Parlamentarische Abend, Berlin, 23. Juni 2002 "Klimawandel - eine Herausforderung und Chance für...

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Parlamentarische Abend, Berlin, 23. Juni 2002 "Klimawandel - eine Herausforderung und Chance für Deutschland im 21. Jahrhundert„ Naturwissenschaftliche Erkenntnisse zum Klimawandel – ihre Bedeutung für Deutschland heute und morgen Hans von Storch Leiter Institut für Küstenforschung, GKSS Forschungszentrum Professor am Meteorologischen Institut der Universität Hamburg Leitauthor „Regional Climate Information“ IPCC TAR Working Group I

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Parlamentarische Abend, Berlin, 23. Juni 2002

"Klimawandel - eine Herausforderung und Chance für Deutschland im 21. Jahrhundert„

Naturwissenschaftliche Erkenntnisse zum Klimawandel – ihre Bedeutung für Deutschland heute und morgen

Hans von StorchLeiter Institut für Küstenforschung, GKSS ForschungszentrumProfessor am Meteorologischen Institut der Universität HamburgLeitauthor „Regional Climate Information“ IPCC TAR Working Group I

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Globale Mitteltemperatur

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Die Temperaturänderung für alle SRES Szenarien

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I f Kberechnet mit einem vereinfachten Modell geeicht an den komplexen Modellen

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Consistency of regional change in precipitation in different climate model scenarios.

(consistency: 7 out of 9 scenarios agree)

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Für möglich gehaltene Veränderungen des Meeresspiegels

1.0

2000 2020 2040 2060 2080

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All SRES envelopeincluding land-iceuncertainty

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Extrema

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• Unsicherheit in den zukünftigen Emissionen

• Unsicherheit im Wissen um klimatische Prozesse

• Unsicherheit im Wissen über die Wirkung veränderlichen Klimas

• Unsicherheit im Wissen um zukünftigen Möglichkeiten, mit Klimawandel konstruktiv umzugehen.

• Unsicherheit in den zukünftigen Emissionen

• Unsicherheit im Wissen um klimatische Prozesse

• Unsicherheit im Wissen über die Wirkung veränderlichen Klimas

• Unsicherheit im Wissen um zukünftigen Möglichkeiten, mit Klimawandel konstruktiv umzugehen.

Nur ein Teil der Unsicherheit im Wissen kann durch weitere Forschung beseitigt werden.

Hohe Unsicherheit + großer möglicher Impakt= post normal science.

Einige Wissenschaftler agieren nicht mehr als (einigermaßen) objektive Ratgeber für Politik, sondern als Akteure, die von kulturell und sozialkonstruierten Wertvorstellungen getrieben werden.

Die Arbeitsteilung zwischen Wissenschaft und Gesellschaft funktioniert nicht mehr richtig.

Nur ein Teil der Unsicherheit im Wissen kann durch weitere Forschung beseitigt werden.

Hohe Unsicherheit + großer möglicher Impakt= post normal science.

Einige Wissenschaftler agieren nicht mehr als (einigermaßen) objektive Ratgeber für Politik, sondern als Akteure, die von kulturell und sozialkonstruierten Wertvorstellungen getrieben werden.

Die Arbeitsteilung zwischen Wissenschaft und Gesellschaft funktioniert nicht mehr richtig.

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Wissenschaft sollte handlungsleitendes Wissen anbieten, d.h. im Falle von Klimawandel Wissen über ...

• die Realität von Klimawandel (Detection and Attribution)

• die möglichen Folgen von Klimawandel, wobei der gleich-zeitig ablaufende gesellschaftliche und wirtschaftliche Wandel im Auge behalten werden muß.

• die möglichen Reaktionen auf die mögliche Folgen, also Anpassung und Emissionsminderung.

Wissenschaft sollte handlungsleitendes Wissen anbieten, d.h. im Falle von Klimawandel Wissen über ...

• die Realität von Klimawandel (Detection and Attribution)

• die möglichen Folgen von Klimawandel, wobei der gleich-zeitig ablaufende gesellschaftliche und wirtschaftliche Wandel im Auge behalten werden muß.

• die möglichen Reaktionen auf die mögliche Folgen, also Anpassung und Emissionsminderung.

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Die bisherige veröffentlichte Meinung ist:

Der gegenwärtige Klimawandel ...

• ist neuartig.

• ist auf menschliche Emissionen von Substanzen in die Atmosphäre zurückzuführen.

• wird sich beschleunigen und dabei einhergehen mit jeder Art von Extremereignissen.

• ist verantwortlich für derzeitige Extremereignisse.

• Klimawandel ist unethisch und muß um jeden Preis vermieden werden. Der Klimawandel ist gefährlicher als jede andere derzeit vom Menschen ausgehende Gefahr.

•Verminderung von Emissionen ist die einzig akzeptable Lösung des Klimaproblems.

Die bisherige veröffentlichte Meinung ist:

Der gegenwärtige Klimawandel ...

• ist neuartig.

• ist auf menschliche Emissionen von Substanzen in die Atmosphäre zurückzuführen.

• wird sich beschleunigen und dabei einhergehen mit jeder Art von Extremereignissen.

• ist verantwortlich für derzeitige Extremereignisse.

• Klimawandel ist unethisch und muß um jeden Preis vermieden werden. Der Klimawandel ist gefährlicher als jede andere derzeit vom Menschen ausgehende Gefahr.

•Verminderung von Emissionen ist die einzig akzeptable Lösung des Klimaproblems.

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Weitgehend von der wissenschaftlichen Community ist akzeptiert:

• daß aufgrund anthropogener Emissionen das Klima dabei ist sich zu ändern, und zwar in Richtung auf ein wärmeres Klima, mit höherem Wasserstand, mit häufigeren Hitzewellen, selteneren Kältewellen und mit Niederschlagsextremen.

• daß zuverlässige regionale Aussagen (105 km2) kaum möglich sind, abgesehen von Temperaturen und Wasserständen (die stark den globalen Mittelwerten folgen).

Einvernehmen über die Art der zu erwartenden Schäden als Folge anthropogener Klimaänderungen existiert nicht. Viele Abschätzungen über Folgen beruhen auf unzuverlässigen regionalen Aussagen oder vereinfachter Methodologie oder auf Plausibilitätsargumenten.

Weitgehend von der wissenschaftlichen Community ist akzeptiert:

• daß aufgrund anthropogener Emissionen das Klima dabei ist sich zu ändern, und zwar in Richtung auf ein wärmeres Klima, mit höherem Wasserstand, mit häufigeren Hitzewellen, selteneren Kältewellen und mit Niederschlagsextremen.

• daß zuverlässige regionale Aussagen (105 km2) kaum möglich sind, abgesehen von Temperaturen und Wasserständen (die stark den globalen Mittelwerten folgen).

Einvernehmen über die Art der zu erwartenden Schäden als Folge anthropogener Klimaänderungen existiert nicht. Viele Abschätzungen über Folgen beruhen auf unzuverlässigen regionalen Aussagen oder vereinfachter Methodologie oder auf Plausibilitätsargumenten.

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Die Forderung nach Konzentration auf Vermeidungs-strategien beruht auf dem ethischen Normativum des Vorsorgeprinzips.

Die Konzentration auf die Vermeidung ist unvernünftig, weil sie eine rationale Abwägung der Perspektiven und Möglichkeiten verhindert.

• Es ist nicht anzunehmen, daß eine vollständige oder auch nur weitgehende Vermeidung von anthropogenem Klima-wandel gelingt. Bestenfalls scheint eine Verlangsamung der Veränderung möglich.

• Es ist möglich, daß der anthropogene Klimawandel nicht mit katastrophalen Folgen einhergeht. Vielmehr könnten die Folgen durch flexible Anpassungstrategien möglicherweise abgefedert oder vielleicht sogar in wirtschaftliche Vorteile umgewandelt werden.

Die Forderung nach Konzentration auf Vermeidungs-strategien beruht auf dem ethischen Normativum des Vorsorgeprinzips.

Die Konzentration auf die Vermeidung ist unvernünftig, weil sie eine rationale Abwägung der Perspektiven und Möglichkeiten verhindert.

• Es ist nicht anzunehmen, daß eine vollständige oder auch nur weitgehende Vermeidung von anthropogenem Klima-wandel gelingt. Bestenfalls scheint eine Verlangsamung der Veränderung möglich.

• Es ist möglich, daß der anthropogene Klimawandel nicht mit katastrophalen Folgen einhergeht. Vielmehr könnten die Folgen durch flexible Anpassungstrategien möglicherweise abgefedert oder vielleicht sogar in wirtschaftliche Vorteile umgewandelt werden.

Page 14: Parlamentarische Abend, Berlin, 23. Juni 2002 "Klimawandel - eine Herausforderung und Chance für Deutschland im 21. Jahrhundert Naturwissenschaftliche.

Konkrete Vorschläge:

• Beendigung der Dämonisierung des Klimawandels; stattdessen nüchterne Analyse der tatsächlich zu erwartenden Folgen und Möglichkeiten.

• Entwicklung von technischem und organisator-ischem Know-How, um besser mit Extremereignissen umgehen zu können. Dabei ist es weniger wichtig, ob die Extremereignisse mit dem Klimawandel verbun-den sind oder nur „normale“ seltene Ereignisse sind.

• Analyse des naturwissenschaftlichen Klima-forschung als gesellschaftlichem Prozeß, der (partiell) kulturell und sozial konditioniert ist.

Konkrete Vorschläge:

• Beendigung der Dämonisierung des Klimawandels; stattdessen nüchterne Analyse der tatsächlich zu erwartenden Folgen und Möglichkeiten.

• Entwicklung von technischem und organisator-ischem Know-How, um besser mit Extremereignissen umgehen zu können. Dabei ist es weniger wichtig, ob die Extremereignisse mit dem Klimawandel verbun-den sind oder nur „normale“ seltene Ereignisse sind.

• Analyse des naturwissenschaftlichen Klima-forschung als gesellschaftlichem Prozeß, der (partiell) kulturell und sozial konditioniert ist.

Page 15: Parlamentarische Abend, Berlin, 23. Juni 2002 "Klimawandel - eine Herausforderung und Chance für Deutschland im 21. Jahrhundert Naturwissenschaftliche.

• Anthropogener Klimawandel ist da und wird deutlicher werden.

• Implikationen des anthropogenen Klimawandels für Ökosystem und Gesellschaft sind weitgehend ungeklärt.

• Diskussion muß entemotionalisiert werden.

• Die Frage der Anpassung an Klimawandel muß vorurteilsfrei angegangen werden.

• Anthropogener Klimawandel ist da und wird deutlicher werden.

• Implikationen des anthropogenen Klimawandels für Ökosystem und Gesellschaft sind weitgehend ungeklärt.

• Diskussion muß entemotionalisiert werden.

• Die Frage der Anpassung an Klimawandel muß vorurteilsfrei angegangen werden.

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