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Universität Greifswald Institut für Geographie und Geologie Perspektiven zur Entwicklung eines partizipativen Managementplans am Beispiel vom Biosphärenreservat Podocarpus - El Cóndor in Ecuador Diplomarbeit im Studiengang Geographie Vorgelegt von: Marco Stadler Greifswald, Juli 2012 Erstgutachterin: Dr. Anne Cristina de la Vega-Leinert Zweitgutachterin: Prof. Dr. Stoll-Kleemann

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Universität Greifswald

Institut für Geographie und Geologie

Perspektiven zur Entwicklung eines partizipativen

Managementplans am Beispiel vom Biosphärenreservat

Podocarpus - El Cóndor in Ecuador

Diplomarbeit im Studiengang Geographie

Vorgelegt von: Marco Stadler

Greifswald, Juli 2012

Erstgutachterin: Dr. Anne Cristina de la Vega-Leinert

Zweitgutachterin: Prof. Dr. Stoll-Kleemann

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Danksagung

An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit nutzen, um mich bei allen Personen zu bedanken, die

mich während der vergangenen Monate in vielfältiger Hinsicht unterstützt haben.

In erster Linie möchte ich mich bei meinen Gutachterinnen Dr. Anne Cristina de la Vega-Leinert

und Prof. Dr. Susanne Stoll-Kleemann vom Lehrstuhl für Nachhaltigkeitswissenschaft und

Angewandte Geographie der Universität Greifswald für Ihre fachliche Unterstützung und

freundliche Betreuung bedanken.

Ein großer Dank gilt meinen Kontaktpersonen und Freunden aus Loja, speziell Ing. Fausto

López und Ing. Carlos Iñiguez Armijos von der UTPL sowie Santos Calderón und Gina Alverca

vom Umweltministerium Loja.

Zudem möchte ich mich bei all meinen Interviewpartnern bedanken, für ihre freundliche und

offene Gesprächsbereitschaft und die interessanten Unterhaltungen.

Des Weiteren möchte ich mich bei meinen Freunden für Ihre aufmunternden Worte und

wertvolle Unterstützung bedanken. Im Einzelnen sind dies Svea Breitenfeldt, Kristin Franke,

Tobias Fronk, Till Holsten, Norman Kalbfleisch, Augustin Köllner, Dörthe Paetzold, Jan W.

Peters, Simon Trapp, Oliver Wunder.

Ganz besonders möchte ich meiner Freundin Renée Moreaux danken. Durch ihre verzaubernde

Art hat sie mir auch in den letzten Monaten einen ganz besonderen Rückhalt gegeben.

Abschließend möchte ich mich von ganzem Herzen bei meinen Eltern bedanken, die mich zu

jeder Zeit meines Lebens mit Rat und Tat unterstützt haben. Erst durch Ihre finanzielle

Unterstützung wurde mir das Studium der Geographie ermöglicht. Speziell hervorzuheben sind

auch die umfangreichen Korrekturarbeiten meiner Mutter Birgit, für die ich mich hier herzlich

bedanke.

Hinweiß

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in der vorliegenden Diplomarbeit auf die gleichzeitige

Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche

Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für beiderlei Geschlecht.

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I

INHALTSVERZEICHNIS

Inhaltsverzeichnis ......................................................................................................................... I 

Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................... IV 

Tabellenverzeichnis .................................................................................................................... IV 

Abkürzungsverzeichnis................................................................................................................ V 

Zusammenfassung .................................................................................................................... VII 

Abstract .................................................................................................................................. VIII 

1  Einleitung ..................................................................................................................... 1 

1.1  Zielstellung und Forschungsfragen ................................................................................ 1 

1.2  Aufbau der Arbeit .......................................................................................................... 3 

2  Das Konzept der UNESCO-Biosphärenreservate .......................................................... 4 

2.1  Beziehung zu anderen Schutzgebieten ........................................................................... 4 

2.2  Das UNESCO-Programm Der Mensch und die Biosphäre ........................................... 5 

2.3  Grundlagen von Biosphärenreservaten ........................................................................... 5 

2.3.1  Leitbild Nachhaltigkeit und nachhaltige Entwicklung ........................................... 6 

2.3.2  Funktionen, Ziele und Zonierung ......................................................................... 8 

2.3.3  Partizipationsansatz im Biosphärenreservatskonzept ............................................ 10 

3  Partizipation ................................................................................................................ 11 

3.1  Theoretische Grundlagen ............................................................................................ 12 

3.1.1  Typologien der Partizipation ............................................................................... 12 

3.1.1.1  Die sieben Stufen von Partizipation nach Pimbert und Pretty ...................... 14 

3.1.1.2  Die vier Achsen der Differenzierung nach Berghöfer und Berghöfer ............. 15 

3.1.1.3  Das mehrdimensionale Partizipationskonzept nach Newig ........................... 16 

3.1.2  Motive, Ziele und Hindernisse der Partizipation ................................................. 17 

3.1.3  Partizipationsverfahren ........................................................................................ 18 

3.2  Merkmale für eine erfolgreiche Gestaltung von Partizipationsprozessen ....................... 21 

3.3  Partizipationsansatz in Biosphärenreservaten ............................................................... 22 

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II

3.3.1  Erfolgsfaktoren, Relevanz und Hindernisse von Partizipation im Management

von Biosphärenreservaten .................................................................................................. 23 

3.3.2  Vier Managementstile von Biosphärenreservaten ................................................. 24 

4  Vorstellung des Untersuchungsgebiets ......................................................................... 26 

4.1  Ecuador ....................................................................................................................... 26 

4.1.1  Kurze politische Geschichte der letzten Jahre ....................................................... 26 

4.1.2  Geographische Gliederung und Klima ................................................................. 28 

4.1.3  Biodiversität und anthropogene Umweltbelastung ............................................... 28 

4.1.4  Umweltpolitik ..................................................................................................... 29 

4.2  Biosphärenreservate in Ecuador ................................................................................... 31 

4.3  Das Biosphärenreservat Podocarpus – El Cóndor ........................................................ 32 

4.3.1  Lage und Zonierung ............................................................................................ 33 

4.3.2  Relief und Klima ................................................................................................. 35 

4.3.3  Flora und Fauna .................................................................................................. 37 

4.3.4  Bevölkerung ........................................................................................................ 39 

4.3.5  Entstehung, Verwaltung, Organisation und Finanzierung ................................... 40 

4.3.6  Managementkomitee und -plan des RBPC .......................................................... 44 

4.3.7  Wirtschaftliche Nutzung und Konflikte ............................................................... 45 

4.3.8  Projekte, Initiativen und Forschung ..................................................................... 47 

5  Methodik .................................................................................................................... 50 

5.1  Teilstandardisierte Interviews als empirische Methode der qualitativen

Sozialforschung ........................................................................................................... 50 

5.1.1  Experteninterview ................................................................................................ 51 

5.1.2  Stakeholderinterviews .......................................................................................... 52 

5.2  Aufbereitungs- und Auswertungsverfahren .................................................................. 54 

5.3  Stakeholderanalyse....................................................................................................... 56 

5.3.1  Identifikation von Schlüsselakteuren .................................................................... 57 

5.3.2  Akteursmapping .................................................................................................. 58 

5.3.3  Akteursprofile ...................................................................................................... 59 

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III

5.3.4  Macht und Machtressourcen ............................................................................... 59 

5.3.5  Einfluss und Partizipation .................................................................................... 60 

6  Ergebnisanalyse ........................................................................................................... 61 

6.1  Analyse des Experteninterviews über das Managementkomitee .................................... 61 

6.1.1  Grundlagen zum Managementkomitee ................................................................ 62 

6.1.2  Geplante Struktur ................................................................................................ 63 

6.1.3  Teilnehmende Akteure ........................................................................................ 64 

6.1.4  Geplante Kompetenzverteilung ............................................................................ 68 

6.1.5  Aufgaben und Ziele ............................................................................................. 69 

6.2  Stakeholderanalyse....................................................................................................... 72 

6.2.1  Identifikation von Schlüsselakteuren .................................................................... 72 

6.2.2  Akteursmapping .................................................................................................. 75 

6.2.3  Akteursprofile ...................................................................................................... 79 

6.2.4  Macht und Machtressourcen ............................................................................... 85 

6.2.5  Einfluss und Partizipation .................................................................................... 87 

7  Diskussion der Ergebnisse ........................................................................................... 90 

7.1  Einordnung der Ergebnisse in den Rahmenkontext und die aktuelle Situation des

RBPC-Managements ................................................................................................... 90 

7.2  Struktur des interinstitutionellen Managementmechanismus ....................................... 92 

7.3  Partizipation im Managementmechanismus ................................................................ 97 

7.4  Partizipation von Akteuren im Managementkomitee – Voraussetzungen, Chancen

und mögliche Hindernisse ........................................................................................... 99 

7.5  Managementkomitee als Mechanismus zur Erstellung des Managementplans? .......... 101 

8  Handlungsempfehlungen .......................................................................................... 103 

Literaturverzeichnis ................................................................................................................. 105 

Anhang .................................................................................................................................... 113 

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IV

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abbildung 2.1: Zonierung der UNESCO-Biosphärenreservate .................................................... 9 

Abbildung 3.1: Vier Management-Stile werden anhand des Partizipationsgrades und

intersektoraler Kooperation in Biosphärenreservaten unterschieden ............................... 25 

Abbildung 4.1: Politische Karte und Relief von Ecuador ........................................................... 27 

Abbildung 4.2: Biosphärenreservate in Ecuador ......................................................................... 31 

Abbildung 4.3: Lage des UNESCO Biosphärenreservats Podocarpus – El Cóndor im

Südosten Ecuadors ......................................................................................................... 33 

Abbildung 4.4: Schematisches Höhenprofil des RBPC .............................................................. 36 

Abbildung 4.5: Föhnwolken über den westlichen Hängen der Cordillera Real bei Loja ............. 36 

Abbildung 4.6: Höhenmodell der Cordillera Real mit vereinfacher Darstellung der

Vegetationszonen ........................................................................................................... 37 

Abbildung 4.7: Landschaftseindruck des Páramos mit See in Ecuador ....................................... 38 

Abbildung 4.8: Immerfeuchter Bergregenwald an der ECSF in der Provinz Zamora Chinchipe 38 

Abbildung 4.9: Pasto- und Matorralflächen in der Provinz Zamora Chinchipe ......................... 38 

Abbildung 5.1: Beispiel für eine Akteurskarte ............................................................................ 57 

Abbildung 6.1:Verwaltungseinheiten im Biosphärenreservat Podocarpus – El Cóndor .............. 66 

Abbildung 6.2: Grafische Darstellung der Schlüsselakteure. ....................................................... 72 

Abbildung 6.3: Akteurslandkarte des RBPC-Management......................................................... 76 

Abbildung 6.4: Beziehungen zwischen den Stakeholdern in der Akteurslandschaft des

RBPC-Management ...................................................................................................... 78 

Abbildung 6.5: Machtressourcenprofile im Vergleich ................................................................ 86 

Abbildung 6.6: Visualisierung der Einschätzungen im Koordinatensystem ................................ 89 

Abbildung 7.1: Modellvorschlag für die Struktur des Managementkomitees .............................. 93 

TABELLENVERZEICHNIS

Tabelle 1: Bevölkerungsentwicklung im RBPC (Daten von 2001 und 2010) ............................ 39 

Tabelle 2: Liste aller herausgearbeiteten Stakeholder (24 befragt, 6 nicht befragt) ...................... 53 

Tabelle 3: Kodierungsliste .......................................................................................................... 55 

Tabelle 4: Matrix zur Identifikation von Schlüsselakteuren ........................................................ 73 

Tabelle 5: Akteursprofile auf Basis der geführten Stakeholderinterviews .................................... 80 

Tabelle 6: Positionsmacht der Akteure. ...................................................................................... 85 

Tabelle 7: Einschätzungen der Zustimmung bzw. Ablehnung und des Einflusses der

Stakeholder mit Bezug auf das RBPC-Management ....................................................... 87 

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V

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

ARCOM - Agencia de Regulación y Control Minero (deutsch: die Aufsichts- und

Regulierungsbehörde für Bergbau)

BR - Biosphärenreservat/-s/ -e

CdG - Comité de Gestión (Deutsch: Manangementkomitee)

CAR - Consejo Ambiental Regional (Umweltrat der Planungsregion Süd in Ecuador)

CEPAL - Comisión Económica para América Latina y el Caribe (deutsch:

Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik)

DFG - Deutsche Forschungsgemeinschaft

ECSF - Estación Científica San Francisco (Forschungsstation San Francisco)

ENSO - El Niño und die Southern Oscillation (gekoppeltes Zirkulationssystem von

Atmosphäre und Ozean im Pazifik)

FAO - Food and Agriculture Organization Vft he United Nations (deutsch: Ernährungs-

und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen)

FAPECAFES Federación Regional de Asociaciones de Pequeños Cafetaleros Ecológicos del Sur del

Ecuador (Verband regionaler Vereinigungen von kleinen ökologischen Kaffeebauern

in Südecuador)

FEPNASH-

ZCH

- Federación Provincial de la Nacionalidad Shuar de Zamora Chinchipe (Verband der

Shuar in der Provinz Zamora Chinchipe)

FORAGUA - Fondo Regional del Agua (privatwirtschaftlich geleiteter Fonds für den Schutz von

Wasserressourcen in Südecuador)

GADs Gobiernos Autónomos Descentralizados (Dezentrale autonomen Regierungen:

Provinzen, Municipios und Juntas Parroquiales)

GESOREN - Gestión Sostenible de Recursos Naturales (deutsch: Nachhaltiges Management

natürlicher Ressourcen, GIZ Projekt in Ecuador in Kooperation mit dem MAE)

GIZ - Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit

IUCN - International Union for Conservation of Nature (deutsch: Internationale Union

zum Schutz der Natur und der natürlichen Ressourcen)

MAB - Man and the Biosphere (deutsch: Der Mensch und die Biosphäre)

MAB-ICC - International Co-ordinating Council of the Man and the Biosphere Programme

(deutsch: Internationaler Koordinierungsrat des MAB-Programm)

MAE - Ministerio del Ambiente del Ecuador (deutsch: Umweltministerium Ecuadors)

MAGAP - Ministerio de Agricultura, Ganadería, Acuacultura y Pesca del Ecuador (deutsch:

Ministerium für Landwirtschaft, Viehzucht, Aquakultur und Fischerei)

MIPRO - Ministerio de Industrias y Productividad del Ecuador (deutsch: Ministerium für

Industrie und Produktivität Ecuadors)

NCI - Naturaleza y Cultura Internacional (Internationale Nichtregierungsorganisation)

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VI

PEAR - Plan Estratégico Ambiental Regional (Strategischer Umweltplan der Planungsregion

Süd in Ecuador)

RBPC - Reserva de Biósfera Podcarpus – El Cóndor (deutsch: Biosphärenreservat

Podocarpus – El Cóndor)

RNRBE - Red Nacional de Reservas de Biosfera del Ecuador (MAB-Nationalkomitee

Ecuadors)

SENAGUA - Secretaria Nacional del Agua (deutsch: Nationales Sekretariat für Wasser)

SENPLADES - Secretaría Nacional de Planificación y Desarrollo (deutsch: Nationales Sekretariat

für Planung und Entwicklung)

SNAP - Sistema Nacional de Áreas Protegidas (Nationales System der Schutzgebiete

Ecuadors)

UNCED - United Nations Conference on Environment and Development (deutsch: Konferenz

der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung)

UNESCO - United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization (deutsch:

Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur)

UNL - Universidad Nacional de Loja

UTPL - La Universidad Técnica Particular de Loja

WCED - World Commission on Environment and Development (deutsch: Weltkommission

für Umwelt und Entwicklung)

WNBR - World Network of Biosphere Reserves (deutsch: Weltnetz der Biosphärenreservate)

ZCh - Zamora Chinchipe (Provinz)

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VII

ZUSAMMENFASSUNG

UNESCO Biosphärenreservate stellen Modellregionen dar, in denen nachhaltige Entwicklung

auf sozialer, ökologischer und ökonomischer Ebene verwirklicht werden soll. Um dieses Anliegen

umsetzen zu können, ist die koordinierte Einbindung betroffener Akteure in

Managementprozessen eine grundlegende Aufgabe für Biosphärenreservatsmanager.

Die vorliegende Diplomarbeit untersucht die Perspektiven für eine Einbindung von betroffenen

Akteuren mittels eines partizipativen Managementmechanismus an den Entscheidungsprozessen

des Biosphärenreservat Podocarpus – El Cóndor. Das ecuadorianische Biosphärenreservat wurde

2007 von der UNESCO ernannt und steht in seiner strukturellen Entwicklung noch am Anfang.

Ziel der Untersuchung ist es, einen Strukturvorschlag für einen partizipativen

Managementmechanismus auszuarbeiten, durch den Akteure die Möglichkeit bekommen, sich an

Entscheidungsprozessen im Rahmen des RBPC-Managements zu beteiligen. Es werden die

Vorstellungen von Experten und betroffener Akteure erhoben und miteinander verglichen.

Desweiteren wird eine Akteursanalyse durchgeführt, um Schlüsselakteure zu identifizieren,

Akteursprofile aufzustellen sowie Akteurstypisierungen auf Basis der Faktoren Interessen, Einfluss

und Macht vorzunehmen.

Vor diesem Hintergrund wurden Methoden der qualitativen Sozialforschung angewandt. In dem

Untersuchungsgebiet wurde ein Experteninterview in Form eines Gruppeninterviews mit den

wichtigsten Vertretern des BR-Management geführt sowie 24 Interviews mit vorher

herausgearbeiteten Stakeholdern geführt. Die Auswertung der Interviews erfolgte mittels Atlas.ti.

Die Auswertungen der Ergebnisse zeigen, dass mittels der Beteiligung von Akteuren an den

Entscheidungsprozessen politische, finanzielle und soziale Ressourcen zusammenkommen

können, die zur Umsetzung der Pläne des BR-Managements benötigt werden. Um einen starken

poltischen Rückhalt zu erhalten, müssen jedoch noch mehr entscheidungsrelevante Akteure in

das Komitee eingebunden werden, als es in der aktuell aktiven Kommission des BR der Fall ist.

Die Akteursanalyse unterscheidet zudem eine Akteursgruppe, die an den generellen

Entscheidungsprozessen des BR direkt beteiligt werden sollte von einer weiteren, deren

Einbindung in thematischen Arbeitsgruppen notwendig ist. Dies ist bei der Gestaltung der

Struktur des Komitees zu beachten.

Bei der Erstellung des Managementplans muss die Einbeziehung von Stakeholderinteressen

sichergestellt werden, da eine Umsetzung durch die Akteure nur erfolgt, wenn der Plan von ihnen

akzeptiert ist. Das Managementkomitee kann dabei als partizipative Plattform genutzt werden.

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VIII

Die grundlegende Ausrichtung des Plans gibt das Umweltministerium vor, das auch die

technische Umsetzung übernehmen wird.

ABSTRACT

UNESCO biosphere reserves depict model regions, in which sustainable development should be

implemented on a social, environmental and economical level. To put this concern into practice

coordinated involvement of stakeholders in management processes is a fundamental task for

biosphere reserve managers.

This diploma thesis analyses the perspectives of integrating concerned stakeholders in decision

processes of the biosphere reserve Podocarpus – El Cóndor using a participative mechanism of

management. The Ecuadorian biosphere reserve was established 2007 by the UNESCO and is

only in the beginning of its structural development. The aim of this analysis is to frame a proposal

for the structure of a participative management mechanism, by which the stakeholders would

have the possibility to take part in decision processes within the scope of the RBPC-management.

A background of qualitative social research methods were used. The expectations of the experts

and of stakeholders was inquired and afterwards compared. Furthermore groups of stakeholders

were analyzed to identify key stakeholders, outline the profile of stakeholders as well as typecast

stakeholders concerning criteria such as interests, influence and power.

In the investigation area an expert interview in a group setting was conducted which included the

most important representatives of the biosphere management as well as 24 individual interviews

with prior selected stakeholders. The evaluation of the interviews was carried out using Atlas.ti.

The evaluation of the results show that by participation of stakeholders in the decision processes

political financial and social resources are acquired, which are needed to finally realize the plans of

the biosphere reserve management.

To gather a stronger political support, additional crucial stakeholders must be embedded into the

committee of the biosphere reserve than are currently present.

Moreover the analysis of the stakeholder differentiates one group of stakeholders that should

participate directly in the decision process of the biosphere reserve in general from yet another

group, whose integration into thematic workgroups is necessary. This is important to consider

concerning the arrangement of the structure of the committee.

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IX

While generating the management plan the incorporation of the stakeholder’s interests must be

secured, since the stakeholders have to accept the management plan to realize it. At his juncture

the management committee can be used as a participative platform. The basic interpretation as

well as the technical realization of the management plan is undertaken by the ministry of the

environment.

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1

1 EINLEITUNG

Seit den 1990er Jahren spielen die Begriffe Nachhaltigkeit und Partizipation im Diskurs über

die Bewältigung ökologischer und sozialer Probleme der Gesellschaft eine Rolle (HEINRICHS

2007: 715). Im Konzept der UNESCO Biosphärenreservate sind daher beide Begriffe tief

verwurzelt. Sie stellen Modellregionen dar, die dem Schutz und Erhalt der Natur, der

Erprobung nachhaltiger Lebens- und Wirtschaftsweisen sowie der Umweltbildung und

Forschung dienen. Ihr Management soll, basierend auf den grundlegenden Dokumenten für

BR, der Sevilla Strategie und den internationalen Leitlinien für Biosphärenreservate von 1995

sowie dem Aktionsplan von Madrid aus dem Jahr 2008, partizipativ gestaltet werden, um die

Ziele der Biosphärenreservate im Naturschutz und der regionalen Entwicklung langfristig zu

realisieren. Dafür müssen Vertreter von Interessengruppen, politische Verantwortungsträger

und die lokale Bevölkerung von Anfang an in den Managementprozess integriert werden.

Dass Partizipation für den Erfolg von Schutzgebieten entscheidend ist, wird bereits von vielen

Forschern bestätigt (REED 2008: 2418). Doch ein Blick auf die Praxis zeigt, dass die

Umsetzung häufig noch unbefriedigend ist. Dies ist der Fall, wenn Akteure unzureichend

integriert werden, die lokale Bevölkerung nicht am Prozess partizipiert oder die Strukturen

der Biosphärenreservate, entgegen dem generellen Konzept der Biosphärenreservate, 'von

oben' herab hierarchisch angeordnet ist. Laut STOLL-KLEEMANN und WELP (2006) sollte ein

erfolgreiches Naturressourcenmanagement auf einem breiten Feld von Akteuren und deren

Wissen basieren. Um dies zu gewährleisten, müssen zentrale Akteure frühzeitig eingebunden

und deren Einflussmöglichkeiten auf Entscheidungsprozesse ermöglicht werden. An diesem

Aspekt setzt die vorliegende Arbeit an.

1.1 Zielstellung und Forschungsfragen

Die vorliegende Diplomarbeit setzt sich mit den Perspektiven zur Entwicklung eines

partizipativen Managementplans am Beispiel vom Biosphärenreservat Podocarpus – El

Condór (RBPC) auseinander. Das ecuadorianische Biosphärenreservat steht in seiner

strukturellen Entwicklung noch im Anfangsstadium, da es erst 2007 von der UNESCO zum

Biosphärenreservat ernannt wurde. Zum Zeitpunkt der Datenaufnahme wird die Erstellung

eines Managementkomitees vorbereitet, das als zentrales Element in Entscheidungsprozessen

dienen soll.

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Die Diplomarbeit ordnet sich in ein Projekt1 des Umweltministeriums von Ecuador ein,

welches sich zum Ziel gesetzt hat, durch das Management des RBPC die regionale

Biodiversität zu erhalten und die Lebensqualität der lokalen Bevölkerung zu verbessern. Das

Projekt strukturiert sich in vier Komponenten, wovon eine auf die Stärkung des

Managements2 abzielt. Die Diplomarbeit knüpft an die zwei Vorhaben dieser Komponente

an. Zum einen sollen die Schlüsselakteure des RBPC sowie deren Interessen3 identifiziert

werden. Zum anderen soll eine Struktur für einen partizipativen Managementmechanismus

ausgearbeitet werden4. Die Forschungsfragen dieser Diplomarbeit wurden an den Prozess

dieses Projektes angepasst und sind somit der angewandten Sozialwissenschaft zuzuordnen.

Ziel der Diplomarbeit ist es, einen Strukturvorschlag für einen partizipativen

Managementmechanismus zu entwerfen und zu diskutieren, durch den Akteure die

Möglichkeit bekommen, sich an Entscheidungsprozessen im Rahmen des RBPC-

Managements zu beteiligen. Ermittelt wird dies, indem die Vorstellungen der Manager des

Biosphärenreservats mit den Ansichten regionaler Akteure verglichen werden sowie auf Basis

der Ergebnisse einer im Rahmen der Diplomarbeit durchgeführten Akteursanalyse.

Folgende Hauptforschungsfrage liegt der Diplomarbeit zugrunde:

• In welcher Form und im welchen Umfang ist eine partizipative Gestaltung eines

Kooperationssystems als Managementmechanismus zur Erstellung des

Managementplans des Biosphärenreservat Podocarpus – El Condór möglich?

Unterfragen:

• Was sind die Ziele der Managementverantwortlichen des RBPC in Bezug auf einen partizipativen Managementmechanismus und in welchem Kontext stehen diese Ziele?

• Wer sind die Schlüsselakteure für das Management des RBPC? • Welche Gründe, Interessen und Ziele haben die verschiedenen Akteure um an einem

Managementkomitee des RBPC teilzunehmen? • Wie können die Stakeholder anhand ihrer Interessen, Macht und ihres Einflusses

typisiert werden? • Welche Chancen und welche möglichen Hindernisse arbeitet die Akteursanalyse für

den Managementprozess heraus?

1 Spanischer Titel des Projekts: 'Gestión y manejo de la Reserva de Biosfera Podocarpus – El Cóndor'. 2 Spanischer Titel der Komponente: 'Fortalecimiento a la gestión' 3 Spanischer Name des Vorhabens: 'Identificar los principales actores de la Reserva de Biosfera, así como sus intereses' 4 Spanischer Name des Vorhabens: 'Definir una estructura para el comité así como un reglamento para su operación'

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3

• Welche Voraussetzungen für die Struktur des zur erstellenden Managementkomitees gibt es?

• Welcher Grad von Partizipation ist für die Beteiligung der Akteure am Managementprozess angemessen um die Ziele des RBPC zu erreichen und in welcher Form kann dies umgesetzt werden?

1.2 Aufbau der Arbeit

Die Diplomarbeit wird in Kapitel 1 mit der Zielstellung und den Forschungsfragen

eingeleitet. In Kapitel 2 erfolgt die Darstellung des Konzepts der UNESCO-

Biosphärenreservate. Nachfolgend werden in Kapitel 3 die theoretischen Grundlagen des

Themas Partizipation im Naturschutz vorgestellt, bevor der Partizipationsansatz in

Biosphärenreservaten erläutert wird. Der theoretische Teil der Arbeit wird mit Kapitel 4

abgeschlossen, der das Untersuchungsgebiet und dessen Kontext unter ausgewählten sozialen

und physisch geographischen Faktoren vorstellt. Kapitel 5 erläutert die verwendete Methodik.

In Kapitel 6 werden die erhobenen Daten ausgewertet und dargestellt, um im Kapitel 7

diskutiert zu werden. Die Arbeit endet mit Handlungsempfehlungen im Kapitel 8 sowie einer

deutschen und englischen Zusammenfassung.

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2 DAS KONZEPT DER UNESCO-BIOSPHÄRENRESERVATE

Biosphärenreservate sind international repräsentative Modellgebiete, bei denen der Einklang

von Schutz der biologischen Vielfalt und nachhaltiger, entwicklungsorientierter Nutzung im

Zentrum des Konzepts steht. Sie werden von der Organisation der Vereinten Nationen für

Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) im Rahmen des Programms Der Mensch und

die Biosphäre (MAB) seit 1976 ausgewiesen (UNESCO 1996b).

2.1 Beziehung zu anderen Schutzgebieten

Die Internationale Union zum Schutz der Natur und der natürlichen Ressourcen (IUCN)

definiert ein Schutzgebiet als "ein klar definierter geografischer Raum, der aufgrund

rechtlicher oder anderer wirksamer Mittel anerkannt und gemanagt wird und dem Erreichen

eines langfristigen Schutzes und Erhalts der Natur sowie der darauf beruhenden

Ökosystemleistungen und kulturellen Werte dient" (EUROPARC DEUTSCHLAND 2010: 11)

und arbeitet sechs Managementkategorien heraus:

I a/b Strenges Naturschutzgebiet / Wildnisgebiet - strenger Naturschutz

II Nationalpark - Schutz von Ökosystemen, Bildungs- und Erholungsfunktion

III Naturmonument oder Naturerscheinung - Schutz von besonderen

Naturerscheinungen

IV Biotop- / Artenschutzgebiet mit Management - Schutz durch aktive Pflegeeingriffe

V Geschützte Landschaft / Geschützte Meeresregion - Schutz von Landschaften oder

Meeresregionen und Erholungsfunktion

VI Schutzgebiet mit nachhaltiger Nutzung der natürlichen Ressourcen - nachhaltige

Nutzung natürlicher Ökosysteme und Lebensräume (EUROPARC DEUTSCHLAND

2010: 16 ff)

Diese im Jahr 2008 überarbeitete internationale Grundlage für die Einordnung von

Schutzgebieten sieht keine eigene Kategorie für Biosphärenreservate mehr vor. Dies kann

damit begründet werden, dass Biosphärenreservate ein internationales Label darstellen, deren

Ziele sich mit mehreren Managementkategorien überschneiden. So können sie gleich fünf der

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IUCN-Kategorien zugeordnet werden, da Biosphärenreservate über eine streng geschützte

Kernzone (Kategorie I–IV) sowie eine diese umgebende Pufferzone (Kategorie V/VI oder kein

vollständig geschütztes Gebiet) verfügen (EUROPARC DEUTSCHLAND 2010: 52).

2.2 Das UNESCO-Programm Der Mensch und die Biosphäre

Im Jahr 1970 wurde das zwischenstaatliche Umweltprogramm Der Mensch und die Biosphäre

von der UNESCO ins Leben gerufen. Es legt seinen Fokus auf die interdisziplinäre

Erforschung der Wechselwirkungen zwischen dem Menschen und der Biosphäre

(KAMMANN & MÖLLER 2007: 13 ff). Anwendung findet hier der ökosystemare Ansatz, der

neben ökologischen gleichermaßen auch auf ökonomischen und sozialen Aspekten basiert

(UNESCO 2000: 3 ff).

Gesteuert wird das MAB-Programm durch den Internationalen Koordinierungsrat

(MAB-ICC). Er entscheidet über die Anerkennung neuer Biosphärenreservate und berät über

die Weiterentwicklung und Ausrichtung des Programms. Für die Umsetzung der Pläne auf

nationaler Ebene sind die MAB-Nationalkomitees zuständig (KAMMANN & MÖLLER

2007: 13 ff). In Ecuador wurde das MAB-Nationalkomitee, Red Nacional de Reservas de

Biosfera del Ecuador (RNRBE) im Jahre 2008 gegründet (MAE 2010: 27).

2.3 Grundlagen von Biosphärenreservaten

Um die komplexen Vorhaben in die Realität umsetzen zu können, verfügt das MAB-

Programm über das Instrument der Biosphärenreservate, die eine ausgewogene Mischung aus

großräumigen Natur- und Kulturlandschaften vereinen (UNESCO 1996b, 2000: 6).

Weltweit gibt es 580 Biosphärenreservate in 114 Ländern (Stand: April 2012). In

Lateinamerika und der Karibik sind es 109, davon vier in Ecuador. Zusammen bilden sie das

im Jahre 1976 gegründete Weltnetz der Biosphärenreservate (WNBR) (UNESCO 2011).

Biosphärenreservate werden von der UNESCO als "Gebiete, bestehend aus terrestrischen und

Küsten- sowie Meeresökosystemen oder einer Kombination derselben, die international im

Rahmen des UNESCO Programmes "Der Mensch und die Biosphäre" (MAB) nach Maßgabe

vorliegender Internationaler Leitlinien für das Weltnetz der Biosphärenreservate anerkannt

sind" (UNESCO 1996b) definiert.

Die in der Definition angesprochene Anerkennung durch die UNESCO erfolgt erst nachdem

die nationale Regierung ein Gebiet vorgeschlagen hat. Zudem müssen eine Reihe von

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6

Kriterien erfüllt werden, um in das Weltnetz der Biosphärenreservate aufgenommen zu

werden (UNESCO 1996b). Grundlegend für Biosphärenreservate sind drei Dokumente: Die

Sevilla-Strategie und die Internationalen Leitlinien von 1995 sowie der Aktionsplan von Madrid

von 2008. Im Folgenden werden die Grundlagen von Biosphärenreservaten genauer erläutert.

2.3.1 Leitbild Nachhaltigkeit und nachhaltige Entwicklung

Das Prinzip der Nachhaltigkeit beziehungsweise das Konzept der nachhaltigen Entwicklung

steht spätestens seit dem sogenannten Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt und

Entwicklung (WCED) aus dem Jahr 1987 im Mittelpunkt internationaler Umwelt- und

Entwicklungskonferenzen (WWW.NACHHALTIGKEIT.INFO: Brundtland Report). Der WECD-

Bericht definiert nachhaltige Entwicklung, bezogen auf die soziale, ökonomische und

ökologische Ebene, als "Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu

riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können”

(HAUFF 1987: 51).

Dieser und weitere Berichte5 führten dazu, dass das Prinzip der Nachhaltigkeit seit der

Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung (UNCED) in Rio de Janeiro

1992 das Leitbild der internationalen Entwicklungs- und Umweltpolitik für das

21. Jahrhundert bildet. Unter dem Dach der Vereinten Nationen wurde das Leitbild von der

internationalen Staatengemeinschaft als Grundprinzip in der Rio-Deklaration für Umwelt und

Entwicklung sowie der Agenda 21 verankert (UNESCO 1992a, 1992b, 1996b;

WWW.NACHHALTIGKEIT.INFO: Weltgipfel Rio de Janeiro, 1992).

Diese internationalen Abkommen bilden die Grundlagen der Biosphärenreservate. So wurde

1995, in Folge des Weltgipfels von Rio, die Sevilla-Strategie für die Biosphärenreservate

formuliert, in der es heißt: "Die Biosphärenreservate fördern diesen integrierten Ansatz und

sind damit besonders geeignet, zur Umsetzung des Übereinkommens beizutragen"

(UNESCO 1996b). Folglich sind Biosphärenreservate Instrumente, die durch modellhafte

Umsetzung der Beschlüsse von Rio, zum Erreichen der Ziele internationaler Umwelt- und

Entwicklungspolitik beitragen sollen (UNESCO 1996b).

5 Hier müssen vor allem zwei Berichte genannt werden: Der 1980 veröffentlichte Brandt-Report 'Das Überleben sichern' erstellt von der Unabhängigen Kommission für Internationale Entwicklungsfragen und der Bericht Global 2000 'Bericht an den Präsidenten der USA' ebenfalls aus dem Jahr 1980, der voraussichtliche Veränderungen der Umwelt, der natürlichen Ressourcen und der Bevölkerung bis zum Ende des Jahrhunderts im Auftrag für die amerikanische Regierung untersucht hat (www.Nachhaltigkeit.info: Abkommen und Bündnisse vor 1992).

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Ende der 1990er Jahre wurde jedoch klar, dass es "der Erde schlechter gehe als je zuvor"

(WWW.NACHHALTIGKEIT.INFO: Weltgipfel Rio +5, New York 1997) und somit die Realität

sich weiter von den angestrebten Zielen entfernte. Um dieser Entwicklung entgegen zu

wirken wird seit dem Weltgipfel Rio +10 in Johannesburg 2002 der Schwerpunkt auf

Methoden und Konzepte zum Erreichen der gesetzten Nachhaltigkeitsziele gelegt, welche

fortan auch die Millenniums-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen integrierten.

(WWW.NACHHALTIGKEIT.INFO: Weltgipfel Rio +10, Johannesburg 2002).

Für 2012 ist mit Rio +20 erneut eine Konferenz der Vereinten Nationen über nachhaltige

Entwicklung in Brasilien geplant. Hier soll unter anderem an der konkreten Einbindung des

Leitbilds in die nationalen und internationalen politischen Systeme gearbeitet werden

(WWW.NACHHALTIGKEIT.INFO: Weltgipfel Rio +20, Rio 2012).

In Lateinamerika wurde bereits im Vorfeld der Rio-Konferenz 1992 ein Konzept für

nachhaltige Entwicklung auf dem Kontinent von der Wirtschaftskommission für Lateinamerika

und die Karibik (CEPAL) diskutiert (CEPAL 1991). In der Praxis jedoch haben sich

besonders die Umweltbedingungen in den letzten Jahrzehnten verschlechtert. Die Grenzen

landwirtschaftlich genutzter Flächen expandierten stark, was vor allem auf die enorm

gesteigerte Nahrungsmittelproduktion, Holzgewinnung sowie die Erkundung neuer Mineral-

Erdölvorkommen zurückzuführen ist (MANSILLA 2001: 30-31).

Hartmut Sangmeister (2004) vom Institut für Lateinamerika-Studien schreibt dazu:

"Angesichts der gravierenden Umweltprobleme finden Strategien nachhaltiger Entwicklung

zunehmend Unterstützung in den lateinamerikanischen Gesellschaften. Fast alle Staaten der

Region haben Institutionen für Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung geschaffen. Eine

Bestandsaufnahme der nationalen Strategien für nachhaltige Entwicklung zeigt allerdings,

dass Papierform dieser Strategien und deren tatsächliche Umsetzung vielerorts noch nicht

übereinstimmen" (SANGMEISTER 2004: 205).

Als positive Entwicklung ist zu verzeichnen, dass zunehmend mehr nationale MAB-Komitees

in Lateinamerika entstehen, die auf internationaler Ebene im sogenannten IberoMAB vernetzt

sind. Das Netzwerk vertritt das MAB-Programm auf dem lateinamerikanischen Kontinent

und passt die Aufgaben und Ziele an die lateinamerikanische Realität an. Fest verankert ist

auch hier das internationale Leitbild der Nachhaltigkeit. So heißt es in der offiziellen Mission:

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"Fortalecer los aspectos de la sustentabilidad medioambiental, económica y social, cultural y

espiritual, basados en la diversidad biológica y cultural"6 (IBEROMAB 2010).

Mitglied des IberoMAB-Netzwerks ist auch das im Jahr 2008 gegründete MAB-

Nationalkomitee Ecuadors sowie die sich darin zusammengeschlossenen vier

Biosphärenreservate Archipiélago de Colón (Galápagos), Yasuní, Sumaco und Podocarpus –

El Condór (MAE 2010: 25 ff).

2.3.2 Funktionen, Ziele und Zonierung

Nach den Internationalen Leitlinien für das Weltnetz der Biosphärenreservate verfolgen diese

drei sich ergänzende Funktionen:

• "Schutz: Beitrag zur Erhaltung von Landschaften, Ökosystemen, Arten und

genetischer Vielfalt" (UNESCO 1996a). Diese Aufgabe kann durch strengen

Naturschutz, Pflege von halbnatürlichen Ökosystemen und Kulturlandschaften und

eine nachhaltige, standortgerechte Nutzung zur Sicherstellung und Stärkung der

Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes verwirklicht werden (DEUTSCHE UNESCO-

KOMMISSION o.J.).

• Entwicklung: Förderung einer wirtschaftlichen und menschlichen Entwicklung, die

soziokulturell und ökologisch nachhaltig ist (UNESCO 1996a). Hier geht es um die

Erstellung und Förderung von modellartigen Konzepten zum nachhaltigen

Wirtschaften in allen drei Wirtschaftssektoren. Dabei ist die Einbindung der vor Ort

lebenden und wirtschaftenden Bevölkerung elementar (DEUTSCHE UNESCO-

KOMMISSION o.J.).

• Logistische Unterstützung: Förderung von Demonstrationsprojekten,

Umweltbildung und -ausbildung, Forschung und Umweltbeobachtung im Rahmen

lokaler, regionaler, nationaler und weltweiter Themen des Schutzes und der

nachhaltigen Entwicklung" (UNESCO 1996a).

Konkrete Ziele der Biosphärenreservate wurden in der Sevilla-Strategie aufgelistet. Die vier

Hauptziele sind demnach:

• "Nutzung der Biosphärenreservate zur Erhaltung der natürlichen und kulturellen

Vielfalt;

6 Stärkung der Aspekte der ökologischen, ökonomischen, sozialen, kulturellen und spirituellen Nachhaltigkeit, basierend auf der biologischen und kulturellen Vielfalt (eigene Übersetzung).

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• Nutzung des Biosphärenreservates als Modell für die Landbewirtschaftung und für

Ansätze zur nachhaltigen Entwicklung;

• Nutzung der Biosphärenreservate zur Forschung, Umweltbeobachtung, Bildung und

Ausbildung; sowie

• Umsetzung des Konzeptes der Biosphärenreservate" (UNESCO 1996b).

Um diese Funktionen erfüllen und die Ziele erreichen zu können, sollten Biosphärenreservate

räumlich gegliedert sein, um die Umweltschutz- und Entwicklungsbemühungen in den

geographisch dafür am besten geeigneten Gebieten umzusetzen.

Abbildung 2.1: Zonierung der UNESCO-Biosphärenreservate Quelle: http://www.bfn.de/0308_zonen_abb.html, zuletzt eingesehen am 28.03.2012.

Die Abbildung 2.1 zeigt schematisch das Zonierungskonzept der UNESCO-

Biosphärenreservate. Abhängig von anthropogener Einflussnahme und ökologischen

Merkmalen werden die drei Zonen in der Sevilla-Strategie folgendermaßen definiert:

• "eine oder mehrere Kernzonen streng geschützter Gebiete zur Erhaltung der

biologischen Vielfalt, zur Beobachtung minimal gestörter Ökosysteme und zur

Durchführung von Forschungen, die die Ökosysteme nicht verändern und sonstige

Nutzungen mit geringfügigen Auswirkungen (wie z.B. Bildungsmaßnahmen);

• eine klar ausgewiesene Pufferzone, die im allgemeinen die Kernzone umgibt oder an

sie angrenzt und für kooperative Tätigkeiten genutzt wird, die im Einklang mit

umweltfreundlichen Nutzungen stehen; zu diesen zählen Maßnahmen der

Umweltbildung, Erholung sowie angewandte und Grundlagenforschung; und

• eine flexible" Entwicklungszone, "in der verschiedenartige landwirtschaftliche

Tätigkeiten, Siedlungstätigkeiten und weiteren Nutzungen stattfinden können, bei

denen lokale Gemeinschaften, Bewirtschaftungsbehörden, Wissenschaftler,

Nichtregierungs-Organisationen, kulturelle Gruppen, die Wirtschaft und sonstige

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Interessensgruppen zusammenarbeiten, um die Ressourcen des Gebietes zu

bewirtschaften und nachhaltig zu entwickeln" (UNESCO 1996b).

Des Weiteren entstand 2008 der Aktionsplan von Madrid auf dem 3. Weltkongress der

Biosphärenreservate. Er baut auf der Sevilla-Strategie auf und passt sich den mit der Zeit neu

aufgekommenen Herausforderungen globaler Fragen und Probleme an. Dafür stellt er einen

konkreten Maßnahmenkatalog auf, der als Handlungsrahmen für Biosphärenreservate im

Zeitraum von 2008 bis 2013 auf der örtlichen, nationalen und internationalen Ebene gilt.

Zudem soll "die Rolle von Biosphärenreservaten als Lernstätten für lokale und regionale

Praktiken zur nachhaltigen Entwicklung sowie die Bedeutung des MAB und des WNBR als

regionale und globale Drehscheiben für den Austausch von Informationen, Ideen,

Erfahrungen, Kenntnissen und vorbildlichen Verfahren in den Nachhaltigkeitswissenschaften

demonstriert und hervorgehoben werden" (UNESCO 2008).

2.3.3 Partizipationsansatz im Biosphärenreservatskonzept

Eine bisher noch nicht ausreichend angesprochene Aufgabe der Biosphärenreservate ist die

Einbindung aller Beteiligten und Interessierten in das Management.

Um das Thema Partizipation in angemessenem Umfang behandeln zu können, wird es im

folgenden Kapitel genauer erläutert. Die Ausführungen zum Partizipationsansatz in

Biosphärenreservaten sind in Kapitel 3.3 zu finden.

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3 PARTIZIPATION

Noch vor nicht allzu langer Zeit galt der Grundsatz, dass Menschen aus Naturschutzgebieten

möglichst auszuschließen sind. Doch Umweltprobleme sind in der Regel komplex, dynamisch

und betreffen mehrere Akteure und Behörden. Daher erfordert der Umgang mit ihnen eine

transparente Entscheidungsfindung, die sich flexibel an sich verändernde Umstände anpasst

und eine Vielfalt an Wissen und Werten umfasst. Um dies zu erreichen, wird spätestens seit

dem Weltgipfel in Rio 1992 zunehmend die Beteiligung von Betroffenen gesucht und in

Entscheidungsprozesse auf lokaler bis hin zur internationalen Ebene eingebettet. Es geht

seitdem darum, Allianzen zwischen der lokalen Bevölkerung und der sie umgebenden

Naturlandschaften zu schaffen (BEURET 2008: 93, RENN 2006: 3).

Mittlerweile gibt es eine breite Akzeptanz und Förderung von Partizipation im Umwelt- und

Entwicklungskontext. So wird Partizipation zunehmend auch als demokratisches Recht

gesehen, das im steigenden Ausmaß von vielen Umweltschutz- und Interessensgruppen

genutzt wird. Zudem werden Partizipation pragmatische Vorteile zugeschrieben. So wird

argumentiert, dass durch die Einbindung von Betroffenen die Qualität und Langlebigkeit von

Entscheidungen größer sei. Da solche Annahmen in der Praxis jedoch nicht immer bestätigt

werden, werden derzeit in der Literatur Fehlentwicklungen aufgezeigt und Faktoren erforscht,

die Chancen auf positive Entwicklungen in Partizipationsprozessen bieten (REED

2008: 2418).

Dieses Kapitel wird zunächst Partizipation definieren und grundlegende Typologien von

Partizipation beschreiben. Anschließend werden Motive aufgezeigt, die herausstellen, warum

der Partizipationsansatz eine wichtige Rolle beim Management von Naturschutzgebieten

spielt und was für Ziele und Hindernisse sich daraus ergeben. Darauf folgen eine Vorstellung

von Partizipationsverfahren und ein Überblick über die Merkmale für eine erfolgreiche

Gestaltung von Partizipationsprozessen. Abschließend wird ein Blick auf den Ansatz der

Partizipation in Biosphärenreservaten geworfen. Für diese fordert die Sevilla-Strategie die

"Ermittlung der Ansprüche der verschiedenen Interessengruppen und volle Beteiligung dieser

Gruppen an Planungs- und Entscheidungsprozessen hinsichtlich der Bewirtschaftung des

Biosphärenreservates" (UNESCO 1996b).

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3.1 Theoretische Grundlagen

Ursprünglich stammt der Begriff Partizipation vom lateinischen 'participatio' ab und bedeutet

Beteiligung im Sinne sowohl von Teilnahme als auch Teilhabe (SCHULTZE 1995: 396).

Dementsprechend wird Partizipation generell als "Beteiligung an kollektiven Entscheidungen"

(NEWIG 2011: 486) definiert und im Zusammenhang mit der Beteiligung nicht-staatlicher

Akteure an politischen Entscheidungen genutzt (NEWIG 2011: 486).

In der vorliegenden Arbeit wird Partizipation definiert "as a process where individuals, groups

and organisations choose to take an active role in making decisions that affect them" (REED

2008: 2419). Diese Definition basiert auf unterschiedlichen Autoren und fokussiert eher auf

die Partizipation von Stakeholdern als auf die Beteiligung der Öffentlichkeit. Stakeholder sind

hier nach Freeman (1984) diejenigen, die von einer Entscheidung betroffen sind oder eine

Entscheidung beeinflussen können und als Anspruchs- beziehungsweise Interessengruppen

bezeichnet werden können (REED 2008: 2419; WWW.NACHHALTIGKEIT.INFO: Stakeholder).

Aufgrund des Forschungskontexts wird in der vorliegenden Forschungsarbeit der Stakeholder-

Ansatz angewandt. Allgemein wird dieser aus Gründen der Effizienz genutzt. So konzentriert

sich ein Großteil der Naturschützer darauf, diejenigen mit einzubinden, die einen direkten

oder indirekten Anteil am Projekt haben, anstatt die breite Öffentlichkeit mit einzubinden

(REED 2008: 2419).

3.1.1 Typologien der Partizipation

Das Spektrum der Interpretationen, was Partizipation an umweltbezogenen

Entwicklungsprozessen bedeutet, ist groß. Daher gibt es keine universellen Interpretationen

oder Modelle von Partizipation, die für alle Projekte anwendbar sind (MANNIGEL 2008: 499).

Vielmehr gibt es viele verschiedene Ansätze, die Unterschiede zwischen den unterschiedlichen

Interpretationen und den damit verbundenen Methoden verständlich machen. Die

Typologien können genutzt werden, um a priori die richtigen Partizipationsmittel auf Basis

der erforderlichen Art der Beteiligung zu wählen, oder um die stattgefundene Art der

Beteiligung post-hoc zu kategorisieren (REED 2008: 2419).

Das Recht auf Partizipation ist allgemein anerkannt. Bezug nehmend auf die Möglichkeiten,

Formen und Ziele von Partizipation variiert dieses Recht je nach politischem Verständnis und

gesellschaftlichem Kontext unterschiedlich stark. Generell lassen sich zwei verschiedene

theoriebasierte Ansätze unterscheiden, nämlich das Verständnis von Partizipation als Mittel

und als Ziel (SCHULTZE 1995: 396; STOLL-KLEEMANN & WELP 2006: 21).

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Die pragmatische oder instrumentelle Partizipation sieht die Beteiligung der Gemeinschaft

als Mittel zur Steigerung der Effizienz. Die zentrale Idee ist, dass die Bürger eher mit neuen

Entwicklungen einverstanden sind und diese unterstützen, wenn sie am Entscheidungsprozess

beteiligt werden. Managementprozesse sollen demnach mittels Einbindung von möglichst

vielen Akteuren und lokalem Wissen so gestaltet werden, dass nachhaltige und akzeptierte

Veränderungen daraus hervorgehen. Der Grad der der Beteiligung ist dabei jedoch eher

passiv, das heißt sie geht oft über die Teilung von Informationen beziehungsweise

Konsultation nicht hinaus. Partizipation wird in dieser Sichtweise als zielgerichtetes Handeln

angesehen, mit dem die individuellen Bedürfnisse und Interessen der Bürger gegenüber dem

staatlichen System durchgesetzt werden sollen. Dieser einflussorientierte Ansatz ist

konfliktbasiert und folgt dem ökonomischen Denken (MANNIGEL 2008: 499 f; PIMBERT &

PRETTY 1997: 28 f; SCHULTZE 1995: 396 ff).

Die normative Sichtweise hingegen sieht Partizipation als Wert beziehungsweise Ziel. Die

aktive Teilnahme an politischen Entscheidungen dient dementsprechend der Identifikation

mit der jeweiligen Gesellschaft. Ziele sind die Initiierung von kollektivem Handeln, die

Übertragung von Verantwortung auf Untergebene und der Aufbau von Institutionen.

Erreicht werden soll diese durch eine aktive und nachhaltige Beteiligung von allen betroffenen

Akteuren, die bis hin zur Teilung von Macht und Verantwortung geht. Dieser Ansatz ist

ergebnis- und konsensorientiert, wobei es um die Entwicklung hin zu einer besseren Politik

und Gesellschaft geht. In der Praxis werden die beiden Ansätze eng verknüpft angewandt, da

sie sich explizit nicht gegenseitig ausschließen und eine strikte Trennung nur selten

realisierbar ist (MANNIGEL 2008: 499f; PIMBERT & PRETTY 1997: 29; SCHULTZE 1995:

396ff).

Der Umwelt- und Naturschutz ist durch viele unterschiedliche Interpretationen von

Partizipation geprägt. In den 1970er Jahren diente eine freiwillige, aber passive Partizipation

eher als Öffentlichkeitsarbeit, um die Unterwerfung der Menschen der Naturschutzgebiete

gegenüber zu erreichen. In den 1980er Jahren wuchs das Interesse der lokalen Bevölkerung

am Schutz natürlicher Ressourcen. Seit den 1990er Jahren wird Partizipation dann als Mittel

gesehen, um Menschen in das Management von Schutzgebieten mit einzubeziehen (PIMBERT

& PRETTY 1997: 29).

Diese unterschiedlichen Interpretationen führen dazu, dass verschiedene Intensitätsstufen von

Partizipation im Management von Schutzgebieten vorzufinden sind. Diese werden in der

Literatur durch eine Vielzahl von Modellen dargestellt, die unterschiedliche Typologien für

Arten und Grade der Beteiligung betroffener Akteure nutzen. Exemplarisch werden hier die

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Modelle von PIMBERT und PRETTY (1997), ROWE und FREWER (2000) BERGHÖFER und

BERGHÖFER (2006) und NEWIG (2011) vorgestellt.

3.1.1.1 Die sieben Stufen von Partizipation nach Pimbert und Pretty

Die sieben Stufen von Partizipation nach PIMBERT und PRETTY (1997) stehen hier

stellvertretend für eine Vielzahl an Modellen mit ähnlicher Typisierung, welche zwischen dem

Grad unterscheiden, in dem Akteure beteiligt sind. Eine der wichtigsten Vertreter dieser Art

der Typisierung ist ARNSTEIN (1969), die in ihrer Leiter der Bürgerbeteiligung die aktive

Partizipation klar von Nicht-Beteiligung und Scheinpartizipation beziehungsweise

'Alibipolitik' abgrenzt.

PIMBERT und PRETTY (1997), die Partizipation speziell im Umwelt- und

Entwicklungskontext betrachtet haben, unterscheiden verschiedene Grade von Partizipation

auf einem Kontinuum und beschreiben dies in ihrem Modell anhand von sieben Stufen von

Partizipation:

(1) Passive Partizipation: Unilaterale Kommunikation per Mitteilungen seitens der

Administration beziehungsweise Projektmanager. Reaktionen der Betroffenen werden

nicht beachtet.

(2) Partizipation durch Auskunftserteilungen ('Participation in information giving'):

Menschen nehmen an Befragungen teil, haben aber keine Möglichkeiten den weiteren

Prozess zu beeinflussen, da die Ergebnisse für sie nicht zugänglich sind.

(3) Partizipation durch Konsultation: Betroffene werden zu Fragen nach Problemen

und Lösungen konsultiert. Entscheidungsträger müssen die Sichtweisen jedoch nicht

berücksichtigen.

(4) Partizipation durch materielle Anreize: Menschen stellen eigene Ressourcen, wie

Arbeitskraft oder Ländereien, für eine gewisse Zeit bereit. Dafür erhalten sie eine

materielle Gegenleistung, werden jedoch nicht an den gewonnenen Erkenntnissen

beteiligt.

(5) Funktionale Partizipation: Betroffene bilden Gruppen, um bereits vom

Projektmanagement vorbestimmte Ziele zu erreichen.

(6) Interaktive Partizipation: Betroffene partizipieren bei der Problemanalyse, was zu

Aktionsplänen und der Formation neuer, beziehungsweise Stärkung schon

existierender lokaler Gruppen führt. Die Gruppen treffen Entscheidungen und haben

einen Anteil daran, lokale Strukturen und Handlungen aufrechtzuerhalten.

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(7) Selbstmobilisierung: Betroffene übernehmen selbstständig die Initiative, um

bestehende Systeme zu ändern (PIMBERT & PRETTY 1997: 30 f).

Nach PIMBERT und PRETTY (1997) können mit den ersten vier Partizipationsgrade keine

langfristigen Erfolge erreicht werden, da die Errungenschaften lediglich oberflächlich sind und

keinen bleibenden Einfluss auf das Leben der Menschen haben. Um die Ziele der nachhaltigen

Entwicklung zu erreichen, benötigt es wenigstens der Partizipationsstufe 'Funktionale

Partizipation'. Allen Anzeichen nach kommt es nur dann zu langfristigen ökonomischen

Erfolgen, wenn die Vorstellungen und das Wissen der Betroffenen anerkannt werden und

ihnen die Macht gegeben wird, unabhängige Entscheidungen treffen zu können (PIMBERT &

PRETTY 1997: 30).

Ein anderer Typ von Klassifikation identifiziert verschiedene Arten der Beteiligung anhand

des Informationsflusses zwischen den Parteien. So unterscheiden ROWE und FREWER (2000)

in ihrer Typisierung zwischen Kommunikation als Verbreitung von Informationen an passive

Empfänger, Konsultation als Sammeln von Informationen von Teilnehmern und Partizipation

als Zwei-Wege-Kommunikation zwischen den Teilnehmern und Organisatoren, in der

Informationen in Dialogen oder Verhandlungen ausgetauscht werden (REED 2008: 2420).

Desweiteren gibt es Ansätze, die mehrere Klassifikationsarten integrieren und erweitern.

Beispielhaft dafür sollen die vier Achsen der Differenzierung nach BERGHÖFER und

BERGHÖFER (2006) im folgenden Absatz vorgestellt werden sowie das mehrdimensionale

Partizipationskonzept nach NEWIG (2011).

3.1.1.2 Die vier Achsen der Differenzierung nach Berghöfer und Berghöfer

BERGHÖFER und BERGHÖFER (2006) stellen Partizipation in vier Dimensionen dar, den

sogenannten vier Achsen der Differenzierung. Anhand dieser soll das Modell eine Struktur

bieten, um einen spezifischeren und transparenteren Nutzen des Begriffs Partizipation zu

ermöglichen. Dabei werden mehrere Typisierungen integriert, wobei besonders COHEN und

UPHOFF (1977) hervorgehoben werden, die in ihrem umfassenden Modell Unterscheidungen

zwischen politischer und entwicklungspolitischer Partizipation vornehmen (BERGHÖFER &

BERGHÖFER 2006: 90 f).

Die grundlegenden Fragestellungen der vier Achsen der Differenzierung sind:

(1) Wer partizipiert? Hier geht es um die Bedingungen zur Identifizierung und Auswahl,

sowie um die Zuweisung zu bestimmten Gruppen von Partizipierenden.

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(2) Partizipation: In welcher Dimension? Unterschiedliche Partizipationsaktivitäten wie

wählen, soziale Aktivitäten oder die Teilnahme an Projektgruppen, werden hier in die

folgenden vier Dimensionen unterteilt: ökonomische, politische, soziale und

Projektpartizipation.

(3) Wie ist der Partizipationsprozess gestaltet? Um charakteristische Aspekte von

Partizipationsprozessen zu strukturieren, werden fünf Untergruppen vorgeschlagen,

die charakterisiert werden sollen:

a. Form der Moderation, Initiierung und Leitung

b. Art, wie man Partizipierender wird

c. Aktivitäten, in denen man partizipiert

d. Form und Regeln der Aktivitäten

e. Betrachtung von Konflikten und Unterschieden durch die Regeln

(4) Was sind die Ziele der Partizipation? Es gibt vielfältige Ziele der Partizipation, die

mit den Fragen: "Was wurde festgelegt? Was ist beabsichtigt? Was wurde erreicht?"

(BERGHÖFER & BERGHÖFER 2006: 94) konkretisiert werden können (BERGHÖFER &

BERGHÖFER 2006: 90 ff).

Die Achsen können erweitert beziehungsweise eingegrenzt werden und bieten so die

Möglichkeit, Partizipation aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten.

3.1.1.3 Das mehrdimensionale Partizipationskonzept nach Newig

NEWIG (2011) hat ein mehrdimensionales Partizipationskonzept entworfen, mit dem

unterschiedliche Prozesse als mehr oder weniger partizipativ klassifiziert werden können. Das

Konzept basiert auf verschiedenen anderen Modellen, wie der Leiter der Bürgerbeteiligung von

ARNSTEIN (1969) und dem oben beschriebenen Modell von ROWE und FREWER (2000), das

seinen Fokus auf die Art der Informationsflüsse setzt.

Zunächst zeigt er fünf Kriterien auf, die zentral sind, um Partizipation näher zu

charakterisieren:

(1) Kooperation/Kommunikation im Sinne von gemeinsamen Problemlösungen und

Entscheidungsfindungen sowie Interessensausgleich mittels sach- und zielorientierter

wechselseitiger Kommunikation.

(2) Teilhabe an Entscheidungen im öffentlichen Raum.

(3) Mitbestimmung von "Personen und Organisationen, die nicht routinemäßig mit

diesen Aufgaben betreut sind" (RENN 2005 zit. nach NEWIG 2011: 487).

(4) Machtabgabe an beteiligte Akteure.

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(5) Ausreichende Repräsentation aller Betroffenen mit legitimen Anliegen (NEWIG

2011: 487 f).

Diese Kriterien können in unterschiedlichen Abstufungen vorliegen, wodurch Grade und

Intensitäten von Partizipation unterschieden werden können. Damit Partizipation vorliegt,

müssen mindestens die Kriterien öffentlicher Raum (2) und Mitbestimmung (3) erfüllt sein

(NEWIG 2011: 488).

Das Modell von NEWIG (2011) zeigt drei Dimensionen auf, die jeweils variable Grade

annehmen können. Dadurch ist es möglichen Prozess- beziehungsweise Partizipationsarten zu

klassifizieren.

(1) "die Art, Richtung und Intensität der Informationsflüsse […];

(2) die Stärke des Einflusses auf die zu treffenden Entscheidungen, der den Beteiligten

gewährt wird;

(3) der Kreis der beteiligten Personen" (NEWIG 2011: 488).

Jede dieser Typologien bietet eine andere Grundlage, um die vielen Partizipationsansätze zu

unterscheiden, was eine an den Kontext angepasste Auswahl der anzuwendenden Methoden

ermöglicht.

3.1.2 Motive, Ziele und Hindernisse der Partizipation

Die weitreichende Annahme, Partizipation bringe diverse Vorteile, führte zu einer

Einarbeitung des Ansatzes in viele Entscheidungsprozesse. Gleichzeitig wurde in der Praxis

deutlich, dass sich die Erwartungen nicht immer realisieren lassen. Es kristallisieren sich drei

grundlegende Motive heraus, warum der Partizipationsansatz eine wichtige Rolle beim

Management von Naturschutzgebieten spielt. Sie legen zugleich die drei Hauptziele fest, die

für Beteiligungsprozesse sprechen:

• Legitimität: Es wird davon ausgegangen, dass Partizipation die Legitimität von

politischen Entscheidungen steigert. Sie wird als Form direkter demokratischer

Willensbildung gesehen und sichert die Transparenz und Kontrolle von

Entscheidungsprozessen. Ziel ist, die Entscheidungsfindung öffentlich zu gestalten,

um für die Lösungen Legitimität erzeugen.

• Effektivität: Es wird angenommen, dass Entscheidungen und Managementpraktiken

eher akzeptiert und umgesetzt werden, wenn die Mehrheit der von ihnen betroffenen

Akteure sie unterstützen. Ziel der Partizipation ist die effektive Umsetzung von

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Entscheidungen. Dafür initiieren Institutionen nach dem 'top-down'-Prinzip

partizipative Prozesse bei Entscheidungsprozessen, um eine erhöhte Akzeptanz zu

erlangen und Ansichten und Wissen von lokalen Akteuren mit einzubeziehen.

• Qualität: Zur Lösung von immer komplexer werdenden Problemstellungen bedarf es

des Wissens von vielen unterschiedlichen Akteuren. Ziel ist hier, die Qualität der

Entscheidung zu erhöhen, indem Wissen und Erfahrung der Stakeholder in die

Entscheidungsfindung und den Planungsprozess eingebunden werden können. Nach

dem emanzipatorischen Prinzip erfolgt die Beteiligung und Mitwirkung an

Entscheidungsprozessen zudem eine Stärkung der Zivilgesellschaft. Diese Funktion

wird beispielsweise in der Agenda 21 durch die Forderung kommunaler Initiativen zur

Unterstützung der Agenda umgesetzt (NEWIG 2011: 489 ff; UNESCO 1992a: 291ff;

STOLL-KLEEMANN & WELP 2008: 162).

Die Motive machen deutlich, dass Partizipation sowohl von unten ('bottom-up') aus der

Gesellschaft heraus als auch von oben von den Entscheidungsträgern ('top-down') initiiert

werden kann (NEWIG 2011: 487).

Es gibt allerdings eine wachsende Skepsis über die tatsächlichen Vorteile der Partizipation. So

stellt REED (2008) fest, "there is growing concern that […] participation is not living up to

many of the claims that are being made" (REED 2008: 2421). So kann die Teilnahme von

zuvor nichtrepräsentierten Akteuren unerwartete und möglicherweise negative Auswirkungen

auf existierende Machtstrukturen haben. Stakeholder. Andererseits können durch die Auswahl

der Stakeholder auch bestehende Machtstrukturen zementiert werden, was einen

dysfunktionalen Konsens zur Folge haben kann. Zudem ist ein sinkendes Interesse der

Stakeholder an partizipatorische Prozesse möglich, wenn diese nicht gut strukturiert sind,

ihnen keinen Nutzen oder positive Ergebnisse liefern. Weitere Hindernisse für die Nutzung

von partizipativen Ansätzen können Mangel an Zeit und finanziellen Ressourcen sein. Auch

gibt es keine Garantie, dass partizipative Ansätze effektiv im Sinne der erwarteten Ziele sind,

da lokale Gemeinschaften oftmals andere Ansichten haben als die Verantwortlichen des

Prozesses und nicht immer ohne weiteres die Notwendigkeit zu einer durch Kompromisse

geleiteten friedlichen Einigung zwischen mehreren Akteure und Interessen sehen (REED

2008: 2421 f; STOLL-KLEEMANN & WELP 2008: 162).

3.1.3 Partizipationsverfahren

Bei Beteiligungsprozessen kommen, aufgrund der im Kapitel 3.1.1 beschriebenen Vielfalt an

Partizipationsansätzen, unterschiedliche Partizipationsverfahren zum Einsatz. Sie werden

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zudem in verschiedenen Phasen des Naturressourcenmanagements eingesetzt: Bei der

Festlegung der Ziele, der Wahl zwischen Handlungsalternativen, der Umsetzung und bei der

Evaluierung (STOLL-KLEEMANN & WELP 2008: 162). Eine Reihe entsprechender

Verfahrenstypen wird in der Literatur aufgelistet und charakterisiert. Sie variieren je nach

Problem- und Aufgabenstellungen in Umfang, Struktur und Zielstellung. Generell haben sie

aber alle den Anspruch, auf strukturierte, wechselseitiger Kommunikation zu beruhen und

mit heterogenen Akteuren konträre Standpunkte auszudiskutieren, und so gemeinschaftlich

konsensfähige Problemlösungen zu erarbeiten (HEINRICHS 2005: 54).

Gemeinsame Ziele von Partizipationsverfahren sind:

• Verbreitung der Wissensbasis für Entscheidungsfindung durch Einbeziehung von

lokalem sowie professionellem Wissen und Erfahrungen;

• Verbreiterung der Wertebasis, um einen breiten sozialen Rückhalt zu erlangen;

• Informationsfunktion, damit Akteure ihre Bewertungen auf gut informierter Basis

bilden können;

• Erhöhung der Sozialverträglichkeit durch die Rücksichtnahme verschiedener

Ansprüche;

• Konfliktvermeidung und –bewältigung mittels gemeinschaftlicher Suche nach

Konsenslösungen;

• Gemeinwohlorientierung, da Partikularinteressen durch einen rationalen Diskurs

entgegengetreten wird (HEINRICHS 2005: 54 f).

Nach PIMBERT und PRETTY (1997) sind die diversen Partizipationsverfahren alternative

Systeme des Lernens und der Interaktion. Man lernt demnach voneinander, durch die

Integration verschiedener Sichtweisen aus unterschiedlichen Sektoren, von der lokalen

Bevölkerung und Experten. Dies hat kontextspezifisch angepasste Handlungen zur Folge, die

durch Experten und Akteure gestützt werden und im Idealfall nachhaltiges Handeln der

Bevölkerung erzeugen (PIMBERT & PRETTY 1997: 31 ff).

Partizipationsverfahren schaffen mit diesem Ansatz neue Möglichkeiten "für die strukturierte

Integration divergierender Perspektiven und für die Erarbeitung kreativer Lösungen von

kollektiven Problemen" (HEINRICHS 2005: 55).

Zu den Verfahrenstypen zählen beispielsweise Stakeholder-Dialoge, Anhörungen, Mediation,

Runde Tische, Konsens-Konferenzen, kooperative Diskurse und Planungszellen (HEINRICHS

2005: 55; NEWIG 2011: 488, STOLL-KLEEMANN & WELP 2006: 23).

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Ein besonderes Augenmerk liegt in dieser Arbeit auf den von STOLL-KLEEMANN und WELP

(2006) im Kontext von Naturschutzgebieten untersuchten Stakeholder-Dialogen. Sie werden

definiert als "a process in which a structured exchange of views and reflection on values of

stakeholders can take place" (STOLL-KLEEMANN & WELP 2006: 23). Aufgrund der

teilnehmenden Akteure werden die Stakeholder-Dialoge von öffentlicher Partizipation

('public participation') abgegrenzt. So hat bei der öffentlichen Partizipation, zumindest

theoretisch, jeder die Möglichkeit teilzunehmen, während die Stakeholder anhand der

vorliegenden Themen für Dialoge ausgesucht werden. Stakeholder sind wichtige Akteure oder

Experten auf einem bestimmten Themengebiet und haben ein legitimes Interesse am Ergebnis

des Prozesses. Teilnehmer öffentlicher Partizipation hingegen sollen die Gesamtheit der

Betroffenen repräsentieren, um die komplette Bandbreite von Meinungen darzulegen und zu

vertreten, haben aber nicht unbedingt berechtigte Interessen am Prozessergebnis (STOLL-

KLEEMANN & WELP 2006: 22 f).

Unterteilt werden können Stakeholder-Dialoge nach WELP et al. (2006) in Policy-Dialoge,

Multi-Stakeholder-Dialoge für Governance, Unternehmensdialoge und wissenschaftsbasierte

Stakeholder-Dialoge. Für diese Arbeit sind speziell die Policy-Dialoge interessant, deren

Hauptaufgabe es ist, Unterstützung für die jeweiligen Prozessstrategien und neuen

Gesetzgebungen zu generieren (STOLL-KLEEMANN & WELP 2006: 24). Stakeholder sind hier

verschiedene organisierte Interessengruppen, öffentlich-rechtliche Körperschaften, mittlere

und kleine Unternehmen, Nichtregierungsorganisationen, Wissenschaftler sowie Bürgerinnen

und Bürger (WELP et al. 2006: 172).

Die richtige Auswahl von Verfahrenstypen stellt jedoch keine Sicherheit für den Erfolg eines

Partizipationsprozesses dar. Sie kann aber die Grundlage bieten, partizipative Prozesse

strukturiert, effizient und funktionsspezifisch umzusetzen. Zentral dabei ist, "inwieweit die

von den […] Initiatoren und Trägern der Verfahren verfolgten Aufgaben und Ziele der

Prozesse auch die Erwartungen und Perspektiven der zu beteiligenden Akteurgruppen

antizipieren und berücksichtigen" (HEINRICHS 2005: 55 f). Dafür ist eine klare

Kommunikation über Zweck, Sinn, Möglichkeiten und Grenzen des angewandten

Partizipationsverfahrens und der Relevanz seiner Ergebnisse vonnöten, um ein gemeinsames

Verständnis zwischen allen Beteiligten darüber zu schaffen (HEINRICHS 2005: 55 f).

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21

3.2 Merkmale für eine erfolgreiche Gestaltung von

Partizipationsprozessen

Die Literatur liefert diverse Handlungsvorschläge, mit welchen Faktoren man die Chancen

auf Erfolg durch Partizipation steigern kann, beziehungsweise wie man mit Hindernissen

erfolgreicher Partizipation umgehen sollte (PIMBERT & PRETTY 1997, BORRINI-FEYERABEND

et al. 2007, REED 2008, u.v.m.).

Auch wenn bisher nur wenige Studien die Annahme von Erfolgsfaktoren und die Sorge ob

der Umsetzung in die Realität evaluiert haben, scheinen die bisher vorhandenen Ergebnisse

die untersuchten Annahmen zu bestätigen. Obwohl diese Studien andeuten, dass

Partizipation die Qualität von Entscheidungen im Umweltmanagement verbessern kann, so

gibt es dennoch einen großen Vorbehalt, denn die Qualität einer Entscheidung hängt stark

von der Qualität des Prozesses ab, der zu ihr führt (REED 2008: 2411).

REED (2008) hat basierend auf einer Literaturanalyse acht Merkmale herausgearbeitet, die

eine Best-Practice-Partizipation ermöglichen sollen:

• Der Partizipation muss eine Philosophie zugrunde liegen, die Ermächtigung,

Gleichheit, Vertrauen und Lernen betont.

• Die Nutzung von Partizipation soll so früh wie möglich und während des gesamten

Prozesses in Erwägung gezogen werden.

• Relevante Stakeholder müssen systematisch analysiert und vertreten werden.

• Von Anfang an müssen klare Ziele für den Partizipationsprozess mit den Stakeholdern

vereinbart werden.

• Methoden sollen unter Berücksichtigung der Ziele, Art der Teilnehmenden und dem

entsprechendem Grad der Beteiligung kontextbezogen ausgesucht und angepasst

werden.

• Professionelle Mediation des Partizipationsprozesses ist von wesentlicher Bedeutung.

• Lokale und wissenschaftliche Kenntnisse sollten integriert werden.

• Partizipation muss institutionalisiert werden (REED 2008: 2422 ff).

Zukünftig muss weiter evaluiert werden, ob Entscheidungen, die aus partizipatorischen

Prozessen hervorgehen, qualitativ besser im Sinne aller Beteiligten sind und ob sie das

Vertrauen der Öffentlichkeit in den Entscheidungsprozess verbessern.

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3.3 Partizipationsansatz in Biosphärenreservaten

Das Management von Biosphärenreservaten bezog sich früher vor allem auf die Kernzonen

und Pflegezonen. Grund dafür ist, dass die inneren Zonen der Biosphärenreservate oftmals

nur von der Administration gemanagt werden. Die Entwicklungszone hingegen wird von

verschiedensten öffentlichen und privaten Akteuren gestaltet. Mit dem neuen Leitbild in der

internationalen Umwelt- und Entwicklungspolitik seit dem Weltgipfel 1992 änderte sich

dieser Fokus. Die Entwicklungszone ist nun wesentlich für die Umsetzung von Projekten im

Sinne der nachhaltigen Entwicklung (STOLL-KLEEMANN & WELP 2008: 161 f).

Um dieses neue Anliegen umsetzen zu können, wurde die koordinierte Organisation und

Einbindung betroffener Akteure der Biosphärenreservate in Managementprozessen zu einer

grundlegenden Aufgabe für Biosphärenreservatmanager erklärt (STOLL-KLEEMANN & WELP

2008: 162). So ist in den Internationalen Leitlinien des WNBR als Grundkriterium

festgehalten: "Für eine angemessene Beteiligung und Mitarbeit u. a. von Behörden, örtlichen

Gemeinschaften und privaten Interessen bei der Bestimmung und Ausübung der Funktionen

eines Biosphärenreservates sollen organisatorische Vorkehrungen getroffen werden"

(UNESCO 1996a).

Auch in der Sevilla-Strategie findet man konkrete Ziele, die auf dem Konzept der

Partizipation basieren. Bezogen auf die Partizipation von Akteuren an Planungs- und

Entscheidungsprozessen sind hier besonders drei Teilziele hervorzuheben:

• "Teilziel II.1: Sicherung der Unterstützung und der Beteiligung der örtlichen

Bevölkerung" (UNESCO 1996b). Hingewiesen sei speziell auf das Ziel "Ermittlung

der Ansprüche der verschiedenen Interessengruppen und volle Beteiligung dieser

Gruppen an Planungs- und Entscheidungsprozessen hinsichtlich der Bewirtschaftung

des Biosphärenreservates" (UNESCO 1996b).

• "Teilziel III.4: Verbesserung der Ausbildung von Spezialisten und Managern"

(UNESCO 1996b). Hierbei geht es unter anderem um die Ausbildung und

Förderung von lokalen Gemeinschaften und Akteuren mit dem Ziel der Beteiligung

an Planungsprozessen im Biosphärenreservat (UNESCO 1996b).

• "Teilziel IV.1: Integration der Funktionen der Biosphärenreservate" (UNESCO

1996b), hinter dem auch folgendes Ziel steckt: "Sicherstellen, dass sich die örtliche

Gemeinschaft an der Planung und Bewirtschaftung des Biosphärenreservates

beteiligen kann" (UNESCO 1996b).

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23

Der Aktionsplan von Madrid von 2008 stellt das Konzept der Partizipation noch weiter in den

Vordergrund. So sind gleich drei von vier Hauptaktionsbereichen eng damit verknüpft:

'Kooperation, Management und Kommunikation', 'Wissenschafts- und Kompetenzausbau'

sowie 'Partnerschaften' (UNESCO 2008).

Es wird deutlich, dass der Partizipationsansatz eine hohe Priorität im Konzept der

Biosphärenreservate hat. Sie sollen so gestaltet werden, dass die Unterstützung und

Beteiligung der lokalen Bevölkerung gesichert ist (UNESCO 1996b, STOLL-KLEEMANN &

WELP 2008: 162).

3.3.1 Erfolgsfaktoren, Relevanz und Hindernisse von Partizipation im

Management von Biosphärenreservaten

STOLL-KLEEMANN und WELP (2008) haben den Partizipationsansatz in Bezug auf das

Management von Biosphärenreservaten untersucht. Sie fragten über 200 Manager von

Biosphärenreservaten in einer internationalen Umfrage nach Faktoren, die den Erfolg von

Biosphärenreservaten beeinflussen. Als Ergebnis wurde festgestellt, dass auf Partizipation

basierende Faktoren von besonderer Bedeutung für den Erfolg des Management von

Biosphärenreservaten darstellen. Bei einer Auflistung von 27 Faktoren liegt die

Zusammenarbeit mit lokalen Behörden auf Platz 2 und die Partizipation der Gemeinschaft auf

Platz 6. Auf die Frage, warum die Partizipation ein wichtiger Bestandteil ihres

Managementsystems ist, antworteten rund 64 Prozent mit der Relevanz für steigende

Akzeptanz, 51 Prozent mit der Zugehörigkeit zum Biosphärenreservatskonzept und

42 Prozent mit der wichtigen Rolle für die Berücksichtigung von traditionellem Wissen.

Lediglich 2 Prozent sahen Partizipation als kontraproduktiv an. Zudem fragten STOLL-

KLEEMANN und WELP (2008) danach, was für Ergebnisse tatsächlich aus der Partizipation

entstehen. Auch hier bestätigten 64 Prozent, dass Partizipation zu einer gesteigerten

Akzeptanz führt, 48 Prozent schreiben der Beteiligung der Gemeinschaft gesteigerte

Umweltschutzerfolge zu. Das widerspricht anderen Studien, die besagen, dass Partizipation zu

sinkenden Umweltschutzerfolgen führen kann, da ökonomische Interessen immer

widersprüchlich zu ökologischen Bemühungen stehen (STOLL-KLEEMANN & WELP

2008: 164).

Als Herausforderungen für die Implementierung von partizipativen Managementansätzen in

Biosphärenreservaten kann sich laut STOLL-KLEEMANN und WELP (2008) die mangelnde

Bereitschaft von Verantwortlichen Macht zu teilen darstellen, insbesondere wenn die

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Beteiligung von Stakeholdern oder der Öffentlichkeit als Bedrohung der eigenen Autorität

angesehen wird oder der Stärkung oppositioneller Gruppen unterstützt.

Zudem wird herausgestellt, dass partizipative Prozesse besondere Investitionen an Zeit und

Ressourcen fordern. Ein langanhaltendes Engagement ist gefordert, da ermutigende

Ergebnisse einige Zeit auf sich warten lassen können. Um die Chance auf Erfolg zu erhöhen,

sind fachmännische Vermittlung und klar formulierte Ziele vonnöten, die chaotische

Sitzungen und allgemeine Orientierungslosigkeit im Verlauf des Prozesses vermeiden sollen.

Somit ist die Geduld aller Teilnehmer gefordert und es müssen möglicherweise einige

Kompromisse bei den beabsichtigten Zielen gemacht werden (STOLL-KLEEMANN & WELP

2008: 164).

Weitere mögliche Hindernisse wurden im Zuge einer weiteren Studie von STOLL-KLEEMANN

und WELP (2008) genannt. Dies können grundlegende skeptische Haltungen gegen die

Partizipation von Regionalverwaltungen sein oder polarisierte Meinungen bei

konfliktträchtigen Themen. Zudem wurde auch hier darauf hingewiesen, dass es zu

Konflikten kommen kann wenn die Erwartungen verschiedener Beteiligter über die

mittelfristigen und langfristigen Prozessergebnisse divergieren und eine Aufbereitung von

Informationen nicht im angemessenen Rahmen stattfindet (STOLL-KLEEMANN & WELP

2008: 166).

3.3.2 Vier Managementstile von Biosphärenreservaten

In einer vergleichenden Fallstudie haben Stoll-Kleemann und Welp (2008) die

Managementpraktiken von Biosphärenreservaten untersucht (STOLL-KLEEMANN & WELP

2008: 164). Dafür wurden vier grundsätzliche Managementstile von Biosphärenreservaten

identifiziert, die auf Grundlage des Partizipationsgrads und intersektoraler Kooperation

charakterisiert sind (siehe Abbildung 3.1).

• Der Partizipationsgrad ist beim routine management gering. Experten treffen

Entscheidungen, ohne sich intensiver mit Stakeholdern oder der Öffentlichkeit

darüber auszutauschen. Entscheidungen werden gewissermaßen von Rechts wegen

erzwungen.

• Beim sector-based participatory management beschränkt sich die Nutzung partizipativer

Elemente auf einzelne Planungen auf sektoraler Ebene. Es kommt dabei aber nicht zu

einer weitergehenden intersektoralen und -disziplinären Diskussion.

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Abbildung 3.1: Vier Management-Stile werden anhand des Partizipationsgrades und intersektoraler Kooperation in Biosphärenreservaten unterschieden Quelle: STOLL-KLEEMANN & WELP (2008): 167.

• Beim social and environmental engineering werden bei partizipativen

Entscheidungsprozessen nur Akteure aus der Experten- und administrativen Ebene

mit einbezogen, die Bevölkerung hingegen nicht, wodurch es in Konfliktsituationen

zu Problemen mit der fehlenden Legitimität des Managements geben kann.

• Management as mutual learning wird als geeignetster Managementstil für

Biosphärenreservate angesehen, da die intersektorale Koordination und Partizipation

hier zentrale Elemente sind. Durch die angemessene Aufbereitung des Fachwissens

kann die gut informierte Bevölkerung aktiv am Entscheidungsprozess partizipieren,

was zur Transparenz und Legitimierung des Planungsprozesses führt (STOLL-

KLEEMANN & WELP 2008: 164 ff).

Resultierend stellen STOLL KLEEMANN und WELP (2008) fest, dass es einen generellen Willen

gibt, den Partizipationsansatz verstärkt in das Biosphärenreservatsmanagement einzubinden,

obwohl es dafür eine Reihe von Hindernissen zu überwinden gilt. Durch ihre generelle

Funktion als Versuchslabore für nachhaltige Entwicklung haben Biosphärenreservate die

Potentiale, durch die Entwicklung und Initiierung von partizipativen Prozessen, die alle

Beteiligten einbinden, partizipatives und integratives Management zu fördern. Dies ist

weniger schwierig, wenn die administrative Verantwortung des Managements eher gering ist.

Sobald das Management den Status einer regulierenden Behörde hat, ist dies schwieriger, da

der Fall eintreten kann, dass die Behörde nicht als neutraler Teilnehmer anerkannt wird. Der

Einsatz von neutralen externen Mediatoren kann in solchen Situationen helfen, einen

partizipativen Prozess einzuleiten und zu führen (STOLL-KLEEMANN & WELP 2008: 166 f).

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4 VORSTELLUNG DES UNTERSUCHUNGSGEBIETS

Das Untersuchungsgebiet ist das Biosphärenreservat Podocarpus – El Cóndor im Süden

Ecuadors. Um die Region und den Forschungskontext genauer zu beschreiben werden in

diesem Kapitel zunächst die nationalen Rahmenbedingungen und die Situation der

Biosphärenreservate in Ecuador präsentiert. Anschließend wird das Untersuchungsgebiet

geographisch wie auch umweltpolitisch vorgestellt und wesentliche Grundlagen für das

Verständnis der Forschungssituation erläutert.

4.1 Ecuador

Ecuador liegt im Nordwesten Südamerikas zwischen Kolumbien und Peru und ist geprägt

durch eine sehr große geographische und kulturelle Vielfalt. Im Jahr 2012 leben dort über

15 Millionen Menschen auf einer Fläche von 283.561 Quadratkilometern, womit Ecuador

fast 80 Prozent der Fläche Deutschlands entspricht. Mit über 55 Einwohnern pro

Quadratkilometer hat Ecuador die größte Bevölkerungsdichte aller Länder Südamerikas.

Flächenmäßig hingegen ist Ecuador eines der kleinsten Länder des Kontinents

(www.CIA.gov: Ecuador).

Nach einer Selbstidentifizierung der ethnischen Gruppen Ecuadors im Zensus von 2010 sind

72 Prozent der Bevölkerung Mestizen und jeweils etwa 7 Prozent Afroecuadorianer, Indigene

(hauptsächlich Quechua-Indianer) oder Montubios (Volksgruppe in der Küstenebene)

(www.INEC.gob.ec: Autoidentificación de la población). Diese Darstellung weicht jedoch

deutlich von anderen Angaben ab, die den Anteil der indigenen Bevölkerung an der

Gesamtbevölkerung auf 25 – 40 Prozent schätzen (EUROPEAN COMMISSION 2007: 16;

WWW.CIA.GOV: Ecuador).

4.1.1 Kurze politische Geschichte der letzten Jahre

Die politische Entwicklung Ecuadors in den letzten beiden Jahrzehnten ist durch mehrere

gestürzte Präsidenten, Finanz- und Wirtschaftskrisen und einer sich stabilisierenden Lage in

den letzten Jahren geprägt.

Ende der 1990er und Anfang der 2000er Jahre war Ecuador politisch höchst instabil. Nach

einer schwerwiegenden Krise des Finanz- und Wirtschaftssystems des Landes in den 1990ern

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kam es gegen Ende des Jahrzehnts zu umfangreichen politischen Sparmaßnahmen und der

Aufgabe der eigenen Währung Sucre. Seitdem ist der US-Dollar offizielles Zahlungsmittel.

Dies löste heftigen Widerstand in der Bevölkerung aus, der vor allem in einer breite

Ablehnung des neoliberalistischen Systems bestand. Diese Ablehnung basierte auf

langjährigen und konfliktreichen Erfahrungen der wirtschaftspolitischen Abhängigkeit vom

Internationalen Währungsfond und der Weltbank sowie der außenpolitischen Nähe zur USA.

Diese Krisenkonstellation führte dazu, dass zwischen 1996 und 2006 keiner der sechs

gewählten Präsidenten seine Amtszeit regulär beenden konnte (WOLFF 2008: 1).

Seit der Wahl des linksgerichteten Ökonomen Rafael Correa 2006 zum Präsidenten der

Republik scheint sich der politische Zustand des Landes zu stabilisieren (EUROPEAN

COMMISSION 2007: 8, WOLFF 2008: 1 f). Im Zuge der von ihm eingeleiteten

'Bürgerrevolution' (Revolución Ciudadana) hat der Präsident grundlegende Reformen

umgesetzt, inklusive der Einsetzung einer neuen Verfassung im Jahre 2008, mit denen eine

stärkere staatliche Kontrolle der Wirtschaft verfolgt wird sowie eine sozialpolitischere

Ausrichtung des Staates (LIPORTAL.INWENT.ORG: Ecuador – Geschichte und Staat).

Abbildung 4.1: Politische Karte und Relief von Ecuador Quelle: http://www.lib.utexas.edu/maps/americas/ecuador_rel91.jpg

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4.1.2 Geographische Gliederung und Klima

Geographisch kann das Land, durch das der Äquator verläuft, grob in vier Regionen

gegliedert werden. Auf dem Festland teilen die Anden Ecuador in drei Regionen: Die dicht

besiedelte Küstenebene im Westen (Costa), die nord-südlich verlaufende Hochgebirgskette

der Anden (Sierra), mit der höchsten Erhebung des Landes, dem 6267 Meter hohen Vulkan

Chimborazo und der auf 2800 Metern Höhe gelegenen Hauptstadt Quito, sowie das flache,

dünnbesiedelte Amazonasgebiet im Osten des Landes (Oriente). Die vierte geographisch

abzugrenzende Region sind die Galapagosinseln, die etwa 1000 Kilometer vor der

ecuadorianischen Küste im Pazifik liegen (Siehe Abbildung 4.1). Jede dieser vier Regionen hat

ein einzigartiges Klima und eine spezielle Natur aufzuweisen.

Das Klima Ecuadors ist je nach Region unterschiedlich und kann grob durch folgende

Hauptfaktoren erklärt werden. Die Nähe zum Äquator sorgt im ganzen Land für relativ hohe

und konstante Durchschnittstemperaturen im Verlauf des Jahres. Saisonale Unterscheidungen

werden zwischen Trocken- und Regenzeit vorgenommen, die je nach Region in

unterschiedlichen Monaten auftreten. Das Amazonasgebiet steht unter dem ganzjährigen

Einfluss instabiler feucht-tropischer Luftmassen aus dem Amazonasbecken und wird dem

immerfeuchten tropischen Regenklima nach Köppen (Af) zugeordnet. Das Klima der

Küstenebene hingegen ist variabler, da es durch die saisonale Verschiebung der

innertropischen Konvergenzzone bedingt ist. Während im Norden auch das Af-Klima

vorherrscht, schwächt in den südlichen Küstengebieten der kühle Humboldt-Strom das

tropisch-heiße und feuchte Klima zu wintertrockenem tropischen Regenklima und

stellenweise sogar trockenem Klima ab. In der Hochgebirgskette der Anden kommt es

aufgrund großer Höhenunterschiede zu milderen Temperaturen und einem Tageszeitenklima,

das heißt, dass die Temperaturen im Tagesverlauf stark schwanken. Hier dominieren lokale

Konvektionsprozesse das Klima. Nach Köppen herrschen in den Anden immerfeuchte oder

wintertrockene, warmgemäßigte Klimate und in den hoch gelegenen Regionen kalte Páramo-

Klimate vor (ENCYCLOPÆDIA BRITANNICA ONLINE 2012: Climate; KOTTEK et al. 2006:

260 f; WWW.CIA.GOV: Ecuador).

4.1.3 Biodiversität und anthropogene Umweltbelastung

Durch die Kombination der topographischen und klimatischen Vielfalt sowie der tropischen

Lage gilt Ecuador, im Verhältnis zur Oberfläche, als das Land mit der größten Artenvielfalt

der Welt (MAE 2010: 19). So finden sich in Ecuador beispielsweise über 20.000

Pflanzenarten, während es in ganz Nordamerika im Vergleich 17.000 sind und mit rund

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1646 Vogelarten gibt es mehr als doppelt so viele wie in ganz Europa

(LIPORTAL.INWENT.ORG: Ecuador – Überblick, MAE 2010: 22).

Die Umwelt Ecuadors wird jedoch durch viele Aktivitäten des Menschen bedroht. Laut der

Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) (2010) sind im

Jahr 2010 noch 36,5 Prozent oder rund 9.865.000 Hektar der Fläche Ecuadors bewaldet. Im

Vergleich dazu ist Deutschland beispielswiese noch zu 31 Prozent bewaldet. Zwischen 1990

und 2010 hat Ecuador jedoch rund 28,6 Prozent seines Waldes verloren, was eine jährliche

Abholzungsrate von 1,43 Prozent ergibt. In diesem Vergleichsraum ist das die höchste Rate

aller südamerikanischen Länder und weltweit Rang 13 (FAO 2010: 3.Tabellenblatt).

Hauptgründe dafür sind das Vordringen der Agrarwirtschaftsgrenze, Holzeinschlag und die

Gewinnung von Erdöl und Erdgas. Weitere Probleme sind ein signifikanter Verlust an

Biodiversität, Wasser- und Bodenverschmutzung, hauptsächlich verursacht durch den

Bergbau und die Förderung von Kohlenwasserstoff-Ressourcen, sowie Erosion verschuldet

durch unangebrachte Agrarpraktiken in anfälligen Gebieten (EUROPEAN COMMISSION

2007: 50).

4.1.4 Umweltpolitik

Im Hinblick auf die internationale Umwelt- und Entwicklungspolitik hat Ecuador die

wichtigsten Übereinkommen ratifiziert, darunter die Biodiversitäts-Konvention und das

Kyoto-Protokoll (EUROPEAN COMMISSION 2007: 13).

Ecuador hat seit den 1980er Jahren viele Erfolge in Bezug auf die

Umweltgesetzgebung, -strategien und -pläne zu verbuchen. Allerdings waren Umweltthemen

in den politischen Agenden der letzten Regierungen eher unwichtig, was vor allem auf die

andauernden Krisen der vergangenen Jahrzehnte zurückzuführen ist. So wurde das

Umweltministerium Ecuadors (MAE) Anfang 2007 von der Europäischen Kommission noch

als extrem schwach bezeichnet, nachdem es zuvor jahrelang häufige Wechsel des

Führungspersonals gab und sich so keine konstante Umweltpolitik entwickeln konnte

(EUROPEAN COMMISSION 2007: 13, 50).

Grundsätzlich ist der Umweltschutz seit 1995 als Staatsziel in der ecuadorianischen

Verfassung verankert. Mit der neuen Verfassung von 2008 sind die Richtlinien konkreter und

greifbarer geworden. Zudem umfasst sie als eine der ersten Verfassungen weltweit einen

Abschnitt über die 'Rechte der Natur' (GUDYNAS 2009: 215). Demnach besitzt die Natur

„das Recht, dass die Existenz, der Erhalt und die Regenerierung ihrer Lebenszyklen, Struktur,

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Funktionen und Evolutionsprozesse respektiert werden“ (ASAMBLEA CONSTITUYENTE 2008:

Art. 71 nach GUDYNAS 2009: 215). Ein wichtiger Punkt in der Verfassung ist auch das Recht

der Bevölkerung auf ein Leben in einer "gesunden und ökologisch ausgeglichenen Umwelt"

(ASAMBLEA CONSTITUYENTE 2008: Art. 14 nach GUDYNAS 2009: 215). Desweiteren spricht

sie der Bevölkerung das Recht auf Partizipation bei umweltpolitischen Fragen zu (ASAMBLEA

CONSTITUYENTE 2008: Art. 16). Die Rechte der Natur werden in der ecuadorianischen

Verfassung nicht isoliert behandelt, wie es beispielsweise in Bolivien der Fall ist, sondern im

Verbund mit dem Recht auf das sogenannte buen vivir, also das Recht auf ein 'gutes Leben',

sodass eine Kombination von Umwelt- und Entwicklungsfragen in der Praxis möglich wird

(GUDYNAS 2009: 216).

Die verfügbaren Gesetze und institutionellen Rahmenbedingungen sind zumindest

theoretisch geeignet, um eine effektive Umweltpolitik zu betreiben. In der Praxis jedoch

zeigen sich die staatlichen Behörden häufig nicht in der Lage, Umweltgesetze umzusetzen und

beispielsweise die Kontrolle der Schutzgebiete zu gewährleisten (EUROPEAN COMMISSION

2007: 13). Grund dafür sind nach wie vor fehlende personelle und finanzielle Ressourcen,

auch wenn das Umweltministerium seit 2007 wieder deutlich an Macht dazugewonnen hat

(Lopez & Calderón (2011: Persönliche Gespräche). Neben den staatlichen Behörden gibt es

in Ecuador eine Reihe von sehr aktiven zivilgesellschaftlichen Nichtregierungsorganisationen,

die sich mit Umweltfragen befassen (EUROPEAN COMMISSION 2007: 13).

Das umweltpolitische Management ist seit 2007 in einem Prozess der Dezentralisierung,

wodurch eine größere Partizipationsmöglichkeit betroffener Akteure erreicht werden soll.

Auch wenn der Prozess nur sehr langsam voranschreitet, so bieten die aktuellen

Entwicklungen der ecuadorianischen Politik gute Aussichten für Fortschritte im Sinne der

nachhaltigen Entwicklung und des Umweltschutzes in dem kleinen Andenstaat (EUROPEAN

COMMISSION 2007: 50).

Die Dichte an Naturschutzgebieten in Ecuador ist vergleichsweise hoch. Rund 19 Prozent der

Landesfläche werden als sogenanntes Patrimonio de areás naturales del estado (PANE) in

unterschiedlichen Kategorien durch das Ley Forestal y de Conservación de Áreas Naturales y

Vida Silvestre offiziell geschützt. Dazu zählen allerdings nicht die Biosphärenreservate im

Ganzen, wohl aber deren Kernzonen, die größtenteils als Nationalparks deklariert sind sowie

große Teile der Pufferzonen (MAE 2012: 1).

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31

4.2 Biosphärenreservate in Ecuador

Ecuador hat vier Biosphärenreservate, die gemeinsam eine terrestrische Fläche von rund

5.600.000 Hektar haben, was 21,8 Prozent der Landesfläche Ecuadors entspricht. Wenn man

die 13.500.000 Hektar des Marine-Reservats Galapagos hinzurechnet, so sind es sogar

19.100.000 Hektar Gesamtfläche. Zum Vergleich: Die Gesamtfläche der 16

Biosphärenreservate in Deutschland beträgt 1.846.904 Hektar, abzüglich der Wasser- und

Wattflächen der Nord- und Ostsee (534.646 ha) entspricht dies 3,7 Prozent der terrestrischen

Fläche Deutschlands (BFN 2011: Gesamtfläche der Biosphärenreservate).

Das erste Biosphärenreservat Ecuadors ist das 1984 ausgewiesene Archipiélago de Colón

(Galapagosinseln), das 1998 um das Marine-Reservat Galapagos erweitert wurde. Später

wurden die Biosphärenreservate Yasuní (1989), Sumaco (2000) und Podocarpus – El Cóndor

(2007) vom MAB-Programm anerkannt (siehe Abbildung 4.2). Gemeinsam bilden sie das

Nationale Netzwerk der Biosphärenreservate Ecuadors (MAE 2010: 25).

Abbildung 4.2: Biosphärenreservate in Ecuador Quelle: MAE 2010: 25

Die vier Biosphärenreservate repräsentieren rund die Hälfte aller 46 in Ecuador

vorkommenden Ökosysteme, speziell aber die Ökosysteme des Amazonasbeckens und die

insularen und marinen Ökosysteme der Galapagosinseln. Wenig oder gar nicht vertreten sind

die andinen, ariden und Küstenökosysteme Ecuadors (MAE 2010: 25).

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32

In den Biosphärenreservaten Ecuadors leben über 700.000 Menschen, hauptsächlich in den

Entwicklungs- und Pufferzonen. Hier wird auch die ethnische Vielfalt Ecuadors repräsentiert,

da viele verschiedene indigene Gruppen darunter vertreten sind, wie die Waorani, Tagaeri-

Taromenane, Shuar, Quechua Amazónico y Quechua Saraguro (MAE 2010: 25 f).

Im Jahr 2008 wurde durch Vertreter des Umweltministeriums (Ministerio de Ambiente,

MAE), der vier Biosphärenreservate und der nationalen und regionalen Regierungen das

MAB-Nationalkomitee Ecuadors gegründet. Die Koordination unterliegt dem MAE mit Sitz

in Quito. Seine Aufgaben sind die fachliche Beratung der Managementkomitees der

Biosphärenreservate, die Förderung des Austauschs von Erfahrungen auf nationaler und

internationaler Ebene, die Unterstützung bei der Umsetzung von Aktionen im Sinne des

Umweltschutzes und der nachhaltigen Entwicklung, technische Unterstützung des

ecuadorianischen Staats bei der Leitung und Ernennung neuer Biosphärenreservate, sowie die

Organisation eines jährlich stattfindenden Treffens der Mitglieder des Netzwerkes (MAE

2010: 27 f).

Gesetzlich sind die Biosphärenreservate in Ecuador durch die ministerielle Verordnung

(Acuerdo Ministerial7) Nummer 168 vom 13. November 2008 verankert. Diese wurde im

Amtsblatt (Registro Oficial) Nummer 481 am 4. Dezember 2008 publiziert (MAE 2008;

MAE 2010: 145). Der Text der Verordnung beinhaltet sowohl das Nachhaltigkeitsprinzip

(MAE 2008: Artikel 2) als auch die Forderung zur Installation eines Managementkomitees,

das die Aufgabe der Administration und Organisation der Biosphärenreservate innehat (MAE

2008: Artikel 4-8). So soll das Management der Biosphärenreservate nach Artikel 4 durch

eine lokale Organisationsstruktur erfolgen, mit der die verschiedenen Interessen öffentlicher

und privater Akteure der Region artikuliert und repräsentiert werden. Ziel ist es, integrierte

Aktionen zu generieren, die der Umsetzung der Biosphärenreservatsfunktionen dienen (MAE

2008: Artikel 4).

4.3 Das Biosphärenreservat Podocarpus – El Cóndor

Das rund 1,14 Millionen Hektar große RBPC liegt, übergreifend in den Provinzen Loja und

Zamora Chinchipe, im äußersten Südosten Ecuadors und umfasst bedeutende tropische

Waldgebiete sowie wichtige Wasserreservoirs für die Region. Das RBPC weist eine hohe

Biodiversität auf, was auf der besonderen geographischen Lage und den vielfältigen

Klimabedingungen beruht. 7 In der weiteren Arbeit werden die Begriffe ministerielle Verordnung und Acuerdo Mnisterial gleichbedeutend genutzt.

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Am 18. September 2007 wurde das RBPC nach einem drei Jahre andauerndem Prozess vom

MAB-ICC in das WNBR aufgenommen. Federführend war eine interinstitutionelle

Kommission (Comisión Interinstitucional Pro Reserva de Biosfera Podocapus – El Cóndor)

mehrerer staatlicher, zivilgesellschaftlicher und privater Akteure (MAE 2010: 110 f).

4.3.1 Lage und Zonierung

Zentral in der Huancabamba-Andendepression gelegen treffen im RBPC das Amazonasgebiet,

die Anden und das Páramo-Hochland aufeinander. Die Region weist extreme

Höhengradienten (von 700 bis 3.790 Meter über NN) und stark differenzierte

Niederschlagsmengen (von 380 bis 15.000 mm/Jahr) auf (SERRANO 2008a: 86 f).

Abbildung 4.3: Lage des UNESCO Biosphärenreservats Podocarpus – El Cóndor im Südosten Ecuadors Quelle: Eigene Darstellung, Daten: NCI Loja; UTPL

Die Außengrenzen des RBPC entsprechen den politisch-administrativen Grenzen von jeweils

fünf Kantonen der Provinzen Loja und Zamora Chinchipe: Saraguro, Loja, Catamayo,

Quilanga, Espíndola, Yacuambi, Zamora, Palanda, Chinchipe und Nangaritza

(siehe Abbildung 4.3; COMISIÓN INTERINSTITUCIONAL PRO RESERVA DE BIOSFERA

2006b: 5).

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34

Die Kernzone umfasst den zentral im RBPC liegenden Podocarpus Nationalpark (PNP), den

Nationalpark Yacurí (PNY) im Süden sowie das Reserva Biológica Cerro Plateado im Osten.

Die Kernzonen sind zusammengenommen 222.899 Hektar groß und umfassen damit

19,5 Prozent der Gesamtfläche des RBPC. Darin enthalten sind auch drei kleine, private oder

gemeinschaftliche Wald- und Vegetationsschutzgebiete (Áreas de Bosques y Vegetación

Protectora), die an die Nationalparks Yacurí beziehungsweise Podocarpus angrenzen und auch

zur Kernzone gezählt werden. Alle Gebiete der Kernzone werden rechtlich durch das Wald-

und Naturschutzgesetz auf staatlicher Ebene geschützt (Ley Forestal y de Conservación de Áreas

Naturales y Vida Silvestre; COMISIÓN INTERINSTITUCIONAL PRO RESERVA DE BIOSFERA

2006b: 5; CONGRESO NACIONAL 2004: Artikel 8, 67; MAE 2010: 119).

Der PNP wurde 1982 mit einer Fläche von 146.280 Hektar eingerichtet, von denen rund

88 Prozent zur Provinz Zamora Chinchipe gehören und die restlichen 12 Prozent zur Provinz

Loja. Die Landschaftszonen reichen vom Páramo-Hochland, das 136 Seen umfasst, über

tropischen Bergnebelwald bis hin zu tropischem Regenwald. Durch die diversen Ökosysteme

sticht der PNP auch mit seiner hohen Biodiversitätsdichte hervor. So hat der PNP

beispielsweise mit 211 Arten den höchsten Grad an Endemismus aller Schutzgebiete in

Ecuador und weist die Hälfte aller Vogelarten Ecuadors auf (SERRANO 2008a: 88 f).

Das Gebiet des PNP ist zudem ein wichtiges natürliches Wasserreservoir für die umliegende

Region. So entspringen hier fünf Wasserscheiden, die zusammen rund 900 Kubikmeter

Wasser pro Sekunde generieren, was in etwa dem mittleren Abfluss der Elbe an ihrer

Mündung in die Nordsee entspricht. Mit diesen Wasserressourcen werden mehr als 800.000

Menschen in Ecuador und Peru mit Wasser versorgt (SERRANO 2008a: 89).

Die beiden anderen großen Gebiete der Kernzone wurden erst in den letzten Jahren als

Schutzgebiete der höchsten Kategorie des ecuadorianischen Wald- und

Naturschutzgebietsgesetz deklariert. So wurde der PNY im Süden des RBPC 2009 zum

Nationalpark ernannt. Er umfasst eine Fläche von 43.090 Hektar. Das Reserva Biológica Cerro

Plateado im Osten des RBPC wurde im Jahr 2010 als solches deklariert. Es umfasst eine

Fläche von 26.114 Hektar und besteht aus Hochebenen, auf denen sich verschiedene

Vegetationsarten vermischen. Das Reserva Biológica Cerro Plateado gilt als das umfangreichste

und intakteste Waldsystem in Südecuador (MAE 2010: 120).

Weitere geschützte Wald- und Vegetationszonen auf den Bergkuppen der Gebirgsketten und

um die Kernzonen herum bilden die Pufferzone. Diese Gebiete sind zum Großteil als Áreas de

Bosques y Vegetación Protectora nach dem Wald- und Naturschutzgebietsgesetz geschützt. Die

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Pufferzone umfasst 20,3 Prozent der Gesamtfläche des Biosphärenreservats, das entspricht

231.962 Hektar (MAE 2010: 120).

In der bewohnten und bewirtschafteten Entwicklungszone liegen die Städte Loja, Catamayo

und Zamora, in denen ein Großteil der insgesamt rund 350.000 Menschen des

Biosphärenreservats lebt (INEC 2011). Die Entwicklungszone ist rund 685.219 Hektar groß

und umfasst damit 60,2 Prozent des gesamten RBPC (MAE 2010: 120).

4.3.2 Relief und Klima

Die Anden bestehen in Ecuador aus zwei parallel verlaufenden Bergketten, den sogenannten

Kordilleren. Die westlich verlaufende Cordillera Occiedental und die östliche Cordillera

Oriental vereinen sich im Süden des Landes und verlieren an Höhe. Diese flachere Region der

Anden im Süden Ecuadors und Norden Perus wird Huancabamba-Depression genannt. Die

Anden erreichen im RBPC Höhen zwischen 700 und 3790 Metern über NN. Die Abbildung

4.4 zeigt ein schematisches Höhenprofil des RBPC von West nach Ost entlang der Städte

Catamayo, Loja, Zamora und Guayzimi. Im Osten der Abbildung grenzt Peru an. Sie zeigt,

dass die hier etwa 150 Kilometern breite Cordillera Oriental auf Höhe des RBPC in drei

Kordilleren unterteilt ist. Zwischen Catamayo und Zamora liegt die Königskordillere

(Cordillera Real), die zwischen Loja und Zamora mit deutlich über 3000 Metern die höchsten

Berggipfel aufweist. Die zentral gelegene Cordillera Tzunantza erreicht nur noch knapp die

3000 Meter Höhe und die Cordillera del Cóndor im Osten hat ihren höchsten Gipfel bei 2800

Metern. Die Täler von Catamayo, Zamora und Guayzimi liegen auf etwa 1000 bis 1500

Metern Höhe. Die Großstadt Loja liegt in einem hochgelegenen Tal der westlichen Hänge

der Cordillera Real auf etwa 2350 Metern (MAE 2010: 112).

Das Klima im BRPC ist außerordentlich komplex strukturiert. Es ist abhängig von der

regionalen Topographie, den aktuellen Auswirkungen der Strömungen des El Niño-

beziehungsweise ENSO-Phänomens, dem Einfluss der Humboldt-Strömung und der

Sonneneinstrahlung (MAE 2010: 111). Die Cordillera Real hat eine Schlüsselrolle für die

Zirkulation der Winde in der Region inne (siehe Abbildung 4.4). Die Kordillere empfängt

ganzjährig warme und feuchte Passatwinde aus dem Amazonasgebiet, die von den Gipfeln

gestaut wird. Dadurch bleibt der größte Teil der Feuchtigkeit an den ostwärts gerichteten

Hängen und den Gipfeln der Kordillere. Gen Westen fallen die nun trockenen Winde, auch

als Föhnwinde bezeichnet, in die Täler der Westseite der Kordillere (siehe Abbildung 4.5).

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Abbildung 4.4: Schematisches Höhenprofil des RBPC Quelle: editiert nach MAE 2010: 112

Aus diesem Grund weisen die westlichen Hänge der Cordillera Real geringere

Niederschlagsmengen auf als die Osthänge. So wird im Tal von Catamayo ein

durchschnittlicher Niederschlag von 380 mm pro Jahr gemessen, in Loja 850 mm, auf den

Gipfeln der Cordillera Real Spitzenwerte von über 8000 mm und in Zamora am Fuße des

Osthangs rund 2000 mm. Die Durchschnittstemperaturen hängen stark von der Höhe ab,

sind aber im Westen vergleichsweise höher als östlich der Gipfel der Cordillera Real. Sie liegen

in den Tälern von Loja, Zamora und Vilcabamba bei 15-21 °C und in den höchsten Lagen

der Region bei etwa 10 °C (KISS & BRÄUNING 2008: 9 ff; MAE 2010: 111).

Abbildung 4.5: Föhnwolken über den westlichen Hängen der Cordillera Real bei Loja Quelle: Eigenes Foto

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4.3.3 Flora und Fauna

Der Süden Ecuadors ist eine der biologisch vielfältigsten Regionen der Anden und des

Amazonas. Diese spiegelt sich in der Komplexität der Ökosysteme im RBPC wieder, die auf

der Heterogenität des Reliefs, der Geologie und den Klimabedingungen basieren. Mit rund

18 vertretenen Ökosystemen weist das RBPC die größte Vielfalt aller Biosphärenreservate

Ecuadors auf und repräsentiert fast 40 Prozent aller vorkommenden Ökosysteme Ecuadors

(MAE 2010: 114). Die Ökosysteme sind im westlichen Teil den Ökosystemen der Anden

zuzuordnen und gen Osten repräsentieren sie Ökosysteme der Amazonasregion (MAE

2010: 111).

Die Abbildung 4.6 zeigt anhand eines Höhenmodells vereinfacht die wichtigsten natürlichen

Vegetationsformen des RBPC. Die alpine Vegetationsform ist das Páramo, das in den

Höhenlagen der Gebirge oberhalb der Baumgrenze bei feuchtem Klima vorkommt

(siehe Abbildung 4.7). In der Region des RBPC liegt die Baumgrenze bei etwa 2700 Meter

Höhe. In den darunterliegenden subalpinen Höhenlagen schließen die sogenannten elfin

forests an, dies sind Gebirgs-Nebelwälder, in denen die Bäume vergleichsweise nur geringe

Größen erreichen.

Abbildung 4.6: Höhenmodell der Cordillera Real mit vereinfacher Darstellung der Vegetationszonen Quelle: KISS & BRÄUNING 2008: 13

Die montane Höhenstufe wird vom immergrünen Bergregenwald dominiert (siehe Abbildung

4.8). Während dieser auf den feuchten Osthängen der Cordillera Real von etwa 1500 – 2400

Meter vorkommt, ist der Gürtel auf der trockeneren Westseite deutlich schmaler. Hier tritt

die Vegetationsform des immergrünen Bergregenwalds nur in Höhen zwischen 2000 und

2400 Meter auf. Im Osten schließt daran die submontane Vegetationsform des immergrünen

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Vorgebirgsregenwald an, während an den Westhängen der Bergwald (semi-deciduous mountain

forest) erst bei Höhenlagen von 2000 Meter endet (KISS & BRÄUNING 2008: 13). Weitere

häufig vorkommende Agrarökosysteme sind das sogenannte Matorral (mit Gestrüpp

überwuchertes Brachland), Pastos (Weideland; siehe Abbildung 4.9) sowie

landwirtschaftlicher Anbau (MAE 2010: 114).

Abbildung 4.7: Landschaftseindruck des Páramos mit See in Ecuador Quelle: Eigenes Foto

Abbildung 4.8: Immerfeuchter Bergregenwald an der ECSF in der Provinz Zamora Chinchipe Quelle: Eigenes Foto

Abbildung 4.9: Pasto- und Matorralflächen in der Provinz Zamora Chinchipe Quelle: Eigenes Foto

Es wird geschätzt, dass um die 7000 Pflanzenarten im RBPC vorkommen. Derzeit sind etwa

4.200 Arten bestimmt, was rund 25 Prozent der gesamten registrierten Flora in Ecuador

ausmacht. Einige von ihnen werden traditionell von der indigene Bevölkerung der Shuar und

der Saraguros genutzt. Bislang wurden rund 354 wild vorkommende Pflanzenarten

identifiziert, die als Lebensmittel dienen können. Einige von ihnen werden auf den lokalen

Märkten angeboten (MAE 2010: 117).

Auch die Fauna der Region ist sehr artenreich. So kommt im RBPC mit 629 Spezien rund die

Hälfte aller Vogelarten Ecuadors vor. Zudem herrschen Bedingungen, die die Existenz vieler

Säugetierarten ermöglichen. So beheimatet alleine das Tal des Nangaritza-Flusses im Osten

des RBPC rund ein Drittel aller Säugetierarten, die in Ecuador vorkommen, darunter

gefährdete Arten wie der Brillenbär (Tremarctos ornatus), der Jaguar (Panthera onca), der

Puma (Puma concolor) und der Bergtapir (Tapirus pinchaque) (MAE 2010: 118).

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Der Artenreichtum der Insekten ist vergleichsweise noch größer. So sind beispielsweise auf der

etwa 1000 Hektar großen Fläche der Forschungsstation Estación Científica San Francisco

(ECSF) bereits 1200 Spezies von Nachtfaltern nachgewiesen. In ganz Europa sind im

Vergleich dazu nur 900 Arten bekannt.

4.3.4 Bevölkerung

Die Bevölkerungszahl des RBPC betrug im Jahr 2010 348.561 Menschen. Damit gab es

einen deutlichen Anstieg der Bevölkerung von 17 Prozent seit dem letzten Zensus im Jahre

2001. Damals waren es 297.816 Menschen, die in den 10 Landkreisen (Cantones) des RBPC

leben (siehe Tabelle 1).

Tabelle 1: Bevölkerungsentwicklung im RBPC (Daten von 2001 und 2010)

Landkreis (Cantón) 2010 2001 Differenz Differenz in %

Saraguro 30.183 28.029 2.154 7,7Loja 214.855 175.077 39.778 22,7Catamayo 30.638 27.000 3.638 13,5Quilanga 4.337 4.582 -245 -5,3Espíndola 14.799 15.750 -951 -6,0Provinz Loja (RBPC Anteil) 294.812 250.438 44.374 17,7Yacuambi 5.835 5.229 606 11,6Zamora 25.510 21.791 3.719 17,1Palanda 8.089 7.066 1.023 14,5Chinchipe 9.119 8.495 624 7,3Nangaritza 5.196 4.797 399 8,3

Provinz Zamora Chinchipe (RBPC Anteil)

53.749 47.378 6.371 13,4

RBPC 348.561 297.816 50.745 17,0

Quelle: Eigene Darstellung mit Daten von INEC 2011

Tabelle 1 zeigt, dass sich die Bevölkerung in den Städten Loja, Catamayo, Saraguro und

Zamora konzentriert. Die anderen Landkreise sind eher bevölkerungsarm. Das zeigt die

niedrige Bevölkerungsdichte, die im gesamten RBPC bei 25 Einwohnern pro

Quadratkilometer liegt, im Teil der generell bevölkerungsarmen Provinz Zamora Chinchipe

bei sogar nur knapp über 6 Einwohnern pro Quadratmeter (Eigene Berechnungen, Daten:

INEC 2011; COMISIÓN INTERINSTITUCIONAL PRO RESERVA DE BIOSFERA 2006a: 7).

Die Bevölkerung des Reservats besteht zu 83 Prozent aus der ethnischen Gruppe der

Mestizen. Es gibt jedoch auch Anteile indigener Gruppen und neuerdings auch

Afroecuadorianern. Die indigene Bevölkerung der Shuar und der Saraguros im RBPC wird

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2006 auf 11.800 Menschen geschätzt (SERRANO 2008b: 4). Die beiden indigenen

Volksgruppen sollen im Folgenden kurz vorgestellt werden.

Speziell im nordwestlich gelegenen Cantón Saraguro und darüber hinaus in Teilen des Ostens

des BRPC lebt seit hunderten Jahren die indigene Gemeinschaft der Saraguros, die zu den

Quechua-Indianern gehört. Ihr Leben ist nach wie vor stark von der Inkakultur beeinflusst,

da sie ihre kulturellen und religiösen Traditionen gegen die Christianisierung durch die

spanischen Eroberer bewahren konnten. Ihre Lebensweise beruht auf einer selbstversorgenden

Landwirtschaft und traditionellem Handel. Sie sind in einem Gemeinschaftsrat organisiert, in

dem Entscheidungen getroffen sowie Lösungen für interne Konflikte gesucht werden.

Die Shuar-Indiander leben in Gemeinschaften im östlichen Teil des RBPC. Sie sind

Angehörige einer indigenen Volksgruppe, die in der Amazonasebene Ecuadors beheimatet ist

und eng verbunden mit der Natur lebt. Ihre traditionelle Subsistenzwirtschaft bringt viele

Anregungen für eine nachhaltige Entwicklung im Amazonasbereich des RBPC mit sich (MAE

2010: 120 ff).

In den Pufferzonen des RBPC gibt es kleine ländliche Bevölkerungsansiedlungen. Dort

wohnen etwa 0,6 Prozent der gesamten Bevölkerung des RBPC. Die Kernzone hingegen ist

nicht bewohnt. Allerdings existieren gelegentlich genutzte Hütten, die im Zusammenhang

mit Aktivitäten wie Jagd, Viehzucht, Fischerei oder Ritualhandlungen genutzt werden (MAE

2010: 121).

4.3.5 Entstehung, Verwaltung, Organisation und Finanzierung

Im Juni 2003 wurde eine interinstitutionelle Kommission (Comisión Interinstitucional Pro

Reserva de Biosfera) gegründet mit dem Ziel, im Südosten Ecuadors ein Biosphärenreservat

entstehen zu lassen. Sie besteht aus Vertretern des Umweltministeriums (MAE), der

Nichtregierungsorganisation Naturalza y Cultura Internacional, den Provinzräten (Consejo

Provincial) von Loja und Zamora Chinchipe, den Universitäten Universidad Nacional de Loja

(UNL), Universidad Técnica Particular de Loja (UTPL) sowie den Landkreisregierungen

(Municipios 8 ) Loja und Zamora (COMISIÓN INTERINSTITUCIONAL PRO RESERVA DE

BIOSFERA 2006b: 4).

Bis Mitte 2005 entwickelte die Kommission einen Vorschlag, der die Grundlagen und Ziele

der Erklärung zum Biosphärenreservat nennt, die äußere Grenze sowie interne Zonierung der

8 In der Arbeit werden die Begriffe Landkreisregierung, Landkreisverwaltung und Municipio gleichbedeutend verwendet. Die dazugehörige Verwaltungseinheit ist in Ecuador der 'Cantón'.

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Fläche darstellt, sowie potenzielle Vorteile und Grenzen der Erklärung herausstellt

(COMISIÓN INTERINSTITUCIONAL PRO RESERVA DE BIOSFERA 2006b: 4). Daraufhin wurde

der Vorschlag von mehreren lokalen Experten überarbeitet und 45 öffentlichen, privaten,

indigenen, ländlichen und akademischen Organisationen vorgestellt und dort besprochen. Im

Oktober 2006 schickte das Außenministerium Ecuadors den fertiggestellten Vorschlag an die

UNESCO und am 18. September 2007 wurde das RBPC vom MAB-ICC anerkannt und in

das WNBR aufgenommen (COMISIÓN INTERINSTITUCIONAL PRO RESERVA DE BIOSFERA

2006b: 4, MAE 2010: 110 f; SERRANO 2008a: 86a).

Nach dem offiziellen Dokument zum Vorschlag der Erklärung zum Biosphärenreservat sind

die Verwaltungen der unterschiedlichen Zonen wie folgt unter den regionalen und lokalen

Behörden aufgeteilt:

• Die Verwaltung der Kernzonen des Biosphärenreservats unterliegt dem

Umweltministerium von Ecuador (Ministerio del Ambiente, MAE), dessen regionale

Vertretungen in den Provinzen Loja und Zamora Chinchipe zuständig sind.

• Für die Pufferzonen sind die Provinzräte (Honorable Consejos Provinciales) von Loja

beziehungsweise Zamora Chinchipe zuständig.

• Für die Areale der Entwicklungszone sind die Regierungsvorsteher der dem RBPC

zugehörigen Landkreisen zuständig (Alcaldes de los Ilustres Municipios; COMISIÓN

INTERINSTITUCIONAL PRO RESERVA DE BIOSFERA 2006a: 11 f).

Die langfristigen Ziele der Kommission sind die Entwicklung von Planungsprozessen und

einer Raumordnung in der Region sowie die Umsetzung von Aktivitäten im Zusammenhang

mit der sozioökonomischen Entwicklung und dem Umweltschutz unter der Beteiligung der

Bürger (COMISIÓN INTERINSTITUCIONAL PRO RESERVA DE BIOSFERA 2006b: 4).

Zur Umsetzung dieser Ziele soll ein partizipativer Managementmechanismus geschaffen

werden, ein sogenanntes Managementkomitee (Comité de Gestión, CdG9), das die leitende

Rolle der Kommission übernimmt. Wichtigste Aufgabe dieses Komitees ist die Erstellung

eines Managementplans für das RBPC. Doch das nationale Politikgeschehen in den Jahren

2007-2008 bremste jegliche Aktivitäten aus. In Ecuador kam es in diesen Jahren zu einer

Umgestaltung der politischen Landschaft, an deren Ende die Einsetzung einer neuen

Verfassung stand, was einen Großteil der lokalen, regionalen und nationalen politischen

Institutionen dazu brachte, ihre planerischen Tätigkeiten in diesem Zeitraum stark

einzuschränken. An eine schnelle Entwicklung eines Managementkomitees für das 9 In der weiteren Arbeit werden die Begriffe Comité de Gestión (CdG), Managementkomitee und Komitee gleichbedeutend genutzt.

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Management des Biosphärenreservats war unter diesen Umständen nicht zu denken.

Letztendlich wurde im Oktober 2008 eine neue Verfassung angenommen und die

Institutionen stabilisierten sich in den darauffolgenden Jahren (Serrano 2008b 5 f). Doch

auch im Jahre 2011 gibt es noch Stimmen zu hören, dass Kompetenzfragen und

Zuständigkeiten zwischen politischen Institutionen auf Basis der neuen Verfassung nicht

vollständig geklärt seien (St 5:3, 16:14, 18:3).

Ein weiterer Schwachpunkt des RBPC ist die schwache Verankerung der Biosphärenreservate

im ecuadorianischen Recht. Zwar sind die Biosphärenreservate in Ecuador durch den Acuerdo

Ministerial 168 seit 2008 gesetzlich verankert und damit anerkannt. Doch es existieren bis

dato keine spezifischen juristischen Instrumente, die das Management von

Biosphärenreservaten leiten oder regulieren (Serrano 2008b: 6).

Bis Mitte 2012 gibt es noch keinen formellen partizipativen Managementmechanismus, wie

er im Acuerdo Ministerial 168 gefordert wird. Nichtsdestotrotz treffen sich einige Akteure

regelmäßig als Comisión Interinstitucional de la Reserva de Biosfera Podocarpus-El Cóndor10

unter der Leitung der offiziellen Vertretung des RBPC, dem Umweltministerium der

südlichen Planungsregion in Ecuador (Región Sur) mit Sitz in Loja (MAE Loja), um die

Prozesse des RBPC voranzutreiben. Weitere besonders aktive Unterstützer des Managements

im Rahmen der interinstitutionellen Kommission waren zum Zeitpunkt der Datenaufnahme

Ende 2011 die UTPL, die Nichtregierungsorganisation Naturaleza y Cultura Internacional

(NCI), der Provinzrat Zamora-Chinchipe und das lokale Büro des Projektes der Deutschen

Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) 'Nachhaltiges Management

natürlicher Ressourcen (GESOREN)' in Zamora (Ex 1:82).

Andere haben sich aus der Kommission mittlerweile zurückgezogen, wie die

Provinzvertretung des Umweltministeriums in Zamora Chinchipe (MAE ZCh), die UNL

und der Provinzrat Loja. Als Grund dafür, dass sie nur noch passive Unterstützer des RBPC

sind, wird von allen Seiten genannt, dass der bisherige Prozess im Rahmen der Kommission

zu langatmig war und keine umsetzungsfähigen Ergebnisse gebracht hat (St 4:2, 9:10, 12:1,

14:4).

Anhand der offiziellen Planungsmatrizen des MAB-Komitees Ecuadors sowie den

Sitzungsprotokollen der Kommission des RBPC von 2011 stehen folgende Projekte auf der

Agenda des Managements des RBPC:

10 Im vorliegenden Dokument wird der Begriff Kommission genutzt.

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• Bildung eines legitimierten Managementkomitees, wie es das ecuadorianische Recht

für Biosphärenreservate vorsieht (Acuerdo Ministerial 168).

• Erstellung eines Managementplans für das RBPC, der in die Agenda Zonal der Región

Sur des Nationalen Sekretariat für Planung und Entwicklung (SENPLADES) mit

integriert werden soll.

• Erstellung eines Garantiesystems: Schaffung einer RBPC-Marke zur Vermarktung

von Produkten, die im Sinne der Nachhaltigkeit produziert werden, zunächst für

organischen Kaffee und die Produkte aus nachhaltiger Landwirtschaft.

• Naturschutz: Gründung von neuen Schutzgebieten auf kommunaler Ebene,

Unterstützungsleistung bei der Erstellung von Managementplänen für den PNY und

das Reserva Biológica Cerro Plateado, Erstellung von Umweltschutzkorridoren

zwischen Schutzgebieten, Schutz von Wassereinzugsgebieten durch kommunale

Programme und Identifizierung und Bearbeitung sozioökologischer Konflikte in der

Region.

• Bildung: Die UTPL hat ein Umweltbildungsprogramm für Gemeinschaften,

fachmännisches Personal und Behörden erstellt.

• Forschung: Bildung einer Kommission, die die Forschung im RBPC systematisiert.

• Kommunikation: Die UTPL ist für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich.

Es wurde bereits ein Kommunikationsplan inklusive Logo und Corporate Design

erstellt. Desweiteren ist die Erstellung einer umfangreichen Broschüre über das RBPC

geplant. Zudem soll in Zukunft durch gezielte Kommunikationsprogramme

finanzielle Ressourcen generiert werden.

• Förderung der nachhaltigen Agrarproduktion auf dem lokalen und regionalen

Markt durch die Generierung alternativer Produktionsmethoden in den Pufferzonen

in Pilotprojekten. Anbieten von Workshops und Konferenzen zur nachhaltigen

Landwirtschaft.

• Tourismus: Touristische Inventur durchführen und Kooperation mit dem

Tourismusministerium aufbauen (Protokolle der Kommissionstreffen zwischen

Oktober 2010 und November 2011, siehe CD im Anhang).

Die Finanzierung des Biosphärenreservatmanagements basiert zum Zeitpunkt der

Datenaufnahme 2011 auf Finanzmitteln des Umweltministeriums, einiger beteiligter Provinz-

und Regionalregierungen, der NCI und dem GIZ GESOREN Projekt aus deutscher

Entwicklungshilfe (Calderón 2011: Persönliche Gespräche). Langfristig soll die Finanzierung

von Management und Projekten des RBPC aus verschiedenen Geldquellen gesichert werden,

die in der Region für Umweltschutz und ländliche Entwicklung angedacht sind. Dabei wird

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44

sowohl an staatliche, zivilgesellschaftliche, private sowie nationale und internationale

Geldquellen gedacht. Eine grobe Aufstellung möglicher Finanzquellen ergab einen jährlichen

Betrag von 3.675.000 Dollar, die für Prozesse im Sinne der Ziele des RBPC bereitstehen. Mit

54 Prozent, beziehungsweise zwei Millionen Dollar machen dabei die internationalen

Kooperationen in der Region einen Großteil aus. Nationale Behörden stellen etwa 4 Prozent,

Provinzbehörden 11 Prozent, die Landkreise rund 10 Prozent der Mittel. Private Quellen, vor

allem NGOs, machen rund 21 Prozent des möglichen Budgets aus (SERRANO & PALADINES

2010: 157).

4.3.6 Managementkomitee und -plan des RBPC

Das RBPC verfügt in seiner Funktion als Biosphärenreservat noch nicht über einen

Managementplan (SERRANO & PALADINES 2010: 13). Dies wird jedoch im Artikel 8 des

Acuerdo Ministerial 168 für Biosphärenreservate in Ecuador gefordert. So lautet dort eine der

Aufgaben des Biosphärenreservatsmanagements: Formulierung und Umsetzung von

Strategien und Plänen für das Management der Biosphärenreservate, die im Einklang mit den

Bestimmungen der internationalen Übereinkommen, nationalen und lokalen Politik, sowie

im Einklang mit dem Schutz und der nachhaltigen Entwicklung des Gebietes stehen (MAE

2008: Artikel 8, eigene Übersetzung).

Das wichtigste Dokument, das die strategischen Leitlinien für das Management und die

Raumplanung des RPBC bestimmt, ist der regionale strategische Umweltplan (Plan

Estratégico Ambiental Regional, PEAR). Dieser wurde 2006 vom Regionalen Umweltrat

(Consejo Ambiental Regional, CAR) der Región Sur herausgebracht und gilt bis 2015

(SERRANO & PALADINES 2010: 13). Einige Ziele des PEAR sind für die Funktionen des

Biosphärenreservats besonders relevant und sollen hier aufgelistet werden:

• Mobilisierung von finanziellen und technischen Ressourcen, um Umweltbelange in

die Entwicklungspläne der Provinzen und Landkreise zu integrieren.

• Integration der drei Dimensionen Ökonomie, Ökologie und Soziales in den

Raumplanungsprozess

• Förderung der Beteiligung von indigenen Organisationen, Bauern und Frauen.

• Erweiterung des Biosphärenreservats auf natürliche und kulturelle Regionen in der

Cordillera del Condor (Landkreise El Pangui, Yantzatza, Paquisha und Sentinela del

Condor) und die Aussicht auf ein grenzüberschreitendes Biosphärenreservat in

Kooperation mit Peru.

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45

• Förderung von Umwelt-Überwachungsausschüssen (SERRANO & PALADINES

2010: 154).

Ein weiterer wichtiger grundlegender Plan ist die regionale Agenda für Entwicklung (Agenda

Regional de Desarrollo para el buen vivir), die in der aktuellen Fassung bis zum Jahr 2012 gilt.

Hinzu kommen Managementpläne für die Schutzgebiete in den Kernzonen des RPBC und

deren Einflussbereiche, sowie Umwelt- und Entwicklungspläne und -agenden auf Provinz-

und Landkreisebene (SERRANO & PALADINES 2010: 154, 197).

Für das RBPC soll auf Basis dieser bereits bestehenden Leitlinien für die Region ein

Planungsinstrument geschaffen werden, das die Managementpläne der Region vereint. Mit

diesem Prozess beauftragt ist die Comisión Interinstitucional de la Reserva de Biosfera

Podocarpus-El Cóndor. Sie soll eine partizipative Managementstruktur schaffen, das

sogenannte Comité de Gestión. Dieses Managementkomitee soll dann unter der Leitung des

Umweltministeriums arbeiten und die Integration von öffentlichen, privaten und

zivilgesellschaftlichen Institutionen beim Entstehungsprozess des Managementplans

ermöglichen (SERRANO & PALADINES 2010: 13, 155 f).

4.3.7 Wirtschaftliche Nutzung und Konflikte

Bei den wirtschaftlichen Aktivitäten im RBPC können zwei Situationen unterschieden

werden. In den stärker entwickelten urbanisierten Gebieten Loja, Catamyo und Zamora sind

zwischen 31 und 55 Prozent der Bevölkerung im Dienstleistungs- und Handelssektor tätig. In

den ländlicheren Regionen hingegen ist der tertiäre Wirtschaftssektor sehr schwach entwickelt

und mit 60 bis 78 Prozent ist der Großteil der Bevölkerung im primären Wirtschaftssektor

tätig. Wichtigste Aktivitäten sind hier die Rinderzucht, die Forstwirtschaft, der Bergbau sowie

der Anbau von Mais, Zuckerrohr, Bio-Kaffee, Heilpflanzen und traditionellen Polykulturen.

Eine große Herausforderung für das RBPC wird es sein, mit den zuständigen Behörden und

Verbänden Alternativen für die dominante extensive Viehwirtschaft in der Region

auszuarbeiten und zu fördern. Besonders in den Pufferzonen des RBPC kommt es durch die

illegale Ausdehnung der Agrargrenzen immer wieder zu Problemen. Geplant ist in Zukunft in

agrardominierten Regionen vermehrt Bauern zu Förstern umzuschulen und den sekundären

und tertiären Wirtschaftssektor zu fördern (MAE 2010: 132; SERRANO 2008b: 4; SERRANO

& PALADINES 2010: 43 f). Darüber hinaus gibt es ein großes Potential für die Förderung der

nachhaltigen Landwirtschaft mit alternativen Produktionsprozessen. Das zeigen viele kleine

und große Beispiele in der Region, die im Bereich der Agrobiodiversität arbeiten und

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46

nachhaltige Waldprodukte herstellen (Kaffee, Kakao, Medizinpflanzen, Zuckerrohr, und

weitere; SERRANO & PALADINES 2010: 96)

Der Bergbau hat historisch gesehen viele informelle Arbeitsplätze in der südlichen Region

geschaffen. Doch auch große Unternehmen wie die kanadische Firma Kinross-Aurelian haben

großes Interesse an den rohstoffreichen Gebieten in der Provinz Zamora Chinchipe. Dicht an

den Grenzen des Biosphärenreservats wurde in der Cordillera del Cóndor eine der wichtigsten

Gold-Lagerstätten der Welt gefunden, das sogenannte Fruta del Norte. Dort werden fast

400.000 kg Gold und 635.000 kg Silber vermutet. Im Reservat selber gibt es in der

Pufferzone Bergbaukonzessionen für relevante Vorkommen an Kieselerde und Kalkstein für

die Zementproduktion, sowie für Gold und andere Metalle. SERRANO und PALADINES

schlagen daher vor, rechtliche und technische Mechanismen zu entwickeln, die finanzielle

Ausgleichszahlungen für den Umweltschutz sicherstellen sowie dem Bergbau möglichst

umweltschonende Techniken vorzuschreiben (SERRANO & PALADINES 2010: 43 2010: 97 f).

Hinzu kommen illegale Bergbauaktivitäten innerhalb der Schutzgebiete des RBPC. Trotz

immer neuer Versuche des Staates, diese Aktivitäten zu unterbinden, bestehen diese Probleme

weiterhin (SERRANO & PALADINES 2010: 43 2010: 97). So gibt es schlichtweg zu wenige

Parkwächter und es mangelt an finanziellen Ressourcen um die Kernzonen ausreichend

kontrollieren zu können. Zudem kommt es immer wieder zu gewaltsamen Übergriffen der

Bergbauarbeiter auf die Ranger des Umweltministeriums (TELLO et al. 1998: 302).

Neben den großen Problemfeldern der extensiven Viehhaltung, der Forstwirtschaft und dem

Bergbau gibt es noch weitere Probleme. CLARK et al. (2009) haben in einer umfangreichen

Studie eine Übersicht über die wichtigsten Probleme der Region für die Umwelt

herausgearbeitet, die sich aus teilweise illegal durchgeführten wirtschaftlichen Aktivitäten

ergeben. So stellen folgende Aktivitäten besondere Probleme für die Umwelt dar: Abholzung,

Brandrodung, extensive Viehzucht, Jagd, Fischerei, ungeordnete Ausdehnung der

Siedlungsgrenzen, Ausbau von Straßen, Handel mit Wildtieren, illegaler Handel mit

Orchideen, Bergbau mit einfachen handwerklichen Mitteln und kommerzieller Bergbau

(CLARK 2009: 666).

Serrano und Paladines (2010) greifen diese Probleme in der Aktualisierung des

Nominierungsformulars für das RPBC an die UNESCO auf (SERRANO & PALADINES 2010:

136 ff). Sie schlagen bezogen auf die Umweltprobleme folgende Managementpraktiken für

das RBPC vor:

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47

• Verstärkung der Kontrolle von illegalen Aktivitäten wie potentielle menschliche

Siedlungen, Bergbau oder Holzeinschlag in den Kernzonen und Schutzgebieten des

RBPC.

• Verbesserung der Bewirtschaftungssysteme im RBPC.

a. Erstellung von regionalen und lokalen Plänen für die Nutzung der Wälder in

besonders problematischen Regionen des RBPC.

b. Diversifizierung und Intensivierung des landwirtschaftlichen Anbaus.

c. Intensivierung, Einführung von Rotationssystemen und die Entwicklung

neuer Futtermittel für die Viehhaltung aus heimischen Arten.

d. Optimierung der Bewässerungssysteme der trockenen Westhänge der

Cordillera Real.

e. Einrichtung von Forst-Plantagen und Agroforstwirtschaft für die

Holzproduktion.

f. Begrünung von ehemaligen Nutzungsflächen in der Pufferzone des RBPC.

• Legalisierung und Verwaltung des Landes der Shuar.

• Durchführung von Community-Projekten zur alternativen Entwicklung.

• Schaffung von Anreizen für den Schutz von privaten Naturflächen (SERRANO &

PALADINES 2010: 69 ff).

4.3.8 Projekte, Initiativen und Forschung

Im Biosphärenreservat gibt es einige wirtschaftliche, kulturelle und zivilgesellschaftliche

Projekte und Initiativen, die für eine nachhaltige Entwicklung im Sinne der Ziele der

Biosphärenreservate stehen. Im Folgenden sollen eine Auswahl von ihnen vorgestellt werden:

• Ökologischer Kaffeeanbau und fairer Handel: Im Jahr 2002 haben sich etwa 1500

kleine Kaffeeprodukteure Südecuadors und ihre lokalen Verbände in der Federación

Regional de Asociaciones de Pequeños Cafetaleros Ecológicos del Sur del Ecuador

(FAPECAFES) zusammengeschlossen, um ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Im

Jahr 2006 erweiterte sich die Vereinigung nochmals um 400 Kaffeebauern aus dem

Südosten Ecuadors. Der Großteil der Kaffeprodukteure im Süden Ecuadors hat

zwischen einem und zehn Hektar Land, auf denen traditionell Polykulturen betrieben

werden. Die Polykulturen existieren in allen Teilen des RBPC. In naturnahen

Wäldern mit heimischer Baumartenzusammensetzung und Struktur wird in der

Strauchschicht Schattenkaffee angebaut, der fast ausschließlich für den Export

bestimmt ist. Jährlich werden etwa 600 bis 650 Tonnen Kaffee produziert, die nach

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48

den Standards der internationalen Zertifikate BCS Öko-Garantie und Fair Trade

angebaut und vertrieben werden (MAE 2010: 122 f).

• Selbstverwaltung der Shuar-Territorien: In der Vergangenheit gab es große

Konflikte zwischen den indigenen Gemeinschaften der Shuar und dem

ecuadorianischen Staat. So sollten sie die christliche Religion annehmen und ihre

Lebensweise an die der nichtindigenen Bevölkerung anpassen und ihre

Wirtschaftsmodelle angleichen, um sich in den ecuadorianischen Staat zu integrieren.

Dieser Konflikt führte dazu, dass es zu großen Verlusten des angestammten Landes

der Shuar kam. Ihr Territorium umfasst aktuell nur noch 10 Prozent vom

ursprünglichen Areal und ist stark fragmentiert. Die Federación Provincial de la

Nacionalidad Shuar de Zamora Chinchipe (FEPNASH-ZCH) versucht teilweise sehr

erfolgreich, in Verhandlungen mit den lokalen Regierungen Teile ihrer alten Gebiete

zurückzugewinnen und die Kultur der Shuar in der Region zu stärken. Innerhalb der

Areale der Shuar gilt der Grundsatz, dass 37 Prozent der Fläche für Siedlungen und

landwirtschaftliche Produktion genutzt wird und der Rest der Fläche dem Schutz der

natürlichen Ressourcen, der Biodiversität, der Spiritualität und der traditionellen Jagd

und Fischerei dient (MAE 2010: 123 f).

• Schaffung finanzieller Mechanismen für den Umweltschutz: Die kommunalen

Regierungen der Cantone Loja, Zamora, Macará, Celica, Puyango, Pindal,

Chaguarpamba, Centinela del Cóndor und Chinchipe haben in der Vergangenheit

Verordnungen eingeführt, die die Erhebung einer Umweltsteuer, die Einrichtung

neuer Schutzgebiete sowie die Schaffung von Anreizen für den Naturschutz im

Rahmen von Kompensationsleistungen für die Nutzung von Umweltdienstleistungen

umfassen. Es wird kalkuliert, dass jährlich eine halbe Million Dollar durch diese

Mechanismen und weitere kommunale Beiträge für den Umweltschutz zur Verfügung

stehen werden. Die Bestrebungen der Landkreise wurden 2009 durch die Gründung

des Fondo Regional del Agua (FORAGUA) gestärkt. Der FORAGUA ist ein

technischer und finanzieller Mechanismus, der den Schutz der Wasserressourcen in

der Región Sur unterstützen soll. Es konnten bereits große Teile hydrologisch

wertvoller Gebiete unter Schutz gestellt werden. Hiervon profitieren insgesamt etwa

zwei Millionen Menschen im Süden Ecuadors und im Norden Perus (MAE 2010:

124 f).

• Kommunale Schutzgebiete: Um die regionale Umweltpolitik und das RBPC zu

unterstützen, haben seit 2007 viele Landkreise kommunale Schutzgebiete

ausgeschrieben. Bis 2010 wurden so insgesamt 35.000 Hektar unter Schutz gestellt.

Zudem gibt es im RBPC viele private, gemeinschaftliche und indigene Schutzgebiete,

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49

die durch Artikel 405 der ecuadorianischen Verfassung rechtlich im nationalen

Schutzgebietssystem (Sistema Nacional de Áreas Protegidas, SNAP) registriert sind

(ASAMBLEA CONSTITUYENTE 2008: Art. 405; MAE 2010: 126).

• Umweltbildung: Im RBPC haben sich vielfältige Umweltbildungsinitiativen

gegründet, die unterschiedliche Teile der Gesellschaft erreichen. Es gibt bereits ein

Umweltbildungsprogramm, das jährlich rund 40 Bildungsveranstaltungen organisiert.

Zusätzlich versuchen die Regierungen in Kooperation mit Umweltverbänden die

Zivilbevölkerung zur Partizipation an umweltpolitischen Entscheidungsprozessen

anzuregen (MAE 2010: 125).

Darüber hinaus gibt es viele Forschungsprojekte in der Region des RBPC. Seit 1998

untersuchen unter anderem die UNL und Universitäten aus Dänemark die Flora und Fauna

im PNP. Mit der Gründung der Forschungsstation San Francisco (ECSF) wurden die

Forschungen deutlich intensiviert und auf die tropischen Gebirgsökosysteme ausgeweitet.

Unter Leitung der DFG Forschungsgruppe 402 wurde das multidisziplinarische

Forschungsprogramm Funktionalität in einem tropischen Bergregenwald Südecuadors:

Diversität, dynamische Prozesse und Nutzungspotentiale unter ökosystemaren Gesichtspunkten

entwickelt. Das Programm besteht aus 25 Projekten, die biotische und abiotische

Komponenten sowie deren Funktionalität erforschen, Ökosysteme modellieren und

Methoden zur nachhaltigen Nutzung in der Region erforschen. Es ist eine Vielzahl von

deutschen und weiteren internationalen Universitäten an dem Programm beteiligt (MAE

2010: 126).

Des Weiteren gibt es seit 2011 das finanzstarke und umfangreiche Programa Nacional de

Bioconocimiento des MAE in der Région Sur. Das Programm fördert Forschung, die zum

Erhalt von Ökosystemen, zur Biodiversität sowie zur Entwicklung einer Industrie, die auf

nachhaltigen Ökosystem-Gütern und Dienstleistungen basiert, beitragen. In diesem Projekt

kooperieren das nationale Sekretariat für Planung, das nationale Sekretariat für Wissenschaft

und Technologie, das Umweltministerium und das Ministerium für Industrie und

Produktion mit verschiedenen Institutionen aus der Region wie der NGO NCI, den

Universitäten UNL und UTPL und weiteren öffentlichen und privaten Institutionen (MAE

2010: 126f).

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50

5 METHODIK

Die vorliegende Diplomarbeit analysiert die subjektiven Ansichten von Experten und

Stakeholdern des RBPC über das partizipative Management des RBPC im Allgemeinen und

die Perspektiven für die Erstellung eines Managementkomitees im Speziellen. Dazu wurden

Methoden aus der qualitativen Sozialforschung angewandt. Die Erhebung der Primärdaten

erfolgte zum einen anhand von Experteninterviews und zu anderen durch

Stakeholderinterviews mit regionalen und überregionalen Akteuren aus dem

Untersuchungsgebiet. Zunächst wird dargelegt, welche Akteure für die Interviews ausgewählt

wurden und wo der jeweilige thematische Schwerpunkt der Gespräche liegt. Im Anschluss

werden die gewählten Methoden zur Auswertung der erhobenen Daten erläutert.

Als theoretische Grundlage für die Datenerhebung und -auswertung dient dieser

Forschungsarbeit die Grounded Theory. Sie wurde in den 1960er Jahren von den

amerikanischen Soziologen Glaser und Strauss entwickelt und wird im Deutschen mit dem

Begriff gegenstandsbezogene Theoriebildung übersetzt (MAYRING 2002: 103). Im Rahmen der

vorliegenden Diplomarbeit erfolgt jedoch keine Theoriebildung. Es sollen die der Arbeit

zugrunde liegenden Forschungsfragen beantwortet werden.

Die Grounded Theory betrachtet den Forschungsprozess als Ganzes. So geht sie davon aus, "

dass der Forscher während der Datensammlung theoretische Konzepte, Konstrukte,

Hypothesen entwickelt, verfeinert und verknüpft, sodass Erhebung und Auswertung sich

überschneiden" (MAYRING 2002: 105). Sobald der Forscher während der Datenerhebung auf

neue Aspekte stößt, kann er die weitere Datenaufnahme daraufhin anpassen. Die Methode ist

im Sinne der Arbeit sinnvoll, da diese einen eher explorativen Charakter hat (MAYRING

2002: 107).

5.1 Teilstandardisierte Interviews als empirische Methode der

qualitativen Sozialforschung

Als Erhebungsverfahren dieser Arbeit dienen teilstandardisierte Interviews, welche der

qualitativen Sozialforschung zuzurechnen sind. Qualitative Verfahren der Sozialforschung

versuchen die soziale Realität gegenstandsbezogen, differenziert und möglichst präzise zu

erfassen. Es sollen im Gegensatz zu quantitativen Methoden nicht über standardisierte

Forschung Kausalzusammenhänge erfasst, sondern soziale Zusammenhänge, Meinungen und

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51

Handlungen verstanden und interpretiert werden (GLÄSER & LAUDEL 2010: 26;

HELFFERRICH 2011: 21).

Um ein theoriegeleitetes Vorgehen zu sichern, zeichnen sich die geführten Interviews dadurch

aus, dass Forschungsfragen und theoretische Vorüberlegungen "in Themen und Fragen des

Leitfadens übersetzt" (GLÄSER & LAUDEL 2010: 115) werden. Dem sozialwissenschaftlichen

Prinzip der Offenheit wird durch die entsprechende Formulierung der Fragen Rechnung

getragen. So können sich die Interviewpartner in eigenen Worten frei äußern, womit auch

unerwartete Informationen erhoben werden können (GLÄSER & LAUDEL 2010: 30f).

Ausgangspunkt der Forschungsgespräche bildeten die gesammelten Erkenntnisse aus der

vorangegangen Recherche in der Fachliteratur. Diese machten deutlich, dass im Rahmen der

Datenerhebung zwei unterschiedlich gestaltete Interviewtypen geführt werden. Diese sollen

im Folgenden theoretisch erläutert und nach ihrem Zweck, Gegenstand, Art und Zahl der

Interviewpartner, Grad der Standardisierung und Kommunikationsform klassifiziert werden.

Die Form der Kommunikation war bei allen Interviews ein persönliches Gespräch, das mit

einem digitalen Diktiergerät aufgezeichnet und zusätzlich stichpunktartig ad hoc protokolliert

wurde.

5.1.1 Experteninterview

'Experte' beschreibt im Zusammenhang von Experteninterviews "die spezifische Rolle des

Interviewpartners als Quelle von Spezialwissen über die zu erforschenden sozialen

Sachverhalte" (GLÄSER & LAUDEL 2010: 30f). Somit sind Experteninterviews "eine Methode,

dieses Wissen zu erschließen" (GLÄSER & LAUDEL 2010: 30f).

Zweck und Gegenstand des Experteninterviews ist, grundlegende Informationen zum

Management des RBPC und der aktuellen Forschungssituation zu erheben und zu klären,

Akteure für die folgenden Stakeholderinterviews zu identifizieren sowie die Vorstellungen und

Planungen der Zuständigen für das geplante Managementkomitee zu eruieren. Zudem kann

das Experteninterview teilweise als eine Vorstudie bezeichnet werden, da bestimmte erhobene

Informationen die Forschungsfragen beeinflussen. Das Experteninterview an sich dauerte

knapp zwei Stunden. Hinzu kam eine präzise Einordnung der einzelnen Stakeholder, die

weitere zwei Stunden in Anspruch nahm. Diese wurde nicht auf Tonband aufgenommen und

stattdessen auf Akteurskarten festgehalten (siehe Abbildung 5.1).

Aufgrund der Ziele des Experteninterviews wurde die Art und Zahl der Interviewpartner

bestimmt. Es wurden führende Akteure des bisherigen und aktuellen RBPC-Managements

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befragt. Die UTPL und die Nichtregierungsorganisation NCI sind die essentiellsten

Unterstützer des RBPC und hauptverantwortlich für seine Entstehung, das MAE Loja ist der

politisch verantwortliche und leitende Akteur des RBPC. Damit haben die Akteure eine

besondere, das MAE sogar eine exklusive Stellung im sozialen Kontext des RBPC-

Managements. Sie heben sich deutlich von weiteren aktiven Akteuren im RBPC-Management

ab und stellen nach der oben genannten Definition Experten dar.

Um möglichst umfangreiche und sich ergänzende klare Ergebnisse zu den Grundlagen zu

erlangen, wurde das Interview als Gruppeninterview geführt. Ein weiterer Vorteil ist, dass

gegenteilige Ansichten unter den Akteuren diskutiert werden konnten. In diesen Fällen wurde

meist schnell ein Konsens gefunden, was die Analyse des Interviews deutlich erleichtert. Ein

Nachteil ist, dass nicht auszuschließen ist, dass nicht jeder Akteur zu jedem Thema seine

Meinung frei vortragen konnte, da die Fragen hauptsächlich vom Vertreter des MAE Loja

beantwortet wurden und anschließend von den anderen Akteuren lediglich mit weiteren

Informationen ergänzt wurden. Ein weiterer Nachteil des Gruppeninterviews ist das Problem

der gemeinsamen Terminfindung. Aufgrund der Länge des Gesprächs konnte der Vertreter

der NCI nicht am ganzen Interview teilnehmen und die präzise Einordnung der einzelnen

Stakeholder erfolgte nur mit dem Vertreter des MAE Loja.

Anwendung fand ein teilstandardisiertes narratives Interview nach GLÄSER und LAUDEL

(2010). Dies zeichnet sich dadurch aus, dass auf komplexe Fragen, die auf einem flexiblen

Leitfaden basieren, die Befragten mit längeren Erzählungen, beziehungsweise auch mit

Diskussionen reagierten. Der Interviewer kann daraufhin spontan mit Nachfragen spezielle,

eventuell unklar gebliebene Punkte ansprechen (GLÄSER & LAUDEL 2010: 42).

5.1.2 Stakeholderinterviews

Im Anschluss an die Experteninterviews wurden die Interviews mit den Stakeholdern geführt.

Stakeholder sind unterschiedliche Raumnutzungs- und Interessensakteure (siehe Definition

im Kapitel 3.1). Sie sind mit bestimmten Funktionen ausgestattet, die sie zu zentralen

Akteuren in der Akteurslandschaft des RBPC machen (ZIMMERMANN & MAENNLING

o.J.: 49).

Der Zweck und Gegenstand der Stakeholderinterviews ist vielfältig. Zum einen soll spezielles

Wissen über die einzelnen Akteure und deren Beziehungen im Zusammenhang mit dem BR

generiert werden. Zum anderen geht es um die Einschätzung des aktuellen und geplanten BR-

Managements durch die Akteure sowie deren Bereitschaft an diesem Prozess zu partizipieren.

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Generell sollten alle zentralen Akteure der Region befragt werden. Bei der Auswahl der

befragten Stakeholder wurde Wert darauf gelegt, dass aus allen für das RBPC relevanten

Sektoren Akteure vertreten waren. Dazu zählen die Sektoren Landwirtschaft (Anbau und

Viehzucht), Naturschutz, Bildung, Tourismus, Bergbau und Industrie. Mit Hilfe der

Experten und der Analyse der Daten einer vorangegangen BR-Akteursbefragung des MAE

Loja wurde eine Liste erstellt, in denen diverse Akteure in einer Wichtigkeitsrangfolge für die

Stakeholderinterviews eingeteilt sind. Daraus resultierte eine Liste mit 30 Akteuren

(siehe Tabelle 2), die im Rahmen der Stakeholderinterviews befragt werden sollten. 24 der

Interviews konnten in den Städten Loja, Zamora und Zumba im Oktober und November

2011 durchgeführt werden. Die Interviewdauer betrug zwischen 17 Minuten und einer

Stunde, was am Ende ein Interviewmaterial von zehn Stunden ergab.

Mit sechs Akteuren gelang es nicht das Interview durchzuführen. Zum einen spielten hier

Probleme bei der Terminfindung eine Rolle und zum anderen technische und logistische

Schwierigkeiten bei der Erreichbarkeit der Akteure. Die sechs nicht befragten Akteure sind die

lokale Umwelt-NGO Arcoiris, das Bildungsministerium, das Municipio von Espíndula, die

beiden Bergbauunternehmen EcuaCorriente S.A. und Kinross und FUPOC. Mit dem

Bildungministerium ist auch ein zentraler Akteur darunter. Die bestehenden Konzepte der

Öffentlichkeitsarbeit sehen aber eine Einbeziehung des Bildungssektors vor, dieser dient

jedoch eher als Kommunikator beziehungsweise Verteiler und ist nicht direkt thematisch an

den Debatten des RBPC-Management beteiligt. Problematisch war auch, einen Kontakt mit

den beiden Bergbaukonzernen herzustellen. Diese arbeiten jeweils relativ abgelegen im

Regenwald der Provinz Zamora Chinchipe. Auf Anfragen hin gab es nur geringe

Kommunikationsbereitschaft und schließlich konnte kein gemeinsamer Termin in der

Erhebungszeit gefunden werden.

Tabelle 2: Liste aller herausgearbeiteten Stakeholder (24 befragt, 6 nicht befragt) Stakeholder  Vertreter  Kurze Beschreibung Interview‐

nummer11 MAE Loja Santos Calderon Umwelministerium 01 MAE ZCh Byron Gonzalez Umwelministerium 02 UTPL Fausto Lopez Universität 03 UNL Nikolay Aguirre Universität 04 Ministerio de Educación Guillermo Guajala Bildungsministerium KontaktSENAGUA Loja Nelson Cuenca Nationales Sekretariat für Wasser 05 SENAGUA ZCh Jany Armijos Nationales Sekretariat für Wasser 06 Ministerio de la Cultura Luis Freire

Jaramillo Kulturministerium 07

MIPRO Fernando Jaramillo Ministerium für Industrie & Produktion 08 MAGAP Miguel Briceño Landwirtschaftsministerium 09 Ministerio de Turismo Fabian Grande Tourismusministerium 10

11 beziehungsweise der Grund weshalb es nicht zum Interview kam.

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Secretaría de Pueblos Fabrizio Riofrio Sekratariat der Völker 11 Gobierno Provincial Loja Oswaldo

Campaverde Provinzregierung (Abteilung Umweltmanagement)

12

Gobierno Provincial ZCh Paul Palacios Provinzregierung (Abteilung Umweltmanagement)

13

Municipio de Loja Renato Paredes Landkreisverwaltung (Abteilung Umweltmanagement)

14

Municipio de Espíndola Jimmy Fernández Landkreisverwaltung (Abteilung Umweltmanagement)

Logistik

Municipio de Zamora Luis Cuenca Landkreisverwaltung (Abteilung Umweltmanagement)

15

FORAGUA Eduardo Rengel Fond für Schutz von Wasserressourcen 16 GIZ (Büro Zamora) Marco Romero Deutsche

Entwicklungshilfeorganisation 17

NCI Loja Felipe Serrano Umwelt-NGO 18 NCI Zamora Trotsky Riera Umwelt-NGO 19 Arcoiris Wilson Guzman Umwelt-NGO TerminFAPECAFES Justo Guramán Verband der Kaffeeproduzenten 20 EcuaCorriente S.A. Dicson Briseño Bergbauunternehmen KontaktKinross Ximena Almeida Bergbauunternehmen KontaktFederación Unitaria Popular de Organizaciones campesinas del sur de Ecuador (FUPOC)

Elicer Cueva Interessenvertretung Mestizos

Logistik

Red Agroecológica de Loja

Benjamín Macas Verband für öklogische Landwirtschaft 21

Asociación de Ganaderos de Loja

Mario José Mancino

Viehzuchtverband 22

ARCOM Loja Luis Bustamante Amt für Bergbauregulierung und -kontrolle

23

ARCOM ZCh Ramiro Enriquez Amt für Bergbauregulierung und -kontrolle

24

Die Stakeholderinterviews wurden als Einzelinterviews durchgeführt. Es wurden

teilstandardisierte Leitfadeninterviews nach GLÄSER und LAUDEL (2010) angewandt. Diese

zeichnen sich dadurch aus, dass mit vorgegebenen Themen und einer Frageliste gearbeitet

wird. Diese Frageliste ist in jedem Interview gleich, jedoch sind weder die genaue

Formulierung noch die Reihenfolge der Fragen bindend. Es können zudem ad hoc

Nachfragen gestellt werden, um die benötigten Informationen zu erfahren. Im Zuge der

Akteursanalyse werden die befragten Stakeholder genauer kategorisiert.

5.2 Aufbereitungs- und Auswertungsverfahren

Zur Auswertung der Interviews wurden die Inhalte der durchgeführten Experteninterviews

zunächst transkribiert. Sie sind im Anhang der Arbeit einsehbar. Als Protokollierungstechnik

wurde das Zusammenfassende Protokoll nach MAYRING (2002) angewandt. Die auf Spanisch

geführten Interviews wurden dabei auf Deutsch sinngemäß übersetzt und stichwortartig

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protokolliert. Die zusammenfassende Protokollierung bietet den Vorteil, bereits vom Tonband

aus eine Zusammenfassung im Sinne der zugrunde liegenden Fragestellungen vorzunehmen.

Kennzeichnend für den Auswertungsprozess der Grounded Theory ist der permanente

Vergleich. Der in dieser Arbeit angewandte Prozess ist das offene Kodieren. Dabei werden

Aspekte, die in bestimmten Textstellen angesprochen werden, mit einem Code

gekennzeichnet. Im Folgenden wird nach anderen Textstellen gesucht, die ähnliche Aspekte

beschreiben. Beim Kodieren nutzt der Forscher sein Hintergrundwissen über den Kontext des

zu untersuchenden Gegenstands, versucht dabei jedoch möglichst objektiv zu bleiben. So

entstehen durch permanente Vergleiche relevante Konzepte mit Bezug auf die Beantwortung

der Forschungsfragen (FLICK et al. 2009: 477f).

Tabelle 3: Kodierungsliste Name der Codes Definition / Erläuterungen GroundedÜbergeordnete Codes Zu was wird im Textabschnitt Bezug genommen? Bezug zum RBPC Hat etwas mit dem RBPC zu tun, jedoch nicht direkt mit

dem Managment 26

Management RBPC allgemein Hat mit dem generellen Management des RBPC zu tun 74Comité de Gestión Hat direkt was mit dem Managementkomitee zu tun 209Managementplan Hat direkt was mit dem Managementplan zu tun 165Thematische Codes Zu welchem Thema wird im Textabschnitt Bezug genommen?Akteure Akteurs spezifischer Aspekt 51Akzeptanz / Anerkennung Akzeptanz bzw. Anerkennung des RBPC 22Aufgaben Zu erledigende Aufgaben 19Einfluss Einfluss auf das RBPC Management 29Information / Öffentlichkeitsarbeit Aspekte zum Thema Öffentlichkeitsarbeit und

Informationspolitik des RBPC 26

Kompetenz / Verantwortung Kompetenzen und Verantwortungen im Bezug auf das RBPC

35

Ökonomische Ressourcen Aspekte zum Thema ökonomische Ressourcen 39Partizipation Aspekte zum Thema Partizipation am BR-Management 79Status Aspekte zum aktuellen Status 27Struktur Aspekte zur aktuellen bzw. geplanten Struktur 116Themen Zu behandelnde Thematiken 87Umsetzbarkeit Meinungen zur Umsetzbarkeit 30Ziele / Interessen Spezielle bzw. grundlegende Ziele und Interessen 62Generelle Codes Speziellere Einordnungen der thematischen Aspekte Chancen Mögliche Chancen und Möglichkeiten für den Prozess 61Hindernisse / Probleme / Hürden Mögliche Hindernisse / Probleme / Hürden für den

Prozess 130

Voraussetzungen Grundlegende bzw. spezielle Voraussetzungen für den Prozess

40

Die praktische Umsetzung der Auswertung der transkribierten Texte erfolgte mit der

qualitativen Analysesoftware Atlas.ti 6.2. Die benutzten Codes sind in der Tabelle 3

einzusehen. Die Kodierungen sollen eine umfassende Betrachtung hinsichtlich der aktuellen

und möglichen Einbindung und dem Beitrag lokaler Stakeholder im Managementprozess des

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56

RBPC ermöglichen. Die Liste der Codes umfasst drei Kategorien. Die vier übergeordneten

Codes geben an, ob die Aspekte nur generell auf das BR, auf das Management allgemein, oder

auf das Managementkomitee beziehungsweise den -plan Bezug nehmen. Die thematischen

Codes spezifizieren den Themenbereich des Aspekts. Generelle Codes wie Chancen,

Hindernisse und Voraussetzungen ermöglichen eine noch genauere Einordnung der einzelnen

Zitate vorzunehmen, die bei der Analyse auch themenübergreifend genutzt werden kann.

Die Zitate in den nachfolgenden Kapiteln sowie auch in Atlas.ti sind mit einer

Quellenangabe, beispielsweise (St 13:9), versehen. Die vordere Zahl (13) markiert das

Interviewdokument in Atlas.ti, also den jeweiligen Interviewpartner. Siehe dazu

'Interviewnummer' in Tabelle 4. Die Zahl nach dem Doppelpunkt (9) kennzeichnet die

Laufnummer des Zitates in diesem Dokument. Einzusehen sind diese in den Atlas.ti

Dokumenten auf der Daten CD. Die Stakeholderinterviews werden mit einem 'St' vor den

beiden Zahlen gekennzeichnet, das Experteninterview mit einem 'Ex'.

Nach der Kodierung können die Aussagen der verschiedenen Befragten verglichen werden

und durch die Kombination mehrerer Codes konnten durch die Ableitung von

Zusammenhängen und Schlussfolgerungen Auswertungsschwerpunkte analysiert werden. Ein

weiterer elementarer Analyseschritt ist die Durchführung einer Akteursanalyse, die

methodisch im folgenden Kapitel beschrieben wird.

5.3 Stakeholderanalyse

Stakeholderanalyse kann definiert werden als ein Prozess, der "i) defines aspects of a social and

natural phenomenon affected by a decision or action; ii) identifies individuals, groups and

organisations who are affected by or can affect those parts of the phenomenon (this may

include nonhuman and non-living entities and future generations); and iii) prioritises these

individuals and groups for involvement in the decision-making process" (REED et al. 2009:

1933).

Es gibt eine Reihe von verschiedenen Methoden und Ansätzen in der Literatur zu finden.

Grundsätzlich sind die Methoden dazu da, um die zentralen Akteure (Stakeholder) zu

identifizieren, verschiedene Stakeholder zu unterscheiden und zu kategorisieren sowie die

Beziehungen zwischen den Stakeholdern zu ermitteln (REED et al. 2009: 1933).

Aus einer Vielzahl von Methoden wurden ausgewählte Instrumente der Akteursanalyse nach

ZIMMERMANN und MAENNLING (o.J.) angewandt. Das Arbeitstool wurde von der deutschen

Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) im Rahmen des Projektes Mainstreaming

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Partizipation entwickelt und umfasst zehn Bausteine für eine partizipative Gestaltung von

Kooperationssystemen. Die Methode umfasst mit seinen aufeinander abgestimmten

Bausteinen die große Komplexität der zahlreichen Methoden und Ansätzen der

Akteursanalyse (REED et al. 2009: 1933ff). Zudem lässt sie mit der Möglichkeit zur freien

Auswahl der anzuwendenden Bausteine eine Fokussierung auf die im Forschungskontext

wichtigsten Elemente zu. Im Folgenden werden die angewandten Bausteine der

Akteursanalyse methodisch vorgestellt. Die Auswahl der Bausteine erfolgte in

Zusammenarbeit mit Vertretern des Umweltministeriums in Loja, der UTPL und der NCI,

um anwendbare Forschungsergebnisse generieren zu können.

5.3.1 Identifikation von Schlüsselakteuren

Ziel dieses Bausteins ist die Identifikation und Beschreibung der Schlüsselakteure aufgrund

von drei Kernfunktionen. Schlüsselakteure sind diejenigen Akteure, "welche durch Stellung,

Fähigkeiten, Wissen, Vernetzung und Einflussmöglichkeiten das BR-Management signifikant

beeinflussen können" (ZIMMERMANN & MAENNLING o.J.: 12).

Abbildung 5.1: Beispiel für eine Akteurskarte Die Funktionen Legitimität, Ressourcen, Vernetzung und Einfluss werden mit stark, mittel oder geringer Kompetenz eingestuft sowie die potentielle Partizipationsform genannt

Der Vertreter des MAE Loja wurden nach seiner Einschätzung von rund 48 Akteuren aus der

Region in Hinsicht auf die drei Kernfunktionen Legitimität, Ressourcen und Vernetzung

gefragt. So ergibt sich eine Einordnung in verschiedene Stakeholderkategorien. Stakeholder

verfügen nach ZIMMERMANN und MAENNLING (o.J.) über mindestens zwei der

Kernfunktionen. Diese Methode ist unter dem Begriff 'focus groups' nach REED et al. (2009)

bekannt und hat ihre Vorteile darin, dass sie schnell und sehr kostengünstig ist. Ihre

Schwächen liegen darin, dass sie weniger gut strukturiert ist als alternative Methoden und so

eventuell nicht so gute Ergebnisse liefert (REED et al. 2009: 1937). Um diese Schwächen zu

minimieren, wurden die Ergebnisse der Stakeholderidentifizierung nochmals mit den drei

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Experten überprüft und an die Realität angepasst. Eine weitere Einordnung erfolgt anhand

der Diskussion der Beteiligungsform der Akteure.

5.3.2 Akteursmapping

Beim Akteursmapping werden die für das RBPC relevanten Akteure visualisiert. Dazu werden

sie auf verschiedenen Ebenen nach REED et al. (2009) analytisch kategorisiert.

Zunächst werden die Stakeholder in die Typologien Schlüsselakteure, primäre Akteure und

sekundäre Akteure unterschieden. Akteure, welche durch ihre Fähigkeiten, ihr Wissen und

ihre Machtstellung ein Reformvorhaben signifikant beeinflussen können, werden als zentrale

oder Schlüsselakteure bezeichnet. Schlüsselakteure sind dabei diejenigen Akteure, ohne deren

Unterstützung und Beteiligung in der Regel die erhofften Wirkungen eines Reformvorhabens

nicht erreicht werden können oder die das Reformvorhaben blockieren können. Als primäre

Akteure werden in der Regel jene Akteure bezeichnet, die "unmittelbar vom Reformvorhaben

betroffen sind, sei es als Nutznießer des Vorhabens oder als diejenigen, die Macht und

Privilegien dazu gewinnen möchten. Dazu zählen aber auch diejenigen, die Macht abgeben

müssen oder durch das Vorhaben anderweitig benachteiligt werden" (ZIMMERMANN &

MAENNLING o.J.: 49). Jene Akteure, die nur mittelbar oder vorübergehend am

Reformvorhaben beteiligt sind, sind Sekundäre Akteure (ZIMMERMANN & MAENNLING

o.J.: 49).

Desweiteren werden die primären und die zentralen Akteure anhand ihres direkten Einflusses

auf das RBPC-Management kategorisiert. Diese basiert auf den Einschätzungen des Vertreters

des Umweltministeriums Loja, wobei in großen, mittleren und geringen Einfluss

unterschieden wird.

Als dritte Ebene dient die Einordnung in die Sektoren, in denen die Stakeholder aktiv sind.

Dies sind Umwelt- und Naturschutz, Regionalplanung, -regierung und -verwaltung,

Forschung, Indigene Gemeinschaften/Bevölkerung, Landwirtschaft, Tourismus, Bergbau und

Sonstiges.

Um die Akteurslandkarte übersichtlicher zu gestalten, wurde zudem noch in staatliche

Akteure sowie Akteure aus der Privatwirtschaft und der Zivilgesellschaft unterschieden.

Die Kategorisierung der Beziehungen unter den Akteuren gestaltet sich aufgrund der großen

Anzahl an Stakeholdern schwierig. Im Rahmen der Stakeholderinterviews wurden die Akteure

nach ihren Beziehungen zu anderen Akteuren der Akteurslandschaft des RBPC gefragt. Sie

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sollten diese Beziehungen zudem in vorgegebenen Typologien kategorisieren. Diese

sogenannte 'Actor-linkage matrice' Methode bietet nur dann realistische Ergebnisse wenn alle

Akteure gleichermaßen detaillierte Angaben machen (REED et al. 2009: 1939). In der

vorliegenden Arbeit war dies nicht immer der Fall. Trotzdem konnte ein umfangreiches

Beziehungsdiagramm erstellt werden, welches getrennt von der Akteurslandkarte dargestellt

ist, um die Übersichtlichkeit zu gewährleisten.

5.3.3 Akteursprofile

Akteursprofile sollen die Informationen über die Akteure verdichten. So können Unterschiede

und Ähnlichkeiten erkannt werden sowie Grundlagen für die Diskussion von strategischen

Optionen geschaffen werden. Sie bieten zudem die Grundlage, um relative Wichtigkeit der

Akteure zu verdeutlichen und um sichtbar zu machen, welche Akteursbeziehungen aufgebaut

beziehungsweise vertieft werden müssen. Die Akteursprofile in dieser Arbeit enthalten

Informationen über Kernfunktionen, Mandate, strategische Ziele, Wirkungsfeld, Reichweite

und Beziehungen der einzelnen Akteure.

5.3.4 Macht und Machtressourcen

Dieser Baustein ermöglicht die Darstellung vom Machtgefüge in der Akteurslandschaft des

RBPC-Managments. Es wird zum einen die Positionsmacht der Akteure anhand einer Reihe

von Kompetenzen ausgedrückt wie beispielsweise dem Festlegen von Zielvorgaben, Normen

und Qualitätskontrolle, dem Zuweisen oder Verweigern von Ressourcen oder der

Kanalisierung der Darstellung nach oben und außen. Es wird die Frage untersucht, worauf

die Macht beruht, die sich aus der Stellung des Akteurs herleitet. Die Positionsmacht ist den

Akteuren zugeschrieben oder von ihnen erworben, kommt durch ihre Stellung und Funktion

in der Hierarchie zum Ausdruck und ist an einen Geltungsanspruch und eine Reichweite der

Führungskompetenzen gebunden (ZIMMERMANN & MAENNLING o.J.: 23).

Als zweites Beobachtungsfeld dient die Frage: "Auf welche Machtressourcen können die

Akteure zurückgreifen?" (ZIMMERMANN & MAENNLING o.J.: 23). Es wird hier nach der

Selbsteinschätzung der Akteure in Bezug auf unterschiedliche Machtressourcen gefragt, wie

Macht über Informationsflüsse und -inhalte, Fach- und Expertenwissen, kreative Gestaltung

von Prozessen, soziale Beziehungen, Praxisbezug sowie Kommunikation und Verhandlungen

(ZIMMERMANN & MAENNLING o.J.: 24).

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60

5.3.5 Einfluss und Partizipation

Dieser letzte angewandte Baustein hat zwei Ziele. Zum einen sollen der Einfluss sowie die

Einstellung der jeweiligen Akteure auf das BR-Management und das Vorhaben der Erstellung

des Managementkomitees beurteilt werden, zum anderen sollen Hypothesen über spezielle

Partizipationsstrategien für bestimmte Akteursgruppen gebildet werden (ZIMMERMANN &

MAENNLING o.J.: 24).

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61

6 ERGEBNISANALYSE

Im Folgenden werden die erhobenen Daten ausgewertet. Unter Abschnitt 6.1 werden die

Ergebnisse des Experteninterviews dargestellt sowie die Struktur, Zuständigkeiten, Aufgaben

und Ziele des Managementkomitees erläutert. Abschnitt 6 widmet sich der Auswertung der

Stakeholderinterviews im RBPC. In einer Akteursanalyse werden die Stakeholder anhand

verschiedener Kriterien, besonders im Hinblick auf ihren möglichen Beitrag zur partizipativen

Erstellung des Managementplans, eingehender beleuchtet.

6.1 Analyse des Experteninterviews über das Managementkomitee

Das Thema der Biosphärenreservate und ihrer strukturellen Gestaltung entwickelt sich derzeit

in der Untersuchungsregion stark. Am Anfang der 2000er Jahre lag das Augenmerk im

Umweltmanagement in Südecuador auf den Kernzonen. Die umliegenden Puffer- und

Entwicklungszonen wurden nicht in Relation zu den Kernzonen betrachtet. Nach wie vor

herrscht unter den Verantwortlichen der staatlichen Behörden Skepsis darüber, ob ein

Management der äußeren Zonen von Vorteil sei und einen effektiven Nutzen habe (Ex 1:26).

Die UNESCO Biosphärenreservate sind seit 2008 in Ecuador durch den Acuerdo Ministerial

168 gesetzlich verankert. Dieser enthält grundsätzliche Vorgaben für die Struktur der

Biosphärenreservate in Ecuador, welche auf den internationalen Leitlinien des WNBR

basieren (Ex 1:3, 1:6; MAE 2008: Artikel 3). Der Acuerdo Ministerial 168 "ist es eine

Vorschrift, die angewandt werden muss" 12 (Ex 1:5, 1:36). Diese Verordnung fordert

demnach, dass UNESCO Biosphärenreservate in Ecuador vom MAE umgesetzt werden

müssen. Sie legt zudem die grundsätzliche Zuständigkeit des MAE für die Biosphärenreservate

in Ecuador fest (Ex 1:5, 1:10; MAE 2008: Artikel 2, Artikel 7).

Basierend auf dieser Grundlage wurde das Experteninterview geführt, das über den Status und

die Planung des Managements des RBPC Aufschluss gibt. Das RBPC wird unter Leitung des

MAE Loja durch eine interinstitutionelle Kommission gefördert. Für die öffentliche

Verwaltung in der Region sind mehrere Akteure zuständig (Ex 1:10,1:13). Das

Umweltministerium ist hauptverantwortlich für die Nationalparke Podocarpus und Yacurí

sowie einige Bosques Protectores. Die regionale Verwaltung auf Provinzebene haben die

Vertretungen des MAE in Loja und Zamora Chinchipe inne (Ex 1:13, 1:40). Die Behörden 12 "es un mandato y tiene que hacer" (Ex 1:5).

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der Provinzen und Landkreise sind die wichtigsten Verwaltungsakteure in den Puffer- und

Entwicklungszonen des RBPC. In anderen Sektoren sind weitere Akteure zuständig,

beispielsweise die Universitäten im Bereich Forschung und Hochschulausbildung sowie die

NCI als starke zivilgesellschaftliche Organisation im Umweltschutz. Einige dieser Akteure

nehmen bereits am Managementprozess des RBPC im Rahmen der Kommission teil, was von

den Experten als gutes Signal gesehen wird (Ex 1:17).

6.1.1 Grundlagen zum Managementkomitee

Artikel 4 des Acuerdo Ministerial 168 besagt, dass "die Biosphärenreservate für ihr

Management eine lokale Organisationsstruktur aufweisen müssen, die die verschiedenen

öffentlichen sowie privaten Akteure und Interessen der Region repräsentiert und artikuliert,

mit dem Ziel integrierte Aktionen zu fördern, die zur Erfüllung der Aufgaben des

Biosphärenreservats dienen"13 (MAE 2008: Artikel 4; Ex 1:41). Diese Organisationsstruktur

wird als Managementkomitee bezeichnet. Artikel 5 verweist darauf, dass diese auf den

Grundsätzen des Titel VI des Buches IV des nationalen Gesetzestextes für Umweltrecht

(Texto Unificado de la Legislación Secundaria del Ministerio del Ambiente) basieren müssen

(MAE 2008: Artikel 5). Dieser Gesetzestitel beschreibt die Funktionsweise der

Managementkomitees von Schutzgebieten mit der höchsten Schutzkategorie in Ecuador14

(MAE 2003: Artikel 165-178). Der Acuerdo Ministerial 168 passt diesen Gesetzestext im

Bereich der Verwaltungs- und Organisationsstruktur und der Ziele des Komitees speziell auf

die Biosphärenreservate an. Damit ist bereits relativ klar vorgeschrieben welche

Funktionsweisen das Managementkomitee haben soll (Ex 1:38).

Seit der Anerkennung des RBPC besteht eine Kommission, die sich etwa alle zwei Monate

trifft und die bald in das Comité de Gestión aufgehen soll. Nach Einschätzung der Experten

funktioniert die Arbeit im Kreis des Komitees aktuell, wenn auch noch nicht mit hoher

Effektivität (Ex 1:19). Diese Kommission hat noch keine geregelte Struktur, kein Reglement,

keine festgelegten Grundsätze und keinen Arbeitsplan. Dies soll nun durch die Erstellung des

Managementkomitees geändert werden (Ex 1:86). Die Ergebnisse des Experteninterviews

über das geplante Managementkomitee werden unterteilt in den Kategorien Struktur,

Akteure, Kompetenzverteilung und Aufgaben und Ziele dargestellt.

13 "Las Reservas de Biosfera deberán contar para su gestión con una estructura organizativa local, que articule y represente a los diferentes actors e intereses, públicos y privados, presentes en su territorio con el fin de promover acciones integradas dirigidas al cumplimiento de sus funciones" (MAE 2008: Artikel 4). 14 Del funcionamiento de los comités de gestión en el patrimonio nacional de áreas protegidas

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6.1.2 Geplante Struktur

Basis für die Struktur des Managementkomitees sind die Artikel 170-172 und 175 im

IV. Buch des nationalen Umweltgesetzes Ecuadors. Darin ist geregelt, dass ein

Managementkomitee von Naturschutzgebieten grundsätzlich aus einem koordinierenden

Vorsitz, einer Hauptversammlung (Asamblea General) und optional einer technischen

Beratungsgruppe (Grupo Asesor Técnico, GAT), auch technisches Sekretariat 15 genannt,

bestehen muss (MAE 2003: Artikel 170-172, 175). Diese Struktur kann durch eine interne

Entscheidung der Mitglieder des Managementkomitees durch andere strukturelle Elemente

ergänzt beziehungsweise geändert werden (MAE 2003: Artikel 170). Der Vorsitz wird auf ein

Jahr von den Mitgliedern des Komitees gewählt (MAE 2003: Artikel 172). Ständiger

Teilnehmer des Prozesses ist der Vorsitzende der Verwaltung des Schutzgebiets oder sein

Vertreter (MAE 2003: Artikel 171). Der Acuerdo Ministerial 168 verweist auf die Grundlage

dieser Struktur, nimmt mit dem Artikel 7 aber die Möglichkeit der Wahl des Vorsitzenden.

"Für den Fall, dass das zu bildende Managementkomitee Flächen umfasst, die unter der

vollständigen oder teilweisen Verwaltung des Umweltministeriums stehen, soll der Vorsitz

immer von einem Delegierten oder Vertreter der nationalen Umweltbehörde besetzt

werden"16 (MAE 2008: Artikel 7).

Die Experten bestätigen diese Struktur für das geplante Managementkomitee des RBPC. Dies

solle aus einem Vorsitz, einem technischen Sekretariat, und einer großen Interessengruppe

bestehen (Ex 1:3). Es wird betont, dass das Mandat des Vorsitzes an das MAE gebunden ist,

da es die ministerielle Verordnung nicht anders zulassen würde (Ex 1:76). Das MAE wird als

Vorsitz des Komitees die Agenden ausarbeiten, die Mitglieder zu den Sitzungen einladen und

im Anschluss die Protokolle erstellen und zur Verfügung stellen (Ex 1:75).

Als Entscheidungsorgan soll die sogenannte Hauptversammlung des Komitees dienen, in der

eine kleinere Gruppe von wichtigen Stakeholdern zusammenkommt. Sie soll ein effektiv

arbeitender Arbeitskreis sein, der für den fortschreitenden Prozess innerhalb des Komitees

zuständig ist (Ex 1:53, 1:59). Die Mitglieder der Versammlungen sollen die zu besprechenden

Themen bestimmen und im Konsens über manangementbezogene Entscheidungen

bestimmen (Ex 1:77, 1:80, 1:83). Die Versammlung soll sich alle zwei Monate treffen.

15 In der weiteren Arbeit werden die Begriffe technische Beratungsgruppe, technisches Sekretariat und GAT als Abkürzung für Grupo Asesor Técnico gleichbedeutend genutzt. 16 "Para el caso del Comite de Gestión que se creare para áreas cuya administración total o parcial le compete al Ministerio dei Ambiente, éste deberá ser presidido siempre por un delegado o representante de la autoridad ambiental nacional" (MAE 2008: Artikel 7).

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Empfohlen werde ein mehrstündiges Treffen zu einem spezifischen Thema mit einer vorher

definierten Agenda (Ex 1:74).

Dem Komitee soll ein technisches Sekretariat zur Verfügung gestellt werden, welches mit

verschiedenen Stakeholdern besetzt werden kann. Das Sekretariat arbeitet eng mit dem

Vorsitz zusammen und unterstützt das Komitee bei der technischen Umsetzung von den

getroffenen Entscheidungen. Dazu zählt die formale Erstellung von Texten aber auch die

Bereitstellung von Informationen zur Übersicht für die Mitglieder der Versammlung (Ex

1:76; SERRANO 2011: Persönliche Gespräche).

Zur Diskussion steht, inwieweit die Versammlung bei thematischen Treffen einberufen wird.

Eine Variante wäre thematische Arbeitsgruppen zu beauftragen, die Vorschläge für die

Hauptversammlung ausarbeiten. Dort könnten neben einigen Versammlungsmitgliedern

auch Stakeholder aus der Region mitarbeiten, die thematisch interessiert sind, aber nicht in

der Hauptversammlung vertreten sind. Fausto Lopez betont, dass normalerweise bei Treffen

jeglicher Art immer die Mitglieder des Komitees anwesend sein sollten, besonders wenn das

Komitee nur wenige Mitglieder hat. Er bezweifelt, dass es in sehr kleinen thematischen

Gruppen funktioniert und spricht sich dafür aus, dass die Kommunikation im Komitee

immer zwischen allen Mitgliedern bestehen sollte. Demgegenüber erwidert Santos Calderón,

dass Mitglieder nur dann aktiv an Besprechungen teilnehmen, wenn die Themen für sie auch

von Interesse sind (Ex 1:80). Einig ist man sich darüber, dass die Leitung für einzelne

thematische Sitzungen von spezialisierten Akteuren übernommen werden kann (Ex 1:76).

6.1.3 Teilnehmende Akteure

Teilnehmer der Hauptversammlung sollen vor allem Führungspersonen staatlicher

Institutionen und Universitäten sein. Hinzu kommen die beiden einflussreichsten Umwelt-

NGOs der Region (Ex 1:61, 1:61, 1:71, 1:82). Die Gesetzgebung sieht für die Versammlung

keine Beschränkung der Mitglieder vor. Die Experten bevorzugen jedoch, die daran

teilnehmenden Akteure zu selektieren. Ein kleiner Kreis von aktiven Mitgliedern in der

Versammlung wird als Vorteil gesehen, um das grundlegende Ziel der Erstellung eines

funktionierenden Komitees zu erreichen (Ex 1:52, Ex 1:76). Der wichtigste Faktor der

Selektion basiert auf der Kategorisierung der Stakeholder. Aus diesem Grund wurde mit den

Experten eine grobe Rangliste der Stakeholder besprochen, die unterschiedliche Stakeholdern

zum einen gruppiert und zum anderen nach Wichtigkeit für das Managementkomitee des

BRPC ordnet (je weiter oben desto wichtiger):

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1. Umweltministerium (MAE)

2. Universitäten (speziell UTPL und UNL)

3. Ministerien und Nationale Sekretariate

4. Provinzregierungen (Gobiernos Provinciales) und Verwaltungen der Landkreise (derzeit

aktiv sind die Municipios von Loja, Zamora und Espindola)

5. NGOs (besonders NCI und Arcoiris)

6. Indigene Gemeinschaften und Verbände

7. Unternehmen

8. Gemeinden (Juntas Parroquiales; Ex 1:82)

Das Umweltministerium ist der wichtigste Akteur des BRPC (Ex 1:40). Darüber hinaus ist

die Universität UTPL und, wenn auch im geringeren Umfang, die UNL fest mit dem

Management des BRPCs verbunden. Die Zweigstelle der Universität Escuela Superior

Politécnica Ecológica Amazónica (ESPEA) in Zamora hat auch Interesse an einer

Zusammenarbeit, aber keine direkte Verbindung zu den zu bearbeitenden Themen (Ex 1:29).

Verschiedene Ministerien haben besonders am Anfang des Prozesses partizipiert, sich

mittlerweile aber größtenteils aus dem Managementprozess zurückgezogen. Trotzdem sehen

die Experten Ministerien und nationale Sekretariate als wichtige Stakeholder an. Dazu

gehören die Ministerien für Landwirtschaft (MAGAP), Produktion (MIPRO), Erziehung,

Tourismus, Kultur sowie die Nationalen Sekretariate für Wasser (SENAGUA) und Völker,

und die Aufsichts- und Regulierungsbehörde für Bergbau (ARCOM). Diese Institutionen

sind jeweils entscheidende Autoritäten für die speziellen Themen innerhalb des BRs und

sollten in entsprechende thematische Gespräche mit eingebunden werden (Ex 1:29, 1:32).

Die Teilnahme von Vertretern der Provinzregierungen und Verwaltungen der Landkreise an

den Versammlungen des Managementkomitees ist notwendig, da sie die wichtigsten

Entscheidungsorgane in der Region sind (Ex 1:61, siehe Abbildung 6.1). Aktuell sind die

Provinzregierung von Zamora Chinchipe und die Municipios von Loja, Zamora und

Espindula aktiv am Prozess des RBPC beteiligt. Die Provinzregierung von Loja hat sich nach

anfänglich starkem Engagement aus dem Prozess zurückgezogen, wohingegen die

Provinzregierung von Zamora Chinchipe anfangs noch nicht sehr aktiv war. Aktuell wird

versucht, Vertreter von weiteren Landkreisen stärker ins aktuelle Geschehen mit

einzubeziehen (Ex 1:29, 1:82).

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Abbildung 6.1:Verwaltungseinheiten im Biosphärenreservat Podocarpus – El Cóndor Quelle: Eigene Darstellung, Daten: NCI Loja; UTPL

Die aktive Teilnahme von den Regierungen und Verwaltungen hängt stark von ihren

Vertretern ab. Gleiches gilt auch für die Ministerien und die nationalen Sekretariate (Ex

1:29). So ist beispielsweise das Municipio von Espindula zum Zeitpunkt der Datenaufnahme

sehr interessiert an einer Teilnahme am Managementprozess. Dies ist darauf zurückzuführen,

dass es viele Kaffeebauern in diesem Landkreis gibt und diese am Fortschritt in der Debatte

um die BR-Marke interessiert sind (Ex 1:29, 1:30).

Die Ebene der Gemeindeverwaltungen (Juntas Parroquiales) ist noch nicht in das

Management des RBPC eingebunden. Sie sind eher ausführende Organe. Es wird sich daher

auf die Landkreisverwaltungen konzentriert, da diese die Verantwortung für die Umsetzung

in den Regionen haben (Ex 1:29, Ex 1:61).

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Die NCI, vertreten durch ihren Koordinator für das Biosphärenreservatprogramm Felipe

Serrano, nimmt eine leitende Rolle im BR-Management ein. Besonders am Anfang hat NCI

einen großen Beitrag für die Deklaration des RBPCs geleistet und auch bei den

Datenaufnahmen hat die NGO eine entscheidende Funktion im Management des BRs.

Desweiteren partizipiert die nationale ökologische Stiftung Arcoiris. Mit der Stiftung

Jocotoco arbeitet eine weitere Umweltorganisation in der Pufferzone des PNP. Sie zeigt zwar

Interesse an den Zielen des BR, kann sich aber aufgrund ihrer regional beschränkten

Möglichkeiten nur partikular beteiligen (Ex 1:29).

Generell stehen die Umwelt-NGOs der Region geschwächt dar. In Zeiten der jahrelang

andauernden Instabilität der nationalen Regierung Anfang des 21. Jahrhunderts übernahmen

die Umwelt-NGOs, besonders die NCI, große Anteile am Umweltschutzmanagement des

Umweltministeriums im Süden Ecuadors. Die Verwaltung des Ministeriums nahm diese

Unterstützung an und genehmigte zahlreiche Projekte der Umweltorganisationen. Nach dem

Wiedererstarken des Regierungsapparates und damit auch der staatlichen Umweltakteure,

versucht die Regierung nun den Einfluss von NGOs wieder einzuschränken. So werden die

Arbeitsbedingungen privater NGOs erschwert, indem Spenden aus dem Ausland versteuert

werden müssen. Dies trifft besonders kleinere NGOs. Lediglich offizielle staatliche

Kooperationen mit anderen Ländern, beispielsweise die GIZ oder finanzstarke, internationale

NGOs wie NCI würden auf längere Sicht im Umweltsektor Südecuadors noch eine wichtige

Rolle spielen können (Serrano 2011: Persönliches Gespräch, Zeilinger 2009: Persönliches

Gespräch17).

Weitere Stakeholder des RBPC sind die indigenen Gemeinschaften der Shuar und der

Saraguro, diverse Wirtschaftsverbände und Unternehmen. Diese spielen vor allem eine Rolle

bei der Diskussion und Bearbeitung von speziellen Themen (Ex 1:49, 1:80). Ihre Einbindung

in die thematischen Diskussionen ist grundlegend, aber an Entscheidungsprozessen des BR-

Managements sollen sie nicht teilnehmen (Ex 1:87).

Eine weitere Grundlage für die Auswahl der teilnehmenden Akteure ist die bereits seit 2007

bestehende Kommission des RBPC. Geplant ist die Erstellung des Managementkomitees auf

Basis der Akteure, die auch in der Kommission bereits aktiv sind (Ex 1:82). Dies sind zum

Zeitpunkt der Datenaufnahme

- das Umweltministerium mit ihren Vertretungen in Loja und Zamora Chinchipe,

- die UTPL, 17 Jörg Zeiliger ist langjähriger wissenschaftlicher Koordinator der DFG-Forschungsstation San Franscisco (ECSF).

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- SENAGUA und das Tourismusministerium jeweils mit ihren Vertretungen in

Zamora Chinchipe,

- die Provinzregierung von Zamora,

- die Landkreisverwaltungen von Loja, Zamora und Espindula,

- und die Umweltorganisationen NCI und Arcoiris (Ex 1:82).

Zwei weitere Faktoren werden von den Experten als sehr wichtig erachtet. Zum einen sollen

besonders entscheidungsrelevante Akteure aus der Region miteinbezogen werden und zum

anderen sollen die Teilnehmer aus verschiedenen Sektoren kommen, um die Bearbeitung der

unterschiedlichen Themenfelder des Biosphärenreservatansatzes ermöglichen zu können.

Besonders der erste Punkt spiegelt sich in den drei wichtigen Stakeholderattributen Macht,

Interesse und Einfluss wider. Nach Meinung der Experten ist eine gerechte Verteilung der

Akteure, bezogen auf die regionale Verteilung der Teilnehmer im Gebiet und die

Einbeziehung von Akteuren aus verschiedenen Relevanzebenen, weniger wichtig (Ex 1:72).

Nach den Erfahrungen der Experten ist eine Hürde für die Teilnahme, dass in der Region oft

nur dann effektiv gearbeitet wird, wenn die Ziele auch im Interesse der Akteure sind. Daher

ist es wichtig, gewinnbringende Projekte zu konzipieren (Ex 1:67, 1:80). Calderón geht davon

aus, dass das RBPC solche Win-win-Situationen ermöglichen kann. "Wenn alles klappt [und

sich alle Akteure beteiligen], können alle dabei gewinnen"18 (Ex 1:67). Die Experten erwarten,

dass beispielsweise die Municipios mehr Projekte, die Kaffeebauern mehr Unterstützung und

die Universitäten weitere Forschungsfelder bekommen werden (Ex 1:67).

6.1.4 Geplante Kompetenzverteilung

Das Umweltministerium wird die leitende Position im Managementkomitee einnehmen und

übernimmt die Naturschutzarbeit in den Kernzonen und weiteren staatlichen Schutzgebieten.

Mit diesen Aufgaben ist das Umweltministerium bereits ausgelastet (Ex 1:40, 1:89). Eine

alleinige Umsetzung des BR-Managements durch das MAE ist praktisch nicht möglich (Ex

1:12, 1:47). Neben fehlendem Potential hat das Umweltministerium nicht ausreichend

politischen Einfluss, um das BR-Management im angestrebten Umfang umzusetzen. Daher

will das MAE die Kompetenzen innerhalb des Komitees besonders mit

entscheidungsrelevanten Akteuren der Region teilen (Ex 1:12).Die Schlüsselakteure für das

RBPC sind die Universitäten, die Umweltorganisation NCI, die Provinzregierungen und die

Verwaltungen der Landkreise. Diese Akteure sind für bestimmte Regionen oder Sektoren

innerhalb des BRs zuständig. Einige dieser Schlüsselakteure nehmen bereits am Prozess teil 18 "si todo funciona – todo el mundo ganamos!" (Ex 1:67)

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und beziehen das RBPC in ihre Arbeitsagenden ein. Nach Einschätzung der Experten ist diese

Unterstützung ein gutes Signal für den Prozess des BR-Management (Ex 1:17).

Die Beteiligung von politisch entscheidungsrelevanten Schlüsselakteuren bietet dem Comité

de Gestión zudem auch politischen Rückhalt für das BR-Management und den daraus

resultierenden Projekten (Ex 1:46). Wichtig ist jedoch darauf aufzupassen, dass das Komitee

nicht von politischen Interessen missbraucht oder geleitet wird (Ex 1:44). Um solche

Probleme zu vermeiden, müssen unter den Akteuren die Zuständigkeiten geklärt werden und

welche Ziele, Aufgaben und Projekte dem RBPC zugrunde liegen. Die unterschiedlichen

Akteure des RBPCs werden so geeint (Ex 1:16).

Die Rolle der Municipios ist entscheidend, um die Projekte in der Praxis umsetzen zu

können, da sie als Mittler zwischen dem Komitee und der lokalen Bevölkerung dienen. Dazu

sollen sie kleine Versammlungen in ihrer Region veranstalten (Pequeñas Asambleas), in denen

sie die Informationen über Projekte des Komitees an die Gemeinden und lokale

Organisationen weitergeben (Ex 1:62). Für die Municipios bedeutet diese Aufgabe

zusätzlichen Aufwand, was sich jedoch durch positive Resultate für die Landkreise

rechtfertigt. Dieser Ansatz benötigt eine Identifikation der Municipios mit dem RBPC. Drei

der zehn Municipios können sich bereits mit dem RBPC identifizieren. Grundlage für das

Engagement der Municipios im RBPC ist der eigene Vorteil (Ex 1:65). So hat der Landkreis

Espindula ein großes Interesse an Hilfeleistungen für den ökologischen Anbau von

Schattenkaffee in Form einer BR-Produktionsmarke. Die Municipios der Landkreise Loja

und Zamora sehen durch das BR Möglichkeiten zum Schutz ihrer Natur- und

Wasserressourcen sowie Chancen zur nachhaltigen Entwicklung ihrer Gebiete (Ex 1:29; St

14:1, 14:27, 15:6, 15:7).

Die Kompetenzen von weiteren Stakeholdern wie NGOs, Verbänden und Unternehmen

liegen vor allem in ihrer Funktion als Berater (Ex 1:49, 1:80).

Mit Hilfe dieser Kompetenzverteilung könne das BR den Raum bieten, Aktivitäten im Sinne

des BR-Ansatzes umzusetzen und durch das Komitee eine Plattform zu schaffen, um den

Managementprozess zu fördern (Ex 1:16).

6.1.5 Aufgaben und Ziele

Als oberstes Ziel des Comité de Gestión steht das Zusammenbringen von Stakeholdern, die

sich aktiv am Managementprozess beteiligen und damit das BR ermöglichen. Nur durch die

Teilnahme von Akteuren kann sich das BR intern wie extern artikulieren und damit auch

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70

funktionieren (Ex 1:37). Das Komitee soll als Ratgeber, Richtungsweiser und Vermittler

agieren (Ex 1:45). Das bedeutet auch, dass es keine Projekte umsetzen wird, sondern die

Aufgabe hat Projekte anzuberaumen (Ex 1:47). Die Kompetenz des Komitees liegt demnach

in der Ermöglichung von Projekten und in der Artikulierung der Interessen des RBPC (Ex

1:47).

Grundlegende Aufgaben und Ziele des Managementkomitees sind in den Gesetzestexten

bereits relativ klar vorgegeben (Ex 1:12, 1:38). Artikel 167 im Titel VI von IV. Buch des

nationalen Umweltgesetzes benennt unter anderem folgende Ziele:

• Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium bei der Erhaltung und Bewirtschaftung

der geschützten Gebiete und deren Pufferzonen;

• Unterstützung der Schutzgebietsverwaltung bei der Entwicklung, Umsetzung und

Evaluierung des Managementplans und der Jahrespläne;

• Vorschlag von Projekten und Aktivitäten, die die Lebensqualität der lokalen Bevölkerung

verbessern;

• Sicherstellen, dass die Umweltschutzziele mit den Bedürfnissen der lokalen und

regionalen Entwicklung einhergehen;

• Vorschlagen von technischen, normativen und politischen Techniken, die den Schutz und

das Management des Schutzgebiets und seiner Pufferzone verbessern (MAE 2003: Artikel

167).

Dem fügt der Acuerdo Ministerial 168 in Artikel 8 folgende Ziele hinzu:

• Ermittlung, Festlegung und Umsetzung von Maßnahmen in den Bereichen der

Erzeugung und Stärkung lokaler Kapazitäten, der nachhaltigen Entwicklung und der

Erhaltung der Biodiversität bezüglich der Erfüllung spezifischer Funktionen der

Biosphärenreservate;

• Ausarbeitung und Umsetzung von Strategien und Plänen für das Management des BR,

die im Einklang mit den Bestimmungen aus internationalen Übereinkommen sowie

nationaler und lokaler Politik stehen; sie sollen mit den Zielen des Umweltschutzes und

der nachhaltigen Entwicklung des Gebietes übereinstimmen;

• Erstellung von Statuten und Reglements und Sicherstellung ihrer Einhaltung;

• Sicherstellung der Umsetzung und Anwendung der Umwelt-, Sozial- und

Wirtschaftspolitik des Staates und der regionalen Regierungen;

• Identifizierung und Entwicklung von Mechanismen und Instrumenten, die es

ermöglichen, für das BR relevante Aktivitäten und Programme zu verwalten, koordinieren

und integrieren;

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71

• Gewährleistung und Förderung der Erhaltung von Wissen und der kulturellen

Besonderheiten der indigenen Bevölkerung des BR;

• Interne oder externe finanzielle Förderung von der Identifizierung, Formulierung,

Umsetzung und Evaluation von Projekten der Komiteemitglieder, die im Sinne der

Aufgaben und Ziele des RBPC sind;

• Entwicklung von Vorschlägen für alternative Techniken und/oder Normen für

Managementmodelle, die eine bessere Verknüpfung von Umweltschutz und der

nachhaltigen Nutzung von Ressourcen anstreben (MAE 2008: Artikel 8).

Neben diesen grundlegenden Zielen stellen die Experten folgende Aufgaben speziell für das

Comité de Gestión des RBPC in den Vordergrund:

• Zunächst soll sich auf den Aufbau des Managements des BRs konzentriert werden.

Darunter fällt vor allem die Ausarbeitung einer Managementstruktur. Das wichtigste

Projekt ist das vom MAE Loja ausgearbeitete Projekt 'Gestaltung und Management des

Biosphärenreservats Podocarpus – El Cóndor'19. Das Projekt war zum Zeitpunkt der

Datenaufnahme Ende 2011 in einem vorangeschrittenen Status und wurde auf einem

Treffen der Kommission besprochen und weiter ausgearbeitet. Das Projekt strebt unter

anderem an, die Grundzüge und Leitlinien festzulegen und einen gemeinsam

beschlossenen Arbeitsplan zu erstellen. Federführend ist das MAE Loja.

• Die Ermöglichung des Prozesses durch die Entwicklung von Projekten im Sinne der Ziele

des BRs. Hierfür werden bereits viele Ideen und Vorschläge in Rahmen der Kommission

gesammelt und teilweise auch schon ausgearbeitet (siehe Kapitel 4.3.5);

• Die Suche nach Finanzierungsmechanismen; das Ziel der Verfügbarkeit von Geld für das

BR soll zum einen mit der Integration des BR und den Projekten in die Arbeitsagenden

der verschiedenen Akteure erreicht werden, und zum anderen mit der Förderung aus

nationalen und internationalen Umwelt- und Entwicklungsfonds;

• Motivationen unter den Teilnehmern schaffen um den Managementprozess

voranzutreiben; dabei kommt es besonders auf das Schaffen von Gewinnsituationen für

die Stakeholder an, um die Identifikation der Akteure mit dem RBPC zu erlangen (Ex

1:73).

Eine weitere routinemäßige Aufgabe ist die Erstellung von jährlichen Arbeitsplänen für die

UNESCO. Dafür zuständig ist das MAE (Ex 1:77). Die Agenden der BRs in Ecuador werden

auf der nationalen Ebene im MAB-Komitee von Ecuador zu einem Dokument (Matríz

Nacional de Implementación del Plan de Acción de Madrid, Ecuador) zusammengefasst, das auf

den Handlungsanweisungen des Aktionsplans von Madrid basiert (Ex 1:2).

19 Spanischer Originaltitel: "Gestión y manejo de la Reserva de Biósfera Podocarpus – El Cóndor"

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72

6.2 Stakeholderanalyse

Um die Vielfalt der Akteure mit unterschiedlichen Interessen, Funktionen und Rollen zu

kennen und bewerten, wird mit den Ergebnissen der durchgeführten Stakeholdersanalyse

herausgearbeitet, welche Relevanz die jeweiligen Akteure in Bezug auf das Management des

RBPC haben und welche Ziele sie verfolgen. Dieses Ziel der Stakeholderanalyse wurde

gemeinsam mit dem Umweltministerium in Loja ausgearbeitet.

Die Ergebnisse werden anhand von verschiedenen Bausteinen der Stakeholderanalyse

dargestellt. Zunächst wurden die Schlüsselakteure identifiziert und die Stakeholder und ihre

Beziehungen im sogenannten Akteursmapping visualisiert. Die darauf folgenden

Akteursprofile geben eine kurze Übersicht über alle befragten Stakeholder, bevor sie

anschließend auf ihre Macht und Machtressourcen, ihren Einfluss sowie mögliche

Partizipationsstrategien hin untersucht werden.

6.2.1 Identifikation von Schlüsselakteuren

Ziel dieses Bausteins ist die Identifikation und Beschreibung der Schlüsselakteure aufgrund

der drei Kernfunktionen Legitimität, Ressourcen und Vernetzung. Die Matrix zur

Identifikation von Schlüsselakteuren (siehe Tabelle 4) identifiziert 14 von 48 potentiellen

Schlüsselakteuren auf Basis der Abbildung 6.2. Demnach sind die Akteure, die in der

Abbildung mit A1 bis A4 kategorisiert werden, Schlüsselakteure für das Comité de Gestión,

da sie über mindestens zwei wichtige Kernfunktionen verfügen.

Abbildung 6.2: Grafische Darstellung der Schlüsselakteure. Die Akteure A1 bis A4 sind Schlüsselakteure. Sie verfügen über mindestens zwei wichtige Kernfunktionen, die sie als solche auszeichnen. Quelle: ZIMMERMANN & MAENNLING o.J.: 13.

Nur bei drei Akteuren sind alle drei Kernfunktionen 'stark ausgeprägt' (A2). Das

Umweltministerium mit seinen Vertretungen in Loja und Zamora, wird hier in seiner

leitenden Position bestätigt. Hinzu kommt die GIZ, die eine Sonderstellung einnimmt und

für den Aufbau und die Struktur des BR-Management einen Schlüsselakteur darstellt.

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73

Inhaltlich wird sie nicht am Komitee teilnehmen, da es nicht im Aufgabenbereich des GIZ-

GESOREN-Projektes liegt.

Die Kategorie A3 zeichnet sich durch Akteure mit Kontrolle über wesentliche Ressourcen und

eine starke Vernetzung aus. Mit EcuaCorriente S.A. und Kinross sind nur zwei Akteure in

dieser Gruppe vertreten. Die beiden Bergbauunternehmen sollen jedoch keinen Einfluss auf

die Entscheidungsprozesse haben, so wird die Beteiligungsform der beiden finanzstarken

Schlüsselakteure nur mit 'Information' kategorisiert. Es liegt im zukünftigen Aufgabenbereich

des Komitees zu entscheiden, inwiefern es zu einer finanziellen Unterstützung und

Zusammenarbeit zwischen dem BR und den Unternehmen kommt. Der Vertreter des MAE

Loja ist gegenüber einer finanziellen Unterstützung im Rahmen von

Kompensationsmaßnahmen nicht abgeneigt (CALDERÓN 2011: Persönliches Gespräch).

Neun weitere Stakeholder werden in die Kategorie A4 eingeordnet. Diese Akteure sind stark

vernetzt und haben eine hohe Legitimierung. Darunter sind mit den Universitäten UTPL

und UNL, dem Bildungsministerium, den NGOs NCI und Arcoiris sowie den Municipios

von Loja, Zamora und Espindula Akteure, die sich bereits im Experteninterview als

wesentliche Akteure für die Versammlung des Managementkomitees herauskristallisiert haben

(siehe Kapitel 6.1.4). Mit FAPECAFES, als Vertreter der ökologischen Kaffeebauern, ist auch

ein Wirtschaftverband in dieser Kategorie vertreten, erklärt durch die Größe des Verbandes

und seiner thematischen Ausrichtung.

In der Gruppe A1 ist kein Akteur vertreten. Sie ist die Kategorie für Akteure mit starker

Legitimität und Kontrolle über wesentliche Ressourcen, aber ohne starke Vernetzung.

Tabelle 4: Matrix zur Identifikation von Schlüsselakteuren Bewertung: 3 – stark ausgeprägt, 2 – mittel, 1 – schwach ausgeprägt.

Potentielle Schlüsselakteure 

Stellung und Kernfunktion des Akteurs 

Diskussion  der Beteiligungsformen der Akteure 

Einordnung der  Schlüs‐selakteure20 Legitimität  Ressourcen Vernetzung

MAE Loja 3 3 3 Verantwortlich A2MAE Zamora-Chinchipe

3 3 3 Verantwortlich A2

GIZ Zamora 3 3 3 Ko-Produktionspartner A2EcuaCorriente S.A. 1 3 3 Information A3Kinross 1 3 3 Information A3Universidad Técnica Particular de Loja

3 2 3 Ko-Produktionspartner A4

Ministerio de Educación

3 2 3 Kooperationspartner A4

NCI 3 2 3 Ko-Produktionspartner A4

20 Einordnung nach Abbildung 6.2

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74

FAPECAFES 3 2 3 Kooperationspartner A4Municipio de Loja 3 1 3 Ko-Produktionspartner A4Municipio de Zamora 3 1 3 Ko-Produktionspartner A4Municipio de Espíndola

3 1 3 Ko-Produktionspartner A4

Universidad Nacional de Loja

3 1 3 Ko-Produktionspartner A4

Arcoiris 3 1 3 Beteiligung an Entscheidungsfindung

A4

FUPOC 2 2 3 Kooperationspartner -ARCOM Loja 2 2 3 Kooperationspartner -ARCOM Zamora Chinchipe

2 2 3 Kooperationspartner -

SENAGUA 2 3 2 Kooperationspartner -Gobierno Provincial Zamora Chinchipe

2 3 2 Ko-Produktionspartner -

Ministerio de Cultura 2 2 2 Koordinationspartner -MIPRO 2 2 2 Kooperationspartner -MAGAP 2 2 2 Kooperationspartner -Asociación de Hoteleros de Loja

2 2 2 Koordinationspartner .

Red Agroecologia de Loja

2 2 2 Kooperationspartner -

Ministerio de Turismo Loja

3 1 2 Kooperationspartner -

Asociación Ganaderos del Cantón Zamora

2 1 2 Kooperationspartner -

Asociación Ganaderos de Loja

2 1 2 Kooperationspartner -

Federación pequenos mineros de Zamora

2 1 2 Konsultation -

Club de Caza 2 1 1 Konsultation -Fundación Jocotoco 1 1 2 Koordinationspartner -Cuerpo de Paz 1 1 2 Beteiligung an

Entscheidungsfindung -

APECAP 2 1 1 Kooperationspartner -Ministerio de Turismo Zamora Chinchipe

1 1 1 Konsultation -

Secretaría de Pueblos 1 1 1 Koordinationspartner -Fundación Kawsay 1 1 1 Koordinationspartner -FEPNASHZCh 1 1 1 Koordinationspartner -Comuna Cochecorral Reserva Angashcola

1 1 1 Koordinationspartner -

Comuna Tundurama 1 1 1 Koordinationspartner -PROCAFEQ 1 1 1 Kooperationspartner -Red de Turismo comunitario del Sur

1 1 1 Information -

Municipio de Yacuambi

1 1 1 Beteiligung an Entscheidungsfindung

-

Municipio de Saraguro

1 1 1 Beteiligung an Entscheidungsfindung

-

Municipio de Nangaritza

1 1 1 Beteiligung an Entscheidungsfindung

-

Municipio de Chinchipe

1 1 1 Beteiligung an Entscheidungsfindung

-

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75

Municipio de Palanda 1 1 1 Beteiligung an Entscheidungsfindung

-

2. Municipio de Loja 1 1 1 Beteiligung an Entscheidungsfindung

-

Gobierno Provincial Loja

1 Keine Angabe

1 Information -

Quelle: Eigene Datenerhebung und Darstellung nach ZIMMERMANN & MAENNLING o.J.: 13.

Die Ergebnisse der Matrix stellen dar, dass viele der von den Experten angestrebten

Teilnehmer der Versammlung des Manangementkomitees auch unter den Schlüsselakteuren

wiederzufinden sind. Lediglich die Provinzregierungen von Loja und Zamora Chinchipe

fehlen. Die Regierung von Zamora Chinchipe hat die Kontrolle über wesentliche Ressourcen,

die Vernetzung und seine Legitimierung wird jeweils als 'mittel' eingestuft. Die

Provinzregierung von Loja ist noch schwächer eingestuft. So ist ihre Vernetzung und

Legitimität nur 'schwach ausgeprägt'. Ihre Kontrolle über Ressourcen konnten im Laufe der

Datenaufnahme nicht genau eingeordnet werden, dürfte aber auf mittlerem beziehungsweise

hohem Niveau liegen.

Unter den Schlüsselakteuren sind neben dem Bildungsministerium keine weiteren

Ministerien oder nationalen Sekretariate zu finden. Grund hierfür ist die Kompetenz der

Ministerien, wodurch sie für das BR-Management keine direkte Schlüsselrolle innehaben. Das

Ergebnis würde anders ausfallen, wenn die Thematiken einzeln untersucht werden würden.

Diese Ergebnisse und mögliche Partizipationsformen der einzelnen Akteure wurden nochmals

mit den Experten besprochen und korrigiert beziehungsweise an die reale Situation angepasst

(siehe Tabelle 4). Die generellen Ergebnisse wurden bestätigt. Lediglich die Provinzregierung

Zamora Chinchipe wird wichtiger eingestuft (Ko-Produktionspartner) als in der Matrix .Die

Bergbauunternehmen EcuaCorriente S.A. und Kinross werden unter die schwache

Partizipationsform 'Information' eingeordnet. Eine Einbindung der Unternehmen in

Entscheidungsprozesse wird es nicht geben (Ex 1:87).

6.2.2 Akteursmapping

Die Akteurslandkarte visualisiert die für das RBPC-Management relevanten Akteure. Die

identifizierten Schlüsselakteure (auch zentrale Akteure genannt) sind im inneren Kreis

platziert. Dabei fällt auf, dass aus der Privatwirtschaft kein einziger Akteur als zentraler Akteur

für das RBPC identifiziert wird. Die UTPL, als private Universität, wird auf der Grenze

zwischen Privatwirtschaft und Zivilgesellschaft dargestellt, generell aber aufgrund des Status

der Universität zur Zivilgesellschaft gezählt. Die beiden Bergbauunternehmen sind wie im

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76

Abbildung 6.3: Akteurslandkarte des RBPC-Management Quelle: Eigene Datenerhebung und Darstellung

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77

vorherigen Kapitel beschrieben nicht als Schlüsselakteure einzuordnen. Darüber hinaus fällt

eine Dominanz der staatlichen Akteure auf, sowohl unter den Schlüsselakteuren als auch in

der gesamten Akteurslandschaft. Dies bestätigt die Experten in ihrer Forderung, dass vor

allem entscheidungsrelevante Akteure am Managementkomitee partizipieren sollen (Ex 1:72).

Gut vertreten ist zudem die Zivilgesellschaft. Die Akteure der Privatwirtschaft sind vor allem

thematische Akteure, wie Tourismus- oder Landwirtschaftsverbände und überwiegend

sekundäre Akteure.

Die Forderung nach der Einbeziehung von Akteuren aus unterschiedlichen Sektoren ist

gegeben. Die verschiedenen politischen Verwaltungsebenen sind alle vertreten. Es ist sichtbar,

dass nicht alle regionalpolitischen Akteure gleichbedeutend für das BR-Management sind. Die

dargestellte Konstellation kann sich jederzeit ändern und ist stark von den Interessen der

jeweiligen Akteursvertreter abhängig (Ex 1:29). Stark vertreten sind desweiteren Akteure aus

der Landwirtschaft, Vertreter der indigenen Gemeinschaften sowie Stakeholder aus dem

Umwelt- und Naturschutz. Nur wenige Akteure kommen jeweils aus den Sektoren

Forschung, Bergbau und Tourismus. Unter 'Sonstiges' findet man mit dem

Bildungsministerium auch einen Akteur zu dem wichtigen Thema Umweltbildung. Dieses

hat einen großen Einfluss auf das RBPC, da es mit dem Schulnetzwerk einen hohen

regionalen und lokalen Wirkungsgrad hat.

Der Einfluss auf das RBPC-Management ist ein weiterer wichtiger Faktor. Die meisten (vier)

Akteure mit großem Einfluss kommen aus der Zivilgesellschaft, das verantwortliche und

prozessleitende Umweltministerium ist jedoch staatlich. Aus der Privatwirtschaft kommt mit

FAPECAFES lediglich ein primärer Akteur, der bezogen auf die Erstellung einer BR-Marke

für ökologische Agrarprodukte einen hohen Einfluss hat.

Basierend auf Daten der Stakeholderinterviews wurden die Beziehungskonstellationen

zwischen den Akteuren im Hinblick auf das RBPC untersucht (siehe Abbildung 6.4). Diese

Darstellung kann in direkter Konkurrenz zu der Bewertung 'Vernetzung' der Tabelle 4

gesehen werden, die von den Experten vorgenommen wurde. Da nicht sicher gestellt werden

kann, dass alle interviewten Personen gleichermaßen umfangreich geantwortet haben und

nicht alle aufgelisteten Akteure befragt worden sind, konzentriert sich die Auswertung auf die

'eingehenden'21 Beziehungen anderer Akteuren. Ein auffallendes Ergebnis ist, dass elf Akteure

angeben, in Beziehung mit der Provinzregierung von Loja zu stehen. Dadurch wird deutlich,

dass auch wenn die Provinzregierung von Loja von den Experten nicht als Schlüsselakteur

21 Unter 'eingehenden' Beziehungen werden in dieser Arbeit die Nennungen anderer Stakeholder verstanden, die angeben mit dem jeweiligen Akteur in Beziehung zu stehen.

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Abbildung 6.4: Beziehungen zwischen den Stakeholdern in der Akteurslandschaft des RBPC-Management Quelle: Eigene Datenerhebung und Darstellung

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79

identifiziert wurde, sie dennoch ein wichtiger Akteur mit vielen Beziehungen für das RBPC

ist und in das Managementkomitee eingebunden werden sollte. Zu erklären sind diese

unterschiedlichen Ergebnisse durch den starken Rückzug der Provinzregierung von Loja aus

den RBPC-Managementangelegenheiten in den letzten Jahren.

Der Provinzregierung von Loja folgen MAE Loja und NCI mit jeweils neun, SENAGUA

(Loja und Zamora Chinchipe gemeinsam) und die UNL mit sieben, die Provinzregierung von

Zamora Chinchipe, das Municipio Loja und die UTPL mit sechs sowie MAE Zamora

Chinchipe und das MAGAP mit je fünf 'eingehenden' Beziehungen von anderen Akteuren.

Damit hat der Großteil der Schlüsselakteure aus der Abbildung 6.3 auch viele Beziehungen in

der Akteurslandschaft. Lediglich die GIZ mit nur einer und das Municipio Zamora mit drei

'eingehenden' Beziehungen weisen weniger Kontakte auf.

Aufgrund der Komplexität wird nicht auf die Intensitäten der einzelnen Beziehungen

eingegangen. Wichtig ist jedoch die Verteilerfunktion von Dachverbänden für die Arbeit des

Komitees zu nutzen. So kooperiert beispielsweise FAPECAFES mit den lokalen

Kaffeeproduktionsverbänden APECAP und PROCAFEQ. Ähnlich verhält es sich mit dem

Sekretariat des Volkes, für soziale Bewegungen und Bürgerbeteiligung (Secretaría de Pueblos), das

in enger Beziehungen zu diversen Verbänden der indigenen Gemeinschaften steht, oder das

MAGAP, welches viele Landwirtschaftsvertreter erreichen kann.

Zwei potenzielle Konfliktfelder bei den Akteursbeziehungen in der Region gehen nicht aus

der Abbildung 6.4 hervor. Zum einen der Regionalismuskonflikt zwischen der dominanten

Provinz Loja und dem agrarisch geprägten Zamora Chinchipe, der in der Vergangenheit

wiederholt zu Problemen geführt hat und zum anderen Kompetenzstreitigkeiten zwischen den

Provinzregierungen und Ministerien (Clark et al. 2009: 666). Dies ist der Fall zwischen dem

Umweltministerium und der Provinzregierung in Zamora Chinchipe (St 2:27, 13:18). So

mahnt der Vertreter der Provinzregierung Zamora Chinchipe, dass die Akteure sich mit der

ganzen Region identifizieren müssen, auch über ihre Zuständigkeitsbereiche hinaus. Das gilt

besonders bei der gemeinsamen Erstellung von Konzepten und Projekten, auch wenn die

Interessen der eigenen Region dabei im Fokus des Akteurs stehen (Ex 13:10).

6.2.3 Akteursprofile

In Tabelle 5 werden die Informationen über die Akteure in einem Profil verdichtet. Als Basis

dient die 4A-Matrix (Akteure, Agenda, Arena und Allianzen).

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80

Tabelle 5: Akteursprofile auf Basis der geführten Stakeholderinterviews

Akteure Name (Nummer des

Stakeholderinterviews) & Kernfunktion

Agenda Mandat / Mission, Strategische Ziele

Arena Wirkungsfeld, Reichweite

Allianzen Beziehungen mit anderen Akteuren

entsprechend ABCD22

MAE Loja (St 1)

Verantwortliche Behörde / Leitung des

CdG

Zuständige staatliche Institution,

Naturschutz in Schutzgebieten mit

nachhaltiger Entwicklung koppeln

Umsetzung des Acuerdo Ministerial 168

Erstellung eines Managementkomitees

und eines -plans

Zuständige Umweltschutzbehörde der

Región Sur

Viele Projekte benötigen Unterstützung

des MAE um umsetzbar zu sein

Versuch weitere Akteure mit

einzubinden

Universitäten (UTPL, UNL & ESPEA; B, C,

sporadisch)

Municipios Loja & Zamora

Provinzregierung ZCh, weniger Loja (C,

sporadisch)

NCI (B, D)

MAE Zamora Chinchipe (St 2)

Verantwortliche Behörde

Sicherung der Naturressourcen

innerhalb der Kernzonen

BR als Gesamtregion vermarkten

Zuständige Umweltschutzbehörde der

Provinz Zamora Chinchipe

RBPC in den Landkreisen vermarkten

Municipios Zamora & Nangaritza (A, B, C)

Arcoiris & NCI (B, permanent)

Provinzregierung ZCh (unterschiedliche

Ansichten, keine Zusammenarbeit)

Universidad Técnica Particular de

Loja (St 3)

Forschungspartner & technische

Unterstützung

Forschung und akademische

Qualifikation über das Thema BR

Teilnahme am und Unterstützung des

BR-Managements

Nationaler Einfluss

Forschung (Umweltmanagement,

Tourismus, Biologie, u.v.m.)

BR-Kommunikation & Umweltbildung

Provinzregierungen Loja und ZCh (C, D,

sporadisch)

Municipios (z.B. Yacuambi)

MAE (C)

Universidad Nacional de Loja (St 4)

Forschungspartner & technische

Unterstützung des RBPC-Managements

Aktuell keine Partizipation

Ausbildung von mehr Professionellen

für die Region, Forschung,

Akteursvinkulation & Synergieeffekte

nutzen

Región Sur

Forschung (Landwirtschaft, Tourismus,

Biologie, Wirtschaft, u.v.m.)

Uni Amazonica (stark)

UTPL (Konkurrenz, C)

SEMPLADES (stark, B)

MIPRO (stark)

GIZ Zamora (St 17)

Methodische Unterstützung des

Stärkung und Unterstützung der

politischen Behörden der Region beim

Schutz der natürlichen Ressourcen

Provinz Zamora

Hilfestellung bei Diskussionen, die sich

um die Konkretisierung / Entstehung

GP ZCh (Gegenpart, stark, A, B)

MAE (stark)

Universitäten (C)

22 A: Institutionell geregelte Abhängigkeit / B: Kontinuierlicher Informationsaustausch / C: Koordiniertes Handeln / D: Ko-Produktion mit gemeinsamen Ressourcen

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81

Managementprozesses Unterstützung und Stärkung des

partizipativen BR-Management

des Komitees drehen

kleine finanzielle Hilfestellung für

punktuelle Anlässe

NGOs (speziell NCI) (C)

MAGAP (Thema: 'Pro Forestal')

Municipio Yacuambi

NCI (St 18)

Gestaltung und Unterstützung des BR-

Managements

Entwicklung von Projekten

Integrität der Pflegezonen als

biologische Korridore

Flächen für nachhaltige Entwicklungen

schaffen

Hilfe bei der Gestaltung des

Managements

Erstellung von Vorschlägen und

Initiativen für die Komission

Aktuell 7 Projekte im Rahmen des BRs

u.a. Forschung und Bildung in der ECSF,

Legalisierung von Shuar Ländereien,

Umsiedelungsprojekte für Bewohner

der Kernzonen, biologische Korridore

MAE (A)

UNL & UTPL (stark)

Municipios (z.B. Loja, ZCh, Espíndola;

stark)

Gemeinschaften der Shuar (stark)

Diverse Landwirtschaftsverbände

Umwelt-NGOs (z.B. Arcoiris)

Bildungseinrichtungen

FAPECAFES (St 20)

Kaffeproduzentenvereinigungen, vertritt

etwa 800 bis 1000 Kleinbauern im BR

Erstellung einer BR-Marke

Aktuell keine Partizipation

Vertretung der Kaffeeprodukteure

Verbesserung der Produktion,

Umweltschutz um eine rein ökologische

Produktion zu ermöglichen

Provinzen Loja und Zamora Chinchipe

Entwicklung an einer RBPC-

Nachhaltigkeitsmarke

Provinzregierungen (stark, A, C, Thema:

Richtlinien umweltfreundlicher

Produktion)

UTPL, UNL (schwach)

GADs23 (schwach)

NCI

Gobierno Provincial Zamora

Chinchipe (St 13)

Umweltmanagement der

Provinzregierung Zamora Chinchipe

Förderung des BR durch Verbreitung

von Informationen, wie es funktioniert

und was die Ziele sind

Provinz Zamora Chinchipe

Projekt für 2012: "Educacion Ambiental

Provincial Reserva de Biósfera"

Erstellung eines Handbuchs über das

RBPC; Strategieausarbeitung und

Positionierung des BRPC; Erstellung

eines Marketingpakets um damit das

BR erklären zu können;

NCI (stark, C)

UTPL (stark, C)

MAE ZCh (problematisch)

Municipios der Provinz (mittel, A)

23 Gobiernos Autónomos Descentralizados (deutsch: Dezentrale autonome Regierungen, GADs)

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Durchführungshandbuch soll

Zuständigkeiten, Aufgabenverteilung

und Struktur des Komitees klären

Gobierno Provincial Loja (St 12)

Umweltmanagement der

Provinzregierung Loja

Aktuell keine Partizipation

Entwicklung der Provinz

Entwicklungsalternativen der

Bevölkerung der Provinz

geben/aufzeigen

Provinz Loja

Schutz von Wassereinzugsgebieten

durch Aufforstung in den hoch

gelegenen Regionen

In besiedelten Regionen Projekte zur

Agroforstwirtschaft

Municipios (stark A, B, C)

MAE (C)

MAGAP (mittel)

Communidades (stark, D)

Municipio de Loja (St 14)

Umweltmanagement auf

Landkreisebene

Umweltmanagement, um Ländereien

des Municipios schützen und

Wassersicherheit gewährleisten

Das Municipio selber arbeitet nicht im

produktiven Bereich und kann so nur

mit Projekten eingreifen

Cantón (Landkreis) Loja

mit Projekten (Bsp: intensive Viehzucht)

den Druck der Bevölkerung auf die

Wälder / Wassergewinnungsgebiete

verringern

Umweltbildung in der Gesellschaft

NCI (stark, C)

MAE (mittel, A)

Provinzregierung Loja (permanent, A)

UNL, UTPL (mittel, B)

SENAGUA (permanent, A, C)

ARCOIRIS (mittel)

Municipio de Zamora (St 15)

Umweltmanagement auf

Landkreisebene

Medienkommunikation zum Involvieren

der Bevölkerung (z.B. Publikationen für

direkten Kontakt mit der Wirtschaft, der

Bevölkerung usw.)

Ständige Kooperation von Mitarbeitern

aus dem Umweltmanagement des

Municipios mit dem RBPC

Information der Bevölkerung: "Somos

Parte de la RB", Erklärung von sozialen,

ökonomischen und ökologischen

Vorteilen

MAE ZCh (stark, A)

SENAGUA ZCh (stark, A)

The Nature Conservancy (stark, A)

NCI (mittel, C)

Arcoiris (schwach, C)

ARCOM Zamora Chinchipe (St 24)

Bergbauregulierungsbehörde

Aktuell keine Partizipation

Kontrolle und Sicherheit des Bergbaus

"Thema korreliert nicht mit denen des

BR-Management" (St 24:1)

Provinz Zamora Chinchipe

Umsetzung und Überprüfung auf

Einhaltung der Gesetze

Ausbildung / Fortbildung des kleine

Bergbauhandwerks

MAE (stark, A)

SENAGUA (stark, A)

Provinzregierung ZCh (stark)

diverse Ministerien und GADs (B)

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83

ARCOM Loja (St 23)

Bergbauregulierungsbehörde

ARCOM Zamora Chinchipe wichtiger

Aktuell keine Partizipation

Bergbaukontrolle und Regulierung Provinz Loja

Umsetzung und Kontrolle der

Einhaltung von nationalem Recht

MAE (stark)

SENAGUA (stark)

Patrimonio Cultural (stark)

Secretaría de Pueblos (stark)

SENAGUA Loja (St 5)

Staatliche Wasserschutzbehörde

Aktuell keine Partizipation

Management der Bewirtschaftung von

Wassereinzugsgebieten in der Región

Sur

Umweltschutz um die Qualität und

Quantität des Wassernetzes

sicherzustellen und zu schützen

Región Sur

Waldschutz sowie Aufforstung in den

hoch liegenden

Wassereinzugsgebieten

Notwendigkeit bzw. den Sinn des

Schutzes von Gebieten darstellen und

erklären

Provinzregierung Loja (C)

Einige Municipios

FORAGUA (stark)

NCI (B,C)

SENAGUA Zamora Chinchipe (St 6)

Staatliche Wasserschutzbehörde

Umsetzung und Einhaltung des

Wassergesetzes Qualität und

Quantität das Wassers werden

geschützt Probleme mit Bergbau

Provinz Zamora Chinchipe

Thematische Arbeit im BR

(Wassermanagement)

MAE (mittel, C)

Patrimonio Cultural (stark, C)

ARCOM, Subsecretaría Minería (stark, C)

Diverse GADs (C)

Ministerio de Cultura (St 7)

Verbindung von Kultur und Umwelt

Aktuell keine Partizipation

Verbreitung der Kultur durch

Auseinandersetzung und

Identifizierung Schutz der Umwelt

Provinz Loja

Diverse kulturelle Veranstaltungen

möglich

Provinzregierung & Municipio Loja (stark, B, C)

Ministerio de Turismo & de Educación (C)

MAE (schwach, anfänglich), GADs

MIPRO (St 8)

Nachhaltige Entwicklung im

Wirtschaftssektor

Aktuell keine Partizipation

Intervention per Mandat im sekundären

Wirtschaftssektor

Umsetzung der Vorgaben aus Quito,

daher spezielle BR-Projekte schwierig

Región Sur

Nachhaltige Entwicklungsprojekte

MAGAP (anfänglich, B, C)

Provinzregierungen (mittel, C)

Universitäten (anfänglich, C)

Industrie- und Handelskammern

MAGAP(St 9)

Nachhaltige Entwicklung im

Landwirtschaftssektor

Aktuell keine Partizipation

Erstellung eines Plans über die Wälder

Wiederaufforstung

Kontrollen von Abholzung (für

landwirtschaftliche Aktivitäten)

Provinz Loja

Nachhaltige Entwicklungsprojekte

(z. B. Intensivierung der

Viehhaltung)

MAE & UNL (sporadisch, mittel, C)

SENAGUA (sporadisch, A)

MIPRO (C, Thema: Kommerzialisierung)

Sec. de Pueblos (schwach, C)

Provinzregierung Loja (C)

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84

Municipio de Loja (sporadisch, C)

Aso. de Ganaderos & FAPECAFES (stark, B, C)

Ministerio de Turismo Loja (St 10)

Tourismusmarketing

Nachhaltiger / Sanfter Tourismus

Charta für nachhaltigen Tourismus an

die südamerikanische Realität anpassen

Región Sur

RBPC als Pilotprojekt für

nachhaltigen Tourismus

etablieren

MAE (mittel, A, C, D)

UTPL, UNL (stark, C)

Ministerio de la Cultura (mittel, C)

Patrimonio Cultural (stark); MIPRO (mittel)

Provinzregierung Loja (stark)

Municipio de Loja (stark)

NCI, Arcoiris und Jocotoco (mittel)

Tourismuskammern (Loja & ZCh) (stark)

Secretaría de Pueblos (St 11)

Bürgerbeteiligung

Aktuell keine Partizipation

Bürgerbeteiligung, Multikulturalität,

Sozialer Dialog Umweltschutz:

Schutz von Wassereinzugsgebieten &

Vegetation

Teilnahme von lokalen Akteuren beim

Thema Umweltschutz und Ökologie

Región Sur

Soziale Dialogsrunden zum Thema

sozioökologische Konflikte

MAE (stark, B, C, D); UTPL (schwach), UNL

(mittel); Ministerio de Educación (stark, C);

SENAGUA (stark, B, C), MAGAP (mittel, B);

Ministerio de Turismo (stark, B, C, D)

ARCOM Loja (stark, B, C); Provinzregierung

Loja (stark, B); Municipio de Loja (stark, B, C, D)

FAPECAFES (stark, B, C, D); FUPOC (stark, B, C,

D); Red Agroecologico (stark, B, C, D)

Red Agroecologia de Loja (St 21)

Ökologische Landwirschaft

Schaffung und Stärkung eines Markts für

ökologische Landwirtschaftsprodukte

politische Auswirkungen erreichen

Pflegezone des BR von Vilcabamba bis

Saraguro in der Provinz Loja

Projekte für ökologische Landwirtschaft

Municipio Loja (stark, A, C)

UNL (mittel, sporadisch, C)

UTPL (schwach, sporadisch, C)

Asociación Ganaderos de Loja (St 22)

Intensivierung der Viehzucht

Aktuell keine Partizipation

Viehzuchtverband Vernetzung der

Viehzüchter

Cantón (Landkreis) Loja Provinzregierung Loja (stark, C, B)

MAGAP, SENAGUA (stark, A)

Asociación Holstein (stark, C, B)

Quelle: Eigene Datenerhebung und Darstellung nach ZIMMERMANN & MAENNLING o.J.: 16.

Page 99: Perspektiven zur Entwicklung eines partizipativen ... · GADs Gobiernos Autónomos Descentralizados (Dezentrale autonomen Regierungen: Provinzen, ... UTPL - La Universidad Técnica

85

6.2.4 Macht und Machtressourcen

Die Machtgefüge basieren stark auf den bereits besprochenen Beziehungen und

Akteurskonstellationen. Die sogenannte Positionsmacht der einzelnen Akteure kommt durch

ihre Stellung und Funktion in der Hierarchie zum Ausdruck. Die Methode fordert eine

Selbsteinstufung der Akteure in sieben Kompetenzen, die in Tabelle 6 wiedergegeben ist.

Daher ist ein Vergleich der erhobenen Daten nur mit Vorbehalt möglich. Es lässt sich jedoch

eine grobe Tendenz erkennen, dass die Umweltministerien Loja und Zamora Chinchipe weit

oben in der Hierarchie stehen, wie auch die in der Region mächtigen Provinzregierungen. Die

Municipios stehen weiter unten. Auch die Positionsmacht der Universitäten und der NCI ist

eher mittel und gering. Die Ministerien und nationalen Sekretariate weisen unterschiedliche

Ergebnisse auf, jedoch liegen sie tendenziell eher in der oberen Hälfte. Sicher ist, dass sie auf

ihren Themengebieten jeweils eine sehr hohe Machtposition innehaben. Das Red

Agroecologica de Loja, ein regionaler Verband für ökologische Landwirtschaft, ist mit seiner

Gesamtpunktzahl unverhältnismäßig hoch eingestuft, doch wird damit die thematische

Wichtigkeit des Akteurs hervorgehoben.

Tabelle 6: Positionsmacht der Akteure, absteigend sortiert nach der Gesamtsumme ('Total') Die Bewertung 3 entspricht einer starken, die Bewertung 2 einer mittleren und die 1 einer schwachen Ausprägung der Kompetenz. Kompetenzen ZQ SM RV BE KI BS KO Total

MAE ZCh 3 2 3 3 3 2 3 19

Red Agroecologia de Loja 3 3 3 3 3 2 2 19

SENAGUA Loja 3 2 2 3 3 2 3 18

SENAGUA ZCh 2 3 2 2 3 3 3 18

Secretaría de Pueblos 3 1 3 3 3 2 2 17

Provinzregierung Loja 2 2 3 3 2 2 3 17

MAE Loja 2 2 2 2 3 3 3 17

ARCOM Loja 3 3 2 3 2 2 2 17

FORAGUA 3 2 2 2 2 3 2 16

Provinzregierung ZCh 3 1 3 3 1 3 2 16

MAGAP 3 - 3 3 2 2 3 16

NCI ZCh 2 3 2 3 3 1 2 16

NCI 2 2 3 2 3 1 2 15

Ministerio de Turismo 2 1 2 2 3 2 3 15

UNL 2 2 3 3 3 1 1 15

ARCOM ZCh 2 2 2 2 3 2 2 15

Municipio de Loja 2 1 2 1 3 2 2 13

Ministerio de la Cultura 1 1 1 2 3 2 3 13

Municipio de Zamora 2 1 2 2 2 1 2 12

MIPRO 2 1 2 2 1 1 2 11

Asociación Ganaderos Loja 1 1 2 2 1 2 1 10

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86

UTPL 2 1 1 2 2 1 1 10

FAPECAFES 2 1 2 1 1 1 2 10  

ZQ  ‐  Festlegen  von  Zielvorgaben, Normen und Qualitätskontrolle;  SM  ‐  Zuweisen oder Verweigern  von Ressourcen; RV  ‐ Festlegen von Rollen, Aufgaben und Verantwortung; BE  ‐ Strukturieren von Beteiligung an  Entscheidungsfindungsprozessen;  KI  ‐  Kontrolle  über  den  Zugang  zu  Information  und Wissen;  BS  ‐ Zuweisen von Belohnungen, Anerkennung und Sanktionen; KD ‐ Kanalisierung der Darstellung nach oben und außen 

Quelle: Eigene Datenerhebung und Darstellung nach ZIMMERMANN & MAENNLING o.J.: 23.

Im Folgenden wurde untersucht, auf welche Machtressourcen die Akteure zurückgreifen

können. Auch diese Daten beruhen auf der Selbsteinstufung der Akteure, was in diesem Fall

zu einem nicht mehr analysierbaren Ergebnis führt. So sind als Beispiel in Abbildung 6.5 die

Machtressourcenprofile des Umweltministerium Loja und dem lokalen Verband für

Viehzucht im Landkreis Loja aufgeführt.

Abbildung 6.5: Machtressourcenprofile im Vergleich Die Bewertung 3 entspricht einer starken, die Bewertung 2 einer mittleren und die 1 einer schwachen Ausprägung der Kompetenz. IN – Information KV – Kommunikations- und Verhandlungsmacht EW – Fach- und Expertenwissen PB – Praxisbezug KR – Kreativität SB – Soziale Beziehungen Quelle: Eigene Datenerhebung und Darstellung nach ZIMMERMANN & MAENNLING o.J.: 24.

Während der Viehzuchtverband einen starken thematischen Fokus bei den Antworten hat,

nimmt das MAE Loja Bezug auf das generelle RBPC-Management. Die Rohdaten sind auf

der Daten-CD der vorliegenden Arbeit zu finden, werden aber aus oben genannten Gründen

nicht weiter analysiert.

0

1

2

3IN

KV

EW

PB

KR

SB

Asociacion de Ganaderos de Loja MAE Loja

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87

6.2.5 Einfluss und Partizipation

Das Akteursfeld des RBPC-Managements ist so breit, dass aus praktischen Gründen nicht alle

Akteure in gleicher Intensität beteiligt werden können. In diesem Baustein erfolgt eine

Analyse von Partizipationsstrategien anhand der Einstellung der Akteure gegenüber dem

geplanten Managementkomitee, sowie des Einflusses der Akteure auf die Erreichung des

Managementkomitees. Dafür wurden alle befragten Stakeholder anhand einer festgelegten

Skala in Bezug auf die Leitfragen zu den Indikatoren beurteilt:

1. Zustimmung/Ablehnung: Wie stellt sich der Akteur zu den Plänen des RBPC-

Managements?

2. Einfluss: Wie viel Einfluss hat der Akteur auf die Erreichung des geplanten

Managementkomitees?

Die in der Tabelle 7 aufgelisteten Einschätzungen haben ihre Basis in den gewonnenen

Informationen aus den Stakeholder- und Experteninterviews (ZIMMERMANN & MAENNLING

o.J.: 28f).

Tabelle 7: Einschätzungen der Zustimmung bzw. Ablehnung und des Einflusses der Stakeholder mit Bezug auf das RBPC-Management Akteure Zustimmung /

Ablehnung*

Einfluss

(wenig / viel)**

MAE Loja 2 2 MAE Zamora Chinchipe 1 1 Universidad Técnica Particular de Loja 2 2 Universidad Nacional de Loja 0 0 GIZ Zamora 2 0 NCI 2 2 FAPECAFES 1 0 Gobierno Provincial Zamora Chinchipe 2 1 Gobierno Provincial Loja 0 1 Municipio de Loja 1 0 Municipio de Zamora 1 0 ARCOM Zamora Chinchipe -1 -1 ARCOM Loja -1 -1 SENAGUA Loja 0 0 SENAGUA Zamora Chinchipe 0 0 Ministerio de Cultura 0 -2 MIPRO 0 0 MAGAP 0 0 Ministerio de Turismo Loja 1 0 Secretaría de Pueblos 0 0 Red Agroecologia de Loja 1 0

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88

Asociación Ganaderos de Loja -1 -2

* +2 starke Zustimmung, die auch gegenüber anderen Akteuren und öffentlich vertreten wird, aktive Beteiligung; +1 moderate Zustimmung mit zum Teil konstruktiven Vorschlägen zur Verbesserung, Beteiligung wechselhaft; 0 indifferent, abwartend und die weitere Entwicklung beobachtend; -1 moderate Ablehnung, zurückhaltend mit Vorschlägen, passive Beteiligung; -2 starke Ablehnung, die auch gegenüber anderen Akteuren vertreten wird, Verweigerung der Beteiligung ** +2 sehr einflussreich: Schlüsselakteur mit Veto-Macht, ohne das explizite Einverständnis des Akteurs kann das Veränderungsziel nicht erreicht werden; +1 einflussreich: Der Akteur kann den Prozess an mehreren Stellen unterstützen, beschleunigen oder behindern, blockieren; 0 partiell einflussreich: Der Akteur übt auf einzelne Themen einen Einfluss aus; das Veränderungsziel könnte aber auch gegen seinen Willen durchgeführt werden; -1 wenig einflussreich: Der Akteur hat einzelne beschränkte Einflussmöglichkeiten auf die Erreichung des Veränderungsziels; -2 kein oder minimaler Einfluss auf die Erreichung des geplanten Veränderungsziels

Die Einschätzungen werden in Abbildung 6.6 in ein Koordinatensystem übertragen. Hier

werden vier Quadranten (A-B-C-D) sichtbar, denen nach ZIMMERMANN und MAENNLING

(O.J.) jeweils eine optimale Partizipationsstrategie zugeteilt werden kann. Da viele der Akteure

auf der Grenze zweier Quadranten liegen, wurden diese der am ehesten entsprechenden

Akteursgruppe zugeordnet. Dies wird in der Abbildung mit grauen Ellipsen dargestellt.

Die Akteursgruppe des Quadranten A, der nur die Provinzregierung von Loja zugeordnet

wird, muss direkt angesprochen werden, um sie in das Managementkomitee einzubinden. Es

müssen die Gründe und Argumente für die skeptische Haltung gegenüber dem BR-

Managementvorhaben besprochen werden. Zudem ist die "aktive Beteiligung an der

Erfahrungsauswertung bei dieser Akteursgruppe zentral" (ZIMMERMANN & MAENNLING

O.J.: 29).

Die Akteursgruppe B umfasst sechs Stakeholder, die alle auch als Schlüsselakteure identifiziert

sind. Diese sind "an allen Informations- und Entscheidungsprozessen sowie an der

Erfahrungsauswertung zu beteiligen" (ZIMMERMANN & MAENNLING O.J.: 29).

Page 103: Perspektiven zur Entwicklung eines partizipativen ... · GADs Gobiernos Autónomos Descentralizados (Dezentrale autonomen Regierungen: Provinzen, ... UTPL - La Universidad Técnica

89

Abbildung 6.6: Visualisierung der Einschätzungen im Koordinatensystem Quelle: Eigene Darstellung nach ZIMMERMANN & MAENNLING o.J.: 29.

Der Akteursgruppe C sind die meisten Stakeholder zugeordnet. Sie umfasst die Municipios,

die Landwirtschaftsverbände FAPECAFES und das Red Agroecologia de Loja, die Ministerien

beziehungsweise die nationalen Sekretariate sowie die UNL. Sie müssen über den Fortschritt

im BR-Management regelmäßig informiert werden. Die Akteure können in Bündnissen mit

anderen Akteuren eine wichtige Rolle spielen. Ein Beispiel wären hier die landwirtschaftlichen

Verbände, die sich für eine Zertifizierung für ökologisch angebaute Produkte im RBPC

einsetzen.

Die Akteursgruppe D ist mit den Bergbauregulierungsbehörden und dem Verband der

Viehzüchter nur schwach vertreten. Sie werden "über den Fortschritt und die Ergebnisse des

Reformvorhabens regelmäßig informiert und an Entscheidungsprozessen über Sachfragen

konsultiert und beteiligt, um sicherzustellen, dass ihre Erfahrungen und die Argumente für

ihre kritische [Meinung] in den Prozess einfließen" (ZIMMERMANN & MAENNLING O.J.: 29).

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90

7 DISKUSSION DER ERGEBNISSE

In diesem Kapitel erfolgt die Diskussion zu den Ergebnissen der Experten- und

Stakeholderinterviews zum Management des RBPC unter der Berücksichtigung der

theoretischen Ausführungen. Diesbezüglich wird eine Auswahl an Ergebnissen näher

beleuchtet und diskutiert. Das betrifft vor allem die Zusammensetzung des geplanten

Managementkomitees, die Akteursbeteiligung an den Aktivitäten des BR-Managements sowie

die Voraussetzungen, Chancen und möglichen Hindernisse für die Arbeit im

Managementkomitee. Abschließend wird genauer auf die Frage eingegangen, ob und in

welcher Form das Managementkomitee als partizipativer Mechanismus zur Erstellung des

Managementplans dienen kann.

7.1 Einordnung der Ergebnisse in den Rahmenkontext und die

aktuelle Situation des RBPC-Managements

Es finden derzeit in regelmäßigen Abständen BR-Treffen im Rahmen der informellen

Kommission statt. Dort werden Informationen ausgetauscht, Themen generiert und

diskutiert (St 17:3). Das Comité wird freiwillig vom personell unterbesetzten

Umweltministerium Loja organisiert sowie geleitet und hätte sonst wohl auch keine

Grundlage (St 2:26). Zuständig für das BR und andere Schutzgebiete in der Región Sur ist

der sogenannte 'Koordinator des Naturerbe' (Coordinador de Patrimonio Natural)24 des MAE,

dem seit Beginn 2012 lediglich ein technischer Mitarbeiter zur Verfügung steht, während es

2011 noch zwei sowie eine Sekretärin waren (SERRANO & LOPEZ 2012: Persönliche

Gespräche). Diese Entwicklung kann die Führungsstärke des MAE schwächen, geht aber

noch nicht in die Ergebnisse dieser Arbeit mit ein. Die Themenwahl, der Tagesablauf sowie

die formalen Vor- und Nachbereitungen der Treffen werden zum großen Teil vom MAE, in

Absprache mit den Vertretern der beiden Schlüsselakteure NCI und UTPL, bestimmt. Einen

großen Einfluss innerhalb der Kommission haben die Schlüsselakteure, da sie die

Diskussionen bestimmen (St 3:3). Weitere Teilnehmer der Treffen werden per Vorträge des

MAE über den Stand der Lage informiert. Sie helfen durch ihre Mitarbeit in Form von

Gruppenarbeiten zu speziellen Themen oder allgemeinen Planungen neue Impulse und Ideen

zu geben.

24 Zum Zeitpunkt der Datenaufnahme ist der Posten von Santos Calderón besetzt.

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91

Der aktuelle Managementprozess ist differenziert zu betrachten. Die bisherige Arbeit der

Kommission wird oft kritisiert. Hauptpunkte sind die ineffektive Arbeit der bisherigen

Kommissionstreffen und die geringen Resultate und Ergebnisse, die daraus hervorgegangen

sind (St 1:7, 1:43, 2:26, 3:3, 4:2, 14:3, 14:4). Das schlägt sich auch in einer Demotivation

einiger Akteure nieder, die sich daraufhin nach zunächst aktiver Teilnahme aus dem Prozess

zurückgezogen haben, so unter anderem die Provinzregierung von Loja (St 14:4).

Trotzdem wird die Arbeitsatmosphäre innerhalb der Treffen von den teilnehmenden

Akteuren als durchaus positiv bewertet, insbesondere was den Informationsaustausch

zwischen den Akteuren angeht, es fehle jedoch an der Artikulation der Interessen des RBPC

(St 3:7, 15:1, 18:12). Daher wird von den Akteuren vor allem ein einheitlicher Plan

beziehungsweise ein systematisiertes Programm vermisst. Dieses soll Ziele und Aufgaben des

RBPCs festhalten sowie eine Agenda enthalten (St 2:14, 2:26,14:3, 15:1, 17:3, 18:12, 24:3).

Das ist auch das primäre Ziel des BR-Managements in den Jahren 2011 und 2012. So geht es

darum die Entstehung eines Managementplans vorzubereiten (St 1:14, 17:3). Bisher jedoch

verteilt beziehungsweise koordiniert die Kommission lediglich Einzelprojekte, die häufig

isoliert dastehen (St 13:1; 17:23).

Diese beiden Punkte versucht nun die Provinzregierung Zamora Chinchipe mit ihrem Projekt

für das Jahr 2012 namens 'Educación Ambiental Provincial Reserva Biosfera' anzugehen.

Darin geht es um die Verbreitung von Informationen, die Funktionen und Ziele des BR

verdeutlichen soll sowie um die Erstellung eines Dokuments, das Zuständigkeiten,

Aufgabenverteilung und die Struktur des Managementkomitees klären soll (St 13:9). Damit

ist das Projekt im Sinne des RBPC und seines aktuellen Managementvorhabens konstituiert.

Jedoch wird es von Seiten der Provinzregierung aufgestellt und durchgeführt. Die

Kooperation mit der Kommission geht über die Form der Kommunikation nicht hinaus.

So kann generell geschlussfolgert werden, dass die Kommission zum Zeitpunkt der

Datenaufnahme das Problem hat, nicht über die thematische Diskussion und Workshops

hinauszukommen und beispielsweise es bisher noch nicht möglich war kooperative Projekte

zu initiieren, die anschließend kooperativ von Stakeholdern bearbeitet werden (St 13:12). Ein

weiteres Beispiel für diese Situation ist die bereits durchgeführte Ausarbeitung eines

Programms für die Öffentlichkeitsarbeit des RBPC durch die UTPL und der NCI. Dies

findet keine Anwendung, da für die Umsetzung eine gemeinsame Anstrengung der

Schlüsselakteure nötig wäre (Ex 1:20). Im Experteninterview wird dieses Problem vom

Vertreter des MAE auf den Punkt gebracht, es werde nicht Hand in Hand gearbeitet. Die

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92

Akteure nehmen zwar an den Treffen und Workshops teil, arbeiten im Anschluss aber wieder

unabhängig von einander (Ex 1:35).

Ein weiteres Problem des Managementkomitees sind wechselnde Vertreter der teilnehmenden

Akteure. Diese stecken nicht in der Materie und so beginnen viele Sitzungen mit einer

generellen Einleitung über das RBPC. Dies nimmt sehr viel Zeit in Anspruch und kann daher

ineffektiv sein. Auch Diskussionen und Absprachen müssen eventuell neu geführt werden (St

10:4).

Als Hürden für effektives Arbeiten in der Kommission stellten sich auch Probleme bei der

Entscheidungsfindung und die Konsensunfähigkeit dar. Hier müssen Vorgehensweisen

festgelegt werden um Ergebnisse erzielen zu können. Größtes Problem dabei ist die

unregelmäßige Teilnahme der Akteure, was die Entscheidungsfällungen erschwert (St 13:12).

Als letztes Hindernis soll die fehlende Anerkennung von einigen Akteuren dem BR-

Management gegenüber genannt werden. Der Vertreter der UTPL sieht als Hauptgrund

dafür die fehlende Legitimität der Kommission (St 3:12). Ein weiterer Grund ist zudem die

Neuartigkeit des Themas der BR im Süden Ecuadors. Anfang des 21. Jahrhunderts war das

Konzept vor Ort kaum bekannt. Es wurde nur über das Management von Schutzkernzonen

gesprochen und es gab kein Management der umliegenden Puffer- beziehungsweise

Entwicklungszonen. So geht der Vertreter des MAE davon aus, dass es Zeit braucht bis

sowohl die Gesellschaft als auch die Verantwortlichen das Management der äußeren Zonen

als vorteilhaft und effektiv ansehen. Doch das Thema der BR entwickelt sich in Südecuador

aktuell schnell (Ex 1:26).

Aus den hier zusammengetragenen Erfahrungen mit der informellen

Managementkommission des RBPC können viele Schlussfolgerungen für das geplante

Komitee gezogen werden, die in den nächsten Kapiteln genauer aufgeschlüsselt und diskutiert

werden.

7.2 Struktur des interinstitutionellen Managementmechanismus

Die Erstellung eines Managementkomitees wird von allen befragten Stakeholdern

befürwortet. Wichtigster Punkt für die Befragten ist dabei die Institutionalisierung des BR-

Managements, die von vielen als wesentlicher Schritt hin zu einem effektiveren und

verbindlicheren Management angesehen wird (St 6:2, 13:2, 17:17, 23:2). Als solide Basis

dafür soll eine festzulegende formelle Struktur dienen (St 13:2, 17:17).

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93

In diesem Kapitel wird ein Modell der Struktur (siehe Abbildung 7.1) vorgestellt und

diskutiert, das auf den Vorstellungen der Experten- und Stakeholderinterviews sowie auf den

grundlegenden Gesetzen zur Struktur von Managementkomitees der Biosphärenreservate in

Ecuador basiert. Es stellt somit eine visuelle Zusammenfassung der Erwartungen an die

Struktur des partizipativen Managementmechanismus dar.

Abbildung 7.1: Modellvorschlag für die Struktur des Managementkomitees Quelle: Eigene Darstellung auf Basis der juristischen Grundlagen und Vorstellungen der Experten sowie Stakeholder.

Das Modell des Managementkomitees wurde aus einer Vielzahl von Informationen diverser

Quellen erstellt. Die Vorstellungen, wie ein solches Komitee auszusehen hat, wurde bei fast

allen Akteuren klar von vorherigen Komitees in der Region abgeleitet. Diese bestanden

grundsätzlich aus einer sich regelmäßig treffenden Hauptversammlung, einem Vorsitz und

einem exekutiven technischen Sekretariat, wie es auch vom Gesetz her für die

Biosphärenreservate in Ecuador gefordert wird (Ex 1:60; MAE 2008: Artikel 4, 5, 6). Eine

solche Struktur hat den Vorteil, bereits bekannt und auch erprobt zu sein. Trotzdem wurde

die Struktur von bestimmten Akteuren kritisiert. So fordert der Vertreter von FAPECAFES,

dass die Arbeitsweise demokratischer gestaltet werden muss als in ehemaligen partizipativen

Prozessen (St 20:17). Zudem gibt es die Diskrepanz zwischen den Forderungen von

Stakeholdern, die ein breit gefächertes Teilnehmerspektrum fordern, das keine Akteure

ausgrenzt und denen, die als Kerngruppe ein Plenum mit wenigen, aber sehr aktiven Akteuren

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94

bevorzugen, da dies die Arbeit effektiver gestalten würde (Ex 1:53, St 3:4). Dieser

Problematik nimmt sich das Modell an, indem es der Struktur eine generelle

Interessentengruppe hinzufügt, in der diverse Stakeholder vertreten sind, die nicht Mitglied

der Hauptversammlung sind.

Das Kernstück des Managementkomitees ist im Modell die Hauptversammlung, der etwa 10

bis 15 Schlüsselakteure angehören. Dies sind hauptsächlich Vertreter von Provinzregierungen,

Landkreisverwaltungen, Ministerien und nationale Sekretariate (in der Abbildung

Regierungssekretariate genannt) sowie Universitäten und NGOs. Sie diskutieren im

gemeinsamen Plenum und entscheiden per Konsens über die Ergebnisse und Resultate des

Managementkomitees. Die Beteiligung der vielen staatlichen Akteure gibt dem Komitee den

erforderlichen politischen Rückhalt, um genügend Durchsetzungsvermögen und Akzeptanz

zu bekommen. Die Ministerien nehmen stellvertretend für die von ihnen repräsentierten

Sektoren teil, während die NGOs und Universitäten über entscheidendes Fachwissen und

relevante Fachkompetenzen verfügen, die das Management benötigt. Entscheidend für den

Erfolg sind hier jedoch vor allem Mitglieder, die den Fortschritt des Managementprozesses

aktiv fördern (Ex 1:49).

Der Turnus für die Treffen der Hauptversammlungen sollte zwischen eineinhalb und zwei

Monaten liegen. Am Anfang des Prozesses sind häufigere Treffen nötig, die sich vor allem mit

generellen Fragen beschäftigen, die eine Übersicht über die zu behandelnden Aspekte schafft.

Anschließend sollten sich die Treffen der Hauptversammlung auch auf vorher abgesprochene

und vorbereitete Themen fokussieren, damit die Interessen der Mitglieder angesprochen

werden (St 3:17, 8:14, 6:8, 6:10, 7:8, 10:21, 17:32).

Den Vorstand des Komitees hat laut Gesetz das Umweltministerium inne. Dieses ist für die

Leitung und Organisation der Hauptversammlung zuständig und nimmt zugleich daran als

Mitglied teil. Dass der Vorsitz nicht gewählt wird und von Anfang an mit der für das BR

verantwortlichen politischen Behörde fest besetzt ist unterstützen die Stakeholder. Einige

Akteure empfinden es sogar als explizit notwendig, da nur so die Grundlage für die politische

Durchsetzungsfähigkeit des Komitees gegeben wäre (St 8:4, 9:6, 14:14, 16:3).

Die Notwendigkeit eines technischen Sekretariats als ausführendes Organ wird von den

Verantwortlichen sowie von den Stakeholdern gesehen. Es ist vor allem für die Umsetzung

von Aktionen im Namen des Managementkomitees verantwortlich. Dazu gehören

beispielsweise die technische Vorbereitung von Ergebnissen, die Aufbereitung und

Verbreitung von Informationen an interessierte Akteure, sowie die Vorbereitung von

Besprechungen der Hauptversammlung in Form von informativen Inputs (St 13:2). Das

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technische Sekretariat arbeitet dazu eng mit dem Vorsitz zusammen. Die Zusammensetzung

seiner Mitglieder bleibt zu diskutieren. Im Sinne des partizipativen Prozesses wäre eine

Möglichkeit, sie durch die Mitglieder der Hauptversammlung per Konsens ernennen zu

lassen, wie es der Fall im Komitee des Nationalparks Podocarpus ist. In diesem Fall konnten

bereits gute Erfahrungen mit dieser Methode gesammelt werden, da das technische Sekretariat

hier aus Vertretern der drei wichtigsten und aktivsten Unterstützerorganisationen des

Nationalparks bestand (Ex 1:60).

Hinzu kommen die thematischen Arbeitsgruppen, in denen Stakeholder aus der generellen

Interessengruppe mit in den thematischen Prozess eingebunden werden sollen. Die

Arbeitsgruppen werden von der Hauptversammlung initiiert und beauftragt, zu einer

speziellen Fragestellung oder einem bestimmten Thema zu arbeiten. Anschließend sollten der

Hauptversammlung die Ergebnisse präsentiert werden, welche dann konkret daraus

hervorgehende Resultate diskutiert. Die Akteure werden in den Arbeitsgruppen entsprechend

ihrer thematischen Qualifikationen angefragt und so in den Prozess des Managementkomitees

mit eingebunden, was eine Lösung für die bereits angesprochene Problematik der zahlreichen

in den Prozess einzubindenden Akteure darstellen kann. Dazu muss jedoch regelmäßig

evaluiert werden, ob alle Akteure mit entsprechendem thematischen Bezug die Möglichkeit

haben teilzunehmen. Dazu gehören auch Akteure, die eine kritische beziehungsweise konträre

Meinung vertreten, um das gesamte Interessenspektrum zu repräsentieren und diskutieren zu

können.

Um die Struktur in solch einer Form umzusetzen benötigt das RBPC einen entsprechend

starken Rückhalt politisch relevanter Mitglieder. Doch aktuell ist in der Kommission kein

Ministerium oder Regierungssekretariat regelmäßig aktiv. Zudem ist mit Zamora Chinchipe

nur eine der beiden Provinzregierungen der Region beteiligt und lediglich drei der insgesamt

zehn Landkreisverwaltungen, in dessen politischen Einflussbereich das BR liegt. Hier bedarf

es noch Arbeit, so müssen Autoritätspersonen angesprochen und vom Projekt überzeugt

werden (St 14:14, 16:3). Solange dies nicht gelingt, wäre das MAE mit nur wenigen politisch

mächtigen Partnern an seiner Seite in der Hauptversammlung nicht dazu in der Lage

regionenübergreifende Zusammenarbeit bei Projekten zu initiieren, da die beteiligten Akteure

nicht flächendeckend zuständig sind.

Diese Struktur ist zudem eine klare Positionierung für eine geringe Mitgliederanzahl der

Hauptversammlung. Eine andere Möglichkeit zeigt die Struktur des Managementkomitees

des BR Yasuní, welches im Nordosten Ecuadors liegt. Die Hauptversammlung des Komitees

wird hier aus rund hundert Akteuren gebildet, die sich auf einem jährlich stattfindenden

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Treffen versammeln. Entscheidungen werden hier - anders als im RBPC geplant - per

Abstimmung getroffen. Akteure, die mitbestimmen wollen, müssen sich dazu zunächst als

Mitglieder der Hauptversammlung registrieren. Als Vorstand der Versammlung wird alle zwei

Jahre eine Gruppe aus sieben Mitgliedern der Hauptversammlung gewählt, die jeweils einen

festgelegten Sektor vertreten. Hinzu kommt der Präsident, der immer vom zuständigen

Umweltministerium gestellt wird. Zudem gibt es im BR Yasuní eine technische

Beratungsgruppe, die aus Vertretern von Universitäten, Wissenschaftlern, Organisationen der

internationalen Zusammenarbeit und NGOs zusammensetzt ist sowie 'spezielle

Kommissionen', die mit den thematischen Arbeitsgruppen des Modells verglichen werden

können (CALDERÓN 2011: Persönliches Gespräch; Ex 1:50; MAE 2011: Artikel 7-26).

Eine solche Struktur hat den Vorteil, sehr vielen Akteuren die Teilnahme am

Managementprozess zu ermöglichen, so dass ein Ausschluss von Akteuren quasi nicht

stattfindet. Demgegenüber steht die Problematik der Effektivität, die im Beispiel des

Managementkomitees des BR Yasuní stark unter den vielen Mitgliedern leidet (CALDERÓN

2011: Persönliches Gespräch, St 18:31). Um das Ziel der Erstellung eines effektiv

funktionierenden Komitees zu erreichen, soll daher der Umfang der RBPC-

Hauptversammlung auf einige wenige aktive Experten begrenzt bleiben. Ein anderer Aspekt,

der gegen eine große Hauptversammlung spricht, sind die Aussagen der Stakeholder in den

Interviews, die hauptsächlich für eine Mitarbeit in thematischen Arbeitsgruppen plädieren

und das generelle Management eher in der Hand des MAE und weiteren poltischen Akteuren

sehen (St 4:11, 7:8, 8:4, 20:21, 22:9). Als Hauptgründe wird dafür neben Zeitkonflikten und

Personalmangel auch angegeben, dass eine explizite Unterstützung des RBPC-Management,

die über die thematische Arbeit hinaus geht, nicht in den Arbeitsagenden der Stakeholder

vorgesehen ist (St 4:4, 7:9, 21:26, 24:12). Dies in Kombination mit den bisherigen

Erfahrungen aus der RBPC-Kommission lässt eine Hauptversammlung mit deutlich mehr

Mitgliedern als geplant, nicht realistisch erscheinen.

Die besprochene Struktur kann eine Basis für das Managementkomitee des RBPC bilden. Sie

lässt zum einen eine Teilnahme von Akteuren im Rahmen der thematischen Arbeitsgruppen

zu, zum anderen ist sie auf einen möglichst effektiven Prozess ausgerichtet, der einen starken

politischen Rückhalt bekommt. Welche Akteure genau mit eingebunden werden sollten und

wie die Teilnahme der Akteure auf den verschiedenen Ebenen des Managementkomitees

eingeordnet werden kann, wird in den folgenden Kapiteln beschrieben.

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97

7.3 Partizipation im Managementmechanismus

Nach STOLL-KLEEMANN et al. (2010) wird in Lateinamerika im Vergleich aller Kontinente

die Beteiligung der Gesellschaft am Management von Biosphärenreservaten am wichtigsten

angesehen. In Ecuador wird die Teilnahme der Gesellschaft am Management der BR zudem

im Artikel 4 des Acuerdo Ministerial 168 gefordert. Dieses Kapitel diskutiert basierend auf

dem Strukturmodell, in welchem Grad welche Akteursgruppen (siehe Kapitel 6.2.5) am

Managementkomitee partizipieren.

In dem Strukturmodell kommen vier Elemente vor, die grundlegend definieren, wie die darin

vertretenen Akteure am Managementprozess des RBPC partizipieren. Als Mitglied der

Hauptversammlung hat ein Akteur die Möglichkeit, direkt am gesamten

Entscheidungsprozess teilzunehmen, da er sowohl an der Themengenerierung, der Diskussion

als auch an den Entscheidungen mitwirkt. Nach den sieben Stufen von Partizipation nach

PIMBERT und PRETTY (1997) kann dies dem sechsten Grad von Partizipation, der

sogenannten interaktiven Partizipation, zugeornet werden. Dieser hohe Grad an Partizipation

zeigt die wesentliche Bedeutung der Mitglieder der Hauptversammlung, um eine nachhaltige

Entwicklung im Rahmen des Managementkomitees zu erreichen (PIMBERT & PRETTY 1997:

30 f). Der Informationsfluss kann hier als Dialog beziehungsweise Verhandlung nach REED

(2008) typisiert werden.

Der Hauptversammlung werden größenteils Stakeholder aus der Akteursgruppe B angehören.

Neben ihrer Kategorisierung als Schlüsselakteure mit einem hohen Einfluss auf das RBPC-

Management sowie einer hohen Zustimmung zu den Zielen des RBPC, zeichnet sich die

Partizipationsstrategie für diese Gruppe dadurch aus, dass man sie an allen Informations- und

Entscheidungsprozessen beteiligen sollte (ZIMMERMANN & MAENNLING o.J.: 29).

Eine weitere Akteursgruppe, aus der möglicherweise Mitglieder der Hauptversammlung

stammen, sind diejenigen Stakeholder, die sich durch eine hohe Zustimmung der Ziele des

RBPC auszeichnen, jedoch nur einen geringen bis mittleren Einfluss auf das Management

haben. So können diese in Bündnissen eine wichtige Rolle spielen. Dies gilt zum Besipiel für

die Municipios, die gemeinsam flächendeckende poltische Stärke haben, mit der sie die lokale

Bevölkerung sowie örtliche Akteure erreichen können.

Das Umweltministerium hat eine Sonderstellung als Veto-Macht im RBPC. Andere Akteure

können den Prozess zwar verlangsamen, aber nicht komplett blockieren. Durch die doppelte

Rolle als Vorstand und Mitglied der Hauptversammlung kann der Grad der Beteiligung als

maximal gesehen werden. Dabei ist zu beachten, dass dieser Grad von Partizipation am

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98

Managementkomitee gesetzlich vorgeschrieben ist. Diese Aspekte erklären auch die

Einordnung in die Akteursgurppe B mit maximaler Zustimmung und maximalem Einfluss.

Die Akteure des technischen Sekretariats haben nach dem Vorsitz den höchsten

Partizipationsgrad. So können sie nach PIMBERT und PRETTY (1997) unter der sogenannten

Selbstmobilisierung eingeordnet werden, weil sie über ihre Funktionen in der

Hauptversammlung hinaus selbstständig Initiative übernehmen, um neuen Input für die

Arbeit des Komitees zu generieren. Die Akteure, die für diese Position in Frage kommen, sind

der Akteursgruppe B zuzuordnen, da sie durch ihre intensive Arbeit viel Einfluss auf das

RBPC haben.

In der generellen Interessengruppe sind vor allem Akteure aus der Akteursgruppe D sowie ein

großer Teil aus der Akteursgruppe C vertreten. Die Akteure werden hauptsächlich in den

thematischen Arbeitsgruppen mitarbeiten, was mit dem fünften Grad von Partizipation nach

PIMBERT und PRETTY (1997) typisiert werden kann. Die sogenannte funktionale

Partizipation umfasst Betroffene, die Gruppen bilden, um über bereits von der

Hauptversammlung vorbestimmte Themen zu diskutieren und Wege zu erarbeiten um

vordefinierte Ziele zu erreichen. Nichtsdestotrotz nehmen die Akteure so an den

Enscheidungsprozessen des RBPC-Mangements teil, so dass auch hier Partizipation nach

NEWIG (2011) vorliegt.

Die Akteursgruppe A, der lediglich die Provinzregierung Loja angehört, kann keiner der

Elemente der Struktur zugeordnet werden. Hier ist entscheidend, inwiefern die

Verantwortlichen die Provinzregierung direkt ansprechen. Es müssen die Hintergründe

besprochen werden, warum die Haltung des Akteurs gegenüber dem RBPC indifferent ist.

Wenn die Provinregierung von dem Projekt überzeugt werden kann am Prozess zu

partizipieren, kann dieser einflussreiche Stakeholder ein wertvoller Teilnehmer in

thematischen Arbeitsgruppen werden oder Mitglied der Hauptversammlung.

Bei diesen Annahmen ist es jeweils wichtig zu sehen, dass sich die Akteursgruppen in ihren

Zusammensetzungen mit der Zeit ändern. Dies kann seine Ursachen beipielsweise in einem

politischen Kurswechsel haben oder in einer geänderten Interessenkonstellation durch den

fortschreitenden Managementprozess. Es ist also entscheidend, die vorherschenden

Konstellationen regelmäßig zu evaluieren und eventuell zu korrigieren.

Durch die Aufteilung in Akteursgruppen mit unterschiedlichen Graden von Partizipation

wird der Versuch unternommen, den Managementprozess, unter der Berücksichtigung des

benötigten Rückhalts aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, so effektiv wie möglich zu

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99

gestalten. Denn die Schaffung eines möglichst effektiv arbeitenden Managements ist ein von

allen Stakeholdern gefordertes Ziel (St 4:11).

7.4 Partizipation von Akteuren im Managementkomitee –

Voraussetzungen, Chancen und mögliche Hindernisse

Die gewonnenen Ergebnisse der Stakeholder- und Experteninterviews sind in der Hinsicht

überraschend, dass es ein großes Interesse von sowohl staatlichen als auch nichtstaatlichen

Akteuren an der Mitarbeit in einem Managementkomitee gibt, während an den Treffen der

Managementkommission lediglich etwa zehn Akteure regelmäßig teilnehmen (St 1:43, 15:1).

Es muss daher geprüft werden, wie neue und alte Mitglieder langfristig an den

Managementprozess gebunden werden können. Einen möglichen Ansatz sehen die Experten

darin, dass bei der Organisation explizit auf die Interessen der einzelnen Akteure eingegangen

werden muss (Ex 1:80). Dies wird auch von ZIMMERMANN & MAENNLING (o.J) empfohlen.

Demnach ist es notwendig, sich die Interessen der Akteure zu vergegenwärtigen, um

Handlungseinschränkungen der Akteure zu erkennen. Im Falle des RBPC gehört dazu auch

das fehlende Wissen einiger Akteure über den angestrebten Nutzen des RBPC, den Ablauf

sowie ihre mögliche Teilnahme am BR-Management. Diese Problematik fängt bereits bei der

Kenntnis über das Management des RBPC an. So wissen einige Akteure nicht von den

Treffen der Kommission, da sie keine Einladungen erhalten (St 4:1, 5:17, 9:10, 21:13, 23:8,

24:9). Darüber hinaus sind vielen Akteuren die Vorhaben und Ziele des Komitees nicht

bekannt, woraus zu schlussfolgern ist, dass es aktuell an einer effektiven Informationspolitik

den Stakeholdern gegenüber fehlt. Im Rahmen einer Informationspolitik gilt es auch

herauszuarbeiten, wie die Akteure motiviert und überzeugt werden können, konkrete

Ergebnisse durch ihre Teilnahme zu erreichen. Das dafür vorgesehene Instrument ist der von

der UTPL und der NCI ausgearbeitete Kommunikationsplan. Es muss überprüft werden, ob

er den hier geforderten Anforderungen genügt. Anschließend ist eine Umsetzung dringend

nötig, um grundlegende Informationen an die Stakeholder verbreiten zu können.

Desweiteren müssen die Konfliktsituationen zwischen einigen Akteuren in Folge von

Regionalismus oder Kompetenzstreitigkeiten überwunden werden. Dies kann durch eine

Verbesserung der Kommunikation unter den Akteuren und der Koordinierung ihrer

Aktionen erreicht werden, was in der Planung des partizipativen Prozesses bedacht werden

muss (Clark et al. 2009: 666; St 2:27, 13:18).

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100

Die Diskussion darüber, wie viele Akteure an der Hauptversammlung, also am direkten

Entscheidungsprozess teilnehmen sollten, wurde bereits im Kapitel 7.3 unter dem

Gesichtspunkt der Partizipation begonnen. Sie soll hier noch um weitere Aspekte erweitert

werden.

In Fragen der territorialen Zuständigkeit ist die Kompetenz des Umweltministeriums auf die

Kern- und Pufferzonen des BR begrenzt. Akteure, die in Absprache mit dem Management des

RBPC speziell in den Entwicklungszonen arbeiten, fehlen noch weitgehend (St 18:15). Es

benötigt der Suche nach weiteren regionalen und lokalen Partnern, um den Ansprüchen des

BR-Konzepts zu genügen. Die Einbindung weiterer Akteure bedeutet zugleich auch die

Einbeziehung von entsprechendem Personal, Fachkompetenz und Ressourcen, die nötig sind

um das RBPC zu managen. Derzeit sind die Kompetenzen des BR-Managements nicht

ausreichend, um eine angemessene Organisation des Gebiets mit einer Größe von 1,14

Millionen Hektar zu ermöglichen (St 18:21). Die Anzahl der Mitglieder der

Hauptversammlung zu begrenzen ist dennoch sinnvoll, da den entsprechenden Akteuren mit

besonderer politischer Reichweite eine Mitgliedschaft grundsätzlich ermöglicht ist. Die

Limitierung auf bestimmte Akteursgruppen hat daher den Vorteil, dass Meinungen von

Akteuren, die dem BR kritisch gegenüber stehen, zwar beim Entscheidungsfindungsprozess

diskutiert werden, diese Akteure jedoch keinen Einfluss auf die Entscheidungsfällung im

Rahmen des Komitees haben. Somit erlaubt diese Struktur ein Abwägen, wann zu viele

Akteure mit zu vielen Meinungen und Interessen am direkten Entscheidungsprozess beteiligt

sind, um den Managementprozess nicht zu sehr aufzuhalten. Dies dient allem voran auch der

Sicherung der Effektivität des Managementprozesses (St 18:31).

Auf der Seite der Akteure fehlt bisher noch die Einbindung des BR-Projekts in ihre

Arbeitsagenden. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass das Management noch

keine festgelegten Strukturen hat (St 4:4). Ein weiterer Anspruch an die Teilnehmer des

Managementprozesses sollte sein, dass sie einen Mitarbeiter als speziellen Ansprechpartner für

das BR ernennen. Dies erspart zeitintensive Wiederholungen im Prozess des Komitees und

dient somit dessen Effektivität (St 4:1, 10:4).

Es wurde bereits verdeutlicht, dass die Leistungen der Stakeholder im Rahmen des Komitees

essenziell für das BR-Management sind. So ermöglichen die Schlüsselakteure den Prozess,

indem sie beispielsweise Workshops oder Treffen der Hauptversammlung organisieren, deren

Tagesordnungen vorbereiten und bei der Erstellung von erforderlichen Dokumenten helfen

(St 3:14). Dass diese Vorstellungen auch in der Praxis umgesetzt werden, zeigt die Tatsache,

dass sich einige Akteure als Förderer des BR bewährt haben, indem sie das MAE bei der

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101

Gestaltung des Managements, der Erstellung von Vorschlägen und Initiativen für die

Kommission unterstützt haben (St 18:7). Doch es werden darüber hinaus noch weitere

Akteure als helfende Mitglieder gebraucht. Dafür benötigt es einen großen und interessanten

Anlass bei der Gründung des Komitees. Dieser kann die aktive Partizipation fördern, wenn er

für die Arbeit der Akteure interessant und bedeutsam ist (St 8:6).

7.5 Managementkomitee als Mechanismus zur Erstellung des

Managementplans?

Die Auswertung der Ergebnisse zeichnet in dieser Hinsicht ein deutliches Bild. Experten wie

Stakeholder sehen die Rollen bei der Erstellung des Managementplans klar verteilt. Vom

Umweltministerium wird die grundlegende Ausrichtung des Plans vorgeben. Dies resultiert

zum einen daraus, dass das Ministerium die politische Verantwortung für den Plan tragen

wird und zum anderen, dass es bereits Erfahrungen bei der Erstellung von

Managementplänen mit ökologischer Ausrichtung hat. Unterstützung wird es dabei von

Akteuren erhalten, die ebenfalls entsprechende Kenntnisse und Erfahrungen aufweisen. Diese

Akteure sollten explizit vom Komitee beauftragt werden. Dies gilt gleichermaßen für die

zeitintensive technische Erstellung des Dokuments. Diese umfangreiche Aufgabe ist nur

durch konstantes Arbeiten einer Arbeitsgruppe des Ministeriums möglich (St 1:26, 17:24,

18:29).

Zudem muss die Einbeziehung von Stakeholderinteressen sichergestellt werden (St 1:26,

4:11). Das Managementkomitee kann dazu als kommunikative Plattform dienen. Es benötigt

jedoch zunächst Strukturen und Leitlinien, die eine Partizipation zuverlässig ermöglichen (St

1:26, 17:19). Akteure können dann verschiedene Leistungen erbringen. Dazu zählen

beispielsweise die Teilnahme an thematischen Workshops, die spezielle Inhalte für den Plan

erarbeiten, sowie das Sammeln oder Bereitstellen von Ressourcen für die Veröffentlichung

und Umsetzung (St 1:26). Ein wichtiger Nebeneffekt ist darüber hinaus, dass die Stakeholder

Akzeptanz und Interesse für das RBPC in der Region schaffen (St 17:24).Die ist zwar nur ein

punktueller Einfluss auf die gesamte zu erledigende Arbeit, der sich aber auf die wichtigsten

Ergebnisse auswirkt und die Einbeziehung der vielfältigen Interessen ermöglicht.

Das vorgeschlagene Strukturmodell ermöglicht eine differenzierte Beteiligung verschiedener

Akteure. So können Schlüsselakteure mehr Einfluss nehmen als primäre und sekundäre

Akteure, die jedoch im Rahmen ihrer Interessengebiete an der Erstellung des

Managementplans mit eingebunden werden können (St 4:11).

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Festzustellen bleibt, dass die Mitglieder des Komitees den Erstellungsprozess insgesamt nur

unterstützen können. Trotzdem kann durch entsprechende punktuelle Beteiligungen eine

adäquate Einbeziehung ihrer Interessen erreicht werden. Dass dies für die Erstellung

erforderlich ist, wird in der Fachliteratur unter dem Stichwort 'need for public acceptance', als

Notwendigkeit von öffentlicher Akzeptanz behandelt. REED (2008) fasst diverse Vorteile

zusammen, die aus der Beteiligung von Interessengruppen hervorgehen können. Eine

transparente Gestaltung partizipativer Prozesse erhöhe demnach das Vertrauen der

Öffentlichkeit in die Entscheidungen, wenn sie als transparent gestaltet wahrgenommen und

auch widersprüchliche Forderungen und Ansichten betrachtet werden würden. Zudem wird

argumentiert, dass Resultate besser an die lokalen Konditionen angepasst wären. Dadurch

verbessere sich die Umsetzung des Plans durch die Akteure, da die Ergebnisse den lokalen

Interessen, Bedürfnissen und Prioritäten gerecht würden. Desweiteren steigerten partizipative

Prozesse die Qualität von Entscheidungen, da sie auf umfassenderen Informationen basierten.

Dies ermögliche unerwartete Ergebnisse zu antizipieren und deren Auswirkungen

abschwächen zu können (REED 2008: 2421).

Bezogen auf den untersuchten Fall bedeutet dies, dass eine Umsetzung, die noch dazu auf

freiwilliger Basis geschieht, von der Akzeptanz des Plans durch die Stakeholder abhängt. Diese

wiederum hängt von der Möglichkeit der Beteiligung der Stakeholder am Erstellungsprozess

ab. Das Managementkomitee als Plattform der Partizipation muss dies mit einer gut

organisierten Struktur ermöglichen. Der Prozess muss durch die Vertreter des

Biosphärenreservats vorbereitet werden, um die reibungslose Durchführung zu sichern.

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8 HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN

Da im Rahmen dieser Arbeit, auf Basis der Literaturrecherche und der Ergebnisse der

Datenerhebung, bereits diverse Handlungsempfehlungen abgeleitet worden sind, sollen diese

hier noch einmal in komprimierter Form dargestellt werden. Dabei wird der Fokus zunächst

auf die Voraussetzungen für das zu erstellende Managementkomitee gelegt, woraufhin

wichtige Grundlagen für die Arbeit im Komitee erläutert werden. Abschließend werden

wichtige Bedingungen für die partizipative Erstellung eines Managementplans aufgezählt.

Die Struktur des Managementplans muss von den betroffenen Akteuren akzeptiert sein.

Grundlegende Elemente sind eine Hauptversammlung, deren Mitglieder direkt an den

Entscheidungsprozessen beteiligt sind, und ein Vorstand. Dieser wird auf Basis des Acuerdo

Ministerial 168 vom Umweltministerium besetzt. An der Hauptversammlung sollten

vorrangig Schlüsselakteure teilnehmen, während weiteren Stakeholdern eine

themenspezifische Beteiligung ermöglicht werden muss. Dafür wird das Strukturelement der

thematischen Arbeitgruppen vorgeschlagen. Dabei muss besonders darauf geachtet werden,

dass entscheidungsrelevante Akteure am Komitee teilnehmen, um einen starken politischen

und institutionellen Rückhalt für das RBPC zu schaffen. Desweiteren sollten Akteure aus

diversen Gesellschaftsbereichen (Landwirtschaft, Tourismus, Wirtschaft, Naturschutz, usw.)

im Komitee vertreten sein.

Im Rahmen der Arbeit des Managementkomitees muss auf die diverse Aspekte geachtet

werden. Dabei stellen sich die folgenden Punkte als wichtig heraus:

• Akteure, die aufgrund von Erfahrungen mit langatmigen und ergebnislosen

Kooperationsrunden in der Vergangenheit demotiviert sind, müssen neu überzeugt

werden an einem partizipativen Managementprozess teilzunehmen.

• Die Teilnahme der Akteure am Managementkomitee sollte regelmäßig und langfristig

erfolgen. Zudem sollte nach Möglichkeit von den Akteuren jeweils ein Mitarbeiter als

fester Vertreter für die Mitarbeit im Komitee bestimmt werden.

• Die Kommunikation zwischen den Akteuren und die Koordination ihrer Handlungen

sollte verbessert werden. Dazu gehört auch, dass auf Regionalismus und

Kompetenzstreitigkeiten basierende Konfliktsituationen zwischen Akteuren

besprochen und überwunden werden müssen.

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• Es sollte angestrebt werden, die Vorhaben des BR-Managements in die Arbeitspläne

der teilnehmenden Institutionen zu integrieren.

Im Folgenden werden wichtige Bedingungen für die partizipative Erstellung eines

Managementplans dargestellt.

• Als Basis für den Plan dient das internationale Konzept der Biosphärenreservate.

Darüber hinaus ist eine Nutzung und Einarbeitung von bestehenden lokalen

Regionalplänen notwendig.

• Die Ziele des Managementplans auf der Makroebene müssen realisierbar sein und

durch konkrete und umsetzbare Projektvorschläge auf der Meso- und Makroebene

untermauert werden. Diese müssen einen starken Rückhalt durch die Mitglieder des

Komitees erhalten.

• Um eine Umsetzung des Plans zu realisieren, besteht zudem die Notwendigkeit der

gemeinsamen Suche nach finanziellen Mitteln für die Umsetzung des Plans.

Alleine hat das Umweltministerium nicht die Ressourcen das RBPC zu managen. Es ist auf

die Teilnahme von Akteuren aus der Region angewiesen.

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113

ANHANG

Anhang 1: Leitfaden für das Experteninterview Seite 117

Anhang 2: Leitfaden für die Stakeholderinterviews Seite 120

Anhang 3: Daten-CD

Inhalt der Daten-CD:

- Atlas.ti Daten des Experteninterviews und der Stakeholderinterview

- Transkribtionsprotokolle der Interviews

- Interviewaufnahmen im .mp3 Format

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Anhang 1: Leitfaden für das Experteninterview

 Guía por la entrevista de los expertos 

 Estructura de manejo  Instituciones de sectores diferentens (minería, turismo,  

‐¿La gestión de la RBPC esta de acuerdo con la estructura oficial del programa MAB de la UNESCO y la estrategia para las RBs? ¿Existen adapciones de esta estractura? 

‐ ¿Quién es responsable? ¿Y quién esta propulsando los intereses de la RB? 

‐ ¿Cuánto éxito tuvo/tiene el manejo y cuales son los resultados del éxito? (acciones, 

projectos, promoción, establecer su legalidad) 

‐ ¿Qué tipo de poder institucional tienen las diferentes actores que apoyan la gestión de 

la RBPC? 

‐ ¿Qué asociaciones existen en la gestión de BR? (GTZ Zamora,...) 

‐ ¿Cómo funcionan las reuniones de la RBPC explícito? ¿Tienen legitimación 

gubernamental? ¿Qué resultados tuvieron estos reuniones BR hasta ahora? ¿Existen 

protocolos? ¿Van a continuar estas reuniones junto al Comité de Gestión? ¿Qué (puede 

ser) es la diferencia entre las reuniones y el CG? 

Comité de Gestión  - ¿Cuál es el objectivo y el fin del CG? - ¿Qué competencias, poderes y legitimidad planean para el CG? (El compromiso/La 

fuerza vinculante de las decisiones) - ¿Cómo debe estar estructurado el comité? 

o ¿Tienen ustedes ideas específicas sobre el círculo de actores que participará en el CG? 

¿Cuáles son los argumentos a favor y en contra de una limitación de actores en el Comité? 

¿Qué criterios deberían utilizarse para eso? (sector de las institucciones, nivel de los actores, distribución equitativa entre niveles/sectores/cantones, poder, interés, influencia) Ordenen preferencias a los criterios. 

o ¿Cuales son las temas mas importantes desde su punto de vista sobre que el CG debe trabajar? 

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o ¿cual es la periodicidad con la que el CG establecera sus reuniones? (numero de veces/tiempo, el carácter/la naturaleza y el alcance de las reuniónes) ¿Qué cree usted que es realista? 

o ¿Quién debería dirigir el CG? o ¿Quién debería determinar los temas? o ¿Cómo quieren estructurar la communicacion en las reuniones? (grupo 

grande, grupos pequenos tematicos o ¿Cómo deben tomar las decisiones?  

Bloque de construcción 1: Identificar las partes interesadas claves  - ¿Quién define las reglas en el CG? - ¿Quién le gustaría unirse para establecer la plan de manejo? - ¿Quien tiene conocimiento particular y recursos importantes en relación con el 

establecimiento del plan de manejo? - ¿Quién tiene una variedad de relaciones con otros actores interesados en relacion 

con el CG? 

1. Para identificar y describir las principales partes interesadas basado en tres funciones 

principales (Legitimidad, recursos y conexiones) 

2. Para discutir las formas de participación de las partes interesadas 

- El objetivo de este bloque es identificar las partes interesadas que pueden influir/afectar las decisiones en el establecimiento del plan de manejo en virtud de sus posiciones, capacidades, conocimientos, conexiones y sus ámbitos de influencia.  

- El análisis se centra en tres funciones básicas de las principales partes interesadas (categorizarlo en fuerte, medio o débil: 

- Legitimidad: El tipo de institución (estatal, privada, etc.), y en que niveles (parroquial, cantonal, regional, etc.)  Recursos: El conocimiento, experiencia y capacidad, así como recursos materiales que permitan a las partes interesadas claves ejercer una influencia formativa en el cambio de tema y el objetivo o para administrar y vigilar el acceso a estos recursos. Conexiones: El número y la calidad de las relaciones entre las partes interesadas. 

- Forma de participación: información, consulta, participación en la toma de decisiones, como socio de la coordinación (intercambio simétrico de información sobre las intenciones y planes), como socio de cooperación (intercambio continuo de información y uso de los recursos complementarios), como socio co‐producción (intercambio continuo de información y puesta en común de recursos para alcanzar el objetivo convenido) 

 

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Bloque de construcción 2: Mapa de las partes interesadas  - Para qué sirve? 

1. Para visualizar las partes interesadas relevantes en su interés para establecer un Comité de Gestión 2. Para caracterizar las relaciones entre las partes interesadas y las redes respectivas 3. Para ubicar el proyecto en el campo de las partes interesadas 

- El mapa de las partes interesadas se produce mediante la identificación de los actores relevantes y sus relaciones entre ellos, presentado en forma de diagrama. Además de representar las partes interesadas clave, la representación incluye a los actores que están conectados con ellos o que tienen una influencia sobre ellos (los actores principales (directamente afectados) y secundarios (indirectamente involucrados)). 

- ¿Quién puede ser un parte interesada con possibilidades de vetar el proceso? - Necesitamos clasificar la influencia de las partes interesadas principales al CG (fuerte, 

medio o débil)

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Anhang 2: Leitfaden für die Stakeholderinterviews 

 

Guía para la entrevista de las partes interesadas  

de la Reserva de Biosfera Podocarpus – El Cóndor 

Introducción: 

Gracias por su participación en esta entrevista.  

Esta entrevista forma parte de una investigación científica que se dedica a recoliar y 

analisar diferentes perspectivas para el desarrollo de un plan de manejo participativo 

para la Reserva de Biosfera Podocarpus ‐ El Cóndor en Ecuador. 

Los resultados serán utilizados para crear un plan de manejo para dicha reserva. Sus 

respuestas son de importancia particular para la inclusión de sus intereses en el plan de 

manejo. Esta encuesta forma parte de un proyecto de cooperación entre la Universidad 

Técnica Particular de Loja y la Universidad de Greifswald, Alemania y la Comisión de la 

Reserva de la Biosfera Podocarpus ‐ El Cóndor. 

Por favor, responda a las preguntas siempre con respecto a la gestión de la reserva de la 

biosfera. 

1  Desde hace varios años se han realizado reuniones y talleres por el Comité de la 

Reserva de Biosfera. 

1.1 ¿Su institución participa de manera activa en la gestión de reserva de la biosfera/ 

el Comité de RBPC? Si es así, ¿de qué manera? 

1.2 ¿Cómo evalúa usted la labor actual del Comité de la Reserva de Biosfera 

Podocarpus – El Cóndor? 

1.3 ¿Qué funciona actualmente bien y dónde ven oportunidades de mejorar el 

proceso de la gestión de la RBPC? 

2  Su institución/organización es un actor clave para el manejo de la Reserva de 

Biosfera. 

2.1 ¿Cuáles son los objetivos  estratégicos de su institución/organización con 

respecto a la gestión de Reserva de Biosfera? 

2.2 ¿Cuál es el campo de acción de su institución/organización y hasta donde llega su 

influencia? 

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118

2.3 ¿Cuáles son los posibles obstáculos si quieren lograr sus objetivos en el manejo 

de la RBPC? 

2.4 ¿Con qué otras instituciones, dentro y fuera del comité, tiene mejores relaciones 

su institución? 

a. ¿Cuál es la naturaleza de estos vínculos mutuos? 

b. ¿Cómo los caracterizaría? (fuerte, medio, débil, unilateral, mutuo, con 

antecedentes, esporadico, constante, ...) 

  A) Dependencia institucionalmente regulada 

 B) Intercambio de información permanente 

 C) Una acción coordinada 

 D) Co‐producción con los recursos comunes 

3      En el proyecto del Comité “Gestión y manejo de la Reserva de Biosfera Podocarpus 

– El Cóndor” en el componente 4 (Fortalecimiento a la gestión) se encuentra el 

objetivo de “elaborar el Plan de Manejo de la RBPC”. 

3.1 ¿Cuáles son sus puntos de vista sobre la propuesta de la creación de un Plan de 

Manejo por la RBPC? 

   a. ¿Cree que el Comité de Gestión es el canal adecuado para hacerlo? 

    b. ¿Cómo ve las perspectivas para ese proyecto? 

  c. ¿Cuáles son los posibles obstáculos en el proceso para lograr los objetivos del 

Comité de Gestión? 

3.2 ¿Cómo podría participar su institución en el proceso para establecer el Plan de 

Manejo de la RBPC? 

3.3 ¿Qué recursos podría proporcionar su institución para la elaboración del Plan de 

Manejo? (Conocimiento, experiencia y capacidades, así como recursos materiales) 

3.4 ¿Cuáles son los puntos fuertes de su institución con las que podría apoyar los 

proyectos del Comité de Gestión, especialmente el establecimiento del Plan de 

Manejo? 

    a. ¿Cuáles son sus fortalezas?  

    b. ¿En qué temas? 

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3.5 ¿Con qué frecuencia podría participar su organización en las reuniones del Comité 

de Gestión? [Plan: Reuniones cada 2 meses (generales, temáticos)] 

3.6 ¿Cuáles son las principales razones de su institución para participar en las 

reuniones? 

3.7 ¿Qué cosas podrían limitar su participación en el proceso de elaboración del Plan 

de Manejo? 

3.8 ¿Cuál es el principal objetivo de su institución en el proceso de elaborar el Plan de 

Manejo para la Reserva de Biosfera Podocarpus – El Cóndor? ¿Cuáles son los 

principales intereses de su institución con respeto a la Reserva de Biosfera? 

3.9 ¿Cómo evalua el impacto que tiene su institución en el proceso de gestión? 

 4   Ahora quisiera que califique la influencia que tiene su institución en algunos 

puntos.    Puntuación 3 significa autoridad fuerte, puntuación 2 medio y puntuación 1 débil. 

Siempre refiere al Plan de Manejo de la RBPC   

4.1 Poder legítimo ‐ Establecimiento de objetivos, normas y evaluación ‐ La asignación o negación de recursos ‐ Definición de roles, tareas y responsabilidades ‐ Estructuración de la participación en los procesos de toma de decisiones ‐ Control de acceso a la información y el conocimiento ‐ Asignación de incentivos, reconocimiento y sanciones ‐ Canalización de los mensajes a los superiores y los órganos externos ‐   

4.2 Recursos de poder ‐ Información: El poder derivado del control de la información e influencia sobre el 

contenido. ‐ La comunicación y el poder de negociación: El poder para comunicar en forma 

clara y concisa, transmitir un mensaje coherente, persuadir a los demás y así hacer valer los intereses propios. 

‐ Especialista en conocimientos y experiencia: Si su institución cuenta con información especializada que otras instituciones no tienen, pero que es crucial en el logro de la meta deseada. 

‐ Relevancia práctica: El poder que surge de la experiencia y se expresa en la capacidad de resolver problemas prácticos y así lograr un cambio. 

‐ Creatividad: El poder que surge de la capacidad para utilizar los conocimientos y la experiencia para generar nuevas ideas, conceptos y soluciones y proporcionar una visión innovadora de los sistemas existentes. 

‐ Relaciones sociales: mantiene buenas relaciones con otras instituciones interesadas en el tema. 

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¿Tiene algúnos comentarios más? ¿Le gustaría saber más de algún tema?   Le agradezco mucho por su colaboración. La información que usted ha brindado es muy importante para el avance de la gestión de la Reserva de Biósfera Podocarpus – El Cóndor.  

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Erklärung zur Diplomarbeit

Ich versichere hiermit, dass ich die vorliegende Diplomarbeit mit dem Thema:

„Perspektiven zur Entwicklung eines partizipativen Managementplans am Beispiel vom

Biosphärenreservat Podocarpus - El Cóndor in Ecuador“

selbstständig verfasst und keine anderen Hilfsmittel als die angegebenen verwendet habe. Die

Stellen, die anderen Werken dem Wortlaut oder dem Sinne nach entnommen sind, habe ich

in jedem Falle durch Angaben der Quelle, auch der Sekundärliteratur, als Entlehnung

kenntlich gemacht. Die Arbeit hat in dieser oder ähnlicher Form noch keiner anderen

Prüfungsbehörde vorgelegen.

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Ort, Datum Marco Stadler