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PERSPEKTIVEN STUDIENRICHTUNGEN UND TÄTIGKEITSFELDER

UNTERRICHT VOLKSSCHULE UNTERRICHT VOLKSSCHULE

PERSPEKTIVEN STUDIENRICHTUNGEN UND TÄTIGKEITSFELDER

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PERSPEKTIVEN | Unterricht Volksschule

Inserat

PH ZugLehrerin, Lehrer werden!Studieren an der Pädagogischen Hochschule Zug

Lehrerin, Lehrer sein – eine faszinierende und vielfältige Aufgabe. Kindern Wissen und Können vermitteln, ist für viele ein Traumberuf.

Studiengänge– Kindergarten/Unterstufe– Primarstufe– Diplomerweiterungsstudium– Angebote für Quereinsteigende

PH Zug – die Hochschule mit persönlicher Atmosphäre und praxisorientiertem Studium

Mehr Infos und [email protected], Tel. +41 41 727 12 40

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Unterricht Volksschule | PERSPEKTIVEN

Editorial 3

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER

Sie überlegen sich, Lehrerin oder Kindergärtner zu werden? Sie haben Freude am Umgang mit Kindern oder Jugend lichen, mit deren Eltern und anderen Fachpersonen? Sie können es sich vor-stellen, Unterrichtssequenzen vorzubereiten und vor einer Klasse zu stehen, Kindern Wissen und Erfahrung zu vermitteln? Das vorliegende Heft zeigt Ihnen, was es bedeutet, Lehrperson zu sein, welche Voraussetzungen erfüllt sein sollten und welche Aufgaben eine Lehrperson – je nach Schulstufe – hat. Sie finden eine Über - sicht der verschiedenen Studienprogramme und vorhandener Unterschiede. Ausserdem wird dargestellt, wie sich Lehrpersonen weiterent wickeln können und wie sich der Berufseinstieg für Jung - lehrerinnen und Junglehrer gestaltet. Anschaulich vermitteln die Porträts von Studierenden und Berufsleuten ein vielfältiges Bild der jewei ligen Rollen und helfen, sich einen konkreten Einblick zu verschaffen.

Sie finden im vorliegenden Heft also verschiedene Informationen zum Unterrichten während der obligatorischen Schulzeit – picken Sie sich das heraus, was für Sie wichtig ist. Und vor allem: Versu-chen Sie, Erfahrungen zu sammeln, sei es beim Schnuppern bei Ihrer ehemaligen Primarlehrperson, beim Hospitieren in einer Mathestunde einer 8. Klasse oder im Gespräch mit Berufsleuten aus dem Bekanntenkreis.

Nun wünschen wir Ihnen eine anregende Lektüre – und eine gute Studienwahl!

Diana Abegglen und Nathalie Bucher

Dieses Heft enthält sowohl von der Fachredaktion selbst erstellte Texte als auch Fremdtexte aus Fachzeitschriften, Informationsmedien, dem Internet und weiteren Quellen. Wir danken allen Personen und Organisationen, die sich für Porträts und Interviews zur Verfügung gestellt oder die Verwendung bestehender Beiträge er-möglicht haben.

Diana Abegglen Studienberatung Basel

Nathalie BucherStudienberatung Basel

verantwortliche Fachredaktorinnen dieser «Perspektiven»-Ausgabe

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4 Überschrift

PERSPEKTIVEN | Unterricht Volksschule

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ALLE INFORMATIONEN IN ZWEI HEFTREIHEN

Die Heftreihe «Perspektiven: Studien-richtungen und Tätigkeitsfelder» infor-miert umfassend über alle Studiengänge, die an Schweizer Hochschulen (Univer- sitäten, ETH, Fachhochschulen und Päda-gogischen Hochschulen) studiert werden können. Die Reihe existiert seit 2012 und besteht aus insgesamt 48 Titeln, welche im Vier-Jahres-Rhythmus aktualisiert werden.Wenn Sie sich für ein Hochschulstudium interessieren, �nden Sie also Informatio-nen zu jeder Studienrichtung in einem Perspektivenheft. > Editionsprogramm Seiten 82/83

In einer zweiten Heftreihe, «Chancen: Weiterbildung und Laufbahn», werden Angebote der höheren Berufsbildung vor-gestellt. Hier �nden sich Informationen über Kurse, Lehrgänge, Berufsprüfungen, Höhere Fachprüfungen und Höhere Fach-schulen, die in der Regel nach einer beruf-lichen Grundbildung und anschliessender Berufspraxis in Angri� genommen wer-den können. Auch die Angebote der Fach-hochschulen werden kurz vorgestellt. Diese bereits seit vielen Jahren bestehen-de Heftreihe wird ebenfalls im Vier-Jahres-Rhythmus aktualisiert.

Alle diese Medien liegen in den Berufs- informationszentren BIZ der Kantone auf und können in der Regel ausgeliehen wer-den. Ebenfalls sind sie unter www.shop.sdbb.ch erhältlich.

Weitere Informationen zu den Heftreihen �nden sich auf www.chancen.sdbb.ch und www.perspektiven.sdbb.ch.

CHEMIE, KUNSTSTOFF,PAPIERChemie PharmaBiotechnologieKunststoffPapierOberflächentechnik

CHANCEN WEITERBILDUNG UND LAUFBAHN

INHALT

6FACHGEBIET

7 Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg fördern und fordern

11 «Ich unterrichte Kinder, nicht Fächer!»13 Unterrichtsstörungen vorbeugen 15 Und wenn der Satz von Pythagoras ein Game wäre?17 Anregen, mitspielen, vorzeigen19 Moose, Flechten und Farne

wecken die Experimentierlust20 Sprache wirkt22 Beispiele von Bachelor- und

Masterarbeiten

24STUDIUM

25 Der Weg zun Lehrdiplom28 Rezept für den Lehrberuf: O�enheit,

Neugierde, Belastungstoleranz und eine Portion Humor

30 Studienmöglichkeiten35 Beispiele verwandter Studienfächer35 Alternativen zur Hochschule36 Wissenswertes rund ums Studium

40 Porträts von Studierenden:40 Melchior Bruder, Bachelorstudiengang

Quereinstieg Kindergarten, Pädago-gische Hochschule Zürich

42 Alexa Borgulya, Bachelorstudien - gang Primarstufe, Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz

43 Leonie Trachsel, Bachelorstudiengang Primarstufe, Pädagogische Hochschule Thurgau

45 Isabel Christen, Bachelorstudiengang Sekundarstufe I, Universität Freiburg

47 Nicola Röthlisberger, Masterstudien-gang Sekundarstufe I, Pädagogische Hochschule Bern

24Studium: Wer Lehrerin oder Lehrer im Kinder-garten, auf der Primar- oder Sekundarstufe I werden möchte, studiert in der Regel an einer Pädagogischen Hochschule (PH). Neben The-orie wird dort viel Wert auf die praktische Aus-bildung gelegt, wobei viele Entscheidungen bei der Studienwahl getro�en werden müssen.

11«Ich unterrichte Kinder, nicht Fächer!» Alle reden von Kompetenzen. Das Lernpara-digma dominiert und verdrängt Wesentliches. Doch der Aufbau von Wissen und Können braucht Beziehung und Vertrauen zwischen den Lehrpersonen und ihren Schülerinnen und Schülern.

Inhalt

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5Überschrift

Unterricht Volksschule | PERSPEKTIVEN

50WEITERBILDUNG

52BERUF

53 Berufsfelder und Arbeits markt55 Einblick in einen Kindergarten:

spielen, lernen und Rituale56 Einblick in eine Primarschulklasse:

erfolgreicher Einstieg dank klarer Regeln

57 Wo Kindergärtner keine Seltenheit sind

59 «Ohne das Team ginge es nicht»

60 Berufsporträts: 61 Valérie Lemrich, Kindergärtnerin63 Sara Keller, Primarlehrerin66 Rebecca Schüpbach, Primarlehrerin69 Manuel Diem, Sekundarlehrer71 Regula Büchmeier, DaZ-Lehrerin74 Matthias Henke, Schulleiter

40Studierendenporträts: Früher war Melchior Bruder als Reporter tätig, heute steht er immer noch vor einem Publikum und macht etwas für Menschen. Der Spass an der Arbeit mit Kindern, mehr Sinn und weniger Wochenendarbeit waren Auslöser für den Richtungswechsel.

71Berufsporträts: Regula Büchmeier unterrichtet Kinder aus aller Welt, die neu in die Schweiz ge-zogen sind und die nicht nur eine sprachliche Integrationshilfe, sondern auch eine emotional-soziale Starthilfe brauchen. Dafür hat die Primar-lehrerin eine Zusatzausbildung als Lehrperson für Deutsch als Zweitsprache (DaZ) absolviert.

80SERVICE

80 Adressen, Tipps und weitere Informationen

81 Links zum Fachgebiet82 Editionsprogramm83 Impressum, Bestellinformationen

ERGÄNZENDE INFOS AUF WWW.BERUFSBERATUNG.CH

Dieses Heft wurde in enger Zusammen-arbeit mit der Online-Redaktion des SDBB erstellt; auf dem Berufsberatungsportal www.berufsberatung.ch sind zahlreiche ergänzende und stets aktuell gehaltene Informationen abrufbar.

Zu allen Studienfächern �nden Sie im Internet speziell aufbereitete Kurzfassun-gen, die Sie mit Links zu weiteren Infor- mationen über die Hochschulen, zu all-gemeinen Informationen zur Studienwahl und zu Zusatzinformationen über Studien-fächer und Studienkombinationen führen. www.berufsberatung.ch/primarwww.berufsberatung.ch/sek1

WeiterbildungDie grösste Schweizer Aus- und Wei ter bil-dungs daten bank enthält über 30 000 re dak-tionell betreute Wei ter bil dungs an ge bote.

LaufbahnfragenWelches ist die geeignete Weiterbildung für mich? Wie bereite ich mich darauf vor? Kann ich sie �nanzieren? Wie suche ich e�zient eine Stelle? Tipps zu Bewerbung und Vorstellungsgespräch, Arbeiten im Ausland, Um- und Quereinstieg u. v. m.

Adressen und AnlaufstellenLinks zu Berufs-, Studien- und Laufbahn-beratungsstellen, Stipendienstellen, zu Instituten, Ausbildungsstätten, Weiterbil-dungsinstitutionen, Schulen und Hoch-schulen.

5Inhalt

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FACHGEBIET7 KINDER UND JUGENDLICHE AUF IHREM WEG FÖRDERN UND FORDERN11 TEXTE UND THEMEN ZUM FACHGEBIET

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7Fachgebiet

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lität des Arbeitsmarktes und entwickeln untereinander eine starke Gemeinschaft.

ANFORDERUNGEN UND VORAUSSETZUNGEN: FASZINATION, TEAMFÄHIGKEIT, GEDULD UND NERVENKOSTÜMAls Lehrperson sollte man Kinder und Jugendliche mögen. Das alleine aber genügt bei Weitem nicht: Sich stets neu faszinieren zu lassen von den Fähigkeiten und Schwierig-keiten, vom Lernwillen wie von den Widerständen der Kin-der, ist ebenso zentral. Dazu braucht es einen langen Atem, ein stabiles Nervenkostüm, Einfühlungsvermögen und Sinn für Humor. Organisationsfähigkeit und Geduld helfen, den Überblick und die Ruhe zu bewahren, sei dies im Schulzim-mer oder auf schulexternen Anlässen, wie z.B. beim Gang in den Zoo, beim Transfer zur Schwimmhalle oder beim ersten Lager.Wichtig ist auch, sich selbst und das eigene Handeln immer wieder zu hinterfragen, etwa indem man sich überlegt: «War ich zu konsequent oder zu nachgiebig? Habe ich mich allen gegenüber möglichst fair verhalten? Konnte ich meine schlechte Laune für mich behalten?» Zudem sind Männer und Frauen gefragt, die sich gerne exponieren, die andere führen können und die generell gut mit anderen zusammen-arbeiten können: Sei es mit anderen Lehrpersonen, die die-selbe Klasse unterrichten – in anderen Fächern oder an anderen Tagen, mit Heilpädagoginnen und -pädagogen, die Kinder und Jugendliche mit besonderem Bildungsbedarf (z.B. Lernschwierigkeiten) unterrichten, mit Logopädinnen und Logopäden, die Schülerinnen und Schüler gezielt för-dern oder mit Lehrpersonen, mit denen man sich fachlich austauscht. Auf den Websites der verschiedenen Pädagogischen Hoch-schulen werden weitere Voraussetzungen aufgeführt, die sowohl fürs Studium als auch für den Beruf gelten, wie z.B. Freude am Sprechen und Schreiben, an der Sprache genau-so wie an naturwissenschaftlichen Fächern, am Sitzen und Vorbereiten, aber auch an praktischen Einsätzen im Kin-dergarten und in der Schule. Für ein Studium an einer PH ist das Zusammenarbeiten in Teams genauso wichtig wie Eigenschaften, die ein Studium sowieso erfordert: Neugier, Fleiss, die Fähigkeit, wissenschaftliche Texte zu lesen und zu schreiben. Für das Unterrichten auf der Kindergarten-

KINDER UND JUGENDLICHE AUF IHREM WEG FÖRDERN UND FORDERN

Wussten Sie, dass es in der Schweiz mehr als 91 000 Lehrpersonen gibt? Was hat diese Menschen dazu bewogen, diesen Beruf zu ergreifen? Sicherlich waren das Interesse an jungen Menschen, am Vermitteln, Lehren und Lernen ausschlag- gebend, ebenso wie die Neugierde gegenüber Menschen und der Welt generell. Lehrpersonen arbeiten am Puls des Lebens und gestalten die Zukunft mit.

Was bedeutet es heute, Lehrer oder Lehrerin zu sein? Frü-her war die Lehrkraft noch Respektperson, wie sieht es heu-te aus? In der Presse liest man von steigenden Anforderun-gen und grösser werdenden Erwartungen der Eltern an die Lehrpersonen. Diese müssten vermehrt Erziehungsdefizite ausgleichen und könnten sich nicht mehr auf die Vermitt-lung von Lerninhalten konzentrieren. Aber nach wie vor stehen Kinder und Jugendliche im Zentrum: Sie auf ihrem Lebensweg ein Stück weit zu begleiten, ihnen etwas zu ver-mitteln, sie etwas zu lehren, sie zu fördern und zu fordern. Junge Menschen zu verstehen, einen guten Draht zu ihnen zu haben, Stoff aufzubereiten, Unterricht vorzubereiten, durchzuführen, auszuwerten, mit Schülerinnen und Schü-lern ein Projekt zu gestalten und Erlebnisse zu teilen. Ver-mutlich sind es diese Aspekte, die viele ansprechen.Natürlich macht es einen Unterschied, ob man fünfjährige Kinder oder 15-jährige Teenager unterrichtet. Nicht jede Lehrperson ist für jede Stufe geeignet und fühlt sich überall wohl. Einige Beweggründe für die Berufswahl mögen diesel-ben sein, aber welche Altersstufe einem mehr liegt und wel-che weniger, muss jede und jeder für sich selbst entscheiden.

STIMMT MEIN BILD VOM LEHRBERUF?Ein Schnupperpraktikum bereits vor der Ausbildung ermög-licht einen guten Einblick in die Praxis. Dabei können das eigene Berufsbild überprüft und ein Eindruck der vielfälti-gen Tätigkeitsbereiche gewonnen werden. Warum nicht die ehemaligen Lehrpersonen fragen, ob man einmal rein-schnuppern dürfte – auch wenn es nur für einen halben Tag ist! Wenn die Zeit dafür zu knapp ist, helfen Bücher und Filme weiter. So werden beispielsweise im Buch «Schulbe-such» verschiedene Arten und Orte von Unterricht bildhaft beschrieben und Lehrpersonen porträtiert, die Tag für Tag fürs Leben gerne «Schule machen». Aber auch die Porträts in dieser Publikation (ab S. 60) sowie unter www.zukunft-schule.ch, www.self.mzl.lmu.de oder auf den verschiedenen Hochschulseiten liefern einen guten Einblick in den Alltag von Lehrerinnen und Lehrern. Noch näher am Geschehen fühlt man sich im Dokumentarfilm «Neuland», im Rahmen dessen eine Integrationsklasse über zwei Jahre begleitet wurde. Darin erleben die Protagonistinnen und Protagonis-ten in ihrer Vorbereitung auf die Zukunft die «harte» Rea-

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Fachgebiet8

und Primarschulstufe sind breite Be-gabungen in vielen Gebieten (Musik, Werken, Bildnerisches Gestalten, Bewegung und Sport usw.) und damit verbunden praktische Kreativität und Fantasie von grossem Vorteil. Auf höheren Schulstufen steigen die fach-lich-inhaltlichen Anforderungen. So bedingt das Unterrichten auf Sekun-darstufe I neben der Freude an der Zusammenarbeit mit Jugendlichen auch die intensive fachliche Auseinan-dersetzung mit meist mehreren Schul-fächern.

TÄTIGKEITSFELDER EINER LEHRPERSONDie Aufgaben und Tätigkeiten von Lehrerinnen und Lehrern sind äus-serst vielfältig, was diesen Beruf at-traktiv macht. Natürlich macht es ei-nen Unterschied, ob eine Lehrperson den Kindern beibringt, im Zehner-raum zu rechnen oder mit Jugendli-chen über ihre berufliche Zukunft dis-kutiert. Folgende von der Website www.cct-switzerland.ch aufgeführten Tätigkeitsfelder gelten aber für alle Lehrpersonen:– Unterricht gestalten: Dazu gehört

unter anderem die Unterrichtsvor-bereitung, das Aufbereiten des Lehr-stoffs, dessen Vermittlung, das Er-klären, Üben und Wiederholen sowie die Unterrichtsnachbereitung.

– Soziale Beziehungen fördern: Dazu gehören die informellen Kon-

takte zu den Schülerinnen und Schülern, aber auch das aktive Ge-stalten sozialer Beziehungen unter den Kindern und Jugendlichen, die Unterstützung beim Lösen von Konflikten sowie das Ermöglichen von Mitbestimmung bei der Unter-richtsgestaltung.

– Auf spezifische Bedürfnisse ein-gehen: Kinder und Jugendliche ha-ben unterschiedliche Bedürfnisse und Begabungen. Deshalb ist es wichtig, dass Lehrpersonen indivi-duell auf die Schülerinnen und Schüler eingehen, sie fördern und fordern.

– Verhalten kontrollieren und be-urteilen: Lehrpersonen müssen nicht nur das Lernverhalten prüfen und beurteilen, sie müssen auch auf das Verhalten der Schülerinnen und Schüler achten, sodass für alle ein gutes Lernklima entsteht.

– Mit Eltern und Kolleginnen/Kol-legen zusammenarbeiten: Der Austausch und die Zusammenarbeit mit anderen Lehrpersonen gehören ebenso zum Schulalltag wie die El-ternarbeit.

– Sich fortbilden: Unterrichten ist mit laufendem eigenem Lernen ver-bunden. Pädagogische Fortbildun-gen werden besucht, Fachliteratur gesichtet, und auch ein Interesse an politischen Ereignissen, kulturellen Veranstaltungen und gesellschaftli-chen Veränderungen gehört dazu.

UNTERRICHTEN IM KINDERGARTEN/AUF DER VORSCHULSTUFEDie Schulzeit beginnt in der Schweiz mit dem zweijährigen Kindergarten. Beim Eintritt sind die Kinder meis-tens vier Jahre alt oder haben erst gerade ihren fünften Geburtstag ge-feiert. Auf der Vorschulstufe sind die Kinder, wie die Pädagogische Hoch-schule (PH) Thurgau erläutert, beson-ders neugierig, lernfähig, fantasievoll und unternehmungslustig. Im Vorder-grund steht das Spiel. Spielerische Tätigkeiten sind für eine gesunde Entwicklung von zentraler Bedeutung und bilden die Grundlage für späteres Lernen in der Primarschule. Fanta-siewelten und Geschichten, kreative Tätigkeiten und Bewegung, die För-derung mit allen Sinnen, das Hier und Jetzt – das sind wichtige Eckpfei-ler des Unterrichtens auf Kindergar-tenstufe. Als Ziel des Kindergartens formuliert beispielsweise der Kanton Bern, das Kind in seiner Entwicklung zu fördern, «in eine erweiterte Gemeinschaft ein-zuführen und ihm damit den Übertritt in die Primarstufe zu erleichtern. Im Kindergarten werden spielerische Tä-tigkeiten und systematisches Lernen miteinander verknüpft. Unterschied-liche Lernvoraussetzungen und Fähig-keiten sowie das Lerntempo werden berücksichtigt.» Im Kindergarten wird jedoch nicht «nur» gespielt. Dazu meint Valérie Lemrich, Kindergärtnerin (siehe Por-trät S. 61): «Hinter jedem Freispiel, das wir den Kindern anbieten, steckt ein Ziel, an dem wir arbeiten. Im Kinder-garten müssen wir die Kinder so weit bringen, dass ihnen der Einstieg in die Schule leicht fällt. Wenn ein vierjähri-ges Kind zu uns in den Kindergarten kommt, kann es am Anfang kaum fünf Minuten auf seinem Stuhl sitzen. Am Ende seiner Kindergartenzeit muss es das viel länger können. Die Kinder ler-nen im Kindergarten aber auch, mit Materialien und Werkzeugen umzuge-hen: Nicht jedes Kind kann bei Kinder-garteneintritt mit einer Schere hantie-ren. Die Kinder müssen auch lernen, Regeln einzuhalten, Rücksicht zu neh-men und sich in einer Gruppe zu ver-ständigen.»

Lehrpersonen müssen auf unterschiedliche Begabungen und Bedürfnisse ihrer Schülerinnen und Schüler eingehen können.

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Fachgebiet

UNTERRICHTEN AUF DER PRIMARSTUFEMit der Harmonisierung der obligato-rischen Schule (HarmoS) dauert die Primarschulzeit sechs Jahre. In dieser Zeit – vom sechsjährigen Kind bis zum zwölfjährigen Jugendlichen – entwi-ckeln die Kinder ihre kognitiven, so-zialen, körperlichen und musischen Fähigkeiten in einem rasanten Tempo. In der Primarschulzeit geht es darum, die Freude am Lernen zu wecken, wie die PH Thurgau schreibt. In altersgerechtem Unterricht wird nicht nur Wissen vermittelt, es geht auch um «Erziehung» – als Lehrperson ist man immer auch Bezugsperson. Die Schüler und Schülerinnen müssen nicht nur lesen, rechnen und schreiben lernen. Sie müssen auch lernen, sich zu konzentrieren, sorgfältig zu sein, mit anderen zusammenzuarbeiten, Regeln einzuhalten, Anweisungen zu verstehen und umzusetzen. Dabei darf die Lehrkraft nie vergessen, wen sie vor sich hat: Kinder. Entsprechend muss der Unterricht ganzheitlich ge-staltet werden, um die Bedürfnisse und Möglichkeiten der Kinder zu be-rücksichtigen. So betont der Kanton

Aargau beispielsweise, dass in der Pri-marschule ein Lernen gefördert wird, «in dem Denken, Handeln und Erleben eine Einheit bilden». Die Lehrpersonen der Primarschule sind, wie die PH Zü-rich schreibt, «engagierte Persönlich-keiten mit einer positiven Grundhal-tung. Sie sind vielseitig interessiert und nehmen Anteil an der Welt und an den Menschen. Sie verfügen über Ein-fühlungsvermögen und gestalten ih-ren Auftrag mit Kreativität und Fan-tasie. Sie haben Sinn für Humor, bewahren ihre Neugierde und sind begeisterungsfähig. Sie nehmen sich selbst und andere differenziert wahr. Sie begegnen den Kindern mit Wert-schätzung und in einer ermutigenden Haltung. Sie schaffen so eine von Ver-trauen geprägte Lebens- und Lernkul-tur als Voraussetzung dafür, dass sich Schülerinnen und Schüler entfalten können.»

UNTERRICHTEN AUF DER SEKUNDARSTUFE IAufbauend auf die Primarstufe folgt die dreijähre Sekundarstufe I (siebte bis neunte Klasse). Auf dieser Stufe werden individuelle Interessen- und

Fähigkeitsprofile ausgebildet, weshalb die Vermittlung der Schulfächer auf verschiedenen Fähigkeitsniveaus er-folgt. Der Unterricht auf der Sekundar-stufe I ist in einzelnen Schulfächern organisiert. Die Gliederung und Ge-wichtung der Schulfächer unterschei-det sich je nach Schultyp und Kanton. Lehrpersonen auf der Sekundarstufe I unterrichten in der Regel zwölf- bis 16-jährige Schüler und Schülerinnen, die mitten in der Pubertät stecken. Ihre Lebenswelt ist durch vielfältige Veränderungen im sozialen, kulturel-len und beruflichen Umfeld geprägt. Häufig treten sie noch als «Kinder» in die Sekundarstufe I ein und verlassen sie schon fast als «junge Erwachsene». Wichtige Aufgaben sind dabei die Identitätsfindung und die soziale Inte-gration, die eng mit der Frage der wei-teren Berufs- und Schulwahl ver-knüpft sind. Erste Schritte für die berufliche Laufbahn werden in An-griff genommen: Was folgt nach der obligatorischen Schulzeit? Eine Be-rufslehre, eine weiterführende Schule wie zum Beispiel das Gymnasium oder ein anderer Weg? Damit stehen grosse Entscheidungen an, oftmals verbun-

Lehrpersonen auf der Primarstufe müssen sich immer bewusst sein, dass sie mit Kindern arbeiten, dass sie also nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch eine Erziehungsfunktion innehaben.

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QuellenJasmine Helbling: Lehrer: Zwischen Terroreltern und Mandalas. NZZ 11.7.2016www.zukunftschule.chwww.self.mzl.lmu.dewww.cct-switzerland.chLanfranchi, C., Tanner, K., Schnyder, A., Boutellier, A. (2010). Schulbesuch. Wie Lehrerinnen und Lehrer heute unterrichten. 14 Porträts. Limmat Verlag, Zürich.Thommen, A. (2013). Neuland Dokumentar�lm. FAMA Film AG.www.phtg.chwww.phzh.chwww.erz.be.chwww.ag.ch

den mit einem gewissen Erwartungs- und/oder Leistungsdruck seitens der Schüler/innen und ihrer Eltern.

NICHT NUR IM KLASSENZIMMER…Es sind nicht nur die Kinder und Ju-gendlichen, mit denen Lehrpersonen zu tun haben: Hinter ihnen stehen die Eltern, links und rechts gibt es Berufs-kolleginnen und -kollegen, dann den

UNSICHER IN DER STUDIENWAHL? SELBSTERKUNDUNGS-LINKS FÜR LEHRPERSONEN

Mit dem Fragebogen «Fit für den Lehrer - beruf?», zu �nden unter www.didaktische- ausbildung.ethz.ch/�t, lassen sich die persönlichen Voraussetzungen für den Beruf einschätzen und beurteilen (nicht nur für angehende Gymnasiallehrkräfte geeignet). Auch unter www.cct-switzer land.ch kann eine Selbsterkundungstour unternommen werden. Dabei wird emp - fohlen, die Resultate als Gesprächsgrund-lage zu verstehen und bei o�enen Fragen und Zweifeln eine Studienberatungsstelle aufzusuchen.

Schulrat, die Schulleitung – es ist ein vielfältiges, spannendes und an-spruchsvolles Berufsfeld: Unterrichts-inhalte müssen vorbereitet, Prüfun-gen korrigiert und Elterngespräche geführt, die nächste Schulreise will organisiert werden. Wichtiger Be-standteil sind aber auch der fachliche und der pädagogische Austausch in Unterrichtsteams bzw. mit anderen Lehrpersonen, die Mitarbeit in ver-schiedenen Arbeitsgruppen innerhalb und ausserhalb des Schulhauses, eine Auseinandersetzung mit Themen wie z.B. Schulentwicklung oder Didaktik, interne und externe Weiterbildungen, die Zusammenarbeit mit externen Stellen usw. Generell ist es hilfreich, wenn man sich für Fragen zu Schule und Erziehung sowie Themen der Unterrichts-, Schul- und Qualitäts-entwicklung interessiert. Ausserdem braucht es die Neugier und die Fähig-keit, sich immer wieder in die Welt der Kinder und Jugendlichen hineinzuver-setzen und über aktuelle Fachthemen zu Kindheit, Jugend und Erziehung im Bilde zu sein.

ANSPRUCH UND WIRKLICHKEITDie Vielseitigkeit des Lehrberufs ist reizvoll, kann aber auch überfordern. Deshalb ist es wichtig, in den ersten Berufsjahren eine eigene Haltung zu entwickeln, zu wissen, wohin man mit der Klasse will, welche Regeln gelten, wie weit man gehen mag und wo eine Abgrenzung wichtig ist. Gelingt dies, ist eine hohe Berufszufriedenheit wahr-scheinlich – dies zeigen Umfragen bei Lehrerinnen und Lehrern trotz zuneh-menden Belastungen immer wieder.

Das vielfältige P�ichtenheft von Lehrpersonen umfasst zum Beispiel auch das Organisieren der Schulreise.

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11Fachgebiet

ICH UNTERRICHTE KINDER, NICHT FÄCHER!

TEXTE UND THEMEN ZUM FACHGEBIET

Die folgenden Texte zeigen beispielhaft auf, womit sich (angehende) Lehrpersonen befassen. Die Originalversionen wurden zum Teil gekürzt. Die Beispieltitel von Abschlussarbei-ten verdeutlichen, mit welchen Themen sich Studierende vertieft beschäftigen.

Ich unterrichte Kinder, nicht Fächer! Beziehung und Vertrauen zwischen Schülerinnen und Schülern und ihren Lehrpersonen sind für den Unterricht fundamental wichtig. (S. 11)

Unterrichtsstörungen vorbeugen: Wie gehen Lehrpersonen mit Störun-gen um, welche Wirkungen haben sie auf das Lernklima und vor allem: Wie lassen sie sich verhindern? (S. 13)

Und wenn der Satz des Pytha-goras ein Game wäre? Wie können Computerspiele sinnvoll im Unterricht eingesetzt werden? (S. 15)

In Anregen, mitspielen, vorzeigen wird das Rollenspiel im Kindergarten thematisiert. (S. 17)

Der Beitrag Forschen mit Moos, Farn und Flechten greift ein naturwissenschaftliches Thema der Primarstufe auf. (S. 19)

Der Artikel Sprache wirkt zeigt, wie heute auf der Sekundarstufe I Sprache vermittelt werden kann. (S. 20)

Beispiele von Bachelor- und Masterarbeiten: Zu welchen Themen werden Abschlussarbeiten verfasst? (S. 22)

Alle reden von Kompetenzen. Das Lernparadigma dominiert und verdrängt Wesentliches. Doch der Aufbau von Wissen und Können braucht Beziehung und Vertrauen.

«Wenn sie von Formen und Zahlen sprach, glühten ihr die Wangen und funkelten ihr die Augen, wie wenn Kinder von Schokolade-Glace reden» (Ellinger & Brunner, 2015, S. 75). So erinnert sich eine berufstätige Frau an ihre Lehrerin Dora L. Noch Jahre spä-ter sieht sie deren Augen, fühlt die At-mosphäre und spürt die Freude am Lernen. In diesem Schulzimmer floss offensichtlich Energie. Sie erzeugt Re-sonanz, denn Beziehung ist interper-sonelle Resonanz. Und Resonanz macht das Lernen regelrecht hörbar: Die Schulstube knistert.

BILDUNG BRAUCHT BEZIEHUNG Wer an solche Momente denkt, weiss sofort: Was zwischen Menschen läuft, passiert nicht zuerst von Hirn zu Hirn, sondern von Auge zu Auge, von Ohr zu Ohr, von Sinn zu Sinn – also über Kör-per und Seele. Ich muss mich gebor-gen, angenommen, verstanden fühlen, muss emotional berührt sein, damit der berühmte Energiefunken auf mich überspringt und ich mich vom Unter-richtsstoff entzünden lasse. Bildung braucht Beziehung. Nur so können Kinder mit ihren kleinen Schritten die grossen Stufen des (Schul-)Lebens er-klimmen. Kinder wollen «gesehen» und wahrge-nommen werden und sie wollen sich Ausdruck geben dürfen. Gesehen wer-den Kinder, wenn sie eine gute Bezie-hung zu ihren pädagogischen An-sprechpersonen haben. Sie brauchen ein Gegenüber, das ihnen antwortet, das ihnen zustimmt oder Einspruch erhebt, das sie versteht, ohne immer einverstanden zu sein, das sie ermu-tigt und gleichzeitig Grenzen aufzeigt.

Ein Gegenüber auch, das vom Kind eine «Vision» hat, es fördert und er-muntert und darum mit ihm zusam-men unterwegs ist, fragend und ant-wortend zugleich, die Pädagogin als menschliches Gegenüber, der Pädago-ge als erste Stimmgabel. Nur so kön-nen Erwachsene im Kind Resonanzen erzeugen und es «anstecken».

PASSIONIERTE PERSONEN MIT VITALER PRÄSENZ Wem dies zu esoterisch oder zu abge-hoben klingt, frage bei Dichtern und Denkern nach. Auch bei ihnen tauchen sie immer wieder auf, diese Zauber-wörter: begeistern, entflammen. In seinen «Schulmeistereien» erzählt der Schriftsteller Peter Bichsel, wie ihn seine Erstklasslehrerin «gepackt» habe und er augenblicklich in sie ver-liebt gewesen sei. Der kleine Knirps mochte sie, diese passionierte Person mit ihrer vitalen Präsenz, und noch Jahre später konnte er ihr Kleid be-schreiben. Das sei für ihn – so der ehe-malige Lehrer Bichsel – die einzige Erklärung, warum er kein Schulversa-ger wurde. Vielen erging es ähnlich – auch dem grossen Philosophen Sir Karl R. Pop-per. Darum widmete er seine Autobio-grafie der Lehrerin Emma Goldberger. Ihrer verstehenden Zuneigung und ihrer pädagogischen Leidenschaft ver-danke er sein ganzes Denken – und damit eigentlich alles, fügt er bei.

VON DEM, WAS IMMER GILT Bei den drei Lehrerinnen wird eines sofort spürbar: Das leidenschaftliche pädagogische Ethos für ihren Beruf und die jungen Menschen oder – viel-leicht etwas pathetisch formuliert – die Liebe zur Aufgabe. Sie waren auf die «Sache» bezogen und auf das Verste-hen und Können ihrer Kinder konzen-triert; daraus ergab sich eine tragfähi-ge Beziehung – fast wie von selbst.

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Dieser innere Impetus bewegte die drei Pädagoginnen zu ihrem Handeln. Davon erzählen die Reminiszenzen. Es sind veraltete Begriffe, leider längst entsorgt in der pädagogischen Motten-kiste. Die moderne Bildungssprache kennt sie kaum; im Diskurs um die professionellen Lehr-Kompetenzen kommen sie nicht vor. Doch es sind Werte ohne Verfallsdatum – alt zwar, das sei zugegeben, doch nicht veraltet. Ganz im Gegenteil: Aktuelle Studien aus der Wirkungsforschung und der Neurobiologie rehabilitieren sie.

DER «PÄDAGOGISCHE BEZUG» Versierte und engagierte Kindergar-ten- und Lehrpersonen legten immer schon grossen Wert auf eine gute Be-ziehung zu ihren Schülerinnen und Schülern. Sie wussten intuitiv, was der Hirnforscher Joachim Bauer betont: Beziehungen sind ein biologisches Skript mit Langzeitwirkung (Bauer, 2007, 2017). An der Lehrperson-Kind-Beziehung hängt vieles und Entschei-dendes. Mit dem emotionalen Wohlbe-finden der jungen Menschen sind eben auch ihre kognitiven Lernprozesse verbunden – genauso wie gutes Sozial-verhalten. Das zeigt eine umfangrei-che internationale Studie der ETH

Zürich und der Cambridge University (z-Proso-Team, 2017). Beteiligt waren 1400 Zürcher Kinder. Ein achtsamer Umgang miteinander erleichtert die Klassenführung ganz wesentlich. Was

«Die stärkste Motivations-droge für den Menschen ist der andere Mensch.»

sich heute «Classroom-Management» (Kounin, 2006) nennt, erhöht nachweis-bar die aktive Lernzeit aller (Helmke, 2015). Die Beziehungsebene oder der «pädago-gische Bezug», wie man früher sagte, spielt im Unterricht eine zentrale Rolle. Darum gilt es als unbestritten: Eine Atmosphäre des Vertrauens und Zu-trauens, der Fürsorge und des Wohlwol-lens ist unverzichtbar für Bildung und schulische Leistung. Eine einfache pä-dagogische Wahrheit, auf die der neu-seeländische Bildungswissenschaftler John Hattie in seiner weltweit beachte-ten Studie «Visible Learning» (Hattie, 2009) hinweist: Unterricht hängt ent-scheidend von jenem Faktor ab, den eine frühere Literatur die «Lehrerper-sönlichkeit» nannte.

LEHRPERSON-SCHÜLER-BEZIEHUNG MIT HOHER EFFEKTSTÄRKE Lehrerinnen und Lehrer bringen ihre Persönlichkeit in den Unterricht ein (Roth, 2011) – und nicht einfach ihr Wissen oder, wie es heute heisst, ihre «professionelle Kompetenz». Zu dieser Persönlichkeit bauen Kinder eine ver-trauensvolle Beziehung auf. Vertrau-enswürdig und glaubwürdig müssen darum die Lehrpersonen in Kinder-garten und Schule sein. Das ist das Fundament jeder Beziehung zwischen ihnen und den jungen Menschen. Sie stimuliert das Lernen und erzielt nach Hattie einen der höchsten Effektwerte (Zierer, 2014). Das Geheimnis «unserer» drei Lehre-rinnen lässt sich auch neurologisch er-klären – mit den Spiegelneuronen. Der Hirnforscher und Mediziner Joachim Bauer schreibt, die Motivationssysteme des menschlichen Gehirns würden in erster Linie durch «Beachtung, Interes-se, Zuwendung und Sympathie anderer Menschen aktiviert. Die stärkste Moti-vationsdroge für den Menschen ist der andere Mensch» (in Kowal-Summek, 2016, S. 141). Unterricht ist also ein persönlicher Vorgang, ein interaktiver Prozess zwischen Subjekten: die Kin-dergärtnerin als zuversichtliche Chauf-

Lehrpersonen müssen sich um das emotionale Wohlbe�nden ihrer Schülerinnen und Schüler bemühen, denn das fördert den Lernerfolg und das Sozialverhalten.

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feuse ins Leben, die Lehrerin als Expe-ditionsleiterin und lebensfrohe Anstifterin zum Lernen, der Lehrer als Brückenbauer ins Neue und Offene.

PÄDAGOGISCHE LEIDENSCHAFT ALS TRIEBFEDERDora L., Emma Goldberger und Bich-sels Lehrerin würden ihren lernwirksa-men und schülergerechten Unterricht ganz ohne spiegelneuronalen Überbau erklären, sonst aber ziemlich dasselbe sagen wie der Neuro-Wissenschaftler Joachim Bauer: Entscheidend für ihr Wirken seien Energie, Empathie, Lei-denschaft und Liebe gewesen sowie ein fachlicher Anspruch, charmante Auto-rität, spürbare Passion für den Beruf und ein wertschätzender Respekt den Schülerinnen und Schülern gegenüber. Sie hätten Kinder unterrichtet und nicht Fächer. Ihrem Unterricht hätten sie mit Humor eine heitere Note gege-ben. Beseelt seien sie gewesen und dar-um bildend – mit Hingabe an die Auf-gabe. Dieser Leidenschaft für die Welt sei ihr vitales Engagement für den pä-dagogischen Auftrag entsprungen. Das ist die alte Idee der Pädagogik. Oder, um es mit dem Dirigenten David Zinman zu sagen: «Ich selber muss die Musik sein, die ich von meinem Or-chester hören will.» Alle drei Pädago-ginnen verkörperten diese Musik. Sie taten es für ihre Kinder – im Wissen, dass ihr Beruf junge Menschen ins Le-ben führt. Er muss darum Leben er-möglichen. Denn ohne Leben ist lernen nicht möglich. Leben aber lebt von Re-sonanzen. Leben braucht Beziehungen. Es ist die Qualität dieser Beziehungen, aus denen der pädagogische Alltag sei-ne humane Wirkkraft gewinnt.

QuelleDr. phil. Carl Bossard, in: «4 bis 8» – Fachzeit-schrift für Kindergarten und Unterstufe, 06/2017, S. 18-19Carl Bossard ist diplomierter Sekundar- und Gymnasiallehrer. Er war Rektor der Kantonalen Mittelschule Nidwalden, Direktor der Kantons- schule Luzern und Gründungsrektor der Päda- gogischen Hochschule PH Zug. Heute berät er Schulen und leitet Weiterbildungskurse. www.carlbossard.ch

UNTERRICHTSSTÖRUNGEN VORBEUGEN

Häufig auftretende Unterrichts-störungen wirken sich ungünstig auf die Lehrergesundheit, die Un-terrichtsqualität sowie die Motiva-tion und Leistung der Schülerin-nen und Schüler aus. Es stellt sich deshalb die Frage: Wie können Lehrpersonen unterstützt werden, um schwierige Interaktionen zu be-wältigen?

Störungen gehören zum Schulalltag. Sie werden erst zu einem Problem, wenn sie sehr häufig oder in schweren Formen auftreten und so Lehr-Lern-Prozesse behindern und soziale Bezie-hungen gefährden. Störungen können von einzelnen Schülerinnen und Schü-lern, aber auch von der Lehrperson ausgehen. Letztlich sind Störungen im Unterricht auch ein interaktionales Problem, das sich ausweiten und zu gestörten Interaktionsverläufen im Unterricht führen kann.

AUSWIRKUNG AUF DIE LEHRERGESUNDHEITLehrpersonen gelten generell als eine stark belastete Berufsgruppe. Eine

Studie von Dirk Lehr zeigt, dass zehn bis 35 Prozent der Lehrpersonen mas-sive Befindlichkeitsstörungen im Sinne einer Burnout-Symptomatik zeigen. Marion Scherzinger weist in ihren Un-tersuchungen zudem darauf hin, dass Lehrpersonen vor allem durch Interak-tionsprobleme mit Schülerinnen und Schülern im Unterricht belastet sind. Dies scheint besonders dann der Fall zu sein, wenn Störungen mit Aggres-sionen einhergehen. Will J. G. Evers kommt zum Schluss, dass Störungen im Unterricht eine der Hauptursachen für Burnout bei Lehrpersonen sowie für einen frühzeitigen Berufsausstieg sind.

FOLGEN FÜR DIE UNTERRICHTS- QUALITÄTWenn Lehrpersonen durch Unter-richtsstörungen stark belastet sind, wirkt sich dies nicht nur ungünstig auf ihre Gesundheit, sondern auch auf die Qualität ihres Unterrichts und auf die Beziehung zu den Lernenden aus.Uta Klusmann hat in ihren Untersu-chungen beispielsweise festgestellt, dass Burnout-gefährdete Lehrpersonen nach Einschätzung der Schülerinnen

Eine gute Lehrer-Schüler-Beziehung beugt Störungen vor.

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und Schüler weniger stark die kogniti-ve Selbstständigkeit fördern, häufiger ein unangemessen schnelles Interakti-onstempo aufweisen und als weniger interessiert und gerecht eingeschätzt werden als gesunde Lehrpersonen. Sie legen einen einseitigen Schwerpunkt auf die Wahrung eines störungsfreien Unterrichts und vermeiden die Risiken eines adaptiven, individualisierenden, kognitiv aktivierenden Unterrichts. Dies geht jedoch langfristig zulasten der Instruktionsqualität. Zudem kön-nen sich negative Emotionen der Lehr-personen wie Ärger und Angst ungüns-tig auf ihr Unterrichtsverhalten aus- wirken und dazu führen, dass sie weni-ger kompetenzorientiert und motivati-onsförderlich unterrichten. Insgesamt führt die Überforderung von Lehrper-sonen im Umgang mit schwierigen Un-terrichtssituationen zu einer reduzier-ten Unterrichtsqualität, Zynismus, einem schlechten Klassenklima und belasteten sozialen Beziehungen.

SINKENDE MOTIVATION UND LEISTUNG DER LERNENDENStörungen im Unterricht belasten nicht nur Lehrpersonen, sondern auch Schülerinnen und Schüler. Indem sie die aktive Lernzeit reduzieren, profi-tieren die Schülerinnen und Schüler weniger vom Unterricht. Barrie Ben-nett hat beispielsweise berechnet, dass in Klassen, in denen Lehrpersonen Störungen präventiv vorbeugen, nur ein bis 3,5 Prozent der Unterrichtszeit für Disziplinierung verwendet werden müssen. In Klassen dagegen, in denen die Lehrpersonen erst spät auf Störun-gen reagieren, gehen sieben bis 18,5 Prozent der Unterrichtszeit für die Disziplinierung verloren. Auf eine zwölfjährige Schulzeit hochgerechnet, ergibt dies einen Verlust der Lernzeit von zwei Jahren. Zudem zeigt Klus-mann, dass sich die Belastung der Lehrperson und die verminderte Un-terrichtsqualität ungünstig auf die Motivation und die Leistung der Schü-lerinnen und Schüler auswirken.«Eine Lehrer-Schüler-Beziehung, die von einem freundlichen Umgangston, wechselseitigem Respekt, Herzlichkeit und Wärme geprägt ist, beugt Unter-richtsstörungen vor und wirkt sich

förderlich auf die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler aus.»Manche Lehrpersonen sind emotional erschöpft und ziehen sich innerlich zu-rück. Dadurch sind sie nicht mehr in der Lage, die Klasse angemessen zu führen, eine positive Klassenkultur aufzubauen und schwächere Schülerinnen und Schüler zu schützen. Schliesslich kön-nen in Klassen Peernormen entstehen,

«Demnach ist es für den Lernerfolg eines Kindes entscheidender, in welche Klasse es geht, als welche Schule es besucht.»

in denen störendes Verhalten nicht mehr zu negativen Rückmeldungen der Gleichaltrigen führt, sondern als «cool» angesehen wird. In solchen Fällen kos-tet es sehr viel Energie, wieder eine po-sitive Klassenkultur zu etablieren.

LEHRPERSONEN UNTERSTÜTZENLehrerinnen und Lehrer haben einen sehr grossen Einfluss auf die Entwick-lung der Lernenden. So zeigt die Hattie-Studie, dass die Entwicklungsunter-schiede der Schülerinnen und Schüler zu 30 Prozent auf die Lehrperson zurück-zuführen sind. Demnach ist es für den Lernerfolg eines Kindes entscheidender, in welche Klasse es geht, als welche Schule es besucht. Wichtig ist daher, dass Lehrpersonen in ihrem Beruf ge-sund bleiben. Eine Gruppe von Forschen-den der PH Bern arbeitet seit mehreren Jahren zu sozialen Interaktionen im Unterricht. Dabei gehen sie der Frage nach, wie die Belastung von Lehrperso-nen in sozialen Interaktionen reduziert werden kann und wie Lehrpersonen un-terstützt werden können, Störungen im Unterricht vorzubeugen. Eine wirkungs-volle Prävention von Unterrichtsstörun-gen beruht auf drei Pfeilern:

1. Diagnostische Kompetenz: Un-terrichten ist vielfältig, komplex und anspruchsvoll. Im Unterricht geschieht vieles gleichzeitig. Da-durch sind Lehrpersonen stark ge-fordert. Die Forschenden unterstüt-zen Lehrpersonen, Störungen mit

Hilfe von Beobachtungssystemen differenziert zu erfassen. Denn erst wenn man merkt, was im Unter-richt abläuft, kann man sinnvoll auf Störungen reagieren.

2. Aufbau einer guten Lehrer-Schüler-Beziehung: Die Schule ist kein Ort, an dem nur Leistungs-haltungen trainiert werden. Sie ist auch eine wichtige Sozialisationsin-stanz und ein Ort der Begegnung. Eine Lehrer-Schüler-Beziehung, die von einem freundlichen Um-gangston, wechselseitigem Respekt, Herzlichkeit und Wärme geprägt ist, eine Beziehung, die authentisch ist und in der auch mal gelacht wer-den kann, beugt Unterrichtsstörun-gen vor und wirkt sich förderlich auf die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler aus.

3. Störungspräventive Klassenfüh-rung: Oft denkt man bei Störungen vor allem darüber nach, wie man im Nachhinein reagieren kann. In der Ausbildung von Lehrpersonen wird hingegen der Akzent vor allem dar-auf gelegt, wie man bereits von vornherein verhindern kann, dass viele Störungen auftreten. Es geht also weniger darum, mit Störungen fertig zu werden, sondern diese so weit als möglich zu verhindern.

Ein störungsfreier Unterricht ist eine Illusion. Störungen gehören zum Schul-alltag. Sie werden erst zu einem Pro-blem, wenn sie die Gesundheit der Leh-rerinnen und Lehrer sowie den Un- terricht beeinträchtigen. Im Mittel-punkt unserer Forschung steht dabei immer das Anliegen, Lehrpersonen da-rin zu unterstützen, im Beruf gesund zu bleiben. Denn nur gesunde Lehrperso-nen können einen anregenden Unter-richt gestalten und die Schülerinnen und Schüler angemessen fördern.

QuelleAlexander Wettstein und Marion Scherzinger (PHBern) in: BILDUNG SCHWEIZ, 12/2017 Weitere Informationen:www.phbern.ch/fe/soziale interaktion – Der Schwerpunkt «Soziale Interaktion» der PHBern forscht zu sozialer Interaktion und Beziehung sowie zur Lehrergesundheit.

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UND WENN DER SATZ VON PYTHAGORAS EIN GAME WÄRE?

Nichts machen Kinder lieber als spielen. Die Spielpädagogik macht sich dies schon lange zunutze. Nun setzen Computerspiele zum Sprung ins Klassenzimmer an.

Die Physikstunde beginnt. Mit einem Drachenangriff. 20 Punkte Abzug für den Schüler mit dem höchsten Punkte-stand. Dann eine Herausforderung: Wer schafft es, die potenzielle Energie zu berechnen, die beim Fall aus zehn Metern entsteht? Die richtige Lösung spielt fünf Punkte ein. Und dann war-tet die nächste Stufe. Was ganz und gar nach einem Spielsze-nario tönt, gehört für Highschool-Lehrer Shawn Young zum Unterricht wie die Wandtafel. Angelehnt an «World of Warcraft» entwickelte der US-Amerikaner 2013 «Classcraft», ein Fantasy- Spiel für das Klassenzimmer. Neben Noten spielen hier Erfahrungs- , Aktions - und Trefferpunkte eine Rolle. Gute Leistungen haben einen positiven Effekt, schlechte führen zu Abzug. Zu spät gekommen? Minus zehn Treffer-punkte. Einen Fehler im Unterrichts-material entdeckt? Plus 50 Erfah-rungspunkte. Was im Klassenzimmer pas siert, hält Young in einer Online-Datenbank fest. Für «Classcraft» braucht niemand ausser ihm einen Com-puter. Mittlerweile stellt er diese Idee weltweit als Online- Tool zur Verfü-gung. Einen Schritt weiter geht die New Yorker Schule «Quest to Learn». Sie verordnet sich einen eigenen Lehr-plan und inszeniert sämtliche Unter-richtsinhalte in Form von Games und spielerischen Inputs.

SPIELEN UNTERSTÜTZT DAS LERNENGamification, Game Based Learning: Diese Begriffe tauchten in den vergan-genen Jahren wiederholt als Trends im pädagogischen Diskurs auf. Befürwor-ter betonen die unterstützende Rolle

des Spielens für die Zusammenarbeit, das Problemlösen und die Kommunika-tion. Auch der produktive Charakter zählt zu den Stärken. Man kann expe-rimentieren, andere Identitäten aus-probieren und scheitern lernen. Kurz: Mehr Düsentrieb, mehr Entwicklerin

«Gamification will die Neu-gier abholen und gewohnte Abläufe mit spielerischen Elementen so gestalten, dass man darin eintaucht. Der dadurch einsetzende Flow motiviert besser als eine nüchterne Aufgabenstellung.»

und Erfinderin, mehr «Wunderfitz». Gamification will diese Neugier abho-len und gewohnte Abläufe mit spieleri-schen Elementen so gestalten, dass man darin eintaucht. Der dadurch ein-setzende Flow motiviert besser als eine nüchterne Aufgabenstellung. In der Wirtschaft und im Alltag ist dieses Konzept auf dem Vormarsch. Ein Para-debeispiel ist die Stockholmer «Pia-notrappan»: In einer U- Bahn-Station

Mit der webbasierten Plattform «QuesTanja» lässt sich ein Lerninhalt spielerisch gestalten und umsetzen. Die Begri�e und die Ober�äche lehnen sich an diejenigen an, die Kinder und Jugendliche von anderen Games her bereits kennen.

wurde die Treppe in eine Klaviertasta-tur verwandelt, jede Stufe erzeugt ei-nen anderen Ton. Mit dem Resultat, dass 66 Prozent mehr Menschen die Stufen gehen und auf die Rolltreppe verzichten. Man beeinflusst das Verhal-ten, indem man einen spielerischen Anreiz schafft. Das gleiche Ziel verfolgt der Detaillist Migros mit seinen Games und Sammel-Gadgets, die ganz selbstverständlich in der Einkaufstasche landen.

ZWEI DRITTEL SPIELEN REGELMÄSSIGFür Kinder und Jugendliche sind digitale Spiele heute präsenter denn je. Die JAMES -Studie 2016 belegt, dass zwei Drittel der Schweizer Jugend-lichen täglich oder mehrmals wöchent-lich Videogames spielen. Bekannte Games werden auf YouTube in «Lets-Play»- Kanälen heiss diskutiert. E -Sport- Meisterschaften, professionelle Wettbe-werbe für Computerspiele, beginnen in Europa Fuss zu fassen. In Asien wächst diese Branche zu einem Wirtschafts-zweig heran.Nando Stöcklin setzt sich seit mehreren Jahren mit Gamification auseinander. Er ist als wissenschaftlicher Mitarbei-

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PERSPEKTIVEN | Unterricht Volksschule

Fachgebiet16

QuelleAdrian Albisser, in: BILDUNG SCHWEIZ; Weitere Informationen: www.classcraft.com www.q2l.org (Quest to Learn) www.questanja.org www.imedias.chwww.spieleinderschule.org www.goo.gl/PuVNHc (Landesanstalt für Medien NRW)

ter am Institut für Weiterbildung und Medienbildung der PH Bern tätig. In seiner Dissertation hat er das Potenzial von Gamification in Unterrichtseinhei-ten erforscht. «Der Begriff Gamification kann für vieles stehen und ist un-scharf», sagt Nando Stöcklin. «Es ist ein grundlegender Unterschied, ob ich mit einer Klasse ein Quiz auf der Platt-form Kahoot durchführe oder eine Un-terrichtseinheit spielerisch aufbereite.» Die Frage des Ziels sei entscheidend.

GAMEDESIGN BEREICHERT DEN UNTERRICHTAls der amerikanische Gamedesigner Lee Sheldon 2009 eine Vorlesung in Form eines Games durchführte, war das für Stöcklin ein Erweckungserleb-nis. «Sheldon zeigte damit, dass man die Lehre mit Konzepten des Game-designs anreichern kann. Daraus ha-ben wir die Idee abgeleitet, eine Platt-form zu entwickeln, welche die Verwaltung eines Spiels erleichtert und sich in der Volksschule einsetzen lässt.» So entstand «QuesTanja», ein For-schungsprojekt der PHBern und der PH Heidelberg. Im Zentrum der webba-sierten Spielumgebung stehen Aufga-ben, welche die Schülerinnen und Schü-ler alleine oder gemeinsam bearbeiten. Dabei sehen sie jederzeit, wer bereits welche Aufgaben gelöst hat, so können sie sich orientieren und gegenseitig hel-fen. Jede Aufgabe ergibt eine bestimm-te Anzahl an Punkten. Die Aufgaben können in eine Storyline eingebettet sein – in diesem Fall schreitet die Ge-schichte mit jeder Aufgabe voran. Lö-sungen kann QuesTanja automatisch bewerten, alternativ kann die Lehrper-son diese manuell korrigieren. Um das Gefühl des Spielens zu fördern, bedient sich QuesTanja des üblichen Game-Jargons. Aufgaben heissen Quests, Ar-beitsblätter sind Zonen, Punkte werden zu Experience Points, fiktive «Questge-ber» übernehmen die Funktion der Lehrperson.

LEICHT UND GLEICHZEITIG AUFWÄNDIGIntensive Erfahrung mit der Plattform gesammelt hat Maria Vogt. Die Pri-marlehrerin hat vor zwei Jahren das Thema Rechnen mit natürlichen Zah-

len aus dem Mathbu.ch mit QuesTanja «gamifiziert» und an mehreren fünften und sechsten Klassen im Schulhaus Hessgut in Liebefeld (BE) erprobt. «Die-se Sequenz dauerte rund zwei Wochen, unsere Beobachtungen waren ein-drücklich.

«Wenn es gelingt, Unter-richtssequenzen in einer spielerischen Form zu prä-sentieren und Kinder und Jugendliche dadurch geziel-ter zu motivieren, dann befördert Gamification eine vielfältige und eigenverant-wortliche Lernkultur.»

Die Kinder waren sehr motiviert bei der Arbeit und wollten kaum aufhören.» Aktuell absolviert Maria Vogt ein ein-jähriges Fellowship an der PH Bern und entwickelt daneben die Mathe-Einheit für ihre Kolleginnen und Kol-legen in Liebefeld weiter. Vogt gibt zu bedenken: «Auch wenn die Handha-bung intuitiv vonstattengeht, ist die Arbeit mit QuesTanja aufwändig. Ein Thema in eine spielerische Sequenz zu transformieren, benötigt mehrere Ta-ge.» Auf dem Portal von QuesTanja fin-den sich Praxisberichte und -videos, unter anderem die Masterarbeit der Oberstufenlehrerin Deborah Kähr. Sie hat einen Teil des Englischlehrmittels «New World» in QuesTanja umgesetzt und evaluiert.

GAMIFICATION NOCH WENIG VERBREITETAus Nando Stöcklins Sicht fristet computerunterstützte Gamification in Deutschschweizer Volksschulen ein Mauerblümchendasein. «Das hat nicht zuletzt mit der fehlenden Infrastruk-tur zu tun. In digitalen Spielsettings ist oft eine 1:1-Ausstattung nötig, was erst an wenigen Schulen Alltag ist.» An der PH Bern findet in der Grundaus-bildung jeweils ein Input zu Gamifica-tion statt. Doch ist das wirklich neu? Hat nicht die Spielpädagogik der 1970er -Jahre die selben Methoden pro-pagiert? «Diese Bezüge sind klar, im Grunde wollen wir einfach den Spiel-

trieb aktivieren. Ob analog, mit digita-len Hilfsmitteln oder in Kombination, das ist sekundär», sagt Stöcklin. «Wenn es gelingt, Unterrichtssequenzen in einer spielerischen Form zu präsentie-ren und Kinder und Jugendliche da-durch gezielter zu motivieren, dann fördert Gamification eine vielfältige und eigenverantwortliche Lernkultur.»Um in die Welt digitaler Spiele einzu-tauchen, bietet die Fachstelle imedias der PH FHNW in Brugg -Windisch und in Solothurn die «Game Domain» an. Diese Lernlandschaft verfügt über die aktuelle Generation der Gamehard-ware und -software und zeigt Lehrper-sonen auf, wie sie Games im Unter-richt einbinden können. Sie ist als Unterrichtseinheit konzipiert und eig-net sich für alle Stufen. Eine Hilfestel-lung für analoge Kartenspiele präsen-tiert auch die PH Bern mit dem Auftritt «Spiele in der Schule». Hier lassen sich Spielkarten zu einem belie-bigen Thema erstellen und herunter-laden. Für den Unterrichtseinstieg in die Gamification lohnt sich das Portal der Landesanstalt für Medien Nord-rhein-Westfalen. Ein Dossier doku-mentiert die Hintergründe und führt Beispiele auf.

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Fachgebiet 17

DIE SPIELBEGLEITUNG IM ROLLENSPIEL BEWUSST GESTALTEN ANREGEN, MITSPIELEN, VORZEIGEN

Kinder lieben Rollenspiele. Sie schlüpfen spontan in Rollen, spie-len mit Spielfiguren (Kleine-Welt-Spiel) oder gelegentlich mit Hand-puppen. Immer geht es darum, bestimmte Rollen aus der realen Welt, aus Geschichten oder Me-dien nachzuahmen oder nach eige-nen Wünschen und Ideen frei zu gestalten. Worin besteht nun aber die Aufgabe der Lehrperson bei der Begleitung des Rollenspiels?

Heimlich (2015) beschreibt vier For-men der Spielbegleitung:– Parallelspiel Die Lehrperson spielt beispielsweise

beim kleinen Rollenspiel in der Bau-ernhofecke mit. Monologisierend (Schenker, 2015) kommentiert sie die eigenen Spielhandlungen und zeigt

so indirekt vor, was die Kinder tun könnten. Die Lehrperson verfolgt dabei ein eigenes Ziel, lässt bei-spielsweise eines der Bauernkinder die ausgebrochenen Hühner wieder einfangen. Die Kinder spielen an ih-rem eigenen Thema, bekommen aber laufend mit, was die Lehrperson spielt. Sie fühlen sich ermuntert und sie erhalten neue Ideen. Meist unter-stützt das Parallelspiel die Ausdauer der Kinder beim Spiel an diesem Ort.

– Modelling Wissen die Kinder nicht so recht, wie

sie ihr Spiel anfangen oder gestalten sollen, kann die Lehrperson eine Situation vorspielen. Sie schlüpft beispielsweise in die Rolle einer Kundin am Marktstand, fragt nach frischem Gemüse für eine Suppe und

entwickelt ein vollständiges Ver-kaufsgespräch. Die Kinder orientie-ren sich an dieser Situation und spie-len ähnliche Gespräche nach. Wichtig ist, dass mit solch modellier-ten Situationen kein Zwang zur Nachahmung einhergeht.

– Mitspiel Die Lehrperson spielt dem Thema

des Kindes oder der Gruppe entspre-chend mit, übernimmt eine Rolle und gestaltet das Spiel durch Impul-se mit oder erweitert es (Komplexi-tät des Spiels regulieren).

– Spieltutoring von aussen und von innen

Beim Spieltutoring von aussen bleibt die Lehrperson ausserhalb. Sie gibt durch Fragen, Kommentare und Vorschläge Impulse für den weiteren Verlauf. Es findet also eine Form des Spielcoachings statt (Hauser, 2013). Beim Tutoring von innen spielt die Lehrperson mit und übernimmt teil-weise die Führung. Dies ist die di-rekteste Form der Spielbegleitung.

Diesen vier Interventionsformen schreibt Heimlich eine entwicklungs- und lernförderliche Wirkung zu. Das Modelling kann den Kindern helfen, in ein neues Spiel einzusteigen, ja über-haupt erst spielen zu lernen. Über das Tutoring kann die Lehrperson das Spiel der Kinder in die nächste Lern-zone (Vygotsky, 2002) lenken, sodass die Kinder angemessen gefordert sind, ihre Kompetenzen üben und das Spiel als anregend und befriedigend erleben.

ANGEMESSEN INTERVENIEREN Unbedachte Interventionen von Lehr-personen in die selbstgesteuerten Ak-tivitäten der Kinder unterbrechen den Spielfluss und können zu einem Spielabbruch führen. Einsiedler (1999, S.146 f.) nennt folgende Situationen, in denen ein Eingriff jedoch Sinn macht:– Kinder verwenden monoton die

immer gleichen Sätze.– Sie verharren in einfachen

Spielformen.– Sie wählen immer die gleichen

Spiele und Spielthemen.– Die Kinder stellen sich anspruchs-Das Rollenspiel der Kinder kann die Lehrperson auf verschiedene Art begleiten.

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PERSPEKTIVEN | Unterricht Volksschule

Fachgebiet18

volle Spielaufgaben, sind jedoch nicht in der Lage, diese umzuset-zen.

– Ein dominantes Kind bestimmt regelmässig die Rollenverteilung oder die Spielthemen.

– Ein sozial isoliertes Kind spielt immer allein.

BEGLEITUNG ZEIGT WIRKUNGForschungsergebnisse belegen, dass eine bewusst gestaltete Spielbegleitung entwicklungsunterstützend und lernför-derlich wirken kann. Smilansky konnte bereits 1978 nachweisen, dass eine akti-ve Beteiligung der Lehrperson am Rol-lenspiel von jüngeren Kindern sprach-fördernd wirkt (Smilansky zit. nach Flitner, 1998). Die Kinder jener Unter-suchungsgruppe, in welcher die Lehr-person im Rollenspiel selber regelmässig mitmachte, eine Rolle übernahm, das Spiel mitgestaltete und als Sprachvor-bild wirkte, verfügten am Schluss über einen signifikant grösseren Wortschatz, machten mehr längere, korrekte Sätze und waren insgesamt mitspielfreudiger als die Kinder der Kontrollgruppe. In der Folge gilt es zu prüfen, welche Formen der Beteiligung im Rollenspiel besonders fokussiert werden sollten. In der EPPE-Studie (Sylva et al., 2004; Sylva/Taggart, 2010) wurden die Inter-aktionen der Lehrpersonen mit den Kindern während der Spielbegleitung fokussiert. Kinder, deren Lehrperso-nen Interaktionen mittels «sustained shared thinking» (gemeinsam geteiltes Denken) gestalteten, zeigten insge-samt grössere Entwicklungs- und Lernfortschritte als Kinder anderer Kindergärten. «Sustained shared thin-king» regt das Denken der Kinder an, bezieht sie aktiv in die Planung und Umsetzung des Spielgeschehens mit ein und trägt damit zu einer varianten-reichen, anregenden, die Interessen des Kindes aufnehmenden Spielgestal-tung bei. König (2006) stellte in ihren Untersuchungen zur Spielbegleitung fest, dass die Lehrpersonen nur selten Interaktionen in der Form von «susta-ined shared thinking» gestalten.

SPIEL AKTIV BEGLEITEN Wie könnte eine anregende, auf die Spielinhalte bezogene und kognitiv

QuelleSusanne Bosshart (Text und Foto), Dozentin und Leiterin der BPS Kindergarten und Primarschule an der PHSG, in: «4 bis 8» – Fach-zeitschrift für Kindergarten und Unterstufe, 03/2017

aktivierende Spielbegleitung im Rol-lenspiel konkret aussehen?

Beobachtung der Situation Zunächst geht es darum, die Spiel-situation zu erfassen und einzuschät-zen. Was spielen die Kinder (Spiel-thema, Rollen)? Sind sie in ihr Tun vertieft (Intensität)? Aufgrund dieser Beobachtungen entscheidet die Lehr-person, ob eine Interaktion das Spiel unnötig unterbrechen oder sinnvoll erweitern und aktivieren könnte (sie-he auch oben).

Die Rolle de�nieren Hat sich die Lehrperson für eine Inter-vention entschieden, wählt sie die pas-sende lnteraktionsform. Wenn die Kin-der keine Spielidee haben, gar nicht ins Spiel finden oder in Stereotypen gefangen scheinen, kann das Vorspie-len einer Situation helfen. Die Kinder orientieren sich am Modell und finden einen Einstieg. Die Lehrperson kann auch im Sinne eines Coachings reagie-ren. Dazu bespricht sie zunächst die Spielidee mit den Kindern, initiiert die Rollenverteilung und leitet die Kinder mit Hinweisen zur Gestaltung ihrer Rolle an. Hängen Kinder in einem eintönigen Spiel fest, kann das Scaffolding (Wood et al., 1976; Van de Pol, 2012) hilfreich sein. Dabei übernimmt die Lehrperson zunächst die Spielführung und steuert das Geschehen durch Impulse in Rich-tung einer angemessenen Komplexi-tät. Sie gestaltet beispielsweise mo-dellhaft eine Rolle, indem sie dem Tierarzt in der Praxis in mehreren Sätzen die Beschwerden ihrer Katze schildert. Anschliessend bespricht sie – falls die Kinder selbst keine passen-de Idee haben – auf der Metaebene mit dem Tierarzt und der Praxishelferin die notwendige Behandlung. Durch ihre Rollengestaltung im weiteren Spielverlauf hält sie die Aufmerksam-keit der Kinder aufrecht und lenkt sie auf weitere Ideen, so dass das Spiel an Vielfalt und Komplexität gewinnt. An geeigneter Stelle steigt sie aus ihrer Rolle aus und begleitet das Spiel durch Tutoring von aussen, indem sie ein Kind zu einem nächsten Tierarztbe-such ermuntert.

Die Interaktion gestalten Immer wenn es um Spielsituationen ohne vordefiniertes Ziel geht, ist – in Anlehnung an die Forschungsergeb-nisse – die Form des «sustained shared thinking» anzustreben. Die Lehrper-son regt die Kinder durch offene Fra-gen und Impulse zum Denken an. So-wohl die Kinder als auch die Lehrperson bringen Ideen und Vorschläge für das Spielthema (Konstrukt der Geschich-te), die möglichen Rollen, den Spielver-lauf und die Rollengestaltung ein. In einem ko-konstruktiven Dialog wer-den Ideen entwickelt, diskutiert und gemeinsam umgesetzt. Das laufende Rollenspiel kann zwischendurch un-terbrochen werden, um neue Abspra-chen zu treffen. Die Lehrperson achtet auf eine dem Kompetenzstand der Kin-der angepasste Gestaltung der Spiel-situationen. Sie ist sowohl in der Wort-wahl als auch bei der Satzbildung ein Vorbild und bindet möglichst alle be-teiligten Kinder in die dialogische Ge-staltung des Rollenspiels mit ein. Für eine so gestaltete Spielbegleitung eignen sich sowohl das Nachspielen von Alltagssituationen oder zuvor ge-hörten Geschichten als auch das sich spontan entwickelnde Fantasiespiel. Mit offenen Fragen, aktivem Zuhören und Impulsen im Sinne des «sustained shared thinking» ko-konstruktive Di-aloge zu initiieren erfordert Übung, Spontaneität und eine gute Situations-wahrnehmung. Eine Spielbegleitung, welche die Eigenaktivität der Kinder unterstützt, das Spielgeschehen in Richtung der proximalen Lernzone steuert und für die vielfältige Ausge-staltung der Rollenspielsituationen sorgt, fördert die Entwicklung und das Lernen der Kinder.

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MOOSE, FLECHTEN UND FARNE WECKEN DIE EXPERIMENTIERLUST

Moose und Flechten finden die Kinder auf dem Spielplatz des Kindergartens oder auf dem Pausenplatz. An schatti-gen Stellen im Rasen wächst oft das weiche, flauschige Rotstängelmoos, zwischen Bodenplatten oder auf Mau-ern findet man die Polster von kompak-teren Laubmoosen. Flechten wachsen auf Mauern oder Bäumen. Sie sind al-lerdings schwierig zu pflücken. Am bes-ten schabt man sie von der Rinde ab. Achtung: Die meisten Bartflechten sind geschützt! Zu Beginn haben die Kinder vor allem Spass am «Chöcherle». Sie zerzupfen und vermixen die gefundenen Pflanzen. Sie mischen daraus Zaubertränke und Feentee. Ausgehend von dieser spieleri-schen Beschäftigung kann die Lehr-person die Spielsituation mit Impulsen anreichern und so zu ersten naturwis-senschaftlichen Fragen und Hand-lungsweisen überleiten. Im ersten Zyklus stehen zwei wichtige Ziele im Zentrum. Einerseits sollen na-turwissenschaftliche Arbeitsweisen ge-übt werden (vgl. Lehrplanbezug zu Na-tur und Technik), andererseits sollen die Kinder Erkenntnisse gewinnen.

DIE FORSCHUNGSECKE Naturwissenschaftliche Arbeitsweisen können Kinder während der freien Tä-tigkeit in einer Forschungsecke spiele-risch üben. Wenn die Kinder sich als Laborantinnen oder Laboranten anzie-hen und ihre Ergebnisse in einem For-schungsbuch zeichnend, kritzelnd oder schreibend festhalten, imitieren sie Ver-haltensweisen wie genau beobachten, untersuchen und dokumentieren. Es ist wichtig, dass es in dieser Phase kein Richtig und kein Falsch gibt. Nach Hau-ser (2016, S. 23–26) fördern hohe Er-wartungen an die Kinder deren Lern- und Entwicklungsprozesse. Hier sind Lehrpersonen auch in der Forschungs-ecke gefordert: Die Kinder sollen nicht

einfach sich selbst überlassen werden. Es gilt, genau zu beobachten und dem Entwicklungsstand entsprechend neue Inputs zu geben: «Was genau siehst du durch die Lupe? Worin unterscheiden sich diese beiden Moose? Welches Moos ist schwerer? Welche verschiedenen Tei-le erkennst du beim Farnblatt? Wie sind die Sporenbehälter bei den verschiede-nen Farnen angeordnet?»

BENÖTIGTES MATERIAL Gute Lupe (mind. fünffache Vergrösse-rung), diverse Gefässe wie Petrischalen, Joghurtbecher, digitale Feinwaage, Massstab oder Messband, Trichter, Sieb. Ergänzend motivieren die folgenden Dinge die Kinder in ihrer Rolle als Forscherinnen und Forscher: Binoku-lar, Reagenzgläser (aus Plastik, z.B.

Bei Spielen mit Moosen und Flechten können den Kindern gut Lernanstösse gegeben werden.

von Semadeni), Pipetten, Pinzetten, Laborschürzen, Schutzbrillen. Feinwaagen und Binokulare lassen sich meist für eine gewisse Zeit bei der Oberstufe ausleihen.

VERSUCHE Mit angeleiteten Versuchen entdecken die Kinder ausgewählte Eigenschaften der Moose, Flechten und Farne. Die Lehrperson muss beobachten, zuhören, Fragen stellen und den Kindern helfen, Vermutungen und Erklärungen zu ord-nen. Im Sinne von «hands on – minds on» müssen die Ergebnisse gemeinsam reflektiert werden.Moos ist ein Wasserspeicher: Moos kann viel Wasser aufsaugen und spei-chern. Es schützt so den Boden darun-ter vor dem Austrocknen und bei star-kem Rgen hilft es, Wasser aufzunehmen. Diese Speicherfähigkeit erfahren die Kinder, wenn sie ein Moospolster in fri-schem und in trokenem Zustand wägen. (…) Die Kinder legen Moos und Gras in Wasser ein und vermuten was passiert. Am nächsten Tag untersuchen sie die Proben erneut und vergleichen wieder. Das Moos ist wieder frisch, da es das Wasser direkt durch die Zellwände auf-nehmen kann. Das Gras ist wieder weich aber nicht mehr frisch, sondern schlampig, es braucht Wurzeln, um Wasser aufnehmen zu können. Isländisch Moos kann Wolle fär-ben: Färben mit Naturmaterialien hat eine lange Tradition. Isländisch Moos färbt Textilien gelb. Sein deutscher Name ist allerdings irreführend – Islän-

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QuelleChristine Schwob Meister, Primarlehrerin an einer Basisstufe in Niederwangen in: «4 bis 8» – Fachzeitschrift für Kindergarten und Unterstufe, 02/2018 (gekürzt)

disch Moos ist eine Flechte. Es ist in der Drogerie erhältlich. Die Lehrperson zeigt ein Stück Isländisch Moos und fragt die Kinder, ob sie sich vorstellen können, dass man damit Wolle färben kann. Welche Farbe wird herauskommen? (…) Moos lässt sich verpflanzen (Moos-Graffito): Kann ich das Moos dort wach-sen lassen, wo ich will? Die Kinder su-chen auf dem Pausenplatz oder auf dem Schulweg nach Moos. Sie pürieren es zusammen mit etwas Quark und Bier. Die grünliche Masse streichen sie mit einem Pinsel auf eine geeignete Beton-fläche. Bei trockenem Wetter muss das Moos regelmässig mit Wasser besprüht werden. Nach etwa zwei Wochen ist das Moos-Graffito gut angewachsen. Die Kinder können weiter forschen: Wach-sen alle Moosarten gleich gut? Wächst Moos auch auf Holz und anderen Unter-gründen? Können auch andere Pflan-zen auf diese Weise auf einer Beton-wand angepflanzt werden? Die Kinder können diese Versuche mit einem Tab-let fotografieren und so die Verände-rungen täglich festhalten.

LERNENDE UNTERSUCHEN DIE SPRACHE VON FANMAILS SPRACHE WIRKT

Schülerinnen und Schüler unter-suchen die Sprache von Fanmails an Skistars. Sie erfahren dabei, wie mit sprachlichen Mitteln Wir-kung erzeugt werden kann. Sogar mit Satzzeichen! Eine Reportage aus der Sekundarschule Dietli-kon.

«C'est le ton qui fait la musique» – «Wie man in den Wald ruft, so tönt es zurück» – «What goes around turns around» steht auf dem Whiteboard der Klasse AZb. Die heutige Deutsch-stunde beginnt gleich mehrsprachig. In einer kurzen Partnerarbeit suchen die Schülerinnen und Schüler nach Gemeinsamkeiten der drei Redensar-ten und kommen zu Ideen wie: «Es kommt sehr darauf an, wie man etwas sagt» oder «die Sprache ist eine Art Echo; wenn ich zum Beispiel etwas wütend sage und dabei Fluchwörter verwende, bekomme ich wahrschein-lich auch eine wütende Reaktion.» Nun versuchen die Jugendlichen, sich

an Situationen zu erinnern, in denen jemand sie durch einen speziellen Sprachgebrauch schockiert, provo-ziert, begeistert oder erstaunt hat. Sie überlegen auch, woran es lag, dass es zu dieser Wirkung kam. Ein Schüler erzählt, wie schockiert er war, als sei-ne Mutter zu seiner Schwester «Du Ratte!» sagte. Er hätte nie gedacht, dass eine erwachsene Person ein Schimpfwort, das man unter Kollegen braucht, auch anwenden würde, und das erst noch in der Familie.

SPRACHLICHE MERKMALE UNTERSUCHENDie persönlichen Erfahrungen mit der Wirkung von Sprache haben die Lernenden mitten ins Thema «Spra-che – Wirkung – Stil» geführt, wie es im Lehrmittel «Sprachwelt Deutsch» angelegt ist. Dort sind auch authenti-sche Mailbeispiele aus der Fanpost an Skistars abgebildet. Diese sollen die Schülerinnen und Schüler nun auf ihre sprachlichen Merkmale und de-ren Wirkung untersuchen. «Die Mail

LEHRPLANBEZUG

Entwicklungsorientierte Zugänge Zusammenhänge und Gesetzmässigkei-ten (5), Lernen und Re�exion (7) Didaktische Hinweise zu Natur und TechnikIm naturwissenschaftlichen Unterricht sollen Schülerinnen und Schüler genau beobachten, eigene Fragen stellen und Phänomene selbst erforschen. (Experi-mentelle) Daten sammeln gehört ebenso dazu wie das Kommunizieren und Interpretieren von Prozess und Ergebnis oder die Re�exion. Je nach Voraussetzungen der Klasse müssen die in den aufgeführten Versuchen erforderlichen naturwissen-schaftlichen Arbeitsweisen gezielt eingeführt und geübt werden (betrach-ten, untersuchen, beschreiben, dokumen-tieren, vergleichen, wägen).

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von Irene schauen wir gleich zusam-men an», führt Fabienne Meier in den Auftrag ein, «beobachtet die Sprache von Irene genau, zum Beispiel schon die Anrede.» Einer Schülerin fällt das Duzen auf. «Das wirkt auf mich ziem-lich unhöflich, Irene schreibt ja an eine erwachsene Person, die sie nicht kennt.» Eine andere Schülerin weist auf den Spitznamen «Mike» in der An-rede hin, das wirke zu persönlich und zu direkt als Anrede an eine unbe-kannte Person.

UNTERSCHIEDLICHE WIRKUNGENNach weiteren Beobachtungen der Schülerinnen und Schüler zur Spra-che leitet die Lehrerin zur Einzelar-beit über: «Ihr geht von der Sprache in den verschiedenen Mails aus, die ihr genau unter die Lupe nehmt. An-schliessend beschreibt ihr die Wir-kung auf euch.» Dass es gar nicht so einfach ist, sich mit der Wirkung aus-einanderzusetzen, zeigen die anfäng-lich spärlichen Einträge der Lernen-den in der Kolonne «Wirkung» in ihren Heften. Es braucht nochmals einen Hinweis der Lehrerin mit einem Beispiel zur Wirkung von Sprache aus der Mail von lrene. Eine Schülerin schreibt dann in ihr Heft, das Schwei-zerdeutsch in Marcos Mail wirke un-professionell, zu kollegial. Die spätere Auswertung in der Gruppe wird zei-gen, dass das gleiche sprachliche Phä-nomen unterschiedlich wirken kann: Eine Schülerin hat zum Beispiel ge-schrieben, eine Fanmail in Schweizer-deutsch wirke auf sie sympathisch und freundlich.

AUCH SATZZEICHEN WIRKENIn der Gruppenarbeit geht es um die Wirkung der Mails, sie wird durch fol-gende Fragen angeleitet: Was wirkt wie auf mich? Woran liegt das? Zwei Schüler sind sich einig, dass die Mail von Irene auf sie wirke, als ob sie an-geschrien würden, also ziemlich ag-gressiv. Das liege an den vielen Aus-rufezeichen, 13 habe es in der Mail, jeder Satz höre mit mindestens einem Ausrufezeichen auf. Alle in der Grup-pe sind erstaunt, dass auch Satzzei-chen Mittel der Sprache sind, die stark wirken können. In einer anderen

QuellePro�l – Das Magazin für das Lehren und Lernen, 2/15

Gruppe wird darüber gesprochen, wa-rum denn Stefans Mail so frech und unpersönlich wirke. «Er hat über-haupt nichts von sich geschrieben oder warum er ein Fan des Skistars ist», erklärt eine Schülerin, «er beginnt gleich mit der Anfrage, in die er nicht einmal ein ‹bitte› einfügt. Das Wort ‹nicht› in der Formulierung ‹kannst du mir nicht eine Autogrammkarte sen-den› verstärkt das Freche.» Die Ergebnisse aus der individuellen Untersuchung und der Arbeit in der Gruppe halten die Schülerinnen und Schüler auf einer grünen Do-Liste und einer roten Don't-Liste fest. Die Listen werden dazu dienen, die eigenen Fan-mails zu überprüfen. Die Ankündi-gung der Lehrerin, die Erkenntnisse

dieser Deutschstunde in einer Mail an einen selbst gewählten Star umzuset-zen, löst Begeisterung aus. «Ich schrei-be an Magnin», meint ein Knabe spon-tan. «Und ich an Johnny und Manu», sagt ein Mädchen lächelnd. Jetzt hof-fen wir, dass die Schülerinnen und Schüler den richtigen Ton treffen, so-dass ihr Anliegen, ein Autogramm zu erhalten, Gehör findet.

Die Wirkung der Sprache kann anhand von Fanmails an Sportlerinnen und Sportler abgeschätzt werden.

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BEISPIELE VON BACHELOR UND MASTERARBEITEN

Für den Abschluss eines Studiums wird jeweils eine Bachelor- bzw. Mas-terarbeit verfasst. Die Studierenden setzen sich vertieft mit einem zum Teil selbst gewählten Thema auseinander und verfassen eine selbstständige Ar-beit. Die folgenden Titel geben einen kleinen Überblick über solche Ab-schlussarbeiten, wie sie in den letzten Jahren an der PH TG und PH ZH ver-fasst wurden.

• Disney – Die heutige Märchenver-mittlung – mit erzieherischem Charakter oder einfach nur ein Geschäft?

• Fördern – aber richtig! Vor- und Nachteile der Förderansätze Akzeleration und Enrichment auf der Grundlage des Münchner

Hochbegabungsmodells• Improvisierter musikalischer

Dialog im Kindergarten• Integration von traumatisierten

Flüchtlingskindern in Schweizer Kindergärten

• Nachhaltige Entwicklung unter dem Betrachtungsaspekt der Ernährung als Thema für die Primarschule

• Kind mit ADHS in der Klasse – Wie weiter?

• Auswirkungen von Kindesmisshand-lung – Was kann die Schule tun?

• Globi aus pädagogischer Sicht – Modelllernen mit Globi seit 1932 bis heute

• Aufspaltung und Veränderung einer Primarschulklasse durch szenische Arbeit

QuellePädagogische Hochschulen (PH) Thurgau und Zürich

• Einstellung zu Ausdauer im Schulsport

• Schulabsentismus – und dessen Deutung aus der elterlichen Perspektive

• «Bi eus hets Regle» – Disziplin in Lernlandschaften aus der Schüler-perspektive

• Junge Frauen und Social Media – Nutzungsverhalten von jungen Frauen auf Sozialen Netzwerken am Beispiel von Instagram

• Das Lehrerburnout – Eine Ausein-andersetzung mit den äusseren Ursachen

• Keine Hausaufgaben! Wie können Hausaufgaben in den Unterricht integriert werden?

• Döner ist ungesund? Ich weiss! Gesundheitsförderung im Setting Schule

Wie sind Globi-Geschichten aus pädagogischer Sicht zu beurteilen: Modelllernen mit Globi seit 1932.

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Inserate

Certificate of Advanced Studies (CAS)

Grundlagen der Einzelberatung

Sie haben vielfältige Beratungsauf- gaben und möchten diese professio-neller gestalten. In diesem CAS werden Sie in Theorie und Praxis für interne und externe Beratungsaufträge ausgebildet. Sie vertiefen grundlegende Modelle zu Rollen, Veränderungsprozessen, Persönlichkeitspsychologie, Motiva- tion und Konfliktverhalten.In der Anwendung durch gezielte Trainings werden Sie fit für die Praxis. DatenStart: jeweils im SeptemberAnmeldeschluss: jeweils im August

Weitere Informationenwww.fhnw.ch/wbph-cas-ge

Studieren an der HfH

Infotage jeweils im April und November www.hfh.ch/agenda, [email protected] T 044 317 11 11

Bachelorstudiengänge

Logopädie Psychomotoriktherapie Gebärdensprachdolmetschen

Masterstudiengang Sonderpädagogik mit den Vertiefungsrichtungen

Schulische Heilpädagogik– bei Schulschwierigkeiten– für Menschen mit geistiger Behinderung– für Schwerhörige und Gehörlose– für Sehbehinderte und Blinde– für Körper- und Mehrfachbehinderte Heilpädagogische Früherziehung

Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik

Schaffhauserstrasse 239 CH-8057 Zürich www.hfh.ch

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STUDIUM25 DAS STUDIUM – DER WEG ZUM LEHRDIPLOM28 REZEPT FÜR DEN LEHRBERUF: OFFENHEIT, NEUGIERDE, BELASTUNGS TOLERANZ UND EINE PORTION HUMOR30 STUDIENMÖGLICHKEITEN UNTERRICHT VOLKSSCHULE35 VERWANDTE STUDIENFÄCHER UND ALTERNATIVEN ZUR HOCHSCHULE36 WISSENSWERTES RUND UMS STUDIEREN40 PORTRÄTS VON STUDIERENDEN

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25Studium

folgte eine Videolektion, in der wir wiederum zu zweit eine Lektion durchführten, die aufgenommen und anschliessend besprochen wurde. Im Laufe des Studiums folgten das drei-wöchige Orientierungspraktikum, wo wir bei verschiedenen Lehrpersonen hospitierten und eigene Lektionen abhielten, sowie das vierwöchige Fachdidaktische Praktikum, in dem wir in 15 Lektionen pro Fach Aufträge umsetzten. Im Be-rufspraktikum 1, welches vier Wochen à 20 Lektionen dau-erte, konnten wir den eigenen Unterrichtsstil finden und Praxisaufträge zu verschiedenen Unterrichtsmethoden um-setzen. Unmittelbar danach fand das einwöchige Berufs-praktikum 2 statt. Dort stand die Klassenführung im Mit-telpunkt. Wir unterrichteten alleine ohne die Anwesenheit der Lehrperson.»

Unterschiedliche Vorbildungen führen zum ZielFür die direkte Zulassung zu einem Lehrerinnen- oder Lehrerstudium wird meist eine gymnasiale Maturität oder ein Bachelorabschluss einer Pädagogischen Hochschule oder Fachhochschule verlangt. Aber auch mit dem Abschluss der Fachmittelschule, einer Berufsmaturität oder einer Berufs-lehre und Berufserfahrung gibt es Wege in den Lehrberuf. In aller Regel sind dann Vorbereitungskurse zu besuchen und Aufnahmeprüfungen zu bestehen. Pädagogische Praxis-erfahrung wird in der Regel nicht verlangt. Die formalen Voraussetzungen (Maturität usw.) finden sich auf den Web-sites der einzelnen PH oder auf der Website der Schweizeri-schen Konferenz der Rektorinnen und Rektoren der schwei-zerischen Hochschulen: www.swissuniversities.ch > Themen > Lehrerinnen- und Lehrerbildung

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DAS STUDIUM DER WEG ZUM LEHRDIPLOM

Wer Lehrerin oder Lehrer im Kindergarten, auf der Primar- oder Sekun-darstufe I werden möchte, studiert in der Regel an einer Pädagogischen Hochschule (PH). Von Beginn an wird dort neben der Theorie viel Wert auf die praktische Ausbildung gelegt. Viele Entscheidungen müssen bei der Studienwahl getroffen werden: Welche Schulstufe, welche Fächer, welche Hochschule?

Bei der Vielzahl an Ausbildungsangeboten gilt es in einem ersten Schritt, sich für eine Schulstufe zu entscheiden, Un-terrichtsfächer zu wählen und sich über die gewünschte Ausbildungsform klar zu werden. Ein Vergleich der Studien-gänge der PH lohnt sich auf jeden Fall. Vielleicht bietet die etwas weiter weg gelegene Hochschule genau jene Fächer-kombination an, die ich suche und sonst noch nicht gefunden habe?Je nach Kanton sind die PH eigenständige Hochschulen oder Teil einer Fachhochschule. Zum Teil werden einzelne Aus-bildungsinhalte oder gar ganze Studiengänge auch an der Universität angeboten. Mit dem Abschluss wird ein Lehr-diplom erworben, welches von der Schweizerischen Konfe-renz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) anerkannt ist. Damit kann in jedem Kanton unterrichtet werden.

ALLGEMEINES ZUR AUSBILDUNG VON LEHRPERSONENWesentliche Teile des Studiums sind die fachliche Ausbildung mit interdisziplinären Anteilen, die erziehungswissenschaft-liche Ausbildung sowie die Bezüge zu Forschung und Ent-wicklung des Berufsfelds. Grossen Stellenwert hat der Pra-xisbezug im Studium, welches aus einer Mischung von praktischen und theoretischen Teilen besteht. Tobias Jüng-ling, Student an der PH FHNW (Primarstufe) schätzt diesen Mix aus Praxis und Theorie. Nicht immer klappt aber der Transfer: Was in der Theorie gilt, kann in der Praxis manch-mal überhaupt nicht umgesetzt werden und umgekehrt. Für ihn ist ausserdem ein gutes Fachwissen, beispielsweise in den Naturwissenschaften, wichtig. Dieses hilft ihm, Unterrichts-stoff zu vereinfachen, aufzubereiten und zu erklären. Die berufspraktische Ausbildung beansprucht etwa 20 bis 30 Prozent der Ausbildungszeit. In unterschiedlichen Situa-tionen bieten sich den Studierenden Möglichkeiten, die im theoretischen Teil des Studiums erworbenen Kompetenzen in der Praxis umzusetzen. Betreut werden sie dabei von Pra-xislehrpersonen und Dozierenden. Meistens absolvieren die Studierenden von Anfang an Praktika in Schulklassen. Vera Kilchenmann, ehemalige Studentin an der Universität Frei-burg (Sekundarstufe I), schildert den Aufbau der Praktika folgendermassen: «Kurz nach Studienbeginn hatten wir eine Sensibilisierungslektion, bei der wir zu zweit zum ersten Mal eine Lektion vor einer Klasse abhalten mussten. Kurz darauf

WISSENSWERTES RUND UMS STUDIEREN

Was sind ECTS-Punkte? Wie sind die Studien an den Hochschu-len strukturiert? Was muss ich bezüglich Zulassung und Anmeldung beachten? Was kostet ein Studium?Im Kapitel «Wissenswertes rund ums Studieren», ab Seite 36, haben wir die wichtigsten Grundinformationen zu einem Studium zusammengestellt.

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PERSPEKTIVEN | Unterricht Volksschule

Studium26

ten möchte, muss in der Regel einen mehrwöchigen Aufenthalt im entspre-chenden Sprach- und Kulturraum ein-planen. Je nach Schulstufe und PH unterscheidet sich die Dauer des Auf-enthaltes.

Es kommt auf die Schulstufe anDie Ausbildung zur Lehrperson für die Vorschul- und Primarstufe unterschei-det sich klar von derjenigen für die Se-kundarstufe I, wenn auch an gewissen PH das erste Studienjahr beider Aus-bildungswege gemeinsam geführt wird. Grundsätzlich wird die Ausbil-dung zur Lehrperson für die Vorschul- und Primarstufe mit einem Bachelor-diplom abgeschlossen und berechtigt zum Unterrichten fast aller Fächer. Die Ausbildung zur Lehrperson für die Se-kundarstufe I hingegen erfolgt über einen Bachelor- und Masterabschluss und berechtigt in der Regel zum Unter-richten von zwei bis vier Fächern. Hin-sichtlich der Fächerkombination gibt es je nach PH grosse Unterschiede.

Stufenerweiterung – von der Primar- auf die Sekundarstufe I und umgekehrtAn den meisten Pädagogischen Hoch-schulen ist es möglich, ein sogenanntes Stufenerweiterungsdiplom für das Un-terrichten auf einer anderen Schulstu-fe zu erwerben. Eine solche Stufener-weiterung erlaubt es z.B., mit einem Lehrdiplom für die Primarstufe auf der Sekundarstufe I zu unterrichten oder

Spezielle Aufnahmeverfahren und Studienprogramme für Querein steiger/innenAn einigen PH werden spezielle Auf-nah meverfahren und Studienprogram-me für sogenannte Quereinsteiger/innen angeboten: Erfahrenen, mindestens 30-jährigen Berufsleuten aus unter-schiedlichen Richtungen ohne gymna-siale Maturität wird die Möglichkeit eines Aufnahmeverfahrens «sur Dos-sier» angeboten. Zum Teil kann auch eine verkürzte oder mit einer Teilzeit-stelle als Lehrkraft kombinierte Aus-bildung absolviert werden. Vereinzelt sind die entsprechenden Diplome nur im betreffenden Kanton und nicht ge-samtschweizerisch gültig. Mehr Infor-mationen dazu auf den Websites der einzelnen PH.

Vollzeit, Teilzeit oder reduzierte PräsenzzeitenNicht alle Interessierten können eine Ausbildung im Vollzeitmodus absolvie-ren, sei es, weil sie erwerbstätig sein müssen, um sich den Lebensunterhalt selbst finanzieren zu können oder dass sie Kinder haben, die sie betreuen müs-sen. Für solche Personen bieten viele PH Möglichkeiten für ein Teilzeitstu-dium an oder gar Programme mit ver-minderten Präsenzzeiten.

Unterrichten einer FremdspracheWer eine Fremdsprache auf der Pri-mar- oder Sekundarstufe I unterrich-

umgekehrt. Dieses Erweiterungsstudi-um umfasst je nach Schulstufe ein bis drei Jahre und kann oft auch berufsbe-gleitend absolviert werden.

AUSBILDUNG ZUR LEHRPERSON FÜR DIE VORSCHUL- UND PRIMARSTUFELehrpersonen der Vorschul- und Pri-marstufe unterrichten im Kindergar-ten und in der Primarschule. Die Schüler/innen sind somit zwischen vier und zwölf Jahre alt. Je nach Stu-dienangebot der PH berechtigt der Abschluss zum Unterrichten nur auf der Vorschulstufe (Kindergarten), auf der Vorschul- und Primarunterstufe, auf der Primarstufe oder auf der Vor-schul- und Primarstufe. Es lohnt sich auf jeden Fall, bei der Ausbildungs-wahl zu überlegen, welche Alters-gruppe man später unterrichten möchte.

Wahl von Schwerpunkten und Fächern Zudem können häufig Schwerpunkte bzw. weitere Fächer gewählt werden (z.B. Musik, Bewegung und Sport, tex-tiles Gestalten, Medienarbeit, Umwelt-bildung). Wer in der Primarschule ab der dritten Klasse unterrichten möch-te, muss in der Regel auch eine Fremd-sprache (Französisch oder Englisch) unterrichten können.

Bachelor- und LehrdiplomDie Ausbildung dauert in der Regel drei Jahre und wird mit dem akademischen Titel «Bachelor of Arts in Pre-Primary and/or Primary Education» sowie einem «Lehrdiplom für die Vorschulstufe und/oder Primarstufe» abgeschlossen.Studierende bei Studienbeginn an der PH Zürich.

INFOVERANSTALTUNGEN BESUCHEN

Neben Studieninformationen aus die-sem Heft und im Internet ist es für die Studienwahl hilfreich, sich direkt an den Hochschulen, die interessieren, ein Bild zu machen. Es ist lohnenswert, die Hoch-schulen und deren Informationsveran-staltungen zu besuchen, aber auch zwi-schendurch sich in eine Vorlesung zu setzen und mit Studierenden zu spre-chen oder die Bibliothek zu besuchen und in der Fachliteratur zu stöbern.www.berufsberatung.ch/studium

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Unterricht Volksschule | PERSPEKTIVEN

Studium

Fördern der kindlichen Entwicklung und des LernverhaltensGemäss der Schweizerischen Konfe-renz der Rektorinnen und Rektoren der PHs werden den Studierenden im Studium Kompetenzen vermittelt, «die es ihnen im Berufsalltag erlauben, die individuellen Voraussetzungen der Kinder zu erkennen, die Entwicklung und das Lernverhalten der Kinder richtig einzuschätzen und zu fördern, die Sozialisation der Kinder zu unter-stützen, mit anderen Lehrkräften, der Schulleitung, den Behörden und den Eltern zusammenzuarbeiten, den Un-terricht im Rahmen der geltenden Lehrpläne zu planen und unter Be-rücksichtigung von interdisziplinären Gesichtspunkten zu gestalten».

Zusätzliche SchulfächerWer über ein Lehrdiplom für die Pri-marstufe verfügt und zusätzliche Schulfächer unterrichten möchte, kann an praktisch allen PHs eine Fach-erweiterung absolvieren.

AUSBILDUNG ZUR LEHRPERSON FÜR DIE SEKUNDARSTUFE IDie Sekundarstufe I umfasst das sieb-te bis neunte Schuljahr – die Schüler/innen sind somit etwa zwischen 13 und 16 Jahre alt. Auf der Sekundarstufe I unterrichten die Lehrkräfte meistens zwei bis vier Fächer und decken damit nicht mehr das ganze Fächer-Spekt-rum ab. Je nach Studienangebot der PH variieren die Anzahl der zu unter-richtenden Fächer sowie die möglichen Fächerkombinationen. Es lohnt sich deshalb, die einzelnen Hochschulen miteinander zu vergleichen.Gemäss der Schweizerischen Konfe-renz der Rektorinnen und Rektoren der PH werden den Studierenden im Studium Kompetenzen vermittelt, «die es ihnen ermöglichen, den Unterricht in den von ihnen gewählten Fächern im Rahmen der geltenden Lehrpläne und unter Berücksichtigung interdis-ziplinärer Gesichtspunkte zu planen und zu gestalten, die Schülerinnen und Schüler bei Entscheidungen im

Hinblick auf ihre schulischen und beruflichen Wahlmöglichkeiten zu be-raten, ihre schulischen Fähigkeiten und Leistungen zu beurteilen, mit an-deren Lehrkräften, der Schulleitung, Behörden und Eltern zusammenzuar-beiten und bei der Erarbeitung und Umsetzung von pädagogischen Projek-ten mitzuwirken».

Master- und LehrdiplomDie Ausbildung dauert in der Regel viereinhalb Jahre und wird mit dem akademischen Titel «Master of Arts in Secondary Education» sowie einem «Lehrdiplom für die Sekundarstufe I» abgeschlossen. An den meisten Stand-orten werden sowohl ein Bachelor- als auch ein Masterabschluss verliehen. Es gibt einige wenige Ausnahmen, wo zuerst ein universitärer Bachelorab-schluss erworben wird und erst im Masterstudium die Ausbildung zur Lehrperson auf der Sekundarstufe I verfolgt wird.

Zusätzliche SchulfächerWer über ein Lehrdiplom für die Se-kundarstufe I verfügt und zusätzliche Schulfächer unterrichten möchte, kann an praktisch allen PH eine Fach-erweiterung absolvieren. Diese um-fasst je nach Fach, Berufserfahrung und Pädagogischer Hochschule ca. 30 bis 40 Kreditpunkte pro Unterrichts-fach.

Kombination Sekundarstufen I und II An einzelnen Standorten in der West-schweiz kann ein Lehrdiplom für das Unterrichten auf den Sekundarstufen I und II gleichzeitig erworben werden. Mehr hierzu in der Übersichtstabelle im anschliessenden Kapitel «Studien-möglichkeiten» und auf den Websites der einzelnen Hochschulen.

BERUFSEINFÜHRUNGDie Ausbildung zur Lehrkraft ist nach Abschluss des Bachelor- oder Master-studiums häufig noch nicht beendet: Viele PH bieten eine sogenannte Be-rufseinführung an.An der PH Zürich beispielsweise wer-den die Einsteigenden nach Abschluss der Ausbildung in ihrem Berufsalltag

Auf der Sekundarstufe I unterrichten Lehrpersonen meistens zwei bis vier verschiedene Fächer.

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28 Studium

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REZEPT FÜR DEN LEHRBERUF OFFENHEIT, NEUGIERDE, BELASTUNGSTOLERANZ UND EINE PORTION HUMOR

Als Studienberater der Pädagogischen Hochschule FHNW kommt Thomas Huber (59) täglich mit Studierenden und Studieninteressierten unter-schiedlichsten Alters in Kontakt. Bei Studierenden sind vielfach Fragen zum Studienverlauf und Schwierigkei-ten in der Bewältigung des Studiums das Thema. Studieninteressierte möchten wissen, wie ein Studium zur Lehrperson funktioniert, welche Ei-genschaften und welche Fähigkeiten sie mitbringen müssen oder welche Schulstufe für sie passen könnte. Auch für Lehrpersonen, die eine Weiterbil-dung planen, kann die Studienbera-tung nützlich sein.

Thomas Huber, als langjähriger Studienberater und ehemaliger Lehrer: Was macht Ihrer Meinung nach eine gute Lehr-person aus?Eine Lehrperson sollte zunächst Freude am Zusammensein mit Kin-dern und Jugendlichen haben. Offen-heit, Flexibilität und Lernneugier werden helfen, im Lehrberuf fit zu bleiben. Lehrerinnen und Lehrer soll-ten verantwortungsbereit sein und bei allfälligen Schwierigkeiten über eine gewisse Belastungstoleranz ver-fügen. Eine Portion Humor, eine po-sitive Ausstrahlung und Energie wer-den einer Lehrperson vieles erleich- tern. Lehrperson werden bedeutet auch die Bereitschaft, sich als Mensch mit den eigenen Stärken, aber auch den persönlichen Entwicklungsberei-chen, in den Blick zu nehmen. Die ei-gene fachliche Weiterbildung gehört ebenso zum Berufsleben einer Lehr-person. Bei Lernoffenheit ist ganz vieles möglich.

Im Studium wird nicht nur das Unterrichten gelernt, sondern auch viel Theorie. Was braucht

es, um das Studium erfolgreich zu meistern?Wichtig ist, über ein klares Ziel und ein gutes Grundgefühl im Hinblick auf den Lehrberuf und das bevorstehende an-spruchsvolle Studium zu verfügen. Man sollte an Fragen wie: Was ist ei-gentlich guter Unterricht, was braucht es, damit Kinder gerne lernen, warum stört ein Kind den Unterricht, echtes Interesse haben. Studierende sollten Lust verspüren, sich in die gewählten Unterrichtsfächer auch in theoretischer Hinsicht zu vertiefen. Das Nachdenken über Themen aus Pädagogik und Psy-chologie, welche zum Beispiel die Ent-wicklung von Kindern der gewählten Schulstufe, die Zusammenarbeit mit Eltern oder die Chancengleichheit im Schulsystem betreffen, sollte ihnen ein Anliegen sein. Als künftige Lehrperson ist man gleichzeitig in einer Berufs-ausbildung wie auch in einem Hoch-schulstudium. Dies bedeutet für die Studierenden, dass sie während des Studiums auf verschiedenen Ebenen gleichzeitig am Lernen sind. Das ist spannend, aber auch herausfordernd.

Was können Studierende tun, um diesen Anforderungen besser gerecht zu werden?Kontakt mit Kindern und Jugendli-chen der angestrebten Schulstufe, am besten schon vor dem Studium, hilft, sich in seiner Rolle als künftige Lehr-person gut einzufinden. Bei Studieren-den der Kindergarten- oder Primar-stufe, die in einem weiten Themen- und Fächerspektrum unterrichten werden, ist es wichtig, nebst den bevorzugten Ausbildungsbereichen auch frühzeitig Fächern und Themen Sorge zu tragen, die etwas schwerer fallen.

Die Auseinandersetzung mit der Theorie und der Praxis ist also sehr wichtig?

unterstützt. Unter dem Titel «Gut ge-rüstet in den Lehrberuf starten» wer-den die Herausforderungen des Berufs-einstiegs folgendermassen beschrieben: «Der erste Eindruck entscheidet. Wenn der Berufseinstieg von Lehrpersonen erfolgreich verläuft, ist viel gewonnen – für die ganze Laufbahn. Damit dies gelingt, arbeitet die PH Zürich eng mit dem Schulfeld zusammen. Vom ersten Tag an: Max hat wieder einmal ver-schlafen. Seine Eltern schlagen die Einladung für ein Treffen aus. Der Schulleiter bittet um ein Gespräch, ebenso die IF-Lehrperson (Lehrperson in der integrativen Förderung), und der administrative Berg wächst. Während erfahrene Lehrpersonen meistens ei-nen Umgang mit den hohen Ansprü-chen an den Beruf gefunden haben, sind solche Situationen für Berufsein-steigende im besten Fall herausfor-dernd, sie können aber auch zur Belas-tung werden.»Deshalb folgt auch nach Abschluss der Ausbildung an der PH Zürich eine über zwei Jahre begleitete Berufseinfüh-rung. Es zeige sich, dass die Berufsein-steigenden sich fachlich zwar kompe-tent, im Überfachlichen hingegen stark gefordert fühlen: «Die Klassen-führung fordert, die Zusammenarbeit mit den Eltern auch. Und natürlich auch die Beurteilung der Leistungen der Schülerinnen und Schüler.» An-spruchsvoll sei das rasche Entscheiden und Reagieren sowie auch die Anpas-sung des Wissens – dieses Lernen ge-schehe durch «learning by doing».Hierbei wirken die an der PH Zürich sowie anderen Hochschulen tätigen Fachbegleiter/innen unterstützend. Sie sehen sich als Anlaufstelle für alle Fra-gen, vom Fotokopierer bis zum Eltern-gespräch, vom Lehrmittel bis zum El-ternabend. Zentral für eine erfolgreiche Berufseinführung ist auch eine gute Zusammenarbeit mit weiteren Akteu-ren und Akteurinnen im schulischen Umfeld, seien dies z.B. Schulsozialar-beit, Schulpsychologischer Dienst, Schulische Heilpädagogik, Schullei-tung, Team oder Eltern.

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29Studium

Unterricht Volksschule | PERSPEKTIVEN

Ja. Studierende sollen möglichst viel von dem, was sie in der Theorie lernen, immer wieder in der Praxis ausprobie-ren können. Deshalb sind die Praktika über das gesamte Studium verteilt. In den Praktika werden die Studieren-den begleitet durch die Praxislehrper-sonen der jeweiligen Schulklassen. Zudem werden sie besucht durch Do-zierende der Hochschule, können sich in sogenannten Reflexionsseminarien mit Mitstudierenden austauschen oder in der Einzelbetreuung, dem Mento-rat, persönliche Fragestellungen be-arbeiten.

Inwiefern wird überprüft, ob sich jemand überhaupt für den Lehrberuf eignet?Die pädagogische Hochschule FHNW führt mit allen Studierenden unab-hängig von der gewählten Schulstufe eine Berufseignungsabklärung mit einem Assessmentverfahren durch. Dabei geht es um grundlegende Per-sönlichkeitseigenschaften, die eine künftige Lehrperson mitbringen muss, damit sie im Beruf Erfolg und Zufrie-denheit erleben kann. Im Studium

sammeln die Studierenden bereits im ersten Zwischensemester vertiefte ei-gene Unterrichtserfahrungen in einer Schulklasse und tauchen so in das «Schule-Geben» ein. Während dieser Zeit werden die Studierenden durch die Hochschule begleitet und tauschen sich über ihre Erfahrungen auch mit Mitstudierenden aus. Durch die erste Praktikumsphase und die intensive Auseinandersetzung mit dem ange-strebten Beruf kann die Studienwahl auch persönlich nochmals überprüft werden.

Wie sehen Sie den Einstieg für junge Lehrpersonen gleich nach dem Studium?Grundsätzlich ist der Arbeitsmarkt für Lehrpersonen der Volksschulstufe in den nächsten Jahren gut bis sehr gut. Dies könnte man aber je nach Stufe, Fächerwahl und Kanton noch differenzierter betrachten. Neu ein-steigende Lehrpersonen leisten einen grossen Aufwand, da das Einarbeiten in den Lehrberuf anspruchsvoll ist. Dies wird aber aufgewogen durch vie-le direkte Rückmeldungen der Kinder,

Quellewww.edk.chwww.swissuniversities.chhttps://blog.phzh.ch/akzente/ > «Gut gerüstet in den Lehrberuf starten»

die den Sinn der erbrachten Arbeit klar aufzeigen.

Und was würden Sie jemandem raten, der noch mitten in der Studienwahl steht?Wenn Sie den Berufswunsch Lehrper-son in sich verspüren, prüfen Sie den Wunsch durch Schulbesuche, Kontak-te mit Kindern/Jugendlichen und Lehrpersonen. Ist die Berufslaufbahn dann immer noch stimmig, lassen Sie sich nicht beirren und tun Sie es.

Erste Voraussetzung für eine Lehrperson ist die Freude am Zusammensein mit Kindern und Jugendlichen.

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30

PERSPEKTIVEN | Unterricht Volksschule

Studium

Die folgenden Tabellen zeigen auf, wo in der Schweiz das Lehrdiplom für das Unterrichten auf der Vorschul- und Primarstufe beziehungsweise auf der Sekundarstufe I erworben werden kann. Daran anschliessend werden die Besonderheiten der verschiedenen Anbieter erläutert, z.B. die Mög-lichkeit eines Teilzeitstudiums oder Mehrsprachigkeit.

Grundsätzlich sind die Inhalte des Studiums überall recht ähnlich. Forschungs-schwerpunkte, mögliche Spezialisierungen oder Fächerkombinationen unter-scheiden sich hingegen. Es lohnt sich deshalb, die einzelnen Hochschulen und ihre Studiengänge miteinander zu vergleichen. Aktuelle und weiterführende Informationen finden Sie auf www.berufsberatung.ch, www.edk.ch > Bildungs-system CH > Lehrerin, Lehrer werden sowie auf den Webseiten der Hochschulen.

In der Tabelle ist dargestellt, welche Studienprogramme die einzelnen Instituti-onen der Lehrkräfteausbildung anbieten und welchen Umfang diese haben. Der Balken zeigt, auf welcher Schulstufe bzw. Klassenstufe mit der jeweiligen Aus-bildung unterrichtet werden darf.

STUDIENMÖGLICHKEITEN UNTERRICHT VOLKSSCHULE

www.berufsberatung.ch/primar

Weitere Informationen

STUDIENPROGRAMM SCHULSTUFE UMFANG

Kinder-garten

Primarstufe Sekundarstufe

-2 -1 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Pädagogische Hochschule Bern: www.phbern.ch

Lehrdiplom für die Vorschul- und Primarstufe (Ausbildungsinstitutionen: PHBern und NMS Bern)

Bachelor of Arts in Pre-Primary and Primary Education

180 ECTS

Lehrdiplome für die Sekundarstufe I

Bachelor & Master of Arts in Secondary Education

180 & 90-106 ECTS3–4 Fachbereiche

Master S1+ (mit zusätzl. Schwerpunkt in Heilpädagogik), nach einem Bachelor Sekundarstufe I

120 ECTS

Fachdiplom Sekundarstufe I 90-122 ECTS1 Fachbereich, gilt nur für den Kanton BE

Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW: www.fhnw.ch/ph

Lehrdiplome für die Vorschul- und Primarstufe

Bachelor of Arts in Pre-Primary and Primary Education

180 ECTS

Bachelor of Arts in Primary Education 180 ECTS

ECTS-Punkte: 60 Punkte entsprechen einem Studienjahr in Vollzeit, 180 Punkte einem Bachelorstudium

www.berufsberatung.ch/sek1

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31

Unterricht Volksschule | PERSPEKTIVEN

Studium

STUDIENPROGRAMM SCHULSTUFE UMFANG

Kinder-garten

Primarstufe Sekundarstufe

1 2 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Lehrdiplome für die Sekundarstufe I

Bachelor & Master of Arts in Secondary Education, integriert

180 & 90-109 ECTS3–5 Fächer

Master of Arts in Secondary Education, konsekutiv (aufbauend auf Bachelor-abschluss Uni)

120 ECTS, 2 Fächer

Pädagogische Hochschule Freiburg: www.phfr.ch / Universität Freiburg: www.unifr.ch/lb

Lehrdiplom für die Vorschul- und Primarstufe (PH FR)

Bachelor & Master of Arts in Secondary Education

180 ECTS

Lehrdiplom für die Sekundarstufe I (Universität Freiburg)

Bachelor & Master of Arts in Secondary Education

180 & 90 ECTS3–4 Fächer

Pädagogische Hochschule Graubünden: www.phgr.ch

Lehrdiplome für die Vorschul- und Primarstufe

Bachelor of Arts in Pre-Primary Education 180 ECTS

Bachelor of Arts in Primary Education 180 ECTS

Pädagogische Hochschule Luzern: www.phlu.ch

Lehrdiplome für die Vorschul- und Primarstufe

Bachelor of Arts in Pre-Primary and Primary Education

180 ECTS

Bachelor of Arts in Primary Education 180 ECTS

Lehrdiplom für die Sekundarstufe I

Bachelor & Master of Arts in Secondary Education

180 & 90 ECTS4 Fächer

Pädagogische Hochschule Schwyz: www.phsz.ch

Lehrdiplome für die Vorschul- und Primarstufe

Bachelor of Arts in Pre-Primary and Primary Education

180 ECTS

Bachelor of Arts in Primary Education 180 ECTS

Pädagogische Hochschule Scha�hausen: www.phsh.ch

Lehrdiplome für die Vorschul- und Primarstufe

Bachelor of Arts in Pre-Primary Education 180 ECTS

Bachelor of Arts in Pre-Primary and Primary Education

180 ECTS

Bachelor of Arts in Primary Education 180 ECTS

Pädagogische Hochschule St. Gallen: www.phsg.ch

Lehrdiplome für die Vorschul- und Primarstufe

Bachelor of Arts in Pre-Primary and Primary Education

180 ECTS

Bachelor of Arts in Primary Education 180 ECTS

Lehrdiplom für die Sekundarstufe I

Bachelor & Master of Sciences/Arts in Secondary Education

180 & 90 ECTS4-5 Fächer

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32 Studium

PERSPEKTIVEN | Unterricht Volksschule

STUDIENPROGRAMM SCHULSTUFE UMFANG

Kinder-garten

Primarstufe Sekundarstufe

1 2 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Pädagogische Hochschule Thurgau: www.phtg.ch

Lehrdiplome für die Vorschul- und Primarstufe

Bachelor of Arts in Pre-Primary Education 180 ECTS

Bachelor of Arts in Primary Education 180 ECTS

Lehrdiplom für die Sekundarstufe I

Bachelor & Master of Arts in Secondary Education

180 & 90 ECTS4 Fächer

Pädagogische Hochschule Wallis: www.hepvs.ch

Lehrdiplom für die Vorschul- und Primarstufe

Bachelor of Arts in Pre-Primary and Primary Education

180 ECTS

Lehrdiplom für die Sekundarstufe I

Master of Arts in Secondary Education, auf-bauend auf einen Masterabschluss Uni/ETH

110 ECTS1-2 Fächer

Lehrdiplom für die Sekundarstufe I-II

Lehrdiplom, aufbauend auf einen Masterabschluss Uni/ETH

110 ECTS1-2 Fächer

Pädagogische Hochschule Zug: www.phzg.ch

Lehrdiplome für die Vorschul- und Primarstufe

Bachelor of Arts in Pre-Primary and Primary Education

180 ECTS

Bachelor of Arts in Primary Education 180 ECTS

Pädagogische Hochschule Zürich: www.phzh.ch

Lehrdiplome für die Vorschul- und Primarstufe (Ausbildungsinstitutionen: PH Zürich und Institut Unterstrass an der PHZH)

Bachelor of Arts in Pre-Primary Education 180 ECTS

Bachelor of Arts in Pre-Primary and Primary Education

180 ECTS

Bachelor of Arts in Primary Education 180 ECTS

Lehrdiplome für die Sekundarstufe I

Bachelor & Master of Arts in Secondary Education

180 & 90 ECTS4 Fächer

Master of Arts in Secondary Education, auf-bauend auf Bachelorabschluss Primarstufe

135-145 ECTS3 Fächer

HEP Berne-Jura-Neuchâtel: www.hep-bejune.ch

Lehrdiplom für die Vorschul- und Primarstufe

Bachelor of Arts in Pre-Primary and Primary Education

180 ECTS

Lehrdiplom für die Sekundarstufe I

Master of Sciences/Arts in Secondary Educa-tion, aufbauend auf Bachelorabschluss Uni

106/118/120 ECTS1/2/3 Fächer

Lehrdiplom für die Sekundarstufe I+II

Master of Advanced Studies in Secondary and Higher Education, aufbauend auf Mas-terabschluss Uni

96/108 ECTS1/2 Fächer

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33Studium

Unterricht Volksschule | PERSPEKTIVEN

STUDIENPROGRAMM SCHULSTUFE UMFANG

Kinder-garten

Primarstufe Sekundarstufe

1 2 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Université de Genève IUFE: www.unige.ch/iufe

Lehrdiplome für die Vorschul- und Primarstufe

Bachelor of Arts in Pre-Primary and Primary Education

180 ECTS

Certi�cat complémentaire en enseignement aux degrés préscolaire et primaire (CCEP)

60 ECTSGilt nur für den Kanton GE

Lehrdiplom für die Sekundarstufe I + II

Master of Arts in Secondary Education MASE, aufbauend auf Masterabschluss Uni

94/116 ECTS1/2 Fächer

HEP Vaud: www.hepl.ch

Lehrdiplom für die Vorschul- und Primarstufe

Bachelor of Arts in Primary Education 180 ECTS

Lehrdiplom für die Sekundarstufe I

Master of Sciences/Arts in Secondary Educa-tion, aufbauend auf Bachelorabschluss Uni

120 ECTS1-3 Fächer

Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana SUPSI-DFA: www.supsi.ch

Lehrdiplome für die Vorschul- und Primarstufe

Bachelor of Arts in Pre-Primary Education 180 ECTS

Bachelor of Arts in Primary Education 180 ECTS

Lehrdiplom für die Sekundarstufe I

Master of Sciences/Arts in Secondary Educa-tion, aufbauend auf Bachelorabschluss Uni

96-124 ECTS

BESONDERHEITEN AN EINZELNEN STUDIENORTEN

Pädagogische Hochschule Bern (PHBern)Im Studiengang Vorschulstufe und Primarstufe werden drei Schwerpunk-te angeboten: Vorschul- und Unterstu-fe (Kindergarten und 1./2. Klasse), Mittelstufe (3.–6. Klasse) sowie ein bilingualer Studiengang. Dabei han-delt es sich um eine deutsch-französi-sche Ausbildung an der PHBern und der HEP-BEJUNE. Lehrpersonen mit diesem Schwerpunkt können später sowohl auf Deutsch als auch auf Fran-zösisch unterrichten. Ein Teilzeitstu-dium ist möglich, für Quereinsteigende gibt es im Studiengang Sekundarstu-fe I die Möglichkeit einer verkürzten Studiendauer. An der PHBern kann auf der Sekundarstufe I auch ein kan-tonal gültiges Fachdiplom für das Un-terrichten nur eines Schulfaches er-

worben werden. Ausserdem wird für Studierende der Sekundarstufe I ein Masterstudiengang mit einem Schwer-punkt in Heilpädagogik als Zusatzqua-lifikation angeboten. Pädagogische Hochschule der Fachhoch-schule Nordwestschweiz (PH FHNW)Die Studiengänge der Vorschul- und Primarstufe werden an den Standor-ten Brugg-Windisch, Muttenz und So-lothurn angeboten, diejenigen für die Sekundarstufe I in Muttenz und Brugg-Windisch. Vor Studienbeginn bzw. vor dem ersten Praktikum muss ein eintä-giges Assessment zur Berufseignung absolviert werden. Wer sich zur Lehr-person auf der Sekundarstufe I ausbil-den lassen möchte, hat zwei Möglich-keiten: Entweder man studiert «inte- griert» ein Bachelor- und Masterstu-

dium an der Pädagogischen Hochschu-le FHNW, oder man studiert «konseku-tiv» – d.h. erst nach einem Universi- täts bachelor in zwei Schulfächern wird ein Masterstudium an der PH absol-viert. Es besteht bei allen Studiengän-gen die Möglichkeit, Teilzeit zu studie-ren. Die Ausbildung für die Kinder- garten- und Unterstufe kann auch in einem Studium mit verminderter Prä-senzzeit («FLEX») absolviert werden.

Pädagogische Hochschule Freiburg (HEP-PH FR) / Universität Freiburg Der Studiengang Vorschulstufe und Primarstufe kann an der PH FR auch als zweisprachiges Studium (deutsch-französisch) absolviert werden, so dass ein Unterrichtsdiplom für beide Sprachregionen erlangt werden kann. Es werden zwei Vertiefungen angebo-

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PERSPEKTIVEN | Unterricht Volksschule

Studium

ten: Zyklus I (Kindergarten und 1./2. Klasse) sowie Zyklus II (3.-6. Klasse). Ein Teilzeitstudium ist möglich. Die Ausbildung zur Lehrperson für die Se-kundarstufe I findet an der Universität Freiburg statt. Das Studium kann nach Wahl auf Deutsch oder auf Fran-zösisch absolviert werden. Ausserdem besteht die Möglichkeit, einen Teil des Studiums in der anderen Sprache zu absolvieren.

Pädagogische Hochschule Graubünden (PHGR)Die PHGR ist eine dreisprachige Schu-le (deutsch, romanisch, italienisch). Es ist möglich, ein zweisprachiges Diplom zu erlangen.

Pädagogische Hochschule Luzern (PH Luzern)Das erste Ausbildungsjahr an der PH Luzern ist unabhängig von der ange-strebten Zielstufe als stufenübergrei-fendes Grundjahr gestaltet. Die PH Luzern bietet ausserdem ein spezielles Quereinstiegprogramm für Personen über 30 Jahre und ohne gymnasiale Maturität an.

Pädagogische Hochschule Schwyz (PHSZ)An der PHSZ kann die Ausbildung zur Primarlehrperson auch in einem Teil-zeitstudium oder in einem präsenz-reduzierten Studium (flexible Studien-form mit drei Tage pro Woche an der PH) absolviert werden.

Pädagogische Hochschule Scha�hausen (PHSH)Die PHSH ist eine Partnerschule der PHZH, weshalb die Studierenden auch an der Partnerschule gewisse Ausbil-dungseinheiten absolvieren können. Obligatorisch ist für alle ein ausser-schulisches Praktikum von zwölf Wo-chen, das mit Vorteil vor Studienbe-ginn gemacht wird.

Pädagogische Hochschule St. Gallen (PHSG)Angehendende Lehrpersonen auf der Kindergarten- und Primarstufe kön-nen ab dem zweiten Ausbildungsjahr auch teilzeitlich studieren. Eine Auf-nahme «sur Dossier» ist unter bestimm-

ten Bedingungen möglich. Ausserdem kann ein internationales Gaststudium als integraler Bestandteil organisiert werden. Für die Aus bildung zur Lehr-person auf der Sekundarstufe I gibt es eine Fächerkombina tion «phil. I» (mit Deutsch und drei weiteren Fächern) und eine «phil. II» (mit Mathematik und drei weiteren Fächern). Ausserdem wird die Ausbildungsvariante Mehrsprachig-keit für Fremdsprachenlehrpersonen (Phil. I) angeboten, bei der sich die Stu-dierenden im Fach Deutsch, in zwei Fremdsprachen sowie zwei weiteren Fächern qualifizieren.

Pädagogische Hochschule Thurgau (PHTG)Allen Studiengängen gemeinsam ist das Basisstudium (erstes Studienjahr), welches unter anderem der Eignungs-abklärung dient. Für die Vorschulstufe wird ein vierjähriges Teilzeitstudium mit fixen Präsenztagen angeboten. Ab dem dritten Semester ist beim Studi-engang Sekundarstufe I ebenfalls ein Teilzeitstudium begrenzt möglich. Die Ausbildung zur Lehrperson auf der Se-kundarstufe I wird von der PH TG in Zusammenarbeit mit der Universität Konstanz durchgeführt.

Pädagogische Hochschule Wallis (PH-VS)Die Grundausbildung zur Lehrperson im Kindergarten und in der Primar-schule wird an den beiden Standorten Brig und Saint-Maurice durchgeführt. Die zukünftigen Lehrpersonen absol-vieren mindestens zwei Semester ihrer Ausbildung im anderen Sprachraum. Auf Wunsch kann ein bilinguales Lehr-diplom für die Basis- und Primarstufe erworben werden. Die berufsbegleiten-de Ausbildung zur Lehrperson auf der Sekundarstufe I erfolgt Teilzeit in sechs Semestern und baut auf einen univer-sitären Bachelor in ein bis zwei Schul-fächern auf. Die Ausbildung findet auf Französisch statt, Arbeiten können aber auf Deutsch verfasst werden.

Pädagogische Hochschule Zug (PH Zug)In jedem Studienjahr ist einer der fünf Wochentage für das Selbststudium ohne Präsenzzeit reserviert. Eine flexi-ble Studiengestaltung ermöglicht es – mit Studienzeitverlängerung –, berufs-

begleitend zu studieren. Für Quer- ein steigende mit Hochschulabschluss gibt es die Möglichkeit, den Studienum-fang zu reduzieren, Quereinsteigende über 30 mit abgeschlossener Berufsleh-re können «sur Dossier» aufgenommen werden.

Pädagogische Hochschule Zürich (PHZH)Für die Ausbildung zur Lehrperson auf der Primarstufe wird neben der Voll-zeitausbildung auch ein Teilzeitstudi-um angeboten, das sich auf vier Jahre erstreckt. Die Studiengänge Kinder-gartenstufe bzw. Kindergarten-/Unter-stufe werden nicht als Teilzeitstudium angeboten, die Studiendauer kann aber individuell verlängert werden. Auch die Ausbildung zur Lehrperson auf der Sekundarstufe I kann in Teil-zeit studiert werden. Neben dem inte-grierten Bachelor- und Masterpro-gramm wird auch ein konsekutiver Masterstudiengang angeboten. Dieser richtet sich an Bachelorabsolvent/in-nen der Primarstufe, dauert drei Jahre und beinhaltet eine Präsenzzeit von eineinhalb Tagen pro Woche, sodass eine Unterrichtszeit auf der Sekundar-stufe I von max. 50 Prozent möglich ist. An der PHZH besteht zudem die Mög-lichkeit, als Quereinsteigende zu stu-dieren. Ein Teil des sogenannten QUEST-Studienganges wird dann be-rufsintegriert mit einer Teilzeitanstel-lung an einem Kindergarten bzw. einer Schule absolviert (vgl. Berufsporträts). Haute Ecole Pédagogique des cantons de Berne, du Jura et de Neuchâtel (HEP BEJUNE)Zusammen mit der PHBern wird ein bilingualer Studiengang für die Vor-schul- und Primarstufe angeboten.

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Unterricht Volksschule | PERSPEKTIVEN

Studium

BEISPIELE VERWANDTER STUDIENFÄCHER

STUDIENPROGRAMM IM «PERSPEKTIVEN»-HEFT:

Lehrer/in für Maturitätsschulen Unterricht Mittel- und Berufsfachschulen

Berufsfachschullehrer/in für Allgemeinbildung

Unterricht Mittel- und Berufsfachschulen

Berufskunde Unterricht Mittel- und Berufsfachschulen

Religionspädagogik Theologie und Religionswissenschaft

Musik- und Bewegungspädagogik Musik und Musikwissenschaft

Erziehungswissenschaft/Pädagogik Musik und Musikwissenschaft

Schulische Heilpädagogik, Heilpädagogische Früherziehung, Psychomotoriktherapie, Logopädie

Heil- und Sonderpädagogik

Klinische Heilpädagogik und Sozialpädagogik Heil- und Sonderpädagogik

Sozialpädagogik/Soziale Arbeit mit Vertiefung Sozialpädagogik/Soziokulturelle Animation

Soziale Arbeit

Gebärdensprachdolmetschen Sprachwissenschaft, Vergleichende Literatur-wissenschaft, Angewandte Linguistik

AUSBILDUNG

Aktivierungsfachmann/-fachfrau HF

Erwachsenenbildner/in HF

Fachmann/Fachfrau Betreuung EFZ

Gebärdensprachdolmetschen

Kindererzieher/in HF

Religionspädagoge/-pädagogin RPI

Sozialpädagoge/-pädagogin HF

Die folgenden Studienfächer befassen sich teilweise mit ähnlichen Themen wie die Ausbildung zur Lehrperson für die Volksschule. Informationen dazu sind in den ent-sprechenden «Perspektiven»-Heften zu finden: www.perspektiven.sdbb.ch.

ALTERNATIVEN ZUR HOCHSCHULE

Zu den meisten Fachgebieten der Hoch-schulen gibt es auch alternative Ausbil-dungswege. Zum Beispiel kann eine (evtl. verkürzte) berufliche Grundbil-dung mit Eidgenössischem Fähigkeits-zeugnis EFZ als Einstieg in ein Berufs-feld dienen. Nach einer EFZ-Ausbildung bzw. einigen Jahren Berufspraxis ste-hen verschiedene Weiterbildungen in der höheren Berufsbildung offen: Höhe-re Fachschulen HF, Berufsprüfungen (BP), Höhere Fachprüfungen (HFP). Über berufliche Grundbildungen sowie Weiterbildungen in der höheren Berufs-bildung informieren die Berufsinforma-tionsfaltblätter und die Heftreihe «Chancen: Weiterbildung und Lauf-bahn» des SDBB Verlags. Sie sind in den Berufsinformationszentren BIZ ausleihbar oder erhältlich beim SDBB: www.shop.sdbb.ch. Auf der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung erhal-ten Sie bei Interesse Informationen und Beratung zu allen möglichen Aus- und Weiterbildungswegen.

Die Adressen der BIZ finden Sie unter: www.adressen.sdbb.ch.

Die Bildung und Erziehung von Kin-dern und Jugendlichen ist eine an-spruchsvolle Aufgabe, die neben fun-dierten fachlichen und sozialen Kom- petenzen auch eine gewisse Reife vor-aussetzt. In diesem Bereich gibt es daher nur wenige Ausbildungen, wel-che direkt nach der obligatorischen Schulzeit absolviert werden können. Die meisten Ausbildungen beziehungs-weise Weiterbildungen bauen auf einer Erstausbildung sowie ersten berufli-chen Erfahrungen in der Arbeit mit Menschen auf. Im Folgenden einige Beispiele von alternativen Ausbildun-gen zu einem Hochschulstudium.

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PERSPEKTIVEN | Unterricht Volksschule

Studium

TYPISCH UNIVERSITÄT

In der Regel Zugang mit der gymnasialen Maturität

Wissenschaftlich ausgerichtetes Studium: Grundlagen- forschung und Erwerb von Fach- und Methodenkenntnissen

Meist keine spezi�sche Berufsausbildung, sondern Erwerb einer allgemeinen Berufsbefähigung auf akademischem Niveau

Studium in der Regel gemäss vorgegebenen Richtlinien individuell organisiert

Studium in wechselnden Gruppen

Oft Möglichkeit, Neben- und Zusatzfächer zu belegen

Master als Regelabschluss

Lernkontrollen am Semesterende

Studium als Vollzeitstudium konzipiert

TYPISCH FACHHOCHSCHULE

In der Regel Zugang mit Berufsmaturität

Angewandte Forschung und hoher Praxisbezug, enge Zusam-menarbeit mit der Wirtschaft und ö�entlichen Institutionen

Oft Ausbildung zu konkreten Berufen inkl. Arbeitserfahrungen (Praktika) in verschiedenen Institutionen

Mehr oder weniger vorgegebene Studienstruktur mit wenig Wahlmöglichkeiten

Studium oft in �xen Gruppen

Studiengänge als Monostudiengänge konzipiert, Wahl von Schwerpunkten möglich

Bachelor als Regelabschluss (Ausnahmen: Kunst, Musik, Theater, Psychologie und Unterricht Sekundarstufe)

Lernkontrollen laufend während des Semesters

Studiengänge oft als Teilzeitstudium oder berufsbegleitend möglich

WISSENSWERTES RUND UMS STUDIERENDie folgenden Informationen gel-ten grundsätzlich für alle Studien- fächer an allen Hochschulen in der Schweiz. Spezielle Hinweise zu den Fachgebieten finden Sie weiter vorne im Heft bei der Be-schreibung des jeweiligen Stu- diums.

STUDIENLEISTUNGEN, ECTSAlle Studienleistungen (Vorlesungen, Arbeiten, Prüfungen usw.) werden in Kreditpunkten (ECTS) ausgewiesen. Ein Kreditpunkt entspricht einem Arbeitsaufwand von 25 bis 30 Stun-den. Bei einem Vollzeitstudium er-wirbt man 60 ECTS-Punkte pro Jahr. Die ECTS-Punkte erhält man, wenn ein Leistungsnachweis wie z. B. eine Prüfung oder ein Referat erfolgreich absolviert wurde.

BACHELOR UND MASTERAn den Hochschulen ist das Studium aufgeteilt in ein Bachelor- und ein Masterstudium. Das Bachelorstudium dauert drei Jahre, das Masterstu-dium in der Regel eineinhalb bis zwei Jahre (90 bis 120 ECTS). Vorausset-zung für die Zulassung zu einem Mas-terstudium ist ein Bachelorabschluss in derselben Studienrichtung. An den Universitäten gilt der Mas- ter als Regelabschluss. An den Fach-hochschulen ist der Bachelor der Re-gelabschluss. Es werden aber auch an Fachhochschulen in vielen Studien-richtungen Masterstudiengänge an-geboten. Hier gelten jedoch teilweise spezielle Aufnahmekriterien.

HOCHSCHULTYPENDie Schweiz kennt drei verschiedene Hochschultypen: Universitäre Hoch-

schulen mit den kantonalen Uni- versitäten und den Eidgenössischen Technischen Hochschulen, Fachhoch-schulen (FH) und Pädagogische Hoch-schulen (PH). Die PH sind für die Lehrer/innenausbildungen zuständig und werden in den meisten Kantonen den FH angegliedert.

MAJOR, MINOR, MONO-, HAUPT-, NEBEN- UND ERGÄNZUNGSFÄCHERDas Bachelorstudium an einer uni-versitären Hochschule besteht entwe-der aus einem Hauptfach (Major), kom-biniert mit einem oder mehreren Nebenfächern (Minor), zwei Hauptfä-chern oder einem Monofach, wie es z. B. in vielen Naturwissenschaften und technischen Wissenschaften der Fall ist. Je nach Universität können diese Modelle leicht variieren. Auch das Masterstudium kann unterteilt

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Unterricht Volksschule | PERSPEKTIVEN

Studium

wechseln will oder umgekehrt, kann zu fachverwandten Studienrichtun-gen zugelassen werden. Es müssen je nach Fachrichtung Zusatzleistun- gen im Umfang von 20 bis 60 ECTS erbracht werden. Erkundigen Sie sich am besten direkt bei der Hochschule, an die Sie wechseln möchten.

ANMELDUNG ZUM STUDIUMUniversitäre HochschulenDer Anmeldetermin der universitä-ren Hochschulen ist der 30. April für das Herbstsemester. An einigen Uni-versitäten ist eine verspätete Anmel-dung mit einer Zusatzgebühr möglich. Bitte informieren Sie sich direkt an der jeweiligen Universität. Ein Studienbeginn im Frühjahrsse- mester ist nur teilweise möglich und wird nicht empfohlen, da viele Veran-staltungen und Kurse für Erstsemes-trige im Herbstsemester stattfinden. Das Portal www.swissuniversities.ch wartet mit einer Vielzahl von Infor-mationen auf zu Anerkennung, Zulas-sung, Stipendien usw.Informationen zum Ablauf des Anmel-de- und Immatrikulationsverfahrens jedoch sind auf der Homepage der je- weiligen Universität zu finden.

FachhochschulenBei den Fachhochschulen sind die An-meldefristen und -verfahren unter- schiedlich, je nachdem, ob obligato- rische Informationsabende, Aufnah-meprüfungen und/oder Eignungstests

stattfinden. Informieren Sie sich di-rekt bei den Fachhochschulen.

Pädagogische HochschulenBei den meisten Pädagogischen Hoch-schulen ist eine Anmeldung bis zum 30. April für das Herbstsemester mög-lich. Bitte informieren Sie sich auf den jeweiligen Websites.

ZULASSUNG ZUM BACHELOR Universitäre HochschulenBedingung für die Zulassung zum Bachelor an einer universitären Hochschule ist eine eidgenössisch an-erkannte gymnasiale Maturität oder ein gleichwertiger Ausweis sowie die Beherrschung der Studiensprache. Eine Berufsmaturität oder eine Fach-maturität mit Passerelle und bestan-dener Ergänzungsprüfung eröffnet den Zugang zu Universitäten und den ETH. Für die Studiengänge in Medi-zin sowie Sportwissenschaften gibt es spezielle Eignungsverfahren.An den Universitäten Freiburg, Genf, Lausanne, Luzern, Neuenburg und der italienischen Schweiz ist es mög-lich, auch ohne gymnasiales Maturi-tätszeugnis zu studieren. Dabei kom-men besondere Aufnahmeverfahren zur Anwendung, die von Universität zu Universität, von Fakultät zu Fa-kultät verschieden sind. Unter an- derem wird ein bestimmtes Mindest- alter vorausgesetzt (30 in Freiburg, 25 in Genf, Neuenburg und Tessin).

sein in Haupt- und Nebenfächer. Die Studienstruktur wird von der Hoch-schule vorgegeben; hier lohnt sich ein Vergleich von Studienangeboten an unterschiedlichen Hochschulen.Die Studiengänge an den Fachhoch-schulen sind als Monostudiengänge organisiert. Häufig stehen – vor allem in den letzten Studiensemestern – bestimmte Vertiefungsrichtungen zur Wahl.

ÜBERGANG BACHELOR – MASTER Innerhalb desselben HochschultypsMit einem Bachelorabschluss einer schweizerischen Hochschule wird man zu einem konsekutiven Master-studium in derselben Studienrichtung auch an einer anderen Hochschule zugelassen. Es ist möglich, dass man bestimmte Studienleistungen wäh- rend des Masterstudiums nachholen muss. Konsekutive Masterstudien-gänge bauen auf einem Bachelorstu-diengang auf und vertiefen das fachli-che Wissen. Teilweise werden auch verschiedene konsekutive Master in Teildisziplinen einer Fachrichtung angeboten.Spezialisierte Master sind meist in-terdisziplinäre Studiengänge mit spezialisiertem Schwerpunkt. Sie sind mit Bachelorabschlüssen aus verschiedenen Studienrichtungen zu-gänglich. Interessierte müssen sich für einen Studienplatz bewerben.Joint Master sind spezialisierte Mas-ter, die in Zusammenarbeit mit ande-ren Hochschulen angeboten werden und teilweise ebenfalls nach Bache-lorabschlüssen verschiedener Studien- richtungen gewählt werden können. Master of Advanced Studies (MAS) sind nicht zu verwechseln mit kon- sekutiven und spezialisierten Mas-terstudiengängen. Es handelt sich hierbei um Weiterbildungsmaster, die sich an berufstätige Personen mit Studienabschluss richten (siehe Kapi-tel «Weiterbildung», Seite 50). Sie wer-den im Umfang von mindestens 60 ECTS angeboten.

Wechsel des HochschultypsWer mit einem Fachhochschulbache-lor an eine universitäre Hochschule

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PERSPEKTIVEN | Unterricht Volksschule

Studium

FachhochschulenWer sich an einer Schweizer Fach-hochschule einschreiben will, benö-tigt eine abgeschlossene berufliche Grundbildung meist in einem mit der Studienrichtung verwandten Beruf plus Berufsmaturität oder eine ent-sprechende Fachmaturität. In den meisten Studiengängen wird man mit einer gymnasialen Maturität auf- genommen, wenn man zusätzlich ein in der Regel einjähriges Berufsprak-tikum absolviert hat. Ebenfalls ein in der Regel einjähriges Praktikum muss absolvieren, wer eine berufliche Grundbildung in einem fachfremden Beruf absolviert hat. In einigen Stu- dienrichtungen werden Aufnahme-prüfungen durchgeführt. In den Fachbereichen Gesundheit, Soziale Arbeit, Kunst, Musik, Theater, ange-wandte Linguistik und angewandte Psychologie werden ergänzend Eig-nungsprüfungen durchgeführt.

Pädagogische Hochschulen Die Zulassungsvoraussetzung für die Pädagogischen Hochschulen ist in der Regel die gymnasiale Maturität. Je nach Vorbildung gibt es besondere Aufnahmeverfahren bzw. Regelun-gen. Erkundigen Sie sich direkt bei der entsprechenden Hochschule.

Studieninteressierte mit ausländischem VorbildungsausweisDie Zulassungsstellen der einzelnen schweizerischen Hochschulen bestim-men autonom und im Einzelfall, unter welchen Voraussetzungen Studieren-de mit ausländischem Vorbildungs-ausweis zum Studium zugelassen werden.

TEILZEITSTUDIUM, BERUFSBEGLEITENDES STUDIUMEin Bachelorabschluss (180 ECTS) dauert in der Regel drei Jahre, ein Masterabschluss (90 bis 120 ECTS) eineinhalb bis zwei Jahre. Je nach in-dividueller Situation kann das Stu-dium länger dauern. Wenn Sie aus finanziellen oder familiären Gründen von einer längeren Studienzeit ausge-hen, erkundigen Sie sich rechtzeitig über Möglichkeiten zur Studienzeit-verlängerung an Ihrer Hochschule. Allgemein gilt Folgendes:

UniversitätenAn den Universitäten sind die Stu- dienprogramme als Vollzeitstudien konzipiert. Je nach Studienrichtung ist es aber durchaus möglich, neben dem Studium zu arbeiten. Statistisch gesehen wirkt sich eine Arbeit bis 20 Stellenprozent positiv auf den Studienerfolg aus. Der Kon-takt zum Arbeitsmarkt und der Er-werb von beruflichen Qualifikationen erleichtern den Berufseinstieg. Es gilt also, eine sinnvolle Balance von Stu-dium und Nebenjob während des Se-mesters oder in den Ferien zu finden.

FachhochschulenZusätzlich zu einem Vollzeitstudien-gang bieten viele Fachhochschulen ihre Studiengänge als viereinhalbjäh-riges Teilzeitstudium (Berufstätigkeit möglich) bzw. als berufsbegleitendes Studium an (fachbezogene Berufstä-tigkeit wird vorausgesetzt).

Pädagogische HochschulenViele Pädagogische Hochschulen bie-ten an, das Studium in Teilzeit bzw. berufsbegleitend zu absolvieren. Das Studium bis zum Bachelor dauert dann in der Regel viereinhalb Jahre. Fragen Sie an den Infoveranstaltun-gen der Hochschulen nach Angeboten.

FernhochschulenEine weitere Möglichkeit, Studium und (Familien-)Arbeit zu kombinie-ren, ist ein Fernstudium. Dieses erfor-dert aber grosse Selbstständigkeit, Selbstdisziplin und Ausdauer.

Weiterführende Informationen Zulassungsbedingungen zu den Hochschu-len: www.swissuniversities.ch > Hochschul-raum > Quali�kationsrahmen

Weiterführende Informationen www.fernfachhochschule.ch www.fernuni.ch

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Unterricht Volksschule | PERSPEKTIVEN

Studium

STUDIENFINANZIERUNGDie Semestergebühren der Hoch-schulen liegen zwischen 500 und 1000 Franken. Ausnahmen sind 2000 Franken an der Università della Sviz-zera italiana bzw. mehrere 1000 Fran-ken an privaten Fachhochschulen. Für ausländische Studierende und berufsbegleitende Ausbildungsgänge gelten teilweise höhere Gebühren.

Gesamtkosten eines StudiumsWer bei den Eltern wohnt, muss mit 800 bis 1200 Franken pro Monat rech-nen (auswärtiges Essen nicht einge-rechnet); bei auswärtigem Wohnen können sich die Kosten fast verdop-peln. Folgende Posten sollten in einem Budget berücksichtigt werden: – Studienkosten (Studiengebühren, Lehrmittel)– Feste Verpflichtungen (Kranken-

kasse, AHV / IV, Fahrkosten, evtl. Steuern)

– Persönliche Auslagen (Kleider / Wäsche / Schuhe, Coiffeur / Körper-pflege, Taschengeld, Handy)

– Rückstellungen (Franchise, Zahn- arzt / Optiker, Ferien, Sparen)

– Auswärtige Verpflegung (Mensa)

Zusätzlich für auswärtiges Wohnen:– Miete / Wohnanteil – Wohn-Nebenkosten (Elektrizität,

Telefon / Radio / TV, Hausrat- / Privathaftpflichtversicherung)

– Nahrung und Getränke – Haushalt-Nebenkosten (Wasch-

und Putzmittel, allg. Toiletten-artikel, Entsorgungsgebühren)

Beitrag der ElternGesetzlich sind die Eltern verpflichtet, die Ausbildung ihrer Kinder (Ausbil-dungs- und Lebenshaltungskosten) bis zu einem ersten Berufsabschluss zu bezahlen. Für Gymnasiasten und Gymnasiastinnen bedeutet das bis zum Abschluss auf Hochschulstufe.

Stipendien und DarlehenDas Stipendienwesen ist kantonal ge-regelt. Kontaktieren Sie deshalb früh-zeitig die Fachstelle für Stipendien Ihres Wohnkantons. Stipendien sind einmalige oder wie-derkehrende finanzielle Leistungen

Weiterführende Informationen Weitere Informationen zur Finanzierung: http://stipendien.educa.ch

ohne Rückzahlungspflicht. Sie decken die Ausbildungskosten sowie die mit der Ausbildung verbundenen Lebens-haltungskosten in der Regel nur teil-weise. Als Ersatz und / oder als Ergän-zung zu Stipendien können Darlehen ausbezahlt werden. Dies sind wäh-rend des Studiums zinsfreie Beträge, die nach Studienabschluss in der Regel verzinst werden und in Raten zurückzuzahlen sind. Ausschlagge-bend, ob man stipendien- oder dar- lehensberechtigt ist, ist die finanzielle Situation der Eltern.

MOBILITÄTJe nach individuellen Interessen kön-nen Module oder Veranstaltungen an Instituten anderer Hochschulen be-sucht werden. Solche Module können aber nur nach vorheriger Absprache mit den Instituten an das Studium angerechnet werden.Sehr zu empfehlen für Studierende ab dem vierten Semester des Bache-lorstudiums ist ein ein- oder zwei- semestriger Studienaufenthalt im Ausland. Das Erasmus-Programm bietet dazu gute Möglichkeiten inner-halb Europas. Zusätzlich hat fast jedes Hochschulinstitut bilaterale Abkom-men mit ausgewählten Hochschulen ausserhalb Europas.Weitere Informationen zur Mobilität erhalten Sie bei der Mobilitätsstelle Ihrer Hochschule.

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40 Überschrift

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Studium

EINEN GUTEN EINSTIEG INS SCHULLEBEN ERMÖGLICHEN

Melchior Bruder, Studiengang Quereinstieg Kindergarten (Quest KiGa), 5. Semester, Pädagogische Hochschule Zürich (PHZH)

«Ich habe vor 28 Jahren mein Handels-diplom an der Alten Kantonsschule in Aarau abgeschlossen. In meinem Ar-beitsleben hat es sich oft ergeben, dass ich Jobs bekommen habe, für die ich ei-gentlich nicht qualifiziert war. Jemand hat mir eine Aufgabe zugetraut und mich gefördert. So habe ich mich im Sin-ne von Learnig by Doing weitergebildet.

Früher war Melchior Bruder (46) als Reporter tätig, heute steht er immer noch vor einem Publikum und macht etwas für Menschen. Der Spass an der Arbeit mit Kindern, mehr Sinn und weniger Wochenend-arbeit waren Auslöser für den Richtungswechsel.

Die letzten 16 Jahre war ich als Jour-nalist tätig (Tele24, TeleZüri, SRF). Ich fühlte mich aber zunehmend unwohl im Medienzirkus – es gab einige Ver-änderungen im Journalismus, die mir die Freude an der Tätigkeit etwas ge-nommen haben. Zudem wurde das un-regelmässige Arbeiten – in der Sport-redaktion beim Schweizer Fernsehen

PORTRÄTS VON STUDIERENDEN

Um ein lebendiges Bild vom Lehramtsstudium vermitteln zu können, finden sich auf den fol genden Seiten Interviews mit Studierenden. Sie berichten aus ihrem Studienalltag, von Sonnen- und Schattenseiten des Studierens.

MELCHIOR BRUDERBachelorstudiengang Quereinstieg KindergartenPädagogische Hochschule Zürich (PHZH)

ALEXA BORGULYA Bachelorstudiengang PrimarstufePädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz (PH FHNW)

LEONIE TRACHSELBachelorstudiengang Primarstufe Pädagogische Hochschule Thurgau (PHTG)

ISABEL CHRISTENBachelorstudiengang Sekundarstufe I Universität Freiburg

NICOLA RÖTHLISBERGERMasterstudiengang Sekundarstufe IPädagogische Hochschule Bern (PHBern)

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Unterricht Volksschule | PERSPEKTIVEN

Studium

vornehmlich an Abenden und Wochen-enden – zunehmend eine Belastung für meine Familie und mich.

ENTSCHEID GEPRÄGT DURCH SINN UND ‹LEHRERFAMILIE›Zwei Jahre dauerte es aber, bis ich dann wirklich den Mut aufbrachte, nochmals ganz vorne anzufangen. Klar war für mich, dass es ein Beruf sein musste, der mir sinnvoll erscheint und in dem ich anderen Menschen et-was lehren, etwas fürs Leben mitge-ben kann. Da ich aus einer ‹Lehrerfa-milie› stamme, war es im Nachhinein irgendwie logisch, dass ich mich für den pädagogischen Weg entschieden habe. Auf der Stufe Kindergarten kann ich den Jüngsten einen guten Einstieg ins Schulleben ermöglichen.

QUEREINSTEIGER-VARIANTEUnsere Klasse umfasst 15 Studierende für die Kindergartenstufe und Kinder-garten-/Unterstufe. In den ersten drei Semestern findet der Unterricht an zwei Tagen statt, darin integriert sind die vier Praktika (zweimal drei Wo-chen, zweimal zwei Wochen). Nach be-standener Zwischenprüfung und der Abklärung der Berufseignung beginnt die ‹berufsintegrierte Phase›. Hierbei sind die Quest-Studierenden nur noch einen Tag an der PH und müssen min-destens an drei Halbtagen ein Pensum an einer Schule übernehmen. Dabei ist man festangestellt und erhält 90 Pro-zent des regulären Lohnes. Ich studie-re nun bereits im fünften Semester und werde nach meinem Abschluss im Sommer 2019 zum ersten Mal allein eine Kindergartenklasse übernehmen. Meine Mentorin von der PH beobach-tet mich ein- bis zweimal pro Semester im Kindergarten beim Unterrichten. Seitens Schule habe ich eine Fachbe-gleitung, ebenfalls eine Kindergarten-lehrperson, die ich bei Fragen oder Problemen konsultieren kann. Am meisten profitiere ich jedoch von mei-ner Stellenpartnerin, einer erfahrenen Kindergärtnerin, welche die anderen 40 Prozent des Unterrichts erteilt.

DIE KINDER LERNEN – ICH AUCH!Zehn Wochen praktische Erfahrung im ersten Teil der Ausbildung sind ei-

gentlich viel zu wenig! Das habe ich gemerkt, als ich zu Beginn des Schul-jahres die Klasse übernommen hatte und einige Male wie der Esel am Berg dastand. So hatte ich beispielsweise vor meinem Berufseinstieg nie ein Thema von Anfang bis Ende durchge-plant und durchgeführt. Durch die mangelnde Praxis kam es immer wie-der mal zu Situationen, in denen ich spontan nicht optimal reagierte und keine Lösung bereit hatte. Das kann die Kinder verunsichern und Unruhe ins Klassenzimmer bringen. In diesen Fällen hatte ich auch Zweifel an mir, ob ich den Job wirklich gut mache. Die Kinder sind zum Glück sehr nachsich-tig und nehmen mir diese Schwächen nicht übel. Dennoch taucht das Gefühl, den Kindern nicht gerecht zu werden, immer wieder auf, womit ich zuerst lernen musste umzugehen.

NEUE HERAUSFORDERUNGENDank dieser Ausbildung werde ich noch einmal völlig neu gefordert. Ich habe so richtig das Gefühl, dass in meinem Ge-hirn Regionen wieder aktiviert wurden, die zuvor vernachlässigt worden waren. Das hält mich wach und aufmerksam. Wieder lernen zu lernen, das war eine der ganz grossen Herausforderungen im Studium. Wann nehme ich mir die Zeit wofür, mit welchen Strategien? Aus finanziellen Gründen arbeite ich neben dem Studium und der Tätigkeit im Kindergarten (60-Prozent-Pensum) an drei bis fünf Tagen pro Monat beim SRF als Sportredaktor. Mit einer Fa-milie mit schulpflichtigen Kindern wäre es sonst kaum möglich, das Stu-dium zu absolvieren. Im Nacken sitzt mir stets das schlechte Gewissen. Ent-weder vernachlässige ich meine Fami-lie zugunsten des Lernens oder umge-kehrt. Das ist nicht immer einfach.Deshalb empfehle ich, während des Studiums, insbesondere im Querein-steigerprogramm, auf das wirklich Wichtige zu fokussieren, und nicht im-mer zu versuchen, das Maximum zu erreichen, damit ein Sozialleben und erholsame Auszeiten möglich sind.

VORURTEILE UND TATSACHENAls Mann bin ich im Kindergarten-lehrberuf noch immer ein Exot. Leider.

Und das Vorurteil, dass Männer, die Kindergärtner werden, sowieso pädo-phil seien, ist noch lange nicht aus der Welt. Ob nun Mann oder Frau – in der Ausbildung gibt es immer wieder In-puts zu Themen wie Nähe–Distanz, z.B. wie darf ein Kind getröstet wer-den?Oft höre ich auch, dass im Kindergar-ten ja nur gespielt werde und dies ei-ner der lockersten Jobs überhaupt sei. Diesen Leuten kann ich nur anbieten, einmal ein paar Tage in den Kinder-garten zu kommen und zu schauen, was hier alles passiert. Schon nur (meistens allein) dafür zu sorgen, dass die bis zu 24 Kinder auf ihrem indivi-duellen Niveau gefördert werden, ist eine Herkulesaufgabe. Dass die Lehr-tätigkeit auf Kindergartenstufe deut-lich tiefer entlohnt wird als auf der Primarstufe, gilt es zu beachten und ist für mich persönlich nicht nachvoll-ziehbar.

DER BLICK IN DIE ZUKUNFTBevor ich in die längerfristige Zukunft schweife, möchte ich das Studium ab-schliessen und einfach mal auf der Stufe arbeiten. Sollte ich Lust bekom-men, noch die Primarlehrerausbildung zu machen, kann ich die fehlenden Module später immer noch angehen. Ich habe den Entscheid, vom Medien-business in den Kindergarten zu wechseln, keinen Augenblick bereut. Die Aufgabe erfüllt mich und ich habe sehr grosse Freude am Unter-richten. Die Fortschritte der Kinder zu sehen, macht mich glücklich. Nun freue ich mich, schon bald ohne Stu-dienbelastung nur noch einen Job auszuüben, nämlich meine eigene Klasse zu führen.»

Porträt Diana Abegglen

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PERSPEKTIVEN | Unterricht Volksschule

42 Studium

MIT VIEL BEGEISTERUNG AM UNTERRICHTENNach der Maturität wusste Alexa Borgulya (21) nicht, ob sie Primar- lehrerin oder Physiotherapeutin werden wollte. Sie hat sich für ein Zwischenjahr entschieden und in beiden Berufen geschnuppert, was ihr bei der Entscheidung sehr geholfen hat.

Alexa Borgulya, Bachelorstudium Primarstufe, 4. Semester, Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz (PH FHNW)

«Mir hat das Arbeiten mit den Kindern solchen Spass gemacht, und es war so abwechslungsreich, dass ich mich nur für diesen Studiengang entscheiden konnte. Ich stehe mittlerweile so gerne vor der Klasse und stecke sogar sehr gerne viele Stunden in die Vorberei-

tung des Unterrichts, dass ich über-zeugt bin, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

DIE ERSTE UNTERRICHTSSTUNDEDie erste Stunde, in der ich unterrich-ten musste, war aber sehr anstren-

gend. Ich war noch sehr unsicher, ob das, was ich gerade mache, wirklich richtig ist. Aber die Praxislehrperso-nen haben immer toll Rückmeldung und auch viele Tipps gegeben, was man besser machen könnte und was man schon gut kann. Dies hat mir im-mer sehr geholfen, mich zu verbessern. Mittlerweile kann ich auch ganz spon-tan vor eine Klasse stehen und unter-richten, was mir unglaublich Spass macht. Pro Woche habe ich eineinhalb Tage Praktikum, die ich zusammen mit meiner Tandempartnerin in einer Klasse verbringe. Die meiste Zeit da-von sind wir am Unterrichten. Wir schauen mit den Kindern gemeinsam Aufgaben an oder führen ein neues Thema ein. Wenn wir nicht unterrich-ten, dann sind wir einfach in der Klas-se und unterstützen diejenigen Kin-der, die noch etwas Hilfe benötigen.

THEORIE AN DER PHIch studiere an der Pädagogischen Hochschule, Institut Primarstufe, im vierten Semester und habe die Fächer-kombination Sport, Technisches/Bild-nerisches Gestalten sowie Englisch gewählt. An der PH lernen wir ganz viele unterschiedliche Dinge, z.B. wel-che Lehrmittel existieren, welche Auf-gaben sich besonders für eine Lernein-heit eignen, welche Vorgänge sich bei Kindern im Gehirn abspielen, wenn sie etwas lernen, oder auch wie selbst-fahrende Gefährte im Werken gebaut werden können.Da ich sowieso alle zur Verfügung ste-henden Module irgendwann während des Studiums absolvieren muss, beste-hen kaum Wahlmöglichkeiten. Ich kann mir jedoch schön einteilen, wann ich diese Module während der Studien-jahre machen möchte. Immer am An-fang des Semesters kann man sich aussuchen, welche Seminare man be-suchen möchte und sich seinen Stun-denplan selbstständig zusammenstel-len. Durchschnittlich besuche ich während einer Semesterwoche unge-fähr acht Seminare à je 90 Minuten. Zuhause muss ich meist noch Texte lesen, welche für die Seminare erfor-derlich sind. Dies beansprucht etwa ein bis zwei Stunden pro Woche. Hinzu

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Unterricht Volksschule | PERSPEKTIVEN

43Studium

kommen noch die eineinhalb Tage, die ich jeweils im Praktikum bin. Das Stu-dium ist mir persönlich manchmal etwas zu theoretisch. Ich könnte noch viel mehr Praxisbeispiele hören und mitnehmen, da mir dies auch für mei-nen Unterricht in der Schule hilft.

FAMILIÄRES VERHÄLTNIS UNTER DEN STUDIERENDENWir sind in meinem Semester viel-leicht ungefähr 100 Studierende. Der Kontakt untereinander ist super. Wir haben ein sehr familiäres Verhältnis und arbeiten auch sehr gerne zusam-men. Wir haben auch einen Whats-App-Chat, bei dem fast alle aus mei-nem Semester drin sind. Da kann man die Mitstudierenden fragen, wenn man etwas nicht versteht oder nicht weiter-weiss. Das finde ich ganz toll!

VOM GYMNASIUM AN DIE PHIm Studium wird erwartet, dass man sich selbst organisieren kann und sich seinen Stundenplan sowie auch alle Arbeiten – seien dies Hausaufgaben oder grössere Arbeiten am Ende des Semesters – selbst organisiert, durch-führt und rechtzeitig abliefert. Ich fand es am Anfang etwas schwierig, keine richtige Ansprechperson zu ha-ben, wie eine Klassenlehrperson. Je-doch habe ich schnell gemerkt, dass man mit allen Dozierenden sprechen kann, wenn man ein Problem hat.

MEIN RATSCHLAG AN ZUKÜNFTIGE STUDIERENDEGeniesst das Praktikum, denn da lernt man am meisten. Ausserdem soll man für sich eine gute Balance zwischen Studium und Freizeit finden: Man hät-te immer genug zu tun, um 24 Stunden arbeiten zu können. Man muss des-halb lernen, sich auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren.»

Porträt Nathalie Bucher

DIE WELT MIT KINDERAUGEN SEHEN

Leonie Trachsel, Bachelorstudium Primarschulstufe, 6. Semester, Pädagogische Hochschule Thurgau (PHTG)

«Nach meiner kaufmännischen Lehre mit Berufsmaturität habe ich ein Jahr bei der Sozialversicherungsanstalt des Kantons St. Gallen gearbeitet. Danach war ich in einem Sprachaufenthalt in Australien und bin herumgereist. Um mich auf die Aufnahmeprüfung der PH Thurgau vorzubereiten, absolvier-te ich das allgemeinbildende Studien-

Mit vollem fachlichem und didaktischem Rucksack steht Leonie Trach-sel (24) nach bald sechs Semestern vor dem Abschluss ihrer Lehreraus-bildung und vor dem Berufseinstieg. Sie freut sich darauf, ganz nach dem Motto: einfach mal beginnen – man wächst rein!

jahr der Pädagogischen Maturitäts-schule. Nebenbei arbeitete ich zu 40 Prozent als Sachbearbeiterin in der Rechnungsprüfung. Nun stehe ich schon bald vor dem Abschluss der Pri-marlehrerausbildung und werde fol-gende Fächer unterrichten können: Deutsch als Schwerpunktfach, Eng-lisch, Mathematik, NMG (Natur,

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44 Studium

Mensch, Gesellschaft), Textiles und Technisches Gestalten, Bildnerisches Gestalten, Musik, Bewegung und Sport.Als Diplomprojekt habe ich ‹Schulische Sonderpädagogik› gewählt – d.h. so-wohl der Studienschwerpunkt als auch die Diplomarbeit sind in diesem The-menbereich. Die Auseinandersetzung geht über das Unterrichten hinaus, weil hier die Zusammenarbeit mit an-deren schulischen Fachbereichen (z.B. schulische Heilpädagogik oder Sozial-arbeit) thematisiert und reflektiert wird und somit ein starker Praxisbe-zug vorhanden ist. Dies ermöglicht mir, den Blickwinkel zu erweitern und das Verständnis für Situationen und Zusammenhänge zu verbessern.

EINBLICK INS STUDIUMMein Stundenplan sieht mit zwei gan-zen und zwei halben Tagen relativ leer aus. Jedoch arbeite ich zu Hause bzw. in der Bibliothek der PHTG noch zu-sätzlich ca. 15–20 Stunden pro Woche: Wir haben Leistungsnachweise zu er-ledigen (z.B. kleinere Arbeiten schrei-ben, Präsentationen erstellen, Prüfun-gen schreiben) und Hausaufgaben auf kommende Veranstaltungen. Im Mo-ment bin ich recht beschäftigt mit mei-ner Diplomarbeit und dem Portfolio. Das Erstellen eines Portfolios gehört zum Studium und erstreckt sich über die ganze Studiendauer. Darin kann ich mein eigenes Lernen und meine Entwicklung reflektieren sowie Theo-retisches mit Praktischem verknüpfen.In den ‹Bastelfächern› wie Textiles oder Technisches Werken, Zeichnen und Holzwerken habe ich Techniken wie Lö ten ganz neu gelernt oder wie beim Stricken und Nähen Neues dazu ge-lernt. Nebst dem Unterrichten dieser Fächer habe ich also auch für mich selbst viel zur Herstellung von Pro-dukten profitiert. Ebenso im Fach Musik: Ein Instrument ist Pflicht und so konnte ich die ersten zwei Studien-jahre Gitarre spielen lernen.Wahlpflichtfächer wie Lernstrategien, Menschenrecht, Zusammenarbeit mit Eltern oder Freifächer wie ergänzende Sportarten, Lernbegleitung im Deutschunterricht sowie das Diplom-projekt runden das Profil ab. Beson-

ders interessant fand ich während dieser drei Jahre die psychologischen Module.

VON DER ROLLE DER SCHÜLERIN ZUR STUDENTINIn der Schule wird man viel mehr ge-führt als im Studium. Hier muss man sich die Zeit wirklich gut einteilen oder aber damit umgehen können, wenn man am Schluss des Semesters einen extremen Druck hat und noch schnell alles lernen und erledigen muss. In der Schule werden die Prüfungen mög-lichst verteilt, im Studium nicht. Die Eigenverantwortung ist also viel hö-her. Während der Prüfungsphasen gilt es, die Zeit gut im Auge zu behalten – ich habe immer mit Lernplänen gear-beitet. Dies gab mir ein besseres Ge-fühl und nahm mir grossen Druck weg. Diese Organisationsarbeit kann auch beim Unterrichten helfen. Zu Be-ginn des Studiums war ich total über-fordert. Einerseits weil ich das System nicht kannte, andererseits weil ich mich sowieso schon genug unter Druck setze und mir um alles Sorgen mache. Aber: Allen geht’s so und man wächst rein! So wie es auch sonst bei jedem Neuan-fang im Leben passiert ist. Der Kontakt unter den etwa 90 Pri-marstufen-Studierenden ist sehr kol-legial. Es gibt viele Grüppchen, die sich während der Jahre gefunden ha-ben. Förderlich wirken Gruppen beim Diskutieren und gegenseitigen Abfra-gen, beim Austauschen von Zusam-menfassungen usw. Sich zu treffen ist aber auch nicht immer ganz einfach, weil wir jedes Semester andere Modu-le besuchen und keine festen Klassen haben – d.h. in jedem Modul trifft man unterschiedliche Studierende an.

DER ERSTE PRAXISEINSATZIm Grundlagenpraktikum übernah-men meine Kollegin und ich jeweils eine Lektion alleine sowie eine bis zwei weitere zusammen. Dies in den Fä-chern Deutsch, Mathe und NMG. Ich war sehr nervös vor meinem ersten dreiwöchigen Einsatz. Ich hatte aber einen super Praktikumslehrer, eine gute Praktikumskollegin und eine tol-le Klasse, was alles vereinfacht hat. So konnte ich bereits im ersten Prakti-

kum viele gute Erfahrungen machen, welche mich in meiner Berufswahl be-stärkt hatten. Ein Jahr später hatten wir nochmals ein dreiwöchiges Vertie-fungspraktikum in allen Fächern. Da-rauf folgte dann das längste und letzte Quartalspraktikum von sieben Wo-chen. Nun steht noch das Lernvikari-at von drei Wochen bevor – da werden eine Studienkollegin und ich eine 1./2. Klasse alleine übernehmen, d.h. die ei gentliche Klassenlehrperson ist dann abwesend und die Verantwortung liegt ganz bei uns!

DEN BERUFSEINSTIEG AUF SICH ZUKOMMEN LASSENDen Berufseinstieg konnte ich mir so-wohl in der Unter- als auch in der Mit-telstufe vorstellen. Seit Kurzem ist nun klar, wo es sein wird: Ich starte mit einer 4. Klasse, welche ich dann bis En-de der 6. Klasse begleiten werde. Seit ich die Stelle habe, freue ich mich noch mehr auf die bevorstehende Herausfor-derung.Es ist wohl das Beste, einfach mal zu beginnen und zu sehen, wie es sich entwickelt und was in der Praxis ge-nau funktioniert und was nicht. Ich habe ja bereits ein paar Erfahrungen aus den Praktika, welche ich mitneh-me. Trotzdem ist es in der Realität halt schon so, dass jede Klasse anders ist und somit kann es sehr gut sein, dass etwas, was bei einer Klasse funktio-niert hat, bei der anderen überhaupt nicht geht. Mir ist vor allem wichtig, dass ich mich in meinem zukünftigen Schulhaus und Lehrerteam wohl fühle – sowohl räum-lich, als auch auf der Beziehungs ebene. Ein unterstützendes Umfeld empfinde ich als sehr wertvoll.

MEINE STUDIEN- UND BERUFSWAHLIch hatte selber eine tolle Primar-schulzeit, woran ich heute noch gerne zurückdenke. Nicht nur das Schuli-sche an sich hat mir sehr gefallen, be-sonders an meine beiden Lehrerinnen denke ich auch gerne zurück. Dies hat mir im Nachhinein bewusst gemacht, wie wichtig eine gute und herzliche Einstellung der Lehrperson ist, denn dies kann die Schulzeit für die Kinder unheimlich erleichtern und ‹verschö-

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BILDUNG ALS SCHLÜSSEL FÜR DIE ZUKUNFT

Isabel Christen, Bachelorstudium Sekundarstufe I, 6. Semester, Universität Freiburg

«Nach der Maturität sammelte ich be-reits erste Berufserfahrungen im Bil-dungsbereich, aber nicht im üblichen Sinne. Ich machte während vier Mona-ten ein Volontariat in Indien und Sri Lanka, einerseits in einer Schule mit Jugendlichen und Erwachsenen mit einer physischen oder psychischen Be-

Isabel Christen (22) ist auf dem Weg, Lehrerin für die Sekundarstufe I zu werden. Sie schätzt es, an der Universität Freiburg bilingual studie-ren zu können und die einzelnen Fächer mit Studierenden aus den unterschiedlichsten Bereichen zu besuchen.

hinderung, andererseits in einer Schu-le für Mädchen, die Waisen- und Halb-waisen sind. Mittlerweile studiere ich im sechsten und letzten Bachelorse-mester an der Universität Freiburg mit den Fächern Kunstgeschichte, Germa-nistik, Geschichte und Religionswis-senschaft und werde voraussichtlich in

nern›. Zudem arbeite ich natürlich auch gerne mit Kindern, und vor allem in der Unterstufe hat man als Lehr-person eine enorme Möglichkeit, die Kinder für vieles zu begeistern. Dies auch auf eine Art, dass sie gerne zur Schule kommen, was sich auch positiv auf ihre Leistungen und die zukünfti-ge Schul- und Berufskarriere auswir-ken kann. In den Praktika konnte ich immer wie-der feststellen, dass Kinder gute Lau-ne verbreiten: Auch wenn es mir mal schlecht ging: Sobald ich im Klassen-zimmer und am Unterrichten war, ver-gass ich alles andere – wie die Kinder die Welt sehen, ist bewundernswert.»

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Porträt Diana Abegglen

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PERSPEKTIVEN | Unterricht Volksschule

Porträt Nathalie Bucher

zwei Jahren mein Studium beendet haben. Schon lange hegte ich den Wunsch, Lehrerin zu werden: Ich sehe in der Bildungsarbeit ein riesiges Po-tenzial für die Zukunft! Was gibt es deshalb besseres, als dabei mitzuwir-ken, wie und was die Jugend aus unse-rer Welt machen will, mit jungen Men-schen zu arbeiten, sie aktiv zu begleiten und mehr als nur reinen Unterrichts-stoff zu vermitteln?

BEWUSSTER ENTSCHEID FÜR DIE UNI FREIBURGDa ich ursprünglich aus Nidwalden komme, wäre natürlich die PH Luzern viel näher gelegen als die Uni Freiburg. Ich informierte mich aber über die ver-schiedenen Ausbildungsmöglichkeiten und stiess dabei auf die Uni Freiburg, deren Ausbildungskonzept mir sehr entsprach: Dank der Möglichkeit, bilin-gual zu studieren, kann ich nebenbei noch eine Sprache lernen, und da das Studium an einer Universität und nicht an einer PH stattfindet, studiert man alle Sachfächer mit den regulären Bachelorstudierenden, also zum Bei-spiel Geschichtsvorlesungen mit Ge-schichtsstudierenden. Auch schätze ich, dass mir mit meinem universitären Masterabschluss viele Möglichkeiten offen stehen, sei es ein weiteres Master-studium anzuhängen oder andere Be-rufsmöglichkeiten ausserhalb des Unter-richts auf der Sekundarstufe I, die einen Uniabschluss verlangen. Als Letztes sah ich es als Chance, mich in einer neuen Umgebung zu orientieren, weitere Men-schen und Plätze ausserhalb der Zent-ralschweiz kennenzulernen. In Freiburg sind wir relativ wenig Stu-dierende im Studiengang Sekundar-lehramt, manchmal wäre ein Aus-tausch mit mehr Lehramtsstudierenden schön. Durch die vielen Fächer lernt man aber Studierende aus den unter-schiedlichsten Richtungen kennen. Freiburg als Studentenstadt finde ich super. Es ist während der Vorlesungs-zeit sehr viel los. Doch in den Semes-terferien läuft nichts. Nach zweiein-halb Jahren zog ich nach Bern, da ich einen festen Wohnsitz wollte, ohne dauernd zu pendeln und mir in Bern noch mehr berufliche und kulturelle Möglichkeiten offen standen.

MEHR WAHLMÖGLICHKEITEN UND EIGENSTÄNDIGKEIT IM STUDIUMMit dem Wechsel vom Gymnasium zur Universität hatte ich endlich mehr Wahlmöglichkeiten, Eigenständigkeit, Berufs- bzw. Realitätsbezug und Tiefe. Zudem musste ich nicht lernen, son-dern wollte es! Natürlich war der Übergang zu Beginn nicht ganz leicht. So war ich zum Beispiel mit der fran-zösischen Sprache zuerst komplett überfordert. Auch jetzt habe ich noch Mühe damit, aber man muss es ein-fach probieren und sich getrauen. Zu Beginn war ich im Studium auch ver-loren und kannte niemanden an der Uni, in jeder Vorlesung sassen wieder andere Leute. Ich ging aber auf Leute zu, setzte mich ein und hatte so bald guten Anschluss.Auch heute kämpfe ich ab und zu noch mit Schwierigkeiten: Da ich verschiede-ne Unterrichtsfächer studiere, kommt es etwa immer wieder zu Überschnei-dungen, sodass ich eigentlich gleichzei-tig in zwei verschiedenen Vorlesungen sitzen müsste.

FREUDE AM UNTERRICHTEN IN INTEGRATIVEN KLASSENMein erster Einsatz in einer Klasse war für mich sehr herausfordernd. Die Lehrperson war genial, engagiert und folgte einer modernen Didaktik. Das war inspirierend, setzte mich aber auch stark unter Druck, diesen Anfor-derungen gerecht zu werden. Ich er-hielt mehr als einen Einblick in die Klasse: Lehrerkonferenzen, Winter-sporttage, Religionstage usw. Danach folgte ein Praktikum in einer Real-Klasse mit einer lockeren Praktikums-betreuungslehrperson, die mir sehr viele Freiheiten liess und mich in mei-nem Berufswunsch bestärkte. In die-sem Praktikum merkte ich, dass meine Passion vor allem in der Bildung von lerngeschwächten Schülerinnen und Schülern und von solchen mit familiä-ren Problemen, zusätzlichen Schwie-rigkeiten wie Migrationshintergrund oder anderen Schwierigkeiten liegt. Deshalb arbeite ich nun auch im letz-ten Bachelorjahr bereits festangestellt in einer integrativen Schule in Burg-dorf mit einem 25-Prozent-Pensum. Ich habe bis jetzt immer neben dem Stu-

dium gearbeitet, auch schon in einer Sprachschule und in einem For-schungsprojekt im Fachbereich Didak-tik bezüglich Klassenführung. Alle diese Erfahrungen erweiterten meinen Horizont um vieles! Da ich schon im-mer eine sehr aktive und engagierte Persönlichkeit war, fand ich immer Platz für solche Nebenjobs, aber auch für Sport, Kultur und Vereine. Nur in den letzten vier Wochen vor den Examen musste ich da jeweils wegen der sehr intensiven Lernphase kürzer treten.

MEINE ZUKUNFTMich interessieren verschiedene Rich-tungen: So würde ich gerne weiterhin in einer integrativen Schule arbeiten. Ich kann mir aber auch gut vorstellen, einen Nachdiplom-Master in ‹Develop-ment and Cooperation› an der ETH Zürich zu absolvieren und anschlies-send in der Entwicklungszusammenar-beit im Bildungsbereich mitzuwirken.

TIPPS FÜR ANGEHENDE STUDIERENDEIch rate zukünftigen Studierenden, für die Studienwahl verschiedene Hoch-schulen zu besuchen, auch weiter ent-fernte, mit Studierenden zu sprechen, in der gewünschten Schulstufe zu schnuppern und vor Studienbeginn ein Praktikum oder einen Freiwilligenein-satz zu machen.»

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47Studium

Unterricht Volksschule | PERSPEKTIVEN

VOM KAUFMANN ZUM SPORT UND SPRACHLEHRER

Nicola Röthlisberger, Masterstudium Secondary Education, 8. Semester, Pädagogische Hochschule Bern (PHBern)

Nicola Röthlisberger (25) studiert im letzten Semester die Fächer Deutsch, Englisch, Französisch und Sport auf der Sekundarstufe I an der PHBern. Ausserdem hat er ein Austauschsemester an der Universität Lausanne verbracht.

Deshalb habe ich damals schon mit einem anderen Lehrling beschlossen, zusammen Sportlehrer zu werden. Heute studiere ich nicht nur mit die-sem Kollegen, sondern wir schreiben gerade unsere Masterarbeit zusam-men und sind immer noch gute Freun-de. Man könnte also sagen, dass wir unser Ziel gemeinsam erreicht haben. Wir sind aber nicht nur Sportlehrper-sonen geworden, sondern haben noch drei weitere Fächer gleichzeitig stu-diert, was für mich eine grosse Genug-tuung darstellt. Während meiner Leh-re und im Vorbereitungskurs habe ich sehr viel fürs Studium gelernt. Für mich ist es ein grosser Vorteil, dass ich bereits einen Beruf erlernt habe und auch schon viel Arbeitserfahrung vor-weisen kann. Das hat mir in meinem Studium sehr geholfen und hilft mir auch beim Unterrichten vor meinen Klassen.

VORBEREITUNG AUF DAS LEBEN ALS LEHRPERSONIm Studium gefielen mir die Praktika am besten. Dort habe ich wirklich ge-merkt, wie gerne ich unterrichte. Dies hat mich nur noch bestärkt, dass ich den richtigen Berufsweg eingeschla-gen habe. Abgesehen vom 6. Semester, in dem wir als Semesterpraktikum am Unterrichten waren, empfand ich aber den Praxisanteil in meinem Studium als relativ klein. Ich wäre froh gewesen über eine praxisnähere Gestaltung des Studiums, da die Praxis die Studieren-den sehr gut auf das Leben als Lehr-personen vorbereitet. Auch nach mei-nem Semesterpraktikum stehe ich regelmässig als Stellvertretungslehrer in den verschiedensten Fächern vor einer Klasse und habe gerade erst eine sechsmonatige Stellvertretung im Fach Sport absolviert. Die Arbeit mit diesen Klassen hat mir grossen Spass bereitet.Was mir an meinem Studium auch sehr gut gefiel, ist die Flexibilität der Praktika. Ich organisierte alle meine Praktika selbstständig und konnte diese deshalb gut mit anderen Ver-pflichtungen (WK usw.) kombinieren. Dank dieser Flexibilität konnte ich auch zwei Drittel meines Semester-praktikums in Costa Rica absolvieren.

Vor seinem Studium hat Nicola Röthlis-berger eine dreijährige Lehre als Kauf-mann im Staatssekretariat für Wirt-schaft (SECO) gemacht, gefolgt von einer einjährigen Berufsmaturität. Da er kei-ne gymnasiale Maturität hatte, musste er für die Zulassung an der PHBern eine Aufnahmeprüfung absolvieren. Deshalb

besuchte er den einjährigen Vorberei-tungskurs und konnte nach bestandener Aufnahmeprüfung im Herbst 2014 mit seinem Bachelorstudium beginnen.

NICHT AUF DIREKTEM WEG AN DIE PH«Schon im KV habe ich gemerkt, dass ich gerne anderen etwas beibringe.

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PERSPEKTIVEN | Unterricht Volksschule

48 Studium

Dort unterrichtete ich ca. drei Monate Englisch, was für mich eine unglaub-lich bereichernde Erfahrung darstell-te. Für zukünftige Studierende kann ich einen solchen Aufenthalt wärms-tens empfehlen. Den restlichen Teil meines Praktikums absolvierte ich dann noch in meiner eigenen Schule in Grosshöchstetten.

FACHDIDAKTIK UND ANDERE THEMEN AN DER PHBei uns an der PH sind eigentlich die meisten Veranstaltungen vorgegeben. Nur die sogenannten Vertiefungsver-anstaltungen können frei gewählt wer-den. Neben der Fachdidaktik werden auch Veranstaltungen zu ganz ver-schiedenen pädagogischen Themen angeboten. Besonders gefielen mir Ver-anstaltungen zu Themen wie Umgang mit heterogenen Lerngruppen, Berufs-wahlvorbereitung, Migration und In-terkulturalität, Beurteilung oder Indi-vidualisierung. Wir hatten aber auch einige sehr theoretische Veranstaltun-gen, welche für meine zukünftige Tä-tigkeit als Lehrperson nur bedingt relevant waren. Im Masterstudium sind wir ca. 150 Studierende. Ich habe regen Kontakt mit meinen Mitstudierenden. Das Verhältnis untereinander ist sehr gut und wir helfen uns auch gegenseitig aus. Auch der Kontakt zu den Dozen-tinnen und Dozenten ist gut. Den meisten unserer Dozentinnen und Do-zenten scheint unser Erfolg wirklich am Herzen zu liegen, was mir sehr gefällt.

ZEIT FÜR HOBBYS UND ARBEITEN EINGEPLANTSeit meiner Berufsmaturität arbeitete ich immer am Wochenende oder unter der Woche: Zuerst für ca. vier bis fünf Jahre am Wochenende in der Migros und sonst als Nachhilfelehrer, Stell-vertretungslehrer, Promotor, Barkee-per usw. Neben meinem Studium hatte ich aber immer genug Zeit für mich. Ich unternahm viel mit meinen Freun-den und trieb auch sehr viel Sport, v.a. Fussball. Für meine Hobbys habe ich mir also immer genügend Zeit einge-plant.

MEINE ZUKUNFTIch habe gerade eine Festanstellung als Lehrperson auf das kommende Schuljahr erhalten. Das heisst, dass ich ab August 2018 meine eigene sieb-te Klasse in der Mosaikschule Munzin-ger beim Fischermätteli unterrichten werde. Ich werde diese Klasse als Co-Klassenlehrer betreuen und freue mich schon jetzt sehr auf diese neue Herausforderung. Da ich meine Mas-terarbeit während des achten Semes-ters schreibe, kann ich mein Studium um ein Semester verkürzen, werde es diesen Sommer abschliessen und dann gleich in den Berufsalltag einsteigen.

MEIN TIPP: DAS ZIEL NICHT AUS DEN AUGEN VERLIERENZukünftigen Studierenden rate ich, im ersten Semester nicht zu viele Veran-staltungen zu belegen. Der Einstieg in ein Studium kann so seine Tücken ha-ben, gerade weil man noch nicht genau weiss, wie viel Aufwand man für ein-zelne Veranstaltungen aufbringen muss. Zudem finde ich es sehr wichtig, dass man einen guten Kontakt zu sei-nen Mitstudentinnen und Mitstuden-ten pflegt, da diese bei Fragen helfen

können und auch einmal mit einer Zusammenfassung behilflich sein kön-nen, wenn es in riesigen Schritten auf die Prüfungssession zugeht. Zudem sollte man das Ziel nie aus den Augen verlieren. Ich habe bei mir selbst fest-gestellt, dass die Motivation nach eini-gen Semestern in einzelnen Veranstal-tungen abgenommen hat. Hier ist es wichtig, dass man sich trotzdem für das Studium motivieren kann, um das Ziel des Masterabschlusses schliess-lich zu erreichen.»

Porträt Nathalie Bucher

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49Inserate

Praxisnah und reflektiert studierenStudium– Kindergarten-/Unterstufe– Primarstufe– Sekundarstufe I – Sekundarstufe II (Maturitäts- und Berufsschulen) – Sonderpädagogik– Logopädie

Weiterbildung – Unterrichts- und Schulentwicklung– Führung und Beratung– Pädagogische und fachliche Vertiefung

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PERSPEKTIVEN | Unterricht Volksschule

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Nach rund 15 Jahren Bildung in Volksschule, Mittel-schule und Lehrerausbildung liegt für viele Studienab-gänger und Studienabgängerinnen der Gedanke an Weiterbildung fern – sie möchten nun zuerst einmal Berufspraxis erlangen und Geld verdienen. Trotzdem lohnt sich ein Blick auf mögliche Weiterbildungen und Spezialisierungen; für Lehrpersonen sind sie geradezu unerlässlich und meist auch obligatorischer Bestand-teil des Lehrauftrags.

Titel von Sachbüchern wie «Immer noch Lehrer» oder «Lebens-lang Lehrer?» suggerieren einen Mangel an Entwicklungs-möglichkeiten, der sich in der Praxis nicht bestätigt. Wie für alle Berufsleute gilt es auch für Lehrpersonen, den Gestal-tungsspielraum auszunutzen, aktiv sich bereichernde Aufga-ben zu suchen, dann öffnet sich eine breite Palette von Mög-lichkeiten. Sie können sich z.B. zu Experten und Expertinnen in einem bestimmten Gebiet (Deutsch als Zweitsprache, Um-gang mit besonderen Begabungen, integrative Förderung, Berufswahlunterricht u.a.) ausbilden lassen. Oder sie qualifizieren sich zur Führungskraft weiter (Fachgruppenlei-tung, Stufenverantwortung, Schulleitung) oder entwickeln sich Richtung Ausbildung und Beratung von anderen Lehr-personen (z.B. Praxislehrkraft für angehende Lehrpersonen, Ausbildner ICT u.a.). Wer mehr an einer akademischen Weiterqualifikation interessiert ist, findet verschiedene Mas-

terprogramme vor (z.B. in schulische Heilpädagogik Fachdi-daktik, Erziehungswissenschaften oder für den Stufenum-stieg von der Primar- zur Sekundarstufe I).Schliesslich kann ein Lehrdiplom auch Basis dafür sein, sich in verwandten Berufsbereichen wie Logopädie, Psychomoto-riktherapie, Gebärdensprachdolmetschen, Sozialarbeit, Bil-dungsmanagement, Schulentwicklung bei Bildungsdirektio-nen, Human Resources Management, Projektmanagement oder Journalismus weiterzuentwickeln oder sich auf Nachhil-fe, Lernberatung, Supervision, Coaching, Organisationsent-wicklung, Erwachsenenbildung u.ä. zu spezialisieren.

BERUFSORIENTIERTE WEITERBILDUNG AN HOCHSCHULENBei den Weiterbildungen auf Hochschulstufe sind die Cer ti-ficate of Advanced Studies (CAS) die kürzeste Variante. Diese berufsbegleitenden Nachdiplomstudiengänge erfordern Stu-dienleistungen im Umfang von mindestens zehn ECTS-Punk-ten. Teilweise können CAS kombiniert und je nach Angebot zu einem MAS weitergeführt werden.Mit Diploma of Advanced Studies (DAS) werden berufsbeglei-tende Nachdiplomstudiengänge bezeichnet, für welche min-destens 30 ECTS-Punkte erreicht werden müssen.Die längste Weiterbildungsvariante ist der Master of Advan-ced Studies (MAS). Diese Programme sind nicht zu verwech-seln mit einem regulären Master. Sie richten sich an Perso-nen mit einem Studienabschluss, die bereits praktisch tätig

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WEITERBILDUNG

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Unterricht Volksschule | PERSPEKTIVEN

Weiterbildung 51

sind und umfassen mindestens 60 ECTS-Punkte.

KOSTEN UND ZULASSUNGDa die Angebote im Weiterbildungsbe-reich in der Regel nicht subventioniert werden, sind die Kosten um einiges höher als bei einem Bachelor- oder Masterstudium. Sie können sich pro Semester auf mehrere tausend Fran-ken belaufen.Auf der anderen Seite werden Weiter-bildungen im Volksschulbereich oft von den Kantonen selbst angeboten und sind für die Lehrpersonen im Kanton meist sehr günstig oder gar kostenlos. Manche Kantone gewähren auf Antrag z.T. auch substanzielle Bei-träge an grössere externe Weiterbil-dungen von Lehrpersonen.Auch die Zulassungsbedingungen sind je nach Weiterbildung unterschiedlich.

Während einige Angebote nach einem Hochschulabschluss frei zugänglich sind, wird bei anderen mehrjährige und einschlägige Praxiserfahrung ver-langt. Die meisten Weiterbildungen werden nur berufsbegleitend angebo-ten.

Weitere Informationenwww.berufsberatung.ch/weiterbildung und Websites der einzelnen Anbieter.

WEITERBILDUNGSMÖGLICHKEITEN IM BEREICH UNTERRICHT VOLKSSCHULE

Im Folgenden sind exemplarisch einige Weiterbildungsmöglichkeiten aufgelis-tet. Diese und weitere Angebote sind unter www.berufsberatung.ch/weiter-bildung, www.edk.ch, www.educa.ch zu finden oder direkt auf den Websites der Pädagogischen Hochschulen und den Kantonen.

Über Nachqualifikationen können Un-terrichtskompetenzen auf zusätzliche Fächer erweitert respektive das päda-gogische, fachliche und fachdidaktische Wissen in Bezug auf die neue Zielstufe vertieft werden. Zusatzqualifikation können ganz neue Felder eröffnen:

CAS: Schulleitung, Bildungsevaluati-on, Heterogenität und Zusammenar-beit im Unterricht, Kindersprache, Lerncoaching, Von der Schule zum Beruf, Kulturvermittlung und Kunst, Theaterpädagogik, Kompetent unter-richten mit Musik, Textiles Gestal- ten, Deutsch als Zweitsprache, Digi-tale Medien im Unterricht, Tanzver-mittlung, Entwicklungspsychologische Beratung, Englisch in der Primar-schule, Medienpädagogik, Menschen-rechtsbildung, Mentoring und Coaching

im Lehrberuf, Personalentwick lung, Konfliktmanagement und Mediation.

MAS: Change Management im Schul-bereich, Integrative Begabungs- und Begabtenförderung, Speech and Lan-guage Pathology, Kooperation und In-tervention in der Schule, Vermittlung der Künste, Erwachsenenbildung, Bildungsmanagement, Schulentwick-lung, Supervision/Organisationsbera-tung für Fachleute in Bildung und Personalentwicklung, Adult and Pro-fessional Education, Integrative Förde-rung, Berufs-, Studien- und Laufbahn-beratung.

Nebst diesen Lehrgängen gibt es eine grosse Auswahl an kürzeren Weiter-bildungen oder Kursen, die von den Hochschulen, Arbeitgebern (Kantone), Lehrmittelverlagen, Lehrerverbänden angeboten werden.

Auch reguläre Masterstudiengänge wie jener in Berufsbildung mit Fokus auf das schweizerische Berufsbildungs-system (vgl. www.ehb-schweiz.ch) oder in «Educational Sciences» der Univer-sität Basel und der Pädagogischen

Hoch schule Nordwestschweiz FHNW können neue Entwicklungswege auf-zeigen.

Wer die Lehrtätigkeit an einer Schule hinterfragt und/oder Entwicklungs-perspektiven ausserhalb des Schul-dienstes kennenlernen möchte, kann das Kurzinfoblatt SDBB «Alternativen für Lehrpersonen» studieren oder sich auf der Entwicklungslandkarte orien-tieren: www.teacher-map.ch/karte.

Quellen Berner, H. & Isler, R. (2009). Immer noch Lehrer. Portraits und Essays. Haupt Verlag: Bern, Stuttgart, München. Unruh, T. (2012). Lebenslang Lehrer? Alternati-ven zum Lehrberuf. Beltz Verlag: Weinheim und Basel. Lanfranchi, C., Tanner, K., Schnyder, A., Boutellier, A. (2010). Schulbesuch – Wie Lehrerinnen und Lehrer heute unterrichten. 14 Portraits. Limmat Verlag: Zürich. www.teacher-map.ch/karte www.edk.ch www.educa.ch www.ehb-schweiz.ch SDBB Kurzinfo «Alternativen für Lehrpersonen», www.sdbb.ch/kurzinfo

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PERSPEKTIVEN | Unterricht Volksschule

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BERUF53 BERUFSFELDER UND ARBEITSMARKT55 EINBLICK IN EINEN KINDERGARTEN: SPIELEN, LERNEN UND RITUALE 56 EINBLICK IN EINE PRIMARSCHULKLASSE: ERFOLGREICHER EINSTIEG DANK KLARER REGELN57 WO KINDERGÄRTNER KEINE SELTENHEIT SIND59 BERUFSEINSTIEG: «OHNE DAS TEAM GINGE ES NICHT»60 BERUFSPORTRÄTS

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Unterricht Volksschule | PERSPEKTIVEN

53Beruf

BERUFSEINSTIEGWann verläuft der Berufseinstieg eigentlich erfolgreich? Sind nicht alle angehenden Lehrkräfte zu Beginn überfor-dert mit den vielen Anforderungen fachlicher, menschlicher und organisatorischer Art? Wichtige Merkmale sind hier sicherlich die Schulkultur und die Offenheit des Kollegiums sowie die eigene Persönlichkeit im Sinne von Neugierde, Kreativität und Offenheit. Es ist von Vorteil, das Bild von sich selbst und der Umgebung immer wieder zu überprüfen. Je besser die Berufseinsteigenden mögliche Schulumwelten kennen, desto passender kann auch der zukünftige Arbeits-ort gewählt werden. Hilfreich beim Einstieg sind Program-me der PH zur Berufseinführung, Begleitungen durch Mentoren/-innen, die einem zur Seite stehen, das gemein-same Unterrichten einer Klasse mit einer erfahreneren Lehrperson, der Austausch im Kollegium und vieles mehr. Und was bei Beginn eines Studiums gilt, funktioniert auch an einer Schule: fragen, fragen, fragen – sich bei Unsicher-heiten an Kolleginnen und Kollegen wenden.

IM KINDERGARTEN UND IN DER PRIMARSCHULELehrpersonen für vier- bis ca. zwölfjährige Kinder und Ju-gendliche eröffnet sich ein grosses Aufgabenfeld. Sie orien-tieren sich an der Lebenssituation der Kinder, begleiten, fördern und unterstützen sie auf ihrem Lern- und Lebens-weg. Sie gestalten die Schule als Lern-, Spiel- und Lebens-raum. Zusätzlich übernehmen sie auch Erziehungsaufgaben, arbeiten mit dem Schulhausteam, den Eltern und Fachper-sonen im Schulumfeld zusammen. Viele Lehrpersonen arbei-ten heute Teilzeit und unterrichten im Team.Im Unterricht knüpfen sie an das Vorwissen und die Fragen der Kinder an, unterstützen das Erlernen von Begriffen und führen zu einem vertieften Interesse an Sachzusammenhän-gen. Mit didaktischen Konzepten sorgen die Lehrpersonen für optimale Lernsituationen und ermöglichen den Kindern, Ideen auszuprobieren, zu experimentieren, gemeinsame Er-fahrungen zu machen und gemeinsame Erlebnisse zu verar-beiten.Vor allem im Kindergarten, aber auch noch in der Primar-schule, gehen Lernen und Spielen oft einher, man spricht deshalb auch von spielerischem Lernen. Musik, Bewegung

Der Beruf Lehrer/in ist vielfältig und kreativ, aber auch anspruchsvoll. Die Integration von Schülerinnen und Schü-lern aus unterschiedlichen Kulturkreisen, die Unterstüt-zung von Kindern in schwierigen Familienverhältnissen, der Umgang mit auffälligen Jugendlichen sowie die optima-le Förderung und Integration von Kindern mit unterschied-lichen Begabungen sind Beispiele für Aufgaben, die hohe Anforderungen stellen. Zu wichtigen Voraussetzungen im täglichen Unterrichten gehören persönliche Reife, Geduld, Humor und Kreativität, Konfliktfähigkeit und Durchset-zungsvermögen, Teamfähigkeit und gute Kommunikations-kompetenzen sowie eine starke Ziel- oder Lösungsorientie-rung. Gerade die Zusammenarbeit wird immer wichtiger: So unterrichten beispielsweise mehrere Lehrpersonen eine Klasse, die sich sowohl pädagogisch als auch fachlich in en-gem Austausch miteinander befinden. Auch wird mit Fach-personen aus der Heilpädagogik oder Logopädie zusammen-gearbeitet. Es kann sein, dass eine Heilpädagogin den Unterricht mitgestaltet oder aber dass sie ein/zwei Kinder persönlich betreut.Natürlich macht es einen Unterschied, ob jemand auf Vor-schul-, Primar- oder Sekundarstufe I unterrichtet. Auch die Wahl des Schulhausstandortes und damit des Kollegiums spielt eine wichtige Rolle. Je nach Schulstandort wird eine unterschiedliche Schulkultur erlebt und anders unterrich-tet: So gibt es Schulen, die mit mehr oder weniger Binnen-differenzierung arbeiten. Das bedeutet, dass Schüler/innen mit zum Teil unterschiedlichen Leistungsniveaus gemein-sam, nur in gewissen Fächern gemeinsam oder separat un-terrichtet werden. An anderen Standorten ist der Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund so hoch, dass speziel-le Unterrichtsformen und eine verstärkte Zusammenarbeit innerhalb des Kollegiums zum Zuge kommen. Wieder an-dere Schulen haben so wenige Kinder, dass mehrere Jahr-gänge in einer Klasse unterrichtet werden. Wem diese breite Palette noch nicht ausreicht, könnte auch an Spital-schulen, an Schulen in therapeutischen Einrichtungen oder an Privatschulen mit unterschiedlichen Ideologien tätig werden oder gar als Privatlehrperson mit einem Zirkus auf Tour gehen oder an einer Schweizer Schule im Ausland un-terrichten.

BERUFSFELDER UND ARBEITSMARKT

Der Lehrberuf bietet Freiraum, Vielfalt und Herausforderung. Gefragt sind kreative, qualifizierte und teamorientierte Lehrpersonen. Die Anforderungen nehmen laufend zu: Eltern fordern von Lehrpersonen Wissensvermittlung, Beratung und Erziehung. Behörden verlangen Einblick und wollen mitreden. Die Zeiten der Einzelkämpfer am Lehrerpult neigen sich dem Ende zu. Erfolg-reiche Schulen werden heute von kooperativen Teams getragen.

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PERSPEKTIVEN | Unterricht Volksschule

54 Beruf

und Gestalten gehören zur Schule wie das Einmaleins und das ABC.

AUF DER SEKUNDARSTUFE ILehrpersonen auf der Sekundarstufe I begleiten, fördern und unterstützen Jugendliche im Alter von 12 bis 16 Jahren auf ihrem Weg in eine stets komplexer werdende Welt.Sie vermitteln den Schülerinnen und Schülern eine vertiefte Allgemeinbil-dung, die es ihnen ermöglicht, sich in allen wichtigen Bereichen der Gesell-schaft zurechtzufinden, Entwicklun-gen des Zeitgeschehens zu verstehen und aktiv am öffentlichen Leben teil-zunehmen. Sie bereiten sie auf den Übergang in die Berufsbildung oder an eine allgemeinbildende Schule auf der Sekundarstufe II vor. Die Schüler und Schülerinnen dieser Stufe befinden sich in der Phase der Pubertät bzw. frühen Adoleszenz und erwarten von einer Lehrperson ein hohes Mass an Fach- und Sachkenntnissen.Im Gegensatz zur einheitlichen Pri-marstufe ist die Sekundarstufe I meis-tens in verschiedene Schultypen ge-gliedert, die den unterschiedlichen Fähigkeits- und Interessensprofilen der Schülerinnen und Schüler Rech-nung tragen. Der Unterricht ist in Schulfächern organisiert. Die Gliede-rung und die Gewichtung der Schulfä-cher unterscheiden sich aktuell je nach

Schultyp und Kanton. Häufig unter-richtet eine Lehrperson der Sekundar-stufe I mehrere Klassen.

ARBEITSMARKT FÜR JUNGE LEHRPERSONENDie folgenden Ausführungen zum Ar-beitsmarkt verdeutlichen die Situation der Neu-Absolventen/-innen aus dem Jahr 2015. Bei dieser Untersuchung wurden Absolventinnen und Absolven-ten befragt, die 2014 ihr Studium ab-geschlossen haben.Wie zum Beispiel die Mediziner/innen, so absolvieren die Lehramtsstudieren-

den eine eigentliche Berufsausbildung, im Hinblick auf ein konkretes, staat-lich reguliertes Beschäftigungsfeld. Erwartungsgemäss sind ein Jahr nach Studienabschluss fast alle an einer Schule beschäftigt: Fast 90 Prozent geben dies an. Der Einstieg in den Be-ruf scheint den meisten gut zu gelin-gen. Nur ein Viertel berichtet über Schwierigkeiten bei der Stellensuche und kaum jemand unter den Befrag-ten sucht im Jahr nach Studienab-schluss nach einer Stelle. Inadäquate Beschäftigung ist für die Lehrperso-nen kein Thema. Fast niemand sagt, er oder sie sei an einer Stelle, die in keinem inhaltlichen Zusammenhang zum Studium stehe. In Bezug auf das Einkommen zeigen sich die erwarte - ten Unterschiede. Die Kindergarten- und Primarlehrpersonen, die nur ein Bachelordiplom erwerben, verdienen 78 000 Franken im Jahr und liegen somit beim Durchschnitt der Bachelor-Absolventen/-innen der Fachhochschu-len. Die Lehrpersonen der Sekundar-stufe I verdienen deutlich mehr auch im Vergleich zu den meisten andern Masterabgänger/innen der Fachhoch-schulen und Universitäten. Sie verdie-nen im Jahr nach dem Abschluss rund 90 000 Franken. In den letzten Jahren wird von verschiedener Seite immer wieder von einem Lehrermangel ge-sprochen. Insgesamt verläuft der Be-rufseinstieg bei den Lehrpersonen re-lativ problemlos.

1 Fünf oder weniger Fälle. 2 Als statistisches Mittel wurde der Median verwendet. Die Einkommen der teilzeitlich beschäftigten Personen wurden auf 100 Prozent hochgerechnet

KENNZAHLEN ANSTELLUNGSBEDINGUNGEN

Vorschul-/ Primarstufe

Sekundarstufe I

Schwierigkeiten bei der Stellensuche 21% 19%

Stellensuchend 0.6% 0.8% 1

Jahresbruttoeinkommen 2 CHF 77 800 CHF 90 000

Anteil Teilzeitbeschäftigte 35% 42%

Anteil befristet Angestellte 23% 22%

Hochschulabschluss für jetzige Tätigkeit verlangt?

Ja, im entsprechenden Fach 61% 64%

Ja, auch in verwandten Fächern 6% 19%

Ja, aber ohne spezi�sche Fachrichtung 30% 13%

Nein 3% 5%

Junge Lehrpersonen stossen auf wenig Schwierigkeiten bei der Stellensuche nach dem Studium.

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55Beruf

Unterricht Volksschule | PERSPEKTIVEN

Quellen Bachelor- und Masterstudienführer: Pädagogische Hochschule der FHNW www.phbern.ch (Studiengänge > Berufs-perspektiven) Die erste Stelle nach dem Studium. SDBB (2017)

Quelle Valérie Lemrich, 2018, siehe Seite 61

EINBLICK IN EINEN KINDERGARTENSPIELEN, LERNEN UND RITUALE

Valérie Lemrich unterrichtet in einem Kindergarten im Kanton Aargau. Mehr von ihr im Berufs-porträt auf Seite 61.

6.00 Uhr: Aufstehen7.30 Uhr: Ankunft Kindergarten, vor-bereiten8.15 Uhr: Kinder hineinlassen, Sam-melspiel im Kreis wie zum Beispiel Drehteller oder «Zige zage zoge»8.30 Uhr: Der Unterricht beginnt, Morgenkreis (gemeinsame Aktivität im Kreis 30–45 Minuten). Zurzeit sind wir gerade mit dem Thema Frosch be-schäftigt. Unsere Lernziele sind: Ent-scheidungsfähigkeit weiterentwickeln, Naturvorgänge wahrnehmen und the-matisieren sowie Ausdauer und Kon-zentrationsfähigkeit erweitern. Wir arbeiten mit einer Werkstatt. Den Kindern stehen ca. 30 Posten rund um das Thema Frosch zur Verfügung. Selbstständig wählen sie einen Posten aus und bearbeiten diesen soweit sie können selbstständig. Für einige Kin-der ist das selbstständige Erarbeiten von Posten immer noch eine grosse Herausforderung und sie brauchen meine Unterstützung. Andere gehen freudig, teilweise etwas zu voreilig und übermotiviert von Posten zu Pos-ten. Anfangs Schuljahr ist an eine Werkstattarbeit nicht zu denken. 10.10 Uhr: Wir essen gemeinsam unse-ren Znüni. Die Kinder erledigen ihre Ämtli, und wir haben unser Znüniritu-al. Wer eine Frucht oder ein Gemüse mitbringt, darf zu mir kommen, dann schnitze ich ihnen etwas daraus wie zum Beispiel ein Krokodil, eine Flöte, einen Zauberapfel, eine Schatztruhe, einen Fotoapparat oder ein Piraten-schiff. So schmeckt die Frucht natürlich gleich viel besser. Wenn die Mehrheit der Kinder mit dem Znüni fertig ist, dür-fen sie in die Pause nach draussen gehen – frische Luft tut uns allen gut.

10.30 Uhr: Die Kinder dürfen in die Pause gehen.11.00 Uhr: Die Kinder kommen hin-ein, erledigen ihr Ämtli und wir ma-chen einen kurzen Schlusskreis.11.30 Uhr: Kindergarten-Ende.Das wäre ein ganz normaler Morgen, der Kindergartenalltag bietet aber noch viel mehr, zum Beispiel: einmal die Woche Rhythmik in der Schule; jeden zweiten Freitag ein Besuch im Lernort Wald; jeden Montagmorgen Turnen. Highlights wie die Schulreise, das Kochen im Kindergarten, das Znü-ni-Teilete, der Zeigitag und vieles mehr (Sporttag, Räbeliechtliumzug, Fasnachtsumzug, Projektwoche) dür-fen im Kindergarten natürlich auch nicht fehlen.

Es ist im Moment nicht zu erwarten, dass sich an den guten Berufsaussich-ten für Lehramtsabsolventen/-innen kurz- bis mittelfristig etwas ändern wird, wobei es allerdings wegen des Umbaus der Schulsysteme in einzel-nen Kantonen zu Verschiebungen und Wechseln zwischen den Schulstufen kommt, so kann es sein, dass es kurz-fristig in einem Kanton plötzlich auf einer Stufe zu untypischem Lehrer-mangel oder Lehrerüberfluss kommt. Auffallend ist, dass je nach Abschluss nur zwischen 45 und 60 Prozent der Lehramtsabsolventen/-innen finden, dass ihre Ausbildung eine gute Grund-lage für den Berufseinstieg wäre. Dies ist ein für Studiengänge, die als Be-rufsausbildungen konzipiert sind, sehr tiefer Wert.

ALTERNATIVEN UND KARRIEREMÖGLICHKEITENEs gibt sehr viel verschiedene Möglich-keiten zur Weiterentwicklung! Nur schon ein Schulwechsel kann aufgrund unterschiedlicher Unterrichtsmodelle zu einer grossen Veränderung führen. Hinzu kommen Stufen- oder Fach-erweiterungen sowie viele überfachli-che Möglichkeiten (siehe auch Kapitel «Weiterbildung»).

Konzentriertes Arbeiten wird im Kindergarten mit verschiedenen Aufgaben gefördert.

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PERSPEKTIVEN | Unterricht Volksschule

EINBLICK IN EINE PRIMARSCHULKLASSEERFOLGREICHER EINSTIEG DANK KLARER REGELN

Natascha Hürlimann hat im Som-mer nach dem Studienabschluss an der PH Zürich eine fünfte Pri-marschulklasse in Kilchberg über-nommen. Für die Berufseinsteige-rin stellen gerade kleine Aufgaben im Schulalltag eine besondere Her-ausforderung dar. Beim Schulbe-such an einem Mittwochmorgen zeigt sich, dass sie diese bereits gut bewältigt.

Der Zürichsee liegt an diesem Morgen wie ein graues Tuch hinter den hohen Fenstern des Primarschulhauses Kilchberg. Ein nasskalter Nebelmor-gen, doch im Zimmer 4 im ersten Ober-geschoss herrscht alles andere als trü-be Stimmung. Ein poppiger Song läuft ab Band, 19 Kinder hüpfen und tanzen im Schulzimmer herum und singen laut den englischen Text mit. Die Be-rufseinsteigerin hat eine besonders lebendige Klasse erwischt, weiss je-doch mit der Energie ihrer Schülerin-nen und Schüler umzugehen.

WICHTIGE HILFSMITTELNach dem lautstarken Einstieg steht Religion und Kultur auf dem Stun-denplan. Die Kinder sollen nach ei-nem Besuch bei zwei Pfarrern der Gemeinde in Teams einen Text über die reformierte Kirche schreiben – auf Laptops, die aus dem Nebenzimmer geholt werden. Hürlimann lässt den Kindern freien Lauf, es wird getippt und laut diskutiert, bei vielen Teams weniger über die Fakten, sondern vielmehr über die verwendeten Schriftarten und die Platzierung ei-nes Bildes. Die Zeit vergeht dabei wie im Flug, schon steht die Pause an. «One, two, three – eyes on me», sagt Natascha Hürlimann ruhig, worauf die Klasse prompt mit «One, two – eyes on you» antwortet und die Leh-rerin mitteilen kann, dass die Texte

vor der Pause noch ausgedruckt wer-den müssen.Das Spiel, das sich an diesem Mitt-wochmorgen noch einige Male wieder-holt, ist nur eines von zahlreichen Hilfsmitteln, mit denen Natascha Hürlimann für Ruhe im Schulzimmer sorgt. Schon im Studium beschäftigte sie sich intensiv mit dem Thema Classroom Management, und doch blieben beim Berufseinstieg viele Fra-gen offen. «Erst im Schulalltag zeigt sich, wie wichtig klar definierte Re-geln für eine optimale Lernatmosphä-re sind», erklärt Hürlimann. «Wie man etwa das Einsammeln der Blät-ter organisiert, mit den Eltern kom-muniziert oder für Ordnung im Schul-zimmer sorgt, muss allerdings jede und jeder mit seiner Klasse selbst herausfinden.»

HERAUSFORDERUNG SPORNT ANIn der zweiten Lektion steht Natascha Hürlimann nicht vor der Klasse, son-dern hinter ihr. Einmal pro Woche

wird ihre Klasse für die Musiklektion in Bläser, Streicher und Chor aufge-teilt, um mit einer anderen fünften Klasse ein Konzert einzuüben. In der Rolle des Teamteachers beobachtet Hürlimann, wie die Kinder mit dem Musikpädagogen singen und Rhyth-musübungen machen. Beim Bespre-chen eines englischen Liedes an der Wandtafel fällt einem ihrer Schüler auf, dass ein I fälschlicherweise klein geschrieben ist. Ein Strahlen geht über das Gesicht der jungen Lehrerin, sie freut sich, dass ihre Arbeit fruch-tet. «Es ist schön, wenn man seine Klasse auch einmal von aussen be-trachten darf und Fortschritte er-kennt», meint Hürlimann anschlies-send in der Zehn-Uhr-Pause auf dem Weg ins Lehrerzimmer. «Ich habe mich bewusst für eine 100-Prozent-Stelle entschieden, da ich so die Entwicklung meiner Schülerinnen und Schüler je-den Tag miterleben kann.» Auch die Verantwortung, die diese Stelle mit sich bringt, übernehme sie gerne, schliesslich sei sie nach drei Jahren Ausbildung bereit dafür.

AM ANFANG VIEL ARBEIT«Die ersten Wochen waren schon hap-pig», erzählt Hürlimann beim Kaffee im Lehrerzimmer. Da es jedes Fach von Grund auf vorzubereiten galt und admi-nistrative Aufgaben wie etwa die Orga-nisation des Telefonalarms oder Mate-rialabrechnungen zu Beginn enorm zeitaufwändig sind, fiel nicht nur über Mittag und bis spät am Abend Arbeit an, sondern auch regelmässig am Wo-chenende. So musste sich die Berufs-einsteigerin schnell von den Vorzeige-lektionen, die sie aus den Praktika kannte, verabschieden.Natürlich sei in Gemeinden wie Kilch-berg oder Küsnacht die Präsenz und der Druck der Eltern, von denen viele ihre Kinder gerne im Gymnasium sähen, grösser als in anderen Gemeinden. «Ich bin in Rüschlikon aufgewachsen und wusste daher, worauf ich mich einlas-se», meint Hürlimann gelassen. Doch für sie sei dies vor allem ein zusätzli-cher Ansporn, ihre Arbeit gut zu ma-chen und die Schüler ideal auf die Ober-stufe oder die Aufnahmeprüfung ans Gymnasium vorzubereiten.

Verschiedene Hilfsmittel helfen, dass Regeln und Vorschriften eingehalten werden.

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Unterricht Volksschule | PERSPEKTIVEN

GUTES KLASSENKLIMAAn Abwechslung mangelt es dem Un-terricht auf jeden Fall nicht. In der dritten Lektion sollen die Kinder selbstständig an ihren Mathematik-aufgaben arbeiten, doch zuvor stellt Hürlimann erst einige Rätselfragen, um die Konzentration der Energiebün-del nach der Pause wieder herzustellen. Die Schülerinnen und Schüler haben sichtlich Spass an den kniffligen Fra-gen, doch nach einiger Zeit schreit ein Junge: «Sie nehmen immer Gruppe A dran!», andere stimmen ein. «Haben die Sie bestochen?», fragt der Junge gewitzt. Natascha Hürlimann reagiert souverän auf diesen Angriff. Sie stellt sich vor die Klasse, wartet, bis sich alle beruhigt haben, und meint dann: «Du hast Recht, es ist nicht ganz einfach für mich, richtig auszuwählen. Über-legt euch doch, wie ich das besser ma-chen könnte, und bringt mir morgen Vorschläge mit.» Dabei kommt nicht die Unsicherheit einer Anfängerin zum Vorschein, sondern das Bemühen um Fairness und eine gute Beziehung zu der Klasse.

AUSTAUSCH ÜBER MITTAGIn der Deutschstunde vor dem Mittag zeigt sich dieses arbeitsfördernde Kli-ma noch einmal. Fünf Schüler erzäh-len vom Zukunftstag, bei dem sie Ver-wandte oder Bekannte bei der Arbeit begleiten durften. Auf die interessan-ten Vorträge gibt es spontane Feed-backs der Schülerinnen und Schüler. Die Glocke um zwölf Uhr läutet für Hürlimann noch nicht die Mittagspau-se ein. Erst um 12.20 Uhr sind alle Rucksäcke gepackt, Fragen beantwor-tet und ein kurzes Gespräch mit einer Mutter geführt, danach geht es end-lich in den Mittag. Meist isst Hürli-mann mit einer zweiten Berufseinstei-gerin und einem älteren Lehrerkollegen zusammen. Mit ihnen tauscht sie sich neben Fragen zum Unterricht auch über Privates aus.

WO KINDERGÄRTNER KEINE SELTENHEIT SIND

Fast überall in der Schweiz sind männ-liche Kindergartenlehrpersonen so etwas wie Exoten. Nicht im Basler Matthäusquartier, wo in jedem zwei-ten Kindergarten ein Mann arbeitet. Das hilft Vorurteile abbauen und freut die Kinder.Das Kleinbasler Matthäusquartier ist nicht nur eines der dichtest besiedelten Quartiere der Schweiz, es bietet noch eine weitere Besonderheit: Nirgends sonst arbeiten so viele männliche Kin-dergartenlehrpersonen im Umkreis von einem Quadratkilometer. Jede vier-te Kindergartenlehrperson ist hier ein Mann. Schweizweit ist es nicht einmal jede 25., es gibt gar Kantone ohne einen einzigen Kindergärtner. Auch wenn die Häufung an Kindergärtnern im Mat-thäusquartier zufällig ist, augenfällig ist sie allemal. Das könnte auch ein Bild der Zukunft sein, denn immer mehr Männer studieren diesen Beruf. Was begeistert die Männer, in diesem frauentypischen Beruf tätig zu sein? Die Kindergärtner Pascal Grieder (28), Oskar Schmutz (60), Akeepan Singrasa (27), Stephan Sohn (38) und Thomas Steiner (44) schätzen vor allem die Viel-seitigkeit ihres Berufs und die Beglei-

tung von Kindern in einem spannenden Entwicklungsalter. Sie können Kreati-vität einbringen, Musik und Bewegung machen, den Kindern etwas fürs Leben mitgeben. Erzählen die Männer von ihrem Beruf, leuchten ihre Augen.

AM ANFANG WAREN DIE ELTERN SKEPTISCH Erlebt man sie bei der Arbeit, sind sie in ihrem Element. Zum Beispiel Pascal Grieder: Ein Hund, ein Hammer, So-cken, ein Pferd, alles will benannt sein in dem Spiel, das er mit einem Mäd-chen spielt, auch das Schwein. Die bei-den versuchen, wie ein Schwein zu grunzen. «Aber ich esse kein Schwein», erklärt das Mädchen. Dass sich die Kinder von selbst einbringen und di-rekt sind, gefällt Pascal Grieder an seinem Beruf. Seit vier Jahren ist er in Kleinbasel Kindergärtner, jeder Tag war bisher spannend und anders: «Und flexibel muss man sein. Man hat zum Beispiel etwas vorbereitet und merkt, die Kinder brauchen im Moment etwas ganz anderes – dann muss man halt das andere möglich machen.»Pascal Grieder wollte eigentlich Pri-marlehrer werden, doch bei einem

«Wir könnten einen Kindergärtnerkalender machen, um unseren Lohn aufzupeppen!», witzeln die Kindergärtner Thomas Steiner, David Forlin, Akeepan Singrasa, Pascal Grieder, Oskar Schmutz, Nicols Scalbert und Stephan Sohn (von links).

Quellen Zeitschrift «Akzente» der PH Zürich, Ausgabe 01/2014 (gekürzt), www.tiny.phzh.ch/berufseinstieg

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PERSPEKTIVEN | Unterricht Volksschule

QuelleMilena Conzetti in: MigrosMagazin 3.2/2014 (gekürzt)

Beruf

Praktikum in einem Kindergarten merkte er, dass ihm diese Stufe viel mehr zusagt. «Wir legen ein wichtiges Fundament für die Gesellschaft. Hier kommen die Kinder das erste Mal ob-ligatorisch zusammen, viele lernen bei uns die ersten Regeln, einen struktu-rierten Ablauf kennen. Wir fördern die Kinder individuell», erklärt Grieder. Der Lohn sei aber schon ein Wermuts-tropfen, da sind sich viele Kindergärt-ner einig. Trotz gleicher Ausbildung sind sie in vielen Kantonen in tiefere Lohnklassen eingestuft als Primar-lehrpersonen.Als Mann im Kindergarten wird Akee-pan Singrasa wertgeschätzt, auch wenn einige Eltern am Anfang skep-tisch waren. «Aber die Kinder kommen furchtbar gerne in den Kindergarten. Sie sind offen für Neues, begeiste-rungsfähig und wollen alles wissen. Das ist motivierend. Die beste Ent-scheidung in meinem Leben war, Kin-dergärtner zu werden.» Nachteile als Mann erlebt Akeepan Singrasa keine, nur die tiefe Stimme sei beim Singen für die Kinder schwierig, weil sie auto-matisch die gleiche Stimmlage suchen.

SCHULLEITUNGEN HEISSEN MÄNNER ALS KINDERGÄRTNER WILLKOMMENVorteile sehen Singrasa und die ande-ren Kindergärtner vor allem fürs Team. In diesem Quartier arbeiten in allen Kindergärten Teams, da wegen der vielen fremdsprachigen Kinder mehr personelle Ressourcen zur Ver-

fügung stehen. Singrasa: «Das kommt allen Kindern zugute. Ideal ist natür-lich, wenn ein Mann und eine Frau zusammenarbeiten. So haben die Kin-der die Auswahl, womit sie zu wem gehen. Sie erleben, dass auch Männer sich um Erziehung kümmern. Und wir spielen eher mal Fussball.»In Basel hat man viel Erfahrung mit männlichen Kindergartenlehrpersonen. Vor rund 40 Jahren begann der erste, mittlerweile steht der Kanton mit 26 männlichen Kindergartenlehrpersonen im nationalen Vergleich an der Spitze. Hier kann man gut beobachten, wie Männer weitere Männer nachziehen.

BEI KÖRPERLICHER NÄHE MÜSSEN KINDERGÄRTNER VORSICHTIG SEIN«Mir war schon immer klar, dass ich etwas mit Kindern machen möchte», erläutert Thomas Steiner seinen Wer-degang, «aber ich wusste damals gar nicht, dass es für einen Mann möglich ist, Kindergärtner zu werden. Es gab nur Kindergärtnerinnen und keine männlichen Vorbilder.» Seit 20 Jahren unterrichtet er im Quartier und schätzt die multikulturelle Lebensart. Ihm ist wichtig, den Kindern etwas fürs Leben mitzugeben, er fördert sie in Eigenverantwortung und Eigenak-tivität.Im Kindsgi des früheren Möbelschrei-ners steht eine Werkbank mit echten Werkzeugen. Auch Bewegung ist für ihn zentral, gerade in einem Quartier, in dem viele Kinder in engen Wohnun-

gen leben oder vor dem Kindergarten noch nie im Wald waren. Wöchentlich treffen sich Thomas Steiner und Ste-phan Sohn mit ihren Klassen zum Tur-nen. In der grossen Turnhalle steht Steiner geduldig den Balancierenden zur Hilfe, gibt der Mattenschaukel bis in den Himmel an, tröstet einen Abge-stürzten und lehrt einem Mädchen den Purzelbaum. Als sie es schafft, freut sie sich riesig.Als Ausgleich zur Arbeit mit den Kin-dern stellt sich Thomas Steiner als Mentor für Berufseinsteigende zur Ver-fügung. So ist er besonders für junge männliche Kindergärtner eine wichtige Bezugs- und Vertrauensperson. Der Austausch mit Männern in der gleichen Situation ist für viele Kindergärtner wichtig. Das weiss auch Oskar Schmutz, der seit 20 Jahren den Erfahrungsaus-tausch der Basler Kindergärtner orga-nisiert. «Ein Thema, das immer wieder kommt und zu intensiven Diskussionen führt, ist Nähe und Distanz.» Da liege der wohl grösste Unterschied zu den Kindergärtnerinnen. Niemand reagie-re, wenn eine Frau ein Kind im Arm tröstet. Aber bei einem Kindergärtner schaue man ganz genau hin.

EIN MANN ZEIGT DEN KINDERN, WIE DAS HAUSHALTEN GEHT Stephan Sohn zeigt den Kindern, was ein Mann alles so macht: Er geht mit ihnen einkaufen, sie bereiten zusam-men das Znüni zu, waschen ab. Er matscht mit den Kindern im Wald, spielt in der Pause Unihockey und kleis-tert ordentlich. Für seinen geschlechts-untypischen Berufswunsch hat Sohn von seiner Familie und Freunden viel Zuspruch erhalten – eine wichtige Un-terstützung. Bleibt zu hoffen, dass auch die Buben aus dem Quartier vielseitige Zustimmung finden, wenn sie einmal Kindergärtner werden möchten – bei so vielen Vorbildern eigentlich ein norma-ler Berufswunsch. Denn Männer kön-nen das bestens!

Männer bringen wichtige Impulse zu den Geschlechterrollen in den Kindergarten.

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Beruf

BERUFSEINSTIEG OHNE DAS TEAM GINGE ES NICHT

Wie erleben Lehrpersonen den Be-rufseinstieg? Drei junge Lehrper-sonen blicken auf ihr erstes bzw. zweites Berufsjahr zurück.

«Ich habe eine für den Anfang ziemlich herausfordernde Kindergruppe er-wischt. Aber ich glaube, ich konnte einen guten Weg einschlagen und jetzt geniesse ich es einfach zu arbeiten. Die Nervosität vor dem Berufseinstieg leg-te sich schnell. Ich habe gemerkt: Man hört nicht viel von den Eltern, aber ich deute das als gutes Zeichen. Das Wich-tigste ist für mich ohnehin die Arbeit mit den Kindern, sie war mein High-light. Sie sind unglaublich dankbar und zeigen ihre Wertschätzung Tag für Tag. Es ist ein schönes Gefühl, von den Kindern zu hören, man sei einfach die ‹beste und tollste Lehrerin über-haupt›! Ich war überrascht, wie schnell ich mich an meine Arbeit gewöhnt habe. Anfangs war ich jeweils ausge-sprochen müde. Ich finde es nach wie vor intensiv und anstrengend, fühle mich inzwischen nach der Arbeit aber meistens fit. Nachdenklich gestimmt

hat mich die ablehnende Haltung eini-ger Eltern gegenüber Therapiemass-nahmen. Manchmal wollen sie die De-fizite der Kinder nicht einsehen. Es ist schade, wenn man gute Fördermass-nahmen ablehnt, ohne sich informiert zu haben. Die Unterstützung im Team war, wie ich bereits vermutete, sehr gut! Wir helfen einander und leihen

uns gegenseitig Material aus. Aber auch bei Problemen oder wenn ich Tipps benötigte, hatte ich immer gute Anlaufstellen.»Eliane ScheurerKindergartenlehrerin in Pfäffikon SZ

«Viele Dinge sind einfacher geworden, weil man sie schon einmal gemacht hat. Dazu kommt auch ein gewisses Repertoire, das man sich zugelegt hat, auch im Umgang mit den Kindern. Im zweiten Berufsjahr hatte ich Erst-klässler, ein bedeutender Schritt für die Kinder. Mein absolutes Highlight war, den Schriftspracherwerb zu beob-achten. Die Schere war anfangs riesig: Manche konnten schon fast fliessend lesen und schreiben, andere kamen unbelastet in die Schule und entwi-ckelten langsam das Interesse an den Buchstaben. Wie es sie dann plötzlich gepackt hat und ihre Aha-Erlebnisse zu beobachten, das war Wahnsinn!Die Elternarbeit verlief gut, aber sie war herausfordernd. Es waren andere Eltern und auch andere Bedürfnisse als in meinem ersten Berufsjahr. Die

Eliane Scheurer, Kindergartenlehrerin, Pfä�kon SZ.

Christoph Bucher, Unterstufenlehrer, Kriens LU.

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BERUFSPORTRÄTS

Die folgenden Porträts vermitteln einen Einblick in Funktionen, Tätigkeitsbereiche und den Berufsalltag von Lehrpersonen im Kindergarten, der Primarschule und auf der Sekundarstufe I.

VALÉRIE LEMRICHKindergärtnerin, Kindergarten in Spreitenbach (AG)

SARA KELLERPrimarlehrerin, Primarschule Unterstufe Lysbüchel (BS)

REBECCA SCHÜPBACHPrimarlehrerin, Primarschule/Oberstufe Egolzwil (LU)

MANUEL DIEMSekundarlehrer, Sekundarschule Pratteln (BL)

REGULA BÜCHMEIERDaZ-Lehrerin, Primarschule Gellert, Basel

MATTHIAS HENKESchulleiter, Primarstufe Sevogel, Basel

Beruf

Eltern sind mehr auf mich zugekom-men als die letztjährigen, was ich beim Schuleintritt auch verständlich finde. Dennoch ist es nach wie vor etwas, das ich gern mag und das gut funktioniert. Die Unterstützung im Team war gut, ich fühle mich gut aufgehoben hier. Ich freue mich darauf, im neuen Schuljahr neue Zusammenarbeitsformen auszu-probieren. Das hätte ich mir in den ersten zwei Berufsjahren noch nicht zugetraut.»Christoph BucherUnterstufenlehrer in Kriens

«Generell habe ich immer noch viel Freude am Beruf, ich mache es gern. Es sind neue Schulthemen dazuge-kommen, vor allem die Berufswahl. Wenn man selbst keine Lehre gemacht hat, ist das eine zusätzliche Herausfor-derung. Die Jugendlichen sind zum Teil noch extrem verloren und wissen überhaupt nicht, was sie wollen. Alle brauchen eine Lehrstelle und ich möchte, dass sie dort gern hingehen. Alle unterzubringen, ist ein Riesen-druck. Bei einigen können die Eltern wegen der Sprache auch nicht viel Un-terstützung bieten.Ich bin riesig froh um mein Team, ohne das Team ginge es nicht und es braucht alle, die jüngeren und die älteren, er-fahreneren Lehrpersonen. Ich hatte mehrere Highlights in diesem Jahr, da-

QuelleDeborah Conversano, in: Bildung Schweiz, 9/2017 (gekürzt)

runter eine zweitägige Schulreise. Mäd-chen und Jungen, die einander letztes Jahr gemieden hatten, stellten gemein-sam Zelte auf und halfen einander. Mei-ne Schüler in der Schnupperlehre zu besuchen und von den Betreuern zu hören, sie machen es gut, war auch sehr schön. Und positive Feedbacks von El-tern sind Balsam für die Seele! Nach-denklich stimmt mich der Medienkon-sum der Kinder. Es sind sehr viele Stunden pro Tag. Einerseits geht es mich nichts an, ob sie auch nachts am Handy sind; wenn sie andererseits aber in der Frühstunde einschlafen, muss ich es bei den Eltern ansprechen. Es ist eine Herausforderung, dass es nicht be-lehrend wirkt.»Fabienne WüstOberstufenlehrerin in Emmenbrücke

Fabienne Wüst, Oberstufenlehrerin, Emmenbrücke LU.

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Beruf

Valérie Lemrich (29) stand am Anfang als sehr junge Kindergärtnerin skeptischen Eltern gegenüber. Nach einem herausfordernden Berufs-einstieg macht ihr die Arbeit aber grosse Freude. «Beim Berufsein-stieg wurde ich ins kalte Wasser geworfen. Während meines Studiums hatte ich meiner Meinung nach zu wenige Praktika: Denn vor allem

Valérie Lemrich, Kindergärtnerin in Spreitenbach (AG)

DIE KINDER BEGEISTERN UND MITREISSEN

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Beruf

dort sammelt man die nötigen Unterrichtserfahrungen, stösst auf Schwierigkeiten und Hürden und lernt sie zu überwinden.»

Mittlerweile hat sich an der Pädagogi-schen Hochschule FHNW aber vieles verändert: Es wurde beispielsweise ein sogenanntes Partnerschulprojekt ein-geführt. Die Studierenden verbringen ein Jahr an der gleichen Schule und absolvieren dort ihre Praktika, eines im Kindergarten und eines in der Pri-marunterstufe und sammeln so mehr Praxiserfahrung.

HERAUSFORDERNDE ELTERNARBEIT«Schwierig war für mich am Anfang auch die Elternarbeit: Ich musste skeptische Eltern von mir überzeugen. Auch administrative Abläufe stellten eine Herausforderung dar. Schon klei-ne Schwierigkeiten können im Kinder-garten ein grosses Gewicht haben, denn die Kinder spüren diese Unsi-cherheit sofort. Geholfen hat mir, dass ich im ersten Jahr eine ‹Gotte› zur Sei-te hatte, die mich beraten und unter-stützt hat. Herausfordernd war auch,

dass ich zuerst herausfinden musste, wie ich mich selbst im Kindergarten sehe: Wie möchte ich den Kindergar-tenalltag gestalten? Wie gehe ich mit Konflikten um? Welche und wie viele Regeln brauche ich im Kindergarten? Solche Fragen immer wieder zu reflektieren, hilft, den für sich richti-gen Weg zu finden.

MOTIVATION DURCH DIE KINDEREs macht mir jedoch unglaublich Freu-de, mit den Kindern zusammenzuar-beiten: Man kann sie leicht begeistern und sieht ihre Fortschritte. Wenn am Morgen die Kirchenglocken läuten, die Kinder in den Kindergarten stürmen und mit einem grossen Strahlen ‹Gu-ten Morgen› sagen, dann kann es mir nur gut gehen! Ich wollte schon immer mit Kindern arbeiten. Bereits früh konnte ich wertvolle Erfahrungen mit Kindern bei der Pfadi sammeln, was meinen Berufswunsch bestätigt hat.

KINDERGARTEN IST MEHR ALS SPIELENHeute wird von immer jüngeren Kin-dern immer mehr erwartet. Wir spie-len nicht nur im Kindergarten. Durch

PorträtNathalie Bucher

das Spielangebot, das wir den Kindern bieten, bieten wir ihnen ein bestimm-tes Lernangebot und verfolgen ein Ziel. Im Kindergarten haben wir einen sehr umfangreichen Lehrplan mit vie-len Zielen, die erreicht werden müssen. Häufig kann ein Kind bei Kindergar-teneintritt noch keine fünf Minuten auf einem Stuhl sitzen, vor Schulein-tritt sollte es dies aber können.

NICHT NUR SONNENSEITENSchwierig finde ich es, wenn Kinder Defizite haben und die Eltern dies nicht einsehen. Im schlimmsten Fall stehen sie ihrem Kind sogar im Weg, indem sie es nicht selbstständig wer-den lassen. Mich stört auch die Mei-nung vieler, dass Lehrpersonen zwölf Wochen Ferien hätten. Das stimmt so nicht: Während der Schulferien bin ich jeweils die Hälfte der Zeit mit der Unterrichtsvorbereitung beschäftigt. Auch abends muss ich vor- und nach-bereiten oder auch ein Elterngespräch führen.

AUSTAUSCH MIT KOLLEGINNEN UND KOLLEGENEinmal im Monat haben wir eine Kin-dergartensitzung. Zudem gibt es ge-meinsame Projekte wie zum Beispiel den Sporttag oder die Projektwoche. Sonst tausche ich mich vor allem in meinem Unterrichts-Team aus. Häufig erarbeiten wir gemeinsam Themen und tauschen unsere Ideen aus. Sehr eng arbeite ich natürlich mit meiner Kindergartenkollegin zusammen und plane mit ihr Themenblöcke und ge-meinsame Aktivitäten.»

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Beruf

In einem Quartier mit hoher Migrationsdichte bringt Sara Keller (43) den Kindern Schreiben, Lesen und Rechnen bei, hilft beim Aufbau eines neuen Standortes mit und verwaltet mit einer Kollegin zusam-men die Bibliothek. Sie ist Mutter von drei Kindern und wohnt in einer Wohngemeinschaft (WG).

Sara Keller, Primarlehrerin Unterstufe, Primarschule Lysbüchel (BS)

GEMEINSAM BEWEGEN WIR MEHR

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Beruf

«An unserem Standort arbeiten Lehr-kräfte, die ein sehr hohes Engage-ment für ihren Beruf mitbringen. Wir arbeiten klassenübergreifend, was nur funktioniert, weil wir mittwochs freiwillig gemeinsam im Klassenstu-fenteam (alle fünf Lehrpersonen auf der gleichen Stufe) die Vorbereitungs-arbeiten erledigen. Wir versuchen die Fächer mit möglichst wenig Lehrper-sonen abzudecken. So kann beispiels-weise die Klassenlehrperson textiles und technisches Gestalten, unsere Heilpädagogin den Musikunterricht abdecken, wodurch es nicht zusätzli-che Lehrpersonen für diese Fächer braucht.Diese Art Unterrichtsorganisation be-dingt eine hohe Kooperationsbereit-schaft, Teamfähigkeit und Verbindlich-keit. Ich kann nur in sehr begrenztem Rahmen spontan Unterrichtsinhalte abändern. Das Vorbereiten von Themen teilen wir uns auf, die Arbeitsblätter werden für beide Klassen hergestellt. Die Hausaufgaben gleichen wir wenn möglich ab, damit sich die Kinder in den Tagesstrukturen gegenseitig helfen können. Seit Sommer 2017 arbeite ich in einem provisorischen Schulraum der neu ge-gründeten Schule Lysbüchel. Die meis-ten Lehrpersonen, die hier arbeiten, kommen von einem Standort, an dem ein spezielles Schulmodell entwickelt wurde. Der Kultur- und Sprachenun-terricht beispielsweise ist eine Facette davon. Hierbei besuchen die Kinder lehrplanorientierten Stoff in ihrer ei-genen Kultur und in der Mutterspra-che, was auch jetzt noch im Quartier möglich ist. Verbindlichkeit, enge Zu-sammenarbeit, gegenseitiges Unter-stützen waren und sind heute noch wichtige Eckpfeiler – nun heisst es aber auch, etwas Neues aufzubauen, die Zu-sammenarbeit und Schulkultur ge-meinsam zum Wohle der Kinder neu zu definieren.

ENGER ZEITPLAN – ORGANISATION, VORBEREITUNG UND MULTITASKINGUm 6.30 Uhr stehe ich auf, um 7.30 Uhr bin ich im Schulzimmer. Am Vor-tag habe ich alles vorbereitet und be-reitgelegt. So muss ich nur noch im Lehrerzimmer vorbeischauen. Ist je-

mand krank, sprechen wir uns aus dem Stufenteam ab, wer der Vertre-tung die Zimmertüre öffnet, wer im Zimmer sein kann, falls sie sich ver-spätet, wer nachfragt, ob alles o.k. ist. Von 8 bis 8.45 Uhr ist Zeit für Rituale, zum Singen oder um Ge-burtstage zu feiern. Zwischen 8.45 und 10.15 Uhr gebe ich Fachunter-richt, anschliessend Pause und Pau-senaufsicht bis 10.45 Uhr. Bis 12.15 Uhr findet wieder Unterricht statt. Da die Erstklässler noch nicht so lan-ge durchhalten, dürfen sie am Schluss des Vormittags hauptsächlich spie-len. Von 12.15 bis 13.55 Uhr ist Mit-tagszeit: Ich esse, mache Unterrichts- und Sitzungsvorbereitungen, checke Mails oder nehme an Sitzungen teil. Von 14 bis 15.45 Uhr findet abermals Fachunterricht statt. Danach räume

«Tage mit schulhausüber-greifenden Sitzungen oder Elterngesprächen an den Abenden sind oft lang. Spezielle Veranstaltungen wie Aufführungen, Schul-kolonien oder Projektwochen sind oft mit zusätzlichem Aufwand verbunden, auch abends.»

ich das Zimmer auf, korrigiere, lege alle Sachen für den nächsten Tag be-reit oder schreibe Einträge ins Über-gabeheft, wenn der folgende Tag mein Familientag ist.In der Regel bin ich zwischen 18 und 18.30 Uhr zu Hause. Tage mit schul-hausübergreifenden Sitzungen oder Elterngesprächen an den Abenden sind oft lang und ohne richtige Pause. Die zwei Nachmittage, an denen die Kinder nicht an der Schule sind und ich keine Sitzungen habe, nutze ich für grössere Vorbereitungsarbeiten an der Schule oder für Weiterbildun-gen. Zusätzlich erstelle ich mir einen Ferienarbeitsplan, den ich mit meiner Familie koordiniere. Auch in den Fe-rien mache ich die Vorbereitungs-arbeiten an der Schule. Spezielle Veranstaltungen wie Aufführungen, Schulkolonien oder Projektwochen

sind oft mit zusätzlichem Aufwand, auch abends, verbunden.

‹FREUD UND LEID› – MENSCHEN, REFORMEN, BÜROKRATIEDie Arbeit mit den Kindern ist un-glaublich schön und wertvoll! Die Kin-der so lange und intensiv begleiten zu dürfen, das Vertrauen der Eltern zu spüren, die einem ihr Kind so viele Stunden überlassen, ist sehr berei-chernd. Die Arbeitszeiten sind ein Stück weit selbst einteilbar. Du bist in diesem Be-ruf die ganze Zeit in intensivem Aus-tausch mit Menschen: Schulkinder, Kolleginnen und Kollegen, Eltern, Vor-gesetzte. Dies ist oft eine Sonnenseite, kann aber auch zu einer Schattenseite werden. Schattenseiten sind im Moment haupt-sächlich bedingt durch die Schulhar-monisierung und die Integration von Schülern und Schülerinnen mit spezi-ellen Bedürfnissen (Bürokratie, un-klare Abläufe, Leerläufe, Verzögerun-gen, Drehtüreffekt mit Ämtern usw.). So sollen z.B. alle Kinder die gleiche Chance erhalten, ihre Schullaufbahn in einer Regelklasse zu starten. Stellt sich dann heraus, dass dies bei einem Kind nicht funktioniert, mahlen die Mühlen unendlich langsam und eine Lehrperson steht lange alleine da mit einem Kind, das den Unterricht einer ganzen Klasse komplett verunmög-licht. Und dies, obwohl diese Entwick-lung bereits im Vorfeld von Fachperso-nen, die mit diesem Kind gearbeitet hatten, prognostiziert wurde.

EINBLICK IN VERSCHIEDENE SCHULKULTUREN UND STANDORTWAHLIch wollte schon immer mit Kindern arbeiten und war auch in einem Bera-tungsgespräch. Weil die Ausbildung sehr praxisnah war, ist mir der Start in die praktische Tätigkeit leicht gefal-len. Da es damals nicht viele freie Stel-len gab, habe ich an verschiedenen Schulen als Stellvertreterin ausgehol-fen. Dies hat mir sehr gut getan, denn es ist eine harte Schulung im Sich-Durchsetzen und bei der Erarbeitung von klaren Regeln und Strukturen, auch für einen selbst.

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Beruf

Es war zwar sehr anstrengend, denn manchmal erhielt ich um 7.30 Uhr einen Anruf und musste um acht Uhr irgendwo starten. Aber dadurch konn-te ich unglaublich viele Einblicke in Schulzimmer, Klassenstufen und

«Ich musste lernen, effizien-ter zu arbeiten oder auch einmal etwas liegen zu las-sen, um rechtzeitig zu Hause zu sein. Das war eine harte Schule für mich, denn es gibt immer noch etwas zu tun im Klassenzimmer.»

Standorte gewinnen, und so entwickel-te sich bei mir erst mit der Zeit der Wunsch, an einer Schule mit eher bil-dungsfernen Eltern und multikultu-rellem Charakter zu arbeiten. Darauf-hin habe ich mich damals gezielt für den Standort St. Johann/Volta bewor-ben, Kontakte geknüpft und nach ei-nem Jahr meine erste eigene Klasse

erhalten. Dort war ich bis zu meinem Wechsel an den neu aufzubauenden Standort tätig.

FAMILIE, BERUF UND MEINE ZUKUNFTIch bewältige das 80-Prozent-Pensum nur, weil ich einen Partner und eine WG habe, die in vielen Momenten und für Extratermine an freien Tagen und Abenden einspringen. Auch ist abends das Essen eingekauft und steht schon auf dem Tisch. Darum muss ich mich nur an meinem ‹Kindertag› kümmern. Das ist unglaublich wertvoll und be-deutet, einen grossen Stressfaktor we-niger in einem doch nicht ganz stress-freien Schulalltag zu haben. Auch musste ich lernen, effizienter zu arbei-ten oder auch einmal etwas liegen zu lassen, um rechtzeitig zum gemeinsa-men Abendessen zu Hause zu sein. Das war eine harte Schule für mich. Es gibt immer noch etwas zu tun im Klassenzimmer.Meine Zukunft? Ich habe nicht wirk-lich Interesse, einen leitenden Posten zu übernehmen, würde gerne Lehrerin

bleiben. Ich könnte mir vorstellen, spä-ter einmal mit älteren Kindern zu ar-beiten. Im Rahmen von HarmoS habe ich mich für die 1.–3. Klasse entschie-den. Zum einen, weil für mich von mei-ner privaten Situation her nicht gerade die Zeit ist, etwas Neues anzufangen, in das ich viel Zeit investieren müsste. Zum anderen schreckt es mich sehr ab, Noten zu verteilen – also bleibe ich vor-erst mal bei den Kleinen.»

PorträtDiana Abegglen

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Beruf

Rebecca Schüpbach (46) balanciert engagiert und mit Freude zwischen Unterricht, Administration und Familienhaushalt. Nach dem PH-Abschluss hat sie als Lehrerin verschiedene Varianten ausprobiert und sich bereits früh berufsbegleitend im kaufmänni-schen Bereich weitergebildet. Nach einer Familienpause arbeitet

Rebecca Schüpbach, Primarlehrerin Oberstufe, Egolzwil (LU)

ZUM SELBSTGESTEUERTEN LERNEN HIN ARBEITEN

66

PERSPEKTIVEN | Unterricht Volksschule

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67Beruf

Unterricht Volksschule | PERSPEKTIVEN

sie in geteiltem Pensum wieder zufrieden an der gleichen Schule, in der sie ihre Berufslaufbahn begonnen hatte.

«Als Klassenlehrperson einer 5./6. Klasse unterrichte ich in einem 60- Prozent-Pensum die Fächer Mathe-matik, Deutsch und NMG (Natur, Mensch, Gesellschaft). Als Klassen-lehrperson koordiniere ich alles, was anfällt und meine Klasse betrifft. Dazu gehören Stundenausfälle, die Kommunikation zwischen den Fach-lehrpersonen, der Stundenplan, Pro-jekte, Eltern- und Übertrittsgespräche. Unsere Schule ist auf dem Land und von der Grösse her überschaubar. Da-durch kann ich Funktionen ausüben wie die der Bibliothekarin, bin für die Lehrmittelbestellungen verantwort-lich und kann neu auch im Schulsekre-tariat mithelfen. Nebenbei bin ich Fa-milienfrau und arbeite administrativ in der Schreinerei meines Mannes mit.

ABWECHSLUNGSREICHER ALLTAGDie meiste Zeit verbringe ich mit mei-nen Schülern und Schülerinnen (SuS) im Schulzimmer und habe mich ent-schieden, als Klassenlehrperson die Hauptfächer zu unterrichten. Das macht aus meiner Sicht Sinn, da diese übertrittsrelevant sind. Die restlichen

«Ich bemühe mich, die Schülerinnen und Schüler dort abzuholen und zu fördern, wo sie es brauchen – so fühlen sie sich wohl und können ihr Potenzial entfalten.»

Fächer werden von Fachlehrpersonen übernommen. Wöchentlich sprechen meine Stufenpartnerin und ich uns mit der Lehrperson der integrativen Förderung ab. Da wir beide eine alters-durchmischte Klasse (aktuell 5./6.) unterrichten, organisieren wir den Verlauf der Woche zusammen. Wir tauschen uns aus, planen gemeinsam Tests, tauschen Material aus, überle-gen, wie wir den Stoff vermitteln wol-len, besprechen die Wochenpläne.

In den Ferien treffen wir uns, um Natur-Mensch-Gesellschaft-Themen (NMG) zu erarbeiten, Elterninforma-tionen zu schreiben, die kommende Zeit zu planen. Bei der Arbeit habe ich viel Kontakt zu meinen Lehrerkolle-ginnen und -kollegen, zu den Oberstu-fenlehrpersonen, Schulpflege, Eltern, Therapeuten und Therapeutinnen so-wie mit den Lernenden im ganzen Schulhaus. Die Kommunikation per Mail ist dabei auch ein wichtiges Mit-tel. Mit den Eltern kommuniziere ich oft über das Kontaktheft oder das Lernbegleitinstrument, in welches ich wöchentlich einen persönlichen Kom-mentar zum Kind schreibe.

KREATIVITÄT UND EIGENER GESTALTUNGSSPIELRAUMAn meinem Beruf schätze ich, dass ich kreativ sein kann und der Beruf so vielseitig ist. Ich kann Ideen verwirk-lichen, relativ selbstständig und flexi-bel arbeiten wie auch entscheiden. Zudem habe ich viel frei verfügbare Zeit und kann dann arbeiten und vor-bereiten, wann ich möchte. Wenn mei-ne Kinder Ferien haben, habe ich auch unterrichtsfreie Zeit. Jedes Jahr betreue ich eine/n PH-Studierende/n im dritten Semester. Es ist bereichernd und interessant, einen jungen Menschen auf dem Be-rufsweg zu begleiten, meine Erfahrun-gen weiterzugeben und neue Inputs zu erhalten.

GEMEINSAME WERTE, BEZIEHUNGS-ARBEIT, SELBSTGESTEUERTES LERNENBesonders wichtig ist mir, zu meinen SuS eine gute Beziehung zu haben und mit den Eltern an einem Strick zu zie-hen. Dabei steht der anständige und wertschätzende Umgang miteinander im Zentrum. Mein Ziel ist es, die SuS möglichst gut auf die Oberstufe und auf das Leben vorzubereiten. Dabei sind die Noten nicht das Wichtigste. An mich stelle ich den Anspruch, dass der Unterricht gut, lernzielorientiert, handelnd und spannend vorbereitet ist. So bemühe ich mich, die SuS dort abzuholen und zu fördern, wo sie es brauchen – so füh-len sie sich wohl und können ihr Poten-zial entfalten. Sie sollen möglichst

selber wollen, also weg vom fremdge-steuerten hin zum selbstgesteuerten Lernen. SuS, die wollen, lernen einfa-cher und effizienter, so zeigt es meine Erfahrung. Dazu gehört auch, die Ar-beiten selber einteilen und die Woche planen zu lernen.

SICH ABGRENZEN, ABER OFFEN UND NEUGIERIG SEINEs ist eine grosse Herausforderung, allen gerecht zu werden, da jedes Kind einen ‹Rucksack› mit sich herumträgt. Es gelingt mir nicht immer, mich ab-zugrenzen und die Probleme in der Schule zu lassen. Wenn es den SuS nicht gut geht, belastet mich das. Als

«Das Wichtigste am Lehrer-beruf ist die Freude an der Arbeit mit den Kindern. Im Studium lernt man viel Theoretisches, im Schulall-tag zählt aber der gesunde Menschenverstand ebenso viel.»

schwierig empfinde ich auch, wenn die Eltern ihr Kind falsch einschätzen und die Probleme nicht anerkennen. Dann ist es schlecht möglich, am gleichen Strick zu ziehen und für das Kind eine optimale Lösung zu finden. Wenn ich merke, dass ich einem Kind nicht hel-fen kann, empfinde ich es als schwie-rig. Eine grosse Herausforderung stel-len auch die Einflüsse der digitalen Medien dar, denn die Kinder sind oft schlecht geschützt. An die Schule wer-den hohe Ansprüche gestellt und als Lehrperson muss ich oft auch Erzie-hungsaufgaben übernehmen.Das Wichtigste am Lehrerberuf ist die Freude an der Arbeit, mit den Kin-dern. Mit jedem Erfahrungsjahr wird der Alltag im Job einfacher. Im Stu-dium lernt man viel Theoretisches, im Alltag zählt aber der gesunde Men-schenverstand ebenso viel. Wichtig ist, dass man die Kinder ‹gern› hat und möglichst versucht, das Positive zu se-hen und darauf aufzubauen. Ich versu-che, jeden Tag wieder von Neuem in Angriff zu nehmen, mich gut zu erho-len und mir Freiräume zu schaffen.

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PERSPEKTIVEN | Unterricht Volksschule

68 Beruf

Der Beruf ist anstrengend und ver-langt viel von einem. Ich empfehle al-len, sich möglichst positiv auf Neue-rungen im Beruf einzustellen und sich ständig weiterzubilden. Dies ist mir sehr wichtig, denn ich kann in meinem Beruf nicht stehen bleiben und muss mich stets weiter entwickeln, da sich die Kinder und ihre Bedürfnisse auch ständig verändern. Als wichtige Kom-petenzen empfinde ich, Verständnis für andere Personen zu haben, auf an-dere Menschen eingehen zu können, nicht nur schwarz oder weiss zu sehen, trotzdem eine klare Linie zu haben, kommunizieren zu können, teamfähig zu sein und die Meinung von anderen zulassen zu können.

RÜCKBLICKDen Einstieg in den Berufsalltag habe ich als anstrengende und lehrreiche Zeit in Erinnerung. Als Junglehrper-son muss man sich den Respekt von SuS und Eltern verdienen. Es ist wich-tig, von einem guten Team gestützt und gestärkt zu werden. Dass ich sel-ber Kinder habe und die Schulzeit mei-

ner Kinder miterleben durfte, war für mich als Lehrperson eine Bereiche-rung und hat mich viel gelehrt. Ich kann mich besser in die Eltern hinein-fühlen.Zu Beginn habe ich acht Jahre Vollzeit unterrichtet, dann eine Familienpause von fünf Jahren gemacht. In dieser Zeit habe ich in der Administration und Buchhaltung gearbeitet. Langsam

«Die Schule wird in den nächsten Jahren noch mehr digitalisiert, was ich nicht als schlecht erachte, aber als grosse Herausforderung sehe.»

kamen wieder Stellvertretungen dazu. Während rund dreier Jahre unterrich-tete ich via Spitalschule im Heimun-terricht eine krebskranke Schülerin. In dieser Zeit merkte ich, wie gerne ich als Lehrerin arbeitete. Eines Tages bekam ich dann eine Anfrage, ob ich in einer Pensenteilung mit einer Ar-

PorträtDiana Abegglen

beitskollegin von früher arbeiten möchte. Daraus wurde eine Anstel-lung als Klassenlehrperson in einem Pensum von 60 bis 70 Prozent, je nach Klassengrösse. Ich arbeite inzwischen also wieder an der Schule, in der ich meine berufliche Laufbahn angefan-gen habe und fühle mich dort noch immer sehr wohl. Der Lehrkörper ver-ändert sich immer wieder, es kommen neue, junge Lehrpersonen dazu – das gefällt mir sehr.

AUSBLICKIch denke, dass die Schule in den nächsten Jahren noch mehr digitali-siert wird, was ich nicht als schlecht erachte, aber als grosse Herausforde-rung sehe. Das Unterrichten und der Umgang mit den SuS bereitet mir noch immer viel Freude. Dennoch habe ich in den letz-ten Jahren immer wieder an Aus- und Weiterbildungen im pädagogischen und kaufmännischen Bereich herum-studiert. Ich kann mir sehr gut vor-stellen, noch einige Jahre als Lehrper-son zu arbeiten, würde aber gerne nochmals in einer Spitalschule unter-richten. Meine Arbeit im Büro möchte ich als Ausgleich beibehalten, aber nicht weiter ausbauen. Rückblickend würde ich noch einmal den gleichen Beruf wählen.»

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69Beruf

Unterricht Volksschule | PERSPEKTIVEN

Nach der Arbeitserfahrung hinter der Theke absolvierte Manuel Diem (28) eine Musikausbildung, bevor er sich für die Lehrerausbildung entschied. Mit Unterrichten begann er bereits während des Studiums. Es gelang ihm,

Manuel Diem, Lehrer an der Sekundarschule Pratteln (BL)

MEINE SCHÜLERINNEN UND SCHÜLER BEI DER ZIELERREICHUNG UNTERSTÜTZEN

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Beruf

PERSPEKTIVEN | Unterricht Volksschule

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das Studium und die praktische Arbeit drei Jahre lang erfolgreich zu kombinieren und gar lustvoll zu verknüpfen.

«Ich unterrichte die Fächer Deutsch, Mu-sik, Hauswirtschaft und bin zusätzlich in Spezialfunktionen wie Lehrplanarbeit, Steuergruppe sowie Konventvorstand tä-tig. Im Moment bereite ich im Deutschun-terricht eine Unterrichtseinheit zum Thema ‹Geschichten schreiben› vor, im Musikunterricht beschäf tigen wir uns aktuell mit dem Ukulelenspiel und in der Hauswirtschaft mit Schulden, Steuern und der Krankenkasse.

ZUFALL BERUFSEINSTIEGBereits während des Studiums konnte ich an der Sekundarschule Pratteln zehn Lektionen in Musik unterrichten. Das war sehr spannend, da ich Theorie und Praxis gut verknüpfen konnte. Auch das Praktikum konnte ich in der eige-nen Klasse machen. Ein Coach an mei-ner Seite half mir beim Einstieg in die Arbeitswelt. Nach drei Jahren Arbeit und Theorie habe ich das Studium dann beendet und erhielt eine Festanstellung.

DER FERIENMYTHOSIch arbeite mit 20 Unterrichtslektionen in einem Pensum von 73 Prozent und stehe somit zirka die Hälfte meiner ge-samten Arbeitszeit vor der Klasse. Da-neben stehen an der Schule viele weite-re Termine an wie Zusammenarbeit in Fachschaften und Unterrichtsteams, Steuergruppensitzungen, interne Wei-terbildungen, Elterngespräche, Vorbe-reitungssitzungen für Lager und Ver-anstaltungen und vieles mehr. Vor be- reitungs- und Korrekturarbeiten erle-dige ich meist zu Hause; andere arbei-ten lieber ausschliesslich in der Schule. Aber ich plane am Sonntagmorgen ger-ne die nächsten Stunden und schreibe ein paar Mails – zu Hause und noch im Pyjama. In einem Teilzeitpensum ist es möglich, während der Unterrichtszeit so viel zu arbeiten, dass in der unterrichtsfreien Zeit mehr Ferien- respek tive freie Tage übrigbleiben als in an deren Berufen. Ich mache quasi Überstunden und kann mich dann zu anderen Zeiten entlasten. In den kommenden Sommer ferien wer-

de ich zum Beispiel in der ers ten Woche eine Weiterbildung machen, die zweite bis vierte Woche mache ich Ferien und in der fünften und sechsten bereite ich das nächste Schuljahr vor.Grundsätzlich bin ich an vier Wochen-tagen an der Schule, der fünfte ist mein Vatertag. Wir haben ein kleines Kind und da mir mein Anteil an der Betreu-ung sehr wichtig ist, arbeite ich in einem Teilzeitpensum. Dennoch gibt es Pha-sen, in denen arbeite ich sieben Tage.

SONNEN- UND SCHATTENSEITENMein Beruf ist sehr abwechslungsreich – im Besonderen mit diesen drei völlig verschiedenen Fächern! Meine Schülerin-nen und Schüler sind mir besonders wich-tig. Ich möchte sie fachlich und mensch-lich abholen können und hoffe, dass sie mit meiner Unterstützung die Ziele errei-chen. Ausserdem ist mir das Arbeitskli-ma mit Kolleginnen und Kollegen und auch den Vorgesetzten wichtig. In diesem Beruf bekommt man sehr wenig Aner-kennung – die Schülerinnen und Schüler können da gnadenlos sein. So kann es gut sein, dass ich mich eine Woche an die Ar-beit setze und als Rückmeldung von den Schülerinnen und Schülern kommt: ‹Ou nääi, müen mir das wirklich mache?› Herausfordernd für mich ist der Um-gang mit disziplinarischen Problemen. Ich spiele einfach nicht gerne diese har-te, belehrende Rolle, auch wenn ich sie bestens ausfüllen kann. Ein weiteres grosses Thema ist der ständige Wandel in der Schule. Aktuell wird der Lehrplan 21 eingeführt und damit verändert sich besonders mein Fach Hauswirtschaft stark. Solche Ver-änderungen wird es bis zu meiner Pen-sionierung immer wieder geben. Du bist selber dafür verantwortlich, ob du eine gute Lehrperson wirst, bist und bleibst! Man muss gerne unterrichten, geduldig sein, ein gewisses Mass an Empathie haben. Zusätzlich muss man sich bewusst sein, dass man im Tages-geschäft für seine Arbeit nicht gelobt wird und dies sollte einen nicht stören. Zudem sollte man vom Typ her vor Leu-ten sprechen können.

MUSISCHEM RAUM UND ZEIT LASSENNach der Matura habe ich zuerst zwei Jahre hinter dem Tresen gestanden. Ich

wusste nicht recht wohin mit mir und entschied mich deshalb, einfach das zu tun, worauf ich wirklich Lust hatte. Also ging ich nach Nürnberg und absolvierte eine Musikausbildung mit Jazzgesang. Danach war für mich dann der Abstand zur Schule gross genug, sodass ich mich zu meinem Wunsch, Sekundarlehrer zu werden, bekennen konnte. Meine Lehr-personen haben mir früher schon ge-sagt, dass ich Lehrer werden solle. Viel-leicht war es also schon länger klar, als es mir bewusst war.Ich bin froh, dass ich auch etwas anderes sehen konnte und nicht nur in der Insti-tution Schule gelebt habe. Auch fachlich konnte ich sehr von der Musikausbil-dung profitieren und freue mich heute immer wieder über meine solide Fach-kompetenz in diesem Bereich.

HERAUSFORDERUNG PUBERTIERENDE?Ich denke, dass ein gesunder Respekt vor der Arbeit mit Pubertierenden nicht falsch ist. Es ist aber sehr spannend, mit Jugendlichen zu arbeiten. Das Wichtigste für mich ist die zwischen-menschliche Beziehung. Am anstren-gendsten empfinde ich den Start mit einer neuen Klasse, aber irgendwann rollt der Stein. Man muss sich immer weniger mit disziplinarischen Mass-nahmen auseinandersetzen, konzent-riert sich auf den Stoff und kann zwi-schendrin auch mal lachen. Wenn ich zurückblicke, wann ich die letzten drei Mal richtig Tränen gelacht habe, war dies im Schulzimmer! Meine Schüler/innen haben mir zur Hochzeit eine mehrstöckige Torte gebacken oder fragen morgens, wenn ich Augenringe habe, ob meine Tochter diese Nacht wie der nicht schlafen konnte und sagen mir, dass ich eine ‹stabile› Frisur habe, wenn ich beim Coiffeur war.

AUSBLICKMeine aktuelle Stelle wird mich wohl noch eine Weile ausfüllen. Später wür-de es mich vielleicht reizen, noch mehr mit Fremdsprachigen zu arbeiten, z.B. mit einer Integrations- und Berufsvor-bereitungsklasse.»

PorträtDiana Abegglen

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71Beruf

Unterricht Volksschule | PERSPEKTIVEN

Regula Büchmeier (52) unterrichtet Kinder aus aller Welt, die neu in die Schweiz gezogen sind. Diese Kinder benötigen nicht nur eine sprachliche Integrationshilfe, sondern auch eine emotional-soziale

Regula Büchmeier, Primarlehrerin und DaZ-Lehrperson, Primarschule Gellert, Basel

SIEBEN BIS ZWÖLFJÄHRIGE AUS ZWÖLF NATIONEN LERNEN GEMEINSAM DEUTSCH

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72 Beruf

PERSPEKTIVEN | Unterricht Volksschule

Starthilfe und eine längerfristige Begleitung. Um diese Aufgabe wahrnehmen zu können, hat die Primarlehrerin eine Zusatzaus-bildung als Lehrperson für Deutsch als Zweitsprache (DaZ) absolviert.

Bereits vor Jahren, als der DaZ-Unter-richt noch gar kein Thema war, hatte Regula Büchmeier Kinder in ihrer Klasse, die neu in der Schweiz waren und noch kein Deutsch sprachen. Für diese Kinder gestaltete sie den Unterricht anders, und es zeigte sich rasch, dass damit – auch für einen Teil der Regelklassenkinder – sehr gute sprachliche Lernergebnisse erzielt

«Zuerst unterrichte ich die Kinder fächerübergreifend, bis sie genügend Deutsch-kenntnisse haben, um eine Regelklasse in unserem Schulhaus teilintegriert zu besuchen.»

werden konnten. Heute ist sie DaZ-Klassenlehrperson und unterrichtet Schülerinnen und Schüler der 1. bis 6. Klasse.

FAMILIEN AUS ALLER WELT «Aus unterschiedlichsten Gründen zie-hen Familien in die Schweiz. Ich bin an unserer Schule eine der ersten Kon-taktpersonen für solche Familien. Nach einem ersten Aufnahmegespräch mit den zugezogenen Familien unter-richte und begleite ich Schülerinnen und Schüler ohne jegliche Deutsch-kenntnisse und gebe ihnen den An-fangs- und Aufbauunterricht. Zu Beginn unterrichte ich sie fächerüber-greifend, bis sie genügend Deutsch-kenntnisse haben, um eine Regelklas-se in unserem Schulhaus teilintegriert zu besuchen. Danach kommen sie noch für das Fach Deutsch und andere sprachlastige Fächer wie zum Beispiel Natur-Mensch-Gesellschaft zu mir in den Unterricht. Alle diese Kinder haben den gleichen Ausgangspunkt. Sie sprechen unter-schiedliche Sprachen und haben das

Ziel, Deutsch zu lernen. Manche der Kinder sind durch verschiedenste Erlebnisse des Landeswechsels trau-matisiert. Traurige, traumatisierte Kinder aus ihrer Problemwelt heraus-zuholen, ist sehr schwer und braucht viel Fingerspitzengefühl. Als DaZ-Lehrperson muss ich mich darauf ein-stellen und sowohl die Sozialformen des Unterrichtes als auch die pädago-gische Haltung und praktische Unter-richtsumsetzung individuell den Schü-lerinnen und Schülern anpassen. Wenn die Kinder über ihre kleinen und grossen Leistungserfolge glück-lich sind, bin auch ich glücklich.

BUNTGEMISCHTE KLASSE UND INTENSIVE ELTERNARBEITZurzeit unterrichte ich 18 Schülerin-nen und Schüler im Alter zwischen sieben und zwölf Jahren. Sie kommen aus Portugal, Spanien, Frankreich, Dänemark, Ägypten, Mazedonien, Ru-mänien, Serbien, Brasilien, Tadschikis-tan, der Dominikanischen Republik und der Türkei. Nicht immer sind alle Schülerinnen und Schüler gleichzeitig in der Klasse, einige von ihnen besu-chen bereits für gewisse Stunden eine Regelklasse. Intensive Einzel- und Kleingruppenfördersettings unter-stützen zusätzlich das Lernergebnis. Deshalb bin ich froh, dass ich eine Stellenpartnerin für zehn Lektionen habe und im Teamteaching von einer Vorpraktikantin sowie für vier Lekti-onen von einer Seniorin unterstützt werde. Wir tauschen uns regelmässig aus. Zudem haben wir den ergänzen-den Austausch mit den Regelklassen-lehrpersonen und anderen Lehrperso-nen. Die Elternarbeit ist für mich sehr zen-tral und notwendig. Fühlen sich die Eltern wohl, geht es auch meist den Kindern gut. Deshalb finden regel-mässige Gespräche statt. Wenn DaZ-Familien einverstanden sind, besu-chen wir sie zu Hause als Klasse zu einem Znüni. Bisher habe ich damit gute Erfahrungen gemacht. Ich feiere gerne mit den Kindern und ihren Fa-milien. Dies bringt alle Nationen zu-sammen und tut den Kindern und uns als Lehrpersonen sehr gut. Mindes-tens viermal pro Jahr organisieren wir

deshalb ein DaZ-Fest, bei dem die Kin-der Erlerntes wie zum Beispiel Thea-ter, Gedichte, Tänze oder Lieder den Familien vorführen. Das Buffet der Eltern bietet Gaumenfreuden aus aller Welt. Die Dankbarkeit und Offenheit der Kinder und Eltern rühren mich besonders. Tradition haben auch unse-re Schulübernachtungen. Solche Akti-vitäten geben der Klasse einen guten Zusammenhalt.

SPRACHFÖRDERUNG MIT BILDERN, HANDLUNGEN UND BEWEGUNGEN Der Unterricht ist niveauorientiert auf das einzelne Kind ausgerichtet. Die Sprache mit Handlung und Bewegung zu verknüpfen, ist dabei unabdingbar. Lernumgebungen werden geschaffen, um Alltagshandlungen verbal umset-zen zu lernen. Die Handlung wird zu-nächst in Sprache und anschliessend ins Schriftbild übertragen. Theater, Lieder, Tanz, Bewegungs-abläufe in den Lernumgebungen (Rollenspiele) und Bildmaterialien er-öffnen den Kindern auf unterschied-lichste Art und Weise den Zugang zur Spracherfassung und Anwendung in unserem Land. Bewährte DaZ-Lehr-mittel begleiten die Kinder zusätzlich in ihrem sprachlichen Aufbau.

UNTERSCHIEDE ZU EINER REGELKLASSE Der Unterschied zum Unterrichten in einer Regelklasse zeigt sich in ver-schiedenen Dingen: In einer DaZ-

«Eines meiner grössten Ziele ist, dass die Schülerinnen und Schüler durch den DaZ-Unterricht Mut und Selbstvertrauen fassen und sich trauen, auch ausserhalb des geschützten DaZ-Klas-sen verbandes selbst bewusst vor anderen Kindern und Lehrpersonen zu sprechen.»

Klasse hat man meist eine grössere Alters- und Niveau-Spanne. Es ist eineHerausforderung, die Schülerinnen und Schüler in ihren jeweiligen Niveaus abzuholen und sie an die ge-

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73Beruf

Unterricht Volksschule | PERSPEKTIVEN

wünschten Anforderungen der Regel-klassen heranzuführen.Wegen der Altersdurchmischung ist es bei uns fast wie in einer Dorfschule. Zudem variieren die Schülerinnen- und Schülerzahlen von Lektion zu Lektion, es sind immer wieder andere Kinder im Unterricht dabei. Der Grund dafür sind die unterschiedli-chen Integrationsstunden in die zu-künftigen Regelklassen. In Zusammen-arbeit mit den Regelklassenlehrper- sonen und mit Hilfe diverser Tests zur Sprachstanderfassung werden die ent-sprechenden Übergänge vom DaZ-Un-ter richt in die Regelklasse mit ent-sprechenden Lektionenzahlen für die Schülerinnen und Schüler ausgewer-tet und entschieden.

MUT UND SELBSTVERTRAUEN FÜR DIE NEUE SPRACHEDer Unterrichtsablauf ist in jeder Lek-tion ähnlich. Es gibt gruppendynami-sche Settings, Gruppen- und Paarar-beiten sowie Einzelarbeiten. An jedem

Tag sind die Schülerinnen und Schüler aufgefordert, alleine etwas vor der Klasse zu präsentieren. Es wird für sie zur Normalität. So verlieren sie die Angst davor, exponiert zu sein, und sie trainieren ihre Aussprache und Arti-kulation. Eines meiner grössten Ziele für die Schülerinnen und Schüler ne-ben dem Deutschlernen ist, dass sie durch den DaZ-Unterricht Mut und Selbstvertrauen fassen. So trauen sie sich, auch ausserhalb des geschützten DaZ-Klassenverbandes selbstbewusst vor anderen Kindern und Lehrperso-nen zu sprechen.

FÜR DIE ZUKUNFT…Es ist wahrscheinlich, dass auch in Zukunft viele Familien mit Migra-tionshintergrund zu uns gelangen und wir deshalb mit ausreichenden Res-sourcen ausgerüstet sein sollten. Auf-grund der allgemeinen Sparmass-nahmen im Schulwesen gab es bereits empfindliche Kürzungen, auch im DaZ-Bereich. Ich hoffe, dass die

Not wendigkeit gesehen wird, für das Unterrichten dieser Kinder mehr fi-nanzielle Absicherungen und Stun-denzusprachen zu erhalten.»

PorträtNathalie Bucher

Voraussetzung für eine gelungene schulische Integration ist das Erlernen der hiesigen Sprache im DaZ-Unterricht.

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PERSPEKTIVEN | Unterricht Volksschule

Matthias Henke (42) wollte seit seiner eigenen Primarschulzeit Primarlehrer werden. Nach vielen Jahren im Beruf ist er heute als Schulleiter einer Primarstufe in Basel tätig. «Als Primarlehrer habe ich mehrere Klassen vom ersten bis zum vierten Schuljahr begleitet. Dabei wurde es mir nie langweilig, im Gegenteil: Ich

Matthias Henke, Schulleiter Primarstufe Sevogel, Basel

SCHULLEITER, KRISENMANAGER UND FEUERWEHRMANN

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Unterricht Volksschule | PERSPEKTIVEN

konnte reflektieren, was gut war und was funktionierte und wo ich etwas anpassen oder ganz neu angehen musste. Zudem ist jede Klasse etwas ganz Neues. Das war stets spannend.»

«Für den Beruf als Primarlehrperson braucht es Freude am Umgang mit Kindern und Erwachsenen sowie am Vermitteln von Fertigkeiten und Wissen. Ausserdem sollte man gerne in einem Team arbeiten, denn den Einzelkämpfer gibt es nicht mehr. Nötig sind zudem Flexibilität, Bereit-schaft zur dauernden Weiterbildung und Begeisterungsfähigkeit. Da eine Primar lehrperson als Generalistin bzw. Generalist arbeitet und fast alle Fächer unterrichtet, ist vielseitiges Interesse verlangt. Eine weitere Vo-raussetzung ist die hohe Arbeitsbe-reitschaft: Als Lehrperson ist man nicht nur am Unterrichten, sondern führt auch Auf führungen, Lager, Projektwochen, Elternabende und

«Als Lehrperson ist man nicht nur am Unterrichten, sondern hat viele Aufgaben, die meist ausserhalb der regulären Arbeitszeit zu erledigen sind.»

-gespräche durch oder hat Bera-tungsgespräche und arbeitet mit ex-ternen Organisationen zusammen. All diese Aufgaben sind meist ausser-halb der regulären Arbeitszeit zu er-ledigen.

VOM PRIMARLEHRER ÜBER DEN SCHULHAUSLEITER ZUM SCHULLEITERZu meiner Funktion als Schulhauslei-ter kam ich etwas abrupt. Zum Glück war diese Aufgabe damals noch nicht ganz so herausfordernd wie heute. Somit bin ich langsam in die Funkti-on hineingewachsen und habe die Entwicklung von der Schulhaus- zur Schulleitung praktisch miterlebt. Ausserdem habe ich eine zweijährige berufsbegleitende Ausbildung zum Schulleiter absolviert.

KONFLIKTLÖSUNG, PERSONAL-PLANUNG, KLASSENEINTEILUNGENEinen typischen Arbeitstag kenne ich nicht. Jeder Tag ist anders, und das macht diesen Beruf für mich auch so spannend. Meine Aufgaben als Schul-leiter sind unglaublich vielseitig: Personalplanung und -führung, Er-

«Meine Aufgaben als Schul-leiter sind unglaublich viel-seitig und oftmals bin ich einfach Krisenmanager und Feuerwehrmann.»

stellen und Ent wickeln des Schul-programms, Schuljahresplanung, Un-terrichtsbesuche, Umsetzung von HarmoS-Vorgaben, Budgetverantwor-tung, Organisation von Weiterbildun-gen, Klassenbildung und Kinderzu-teilungen, Ressourcenverteilung für Kinder mit zusätzlichem Förderbe-darf, Beratung für Lehrpersonen und Eltern, Vermittlung bei Konflikten, administrative Aufgaben, Festlegung der pädagogischen Ausrichtung, Sit-zungsleitung, Planung und Leitung von Konferenzen, Mitarbeit in Ar-beitsgruppen und Gremien, Zusam-menarbeit mit den unterschiedlichs-ten Diensten, Verantwortung für das Pensenlegen, Schulraumverteilung –

und oftmals einfach Krisenmanager und Feuerwehrmann.

BEZUG ZU DEN KINDERN UND ZUM UNTERRICHTEN BEIBEHALTENDa ich noch mit einem Kleinstpen-sum von fünf Wochenlektionen unter-richte, habe ich immer noch den di-rekten Kontakt zu den Kindern – auch wenn er sicherlich nicht mehr so in-tensiv wie früher ist. Ausserdem hal-te ich regelmässig Unterrichtsbesu-che ab, so sind mir die Kinder nach wie vor vertraut.»

PorträtNathalie Bucher

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Unterricht Volksschule | PERSPEKTIVEN

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PERSPEKTIVEN | Unterricht Volksschule

Inserate

Ausbildungsgänge für – Kindergarten – Kindergarten-Unterstufe – Primarstufe – Quereinstieg Primarstufe

praxisnah – individuell – innovativ

Institut Unterstrass an der PH ZürichSeminarstrasse 29, 8057 Zürich043 255 13 53www.unterstrass.edu

Werde Lehrerin /  LehrerPädagogische Hochschule Zürich. Direkt beim Hauptbahnhof.

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Unterricht Volksschule | PERSPEKTIVEN

79Inserat

STUDIEREN IN BERNDie PHBern bildet Lehrpersonen aller Stufen aus. Wegweisend – kompetent – praxisorientiert.

− Vorschulstufe und Primarstufe (Bachelorstudien gang)− Sekundarstufe I (Masterstudiengang)− Sekundarstufe II (Lehrdiplom)− Schulische Heilpädagogik (Masterstudiengang)

Detaillierte Informationen unter:www.phbern.ch/studiengaenge

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ADRESSEN, TIPPS UND WEITERE INFORMATIONEN

SERVICE

STUDIERENwww.berufsberatung.chDas Internetangebot des SDBB (Schweizerisches Dienstleistungs-zentrum Berufsbildung, Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung) ist das Portal für Berufswahl, Studium und Laufbahnfragen. Eine umfangreiche Dokumentation sämtlicher Studienrichtungen an Schweizer Hochschulen, Informationen zu Weiterbildungsange-boten und zu den Berufsmöglichkeiten nach einem Studium.

www.swissuniversities.chDas Internet-Portal von swissuniversities, der neuen Rektoren-konferenz der Schweizer Hochschulen (Universitäre Hochschulen, Fachhochschulen und Pädagogische Hochschulen). Allgemeine Informationen zum Studium in der Schweiz und zu Anerken-nungs- und Mobilitätsfragen sowie die Konkordanzliste zur Durchlässigkeit der Hochschultypen.www.studyprogrammes.chBachelor- und Masterstudienprogramme aller Hochschulen. www.swissuniversities.ch/de/services/studieren-im-ausland Allgemeine Informationen zu einem Auslandsemester, einem Studium oder Praktikum im Ausland mit umfangreicher Linkliste zu Ländern auf der ganzen Welt.

Studium in Sicht – Studienrichtungen und Berufsperspektiven, SDBB Verlag

Universitäre Hochschulenwww.unibas.ch: Universität Baselwww.unibe.ch: Universität Bernwww.unifr.ch: Universität Freiburgwww.unige.ch: Université de Genèvewww.ep�.ch: Ecole Polytechnique Fédérale de Lausannewww.unil.ch: Université de Lausannewww.unilu.ch: Universität Luzernwww.unine.ch: Université de Neuchâtelwww.unisg.ch: Universität St. Gallenwww.usi.ch: Università della Svizzera italianawww.ethz.ch: Eidgenössische Technische Hochschule Zürichwww.uzh.ch: Universität Zürichwww.fernuni.ch: Universitäre Fernstudien der Schweiz

Fachhochschulenwww.bfh.ch: Berner Fachhochschule BFH www.hslu.ch: Hochschule Luzern HSLUwww.fhnw.ch: Fachhochschule Nordwestschweiz FHNWwww.fho.ch: Fachhochschule Ostschweiz FHOwww.hes-so.ch: Haute Ecole Spécialisée de Suisse occidentale HES-SOwww.supsi.ch: Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana SUPSIwww.zfh.ch: Zürcher Fachhochschule ZFH www.fernfachhochschule.ch: Fernfachhochschule Schweizwww.kalaidos-fh.ch: Fachhochschule Kalaidos FH Zürich

Weiterbildungsangebote nach dem Studiumwww.swissuni.chwww.berufsberatung.ch/weiterbildung

PERSPEKTIVEN | Unterricht Volksschule

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81Service

Informationsveranstaltungen zum StudiumDie Schweizer Hochschulen bieten jedes Jahr Informations- veranstaltungen für Studieninteressierte an. Dabei erfahren Sie Genaueres über Anmeldung, Zulassung und Studienaufbau. Ebenso lernen Sie einzelne Dozentinnen und Dozenten (man-cherorts auch Studentinnen und Studenten) sowie die Örtlich-keiten kennen. Die aktuellen Daten �nden sich auf den Websites der Hochschulen und Fachhochschulen bzw. unter www.swissuniversities.ch.

Vorlesungsverzeichnisse, Wegleitungen, VorlesungsbesucheDie Ausbildungsinstitutionen bieten selbst eine Vielzahl von Informationen an. Schauen Sie sich mal ein kommentiertes Vorlesungsverzeichnis (auf den meisten Internetseiten der einzelnen Institute zugänglich) des gewünschten Fachbereichs an, konsultieren Sie Wegleitungen und Studienpläne oder besuchen Sie doch einfach mal eine Vorlesung, um ein wenig Uniluft zu schnuppern.

Noch Fragen?Bei Unsicherheiten in Bezug auf Studieninhalte oder Studien-organisation fragen Sie am besten direkt bei der Studienfach-beratung der jeweiligen Universität nach. Vereinbaren Sie einen Besprechungstermin oder stellen Sie Ihre Fragen per E-Mail. Dies ist auch schon vor Aufnahme des Studiums möglich. Die verantwortliche Person beantwortet Unklarheiten, die im Zusammenhang mit dem Studium auftreten können. Für Studienanfängerinnen und Studienanfänger führen viele Universitäten Erstsemestrigentage durch. Bei dieser Gelegenheit können Sie Ihr Studienfach sowie Ihr Institut kennenlernen.

Berufs-, Studien- und LaufbahnberatungDie Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung Ihrer Region berät Sie in allen Fragen rund um Ihre Studien- und Berufswahl bzw. zu Ihren Laufbahnmöglichkeiten. Die Adresse der für Sie zuständi-gen Berufs-, Studien- und Laufbahnberatungsstelle �nden Sie auf folgender Internet-Seite: www.adressen.sdbb.ch.

Antworten �nden – Fragen stellenAuf www.berufsberatung.ch/forum sind viele Antworten zur Studienwahl zu �nden. Es können dort auch Fragen gestellt werden.

FACHGEBIET

ÜBERGREIFENDES

www.berufsberatung.ch > Aus- und Weiterbildung > Hoch-schulen > Studiengebiete > Unterricht, Pädagogische Berufe: Informationen zu Studiengängen im Bereich Unterricht und Pädagogische Berufe sowie zu Berufsfeld und Arbeitsmarkt.

VORAUSSETZUNGEN FÜR STUDIUM UND BERUF

www.cct-switzerland.ch: Selbsterkundungs-Verfahren zur Klärung der persönlichen Eignung für das Studium und für den Lehrerinnen- und Lehrerberuf sowie Reportagen aus dem Leben von Studierenden und Lehrkräften.

www.didaktische-ausbildung.ethz.ch/�t: Online-Fragebogen zur Einschätzung der Frage: Bin ich �t für den Lehrerberuf?

www.self.mzl.lmu.de: Selbsterkundung zum Lehrberuf mit jeweils drei bis vier Minuten langen Kurz�lmen, welche realitäts-nahe Einblicke in den Schulalltag geben und Anforderungen des Lehrberufes veranschau lichen.

STUDIUM

www.edk.ch > Bildungssystem CH > Lehrerin, Lehrer werden: Website der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erzie-hungsdirektoren EDK mit Informationen u.a. zu den Institutionen der Lehrer/innenbildung, den Zulassungsbedingungen, zum Inhalt der Ausbildung und der Dauer des Studiums.

www.swissuniversities.ch > Services > Zulassung zur PH: Website der Schweizerischen Konferenz der Rektorinnen und Rektoren der Pädagogischen Hochschulen mit einem Überblick über die Zulassungsbedingungen und das Studienangebot der Pädagogischen Hochschulen in der Schweiz.

BERUF

www.zukunftschule.ch: Für potenzielle Studierende sowie Lehr personen im Berufswahlunterricht mit einer Fülle an Porträts.

www.lch.ch: Dachorganisation der Lehrerinnen und Lehrer Schweiz, setzt sich für die Bedürfnisse der Lehrpersonen ein.

www.unterstufenlehrer.ch: Infos für Männer, die sich für die Be - rufe Kindergärtner und Unterstufenlehrer interessieren, u.a. mit Schnupperangeboten und Video-Porträts von Unterstufenlehrern.

Lehrer/in Kindergarten, Primarstufe, Sekundarstufe I. Faltblatt, SDBB Verlag (2013)

Bildung und Unterricht – Schule und Ausbildung, Erwachsenen-bildung und Kurswesen. Heftreihe «Chancen: Weiterbildung und Laufbahn», SDBB Verlag (2017)

Berner, H. & Isler, R. (2009). Immer noch Lehrer – Portraits und Essays. Haupt Verlag, Bern, Stuttgart, München

Schulbesuch. Wie Lehrerinnen und Lehrer heute unterrichten. 14 Porträts. Lanfranchi, C., Tanner, K., Schnyder A. & Boutellier, A. (2010). Limmat Verlag, Zürich

ARBEITSMARKT

http://job.educa.ch/de: Stellenvermittlung

www.d-edk.ch/lohndatenerhebung: Löhne

www.educationsuisse.ch/de/home > Auslandsschulen: Schweizer Schulen im Ausland

Unterricht Volksschule | PERSPEKTIVEN

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Die Heftreihe «Perspektiven» vermittelt einen vertieften Einblick in die verschiedenen Studienmöglichkeiten an Schweizer Universitäten und Fachhochschulen. Die Hefte können zum Preis von 20 Franken unter www.shop.sdbb.ch bezogen werden oder liegen in jedem BIZ sowie weiteren Studien- und Laufbahnberatungsinstitutionen auf. Weiterführende, vertiefte Informationen �nden Sie auch unter www.berufsberatung.ch/studium.

2016 | Informatik, Wirtschaftsinformatik

2016 | Theologie und Religionswissenschaft

2015 | Kunst

2015 | Pharmazeutische Wissenschaften

2015 | Internationale Studien

2015 | Germanistik und Nordistik

2015 | Geschichte

2015 | Physik

2015 | Sport- und Bewegungswissen-schaften

2015 | Philosophie

2016 | Soziale Arbeit

2016 | Medien und Information

2016 | Biologie

Überschrift

Bild 224465053 (RM)

Spezielle KonditionenCOPYRIGHTPFLICHTIG

AnlassCalligraphy sample book with Chinese characters, China Day, Duesseldorf, North Rhine-Westphalia, Germany, Europe

LegendeKalligrafie-Musterbuch mit chinesischen Schriftzeichen, Chinatag, Duesseldorf, Nordrhein-Westfalen, Deutschland,Europa | Calligraphy sample book with Chinese characters, China Day, Duesseldorf, North Rhine-Westphalia, Germany,Europe (KEYSTONE/imageBROKER/Karl F. Schoefmann)

RechteKEYSTONE

QuelleimageBROKER

Urheber / FotografKARL F. SCHOEFMANN

Erstellungsdatum20120616

Search results http://www.keystone.ch/bild-disp/search/search.action?ts=0&...

1 von 1 09.12.15 13:18

Überschrift

PERSPEKTIVEN STUDIENRICHTUNGEN UND TÄTIGKEITSFELDER

ASIENWISSENSCHAFTEN UND ORIENTALISTIK

2016 | Asienwissenschaf-ten und Orientalistik

2018 | Geowissen-schaften

2017 | Altertumswissen-schaften

2017 | P�ege, Geburtshilfe

2014 | Musik und Musikwissenschaft

2016 | Medizinische Beratung und Therapie

2016 | Heil- und Sonderpädagogik

2017 | Chemie, Biochemie

2014 | Architektur und Landschaftsarchitektur

2018 | Agrarwissenschaften LebensmittelwissenschaftenWaldwissenschaften

2017 | Interdisziplinäre Naturwissenschaften

2014 | Bau und Planung

2016 | Umweltwissen-schaften

2016 | Tourismus, Hotel Mana gement, Facility Management

2017 | Medizin

2017 | Anglistik

PERSPEKTIVENEDITIONSPROGRAMM

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PERSPEKTIVEN | Unterricht Volksschule

2017 | Soziologie, Politik - wissenschaft, Gender Studies

2017 | Sprachwissenschaft, Vergleichende Literatur- wissenschaft, Angewandte Linguistik

2017 | Theater, Film, Tanz

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IMPRESSUM© 2018, SDBB, Bern. Alle Rechte vorbehalten.

HerausgeberSchweizerisches Dienstleistungszentrum BerufsbildungBerufs-, Studien- und Laufbahnberatung SDBB, Bern, www.sdbb.chDas SDBB ist eine Institution der EDK.

Projektleitung und RedaktionChristof Hegi, René Tellenbach, SDBB

FachredaktionDiana Abegglen und Nathalie Bucher, Studienberatung Basel

FachlektoratJörg Renz, BIZ Berufsberatungs- und Informationszentren Bern

Porträtbilder von Studierenden und BerufsleutenDeter Seeger, Zürich

Bildquellen:Titelbild: Keystone, Gaetan Bally; S. 6, 22, 27, 48: Keystone, Gaetan Bally;S. 8: fotolia; S. 9: wavebreakmedia, Shutterstock.com; S. 10: Keystone, Walter Bieri; S. 12: fotolia; S. 13: Keystone, Uwe Umstaetter; S. 15: www.questanja.org: S. 17: Keystone, Geirguos Kefalas; S. 19: Christine Schwob Meister; S. 20, 21: Therese Grossmann/2015 Schulverlag plus AG; S. 24: PA-Zentralbild Martin Schutt; S. 26: phzh.ch/Cécile Oberholzer (COB); S. 29: Keystone, Lukas Lehmann; S. 50: phzh.ch/Dieter Seeger; S. 52: Keystone: Christian Beutler; S. 54: Keystone Peter Schneider; S. 55: Mauritius Images; S. 56: Elisabeth Real, Photographer; S. 57, 58: Christian Flierl/www.�ierl.ch; S. 59, 60: Bildung Schweiz, Deborah Conversano; S. 62: zemekklos photocase.de; S. 65, 75: Keystone Anthony Annex; S. 68: Keystone, Christian Beutler; S. 73: Keystone; Monika Flückiger

Bilder Studierende: Dominic Büttner

GestaltungskonzeptCynthia Furrer, Zürich

Umsetzung Viviane Wälchli, Zürich

Lithos, DruckKROMER PRINT AG, Lenzburg

Inseratecreativeservice agIm Alten Riet 153, 9494 SchaanTelefon +41 44 515 23 [email protected]

BestellinformationenDie Heftreihe «Perspektiven» ist erhältlich bei:SDBB Vertrieb Industriestrasse 1, 3052 ZollikofenTelefon 0848 999 [email protected], www.shop.sdbb.ch

ArtikelnummerPE1-1035

PreiseEinzelheft CHF 20.– Ab 5 Hefte pro Ausgabe CHF 17.– / HeftAb 10 Hefte pro Ausgabe CHF 16.– / HeftAb 25 Hefte pro Ausgabe CHF 15.– / Heft

Abonnemente1er-Abo (12 Ausgaben pro Jahr)1 Heft pro Ausgabe CHF 17.– / HeftMehrfachabo (ab 5 Heften pro Ausgabe, 12 Hefte pro Jahr) CHF 15.– / Heft

Mit Unterstützung des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation SBFI.

2016 | Elektrotechnik undInformationstechnologie

2015 | Rechtswissen-schaft und Kriminalwissenschaften

2015 | Kunstgeschichte

2015 | Ethnologie und Kulturanthropologie

2015 | Romanistik

2015 | Maschinenbau, Maschineningenieur-wissenschaften

2014 | Slavistik und Osteuropa-Studien

2018 | Unterricht Volksschule

2017 | Psychologie

2017 | Erziehungs-wissenschaft

2017 | Mathematik, Rechnergestützte Wissenschaften

2014 | Design

2016 | Materialwissen-schaft, Nanowissen-schaften, Mikrotechnik

2018 | Veterinärmedizin

«Perspektiven»-HeftreiheDie «Perspektiven»-Heftreihe, produziert ab 2012, erscheint ab dem Jahr 2016 in der 2. Au�age.

Im Jahr 2018 werden folgende Titel herausgegeben:GeowissenschaftenAgrarwissenschaften, Lebensmittelwissenschaften, WaldwissenschaftenVeterinärmedizinUnterricht VolksschuleSlavistik, Osteuropa-StudienDesignBau und PlanungMaschinenbau, MaschineningenieurwissenschaftenRomanistikMusik, MusikwissenschaftGeschichteArchitektur, Landschaftsarchitektur

83Service

2016 | Unterricht Mittel- und Berufsfachschulen

2017 | Wirtschafts-wissenschaften

Unterricht Volksschule | PERSPEKTIVEN

Page 84: PE Unterricht Druck - SDBB...63 Sara Keller, Primarlehrerin 66 Rebecca Schüpbach, Primarlehrerin 69 Manuel Diem, Sekundarlehrer 71 Regula Büchmeier, DaZ-Lehrerin 74 Matthias Henke,

Attraktiver Studienort, hoher Praxisbezug und zahlreiche Wahlmöglichkeiten

weiterbringen.

www.phlu.ch

PH Luzern · Pädagogische Hochschule LuzernPfistergasse 20 · 6000 Luzern 7T +41 (0)41 228 71 11 · [email protected]

Unsere Studiengänge im Überblick:

u Bachelor Kindergarten/Unterstufe

u Bachelor Primarstufe

uMaster Sekundarstufe I

u Master Schulische Heilpädagogik

u Lehrdiplom Sekundarstufe II (Fächer: Geschichte, Sport, Deutsch, Englisch, Französisch, Geografie, Mathematik, Philosophie und Pädagogik/Psychologie)

u Master of Arts Geschichtsdidaktik und öffentliche Geschichtsvermittlung

u Masterstudiengang Fachdidaktik Natur, Mensch, Gesellschaft und Nachhaltige Entwicklung

u Master of Arts in Fachdidaktik Medien und Informatik