zellen beträgt in allen Stadien zwischen 4,7 und 5,7 pF. Es ist
keine signifikante Veränderung im Rahmen der Reifung der RGZ festzustellen. Das
Größenwachstum ist bei dem jüngsten für die Messungen zugänglichen Stadium
schon abgeschlossen. Neben der Größe ist das Membranpotential (VM) ein wichtiges
Kriterium bei der Beschreibung von Neuronen.
Stadium 26 28 30 32 34 Adult
VM [mV] -41,3
±1,6
-39,8
±2,4
-41,8
±1,1
-45,1
±2,2
-46,6
±2,1
-51,1
±1,1
Tab. 7 Membranpotential von RGZ in verschiedenen Entwicklungsstadien
In den Stadien 26 –30 beträgt das Membranpotential konstant ca. -41 mV. Es erhöht
sich signifikant bei Stadium 32 auf –45 mV und zwischen Stadium 34 und 37 von –46
auf –51 mV. Diese Untersuchungen zeigen die Altersabhängigkeit des
Membranpotentials. Je jünger die Zellen sind, desto positiver ist ihr Potential. Neben
der Ermittlung der passiven Eigenschaften sind die aktiven Membraneigenschaften
von Bedeutung. Zu diesen zählen die bereits dargestellten spannungsabhängigen
Summeneinströme. Diesen wirken die spannungsabhängigen Summenausströme
31
entgegen. Die Maxima der Ausströme von RGZ in verschiedenen
mm zusammengefasst.
Entwicklungsstadien sind im nachfolgenden I/U Diagra
bb. 11: Maximum des
ummenausstroms von RGZ
Zuge der Reifung der Zellen ist ein Anstieg des maximalen Summenausstroms
on 1734 pA ±165 bei Stadium 26 auf 2320 pA ±138 bei adulten Zellen zu
29 31 33 35 Adult
0
500
1000
1500
2000
2500
3000
26-28 29-30 31 32 33 35 adult
Entwicklungsstadium
Stro
m [p
A]
A
S
verschiedener Entwicklungsstadien
bei einem Haltepotential von –80 mV
und einer gegebenen Spannung von
+100 mV über 500 ms.
Im
v
beobachten. Die signifikanteste Stromzunahme ist kurz nach dem Schlupf zwischen
den Stadien 30 und 31 zu beobachten. Danach steigt der Strom nicht mehr deutlich
an. Eine genauere Methode für den Vergleich der Strommaxima von Zellen stellt die
Ermittlung der Stromdichte der Zellen dar. Dabei wird der Strom im Verhältnis zur
Zellgröße betrachtet.
Stadium 27
Stromdichte 329
364
413
470
447
464
[pA/pF] ±65 ±59 ±34 ±46 ±58 ±44
Tab.8: Stromdich Spa und Ha ential von –80 mV in
denen Entwicklungsstadien.
t nach dem Schlupf der Fische an. Bei Stadium 33 ist
er Wert der adulten Zellen erreicht. Im Summenausstrom zeigt sich im Gegensatz
te der RGZ ermittelt bei +100 mV nnung einem ltepot
verschie
Die Stromdichte der RGZ steig
d
zum Summeneinstrom eine drastische Veränderung im Rahmen der Entwicklung der
RGZ. Somit sind die Summenausströme für die Veränderung der Aktionspotentiale
während der Entwicklung verantwortlich. In der nachfolgenden Betrachtung wurde
32
die Frage untersucht, ob die Stromerhöhung durch vermehrten Einbau der
vorhandenen Ionenkanäle oder durch den zusätzlichen Einsatz von neuen Kanälen
erreicht wird. Da jeder Kanal ein für ihn typisches Strommuster aufweist, kann bei der
Betrachtung der Summenausströme ein erster Hinweis auf unterschiedliche, dem
Strom zugrunde liegenden Kanäle gezeigt werden. Bei der Betrachtung der
Originalregistrierungen von Summenausströmen verschiedener RGZ Stadien zeigen
erste Anzeichen dafür.
Abb.12: Originalregistrierung der Summenausströme von RGZ Stadium 30 (A), 35 (B) und eine
dulten (C) Zelle. Die RGZ wurden auf ein Haltpotential von –80 mV geklemmt. Die Spannungspulse
s sind erhebliche Unterschiede zwischen den Summenströmen zu erkennen. Das
dulte Strombild zeigt einen typischen, nicht inaktivierenden KD Strom, wohingegen
r
a
wurden davon ausgehend in 10 mV Schritten stufenförmig über 500 ms bis auf +100 mV gegeben.
E
a
das juvenile Strombild einen großen Anteil inaktivierenden IA Strom aufweist. Dies
deutet auf unterschiedliche Kaliumkanäle, die den Strömen zu Grunde liegen hin.
Der Anteil des nicht inaktivierenden KD-Stroms wurde im Rahmen der Reifung der
RGZ ermittelt. Beträgt der Wert 100 %, so handelt es sich um einen nicht
inaktivierenden Strom. Beträgt er 50 %, so inaktiviert der Strom um die Hälfte.
33
bb.13: Anteil des nicht
aktivierenden Stromes in
In den Stadien vor dem Schlupf ist keine signifikante Veränderung festzustellen. Ab
tadium 31 steigt der Anteil des nicht inaktivierenden Stromes kontinuierlich an.
A
40
50
60
70
80
90
100
26 27 29 30 31 32 33 34 35 36 adult
Stadium
Nic
ht in
aktiv
iere
nder
Stro
m [%
in
verschiedenen RGZ
Entwicklungsstadien. Der
Strom wurde bei einem
Haltepotential von –80 mV
und einer 500 ms
dauernden Messspannung
von 100 mV gemessen.
Der Stromwert von 200 ms
wurde durch den Wert bei
15 ms geteilt.
S
Wobei ein sprunghafter Anstieg zwischen Stadium 33 und 34 zu beobachten ist. Dies
deutet auf unterschiedliche Kaliumkanäle in den verschiedenen RGZ
Entwicklungsstadien hin. Neben der Morphologie des Stromes ist die Kinetik ein
weiteres, wichtiges Charakteristikum für die Zuordnung von Strömen zu den
zugrunde liegenden Kaliumkanälen. In den nachfolgenden Versuchen wurde das
Öffnungs- und Schließungsverhalten der Kanäle, nach unterschiedlicher
Spannungsgebung untersucht. Die Strommaxima wurden beim Testpuls ermittelt und
in einem I/U Diagram dargestellt.
34
Abb.14: Originalregistrierungen der Kinetik. Links Stadium 29, rechts Stadium 34. Ein Vorpuls wurde
über 500 ms von –120 auf + 40 mV in 10 mV Schritten appliziert. Der Testpuls betrug +60 mV über
500 ms.
Zeigen sich Unterschiede im Verlauf der Kurven, so liegen den Summenströmen
unterschiedliche Kanäle zugrunde. Neben dem Kurvenverlauf ist die halbmaximale
Inaktivierung des Summenstromes zu betrachten. Dieser IC 50 Wert gibt die
Spannung an, bei der die Hälfte der Kanäle geschlossen ist.
-120 -80 -40 0 400,0
0,2
0,4
0,6
0,8
1,0
Stro
m [I
/Imax
]
Vorpuls [mV] Abb.15: Ergebnisse der Kaliumkanalkinetik. (Schwarz Stad. 29/30; Rot = 31; Grün 34/35; Blau = adult) Die Zellen
wurden auf ein Haltepotential von – 60 mV geklemmt. Ein Vorpuls über 500 ms von –120 auf + 40 mV wurde in
10 mV Schritten stufenförmig appliziert. Der Testpuls betrug +60 mV über 500 ms. Das Strommaximum wurde
nach den verschiedenen Vorpulsen ermittelt und der Strom normiert dargestellt. Die IC 50 Werte sind mit den
gestrichelten Linien gezeigt. Die Kurven wurden durch eine modifizierte Boltzmann Gleichung angenähert.
35
Der Kurvenverlauf verschiebt sich signifikant mit jedem weiteren
Entwicklungsstadium in den positiveren Bereich. Dabei berühren sich die Kurven
nicht. Die Auswertung der IC 50 Werte verdeutlicht dieses.
Stadium 29 31 33/34 36
IC 50 [mV] -45 -31,7 -13,3 -1,6
Tab.9: Errechnete IC 50 Werte der Kaliumkanalkinetik.
Die IC 50 Werte verschieben sich deutlich von –45 mV bei Stadium 29 auf –1,6 mV
bei Stadium 36. Dabei ist eine kontinuierliche Verlagerung der Werte in positiver
Richtung zu beobachten. Zusammen mit der I/U Auswertung der Kinetik kann
angenommen werden, dass in jüngeren Stadien Kanäle expremiert werden, die bei
negativeren Spannungen schließen als die der weiter entwickelten RGZ. Die
vorhergehenden Auswertungen zeigten deutlich, dass in der Entwicklung der RGZ
der Summenausstrom steigt und die Zusammensetzung der zugrunde liegenden
Kanäle sich verändert. Welche Ionenkanäle hierbei eine Rolle spielen soll in einer
weiterführenden pharmakologischen Untersuchung geklärt werden.
3.4.1 Hauptklassen von Kaliumkanälen
Die Summenausströme der adulten RGZ wurden in vorhergehenden Arbeiten
untersucht (Pöttering, Vent, Stegmann). Sie werden hauptsächlich von zwei
verschiedenen Kaliumkanalpopulationen getragen. Den spannungsabhängigen
Kaliumkanälen wie den Shaker und Shaw und den kalziumabhängigen
Kaliumkanälen. Diese sind in adulten RGZ durch Iberiotoxin blockierbar und gehören
folglich der Gruppe der BK Kaliumkanäle an. Durch den Austausch von CoCl2 für
CaCl2 in der Badlösung kann der Kalziumeinstrom in die Zelle unterbunden und die
kalziumabhängigen Kaliumkanäle indirekt blockiert werden. Um den Anteil von
kalziumabhängigen Kaliumkanälen am Summenausstrom der RGZ während der
Reifung zu bestimmen, wurde der Summenausstrom in TaCSF bestimmt und
anschließend 0,2 mM CoCl2 oder 100 µM Iberiotoxin eingespült.
36
0
5
10
15
20
25
30
35
Stad 29-31 Stad 32-33 adult
Entwicklungsstadium
Red
uktio
n de
s S
umm
enau
sstro
mes
[%]
Abb.16: Die Reduktion des maximalen Summenausstromes durch 0,2 mM CoCl2 (Blau) und 100 µM
Iberiotoxin (Rot) bei einer Spannung von 100 mV über 500 ms und einem Haltepotential von –80 mV.
Die Reduktion des Summenausstromes durch CoCl2 und Iberiotoxin erreicht in allen
drei untersuchten Stadien die gleichen Werte. Die kalziumabhängigen
Summenströme werden durch Kaliumkanäle der BK Familie getragen. Dabei erreicht
die Hemmung in den verschiedenen Stadien ein verschiedenes Niveau. In juvenilen
RGZ vor dem Schlupf erfolgt keine signifikante Hemmung durch Iberiotoxin oder
CoCl2. Erst nach dem Schlupf steigt bei Stadium 32/33 der Anteil des
kalziumabhängigen Stromes am Gesamtstrom an und erreicht in adulten RGZ einen
Wert von ca. 30 %. Um festzustellen, ob die BK Kanäle eher den IA oder den KD
Stromanteil des Summenausstromes beeinflussen, wurde die Hemmung durch CoCl2
für unterschiedliche Zeitpunkte bestimmt.
37
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
27-30 33 adult
Stadium
Stro
mre
dukt
iom
[%]
Abb.17: Die Reduktion des maximalen Summenausstromes durch 0,2 mM CoCl2 bei einer Spannung
von 100 mV über 500 ms und einem Haltepotential von –80 mV. Der Peakstrom (schwarz) wurde bei
15 ms der KD-Strom (rot) bei 200 ms ermittelt.
Der Peak und KD Strom werden im gleichen Maße durch CoCl2 gehemmt. Der Anteil
von kalziumabhängigen Kaliumkanälen ist somit beim inaktivierenden und nicht
inaktivierendem Strom gleich.
3.4.2 Spannungsabhängige Kaliumkanäle
3.4.2.1 Charakterisierung des IA Stroms in adulten RGZ
Der Summenausstrom der adulten RGZ besteht aus 2 unterschiedlichen
Komponenten. Der langsam aktivierende und nicht inaktivierende Stromanteil wird
als KD Strom bezeichnet. In Gegensatz dazu steht der IA Strom, welcher schnell
aktiviert und schnell inaktiviert. Aus der Addition dieser Ströme ergibt sich das
Summenausstrommuster. Durch den Einsatz der Kaliumkanalblocker Chinin und
Iberiotoxin wurde der Hauptanteil des KD Strom blockiert. Bei diesen Experimenten
wurde ein IA Strom sichtbar. Aufgrund vorhergehender Arbeiten (Pöttering 2000)
könnte es sich um einen Kv. 3.4 Kaliumkanal handeln. Dessen Strom wird durch das
Seeanemonengift BDS-l blockiert (Diochot et al1998)
38
Abb.18: Der Summenausstrom einer adulten RGZ wurde in
100 µM Chinn und 0,2 mM CoCl2 bei einem Haltepotential
von –80 mV gemessen (A). Die Spannung wurde vom
Haltepotential ausgehend in 10 mV Schritten stufenförmig
bis auf +100 mV appliziert. Der Summenausstrom der
selben Zellen (B) mit 100 µM Chinin, 0,2 mM CoCl2 und
100 nM BDS. Bei C ist der Subtraktionsstrom der
Stromspuren von A-B dargestellt. 150 pA40 ms
A
B
C
Deutlich wird die IA Komponente des
Summenausstromes in Anwesenheit von Chinn
und CoCl2 hervorgehoben. Durch den Einsatz
des Blocker BDS l wurde keine signifikante
Reduktion des IA Stromes erreicht. Dieser Anteil
des Stromes kann folglich nicht durch Kv 3.4
Kanäle getragen werden.
3.4.2.2 Charakterisierung des Summenausstromes in RGZ
In RGZ vor dem Schlupf kann ein Summenausstrom um 1,7 nA gemessen werden.
Dieser Strom wird nicht durch kalziumabhängige Kaliumkanäle verursacht. Er kann
jedoch, wie in den adulten Zellen gezeigt (Vent 1999; Pötteing 2000; Stegmann
1998) durch spannungsabhängige Kaliumkanäle getragen werden. Durch den
Einsatz des Kaliumkanalblockers TEA (Grissmer et al 1994) in einer hohen
Konzentration können viele spannungsabhängige Kaliumkanäle, z.B. einige des
Shaker Typs gehemmt werden.
Peakstrom KD-Strom
Reduktion durch 2 mM
TEA [%]
78,4 ± 5 73 ± 3,6
Tab. 10: Reduktion des maximalen Summenausstroms von RGZ Stadium 29 und 30 durch 2 mM TEA.
Die Zellen wurden auf ein Haltepotential von –80 mV geklemmt und über 500 ms die Reizspannung
von 100 mV appliziert. Der Peakstrom wurde bei 15 ms, der KD bei 200 ms ermittelt.
39
Über 70 % des Summenausstromes von RGZ der Stadien 29 und 30 wird durch den
Einsatz von 2 mM TEA blockiert. Dabei werden IA und KD Strom gleichstark
gehemmt. Der Anteil des durch spannungsabhängige Kaliumkanäle getragen
Stromes kann noch weit höher liegen, da einige dieser Kanäle TEA insensitiv sind.
Für die genaue Zuordnung der Ströme zu einem bestimmten Kaliumkanal müssen
spezifische Blocker eingesetzt werden. In vorhergehenden Untersuchungen wurden
Kaliumkanäle aus dem ZNS der Forelle heterolog expremiert (Ngyuen et al 2000)
und elektrophysiologisch gemessen. Die dabei durchgeführte pharmakologische
Charakterisierung zeigte für den Shaker Kaliumkanal Tsha 2 die vollständige
Blockierung durch 100 µM TEA. Kann in Vorschlupf RGZ ein auf 100 µM TEA
reagierender Strom nachgewiesen werden, so kann dieser durch Tsha 2
Kaliumkanäle getragen werden.
Stadium 29
Stadium 34
Abb. 19: Originalregistrierungen des Summenausstromes von 2 RGZ Stadium 29 (oben) und 34
(unten). Die Zellen wurden auf ein Haltepotential von –80 mV geklemmt. Davon ausgehend wurden
die Spannungspulse in 10 mV Schritten stufenförmig über 500 ms bis auf + 100 mV gegeben. Die
Messungen wurden in TaCSF (links) durchgeführt und anschließend in 100 µM TEA (Mitte)
wiederholt. Der Subtraktionsstrom (TaCSF - 100 µM TEA) ist Rechts dargestellt.
40
0
10
20
30
40
50
60
70
26-28 29-30 31-32 33-34 35 adult
Stadium
Red
uktio
n de
s Su
mm
enau
sstro
ms
[%]
Abb. 20: Reduktion des maximalen Summenausstromes durch 100 µM TEA gemessen bei einem
Haltpotential von –80 mV und einer Spannung von 100 mV über 500 ms. Blau = Peakstrom bei 15 ms;
Rot = KD Strom bei 200 ms
Durch die geringe Dosierung von TEA wird im Gegensatz zum Einsatz von 2 mM
TEA ein höherer Anteil an KD Strom gehemmt. Eine deutliche Reduktion des
Summenausstromes durch 100 µM TEA erfolgt erst nach dem Schlupf bei Stadium
32. In RGZ vor dem Schlupf wird folglich kein signifikanter Anteil des Stromes durch
Tsha 2 Kaliumkanäle getragen. Neben Tsha 2 wurde ein weiterer Shakerkanal aus
dem ZNS der Forelle (Tsha 1) in vorhergehenden Untersuchungen heterolog
expremiert sowie elektrophysiologisch und pharmakologisch charakterisiert (Nguyen 2000). Seine Expression in adulten RGZ wurde mit dem Einsatz des für Tsha 1
spezifischen Blockers DTX nachgewiesen. Die Reduktion des Summenausstromes in
verschiedenen RGZ Stadien durch den Einsatz von 1 µM DTX wurde untersucht.
41
Stadium 30 / 31
Stadium 34 / 35
TaCSF DTX Subtraktionsstrom
Abb. 21: Originalregistrierungen des Summenausstromes von RGZ Stadium 30 / 31 (oben) und 34 /
35 (unten). Die Zellen wurden auf ein Haltepotential von –80 mV geklemmt. Davon ausgehend wurden
die Spannungspulse in 10 mV Schritten stufenförmig über 500 ms bis auf + 100 mV gegeben. Die
Messungen wurden in TaCSF (links) durchgeführt und anschließend in 1 µM DTX (Mitte) wiederholt.
Der Subtraktionsstrom (TaCSF - 1 µM DTX) ist Rechts dargestellt.
0
10
20
30
40
26/27 30/31 32 34/35
Stro
mre
dukt
ion
[%]
Abb.22: Reduktion des Summenausstromes von RGZ durch 1 µM DTX. Der maximale
Summenausstrom wurde bei einem Haltepotential von –80 mV und einer Spannungsgebung von 100
mV über 500 ms in TaCSF und in Anwesenheit von 1 µM DTX ermittelt.
42
In den Stadien vor dem Schlupf ist durch den Einsatz von 1 µM DTX nur eine geringe
Reduktion des Summenausstromes um 6 % feststellbar. Nach dem Schlupf steigt der
Anteil auf 15 % bei Stadium 32 und weiter auf 26 % bei Stadium 34/35 an. Der
Summenausstrom in RGZ vor dem Schlupf wird nicht hauptsächlich durch Tsha 1
und Tsha 2 Kaliumkanäle getragen, da sonst eine höhere Stromreduktion mit DTX
und 100 mM TEA erreicht werden müsste. Bei adulten RGZ wird 80 % des
spannungsabhängigen Summenausstromes durch 100 µM Chinin gehemmt (Henne
et al 2000). Sollte dieser Blocker eine Reduktion des Stromes bei Vorschlupf RGZ
verursachen, so könnte dem Ausstrom ein spezifischer Kaliumkanal zugeordnet
werden.
TaCSF Chinin Subtraktionsstrom
Stadium 28
Stadium 34 / 35
Abb. 23 Originalregistrierungen des Summenausstromes von RGZ Stadium 28 (oben) und 34 / 35
(unten). Die Zellen wurden auf ein Haltepotential von –80 mV geklemmt. Davon ausgehend wurden
die Spannungspulse in 10 mV Schritten stufenförmig über 500 ms bis auf + 100 mV gegeben. Die
Messungen wurden in TaCSF (links) durchgeführt und anschließend in 100 µM Chinin (Mitte)
wiederholt. Der Subtraktionsstrom (TaCSF - 100 µM Chinin) ist Rechts dargestellt.
43
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
27/28 31/30 32/33 34/35 adult
Stadium
Red
uktio
n de
s S
umm
enau
sstro
mes
[%]
Abb.24: Reduktion des Summenausstroms von RGZ durch 100 µM Chinin. Die Zellen wurden auf ein Haltepotential von –80 mV geklemmt und der maximale Ausstrom in TaCSF und 100 µM Chinin bei einem Spannungspuls von 100 mV über 500 ms gemessen. Der Peakstrom (blau) wurde bei 15 ms, der KD Strom (rot) bei 200 ms ermittelt.
In keiner RGZ konnte vor dem Zeitpunkt des Schlüpfens eine Reduktion des Stromes
durch Chinin festgestellt werden. Nach dem Schlupf steigt der Anteil des chinin-
sensitiven Stromes bei Stadium 30 / 31 sprunghaft auf 49 % Peak und 73 % KD an.
Diese Werte verändern sich im Rahmen der Reifung nicht signifikant. Die Reduktion
bei adulten RGZ beträgt am Peak gemessen 50 % und die des KD Stroms 73 %. In
allen Stadien blockiert Chinin den KD Strom deutlich stärker als den Peakstrom.
Durch die Experimente mit den spezifischen Kaliumkanalblockern, TEA, Chinin und
DTX wurde gezeigt, dass die Zusammensetzung der Kaliumkanäle in RGZ vor und
nach dem Schlupf bzw. in adulten Zellen völlig verschieden ist. Um den Zeitpunkt des
Schlüpfens findet ein völlige Neuzusammensatzung der Kaliumkanäle und deren
daraus resultierenden Ströme statt.
44
3.4.2.3 Heterologe Expression von Kv3.1 in Sf21 Zellen
Ein wesentlicher Teil des spannungsabhängigen Summenausstromes wird in adulten
RGZ von einem chininsensitiven Kaliumkanal getragen. Kaliumkanäle der Shaw
Familie zeigen dieses pharmakologische Profil. In früheren Studien wurde ein Shaw
Kaliumkanal (Trout Shaw = Traw1) aus dem ZNS der Forelle isoliert (Panofen et al
2000). Dieser Traw1 wurde in das Baculovirus-Expressionssystem kloniert und Viren
mit einem C-terminalen GFP-Fusionsprotein generiert. Die damit infizierten Sf21
Zellen konnten leicht über ihre grüne Fluoreszenz identifiziert werden. Die
Verwendung von Sf21 Zellen für die heterologe Expression von
spannungsabhängigen Kaliumkanälen bietet viele Vorteile. Die Zellen sind in der
Zellkultur sehr anspruchslos und einfach zu vermehren. Sie sind relativ groß, rund
und bilden keine Zellausläufer wie z.B. CHO Zellen. Dies erleichtert die Messungen
erheblich. Sf21 Zellen zeigen zusätzlich nur einen geringen Eigenstrom von ca. 200-
300 pA. Bei der Expression von Traw1 wurden Ströme von 10 bis 20 nA gemessen.
Der Eigenstrom der Zelle konnte vernachlässigt werden.
Chinin [mM]
Nor
mie
rter S
trom
[I/I
]m
ax
0.2
0.4
0.6
0.8
1.0
0.0110-1
10-210-3
Abb. 25: Dosis Wirkungskurve von
Chinin auf den in Sf21 Zellen
heterolog expremierten Kaliumkanal
Traw1. Die Zellen wurden auf ein
Haltepotential von –60 mV geklemmt
und der Maximalausstrom bei einer
Spannungsgebung von 100 mV vor
und nach der Zugabe von Chinin
gemessen.
Diese Dosis - Wirkungskurve zeigt die hohe Sensitivität des Traw 1 Kaliumkanals
gegenüber Chinin. Der Strom wird durch den Einsatz von 0,1 mM Chinin vollständig
blockiert. Da der Kanal in seiner Primässequenz am C-Terminus 5
Konsensussequenzen zur Phosphoryliering durch Proteinkinase C (PKC
Phosphorylierung) enthält, lag es nahe, den Einfluss des Phorbolesters TPA auf den
Strom zu untersuchen. Zu diesem Zweck wurden 50 nM TPA in die Badlösung
45
gespült. Dies führte zu einer zeitabhängigen Reduktion des Kaliumstromes. Nach 10
min wurde die Stromamplitude um 50 % reduziert. Bei einer vorherigen Inkubation
der Zellen mit dem Proteinkinaseinhibitor H7 wurde keine Reduktion des Stroms
gemessen.
Abb. 26: Effekt von 50 nM TPA auf die
Stromamplitude von Traw 1 expremiert in Sf21
Zellen. Der maximale Ausstrom wurde bei einem
Haltepotential von –60 mV und einer Stromgebung
von 100 mV in 50 nM TPA (Quadrat) und nach
vorheriger Inkubation mit 100 µM H7 (Kreise)
gemessen. 0,40
0,50
0,60
0,70
0,80
0,90
1,00
1 3 5 7 9Zeit [min]
Rel
ativ
er S
trom
[I/I
max
]
Der chininsensitive Summenausstrom in RGZ wird durch den Shaw Kaliumkanal
Traw 1 getragen. Die Beeinflussung des Kanals durch Phosphorilierung kann in der
Zelle erfolgen und damit eine weitere Möglichkeit der Regulation von Kaliumkanälen
darstellen.
3.5. Einsatz von Antikörpern in der Elektrophysiologie
3.5.1 Wirkung von Antikörpern auf den Summenausstrom von Kv3.1 und RGZ
Die den Summenausströmen von adulten RGZ zugrunde liegenden Kanäle sind
zu einem großen Teil zugeordnet. Diese Arbeiten wurden größtenteils mit
spezifischen Kanalblockern durchgeführt. Das Einbringen dieser Blocker in die
Badlösung geht jedoch mit einer starken mechanischen Belastung der Zellen einher
und ist mit einer möglichen Schädigung verbunden, daraus kann eine verfälschte
Messung resultieren. Ein weiteres Problem besteht darin, dass nicht für alle Kanäle
spezifische Blocker vorhanden sind. Um die mechanische Belastung der Zellen zu
minimieren, besteht die Möglichkeit, Kanäle über Giftgabe in der Pipettenlösung vom
Zellinneren her zu blockieren. Eine Kontrollmessung ohne Blocker kann dabei nicht
an der selben Zelle durchgeführt werden, da ein Austausch der Pipettenlösung
46
während der Messung nicht möglich ist. In den folgenden Untersuchungen sollte die
Frage geklärt werden, ob ein spezifischer Antikörper in der Pipettenlösung den
zugehörigen Kanal blockieren kann. Der Antikörper Traw 03, der gegen einen Teil
des N-Terminus von Traw 1 gerichtet ist, wurde dazu getestet. Der Kaliumkanal
wurde in Sf21 Zellen expremiert. In die Pipettenlösung wurden Antikörper gegen
Traw 1 oder Tsha 1 gegeben.
0,3
0,4
0,5
0,6
0,7
0,8
0,9
1
0 2 4 6 8 10 12Zeit [min]
I/Im
ax
Abb. 27: Die Wirkung von 2 Antikörpern Tsha1 (schwarze Quadrate) und Traw 03 (rote Quadrate) auf
den Kv3.1 Strom in Sf21 Zellen. Sie wurden in einer Konzentration von 1:100 in der Pipettenlösung
eingesetzt. Die Zellen wurden auf ein Haltepotential von –60 mV geklemmt. Der Maximalstrom wurde
alle 60 Sekunden bei einer Spannungsgabe von +100 mV ermittelt. Der Strom wurde normiert
dargestellt.
Der Traw 03 Antikörper in der Pipettenlösung bewirkt eine kontinuierliche,
zeitabhängige Reduktion des Kv3.1 Stroms. Die maximale Hemmung von 64% wird
nach 10 Minuten erreicht. Der Einsatz des Tsha 1 Antikörpers zeigt keine signifikante
Wirkung auf die Höhe des Ausstroms. Nach 10 Minuten beträgt dieser 87% des
Maximalwertes. In den nachfolgenden Originalregistrierungen wird die Wirkung der
beiden Antikörper exemplarisch aufgezeigt.
47
0 Minuten 6 Minuten
Tsha 1
Traw 03
Abb.28: Originalregistrierungen von Kv3.1 expremiert in Sf21 Zellen. Die Zellen wurden von dem
Haltepotential von –60 mV aus in 10 mV Schritten auf bis 100 mV über 500 ms gereizt. Bei den
oberen Stromspuren wurde eine Pipettenlösung mit 1:100 Tsha1 Antikörper in den unteren Spuren
eine Pipettenlösung mit Traw 03 Antikörper 1:100 verwendet. Die Messungen wurden nach 0 Minuten
(links) und nach 6 Minuten (rechts) durchgeführt.
Der Einsatz von Traw 03 in der Pipettenlösung bewirkt eine Reduktion des Traw 1
Stroms bei der heterologen Expression des Kanals. Diesem Kanal liegt in adulten
RGZ ein großer Teil des spannungsabhängigen Summenausstromes zu Grunde. In
diesem System kann geklärt werden, ob der Kanal in seinem physiologischen
Kontext durch den Einsatz eines spezifischen Antikörpers blockiert wird. Dabei wird,
wegen der geringern Größe der RGZ gegenüber dem Sf21 Zellen, eine geringere
Konzentration des Antikörpers in der Pipettenlösung verwendet.
48
0
0,2
0,4
0,6
0,8
1
1 3 5 7 9 11
Zeit [min]
I / I
max
Abb.29: Wirkung von Tsha1 (Schwarz) und Traw 03 (Rot) Antikörpern 1:350 in der Pipettenlösung auf
den spannungsabhängigen Summenausstrom von adulten RGZ.. Alle Messungen wurden in einer
Badlösung mit 0,2 mM CoCl2 durchgeführt. Die RGZ wurden von einem Haltepotential von –80 mV
aus über 500 ms mit 100 mV gereizt. Alle 60 Sekunden wurde der Maximalstrom bestimmt. Der Strom
wurde normiert dargestellt.
Traw 03 reduziert deutlich den spannungsabhängigen Summenausstrom der RGZ.
Innerhalb der ersten 3 Minuten sinkt die Amplitude um 50 %. Das Maximum der
Hemmung wird nach 4 Minuten mit ca. 60 % erreicht. Danach sinkt der Strom nicht
weiter ab. Beim Einsatz des Tsha 1 Antikörpers in der Pipettenlösung erfolgt
ebenfalls eine Reduktion des Stromes. Sie ist mit ca. 20 % deutlich geringer als mit
Traw 03. Durch diese Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass der
spannungsabhängige Kaliumkanal Traw 1 in RGZ durch den Einsatz eines
spezifischen Antikörpers gehemmt werden kann. Dabei entspricht die Reduktion des
Stromes in etwa dem Werten, die mit dem Blocker Chinin erzielt wurden.
3.5.2 Wirkung von Antikörpern auf Aktionspotentialmuster
Die Reduktion des Traw 1 Stromes durch einen spezifischen Antikörper ist in der
vorhergehenden Untersuchung beschrieben. Mit Hilfe einer geringen Konzentration
des Antikörpers in der Pipettenlösung soll der Einfluss des Traw 1 Stromes auf die
Aktionspotentiale untersucht werden.
49
Abb.30: Originalregistrierungen einer adulten RGZ bei Reizung mit 60 pA. In der Pipettenlösung wurde
der Antikörper Traw 03 1:1000 eingesetzt. Die Messungen wurden nach 0 (links) einer (Mitte) und
zwei (rechts) Minuten durchgeführt.
0
20
40
60
80
100
0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4 4,5 5 5,5
Messzeit [min]
Anz
ahl d
er A
ktio
nspo
tent
iale
[%]
Abb.31: Die Wirkung von Traw 03 Antikörpern bei einer Verdünnung von 1:1000 in der
Pipettenlösung. Die Zellen wurden bei einem Strom von 60 pA über 500 ms all 30 Sekunden
gemessen.
Der Traw 03 Antikörper wurde in einer geringeren Konzentration als in den
Experimenten zum spannungsabhängigen Summenausstrom eingesetzt. Eine
Wirkung ist jedoch ähnlich schnell zu beobachten. Die Anzahl der Aktionspotentiale
reduziert sich innerhalb der ersten 2 Minuten um 68 %. Anschließend ist keine
signifikante Reduktion der Peaks zu beobachten. Dies deutet auf die Rolle des Traw
1 Stromes bei der Generation eines regelmäßigen Feuermusters hin. Die Reduktion
50
der Anzahl der Aktionspotentiale kann nicht über die Dauer der Messung uns eine
damit verbundene Schädigung der Zelle erklärt werden. Wie aus den folgenden
Originalregistrierungen zu ersehen, tritt keine Reduktion der Ap Anzahl nach
5 Minuten Messzeit ein.
15 mV20 ms
Abb.32: Ausschnitt aus einer Originalregistrierung einer RGZ Stadium 35 bei einer Stromgebung von
40 pA über 500 ms. Die Messung erfolgte nach 0 (links) und 5 (rechts) Minuten.
In den nachfolgenden Untersuchungen wurde die Wirkung des Antikörpers auf ein
einzelnes Aktionspotential bestimmt. Die maximale Depolarisation der
Aktionspotentiale wurde bei induzierter und bei Spontanaktivität gemessen.
Minuten 0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4
Höhe des
1.Ap´s [mV]
9
±4,4
7,3
±4
5,7
±3,4
4
±2,7
2,8
±2,8
1,5
±3
0
±2,8
-0,5
±2
-1
±3,2
Höhe Ap [mV]
Spontanaktivität
6 -4 2 -1 -6
Tab. 11: Wirkung des Traw 03 Antikörpers in einer Verdünnung von 1:1000 auf die
Aktionspotentialhöhe von adulten RGZ bei einem Strom von 60 pA über 30 ms (oben) oder in einer
Verdünnung von 1:350 bei 500 ms Messung ohne Stromgebung (unten). Die Höhe der
Aktionspotentiale wurde alle 30 bzw. 60 sec bestimmt.
Trotz der unterschiedlich hohen Antikörperkonzentration in der Pipettenlösung zeigt
sich bei beiden Messreihen ein ähnliches Bild. Die Höhe der Aktionspotentiale sinkt
kontinuierlich mit zunehmender Messzeit. Dabei zeigt sich kein signifikanter
Unterschied zwischen spontanen und induzierten Aktionspotentialen. Die Reduktion
51
beträgt 10 bzw. 12 mV in 4 Minuten. Neben der maximalen Depolarisation ist die
Breite bzw. Dauer eines Aktionspotentiales von großer Bedeutung.
Minuten 0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4
Breite des Ap´s
[ms] induziert
0,69
±0,07
0,69
±0,09
0,76
±0,16
0,71
±0,09
0,71
±0,06
0,71
±0,04
0,73
±0,06
0,72
±0,08
0,73
±0,07
Breite des Ap´s
[ms] spontan
0,8
1,4
1,2
1,4
2,4
Tab. 12: Wirkung des Traw 03 Antikörpers in einer Verdünnung von 1:1000 auf die
Aktionspotentialbreite von adulten RGZ bei einem Strom von 60 pA über 30 ms (oben) oder in einer
Verdünnung von 1:350 bei 500 ms Messung ohne Stromgebung (unten). Die Dauer der
Aktionspotentiale wurde alle 30 bzw. 60 sec bestimmt. Die Messpunkte wurden auf halber Höhe
zwischen Aktionspotentialmaximum und Repolarisationsmaximum gesetzt.
Die Wirkung des Traw 03 Antikörpers auf die Breite des Aktionspotentiales ist bei
spontaner und induzierter Aktivität verschieden. Im Fall der Spontanaktivität zeigt
sich eine Verlängerung der Ap Dauer innerhalb von 4 Minuten um den Faktor 3,
während bei der induzierten Aktivität keine signifikante Verlängerung festzustellen ist.
Dieses deutet auf eine mögliche unterschiedliche Rolle des Traw Stroms bei der
Generation von Aktionspotentialen nach Strominduzierung oder bei Spontanaktivität
hin.
3.6 Ergebnisse der PCR Studien
Der Einsatz von spezifischen Blockern und die Verwendung von Antikörpern in der
Pipettenlösung ermöglicht die Blockierung eines bestimmten Kanals oder einer
Kanalpopulation. Damit ist eine Untersuchung des zugrunde liegenden Stromes und
seiner Wirkung auf die Aktionspotentiale möglich. Die Expression verschiedener
Kanäle ist jedoch nicht nachvollziehbar. Bei der Verwendung der Einzel Zell RT PCR
Methode kann die Transkription mehrerer Kaliumkanäle in einer Zelle nachgewiesen
werden. In Fall der RGZ wurden diese Untersuchungen zum Nachweis der
Transkription von 4 Shaker (Tsha1-4) und 2 Shaw Kanälen (Traw1/2= Kv3.1 R/C) in
verschiedenen Entwicklungsstufen durchgeführt.
52
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Stad 27-30 n= 9 Stad 33-35n= 12 Stad 36-adult n= 24
Anz
ahl d
er Z
elle
n [%
]
Abb.33: Auswertung der RT PCR Untersuchungen. Nachweis der Transkription von 6 Kaliumkanälen
in verschiedenen RGZ Entwicklungsstadien (Gelb=Tsha1; Rot = Tsha2; Schwarz = Tsha3; Blau =
Tsha4; Grün gesteift = Kv3.1R; Blau gestreift = Kv3.1C).
In den untersuchten RGZ Stadien konnte die Transkription aller Shakerkanäle Tsha1-
4 nachgewiesen werden. Im Durchschnitt konnten Tsha1 –3 in 75 – 80 % aller Zellen
und damit häufiger amplifiziert werden als Tsha 4 mit 54 %. Die Transkription der
Shaw Kanäle wurde zuerst im ersten nach dem Schlupf untersuchten Stadium 33
nachgewiesen. Dieses Ergebnis geht mit den Untersuchungen zur Chininsensitivität
des Summenausstroms einher. Eine Reduktion des Stroms durch Chinin konnte
ebenfalls erst nach dem Schlupf festgestellt werden. Im adulten Stadium konnte der
Kv3.1 R Kanal in 70 % aller untersuchten Zellen, Kv3.1 C jedoch nur in 25 %
nachgewiesen werden. Die häufigste Kombination in adulten Zellen zeigte die
Transkription von Tsha 1-3 und den Shaw Kanal Kv3.1 R. In 16 % der Zellen konnten
alle 6 Kanäle nachgewiesen werden. Vor dem Schlupf (Stad 27-30) konnte am
häufigsten die Kombination Tsha 1, 2 ,3 und 4 in 44 % der Zellen amplifiziert werden.
53
Tsha
2
Tsha
3
Kv3.
1r
Kv3.
1c
STs
ha1
Tsha
4
Tsha
2
Tsha
3
Kv3.
1rKv
3.1c
S
Tsha
1
Tsha
4
200 bp
Abb.34: Nachweis der Transkripte von Tsha1/2/3/4 und Kv3.1 R und C aus RGZ der Stadien 29 (links)
und 35 (rechts) mit PCR. S: Smart Ladder-Standard.
3.7 Ergebnisse der Zellkulturversuche Die im Rahmen der Entwicklung von RGZ auftretenden Ströme und
Aktionspotentialmuster sind in den vorhergehenden Punkten eingehend beschrieben.
In weiterführenden Untersuchungen soll ein In vitro Modell erstellt werden, um später
die Rolle von exogenen Faktoren, wie z.B. Wachstumsfaktoren, bei der Reifung der
Zellen untersuchen zu können. Als geeignetes Medium für die Kultur von RGZ
Gewebeabdrücken über einen längeren Zeitraum erwies sich das V-Start Medium
der Firma Biochrom mit einem Zusatz von 35 mM KCl. RGZ von adulten Fischen
wurden wie beschrieben isoliert, kultiviert und nach 3 Tagen elektrophysiologisch
gemessen. Dabei wurden Zellkapazität, Membranpotential sowie die Summenaus-
und Einströme bestimmt.
54
Zellkapazität
[pF]
Membran-
potential [mV]
Max. Summen-
einstrom [pA]
Max. Summen-
ausstrom [pA]
Nach 3 Tagen
in Zellkultur
5,3 ± 1,5 -50,5 ± 1,4 -1718 ± 189 2948 ± 564
Frisch isoliert 5,62 ±0,45 -51,1 ±1,1 - 1021 ±81 2320 ±138
Tab.13: Elektrophysiologische Charakterisierung von frisch isolierten adulten RGZ (unten) und nach
3 Tagen (oben) Inkubation in V-Start Medium mit 35 mM KCl. Die Zellen wurden auf ein Haltepotential
von –80 mV geklemmt und der maximale Summenausstrom bei +100 mV gemessen. Der maximale
Summeneinstrom wurde bei –30 mV Spannungsgebung ermittelt.
Nach 3 Tagen in Zellkultur zeigen die RGZ bezüglich der Zellkapazität und des
Membranpotentiales keine signifikanten Unterschiede zu frisch isolierten Zellen. Der
Summenausstrom steigt leicht an. Eine große Veränderung zeigt sich beim
Summeneinstrom. Dieser erhöht sich um 68 %. Diese Steigerung könnte auf den
Einfluss der erhöhten Kaliumkonzentration im Medium zurückzuführen sein. In keiner
der durchgeführten Messungen konnte eine Degeneration der Zellen festgestellt
werden. Damit eignet sich diese Zellkulturmethode, um Untersuchungen zur Reifung
von RGZ über einen längeren Zeitraum hinweg durchzuführen.
55
4 Zusammenfassung
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde die Entwicklung von Forellen Retina
Ganglienzellen untersucht. Dabei wurde die Fähigkeit der Zellen Aktionspotentiale zu
generieren betrachtet. Es konnte festgestellt werden, dass die Anzahl der
Aktionspotentiale im Rahmen der Reifung stieg und gleichzeitig ihre Dauer sank. Bei
der Ermittlung der passiven elektrischen Membraneigenschaften wurde keine
signifikante Erhöhung der Zellgröße mit steigendem Entwicklungsstadium
festgestellt. Jedoch zeigte sich eine altersabhängige Steigerung des
Membranpotentials.
Im nächsten Schritt wurden die zugrunde liegenden Summenein- und
Summenausströme der RGZ charakterisiert. Dabei konnte keine Veränderung des
spannungsabhängigen Natriumeinstroms in den untersuchten Entwicklungsstadien
festgestellt werden. Beim spannungsabhängigen Summenausstrom wurde eine
signifikante Veränderung des Strommusters ab dem Zeitpunkt des Schlüpfens
festgestellt. Durch den Einsatz von spezifischen Blockern konnten Kaliumkanäle aus
der BK und Shaw Familie erstmals zum Zeitpunkt des Schlüpfens nachgewiesen
werden, die in adulten RGZ den größten Anteil des Summenausstromes tragen. Die
Zuordnung der spannungsabhängigen Summenausströme der frühen
Entwicklungsstadien zu einem bestimmten Kanal oder einer Kanalfamilie konnte bis
zum Ende dieser Arbeit nicht erreicht werden.
Im Rahmen der heterologen Expression eines Forellen Kv3.1 Kanals in Sf21 Zellen
konnte eine hohe Sensitivität gegenüber dem Blocker Chinin festgestellt werden.
Neben der üblichen Methode zur Blockierung von Kaliumkanälen durch den Einsatz
von Blockern wie z.B. TEA, wurde im Rahmen dieser Arbeit eine weitere Methode
untersucht. Dabei zeigte sich, das spezifische Antikörper eine vergleichbare
Hemmung des Stromes erreichen wie klassische Blocker.
Neben den elektrophysiologischen Methoden zum Nachweis von spezifischen
Kaliumkanälen wurde in einem weiterführenden Schritt die Expression von 4 Shaker
und 2 Shaw Kanälen mit Hilfe der Einzelzell RT-PCR Technik nachgewiesen. Dabei
stimmten die Ergebnisse mit denen der elektrophysiologischen Experimente überein.
Für weiterführende Untersuchungen wurde schließlich eine Methode zur
Zellkultivierung von Forellen RGZ entwickelt.
56
5 Diskussion
In der vorliegenden Arbeit wurden die entwicklungsbedingten Veränderungen der
elektrischen Membraneigenschaften von frisch isolierten Forellen-
Retinaganglienzellen untersucht. Die elektrophysiologischen Untersuchungen
wurden mit Hilfe der Patch-Clamp Technik durchgeführt. Molekulare Aspekte wurden
durch Expressionstudien von Kaliumkanal Transkripten mit der Einzel Zell RT-PCR
bearbeitet.
Während der Embryonalentwicklung der Forellenlarve im Ei antwortet der Grossteil
der RGZ auf andauernde über der Feuerschwelle liegende Reizungen mit nur einem
einzelnen Aktionspotential. Nach dem Schlupf steigt der Anteil der repetitiv
feuernden Zellen mit der Entwicklungsstufe stetig an. Am Ende der Larvalentwicklung
sind fast alle Neurone in der Lage wiederholt Aktionspotentiale zu feuern. Dies
entspricht den von Wang et al. (1997) erhobenen Daten über die Retina der Ratten.
Die allmähliche Reifung der Aktionspotentialmuster geht mit der Fähigkeit der
Neurone einher, die Intensität des Reizstromes über die Anzahl der generierten
Aktionspotentiale zu beantworten. Das heißt, die Zellen sind ab diesem
Entwicklungsstadium zur Signalkodierung fähig. In vorangegangenen Studien wurde
gezeigt, dass diese Periode in der Entwicklung der Forellen durch die Ausbildung der
Sehbahn gekennzeichnet ist. Das Auswachsen des optischen Nervs, der aus den
Axonen der RGZ besteht, beginnt ab Stadium 28 (Jeserich 1982), während die
Synapsenbildung im Tectum opticum in der Larvalphase kurz nach dem Schlupf
einsetzt. Wie durch Verhaltensstudien belegt wurde, ist dies durch eine
kontinuierliche Zunahme der Sehschärfe gekennzeichnet (Rahmann und Jeserich
1978). Bei Experimenten im Spannungsklemmen-Modus (VC) konnten in den
frühesten Entwicklungsstadien der Forellen-RGZ hohe Natriumströme gemessen
werden. Dabei wurden im Zuge der fortschreitenden Reifung keine signifikanten
Änderungen der Stromdichte, Stromhöhe, Kinetik oder Schwelle des Natriumstromes
festgestellt. Dies ist ein deutlicher Unterschied zu RGZ von Ratten und Mäusen. Hier
wurde ein Anstieg des Natriumstroms sowie eine Veränderung der Aktivierungs und
Inaktivierungskinetiken zwischen dem Embryonalstadium E15 und dem
Postnatalstadium P5 beobachtet (Günther et al.1999). Daraus kann geschlossen
werden, das die Reifung und Expression der Natriumkanäle in Forellen RGZ früher
erfolgt, als in den entsprechenden Säugerzellen. Diese Ergebnisse stimmen mit
57
Untersuchungen an adulten Goldfischen überein. An einem Gewebeschnitt der
Retina konnte gezeigt werden, das die Expression spannungsaktivierter
Natriumkanäle beginnt, noch bevor Progenitor-Zellen zu ihrer festgelegten Position in
der adulten Retina wandern (Tamalu et al. 2000). In der Wachstumsschicht der
Retina von adulten Forellen konnten ebenfalls spannungsabhängige Kalzium- und
Natriumkanäle nachgewiesen werden (Olson 2000). Die Höhe des
spannungsabhängigen Kaliumauswärtsstroms von Forellen RGZ steigt im Rahmen
der hier untersuchten Entwicklungsstufen geringfügig an. Da sich die Zellgröße,
gemessen über die Zellkapazität, nicht signifikant erhöht, ist davon auszugehen,
dass dem größeren Kaliumstrom eine Erhöhung der Stromdichte zugrunde liegt. Das
bedeutet, es wird entweder eine höhere Anzahl von Kaliumkanälen in die Membran
eingebaut, oder noch nicht vollständig funktionelle Kanäle werden aktiviert. In den
jüngsten Entwicklungsstadien besteht der spannungsabhängige Auswärtsstrom
überwiegend aus einem schnell inaktivierenden IA Strom. Während der
fortschreitenden Reifung wird dieser Strom immer mehr von einem nicht
inaktivierenden verzögerten Gleichrichter, einem sogenannten KD Strom, überdeckt.
Der Kaliumsummenausstrom durchläuft im Rahmen der Entwicklung von Forellen
RGZ also eine qualitative und quantitative Veränderung. Dies wird auch bei der
Betrachtung der Kaliumkanalkinetiken deutlich. Bei diesen Experimenten wurde das
Öffnungs- und Schließverhalten der Kaliumkanäle nach unterschiedlicher
Spannungsgebung in verschiedenen Entwicklungsstadien untersucht. Die daraus
resultierenden Kurven verlagern sich mit fortschreitender Reifung in den positiveren
Bereich. Ebenso verschiebt sich der IC 50 Wert, bei dem die Hälfte der Kanäle
inaktiv ist. Vergleichbare Beobachtungen zeigten sich bei Untersuchungen der RGZ
von Katzen (Skaliora et al. 1995) und Ratten (Günter et al. 1999), während sich bei
Ganglienzellen aus der Mäuseretina ein gegensätzliches Bild zeigte. Bei den
Entwicklungsstadien vor (E15) und nach der Geburt (P5) konnte keine signifikante
Erhöhung des Kaliumstroms oder eine unterschiedliche Zusammensetzung der
Kaliumkanäle festgestellt werden (Rothe et al. 1999). Eine Zuordnung von
bestimmten Kaliumströmen aus Forellen RGZ zu den zugrunde liegenden
Kaliumkanalsubtypen konnte in einigen Fällen durch pharmakologische
Untersuchungen erreicht werden. Dabei wurden Daten von vorhergehenden
Experimenten an klonierten und heterolog exprimierten Kaliumkanälen von Säugern
(Vega-Saenz de Mira et al. 1994) bzw. der Forelle (Nguyen et al. 2000; Panofen et
58
al. 2000) zugrunde gelegt. Um diese Untersuchungen zu vervollständigen, wurde für
den in Sf21 Zellen, heterolog exprimierten Forellen Kv3 Kaliumkanal Traw1 eine
Dosis Wirkungskurve für den Blocker Chinin erstellt. Der Kanal reagiert hochsensitiv
gegenüber Chinin. Aufgrund der in der Primärsequenz des Traw1 Kanals
vorkommenden Konsensussequenzen zur Phosphorylierung durch Proteinkinase C
lag es nahe, die Wirkung des Phorbolesters TPA auf dessen Ströme zu untersuchen.
Eine vorherige Inkubation mit dem Proteinkinaseinhibitor H7 verhinderte die TPA
abhängige Stromreduktion. Daraus kann geschlossen werden, dass die
Stromreduktion durch PKC-Phosphorilierung hervorgerufen wird. Neben den voran
erwähnten Methoden zur selektiven Reduktion eines Ionenstroms wurde im Rahmen
dieser Arbeit eine weitere angewandt. Dabei wurden Antikörper gegen Traw1
spezifische Sequenzen benutzt, die über die Pipettenlösung ins Zellinnere gebracht
wurden. Der Strom des in Sf21 Zellen heterolog exprimierten Kanals wurde durch
den zugehörigen Antikörper deutlich reduziert. Dabei spielten die eingesetzten
Antikörperkonzentrationen keine wesentliche Rolle für die Höhe der Reduktion,
jedoch war die Geschwindigkeit der Stromabnahme dadurch beeinflussbar. Je höher
die Antikörperkonzentration war, desto schneller verlief die Blockierung des Kanals.
Ein auf dieselbe Weise hergestellter Antikörper gegen den Tsha 1 Kanal zeigte keine
Wirkung auf den Traw 1 Strom. Somit konnte mit Hilfe von Antikörpern ein
Kaliumkanalsubtyp selektiv gehemmt werden. Spezifische Antikörper gegen Tsha 1
und Traw 1 blockierten auch in adulten RGZ Teile des spannungsabhängigen
Summenausstroms. Dabei entsprach die Reduktion des Stroms dem Anteil der durch
Chinin oder DTX reduziert wird. Damit erreichten sowohl die konventionellen Blocker
sowie die Antikörper vergleichbare Ergebnisse. In adulten Forellen RGZ ist die KD
Stromkomponente vorherrschendend. Sie zeigt, eine hohe Sensitivität für niedrige
Dosen von TEA und Chinin. Dieses pharmakologische Profil entspricht einem Kv3.1
verwandten Traw 1 Kanal der Forelle (Panofen et al. 2000; Henne et al. 2000). Durch
Multiplex Einzelzell RT-PCR konnte gezeigt werden das in RGZ früher Stadien, die
Transkripte für eine Vielzahl von Shakerkanälen (Tsha 1, 2, 3 und 4) schon bei
Stadium 27, also vor dem Schlupf, jedoch noch kein Transkript der Kv3 ähnlichen
Kanälen (Traw 1 / Traw2), vorhanden sind. Dies steht im guten Einklang zu der
Tatsache, dass der Kaliumstrom von nicht reifen RGZ sensitiv gegenüber hohen
Dosen von TEA ist, und partiell von DTX geblockt wird. Eine eindeutige
Identifizierung des dem IA Strom zugrunde liegenden Kaliumkanals konnte nicht
59
erreicht werden. Die in vorhergehenden Arbeiten umfangreich untersuchten und in
CHO-Zellen heterolog expremierten Kaliumkanäle Tsha 1 und Tsha 2 (Panofen
2001) konnten ausgeschlossen werden, da ihr Strombild dem eines verzögerten
Gleichrichters entsprach. Alternativ könnte der IA Strom durch Kv3.4, einem weiteren
Shaw verwandten Kanal getragen werden, der durch das Seeanemonengift BDS I
gehemmt wird (Diochot et al 1998). Da dieser Blocker in RGZ jedoch zu keiner
Reduktion des IA Stroms führte, kann auch Kv 3.4 als Ursache für den IA Strom der
RGZ ausgeschlossen werden. Insbesondere Mitglieder der Kv4 (Shal) Familie zeigen
ein stark inaktivierendes Strombild, sind allerdings resistent gegenüber TEA. Diese
Resistenz wurde bei der Sequenzierung eines Shalkanals aus dem der Forelle nah
verwandten Zebrafisch bestätigt. Folglich liegt dem IA Strom kein Shalkanal
zugrunde. Die Sensitivität des IA Stroms gegenüber TEA und DTX deutet eher auf
einen Shakerkanal hin. Beide Substanzen wurden in vorhergehenden
Untersuchungen als Blocker auch für Forellenshakerkanäle identifiziert (Nguyen et al
2000). Neben den Shakerkanälen Tsha 1 und 2 wurde ein dritter Forellenkanal Tsha
3 in CHO Zellen heterolog exprimiert und elektrophysiologisch abgeleitet (Panofen
2000). Die Messungen zeigten eindeutig, dass es sich nicht um einen
funktionsfähigen Kanal handelt. Jedoch wurden bei Untersuchungen mit der Einzel
Zell RT-PCR die Transkripte dieses Kanals in allen untersuchten RGZ Stadien
nachgewiesen. Somit besteht die Möglichkeit dass Tsha 3 eine Untereinheit eines
heteromultimeren Shakerkanals bildet. Inwieweit Tsha 3 mit den bereits untersuchten
Kanälen Tsha 1 und Tsha 2 interagiert muss in weiterführenden Untersuchungen
geklärt werden.
Das zunehmende Auftreten von hoch sensitiven TEA und Chinin Strömen vom Typ
des verzögerten Gleichrichters nach dem Schlupf der Fische steht in guten Einklang
mit dem Nachweis von Traw 1 und Traw 2 Transkripten durch Einzel Zell RT-PCR.
Das Auftreten von Kv3.1 zugehörigen Strömen im Rahmen der Reifung und die
zugehörigen Kanaltranskripte gehen mit der Fähigkeit der Neurone einher, ein
regelmäßiges Feuermuster zu generieren. Zusätzlich wird die Breite der
Aktionspotentiale verringert. Diese Daten stimmen mit dem Konzept überein, dass
Kv3 Kanäle schnelles sich wiederholendes Feuern von Neuronen durch eine
Verkürzung der Aktionspotentialdauer bedingen (Wang et al. 1998). Das späte
Auftreten von Kv3 ähnlichen Strömen im Rahmen der Entwicklung von Forellen RGZ
steht im Gegensatz zu Studien an Rhombencephalon Neuronen von Hühnchen,
60
welche Kv3 ähnliche Ströme in der frühen Embryonalphase ausbilden (Hendriks et
al. 1999a). Die Aktivität dieser Kanäle wird mit dem Wanderungsverhalten dieser
Neurone in Verbindung gebracht (Hendriks et al. 1999b). Im Gegensatz dazu geht
bei Forellen-RGZ die Expression von Kv3 ähnlichen Transkripten und das Auftreten
des zugehörigen verzögerten Gleichrichters mit der postnatalen Reifung dieser
Zellen einher. Die Neurone zeigen einen schnell feuernden elektrischen Phänotyp
mit einem repetetiven Feuermuster.
Die Amplitude von kalziumaktivierten Kaliumströmen ist in Forellen RGZ vor dem
Schlupf noch sehr gering. Ein deutlicher Anstieg dieses Stromes ist erst ab Stadium
32 zu beobachten. Da in allen Entwicklungsstadien der Ausstrom im selben Ausmaß
von CoCl2 und Iberiotoxin blockiert wird, dürfte der Kalzium aktivierte Kaliumstrom
hauptsächlich durch Kanäle der BK Klasse getragen werden. In vorausgegangenen
Untersuchungen wurde der SK Kanal Tsk2 in Forellen RGZ mittels Antikörpern
nachgewiesen. Es ist anzunehmen, dass ein geringer Anteil dieses Ausstroms durch
SK Kanäle getragen wird. Die zu erwartende sehr geringe Reduktion dieses Stroms
durch den SK Kanal Blocker Apamin (Sah 1996) ist mit dem hier verwandten
Messaufbau nicht nachweisbar. Diese Ergebnisse stimmen mit Untersuchungen an
Maus RGZ überein, bei denen die Applikation von Charybdotoxin das wiederholende
Feuern dieser Neurone verhinderte (Rothe et al. 1999). Allerdings blockiert
Charybdotoxin BK Kanäle weniger selektiv als Iberiotoxin, da es zusätzlich Mitglieder
der Skaker Unterfamilie hemmt (Garcia et al. 1991). BK Kaliumkanäle spielen eine
wichtige Rolle bei der Kontrolle der Nachhyperpolarisation eines Aktionspotentials, so
dass die Dauer des Interspike Intervalls beeinflusst werden kann (Sah 1996).
Die hier beschriebenen auffallenden Veränderungen im Kaliumkanalprofil der RGZ
finden zu einem Zeitpunkt statt, in dem sich ein markanter Entwicklungsschritt des
Forellengehirns vollzieht. Um den Zeitpunkt des Schlüpfens der Fische wächst der
optische Nerv, der aus den RGZ Axonen besteht, in das optische Zentrum des
Gehirns, dem Tectum opticum (Jeserich 1980), ein. Gleichzeitig setzt die
Synaptogenese (Jeserich 1980) in diesem Bereich des Gehirns ein. Damit scheint
eine Rolle, insbesondere der früh exprimierten Shakerkanäle, bei der Kontrolle des
Axonwachstums und dessen Wegfindung eventuell denkbar. Untersuchungen haben
gezeigt, dass die elektrische Aktivität von Neuronen in vivo eine wesentliche Rolle
bei der korrekten Verknüpfung im sich entwickelnden optischen System spielt (Olson
und Meyer 1994; Shatz 1990). Es konnte gezeigt werden, dass die Blockade von
61
Kaliumkanälen durch hohe TEA Dosen zu unkontrolliertem Wachstum von Frosch
Retina Axonen in vivo führte (Mc Farlane und Pollock 2000). Die Expression von
Kaliumkanälen in Forellen RGZ kann in 2 Phasen der Entwicklung eingeteilt werden.
In der frühen Phase vor dem Schlupf werden in RGZ keine repetetiven
Aktionspotentiale generiert. Zu diesem Zeitpunkt sind noch kaum Synapsen im
Tectum opticum vorhanden. Die Aufgabe der Kaliumkanäle in dieser frühen
Entwicklungsstufe kann folglich nicht die Informationsübertragung von optischen
Reizen sein. Kaliumkanäle spielen grundsätzlich eine wesentliche Rolle für die
Kontrolle des Membranpotentials von Zellen, das möglicherweise an der Steuerung
axonaler Wachstumsprozesse beteiligt ist. Dies wurde an den Spitzen der
Wachstumskegel von Xenopus Nervenzellen in vitro untersucht (Gu und Spitzer
1995; Gomez und Spitzer 2000). Dabei spielt insbesondere der Einstrom von
Kalziumionen eine wichtige Rolle für das zielgerichtete Axonwachstum. Die
kalziumabhängige Phosphatase Calciuneurin und deren Substrat GAP 43 steuern
die Polymerisation von Aktin und folglich das Axonwachstum. Das Membranpotential
beeinflusst die „driving force“ für Kalzium und damit die Aktivität von Calcineurin.
In der späten Phase der Kaliumkanalexpression werden Kv 3.1 verwandte Traw
Kanäle expremiert und die Synaptogenese in Tectum opticum abgeschlossen. Dies
führt zu einer Veränderung der Feuereigenschaften der RGZ. Sie zeigen nun einen
schnell feuernden elektrischen Phänotyp, der repetetive Aktionspotentiale generiert.
Dadurch können optische Reize frequenzcodiert und über die Sehbahn ins Gehirn
geleitet werden. Im Rahmen dieser Arbeit konnte die Veränderung des
Kaliumkanalprofils während der Reifung von Forellen RGZ gezeigt werden. Daraus
ergibt sich ein Umschalten in der Nervenzellentwicklung von einer Periode in der die
Zellen wachsen und Synapsen bilden zu einem Punkt, an dem RGZ optische
Informationen verarbeiten und weiterleiten.
Für zukünftige Arbeiten wird die Frage, welche epigenetischen Faktoren und zelluläre
Abläufe bei der Kontrolle dieses Prozesses eingebunden sind, von großer Bedeutung
sein. Dabei ist unter anderen Dingen der Einfluss von Gliazellen zu berücksichtigen.
Die hier dargestellten Ergebnisse können als Grundlage für weitere Experimente in
dieser Richtung genutzt werden.
62
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7 Anhang
7.1 Abkürzungen
A Analog
A Ampere
Abb. Abbildung
α Kompensationsfaktor
Ap Aktionspotential
ATP Adenosyltriphosphat
BDS blood depressing substance, Toxin aus Anemonia sulcata
BK Big conductance Ca2+ aktivated potassium channel
bp Basenpaare
C Kapazität
CC Stromklemmenmodus
c-DNA komplementäre Desoxyribonukleinsäure
CM Membrankapazität
Con A Concanavalin A
Cys Cystein
dH2O entionisiertes Wasser
D Digital
DMEM Dubecco´s Modification of Eagles Medium
DMSO Dimethylsulfoxid
DNA Desoxyribonukleinsäure
dNTP Desoxyribonukleosintriphospat
DTX Dendrotoxin
F Farad
FCS Fötales Kälberserum
G Giga
Glu Glutamin
GTP Guanosyltriphosphat
HVAslow high voltage activated and slowly inactivating calcium current
HVAfast high voltage activated and fast inactivating calcium current
H7 1-[ 5-Isochinolinsulfonyl ] –2-methylpiperazin
69
Hp Haltepotential
Hz Herz
I Strom
IA inaktivierender Strom
IC50 Halbmaximale Inaktivierung
IPL Inner Plexiform Layer
KD nicht inaktivierender Strom
KM Kulturmedium
Kv spannungsabhängiger Kaliumkanal
Lsg Lösung
LVA low voltage activated calcium current
m-RNA messanger Ribonukleinsäure
Ω Ohm
OPA Operationsverstärker
OPL Outer Plexiform Layer
PBS Phosphatpuffer
PCR Polymerase Kettenreaktion
PKC Proteinkinase C
RGZ Retina Ganglienzelle
RS Serienwiderstand
RF Rückkopplungswiderstand
RT-PCR Reverse Transkription-PCR
S Siemens
Sf21 Ovarienzellen von Spondoptera frugiperda
SK Smal conductance Ca2+ activated potasium channel
Tab. Tabelle
TaCSF Teleost artificial Cerebral Spinal Fluid
TEA Tetraethylammonium
TM Transmembrandomäne
TTX Tetradotoxin
TO Tectum opticum (Sehzentrum der Fische im Gehirn)
TPA 12-0-Tetradecanoylphorbol- 13- Acetat
U Spannung
V Volt
70
VC Spannungsklemmenmodus
VM Membranpotential
VP Pipettenpotential
WM Waschmedium
ZNS Zentrales Nervensystem
7.2 Publikationen
Henne, J.; Pöttering, S.; Jeserich, G. (2000): Voltage-Gated Potassium Channels in
Retinal Ganglion Cells of Trout: A Combined Biophysical, Pharmacological,
and Single-Cell RT-PCR Approach. J. of Neuroscience Research: 62:629-637
Henne, J.; Jeserich, G. (2004): Maturation of Spiking Activity in Trout Retinal
Ganglion Cells Coincides With Upregulation of Kv3.1- and BK-Related
Potassium Channels. J. of Neuroscience Research.
Panofen, F., Rabe, H., Henne, J., Jeserich, G., (2000): Molecular cloning and
funktional characterization of Shaw-related potassium channels of trout CNS.
Brain Res.Mol. Brain Res.; 83 (1-2): 9-19
Poster
J.Stegmann; G.Jeserich: Development of intrinsic electrical membrane
properties of retinal ganglion cells from the trout: An electrophysiological and
molecular study. Göttingen Conference of the German Neuroscience Society
May 27-30, 1999
J. Henne; S.Pöttering; G. Jeserich: Shaw and shaker related potassium channels
contribute to potassium currents in trout retinal ganglion celll´s. 28th Göttingen
Neurobiology Conference June 7-10 2001;
J. Henne; S .Pöttering; G. Jeserich: Voltage-Gated Potassium Channels in Retinal
Ganglion Cells of Trout: A Combined Biophysical, Pharmalogical, and Single
Cell RT-PCR Approach. 94th Annual Meeting of the Deutsche Zoologische
Gesellschaft in Osnabrück, June 4-8, 2001
71