Papa Ist Schwanger

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Papa ist schwanger(oder: Oma im Kreuzverhör)

Einakter über das Rollenverhalten von Mann und Frau

Autor: Hans-Georg Kraus

Wie würde sich unsere Gesellschaft verändern, wenn auch Männer Kinder 

 gebären könnten? Wie wäre es um die Emanzipation bestellt? In einer 

augenzwinkernden Zukunftsvision wird die fiktive Situation durchgespielt.

 Dabei geraten die heutigen Zustände und Regelungen in ein zweifelhaftes

 Licht. Zur Auflockerung können zwischendurch passende Schlagertitel eingespielt 

werden, nach denen die Darstellerinnen sich bewegen.

Spielort: In einem geräumigen Zimmer einer Wohnung

Spielzeit: ca. 25 Minuten

Altersgruppe: Erwachsene

Rollen:

SvenjaPia

Alina

Theresa

Oma

(Svenja, Pia, Alina und Theresa sind Geschwister)

Svenja, Pia, Alina und Theresa, alle in modernem Gymnastik-Outfit, machen nach flotten

 Rhythmen (Step-) Aerobic. Einige Möbelstücke haben sie aus Platzgründen beiseite geräumt. Der Musiktitel klingt aus, und die Darstellerinnen nehmen mehr oder weniger erschöpft 

irgendwo Platz, nehmen ihre Handtücher zur Hand, hängen sie über die Schultern oder wischen sich damit durchs Gesicht.

mögl. Musikeinspielung: Refrain des Titels „Die Mama kriegt schon wieder ´n Kind“ (Bläck  Föös)

Svenja:

Sagt mal, liebe Schwestern, habt ihr überhaupt schon mitgekriegt, dass Papa schwanger ist? (Pia, Alina und Theresa schauen Svenja völlig verwundert an)

Pia:

(zuerst einmal sprachlos)Wie? Was? ... Papa? ... Schon wieder? ... In seinem Alter?

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Alina:

(zu Svenja)Ich werd verrückt! ... (neugierig) Los, erzähl doch mal!

Svenja:

Ja, nun, ... was gibt ´s da groß zu erzählen? Schwanger ist schwanger! ... Mama hat ´s mir heute Morgen erzählt, zum Beispiel dass er vor drei Wochen beim Arzt war.

Alina:

(fassungslos)Wie? ... Vor drei Wochen ist die Schwangerschaft schon eingeleitet worden? Und keinemhaben sie ´s verraten? 

Svenja:

So ist es! Und gestern bei der Untersuchung war alles okay. Es wird ein Brüderchen.

Theresa:(bewundernd)

 Nanu? ... Ein Brüderchen? ...(grinsend) Hat er sich endlich mal gegen Mama durchsetzenkönnen?

Oma kommt im Kostüm, mit Einkaufstaschen bepackt, vom Einkaufen, schaut die Mädchen freundlich an.

Oma:

(zu allen)

Ah, die Ladies wieder beim Workout! ... (freundschaftlich) Seid ihr immer noch nicht schöngenug?

(Alle vier laufen aufgeregt auf Oma zu. Jede möchte ihr die Neuigkeit zuerst erzählen)

Svenja, Pia, Alina, Theresa:

(aufgeregt, ungeordnet, durcheinander und hektisch)

Oma! Oma! Oma! ... Oma, weißt du schon das Neueste? ... Oma, hast du schon gehört? ...Oma, halt dich fest! ... Wir müssen dir unbedingt was erzählen!

Oma:

Langsam, langsam, Kinder! ... So kann ich keine von euch verstehen! ... Was gibt ´s denn soAufregendes?

Alina:

Oma, hast du schon gehört? Paps ist schwanger! Wir kriegen endlich einen Bruder!

Oma:

(beruhigend und gelassen)Ja, ja, ich weiß schon. Er hat es mir vor einer Woche erzählt.

  Theresa:

(zu allen, nachdenklich)Armer Paps! ... Jetzt muss er wieder Monate lang zuhause rumhängen und sich um denKleinen kümmern.

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Pia:

So schlimm ist es ja auch nicht! ... Er kann sich ja morgens mit den anderen Vätern inder Krabbelgruppe treffen, wenn die Hausarbeit getan ist und der Kleine versorgt ist.Schließlich hat er es ja auch so gewollt.

Svenja:

(zu Pia ) Ja, schon! Aber ... (zu Oma) Sag mal, Oma, hast du damals Paps gekriegt, oder war das Opa?

Oma:

 Nein, den hab ich noch gekriegt. Damals war die Medizin noch nicht so weit. Da haben erstganz wenige Männer versuchsweise Kinder zur Welt gebracht.

Pia:

(etwas erstaunt)

Soll das etwa heißen, dass ganz, ganz früher nur die Frauen Kinder zur Welt bringen konnten?

Oma:

 Natürlich! ... Ich weiß noch, da war ich gerade drei oder vier, da hab ich auf der Straße zumersten Mal eine schwangere Frau mit einem dicken Bauch gesehen. Da hab ich meine Mutter noch gefragt, ob eine Frau platzen kann.

  Theresa:

Das muss aber schon eine Ewigkeit her sein?

Oma:

Das kann man wohl sagen! ... Das war gerade zu der Zeit, als Germany noch in zwei Teileaufgeteilt war. Damals hieß das auch noch Deutschland.

Svenja:

Wie, das gab ´s damals?... Und Deutschland! (verächtlich) Wie das klingt!

Oma:

Und ob es das gab, ungefähr fünfzig Jahre lang! ... Auf jeden Fall, das war ungefähr zur selben Zeit wie mit der schwangeren Frau, meine ich, und wie sie aus den zwei Deutschlandseins gemacht haben. ... Ich weiß noch, wie mein Vater damals den ganzen Tag mit so ´ner 

schwarz-rot-goldenen Kappe rumgelaufen war und fürchterlich besoffen war.

Mögl. Musikeinspielung: „Lang, lang ist ´s her – lang, lang ist ´s her“ (alter Schlager)

Alina:

(ungeduldig zu Oma)

Erzähl doch mal weiter mit dem Kinderkriegen! ... Da konnte ein Paar nie aussuchen, wer von beiden das Kind kriegt?

Oma:

 Nein, mein Kind! ... Das funktionierte früher rein biologisch, ... unkontrolliert, wenn man so

will. ... Aber nur bei den Frauen!

 

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  Oma:

 Na klar, alle sieben! ... Opa wollte zwar auch immer mal, aber damals musste man die Nachrüstung des Mannes aus eigener Tasche bezahlen. Und das Risiko war damals auch nochzu groß, weil das Verfahren noch nicht so richtig ausgereift war.

Mögl. Musikeinspielung: „Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld, ...?“ (Karnevalslied)

Theresa:

Dann hatte Opa mit Erziehung und Hausarbeit und so was gar nichts am Hut?

Oma:

Doch, geholfen hat er damals auch schon ein Bisschen, Staub saugen und spülen und so was.

Pia:

Du, sag mal, Oma, habt ihr denn damals die Schwangerschaft auch noch nach der altenMethode eingeleitet?

Oma:

(schaut verlegen auf den Boden)Ich muss es zugeben, ... ja!

(Svenja, Pia, Alina und Theresa fangen schallend an zu lachen und machen sich über Omalustig)

Pia:

 Nach dieser idiotischen Billig-Methode, die den Leuten so ´n Spaß gemacht haben soll?

Svenja:

(zu Pia, spöttisch)Musste wohl Spaß machen! ... Wie kommt man sonst auf sieben?

Oma.

(zu Pia und Svenja)

Ja, ihr wisst schon, man überlegte zu wenig und ... Na, ihr wisst schon!

Pia:

(etwas ungeduldig)

 Nee, Oma, wir wissen eben nichts!

Oma:

(zu allen)

 Na ja, wenn Opa mich damals fragte, ob wir ... Nun ja, man kann ja auch nicht immer neinsagen!

Pia:

(energisch und etwas aggressiv)

Wieso Opa, verdammt noch mal! Was hatte der damit zu tun?

Mögl. Musikeinspielung: „Ganz ohne Männer geht die Chose nicht“ (alter Schlager)

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Oma:

Ach ja, das hatte ich euch noch nicht erzählt. ... Bei dieser alten Methode mussten Mann undFrau das immer gemeinsam machen. Allein war da nichts möglich. 

Alina:

Oje! Wann hatte man denn überhaupt Zeit für so was, wenn man sich da jedes Mal zusammentun musste?

Oma:

Das war eigentlich nie ein Problem. Dafür war oft Zeit. Die nahm man sich einfach.

Theresa:

Du kannst doch eigentlich nie Zeit gehabt haben: Erst einmal der Beruf, dann die Kinder ausdem Kindergarten holen, Hausaufgaben! Du musst doch ständig im Einsatz gewesen sein?

Oma:

(zu allen)Kinder, ihr könnt euch das heute kaum vorstellen. Es war alles anders als heute, ... mit demBeruf, zum Beispiel. Ich hatte zwar auch einen gelernt, hatte aber erst gar nicht in dem Beruf gearbeitet.

Theresa:

(verunsichert)

Ja, aber irgendwer musste doch das Geld verdienen?

Oma:

Klar, Opa!

Alina:

(ungläubig)Moment mal! Das hört sich ja an, als wenn Opa den ganzen Tag im Beruf war, und du hastdich zuhause gelangweilt. Was hast du denn den ganzen Tag gemacht?

Oma:

Gearbeitet, mein Kind! Sieben Kinder, das war Arbeit, sogar harte Arbeit. Opa wusste damalsganz genau, dass er den besseren Teil erwischt hatte.

Mögl. Musikeinspielung: „Das Bisschen Haushalt ...“ (Schlager)

Svenja:

Ich könnte mich kaputt lachen! Den ganzen Tag zuhause! Keinen Beruf! Wenn deine Kinder in der Schule und im Kindergarten waren, da warst du ja allein zu Haus! Das muss doch ödegewesen sein.

Oma:

Ich war nie allein, morgens vielleicht mal für 3 bis 4 Stunden. Da war ich auch froh, dassmich keiner bei der Arbeit störte. Aber mittags kamen die Kinder.

Pia:Mittags? Was wollten die denn um diese Zeit zuhause?

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  Oma:

Essen zum Beispiel.

Pia:

Hat ´s denen denn in der Schule nie geschmeckt? ... Ist doch idiotisch, nur zum Essen

zwischendurch nach Hause zu kommen!

Oma:

 Nein! Nicht zwischendurch! Mittags war Schulschluss, dann waren die Kinder zuhause. Undder Kindergarten schloss auch punkt 12 und machte dann nachmittags noch mal kurz auf.

Alina:

Dann haben alle deine Kinder, also Paps und seine Geschwister, jeden Tag zuhause gegessen?

Oma:

Jetzt hast du es richtig verstanden, Alina! Denn in der Schule und im Kindergarten gab ´s

damals noch kein Essen. Das mussten die Frauen zuhause kochen.

Svenja:

(regt sich auf)Wieso denn die Frauen, verdammt noch mal? ... Gut! Dass nur Frauen Kinder kriegenkonnten, leuchtet mir ja ein, ... aber kochen und die anderen Sachen zuhause, das können dochauch Männer. Heute tun das doch fast nur noch die Männer!

Oma:

Ja, Svenja, die Frage habe ich mir früher auch oft gestellt. ... Aber eine logische Antwort? ...Die gab ´s eigentlich kaum.

Pia:

Ja, ... aber irgendjemand hat dir doch gesagt, dass du zuhause bleiben sollst und nicht imBeruf arbeiten?

Oma:

(ergriffen)Oh, Kinder! Bitte nicht dieses Thema! ... Das macht mich im Nachhinein immer noch sotraurig.

Theresa:(zu allen)Also, mich macht das nicht traurig, mich macht das rasend, wenn ich das so höre! ...(zu Oma) Hast du denn nicht mal versucht, mit Opa über eine gerechte Regelung zu sprechen?

Oma:

Da wurde nicht drüber gesprochen, das war einfach so. Eine Generation übernahm das so vonder älteren, praktisch über Jahrhunderte.

Alina:

(etwas zynisch)

Da gingen also alle Männer Geld verdienen, und alle Frauen mussten zuhause bleiben, ... undkeiner wusste so genau warum. Toll!

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Oma:

(etwas kleinlaut)Doch, wegen der Kinder! 

Theresa:

(geht unruhig auf und ab)Jetzt merke ich aber so langsam, dass mir der Kamm schwillt! ... Oma! ... Jetzt sei doch malehrlich! Was haben denn Essen kochen und andere Hausarbeiten mit Kindern zu tun? ...

 Nichts! ... Oder?

Oma:

Reg dich doch nicht auf, Theresa! ... Aber die Betreuung und Erziehung der Kinder ...

Pia:

(unterbricht Oma, zu allen)... können Männer genau so gut wie Frauen! Das sieht man doch überall bei uns heute.

(zu Oma) Also, Oma, Butter bei die Fische! Warum durftest du nicht das Geld verdienen, wiesich das gehört?

Mögl. Musikeinspielung: „Money, money, money ...“ (ABBA)

Oma:

(fühlt sich etwas unter Rechtfertigungsdruck, zu allen)

Ja, ... selbst wenn ich das mit aller Gewalt gewollt hätte, ... nun, es hieß immer – Vielleichtwar ´s ja auch Unsinn. – aber es hieß: Wer die Kinder kriegt, hat sich auch gefälligst drum zukümmern. Und das waren damals nur die Frauen.

Svenja:

Und wer hat das so bestimmt? Opa?

Oma:

 Nein, das war einfach so. Das wurde einfach so vorausgesetzt. Das fing damals so langsaman, dass Frauen im Beruf arbeiteten. Am Anfang gab es da so lächerliche Minijobs, um dieFrauen etwas ruhig zu halten. Aber egal wie, Hausarbeit und Kindererziehung hatten siezusätzlich zu tun.

Alina:

(sehr nachdenklich, langsam sprechend)Du hast doch gesagt, dass Männer auch irgendwie an den Kindern beteiligt waren, soirgendwie bei der Einleitung der Schwangerschaft, (zynisch) die ja wohl einen Irrsinns-Spaßgemacht haben muss. (wieder sachlich) Du willst uns ja nichts darüber verraten. ... Aber wenndie doch da auch mitgemischt haben, dann ist doch das Argument mit den Kindern ... wie sollich sagen? ... bekloppt! Da hätten doch genau so gut auch die Männer ... mein ich ...

Oma:

Du hast sogar völlig Recht, Alina. ... Aber die Männer verdienten viel mehr Geld, sogar oftfür die gleiche Arbeit.

Theresa:(aufgebracht und laut, wild gestikulierend)Oma, hör auf! ... Es ist zwar nicht mein Bier, aber ich merke schon, und das bringt mich auf 

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die Palme, dass sie dich und deine Altersgenossinnen auf eine ganz billige Tour verarschthaben!

Oma:

(beruhigend)

Jetzt bist du aber etwas hart.

Theresa:

(immer noch empört) Na hör mal! ... Wieso kriegten die Frauen weniger Geld? ... Erzähl mir jetzt bitte nur nicht:Das war einfach so!

Oma:

Doch, das war wirklich so. Damals gab es nur bestimmte Berufe, die von Frauen ausgeübtwurden. Und da wurde nicht so gut gezahlt. Also ging in den Familien immer der seinemBeruf nach, der am meisten Geld verdienen konnte.

Pia:

(ironisch)Der Mann, natürlich! ... Ich glaube, ich fange an, das System zu verstehen! ... Mensch, damusste man sich als Frau doch minderwertig oder zweitklassig vorgekommen sein!

Svenja:

Und bekloppt musste man werden! Den ganzen Tag nur für Hausarbeit und Kinder da sein- keine Arbeitskollegen, kein eigenes Geld – und den ganzen Tag warten, bis der MannFeierabend hatte und noch etwas helfen konnte!

Oma:

 Nee, nee, du! Geholfen haben die dann nicht mehr. Die waren ja kaputt und abgespannt vonder Arbeit. Die Mann hat erwartet, dass die Frau, wenn sie schon zuhause bleibt, auchzuhause alles allein auf die Reihe kriegt. ...

Mögl. Musikeinspielung: „Macho, Macho ...“ (R. Fendrich)

Svenja:

(zu allen)

... und hat immer schön dafür gesorgt, dass alles so bleibt. ... Mein Gott, Oma, da hätte ich

Opa damals aber Dampf gemacht. Da hätte ich aber wenigstens ein paar Stunden im Beruf arbeiten wollen.

Oma:

Das habe ich damals sogar auch, als die Kleinsten in der Schule waren. Aber immer nur zweiTage in der Woche. Aber die Kinder waren immer das Problem.

Alina:

Ja, ja, die waren ja ab Mittag schon zuhause. ... Wer hat sich denn um die gekümmert, wenndu berufstätig warst?

Oma:Oh, das war ein ständiges Wurschteln und Improvisieren: Mal sprang meine Mutter für ein

 paar Stunden ein, mal hatte Opa Nachtschicht und war deshalb noch zuhause. ...

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Theresa:

... Und hat für alle Essen gemacht?!

Oma:

Bist du verrückt? ... Das war damals unter der Würde eines Mannes, Hausarbeit zu machen,

und erst recht, Essen zuzubereiten. ... Nein, ich musste schon am Tag vorher alles vorbereiten.

Theresa:

Mein lieber Harry! ... Was waren das damals Machos! ...Hattet ihr denn keineAufgabenteilung in der Familie?

Oma:

Doch, sicher, die hatten wir: Opa ging seinem Beruf nach, ich hatte mich um Haushalt undKinder zu kümmern.

Alina:

(laut) Das hatten wir doch schon, Oma! ... (wieder ruhiger) Wie hattet ihr denn die Aufgabenverteilt, als du berufstätig warst? 

Oma:

(verwundert)Hab ich dir doch gerade gesagt, Alina.

Alina:

(enttäuscht)Also hatte sich nichts geändert! ... Sei mir nicht böse, Oma, dann warst du damals einausgesprochen dämliches Schaf!

Pia:

(vorwurfsvoll) Nun mach Oma nicht so an, ja! ... Sie konnte doch auch nichts dazu! Wie sollte sie denn andiesen ungerechten Verhältnissen was ändern?

  Alina:

(aufgebracht, wild gestikulierend)Die Schnauze auftun! Randale machen! Boykott! Streiken! Opa die Brocken hinwerfen!

Mögl. Musikeinspielung: „Ich sprenge alle Ketten“ (Ricky Shane)

Oma:

Das klingt heute alles so einfach, aber so einfach war das nicht. Die Frauen hatten damalsnicht die Rechte wie heute.

Alina.

 Nur das Recht, sich ausnutzen zu lassen und lieb zu sein!

Oma:

Ganz so brutal, wie du das jetzt sagst, war ´s zwar nicht, aber die ganzen Gesetze damals

waren auch danach. 

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Svenja:

Jetzt wird ´s interessant. ... Jetzt aber schön langsam, Oma, zum Mitschreiben!

Oma:

(zu allen)

Es fing ja schon damit an, dass Hausarbeit und Erziehung nicht bezahlt wurden.

Svenja:

 Nun, das wird ´s heute ja auch noch nicht.

Oma:

Aber heute kriegt jede Frau jedes Jahr, in dem sie sich um die Erziehung ihrer Kinder kümmert, auf die Rente angerechnet, egal wie lange sie nicht berufstätig ist.

Theresa:

Dann waren die Frauen damals ja nur nützliche Gebärmaschinen und billige Putzteufel?

Oma:

Kann man so sagen! ... Aber es hat noch Jahrzehnte gedauert, bis die Frauen das selbst richtiggemerkt hatten. ... Und dann mussten nicht berufstätige Frauen sich zum Spott auch noch„Hausfrauen“ nennen lassen.

Pia:

(verständnislos lachend)Was? ... Hausfrau! Wie das schon klingt! ... Fast wie ein Einrichtungsgegenstand!

Alina:

(zu Oma)

Und da diese Hausfrauentätigkeit für laue Nüsse war, war man gesellschaftlich vermutlich der letzte Trottel?

Oma:

Ja! ... Viele Frauen hatten sich damals so gefühlt. Anderen machte das wiederum gar nichtsaus. Die waren zufrieden, obwohl es kein Geld und keinen Rentenanspruch gab. ... (zu allen)Hausarbeit, und vor allem Kindererziehung, war ja – Und das sollet ihr nie vergessen – genauwie heute, eine anspruchsvolle Aufgabe, die einen ausfüllen konnte.

Pia:Aber man verblödete doch zuhause! ... Immer nur Kinder, Kochtopf, Putzlappen und soweiter!

Oma:

Das musste nicht sein, ... wenn man noch andere Interessen hatte, vielleicht ein schönesHobby. Man konnte sich ja seine Zeit einigermaßen einteilen. Es gab ja auch Freizeit.

Svenja:

(ruft dazwischen)Da hätte man sich ja auch mal mit den anderen ... Wie nennst du diese armen Luder noch? ...

Hausfrauen! ... mit den andern Hausfrauen treffen können, um gemeinsam was zu machen.

Mögl. Musikeinspielung: „Hallo, Frau Nachbarin“ (Wildecker Herzbuben)

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Oma:

Das habe ich ja auch gemacht, als ich noch nicht Geld verdienen ging. ... So schlecht war dasgar nicht.

Alina:

Ach, deshalb habt ihr nicht aufgemuckt.

Oma:

Doch, doch! Das kam dann nach und nach. Die Frauen mussten Jahrzehnte kämpfen, in der Politik und in Verbänden. Irgendwann hatten die nicht berufstätigen Frauen nicht mehr nur Anspruch auf einen Teil der Rente ihres Mannes, sondern den gleichen Anspruch wie der Mann selbst.

Svenja:

Ist ja wohl auch nicht mehr als gerecht. Denn im Grunde hast du doch Opa den Rücken freigehalten, damit er in aller Ruhe ohne Sorgen seinem Beruf nachgehen konnte.

Mögl. Musikeinspielung: „Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt ...“ (Geier Sturzflug)

Oma:

Gerecht ja, aber man war erst sehr spät drauf gekommen.

Svenja:

Und wann war den Leuten das so plötzlich aufgefallen, dass da so einiges gen Himmel stank?

Oma:

(mit einem süffisanten und triumphalen Grinsen)

Da müsstet ihr eigentlich jetzt selbst drauf kommen. ... Ganz einfach, ist auch eigentlich ganzklar: Als immer mehr Männer begannen, Kinder zu kriegen. Und als sie sich dann auch mehr um ihre Kinder kümmern wollten, sahen sie nach und nach ein, was über Jahrhunderte falschwar. Da kamen dann plötzlich Gesetze, dass Frauen im Beruf nicht weniger verdienen dürfenals Männer, weil ja die Frauen das Haushaltsgeld verdienen mussten, ... dass die Erziehungund Versorgung der Kinder der beruflichen Arbeit gleich gestellt wurde, dass für jedes Kindein Kindergartenplatz da sein musste, dass Kindergärten und Schulen ganztägig geöffnetwaren, eben wie es heute ist: Unterricht bis Mittag und die Betreuung der Kinder nachmittagsfreiwillig. ... Dass dieser Fortschritt mal dazu führen würde, dass nun fast alle Männer Kinder kriegten, hatte damals niemand geahnt.

Theresa:

Sag mal, Oma, findest du es denn richtig, dass fast nur noch Männer die Kinder kriegen?

Oma:

Sagen wir mal so: Ich fand es damals natürlicher und schöner, wenn Frauen sie kriegten,obwohl es eine echte Viecherei war, Geburt und Stillen.

  Theresa:

Stillen? Was ist denn das? 

Oma:Ja, da seht ihr ´s ja, das gibt es heute nur noch bei den Kühen und Schafen, aber nicht bei denMännern.

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Pia:

Ach, du meinst, wenn die Jungen am Euter nuckeln?

Svenja:

Mir kommt da eine Idee. ... Da sollte man mal drüber nachdenken. Es wäre doch viel besser 

und natürlicher, vor allem auch viel einfacher und billiger, wenn die Frauen nur noch dieKinder kriegen.

Alina:

 Nicht schlecht! ... vor allem, die haben ja schon alles dafür und müssen nicht nachgerüstetwerden.

Theresa:

(zu Pia und Svenja)Und heute käme ja keiner mehr auf die Idee, Frauen so zu vereimern und klein zu halten, nur weil sie billiger und natürlicher Kinder kriegen können.

Pia:

Und heute wissen ja auch alle Männer, was Kinder aufziehen und Hausarbeit heißt. ...(nachdenklich) Ich frage mich nur: Mussten die Männer denn erst gebärfähig werden, um zuerkennen, was früher nicht in Ordnung war?

Oma:

Anders hätte ich es mir einfach nicht vorstellen können.

Svenja:

(zu allen)

Ihr könnt mir eines glauben: Ich will später meine Kinder selbst zur Welt bringen, dann braucht sich später mein Mann niemals umbauen zu lassen. Und die Ärzte sahnen dann nichtmehr so ab.

Pia:

(zu allen)

Ich glaube, ich auch! Denn heute ist man als Frau schon wer, ob man berufstätig ist oder nicht.

Alina:

(zu allen)Und ich finde es heute toll, dass man sich das heute wirklich so aussuchen kann, wer in einer Familie was macht und wie lange, und das nicht das eine reine Männersache und das anderereine Frauensache ist.

Theresa:

(zu allen)Wenn mir Oma ja diese Selbsteinleitungsmethode verraten würde, würde ich siewahrscheinlich auch selbst kriegen wollen.

Oma:

Dann komm mal her!

(Theresa geht auf Oma zu. Diese flüstert ihr etwas ins Ohr. Dabei überzieht ein breites

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Grinsen Theresas Gesicht. Am Ende des Gesprächs bricht Theresa in schallendes Lachen

aus.Sie schlägt sich vor Lachen auf die Oberschenkel)

Theresa:

(kann sich immer noch nicht beruhigen)Ich werd bekloppt! Das haben wir doch schon X-mal gemacht! Das macht Spaß, Oma! Dahast du Recht. Aber davon kriegen wir Frauen Kinder? So einfach ist das?

Oma:

Sag ich doch! So einfach ist das. Das kann wirklich jeder Idiot! ... Es muss nur alles stimmen.Aber darüber reden wir ein anderes Mal.

Mögl. Musikeinspielung: „Oma so lieb, Oma so nett ...“ (Heintje)

Oma:

(weiter)Mensch, das hab ich ja ganz vergessen! ... Ich war doch nur rein gekommen, um euch zusagen, dass Mama jeden Moment von der Arbeit kommt und dass Papa mit dem Essen auf euch wartet. ... Also los! Gebt Gas!

(Licht aus!)

 

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