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Perspektiven für die Salmonellenbekämpfung in der Schweinemast durch stringentere Überwachung der vorgelagerten Stufen Dr. Anja Rostalski Fachabteilung Schweinegesundheitsdienst TGD Bayern e.V. BfR Zoonosen-Symposium 10.11.2016

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Perspektiven für die Salmonellenbekämpfung in der

Schweinemast durch stringentere Überwachung der vorgelagerten

Stufen

Dr. Anja RostalskiFachabteilung

SchweinegesundheitsdienstTGD Bayern e.V.

BfR Zoonosen-Symposium 10.11.2016

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Die Salmonellenbekämpfung beim Schwein

- Warum?

• Die Salmonellose ist die am zweithäufigsten auftretende Zoonose beim Menschen,deren Ursache die Aufnahme kontaminierter Lebensmittel zumeist tierischenUrsprungs ist

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Fallzahlen

Häufigkeit humaner Salmonellenerkrankungen in Deutschland

(aus den „Infektionsepidemiologischen Jahrbüchern“ des RKI)

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Nachgewiesene Serovare humaner Krankheitsfälle

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Ursachen für den Rückgang humaner Salmonellosen?

Ab 2007 konsequente Umsetzung der EU-VO 2160/2003 zur Salmonellen-Bekämpfung in Zuchtgeflügelbeständen:

• Salmonellen-Direktnachweise über regelmäßige Kot-/Sockentupfer-/Staubuntersuchungen in den einzelnen Produktionsstufen

• strenge Sanktionierung positiver Herden

• verbesserte Hygiene

• flächendeckende Einführung der Impfung gegen S. enteritidis beginnend abder Basiszucht seit 1994

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Eingeführte Maßnahmen für die Schweinehaltungen

• Seit 2002 verpflichtende serologische Untersuchungen bei Schlachtschweinenaus Betrieben, die am deutschen Prüfsiegelprogramm „QS“ teilnehmen(QS-Salmonellenmonitoring)

• In 2003 der Erlass der EU-Zoonoserichtlinien (RL 2003/99/EG „Überwachungs-Richtlinie“ und VO(EG) 2160/2003 „Bekämpfungsverordnung“)

• Ab 2007 „Schweine-Salmonellenverordnung“ in Deutschland, verpflichtendeserologische Untersuchungen auf Salmonellen für alle Schweinehaltungen mitmehr als 50 Mastplätzen (Salmonellen-Monitoring)

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Wo stehen wir aktuell in der Salmonellenbekämpfung beim Schwein?

• Wir haben bislang nur sichere Daten zur Prävalenz von Antikörpern gegenSalmonellen aus der Schweinemast vorliegen; Schweine aus Betrieben der Kategorie III werden derzeit am Ende des Schlachttages geschlachtet und z.T. mit Abzügen bestraft

• Daten aus den vorgelagerten Stufen (Basis-/Vermehrungszucht, Ferkelerzeugung) gibt es für Deutschland nur eingeschränkt oder gar nicht, da hier keine Untersuchungspflicht besteht;Lt. EFSA-Studie lag in den zuchtsauenhaltenden Betrieben der EU- Migliedsstaatenin 2008 eine Salmonellenprävalenz von 28,7 % vor; hier wurden hauptsächlichdie Serovare S. Derby und Typhimurium im Kot nachgewiesen

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Wo stehen wir aktuell in der Salmonellenbekämpfung beim Schwein?

• Direktnachweise zoonotischer Serovare wie S. Typhimurium oder Enteritidisaus Sektionen oder Kotuntersuchungen beim Schwein sind oft „Zufallsbefunde“(2014 1x/324, 2015 8x/517 BU´s TGD; 2013 66x/1732 BU´s LGL); akute Klinik durch die wirtsspezifischen Serovare wie S. Choleraesuis oder Typhisuis ist selten und wird meist nicht übersehen

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• Quelle Thomas May, OS Bonn

Salmonellenmonitoring: Kategorisierung

• Entwicklung der letzten Jahre (Stand: 01.11.2016)

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2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016

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Anzahl Betriebe Kategorie I Kategorie II Kategorie III

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untersuchte Proben % positive Proben

• Quelle Thomas May, QS Bonn

Salmonellenmonitoring: Probenauswertung

• Anteil positiver Salmonellenproben (Stand 01.11.2016)

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Einstufung BetriebeBetriebe

in %

Eingestufte

Betriebe

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Proben-

anzahlPrävalenz

1 16.231 70,2 % 76,2 % 1.183.393 8,0 %

2 4.373 18,9 % 20,5 % 345.396 27,7 %

3 706 3,1 % 3,3 % 53.009 50,2 %

Gesamtergebnis Eingestufter

Betriebe21.311 92,1 % 100,0 % 1.581.798 13,8 %

Keine Einstufung möglich

(obwohl erforderlich)1.232 5,3 % 53.935 15,8 %

Noch keine Einstufung

erforderlich

("neue Betriebe")

587 2,5 %

Gesamtergebnis 23.130 100,0 % 1.635.733 13,8 %

• 1.113 Betriebe ohne Kategorie – keine Lieferberechtigung im QS-System

Salmonellenmonitoring

• Aktueller Stand (01.11.2016)

Quelle Thomas May, QS Bonn

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Salmonellenmonitoring: Kategorie III-Betriebe Quartal 2016-II (Stand 01.11.2016)

• Betriebe verbleiben länger in Kategorie III

Kategorie I Kategorie II Kategorie III

16.232 Betriebe 76,2 %

4.373 Betriebe20,5 %

706 Betriebe

3,3 %

5 Quartale oder mehr in Kategorie III249 Betriebe 21,28 %

218 Betriebe (30,9 %)sind neu in Kategorie III

170 Betriebe (24,1 %)sind zwei Quartale in Kategorie III

102 Betriebe (14,4 %)sind drei Quartale in Kategorie III

64 Betriebe ( 9,1 %)sind vier Quartale in Kategorie III

152 Betriebe (21,5 %)sind fünf Quartale in Kategorie III

davon

Quelle Thomas May, QS Bonn

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Trend der Mastbetriebe in Bayern

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Kat. I

Kat. II

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Erklärungen?

Regionale/strukturelle Voraussetzungen

• Erkennbar war in der Verteilung der Betriebe mit hoher Salmonellenprävalenzimmer auch ein deutliches Nord-Süd-Gefälle, mittlerweile hat eine Ausdehnungnach Osten stattgefunden

• kleinere Betriebsstrukturen, Verfütterung betriebseigenen Futters, kaum Zukauf von Ferkeln mit innereuropäischem Migrationshintergrund haben im Süden lange die Salmonellenprävalenz geringer gehalten

• Der Strukturwandel hat im Nordwesten in 2006/2007 massiv eingesetzt, etwa2-3 Jahre später im Osten; im Süden ist er noch voll im Gange; extremesRemontieren, die Konzentration der Zucht auf insgesamt weniger, dafür größereBetriebe

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Erklärungen?

Regionale/strukturelle Voraussetzungen: in der Ringgemeinschaft organisierte

Betriebe in Bayern

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Betriebe Zucht

Betriebe Mast

Anzahl der Herdbuch-Betriebe in BY:2011: 802016: 54

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Erklärungen?

Veränderungen in Fütterung und Haltung

• Veränderte Fütterung und Futterqualität (v.a. Pelletfütterung, z. B. in NL),herabgesetzte Darmstabilität durch zu hohe Energiedichte, Senkung der Futterkostenaufgrund schlechtem Ertragsniveaus

• Zukäufe von Tieren aus dem innereuropäischen Ausland (DK, NL), Ferkel aber auch zunehmend hochfruchtbare Sauen, oft lange Transportwege, i.d.R. keine„Quarantäne“-Ställe vorhanden

• Größere Würfe und übervolle Flatdecks durch Leistungszuwachs, sauberes Rein-Raus oft nicht mehr möglich, erhöhter Krankheitsdruck, mehr antibiotischeBehandlungen

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Erklärungen?

Geänderte gesetzliche Vorgaben

• Einführung der Gruppenhaltung tragender Sauen durch Inkrafttreten derTierschutz-Nutztierhaltungsverordnung ab 2012

• 16. AMG-Novelle mit Meldepflicht des Antibiotikaeinsatzes im Bereich derFerkelaufzucht und Mast ab 2014

• Zuvor bereits Einführung AB-minimierender Maßnahmen in EU-Ländernwie DK und NL, die die potentesten Ferkellieferanten auf dem deutschenMarkt darstellen

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Erklärungen?

Verschiedenes…

• Havarien im laufenden Schlachtbetrieb, verkürzte Ruhezeiten für R+D,Hygienemängel auf den LKW und in den Wartebuchten der Schlachthöfe

(Leblanc-Maridor et al. 2015)

• fragwürdige Testverfahren? (überalterte Testkits, Entnahmeort des Proben-materials, Probenlagerung)

• wenig „Problembewusstsein“ in der Zucht und der reinen Ferkelerzeugung:keine regelmäßigen Bestandsuntersuchungen, hohes Verschleppungsrisiko durch kaum vorhandene Trennung der einzelnen Teilbereiche, viele junge und immu-

nologisch „schwache“ Tiere � Infektketten

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Bisherige Konsequenzen…

• das Monitoring der Mast ist offenbar alleine kein wirksames Instrument, um dieserologische Prävalenz von Salmonellen zu senken

• Mastbetriebe, die bereits länger in Kat. III verweilen, sind oft „durchberaten“

und „durchuntersucht“ � keine Salmonellennachweise (Eintragsquellen nichtermittelbar, keine erkennbaren Ausscheider), Hygiene und Fütterung optimiert

…als „ultima ratio“ dann Wechsel des Ferkelbezuges, mit meist erstaunlichem Erfolg!

Die „alten“ Ferkel sind aber nicht weg, die sind nur woanders …!

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Weitere logische Ansätze…

• Sensibilisierung der Züchter und Ferkelerzeuger durch erweiterte Monitoring-programme über die Vermarkter (in BY z.B. durch das BayPHV gefördert)

Dank der Hodenserologie liegen auch Ergebnisse zur Prävalenz von Salmonellen-Antikörpern in der Ferkelerzeugung vor, die intensiver in der Beratung genutzt und zur effizienteren Salmonellenbekämpfung in der Mast eingesetzt werden

2013 2014 2015

MÜ LA MÜ LA MÜ LA

Proben gesamt

54 223 34 193 289 1442

Proben positiv

12 70 9 74 16 143

% 22,2 31,4 26,5 38,3 5,5 9,9

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Weitere logische Ansätze…

• Sensibilisierung der Züchter und Ferkelerzeuger durch erweiterte Monitoring-programme über die Vermarkter (in BY z.B. durch das BayPHV gefördert)

Die bayer. Herdbuchzucht wird seit vielen Jahren serologisch auf SalmonellenUntersucht, die Prävalenz war immer sehr niedrig.Seit diesem Sommer wird eine Sammelkotuntersuchung auf verschiedeneDarmerreger bei den getesteten Jungebern/Jungsauen durchgeführt, darunterauch auf Salmonellen. Im Vordergrund steht hierbei eher eine Früherkennung

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Weitere logische Ansätze…

In diesem Jahr spezielles Salmonellenprojekt des SGD für bayerische Ferkel-erzeuger und Zuchtbetriebe, die serologisch auffällig sind oder einenpositiven Direktnachweis haben. Es beinhaltet:

• Besuch und Beratung durch SGD-Tierarzt• einmalige kostenlose Entnahme und Untersuchung von Blut-, Kot- und

Umgebungsproben quer durch den Bestand, sowie Futter- und Wasser-untersuchungen

Ziel soll sein, den betroffenen Betrieben bei der Ermittlung der Eintragsquellen zuhelfen sowie Hygienemängel und Biosicherheitslücken zu beseitigen. Eine erfolgreicheSanierung hängt von der Art und Verbreitung des Erregers, aber auch vonanderen prädisponierenden Faktoren/Erkrankungen im Bestand ab.Langfristig wird eine Senkung der (bis dato geringen) Salmonellenprävalenz in BY,aber auch ggf. ein Wettbewerbsvorteil der bayerischen Zucht undFerkelerzeugung erhofft.

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Beispiel:

Fallbericht: Ferkelerzeuger, 80 Sauen, gewachsener Familienbetrieb in Ortsrandlage,seit Jahren Eigenremontierung, Zukauf ggtl. Eber und k.B.-Sperma24,82 abg. Ferkel/Sau/Jahr; 11,6% Verluste; 8,17% Umrauscher, 3-Wo-Rh.Fütterung ausschließlich mit Fertigfutter2 Stallbereiche (Altbau/Neubau); Altbau als „Reserve“ und zur JS-Aufzucht

Klinik: Auseinanderwachsen, Enteritis und Ohrrandnekrosen im Flatdeck sowiebei der JS-Nachzucht

Untersuchungsbefunde (im Rahmen des BayPHV):

Hodenserologie

(10)

Blutserologie

(20)

Jahr Salmonella PRRS SIV PCV2 Mykoplasmen PRRS

2015 n.u. n.u. n.u. n.u. n.u. -

2016 4+ (10) - + + + -

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Wohnhaus

Futterlager alt

Hühnerstall

Stall alt:• Abferkelbucht

en,• Aufzuchtbuch

ten• Deck-

/Warteabteil

MaschinenhalleFutterlager neu

Stall neu:• 2 Abferkelabteile• Deckzentrum + Eber• Wartebereich mit 1

Abrufstation• 1 Flatdeck (8 Buchten)

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Betriebsübersicht:

Kadaverlager

LagerungFuttersäckeDach:altes Stroh-Lager

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„Besonderheiten“

Fütterung:

• Säurezusatz imFerkelfutter

• Zn-haltiges Futter-ergänzungsmittel (ggtl.)

Reinigung + Desinfektion

• 2 potente Desinfektions-mittel im Einsatz

• Waschen, Konzentrationund Ausbringen derDesinfektion fragwürdig

• Schadnagerbekämpfungnur im Neubau

• R+D regelmäßig nur imAbferkelabteil Neubau

• Hygienschleuse nur imNeubau/Wohnhaus

Sonstiges:

• Güllelager besteht aus 1Grube

• Güllefahrzeug wird ausge-liehen

Umstallungen/Treibewege:

• zwischen Neu- und Altbau• Alle (!) Altersgruppen• Umstallungen im Flatdeck

des Neubaus mehrfach von B1 (frisch abgesetzte) bis B8(verkaufsfähige Ferkel)

• JS-Nachzucht komplett im Altbau

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Untersuchungen im Rahmen des Salmonellen-Projekts

Serologie

Bereich Probenzahl OD>40% OD>20% PIA pos

Deck-/Wartebereich 4 1 3 4

Abferkelabteil 5 2 3 4

FD neu (B6-B8) 3 2 2 2

JS-Nachzucht Altbau 6 3 6 6

Positive Proben 8 14 16

Proben gesamt 18

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Bereich Probenzahl Sammelkot Kottupfer Sockentupfer/

Wischproben

Futterprobe Tränkewasser

Deckstall 10 0 (3) - 0 (6) 0 (1) -

Wartestall 9 0 (3) - 1 (6) Besen - -

Abferkelstall 26 0 (4) 0 (5) 0 (15) 0 (2) -

FD (neu) 32 2 (8) - 12 (19) Gang,Bucht, Fenster-Bank, Aqualev

0 (4) 0 (1)

Eberbucht 3 0 (1) - 0 (2) - -

Altbau 21 3 (6) - 3 (11) 1 (4) -

Rampe 1 - - 0 (1) - -

Schleuse 2 - - 0 (2) - -

Hofhund 1 0 (1) - - - -

Hühnerstall 10 0 (6) - 0 (3) 0 (1) -

pos. Proben 22 5 0 16 1 0

Proben ges. 115 32 5 65 12 1

Erregernachweise Salmonella Gr. B

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Besprechung der Befunde und Festlegung eines Zeitplans für die einzu-

leitenden Maßnahmen (auf Grundlage der Beratungsempfehlungen der

Schweinegesundheitsdienste):

• Konzentration des Problems im Bereich der Ferkelaufzucht und dem Altbau

• Ziel soll die Ausschaltung des Erregereintrages ins Flatdeck durch Reduzierung derErregerausscheidung und-persistenz im Zuchtsauenbereich sein, ausserdemist eine deutliche Verbesserung der Tiergesundheit in der Ferkelaufzucht angestrebt

• Direkte Massnahmen: Infektkettenunterbrechung durch Optimierung derBetriebshygiene (S/W-Bereiche klar trennen), ordentliche R+D in allen Produktionsbereichen (professionelle Beratung) unter Einschluss aller Arbeitsgeräte

• Überprüfung der Fütterungsregimes durch den Ringberater (Hygiene, Struktur,Säureeinsatz)

• Ausgedehnte Schädlingsbekämpfung (professionelle Hilfe) in allen Bereichen

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Besprechung der Befunde und Festlegung eines Zeitplans für die einzu-

leitenden Maßnahmen (auf Grundlage der Beratungsempfehlungen der

Schweinegesundheitsdienste):

• Mittelfristige Maßnahmen: Stilllegung des Altbaus, Nutzung der Maschinenhallefür die Nachzucht

• Einführung der Salmonellenimpfung in der Zuchtherde zur epidemiologisch relevanten Reduktion der Erregerausscheidung und –persistenz (HTA)

• Schutzimpfung gegen Ileitis bei allen Saugferkeln ab der 3. Lebenswoche (HTA)• Optional auch Auslagerung der Nachzucht bzw. Räumung des FD durch zeit-

weilige Babyferkelvermarktung

KW Maßnahme

20 Beginn der Ileitis-Impfung

21 1. Impfung Sauen und JS Salmonellen

24 Grundimmunisierung erste Gruppe Sauen abgeschlossen

27/28 1. Abferkelung immuner Sauen

29/30 R+D-Kontrolle des FD

30/31 Absetzen Ferkel in sauberes FD

38-42 2. Salmonellenbeprobung des Bestands mit Fokus FD

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Happy End…?

• In 39. KW zwecks Terminvereinbarung telefoniert• Betriebsleiter war längere Zeit im Krankenstand, daher konnte der Maßnahmen-

plan nicht zeitgemäß erfüllt werden• Die Impfprogramme wurden umgesetzt und laufen

• Der Altbau ist geräumt � aber der Neubau ist überfüllt• FD konnte daher noch nicht geleert und gereinigt/desinfiziert werden

• Ferkelabholung über Vermarktung nicht gut gelaufen� eigene Mast• Serologische Kontrolle in 43.KW angesetzt

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Fazit:

• Die Salmonellenbekämpfung muss vorgelagerte Stufen der Schweinehaltungeinbeziehen

• Solange es keine gesetzliche Verpflichtung zum Monitoring gibt, müssen ggf.die Vermarkter regelmäßige Statusüberprüfungen verlangen

• Betroffene Betriebe dürfen aber nicht offen abgestraft , sondern müssen motiviert werden, die Sanierung konsequent durchzuführen

• Salmonellenberatung kostet Zeit und Nerven, Erfolge sind oft erst nach 9-10Monaten erkennbar; hier ist Geduld gefragt

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Herzlichen Dank für Ihre

Aufmerksamkeit!

www.schweinegesundheitsdienste.de/sgd/arbeitsgruppen