Orthodoxer Schüler-Katechismus

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Orthodoxer

Schüler-

Katechismus

VDOS e.V.Verein zur Förderung von orthodoxem Schrifttum in deutscher Sprache

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Seid allezeit bereit zur Verantwortungvor jedermann, der von euch Grund fordertder Hoffnung, die in euch ist."

(1. Pete. 3,15)

Benutzte Quellen:

Metropolit Philaret (Drosdov):

Ausf ührlicher Christlicher Katechismus der OrthodoxenKatholischen Östlichen Kirche, geprüft und gebilligt von derHl. Dirigierenden Synode, herausgegeben für den Unterrichtan allen Lehranstalten und zur Verwendung durch alleOrthodoxen Christen", 71. Auflage, Moskau 1902

Metropolit Damaskin:Hriscanska vera i zivot (Christlicher Glaube und Leben)Orthodoxer Katechismus, herausgegeben von der Bischöf-lichen Synode der Orthodoxen Kirche Serbiens, Beograd, 1954

St. Johannes von Kronstadt: Werke

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SeiteInhaltsverzeichnis:

TEIL I — DIE GLAUBENSLEHRE

GRUNDBEGRIFFE 9

1. Von Gott 92. Das Wesen und die Eigenschaften Gottes 93. Die Offenbarung 104. Was Gott über Sich selbst mitgeteilt hat 105. Wie Gott zu uns steht ©6. Von den zwei Quellen der Göttlichen Offenbarung . . . . 112,

7. Die Heilige Schrift E *8. Die Heilige Uberlieferung 14

DER INH ALT DER GLAUBENSLEHRE 16

1. Von der Heil igen Dreifaltigkeit 162. Vom Glauben 173. Erörterung des Glaubensbekenntnisses 184. Die Erschaffung der sichtbaren Welt (Erster Glaubenssatz) . 205. Vom Sündenfall 216. Die Göttliche Vorsehung 247. Von unserem Herrn Jesus Christus (Zweiter Glaubenssatz) . 248. Die Menschwerdung Gottes (Dritter Glaubenssatz) . . . . 259. Das Erlösungswerk Jesu Christi (Vierter, Fünfter und

Sechster Glaubenssatz) 2910. Die zweite Ankun ft des Herrn (Siebter Glaubenssatz) . . . 3111. Vom Heiligen Geist (Achter Glaubenssatz) 3412. Von der Kirche (Neunter Glaubenssatz) 3613. Von der Hei ligen Taufe (Zehnter Glaubenssatz) 3914. Vom ewigen Leben (Elfter und Zwölfter Glaubenssatz) . . 40KURZE WIEDERH OLUN G 42Das  KLEINE GLAUBENSBEKENNTNIS  :

DAS KREUZZEICHEN 43

UNSERE HIMMLISCHE FAMILIE ' 4 5

UNSERE HIMMLISCHEN FREUNDE 50

TEIL II — DIE SAKRAMENTE

1. Die Sakramente 54

2. Die Taufe 56

3. Die Myronsalbung oder Firmung 59

4. Das Sakrament der  Buße 605. Die Heil ige Eucharistie 646. Das Heilige Sakrament der Ehe 67

7. Die Krankenölung 69

8. Die Priesterweihe 71

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TEIL III — VOM CHRISTLICHEN LEBEN1. Vom Christlichen Leben 752. Die Zehn Gebote 75

3. Die Zehn Gebote und die Lehre Christi 764. Die Lehre Christi 775. Die Zehn Gebote in christlicher Auslegung 786. Die Teufelslaster 847. Die Seligpreisungen 85

TEIL IV — VOM GEBET1. Wo und wann wir beten sollen 952. Wie man beten soll 953. Das Herrengebet (Vaterunser) 96

Die Einleitungsgebete 100Kurzes Morgengebet für Jugendliche 101Abendgebet für Jugendliche 101Gebet vor dem Essen 102Gebet nach dem Essen 102Gebet vor dem Unterricht (bzw. auf dem Schulweg) . . . . 102Gebet nach dem Unterridit (oder beim Abendgebet) . . . . 102Gebet für die Kranken 103Gebet für die Verstorbenen 103

Gebet vor der heiligen Kommunion 103Gebete nach der heiligen Kommunion 104

TEIL V — DER GOTTESDIENSTDer Gottesdienst 106

1. Die Gotteshäuser 1062. Der Altarraum und seine Einrichtung HO3. Die liturgischen Gefäße und Geräte 1144. Die gottesdienstlichen Bücher 1145. Die liturgischen Gewänder 115

DIE GOTTESDIEN STORDNUNG 117Die Eucharistische Liturgie 117Die Liturgie der Vorgeweihten Gaben 117Die regelmäßigen Gottesdienste 118Die Göttliche Liturgie von Johannes Chrysostomos . . . . 118Die Bedeutung der Göttlichen Liturgie 128DIE FEIERTAGE 129a) Unbewegliche Feste 130b) Gottesmutterfeste 130

Die beweglichen Feste 131Die Feste vor Ostern 131Die beweglichen Feste nach Ostern 134

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TEIL I

Die Glaubenslehre

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I . GRUNDBEGRIFFE

l. Von GottFür alles, was es auf der Welt gibt, ja für die Erde selbst, denMond und die Sterne, muß es einen Urheber geben. Alle Dingeauf dieser Erde sind ja nicht von selbst entstanden. Ein Haus,ein Flugzeug, eine Schreibmaschine oder eine Uhr kann auchnicht von selbst entstehen. Es muß jemand da sein, der dieseDinge nach einem Plan und nach bestimmten Regeln gebaut

hat. Menschen haben sie gebaut. Die Rohstoffe aber dazu, wieMetall und Holz, haben sie vorgefunden.Wenn wir die Natur betrachten, die Pflanzen, die Tiere, dieFelsen und die Sterne, alles was nicht von Menschen Handstammt, sehen wir, daß es jemanden geben muß, der das allesgeschaffen hat. Wir  nennen  ihn  Gott.Wir haben in uns auch ein Gewissen, das uns sagt, was gut und

was böse ist. Das Gewissen ist die Stimme Gottes in uns.

2. Das Wesen und die Eigenschaften GottesGott kann man nicht sehen. Es gibt auch vieles andere, wasman nicht sehen kann. So zum Beispiel die Luft, den elektri-

schen Strom und die Radiowellen. Aber wir sehen, daß dieGlühbirne Licht gibt; wir können erkennen, daß der unsicht- bare Strom das angeschlossene Bügeleisen erhitzt oder im Kühl-schrank das Innere auf eine niedrigere Temperatur bringt. Un-ser Radio spielt, obwohl wir die Rundfunkwellen nicht sehen.Auch Gott, den wir nicht sehen, erkennen wir an seinen Wer-ken.Frage:  Wenn wir Gott nicht sehen, wie können wir über

Ihn etwas wissen?Antwort:  Wir wissen manches über Gott, weil Er uns vieles

über sich selbst mitgeteilt hat.

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3. Die Offenbarung

Frage:  Wie heißt das, was Gott uns über sich mitgeteilt

hat?Antwort:  Die göttliche Offenbarung.Frage:  Wie hat sich Gott den Menschen offenbart?Antwort:  Er selbst hat mit auserwählten Menschen, den

Patriarchen und den  Propheten gesprochen, wie wires aus der biblischen Geschichte bereits gelernt ha- ben. Zuletzt hat Er uns alles Nötige durch seinenSohn, unseren Herrn Jesus Christus, wissen lassen.

Frage:  Nenne uns einige Patriarchen.Antwort:  Noah, Abraham, Isaak, und Jakob.Frage:  Nenne die größten Propheten.Antwort:  Moses, David, Jesaja, Jeremia, Hesekiel, Daniel,

Elias und Jonas.

4. Was Gott über sich selbst mitgeteilt hat

Frage:  Was hat Gott von sich selbst mitgeteilt?Antwort:  Gott ist ein Geist,  also unkörperlich und unsichtbar.

Er ist  allgegenwärtig,  das heißt, Er ist überall außerin dem, was Sünde ist. (Ein Vergleich: die Luft, dieüberall auf der Erde ist und die man doch nichtsieht.)

Gott ist allmächtig; Er kann alles, was Er will.

Gott ist  allweise;  das heißt, Er macht alles richtigund auf die bestmögliche Weise.

Gott ist  allwissend; Er weiß also alles, auch das, wasdie Menschen denken. Es gibt kein Geheimnis fürIhn.

Gott ist  gerecht;  Er tut keinem Unrecht und siehtnicht darauf, ob der Mensch reich oder arm, be-

kannt oder unbekannt, schön oder häßlich ist, oder

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ob er eine weiße, eine gelbe oder eine schwarzeHaut hat. Er belohnt das Gute und bestraft dasBöse. Er belohnt nicht immer gleich, damit derMensch sich nicht einbildet, daß er Ansprüche anGott stellen kann. Auch bestraft Er das Böse nichtimmer gleich, um dem Menschen Zeit zu geben, dasGetane zu bereuen, womöglich wiedergutzuma-chen und sich zu bessern.

Gott ist  allgütig;  das heißt, daß Er jedes Geschöpfliebhat und jedem Menschen dazu verhelfen will,

nach seinem Tode das große Glück im himmlischenParadiese zu genießen. Er möchte aber auch, daßder Mensch schön auf Erden seine Freude hat. Frei-lich läßt Er oft das Leid zu, aber dafür hat Er immereinen Grund. Entweder hat sich der Mensch selbstdurch Sünden Leid zugezogen und Gott will ihmzeigen, wie böse es einem gehen kann, wenn er sichvon Gott entfernt, oder Er will die Menschen prü-fen oder sie zu Geduld und Gottvertrauen erziehen,damit sie um so sicherer die himmlische Belohnungempfangen. Er hat auch noch andere Gründe, diewir nicht so leicht einsehen können. Der Menschwürde ja auch das Gute nicht schätzen, wenn er dasBöse nicht kennengelernt hätte. Verwöhnte Kindersind nie zufrieden und haben an nichts Freude.

5. Wie Gott zu uns steht

Gott ist unser Vater. Er hilft uns  immer,  wenn wir uns  an  Ihnwenden, und Er beschützt uns vor jedem Übel, wenn wir zu

Ihm halten und Ihn täglich  aufrichtig  (und nicht nur in einemgedankenlos heruntergeleierten Gebet) darum bitten.

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6.  Von den zwei Quellen der Göttlichen

Offenbarung

Es gibt zwei Quellen der Göttlichen Offenbarung

a) Die Heilige Schrift

b) Die Heilige Überlieferung.

Was nennt man Heilige Schrift oder Bibel?Die Göttlichen Mitteilungen, die sofort oder sehr bald nach ihrer Offenbarung niedergeschrieben

worden sind.Was nennen wir Heilige Überlieferung oder Tradi-tion?Die Göttlichen Mitteilungen, die von Generationzu Generation überliefert wurden und erst späteraufgeschrieben worden sind. Dazu gehören auchGlaubenssätze und Regeln, die von der Kirche fest-gesetzt worden sind.

7.  Die Heilige Schrift

Die Heilige Schrift, die man auch die Bibel nennt, enthält zweiBücher:a) das Alte Testament, also der alte Bund Gottes mit den Men-

scheh und b) das Neue Testament unseres Herrn Jesu Christi, also derneue Bund Gottes mit den Menschen durch Jesus Christus.Frage: Was enthält die Heilige Schrift?Antwort: Das Wort Gottes, weil ihr Inhalt den Menschen, die

sie geschrieben haben, von Gott eingegeben wor-den ist.

Frage: Soll man alles glauben, was in der Bibel steht?

Frage:Antwort:

Frage:

Antwort:

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Antwort:  Ja. Wer es nicht glaubt, beschuldigt Gott einerLüge. Allerdings müssen wir uns daran erinnern,

daß die Bibel sowohl für die Menschen von heuteals auch für die Menschen des Altertums und derZukunft geschrieben wurde. Sie mußte allen Men-schen aller Zeiten verständlich sein.

Frage:  Wie heißen die Teile des Alten Testaments?Antwort:  Es sind:

Die fünf Bücher MoseDas Buch Josua

Das Buch der RichterDas Buch RuthDie vier Bücher der KönigeDie zwei Bücher der ChronikDie zwei Bücher EsdrasDas Buch EstherDas Buch Hiob

Der PsalterDie Sprüche SalomonsDer Prediger SalomoDas Hohe LiedDas Buch des Propheten JesajaDas Buch des Propheten JeremiaDas Buch des Propheten HesekielDas Buch des Propheten Daniel

Die zwölf Propheten.Aus diesen Büchern können wir lernen, wie Gottdie Menschheit auf das Kommen seines Sohnes aufErden vorbereitete.

Frage: Wie heißen die Teile des Neuen Testaments?Antwort: Es sind:

a) Die vier Evangelien nach den Heiligen Aposteln

und Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas undJohannes (Evangelium heißt: Frohe Botschaft) b) Die Apostelgeschichte

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c) Die sieben Rundbriefe:Der Brief des Apostel JakobusZwei Briefe des Apostel Petrus

Drei Briefe des Apostel JohannesEin Brief des Apostel Judas Thaddeusd) 14 Briefe des Apostel Pauluse) Die Geheime Offenbarung des Apostel Johannes(auch Apokalypse genannt)

8.  Die Heilige ÜberlieferungFrage: Was ist die Heilige Überlieferung?Antwort: Es ist:

a) Die ausdrückliche Lehre der Kirche, die jedochnicht in der Bibel steht

 b) Die verschiedenen Verordnungen der Kirche.Beide stehen im Einklang mit der Heiligen Schrift.

Heilige Schrift und Heilige Überlieferung ergänzeneinander.

Frage: Was ist älter, die Heilige Schrift oder die HeiligeÜberlieferung?

Antwort: Die Heilige Überlieferung. Von Adam bis Mosesgab es keine Heilige Schrift. Selbst unser Herr JesusChristus hat Seine Lehre und Sein Heil nur durchPredigten, durch Sein Beispiel und Seine GöttlichenTaten verbreitet.

Frage: Wie verhält sich die Heilige Schrift zur HeiligenOffenbarung?

Antwort: Die Heilige Schrift ist entstanden, damit die Offen- barung Gottes genau und unverfälscht bewahrtwerden konnte.

Frage: Woher wissen wir, daß die Heilige Überlieferung beachtet werden soll?

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Antwort:  Aus der Heiligen Schrift. Der Apostel Paulus schrieb

in seinem zweiten Thessalonicherbrief, Kap. 2, Vers

15: So steht denn fest, liebe  Brüder, und  haltet

euch an die Überlieferungen, die ihr durch Wortoder Schrift von uns empfangen habt."

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II. DER INHALT

DER GLAUBENSLEHRE

l. Von der Heiligen DreifaltigkeitDie Heilige Schrift lehrt uns, daß Gott  dreifaltig  (oder   drei-einig)  ist:Der  Vater, der  Sohn und der  Heilige Geist.Frage:  Sind das drei Götter?Antwort:  Nein, sondern es ist ein Gott in drei Personen.

Frage: Wie soll man das verstehen?Antwort:  Wir können dieses Geheimnis nicht verstehen und

sollen nicht einmal versuchen, es zu begreifen. Wirerfahren es nach dem Tode, wenn wir in den Him-mel kommen. Wir können aber mit Hilfe von Ver-gleichen dem Geheimnis doch ein wenig näherkommen. Die Sonne hat eine Form, die Kreisform,sie ist außerdem Licht und Wärme, drei Gestaltenalso und doch nur eine Sonne. Der Mensch hateinen Körper, eine Seele und einen Geist, also dreiGestalten, aber ein Mensch.

Frage:  Woher wissen wir von der Dreieinigkeit Gottes?Antwort:  Aus der Heiligen Schrift:

1. Als Christus im Jordan getauft wurde, sah Jo-hannes den Heiligen Geist, der gleichsam wie eine

Taube zu ihm herabkam und man hörte die StimmeGottes des Vaters:  Das ist mein geliebter Sohn, an

dem ich Wohlgefallen habe."  (Markus 1, 10) Somit

erschien den Menschen Gott als Dreifaltigkeit: Va-

ter, Sohn und Heiliger Geist.

2.  Während seiner Abschiedsrede im Abendmahl-saal sprach der Herr Jesus Christus:  Wenn der

Tröster kommen wird, welchen ich euch senden

werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater aus-

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geht, der wird zeugen von mir" (Joh. 15, 26).3. Im Johannisbrief heißt es:  Drei geben Zeugnis

im Himmel: Vater, Sohn und Heiliger Geist; und

die Drei sind Eins .1) . Johannisbrief 5, 7—8).4. Jesus Christus befahl den  Jüngern, die Menschenzu taufen  Im Namen des Vaters und des Sohnes

und des Heiligen Geistes" (Matth. 28, 19).

2. Vom Glauben

Frage: Wie kann ich den Glauben an Gott am besten er-

lernen?Antwor t: Durch das Symbol des Glaubens (= Zusammenfas-

sung des Glaubens)

Frage: Wo finde ich das Glaubenssymbol?

Antwort : In der kurzen Darstellung dessen, woran die Chri-

sten glauben sollen, also im Glaubensbekenntnis von

 Nicäa-Konstantinopel.

DAS GLAUBENSBEKENNTNIS1. Ich glaube an einen Gott, den Vater, den allherrschendenSchöpfer des Himmels und der Erde, alles Sichtbaren undalles Unsichtbaren.2. Und an einen Herrn Jesum Christum, den eingeborenenSohn Gottes, der aus dem Vater von Ewigkeit geboren ist,Licht vom Licht, wahrer Gott von wahrem Gott, geboren,nicht erschaffen, gleichen Wesens mit dem Vater, durch den

alles geworden ist.3. Der wegen uns Menschen und um unseres Heiles willen vomHimmel herabgestiegen ist und durch den Heiligen Geist ausMaria, der Jungfrau, Fleisch angenommen hat und Mensch ge-worden ist,4. Der auch für uns unter Pontius Pilatus gekreuzigt wordenist, gelitten hat und begraben wurde,

5. Am dritten Tage aber von den Toten auferstanden ist gemäßder Schrift

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6. Und ist gen Himmel aufgefahren und sitzet zur Rechten desVaters7. Von dannen er kommen wird in Herrlichkeit, zu richten die

Lebendigen und die Toten. Sein Reich wird kein Ende haben.8. Und an den Heiligen Geist, den Herren und Lebensspender,der vom Vater ausgeht, der samt dem Vater und dem Sohnezugleich angebetet und verherrlicht wird und der durch diePropheten geredet hat;9. An eine Heilige allumfassende Apostolische Kirche;10. Ich bekenne eine Taufe zur Vergebung der Sünden11. Ich erwarte die Auferstehung der Toten

12. Und das künftige Ewige Leben. Amen.

3. Die Erörterungdes Glaubensbekenntnisses

ERSTER GLAUBENSSATZ:Ich glaube an einen Gott, den Vater, den allherrschendenSchöpfer des Himmels und der Erde, alles Sichtbaren und allesUnsichtbaren.Frage: Was verstehen wir unter dem Wort  Himmel" ?

Antwort: Wir verstehen zweierlei:

a) den sichtbaren Himmel oder, wie man heute

sagt, den Weltraum", in welchem sich alle Him-

melskörper befinden, also die Sonne, der Mond, dieSterne und die Planeten, unter denen die Erde ist,und b) die unsichtbare Welt, auch diejenige, die um unsMenschen ist, also die Engelwelt.

Frage: Was wissen wir von der unsichtbaren Welt und vonden Engeln?

Antwort : Die Engel sind körperlose Wesen, deshalb sind sie

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unsichtbar. Sie können aber auch menschliche Ge-stalt annehmen, wenn Gott ihnen den Auftrag gibt,den Menschen etwas zu verkünden.

Frage:  Was gibt es dazu für Beispiele?Antwort:  Die Verkündigung des Engels Gabriel an Maria, daß

sie Mutter des Heilands werden würde. Die Ver-kündigung an den Priester Zacharias, daß ihm seineFrau Elisabeth einen Sohn, Johannes, schenkenwürde. Die Erscheinung des Engels, der den Hirtendie Geburt Christi verkündete.

Frage:  Wie stehen die Engel zu uns Menschen?Antwort:  Sie helfen uns in allem, was gut und gottgefällig ist.Sie geben uns gute Gedanken ein und unterstützenunseren Kampf gegen die Sünde.

Frage:  Hat jeder Mensch einen Schutzengel?Antwort:  Jedem Christen ist ein Schutzengel gegeben.Frage:  Wann feiern wir die Engel?Antwort:  Wir feiern sie jedes Jahr am 8. November.

Frage:  Kennst Du Namen von Engeln?Antwort:  Der Erzengel Gabriel, der Erzengel Michael, der

Erzengel Raphael.Frage:  Sind alle Engel gut?Antwort:  Nein. Es gibt auch böse Engel. Sie heißen Teufel

oder Dämonen.Frage:  Hat Gott denn absichtlich böse Engel, also Dämo-

nen, erschaffen?Antwort:  Nein, das hat er nicht getan. Er hat alle Engel alsschöne, gute und hilfreiche Geister geschaffen.Einige von ihnen wurden jedoch übermütig; mitdem schönsten aller  Engel, dem Luzifer (der Name be-deutet  Lichttr äger") an der Spitze, wollten  sie Gottnicht mehr gehorchen. Luzifer sagte:  Dienen will

ich nicht 

und meinte, er sei wie Gott". Der Erz-

engel Michael antwortete: Wer ist wie Gott?" undmit Hilfe aller guten Engel vertrieb er Luzifer und

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alle anderen bösen Engel vom Himmel in die Hölle.Luzifer heißt seitdem  Satan" und seine  Anhängernennen wir   Dämonen" oder „Teufel".

Frage:  Wenn die Dämonen oder Teufel in der Hölle sind,wie können sie dann Menschen schaden?

Antwort:  Dämonen oder Teufel gibt es überall, wo es Men-schen gibt. Da sie selbst ewige Qualen leiden, möch-ten sie auch möglichst viele Menschen verderben,damit auch sie das ewige Feuer erdulden müssen.

Frage:  Was tun die Teufel, um uns zu schaden?Antwort:  Sie geben uns böse Gedanken ein und damit führen

sie uns weg vom Glauben und von der Liebe Gottes,verleiten uns zu Sünden und bringen Zwist undStreit in die Familien, unter Freunde und überall,wo sie Menschen zu Haß und Feindschaft bringenkönnen.

Frage:  Wie schützt man sich am besten dagegen?Antwort:  Alle Gedanken, die wir haben, müssen wir darauf-

hin prüfen, ob sie gut oder böse sind. Wir können

Gott und die guten Engel im Gebet darum bitten,daß sie uns dabei helfen. Und wenn wir aufrichtig

 beten, dann wird uns immer geholfen.

4. Die Erschaffung der sichtbaren WeltFrage:  Was bedeutet der Satz „Gott hat die Welt in sechs

Tagen geschaffen?"Antwort:  Im Originaltext, also im Hebräischen, bedeutet der

Ausdruck für „Tag" auch „Zeitspanne", also kanner auch Jahrtausende und Jahrmillionen bedeuten.Die Ordnung, nach welcher die Erschaffung derWelt in der Bibel geschildert wird, ist wissenschaft-lich richtig.

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Die Erschaffung des MenschenDen Menschen hat Gott nicht in derselben Weise erschaffen

wie alle anderen Geschöpfe. Das lesen wir in der HeiligenSchrift, und zwar im ersten Buch Mose.Frage: Wie ist die Erschaffung des Menschen vor sich ge-

gangen?Antwort: Gott ließ zuerst  aus Erde" ein  Geschöpf entstehen,

also in gleicher Weise, wie auch die Tiere  aus Erde"

entstanden sind. Dann aber blies der Herr sein

letztes  Geschöpf mit seinem eigenen Atem an. Da-durch bekam der Mensch eine gottähnliche Seele.Durch diese unterscheidet er sich von den Tieren.

Frage: Was meint man mit dem Ausdruck   aus Erde"?

Antwort : Diesen Ausdruck versteht man, wenn man  weiß,daß das Erdreich alles das enthält, woraus derMensch und alle Tiere und Pflanzen bestehen. Nursind die Bestandteile bei jeder Art Geschöpf anders

angeordnet. Wenn ein Mensch oder ein Tier stirbt,so wird sein Körper, den man in die Erde eingräbt,also beerdigt, wieder zu Erde.

Frage: Wie ist die gottähnliche Seele des Menschen be-schaffen?

Antwort: Die Seele des Menschen ist unsterblich. Sie lebt wei-ter, wenn unser Körper gestorben und zu Erde ge-

worden ist. Die Seele hat einen freien Willen, siekann also wählen zwischen Gut und Böse. Sie hatauch einen Verstand und viele andere Eigenschaf-ten, die Tiere nicht haben.

5. Vom Sündenfall

Frage: Was versteht man unter   Sündenfall"?

Antwort: Die Tatsache, daß die ersten Menschen das damalseinzige Gebot Gottes übertreten haben.

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Wie ging das vor sich?Gott hatte den ersten Menschen ein ganz leichtesGebot gegeben. Sie sollten nämlich die Früchte von

einem einzigen Baum nicht essen. Diesen Baumnannte Gott  Baum der Erkenntnis des Guten und

des Bösen".Warum hat Gott den ersten Menschen, also Adamund Eva, dieses Gebot gegeben?Damit sie lernten, aus Liebe und Vertrauen zu ge-horchen. Sie sollten denken: Gott, unser Vater,meint es gut mit uns. Wenn Er uns diese Früchte

verbietet, dann wird Er schon seine Gründe dafürhaben.Haben Adam und Eva nur eine einzige Sünde ge-tan? Sind sie wegen des Genusses einer einzigenFrucht aus dem Paradies vertrieben und zu einemmühsamen Leben verdammt worden?Keineswegs. Sie hatten sich nicht nur eine, sonderngleich mehrere schwere Sünden aufgeladen.

Wie ist das zu verstehen?Außer ihres Ungehorsams haben sie noch1. Gott der Lüge beschuldigt, denn sie haben stattIhm dem Teufel, der die Gestalt einer Schlange an-genommen hatte, geglaubt.2. Adam hat gelogen. Als Gott ihn rief, versteckteer sich und sagte, als er entdeckt wurde, er habesich  aus Scham" versteckt, „weil er nackt war".

Dabei hatte er aber nie Kleider gehabt und sich bisher trotzdem nicht  geschämt.3. Adam hat Gott frech geantwortet, statt um Ver-zeihung zu bitten. Außerdem hat er die SchuldEva zugeschoben und in gewisser Weise sogar Gottselbst. Denn er antwortete: „Die Frau, die Du mirgegeben hast, gab mir die Frucht zu essen". Dassollte durchklingen lassen: Es ist Deine Schuld; Du

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Frage:

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hast mir die Frau gegeben.4. Auch Eva hat nicht um Verzeihung gebeten undihre Schuld nicht bekannt.5. Beide sind habgierig und unzufrieden gewesen.Sie hatten so viele gute Früchte zu essen, daß eskein großes Opfer gewesen wäre, auf die einzigeverbotene Frucht zu verzichten.

Frage: Was waren die Folgen dieser ersten Sünden?

Antwort : Durch den Sündenfall haben die ersten Menschen

viel verloren:

a) Die Gnade Gottes, die innere Verbundenheit mitGott als ihrem Vater.

 b) Sie konnten Gott nicht mehr sehen und sich nichtmehr mit ihm wie Kinder mit ihrem Vater unter-halten.c) Sie verloren das schöne und mühelose Leben imParadies, das ewige Glück und die seelische Ruhe.

Von jetzt ab mußten sie schwer arbeiten und sichabmühen, um leben zu können. Auch ihr Verstandwurde durch die Sünde geschwächt.d) Statt nach einem schönen Leben von der Erdegleich in das himmlische Paradies zu kommen,mußten sie jetzt sterben. Dabei mußte ihr Körperwieder zu Erde werden und ihre Seele in das fin-stere, freudenlose Totenreich kommen.

Frage: Müssen die Menschen jetzt nach ihrem Tode in das

finstere Totenreich?Antwort: Nein! Gott hat sich der Menschen erbarmt und

ihnen den Erlöser geschickt. Er hat es schon Adamund Eva versprochen, daß Er den Erlöser schickenwürde.

(Lies in Deiner Biblischen Geschichte die Kapitelüber die Erschaffung des Menschen und den Sünden-fall nach!)

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Und an einen Herrn Jesum Christum, dem ein-geborenen Sohn Gottes, der aus dem Vater vonEwigkeit geboren ist; Licht vom Licht, wahrer

Gott von wahrem Gott, geboren, nicht erschaffen,gleichen Wesens mit dem Vater, durch den allesgeworden ist.Was bekennen wir in diesem Glaubenssatz?Wir bekennen, daß der Herr Jesus Christus dereingeborene Sohn Gottes ist, also der einzige vonGott geborene. Wir bekennen ebenfalls, daß Chri-

stus vom Vater geboren und nicht, wie die übrigenMenschen, erschaffen worden ist.Wann ist Christus  von Gott geboren" worden?

Er ist geboren vor aller Zeit", das  heißt, bevor dieWelt erschaffen wurde.Was bedeuten die Worte  Licht vom Licht"?

Damit wird gesagt, das Christus vom Vater geboren

ist wie das Licht von der Lichtquelle. Wir nennen

Gott auch das unerschaffene Licht". Das ist alsoein Vergleich: Wenn der Vater Licht ist, dann ist

der Sohn auch Licht.

Was bedeutet gleichen Wesens" mit dem Vater?

Das  heißt, daß Christus genau so ist wie sein Vater.Das hat Christus selbst gesagt:  Ich und der Vater

sind eins." (Joh. 10,30).

Wie wird der Herr Jesus Christus noch genannt?Wir nennen ihn Das Wort Gottes", weil er genau

so eine Macht  über alles hat wie das Wort Gottes,das die Welt erschaffen hat.

Antwort:

Frage:Antwort:

Frage:Antwort:

Frage:Antwort:

Frage:Antwort:

Frage:Antwort:

8. Die Menschwerdung Gottes

DRITTER GLAUBENSSATZ:

Frage: Wie lautet der dritte Artikel des Glaubensbekennt-nisses?

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Antwor t: Er lautet:Der wegen uns Menschen und um unseres Heileswillen vom Himmel herabgestiegen ist und durch

den Heiligen Geist aus Maria der Jungfrau Fleischangenommen hat und Mensch geworden ist.

Frage: Wie ist die Menschwerdung Gottes vor sich gegan-gen?

Antwor t: Wie es Gott Vater den Menschen versprochen hatte,ließ Er das Menschengeschlecht nicht verlorenge-hen. Er schickte den Menschen zuerst Propheten,die ihnen nach dem Willen Gottes den kommenden

Heiland verkündeten. Als die Zeit gekommen war,wählte Gott unter allen Mädchen diejenige, die Erdurch ihre Reinheit und durch ihre Heiligkeit wür-dig fand, die Mutter des göttlichen Heilands zuwerden. Das war die Jungfrau Maria. Dann wurdedurch die Kraft des Heiligen Geistes der Sohn Got-tes zu einem kleinen Baby, das aus dieser reinenJungfrau geboren wurde.

Frage: Was antwortet man denen, die fragen, wieso Jesusohne menschlichen Vater geboren wurde?

Antwor t: Wenn Gott der Herr den ersten Menschen Adamohne menschliche Einwirkung erschaffen konnte,dann konnte Er um so leichter einen Menschen nuraus einer Mutter entstehen lassen. Deswegen nenntdie Heilige Schrift Jesus Christus auch den  Zweiten

Adam".

Frage: Hat Jesus Christus  aufgehört Gott zu sein, als ErMensch wurde?

Antwor t: Nein. Gott ist ja ewig, also kann Er nicht aufhörenGott zu sein. Deswegen sagen wir von Christus,daß er wahrer Gott und wahrer Mensch ist, alsozwei Naturen hat: eine göttliche und eine mensch-liche.

Frage: Gibt es vielleicht zweierlei Personen, die wir Chri-

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stus nennen, eine göttliche und eine menschliche?Antwort:  Nein. Jesus Christus ist  eine Person,  und deswegen

nennen wir ihn  Gottmensch.Frage:  Wenn der Herr Jesus etwas wollte, wollte er es alsGott oder als Mensch?

Antwort:  Der Herr Jesus hat zweierlei Willen, einen gött-lichen und einen menschlichen. Als Mensch war ernicht nur seinem Vater immer gehorsam, sondernin der Jugend auch seinem Pflegevater und seinerMutter. Auch besuchte er regelmäßig das Gottes-

haus und hielt sich an die Gebote Gottes. Als Gottwollte er die Menschheit retten und tat es durchseinen Erlösungstod.

Frage:  Was bedeuten die Worte  vom Himmel herabge-

stiegen 

?

Antwort:  Es bedeutet: Bisher war Christus unsichtbar; als

Er aber Mensch wurde, war Er wie alle Menschen

sichtbar. Er ist also aus der unsichtbaren Welt, die

wir Himmel 

nennen, auf die Erde in einer sicht-

 baren Gestalt gekommen.

Frage:  Weswegen ist der Sohn Gottes auf die Welt ge-

kommen?

Antwort: Um des Heils der Menschen willen,  also um die

Menschen zu  erlösen.Frage:  Wovon wollte Christus die Menschen erlösen?

Antwort:  Von dem ewigen Tod, der Sünde und der Machtdes Teufels, damit sie nach ihrem Sterben in denHimmel kommen könnten.

Frage:  Was heißt „in den Himmel  kommen ?

Antwort:  Es  heißt: in eine andere Welt, wo sie ewig glücklichsein werden.

Frage:  Könnte Christus die Menschheit vom Ewigen Tod,

der Sünde und der Macht des Teufels erlösen, wennEr ein einfacher Mensch und nicht Gottes Sohngewesen wäre?

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  Christus Pantokrator   (Christus, Herr  über das Weltall)

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Antwor t: Nein. So etwas kann kein Mensch. Die sündigeMenschheit konnte nur der Sohn Gottes durchseine Predigt, sein Leben und seinen Opfertod so-wie seine Auferstehung vom ewigen Tod erretten.

9. Das Erlösungswerk Jesu ChristiVIERTER, FÜNFTER und SECHSTER GLAUBENSSATZ:Frage: Welches sind die Artikel, in denen von dem Er-

lösungswerk des Heilandes gesprochen wird undwie lauten sie?

Antwort: Es sind: der vierte, der fünfte und der sechste Glau- benssatz, nämlich: Der auch für uns unter PontiusPilatus gekreuzigt worden ist, gelitten hat und be-graben wurde. Am dritten Tage aber auferstandenist gemäß der Schrift und ist gen Himmel aufge-fahren und sitzet zur Rechten des Vaters.Was hat die Kreuzigung des Herrn Jesus und seineAuferstehung mit der Erlösung der Menschen zu

tun?Christus hat die Sünden der ganzen Welt, die ver-gangenen und die künftigen auf sich genommen. Erselbst, vollkommen heilig und sündenlos, hat ausLiebe die Strafe für die Sünden der Menschen er-litten und sie damit vom ewigen Tode und von derHerrschaft des Teufels befreit.

Hätte ein gewöhnlicher Mensch die Sünden derganzen Menschheit auf sich nehmen können?Kein Mensch hätte die Sünden der Menschheit aufsich nehmen können, auch unter größten Qualennicht.Hat Christus durch seinen Kreuzestod für alleMenschen die ewige Seligkeit erworben?

Antwort: Er hat für alle Menschen die Möglichkeit des Heils

erworben. Um diese Möglichkeit für sich in An-spruch zu nehmen, muß der einzelne Mensch aber

Frage:

Antwort:

Frage:

Antwort:

Frage:

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das Heil erlangen  wollen.  Er muß sich darum be-mühen.

Frage: Was muß man tun, um vor dem ewigen Tod

( = der Hölle) gerettet zu werden und zur ewigenFreude im Himmel zu gelangen?

Antwort : Dafür muß man:1. an den Herrn Jesus Christus und an die Wahr-heiten des Evangeliums glauben2. sich im Namen des Vaters, des Sohnes und desHeiligen Geistes taufen lassen und3. von ganzen Kräften versuchen, ein christlichesLeben zu führen.

Frage:  Was bedeuten die Worte:  auferstanden  gemäß derSchrift?"

Antwort:  Das ist ein Hinweis auf die Prophezeiungen desAlten Testamentes, wo von der Auferstehung desMessias, also des Heilands, die Rede ist.

Frage:  War Jesus Christus, als man Ihn vom Kreuz ab-nahm, vielleicht nicht richtig tot, so daß Er imGrab wieder zu sich gekommen ist?

Antwort:  Das ist ganz ausgeschlossen, und zwar aus folgendenGründen:

a) weil ein Soldat Ihn mit einer Lanze ins Herzgestochen hat,

 b) weil sein Körper nach der Kreuzabnahme vonKopf bis Fuß in Tücher gewickelt worden war, die

mit Salben getränkt waren. Audi wenn Er nicht amKreuz gestorben wäre, hätte Er durch die Tücherund Salben ersticken müssen. Außerdem: Wie hätteein so geschwächter Mann den schweren Grabsteinwegwälzen können, noch dazu ungesehen, vor denAugen der Wache?

Frage:  Was geschah mit Jesus Christus nach seinem Tode?Antwort:  Während sein Körper im Grabe lag, kam seine

Seele in das Totenreich, wo alle Seelen von Ver-

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storbenen gefangen gehalten waren. Dort predigteder Heiland den Toten das Evangelium. Alle, diean Ihn glaubten, kamen ins Paradies.

Frage:  Was tat der Herr nach seiner Auferstehung?Antwort:  Christus blieb noch 40 Tage auf Erden. Er erschien

seinen Jüngern wie auch anderen Menschen undgab ihnen Anweisungen zum Aufbau der christ-lichen Kirche. Er belehrte sie über ihr künftigesLeben und das bevorstehende Missionswerk.

Frage:  Haben sich die Jünger vielleicht nur eingebildet,Christus nach seinem Tode und seiner Bestattungnoch gesehen zu haben?

Antwort:  Das ist unmöglich. Er ließ sich von ihnen betastenund aß mit ihnen.

Frage:  Was geschah 40 Tage nach der AuferstehungChristi?

Antwort:  40 Tage nach seiner Auferstehung verließ der Herrdie Erde. Die Jünger sahen Ihn sich von der Erde

erheben. Man zeigt noch heute in Jerusalem dieStelle, an der das geschah. Deutlich sieht man denAbdruck, den seine Füße hinterlassen haben.

Frage:  Was bedeutet der Ausdruck:  Sitzet zur Rechten

des Vaters ?

Antwort:  Diese Worte sind nicht im  buchstäblichen Sinne zuverstehen. Es ist dabei von einem Ehrenplatz dieRede, sowie z.B. ein Regierungschef einen Gast,

den er besonders ehren will, beim Mahle zu seinerRechten sitzen läßt. Das bedeutet also, auch alsMensch wird Christus im Himmel als Sohn Gottesgeehrt.

io. Die zweite Ankunft des HerrnSIEBTER GLAUBENSSATZ:

Frage:  Wie lautet der siebente Artikel des Glaubensbe-kenntnisses?

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Er lautet: Von dannen Er kommen wird in Herr-lichkeit zu richten die Lebendigen und die Toten.Sein Reich wird kein Ende haben.

Was bekennen wir damit?Wir bekennen unseren Glauben daran, daß JesusChristus eines Tages wieder auf die Erde kommenwird, aber dieses Mal in Herrlichkeit, umgeben vonEngeln und Heiligen, um Gericht über die Leben-digen und die Toten zu halten. Alle Menschen, dieleben und die gelebt haben, werden Rechenschaftgeben müssen über ihr Leben.Was wird nach dem Weltgericht geschehen?Alle, die Gutes getan haben und sich bemüht haben,ein gottgefälliges Leben zu führen, werden des ewi-gen Glückes teilhaftig. Sie werden immer neueFreuden erleben, niemals krank sein und keinen bösen Menschen mehr sehen. Die Bösen aber, dievon Gott und ihrem Nächsten nichts wissen woll-ten, werden auf ewig verdammt.Was versteht man unter den  Lebendigen" und den

„Toten"?

Die Lebendigen sind die  Gläubigen, deren Seelennie zu leben aufgehört haben, die Toten sind dieUngläubigen und Gottesfeinde, deren Seelen ineinem Zustand sind, den man nur als Tod bezeich-nen kann.

Woher wissen wir, daß der Herr wiederkommenwird?Wir wissen es, weil es der Herr Jesus selbst voraus-gesagt hat. Auch die Propheten des Alten Testa-ments haben schon darüber geschrieben.Was Christus über seine Wiederkunft lehrt, lesenwir bei Matthäus 25, Verse 31 bis 46:„Wenn aber des Menschen Sohn kommen wird in

seiner Herrlichkeit und alle Engel mit Ihm, dann

Antwort:

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wird Er sitzen auf dem Thron Seiner Herrlichkeit,und werden vor Ihm alle Völker versammelt wer-den. Und Er wird sie voneinander scheiden, gleich-

wie ein Hirt die Schafe von den Böcken scheidet,und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen unddie Böcke zur Linken. Da wird dann der Königsagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her,ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich,das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt!Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt michgespeist. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich

getränkt. Ich bin Fremdling gewesen und ihr habtmich beherbergt. Ich bin nackt gewesen und ihrhabt mich bekleidet. Ich bin krank gewesen und ihrhabt mich besucht. Ich bin gefangen gewesen undihr seid zu mir gekommen. Dann werden ihm dieGerechten antworten und sagen: Herr, wann habenwir Dich hungrig gesehen und haben Dich gespeist?oder durstig und haben Dich getränkt? Wann haben

wir Dich als einen Fremdling gesehen und beher- bergt? oder nackt und haben Dich bekleidet? Wannhaben wir Dich krank oder gefangen gesehen undsind zu Dir gekommen? Und der König wird ant-worten zu ihnen und sagen: Wahrlich, ich sage euch:Was ihr getan habt einem unter diesen meinen ge-ringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.Dann wird Er auch sagen zu denen auf der Linken:Gehet hin von mir, ihr Verfluchten, in das ewigeFeuer, das bereitet ist dem Teufel und seinem An-hang! Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habtmich nicht gespeist. Ich bin durstig gewesen und ihrhabt mich nicht getränkt. Ich bin ein Fremdlinggewesen und ihr habt mich nicht beherbergt. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich nicht beklei-det. Ich bin krank und gefangen gewesen und ihr

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habt mich nicht besucht. Da werden sie Ihm auchantworten und sagen: Herr, wann haben wir Dichgesehen hungrig oder durstig oder als einen Fremd-

ling oder nackt oder krank oder gefangen undhaben Dir nicht gedient? Dann wird Er ihnen ant-worten und sagen: Wahrlich, ich sage euch: Wasihr nicht getan habt einem unter diesen Geringsten,das habt ihr mir auch nicht getan. Und sie werdenin die ewige Pein gehen, aber die Gerechten in dasewige Leben."

Ii. Vom Heiligen GeistGLAUBENSSATZ:Wie lautet der Artikel acht des Glaubensbekennt-nisses?Und an den Heiligen Geist, den Herren und Le- bensspender, der vom Vater ausgeht, der samt demVater und dem Sohne zugleich angebetet und ver-

herrlicht wird, der durch die Propheten geredet hat.Was wissen wir vom Heiligen Geist?Der Heilige Geist, der vom Vater ausgeht und imSohne ruht, ist die dritte Person der Heiligen Drei-faltigkeit.Was hat Christus über den Heiligen Geist gesagt?Er hat gesagt: „Wenn aber der Tröster kommenwird, welchen ich euch senden werde, den Geist der

Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird zeugenvon mir." (Joh. 15, 26).Warum nennt man den Heiligen Geist „Tröster"?Weil er den Gläubigen Freude spendet. Durch dieGnade, also die Hilfe des Heiligen Geistes, könnendie Christen die größten Qualen, auch körperliche,aushalten, wie zum Beispiel der heilige Laurentius,der seines Glaubens wegen gequält wurde, aber

ACHTERFrage:

Antwort:

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Frage:Antwort:

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nicht einmal das Feuer spürte, dem seine Peinigerihn aussetzten. Die Gnade des Heiligen Geistes istdie wichtigste Gabe, die der Gläubige auf Erdenerhalten kann.

Frage: Was bedeuten die Worte,  der durch die Propheten

geredet hat ?

Antwort : Der Heilige Geist ist es gewesen, der die Propheten

erleuchtet hat und ihnen eingab, was sie den Men-

schen sagen sollten. Er erleuchtete auch alle, die

die verschiedenen Teile der Bibel  verfaßt haben.

Frage: Kann die Erleuchtung und die Gnade des HeiligenGeistes zu jedem kommen?

Antwor t: Ja, zu jedem, der aufrichtig darum bittet. Das hatChristus ausdrücklich versprochen. Sobald Er unshilft, verstehen wir vieles, was wir bisher nicht be-greifen konnten. Aber auch in der Schule und imBeruf können wir durch diese Gnade Hilfe be-

kommen.Frage: Wo wirkt der Heilige Geist am stärksten?

Antwort:  In der Kirche. Er ist immer in der Kirche und leitetsie.

Frage: Woran kann man das erkennen?

Antwort:  Als verschiedene orthodoxe Länder durch heid-nisdie Völker erobert und jahrhundertelang von-einander getrennt wurden, so daß sie keinerlei Ver-

 bindung miteinander hatten (und das in einer Zeit,in der es weder Post, noch Rundfunk noch Eisen- bahnen gab), hat der Heilige Geist die orthodoxenChristen so erleuchtet, daß der  Glaube in all diesenLändern unverändert  blieb. Auch heute ist derorthodoxe Glaube trotz Verschiedenheiten in

Sprache und Landessitten  in allen orthodoxen Kir-chen gleich.

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i2.  Von der Kirche

 NEUNTER GLAUBENSSATZ:

Frage: Wie lautet der neunte Artikel des Glaubensbe-kenntnisses?

Antwort: An eine heilige allumfassende und apostolische

Kirche.

Frage: Was bedeutet das Wort Kirche"?

Antwort: Kirche nennt man die Gesamtheit der Menschen,

die an Christus, wahren Gott und wahren Mensch,

unseren Heiland den  Erlöser der Welt glauben,

durch dieselben Glaubenslehren und dieselben Sa-kramente verbunden und durch eine Geistlichkeitgeleitet sind, die die apostolische Nachfolge besitzt.Warum nennen wir die Kirche  heilig"?

Wir nennen die Kirche heilig, weil sie von unserem

Herrn Jesus Christus  gegründet wurde und Er inihr ständig anwesend ist.

Kann die Kirche dadurch entheiligt werden, daß in

ihr sündige Menschen sind? Nein. Denn die Glieder der Kirche, die ihre Sünden bereuen und sie wiedergutzumachen suchen unddie aufrichtig zu den Sakramenten treten, sind vonihren Sünden geläutert. Die Menschen aber, die inihren Sünden bewußt verharren, sind vor denAugen Gottes von der Kirche gleichsam  isoliert",

so daß sie in Wirklichkeit ihr nicht mehr angehören.

Frage: Aus welchen Teilen besteht die Eine Heilige Kirche?Antwort : Aus einem sichtbaren und einem unsichtbaren Teil.Frage: Wer bildet den unsichtbaren Teil?Antwort : Die Engel und die Heiligen. Man nennt sie auch die

Triumphierende Kirche".

Frage: Wer   gehört noch zu dem unsichtbaren Teil derKirche?

Antwort: Die Seelen der verstorbenen Christen.

Frage:Antwort:

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Wer bildet die sichtbare Kirche?Die Gläubigen (Geistlichkeit und Laien), die aufErden gegen die Sünde und dem Teufel um ihr

Seelenheil kämpfen.Sind diese zwei Bestandteile voneinander getrennt?

 Nein, weil ihre Glieder ständig in Kontakt mit-einander bleiben.Wie nennt man noch die Eine Heilige Kirche?Man nennt sie:  der Mystische ( = unsichtbare) Leib

Christi 

.

Warum nennt man so die Kirche?Das lesen wir im Korintherbrief, Kap. 12, Verse

12—27: Denn gleichwie ein Leib ist und hat doch

viele Glieder, alle Glieder des Leibes aber, wiewohl

ihrer viel sind: so auch Christus. Denn wir sind

durch einen Geist alle zu einem Leibe getauft, wir

seien Juden oder Griechen, Unfreie oder Freie, und

sind alle mit einem Geist  getränkt. Denn auch der

Leib ist nicht ein Glied, sondern viele... Ihr seidaber der Leib Christi und einzeln seid ihr Glieder,ein jeglicher nach seinem Teil.Wer sind hier mit den  Gliedern des eigenen Lei-

 bes" verglichen?

Es sind: 1) die einzelnen  Gläubigen, die Mitgliederder Kirche sind,2) die orthodoxen Kirchengemeinschaften (Landes-

kirchen, Bistümer, Gemeinden usw.), die der Allge-meinen Orthodoxen Kirche angehören.Welche sind die Bedingungen, um der Einen Heili-gen Orthodoxen Kirche anzugehören?Um der sichtbaren Kirche anzugehören muß man:1. getauft und gefirm t worden sein,2. an das Evangelium und an die Wahrheiten desGlaubensbekenntnisses fest glauben,3. die hl. Sakramente in Anspruch nehmen,

Frage:Antwort:

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4. an dem Gebetsleben der Kirche teilnehmen, d. h.die Gottesdienste regelmäßig besuchen,5. sich bemühen, nach der Lehre Christi zu leben

und den Anordnungen der Kirche Folge zu leisten.Können auch nichtorthodoxe Christen zu dem my-stischen Leib Jesu Christi gehören?Das weiß Gott allein. Wir lesen in der HeiligenSchrift, daß nicht wir, sondern Gott Richter übersie ist (l.Kor. 5, 13). Wir wissen aber, daß Gottgerecht und barmherzig ist, und deshalb dürfen wirhoffen und vermuten, daß Getaufte, die an dasEvangelium vorbehaltlos glauben und aufrichtigversuchen, die Gebote des Herrn Jesus Christus zu

 befolgen, von dem Reich Gottes nicht ausgeschlos-sen werden. Denn der Herr hat ja gesagt: wer zumir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen. (Dassteht bei Johannes, Kap. 6, Vers 37.)Wieso sprechen wir von einer Kirche, obwohl es

doch verschiedene Kirchenobrigkeiten gibt?Es gibt nur eine Kirche, weil sie durch den gemein-samen Glauben geeint ist. Die verschiedenen kirch-lichen Obrigkeiten leiten nicht die Kirche, sondernverwalten nur den ihnen anvertrauten Bereich: einPatriarchat, ein Bistum oder einen Metropolitan-kreis.

Wer ist das Oberhaupt der Orthodoxen Kirche?

Der Herr Jesus Christus allein. Die Bischöfe, dar-unter die Patriarchen, Erzbischöfe und Metropoli-ten, sind nur seine Beauftragten oder Stellvertreter.Weshalb nennen wir die Kirche  allumfassend"?

Allumfassend nennen wir die Kirche deswegen, weil

sie  für alle Menschen gegründet worden ist, undzwar ohne Unterschied der Rasse, des Volkes oderdes Landes.

Weshalhjiennen wir die Kirchc „apostolisch"?

Frage:

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Antwort: Weil sie von den Aposteln auf die WeisungenChristi hin eingerichtet wurde und die Bischofs-weihe auf die Handauflegung der Apostel und de-

ren Nachfolger ununterbrochen zurückgeht.Frage: Warum nennt man die Kirche  »orthodox ?

Antwort: Man nennt sie orthodox, weil sie die Lehre Christi

in rechter Weise, also unverändert und unverfälschtverkündet und Gott in der rechten Weise anbetetund preist. Die Orthodoxe Kirche leitet in zwarlebendiger aber unversehrter und unveränderterArt den von den Aposteln verkündeten Glaubenrecht (= richtig) weiter und hält an dem bei denSieben ökumenischen ( = allgemeinen) Konzilienfestgesetzten Glauben fest, ohne ihm etwas zuzu-geben oder von ihm etwas abzuschaffen.

i3 Von der Heiligen Taufe

Frage: Wie lautet der zehnte Artikel des Glaubensbe-kenntnisses?

Antwort: Ich bekenne eine Taufe zur Vergebung der SündenFrage: Was bedeutet dieser Glaubenssatz?Antwort: Wir bekennen darin, daß wir Christen gemäß dem

Geheiß des Herrn im Namen des Vaters und desSohnes und des Heiligen Geistes getauft werden

sollen. Durch die Taufe wird die Erbsünde getilgtund, falls es sich um Erwachsene oder ältere Kinderhandelt, die begangenen Sünden vergeben.

Frage: Weshalb ist die Taufe so wichtig?Antwort: Ohne getauft worden zu sein, kann kein Mensch das

Heil erlangen. Der Herr hat gesagt:  Wenn ein

Mensch nicht aus Wasser und Geist geboren wird,

so kann er das Reich Gottes nicht sehen (Joh. 3, 3).

Der Herr Christus selbst hat seinen  Jüngern das

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Beispiel gegeben, indem Er sich von Johannes demTäufer taufen ließ.

i4.  Vom ewigen LebenELFTER und ZWÖLFTER GLAUBENSSATZFrage: Wie lauten die zwei letzten Artikel des Glaubens-

 bekenntnisses?Antwort: Ich erwarte die Auferstehung der Toten

und das künftige ewige Leben. Amen.In diesen zwei Artikeln bekennen wir unseren

Glauben an das künftige Gericht und an unsereewige Bestimmung. Das ist eine Grundlehre desChristentums. Wir wissen, daß dieses Leben ver-gänglich ist, das künftige ist aber ewig. Deshalb sol-len wir uns hier ganz besonders auf das künftigeLeben vorbereiten.

Frage: Worin wird das Gericht bestehen?Antwort: Jeder Mensch ohne Ausnahme wird nach seinen

Werken gerichtet, also darüber, wie er gelebt hat,ob er Gutes oder Böses angestrebt und getan hatund vor allem, ob er sich Mühe gegeben hat, nachChristi Weisungen zu leben.

Frage: Wann und wie werden die Menschen gerichtet?Antwort: Es gibt zweierlei Gerichte: das Einzelgericht und das

Allgemeine Gericht.

Frage: Was wissen wir vom Einzelgericht?Antwort: Das Einzelgericht erfolgt sofort nach dem Tode.Das lesen wir bei dem Apostel Paulus:  . . .dem

Menschen ist gesetzt, einmal zu sterben, danach

aber das Gericht..." (Hebr. 9, 27). Dieses Gericht

ist nur   für die Erlösten endgültig, weil sie nach demTode keine Gelegenheit zu sündigen mehr haben.Die sündige Seele aber hat noch eine Möglichkeit,

durch die Fürbitte der Kirche und ihres Anhangs

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auf Erden, von ihren Sünden geläutert zu werden.Wer aber auf Erden bis zum Letzten Gott be-kämpft und verworfen hat oder den Nächsten

haßte, erleidet eine Vor-Verdammung.Frage: Was wissen wir vom Allgemeinen Gericht?Antwor t: Dieses Gericht wird am Jüngsten, also am letzten

Tag gehalten, wenn Christus noch einmal auf dieErde kommt und das Dasein der Erde ein Endefindet.

Frage: In welcher Gestalt wird Christus zum Allgemeinen

Gericht kommen?Antwort: Er wird kommen in Herrlichkeit, begleitet von denEngeln und Heiligen.

Frage: Was wird an diesem Tage mit den Menschen ge-schehen?

Antwor t: An diesem Tage werden die Toten mit ihren Kör- pern auferstehen und die Menschen, die am Lebensind, werden einer Umwandlung unterzogen, die

ihrem Körper ein ewiges Leben verleiht.Frage: Was wird sich nach dem Allgemeinen Gericht er-

geben?Antwort: Die Gerechtfertigten werden mit ihren Körpern auf

einer   neuen Erde" ein freudenreiches,  glücklichesLeben genießen, die Verdammten aber ewige Strafeerleiden.

Frage: Woher wissen wir das?Antwort: Außer dem, was im Matthäusevangelium steht und

außer den vielen Stellen im Evangelium, wo derHerr Jesus darüber redet, lesen wir im 1. Petrus- brief, Kap. 3, Vers 13:  Wir aber erwarten einen

neuen Himmel und eine neue Erde nach Seiner

(= Christi)  Verheißung, in welchen Gerechtigkeitwohnt."

Auch Paulus schreibt im 1. Korintherbrief (l.Kor.15, V. 42—44):  . . . so auch die Auferstehung der

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Toten. Es wird gesät verweslich und wird auferste-hen unverweslich. Es wird gesät in Unehre undwird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät inSchwachheit und wird auferstehen in Kraft. Es wirdgesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen eingeistlicher Leib." Und weiter schreibt er:  . . .wir

werden alle verwandelt werden, und dasselbe plötz-lich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Po-saune. Denn es wird die Posaune schallen und dieToten werden auferstehen unverweslich und wirwerden verwandelt werden." (Verse 51 u. 52)

KURZE WIEDERHOLUNG

Das Glaubensbekenntnis lehrt uns folgende Grundwahrheiten:Es gibt einen einzigen Gott in drei Personen: Vater, Sohn undHeiliger Geist.Unser Herr Jesus Christus ist der Mensch gewordene SohnGottes, der sich, um uns zu erretten, quälen und kreuzigenließ, am dritten Tag nach seinem Tode auferstanden und40 Tage später gen Himmel aufgefahren ist.Der Heilige Geist geht vom Vater aus und ruht im Sohn. Ererleuchtet und heiligt die Gläubigen. Er leitet die Kirche. DieKirche Christi ist eine heilige allumfassende und apostolischeKirche.

Wir bekennen eine einzige Taufe.Wir erwarten die Auferstehung der Toten und das künftigeewige Leben.

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Das ,Kleine Glaubensbekenntnis':

Das KreuzzeichenZum Kreuzzeichen faltet man die drei ersten Fingerder rechten Hand zusammen und drückt die zweiletzten zur Handfläche, wie wir auf der Zeichnungsehen, und wie wir Orthodoxen es zu tun pflegen.Dann berührt man nacheinander die Stirn, dieBrust, die rechte Schulter und dann die linke.

Man soll es so tun, als ob man mit einem Bleistift auf seinemKörper ein großes Kreuz zeichnen wollte, nicht aber etwas wieein schiefes  X", sonst  wäre solch eine Geste ein Verspottendes heiligen Kreuzes Christi.

Bedeutung des Kreuzzeichens

die drei zusammengefaltenen Finger besagen:

ich glaube an einen dreieinigen Gott",

die zwei zur   Handfläche gedrückten Finger besagen:ich bekenne,  daß Christus zwei Naturen hat:

eine göttliche und eine menschliche."das gezeichnete Kreuz besagt:

ich bekenne midi zu Christus, der   für uns gekreu-zigt wurde und dadurch den Tod und die Dämonen

 besiegt hat."Frage: Darf sich ein Christ genieren, sich vor den anderen

Menschen zu bekreuzigen?Antwort: Nein! Wenn er den Mut nicht aufbringt, dies zu

tun, dann ist er ein Feigling, und von solchen Feig-lingen hat der Herr Christus gesagt:  Wer sich mei-

ner und meiner Worte  schämen wird, ... dessenwird sich auch des Menschen Sohn (= Christus)schämen, wenn Er kommen wird in der Herrlich-keit seines Vaters mit den heiligen Engeln."(Mark. 8, 38)

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Himmlischen FamilieEinige Mitglieder unserer

Unsere

Himmlische Mutter

Die Hl. Jungfrauund Gottesmutter

Maria

EineHimmlische Schwester

Die Hl. Paraskevi,die schon auf Erden half, wosie nur konnte. Sie ist immer

noch mitfühlendund hilfsbereit

Unser Herr,Erlöser und Heiland

;  : ||

 j i  11 * *

Jesus Christus,der Sohn Gottes, Sieger über

Tod und Unterwelt

EinHimmlischer Bruder

Der Hl. Nikolaus,Bischof von Myra, der so

gerne den Leuten hilft

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UNSERE HIMMLISCHE FAMILIEWir haben nicht nur auf Erden eine Familie. Wir haben eine

Familie im Himmel. Die Mitglieder dieser Familie sterben nichtwie unsere Familienmitglieder auf Erden. Unsere himmlischeFamilie ist mächtig. Ihr gehört die ganze Welt. Und doch istsie immer für uns da, immer bereit, uns zu helfen, ganz gleich,wer wir sind: ob jung oder alt, ob gesund oder krank, ob reichoder arm, ob von den Menschen hoch angesehen oder ver-achtet, ob unsere Haut weiß, gelb, rot oder schwarz ist, ob wirschön oder häßlich sind. Diese Unterschiede machen nur dieMenschen auf Erden, nicht unsere himmlische Familie.Frage: Wer sind die Mitglieder dieser Familie?Antwort: Es sind:

Gott, der Vater, der auch unser Vater geworden ist,seitdem Jesus Christus, sein Sohn, uns gezeigt hat,wie sehr Er uns liebt. So beten wir zu unseremVater im Himmel in Liebe und Vertrauen. Er kann

 ja alles und will, daß wir gerettet werden und zumewigen Glück gelangen.Gott, der Sohn, der Herr Jesus Christus, der unserlöst hat. Er hat sich quälen und töten lassen, weilEr unsere Strafe auf sich nehmen wollte. Dafür sol-len wir Ihm danken und Ihn loben. Da Er aufErden ein Mensch gewesen ist, versteht Er alleunsere Nöte und Probleme. Als Gott ist Er unser

Herr und König. Als Mensch ist Er unser Bruder.Er hat nach seiner Auferstehung gesagt:  Mir ist

gegeben alle Macht, im Himmel und auf Erden."

(Matth. 28, 18) Mit dieser Herrlichkeit vertritt Er

uns als Mensch vor Seinem Vater im Himmel.

Gott, der Heilige Geist. Er ist es, der uns zu einem

Glied dieser unseren himmlischen Familie macht.

Ohne Ihn  können wir zu ihr nicht gehören unddeshalb sollen wir immer zu unserem himmlischen

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Vater beten, daß Er uns Seinen Heiligen Geist gibt,wenn wir durch eine schwere Sünde Ihn aus unserenHerzen vertrieben haben.

Ohne den Heiligen Geist können wir nicht an Gottglauben, noch Ihn lieben, ja nicht einmal wirklichvernünftig denken, weil wir dann den Unsinn oderdie bösen Gedanken annehmen, die uns die bösenGeister eingeben.Es ist auch der Heilige Geist, der uns unser Könnengibt, z. B. das gute Gedächtnis, technische bzw. mu-sikalische oder sonstweiche Begabung, die uns und

den anderen nutzen kann. (Mut zu bösen Taten,zum Verbrechen und zu allerlei Scheußlichkeitengeben uns nur die bösen Geister ein.) Wenn wir denHeiligen Geist in uns haben, kann uns der Teufelzwar ärgern, aber wirklich schaden kann er unsnicht. Ein Christ kann immer den Heiligen Geist insich bekommen, wenn er darum betet und die heili-gen Sakramente in Anspruch nimmt.

Maria, die Gottesmutter, ist unsere himmlischeMutter. Darauf hat der Herr Jesus Christus vomKreuze herab hingewiesen, als Er dem Apostel Jo-hannes sagte:  Siehe, das ist deine Mutter" und ihr

sagte: Das ist Dein Sohn."

Frage: Setzt man nicht den Herrn Jesus herab, wenn man

sich an seine Mutter wendet?

Antwort:  Im Gegenteil! Christus, der Herr , hat es besonders

gern, wenn man sich an seine Mutter wendet. Das beweist Er   täglich durch Gebetserhörungen und so-gar Wundertaten, die Er zugunsten von Christentut, die zu seiner Mutter um Hilfe beten. Vor allemhat Er das dadurch erwiesen, daß Er sein erstesWunder nur seiner Mutter zuliebe getan hat.

Frage: Woher wissen wir das?Antwort:  Aus dem Evangelium nach Johannes, Kap. 2.

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Darin wird berichtet, daß bei der Hochzeit zuKana, als Maria dem Herrn Jesus sagte, die Leutehätten keinen Wein mehr, hat Er geantwortet:

Was (soll es) mir und dir? Meine Stunde ist nochnicht gekommen."1) Damit brachte Er zum Aus-

druck,  daß Er nicht die Absicht hatte, wegen Weinein Wunder zu wirken. Maria wurde darüber trau-rig, weil sie wußte, daß der Mangel an Wein eineSchande für den Gastgeber bedeutete. Wir könnenmit vollem Recht annehmen, daß der Herr ihr dannirgendwie zu verstehen gab, daß Er ihre Bitte docherfüllen würde, denn trotz dieser scheinbaren Ab-sage sprach sie zu den Dienern: „Was Er euch sagt,das tut." Daraufhin wirkte der Herr sein erstesWunder, indem Er das Wasser aus den herbeige-

 brachten Gefäßen in Wein verwandelte, um seinerMutter eine Freude zu machen. Da der Herr nieetwas zufällig und unabsichtlich getan hat, hat Er

uns durch dieses Ereignis sehr deutlich gezeigt, daßseine Mutter bei Ihm durch ihre Fürbitte viel er-reichen kann.

Frage: Sollen wir deswegen außer Gott Vater, Sohn undHeiliger Geist auch die Gottesmutter Maria an- beten?

Antwort: Nein! Anbeten darf man Gott allein. Maria, dieGottesmutter, beten wir nicht an, sondern verehrensie.

Frage: Weshalb verehren wir die Mutter des Herrn? Man-che meinen, daß darüber nichts in der Bibel steht.

Antwort: Das kommt vom oberflächlichen Lesen. Daß dieGottesmutter einer besonderen Verehrung würdigist, zeigen die folgenden Bibelstellen:Lukas, 1. Kapitel

Vers 28: (Der Erzengel Gabriel redet Maria an):*) Siehe Anmerkung am Ende des Kapitels.

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 Gegr üßt seist Du, Hochbegnadete! Der Herr istmit  Dir! 

Vers 30: Und der Engel sprach: Fürchte Dich

nicht, Maria, denn Du hast Gnade bei Gott gefun-den. 

Vers 35: Als Maria den Engel fragt, wieso sie einen

Sohn gebären wird, wo sie ja eine Jungfrau ist, ant-wortet der Himmelsbote:  Der Heilige Geist wird

über Dich kommen und die Kraft des Höchstenwird Dich überschatten. Darum wird auch das Hei-lige, das aus Dir geboren wird, Gottes Sohn hei-

ßen. Das war das Zeugnis des Erzengels Gabriel. Aber

wir haben das Zeugnis des Heiligen Geistes selbst:

Vers 42: Und Elisabeth wurde vom Heiligen Geist

erfüllt und sprach:  Gebenedeit bist Du unter den

Frauen und gebenedeit ist die Frucht Deines Lei-

 bes. 

Vers 43: „und woher kommt mir das, daß die Mut-

ter meines Herrn zu mir   kommt? 

Wenn ein Erzengel so von Maria spricht, wenn der

Heilige Geist selbst durch den Mund der heiligen

Elisabeth sie „gebenedeit unter den Frauen  und

„Mutter des Herrn  nennen  läßt, dann müssen auchwir Menschen ihr Ehre erweisen.

Frage: Wer gehört noch zu unserer himmlischen Familie?Antwort: Die Heiligen.

Frage: Was versteht man unter   „Heiligen 

?Antwort: Die Heiligen sind solche Menschen, die Gott beson-

ders treu gedient haben und nun zu Freunden Got-

tes geworden sind. Im Gleichnis von anvertrauten

Pfunden (Matth. 25, 23) sagt der Herr Jesus,  daßsolchen treuen Dienern nach ihrem Verscheiden

 beim Einzelgericht ein gewisser Machtbereich aufErden gegeben wird. Im Gleichnis sagt solch einem

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Diener sein Her r: du guter und treuer Knecht! Du

 bist über weniges treu gewesen, so will ich dich überVieles setzen. Gehe ein zu deines Herren Freude!"

Frage: Wie weiß man, daß ein verstorbener Mensch einHeiliger ist?

Antwort : Das zeigt uns Gott der Herr. Wenn man für einenVerstorbenen betet und sieht, daß nach diesemGebet dem Betenden besondere Gnaden zuteil wer-den — plötzliche Heilung oder eine unerwarteteHilfe, und wenn solche Vorgänge immer wieder

ausgerechnet nach dem Gebet für diesen Verstorbe-nen sowie an seiner Grabstätte geschehen, dannuntersucht die Kirche, ob es sich wirklich um echteFingerzeige" Gottes handelt. Wenn solche Vor-

gänge zahlreich und unbezweifelbar genug sind,hört die Kirche auf, für diesen Gottesdiener zu

 beten und betet hinfort um seine Fürbitte, nachdemsie ihn als verehrungswürdig und heilig erklärt hat.

Frage: Wie stehen die Heiligen zu uns?Antwort: Sie sind wie ältere Geschwister, die es zu hohen

Posten gebracht haben. Auf Erden, wenn zum Bei-spiel ein Schüler mit seiner Hausaufgabe nicht fertigwird und einen Bruder hat, der bereits ein Gelehr-ter geworden ist, so kann er ja diesen Bruder umRat und Hilfe bitten. So geht es auch zwischen uns,

die wir noch auf Erden kämpfen und unseren heili-gen Brüdern und Schwestern, die bereits am Zielangelangt sind. Es ist nicht so, daß Gott unbedingtdie Fürbitte der Heiligen braucht, um uns zu er-hören, sondern Er tut so wie ein Vater, der viel aufdie Liebe und Verbundenheit zwischen den älterenund den jüngeren Geschwistern hält. Solch ein Va-ter wird oft zu seinem Kind sagen: Geh' doch zu

deinem großen Bruder. Ich habe ihn ja beauftragt,euch Kindern bei eueren Hausaufgaben behilflich zu

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sein! Unser himmlischer Vater sieht es gerne, wennwir uns gelegentlich an unsere Mutter und Geschwi-ster im Himmel wenden, wenn wir mit unseren

Lebensaufgaben nicht recht fertig werden oderwenn wir uns einsam fühlen.

Frage: Warum sollen wir die Heiligen besonders ehren?Steht etwas darüber in der Bibel?

Antwort: Außer dem Gleichnis von den anvertrauten Pfun-den lesen wir im Evangelium (Joh. 12, 26):  Wer

mir gedient hat, den wird mein Vater ehren."

Wenn also Gott der Vater selbst die heiligen Men-

schen ehrt, so ist es klar,  daß auch wir sie um somehr ehren sollen! Der Apostel Paulus schreibt andie Galater: Einer trage des anderen Last und sowerdet Ihr das Gesetz Christi erfüllen (Gal. 6, 2).Das tun für uns die Heiligen. Die Heiligen helfenuns, unsere Lasten zu tragen.

Frage: Es gibt so viele Heilige. Zu welchem soll man sich besonders wenden?

Antwort: Vor allem an seine(n) Schutzpatron(in). Jeder vonuns trägt den Namen eines (bzw. einer) Heiligen.Diesen Heiligen nennt man den  Schutzpatron". Er

(bzw. sie) ist sozusagen  für uns  zuständig", alsoder himmlische Bruder (bzw. die himmlischeSchwester), der für uns da ist. Aber auch zu ande-ren Heiligen darf man beten.

Unsere himmlischen FreundeAußer unserer himmlischen Familie haben wir noch in derunsichtbaren Welt liebe Freunde. Es sind die Engel Gottes.Von ihnen je einer ist jedem gläubigen Christen  zugeteilt". Es

ist unser Schutzengel. Von ihm kann man wirklich sagen,  daßer   unser bester Freund" ist. Man soll ihn sich freilich nicht als

ein  Mädchen mit zwei großen Flügeln am Rücken vorstellen!

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Man malt ihn so, weil niemand weiß, wie man einen Engelmalen soll: Die Engel sind ja unsichtbar für unsere mensch-lichen Augen. Die Flügel auf den Bildern bedeuten, daß dieEngel sich im Weltraum bewegen können.(Lies noch einmal alles, was über die Engel auf Seite 19 ge-schrieben steht.)Obgleich man seinen Schutzengel nicht sieht, hat ihn jeder vonuns Christen unzählige Male erlebt. Es würde uns außer dem,was der Herr zu unseren Nutzen zuläßt, nichts Böses zustoßen,wenn wir unserer himmlischen Familie und unserem Schutz-

engel wirklich die Treue hielten. Eltern sollen ihrer himm-lischen Familie, wenigstens dem Herrn Jesus und den Engelnihrer Kinder die Treue halten und um Schutz für ihre Kinder beten.

Wichtige Anmerkung

In manchen deutschen Bibelübersetzungen, im 2. Kapitel nadi Johannessteht es, daß der Herr Jesus zu Seiner Mutter gesagt hätte: »Weib, was

habe ich mit dir zu schaffen? Meine Stunde ist noch nicht gekommen".Das ist eine vollkommen verkehrte Übersetzung, die viele zum Anlaßnehmen, um gegen unsere himmlische Mutter zu lästern. Diese ganzfalsche Ubersetzung entstellt den Sinn der Worte des Herrn. Das wirdhier bewiesen.a) Im griechischen Text steht:  Ti emoi kai sol, g^nai? Oupo £kei e  höramoü." Wortwörtlich übersetzt bedeutet das:  Was mir und dir, Frau?Nicht ist gekommen die Stunde mein."Diesen Ausdrude: was mir und dir  verwenden heute noch in  Palästinadie Einheimischen (auch wenn sie Deutsch sprechen); dies bedeutet beiihnen:  was ist zwischen mir und dir aufgetaucht?" oder  sinngemäß wie-dergegeben:  was willst du von mir?" oder: „was gibt es nun zwischen

mir und dir?" In anderen  Ländern ist es ein ganz geläufiger Ausdruck, derbedeutet: „was soll es mir und dir?"Man kann also die Frage des Herrn unmöglich mit „was habe ich mitdir zu schaffen?" übersetzen.b) Ebensowenig kann man die Anrede „g^nai" mit „Weib" übersetzen.„Gynai" war damals die üblidie freundliche Anrede. Man könnte eshöchstens mit Frau übersetzen (man hat ja früher auch bei uns Vaterund Mutter mit „Herr" und „Frau" angeredet!), aber schon auf keinenFall mit „Weib", was im heutigen Deutsch eine Beleidigung bedeutet.Man soll ja bei der Übersetzung den Sinn des Satzes wiedergeben. Deshalbkann man doch nicht eine freundliche Anrede durch eine Grobheit über-

setzen! Übrigens, in den neueren deutschen Ausgaben des Neuen Testa-ments heißt es entweder: „was soll es mir und dir?" oder „was willst Du vonmir?"

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c) Wenn Gott Vater den Menschen geboten hat Du sollst deinen Vaterund deine Mutter ehren", so kann man doch nicht Gott dem Sohn einegrobe Verletzung dieses Gebotes zumuten! Das  wäre ja eine Verleumdungund eine Lästerung Jesu. Jeder, der einigermaßen vernünftig denkt, muß

das einsehen.d) In der beanstandeten Ubersetzung ist der ganze Vers 4 und der fol-gende sinnwidrig:  Jesus spricht zu ihr: Weib, was habe ich mit Dir zuschaffen? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Spricht seine Mutter zuden Dienern: Was Er euch sagt, das tut." So etwas  würde heißen anein-ander vorbeireden! Der Herr sagt, Er hat mit Seiner Mutter nichts zuschaffen und daraufhin sagt Maria den Dienern:  Was Er euch sagt, dastut." Nun, wenn Maria den Dienern solch eine Anweisung gibt, kannman doch annehmen,  daß der Herr ihr irgendwie zu verstehen gab, daßEr ihre Bitte doch erfüllen werde! Es steht zwar nicht geschrieben, aberlogisch kann man sich vorstellen, der Herr Jesus sah, daß Seine Muttertraurig geworden war (Er hatte ihre Bitte zwar freundlich, aber doch

abgelehnt) und Er lächelte sie an oder vielleicht rief er die Diener — alsoirgendwie hat Er gezeigt, daß Er seiner Mutter zuliebe den Leuten helfenwürde.e) Wenn jemand sagen würde, daß in verschiedenen Ausgaben der Bibeldie Worte Jesu verschiedentlich übersetzt werden, so kann man daraufantworten, daß in allen maßgebenden Fassungen des griechischen Urtextesdie Verse 4 und 5 des 2. Kapitels bei Johannes g leichlautend sind. Daskann man der Spezialausgabe für Textforscher entnehmen, die von fünfBibelgesellschaften in Europa und Amerika in Zusammenarbeit heraus-gegeben wurde. Da ist also nichts herumzudeuten. Jede abweichende Uber-setzung ist also reine  Dichtung".

Einige Lehrer der Christenheit

Die Hl. Cyrill undMethodius

Die Hl. Apostel Petrusund Paulus

die  für die slawischenVölker die Bibel und die

Gottesdienste in dieVolkssprache übersetzten

die der Heiland selbstals Prediger des Evangeliums

ausgebildet hat

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TEIL II

Die Sakramente

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l. Die Sakramente

Frage:Antwort:

Frage:

In allen wichtigen Angelegenheiten seines Lebens pflegt der

orthodoxe Christ um die Gnade, also die Kraft und Hilfe desHeiligen Geistes zu bitten, damit sie ihm helfe, daß er erleuch-tet und sein Vorhaben gesegnet und geheiligt werde. Die Hand-lungen, durch die die Kirche uns diese Gnade vermittelt, nenntman  Sakramente.  Durch die Sakramente erfüllt der HeiligeGeist unser Herz mit Liebe, Kraft und Glauben und vermit-telt uns den Segen, den wir für jede besondere Angelegenheit

 brauchen.

Wer hat die Sakramente eingesetzt?Die Sakramente sind durch unseren Herrn JesusChristus eingesetzt worden, entweder durch einendirekten Befehl oder durch Anweisungen an seineApostel.Was braucht man, um die Sakramente gültig zuspenden?

Antwort:  Um die Sakramente gültig zu spenden, müssen dieBischöfe und die Priester die vorgeschriebenenWorte sprechen und die vorgeschriebenen Hand-lungen vollziehen. Auch müssen die vorgeschriebe-nen Dinge, wie z.B. Wasser, Wein, Brot, öl usw.vorhanden sein.Wer ist berechtigt, die Sakramente zu spenden?

 Nur die Bischöfe und die Priester. Die Taufe aber

kann im Notfall auch von einem Laien gespendetwerden, vorausgesetzt, daß dieser Laie ein getaufterChrist ist.Was vermitteln die Sakramente?Die Sakramente  vermitteln die Gnade des HeiligenGeistes.Aus wieviel Teilen besteht jedes Sakrament?Jedes Sakrament besteht aus zwei Teilen, einemsichtbaren und einem unsichtbaren.

Frage:Antwort:

Frage:Antwort:

Frage:Antwort:

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Frage: Worin besteht der sichtbare Teil?Antwort: Der sichtbare Teil des Sakramentes besteht in der

Handlung selbst, wobei vom Spender, gegebenen-

falls auch vom Empfänger, bestimmte Worte ge-sprochen und mit bestimmten Dingen bestimmteHandlungen vollzogen werden.

Frage: Worin besteht der unsichtbare Teil?Antwort: Der unsichtbare Teil besteht im Wirksam werden

des Heiligen Geistes. Er heiligt und erneuert denGläubigen.

Frage: Vermitteln die Sakramente die Gnade des Heiligen

Geistes von selbst, also ohne Zutun?Antwort: Damit die Sakramente die betreffende Gnade des

Heiligen Geistes vermitteln, sind folgende Voraus-setzungen erforderlich:a) Die Sakramente müssen vorschriftsmäßig gespen-det werden;b) sie müssen von einem dazu berechtigten Bischofoder Priester gespendet werden, außer im Notfallbei der Taufe;c) der Empfangende muß mit Glaube, Liebe undEhrfurcht das Sakrament in Anspruch nehmen.d) Der Gläubige muß sich zum Empfange des Sakra-mentes entsprechend vorbereitet haben.Eine Ausnahme von den Voraussetzungen c) undd) wird bei der Taufe der Kleinkinder gemacht; für

sie übernimmt der Pate oder die Patin die Verant-wortung vor Gott.Frage: Was geschieht, wenn das Sakrament unwürdig emp-

fangen wird, also ohne Glauben, ohne Gebet, ein-fach  weil es so Sitte ist  ?

Antwort: Ein so empfangenes Sakrament bringt weder Gnade

noch Segen. Seine Folgen sind die einer schweren

Sünde.

Frage: Woher wissen wir das?

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Antwort:  Darüber hat der Apostel Paulus in einem Brief   andie Gemeinde von Korinth geschrieben, in der vielerespektlos die Sakramente empfingen:  Welcher

nun  unwürdig von diesem Brot ißt, oder von demKelch des Herren trinkt, der ist schuldig an demLeib und Blut des H e r r n . . d e n n welcher so ißtund trinkt, daß er nicht unterscheidet den Leib desHerrn, der ißt und trinkt sich selbst zum Gericht.Darum sind auch viele Schwache und Kranke untereuch und ein gut Teil sind entschlafen." (1. Kor 11,27, 29 u. 30)

Frage:  Wieviel Sakramente gibt es?Antwort:  Es gibt sieben Sakramente. Diese sind:

Die Taufe

Die Firmung oder MyronsalbungDie Buße oder BeichteDie Eucharistie oder: die Kommunion oder: dasHeilige AbendmahlDie Trauung

Die KrankenölungDie Priesterweihe

Frage:  Soll der Christ alle sieben Sakramente in Anspruchnehmen?

Antwort: Für einen erwachsenen Christen sind die ersten vierunbedingt erforderlich, die letzten drei nicht. Kin-der brauchen nur die Taufe und die Firmung, spä-ter, bis zum Alter von sieben Jahren, noch die Hei-lige Eucharistie ohne Beichte.

2.  Die Taufe

Frage: Was wissen wir von der  Taufe?Antwort: In der Taufe wird der Mensch durch dreimaliges

Untertauchen im Wasser unter Anrufung des Va-

ters, des Sohnes und des Heiligen Geistes geistlich

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wiedergeboren. Er wird zum geistlichen Leben fähiggemacht und an Christus in seiner Kirche ange-gliedert.

Frage: Wann wurde das Sakrament der Taufe eingesetzt?Antwort:  Als Christus, der Herr, sich taufen ließ und seinen

Jüngern befahl, diejenigen, die an ihn glauben wer-den,  im Namen des Vaters und des Sohnes und desHeiligen Geistes  zu taufen. Das steht im Evange-lium, bei Matthäus 28, 19—20:  Darum gehet hin

und machet zu  Jüngern alle Völker: taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des HeiligenGeistes und lehret sie halten alles, was ich euch be-fohlen habe",und bei Markus, Kap. 16, Vers 16, steht es:  Wer da

glaubet und getauft wird, der wird selig werden;

wer aber nicht glaubet, der wird verdammt wer-

den."

Frage:  Kann ein Mensch gerettet werden und nach dem

Tode zu Gott kommen, ohne getauft worden zusein?

Antwort:  Nein. Audi das hat Christus  ausdrücklich gesagt. Ersprach:  Es sei denn,  daß jemand aus Wasser undGeist geboren werde, so kann er nicht in das ReichGottes kommen" (Joh. 3, 5).

Frage:  Was sind die Folgen der Taufe?Antwort:  Durch die Taufe wird der Mensch von der Erb-

sünde und, falls es sich um einen Erwachsenen han-delt, auch von den persönlichen Sünden gereinigt.Durch die Taufe wird der Mensch zum Christen. Ergehört dann sichtbar der Kirche und unsichtbardem mystischen Leib Christi an.In der ersten Zeit nach der Gründung der Kirchewurden nur die Erwachsenen getauft, und zwar amPfingsttag. Sie sollten vorher Religionsunterrichterhalten haben. Im 3. Jahrhundert bestimmte die

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Kirche, daß auch Kinder und Säuglinge getauft wer-den sollen, damit sie nicht des Heils verlustig gehen,falls ihnen etwas zustoßen sollte.

Frage:  Wie wird die Taufe vollzogen?Antwort:  Während der Taufe taucht der Priester den Täuf-

ling dreimal in das Taufwasser und spricht dabeidie Worte: Getauft wird der Diener (die Dienerin)Gottes (Name) im Namen des Vaters — amen —und des Sohnes — amen — und des Heiligen Gei-stes — amen."Vor und nach der Taufe werden bestimmte Gebete

gesprochen und Riten vollzogen, wie z. B. eine Sal- bung mit geweihtem ö l (das ist nicht zu verwech-seln mit der Myronsalbung). Vor der Taufe soll derPate oder die Patin das Glaubensbekenntnis spre-chen, dem Teufel entsagen und Christus die Treuegeloben. Dies tun der Pate oder die Patin stellver-tretend für den Täufling. Die Paten nehmen damitdie Verantwortung auf sich, daß der Täufling überdie Wahrheit des Glaubens unterrichtet und christ-lich erzogen wird.

Frage:  Wie wird eine Nottaufe vollzogen, wenn ein Säug-ling krank und kein Priester zur Stelle ist?

Antwort:  Im Notfall genügt das Begießen des Kopfes mit demTaufwasser, wenn die Taufformel richtig gespro-chen wird und die ehrliche Absicht zu taufen vor-

handen ist.Frage:  Was wird dem Täufling bei der Taufe angelegt?Antwort:  Bei der Taufe wird dem Täufling ein kleines Kreuz

an einer Kette oder Kordel um den Hals gehängt.Das Kreuz ist das Wahrzeichen des orthodoxenChristen. Es bezeugt, daß der Getaufte nunmehrdem Herrn Jesus Christus angehört.

Frage:  Wie bezeugt der Erwachsene, daß er Christi Kirche

angehört?

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Antwort: Indem er ein Leibkreuz trägt, wodurch er sich offenzu Christus bekennt.

Frage: Wie soll das Leibkreuz getragen werden?

Antwor t: Unter der Wäsche, direkt am Körper.Frage: Was soll nach einer Nottaufe getan werden, sobald

sich die Möglichkeit dazu bietet?Antwort: Ein Priester soll die Taufgebete sprechen und die

Myronsalbung vollziehen.

3.  Die Myronsalbung oder FirmungFrage: Was wissen wir von der Myronsalbung?Antwort : Die Myronsalbung ist das Sakrament, durch welches

dem Getauften unter Salbungen mit Myron dieGaben des Heiligen Geistes vermittelt werden.

Frage: Woher wissen wir, daß Christus, der Herr, die Fir-mung oder Myronsalbung angeordnet hat?

Antwort: Wir wissen es aus der Apostelgeschichte. Allerdingswurde die Firmung zunächst durch Handauflegung

der Apostel vorgenommen, wie in der Apostel-geschichte zu lesen ist:  Als die Apostel  hörten zuJerusalem, daß Samarien das Wort Gottes ange-nommen habe, sandten sie zu ihnen Petrus undJohannes. Die kamen hinab und beteten für sie, daßsie den Heiligen Geist empfingen. Denn Er war aufkeinen von Ihnen herabgekommen, sondern siewaren nur getauft auf den Namen des Herrn Jesus.

Da legten die Apostel die Hände auf sie, und sieempfingen den Heiligen Geist" (Apg. 8, 14—17).Später waren es die Nachfolger der Apostel, also dieBischöfe, welche die Handauflegung vollzogen. Alsaber die Getauften so zahlreich wurden, daß mansie nicht alle durch Handauflegung firmen konnte,wurde diese Handlung durch Salbung mit Myronersetzt. Dafür gaben die Bischöfe auch anderenPriestern die Vollmacht, die Firmung zu vollziehen.

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Frage:  Was ist Myron eigentlich?Antwort:  Myron ist ein wohlriechendes öl . Es darf nur von

einem Bischof, als einem Nachfolger der Apostel,

hergestellt werden. Es wird in allen OrthodoxenLändern am Gründonnerstag von dem kirchlichenOberhaupt der betreffenden Landes- oder Natio-nalkirche, assistiert von mehreren Bischöfen, imLaufe einer feierlichen Handlung zubereitet undunter Anrufung des Heiligen Geistes geweiht. Dasheilige Myron wird dann den verschiedenen Pfar-reien zugeteilt. In Griechenland wird das heilige

Myron aus dem ökumenischen Patriarchat in Kon-stantinopel bezogen, um die Einigkeit mit diesemaltehrwürdigen Patriarchat zu bezeugen.

Frage:  Wer ist der Spender der Firmung?Antwort:  Die Firmung darf von jedem Pfarrer innerhalb sei-

ner Pfarrei vollzogen werden.Frage:  Wie wirkt die Firmung oder Myronsalbung?Antwort: Durch die Firmung werden die Gaben des Heiligen

Geistes in die Seele des Getauften als geistige Keimeoder Samen hineingesenkt. Sie sollen dann, mitHilfe der Eltern und Paten, in der jungen Seelewachsen und gedeihen. Freilich können sie späterdurch Sünden gleichsam erstickt werden, wenn sichder Gesalbte bösen Einflüssen hingibt. Es werdensich aber immer neue Sprößlinge bilden, die helfen,die Sünde zu überwinden.

Frage:  Was verleiht uns der Heilige Geist?Antwort: Er verleiht uns die Fähigkeiten zu den folgenden

Tugenden: Glaube, Freude, Frieden, Hoffnung,Liebe, Geduld, Sanftmut und Enthaltsamkeit.

4.  Das Sakrament der BußeFrage:  Was wissen wir über das Sakrament der Buße?Antwor t: Die Buße ist das Sakrament, durch das die Sünden

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des Beichtenden von Jesus Christus durch die Ver-mittlung des Priesters vergeben werden.

Frage:  Wann ist das Sakrament der Buße eingesetzt wor-den?

Antwort:  Dieses Sakrament wurde von Jesus Christus einge-setzt, als er dem Apostel Petrus bei Cäsarea Philippiund später auch den anderen Aposteln sagte:  Alles,

was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im

Himmel gebunden, und was ihr auf Erden  lösenwerdet, wird auch im Himmel los sein" (Matth. 16,

19 u. 18, 18). Nach seiner Auferstehung wiederholte der Herrdiese Vollmacht an seine Apostel, als er ihnen zumersten Male erschien:  Welchen ihr die  Sünden er-lasset, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie

 behaltet, denen sind sie behalten (Joh. 20, 23).Frage:  Wozu wurden diese Sakramente eingesetzt?Antwort:  Auch nach der Taufe begeht der Christ Sünden, die

ihn manchmal von der Gemeinschaft mit Gott tren-nen. In dem Moment aber, wo wir uns über unsereSünden ärgern, wenn es uns leid tut, sie begangenzu haben und wir Gott deshalb aufrichtig um Ver-zeihung bitten, dann ist Er auch bereit, uns zu ver-zeihen. Aber dazu müssen auch wir etwas tun, umunsere Reue und den Willen, diese Sünden nicht

mehr begehen zu wollen, zu beweisen. Dafür hatder Herr das Heilige Sakrament der Buße einge-setzt.

Frage:  Wieso kann ein Priester Sünden vergeben?Antwort:  Er kann es, weil die Apostel ihre ihnen von Christus

gegebene Vollmacht ihren Nachfolgern — denBischöfen — weitergegeben haben. Und dieBischöfe haben ihre Vollmacht wieder an die Prie-

ster weitergeleitet. Aus diesem Anlaß nennt mandie Priester auch geistliche Väter.

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Frage:  Wie soll sich der Beichtende vorbereiten?Antwort:  Bevor der Christ zur Beichte geht, soll er

a) sorgfältig nachdenken, was für Sünden er getan

hat. Das nennt man Gewissensforschung. Dafürnimmt er sich am besten sein Gebetbuch vor, indem sich ein Beichtspiegel befindet. Ein Schülersieht in sein Religionsbuch auf die Seiten, die vonden zehn Geboten handeln. (S. 74-84)

 b) Der Beichtende soll sich vorher mit allen Men-schen versöhnen, denen er etwas zuleide getan hat,und allen Menschen vergeben, die ihm Unrecht ge-tan haben. Er soll also keinen Haß und keine Rach-sucht fühlen.c) Er soll — nicht nur in Worten, sondern und vorallem, im Herzen — seine Sünden nicht nur be-reuen, sondern die feste Absicht haben, sie auchnicht zu wiederholen. Wer aber mit dem stillschwei-genden Gedanken zur Beichte geht, daß er sich

nicht ändern werde, dann wirkt die Beichte so, alsob er Gott betrügen wolle oder das Sakramentnicht ernst nähme. Und das ist eine schwere Sünde.

Frage:  Wie geht die Beichte vor sich?Antwort:  Der Beichtende tr it t vor den Priester und bekennt

ihm alle Sünden, deren er sich seit der letztenBeichte erinnert. Er soll sich dabei dessen bewußtsein, daß er nicht dem Priester, sondern Jesus Chri-

stus beichtet, der Priester also nur ein  Zeuge  ist.Frage: Was tu t jemand, der vor dem Priester bewußt eine

Sünde verheimlicht?Antwort:  Er handelt so, als ob er Christus belügen wollte.

Ein solches Verhalten macht die Beichte wertlos.Außerdem lädt sich der Beichtende damit eineschwere Sünde auf.

Frage:  Kann man die schwerste Sünde beichten, ohne da-

vor Angst zu haben?

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Ja! Gott verzeiht auch die allerschwersten Sünden,wenn der Mensch ehrlich bereut und die feste Ab-sicht hat, so etwas nicht wieder zu tun.

Was geschieht aber, wenn der Priester die Sünde,die ihm gebeichtet wurde, anderen Menschen mit-teilt, etwa den Eltern, dem Lehrer oder gar derPolizei?Das darf der Priester unter keinen Umständen tun.Wenn er es täte, würde er eine schwere Sünde be-gehen. Wer das Beichtgeheimnis bricht, wird vomPriesteramt abgesetzt.

Was verstehen wir unter   Epitimie"?

Wir verstehen darunter die sog. Buße". Manchmalmuß der Beichtvater dem Beichtenden eine Bußeauferlegen, bevor er ihn zur Heiligen Kommunionzuläßt, z. B. um ein Unrecht wieder gut zu machen.Durch diese Buße soll der Beichtende beweisen, daßer seine Sünde ehrlich bereut.Was ist dabei zu beachten?

Die Buße hat mit der Vergebung der Sünden direktnichts zu tun. Sie wird angewandt wie eine Arznei,damit der Sündige innerlich geheilt wird. Er sollnicht wieder in Versuchung kommen.Was tut er, wenn er die auferlegte Buße nicht er-füllt?Er zeigt damit, daß er keine ernste Absicht hat, sich

zu bessern und daß er seine Fehler nicht bereut.Auch in diesem Fall ist die Beichte vergebens ge-wesen.Was spricht der Priester nach der Beichte?Die Lossprechung. Danach sind die Sünden desBeichtenden vergeben. Es bleibt nichts zurück.Folgt jeder Beichte die Lossprechung?

 Nein. Der Priester kann, wenn er es für nötig hält,

die Lossprechung aussetzen, wenn er beispielsweise

Antwort:

Frage:

Antwort:

Frage:Antwort:

Frage:Antwort:

Frage:

Antwort:

Frage:Antwort:

Frage:Antwort:

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davon überzeugt werden möchte, daß der Beich-tende sich wirklich bemüht, sich zu bessern.

Frage Wie oft soll man beichten?

Antwort: Man soll so oft wie möglich beichten. Die Beichteist für die Seele das Gleiche, wie ein Bad für denKörper. Je öfter man sich badet, desto sauberer bleibt der Körper. Wer sich selten wäscht, bleibtschmutzig und riecht übel. Auch die Seele, die nichtoft von ihren Sünden befreit wird, wird unrein,so daß sich der Mensch schließlich selbst vor dereigenen Seele ekelt.

5. Die Heilige EucharistieEucharistie" bedeutet: Dankopfer".

Im Sakrament der heiligen Eucharistie  genießt der Gläubigeunter der Gestalt von Brot und Wein den wahren Leib unddas wahre Blut Jesu Christi und vereinigt sich dadurch mit ihm.Frage: Wer hat die Eucharistie, also das hl. Abendmahl,

eingesetzt?Antwort: Der Herr Jesus Christus beim letzten Abendmahlmit seinen Jüngern. Er nahm zuerst das Brot undsprach:  Nehmet, esset, das ist mein Leib, der   füreuch gegeben wird zur Vergebung der Sünden",dann nahm Er den Kelch und sprach:  Trinket alle

daraus, das ist mein Blut, das  für viele vergossenwird zur Vergebung der Sünden". Er sagte eben-

falls: »Tut dies zu meinem Gedächtnis".Wer vollzieht das Sakrament der Eucharistie?Die Eucharistie kann nur entweder von einemBischof oder von einem richtig geweihten und vonseinem Bischof beauftragten Priester vollzogenwerden.

Was benötigt man zur Feier der Eucharistie?Brot, Wein und Wasser. Das Brot soll aus reinem

Weizen und ohne Salz gebacken werden, der Wein

Frage:Antwort:

Frage:Antwort:

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soll Rotwein aus reinen Trauben, also kein Obst-wein, sein. In den Wein gießt der amtierende Prie-ster auch ein wenig Wasser, um an das Wasser zu

erinnern, das aus der Seite Christi floß, als einrömischer Soldat ihm eine Lanze ins Herz stieß.

Frage: Was geschieht während der Feier der Eucharistie,die man auch  Göttliche Liturgie" nennt?

Antwort: Brot und Wein werden zum Leib und zum BlutChristi verwandelt. Wir nennen das Brot, das LeibChristi geworden ist, und den Wein, der Blut Chri-sti geworden ist, die Heiligen Gaben, weil sie die

heiligste Gabe Gottes sind, Christus selbst.Frage: Wie soll sich der Christ zum Empfang der Heiligen

Eucharistie (also zur Kommunion oder zum Heili-gen Abendmahl) vorbereiten?

Antwort: Man bereitet sich zum Empfang der HeiligenEucharistie vor:1. durch Beten (im Gebetbuch stehen eigens dafür

 bestimmte Gebete)2. durch Fasten (man darf von Mitternacht annichts zu sich nehmen)3. durch Aussöhnung mit allen, denen man Un-recht getan hat. Man darf auch keinen Haß undkeine Rachegefühle gegen jene haben, durch dieman Unrecht erlitten hat.4. Außerdem muß man aufrichtig gebeichtet und

die Lossprechung des Priesters empfangen haben.Durch dies alles ist der Mensch geläutert und kannruhig zum Tisch des Herrn gehen.

Frage: Was tut ein Mensch, der unwürdig die Eucharistieempfangen hat?

Antwort: Wer nicht von seinen Sünden gereinigt und ohnehinreichende Vorbereitung die Eucharistie emp-fängt, versündigt sich gegen den Leib und das Blut

Christi.

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Darüber hat der Apostel Paulus geschrieben:  Der

Mensch  prüfe aber sich selbst und so esse er vondiesem Brot und trinke von diesem Kelch. Denn

welcher also ißt und trinkt, daß er nicht unter-scheidet den Leib des Herrn (von gewöhnlichenSpeisen und Getränken), der ißt und trinkt sichselbst zum Gericht. Darum sind auch viele Schwacheund Kranke unter euch und ein gut Teil sind ent-schlafen." (1. Kor. 11, 27—30).

Frage:  Wie oft soll der orthodoxe Christ die HeiligeEucharistie empfangen?

Antwort:  Mindestens viermal im Jahr, zu jeder Fastenzeit.Wer es aus triftigen Gründen nicht kann, zumin-dest einmal im Jahr während der Großen Fasten-zeit. Aber, je öfter man kommuniziert, desto besser.

Frage:  Warum ist es ratsam, so oft wie möglich die HeiligeEucharistie zu empfangen?

Antwort:  Weil die Eucharistie für die Seele das ist, was Speiseund Trank für den Körper sind. Sie stärkt die

Seele, kräftigt sie, hält sie gesund oder heilt sie,wenn sie schwach oder krank ist. Die ersten Chri-sten empfingen die Eucharistie bei jeder Feier derGöttlichen Liturgie. Leider ist dieser Brauch ver-loren gegangen, weil sich die meisten Menschennicht jede Woche würdig zum Empfang der Heili-gen Eucharistie vorbereiten können.Die Kommunion ist nicht eine Belohnung der Tu-

gend, sondern eine Hilfe, um besser der Sündewiderstehen und die Aufgaben des Lebens besser bewältigen zu können. Das häufige Kommunizierenerleuchtet auch den Verstand. Auch dem Körperverschafft sie eine bessere Widerstandskraft gegen Nervosität und Krankheiten.

Frage:  Nenne die vier Fastenzeiten.Antwort:  Er sind

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1. Die sieben Wochen vor Ostern (die große Fa-stenzeit und die Leidenswoche)2. Das Apostelfasten vom Montag nach der Pfingst-

woche bis zum 29. Juni3. Das Gottesmutterfasten vom 1. bis 15. August4. Das Adventfasten 40 Tage vor Weihnachten.

Frage: Wann ist es außer diesen Zeiten besonders ratsam,die Eucharistie zu empfangen?

Antwort: Wir sollten jedesmal die Eucharistie empfangen,wenn wir fühlen, daß wir aus eigenen Kräften mit

einer Lebenslage nicht fertig werden und ganz be-sonders, wenn wir Kraft für den Kampf gegen eineSünde brauchen.

6.  Das Heilige Sakrament der EheFrage: Was wissen wir von dem Sakrament der Ehe?Antwort: Die Ehe ist das Sakrament durch das Gott selbst das

Brautpaar traut, den Ehebund segnet und dem

Ehepaar die Gnade wahrer Herzenseinigkeit undwahrer Liebe verleiht sowie die Gnade zur ge-segneten Zeugung und christlicher Erziehung ihrerKinder.

Frage: Wann wurde das Sakrament der Ehe eingesetzt?Antwort: Die Ehe wurde im Paradies eingesetzt, als Gott das

erste Ehepaar segnete und sprach:  Seid fruchtbar

und mehret Euch und   füllet die Erde und macht sieEuch untertana. Auch war Christus bei der Hoch-zeit zu Kana zugegen und wirkte dort sein erstesWunder. Die Heilige Schrift betrachtet die Ehe alsein heiliges Band und deshalb soll sie dementspre-chend geschlossen und geführt werden.

Frage: Wie geht die Eheschließung vor sich?Antwort: Die Eheschließung zerfällt in zwei Teile, die Ver-

lobung, wenn das Brautpaar die Ringe austauschtund die Krönung.

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Frage:  Bei welchem Teil wird das Heilige Sakrament der

Ehe vollzogen?

Antwort:  Bei der Krönung.

Frage:  Wie wird das Sakrament gespendet?Antwort:  Zuerst fragt der Priester den Bräutigam:  Hast du,

(Name) den guten und ungezwungenen Willen und

die feste Absicht, diese (Name), die hier bei dir

steht, zur Frau zu nehmen?"

Der   Bräutigam antwortet mit  Ja".

Dann fragt der Priester: „Hast Du nicht einem

anderen  Mädchen die Ehe versprochen?"

Der Bräutigam antwortet: „Nein"!

Dann befragt der Priester in ähnlicher Weise die

Braut.

Frage:  Was geschieht, wenn die Fragen des Priesters nicht

wie oben bezeichnet beantwortet werden?

Antwort:  Dann darf der Priester das Paar nicht trauen, bevor

die Angelegenheit restlos geklärt und in Ordnung

gebracht wird.Frage:  Was liegt vor, wenn in einem Fall gelogen wird?

Antwort:  Der Schuldige begeht gleichzeitig einen Meineid

und eine schwere Gotteslästerung, weil er, wie bei

der unaufrichtigen Beichte, Gott zu betrügen ver-

sucht. Eine solche Lüge trennt den Täter vollstän-

dig von der Gottesgemeinschaft. Das hat schwere

Folgen für seine Ehe und seine Nachkommenschaft.

Frage:  Ist durch das Beantworten der Fragen das Sakra-ment vollzogen?

Antwort:  Nein. Das ist nur die Einleitung der Trauung.

Frage:  Welche sind die Worte, die eine Ehe gültig machen?

Antwort:  Es sind die Worte:

Getraut wird der Diener Gottes  (Name)  mit der

Magd Gottes  (Name),  getraut wird die Magd Got-

tes  (Name)  mit dem Diener Gottes  (Name)  im

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Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen

Geistes.

 Nachdem mit diesen Worten dem Bräutigam  und

der Braut die Kronen aufgesetzt werden,  segnetder Priester die Neuvermählten mit den dreimal

wiederholten Worten:  Herr, unser Gott, kröne sie

mit Herrlichkeit und Ehre.

Frage: Was gehört außerdem zur Eheschließung?

Antwort:  Verschiedene Gebete, die der Priester spricht, um

die Gnade und den Segen des Herrn auf die Neu-

vermählten und ihre Nachkommenschaft herab-zurufen. Es werden auch bestimmte Bibellesungen

vollzogen.

Frage: Was gehört außerdem zur Eheschließung?

Antwort: Verschiedene Riten, wie z.B. das Schreiten des

Paares um das Analogion herum, wobei der Priester

mit dem Kreuz vorangeht, das Zusammenbinden

der Hände der Brautleute und anderes mehr. Das

alles soll bildlich die Würde der Ehe und die Zu-sammengehörigkeit der neu gegründeten Ehe dar-

stellen, die nun unter Gottes Segen von der Kirche

 betreut und geleitet wird.

Frage:  Was für eine Bedeutung hat das Bewerfen der Ehe-

leute mit Weizenkörnern und ähnliche Bräuche?

Antwort: Alles, was  nach  vollzogenem Sakrament der

Trauung geschieht, sind Volksbräuche, die je nachLand und Gegend verschieden sind. Sie haben keine

religiöse Bedeutung und haben mit dem Vollzug

des Sakraments nichts zu tun.

7.  Die KrankenölungFrage: Was wissen wir vom Sakrament der Heiligen Kran-

kenölung?

Antwort: Die heilige Krankenölung ist das Sakrament, durch

welches unter Salbung mit geweihtem ö l über einen

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Kranken die göttliche Gnade herabgerufen wird,

die die Krankheit der Seele wie des Körpers heilt.

Frage:  Wann und durch wen ist dieses Sakrament einge-

setzt worden?Antwort:  Wir wissen nicht, mit welchen Worten und zu wel-

cher Zeit Christus dieses Sakrament eingesetzt hat,aber daß Er es eingesetzt hat, wissen wir aus demEvangelium nach Markus und aus dem Jakobus- brief.

Frage:  Was steht darüber geschrieben?Antwort:  Im  6. Kapitel des Markus-Evangeliums wird berich-

tet, wie die Apostel  auf Christi Geheiß  zu Predig-ten hinauszogen. Sie  trieben  böse Geister aus undsalbten viele Kranke mit öl und machten sie ge-sund 

 

(Vers  13).  Im Jakobus-Brief steht: Ist je-

mand unter euch krank, der rufe zu sich die  Älte-sten (Priester) der Kirche, damit sie über ihn betenund ihn salben mit öl im Namen des Herrn. Unddas  Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfenund der Herr wird ihn aufrichten; und wenn erSünden getan hat, wird ihm vergeben  werden.

 

(Jak. 5,14-15).

Frage:  Was ist bei diesen Bibelstellen besonders zu be-

achten?

Antwort:  Daß da nirgends vom Sterben, sondern nur vom

Gesundwerden die Rede ist.  Deshalb erachtet die

Orthodoxe Kirche dieses Sakrament nicht als Ster- besakrament.Frage:  Was müssen wir vermuten, wenn der Kranke trotz

der erhaltenen Ölung nicht gesund wird?Antwort:  Wir müssen den ausdrücklichen Willen Gottes er-

kennen, daß dieser Kranke aus dem Leben scheidet;doch dürfen wir das nicht als Strafe für seine Sün-den ansehen, denn diese sind ja durch das Sakra-

ment vergeben, sondern weil Gott einen Grund hat,

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diesen Menschen zu sich zu rufen. Es sind aber vieleFälle bekannt, in denen angeblich unheilbar Krankedurch die Heilige Ölung geheilt wurden.

Frage: Soll ein Christ, wenn er krank wird, sich ölenlassen, statt zum Arzt zu gehen?

Antwort: Keineswegs. Die Ölung heilt den Körper durch dieHeilung der Seele, denn es gibt viele Krankheiten,die durch die Verunreinigung der Seele durch Sün-den verursacht sind. Aber es gibt auch Krankheiten,die nichts mit eigenen Sünden zu tun haben, und

diese sollte man vom Körper her heilen. Das istdie natürliche Ordnung. Die Natur ist doch auchGottes Werk. Man soll also erst den natürlichenWeg gehen, nachdem man zu Gott um Erleuchtungdes Arztes und um Erfolg der Behandlung gebetethat. Erst wenn der Erfolg ausbleibt, soll man durchdas Sakrament der Heiligen Krankenölung GottesEingreifen direkt erbitten.

Frage: Darf das Sakrament der Krankenölung auch Ge-sunden gespendet werden?

Antwor t: Im üblichen Sinn nicht. Vor einer Operation jedochdarf der Mensch die Krankenölung verlangen.

Frage: Wer spendet das Sakrament der Krankenölung?Antwort: In der Regel sollen es sieben Priester sein; im Not-

fall genügt ein einziger.

8. Die Priesterweihe

Frage: Was wissen wir vom Heiligen Sakrament der Prie-sterweihe?

Antwor t: Die Priesterweihe ist das Sakrament, in welchemder Heilige Geist durch die Handauflegung desBischofs und die entsprechenden Gebete den dazu

gewählten Menschen befähigt, seines heiligen Amtesin der Kirche zu walten.

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Frage:  Wozu befähigt die Priesterweihe den Priester?

Antwort:  Sie befähigt ihn, die Göttliche Liturgie zu feiern,die Sakramente zu spenden und das Wort Gottes

zu predigen.Frage: Wie wurde das Sakrament der Priesterweihe ein-

gesetzt?Antwort:  Die Priesterweihe wurde durch Jesus Christus mit

den Worten gestiftet:  Wie der Vater mich gesandt

hat, so sende ich euch. Nehmet hin den Heiligen

Geist. Wem ihr die  Sünden erlassen, dem sind sieerlassen und wem ihr die Sünden behaltet, dem

sind sie behalten." (Joh. 20, 21—23).Frage:  Wieviel Stufen der Priesterweihe gibt es?Antwort:  Drei: Diakon, Priester, Bischof   und zwei Vorstufen:

Vorleser und Hypodiakon.Frage:  Was bedeuten die Bezeichnungen: Patriarch, Metro-

 polit, Erzbischof, Archimandrit, Erzpriester undandere?

Antwort:  Diese Titel bezeichnen entweder Ämter oder siesind Ehrentitel. Erzpriester und Erzdiakon sindreine Ehrentitel.

Frage:  Wie nennt man die Angehörigen der drei Weihe-stufen?

Antwort: Man nennt sie: der Klerus oder: die Geistlichkeit.Frage:  Wem gehört in der Kirche das Lehramt?Antwort:  Das eigentliche Lehramt besitzt nur der Bischof.

Dieser kann aber seine Priester und sogar Laienaus seiner Diözese mit dem Lehramt betrauen, waser auch immer tut.

Frage:  Wer vollzieht die Priesterweihe?Antwort:  Die Priesterweihe darf nur von einem Bischof voll-

zogen werden.Frage:  Dürfen die Mitglieder des orthodoxen Klerus hei-

raten?

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Antwort:  Nur   vor  ihrer Weihe. Nach der Weihe dürfen sie esnicht mehr, auch wenn sie Witwer werden. DieBischöfe jedoch sollen ledig oder Witwer sein und

dem Mönchsstand angehören.Frage:  Wozu sind verheiratete Priester und Diakone ver-

 pflichtet?Antwort:  Sie sind verpflichtet, eine vorbildliche Ehe zu füh-

ren und ihre Kinder christlich zu erziehen, da sieein Vorbild für ihre Gemeinde sein sollen.

Gottesmutter-Ikone des Donkosaken-Heeres mit dem Hl. Nikolaus (links)

und Johannes dem Täufer (rechts).

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TEIL III

Vom christlichen Leben

»

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l. Vom christlichen LebenFrage: Kann ein Christ dadurch vom ewigen Tode ge-

rettet werden, daß er an Christus glaubt, regel-mäßig die Kirche besucht, aber sonst so lebt, wie esihm eben einfällt?

Antwort : Keinesfalls, denn es spricht der Herr: Es werdennicht alle, die zu mir sagen ,Herr, Herr!' in dasHimmelreich eingehen, sondern die den Willenmeines Vaters im Himmel tun (Matth. 7, 12).

Frage: Nach welchen Lebensregeln soll ein Christ leben,um auf Erden vor Unheil und nach dem Tode vorewigem Leid gerettet zu werden?

Antwort: Nach den Zehn Geboten, die Gott, der Herr , durchden Propheten Moses gegeben hat und nach denGeboten und Weisungen Christi.

2.  Die Zehn Gebote

Frage: Wie lauten die Zehn Gebote?Antwort: Sie lauten:

Erstes Gebot:Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst außer mirkeine anderen Götter haben.Zweites Gebot:Du sollst dir keine Götzen machen, Götzen nicht

anbeten und ihnen nicht dienen.Drittes Gebot:Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes,nicht unnütz gebrauchen.Viertes Gebot:Gedenke des Ruhetags, daß du ihn heiligst. SechsTage sollst du arbeiten und alle deine Dinge be-schicken. Der siebente Tag aber, der Ruhetag, ist

der Tag deines Herren.

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Fünftes Gebot:Ehre deinen Vater und deine Mutter, auf daß esdir wohl gehe und du lange lebst im Lande, das dir

der Herr gibt.Sechstes Gebot:Du sollst nicht töten.Siebentes Gebot:Du sollst nicht die Ehe brechen.Achtes Gebot:Du sollst nicht stehlen.Neuntes Gebot:

Du sollst kein falsches Zeugnis gegen deinen Näch-sten ablegen.Zehntes Gebot:Laß dir nicht gelüsten nach deines Nächsten Haus.Laß dir nicht gelüsten nach deines Nächsten Weibnoch nach all dem, was deinem Nächsten gehört.

Frage:  Wie teilen sich die Zehn Gebote ein?Antwort:  Die ersten vier betreffen unsere Beziehungen zu

Gott, die folgenden sechs unsere Beziehungen zuunserem Nächsten, das heißt zu den Mitmenschen.

3. Die Zehn Gebote und die Lehre ChristiFrage:  Wie verhalten sich die Zehn Gebote zu der Lehre

Christi?Antwort:  Die Zehn Gebote kann man mit einer Fibel oder

einem Lesebuch für die 1. Klasse der Volksschulevergleichen, die Lehre Christi aber mit einem Lehr- buch für Studenten. Man kann nicht studieren,wenn man nicht lesen und schreiben gelernt hat,aber es genügt nicht, lesen und schreiben zu kön-nen, um ein Studium anzutreten.Die Zehn Gebote sind also die Grundlage derchristlichen Lehre und die Lehre Christi ist wie ein

Haus, das auf dieser Grundlage aufgebaut wurde.

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Frage: Sind also die Zehn Gebote überholt und sollen sieabgeschafft werden?

Antwort: Nein. Sie können ebenso wenig abgeschafft werden

wie das Alphabet. Aber der Herr Jesus Christushat sie erweitert.

4.  Die Lehre Christi

Frage: Worin besteht die Lehre Christi?Antwort: Sie wird in folgenden zwei Hauptgeboten zusam-

mengefaßt:I. Du sollst Gott, deinen Herren, lieben von deinemganzen Herzen, von deiner ganzen Seele, mit dei-nem ganzen Verstand und mit deiner ganzen Kraft.II. Und deinen Nächsten wie dich selbst.Christus sagt dazu:  An diesen zwei Geboten  hängtdas ganze Gesetz und die Propheten".

Frage: Wie ist das zu verstehen?

Antwort: Das erste Hauptgebot faßt die vier ersten Gebotedes Alten Testaments zusammen, das zweite Haupt-gebot die übrigen sechs. Die Zehn Gebote und dieSeligpreisungen sind nur Erläuterungen zu diesenHauptgeboten.

Frage: Was heißt: den Nächsten wie sich selbst lieben?Antwort: Christus sagt dazu:  Alles, was ihr wollt,  daß euch

die Leute tun sollen, das tut ihnen auch. Das ist dasGesetz und die Propheten.  (Matth. 7, 12).

Dazu  gehört auch, was die Apostel seiner Zeit denHeiden, die das Christentum angenommen hatten,geschrieben haben:  . . . und tu t den anderen das

nicht, was ihr nicht wollt, das man euch tut".

Frage: Wie  heißt diese Anweisung im Volksmund?

Antwort: Was du nicht willst, das man dir tu', das füg* auchkeinem anderen zu.

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5. Die Zehn Gebote in christl. AuslegungFrage:  Wie legt die christliche Lehre das erste Gebot aus?Antwort:  Daß Gott immer an die  erste  Stelle gesetzt werden

soll.Frage:  Wer sündigt gegen das erste Gebot?Antwort:  Wer wegen eines menschlichen Vorteils Gott gleich-

sam zur Seite schiebt; wer beispielsweise die Kircheversäumt, weil er ausschlafen will; wer am Sonntagarbeitet, weil er zusätzlich verdienen will; wer sich

schämt, öffentlich seinen Glauben zu bekennen.Frage:  Wie legt die christliche Lehre das  zweite  Gebotaus?

Antwort:  Es ist nicht erlaubt, sich einen Ersatz für denwahren Gott zu schaffen, sich also etwa einen Talis-man zuzulegen, der vor Unheil schützen oderGlück bringen soll. Jeder Aberglaube ist ein Ver-stoß gegen das zweite Gebot.

Frage:  Ist das Verehren von  Ikonen  eine Sünde gegen daszweite Gebot?

Antwort:  Nein, weil ja nicht das Holz und die Farbe verehrtwerden sollen, sondern die dargestellte Person. DieIkonen sind geweiht und deshalb bezieht sich un-sere Verehrung vor allem auf den, von dem dieWeihe stammt, also auf Gott.

Frage:  Wie legt die christliche Lehre das dritte  Gebot aus?Antwort:  Wer gedankenlos den Namen Gottes ausspricht,

versündigt sich gegen dieses Gebot. Jedes Spöttelnüber Gott und die Heiligen, insbesondere auch überdie Jungfrau Maria, ist eine Sünde gegen das dritteGebot.

Frage:  Wie legt die christliche Lehre das vierte  Gebot aus?Antwort:  Nach dem vierten Gebot ist jede bezahlte Arbeit

und jede schwere Arbeit überhaupt, an Sonn- undkirchlichen Feiertagen verboten. Wenn man wegen

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einer Arbeit den Kirchenbesuch versäumt, ist dieSünde gegen das vierte Gebot besonders schwer.

Frage: Sündigt gegen das vierte Gebot ein Arzt, der am

Sonntag einen Patienten behandelt, bzw. ein Feuer-wehrmann, der ein Feuer bekämpft, bzw. ein Zug-schaffner, bzw. ein Polizist, der am Sonntag Diensttut?

Antwort: Nein; das ist Notdienst. Notdienst ist auch an Sonn-und Feiertagen erlaubt. Das hat der Herr Jesus aus-drücklich gesagt.

Frage: Gibt es außer Verboten für den Sonntag auch ein

Gebot?Antwort: Geboten ist an Sonn- und Feiertagen der Besuch

des Gottesdienstes.Frage: Wozu gehen wir in die Kirche?Antwort: Wir gehen in die Kirche

1. um Gott zu ehren und Ihm unsere Liebe zu er-weisen2. um Gott zu danken für das, was Er im Laufe der

vergangenen Woche für uns getan hat3. um Abbitte zu tun für alles, was wir in der ver-gangenen Woche Unrechtes getan haben4. um Gottes Segen in der kommenden Woche füruns und unsere Angehörigen zu erbitten5. um teilzunehmen an der Fürbitte, die in derKirche für die Notleidenden, Kranken und Ver-storbenen geleistet wird. Durch diese Teilnahme

dürfen wir erwarten, daß unsere Gemeinde auchfür uns beten wird, wenn wir es nötig haben.

Frage: Was ist uns an Sonn- und Feiertagen besondersempfohlen?

Antwort: Werke der Nächstenliebe, z.B. Kranke oder ver-einsamte Menschen zu besuchen und Ähnliches.

Frage: Wie legt die christliche Lehre das fünfte Gebot aus?Antwor t: Das fünf te Gebot meint nicht nur den leiblichen

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Vater und die leibliche Mutter, sondern gebietet,die älteren Menschen zu achten und ihnen, wenn esnötig ist, zu helfen. Auch Lehrer sind damit ge-

meint.Frage: Was für besondere Pflichten hat ein Kind den Eltern

gegenüber?Antwort: Es soll fü r seine verstorbenen Großeltern, Eltern,

und Geschwister beten, und zwar sein ganzes Lebenlang.

Frage: Wie legt die christliche Lehre das sechste Gebotaus?

Antwort: Sünde gegen das sechste Gebot ist nicht nur dasTöten eines Menschen und der Selbstmord, sondernauch der Haß, die Bosheit, auch die Gefährdungder anderen (z.B. wenn man unvorsichtig fährtoder einem Verunglückten die Hilfe verweigert)und überhaupt jede böse Tat.Der Herr Jesus hat gelehrt, daß auch das Beleidigeneines Menschen eine Sünde gegen das sechste Gebotist. Auch Tierquälerei ist eine Sünde gegen dassechste Gebot.

Frage: Welche ist die schwerste Sünde gegen das sechsteGebot?

Antwort: Es ist der Selbstmord. Ein Selbstmörder kann dasSeelenheil nicht erlangen. Er hat durch seine Tatsich selbst verdammt. Deshalb betet die Kirche für

seine Seele nicht.Frage: Warum nicht?Antwort: Mord ist Mord. Ob man einen anderen oder sich

selbst ermordet hat, hat man doch Menschenmord begangen. Herr über Leben und Tod ist aber Gottallein, nicht der Mensch!

Frage: Wenn Got t auch die ganz schweren Sünden ver-geben kann, wieso heißt es, daß die Selbstmörder

verdammt sind?

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Antwort:  Gott vergibt nur solchen Menschen, die ihre  Sünde bereuen, zu Ihm um Vergebung beten und gernealles tun möchten, um das Getane wenigstens eini-germaßen auszugleichen. Aber  wann soll  ein Selbst-mörder seine Tat bereuen und abbitten, wenn er ja im selben Augenblick stirbt oder zumindest dasBewußtsein halb oder ganz verliert? Nun wissenwir, daß das ewige Schicksal des Menschen imAugenblick des Todes besiegelt wird: Ist er imGlauben an Gott, in der Liebe zu Ihm und in der

Hoffnung auf Vergebung gestorben und hat seineSünden bereut, dann entwickelt sich seine Seele imJenseits so, daß sie immer reiner und schöner wird,

 bis sie zuletzt die himmlische Seligkeit erreicht.Stirbt aber ein Mensch als verstockter Sünder, d. h.ohne seine Sünden aufrichtig bereut und um Ver-gebung gebetet zu haben, oder mit Haß oder Ver-zweiflung im Herzen (Verzweiflung ist ja auch eine

schwere Sünde), dann entwickelt sich seine Seeleeben in dieser Richtung, also in Riditung der Hölle(ewiger Qual). Eine Möglichkeit der Umkehr gibtes ja nach dem Tod nicht mehr.

Frage: Darf ein Mensch auch dann nicht Selbstmord be-gehen, wenn er unheilbar krank geworden ist unddadurch sich und seine Angehörigen zur Last wird?

Antwort:  Auch dann darf er es nicht. Gott meint es mit

seinen Kindern gut und will keinen Menschenquälen. Wenn Er jemanden leiden läßt, so weiß Er,warum. Im Gleichnis vom  Reichen Mann und

Armen Lazarus" zeigt uns der Herr Jesus, wie ein

Mensch, der unvermeidliches Leiden in Geduld

trägt, sich schon dadurch die himmlische Seligkeiterwirbt. Angehörige, die das Pflegen des Krankenals  unertr ägliche Last" empfinden, sollten ebenfallsan dieses Gleichnis denken.

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Frage:  Wird immer jeder Selbstmörder verdammt? Gibtes keine Ausnahmen?

Antwort:  Es gibt Ausnahmen. Wenn jemand in geistiger Um-

nachtung (als Geisteskranker) oder unter Zwangoder bei benebeltem Bewußtsein Selbstmord ver-übt hat, dann gilt er nicht als verdammt und dieKirche betet für ihn und beerdigt ihn christlich.

Frage:  Welche Sünde ist vor Gott ebenso schwer wieMord?

Antwort: Es ist, wenn man jemanden zum Mord oder Selbst-mord verleitet hat.

Frage: Welche Sünde ist dem Selbstmord ähnlich, wenn-gleich nicht so schwer?

Antwort:  Wenn man bewußt seiner Gesundheit schwerenSchaden verursacht, z. B  durch Trunksucht oderEinnahme von Rauschgift.

Frage:  Gibt es noch eine weitere Sünde gegen das sechsteGebot?

Antwort: Ja. Die Schadenfreude.

Frage: Wie legt die christliche Lehre das siebente Gebotaus?

Antwort:  Das siebente Gebot verbietet alle Sünden gegendie Treue in der Ehe, auch gegen die Keuschheitund Reinheit der Seele. Schmutzige Witze, Scham-losigkeiten und alle Taten, deren man sich schämenwürde, sie den Eltern zu erzählen.

Frage: Wie legt die christliche Lehre das achte Gebot aus?Antwort:  Das achte Gebot verbietet, sich zu Unrecht fremdes

Eigentum und Geld anzueignen und gestohlenesGut zu erwerben oder zu verstecken. Dazu gehörtauch das mutwillige Nichtbezahlen von Schulden,das Verkaufen von nicht abgezahlten Sachen, Lei-hen gegen Wucherzinsen, Nichtabliefern von Fund-sachen, Unterschlagen von fremden Geldern und

ähnliches.

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Frage: Gist es eine besonders schwere Sünde gegen dasachte Gebot?

Antwort: Solche Menschen zu bestehlen, zu betrügen oder zu

 benachteiligen, die sich nicht dagegen wehren kön-nen, wie z. B. alte Leute, Kinder usw.

Frage: Wie legt die christliche Lehre das neunte Gebot aus?Antwor t: Das neunte Gebot verbietet die Verleumdung, die

Lüge, den Betrug und alle Sünden, die mit Lüge,Betrug oder Verleumdung zusammenhängen. Esverbietet auch die üble Nachrede.

Frage: Was ist  Verleumdung 

?Antwort: Wenn man  über einen Menschen unwahre böse

Behauptungen macht, die seinem Ansehen, seinemRuf und seiner Ehre schaden.

Frage: Was ist üble Nachrede?Antwort: Wenn man über einen Menschen Böses behauptet

und dadurch seinem Ansehen, seinem Ruf und

seiner Ehre schadet, auch wenn es wahr sein könnte.Man darf überhaupt nicht über andere ohne wichti-gen Grund abfällig sprechen.

Frage: Ist es eine Sünde, wenn man vor einem Übeltäterwarnt?

Antwort: Das ist keine Sünde, sondern im Gegenteil einWerk der Nächstenliebe. Das gilt aber nur, wennman ganz genau weiß, daß der Mensch, vor dem

man warnt, wirklich böse Absichten hat.Frage: Wie legt die christliche Lehre das zehnte Gebot

aus?Antwort: Durch das zehnte Gebot wird jede Ar t von Neid

und alles, was auf Neid zurückzuführen ist, ver- boten.

Frage: Kannst du Beispiele angeben?

Antwor t: Wenn man aus Neid jemandem etwas Böses tutoder wünscht, wenn man einen anderen herabsetzt,

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um sich selbst hervorzuheben, dann sündigt mangegen das zehnte Gebot.Kann man gleichzeitig gegen zwei Gebote sündigen?

Ja. Wenn man z. B. durch Betrug Geld erschwindelt,sündigt man gleichzeitig gegen das achte und dasneunte Gebot. Wenn man Eltern oder Lehrer an-lügt, dann sündigt man gleichzeitig gegen das fünfteund das neunte Gebot.

Frage:

Antwort:

6.  Die TeufelslasterWas bezeichnen wir als Teufelslaster?

Hochmut, Haß, Lüge und Schadenfreude.Warum nennt man sie so?Weil dies die Grundeigenschaften des Teufels sind.Worin unterscheiden sich diese Laster von anderen?Sie sind rein geistige Laster, die der Seele auch nachdem Tode anhaften, wenn sie während des Lebensnicht ausgemerzt werden. Sie ziehen dann die Seelein die Hölle herab.

Wie kann man sich von diesen Lastern befreien?Man befreit sich von ihnen, wenn man sich fleißig bemüht, mit der Hilfe Gottes dagegen anzukämp-fen. Um diese Hilfe soll man beten, dann bekommtman sie immer.Hochmut vertilgt man durch Demut,Haß durch Liebe und Freundlichkeit,Lüge durch Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit,Schadenfreude durch Mitleid und Hilfsbereitschaft.Was heißt  seine Feinde lieben"?

Man soll ihnen nicht Verdammnis, sondern Seelen-

heil  wünschen. Damit dient man ja auch sich selbst,denn ins Himmelreich können diese Feinde nurkommen, v/enn sie aufhören, böse zu sein. Wennsie aber nicht mehr böse sind, dann sind sie auchkeine Feinde mehr.

Frage:

Antwort:Frage:Antwort:Frage:Antwort:

Frage:Antwort:

Frage:Antwort:

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Frage: Was ist das beste Mittel, einen Feind endgültig loszu werden?

Antwor t: Ihn sich zum Freunde zu machen.

7 Die SeligpreisungenFrage: Was versteht man unter   Seligpreisungen? 

Antwort: Das sind neun Anweisungen Christi, die den Weg

zur Seligkeit zeigen.

Frage: Was bedeutet der Ausdruck Seligkeit? 

Antwort: Er bedeutet einen Zustand des  Glücklichseins undder Freude.

Frage: Wie lautet die erste Seligpreisung?Antwort: Selig sind die Armen im Geiste, denn das Himmel-

reich ist ihrer.Frage: Was bedeutet der Ausdruck   Armen im Geiste? 

Antwort: Damit sind die gemeint, die wissen,  daß alles, was

sie sind, alles, was sie haben und können, von Gottkommt und ein Geschenk der väterlichen LiebeGottes ist. Wenn wir leicht lernen, dann deshalb,weil Gott uns Klugheit gegeben hat und wenn wirschwer begreifen, so brauchen wir Gott nur auf-richtig um Erleuchtung zu bitten. Er wird dannunseren Verstand lernfähig machen. Unsere Freudedarüber wird um so größer sein.

Frage: Weshalb wird von den Armen im Geiste gesagt,„das Himmelreich ist  ihrer 

 

?

Antwort: Wenn ich  weiß, daß alles Gute, was mir zukommt,von Gott stammt, dann fühle ich, daß Er wie einVater zu mir ist, und ich liebe Ihn als meinen himm-lischen Vater. Wer seinen Vater wirklich liebhat,der tut alles, um ihm Freude zu machen und ihn

nicht zu verärgern. Wenn wir uns Gott gegenüberso verhalten, dann kommen wir ins Himmelreich.

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Frage:  Wie lautet die zweite  Seligpreisung?Antwort: Selig sind die Trauernden, denn sie werden getrö-

stet werden.

Frage:  Welche  Trauernden" sind da gemeint? Sind essolche, die immer jammern und unzufrieden sind?

Antwort:  Keinesfalls. Immer Jammernde und Unzufriedene

sind Gott und den Menschen ein Greuel.

Frage:  Von welchen Trauernden ist hier also die Rede?

Antwort:  Von solchen, die ihre eigenen und anderer Men-

schen  Sünden betrauern. Sie sind das Gegenteil von

Menschen, die sich sagen,  Ich bin halt so, ich kannmich nicht  ändern". Solche Menschen trauern nichtüber ihre Sünden. Auch wer sich laut über die Sün-den eines anderen empört, hat keinen Anteil andieser Seligpreisung.

Frage:  Was verspricht Jesus Christus den Trauernden?Antwort:  Daß sie getröstet werden. Und das gilt auch von

solchen, die einen lieben Verstorbenen betrauern.

Auch sie werden getröstet werden, weil sie ihn imHimmel wiedersehen werden, wenn sie immer fürihn gebetet haben.

Frage:  Wie lautet die dritte Seligpreisung?Antwort: Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das

Erdreich ererben.Frage:  Was versteht man unter einem  sanftmütigen"

Menschen?Antwort:  Einen Menschen, der nicht aufbrausend, gewalt-

tätig und rechthaberisch, sondern geduldig undfreundlich ist.

Frage:  Warum heißt es,  sie werden das Erdreich be-

sitzen"?

Antwort:  Das ist eine Prophetie, die sich noch zu erfüllen hat.Es ist aber bekannt, daß die Sanftmütigen mehr

ausrichten als solche, die mit Gewalt die Welt er-obern wollen und dann doch im Elend untergehen,

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wie Napoleon oder Hitler. Jesus Christus war dersanftmütigste unter allen Menschen, und doch hatEr durch seine Lehre und sein Beispiel sich Millio-

nen von Menschen untertänig gemacht.Frage: Wie lautet die vierte Seligpreisung?Antwort: Selig sind, die hungern und dursten nach der Ge-

rechtigkeit, denn sie werden gesättigt werdenlFrage: Was heißt  hungern und   dürsten nach der Gerech-

tigkeit ?

Antwort: Damit sind Menschen gemeint, die eine Ungerech-

tigkeit  einfach nicht ertragen  können, gleichgültig,

wen die Ungerechtigkeit  trifft. Selbst ihren schlimm-sten Feinden gegenüber empfindet sie eine Un-gerechtigkeit als unerträglich. Ein solcher Menschwird keinem recht geben, der nicht recht hat undauch seinem Feinde nicht unrecht geben, wenn errecht hat.Wie nennt Christus solche Menschen?Er nennt sie  selig

 

, also  „glücklich 

, weil sie eines

Tages sehen werden, wie Gott jedes Unrecht aus-gleicht.

Wie lautet die fünfte Seligpreisung?Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barm-herzigkeit erlangen.Was ist  „Barmherzigkeit ?

Das ist, wenn man sich der Notleidenden erbarmt

und ihnen mit allen Mitteln zu helfen versucht.

Barmherzig ist auch, wer  für die Fehler der anderenEntschuldigungen sucht, wie es die Verteidiger imGericht für ihre Mandanten (= Auftraggeber oder„Schutzbefohlenen

 

) tun.

Frage: Was ist das Gegenteil von Barmherzigkeit?

Antwort: Hartherzigkeit. Hartherzig sind solche Menschen,

die meinen, die Not der anderen gehe sie nichts an

und die ihre  Nächsten verurteilen, ohne Entschul-

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digungen für ihre Fehler zu suchen. Noch schlim-mer sind Menschen, die für die guten Taten des

 Nächsten ungute Gründe suchen.

Frage:  Wie teilt man die Werke der Barmherzigkeit ein?Antwort:  In Werke der äußeren und der geistlichen Barm-

herzigkeit. Äußere Werke der Barmherzigkeit sind:Hilfe für Notleidende, für Verunglückte und über-haupt alles, was man tun kann, um einem Men-schen in einer Notlage zu helfen.Geistliche Werke der Barmherzigkeit sind, wennman der Seele des Nächsten hilft, z.B. wenn man

 jemanden von einer bösen Tat abhält, oder ihmeinen guten Rat gibt, oder wenn man jemanden,der am Glauben zweifelt, belehrt, auch wenn manfür andere betet, wenn man Unrecht verzeiht odersich mit einem Feind versöhnt.

Frage:  Wie soll man sich verhalten, wenn uns jemand umGeld bittet, von dem wir wissen, daß er es miß-

 brauchen — z. B. vertrinken oder verspielen wird?Antwort:  Solche Bitten soll man unbedingt abschlagen, denn

sonst macht man sich mitschuldig, nicht nur an derSünde selbst, sondern auch an ihren Folgen, so z. B.wenn er betrunken seine Frau und seine Kinderschlägt oder wenn er durch Spielschulden Leid überseine Familie bringt.

Frage:  Was verspricht der Herr Jesus den Barmherzigen?

Antwort:  Er verspricht ihnen, daß Gott ebenso barmherzigzu ihnen sein wird, wie sie zu anderen waren. Chri-stus hat gesagt, daß Gott uns so richten wird, wiewir die anderen gerichtet haben. Wenn wir dieFehler unserer Nächsten entschuldigen, wird Gottauch uns unsere Sünden verzeihen.

Frage:  Soll man deswegen dem Bösen gegenüber gleich-gültig sein?

Antwort:  Nein. Die Sünde und böse Taten soll man hassen

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und verwerfen, aber den Sünder nicht hassen, son-dern hoffen, daß er bekehrt wird und aufhört,Böses zu tun. Manche tun Böses nur aus Unkennt-

nis. Solche Menschen soll man belehren.Frage: Wie lautet die sechste Seligpreisung?Antwort: Sie lautet: Selig sind, die reinen Herzens sind, denn

sie werden Gott schauen.Frage: Was bedeutet  reinen Herzens" sein?

Antwort: Das  heißt: das Gute lieben und das Böse hassen,alles Schmutzige und Häßliche verabscheuen, dasSchöne, Saubere und Liebe suchen. Wer sich so ver-hält, beginnt Gott immer mehr zu lieben und sichvom Bösen und somit vom Teufel immer stärkerabzuwenden. Wenn der Mensch so eingestellt ist,dann befolgt er die Gebote Gottes nicht unterZwang, sondern findet es viel schöner, Gott zu die-nen, als sich vom Teufel verführen zu lassen.

Frage: Was verspricht Jesus Christus denen, die  reinen

Herzens" sind?Antwort: Er verspricht,  daß sie Gott schauen werden.Frage: Wie kann man Gott schauen?Antwort: Während des Lebens auf der Erde bemerkt man

deutlich Gottes Wirken. Man bemerkt es bei der Naturbeobachtung und am eigenen Leben. Nachdem Tode aber werden die, die reinen Herzenssind, Gott im Himmelreich so sehen können, wie

wir auf Erden die Menschen um uns sehen. Sie wer-den dann vieles verstehen, was sie auf Erden nichtverstehen können.

Frage: Wie lautet die siebente Seligpreisung?Antwort: Selig sind die Friedensstifter, denn sie werden Got-

tes Kinder heißen.Frage: Was ist ein „Friedensstifter"?Antwort: Das ist ein Mensch, der es versucht, Leute, die in

Feindschaft leben, zu versöhnen und der alles tut,

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um zu Hause, in der Schule, am Arbeitsplatz undin jedem Verein, dem er angehört, Frieden zu er-halten oder zu schaffen.

Darf man  um des lieben Friedens willen 

Unrecht

zulassen, wenn man es verhindern  könnte? Nein, denn man würde sich des Unrechts mitschul-dig machen. Aber man soll das Unrecht nicht durchZank und Streit bekämpfen, sondern so freundlichwie möglich sein. Auf diese Weise erreicht man aucham meisten.

Ist es gegen das Friedensgebot, wenn man beispiels-weise Menschen anzeigt, die Kinder oder Tiere miß-handeln?

 Nein! Wenn man es nicht tut, macht man sich mit-schuldig. Allerdings bevor man jemanden anzeigt,soll man versuchen, durch Zureden das Unrecht zuverhindern.Was soll man tun, wenn man nicht recht weiß, wie

man sich in einem solchen Fall verhalten soll?Man soll sich fragen:  Was  würde ich am liebstenvon anderen erwarten, wenn mir solch ein Unrechtgeschehen würde?" Und dann soll man das tun,was man am liebsten für sich erwartet hätte. Dannkann man nichts Falsches tun.Wieso kann man da nichts Falsches tun?

Weil Jesus Christus geboten hat:  Was ihr wollt,daß euch die Leute tun, das tut ihnen  auch  (Luk. 6,

31, Matth. 7, 12).

Was verspricht der Herr den Friedensstiftern?

Daß sie sollen Gottes Kinder heißen. Wenn sie Frie-den stiften, haben sie getan, was Christus ihnenvorgemacht hat. Wer aber Gottes Sohn nacheifert,den betrachtet Gott Vater als besonders liebes Kind.Wie lautet die achte Seligpreisung?

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Antwort: Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt

werden, denn ihrer ist das Himmelreich.

Frage: Was bedeutet: um der Gerechtigkeit willen ver-

folgt werden"?Antwort:  Wer bei einer   bösen Tat oder einer gottwidrigen

Handlung nicht mitmachen will und deshalb ver-folgt wird, der ist hier gemeint.

Frage:  Kannst du Beispiele nennen?Antwort: Ein Schüler wird gehänselt und beschimpft, weil er

einen bösen Streich nicht mitmachen will, oder erwird ausgelacht, weil er zu Hause seinen Eltern ge-holfen hat, statt mit Kameraden ins Kino zu gehen.Ein junger Mann wird bedroht, weil er bei einemDiebstahl nicht mitmachen will.

Frage:  Was wird den um der Gerechtigkeit willen Ver-folgten versprochen?

Antwort:  Daß das Himmelreich ihrer ist, daß sie also, wennsie sich immer um Gerechtigkeit bemühen und da-

 bei niemals nachlassen, die ewige Seligkeit erlangen.Frage:  Wie lautet die neunte Seligpreisung?Antwort: Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinet-

willen schmähen und verfolgen und reden allerleiBöses wider euch, wenn sie daran lügen. Seid fröh-lich und vergnügt, denn euer Lohn ist groß in denHimmeln.

Frage:  Bedeutet die Seligpreisung nicht das gleiche wie die

vorhergehende?Antwort:  Nein, hier handelt es sich insbesondere um die Lei-

den, die man um Christi willen auf sich nimmt.Frage:  Wer ist mit dieser Seligpreisung gemeint?Antwort:  Die Märtyrer und die Bekenner.Frage:  Was ist ein  Märtyrer"?Antwort:  Das ist ein Mensch, der wegen seines Glaubens den

Tod erleidet. Die höchste Form des Martyriums ist

es, wenn jemand, der sich durch Ableugnung seines

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Glaubens retten könnte, sich lieber das Leben neh-men läßt, als sich von seinem Glauben loszusagen.Woher kommt das Wort  Märtyrer"?

Es kommt aus dem Griechischen:  martyr"  heißtZeuge".

Warum nennt man die Glaubenshelden Zeugen"?

Weil sich niemand   für etwas Erlogenes oder etwasnicht Gutes töten lassen wird.Gibt es heute noch christliche Märtyrer?Ja, es gibt sie auch heute, wie es sie immer gegebenhat. Christenverfolgungen gibt es immer wieder.Was bedeutet das Wort  Bekenner"?

Ein Bekenner ist ein Mensch, der seines Glaubens

wegen dulden  muß, aber lieber leidet, als seinenGlauben zu verleugnen.Kannst du Beispiele anführen?Es gibt Länder, in denen Menschen wegen ihrerGlaubenstreue schwere Leiden erdulden müssen,

ihre Freiheit verlieren und harte Fronarbeit ver-richten müssen. Aber auch ein Schüler, der wegenseines Glaubens verspottet wird, sich ihn aber nichtnehmen läßt, ist ein Bekenner.Wie soll sich ein Mensch verhalten, der seines Glau-

 bens wegen leiden muß?

Er soll sich darüber freuen, weil ihm höchster Lohndafür im Himmel verheißen ist. Dem Märtyrer und

dem Bekenner ist die größte Hilfe Gottes sicher.Manche Märtyrer haben durch die Hilfe Gottesauch die größten Leiden mit Geduld ertragen kön-nen.Darf man absichtlich die Feinde des Glaubens rei-zen, damit sie uns Leiden zufügen und uns so zuBekennern bzw. Märtyrern machen?

 Nein, das darf man nicht, denn Gott allein weiß,von wem er Martyrium oder Bekennertum verlan-

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gen darf. Von wem er es verlangt, dem gibt er auchdie Kraft dazu. Wer aber absichtlich Feinde desGlaubens herausfordert, der verleitet diese zu einer

schweren Sünde, also sündigt selbst.

Die Wichtigkeit der SeligpreisungenWer die Seligpreisungen nicht beachtet, kann seine Seele nichtretten. Kann ein eingebildeter Mensch, der sich mit seinemBesitz oder mit seinem Können vor anderen brüstet und sieverachtet, in den Genuß der himmlischen Seligkeit kommen?Gewiß nicht. Auch wer sich um das Unrecht, das anderen

angetan wird, nicht kümmert, oder einer, der hartherzig istoder ein Raufbold, wird die Seligkeit nicht erlangen. EinMensch, der sich davor schämt, seinen Glauben mutig zu be-kennen, sondern feige schweigt, wenn sein Glaube angegriffenoder verlacht wird, kann auch nicht selig werden, denn fürFeiglinge ist kein Platz im Himmelreich. Aus diesen Gründenist es sehr wichtig, die Seligpreisungen zu kennen und sichgenau nach ihnen zu richten.

Lehrer der Christenheit

Der Hl. Wladimir Der Hl. Seraphin v. Sarov

der große Seelsorgerund Lehrer des Volkes

(gest. 4833]

der das russische Volk,zum

Christentum bekehrte

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TEIL IV

Vom Gebet

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l. Wo und wann wir beten sollenDa Gott überall ist, kann der Mensch auch überall zu Ihm

 beten. Die Hauptsache ist, wir beten regelmäßig, und zwar1. Früh beim Aufstehen, damit Gott unseren Tag segne unduns in allem, was wir zu Haus, in der Schule oder am Arbeits- platz zu tun haben, und auch auf dem Wege dahin, sdiütze,erleuchte und leite.2. Vor jedem Essen, damit Gott die Speisen, die wir essen wer-den, segne und diese zur Gesundheit unseres Körpers bei-tragen.

3. Vor dem Schlafengehen, damit Gott uns verzeihe, was wirtagsüber gesündigt haben und uns eine ruhige und erholsame

 Nacht gebe. Wir sollen dabei auch für unsere Eltern, Geschwi-ster, Verwandten, für die Lehrer, für Kranke und Verstorbene,die wir kennen und gekannt haben, täglich beten.Frage: Genügt es, zu Hause zu beten?Antwort : Nein, wir sollen auch im Gotteshaus, in der Kirche,

 beten.

Frage: Warum heißt die Kirche  Gotteshaus", obwohldoch Gott  überall ist?

Antwor t: Unter Gotteshaus verstehen wir ein Gebäude odereinen Raum, der Gott geweiht ist und in dem sichdie Gemeinde versammelt, um gemeinsam Gottanzubeten.

2.

  Wie man beten sollMan soll beten:Aufrichtig, also nicht gedankenlos, sondern genau das meinen,was man sagt.Demütig, das heißt, mit dem Gefühl und dem Wissen, daßman ein Sünder ist und die Gnade Gottes braucht. Man sollalso beten, wie es der Zöllner tat und nicht wie der Pharisäer,der Gott dafür dankte, daß er angeblich „besser als die ande-

ren" war.

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Mit Vertrauen  darauf, daß uns Gott geben wird, worum wir bitten, wenn es unserem Heile dienlich ist.Uneigennützig,  das heißt: wir sollen Gottes Gnade nicht allein

für uns erbitten, sondern auch für andere Menschen.

3. Das Herrengebet (Vaterunser)

Jeder getaufte Christ soll sich immer bewußt sein, daß er durchdie Taufe ein Kind Gottes geworden ist. So muß es uns auchein Bedürfnis sein, uns täglich an unseren Vater im Himmelzu wenden, Ihm zu danken, Ihn zu loben, Ihn um Hilfe oder

um Verzeihung für unsere Sünden zu bitten. Das tun wir imGebet. Ohne Hilfe Gottes können wir im Leben nichts Rechtesausrichten, denn wir sind dann schutzlos dem Bösen ausgelie-fert. Wenn wir aber innig und aufrichtig zu Gott beten, dannkönnen wir seines Schutzes und seiner Hilfe gewiß sein.Ein Vorbild, wie wir beten sollen, hat uns der Herr JesusChristus gegeben.

Als die Jünger den Herrn Jesus baten, Er möge sie lehren, wieman beten solle, lehrte sie der Herr folgendes Gebet, das jederorthodoxe Christ auswendig wissen und täglich beten soll:

Vater unser, der Du bist in den Himmeln,geheiliget werde Dein Name,Dein Reich komme,Dein Wille geschehe wie im Himmel, also auch auf Erden;unser tägliches Brot gib uns heute

und vergib uns unsere Schuldwie auch wir vergeben unseren Schuldigernund führe uns nicht in Versuchung,sondern erlöse uns von dem Üblen,denn Dein ist das Reich und die Kraftund die Herrlichkeitdes Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes

 jetzt und alle Zeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Amen.

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Frage:  Warum sagen wir Vater unser   und nidit Vater

mein"?

Antwort:  Weil der Herr uns lehren wollte, nicht nur   für uns

selber, sondern auch für andere zu beten.Frage:  Weshalb sagen wir:  . . .de r Du bist in den Him-

meln"?

Antwort:  Wir erkennen damit,  daß Gott nicht nur auf Erden,sondern auch im ganzen Weltraum zugegen ist. Alsder Herr Jesus seinen Jüngern das Vaterunser bei-

 brachte, glaubte man allgemein, die Erde sei eineflache Scheibe und der Himmel eine Art Gewölbedarüber, an dem die Sterne angebracht waren. Fürsie also gab es nur einen Himmel. Trotzdem sprachJesus von den Himmeln in der Mehrzahl. Als Gottwußte er eben mehr als seine Mitmenschen.

Frage: Was bedeuten die Worte:  geheiliget werde Dein

 Name"?

Antwort:  Wir bitten,  daß auch die anderen Menschen an Gott

glauben, Ihn ehren, und daß sie seinen Namen nichtgedankenlos, ohne Ihn anzubeten, aussprechen.Frage: Was bedeutet:  Dein Reich komme"?

Antwort:  Wir bitten mit diesen Worten darum,  daß GottesGebote eingehalten werden mögen. Wenn dies näm-lich geschähe, dann gäbe es kein Unrecht und keine

 Not mehr. Da die Menschen allgemein aber nochweit davon entfernt sind, immer die Gebote Gottes

zu halten, bitten wir Gott mit diesen Worten unszu helfen, wenigstens in unserem Umkreis alles zutun, um das Reich (= die Herrschaft) Gottes über-all zu fördern.

Frage:  Warum beten wir:  Dein Wille geschehe wie im

Himmel also auch auf Erden"?

Antwort:  Die Engel im Himmel gehorchen Gott dem Herrn

nicht aus Angst, sondern aus Liebe, weil sie wissenund sehen, daß Er nur das Beste will. Und wir wün-

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sehen von ganzem Herzen, daß die Menschen aufErden auch aus Liebe Gottes Willen tun, also SeineGebote halten. Wir sagen ebenfalls unserem Vater

im Himmel, daß wir mit allem demütig einverstan-den sind, was sein Wille ist; wir bekennen das aus-drücklich, obgleich wir oft die Fügungen Gottesnicht verstehen. Wir wissen nämlich, daß Gottnichts Unrechtes wollen kann. Nur Menschen kön-nen Unrechtes wollen!

Frage: Warum sollen wir sagen:  Unser   tägliches Brot gib

uns heute", auch wenn wir oder unsere Eltern einenguten Verdienst oder ein Vermögen haben?Antwort: Weil wir immer daran denken sollen, daß alles, was

wir sind und haben, eine Gabe Gottes ist. Auchunser Können und unser Fleiß, durch die wir Geldverdienen, sind eine Gabe Gottes. Jeder von unskann in einem Augenblick seine Gesundheit, seineArbeitskraft, seine Intelligenz, seine Ersparnisse

oder sein Vermögen, ja sein Leben verlieren. Umdas zu wissen, braucht man nur die Augen aufzu-machen, die Schicksale der Menschen in der Vergan-genheit zu betrachten oder nur die Zeitung zulesen.

Frage: Was verstehen wir unter   tägliches Brot"?Antwort: Unter   tägliches Brot" verstehen wir alles, was für

Körper und Seele nötig ist. Durch diesen Ausdruckwerden wir auch daran erinnert, daß wir nicht zudenen gehören sollen, die immer mehr haben wol-len und nie mit dem, was sie haben, zufrieden sind.

Frage: Warum beten wir:  Vergib uns unsere Schuld, wie

auch wir vergeben unseren Schuldigern"?

Antwort: Weil wir lernen  müssen, unseren Mitmenschen zuverzeihen, wenn uns das auch manchmal schwerfällt. Wir müssen aber immer bedenken, daß wirdurch unsere großen und kleinen Sünden Gott

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gegenüber viel mehr schuldig sind, als andere Men-schen uns schuldig wurden. Die Vergeltung des Un-rechts müssen wir Gott überlassen: Er wird es

schon richtig und in gerechter Weise tun. Wenn wiruns so verhalten, können wir ganz sicher sein, daßGott uns alle unsere Schulden vergeben wird.

Frage: Woher wissen wir das?

Antwort: Aus der Heiligen Schrift, und zwar:Matthäus 6, 14—15:  Wenn ihr den Menschen ihre

Übertretungen vergebet, so wird euch euer himm-lischer Vater auch vergeben. Wenn ihr aber den

Menschen nicht vergebet, so wird euch euer Vatereuere Übertretungen nicht vergeben."Markus 11, 25:  Und wenn ihr stehet und betet, so

vergebet, wenn ihr etwas gegen jemand habt, auf

daß auch euer Vater im Himmel euch euere Über-tretungen vergebe. Wenn ihr aber nicht vergebet,so wird euer Vater, der im Himmel ist, euere Über-tretungen nicht vergeben."

Lukas 6, 37:  Vergebet, so wird euch vergeben."

Frage: Warum  heißt es:  und   führe uns nicht in Versu-chung"?

Antwor t: Zwar versucht uns nicht Gott, sondern der Teufel,aber Gott kann entweder uns vor der Versuchung

 bewahren oder die Versuchung aufhören lassen,oder aber uns die Kraft geben, der Versuchung zu

widerstehen. Wir bitten also darum, daß Gott esnicht zulassen möge, daß wir der Versuchung er-liegen.

Frage: Was ist gemeint mit der Bitte:  sondern  erlöse unsvon dem Üblen"?

Antwor t: Wir bitten Gott darum, daß Er uns befreie, wennwir aus Schwäche doch in die Gewalt des Teufelsgeraten sollten.

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Frage: Was bedeutet: denn Dein ist das Reich und die

Kraft und die Herrlichkeit, des Vaters und des Soh-

nes und des Heiligen Geistes, jetzt und allezeit und

von Ewigkeit zu Ewigkeit"?Antwort: Damit erkennen wir Gott als  höchste Macht und

 bewundern Seine Kraft und Seine Herrlichkeit. Wir bekennen gleichzeitig unseren Glauben daran, daßGott dreieinig ist (Vater, Sohn und Heiliger Geist).Zum Schluß bekennen wir, daß Gott weder einenAnfang gehabt hat, noch ein Ende haben kann.Das können wir jetzt nicht begreifen, werden es

aber nach unserem Tode verstehen, wenn wir zuunserem himmlischen Vater kommen.

Frage: Was bedeutet das Wort:  Amen"?

Antwort: Je nachdem, worauf sich dieses Wort bezieht, be-

deutet es: So ist es" oder So soll es sein".

Die Einleitungsgebete

Einleitungsgebete" sind diese Gebete deshalb genannt, weil sie

am Anfang eines jeden Gottesdienstes gesprochen werden.

Himmlischer   König, Du Tröster, Du Geist der Wahrheit, derDu überall bist und alles erfüllest, Du Hort der Güter undSpender des Lebens! Komm und wohne in uns und reinige unsvon jeder Befleckung und errette, o Gütiger, unsere Seelen!Heiliger Gott, Heiliger Starker, Heiliger Unsterblicher, erbar-

me Dich unser! (Dieses Gebet wird dreimal wiederholt.)Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste jetzt und allezeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit. AmenHeilige Dreifaltigkeit, erbarme Dich unser!Herr, reinige uns von unseren Sünden!Gebieter, vergib unsere Missetaten!Heiliger, besuche und heile unsere Gebrechenum Deines Namens willen.

Herr, erbarme Dich! Herr, erbarme Dich! Herr, erbarme Dich!

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Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste jetzt und allezeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.Vater unser, der Du bist in den Himmeln! Geheiliget werde

Dein Name; Dein Reich komme; Dein Wille geschehe wie imHimmel, also auch auf Erden; unser tägliches Brot gib unsheute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergebenunseren Schuldigern und führe uns nicht in Versuchung, son-dern erlöse uns von dem Üblen, denn Dein ist das Reich unddie Kraft und die Herrlichkeit des Vaters und des Sohnes unddes Heiligen Geistes, jetzt und allezeit und von Ewigkeit zuEwigkeit. Amen.

Kurzes Morgengebet für Jugendliche

Vater unser, der Du bist in den Himmeln! . ..usw.Gottesgebärerin, Jungfrau! Gegrüßt seist Du, Maria, voll derGnade! Der Herr ist mit Dir. Du bist gebenedeit unter denWeibern und gebenedeit ist die Frucht Deines Leibes, denn Duhast den Heiland unserer Seelen geboren.O Engel Gottes, Schützer meiner Seele und meines Leibes!Verlasse mich nicht, bewahre mich vor jedem Übel und führemich auf den Pfad des Heils. Amen.Heilige(r) ..., mein Helfer und Fürbitter, bitte für mich!

Abendgebet für Jugendliche

Vater unser, der Du bist in den Himmeln! ...usw.Gottesgebärerin, Jungfrau! Gegrüßt seist Du, Maria, voll derGnade! Der Herr ist mit Dir. Du bist gebenedeit unter den

Weibern und gebenedeit ist die Frucht Deines Leibes, denn Duhast den Heiland unserer Seelen geboren.

Wir beten für unsere Angehörigen, Verwandte und Freunde:Errette, o Herr...(nenne leise oder in Gedanken: deine Eltern, Geschwister, Lehrer, auchdeinen Hausarzt, damit Gott ihn erleuchte, dann deine Freunde, diejenigen,die dir heute etwas Gutes getan haben, dann die Kranken, die du kennstund Menschen, von denen du weißt, daß sie in Not geraten sind.) Wenndu alle genannt hast, sage zum Schluß:

... erbarme Dich ihrer und hilf ihnen.

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Wenn du verstorbene Angehörige oder Bekannte hast, bete:

Gib, Herr, die ewige Ruhe bei Dir... (nenne die Verstorbe-nen).

Laß Deiner Diener Seelen ruhen inmitten der Heiligen amOrte, wo es keine Traurigkeit, kein Leid und kein Seufzen gibt,sondern allein ein unendliches Leben. Amen.

Beschütze uns, o Herr, mit der Kraft Deines heiligen Kreuzesund bewahre uns vor jedem Übel. Amen.

Würdig ist es, Dich selig zu preisen, o Gottesgebärerin, allzeit

Hochselige und Unbefleckte und Mutter unseres Gottes. DieDu ehrwürdiger bist als die Cherubim und unvergleichlichherrlicher als die Seraphim, die Du unversehrt Gott das Wortgeboren hast, o wahrhafte Gottesmutter, Dich preisen wirhoch!

Gebet vor dem Essen

Aller Augen warten auf Dich, und Du gibst ihnen Nahrung zur

rechten Zeit. Du tust Deine milde Hand auf und erfüllest alles,was da lebt, mit Wohlgefallen.

Gebet nach dem Essen

Wir danken Dir, o Christus, unser Gott, daß Du uns mit Dei-nen irdischen Gütern gespeist hast. Entziehe uns nicht Deinhimmlisches Reich. Wie Du zu Deinen Jüngern kamst undihnen den Frieden schenktest, komme zu uns und errette uns.

Vor dem Unterricht (bzw. auf dem Schulweg)O gütiger Herr! Sende uns herab die Gnade Deines Heiligen

Geistes, um unseren Verstand zu erleuchten und zu stärken!

 Nach dem Unterricht (oder beim Abendgebet)Wir danken Dir, o Schöpfer, daß Du uns Deine Gnade gegebenhast, um dem Unterricht zuzuhören. Segne unsere Vorgesetz-ten, Eltern und Lehrer und gib uns Kraft und Stärke, um wei-

terlernen zu können.

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(Anmerkung: Die letzten zwei Gebete können nötigenfallsauch in der Einzahl gesprochen werden, also z.B.:  Ich danke

Dir..." usw.)

Gebet  für die Kranken

O Herr, wir flehen Dich an: Sende herab vom Himmel Deineheilende Kraft und sei der Arzt Deines Knechtes (oder DeinerMagd), richte ihn (sie) auf vom Krankenlager, laß ihn (sie)wieder heil und gesund werden und gib ihn (sie) Deiner Kirchezurück, auf daß er (sie) in ihr gute Werke vollbringen undDeinen Willen erfüllen darf. Denn an Dir ist es, uns zu erretten

und Dich unser zu erbarmen. Darum senden wir Dir Lob undPreis empor, jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.Gebet für die Verstorbenen

Gedenke, o Herr, der Seelen Deiner entschlafenen Diener undDienerinnen (nenne sie!) und aller ihrer verstorbenen Ver-wandten. Vergib ihnen ihre bewußten und unbewußten Sün-den. Lasse sie mit Deinen Heiligen wohnen und an Deiner

ewigen Glückseligkeit teilnehmen.Lasse Deiner Diener Seelen ruhen mit Deinen Heiligen amOrte, wo es keine Trübsal, kein Leid und kein Seufzen gibt,sondern allein ein unendliches Leben. Amen.Gebete vor der Kommunion

Herr, ich glaube und bekenne, daß Du bist wahrhaft Christus,der Sohn des lebendigen Gottes, der in die Welt gekommen ist,um die Sünder zu erretten, unter denen ich der erste bin. Auchglaube ich, daß dies wahrhaftig Dein allerreinster Leib ist unddas wahrlich Dein ehrwürdiges Blut selbst ist. Darum flehe ichzu Dir:Erbarme Dich meiner und vergib mir alle meine Sünden, diefreiwilligen und die unfreiwilligen, durch Worte, Werke oderGedanken, die bewußten und die unbewußten, und würdigemich, ungerichtet an Deinen hochheiligen Geheimnissen teil-

zunehmen, zur Vergebung der Sünden und zum ewigen Leben.Amen.

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Bei Deinem geheimnisvollen Mahle, o Gottessohn, nimmst Dumich heute als Tischgenossen an. Nicht will ich ja Deinen Fein-den das Geheimnis verraten, keinen Kuß will ich Dir geben,

wie der Judas, sondern mit dem Schacher bekenne ich Dichund spreche: Gedenke meiner, o Herr, in Deinem Reiche!Laß mich an Deinem heiligen Sakrament teilnehmen, nicht zumGericht noch zur Verdammnis, sondern zur Heiligung meiner

Herr, der Du mir Dein Fleisch zur Nahrung gabst, der Du wie

ein Feuer die Unwürdigen versengst! Versenge mich nicht, derDu mein Schöpfer bist. Dringe vielmehr in alle meine Gliederein, in mein Gebein, in mein Inneres, in mein Herz. Vernichteden Unrat meiner Sünden. Reinige die Seele und heilige dasGemüt, stärke meine Glieder, verkläre meine fünf Sinne undmache mich fest in Deiner Furcht. Beschirme, behüte und be-wahre mich stets vor jedem Werk und Wort, das der SeeleVerderben bringt. Heilige, reinige und schmücke mich, mache

mich besser, belehre und erleuchte mich. Bereite midi, daß ichallein Deines Geistes und nicht mehr der Sünde Wohnung sei.Mache, daß jeder Frevler und jede Leidenschaft vor mir wievor dem Feuer flieht, weil ich durch die Kommunion Dein ge-worden bin. Amen.  Die Verkündigung

Seele und meines Leibes. Amen.

Gebet nach der Kommunion

Gegrüßet seist Du,Hochbegnadete, der Herr istmit Dir!"

Lukas, Kapitel 1, Vers 28

Nehmet, esset, das ist mein Leib,trinket alle daraus, das ist mein Blut,

das für euch vergossen wird!

Das Abendmahl

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TEIL V

Der Gottesdienst

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Der GottesdienstEine Liebe, die sich nicht äußert, hat keinen Wert. Was würden

wir empfinden, wenn unsere Eltern, Geschwister und Schul-freunde uns zwar   innig liebten", aber mit keinem Wort und

mit keiner Tat jemals ihre Liebe zeigten? Was  hätten wir vonihnen, wenn sie sich nicht mit uns unterhalten würden, unskeine Geschenke machten, ja sich so benehmen würden, als obsie uns gar nicht kannten? Wir freuen uns aber, wenn sie unsihre Liebe bezeugen. Auch eine Mutter freut sich, wenn manihr zum Muttertag ein Geschenk bringt.

Gott ist unser Vater. Er freut sich auch, wenn wir Ihm unsereLiebe bezeugen.Dies tun wir, indem wir Ihn in den Ihm geweihten Häusernloben, Ihm danken und Ihn anbeten. Wir bezeugen unsereLiebe zu Gott in den Kirchen auch durch Wandmalereien, Iko-nen, Lichter und Blumen und durch das Singen von schönenLiedern. Wir feiern in seinem Namen Feste. Gott belohnt unsdafür mit innerer Freude. Solch eine Freude kennt keinMensch, der sich am kirchlichen Leben nicht beteiligt.

l. Die GotteshäuserUnsere Gotteshäuser sind meist in byzantinischem Stil gebaut.Aber das ist kein Gesetz. Man kann auch jedes saubere Gebäudezur Kirche gestalten, wie wir es heutzutage sehr oft sehen. Mei-

stens sind die Kirchen in Ländern, in denen die orthodoxenChristen in der Minderheit sind, in Gebäuden eingerichtet, diefrüher Gotteshäuser anderer Konfessionen waren, also äußer-lich nicht an die Kirchen in Ländern mit überwiegend ortho-doxer Bevölkerung· erinnern. Das Innere der Gotteshäuser sollaber nach bestimmten festgelegten Regeln eingerichtet werden.Diese Regeln werden auch eingehalten, ob es sich nun umeinen reich ausgestatteten oder einen ganz schlichten Raum

handelt, in dem der Gottesdienst stattfinden soll.

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Demetrios-Kathedrale zu Wladimir

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Wenn der Raum nicht nur für ein paar Stunden, sondern fürlängere Zeit von der Gemeinde zur Abhaltung des Gottesdien-stes gemietet wird, soll er folgendermaßen aussehen: Er soll

einen Vorraum, das Kirchenschiff und den Altarraum ent-halten.Der Vorraum oder   narthex" befindet sich gleich am Eingang.

In  Missionsländern halten sich dort die noch nicht getauften,die Katechumenen, auf, weil sie das Innere der Kirche vor derTaufe nicht betreten dürfen. In diesem Vorraum befindet sichgewöhnlich auch das Taufbecken. In unseren Ländern, in denendie Ungetauften nur Säuglinge oder Kleinkinder sind, gibt es

auch Kirchen ohne Vorraum.Das Kirchenschiff ist ein großer Raum, in dem sich die Gläubi-gen während des Gottesdienstes aufhalten. Er ist, meist durchSäulen, in drei Teile aufgeteilt. An den Seiten können sichAnalogien (Pulte) mit Ikonen befinden. Auf einer Seite befindetsich ein großes Kruzifix und davor ein dunkel überzogenerTisch mit einem viereckigen Kerzenständer. Hier werden nicht-eucharistische Seelenämter vollzogen. Längs der Wände befin-

den sich Bänke oder Stühle für die älteren oder gebrechlichenChristen, die nicht während des ganzen Gottesdienstes stehenkönnen.Vorne befindet sich die Ikonostasis oder Bilderwand. Es isteine Scheidewand oder ein Gitter mit drei Türen, an denenIkonen angebracht sind. Den mittleren, größten Eingang nenntman Königliche oder Heilige Pforte, so genannt, weil durch sieder amtierende Priester mit dem Heiligen Sakrament in den

Händen auf das Podium hinaustritt. Der Raum zwischen derKöniglichen Pforte und dem Heiligen Thron (Altartisch) darfnur von Geistlichen, vom Diakon an aufwärts, betreten wer-den.

Rechts von der Königlichen Pforte befindet sich stets ein Bilddes Heilands, links eines von der Gottesmutter. Hinter derKöniglichen Pforte befindet sich stets ein Vorhang, der zu

 bestimmten Zeiten des Gottesdienstes und auch in der Zeit,

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während der kein Gottesdienst stattfindet, zugezogen ist. Wäh-rend des Gottesdienstes versinnbildlicht der Altarraum dasHimmelreich.

Die Königliche Pforte ist meist mit kleineren Ikonen ge-schmückt.Auf der Ikonostase, genau über der Königlichen Pforte, befin-det sich ein Bild des Letzten Abendmahls. Auf den Seitentürensind Engel dargestellt als Wächter des Heiligtums.In den griechischen Gotteshäusern befindet sich auf der rechten(vom Kirchenschiff aus gesehen auf der linken) Seite der Bi-schofsthron, auf dem sich der amtierende Bischof während des

Gottesdienstes zu gewissen Zeiten aufhält. Der Bischof gilt imGottesdienst als Stellvertreter Christi.Gegenüber steht in manchen Ländern eine Kanzel. In anderenLändern wird die Kanzel durch die Solea ersetzt. Dies ist einPlatz vor der Königlichen Pforte auf dem Podium des Altar-raums. Von dort führen Stufen in das Kirchenschiff.Rechts und links auf dem Podium befinden sich je ein durchGitter umfriedeter Sängerstand. Ebenfalls auf dem Podium

 befinden sich symmetrisch zwei Kerzenständer, mit je einemhohen ölbrenner oder einer hohen Kerze in der Mitte. Vorden Sängerständen, im Kirchenschiff, stehen mit Brokat, Samtoder Leinen bezogene Pulte, auf denen Ikonen liegen.In der Mitte des Kirchenschiffs hängt von der Decke herab eingroßer Kronleuchter.

Der Altarraum oder das Heiligtum soll gen Osten gewendetsein. Er soll höher als das Kirchenschiff stehen. Hier dürfen sich

nur die Geistlichen aufhalten. Es ist der heiligste Teil des Got-teshauses. Hier wird die Göttliche Liturgie (die Eucharistie)vollzogen.

2.  Der Altarraum und seine EinrichtungDer Thron oder die Heilige Tafel befindet sich genau in derMitte des Altarraums. Hier vollzieht sich die Heilige Wand-lung, das Geheimnis des Abendmahls.

H O

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SiebenarmigerKerzenträger

Hl. ThronKruzifix

EvangelienbuchAntimensionGaben-

behälter

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Der Thron ist immer mit zwei Decken überzogen. Die untereist weiß und stellt das Grablinnen Christi dar. Die obere ist ausBrokat oder einem anderen kostbaren Stoff.

Für das Sakrament der Heiligen Eucharistie müssen auf demThron noch folgende Decken liegen: Das Iiiton und das Anti-mension, auf dem die Grablegung Christi dargestellt ist. Darinsind auch Reliquien eingenäht.Die ersten Christen feierten nämlich die Eucharistie über denGrabstätten der Märtyrer. Das Antimension ist ein Ersatz fürdie Märtyrergrabstätten. Antimension bedeutet Ersatztisch. Essoll unbedingt von einem Bischof geweiht werden, der diese

Weihe durch das Aufdrüdien eines Siegels bestätigt. Zur Feierder Liturgie wird auch das Aer benötigt. Es ist eine gold-

 bestickte Decke aus kostbarem Stoff, die zum Zudecken derheiligen Gaben dient. Diese Decke stellt das Leichentuch dar,in das Joseph von Arimathia den Leichnam des Herrn einge-wickelt hat.

Auf dem Thron liegen:Das EvangelienbuchDer Gabenbehälter, in dem die Heilige Eucharistie für dieSchwerkranken aufbewahrt wird. Darin werden ebenfalls dievorgeweihten Heiligen Gaben für die Liturgie der Vorgeweih-ten Gaben bewahrt.Der Gabenträger, in dem die Heilige Eucharistie in die Häuserder Schwerkranken gebracht wird.Das Thronkreuz, das während des Gottesdienstes und bei der

Beichte vom Priester den Gläubigen zur Verehrung gereichtwird. Mit ihm wird ebenfalls die Wasserweihe vollzogen. DerHeilige Thron und die auf ihm liegenden Gegenstände dürfennur von Priestern berührt werden.Links vom Thron steht ein Tisch, Vorlegetisch oder Opfertischgenannt. In manchen Ländern ist es eine in die Wand einge-lassene Nische. Dort findet die Zubereitung und die Segnungdes Brotes und des Weines vor der Feier der Göttlichen Litur-

gie statt. Oft wird über diesem Tisch die Geburt Christi in

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Rauchfaß Rüsttisch Große Decke

SchwamrBecher zumNachtrinken

KelchPaten eStern

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Bethlehem dargestellt. Jedenfalls soll der Opfertisch an dieGeburt Christi erinnern.Auf der rechten Seite steht der Sakristeischrank, in dem die

liturgischen Geräte und die Amtsgewänder der Geistlichkeitaufbewahrt werden. In einigen sehr alten Kathedralen sindhinter dem Thron Sitze für die mitfeiernden Bischöfe ange-

 bracht, auf denen sie während der Prophetien- und Psalmen-lesungen Platz nehmen.Auf dem Opfertisch liegen:Das heilige Potirion oder der KelchDer Diskos, auf den die Brotteilchen gelegt werden

Der Asteriskos (= der Stern) zum Zudecken der BrotteilchenDer KommunionslöffelDer Schwamm oder ein sauberes Tuch zum Abwischen derBrotteilchen.

3. Die liturgischen Gefäße und GeräteDas Rauchfaß. Es hängt an einer Kette. Damit wird währenddes Gottesdienstes zu bestimmten Zeiten Weihrauch verbreitet.Der duftende Rauch, der emporsteigt, versinnbildlicht die Ge-

 bete der heiligen und der frommen Christen, wie es auch imBuche der Offenbarung (5, 8) steht.Der Myronbehälter, in dem das Myron für die Myronsalbung

 bewahrt wird. Lichtkörper und Kerzen vor den Ikonen sollenunsere Ehrung der darauf dargestellten Personen bezeugen.Sie versinnbildlichen auch das innige und beharrliche Gebet.

Dieser Brauch war früher mit der Gepflogenheit verbunden,im Gebet zu bleiben, solange die Kerze brannte. Außerdem istheute die Kerze eine Spende zur Erhaltung des Gotteshausesund ein Beitrag zu seinem Schmuck.

4. Die gottesdienstlichen BücherDiese sind:Das Evangelienbuch. Im Laufe mehrerer Gottesdienste ver-

ehren die Gläubigen das Evangelienbuch, indem sie sich vor

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ihm verneigen und es küssen. Damit bekennen sie sich vorbe-haltlos zu allem, was in diesen geheiligten Büchern steht. Inunseren Tagen ist diese Geste besonders wichtig und nötig. Sie

ist wie ein Treueeid. Wir bekennen uns damit vorbehaltlos,also ohne  Wenn" und Aber" zu dem Wort Gottes, wie es

uns die Apostel im Auftrag des Herrn aufgeschrieben haben.

Das Apostelbuch. Es  enthält die Apostelgeschichte und dieApostelbriefe.Das Menologion (Zwölfmonatsbuch). Es enthält die gottes-dienstlichen Gebete, eingeteilt nach Kalendertagen.Der gottesdienstliche Psalter. Er enthält die Psalmen, eingeteiltin 20 Abteilungen, Kathismen genannt; zu jeder Kathismegehören zusätzliche Gebete.Das Oktoichos (Buch der acht Töne). Es enthält verschiedeneLesungen und Gebete für die Sonntage und Samstagabende,eingeteilt nach den  Acht  Tönen" der Psalmodie. An jedemSonntag wird einer dieser acht Töne gelesen. Jedem Ton sindzusätzlich Lieder- und Gebetstexte zugeordnet.

Das Fastentriodion mit Liedern und Gebeten für die Zeit vomSonntag des Zöllners und des Pharisäers bis einschließlich zumKarsamstag.Das Pentekostarion mit Liedern und Gebeten für die 50 Tageder Osterzeit vom Ostersonntag bis zum Sonntag Allerheiligen(dem Sonntag nach Pfingsten).Das Liturgikon. Es enthält die Ordnung und die Texte derGöttlichen Liturgien von Johannes Chrysostomos, von Basilius

dem Großen und die Liturgie der Vorgeweihten Gaben.Das Stundengebetsbudh, eingeteilt nach Gebetsstunden oderHören; es enthält auch Canones.Das Typikon enthält alle Vorschriften, die den Vollzug derGottesdienste betreffen.

5.  Die liturgischen Gewänder

Die feierlichen Gewänder gelten der Ehre Gottes. Sie werdenvon den amtierenden Geistlichen nur im Gotteshaus und nur

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während der Gottesdienste getragen. Sie sind in verschiedenenLändern verschieden zugeschnitten. Auch die Tracht der Geist-lichkeit, außer der Gottesdienstzeit ist in verschiedenen Län-

dern verschieden.Gleich sind in allen Ländern die folgenden Gewänder undAmtszeichen:

Gewänder des Bischofs:

Das Hauptzeichen der Bischofswürde ist das Omophorion, einSchultergewand. Außerdem:Der Sakkos, ein kürzeres Amtsgewand als das des Priesters,

die Mandya, ein vorne offener breiter Umhang, den der Bischof bei verschiedenen Gottesdiensten (nicht aber während derGöttlichen Liturgie) trägt.

Der Hirtenstab, der auf das Hirtenamt des Bischofs hindeutet.

Gewänder des Priesters:Die Pheloni, ein ärmelloser Umhang (Obergewand).Bei jeder Amtsverrichtung trägt der Priester das Epitrachilion(oder: Stola), deren Enden vorn zusammengenäht sind. Das ist

das äußere Zeichen der Priesterwürde.Für bestimmte Amtshandlungen, zum Beispiel beim Abhörender Beichte, bei der Erteilung der Kommunion am Kranken-

 bett und beim Lesen der Morgengebete während der Sechs- psalmenlesung genügt für den Priester das Anlegen des Epi-trachilions.

Gewänder des Diakons:

Das äußere Zeichen der Diakonswürde ist das Orarion, einlanges mit Stickereien versehenes Band aus Brokat oder festemLeinen.Statt der Pheloni trägt der Diakon ein Sticharion, ein mitÄrmeln versehenes Gewand.Die Geistlichen aller drei Stufen tragen außerdem beim Gottes-dienst Ärmelhalter, eine Art Manschetten, um nicht durch die

 breiten Ärmel in ihren Bewegungen gehindert zu werden.

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Die GottesdienstordnungDie Eudiaristische (oder: Göttliche) LiturgieSchon in der Apostelzeit wurde eine Ordnung für die Gottes-dienste geschaffen. Als erster schrieb der Apostel Jakobus eineGottesdienstordnung. Diese führten die Gemeinden ein. Siewurde im 4. Jahrhundert durch die etwas kürzere Ordnung derGöttlichen Liturgie von St. Basilius dem Großen ersetzt.Diese Liturgie wird in unserer Zeit zehnmal im Jahr gefeiertund zwar:

An den fünf ersten Sonntagen der Großen FastenzeitAm Großen Donnerstag (Gründonnerstag)Am Großen Samstag (Karsamstag)Am Vorabend des EpiphaniasfestesAm St.-Basilius-Fest (1. Januar).

 Nach dem hl. Basilius schrieb der hl. Johannes Chrysostomoseine noch kürzere Gottesdienstordnung für die Göttliche Li-turgie. Diese wurde schließlich für die gesamte OrthodoxeKirche angenommen und kanonisiert (= zur Vorschrift ge-macht). Sie wird überall, das ganze Jahr hindurch (außer in denoben erwähnten Tagen) gefeiert.

Die Liturgie der Vorgeweihten Gaben

Während der Großen Fastenzeit, jeweils am Mittwoch undFreitag sowie an den drei ersten Tagen der Karwoche, wirdstatt der Eucharistie die Liturgie der Vorgeweihten Gaben ge-feiert.

Da diese Tage Büß- und Trauertage sind, kann in dieser Zeitein so freudevoller Gottesdienst wie die Göttliche Liturgienicht abgehalten werden. Deshalb wird an diesen Tagen ein

Gottesdienst gefeiert, an dem keine Wandlung stattfindet. DieGläubigen kommunizieren mit den heiligen Gaben, die bei dervorhergehenden Eucharistie-Liturgie gewandelt wurden. Es ist

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ein ernster, feierlicher, aber auch sehr schöner Gottesdienst, derden Teilnehmer besonders tief beeindruckt.

Die regelmäßigen GottesdiensteAußer der Göttlichen Liturgie werden das ganze Jahr hindurchin allen orthodoxen Klöstern und auch in manchen Pfarrkir-chen folgende Gottesdienste gefeiert:

1. Die vier Gebetsstunden (Hören)a) Die erste Stunde, die gegen 7 Uhr früh gebetet wird

 b) die drit te Stunde, die gegen 9 Uhr früh gebetet wirdc) die sechste Stunde, die gegen 12 Uhr mittags gebetet wird

d) die neunte Stunde, die gegen 15 Uhr gebetet wird.2. Das Abendamt oder die Vesper am späten Nachmittag3. Das Spätabendamt als Gebet vor der Nachtruhe4. Das Mitternachtsamt im Gedenken an das nächtliche GebetChristi und an seine Wiederkunft zum Gericht5. Das Morgenamt, das bei Sonnenaufgang stattfinden soll. Inmanchen Ländern wird es unmittelbar vor der Göttlichen Li-turgie gefeiert, in anderen am Samstag nach dem Abendamt

6. Die Heilige Eucharistie oder Göttliche Liturgie.Sie ist der wichtigste Gottesdienst der orthodoxen Kirche, weil

 bei dieser kirchlichen Handlung Brot und Wein zum Leib undBlut Christi durch die Kraft und die Gnade des Heiligen Gei-stes verwandelt werden.

Die Göttliche Liturgie von St. Johannes Chrysostomos

Die Liturgie teilt sich in drei Teil·^:

a) Die Proskomidie, also die Vorbereitung der Heiligen Gabenfür die Eucharistie

 b) die Liturgie der Katechumenen

c) die Liturgie der Gläubigen.

Die ProskomidieFür den Vollzug der Proskomidie braucht der Priester fünfBrote, gebacken aus reinem Weizenmehl ohne Salz. Das ersteBrot, Opferbrot genannt, kann größer sein als die anderen,

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 je nachdem wie viele Kommunikanten anwesend sind. Weiter-hin braucht der Priester Rotwein und Wasser. Während derPriester im Altarraum die Proskomidie vollzieht, wird im Kir-

chenschiii das Morgenamt gefeiert oder Gebetsstunden gelesenoder Psalmen gesungen.

Ordnung der ProskomidieZuerst nimmt der Priester das Opferbrot in die Hand. DiesesBrot trägt wie alle anderen Brote, auf seiner oberen Seitedieses Zeichen:

Dies sind Buchstaben des griechischen Alpha- bets. Sie bedeuten:IC = Jesus; XC = Christus; NIKA = siegt.

Aus diesem Brot schneidet er unter Beten von Bibelversen, dieauf die Kreuzigung Christi hindeuten, in jede Seite das Siegelhinein. Schließlich hebt er das herausgeschnittene viereckige

Teil heraus und legt es mit dem Siegel nach unten auf denDiskos. Dieses viereckige Brotteil nennt man Agnus, dasLamm, weil es Christus, das Lamm Gottes, darstellt.Dann schneidet der Priester den Agnus kreuzweise, so daßauf dem Diskos nun vier Teile liegen.Von dem zweiten Brot schneidet er ein Teilchen zur Ehreder Gottesmutter heraus. Aus dem dritten Brot nimmt erneun Teilchen zur Ehre der Heiligen. Aus dem vierten Brot

nimmt er ein Teilchen und betet dabei für den Patriarchen,Metropoliten, Erzbischof oder Bischof seiner Diözese, dannnimmt er ein Teilchen für den Landoberen, wenn dieser einChrist ist, und gedenkt der Lebenden, welcher er will. Ausdem 5. Brot nimmt er Teilchen für die Verstorbenen, einTeilchen bei jedem Namen, wie bei den Lebenden. Zuletztnimmt er wieder das vierte Brot und erwähnt sich selbst. Ergedenkt auch der Lebenden und der Verstorbenen, deren Na-

men er den von den Gläubigen gebrachten Gedenklisten ent-

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nimmt. (Jedem Zettel entspricht ein Brot, das dem Gläubigennach der Liturgie zurückgegeben wird.) Auch da entspricht

 jedem Namen ein Brotteilchen. Diese Teilchen legt er in Reihen

unter den anderen.Wenn er mit allem fertig ist, sieht der Diskos mit den Brot-teilchen so aus:

AAAAAAAAA

^ p f e W ö ties iHellieeri

hIObriSKeit R e l i n gDenöeAAAAAAAA A/i/efcStOMlAAAAA

Verteilung der Brotteilchen auf der Patene

Somit ist, um das Lamm vereint, die siegreiche Kirche desHimmels und die kämpfende Kirche auf Erden sinnbildlichdargestellt. Über den Diskos wird dann der Asteriskus, derStern gestellt und darüber die Diskosdecke gelegt. Danach

gießt der Priester oder der Diakon Wein und das Wasser inden Kelch und deckt diesen mit der entsprechenden Decke zu.Zuletzt deckt der Priester Diskos und Kelch zusammen mitdem Aer. Damit sind die Heiligen Gaben für den Großen Ein-zug bereit.Danach werden Gebete an die Gottesmutter und die Heiligengesprochen, damit sie den Segen Gottes auf diese Vorbereitungerbitten.

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Die Liturgie der Katechumenen

Katechumenen" nennt man alle, die sich zur  Taufe vorbereiten.

In unseren  Ländern gibt es kaum welche, da die Christen meistschon als Säuglinge getauft werden. Aber in den Missionslän-dern gibt es oft viele. Während dieses Teils der Messe soll dieGemeinde an die zu Taufenden denken und für sie beten.Die Liturgie der Katechumenen ist in vier Teile geteilt:

a) Die Anfangsgebete b) der kleine Einzugc) die Lesungen aus den Apostelbriefen und den Evangeliend) die Litaneien und Gebete für die Katechumenen.

a) Die Anfangsgebete

Der Priester stellt sich vor den Thron, verneigt sich davor undküßt erst ihn, dann das Evangelienbuch. Danach beschreibt ermit dem Evangelienbuch das Kreuzzeichen über den Thron undruft laut:

Gepriesen sei das Reich des Vaters und des Sohnes und desHeiligen Geistes jetzt und allezeit und von Ewigkeit zu Ewig-keit.

Die Gemeinde oder der Chor antwortet: Amen.Das ist der Anfang der Göttlichen Liturgie.Danach spricht der Diakon oder, wenn keiner zugegen ist, derPriester dieGroße Litanei, auch Friedenslitanei genannt. Sie beginnt mit

den Worten:  Lasset uns in Frieden zu dem Herren beten!"Es folgen die Antiphonen, die von der Gemeinde oder vom

Chor gesungen werden. Als dritte Antiphon singt man die

Seligpreisungen oder andere Hymnen, je nach dem Tag.

 b) Der kleine Einzug

Während des Singens der dritten Antiphon kommt aus derlinken Tür der Ikonostase der Priester, der das Evangelienbuch

hält. Ihm gehen Ministranten mit Rauchfaß und Kerze voraus.Das Evangelienbuch erinnert uns an Christus, der, um zu pre-

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digen, in die Welt hinauszieht. Als der Zug vor der König-lichen Pforte angelangt ist, ruft der Diakon oder der Priester:Weisheit! Steht aufrecht! 

Dies  heißt: Daß Evangelium ist die höchste Weisheit. Vor ihmsollen wir in Ehrfurcht und Andacht stehen.Es folgt das

Trishagion (das Dreimalheilige):

Heiliger Gott, Heiliger Starker, Heiliger Unsterblicher, er-

 barme Dich unser!" (Dreimal).

c) Die Lesungen

Von einem  Gläubigen, meist dem Chormeister oder einemguten Sänger, werden Psalmenverse und danach der anfallendeAbschnitt aus einem Apostelbrief bzw. aus der Apostelge-schichte psalmodiert. Dann liest der Diakon bzw. der Priesterdas dem Tag entsprechende Kapitel aus dem Evangelium. Nachdem Evangelium kann die Predigt stattfinden. Manche Pfarrerziehen es jedoch vor, die Predigt am Ende des Gottesdienstes zuhalten.

d) Die LitaneienEs folgen: Die inbrünstige Litanei, die Gebete für die Verstor- benen und die Litanei für die Katediumenen. Am Ende dieserLiturgie ruft der Priester oder der Diakon:  Ihr Ungetauften,

entfernt euch! Ihr Ungetauften, entfernt euch! Kein Unge-

taufter bleibe!"

Die Liturgie der   Gläubigen

 Nun beginnt der wichtigste Teil des Gottesdienstes, der dieWandlung enthält. Die  Liturgie der   Gläubigen" kann man insieben Teile aufteilen:

1. Der Cherubinhymnus mit dem Großen Einzug2. Die Bittlitanei3. Das Glaubensbekenntnis4. Der Eucharistisdhe Kanon5. Die Wandlung

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6. Das Vaterunser und die dazugehörigen Gebete7. Die Kommunion des Klerus und der Gläubigen.

Die Liturgie der Gläubigen beginnt mit dem Ruf des Priesters:Die ihr   Gläubige seid, wollen wir wieder und wieder zu Gott beten!

 

 Nach einigen Gebeten folgt der Cherubimhymnus. Der Chor

singt langsam und mit  großer Andacht:

Die wir die Cherubim geheimnisvoll darstellen und der

lebenschaffenden Dreifaltigkeit den dreimalheiligen Hymnus

singen, wollen wir nun jede irdische Sorge ablegen. 

Hier unterbricht der Chor den Gesang und es folgt der   GroßeEinzug.Der Priester nimmt die auf dem Rüsttisch stehenden Gabenund zieht von der linken Tür her aus dem Altarraum hinaus.Ihm voraus gehen Ministranten mit der Kerze und dem Rauch-faß. In der Mitte der Solea angelangt, gedenkt der Priester — je nach Landesbrauch — des kirchlichen Oberhauptes und des

Landesoberen und ruft schließlich:Ihrer aller gedenke Gott der Herr in seinem Reich jetzt und

immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit."

Der Chor antwortet: Amen" und setzt dann den begonnenen

Hymnus fort:

... um zu empfangen den  König des Alls, den Engelscharenunsichtbar im Triumph einhergetragen. Alleluja, Alleluja,

Alleluja!"Währenddessen trägt der Priester die Gaben durch die König-liche Pforte in den Altarraum hinein und stellt sie auf denThron.

Es folgen einige Gebete und die Bittlitanei.Darauf ruft der Priester:Friede allen!"

Gemeinde: und Deinem Geiste"

Priester: Lasset uns einander lieben, auf   daß wir in Eintracht bekennen"

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Gemeinde: Den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist,

wesensgleiche und unteilbare Dreieinigkeit."

Diakon (oder Priester): Die  Türen! Die Türen! In Weisheit

wollen wir aufmerken."Im Altertum wurden in diesem Augenblick die Kirchentürenverschlossen. Heute verschließt man zwar nicht die Türen, aberes ist den Gläubigen bekannt, daß man von diesem Moment an

 bis zum Ende des Gottesdienstes die Kirche weder betretennoch verlassen darf. Das unterstreicht die Würde des Augen- blicks, in dem sich alles auf die Ankunft des Herrn vorbereitet,und besonders der Zeit, in welcher der Herr bereits im Heili-

gen Altarsakrament zugegen ist. Es folgtdas Glaubensbekenntnis,

das meist nicht nur vom Chor, sondern von der ganzen Ge-meinde gesungen wird. Das alles war die Vorbereitung zu demgroßen Augenblick, der jetzt kommt.

Der Eucharistisdie Kanon

Der Priester ruft aus dem Altarraum:Stehen wir in Andacht! Stehen wir in Ehrfurcht! Lasset uns

aufmerksam sein, bei dem Heiligen Opfer, um es in Frieden

darzubringen."

Gemeinde oder Chor : Gnade des Friedens, Opfer des Lobes."

Das bedeutet: Gott gibt uns allen die Gnade des Friedens

(mit Ihm) und wir opfern Ihm unser Lob.

Priester: Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die

Liebe Gottes, des Vaters, und die Gemeinschaft des Heiligen

Geistes sei mit euch allen!"

Gemeinde: . . . und mit deinem Geiste".

Darauf liest der Priester die Gebete, die die Wandlung vorbe-

reiten sollen.

Dann wendet er sich wieder der Gemeinde zu: Empor die

Herzen!"

Gemeinde: Wir haben sie beim Herrn."

Priester: Lasset uns dem Herren danken!"

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Gemeinde: Es ist  würdig und  recht. 

Der Priester betet weiter leise. Er dankt dem Herrn  für alles,was Er für uns getan hat, für die Schöpfung, für die Erlösungund für  das, was Er für jeden einzelnen Menschen tat, für die er-hörten Gebete und für das vorliegende heilige Opfer, dasGott von uns annimmt, obgleich im Himmel unzählige Engel,Erzengel, Cherubim und Seraphim vor Ihm stehen, die (laut):Das Siegeslied singen, jauchzen, rufen und sprechen.. . 

Die Gemeinde (antwortet mit den Worten des Siegesliedes):

„Heilig, heilig, heilig ist der Herr Gott Sabaoth! Himmel und

Erde sind voll von Deiner Herrlichkeit. Hosanna in denHöhen! Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!Hosanna in den Höhen. 

Der Priester setzt sein Gebet leise fort und dankt dem Herrn

für das Opfer Jesu Christi, der in der Nacht, in der Er ver-raten ward, oder vielmehr sich selbst zum Heile der Welt über-lieferte, das Brot nahm, dankte, segnete, heiligte und brach es,gab es seinen Jüngern und Aposteln und sprach (laut): „Neh-

met, esset, das ist mein Leib, der für euch gebrochen wird zurVergebung der Sünden. Gemeinde: „Amen .

Priester (leise): „Desgleichen nahm er auch den Kelch nach

dem Mahle und sprach 

(laut): „Trinket alle daraus; das ist mein Blut des Neuen Bun-

des, das  für euch und für viele vergossen wird zur Vergebung

der Sünden. Gemeinde: „Amen. Amen. 

1Die Wandlung

Der Priester betet leise weiter, dann ruft er laut: „Wir bringen

Dir das Deinige von dem Deinen  für alle und für   alles.  Der

Chor singt leise, langsam und   andächtig: „Dir singen wir, Dich preisen wir, Dir danken wir, o Herr, und beten zu Dir, un-

serem  Gott. 

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Während des Gesanges verbeugen sich Priester und Diakondreimal vor dem Thron und sagen leise:  Gott, sei mir   Sündergnädig und erbarme Dich meiner."

In den slawischen Kirchen werden vor der Wandlung Psalmen-verse und ein Gebet an den Heiligen Geist gesprochen. In dergriechischen Kirche geschieht das nicht.

 Nach den Gebeten sagt der Priester leise:und mache dieses Brot zum kostbaren Leib  Deines Christus. 

Diakon (oder Priester): Amen".

Priester (leise): . . . und was in diesem Kelch ist, zum kost-

 baren Blut Deines Christus."

Diakon (oder Priester): Amen".

Dann spricht der Priester halblaut die Worte der Wandlung:

... sie durch Deinen Heiligen Geist verwandelnd.*

Das ist der wichtigste und heiligste Augenblick der Liturgie.

Jetzt sind Brot und Wein durch die Wirkung des Heiligen

Geistes in Leib und Blut Christi verwandelt. Priester, Diakon

und   Gläubige fallen auf die Knie und verneigen sich bis zurErde, um den Herrn Christus anzubeten. Jetzt steht der Prie-ster unmittelbar vor dem Herrn und betet zu Ihm für alle,die an dieser heiligen Eucharistie teilnehmen, auf daß die heili-gen Gaben ihnen  zur   Läuterung der Seele, zur Vergebungder Sünden, zur Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist... nichtaber zum Gericht und zur Verdammnis gereichen". Dann be-kennt er, daß dieses unblutige Opfer auch ein Dankopfer fürdie Heiligen ist, die im Glauben und als Mitbegründer der

Kirche oder als Förderer des Reiches Gottes auf Erden gelebthaben: Die Urahnen, die heiligen Väter, Patriarchen, Prophe-ten, Apostel und Verkünder des Evangeliums (laut): Vornehm-lich für unsere allheilige, unbefleckte, hochbegnadete, glor-reiche Herrin, die Gottesmutter und Immerjungfrau Maria!Die Gemeinde (bzw. der Chor) antwortet darauf:Würdig ist es in Wahrheit Dich selig zu preisen, o Gottes-

gebärerin, allzeit Hochselige und Unbefleckte und Mutter un-

seres Gottes. Die Du ehrwürdiger bist als die Cherubim und

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unvergleichlich herrlicher als die Seraphim, die Du unversehrt

Gott das Wort geboren hast, o wahrhafte Gottesmutter, Dich

 preisen wir hoch! 

Der Priester   erwähnt daraufhin andere Heilige und betet füralle verstorbenen Christen.

 Nach einigen Gebeten singt die Gemeinde

das Vaterunser.

Danach singt die Gemeinde:Lobet den Herrn vom Himmel her, lobet Ihn in den  Höhen.

Alleluja", oder den anfallenden Kommunionsvers.

Daraufhin wird der Vorhang in der Königlichen Pforte zuge-zogen und die Geistlichkeit empfängt die Heilige Eucharistie.Währenddessen werden die Kommunionsgebete vorgelesen oderes wird eine Hymne gesungen. Dann wird der Vorhang weg-gezogen, die Königliche Pforte geöffnet und der Priester er-scheint in der Pforte mit dem Kelch. Die Gemeinde betet dasHeilige Sakrament an. Der Priester:  Mit Gottesfurcht, Glaube

und Liebe tretet heran!"

Die Teilnehmer stellen sich zuerst vor den Kelch und spre-

chen mit dem Priester die Worte des Kommunionsgebetes

(manchmal wird dies auch einfach vorgebetet). Dann stellen

sie sich hintereinander und treten einzeln mit auf der Brust

gekreuzten  Händen heran.Wichtige Vorschrift

Sobald man sich angestellt und die Hände auf der Brust ge-

kreuzt hat darf man sich nicht mehr bekreuzigen bis man nachder Kommunion zur Seite getreten ist, um den zum Nach-trinken gereichten Wein zu sich zu nehmen. Dadurch soll einversehentliches Umstoßen des Heiligen Kelches verhütet wer-den.

 Nach der Kommunion werden Dankgebete gesungen und ge-sprochen. Der Priester tritt noch einmal mit dem heiligenKelch aus der Königlichen Pforte und segnet mit dem Kelch

die Gemeinde mit den Worten:

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 Jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit", worauf

die Gemeinde antwortet: Amen".

Dann  trägt der Priester die Heiligen Gaben auf den Thron.

Danach werden die auf dem Diskus verbliebenen Teilchen ausdem 2., 3., 4., und 5. Brot mit Hilfe des Schwamms in denKelch hineingetan mit den Worten:

„Wasche, o Herr, die Sünden derjenigen, derer hier gedachtwurde, in Deinem kostbaren Blut unter Fürbitte Deiner Heili-gen."

Danach wird der Heilige Kelch auf den Opfertisch getragen und

die restlichen Heiligen Gaben verzehrt. Es folgen Dankgebete.Die Gemeinde oder der Chor singt dreimal: „Es sei der Namedes Herrn gepriesen von nun an bis in die Ewigkeit."Jetzt wird die Predigt gehalten, wenn nicht schon nach derEvangelienlesung gepredigt wurde.

 Nach einigen weiteren Segnungen und Gebeten entläßt derPriester die Gemeinde. Diese tritt zur Kreuzverehrung undzum Empfang des Antidoron, (= der Ersatzgabe) heran. Das

Antidoron ist gesegnetes Brot für diejenigen, die nicht kom-muniziert haben. Es ist eine Erinnerung an das Liebesmahl,das in der Urkirche nach der Liturgie stattfand. In manchenkleineren Gemeinden findet auch heute noch eine Art Liebes-mahl — ein kleinerer Imbiß — statt.

Die Bedeutung der Göttlichen Liturgie

Wenn wir mit Aufmerksamkeit und Aufrichtigkeit während

der Liturgie dem Gesprochenen und dem Gesungenen zugehörtund vor allem mitgebetet haben, merken wir, daß wir aus derKirche wie erneuert herausgegangen sind. Diese Erneuerungwird durch die Anwesenheit des Herrn Jesus Christus und dieGnade des Heiligen Geistes erwirkt, der wir durch die Fürbittedes Priesters teilhaftig wurden.

Es ist deshalb für den Christen sehr wichtig, jeden Sonntag

und, wenn möglich, an allen Feiertagen die Kirche zu besuchen.

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Je öfter wir in die Kirche gehen, desto mehr empfangen wirvon Gottes Kraft und Hilfe. Das ist eine Erfahrung, die jedermachen kann.

Ganz besonders aber erfahren wir die Kraft der GöttlichenLiturgie, wenn wir an der Heiligen Eucharistie, also an derKommunion teilnehmen. Die Teilnahme an der Eucharistieist keine Belohnung für den heiligmäßigen Menschen, sonderneine Kräftigung unserer Seele für den Kampf gegen die Sünde,eine Kräftigung und Gesundung auch unseres Körpers, ganz besonders für das durch ständiges Sündigen und durch die Un-ruhe des Lebens angegriffene Nervensystem. Ein häufiges Kom-

munizieren vertilgt nach und nach die gewohnheitsmäßigenSünden völlig.

Die FeiertageSchon am Anfang bestimmte die Kirche gewisse Tage, an denendie Christen zusammenkamen, um gemeinsam Gott anzubetenund die Heilige Eucharistie zu feiern. Diese Zusammenkünfte

fanden am  Tag des Herrn" , also am Sonntag, statt, weil esder Tag der Auferstehung war und auch der Tag, an dem der

Heilige Geist auf die Apostel, die Gottesmutter und die heili-

gen Frauen herabgekommen war (Pfingsten).

Vom Tag des Herrn"  können wir bereits in der Offenbarungdes heiligen Apostel Johannes lesen (Kapitel 1, 10). Später ka-men Gedächtnistage an verschiedene Ereignisse hinzu, die mitunserer Erlösung zusammenhängen, wie die Geburt des Herrn,

sein Einzug in Jerusalem, seine Verklärung auf dem Berge Tha- bor und andere, sowie die Geburt der Gottesmutter, die Ver-kündigung und Gedächtnistage zu Ehren der Märtyrer.Hauptfeiertage der Christen sind:Die Geburt Christi (Weihnachten) unddie Auferstehung Christi (Ostern).

In allen christlichen Ländern sind diese Feiertage gesetzlich ge-schützt. Ämter, Geschäfte und Schulen sind geschlossen.

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An Feiertagen soll jeder orthodoxe Christ, wenn eine ortho-doxe Kirche im Wohnort oder in der Nähe ist, den Gottes-

dienst besuchen.Am Sonntag soll er sich jedenfalls an das vierte Gebot haltenund keine bezahlte oder anstrengende Arbeit verrichten.Mutwillig die Kirche zu versäumen, um etwas anderes zu tun,ist eine Sünde gleichzeitig gegen das erste und das vierte Gebot.Die Einteilung der Feiertage

Die Feiertage werden in  Herrenfeste, Gottesmutterfeste  undHeiligenfeste  eingeteilt.

Außerdem teilen sie sich in bewegliche  und  unbewegliche  Festeein. Unbewegliche  Feste sind solche, die auf einen bestimmtenKalendertag fallen, wie zum Beispiel Weihnachten.  BeweglicheFeste nennen wir alle die, die mit der Feier des Osterfestes ver-

 bunden sind und deshalb in verschiedenen Jahren auf ver-schiedene Tage fallen.

Unbewegliche Festea) Herrenfeste:Christi Geburt  (Weihnachten) am 25. DezemberEpiphanias  (Erscheinung), auch Taufe des Herrn genannt, am6. Januar. Epiphanias ist ein Christusfest und kein Heiligenfest( Heilige drei  Könige ). Wir gedenken der Taufe Christi und

des Anfangs seines öffentlichen Lebens.Die Verklärung  am 6. August

Wir gedenken des Tages, an dem der Herr auf dem Berg Tha- bor seine Herrlichkeit als Gottessohn offenbarte. (Matth. 16,28—17,7, auch Markus 9, 1—8 und Lukas 9, 27—36).Die Kreuzerhöhung am 14. Septemberzum Gedächtnis an den Tag, an dem das heilige Kreuz auf-gefunden und dem Volk gezeigt wurde.

 b) Gottesmutterfeste:

Die Begegnung, am 2. Februar. Es ist der Tag, an dem Christusam 40. Tag nach seiner Geburt in den Tempel gebracht wurde

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und ihm dort der Greis Symeon und die Prophetin Hanna begegneten. Er gilt als Gottesmutterfest, weil er am 40. Tagnach der Entbindung der Mutter Gottes gefeiert wird.

Maria Geburt am 8. SeptemberEinführung Maria in den Tempel am 21. NovemberMaria Verkündigung am 25. März, als der Erzengel Gabrieldie Geburt des Heilands aus ihr verkündeteEntschlafen der Gottesmutter am 15. August.Wir gedenken des Sterbens der Gottesmutter, das nichts als einseliges Einschlafen war und ihres Eingangs in die himmlischeHerrlichkeit.

Die beweglichen FesteDie beweglichen Feste sind alle Herrenfeste. Es sind:Die Auferstehung des Herrn (Ostern).Wie Weihnachten das wichtigste unter den unbeweglichen Fe-sten ist, so ist Ostern das wichtigste der beweglichen Feste. Esist überhaupt das Hauptfest der Christenheit. Wir nennen die-ses Fest das  Fest der Feste", weil an diesem Tag, wie die Kirche

singt, der Tod zertreten" wurde.Das bedeutet:  Für den Christen ist das Sterben nicht das Endevon allem sondern lediglich ein Übergang und eine Umstellung.Das Fest der Auferstehung ist der Mittelpunkt, um den alleanderen beweglichen Feste kreisen.Die Feste vor Ostern1. Sonntag des Zöllners und des Pharisäers, 10 Wochen vorOstern. An diesem Tag beginnt der Osterkreis. Die Gebete

und Hymnen in den Kirchen werden dem Fastentriodion ent-nommen. Dieser Sonntag leitet die drei Vorbereitungswochenvor der Großen Fastenzeit ein (Luk. 18, 9—14).2. Sonntag des Verlorenen Sohnes (Luk. 15, 11—32).3. Sonntag des Jüngsten Gerichts oder der Fleischentsagung,weil vom darauffolgenden Montag an kein Fleisch mehr ge-gessen werden darf. Wir gedenken des Jüngsten Gerichts(Matth. 25, 31—46).

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4. Sonntag der Versöhnung oder der Milchentsagung, da abdem Montag darauf die Große Fastenzeit beginnt. An diesem

Tage sollen wir uns mit all unseren Feinden versöhnen undüberhaupt in jeder Beziehung unsere Schulden begleichen(Matth. 6, 14—21).5. Erster Fastensonntag. Sonntag der Orthodoxie. Wir geden-ken des Sieges der Orthodoxie über die Bilderstürmer unterder byzantinischen Kaiserin Theodora im Jahre 843 n.Chr.(Joh. 1, 44-52).6. Zweiter Fastensonntag. Wir gedenken des heiligen Bischofs

von Thessaloniki, Gregorios Palamas, der durch Wort undSchrift die Irrlehren erfolgreich bekämpfte (Mark. 2, 1—12).7. Dritter Fastensonntag. Sonntag der Kreuzanbetung. Andiesem Sonntag und in der ihm folgenden Woche beten wirden Gekreuzigten an, wir gedenken seiner Leiden und werdendadurch zum Aushalten der Entbehrungen in der Fastenzeitgestärkt.

8. Vierter Fastensonntag. Wir gedenken des heiligen JohannesKlimakus. Er war ein Mönch am Berg Sinai und wurde durchsein Buch  Die Himmelsleiter"  berühmt. In diesem Buch, das33 Kapitel enthält (nach der Zahl der Jahre Christi auf Erden)

 beschreibt Johannes Klimakus die Tugenden, die der Mönchnacheinander erwerben soll, um sich dadurch zu vervollkomm-nen und so nach dem Tode in das Himmelreich eintreten zudürfen (Mark. 9, 17—31).

9. Fünfter Fastensonntag. Wir gedenken der hl. Maria, derÄgypterin. Am Mittwoch in dieser Woche wird der Bußkanonvom hl. Andreas von Kreta gebetet, der 280 Troparien enthält.Am Freitag dieser Woche wird das ganze Akathistos der Got-tesmutter gebetet (Lob der Gottesmutter).In den vier vorhergehenden Wochen wird jeweils am Freitagabends ein Sechstel dieses Lobgebets gesprochen. Evangelium

am Sonntag: Mark. 10, 32—45.10. Palmsonntag. Einzug des Herrn in Jerusalem. Dieser Taggilt als Hochfest (Joh. 12,1—18).

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Am Lazarustag, dem Samstag vor Palmsonntag ist die vierzig-tägige  Große Fastenzeit" beendet. Am Montag darauf beginntdie Leidenswoche.

Am Großen Montag gedenkt die Kirche des alttestamentlichenJoseph, der von seinen Brüdern verkauft wurde. Die Hymnenwerden von diesem Tag ab nach traurigen, gefühlvollen Me-lodien gesungen.

Am großen Dienstag wird im Gottesdienst das Gleichnis derzehn Jungfrauen betont. Die Evangelienlesungen sind beson-ders ausgedehnt.

Am Großen Mittwoch gedenkt die Kirche der Sünderin, dieim Hause Simons, des Aussätzigen, die Füße des Herrn salbte.Wir gedenken mit Abscheu des Verrats des Judas, dem JüngerChristi, der Ihn verriet.

Am Großen Donnerstag (Gründonnerstag) gedenken wir derEinsetzung der Heiligen Eucharistie. Abends werden diezwölf Evangelienabschnitte von der Passion Jesu Christi ge-lesen.

Am Großen Freitag (Karfreitag) trauern wir über die Kreuzi-gung und den Tod des Herrn. Nachmittags bildet sich dieProzession mit dem Epitaphion, das die Bahre mit dem Leich-nam des Herrn darstellt. Es werden Trauergebete gesprochenund Trauerlieder gesungen. Abends findet der Gottesdienstder »Bestattung  Jesu  statt.

Am Großen Samstag (Karsamstag) gedenkt die Kirche des Ein-kehrens Christi in das Totenreich und an seine Predigt an die

Seelen der Verstorbenen. Wir bereiten uns auf die Feier derAuferstehung vor.

Wir singen:  Steh auf, Herr , und richte die Erde!" Nach

12 Uhr mittags werden die Trauerschleier und die schwarzen

Tücher von den kirchlichen Einrichtungsgegenständen geholt.Alles wird mit Weiß überzogen. Nach dem Gottesdienst wirddie Kirche für das Auferstehungsamt festlich geschmückt. Et-was vor Mitternacht wird das Mitternachtsamt

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gefeiert. Danach wird das Epitaphion in den Altarraum hin-eingetragen. Der Klerus tritt aus der Kirche zu einer Pro-zession zusammen, der sich die Gläubigen mit brennenden Ker-

zen anschließen.Es folgt der Sonntag der Auferstehung, der Ostersonntag. Derfeierliche Ostergottesdienst dauert fast die ganze Nacht. Nachder Auferstehungsmette folgt die Göttliche Liturgie. Alles wirdgesungen, auch die Gebetsstunden. Es gibt nur fröhliche Melo-dien. Nach der Liturgie folgt das Liebesmahl, das alle Anwesen-den ohne Unterschied der Konfession, in Freude gemeinsam

genießen. Das Osterfest dauert drei Tage.Die beweglichen Feste nach Ostern

1. Der Thomas-Sonntag.Wir feiern die Erscheinung des Auferstandenen vor dem Apo-stel Thomas (Joh. 20,19—31).

2. Der Sonntag der Balsamträgerinnen:Wir gedenken der Treue der hl. Fraueq, die sich am Auf-

erstehungsmorgen mit Balsam zum Grab des Herrn begaben,um den Leichnam zu salben (Mark. 15, 43—47; 16, 1—8).

3. Der Sonntag des Gelähmten (Joh. 5, 1—15).4. Die Osterzeithälfte am Mittwoch, 25 Tage nach Ostern.5. Der Sonntag der Samariterin. Es ist der vierte Sonntag nach