Partnerschaftliches Bauen und Streitvermeidung – erleichtert BIM einen Paradigmenwechsel?

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  • 8/10/2019 Partnerschaftliches Bauen und Streitvermeidung erleichtert BIM einen Paradigmenwechsel?

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    www.brz.eu/forum2014

    Das Problem liegt

    in der klaren Definitiondes Bausolls

    Univ.-Prof. Dr.-Ing. Mike Gralla, TU Dortmund,

    Lehrstuhl Baubetrieb und Bauprozessmanagement

    Partnerschaftliches Bauen und Streitvermeidung

    erleichtert BIM einen Paradigmenwechsel?

    Die Streitigkeiten am Bau steigen stetig an. Das liegt nicht an

    der Streitlust, sondern in aller Regel am nicht ausreichend defi-

    nierten Bausoll. Hier kann BIM helfen.

  • 8/10/2019 Partnerschaftliches Bauen und Streitvermeidung erleichtert BIM einen Paradigmenwechsel?

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    Heute wird kaum ein Bauvorhaben realisiert,in dessen Verlauf es nicht zu Meinungsver-

    schiedenheiten zwischen den Beteiligten

    kommt. Prgnant ist, dass die Streitigkeiten

    rapide ansteigen: Seit MItte der 90er-Jahre

    haben sich das Konfliktvolumen und die

    Konflikthufigkeit im Baugeschehen mehr als

    verdoppelt. Statistisch betrachtet, gab es im

    Jahr 2007 pro 3 bis 4 Mio. Bauvolumen

    einen Gerichtsprozess.

    Grundproblem: Definition des Bausolls

    Das hohe Konfliktpotenzial liegt nicht etwa an

    der berhhten Streitlust in der Baubranche,

    sondern es liegt vielmehr in der Natur der Sa-

    che: Bei der Unikatfertigung, wie es im Bau

    der Fall ist, scheinen Streitflle alleine wegen

    der Vielzahl der Beteiligten, der verflochtenen

    Leistungsbeitrge und der langen Projektlauf-

    zeiten unvermeidlich.

    Was bereits 1931 in einem Fachbuch ber

    das Bauwesen festgestellt wurde, besttigt

    eine Studie des Deutschen Baugerichtstags:

    Die Grundproblematik liegt in der mangel-

    haften Definition des Bausolls. An der Spitzeder Statistik stehen demgem die Streitflle

    rund um die Interpretation des geschuldeten

    Leistungssolls und um Leistungsmodifika-

    tionen. Dieses Grundproblem konnte die

    Bauwirtschaft also in den vergangenen 80

    Jahren nicht lsen.

    Prozesse, nicht Vertrge ndern

    Dabei fhren die Konflikte zu enormen

    Ressourcenverschwendungen. Das Erreichen

    auskmmlicher Renditen wird mittlerweile fr

    alle Seiten schwierig bis unmglich, auer

    einer der Beteiligten macht einen Fehler. Der

    Vertrag alleine kann das Dilemma nicht lsen.

    Es bedarf ganzheitlicher Lsungsanstze fr

    alle Prozessphasen eines Bauvorhabens, um

    das Konfliktpotenzial zu minimieren.

    1. Gemeinsame Leistungsdefinition

    Eine vollkommene Leistungsdefinition gibt es

    nicht. Es gibt Grenzen der Mglichkeiten. So

    wird es immer Beschreibungslcken und In-

    terpretationsspielrume geben. Das ist nicht

    nur der technischen und organisatorischen

    Komplexitt, der Zeitdauer der Projektab-wicklung und konomischen Beschrnkun-

    gen geschuldet. Es liegt bislang auch an den

    intellektuellen Grenzen der Beteiligten. Ziel

    BRZ-Mittelstandsforum 2014Partnerschaftliches Bauen und Streitvermeidung

    erleichtert BIM einen Paradigmenwechsel?

    muss aber sein, dennoch eine mglichstgleiche Interpretation des Leistungssolls

    anzustreben.

    Dies kann ber eine frhzeitige Kooperation

    der Projektbeteiligten in der Planungspha-

    se erreicht werden. Die gemeinschaftliche

    Definition des Bausolls in der Pre-Const-

    ruction-Phase wird dann zur Grundlage des

    Bauvertrags. Allerdings muss die Einbindung

    der Bauunternehmen in die Planungsphase

    vertraglich geregelt werden. Es muss hono-

    riert werden, wenn Unternehmen ihr Know-

    how in einer frhen Phase einbringen.

    2. Partnering als Basisstrategie

    Weitergedacht fhrt dies zum Ansatz des

    Partnering. Er beschreibt die Philosophie der

    Zusammenarbeit durch eine gemeinsame

    Ausrichtung auf gemeinschaftliche Ziele. Eine

    schwierige Aufgabe, denn die Interessens-

    lage der Projektbeteiligten ist naturgem

    erst einmal kontrovers. Partneringmodelle

    gliedern sich in der Regel in zwei Phasen: in

    die vor und in die whrend der Bauausfh-

    rung. Im Sinne eines aktiven Risikomanage-

    ments knnen ber Partnering-Strategien die

    wahren Einsparungspotenziale, aber auch die

    Risiken erkannt und behandelt werden.

    3. Projektbegleitende Konfliktlsung

    Konflikte werden nie ganz zu vermeiden sein.

    Das gerichtliche Vorgehen ist langwierig,

    teuer und ressourcenaufwendig. Zu erwgen

    ist im Bedarfsfall deshalb eine Begleitung

    durch neutrale Stellen, welche die Konfliktfl-

    le auergerichtlich beilegen knnen.

    4. BIM als Symbiose im ModellrahmenEin gemeinschaftliches Verstndnis des Bau-

    solls, mehr Transparenz und eine partner-

    schaftliche Zusammenarbeit sind die wesent-

    lichen Grundpfeiler, um teure Konflikte und

    Streitigkeiten in Bauprojekten zu vermeiden.

    Die Methode BIM untersttzt diesen Ansatz

    und verschafft auch die technologische

    Grundlage und die geforderte Transparenz

    fr die Abstimmung im Vorfeld und fr das

    Projektmanagement.

    Um dies voranzubringen, bentigen wir aber

    den Paradigmenwechsel im Kopf. Wir soll-

    ten nicht warten, bis die Rahmenbedingun-

    gen sich ndern, sondern jetzt anfangen!

    Univ.-Prof. Dr.-Ing. Mike Gralla von der TU

    Dortmund hat sich unter anderem spezialisiert

    uf die Optimierung des Bauprozesses und

    as Vertragsmanagement zwei zentrale

    elder bei der Einfhrung von BIM.

    Mehr Informationen finden Sie unter: www.brz.eu/forum2014

    Ganzheitliche Lsungsstrategien

    Vier Ansatzpunkte, die helfen Konflikte in

    Bauvorhaben zu vermeiden. Gem der

    Beeinflussbarkeit der Kosten sind vor allem

    lle Aktivitten vor Baubeginn wesentlich. BIM

    ann sowohl diese als auch die projektbeglei-

    enden Manahmen untersttzen.

    Konfliktsituation bei Bauprojekten

    Die Interpretation des geschuldeten Bausolls

    nd Leistungsmodifikationen sind die

    Streitflle mit der grten wirtschaftlichen

    Bedeutung. Sie fhren die Statistik auch

    insichtlich Hufigkeit und Streitintensitt an.