Outdoor Magazin_DE_Mars 2013_Teil 1

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Author: Susanne Saha

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Touren

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Auf dem Gipfel des Monte Gridone steht man wirklich über den Dingen.

See der Glück-

seligenLago Maggiore Es liegt eine Heiter-keit über dem Lago Maggiore, die auf seine Besucher abfärbt. Wanderer spüren das besonders intensiv.

TexT: SuSannE SaHa, FoTos: IrIS KürScHnEr

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enn ich diese gesegnete Gegend am Südfuß der

Alpen wiedersehe, dann ist mir immer zumute, als kehre ich aus einer Verbannung heim, als sei ich endlich wie-der auf der richtigen Seite der Berge«, schreibt Hermann Hesse.

Wärme, der Frühling liegt prall in der Luft, die Winterjacke kann abgelegt werden. Nur ein paar Meter sind es vom Bahnhof an den See, in dem sich der Himmel stahlblau spiegelt. Palmenblätter flüstern im Wind. Die Uferpromenade von Locarno sonnt sich in blumiger Farborgie. Die heitere Stim-mung, die schon Hesse ins Tessin gezogen hatte, geht sofort auf einen selbst über.

Vielleicht sich erst einmal warm wan-dern oben an der Cardada, dem Hausberg Locarnos, wohin eine Seilbahn bequem em-por befördert, dann mit der Fähre nach As-cona ... Die Anreise mit dem Boot zu den di-versen Wandertouren hat etwas ungemein

Reizvolles. Die Suche nach einer kosten-günstigen Unterkunft ist dort, wo dem Sog der Künstler, Poeten und Literaten die Schönen und Reichen folgten, nicht so ein-fach. In Locarno-City kann die Jugendher-berge empfohlen werden. Doch ein Quar-tier direkt am See wäre natürlich ein Traum. In Moscia bei Ascona findet sich tatsäch-lich ein erschwingliches Kleinod.

zimmer miT blick auf die wellen

Selbst die Hotels im Jetset-Dorf Ascona können das nicht bieten: Das Gemäuer der Casa Moscia fällt direkt ins Wasser. Ein Ge-dicht, aufzuwachen, auf den Balkon zu tre-ten und die tanzenden Wellen unter sich. Verträumt liegen die Brissago-Inseln vor der Nase, Sonnenstrahlen streifen über die Gebirgsklippen und lassen die Bergdörfer leuchten. In den Himmel ragen der Monte Gridone auf der West-, der Monte Covreto auf der Ostseite. Attraktive Gipfelziele.

Schnell ist man von Moscia über ein ver-kehrsberuhigtes Sträßchen in Ascona. Ein Muss, hier an der Seepromenade zu flanie-ren, in einem der Cafés das Dolcefarniente zu genießen. Das hatte auch einer Gruppe von Revoluzzern gefallen, die sich im Jahr 1900 von München zu Fuß aufmachten, um einen schönen Ort für ihre Kommune zu fin-den. Sie kauften den Hügel oberhalb Asco-nas und machten ihn zum Monte Verità, ih-rem Wahrheitsberg. Die Scalinata della Ruga, ein steiler Treppenweg, führt hinauf. »Eine neue Lebensform frei von gesell-schaftlichen Zwängen und zurück zur Na-tur wollten sie erproben«, erzählt Hetty Ro-gantini-De Beauclair, die letzte Zeitzeugin. Auf dem Monte Verità ist sie aufgewachsen, ihr Vater war als Verwalter von Anfang an mit dabei. Seit Jahrzehnten betreut die heu-te 85-Jährige das Museum des Kulthügels in der Casa Anatta und gibt Führungen. »Sie brachen mit sämtlichen Konventionen, die

Bäuerin Sylvia in ihrem Käsekeller auf der Alpe Cedullo am Gambarogno.

Üppig blühen die Azaleen auf dem Krümelfelsen, dem Sass da Grüm.

an der schicken Seepromenade von ascona locken cafés und restaurants zu einer Pause.

an der schicken Seepromenade von ascona locken cafés und restaurants zu einer Pause.

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Pioniere der Hippies, trugen wallende Ge-wänder oder liefen ganz nackt, lebten in spartanischen Licht-Luft-Hütten und er-nährten sich von Rohkost. ›Balabiotti‹, Nackttänzer, nannten die Einheimischen das verrückte Volk.« Künstler, Aussteiger, Feministinnen, Weltverbesserer aus ganz Europa kamen, um sich in dem Sanatorium der besonderen Art eine Weile auszuklin-ken. Auch Hermann Hesse unterzog sich ei-ner Kur in Askese, anno 1907: »Insgesamt blieb ich sieben Tage ohne Essen.« Am Mon-te Verità erlernte er die Kunst, »einen hal-ben oder ganzen Tag gar nichts zu tun, auf einem Felsen zu sitzen (...) und zu warten, ob etwa ein Sperber vorüberfliegt«.

Wenn man heute den herrlichen Park durchstreift, kann man sich gut vorstellen, wie hier Licht-, Luft- und Sonnenbäder durchgeführt wurden. Die Vegetation strotzt vor Üppigkeit, Palmen, Magnolien, efeuumrankte Baumriesen, selbst Teepflan-

zen gedeihen hier – ein guter Ort für einen verträumten kleinen Spaziergang.

Für die Corona dei Pinci braucht es schon etwas mehr Kondition. Der ganze Kamm, der den See vom Centovalli trennt, ist ein einziger Aussichtsbalkon. Er kulmi-niert im Monte Gridone. Unter seinem Gip-fel balanciert das Rifugio Al Legn über der

Steilküste. Fulminant, dort eine Nacht zu verbringen, wenn sich eine Lichterkette um das »Insubrische Meer« spannt und in der Ferne Mailand in den Himmel leuchtet.

Wellen klatschen an den Bug, die Nase im Wind. Das Schiff legt in San Nazzaro an. Nur wenige steigen aus. Das Gambarogno, wie sich das Tessiner Ostufer nennt, ist vom Tourismus noch weniger berührt. Den alten Fußweg nach Vairano finden, die Wander-schilder machen’s leicht. Auch die Orientie-rung zum Krümelfelsen. Sass da Grüm heißt der Flecken Erde im Dialekt.

Wäre die Wirkung von Sass da Grüm zu Hesses Zeiten schon bekannt gewesen, er hätte sich garantiert dort aufgetankt. Aber um herauszufinden, welche Bewandtnis es mit Sass da Grüm hat, dafür mussten erst die Mettlers kommen. »Es geschahen merk-würdige Dinge, als wir die Liegenschaft in den 1980er Jahren erwarben«, erzählt Ve-rena Mettler. »Nicht nur die Rücken- >

Die Anfahrt ist ein Genuss.

Mit dem Bootzum Wandern

fahren – das hat Stil.

bruscetta schmeckt doppelt so gut, wenn man es in der Sonne genießt, mit blick aufs wasser.

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schmerzen meines Mannes verschwanden, auch Freunde blühten auf. Die eine oder an-dere chronische Beschwerde, wie Migräne oder Hautekzeme, war plötzlich geheilt.« Die Mettlers errangen eine Sondergeneh-migung für den Bau eines kleinen Hotels, ei-ne absolute Ausnahme in einem als Grün-zone ausgewiesenen Terrain.

Ob es nun der umwerfende Seeblick, die Ruhe und Abgeschiedenheit oder eben, wie manche glauben, die Erdstrahlung ist, die einen hier so ausgeglichen macht, muss je-der für sich herausfinden. Den Akku aufge-laden, steckt man die Steigung zu den Mon-ti di Viviano locker weg. Dann bleibt die Route auf der Höhenlinie. Es ist der uralte Verbindungsweg zwischen den Maiensä-ßen. Der Mai gab diesen Almen seinen Na-men, wenn das Vieh für den Sommer auf die Weiden getrieben wird. Die meisten sind von den Bauern längst aufgegeben, sie wer-den heute von Feriengästen oder Rentnern genutzt. Zu schmucken Rustici hat man sich

die Steinhütten umfunktioniert, hisst mor-gens die Schweizer Flagge und genießt an Wochenenden die Stille und den Blick zum See. Der Pfad zwischen den Monti quert im-mer wieder Bachläufe mit gischtenden Was-serfällen, die zur erfrischenden Dusche ein-laden. Durch die Bäume glitzert der See. Auf den Monti di Caviano dann doch wieder Älplerleben? Freche Kühe pirschen sich an,

naschen gerne vom Picknick. Mehr Sicher-heit bietet der Picknicktisch in einem mit Strohdach restaurierten ehemaligen Stall im Herzen der Almsiedlung. »Früher war es hier üblich, die Hütten mit Roggenstroh-bündeln zu decken«, sagt Walter Keller, der letzte Bauer von Caviano, der die Alm noch mit Vieh vor dem Zuwachsen bewahrt. Und dem Teufel trotzt. Denn ein Bauer soll mit Konfuzius gewettet haben, so die Legende, dass er in einer einzigen Nacht alle Steil-hänge um Monti Caviano pflügen und be-ackern kann. Die Wette gelang und die un-zähligen Wiesenterrassen heißen seither Cento Campi, Hundert Äcker. Kein leichtes Leben hier oben so ganz ohne Straßenan-schluss, aber vielleicht ein friedvolleres.

ein meer von alPenroSen

Die Alp Caviano 500 Meter höher ist schon seit den Fünfziger Jahren kuhfrei. 1996 nah-men sich Gambarogneser Bergfreunde der Stallruine an und verwandelten sie in eine einmalige Herberge. Das Rifugio Alpetto di Caviano, zu dem ein schweißtreibender Auf-stieg führt, bietet für eine Selbstversorger-hütte Luxus pur. Bier, Wein, Softdrinks, Holz zum Feuern, Gasherd, kuschelige De-cken im Massenlager – alles da, samt Du-sche und Kräutergarten. Grandios der Tief-blick zum See, und trotz des Dunstes lässt sich der Monte Rosa ausmachen.

In die Kasse den Obolus, Türen und Fenster wieder gut zugeriegelt, geht es im morgendlichen Vogelkonzert auf zur Gip-felvisite. Monte Covreto und Monte Paglio-ne locken. Auch Wildsäue sind da gerne schon in aller Herrgottsfrühe unterwegs. Im Juni leuchtet der ganze Kamm in einem Meer von Alpenrosen. Ins Gras möchte man sich legen und sich wie Hesse in einen Rie-sen verwandeln, »dann läge ich mit dem Kopfe nah am Schnee auf einer Alp zwi-schen den Ziegen, und meine Zehen unten plätscherten im tiefen See. So läge ich und stünde nimmer auf, zwischen meinen Fin-gern wüchse Gesträuch, in meinem Haar Alpenrosen, meine Knie wären Vorgebirge, auf meinem Leibe stünden Weinberge, Häu-ser und Kapellen. So liege ich zehntausend Jahre, blinzle in den Himmel, blinzle in den See. Wenn ich niese, gibt es ein Gewitter. Wenn ich drüberhauche, schmilzt der Schnee, und Wasserfälle tanzen«.

TourenKArTen L. MAGGioreDetaillierte Wegbeschreibungen zu den Wanderungen finden Sie ab S. 64

S. 64

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der Höhenweg von den monti vairano zu den monti caviano bietet Traumaussichten.

Der Pfad quert Bachläufe mit gischtenden

Wasserfällen. Eine Einladung zum Duschen!

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GALAXY S III

SCHWEIZ

ITALIEN

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2

345

LagoMa g

g io re

Gridone2188m

P.Ruscada2004m

P.Peloso2064m Madone

2039m

Cimetta1671m

M.Tamaro1962m

M.Gradiccioli1936m

C e n t o va l

l i

Va l le Onsernone

ValleMaggia

Piano di Maga

dino

G amb a r o g n o

AsconaQuartino

LosoneLocarno

GordolaCavigliano

Avegno

MuraltoMinusioOrselina

S. NazzaroRonco

S. Ascona

Brissago

Cadenazzo

S. Antonino

MagadinoVira

Gerra

CavianoPino

Bironico

Mezzovico

Tegna

Intragna

Gordevio

Brione Contra

Mergoscia

Borgnone

LocoSprugo

Vergeletto

Mosogno

10 km50

Lage: Am 66 Kilometer langen Lago Maggiore trifft die Schweiz Italien. Das nördliche Fünftel des Sees gehört zum Kanton Tessin. Locarno ist der wärmste Ort der Eid- genossenschaft.

Beste Zeit: Von April bis Juni zeigt sich der Früh-ling von seiner schönsten Seite. Bis zum Juni sind auch die letzten Schnee-reste an den Gipfelkäm-

men über dem Lago abge-schmolzen, und die Alpen-rosen blühen.

Anfahrt: Mit dem Auto über die Gotthardauto-bahn ins Tessin. Weitaus weniger Stress am Lago hat man bei Anreise mit dem Zug nach Locarno (www.sbb.ch). Von dort Seil-, Bus- und Schiffsver-bindungen an die diversen Ausgangspunkte. Je nach-dem, was man vorhat, kommt die Ticino Discove-ry Card günstiger. Für 87 Franken können an drei Tagen sämtliche öffentli-

che Verkehrsmittel im Tessin genutzt werden.

Übernach-tungstipps: Die Casa Moscia liegt von einem wunderschönen Garten umgeben direkt am Was-ser, 1,5 km süd-westlich von As-cona. Herzliche Atmosphäre, fantastische Küche. Casa Moscia, Tel. 00 41/91/7 91 12 68, casa moscia.ch. Wer lieber et-was mitten im Geschehen mag, für den liegt die Ju-gendherberge Locarnos günstig. Es gibt auch kom-fortable DZ mit eigenem Bad. Jugendherberge Lo-carno, Via B. Varenna 18, Tel. 00 41/91/7 56 15 00, youthhostel.ch/locarno. Highlight an der Riviera del Gambarogno auf der weitaus weniger touristi-schen Ostseite ist Sass da Grüm oberhalb von Vaira-

no. Ein ganz besonderes Hotel, nicht nur, weil der Straßenanschluss fehlt. Sass da Grüm, Tel. 00 41/91/7 85 21 71, sass dagruem.ch

Karten: Kompass Nr. 90, 1:50 000, Nr. 110 nur für Tour am Hausberg Locar-no nötig, je 12,90 Euro.

Buchtipps: Bergwan-dern im Tessin, M. Volken und R. Kundert, AT-Ver-lag, 34,90 Euro. Magi-

sches Tessin, Elmar Good, AT-Verlag, 29,90 Euro. Gipfelziele im Tessin, Daniel Anker, Rotpunkt-verlag, 27 Euro. Wander-führer Lago Maggiore, Iris Kürschner, Kompass Verlag, 9,95 Euro.

Info: Ticino Turismo; www.ticino.ch

Reise-InfosWAndern Am LAgo mAggIore

Mehr Informationen unteroutdoor-magazin.com/lago

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antipasti à la lago – sehr herzhaft und fein.