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Textilkombis im 4000-Kilometer-Test VERDAMMT Auf diesem Foto sehen Sie 28,7 Kilo Stoff für insgesamt 7340,80 Euro. Was einem stolzen Kilopreis von 255,78 Euro entspricht. Das ruft doch nach einem ganz speziel- len Test im XXL-Format. Also geben diese sechs Herren mal richtig Stoff und schauen, wie ihre Fahranzüge eine 4000-Kilometer-Runde wegstecken. Von Jörg Lohse; Fotos: Markus Jahn, Lohse, mps-Fotostudio VIEL STOFF KLIM BADLANDS PRO 1398 EURO HELD MONTERO/SALERNO 899,90 EURO DANE OSTED/JYLLAND 1048 EURO STADLER BENT GTX/LINE GTX 1588 EURO IXS SARAGOSSA/CHECKER EVO 758,90 EURO RUKKA R-ANDROID 1648 EURO 17/2015 www.motorradonline.de P U O T S R K E D T T 100 PRODUKTTEST PRODUKTTEST 101

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Textilkombis im 4000-Kilometer-Test VERDAMMT

Auf diesem Foto sehen Sie 28,7 Kilo Stoff für insgesamt 7340,80 Euro. Was einem stolzen Kilopreis von 255,78 Euro entspricht. Das ruft doch nach einem ganz speziel-len Test im XXL-Format. Also geben diese sechs Herren mal richtig Stoff und schauen, wie ihre Fahranzüge eine 4000-Kilometer-Runde wegstecken.Von Jörg Lohse; Fotos: Markus Jahn, Lohse, mps-Fotostudio

VIELSTOFF

KLIM BADLANDS PRO

1398 EURO

HELD MONTERO/SALERNO

899,90 EURO

DANE OSTED/JYLLAND

1048 EURO

STADLER BENT GTX/LINE GTX

1588 EURO

IXS SARAGOSSA/CHECKER EVO

758,90 EURO

RUKKA R-ANDROID

1648 EURO

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P UO T SR K ED T T

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Gehören Sie auch zu den Urlau-bern, die sich auf alle Eventuali-täten vorbereiten? Dann sind Sie bei diesem Test genau richtig.

Sollten Sie mehr der spontane Typ sein („Egal was kommt, wird schon irgendwie weitergehen“), auch dann laden wir Sie herzlich ein, uns bei dieser 4000 Kilometer langen Testrunde zu begleiten.

Denn wenn der MOTORRAD-Reifentest in seine finale Runde geht, ist zwar klar, wo es hingeht: welche Strecken abgefahren werden, welche Etappenziele pünktlich zu erreichen sind, wie viel Kilometer zum Schluss auf dem Tacho stehen. Doch was genau zwischen Kilometer 1 und 3999 pas-siert, bleibt in jedem Jahr trotz aller Erfah-rungswerte aus den Vorjahren ein großes Fragezeichen. Ein heftiger Wintereinbruch, selbst wenn man erst spät im Frühling in den Alpenraum startet? Stundenlange Autobahnfahrten bei strömendem Regen? Sengende Sonne und ein steiler Tempera-turanstieg auf über 30 Grad? Alles schon dagewesen – auf einer Tour! Deshalb stellt sich in jedem Jahr die spannende Frage: Gibt es die perfekte Ausrüstung, mit der man sich auf einen Schlag gegen alles wappnen kann? Sechs Anbieter aus dem Premiumbereich dürfen auch beim 2015er-Reifentest wieder zeigen, ob sie für den Fernfahrer unter den Bikern das Rundum-sorglos-Paket im Sortiment haben.

Erste Sichtprobe der Kombinationen vor der Abfahrt. Gefahren wird ausschließlich in Textil. Leder bietet in Sachen passiver Si-cherheit zwar die besten Werte, aber unter dem Aspekt aktive Sicherheit ist und bleibt Textil weiterhin ungeschlagen. Auch wenn manche Hersteller inzwischen versuchen, Leder durch Klimamembran-Konstruktio-nen allwettertauglich zu machen: Der Spagat, Komfort sowohl an nasskalten wie sonnig-heißen Tagen zu liefern, gelingt Kunstfaseranzügen deutlich besser.

Dass Textilkombinationen dabei wie ein unförmiger Sack am Körper rumschlackern und sich bei flotter Autobahnfahrt wie ein Ballon aufblasen müssen, hat sich inzwi-schen erledigt. Moderne Cordura-Gewebe (siehe Material-ABC auf S. 104) mit entspre-chend hohem Stretchanteil sorgen dafür, dass Textilanzüge mittlerweile ähnlich präzi-se wie eine Lederkombi sitzen können – dabei aber weiterhin deutlich mehr Komfort bieten. Erfreulicher Nebeneffekt: Auch die Protektoren sitzen somit spürbar präziser.

Bevor nun alle Reiß- und Klettverschlüs-se zugemacht werden, ein paar Worte zum Untendrunter. Immer wieder genommen: das Lieblings-T-Shirt oder, wenn es kälter wird, der Strickpullover aus Baumwolle. Manche schaffen es sogar, die Textilhose über eine Jeans zu streifen. Wer so fährt, hat

Textilkombis im 4000-km-Test

DANE OSTED/JYLLAND

HELD MONTERO/SALERNO

ANBIETER: Motoport, Telefon 0 44 56/ 89 95 71 00, www.motoport.de; PREIS: Jacke 649 Euro, Hose 399 Euro, komplett 1048 Euro; GRÖSSEN: Jacke Herren 48 bis 62 und Damen 34 bis 46, Hose Herren 48 bis 60 und 98 bis 114; FARBEN: Jacke in Silbergrau/Schwarz/Rot und Schwarz, Hose in Schwarz; GEWICHT: 3,7 kg (Größe 50); MATERIALIEN: Außengewebe aus Polyamid, Futterstoff und herausnehmbares Thermofutter aus Polyester; KLIMAMEM-BRAN: Gore-Tex; HERSTELLUNGSLAND: Indonesien

PASSFORM/TRAGEKOMFORTSitzt geschmeidig und komfortabel. Der knacki-ge Sitz bleibt auch bei hohem Autobahntempo erhalten. Kleines Minus: stets präsente Druck-stellen am Knie

WETTERSCHUTZStörende Zugluft an den Ärmeln (Reißverschlüs-se drücken sich auf) und am Hals (schwach haftender Magnetverschluss), ansonsten solider Schutz gegen schlechte Wetterlagen und bei niedrigen Temperaturen

SICHERHEITDürftiges Protektorenpaket. Rücken und Hüfte werden nur gegen Aufpreis geschützt

AUSSTATTUNG/VERARBEITUNGSehr gut verarbeitet, patzt aber bei Details wie z. B. der Taschenanordnung an der Hose

ANBIETER: Held, Telefon 0 83 21/6 64 60, www.held.de; PREIS: Jacke 499,95 Euro, Hose 399,95 Euro, komplett 899,90 Euro; GRÖSSEN: Jacke Herren S bis 3XL, in Schwarz bis 5XL, Da-men DS bis D3XL, in Pink bis DXL, Hose Herren S bis 5XL sowie Kurz- und Langgrößen, Damen DS bis D3XL; FARBEN: Jacke in Schwarz, Schwarz/Rot, Schwarz/Weiß, Schwarz/Blau und Schwarz/Pink, Hose in Schwarz und Schwarz/Weiß; GEWICHT: 3,8 kg (Größe L); MATE RIA-LIEN: Außengewebe aus Polyamid, Futterstoff und herausnehmbares Thermofutter aus Poly ester; KLIMAMEMBRAN: Gore-Tex; HER STEL LUNGSLAND: Vietnam

PASSFORM/TRAGEKOMFORTPunktet durch sein geringes Gewicht und einen knackig-sportlichen Sitz, der auch bei hoher Reisegeschwindigkeit nicht außer Form gerät

WETTERSCHUTZDurch vielfältige Belüftungsmöglichkeiten und kühlendes Coolmax-Futter vor allem an heißen Tagen erste Wahl – besonders klasse der breite Fronteinlass der Jacke. Sehr guter Regenschutz

SICHERHEITZwar nur die übliche Standardausrüstung ohne Rücken und Hüfte, dafür aber sitzen die Protek-toren einwandfrei und decken hervorragend ab

AUSSTATTUNG/VERARBEITUNGTop gemacht, viele durchdachte Details

XFAZIT XFAZITAutsch, Dane reißt mit der Kombi knapp die 1000-Euro-Schallmauer, bietet aber dafür nur eine dürftige Protektorenaus-stattung. In der Praxis zeigt der Anzug keine echten Ausfallerscheinungen, aber kleine Detailschwächen können nerven.

Tolle All-Season-Kombination zum attrak-tiven Preis. Held zeigt, dass auch deutlich unter 1000 Euro anständige Anzüge für fernreisende Motorradler angeboten wer-den. Noch knapp 100 Euro in Extra-Protek-toren investiert – mehr braucht man nicht!

Urteil: gut Urteil: gut

Richtig kaufen: Textilkombis für Tourenfahrer

TraumurlaubGuter Stoff für einen

Nieselregen bei der Abfahrt, flotte Etappen über die Auto-bahn, eisiger Wind auf der Passhöhe, brütend heiße Stadt-durchfahrten im Süden. Unsere Tipps für die Kleiderauswahl.

Kragen Muss einen perfekten Übergang zum Helm bilden. Ansonsten droht bei Regen Wassereinbruch. Muss sich leicht verschließen lassen. Perfekt, wenn er eine flatterfreie Belüf-tungsfunktion für heiße Sommertage hat.

Umbaumöglichkeiten Mit oder ohne Ther-mofutter, große Lufteinlässe, ggf. lässt sich auch noch die Klimamembran herausnehmen? Ohne flink verstellbare Gurte zur Weitenregu-lierung an Ärmeln, Beinen sowie Hüfte mutiert der Anzug schnell zum nervigen Flattermann.

Taschen Es muss nicht zig Verstaumöglich-keiten geben. Im Regelfall reichen zwei große (und wasserdichte!) Außentaschen an der Ja-cke (z. B. für eine Kompaktkamera), dazu zwei (gepolsterte) Innentaschen für Papiere, Geld-börse und Smartphone. Bequem: wenn die Hose zwei (schräge!) Einstecktaschen hat.

Übergang Jacke/Hose Gut aufeinander abgestimmte Kombinationen zeichnen sich dadurch aus, dass Jacke und Hose am Rücken weit überlappen und vorne keine nervigen Falten werfen. Ideale Kopplung: ein langer Verbindungsreißverschluss.

Protektoren Zur Minimalausstattung gehö-ren satt sitzende, CE-geprüfte Aufpralldämp-fer für Schultern, Ellbogen und die Knie. Am besten sind obendrein Hüfte und Rücken durch anständige Protektoren geschützt. Be-sonders fortschrittliche Hersteller wappnen auch die Brust mit normierten Sturzpolstern.

Schon immer hat sich der MOTORRAD-Reifentest (siehe Ausgaben 12, 13 und

14/2015) bewährt, um neben den Reifen auch das Equipment für die Piloten einem Hardcore-Praxistest zu unterziehen. Schließ-lich werden innerhalb kürzester Zeit viele Tausend Kilometer bei Wind und Wetter her untergeritten, was natürlich auch das Material der Textilanzüge besonders for-dert. Dazu werden zigmal Reißverschlüsse hin- und hergezippt oder Klettverschlüsse geöffnet und wieder verschlossen. Die An-züge müssen sich dabei in unterschied lichs-ten Fahrsituationen bewähren: bei High-speed-Etappen über Autobahnen oder auf schweißtreibenden Singletracks im Hinter-land Korsikas. Zurück in Stuttgart geht es ans Eingemachte: Begutachtung der Verar-beitungsqualität nach dieser Gewaltetappe von Süddeutschland auf die Mittelmeer-insel, dazu eine genaue Laboranalyse der ein gesetzten Protektoren (mehr dazu im Kas ten auf Seite 108).

So testet MOTORRAD

Auf großerAusfahrt

Mare et Monti: Die alpine Mittelmeer-insel stellt die Bekleidung der Piloten vor besondere Herausforderungen

Sechs MOTORRAD-Reifentester auf großer Korsika-Rundfahrt. Perfekte Bedingungen, um auch der Fahrer-ausrüstung auf den Zahn zu fühlen

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natürlich arge Probleme mit der Passform. Viel wesentlicher ist aber, dass die soge-nannte Atmungsaktivität damit komplett flachfällt. Und der Träger des Hightech-Wunderanzugs wundert sich, warum er sich bei der herrlich sonnigen Kaffeepause aus einer innen klatschnassen Kombi schält.

Deshalb kurz noch einmal das Funk-tionsprinzip einer Klimamembran in Erin ne-rung gerufen: Sie besteht in erster Linie aus einer dampfdurchlässigen Folie, durch die

Textilkombis im 4000-km-Test

IXS SARAGOSSA/CHECKER EVO

KLIM BADLANDS PRO

ANBIETER: Hostettler, Telefon 0 76 31/1 80 40, www.ixs.de; PREIS: Jacke 459 Euro, Hose 299,90 Euro, komplett 758,90 Euro; GRÖSSEN: Jacke Herren S bis 5XL, Damen DS bis D5XL, Hose Herren S bis 6XL, Damen DXS bis D5XL so-wie Kurz- und Langgrößen; FARBEN: Jacke in Schwarz, Schwarz/Rot, Schwarz/Fluo-Gelb und Grau/Schwarz, Hose in Schwarz; GEWICHT: 4,2 kg (Größe L); MATERIALIEN: Außenge-webe aus Polyamid, Futterstoff aus Polyester/Polyamid, herausnehmbares Thermofutter aus Polyester; KLIMAMEMBRAN: Gore-Tex; HERSTELLUNGSLAND: Vietnam

PASSFORM/TRAGEKOMFORTSitzt im Vergleich zum Testfeld nicht so knackig. Jacke bauscht sich bei höherem Tempo schnell auf und bietet bei aktiver Fahrt im Gebirge nicht die Geschmeidigkeit anderer Anzüge

WETTERSCHUTZKlassisches Ausstattungspaket für den ganzjäh-rigen Einsatz. Angenehme Belüftungsfunktion, akzeptable Isolation. Der eigentlich gute Regen-schutz wird durch den tief sitzenden Kragen allerdings stark geschmälert

SICHERHEITBesser als der Standard: Gelenk- plus Rücken-protektoren, Größen aber knapp bemessen

AUSSTATTUNG/VERARBEITUNGWertige Machart, aber sehr verspielter Aufbau

ANBIETER: Klim Europe, Telefon 00 41/ 2 13 21 87 42 (Schweiz), www.klim.com; PREIS: Jacke 799 Euro, Hose 599 Euro, kom-plett 1398 Euro; GRÖSSEN: Jacke Herren S bis 3XL, Hose Herren 30 bis 42 sowie Tall-32 bis Tall-40; FARBEN: Jacke in Schwarz, Schwarz/Grau und Schwarz/Fluo-Gelb, Hose in Schwarz und Schwarz/Grau; GEWICHT: 5,6 kg (Größe XL); MATERIALIEN: Außengewebe aus Poly amid (Nylon), Futterstoff aus Polyester; KLIMA - MEMBRAN: Gore-Tex; HERSTELLUNGSLAND: China

PASSFORM/TRAGEKOMFORTTrägt sich trotz des vergleichsweise hohen Ge-wichts (auf dem Niveau einer Fullsize-Leder-kombi) noch angenehm. Lässt sich durch pfif-fige Details wie einen integrierten Nierengurt aber sehr gut „auf Figur“ trimmen

WETTERSCHUTZBis zum hochgezogenen und eng anliegenden Kragen sehr guter Nässeschutz. Für heiße Sommertage einwandfrei belüftet. Für kühle Tage aber zu dürftig ausgestattet

SICHERHEITBietet neben Gelenk-, Hüft- und Rückenprotek-toren auch ein Schutzpolster für die Brust. Aber nicht auf dem Niveau eines „echten“ Protektors

AUSSTATTUNG/VERARBEITUNGTop verarbeitet, sinnvoll durchdachte Details

XFAZIT XFAZITTextilkombi im Old-School-Look. Im Ver-gleich zum übrigen Testfeld bleibt auf der 4000-Kilometer-Runde ein echter Aha-Ef-fekt aus. Neuralgischer Punkt bei Schlecht-wetter: der tief ausgeschnittene Kragen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt aber.

Die hierzulande noch unbekannte US- Marke Klim weiß durchaus zu überzeugen. Vor allem kann der Badlands Pro durch sein ausgefeiltes Sicherheitspaket einen neuen Maßstab definieren. Trotz des hohen Preises aber kein All-Season-Allrounder.

Urteil: gut Urteil: gut

Was ist was bei Textilkombis? Ein Blick auf und unter die Haut

Das Außenmaterial besteht im Regelfall aus Polyamid (PA), auch un-ter dem Namen Nylon bekannt. PA ist elastisch und besitzt bei gerin-gem Gewicht eine hohe Reiß- und Scheuerfestigkeit – allerdings immer noch weit von Leder entfernt. Selbst die PA-Edelversion Cordura (Marken-name von DuPont) mit einer etwas besseren Abriebfestigkeit! Wichtig: Verstärkungen an Sturzzonen.

Die Klimamembran soll Regen aussperren, Schweiß durch ihre Dampfdurchlässigkeit („Atmungsak-tivität“) nach außen transportieren. Grundvoraussetzung dafür: das Tra-gen von Funktionswäsche – Baum-wolle (z. B. in Form von T-Shirts) ist tabu. Im Highend-Bereich hat sich Gore-Tex (chemische Basis: Polytetra-fluorethylen) etabliert.

Der Futterstoff wird meist aus Po-lyester (PES) gefertigt. Doch es gibt Riesenunterschiede. Zum Beispiel PES als 3-D-Meshgewebe, das für ei-ne angenehme Luftzirkulation sorgt.

Material-ABC

Etiketten-Kunde

Das Poren-Prinzip von Gore-Tex: Wasser in Form von Dampf geht durch, als Tropfen dafür nicht

Außengewebe aus z. B. Polyamid

Atmungsaktive, wasser- und winddichte Klimamembran

Futterstoff aus z. B. Polyester

Anzug mit KlimamembranG

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Ob Testsieger, Kaufempfeh-lung oder Härtetest in Afrika – der Compañero von Touratech überzeugt auf ganzer Linie. Sportlicher Sommeranzug plus separate, wetterfeste Membran-kombi (All Weather Add) für kühle und nasse Tage.

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RUKKA R-ANDROID

STADLER BENT GTX/LINE GTX

ANBIETER: Rukka, Telefon 0 40/5 51 10 55, www.rukka.de; PREIS: Jacke 949 Euro, Hose 699 Euro, komplett 1648 Euro; GRÖSSEN: Jacke und Hose Herren 46 bis 62; FARBE: Schwarz; GEWICHT: 5,9 kg (Größe 52); MATERIALIEN: Außengewebe aus Polyamid, Futterstoff und herausnehmbares Thermofutter aus Polyester; KLIMAMEMBRAN: Gore-Tex; HERSTELLUNGSLAND: China

PASSFORM/TRAGEKOMFORTRukka-typisch erstklassiger Sitz, weshalb die Kombi sportliches Turnen auf kleinen Pass-straßen genauso mitmacht wie flotte Turns über die Autobahn. Auf Dauer spürt man aber das extrem hohe Gewicht – insbesondere durch die schwer auftragenden Protektoren

WETTERSCHUTZVon Kopf bis Fuß nicht nur auf Schlechtwetter eingestellt: wasserdichte Reißverschlüsse, abnehmbarer Extrakragen, ein hervorragend wärmendes Daunenfutter für die Kälteperiode, angenehme Lufteinlässe für heiße Tage

SICHERHEITBis auf die Brust eine komplette sowie sauber positionierte Protektorenausstattung an den Gelenken, der Hüfte und dem Rücken

AUSSTATTUNG/VERARBEITUNGTop durchdacht. Außengewebe zeigt aber nach dem Trip unansehnliche Verschleißspuren

ANBIETER: Stadler, Telefon 0 85 43/9 62 00, www.stadler-bekleidung.de; PREIS: Jacke ab 999 Euro, Hose ab 589 Euro, komplett 1588 Euro (zehn Prozent Aufpreis für Größen in Sonderan-fertigung); GRÖSSEN: Jacke und Hose Herren 48 bis 62, Damen 36 bis 46, sowie Kurz- und Langgrößen; FARBEN: Jacke in Schwarz/Grau/Rot, und Schwarz/Grau/Platin, Hose in Schwarz/Silber und Grau/Silber; GEWICHT: 5,5 kg (Grö-ße 52); MATERIALIEN: Außengewebe und Futterstoff aus Polyamid, herausnehmbare Ther-mojacke aus Polyester; KLIMAMEMBRAN: Gore-Tex; HERSTELLUNGSLAND: Kroatien

PASSFORM/TRAGEKOMFORTWiegt viel, trägt sich dafür aber vergleichsweise leicht und geschmeidig. Nahezu perfekte Größen und Proportionen, die sich auf Wunsch auch weiter individualisieren lassen

WETTERSCHUTZPfiffiger Regenschutz durch ein separates Gore-Tex-Inlay in Jacke und Hose, das sich wahlweise drunter oder drüber tragen lässt. Im Sommer hervorragend durchlüftet, für kalte Tage gibt es eine warme Softshelljacke

SICHERHEITDie Brust fehlt, aber ansonsten punktet Stadler durch ein optimal sitzendes Protektorenpaket

AUSSTATTUNG/VERARBEITUNGKlasse und absolut wertig gemacht

XFAZIT XFAZITDer teuerste Anzug im Test hinterlässt nach der Korsika-Rundfahrt in Sachen Oberflächengüte den unansehnlichsten Eindruck. Schade, denn ansonsten kann die Finnen-Marke vom Tragekomfort bis zum Wetterschutz hervorragend punkten.

Eine Anschaffung fürs Leben? Die 4000- Kilo meter-Tour steckt der Stadler-Anzug jedenfalls ohne nennenswerte Gebrauchs-spuren weg. Besonders gefallen die pra-xisnahen Features wie das im Stil eines Regenanzugs konzipierte Gore-Tex-Inlay.

Urteil: gut Urteil: sehr gut

Dane Im Prin-zip bestechend einfach gemacht – der Kragen-verschluss per Magnet. Hat sich auch bei ande-ren Herstellern (z. B. Held) etab-

liert. Stimmt aber wie bei Dane die Haftstärke nicht, flattert’s gewaltig

Held Pfiffige Lösung für wirk-lich heiße Tage – der Frontver-schluss mit Be-lüftungsstel-lung. Erzielt nahezu den glei-chen Effekt, wie

wenn man mit offener Jacke fährt. So ist es aber eindeutig sicherer

IXS Druck-knopf, Klett oder Schlaufe? Die Ixs-Designer wollten sich nicht festlegen und bieten gleich alle drei Möglichkeiten

auf einmal an. In der Praxis nervt die-ser komplizierte Aufbau aber schnell

Klim Ideal, wenn sich Zip-per schnell und sicher fassen lassen, um z. B. beim Ampel-stopp die Luft-zufuhr schnell öffnen oder

schließen zu können. Praktisch: die ge-genläufigen Reißverschlüsse bei Klim

Rukka Die 4000 Kilometer mach-ten der Finnen-Kombi mächtig zu schaffen. Kei-ne funktionellen Ausfälle, aber die Oberflächen-güte ließ durch

Fäden und Knötchenbildung bereits zur Halbzeit kräftig nach

Stadler Wird gerne vermieden: Reißverschlüsse per Klett abzude-cken. Weil sonst eine drückende Wulst entsteht. Auf der anderen Seite wird so der

Zipper während der Fahrt immer wieder aufgedrückt. Und das nervt

Aufgefallen im 4000-Kilometer-Test

Wenn Kleinigkeiten richtig nerven

Schweiß verdunsten kann, die im Gegen-zug aber Wassertropfen nicht passieren lässt. „Atmungsaktiv“ ist natürlich insofern irreführend, weil das Gewebe alles andere als aktiv ist. Und dass der Mensch auch in Gore-Tex & Co weiterhin schwitzt, ist ein-fach ein biologisches Grundprinzip des Körpers. Weshalb direkt auf der Haut aus-schließlich spezielle Funktionsstoffe getra-gen werden sollen, wie sie auch im Sport, z. B. beim Radfahren oder Wandern verwen-det werden. So wird vermieden, dass der Schweiß zwischen Haut und Anzug stecken bleibt. Mittlerweile hat nahezu jeder Anbie-ter diverse Sets für verschiedene Wetter-lagen im Programm – für ein gut sitzendes, funktionales und zudem noch bequem sit-zendes Set müssen allerdings noch einmal rund 100 Euro angelegt werden.

Und wo wir gerade beim Thema Geldaus-geben sind: Obwohl wir uns in der textilen Oberklasse bewegen, werden bei manchen Herstellern noch einmal Extrabeträge fällig, wenn es um das Thema passive Sicherheit geht. In Sachen Protektorenausstattung (sie he Tabelle auf Seite 108) hat sich eine Vollausstattung inklusive Hüft- und Rücken-protektoren noch lange nicht etabliert, selbst wenn der Preis die 1000-Euro-Schall-mauer knackt (z. B. Dane). Dieser Prüfpunkt wird 2016 noch einmal an Schärfe gewin-nen, wenn die lang erwartete Brustprotek-toren-Norm EN 1621-3 endlich verabschie-det wird. Bislang zeigt sich in diesem Test-feld nur ein Anbieter gewappnet, die Front mit einer gepolsterten Ein lage zu schützen

Textilkombis im 4000-km-Test

In der Premiumklasse erwartet man auch im Detail eine perfekte Handschrift. Doch das klappt nicht immer. Auf 4000 Kilometern können manche Zipperlein jedenfalls mächtig den Spaß vermiesen.

No Animals were harmed … Was bei Hollywood-Schinken im Abspann steht, gilt auch für den Test. Garan-tiert vegan aufbereitete Kunstfasern erfreuen das korsische Wildschwein

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Gelenkprotektoren

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40Grenzwert Level 1

Grenzwert Level 2

Ixs

Stadler

Seit Neuestem gibt es auch einen härteren Level 2 für die Gelenke. Der wird von Stadler locker unterboten

Zeit in ms

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101214161820

Grenzwert Level 1

Grenzwert Level 2

RukkaStadler

Rückenprotektoren

Die Kurve spricht für Stadler: sehr gute Rücken-Knautschzone durch sanften Kraftanstieg und niedrigen Peak

Zeit in ms

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40Grenzwert Level 1

Grenzwert Level 2

Klim

Referenz Sas-Tec CP1

Brustschutz

Regulär sollen Brustprotektoren aus einem Meter Höhe geprüft werden. Klim ist bereits bei 40 cm überfordert

(Klim). Allerdings noch weit von dem ent-fernt, was ein echter Brustprotektor leisten sollte (siehe links).

Erfreuliche Bilanz nach dieser Tour: Auf die Erprobung der passiven Sicherheits-merkmale konnte in der Praxis gottlob ver-zichtet werden. Auf dem Prüfstand blieben alle (und zum Teil deutlich) unter den er-laubten Grenzwerten. Und welche Kombi ist nun die Beste für alle Tage? Schön, dass es hier zwei Lösungen je nach Geldbeutel gibt: Mehr oder minder die Anschaffung fürs Leben kommt in Form des Stadler-Anzugs. Für etwas mehr als die Hälfte bietet aber auch die Held-Kombi einen klasse Gegen-wert. In diesem Sinne: gute Reise!

Textilkombis im 4000-km-Test

FAZIT

ENDWERTUNG

Maximale Punktzahl 30 30 20 20 100

Stadler Bent GTX/Line GTX 24 26 17 18 85 sehr gut 1588,00

Klim Badlands Pro 24 24 18 17 83 gut 1398,00

Held Montero/Salerno 22 28 12 18 80 gut 899,90

Rukka R-Android 22 28 16 14 80 gut 1648,00

Dane Osted/Jylland 22 24 10 15 71 gut 1048,00

Ixs Saragossa/Checker Evo 20 20 15 16 71 gut 758,90

* 100 bis 85 Punkte = sehr gut; 84 bis 70 Punkte = gut; 69 bis 55 Punkte = befriedigend; 54 bis 40 Punkte = ausreichend; 39 bis 0 Punkte = mangelhaft; ** Preis für eine komplette Kombination (Jacke/Hose) in Standard-Herrengröße ohne Extras (z. B. Zusatzprotektoren)

Passform

/Tragekomfort

Wettersc

hutz

Sicherheit

Ausstattu

ng/Verarb

eitung

Summe

-Urte

il*

Preis in Euro

** Unterm Strich ein gutes Ergebnis, das nach der 4000

Kilometer langen Testrunde von Stuttgart nach Korsika und zurück in

unserer Bilanz zusammengefasst wird. Aber: Es gibt noch reichlich Luft nach oben. Vor allem in Sachen Si cherheit. Von Premiummarken darf man erwar-ten, dass sie eine gewisse Vor reiter funk-tion einnehmen. Umso erstaunlicher ist es, dass bislang nur Klim das Thema Brustprotektor einigermaßen auf dem Schirm hat – obwohl immer noch weit von den Anforderungen der künftigen Norm entfernt. Stadler schafft knapp das „sehr gut“, Held ist ein Tipp für preis-bewußte Käufer.

Die Protektoren auf dem Prüfstand

Mal richtig Schlägekassieren

Klimaextreme auf Korsika: Raus aus den kalten Bergen, rauf auf die brütend heiße Küstenstraße. Gut, wer jetzt auf kühlende Lufteinlässe setzen kann

www.motorradonline.de/produkttest

= Serie; = optional erhältlich; * Brustschutz entspricht nicht der geplanten Norm EN 1621-3

Protektoren- ausstattung

Gelenke Torso

Schulter Ellbogen Knie Hüfte Rücken BrustDane Held Ixs Klim *Rukka Stadler

Protektoren gelten als Knautschzonen für Motorradfahrer. Doch wie effektiv kön-nen sie einen harten Aufprall wirklich wegfiltern? Auf dem Fallprüfstand müssen die Knochenschützer unserer Testkombis Farbe bekennen.

Die Daumenprobe im Laden – ein netter Versuch, um die Schutzausrüstung von

Jacke und Hose zu untersuchen. Aber mehr auch nicht. Wie gut die in der Kombi ein-gesetzten Protektoren tatsächlich funktio-nieren, zeigt sich erst, wenn sie aus den Taschen herausgenommen werden und auf einem echten Fallprüfstand landen. Die ers-te Analyse findet aber zunächst durch ei-ne Sichtprüfung statt. Motorrad-Protektoren müssen nach den entsprechenden Normen gekennzeichnet sein – erst dann dürfen sie

auch so genannt werden. Welche Norm der Protektor erfüllt, muss durch einen Aufdruck erkennbar sein. Grundlage ist eine Europa-norm (EN), die es inzwischen in drei Aus-führungen gibt: EN 1621-1 für Gelenkpro-tektoren, -2 für Rückenprotektoren und -4 für Motorradfahrer-Airbags. Was fehlt in der Reihe? Natürlich Strich drei. Diese gibt‘s noch nicht, sie ist aber bereits in der finalen Abstimmungsphase. Aller Voraussicht nach wird die EN 1621-3 ab 2016 die Anforderun-gen für Brustprotektoren beschreiben.Das Testverfahren ist aber für alle Protekto-renarten ziemlich identisch. Auf dem Fall-prüfstand schlägt ein fünf Kilo schwerer Stahlkörper aus einem Meter Höhe unge-bremst auf dem Protektor auf. Darunter befindet sich ein Stahlamboss, in dem eine Messdose die Restkraft ermittelt. Je nach Protektorenart unterscheiden sich Fallkör-per und Ambosskontur, aber auch die zuläs-sigen Grenzwerte.Wer sicher sein will, dass die Protektoren in seiner Kombi dem neuesten Standard entsprechen, sollte darauf achten, dass bei den Gelenkschützern das Jahr 2012 und bei Rückenprotektoren 2014 angegeben ist.

Gelenkprotektoren: Standardform bei Dane (l.), Oversize-Stil bei Rukka (M.), anatomisch optimiert bei Held (r.)

Rückenprotektoren: Rukka (l.) bietet bei gleicher Herrengröße (52) deutlich weniger Schutzfläche als Stadler

Härtetest: Fünf Kilo Stahl fallen aus ei-nem Meter Höhe auf den Protektor

Brustschutz: steckt noch in den Kin-derschuhen. Das Brustgitter von Klim scheitert bei halber Normbelastung

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